Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Vorwort
Kapitel 2: Fundamentalismus – Definition
Kapitel 3: Muslimbruderschaft
3.1 : Geschichte
3.2 : Ideologie
3.3 : Bedeutung der Muslimbruderschaft im heutigen Ägypten
Kapitel 4: Neokreationismus & „Intelligent Design“
4.1: Geschichte & Bedeutung der Bewegung im heutigen Amerika
4.2 : Ideologie
Kapitel 5: Nicht-monotheistische Religionen
5.1: Hinduismus
Kapitel 6: Fazit
Literaturverzeichnis
Kapitel 1: Vorwort
Religiöser Fundamentalismus ist ein Phänomen, welches in heutiger Zeit eine besondere Aufmerksamkeit durch die Häufung religiös motivierter Verbrechen erfährt. In dieser Facharbeit will ich erörtern, warum Menschen sich fundamentalistischen Organisationen anschließen und deren Ideale vertreten. Zunächst wird mit einem Definitionsversuch das Wesen des Fundamentalismus untersucht. Ich werde den Bezug zur Religion anhand von zwei Beispielen erörtern. Entschieden habe ich mich für die „Muslimbruderschaft“ in Ägypten und die neokreationistischen Organisationen in den USA, die durch die „Intelligent Design“ Bewegung Einfluss gewonnen haben. Somit umfasst diese Facharbeit sowohl Fundamentalismus im Islam, als auch im Christentum und befasst sich deshalb vor allem mit den großen, monotheistischen Religionen. Anschließend wird der Bezug zu nicht-monotheistischen Religionen hergestellt. In den heutigen Medien erfährt man größtenteils nur über Fundamentalismus in unseren monotheistischen Weltreligionen. Es stellt sich die Frage, ob der Monotheismus besonders anfällig für fundamentalistische Strukturen ist. Meine Facharbeit wird die Grundfrage im abschließenden „Fazit“ so präzise wie möglich beantworten wollen
Kapitel 2: Fundamentalismus – Definition
Bevor man sich mit den Ausprägungen verschiedener fundamentalistischer Strömungen auseinandersetzt, ist es von Bedeutung, den Begriff „Fundamentalismus“ zu definieren, denn auch wenn der Begriff heutzutage in vielen Medien verwendet wird, wissen die Wenigsten seine genaue Bedeutung. Inzwischen mag in dem Wort „Fundamentalismus“ eine gewisse Brisanz enthalten sein, heißt es doch oft, dass beispielsweise die Attentäter vom 11. September „Fundamentalisten“ waren. Mit dem Wort verbinden nicht zuletzt dadurch viele Europäer diverse Horrorszenarien. Dabei ist die Definition im ursprünglichen, terminologischen Sinn weitaus entschärfter. Als Fundamentalisten bezeichnet man jene Menschen, die ihre jeweilige „heilige Schrift“ wörtlich nehmen (sora scriptura). Der deutsche Politologe Bassam Tibi schreibt dazu, dass für Fundamentalisten „nicht die Ratio, sondern nur die religiöse Schrift als Quelle der Erkenntnis gilt.“ Weiter führt er aus, dass diese Schriftgläubigkeit zwar keinesfalls neu, jedoch „ihre fundamentalistische Spielart ein spezifisches Phänomen und in ihrer Globalität eine Erscheinung des späten 20. Jahrhunderts1 “ sei. Tibi meint damit vor allem den islamischen Fundamentalismus, erstmals trat dieser Begriff jedoch zum Ende des 19. Jahrhunderts in den USA auf. Dort formierten sich protestantische Bewegungen als Antwort auf den aufkeimenden Liberalismus. Anfang des 20. Jahrhunderts erschien die Schriftenreihe „The Fundamentals of Truth“. Dort wurde jegliche politische und religiöse Strömung verurteilt, die ihrer Meinung nach der Bibel widersprachen. Vor allem die Evolutionstheorie Darwins wurde wiederholt von den protestantischen Fundamentalisten angegriffen. Auch heute sind die „Evangelikaner“ in den USA besonders aktiv, dazu folgt später mehr im Kapitel 4. Wir können insgesamt festhalten, dass der Fundamentalismus ein wortwörtliches Schriftverständnis religiöser Texte voraussetzt2 und somit ein Festhalten an bestehenden Dogmen beinhaltet. Dies führt gleichzeitig zu einer Abwehrhaltung gegenüber Erkenntnissen, die diesen Dogmen unter Umständen grundlegend widersprechen. Der Fundamentalismus ist eine Reaktion auf den Säkularismus. Bassam Tibis These, dass „alle Spielarten des Fundamentalismus vergleichbar und (…) Bestandteil eines globalen Phänomens“3 sind, trifft mit Blick auf die eben genannten Merkmale zu. Tibi spricht von einem „eschatologischen Drama“3, in dem die Fundamentalisten als Gotteskrieger die Welt nach ihren Vorstellungen verändern wollen.
