Ziel dieser Arbeit ist es, beide Entwicklungen – den zunehmenden Legitimationsdruck für einzelne Unternehmen und die wachsende Bedeutung des Purpose – miteinander zu verknüpfen und zu untersuchen, ob ein Purpose als Legitimation aufgefasst werden kann. Weil sie einen dauerhaften überindividuellen Zweck verfolgen und sich praktisch besonderem Legitimationsdruck ausgesetzt sehen, sollen dabei Korporationen im Fokus liegen. Die Forschungsfrage lautet dementsprechend, ob der Purpose einer Korporation deren Legitimation sein kann.
Obwohl man "im engeren Verständnis der politischen Philosophie (…) Legitimationsfragen (…) nur an politische, nicht an ökonomische Akteure richten" kann, wird heute die Legitimität von Unternehmen durchaus hinterfragt und in Zweifel gezogen. Dabei wird den Unternehmen vorgeworfen, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern. Dazu gesellt sich der Vorwurf, die für diese Unternehmen verrichtete Arbeit sei selbst aus Perspektive derer, die sie ausführen, zunehmend sinnlos, worauf etwa David Graeber in "Bullshit Jobs. A Theory" verweist.
Dass solche Vorwürfe überhaupt an einzelne Unternehmen gerichtet werden und nicht Staaten oder das Wirtschaftssystem als solches in die Kritik gerät, kann mit einer "Politisierung der Unternehmung" erklärt werden, in deren Folge die Unternehmen handeln, "als ob sie politische Akteure seien". Dementsprechend haben einflussreiche NGOs ihren Fokus zunehmend von der Bearbeitung staatlicher zum Druck auf unternehmerische Akteure verlagert. Kritische NGOs sind für Unternehmen "zu einem handfesten Reputationsrisiko" geworden, es besteht das Risiko einer "De-legitimierung durch NGOs". Insofern der Nationalstaat in der "postnationalen Konstellation" immer weniger als Lieferant von Legitimität fungieren kann, der Legitimationsdruck jedoch nicht abnimmt, stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, neue Wege der Legitimitätsgenerierung zu erschließen. Zugleich bekommt unter dem Begriff des Purpose die Frage nach dem Sinn und Zweck eines Unternehmens wachsende Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Legitimation und Legitimität
- Globale vs. Lokale Legitimität
- Globale Legitimität nach Porter und Kramer
- Lokale Legitimität nach Wieland
- Der Purpose der Korporation
- Purpose als Legitimation
- Purpose als Legitimationsgrundlage der Korporation
- Direkte deliberative Legitimation des Purpose durch diskursive unternehmensinterne Entdeckung
- Indirekte deliberative Legitimation durch Anbindung an reale öffentliche Diskurse
- Kritische Betrachtung
- Eignung für bestehende Korporationen
- Organisatorische Herausforderungen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklungen des zunehmenden Legitimationsdrucks für einzelne Unternehmen und die wachsende Bedeutung des Purpose miteinander zu verknüpfen. Die Arbeit untersucht, ob ein Purpose als Legitimation aufgefasst werden kann. Der Fokus liegt dabei auf Korporationen, da sie einen dauerhaften überindividuellen Zweck verfolgen und sich einem besonderen Legitimationsdruck ausgesetzt sehen. Die Forschungsfrage lautet dementsprechend, ob der Purpose einer Korporation deren Legitimation sein kann.
- Legitimität und Legitimation im Kontext von Korporationen
- Globale und lokale Quellen der Legitimität
- Der Purpose als übergeordneter Zweck von Korporationen
- Die Rolle des Purpose bei der Legitimitätsgenerierung
- Herausforderungen und Chancen der Purpose-basierten Legitimation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den zunehmenden Legitimationsdruck auf Unternehmen und stellt den Bezug zu dem wachsenden Interesse am Purpose her. Sie stellt die Forschungsfrage, ob der Purpose einer Korporation deren Legitimation sein kann.
- Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel behandelt die Begriffe Legitimität und Legitimation, differenziert zwischen globaler und lokaler Legitimität und erläutert den Purpose als den dem Gewinn übergeordneten Zweck einer Korporation.
- Purpose als Legitimation: Dieses Kapitel entwickelt die Argumentation, dass der Purpose die Legitimation einer Korporation sein kann, wenn er zwischen öffentlichen und unternehmensinternen Diskursen vermittelt, lokale und globale Legitimität berücksichtigt und diese Aspekte an Stakeholder kommuniziert.
- Kritische Betrachtung: Dieses Kapitel untersucht die Eignung und Erfolgsaussichten des Purpose-Konzepts für bestehende Korporationen und benennt organisatorische Herausforderungen bei der Umsetzung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Legitimität, Legitimation, Korporation, Purpose, Stakeholder, globale Legitimität, lokale Legitimität, diskursive Legitimation, Reputationsrisiko, NGOs.
- Arbeit zitieren
- Philipp Neudert (Autor:in), 2019, Purpose als Legitimation der Korporation. Eine kritische Betrachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1119522