Die Lautbildung


Dossier / Travail, 2007

11 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Artikulationsorgane

3. Die Prozesse der Lautbildung
3.1 Die Initiation
3.2. Die Artikulation
3.2.1 Die Artikulationsarten
Vibranten
Frikative Laute
Approximanten
Laterale Laute

4. Abschließende Bemerkung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Insgesamt werden beim Sprechen über 100 Muskeln und viele Organe benötigt und koordiniert. Bei einem normalen Gespräch werden im Durchschnitt 120 Wörter pro Minute gesprochen, wobei jedes Wort eine andere Koordination und Stellung der beteiligten Muskeln und Organe benötigt.“[1]

Die gesprochene Sprache ist eine Meisterleistung unseres Körpers. Unbewusst setzten wir die verschiedensten Muskeln ein und kontrollieren den aus der Lunge kommenden Luftstrom. Kaum jemand wird sich Gedanken gemacht haben, welche enorme Leistung er vollbracht hat, wenn er auch nur ein einziges Wort von sich gegeben hat.

Die Phonetik versteht unter den Begriff „Laut“die „kleinste akustisch artikulatorische Einheit der gesprochenen Sprache.“[2] Um den komplexen Vorgang des Sprechens zu verstehen, ist ein Einblick in die Lauterzeugung unbedingt notwendig.

Die vorliegende Arbeit soll diesen Einblick geben.

2. Artikulationsorgane

Alle Menschen, egal welche Sprache sie sprechen, benutzen zur Lauterzeugung die gleichen Organe. Diese Organe sind nicht vorrangig auf das Sprechen spezialisiert, vielmehr dienen die meisten von ihnen der Atmung. Durch die anatomischen Gegebenheiten sind der Lautbildung Grenzen gesetzt. Dies führt dazu, dass die Sprachen dieser Welt weitestgehend auf die gleichen Laute zurückgreifen.

Die Artikulationsorgane bestehen aus drei Komponenten:

-die subglottale Komponente

Zu ihr gehören die Lunge und die Atemwege. Die Aufgabe der subglottalen Komponente ist die Erzeugung eines Luftstroms

-der Kehlkopf

Durch die Stimmlippen kann der Kehlkopf Laute stimmhaft oder stimmlos klingen lassen. Schwingen die Stimmlippen des Kehlkopfes bei der Durchströmung der Luft, entsteht ein stimmhafter Laut. Schwingen die Lippen nicht, ist ein stimmloser Laut zu hören.

-der supralaryngale Stimmweg

Hierzu gehören der Rachen, die Mundhöhle und die Nasenhöhle.

V om Rachen ausgehend kann der Luftstrom aus der Mundhöhle und/oder Nasenhöhle entweichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1.: Artikulationsorgane

Quelle: istockphoto.com

Stand 12. Januar 2008

3. Die Prozesse der Lautbildung

Die Lautbildung findet in zwei Prozessen statt:

1. Die Initiation: Unter diesen Begriff versteht man die Luftstromerzeugung.
2. Die Artikulation: Hier werden durch das Einwirken von Artikulatoren die einzelnen Laute modifiziert.

Bei einigen Lauten kommt ein weiterer Prozess dazu:

1. Die Phonation: Durch die Stimmlippen kann der Kehlkopf Laute stimmhaft oder stimmlos klingen lassen. Schwingen die Stimmlippen des Kehlkopfes bei der Durchströmung der Luft, entsteht ein stimmhafter Laut. Schwingen die Lippen nicht, ist ein stimmloser Laut zu hören.

3.1 Die Initiation

Die Erzeugung eines Luftstroms ist notwendig, um ein Laut zu erzeugen. Kommt die Luft aus der Lunge und entströmt aus der Nase und/oder dem Mund, entsteht ein egressiv er Laut. Wird die Luft bei der Lautbildung eingeatmet spricht man von ingressiv en Lauten.[3] Die Laute der deutschen Sprache sind in der Regel egressiv.

Durch die Initiation wird die Lautstärke der Laute kontrolliert. Variiert man die Kraft, mit der die Luft aus der Lunge heraus gestoßen wird, ändert sich die

Lautstärke.

3.2. Die Artikulation

Ihren charakteristischen Klang bekommen die einzelnen Laute durch das Passieren des Luftstroms durch einer Verengung. Diese Verengungen werden von Artikulatoren erzeugt.