Kapitel 3: Muslimbruderschaft
Die Muslimbruderschaft ist eine der einflussreichsten fundamentalistischen Organisationen im Nahen Osten. Inzwischen ist sie in vielen Ländern eine politische Bewegung. Aus ihr haben sich noch radikalere Splittergruppen gebildet. Auch der zweite Mann bei Al-Qaida, Aiman az-Zawahiri, war einst Mitglied in der Muslimbruderschaft. In den folgenden Kapiteln wird nun die Geschichte der Muslimbruderschaft erläutert, anschließend untersuche ich die fundamentalistische Ideologie der Organisation. Abschließend werfen wir einen Blick auf die Bedeutung der Muslimbruderschaft in Ägypten und dem Nahen Osten allgemein.
Kapitel 3.1: Geschichte
Grundlegend für die Erstarkung des Islam als politische Ideologie war die Entstehung der Muslimbruderschaft in Ägypten, die 1928 von Hasan al-Banna ins Leben gerufen wurde. Diese war die erste größere Organisation, die von einem umfassenden islamischen System ausging, welches universell anwendbar sei und auf der Scharia basierte. Al-Banna wuchs in einem kleinbürgerlichen Umfeld auf. Die mögliche „Verwestlichung“ Ägyptens wurde als existenzielle Bedrohung wahrgenommen, sodass der religiös erzogene al-Banna während dem aufkeimenden Nationalismus in Ägypten seine Hauptideologie entwickelte4, aus der dann die dschamiyat al-ikhwan al-muslimin (Gesellschaft der Muslimbrüder) entstand. Die Organisation wuchs sehr schnell und hatte 1948 bereits 500.000 Mitglieder. 1949 wurde al-Banna in Kairo erschossen. Offiziell wurde der Täter nie gefasst. Der Verfassungsschutz NRW schreibt jedoch, dass die ägyptische Geheimpolizei für die Tat verantwortlich war4. Hasan al-Banna gilt in Kreisen der Muslimbruderschaft bis heute als Märtyrer. Die Muslimbruderschaft entwickelte sich zu einer Massenbewegung, die ihren Einflussbereich nicht nur auf Ägypten beschränkte. Im Iran, in Indien und Pakistan entstanden verwandte Bewegungen („Kämpfer des Islam“ – Fidaijan-e Islam, „Vereinigung des Islam“ – Djamaat-e Islam)5. Unter der Herrschaft von Präsident Jamal Abd al-Nasser in den 50er Jahren wurden zahlreiche Mitglieder inhaftiert. Unter ihnen befand sich auch Sayyid Qutb, der zum Vordenker einer militanten islamischen Bewegung wurde und in seinen Werken „die Errichtung einer göttlich legitimierten Herrschaft“4 fordert. Seine Gegner erklärte er zu „takfir“ (Ungläubigen). Qutb wurde 1966 in Ägypten hingerichtet. In der Regierungszeit des ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat (1970-1981) entwickelte sich die Muslimbruderschaft zu einer gemäßigteren Organisation. Die Hauptströmung distanzierte sich von Gewalt, erarbeitete Pläne zur Verbesserung der sozialen Lage und begann auch, die bis dato geforderte Gottesherrschaft zu Gunsten von mehr Mitspracherechten der Bevölkerung aufzugeben. Durch die instabile Lage im Nahen Osten (1973: Jom Kippur Krieg) radikalisierte sich auch das Denken vieler Muslimbruderschaft-Anhänger. Was folgte, war die Entstehung diverser Splittergruppen im arabischen Raum, die „sich dem bewaffneten Kampf verschrieben“6. Die bekannteste von diesen Gruppen ist die palästinensische HAMAS. In Ägypten war vor allem die Splittergruppe „Islamischer Jihad“ für mehrere Anschläge auf die Tourismusindustrie und gegen Intellektuelle verantwortlich. Ägypten gelang die Zerschlagung der Organisation in den 90ern „durch den massiven Einsatz repressiver Instrumente“7.
