Das Spiel ist ein unentbehrlicher Bestandteil der Kindheit.
Während die Kinder der industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert zur Erwerbsarbeit herangezogen wurden, ist es für die Kinder von heute nahezu normal überall spielen zu dürfen. Vom Prinzip her entspricht das Spiel den altersgemäßen Interessen der Kinder, ihren gemachten Erfahrungen und natürlich auch ihren
individuellen Reifegrad. In der Kinderanalyse wird dem Spiel eine hohe Relevanz beigemessen. Donald W. Winnicott, einer der bedeutendsten Kinderanalytiker, bezeichnet das Spiel als einen intermediären Raum, als einen Zwischenraum zwischen innerer- und äußerer Welt. Entwicklungspsychologisch durchläuft das Kind
von Geburt an verschiedene Stadien. Einer dieser Prozesse ist das erste Bewusstwerden der Getrenntheit zwischen Mutter und Kind. In diesem Kontext schafft das Kind sich Übergangsobjekte zur Bewältigung der Trennung von der Mutter. In dieser Seminararbeit möchte ich die Wichtigkeit des Spiels skizzieren. Dazu gehe ich besonders auf die Objektbeziehungstheorie ein, auf das Spiel und später kurz auf das kulturelle Erleben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinition
2.1. Der intermediäre Raum
3. Die Objektbeziehungstheorie
3.1. Das Übergangsobjekt
3.2. Das wahre und das falschen Selbst
3.3. Die innere und die äußere Welt (nach D.W. Winnicott)
3.4. Das Verhältnis von innerer Welt und Phantasie
4. Vom Übergangsobjekt zum kulturellen Erleben
4.1. Das Spiel
4.1.1. Das Spiel bei S. Freud
4.1.2. Der Begriff "Spiel" im Alltagsgebrauch
4.1.3. Die Wesentlichen Merkmale "echten" Spielens
4.1.4. Vom Übergangsobjekt zum Spiel
4.2. Das kulturelle Erleben
5. Resümee
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Spiel ist ein unentbehrlicher Bestandteil der Kindheit.
Während die Kinder der industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert zur Erwerbsarbeit herangezogen wurden, ist es für die Kinder von heute nahezu normal überall spielen zu dürfen. Vom Prinzip her entspricht das Spiel den altersgemäßen Interessen der Kinder, ihren gemachten Erfahrungen und natürlich auch ihren individuellen Reifegrad. In der Kinderanalyse wird dem Spiel eine hohe Relevanz beigemessen. Donald W. Winnicott, einer der bedeutendsten Kinderanalytiker, bezeichnet das Spiel als einen intermediären Raum, als einen Zwischenraum zwischen innerer- und äußerer Welt. Entwicklungspsychologisch durchläuft das Kind von Geburt an verschiedene Stadien. Einer dieser Prozesse ist das erste Bewusstwerden der Getrenntheit zwischen Mutter und Kind. In diesem Kontext schafft das Kind sich Übergangsobjekte zur Bewältigung der Trennung von der Mutter.
In dieser Seminararbeit möchte ich die Wichtigkeit des Spiels skizzieren. Dazu gehe ich besonders auf die Objektbeziehungstheorie ein, auf das Spiel und später kurz auf das kulturelle Erleben.
2. Begriffsdefinition
2.1. Der intermediäre Raum
Der intermediäre Raum (zu deutsch auch Zwischenraum) vermittelt zwischen innerer und äußerer Welt des Subjekts und ist bedeutend für dessen gesamte Lebensspanne, er erstreckt sich nämlich vom Übergangsobjekt über das kindliche Spiel bis hin zum kulturellen Erleben (vgl. Schäfer, 1995, S.26 ff.).
„Spiel rückt an den ontogenetischen Anfang kindlicher Bildung. Will man sie unterstützen und fördern, muss man vor allem individuell und sozial Gelegenheit zur Entfaltung eines Spielbereichs zwischen innerer und äußerer Realität geben“ (Schäfer, 1995, S.27).
Hier wird auch deutlich, dass der Zwischenbereich eine hohe Bedeutung aber auch Konsequenzen hat, und zwar für alle Lern- und Bildungsprozesse des Subjekts, denn er enthält alle Erkenntnisse und Erfahrungen des Kindes, die häufig als unwichtig oder nebensächlich erachtet werden und aus dem kindlichen Lerngeschehen herausgehalten werden (vgl. Schäfer, 1995, S.26 ff.).
3. Die Objektbeziehungstheorie
Die Objektbeziehungstheorie geht auf Melanie Klein (* 30.3.1882- † 22.9. 1960), österreichisch- britische Psychoanalytikerin, zurück. Die frühe Mutter- Kind- Interaktion, sowie die ersten Vorstellungen des Säuglings über sich und seine Umwelt stehen hier im Mittelpunkt. Donald W. Winnicott knüpfte an Kleins Annahmen an, fügte aber das so genannte Übergangsobjekt hinzu (vgl. www.wikipedia.de).
3.1. Das Übergangsobjekt
Übergangsphänomene sind nach Donald Winnicott (1953) bereits bei Kleinkindern im ersten Lebensjahr sichtbar. Meist tritt es zwischen dem 4. – 12. Lebensmonat auf.
Diese Phänomene haben für Kinder eine wichtige Bedeutung. Sichtbar wird dieses Phänomen z.B. durch folgende Sachverhalt: Der Säugling steckt den Daumen in den Mund und streichelt sich gleichzeitig mit seinen Fingern im Gesicht. Hinzu kommt, dass das Kind nach äußeren Objekten greift, meist werden diese zusammen mit dem Daumen in den Mund gesteckt. Diese Phänomene haben für das Kind eine wichtige Bedeutung, z.B. beruhigt es sich wenn es Angst verspürt. Es ist anzunehmen, dass Denken oder Phantasieren dazu in Beziehung stehen. Der Gegenstand, den es dazu benutzt, wird Übergangsobjekt genannt (vgl. Schäfer, 1986, S. 52 ff.).
Das Übergangsobjekt ist ein vom Kleinkind selbst auserwähltes Objekt, es kann beispielsweise eine Schmuse- oder Kuscheldecke sein, welche die Aufgabe hat, dabei zu helfen, die Abwesenheit der Mutter zu akzeptieren, sich langsam von der Mutter zu lösen und andere Beziehungen zur eigenen Umwelt aufzubauen. Das Übergangsobjekt übernimmt zunächst eine Ersatzfunktion für die nicht anwesende Mutter, die langfristig die Ablösung von ihr erleichtert. Psychologisch gesehen gibt das Objekt ein Sicherheitsgefühl, es tröstet und beruhigt das Kind.
Es ist quasi eine Trennungslinie zwischen dem Subjekt und Anderen, hier speziell die Mutter, aber diese Trennung wird nicht vollkommen bewusst gezogen, sondern „… vielmehr scheint das Übergangsobjekt ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer weitgehenden Differenzierung zwischen Ich und Umwelt zu sein“ (Schäfer, 1986, S. 55). Wenn der intensive Umgang mit dem Übergangsobjekt fehlt kann es sogar zu Entwicklungsverzögerungen kommen (Schäfer, 1986, S. 54). Das Übergangsobjekt gehört weder zur Außenwelt noch zur Innenwelt des Kindes, vielmehr kennzeichnet es den intermediären Raum. Eine Vorstellung von einer Trennung der Welten, also von innerer und äußerer Welt ist bei Säuglingen noch nicht vorhanden. Alles was in seinen Aufmerksamkeitsbereich gerät, wird als ihm selbst gehörig wahrgenommen.
Das Übergangsobjekt ist folglich die erste geglückte Illusion, denn es ist identisch mit dem was der Säugling in diesem Augenblick in sich selbst vorfindet sowie ein Zeichen, das eine Beziehung zur Außenwelt beginnt (vgl. Schäfer, 1986, S. 53 ff.).
Das Kind geht mit diesem Objekt auf eine ganz besondere Art und Weise um. Das Objekt:
- …wird geliebt und gleichzeitig gehasst.
- …darf nicht durch Erwachsene verändert werden.
- … muss überleben.
- … muss dem Kind ein Gefühl der Wärme vermitteln.
- … muss durch seine Beschaffenheit den Eindruck vermitteln lebendig zu sein.
- … gehört für das Kind nicht zu Außenwelt aber auch nicht zur Inneren.
- … muss grundsätzlich die Gefühle des Kindes aushalten aber dennoch verfügbar bleiben.
Im Laufe der Zeit verliert es aber an Bedeutung, da die Übergangsphänomene unscharf werden (vgl. Schäfer, 1986, S. 53 ff.).
Nach Winnicott spielt die Mutter in dieser entscheidenden Phase eine sehr wichtige Rolle. Er prägt hier den Begriff der primären Mütterlichkeit und geht von einer psychisch gesunden Mutter aus.