Man unterscheidet bei den Artikulatoren zwischen den oberen, unbeweglichen und den unteren, beweglichen Artikulatoren. Da diese Terminologie zu Verwechslungen führen könnte ziehe ich es vor, die oberen Artikulatoren mit dem Begriff „Artikulationstellen“ zu definieren. Die unteren Artikulatoren werde ich einfach als „Artikulatoren“ bezeichnen.

Zu den Artikulatoren gehören die Lippen, der Unterkiefer, die Zunge und das Gaumensegel. Die Oberlippe, der (harte und weiche) Gaumen,das Gaumenzäpfchen, der Kehlkopf , die Zähne und der Rachen werden den Artikulationstellen zugeschrieben.

3.2.1 Die Artikulationsarten

Durch das Zusammenspiel von Artikulatoren und Artikulationsstellen, also wie nah ein Artikulator an einer Artikulationsstelle kommt, können unterschiedlichste Laute erzeugt werden. Dabei können folgende Arten der Artikulation bestimmt werden:

Plosive Laute

Bei den plosiven Lauten wird der Luftstrom komplett blockiert. Dies geschieht bei bilabialen,plosiven Lauten (z.B.: <b> ) durch Ober- und Unterlippe und bei dental, plosiven Lauten (z.B.: <t> oder <d>) durch die Zähne und der Zunge. Durch die Wiederfreisetzung des angestauten Luftstroms entsteht der Laut.

Nasale Laute

Hier liegt ein totaler oraler Verschluss vor. Die Luft entströmt aus der Nase. Meist sind diese Laute stimmhaft (siehe Kapitel „Phonation“). Zu den nasalen Lauten gehören <n> und <m>.

Vibranten

Unter Vibrante versteht man Laute, bei denen es zu einer schnellen Abfolge von Verschluss und Öffnung kommt. Dies geschieht indem Artikulationsstelle und Artikulationsorgan sich nach einem kurzen Kontakt sofort wieder lösen und es dann zu einem erneuten Kontakt kommt. Diesen Vorgang nennt man auch intermittierter Verschluss. Der Artikulatoren sind nur passiv für diese schnellen Bewegungen verantwortlich, denn es ist der starke Luftstrom, der sie zum Flattern bringt. Man unterscheidet drei Vibranten:

- (bi)labialen Vibranten (Unterlippe flattert gegen die Oberlippe)
- apikalen Vibranten (Zungenspitze flattert gegen den Zahndamm oder den Gaumen)
- uvularen Vibranten (Zäpfchen flattert gegen die Hinterzunge)

Frikative Laute

Bei den Frikativen wird eine Engstelle gebildet, die die ausströmende Luft verwirbelt und einen Reibelaut erzeug. Im Deutschen werden z.B. die Konsonanten < s >, < f > oder < v > so gebildet. Bei den meisten bekannten Lauten handelt es sich um Frikative. Zudem gibt es laterale Frikative.

Approximanten

Wenn man die Bildung von Approximanten betrachtet, so liegen sie zwischen Vokalen und Frikativen. Denn Sie bilden zwar eine Verengung, diese ist jedoch nicht so stark, dass ein Reibegeräusch entsteht. Der Luftstrom ist aber auch nicht so unbeeinflusst wie bei Vokalen. Durch die Ähnlichkeit der Approximanten zu den Vokalen werden sie auch als Halbvokale bezeichnet. Außerdem gibt es noch laterale Approximanten.

Laterale Laute

Bei den Lateralen kommt es zwar zu einen zentralen Verschluss längs der Mittellinie im Mundraum, jedoch ist es dem Luftstrom möglich seitlich (lateral) zwischen Zungenrand und Zahndamm auszuströmen. Ist diese Öffnung groß genug, so gibt es kein Reibegeräusch und man spricht von einem Lateralapproximanten. Ist sie kleiner so gibt es ein Reibegeräusch und es handelt sich um einen Lateralfrikativ.

3.3 Die Phonation

Eine besonders wichtige Rolle in der Erzeugung von Lauten nimmt der Kehlkopf ein. Sowohl der Öffnungsgrad des Kehlkopfs als auch die Schwingungen der Stimmlippen bestimmen die Stimmhaftigkeit der Laute

Aufgrund der enormen Wichtigkeit des Kehlkopfes in der Phonation, werde ich mich nun mit dem Aufbau des Kehlkopfes beschäftigen.