Kapitel 3.2: Ideologie
„Allah ist unser Ziel. Der Prophet ist unser Führer. Der Qur'an ist unser Gesetz. Dschihad ist unser Weg. Sterben auf dem Wege Allahs ist unsere größte Hoffnung.“7 So lautet ein Motto der Muslimbruderschaft. Laut al-Banna sei die Spaltung innerhalb der islamischen Gemeinschaft nur durch eine „Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln und Glaubensfundamente zu überwinden.“8 Die Muslimbruderschaft sieht die Religion nicht nur als Glaube, sie politisiert den Islam. Am Ende soll der islamische Staat entstehen, denn er sei Gottes Wille auf Erden. Auch Bassam Tibi erkennt dieses Phänomen des islamischen Fundamentalismus und schreibt dazu, dass „die Politisierung der Religion zum Zweck der Errichtung einer angeblichen Gottesherrschaft in erster Linie eine politische und keine religiös-spirituelle Erscheinung ist.“9 Wichtig ist die Trennung zwischen dem Jihadismus um Usama Bin Laden und dem „klassischen Islamismus“, zu deren Anhängern sich die Muslimbruderschaft zählt. Die Muslimbruderschaft ist somit gemäßigter in ihren Handlungen und sieht sich als Vertreter von bestimmten sozialen Schichten – al-Banna selbst entstammte dem Kleinbürgertum (s.o.). Ihre Taten sind weniger militant als die der Jihadisten, ihr Ziel wollen sie durch die Erziehung der jüngeren Generationen erreichen. Für die Muslime soll eine Rückbesinnung auf das „goldene Zeitalter“ – die erste islamische Gemeinde zu Lebzeiten Muhammeds – das ultimative Ziel sein.10 Der Islam als Lösung aller Probleme? Geht es nach der Muslimbruderschaft, so ist genau das der Fall. Der Islam beinhaltet ein Rechtssystem (Scharia), dass auch gleichzeitig als Ordnungssystem zu verstehen und für alle Zeiten gültig ist. Die Durchsetzung der Scharia ist somit der erste Schritt auf dem Weg zum islamischen Staat. Andere Rechtssysteme werden abgelehnt, da sie nicht „Gottes Wille“ widerspiegeln. Der islamische Staat muss vor seinen Feinden verteidigt werden, deshalb werden auch Selbstmordanschläge im Palästinakonflikt gebilligt, da „islamischer Boden“ verteidigt werden muss. Selbstmordattentäter werden somit zu Märtyrern idealisiert, die für den Islam und die Verteidigung der islamischen Gemeinschaft in den Tod gegangen sind. Frauen sind laut MB Männern nicht gleichgestellt (auf Erden). Die Verschleierung der Frau wird für ein „unumstößliches göttliches Gebot“10 gehalten. Die Muslime sollen ein Leben führen, welches auf den Geboten und Prinzipien des Koran und der sunna basiert. Jedoch muss betont werden, dass die Fundamentalisten der Muslimbruderschaft die klassische islamische Rechtswissenschaft und Theologie in ihrem Schriftverständnis ignorieren und somit den Koran so interpretieren und auch „aktualisieren“, wie es ihrer Auslegung entspricht. Sayyid Qutb tat dies öfters. Er legte bestimmte Verse im Koran wortwörtlich aus, die in einem historischen Zusammenhang gesehen werden müssen, z.B. Sure 2, 190f: „„Und kämpft um Gottes willen gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen! Aber begeht keine Übertretung (indem ihr den Kampf auf unrechtmäßige Weise führt)! Gott liebt die nicht, die Übertretungen begehen.“11 Er verallgemeinerte diese Verse, die während der Auseinandersetzungen der umma und ihrer heidnischen Gegner entstand, um zum Kampf gegen „Ungläubige“ auszurufen.
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1 Bassam Tibi: „Fundamentalismus im Islam“, S. 13 (Primus Verlag)
2 Bassam Tibi: „Fundamentalismus im Islam“, S. 14
3 Bassam Tibi: „Fundamentalismus im Islam“, S. 15
3 Bassam Tibi: „Fundamentalismus im Islam“, S. 15
4 Verfassungsschutz NRW: „Thema im Fokus: Die Ideologie der Muslimbruderschaft“ (Mai 2006), S.2ff
5 Brockhaus Enzyklopädie Ausg. 1989: „Muslimbruderschaft“, 15. Band
6 Verfassungsschutz NRW: „Thema im Fokus: Die Ideologie der Muslimbruderschaft“ (Mai 2006), S.3
7 Verfassungsschutzbericht Hessen 2005 S.37: http://www.hessen.de/irj/servlet/prt/portal/prtroot/slimp.CMReader/HMdI/HMdI_Internet/med/b8d/b8d2e1f8-01d0-b01e-76cd-44e9169fccd5,22222222-2222-2222-2222-222222222222,true.pdf
8 Verfassungsschutz NRW: „Thema im Fokus: Die Ideologie der Muslimbruderschaft“ (Mai 2006), S.3
9 Bassam Tibi: „Fundamentalismus im Islam“, S.20 (Primus Verlag)
10 Verfassungsschutz NRW: „Thema im Fokus: Die Ideologie der Muslimbruderschaft“ (Mai 2006), S.2
10 Verfassungsschutz NRW: „Thema im Fokus: Die Ideologie der Muslimbruderschaft“ (Mai 2006), S.7
11 Rudi Paret: Der Koran, 1979, Kohlhammer Verlag
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