Die gesellschaftspolitische und kunsthistorische Einordnung der visuellen Kommunikation ist ein Ziel dieser Arbeit. Außerdem werden die Inhalte und Ziele der visuellen Kommunikation erklärt und ihre Funktion anhand eines Beispiels aus der Werbung analysiert.
Die visuelle Kommunikation beinhaltet die Informationsvermittlung durch optisch wahrnehmbare Zeichen oder Signale (Schrift, Bild, Gestik).Visuelle Kommunikation ist ein Begriff der seit dem Ende der sechziger Jahre zuerst in der Kunstpädagogik für den Bereich der bildenden Kunst Verwendung fand. Der Begriff der „bildende Kunst“ wurde durch die Einbeziehung der Bildwelten der Popkultur und der Werbung, die Alltagskultur sowie durch die Architektur und insbesondere die Urbanistik erweitert.
Inhaltsverzeichnis
1. Definition der Visuelle Kommunikation
2. Die Frankfurter Schule
2.1. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule
3. Gesellschaftspoltische Einordnung
3.1 Die 68er Bewegung
4. Kunstpädagogische Einordnung
4.1 Historische Betrachtung: Von der Musischen Erziehung bis zur Visuellen Kommunikation
5. Inhalte und Ziele der Visuellen Kommunikation
5.1 Auseinandersetzung mit den Aufsätze zur Kritik der Bewusstseinsindustrie
5.2. Thesen der Adhoc Gruppe Frankfurt
6. Exemplarische Analyse einer Werbung
6.1. Der Begriff der Semiotik
6.2. Der Begriff der Hermeneutik
6.3. Der Mythos als sekundäres semiologisches System
7. Exemplarische Analyse einer Dornkaat-Werbung
8. Literaturangaben
9. Anhang: PP-Präsentation zum Referat
1. Definition der Vsuelle Kommunikation
Die beinhaltet die Informationsvermittlung durch optisch wahrnehmbare Zeichen oder Signale (Schrift, Bild, Gestik).
Visuelle Kommunikation ist ein Begriff der seit dem Ende der sechziger Jahre zuerst in der Kunstpädagogik für den Bereich der bildenden Kunst Verwendung fand. Der Begriff der „bildende Kunst“ wurde durch die Einbeziehung der Bildwelten der Popkultur und der Werbung, die Alltagskultur sowie durch die Architektur und insbesondere die Urbanistik erweitert.
Urbanistik bezeichnet das interdisziplinäre Studium von Städten unter ökonomischen, sozialen, geographischen und kulturellen Gesichtspunkten. Zunehmend gewinnen auch ökologische Fragestellungen an Bedeutung.1
2. Die Frankfurter Schule
Als die Frankfurter Schule wird die neomarxistische, dialektische Kritische Theorie bezeichnet, die von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno im Institut für Sozialforschung entwickelt wurde. Die Bezeichnung Kritische Theorie geht auf den Titel des programmatischen Aufsatzes Traditionelle und kritische Theorie aus dem Jahre 1937 zurück.
Das Institut wurde 1933 gezwungen Deutschland zu verlassen, verlegte seinen Hauptsitz zunächst nach Paris, dann in die Vereinigten Staaten, während zeitlich parallel verschiedene Zweigstellen unterhalten wurde.2
2.1. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule
Kern der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule ist die ideologiekritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und historischen Bedingungen der Theoriebildung. Mit Kritik und Erkenntnis ist zugleich der Anspruch verbunden die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Veränderbarkeit und der Notwendigkeit ihrer Veränderung begrifflich zu durchdringen. Nach der Rückkehr Adornos und Horkheimers aus der Emigration an die Goethe-Universität (1950) gewann die Frankfurter Schule für die 68er-Bewegung grosse Bedeutung und prägte Teile der deutschen akademischen Soziologie in Richtung der Kritischen Theorie. Wichtige prägende Vertreter dieser Theorie waren Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Erich Fromm, Leo Löwenthal, Franz Neumann, Otto Kirchheimer und Friedrich Pollock. sowie Walter Benjamin.3
3. Gesellschaftspoltische Einordnung der visuellen Kommunikation
3.1 Die 68er Bewegung
Unter der 68er-Bewegung werden verschiedene, meist linksgerichtete Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen zusammengefasst, die mehr oder weniger zeitlich parallel Ende der 1960er-Jahre stattgefunden haben. Der Name bezieht sich auf das Jahr 1968, in dem einige der von diesen Bewegungen thematisierten Konflikte eskalierten, insbesondere in den USA in den Antikriegsdemonstrationen und den Folgen der Ermordung Martin Luther Kings, in Europa in diversen außerordentlichen zivilen Auseinandersetzungen.
