Martin Wagenschein (1896-1988) formuliert in seinem Werk Verstehen Lehren (Wagenschein, 1999) ein zentrales Problem der schulischen (Aus)Bildung unserer Zeit:
„Wenn man von ‚stürmischen’ Fortschreiten der modernen Naturwissenschaft spricht, so ist das gewiß nicht übertrieben. Jeder spürt es. Nicht so auffällig wird es, daß dieser Sturm eine entwurzelnde Wirkung haben kann, wo es darum geht, Wissen in Bildung umzusetzen.“ (Wagenschein, 1999, S. 61)
Auch wenn in den einzelnen Forschungsdisziplinen das Wissen förmlich explodiert ist, so haben doch nur wenige Menschen daran Teil. Unter dem Zwang und der Doktrin des Fortschritts gehen immer mehr die Grundlagen verloren, auf denen dieses Wissen erarbeitet wurde. Die Schule steht vor dem Dilemma, aus dem akkumulierten Wissen eine Auswahl treffen zu müssen, die sie den Schülern vermitteln will. Um mit der rasanten Entwicklung der Naturwissenschaft Schritt zu halten, wird oft der Weg gewählt, dass den Schülern neuere Erkenntnisse dargelegt werden, die sie aufnehmen und im günstigsten Fall reproduzieren können. Doch nach Wagenschein ist dieses Wissen oft nutzlos und nicht bildend. Durch hohe Abstraktion werden die behandelten Phänomene von den Schülern nicht mehr als die konkreten Gegenstände aus ihrem täglichen Erleben und der Natur wahrgenommen. Wissenschaft tritt nicht mehr als Lösung von Problemen und als Antwortsuche auf gezielte Fragen in Erscheinung, sondern als Selbstzweck und Anhäufung von Wissen auf Vorrat.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1 DER GENETISCHE LEHRGANG NACH WAGENSCHEIN
- 1.1 Genetisch
- 1.2 Sokratisch
- 1.3 Exemplarisch
- 1.4 Fundamental
- 1.5 Zusammenfassung
- 2 ANREGUNGEN FÜR EINEN GENETISCH ORIENTIERTEN LEHRGANG ZUM THEMA EVOLUTION
- 3 FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende pädagogische Zulassungsarbeit befasst sich mit der Didaktik von Martin Wagenschein, insbesondere mit seinem Konzept des genetischen Lehrens im Biologieunterricht. Die Arbeit analysiert die zentralen Elemente des genetischen Lehrgangs und untersucht, wie diese Prinzipien auf das Thema Evolution angewendet werden können. Ziel ist es, die Relevanz von Wagenscheins Didaktik für den heutigen Biologieunterricht aufzuzeigen und konkrete Anregungen für die Unterrichtsgestaltung zu liefern.
- Der genetische Lehrgang nach Wagenschein
- Die Bedeutung des Exemplarischen im Biologieunterricht
- Die Anwendung des genetischen Lehrens auf das Thema Evolution
- Kritik an der traditionellen Unterrichtspraxis
- Die Rolle der Sprache und des Verstehens im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das zentrale Problem der schulischen Bildung im Zeitalter der Naturwissenschaften und der Wissensexplosion dar. Wagenschein kritisiert die Anhäufung von leerem Wissen und plädiert für einen Unterricht, der auf Verstehen und Bildung abzielt. Er stellt den genetischen Lehrgang als Alternative zum systematischen, darlegenden Unterricht vor.
Kapitel 1 beleuchtet die zentralen Elemente des genetischen Lehrgangs nach Wagenschein. Es werden die Begriffe „genetisch“, „sokratisch“, „exemplarisch“ und „fundamental“ erläutert und ihre Bedeutung für die Unterrichtsgestaltung herausgestellt. Die Zusammenfassung des Kapitels fasst die wichtigsten Aspekte des genetischen Lehrgangs zusammen.
Kapitel 2 bietet konkrete Anregungen für einen genetisch orientierten Lehrgang zum Thema Evolution. Es werden verschiedene Ansätze und Methoden vorgestellt, die auf Wagenscheins Didaktik basieren und die Schüler zum selbstständigen Denken und Lernen anregen sollen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den genetischen Lehrgang, die Didaktik von Martin Wagenschein, den Biologieunterricht, das Thema Evolution, das Exemplarische, das Sokratische, das Fundamentale, die Kritik an der traditionellen Unterrichtspraxis, die Rolle der Sprache und des Verstehens im Unterricht sowie die Bedeutung von Bildung im Zeitalter der Wissensexplosion.
- Citar trabajo
- Christian Austermann (Autor), 2008, Wagenscheins genetisches Lehren im Biologieunterricht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112444