Ein babylonischer Kulturkritiker soll dies vor ca. 5000 Jahren gesagt haben. Dieses Zitat läßt unschwer erkennen, daß die Jugend an sich schon vor vielen tausend Jahren ein brisantes Thema war und Anlaß zu heftigsten Diskussionen gegeben hat. Daß diese Brisanz bis zur heutigen Zeit keineswegs an Bedeutung verloren sondern sogar zugenommen hat, ist nicht verwunderlich. Dies belegen einerseits die jüngsten Erkenntnisse, daß jugendliche Peergroups mittlerweile schon fast der Familie und Schule den Rang als wichtigste Sozialisationsinstanzen abgelaufen haben, und andererseits der höchst ambivalente und mannigfaltige Charakter einer gegenwärtigen Jugend, die sich in eine kaum mehr überschaubare Artenvielfalt von Jugendkulturen mit jeweils eigenen Norm- und Wertvorstellungen, Kleidung und Sprache ausdifferenziert und pluralisiert hat.
In den nun folgenden Kapiteln meiner Diplomarbeit werde ich mich diesen Ausdifferenzierungen und Pluralisierungen von Jugend widmen.
Ich werde zum einen bedeutende, aktuelle Jugendkulturen, deren gesellschaftliche Entstehungsbedingungen und die Wesensmerkmale bzw. die Gemeinsamkeiten der jeweiligen Mitglieder im Denken und Handeln zu erkunden versuchen. Zum anderen werde ich zeitlich einen Schritt zurück zu den historisch-gesellschaftlichen Ursprüngen gehen und die Jugend bzw. einige wichtige Jugendkulturen der 50er und 60er Jahre, deren Ausgangspunkte, Anreger bzw. Auslöser (Medienkultur, USA, England usw.) und gesellschaftliche bzw. kulturelle Trends beleuchten. Dies halte ich für unbedingt notwendig, da der heutige Charakter der Jugend und die Artenvielfalt von unterschiedlichsten Jugendkulturen ihren Ausgangspunkt in den 50er bzw. 60er Jahren mit dem Einsetzen der vielschichtigen Modernisierung haben (d.h. Mediatisierung, Kommerzialisierung usw.). Zudem ist in diesen beiden Dekaden der Ursprung für wesentliche Elemente unserer heutigen Vorstellung von Jugend zu finden, d.h. erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts beginnt die ´Realgeschichte´ von der Jugend, die mit dem gegenwärtigen Bedeutungsinhalt übereinstimmt.2
[...]
1 Babylonischer Kulturkritiker in T. Faix, 1997
2 vgl. D. Baacke, 1999 bzw. J. Zinnecker, 1987 bzw. V. Brand, 1993
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- B Jugend und Jugendkulturen der 50er und 60er Jahre und der Gegenwart
- 1 Begriffsbestimmungen
- 1.1 Der Jugendbegriff
- 1.2 Der Kulturbegriff
- 1.3 Die Begriffe 'Szene' und 'Clique'
- 1.4 Der Begriff 'Gleichaltrigengruppe' bzw. 'Peergroup' bzw. 'Peers'
- 1.5 Die Begriffe 'Jugendkultur(en)', 'Subkultur' und 'Jugendsubkultur'
- 1.5.1 Der Jugendkulturbegriff
- 1.5.2 Der Subkulturbegriff
- 1.5.3 Der Jugendsubkulturbegriff
- 1.5.4 Persönliche Stellungnahme und Zusammenfassung
- 2 Jugend und Jugendkulturen der 50er Jahre
- 2.1 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Hintergründe
- 2.2 Die 'Halbstarken'
- 2.3 Die 'Teenager'
- 2.4 Die Existentialisten
- 3 Jugend und Jugendkulturen der 60er Jahre
- 3.1 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Hintergründe
- 3.2 Die 'Beat'-Kultur
- 3.3 Die Studentenproteste
- 3.4 Die Hippie-Kultur
- 4 Jugend und Jugendkulturen der Gegenwart
- 4.1 Die 'Techno'-Kultur
- 4.2 Die (rechte) Skinhead-Bewegung
- 4.3 Die Rap/HipHop-Kultur
- 1 Begriffsbestimmungen
- C Abschließende Erörterung: Versuch einer Beleuchtung des Wandels von Jugend und Jugendkulturen
- 1 Wertewandel
- 2 Wandel der Bedeutung von Peergroups und Jugendkulturen
- 3 Strukturwandel der Jugendphase
- 4 Individualisierung, Pluralisierung, Differenzierung, Kommerzialisierung und Mediatisierung
- 5 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung von Jugendkulturen in Deutschland von den 1950er bis in die Gegenwart. Ziel ist es, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die charakteristischen Merkmale verschiedener Jugendkulturen zu analysieren und ihre Wandlungsprozesse zu beleuchten. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichem Wandel und der Entstehung und Entwicklung von Jugendkulturen.