Diesen diversen Bewegungen gemeinsam waren u. a. der Protest gegen den laufenden Vietnamkrieg (Friedensbewegung), der Kampf gegen Autorität (insbesondere in Bildung und Erziehung, Jugendbewegung) und für die Gleichstellung mancher Minderheiten sowie der Einsatz für mehr sexuelle Freiheiten (Frauenbewegung, Sexuelle Revolution). Besonders heraus zu heben ist der internationale Charakter der verschiedenen Bewegungen.1
In der BRD ging aus der Studentenbewegung die bedeutendste ausserparlamenterische Opposition ( APO) hervor.
Unterstützung und theoretische Orientierung fand die APO teilweise auch durch Intellektuelle und Philosophen wie etwa Ernst Bloch, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, den Vertreters des französischen Existenzialismus Jean Paul Sartre und andere (vgl. Frankfurter Schule und Kritische Theorie).
Der Radikalenerlass (auch Extremistenbeschluss oder offiziell „Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst“) war ein Beschluss der Regierungschefs der Bundesländer und Bundeskanzler Willy Brandt vom 28. Januar 1972 auf Vorschlag der Innenministerkonferenz, wonach die Anstellung im Öffentlichen Dienst abgelehnt werden oder die Entlassung aus ihm erfolgen konnte, wenn Zweifel am Eintreten des Betroffenen für die Freiheitliche demokratische Grundordnung bestehen, auch wenn er sich weder strafbar gemacht hat noch einer verbotenen Partei (angehört. Da davon Betroffene ihren Beruf vielfach nur im Öffentlichen Dienst ausüben konntenn, bezeichneten Gegner des Radikalenerlasses diesen oft als „Berufsverbot“. In der Anfangszeit des Radikalenerlasses erfolgte eine Regelanfrage beim Bundesamt für Verfassungsschutz, wenn jemand sich für eine Stelle im öffentlichen Dienst bewarb.
Diese Maßnahme wurde aber nach heftigen Protesten im Laufe der 70er und 80er Jahre eingestellt. Als letztes Bundesland stellte der Freistaat Bayern 1991 die Regelanfrage ein.2
4. Kunstpädagogische Einordnung
4.1 Historische Betrachtung: Von der Musischen Erziehung bis zur Visuellen Kommunikation
Der Kunstunterricht hat sich seit den fünfziger Jahren von der Musischen Erziehung über die Visuelle Kommunikation bis hin zur Ästhetischen Erziehung entwickelt.
In der Nachkriegszeit und noch bis zum Ende der 60er Jahre besann sich der Kunstunterricht angesichts der Schrecken des Krieges auf die humanen Werte.1 In diesem Sinne diente die „Musische Erziehung“als leitendes Konzept des Kunstunterrichts.2 Musische Erziehung zielte darauf, eine Lebenshilfe zur Überwindung der als Krankheiten betrachteten typischen Erscheinungen der technisierten Welt zu bieten. Sie wollte „Raum für Besinnung, Muße, Pflege der schöpferischen Kräfte und Zeit zur Reife schaffen“3 wobei sie sich in ihrer kulturkritischen Haltung gegen Intellektualismus und Rationalismus, gegen die „Verkopfung“ der Schule, gestützt durch die These, dass die schöpferischen Fähigkeiten dem Unbewussten entspringen, wendete. Irrationale, emotionale und metaphysische Aspekte spielten hierbei eine wesentliche Rolle.
Die Lehrer hatten die Aufgabe, das Kind vor Fremdeinflüssen zu bewahren und es zu echter, unverfälschter Eigentätigkeit anzuregen.
5. Inhalte und Ziele der visuellen Kommunikation
Davon ausgehend, dass Alltagserfahrungen durch visuelle Informationen geprägt, die zum grössten Teil durch die optischen Massenmedien/elektronischen Medien vermittelt werden, ist den technischen Bilder eine grosse Bedeutung für das Wirklichkeitsverständnis und die Orientierung in der Lebenswelt zu zuschreiben. Die Bildende Kunst wird ebenfalls durch gesellschaftliche und technische Entwicklungen beeinflusst.
