Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Science-Fiction-Literatur in der DDR
2.1 Science-Fiction. Einordnung und Definition des Genres
2.2 Entwicklung der Science-Fiction-Literatur in der DDR
2.2.1 1949 bis Mitte der 1950er-Jahre
2.2.2 1957 bis Anfang der 1970er-Jahre
2.2.3 1972/1973 bis Ende der 1970er-Jahre
2.2.4 1980er-Jahre
3. Science-Fiction-Literatur der DDR als Gegendiskurs
3.1 Literarische Projektionsräume in der DDR-Literatur
3.1.1 Gegendiskurse in der DDR-Literatur ab 1971
3.1.2 Vergangenheit als Projektionsraum bei Christa Wolf
3.1.3 Phantasiewelt als Projektionsraum im DDR-Märchen
3.2 Verfremdung als implizite Systemkritik in der DDR-Science-Fiction
3.3 DDR-Science-Fiction und Zensur
4. Formen der Systemkritik in der DDR-Science-Fiction
4.1 Kritik an Meinungsuniformität im Überwachungsstaat Johanna und Günter Braun: Das Kugeltranszendentale Vorhaben
4.2 Kritik am „Sozialismus als Verwaltungsakt“Gert Prokop: Der Heiligenschein
4.3 Untergangsparabeln Angela und Karlheinz Steinmüller: Sauerstoffmangelgeschichte Alexander Kröger: Der Untergang der Telesalt
4.4 Komplexe Weltentwürfe Angela und Karlheinz Steinmüller: Andymon. Eine Weltraum-Utopie Gottfried Meinhold: Weltbesteigung. Eine Fünftagefahrt
5. Flucht von Hochliteraten in das „Ghetto Science-Fiction“ Franz Fühmann: Saiäns-Fiktschen
6. Schlussfolgerungen
7. Anmerkungen
8. Literaturverzeichnis
8.1 Primärliteratur
8.2 Sekundärliteratur
1. Einleitung
„Der Leser in der DDR weiß selbstverständlich, daß jedes Buch die Hürde Zensur zu überwinden hat, daher verlangt er nichts Übermenschliches. Er nimmt auch feinste Andeutungen in Zahlung, er akzeptiert Umschreibungen, er nimmt es hin, wenn eine brisante Ansicht nicht klar und deutlich ausgesprochen wird, sondern, wie der Fachausdruck lautet, zwischen den Zeilen steht. Der Platz zwischen den Zeilen hat für die DDR-Literatur größte Bedeutung. In den vom Leser bevorzugten Büchern ist er bis zum letzten Millimeter vollgeschrieben, es finden sich dort Mitteilungen, die, hätte der Autor sie in sichtbaren Worten gewagt, unweigerlich vom Zensor kassiert würden. Dabei übersieht der Zensor diese Mitteilung durchaus nicht, doch sind Streichungen zwischen den Zeilen nicht ganz einfach; außerdem möchte der Zensor nicht als übertrieben beckmesserisch dastehen, also läßt er zwischen den Zeilen oft Gnade vor Recht ergehen.“ (Jurek Becker)[1]
In der DDR als Literaturstaat existierte die Schreibkunst nicht losgelöst von den politischen Strukturen, sondern stellte einen Teil des Systems dar, auf das sie stabilisierend wirken sollte. Dementsprechend versuchte der Staat, sämtliche Etappen der Literaturproduktion durch kulturpolitische Vorgaben, Zensur und Vertriebssteuerung staatlich zu lenken [2]. Im Zuge der wachsenden Unzufriedenheit und Resignation angesichts der Entfernung des „real existierenden Sozialismus“ von den Idealen, die mit der Gründung der DDR verbunden gewesen waren, entzogen sich in den 1970er-Jahren immer mehr Autoren ihrer kulturpolitisch verordneten Aufgabe, als Teil des Systems herrschaftsstabilisierend zu wirken, und übten (verschlüsselt, um publiziert werden zu können) Kritik am Verkommen der sozialistischen Ideale.
Diese Form des Gegendiskurses zum von offizieller Seite vorgegebenen Offizialdiskurs – um mit Foucault zu sprechen – ist von der Literaturwissenschaft hinreichend behandelt worden, wenn es um Schriftsteller der so genannten Hochliteratur geht. Kaum Gegenstand des literaturhistorischen Interesses ist hingegen die Rolle der Trivialliteratur in diesem Widerstandsprozess. Dies ist insofern unverständlich, als Trivialliteratur – als Massenliteratur – in der Regel weitaus mehr Leser erreicht, sowohl was die Auflagenstärke als auch die intellektuelle Inanspruchnahme betrifft. So lässt sich in der Science-Fiction [3] der DDR seit den 1970er-Jahren die Tendenz beobachten, dass durch genretypische Verfremdungsmethoden – beispielsweise durch die Verlagerung der Geschehnisse in die Zukunft oder in Alternativwelten – indirekt, aber deutlich Kritik am DDR-System geübt wird, die vom (durch die Bedingungen dafür konditionierten) Leser auch als solche erkannt wurde.
Mit dieser systemkritischen Funktion der DDR-Science-Fiction beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Nach einer Definition und Einordnung des Genres und der Klärung der Genreterminologie in der DDR folgt zunächst ein knapper diachroner Abriss der DDR-Science-Fiction, um die folgenden Überlegungen besser einordnen zu können. Die Frage, die letztendlich beantwortet werden soll, ist die nach der tatsächlichen (nicht etwa der kulturpolitisch geforderten) Funktion der Science-Fiction im Literaturstaat DDR: War das Trivialgenre ein, wie Jorgensen vermutet, „Valium des Volkes“ [4], das durch den Blick in die kommunistische Zukunft über die Unvollkommenheit des sozialistischen Alltags hinwegtrösten sollte, oder erfüllte Science-Fiction eine kritische Funktion in der Auseinandersetzung mit der desillusionierenden Wirklichkeit der DDR? Illustriert wird die Untersuchung der Fragestellung von ausgewählten Werken der DDR-Science-Fiction, die im vierten Kapitel unter dem Blickwinkel des Ausnutzens ihres Kritikpotentials betrachtet werden. Auf eine umfassende Analyse, die auch ästhetische und andere Überlegungen mit einbezieht, muss aus Kapazitätsgründen verzichtet werden, auch wenn dies einigen Werken nicht gerecht wird.
Bedingt durch die Tatsache, dass aufgrund der besonderen kulturpolitischen Situation eine verwertbare empirische Rezeptionsforschung, die die tatsächlichen Auswirkungen der Science-Fiction-Lektüre auf den Leser deutlich machen könnte, in der DDR nicht möglich war, verfolgt die vorliegende Arbeit einen eher rezeptionsästhetischen, vom impliziten Leser ausgehenden Ansatz. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf die Kritik der Science-Fiction-Autoren am DDR-System und lassen somit die Auseinandersetzung sowohl mit suboptimalen Gegebenheiten des Alltags als auch mit globalen, ebenso in der West-Science-Fiction angesprochenen Themen wie Umweltverschmutzung, Gentechnik oder Kernkraft außer Acht. Zudem kann auch auf die Beschäftigung der DDR-Literaturwissenschaft mit dem Genre Science-Fiction [5], auf die Einflüsse ausländischer Autoren sowie auf die sich seit den 1960er-Jahren entwickelnde Fanclub-Szene in der DDR nicht eingegangen werden.
2. Science-Fiction-Literatur in der DDR
2.1 Science-Fiction. Einordnung und Definition des Genres
Science-Fiction ist der phantastischen Literatur zuzuordnen. Unter Phantastik wird erzählende Literatur verstanden, die – im Gegensatz zur realistischen Literatur – Erscheinungen thematisiert, die sich nach dem jeweiligen Erkenntnisstand jenseits der empirisch erfahrbaren Realität befinden [6]. Von der übrigen Phantastik (u. a. Mythen, Märchen, Fantasy, Horrorliteratur, Weird Fiction, romantische Phantastik, Gothic Novels) unterscheidet sich Science-Fiction durch die Ansiedlung der Handlung in einer Welt mit rationaler Kausalität. Die die Phantastik konstituierende Abweichung zur erfahrbaren Realität wird also in der Science-Fiction nicht als Resultat übernatürlicher, nicht logisch erklärbarer Phänomene behandelt, sondern (pseudo)wissenschaftlich begründet, indem technische, naturwissenschaftliche oder sozialwissenschaftliche Erkenntnisse angeführt oder erfunden werden [7].
In der DDR-Literaturpolitik wurde der Begriffe Science-Fiction zunächst nicht verwendet, um die in der DDR erscheinenden Werke, die diesem Genre zuzuordnen waren, von der als antihumanistisch verpönten „bürgerlichen Science-Fiction“ aus der Zeit vor 1945 und aus dem westlichen Ausland abzugrenzen. Die ersten Romane erschienen in der DDR unter den Bezeichnungen „Zukunftsliteratur“ und „utopische Literatur“. Während der erste Begriff zu ungenau war und deshalb nach einigen Jahren nicht mehr verwendet wurde, war „utopische Literatur“ bis zuletzt die von den Verlagen gebrauchte Bezeichnung. Anfang der 1970er-Jahre wurde – nach dem sowjetischen Vorbild der „Naucnaja fantastika“ – der Ausdruck „Wissenschaftliche Phantastik“ eingeführt und von Literaturtheoretikern und -kritikern verwendet. Bei Lesern und Autoren konnte sich der Begriff jedoch nicht etablieren; beide Seiten tendierten stets zu der für lange Zeit von der Kulturpolitik verschmähten Bezeichnung Science-Fiction. Erst in den 1980er-Jahren setzte sich dieser Begriff auch offiziell durch [8].
2.2 Entwicklung der Science-Fiction-Literatur in der DDR
2.2.1 1949 bis Mitte der 1950er-Jahre
Die Science-Fiction-Literatur der DDR begann 1949 mit Ludwig Tureks Roman „Die goldene Kugel“. Bereits dieses erste Werk stand exemplarisch für nahezu alle weiteren Veröffentlichungen in den folgenden fünfzehn Jahren. Zu den Kennzeichen der DDR-Science-Fiction der 1950er-Jahre gehörten die Einbeziehung des Konflikt zwischen Kapitalismus und Kommunismus bzw. Sozialismus, die klischeehafte Zeichnung von Charakteren und gesellschaftlichen Verhältnissen sowie eine unreflektierte Technikeuphorie (Wissenschaft und Technik gelten hier als Indikatoren für den Sieg des Sozialismus über den Kapitalismus) [9]. Unübersehbar war die ästhetische Schwäche der frühen DDR-Science-Fiction; bei den Autoren handelte es sich oftmals um Techniker oder Naturwissenschaftler, die sich im literarischen Schreiben versuchten [10].
Die DDR-Science-Fiction der ersten Hälfte der 1950er-Jahre beschränkte sich im Wesentlichen auf zwei Subgenres: Im utopischen Kriminal- und Spionageroman stand der Dualismus zwischen der „friedliebenden Sowjetunion“ (und anderen sozialistischen Ländern) und den „aggressiven kapitalistischen Staaten“ (vor allem den USA) im Vordergrund; charakteristisch hierfür sind die Bücher H. L. Fahlbergs („Betatom“, „Ein Stern verrät den Täter“ u. a.) [11]. