In der folgenden Proseminararbeit soll die Bibelstelle Matthäus 6, 9-13 des Neuen Testamentes exegetisch aufbereitet werden. Dabei handelt es sich um das bekannteste Gebet, nämlich das VATER UNSER.
Bei den vorzunehmenden einzelnen Arbeitsschritten soll eine Auswahl der von STRECKER vorgegebenen Arbeitsanweisungen zum neutestamentlichen Proseminar 2007 an der Universität Mainz verwendet werden. Diese stützen sich im Wesentlichen auf die in ROLOFFS „Neues Testament“ beschriebenen Arbeitsschritte.
Inhaltverzeichnis
1 Einführung
2 Textkritik
2.1. Textkritisches Problem ὡς
2.2 Textkritisches Problem γ ῆ ς
2.3 Textkritisches Problem αφ ή καμεν
2.4 Übersetzung
3 Sprachanalyse
3.1 Syntaktisch-stilistische Analyse (Verhältnis Zeichen – Zeichen)
3.1.1 Wortebene
3.1.2 Satzebene
3.1.3 Stilfiguren
3.2 Semantische Analyse (Verhältnis Zeichen – Objekt)
3.3 Pragmatische Analyse (Verhältnis Zeichen – Leser)
4 Literarkritik
4.1 Äußere Abgrenzung des Textes
4.2 Kontextanalyse
4.3 Feststellung der Einheitlichkeit des Textes
5 Quellenkritik
5.1 Kurze Darstellung der Abhängigkeitsverhältnisse nach der Zwei-Quellen-
Theorie
5.2 Synoptischer Vergleich
5.2.1 Logienquelle [Q 11, 2b-4 (Mt 6, 7-13 // Lk 11, 1-4)]
6 Formkritik
6.1 Formkritische Klassifizierung des Textes: Gattungsbestimmung
6.2 Sitz im Leben (SiL)
7 Traditionsgeschichte (Begriffs- und Motivgeschichte)
7.1 >>πάτερ<<
7.2 >>βασιλεία<<
8 Kompositions- und Redaktionskritik
8.1 Aufriss und Komposition des Evangeliums
8.2 Einbettung und Funktion des Einzelstückes im Evangelium
8.3 Redaktionelle Arbeit am Einzelstück
8.4 Gesamturteil über den Evangelisten und sein Werk
9 Versexegese
10 Gesamtexegese
12 Literaturverzeichnis
1. Einführung
In der vorliegenden Arbeit soll die Perikope in jener Fassung näher untersucht werden, die das Matthäusevangelium bietet (Mt 6, 9-13). Dabei werden zur Erschließung des Textes die Methoden der historisch-kritischen Exegese angewandt, bei der es sich um „eine mit dem Mittel der menschlichen Vernunft geleistete, prinzipiell von anderen Menschen nachkontrollierbare Auslegung des biblischen Textes“[1], also kurz: um eine wissenschaftliche Auslegung, handelt. Der biblische Text wird dabei als „von Menschen verantwortetes, auf die damalige Zeit bezogenes Reden von Gott“[2] verstanden. Die Wurzeln der historisch-kritischen Exegese liegen in der Aufklärung, die ein neues, unter anderem von fortschreitender Säkularisierung geprägtes Weltbild hervorbrachte[3], wenngleich freilich die Methode wissenschaftlichen Zweifels an sich schon der paganen Antike bekannt war und auch von antiken sowie mittelalterlichen Theologen angewandt wurde[4]. Im Unterschied zu den heutigen Prämissen historisch-kritischer Exegese galt die Bibel in der kirchlichen Schriftauslegung vor der Aufklärung allerdings als unmittelbar göttlich geoffenbartes Wort und als historisch wie theologisch irrtumslos[5].
Im 17. Jahrhundert erhob Baruch Spinoza die Forderung, „den Bibeltext ohne anderweitige Voraussetzungen einzig nach den Regeln der Vernunft auszulegen und ihn in seinem geschichtlichen Zusammenhang zu begreifen“[6], sodass er gleichsam als Vorreiter der historisch-kritischen Methode gelten kann. Sein Konzept wurde später von Jean-Alphonse Turrentini genauer entfaltet, der postulierte, dass die heiligen Schriften auf keine andere Art zu erklären seien als alle übrigen Bücher[7]. Johann Salomo Semler unterschied im 18. Jahrhundert streng zwischen „Wort Gottes“ und „Heiliger Schrift“, womit er ein innerbiblisches Scheidungsverfahren in Gang setzte, dem das Kriterium der moralischen Besserung des Menschen zugrunde lag, was ihn allerdings zu dem doch eher zweifelhaften Ergebnis führte, dass alle Schriften des Alten Testaments zu verwerfen seien[8]. Gotthold Ephraim Lessing wandte sich in demselben Jahrhundert gegen die „Bibliolatrie“[9], die den „Graben“ zwischen den Gegenwartsmenschen und den biblischen Schriften verkennt, räumte der Bibel aber einen Platz in der notwendigen Entwicklung von der Offenbarung zur Vernunft ein[10]. Im 20. Jahrhundert formulierte Ernst Troeltsch die Methodik des „historischen Fragens“, wobei er als entscheidende Prinzipien Kritik (als Haltung des wissenschaftlichen Zweifels und Verfahren des methodisch kontrollierten Urteils), Analogie (als Vergleich heutiger Vorgänge mit jenen in neutestamentlicher Zeit zu heuristischen Zwecken) und Korrelation (als Grundsatz, nach dem die geschichtlichen Begebenheiten in den Zusammenhang alles geschichtlichen Geschehens einzuordnen sind) benannte[11]. Die historisch-kritische Exegese „hat sich als eine sachgerechte und den Texten angemessene Auslegungsform erwiesen“[12] und „bis zur Stunde einen Grad an Mittelbarkeit, Erprobtheit und Angemessenheit an seinen Gegenstand erreicht, der ihm (sc. dem Verfahren, S.H.) im sonst schillernden Fächer der theologischen Methodik einen nicht mehr bestrittenen ersten Rang sichert“[13], stieß aber auch auf Kritik unter anderem von fundamentalistischer, evangelikaler oder pietistischer Seite[14]. Es darf auch nicht vergessen werden, dass sie nur eine mögliche Auslegungsvariante darstellt und „[a]ls Mittel der Exegese (…) weder voraussetzungslos noch unveränderlich“[15] ist. Zudem „zeichnen sich objektive Grenzen ab, an welche die, historisch-kritische Methode’ sogar dort stößt, wo sie penibel und zweifelsfrei vollstreckt wird.“[16] Gleichwohl bietet sie sich zur wissenschaftlichen, objektiven Untersuchung biblischer Texte an und kommt daher auch in der vorliegenden Arbeit zur Anwendung. Die Erzählung aus dem Matthäusevangelium soll dabei in einer Reihe von Methodenschritten eingehend untersucht werden.
Zunächst soll anhand der Textkritik, die ein zentraler Methodenschritt der historisch-kritischen Exegese ist, die ursprünglichste Textgestalt rekonstruiert werden und an 3 ausgewählten Textstellen durchgeführt werden. Es folgt die Übersetzung, die ein wichtiges Hilfsmittel zur Erschließung des Textes darstellen soll. Die Sprachanalyse untersucht den Inhalt der Perikope und beleuchtet die Textstelle aus sprach- und literaturwissenschaftlicher Sicht. Im Rahmen der Literarkritik wird eine Abgrenzung des zu untersuchenden Textabschnittes vorgenommen und der Kontext sowie die Texteinheit näher untersucht werden. In Kap. 4 wird dann ein synoptischer Vergleich auf Grundlage der Zwei-Quellen-Theorie vorgenommen, die die Textbeziehungen vom Mk, Lk und Mt zueinander erklären soll. Danach soll anhand des Vergleichs näher auf Übereinstimmungen und Unterschiede beider Überlieferungen eingegangen werden. In der Formkritik (Kap.5) wird auf die Gattung und dem Sitz im Leben eingegangen. Daraufhin kommt als wesentlicher Teil der Begriffs- und Motivgeschichte an zwei ausgewählten Begriffen in den Blick (Kap. 7), ehe schließlich im Rahmen der Redaktionskritik (Kap. 8) Überlegungen zu Vorgehen und Intention des Redaktors angestellt werden sollen. Abgeschlossen wird die exegetische Arbeit mit einer Vers- (Kap.9) bzw. Gesamtexegse (Kap.10).
2. Textkritik
Von den insgesamt 7 textkritischen Problemen, vor die der Text in der eingangs erwähnten Perikope den Exegeten stellt, sollen im Rahmen dieser Arbeit 3 ausgewählte Textstellen exemplarisch näher untersucht werden, die in unterschiedlichen Varianten überliefert sind.
Die beiden Probleme in Vers 12 bieten sich vor allem deshalb für eine nähere Untersuchung an, weil sie nicht nur verschiedene Lesarten aufweisen sondern solche, die sich auch in ihrer Bedeutung unterscheiden. Dabei sollen die unterschiedlichen Lesarten in ihrem Kontext dargestellt werden, wobei die entscheidende Stelle jeweils durch Unterstreichung hervorgehoben ist.
Freilich wird in diesem Zusammenhang auch eingehend auf die äußere Bezeugung der jeweiligen Lesart einzugehen sein[17].
Zur Beurteilung des Werts der jeweiligen Textzeugen wird dabei die anerkannte Kategorieneinteilung von Kurt und Barbara Aland herangezogen[18].
2.1 ὡς (V.10)
Beim ersten textkritischen Problem, das im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden soll, wählt NA27 einen so genannten negativen Apparat, der lediglich die Bezeugung contra textum bietet, da es sich nach Ansicht der Editoren um Varianten von vornehmlich textgeschichtlichem Interesse handelt.
ἐλθέτω ἡ βασιλεία σου , γενηθήτω τὸ θέλημά σου , ἐν οὐρανῷ καὶ ἐπὶ γῆς ·
Ohne den Vergleichspartikel „ὡς“ wird die Textstelle von der ersten Hand des Codex Bezae Cantabrigensis (Majuskel D* 05) gelesen, eine Handschrift aus dem 5. Jahrhundert und die der Kategorie I zugeordnet wird. Weiterhin bezeugen altlateinische Handschriften a, b, c, k, (sog. Itala) und 2-4 bohairische Zeugen sowie die Lesarten bei den Kirchenvätern Tertulianus und Cyprianus diese Variante.
Innere Bezeugung:
Die Tatsache dass es sich hier um eine Bezeugung contra textum handelt, macht die Bezeugung recht einfach.
Textkritisches Urteil:
Es geht um eine inhaltliche Korrektur. Auslassung von ὡς hebt den Vergleich auf.
2.2 γῆς (V.10)
Im dem Fall von „γῆς“ gibt uns der textkritische Apparat die Information, dass es Varianten gibt, die statt nur „γῆς“ , nun aber auch „τῆ ς γῆς“ lesen . Es handelt sich hier also um eine Einfügung.
ἐλθέτω ἡ βασιλεία σου , γενηθήτω τὸ θέλημά σου , ὡς ἐν οὐρανῷ καὶ ἐπὶ τῆς γῆς ·
Die Einfügung des Wortes „της “ lesen die Majuskeln D (Kategorie I), der Codex Regius (Majuskel Le 019)[19] aus dem 7. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um einen ägyptischen Text, der zu Kategorie II gehört. Diese Textvariante lesen auch der Codex Coridethianus (Majuskel θ 038), der auch zur Kategorie II gezählt wird, sowie die Ferrar-Gruppe (f13). Diese Gruppe wird angeführt von Minuskel 13, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und zur Kategorie III gehört. Letzteres bezeugt auch der Mehrheitstext (Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten). Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten bezeichnet stets die Variante, die von der Mehrheit aller Handschriften bezeugt wird. Da die Handschriften des Koine- bzw. byzantinischen Textes im griechischen Handschriftenbestand stets die Mehrheit haben, stellt der Mehrheitstext immer die Lesart des Koinetextes dar.
Dagegen folgen der Variante des Nestle-Aland-Textes zunächst der Codex Sinaiticus (א01). Der Kodex zählt zur Kategorie I, enthält allerdings zahlreiche Singulärlesarten und Flüchtigkeiten, weshalb er hinter dem Wert des Codex Vaticanus deutlich zurücksteht, mit dem zusammen sowie mit Papyrus 75 er den alexandrinischen Text[20] repräsentiert. Weiterhin liest die Variante des Nestle-Aland-Textes der Codex Vaticanus (B 03). Diese Majuskelhandschrift stammt aus dem 4. Jahrhundert und stellt die mit Abstand bedeutendste Majuskel dar, weshalb sie folgerichtig der Kategorie I zugeordnet wird. Drittens finden sich die Variante im Codex Freerianus (Majuskel W 032), eine Handschrift mit uneinheitlichem Text, die der Kategorie III zugeordnet wird, sowie der Codex Dublinensis (Majuskeln Z 035), die ebenso der Kategorie III zugeordnet wird und der Codex Singallensis (Majuskel Δ 037, ebenfalls Kategorie III). Des Weiteren findet sich die Lesart auch bei der Minuskelfamilie f1, der so genannten Lake-Gruppe[21], die von Minuskel 1 aus dem 12. Jahrhundert angeführt wird. Bei den Evangelien gehört Minuskel 1 auch zur Kategorie III. Letzteres folgen noch wenige griechische Handschriften (pc) der Variante des Nestle-Aland-Textes.
Innere Bezeugung:
Es handelt sich hier um lectio brevior.
Textkritisches Urteil:
Für die Ursprünglichkeit von γῆς ohne den Artikel τῆ ς sprechen vor allem die gute äußere Bezeugung, obgleich es sich auch bei der anderen Lesart um Bezeugungen der Kategorie I und II handelt.
2.3 αφ ή καμε ν (V.12)
Beim Dritten und damit dem von mir letzten gewählten textkritischen Problem finden wir vor dem Wort „αφ ή καμεν“ das textkritische Zeichen ┌, das andeuten möchte, dass für das nachfolgende Wort andere Varianten gelesen werden.
καὶ ἄφες ἡμῖν τὰ ὀφειλήματα ἡμῶν, ὡς καὶ ἡμεῖς ἀ ϕιομεν τοῖς ὀφειλέταις ἡμῶν·
Die Variante „ἀ ϕιομεν “ lesen die Majuskeln D (Kategorie I), der Codex Regius (steht der Zeuge im textkritischen Apparat in runden Klammer, wie hier der Fall ist, : „so bedeutet das, dass die Zugehörigkeit der angegebenen Zeugen zu der Variante, bei der sie verzeichnet sind, zwar eindeutig ist, dass ihr Text aber geringfügige Abweichungen gegenüber der verzeichneten Variante aufweist“[22] (Kategorie II). Weiterhin folgen auch dieser Variante der Codex Freerianus (Kategorie III), der Codex Singallensis (Kategorie III), der Codex Coridethianus (Kategorie II) die Minuskel 565 (Kategorie III), einige wenige Handschriften (pc) und alle koptischen Versionen (letzteres jedoch nicht mit letzter Sicherheit, im textkritischen Apparat mit einem Fragezeichen hinter der Variante) .
καὶ ἄφες ἡμῖν τὰ ὀφειλήματα ἡμῶν, ὡς καὶ ἡμεῖς ἀφίεμεν τοῖς ὀφειλέταις ἡμῶν·
Diese Textvariante bezeugt erstens der Codex Sinaiticus (Kategorie I) aus dem 4. Jahrhundert in der Bearbeitung durch die erste Korrektorenhand (א1), die in die Zeitspanne vom 4. bis zum 6. Jahrhundert zu datieren ist.
Des Weiteren schließen sich dieser Variante auch f13 (Kategorie III), der Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten und alle koptischen Versionen (?), sowie die Didache, eine verfasste Gemeindeordnung aus dem 2. Jahrhundert.
Dem Neslte-Aland-Text folgen der Codex Sinaiticus in der ursprünglichen Version (א* Kategorie I) und der Vaticanus (Kategorie I), sowie Dublinensis (Kategorie III) und f1 (Kategorie III), einige wenige Handschriften (pc), die Vulgata Ausgabe von 1994 und syrische Texte der Peschitta und Harklensis.
Innere Bezeugung:
Für αφ ή καμεν spricht der ständige Gebrauch des Aorists innerhalb des Vaterunsers.
Textkritisches Urteil:
Trotz der recht guten Bezeugungen der Varianten, kann man αφ ή καμεν als ursprünglich ansehen. Dies bezeugen einerseits die guten Bezeugungen und der ständige Gebrauch des Aorists.
2.4 Zur Übersetzung
Dass jede Übersetzung bereits eine Interpretation darstellt, ist eine Binsenweisheit, die aber dennoch nicht oft genug wiederholt werden kann, wenn es darum geht, klar zu machen, was eine Übersetzung leisten soll und was sie nicht leisten kann. Die genaue Übersetzung eines Textes aus einer Ausgangs- in eine Zielsprache ist unmöglich, zu unterschiedlich sind die Eigenarten der jeweiligen Sprachen und Texte. Da Größen wie „Phonologie (Laut, Rhythmus), Syntax, Semantik (Thema), Pragmatik, Texttyp (und seine kommunikativen Funktionen), Entstehungsgeschichte des Textes (…) in den verschiedenen Sprachen nicht zu einer 1:1-Entsprechung gebracht werden können und darüber hinaus auf verschiedenen Ebenen liegen, bedeutet Übersetzung die Suche größtmöglicher Äquivalenz auf den verschiedenen Ebenen“[23][24]. In diesem Sinne kann auch die folgende Übersetzung von Mt 6, 9-13 nur die möglichst genaue, aber letztlich unvollkommene Wiedergabe des Inhalts und, soweit übertragbar, der wesentlichen formalen Elemente des altgriechischen Originaltextes ins Deutsche darstellen. Für das genaue Verständnis des Textes in all seinen Nuancen, ist die Lektüre des griechischen Originaltextes unerlässlich.
