Die Zeit zwischen dem Altertum und der Neuzeit wird als ‚Mittelalter’ bezeichnet. Dieser von den Humanisten geprägte Begriff versucht eine Zeitspanne von ca. neunhundert Jahren zu umfassen. Um begreiflicher zu machen, wie viele Entwicklungen und Veränderungen in dieser langen Zeit stattgefunden haben, wurden diese neun Jahrhunderte nochmals in drei Phasen, nämlich Früh-, Hoch-, und Spätmittelalter, unterteilt.
Um die letzte Phase, das Spätmittelalter zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert, soll es in dieser Arbeit gehen und um den immerwährenden Drang des menschlichen Geistes, den Dingen ihren Namen zu geben. Ein Name oder eine Bezeichnung hat den Sinn eine Sache mit nur einem Wort genauestens zu charakterisieren. Wilhelm Pinder hat in seinen Geschichtlichen Betrachtungen den Versuch unternommen, das späte Mittelalter neu zu gliedern und zu benennen.
Aufgrund seiner Betrachtungsweise entwickelte er ein Bild dieser Zeit, für das herkömmliche Bezeichnungen nicht mehr treffend genug zu sein schienen. Es stellt sich nun die Frage, welche Vorstellung der berühmte Kunsthistoriker vom Spätmittelalter anhand seiner Untersuchungen gewonnen hat und an welchen Kriterien er diese Vorstellung festgemacht hat. Es wird dabei auch zu klären sein, welche Ziele Wilhelm Pinder mit seinem Werk verfolgte und welche Theorie er seinen Untersuchungen der Kunst und Geschichte des deutschen Spätmittelalters zugrunde legte.
Anhand Pinders eigener zeitlichen Einteilung des späten Mittelalters soll erarbeitet werden, inwieweit seine Namen tatsächlich Programm sind, also welches Bild der spätmittelalterlichen Welt sich jeweils hinter seinen Bezeichnungen verbirgt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Wilhelm Pinder in der deutschen Kunstgeschichte
- II. Die Kunst der Ersten Bürgerzeit bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts
- 2.1 Die Kunst der „Stauferzeit"
- 2.2 Die Kunst der „Bürgerzeit"
- 2.3 Die Kunst um 1400
- 2.4 Die Kunst der „Kampfzeit" im 15. Jahrhundert
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur:
- Sekundärliteratur:
- Internetquelle:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Wilhelm Pinders Werk „Die Kunst der Ersten Bürgerzeit bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts" und untersucht seine kunstgeschichtliche Interpretation des deutschen Spätmittelalters. Sie betrachtet Pinders Einteilung dieser Epoche in verschiedene Phasen und analysiert die von ihm verwendeten Bezeichnungen und die ihnen zugrunde liegende Theorie. Darüber hinaus wird Pinders Rolle in der deutschen Kunstgeschichte während des Nationalsozialismus beleuchtet.
- Pinders kunstgeschichtliche Interpretation des deutschen Spätmittelalters
- Pinders Einteilung des Spätmittelalters in verschiedene Phasen
- Pinders Verwendung von Bezeichnungen und ihre Bedeutung
- Pinders kunsttheoretische Grundannahmen
- Pinders Rolle in der deutschen Kunstgeschichte während des Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Frage nach Wilhelm Pinders Bild vom Spätmittelalter. Sie erläutert die Bedeutung von Bezeichnungen und die Notwendigkeit, diese im Hinblick auf Pinders Werk zu untersuchen. Die Arbeit soll Pinders zeitliche Einteilung des Spätmittelalters anhand seiner Bezeichnungen erarbeiten und den jeweiligen historischen Kontext beleuchten.
Kapitel I widmet sich Wilhelm Pinders Leben und Wirken in der deutschen Kunstgeschichte. Es beleuchtet seine akademische Karriere und seine Rolle im Nationalsozialismus, wobei seine nationalistische Grundhaltung und sein ideologisch geprägtes Wissenschaftsverständnis thematisiert werden. Es wird jedoch auch betont, dass Pinders Ergebenheit gegenüber der Kunst stärker war als die gegenüber Hitler.
Kapitel II analysiert Pinders Werk „Die Kunst der Ersten Bürgerzeit bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts". Es beleuchtet Pinders kunsttheoretische Grundannahmen, die sich auf eine mehrdimensionale Entwicklung der Geschichte stützen. Demnach ist Kunst nicht autonom, sondern ein Ausdruck der Zeit und ihrer gesellschaftlichen, politischen und religiösen Einflüsse. Pinder analysiert die Kunst des Spätmittelalters anhand von ausgewählten Kunstwerken und ordnet sie verschiedenen Phasen zu. Die „Stauferzeit" kennzeichnet er als eine Zeit des „klassischen Gleichgewichts", die mit dem Untergang der Stauferdynastie in das Interregnum und die „Nachstaufische Gotik" übergeht. Die „Bürgerzeit" hingegen ist geprägt vom Aufstieg des Bürgertums, der Malerei und dem Individuum. Die Kunst um 1400 zeichnet sich durch einen „weichen Stil" aus, der eine diesseitsbezogene, liebliche und traumhafte Stimmung widerspiegelt. Die „Kampfzeit" im 15. Jahrhundert hingegen ist durch einen „harten Stil" geprägt, der die Abwendung vom „weichen Stil" und den Kampf um die eigene Identität kennzeichnet.
Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt Pinders Bild vom Spätmittelalter in den Kontext seiner kunsttheoretischen Grundannahmen und seiner Zeit. Es wird deutlich, dass Pinders Werk stark von seiner nationalistischen Grundhaltung und seiner Zeit geprägt ist. Dennoch bietet es wertvolle Einblicke in die Kunst des deutschen Spätmittelalters und die kunstgeschichtliche Interpretation dieser Epoche.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Wilhelm Pinder, deutsche Kunstgeschichte, Spätmittelalter, Erste Bürgerzeit, Stauferzeit, Bürgerzeit, Kampfzeit, Kunsttheorie, nationale Identität, Nationalsozialismus, Kunst und Politik. Die Arbeit analysiert Pinders Interpretation des deutschen Spätmittelalters, seine Einteilung in verschiedene Phasen und die von ihm verwendeten Bezeichnungen. Sie beleuchtet Pinders kunsttheoretische Grundannahmen, die sich auf eine mehrdimensionale Entwicklung der Geschichte stützen, und untersucht seine Rolle in der deutschen Kunstgeschichte während des Nationalsozialismus.
- Quote paper
- Daniela Sechtig (Author), 2005, Das Bild vom späten Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112068
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