- Begriffsbestimmung von Jugend und Jugendkultur
- Analyse von Jugendkulturen der 50er und 60er Jahre (Halbstarken, Teenager, Beatniks, Studentenbewegung, Hippies)
- Untersuchung aktueller Jugendkulturen (Techno, Skinheads, Rap/HipHop)
- Identifizierung von Wandelprozessen in Bezug auf Werte, Peergroups und die Struktur der Jugendphase
- Der Einfluss von Individualisierung, Pluralisierung, Differenzierung, Kommerzialisierung und Mediatisierung
Zusammenfassung der Kapitel
A Einleitung: Die Einleitung verortet die Thematik Jugend und Jugendkulturen im historischen Kontext und betont deren anhaltende Relevanz und Komplexität. Sie begründet die Fokussierung auf die 50er und 60er Jahre als Ausgangspunkt für heutige Jugendkulturen und kündigt die Struktur der Arbeit an, welche die Analyse verschiedener Jugendkulturen in diesen Dekaden und der Gegenwart beinhaltet, gefolgt von einer Betrachtung der Wandlungsprozesse.
B Jugend und Jugendkulturen der 50er und 60er Jahre und der Gegenwart: Kapitel B bildet den Kern der Arbeit und analysiert Jugendkulturen verschiedener Epochen. Es beginnt mit einer detaillierten Begriffsklärung von Jugend, Kultur, Szene und Peergroup. Die folgenden Abschnitte beleuchten die Jugendkulturen der 50er und 60er Jahre detailliert, unter Berücksichtigung der jeweiligen gesellschaftlichen Hintergründe. Besonders die 'Halbstarken', die 'Teenager', die 'Beatniks', die Studentenbewegung und die Hippie-Kultur werden im Kontext ihrer Entstehung, Merkmale und gesellschaftlichen Auswirkungen untersucht. Im Anschluss werden zeitgenössische Jugendkulturen wie Techno-Szene, Skinhead-Bewegung und HipHop-Kultur in ähnlicher Weise analysiert.
C Abschließende Erörterung: Versuch einer Beleuchtung des Wandels von Jugend und Jugendkulturen: Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und beleuchtet die Wandlungsprozesse, die sich innerhalb der Jugend und ihrer Kulturen in den letzten Jahrzehnten vollzogen haben. Es untersucht den Wertewandel, die Veränderung der Bedeutung von Peergroups, den Strukturwandel der Jugendphase sowie den Einfluss von Individualisierung, Pluralisierung, Differenzierung, Kommerzialisierung und Mediatisierung auf Jugendkulturen. Es bietet abschließend einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Jugend, Jugendkultur, Subkultur, Peergroup, Halbstarken, Teenager, Beatniks, Hippies, Studentenbewegung, Techno, Skinheads, Rap/HipHop, Wertewandel, gesellschaftlicher Wandel, Individualisierung, Pluralisierung, Kommerzialisierung, Mediatisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Entwicklung von Jugendkulturen in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung von Jugendkulturen in Deutschland von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart. Sie analysiert die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und charakteristischen Merkmale verschiedener Jugendkulturen und beleuchtet deren Wandlungsprozesse.
Welche Jugendkulturen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht Jugendkulturen der 50er und 60er Jahre (Halbstarken, Teenager, Beatniks, Studentenbewegung, Hippies) sowie aktuelle Jugendkulturen (Techno-Szene, Skinhead-Bewegung, HipHop-Kultur).
Welche Aspekte der Jugendkulturen werden analysiert?
Die Analyse umfasst die Begriffsbestimmung von Jugend und Jugendkultur, die gesellschaftlichen Hintergründe der jeweiligen Jugendkulturen, deren Merkmale und gesellschaftlichen Auswirkungen, sowie den Wandel in Bezug auf Werte, Peergroups und die Struktur der Jugendphase. Der Einfluss von Individualisierung, Pluralisierung, Differenzierung, Kommerzialisierung und Mediatisierung wird ebenfalls berücksichtigt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Eine Einleitung, ein Hauptteil mit der Analyse von Jugendkulturen der 50er, 60er Jahre und der Gegenwart, und eine abschließende Erörterung, die den Wandel von Jugend und Jugendkulturen beleuchtet. Der Hauptteil beinhaltet eine detaillierte Begriffsklärung von relevanten Begriffen.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind: Jugend, Jugendkultur, Subkultur, Peergroup, Halbstarken, Teenager, Beatniks, Hippies, Studentenbewegung, Techno, Skinheads, Rap/HipHop, Wertewandel, gesellschaftlicher Wandel, Individualisierung, Pluralisierung, Kommerzialisierung und Mediatisierung.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, das Verständnis der Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichem Wandel und der Entstehung und Entwicklung von Jugendkulturen zu verbessern.
Welche Zeiträume werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet die Entwicklung von Jugendkulturen von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet einen analytischen Ansatz, der die verschiedenen Jugendkulturen im Kontext ihrer gesellschaftlichen Rahmenbedingungen untersucht. Es werden detaillierte Beschreibungen und Analysen verschiedener Jugendkulturen und deren Veränderungen im Laufe der Zeit vorgenommen.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel (Einleitung, Analyse der Jugendkulturen, und abschließende Erörterung), die die wichtigsten Inhalte und Ergebnisse jedes Teils zusammenfasst.
Wo finde ich ein Inhaltsverzeichnis?
Die Arbeit enthält ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, das die einzelnen Kapitel und Unterkapitel mit ihren jeweiligen Unterpunkten auflistet.
- Quote paper
- Jakob Kandlbinder (Author), 2003, Jugend und Jugendkulturen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11197