1. Haltung- ein Produkt der Gesamtpersönlichkeit eines Menschen
- Haltung ist eine selbstgehaltene Stellung des Körpers im Raum; diese ist nur durch den Skelett- und Bandapparat möglich
- Haltung ist ebenso eine statische Halteleistung und Phase der Bewegung; dabei wird in Stützmotorik und Zielmotorik unterschieden
- Haltungsfehler sind Abweichungen von der normalen Körperhaltung als Haltungs-schwäche bei normaler aktiver und passiver Beweglichkeit des Bewegungsapparatesà es besteht eine muskuläre Funktionsschwäche des Halteapparates
- Haltungsfehler kommen meist als Rundrücken mit Schultervorstand, Beckenkippung nach vorne, Vorwölbung des Bauches und vermehrter Lendenlordose (nach vorne konvexe Verbiegung der Lendenwirbelsäule), Hohlkreuz, Hohlrundrücken und Flachrücken vor
- Haltungsfehler entstehen im Wachstumsalter, besonders im Alter zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr
- Haltung kann durch äußere Faktoren (z.B. Ernährungsgewohnheiten) und innere Faktoren (z.B.Wahrnehmungsfähigkeit) beeinflusst werden (vgl. Sachs- Amid 1994)
- es ist notwendig, Übungs- und Spielformen zu entwickeln, die die Haltung und das Haltungsgefühl des Schülers über direkte Erfahrung positiv prägen können
- ein Muskeltraining reicht meist nicht aus, um eine physiologisch und biomechanisch günstige Haltung zur Gewohnheit werden zu lassenà primäres Ziel eines Sport-förderunterricht muss es sein, die Kinder zu einem individuellen Haltungsbewusstsein hinzuführen
- erst über das Muskelspannungsgefühl, das Gespür für die eigene Körperlichkeit und deren aktive Aufrichtung ist es möglich (ständig wiederholte ermahnen „setz dich gerade hin!“ reicht bei den Kindern längst nicht, um eine Ausbildung des Körper- und Haltebe-wusstseins zu ermöglichen
à als Feedback für die eigene Haltungsschulung eignen sich die visuelle (z.B. Spiegel) und die kinästhetische Methode (Muskelbewegung und –spannung an sich)
- Haltungserziehung im Unterricht:
- Anbringen eines Wandspiegels zur ständigen Kontrolle
- mit extremen Haltungsmustern beginnen (z.B. mit Luftballonbeispiel- Übung I)
- Prüfen, ob die Kinder unter einem Hohlrücken leiden (Haltungsprobe an der Wand- Übung II)
Übung I: Das Luftballonspiel:
- Der Gruppenleiter bläst einen Luftballon auf. Die Kinder sitzen im Kreis und machen die Bewegungen des Luftballons nach: schlapp, halbgroß, riesengroß; Luftballon, der langsam Luft verliert, der schnell durch den Raum fliegt und ganz schlapp am Boden liegen bleibt usw. Das Gleiche kann auch paarweise oder stehend in der Gruppe - wie ein riesengroßer Luftballon - gespielt werden.
- Lehrer gibt Hinweise: “schaut mal wie groß sich Peter machen kann, könnt ihr das auch?“, “ihr könnt euch noch viel mehr strecken, der Ballon ist so groß!“ usw.
Übung II: Haltungsprobe mit Hilfe der Wand
- mit dieser Übung kann jeder selbst herausfinden, ob er an
einem Hohlrücken leidet
- man stellt sich dabei mit dem Rücken zur Wand (Abb.1a),
Füße ca. 25 cm auseinander, Fersen ca. 5 cm von der Wand entfernt
- während man die ganze Fußsohle am Boden lässt, versucht man unter
langsamer Rückverlagerung des Körpers, Rücken und Gesäß gleichzeitig die Wand
berühren zu lassen, bei starker Hohlkreuzhaltung werden die Schultern die Wand
zuerst berühren
- das noch nicht anliegende Hohlkreuz versucht man so die Wand berühren zu lassen,
dass man den Rücken an der Wand abwärts gleiten lässt (Abb. 1b und c)
Übung III: Matthiastest
- erfasst die Gewohnheitshaltung die Kinder im Alltag haben, das heißt er erfasst das Haltungsgefühl, die Haltungskoordination und die Halteleistung eines Kindes
- die Kinder werden an der Wand positioniert; an der Wand ist ein 10x 10cm großes Feld gezeichnet, wobei alle kleinen Quadrate von 1cm² Größe eingetragen sind
- zunächst wird eine normale Position an der Wand eingenommen, dann werden die Arme 30 sec. in Vorhalte gehaltenà es wird untersucht, wie lange die Position so gehalten werden kann
- ändert sich die Körperposition bereits nach wenigen Sekunden liegt eine Haltungsverfall und somit eine Muskelschwäche vor, die korrigiert werden muss
IV. Übung : aus dem Umfeld des Tai Chi Chuan (vgl. BAG Praxis Teil 1)
- Tai Chi Chuan ist eine Bewegungsmeditation und ein sanftes Körpertraining
- Sich üben im Tai Chi Chuan lenkt die Aufmerksamkeit auf erfahrbare Wärmeströme, Durchblutungserlebnisse und andere energetische Prozesse
- Alle Übungsformen werden mit aufgerichteten Rückrat, einem natürlich gehaltenen Schultergürtel und einer gut integrierten Beckenhaltung vorgenommen
- muskuläre Entspannung und Anspannung wechseln sich beständig ab und gehen fließend ineinander über
- durch die ruhigen, langsamen Bewegungen wird dem Übenden genügend Zeit zur Haltungskorrektur gegeben
mögliche Übungen/ Übungsablauf:
- durch den Raum gehen, Tempo selbst bestimmen
- Verlangsamung des Schritttempos und Herabsinken des Körperschwerpunkts nach
unten über die Beugung der Knie
- Aufrichtung des Rückrates beim Gehen über die Vorstellung, auf dem Kopf eine
Schale Wasser zu balancieren
- Harmonisierung und weitere Verlangsamung des Bewegungsablaufes…
“Stellt euch vor, dass ihr über dünnes Eis gehen müsst. Gewicht zuerst nach vorn
verlagern, wenn der vordere Fuß vollständig abgesetzt ist“
- Stehen bleiben, Füße parallel auf Schulterbreite stellen und die Augen schließenà Aufbau der Grundstellung des Tai Chi Chuan à Aufmerksamkeit wird auf die zur Körperhaltung notwendigen Körperteile gelenkt
Häufig gestellte Fragen
Was ist Haltung laut diesem Text?