„Der Kehlkopf (Larynx) baut sich aus gelenkig miteinander verbundenen Knorpeln auf; er wird durch Bänder gehalten, durch Muskeln bewegt und ist mit Schleimhaut ausgekleidet.”[4] Die einzelnen Knorpel des Kehlkopfes sind in der Abbildung 2 zu sehen. Ringknopel (1), Schildknorpel (2) und Stellknorpel (4) sind miteinander verbunden und gegenseitig beweglich. Die äußeren Muskeln dienen der Bewegung und Fixation des gesamten Kehlkopfs. Zwischen den Stellknorpel und der Hinterwand des Schildknorpels sind die Stimmenlippen gespannt. Diese können durch die Muskeln des Kehlkopfs bewegt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb 2.: Der Kehlkopf in schematischer Darstellung

Quelle: Pabst-Weinschenk, Marita, 2000: Die Sprechwerkstatt. Sprech- und Stimmbildung in der Schule. ,Westermann Schulbuchverlag, S. 47

Die Öffnung der Stimmlippen entscheidet, ob ein Laut geflüstert, gehaucht oder in normaler Sprechlautstärke gebildet wird. Weiter wird dadurch die Stimmhaftigkeit erzeugt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb 3.: Stimmlippenstellung; a) Ruheatmungsstellung, b) Tiefatmung, c) Hauchstellung, d) Phonationsstellung, e) Verschlussstellung, f) Flüsterstellung

Quelle: Grassegger, Hans, 2004: Phonetik – Phonologie, Schulz-Kirchner Verlag, S. 24

Sind die Stimmlippen geöffnet und schwingen sie bei der Durchströmung der Luft, werden stimmhafte Laute gebildet. Ein glottaler Laut, also der Knacklaut [¿], entsteht durch die Öffnung der Stimmlippen, wenn keine Verengung im Mund stattfindet.

Sind die Stimmlippen geöffnet, dann schwingen sie nicht, und es entstehen stimmlose Laute.

4. Abschließende Bemerkung

Zur menschlichen Sprache gehört nicht nur die Erzeugung von Lauten. Erst die Fähigkeit aus einzelnen Lauten Wörter zu bilden und diese in einem Satz zu verwenden ermöglicht das Sprechen.

In diesem Punkt unterscheidet sich die „menschliche“ Lautbildung von der „tierischen“ Lautbildung. Je nach Sprache kann der menschliche Sprecher zwischen 25- 50 Lauten wählen[5]. Durch das vielfältige Kombinieren dieser Laute ist es dem Menschen möglich, Emotionen und komplizierte Sachverhalte zu vermitteln. Diese Gabe erklärt den enormen Vorsprung des Menschen gegenüber des Tieres in der Evolution.

5. Literaturverzeichnis

Féry, Caroline, 2000:

Phonologie des Deutschen: Eine optimalitätstheoretische Einführung

Grassegger, Hans, 2004:

Phonetik – Phonologie, Schulz-Kirchner Verlag

Pabst-Weinschenk, Marita, 2000:

Die Sprechwerkstatt. Sprech- und Stimmbildung in der Schule,

Westermann Schulbuchverlag

Pelz, Heidrun, 1994:

Linguistik für Anfänger, Hoffmann und Campe Verlag

Wängler, Hans-Heinrich,1974:

Grundriss einer Phonetik des Deutschen. 3., Marburg: N. G. Elwert Verlag

www.lexikon.meyers.de

www.stockphoto.com

www.sprachheilpaedagogik.de

[...]


[1] Uli Engelmann: Was ist Sprechen ?, http://www.sprachheilpaedagogik.de, Stand 11. Januar 2008

[2] Meyers Lexikonverlag, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG www.lexikon.meyers.de/index.php?title=Laut&oldid=181809, Stand 31. Januar 2008

[3] Féry, Caroline, 2000:Phonologie des Deutschen: Eine optimalitätstheoretische Einführung, S.32

[4] Wängler, Hans-Heinrich,1974: Grundriss einer Phonetik des Deutschen,N. G. Elwert Verlag. S. 53

[5] Pelz, Heidrun, 1994, Linguistik für Anfänger, Hoffmann und Campe Verlag, S. 105

Fin de l'extrait de 11 pages

Résumé des informations

Titre
Die Lautbildung
Université
University of Flensburg
Auteur
Année
2007
Pages
11
N° de catalogue
V111577
ISBN (ebook)
9783640096275
Taille d'un fichier
445 KB
Langue
allemand
Mots clés
Lautbildung
Citation du texte
Andreas Trittmaack (Auteur), 2007, Die Lautbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111577

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