Übersetzung
9 So sollt ihr nun beten: Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, 10 deine Königsherrschaft komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf der Erde, 11 unser Brot für den morgigen Tag gib uns heute, 12 und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben haben unseren Schuldnern, 13 und führe uns nicht in die Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
3. Sprachanalyse
3.1 Syntaktisch-stilistische Analyse
3.1.1. Wortebene
Das Einleitende „οὑτῶς“ (V.9) ist sofern als wichtig zu erachten, da es ein verknüpfendes Element im Vaterunser darstellt, indem es auf das Vorhergehende zurückweist und auf das Folgende hinweißt und so auf diese Weise eine geschickte Überleitung zum rechten Beten ermöglicht. Imperativen wie „ ἁγιασθήτω (V.9), ἐλθέτω (V.10), γενηθήτω (V.10), ἄφες (V. 12)“ (um nur Einige zu nennen) verleihen dem Gebet mehr Ausdruck und Dynamik. Das häufige Vorkommen und das wechseln der Personalpronomina von „ἡμῶν“ (4x) „σου“ (3x) „ἡμῖν“ (2x) „ἡμᾶς“ (2x) „ἡμεῖς“ (1x), hebt die Beziehung zwischen Mensch und Gott hervor, die keine Einseitige ist und nur das „σου“, also Gott, anspricht, sondern auch den Menschen in dieser Beziehung in Aktion treten lässt. Hervorstechend ist trotzdem, dass das „ἐγώ“ gänzlich fehlt und somit das Mustergebet[25] den Gültigkeitsstatus für alle Glaubenden erhält.
[...]
[1] Meiser: Exegese, S. 15.
[2] Ebenda.
[3] Vgl. Schnelle: Einführung, S. 11.
[4] Vgl. Meiser: Exegese, S. 17 f.
[5] Vgl. a.a.O., S. 18.
[6] A.a.O., S. 19.
[7] Vgl. ebenda.
[8] Vgl. Schnelle: Einführung, S. 12.
[9] Lehre der Verbalinspiration
[10] Vgl. a.a.O., S. 13.
[11] Vgl. Meiser: Exegese, S. 15 f.
[12] Schnelle: Einführung, S. 15.
[13] Müller: Bibelwissenschaft, S. 339.
[14] Vgl. Meiser: Exegese, S. 21.
[15] Schnelle: Einführung, S. 11.
[16] Müller: Bibelwissenschaft, S. 348. Im Original Großbuchstaben bis zum ersten Komma.
[17] Soweit nicht anders vermerkt, sind sämtliche Informationen zur äußeren Bezeugung des Textes zum einen dem kritischen Apparat von NA27 entnommen, zum anderen dem Werk von Kurt und Barbara Aland: Aland/Aland: Text, S. 113-139 (Majuskeln); 140-171 (Minuskeln) u. 238-265 (Benutzung der modernen Ausgaben). Für die im Rahmen dieses Kapitels angeführten Übersetzungen wurde herangezogen: Bauer: Wörterbuch
[18] Zur Kategorieneinteilung vgl. a.a.O., S. 116 f. u. 167. Hier sei lediglich darauf verwiesen, dass Aland und Aland die jeweiligen Textzeugen nach der Bedeutung, die sie ihnen für die Herstellung des ursprünglichen Textes zumessen, in fünf Kategorien einteilen, wobei in Kategorie I „Handschriften ganz besonderer Qualität“, in Kategorie V dagegen Handschriften „ohne eigentliche Bedeutung“ verzeichnet werden.
[19] Im kritischen Apparat von NA27 findet sich hier lediglich die Angabe L, womit neben dem Codex Regius auch der Codex Angelicus (Lap 020) gemeint sein kann. Da aber nur Le 019 die Evangelien enthält, kommt ausschließlich diese Handschrift in Betracht.
[20] Zu den verschiedenen Texttypen vgl. Schnelle: Einführung, S. 37-39.
[21] Vgl. Schnelle: Einführung, S. 44.
[22] Vgl. Aland/Aland, S. 247.
[23] Nach wie vor gilt, wie bereits in Anm. 24 erklärt, dass Bauer: Wörterbuch, die Grundlage der Übersetzung
darstellt.
[24] Egger: Methodenlehre, S. 64.
[25] Vgl. Hauck ;v. Siebenthal. Schlüssel, S. 29.
- Arbeit zitieren
- Davide Sole (Autor:in), 2007, Neutestamentliche Exegese der Bibelstelle Matthäus 6, 9-13 "Das Vater Unser", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111886
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