Haltung ist eine selbstgehaltene Stellung des Körpers im Raum, ermöglicht durch Skelett und Bandapparat. Sie ist sowohl eine statische Halteleistung als auch eine Phase der Bewegung, wobei zwischen Stützmotorik und Zielmotorik unterschieden wird.
Was sind Haltungsfehler und welche Arten werden genannt?
Haltungsfehler sind Abweichungen von der normalen Körperhaltung als Haltungsschwäche bei normaler aktiver und passiver Beweglichkeit des Bewegungsapparates. Genannte Arten sind Rundrücken mit Schultervorstand, Beckenkippung nach vorne, Vorwölbung des Bauches, vermehrte Lendenlordose (Hohlkreuz), Hohlrundrücken und Flachrücken.
In welchem Alter entstehen Haltungsfehler hauptsächlich?
Haltungsfehler entstehen hauptsächlich im Wachstumsalter, besonders im Alter zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr.
Welche Faktoren beeinflussen die Haltung?
Die Haltung kann durch äußere Faktoren (z.B. Ernährungsgewohnheiten) und innere Faktoren (z.B. Wahrnehmungsfähigkeit) beeinflusst werden.
Was ist das primäre Ziel eines Sport-Förderunterrichts in Bezug auf Haltung?
Das primäre Ziel eines Sport-Förderunterrichts muss es sein, die Kinder zu einem individuellen Haltungsbewusstsein hinzuführen.
Welche Methoden eignen sich als Feedback für die Haltungsschulung?
Die visuelle (z.B. Spiegel) und die kinästhetische Methode (Muskelbewegung und -spannung an sich) eignen sich als Feedback.
Welche Übungen werden zur Haltungserziehung im Unterricht vorgeschlagen?
Vorschläge sind das Anbringen eines Wandspiegels zur ständigen Kontrolle, das Beginnen mit extremen Haltungsmustern (z.B. mit Luftballonbeispiel- Übung I), und das Prüfen, ob die Kinder unter einem Hohlrücken leiden (Haltungsprobe an der Wand- Übung II).
Was ist das Ziel der Luftballonspiel-Übung?
Das Ziel ist, durch Nachahmung der Bewegungen eines Luftballons die Körperwahrnehmung und das Gefühl für die eigene Körpergröße und Dehnung zu fördern.
Was ist das Ziel der Haltungsprobe mit Hilfe der Wand?
Das Ziel ist, herauszufinden, ob man an einem Hohlrücken leidet.
Was erfasst der Matthiastest?
Der Matthiastest erfasst die Gewohnheitshaltung, die Kinder im Alltag haben, also das Haltungsgefühl, die Haltungskoordination und die Halteleistung eines Kindes.
Welche Prinzipien des Tai Chi Chuan können zur Haltungsschulung genutzt werden?
Tai Chi Chuan kann durch die Aufmerksamkeit auf erfahrbare Wärmeströme und die Betonung einer aufgerichteten Wirbelsäule, eines natürlich gehaltenen Schultergürtels und einer gut integrierten Beckenhaltung zur Haltungsschulung beitragen.
Welche Übungen/Übungsabläufe aus dem Tai Chi Chuan werden vorgeschlagen?
Vorgeschlagen werden das Gehen durch den Raum mit Verlangsamung des Tempos und Herabsinken des Körperschwerpunkts, die Aufrichtung des Rückrates beim Gehen über die Vorstellung, auf dem Kopf eine Schale Wasser zu balancieren, und die Einführung der 1. Brokate des Übungssystems.
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- Constanze Gensel (Author), 2007, Haltung als Ausdruck psychophysischer Befindlichkeiten - kindgemäße Formen muskulärer Kräftigung und Dehnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111357