„Wenn der Kunstunterricht weit gehend einer Musischen Erziehung dient, welche die Medien ablehnt4, dann können die Schüler in einer zunehmend visuell und medienorientierten Kommunikationswelt nicht kompetent mit Bildern umgehen.“
Im Anschluss an diese Kritik der Musischen Erziehung wurde Ende der sechziger bis Anfang der siebziger Jahre über den Kunstunterricht im sozialen System reflektiert, wobei Massenmedien, Alltagskultur und Trivialobjekte als Unterrichtsgegenstände neu entdeckt wurden.1 Der Kunstunterricht verlagerte dadurch seinen Schwerpunkt vom musischen Kunstunterricht zur Visuellen Kommunikation, die sich auf die Verarbeitung der durch visuelle Medien vermittelten Umweltwirklichkeit bezieht. So entstand Ende der 60er Jahre auf der Grundlage des gesellschafts- und kulturkritischen Ansatzes der „Frankfurter Schule“ das Konzept der „Visuelle(n) Kommunikation“,2 deren ideologiekritischer und didaktischer Ansatz die tradierte Kunstpädagogik zur Auseinandersetzung zwang.
Die Verfechter der Visuellen Kommunikation (Hermann K. Ehmer, Hans Dieter Junker, Heino R. Möller, der Frankfurter „Adhoc-Gruppe Visuelle Kommunikation“, Helmut Hartwig u. a.) lehnten den bürgerlichen Kunstbegriff ab, nach dem die Kunst ihre Legitimation aus sich selbst beziehe und der ihre ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen leugne. Der Warencharakter der Kunst und die Möglichkeiten der Manipulation durch die Massenmedien rückten mit dem neuen Begriff in den Vordergrund. Zwischen den Produkten der etablierten Kunst und denen der so genannten "Kulturindustrie", d.h. der Massenmedien, wurde in der Ideologiekritik der Visuellen Kommunikation nicht qualitativ unterschieden, da beide Bereiche als repressive Instrumente der Legitimation von Herrschaft galten.
Kunstunterricht sollte die Aufgabe haben, die visuellen Phänomene unserer Umwelt zu erfassen, ihre Strukturen und soziale Funktionen zu analysieren und die Fähigkeit zu kommunikativem Handeln zu entwickeln. Die allgemeine Zielsetzung ist laut Heino Möller „...die Befähigung zu kritischem Medienkonsum und emanzipatorischem Mediengebrauch“3. Und „Das Konzept der Visuellen Kommunikation kann daher als Grundlage des Kunstunterrichts einen entscheidenden Beitrag zur Auseinandersetzung mit der visuellen Welt bzw. zur visuellen Alphabetisierung und zum besseren Verständnis unserer Kommunikationskultur leisten.“4 (Zitat K. H. Ehmer, Vorwort)
Das Konzept der Visuellen Kommunikation stellt Kunst vorwiegend in den Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Kommunikation5). Da die Kunst nur ein Teil der visuellen Welt ist,6 wird der inhaltliche Schwerpunkt der Kunst auf die visuelle Umwelt und die Medien verlagert. Heino Möller, ein Vertreter des Konzeptes der Visuellen Kommunikation, beschreibt, dass der Unterrichtsgegenstand der Visuellen Kommunikation visuelle Medien und visuelle Informationen ohne Rücksicht auf deren mögliche künstlerische Gestaltung sein sollten.7
[...]
1 Meyers Lexikon
2 Wikipedia
3 Wikipedia
1 Ingrid Gilcher-Holtey: Die 68er Bewegung. Deutschland - Westeuropa - USA. Verlag C.H. Beck (Beck'sche Reihe), Taschenbuch, 3. Auflage 2001
2 Die 68er-Bewegung, Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung
1 (vgl. Heinig 1976, S. 26)
2 (vgl. Schütz 1973, S. 26).
3 (Seidenfaden 1958, S. 83; zit. nach Schütz 1973, S. 26)
4 vgl. Hefele / Seitz 1978, S. 13
1 vgl. Otto 1990, S. 253; vgl. Wienecke 1996, S. 95
2 Kattenstroth 1982, S. 36
3 zit. nach v. Criegern 1982, S. 37, Möller 1971, S. 23
4 Hermann K. Ehmer (Hg.): Visuelle Kommunikation: Beiträge zur Kritik der Bewusstseinsindustrie, DuMont Schauberg, Köln 1971
5 vgl. Bauer 1979, S. 113
6 Hefele / Seitz 1978, S. 13
7 Heino Möller 1971, S. 23)
- Quote paper
- Susanne Babucke (Author), 2008, Kunstpädagogische Strömungen und visuelle Kommunikation. Von der musischen Erziehung zur visuellen Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111539
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