Zusammenfassend kann man sagen das Übergangsobjekt ist ein Produkt der Trennung zwischen innerer und äußerer Welt ist. Es wird geschaffen in dem der Säugling beginnt eine Trennung zwischen sich und seiner Umwelt zu realisieren. Aber das Übergangsobjekt ist auch ein Produkt einer eintretenden Trennung von der Mutter. Das Objekt gibt Vertrautheit und beruhigt in Situationen in denen die Mutter nicht anwesend ist.
3.2. Das wahre und das falschen Selbst
Man kann nicht vom Säugling sprechen ohne von der Mutter zu sprechen, denn für eine geglückte Verbindung von innerer und äußerer Welt wird der Grundstein bereits in der Mutter- Kind- Beziehung gelegt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der "intermediäre Raum" im Text?
Der intermediäre Raum, auch Zwischenraum genannt, vermittelt zwischen der inneren und äußeren Welt des Subjekts. Er erstreckt sich vom Übergangsobjekt über das kindliche Spiel bis hin zum kulturellen Erleben und ist bedeutend für die gesamte Lebensspanne.
Was sind Übergangsobjekte?
Übergangsobjekte sind Objekte, die Kleinkinder (meist zwischen dem 4. und 12. Lebensmonat) nutzen, um die Abwesenheit der Mutter zu akzeptieren und sich langsam von ihr zu lösen. Beispiele sind Schmusedecken oder Kuscheltiere. Sie geben ein Sicherheitsgefühl, trösten und beruhigen das Kind.
Wie beschreibt der Text die Objektbeziehungstheorie?
Die Objektbeziehungstheorie, basierend auf den Arbeiten von Melanie Klein und Donald W. Winnicott, konzentriert sich auf die frühe Mutter-Kind-Interaktion und die ersten Vorstellungen des Säuglings über sich und seine Umwelt. Winnicott fügte das Konzept des Übergangsobjekts hinzu.
Was ist das "wahre Selbst" und das "falsche Selbst" nach Winnicott?
Das "wahre Selbst" entwickelt sich, wenn die Mutter sich gut an die Bedürfnisse des Säuglings anpasst und seine Spontaneität unterstützt. Es ist schwer zu definieren, aber es ist durch das Empfinden von Lebendigkeit fassbar. Das "falsche Selbst" entsteht, wenn die Mutter die Bedürfnisse des Säuglings nicht ausreichend erfüllt und ihn zwingt, auf äußere Forderungen zu reagieren.
Welche Rolle spielt die Mutter in der Entwicklung des Kindes laut dem Text?
Die Mutter spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere in den ersten Lebensmonaten, in denen der Säugling vollständig von ihr abhängig ist. Eine gute Anpassung der Mutter an die Bedürfnisse des Säuglings ermöglicht die Entwicklung des wahren Selbst und eine gesunde Verbindung zwischen innerer und äußerer Welt.
Welche Bedeutung hat das Spiel für Kinder?
Das Spiel ist ein unentbehrlicher Bestandteil der Kindheit und wird in der Kinderanalyse als ein intermediärer Raum betrachtet, der zwischen der inneren und äußeren Welt vermittelt.
Was sind die wesentlichen Merkmale eines Übergangsobjekts?
Ein Übergangsobjekt wird geliebt und gehasst, darf nicht durch Erwachsene verändert werden, muss "überleben", vermittelt Wärme, wirkt lebendig und hält die Gefühle des Kindes aus, während es verfügbar bleibt.
In welcher Beziehung steht das Übergangsobjekt zum Spiel und zum kulturellen Erleben?
Das Übergangsobjekt ist der erste Schritt hin zum Spiel und schließlich zum kulturellen Erleben. Sie alle bilden Teil des intermediären Raums, der die Verbindung zwischen innerer und äußerer Realität des Kindes darstellt.
Was passiert, wenn die Mutter die Omnipotenz des Säuglings nicht befriedigt?
Wenn die Mutter nicht gut genug auf die Bedürfnisse des Säuglings eingeht, kann sich ein "falsches Selbst" entwickeln, was bedeutet, dass das Kind gezwungen ist, auf äußere Forderungen zu reagieren, anstatt seine eigenen Impulse auszuleben.
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- Florence Rößler-Nance (Author), 2007, Das Spiel als intermediärer Raum. Vom Übergangsobjekt zum kulturellen Erleben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111257