Das motorische Lernen ist ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Feld in der Sportwissenschaft und im Sport allgemein. Im Bewegungslernen geht es darum, Tätigkeiten oder Bewegungen immer wieder auszuführen, mit dem Ziel das Geübte zu späteren Zeitpunkten, z.B. in einem Wettkampf anwenden zu können (vgl. Wiemeyer 1998, S. 82 f.). Übungs- und Anwendungskontext können sich allerdings erheblich voneinander unterscheiden. Vor allem hinsichtlich der situativen Variabilität, z.B. in den Sportspielen sowie im Bezug auf die Präsenz lernunterstützender Maßnahmen, wie extrinsische Rückmeldungen oder Hilfestellungen. Bezüglich der Differenz zwischen Üben und Anwenden ist zudem zwischen kurzfristigen und langfristigen, überdauernden Effekten zu unterscheiden. Wie soll nun aber effizientes Üben und Lernen unter der Berücksichtigung dieser Differenzen gestaltet werden?
In der Vergangenheit hat sich vermehrt gezeigt, dass Übungsbedingungen mit kurzfristigen positiven Auswirkungen langfristig bezüglich des überdauernden Lernerfolgs nicht effektiv sind. Andersherum gilt dies ähnlich, so fand Battig (1972) heraus, dass Übungen, die sich kurzfristig als nachteilig erweisen, langfristigen Lernerfolg versprechen und effektiv sind (vgl. Magill & Hall 1990, S. 245 f.). Ein solcher Umkehreffekt findet sich bei der Übung unter der Bedingung hoher versus niedriger Kontext-Interferenz. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit diesem Kontext-Interferenz-Effekt (CI-Effekt), dabei wird insbesondere auf die Bedingungen eingegangen, unter denen der Kontext-Interferenz-Effekt auftritt, sowie einige Erklärungsmodelle diskutiert.
Im zweiten Kapitel wird der CI-Effekt dargestellt sowie auf die Entdeckung des Effektes eingegangen, daran anschließend wird in Kapitel drei der CI-Effekt auf das motorische bzw. sportmotorische Lernen übertragen. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit den Moderatorvariablen, die einen Einfluss auf die Ausprägung des Kontext-Interferenz-Effektes haben. Im fünften Kapitel werden abschließend einige Erklärungsansätze des CI-Effekt geliefert, bevor es im letzten Kapitel zu einem kurzen Fazit kommt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Kontext-Interferenz-Effekt und seine Entdeckung
- Kontext-Interferenz-Effekte im motorischen und sportmotorischen Lernen
- Moderierende Bedingungen des Kontext-Interferenz-Effekts
- Aufgabenmerkmale
- Anzahl der Übungsversuche
- Personenbezogene Merkmale
- Erklärungsansätze
- Elaborations-Hypothese
- Rekonstruktions-Hypothese
- Hypothese verminderter Nutzbarkeit von Rückmeldungen
- Motivationale Hypothese
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Kontext-Interferenz-Effekt (CI-Effekt) im Bewegungslernen. Ziel ist es, diesen Effekt zu erklären und seine Auswirkungen auf den Lernprozess zu untersuchen. Dabei werden die Bedingungen, unter denen der CI-Effekt auftritt, sowie einige Erklärungsmodelle diskutiert.
- Der CI-Effekt und seine Entdeckung
- Die Anwendung des CI-Effekts im motorischen und sportmotorischen Lernen
- Moderatorvariablen, die den CI-Effekt beeinflussen
- Erklärungsansätze für den CI-Effekt
- Praktische Implikationen des CI-Effekts für das Training
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des motorischen Lernens ein und beschreibt die Bedeutung des CI-Effekts für die Sportwissenschaft und den Sport allgemein. Es wird die Problematik der Differenz zwischen Üben und Anwenden sowie die Unterscheidung zwischen kurzfristigen und langfristigen Lernerfolgen thematisiert.
Kapitel 2 stellt den CI-Effekt vor und geht auf seine Entdeckung durch Battig im Jahr 1972 im Bereich des verbalen Lernens ein. Es wird erläutert, dass Übungen mit hoher Kontext-Interferenz, obwohl sie kurzfristig zu schlechteren Leistungen führen, langfristig zu besseren Lernerfolgen führen. Battig widerlegte mit seinen Untersuchungen die bis dahin gängige Lehrmeinung, dass Interferenzen zu negativem Transfer führen.
Kapitel 3 überträgt den CI-Effekt auf das motorische und sportmotorische Lernen. Es werden Studien vorgestellt, die den CI-Effekt in diesem Bereich bestätigen. Die Ergebnisse zeigen, dass randomisiert übende Gruppen, trotz anfänglicher Leistungseinbußen, in späteren Transfertests bessere Ergebnisse erzielen als geblockt übende Gruppen.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit den Moderatorvariablen, die einen Einfluss auf die Ausprägung des CI-Effekts haben. Es werden verschiedene Aufgabenmerkmale, wie z.B. die Unterscheidung zwischen Sport- und Laborbewegungen, Parameter- und Programmlernen sowie offene und geschlossene Fertigkeiten, analysiert. Zudem wird der Einfluss der Anzahl der Übungsversuche und Personenbezogener Merkmale, wie z.B. Impulsivität und Erfahrungsniveau, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kontext-Interferenz-Effekt, das motorische Lernen, das sportmotorische Lernen, die Moderatorvariablen, die Erklärungsansätze, sowie die praktischen Implikationen für das Training. Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen unterschiedlicher Übungsbedingungen auf den Lernprozess und untersucht die Faktoren, die den CI-Effekt beeinflussen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Erläuterung verschiedener Erklärungsansätze, wie z.B. der Elaborations-Hypothese, der Rekonstruktions-Hypothese und der Hypothese verminderter Nutzbarkeit von Rückmeldungen.
- Quote paper
- Daniel Feldkamp (Author), Janne Peter (Author), 2007, Kontext-Interferenz-Effekt beim Bewegungslernen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111993
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