Wenn Sie sich einen Überblick über die ersten Jahre der chinesischen Kulturrevolution verschaffen wollen, werden Sie mit diesem Buch gut bedient. Das Buch ist jedoch nicht nur für Geschichtsinteressierte geschrieben sondern auch für Leser, die mehr erfahren wollen darüber, wie man Jugendliche als politische Führung für egoistische Zwecke politisch ideologisieren und fanatisieren kann. Aus diesem Grund spielen die Roten Garden in der Kulturrevolution eine besondere Rolle in den Ausführungen des Buches. Besonders interessant für Leser in Deutschland ist dabei der Fakt, dass der Einfluss dieser Roten Garden in dieser Zeit nicht nur auf das Staatsgebiet der Volksrepublik China beschränkt blieb, sondern auch in westlichen Demokratien z.B. in der 68er Bewegung deutlich spürbar war.
Besonders macht dieses Buch allerdings, dass der Autor am Ende die historischen Geschehnisse mit den Bedingungen im heutigen China in Verbindung bringt. Er deckt dabei Verbindungen zwischen einigen Denk- und Verhaltensmustern der Roten Garden und dem stark veränderten Kulturbewusstsein der heutigen Chinesen im Spannungsfeld der kapitalistischen Wirtschaftswelt einerseits und dem Streben nach alten, konfuzianischen Werten andererseits auf.
Das Buch hat nicht nur historischen, politischen, soziologischen und psychologischen Wert, sondern bietet auch ganz praktische Einblicke für China-Reisende und Expats in China, die sich für das China hinter den glitzernden Fassaden Shanghais und Pekings interessieren.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung und Quellenbeurteilung
- Einleitung
- Historie der Kulturrevolution
- Februar-Mai 1966: Beginn der Kulturrevolution - die „Peng-Luo-Lu-Yang Anti Party Clique“
- Mai-Juni 1966: Entstehung der ersten Roten Garden
- Juni-Juli 1966: Ereignisse um das 11. Plenum des Zentralkomitees
- Die „50 days“ – Das erste „big character poster“ und die Reaktion der Partei
- Verurteilung der „50 days“ und Kehrtwende
- Auswirkungen auf die Machtverhältnisse und Strukturen an der Führungsspitze
- Oktober-Dezember 1966: Die bourgeois-reaktionäre Linie - Ausgrenzung von Liu Shaoqi und Deng Xiaoping
- Oktober-Dezember 1966: Erweiterung der Kulturrevolution auf die breiten Massen
- Januar 1967: Der „January Storm“ in Shanghai – „Power seizures“ und landesweites Chaos
- Februar-März 1967: „February Crackdown“ / „February Adverse Current“ – Machtrückgewinn der konservativen Kräfte und des Militärs
- „February Crackdown“
- „February Adverse Current“
- Auswirkungen auf die Machtverhältnisse
- April-Juni 1967: „Struggle by persuasion and reasoning“ – Faktionenbildung - Weitgehend gewaltfreier Konflikt
- Juni-August 1967: Ausbruch des offenen Konflikts
- Das Wuhan Ereignis
- Eskalation der Gewalt in ganz China
- Ab August 1967: Kurswende Maos - Versuch des Rückgewinns der Kontrolle – Stärkung der Armee
- September 1967 - Juli 1968: Ende der heißen Phase der Kulturrevolution - Ende der Roten Garden
- Erklärungsmodelle für das gewalttätige Verhalten der Roten Garden
- Zur Denkweise der Roten Garden aufgrund der Einflüsse der Ideologie des Klassenkampfes
- Erklärungsversuche für das Denken und Verhalten der Roten Garden aus politisch-ideologischer Perspektive
- Ideologische Hintergründe für die Notwendigkeit des Klassenkampfes in marxistischen Systemen
- Praktische Umsetzung des Klassenkampfes im kommunistischen China (1950er-1960er)
- Umsetzung der Ideologie der „Diktatur des Proletariats“ und der chinesische Kulturhintergrund
- Auswirkungen auf die Denkweise der Roten Garden
- Psychologische Verhaltenshintergründe der Roten Garden
- Grundlagen
- Psychologie der Roten Garden
- Aggressives Verhalten der Roten Garden
- Absolute Loyalität der Roten Garden zur Partei und Mao
- Rückschlüsse auf das Verhalten der Roten Garden
- Soziologischer Erklärungsansatz
- Staatlich organisierte Gruppen in der VR China nach 1949
- Konfliktmobilisierung
- Anwendung auf die chinesische Kulturrevolution
- Erklärung für das Ausmaß der Gruppenkonflikte / Gewalt
- Grundlegende Merkmale der Konfliktgruppen als Faktor für das Ausmaß der Gewalt
- Unterschiedliche Motivationen zum Konflikt als Faktor für das Ausmaß der Gewalt
- Steigerung der Intensität der Konflikte über mehrere Stufen: Eigendynamische Konfliktintensivierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Große Proletarische Kulturrevolution (1966-1969) in China aus multidisziplinärer Perspektive. Ziel ist es, das gewalttätige Verhalten der Roten Garden zu erklären und die komplexen Hintergründe des Konflikts zu beleuchten.
- Historische Entwicklung der Kulturrevolution
- Ideologische und politische Ursachen der Gewalt
- Psychologische Aspekte des Verhaltens der Roten Garden
- Soziologische Erklärungsansätze für die Eskalation der Konflikte
- Analyse der verschiedenen Konfliktparteien und ihrer Motivationen
Zusammenfassung der Kapitel
Vorbemerkung und Quellenbeurteilung: Diese Vorbemerkung diskutiert die Herausforderungen bei der historischen Darstellung der Kulturrevolution aufgrund der Vielschichtigkeit der Konflikte und der unterschiedlichen Beweggründe der beteiligten Gruppen. Sie vergleicht verschiedene methodische Ansätze zur Erforschung dieser komplexen Ereignisse, wie die Fokussierung auf individuelle Lebensgeschichten oder regionale Besonderheiten, und begründet die gewählte Perspektive der Arbeit.
Einleitung: Die Einleitung legt den Fokus auf die zentrale Fragestellung der Arbeit: die Erklärung des gewalttätigen Verhaltens der Roten Garden während der Kulturrevolution. Sie umreißt den multidisziplinären Ansatz und skizziert die Struktur der folgenden Kapitel.
Historie der Kulturrevolution: Dieses Kapitel bietet einen chronologischen Überblick über die wichtigsten Ereignisse der Kulturrevolution von 1966 bis 1968, beginnend mit dem Beginn der Kampagne und der Entstehung der Roten Garden, über die Eskalation der Gewalt und die Machtkämpfe innerhalb der Partei bis hin zum Ende der intensivsten Phase. Es analysiert die verschiedenen Phasen und deren Auswirkungen auf die Machtstrukturen und das politische Geschehen in China.
Erklärungsmodelle für das gewalttätige Verhalten der Roten Garden: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Erklärungsansätze für die Gewalt während der Kulturrevolution. Es analysiert die ideologischen Hintergründe im Marxismus-Leninismus und der chinesischen Kultur, die psychologischen Aspekte des Verhaltens der Roten Garden (wie z.B. Aggressivität und absolute Loyalität), und den soziologischen Kontext von staatlich organisierten Gruppen und Konfliktmobilisierung in der VR China. Die Kapitel unterstreichen die Komplexität der Situation durch Einbeziehung verschiedener Perspektiven.
Schlüsselwörter
Große Proletarische Kulturrevolution, Rote Garden, Klassenkampf, Ideologie, Mao Zedong, Politische Gewalt, Psychologie, Soziologie, Konfliktmobilisierung, China.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Die Große Proletarische Kulturrevolution
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Diese Diplomarbeit untersucht die Große Proletarische Kulturrevolution (1966-1969) in China und konzentriert sich auf die Erklärung des gewalttätigen Verhaltens der Roten Garden. Sie verwendet einen multidisziplinären Ansatz, der historische, ideologische, psychologische und soziologische Perspektiven kombiniert.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung der Kulturrevolution, die ideologischen und politischen Ursachen der Gewalt, psychologische Aspekte des Verhaltens der Roten Garden, soziologische Erklärungsansätze für die Eskalation der Konflikte und eine Analyse der verschiedenen Konfliktparteien und ihrer Motivationen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert: Vorbemerkung und Quellenbeurteilung, Einleitung, Historie der Kulturrevolution, Erklärungsmodelle für das gewalttätige Verhalten der Roten Garden und Fazit. Jedes Kapitel beleuchtet einen spezifischen Aspekt der Kulturrevolution und trägt zur Beantwortung der zentralen Forschungsfrage bei.
Welche Methoden werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet einen multidisziplinären Ansatz, der historische Analysen, ideologische und politische Analysen, psychologische und soziologische Theorien kombiniert. Die Vorbemerkung diskutiert verschiedene methodische Ansätze zur Erforschung der Kulturrevolution und begründet die gewählte Perspektive der Arbeit.
Welche historischen Ereignisse werden im Detail behandelt?
Die "Historie der Kulturrevolution" bietet einen chronologischen Überblick über wichtige Ereignisse von 1966 bis 1968, einschließlich des Beginns der Kampagne, der Entstehung der Roten Garden, der Eskalation der Gewalt, Machtkämpfe innerhalb der Partei und des Endes der intensivsten Phase. Spezifische Ereignisse wie der "January Storm", der "February Crackdown" und das "Wuhan Ereignis" werden analysiert.
Welche Erklärungsmodelle für die Gewalt werden vorgestellt?
Das Kapitel "Erklärungsmodelle für das gewalttätige Verhalten der Roten Garden" präsentiert verschiedene Ansätze. Es analysiert die ideologischen Hintergründe im Marxismus-Leninismus und der chinesischen Kultur, die psychologischen Aspekte (Aggressivität, Loyalität), und den soziologischen Kontext von staatlich organisierten Gruppen und Konfliktmobilisierung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Große Proletarische Kulturrevolution, Rote Garden, Klassenkampf, Ideologie, Mao Zedong, Politische Gewalt, Psychologie, Soziologie, Konfliktmobilisierung, China.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Vorbemerkung diskutiert die Herausforderungen bei der Quellenbeurteilung aufgrund der Komplexität der Ereignisse und der unterschiedlichen Perspektiven. Die Arbeit vergleicht verschiedene methodische Ansätze und begründet die Auswahl der verwendeten Quellen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und bietet eine umfassende Antwort auf die Forschungsfrage nach den Ursachen des gewalttätigen Verhaltens der Roten Garden während der Kulturrevolution.
- Quote paper
- Holger Kindler (Author), 2007, Die Große Proletarische Kulturrevolution (1966-1969), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112202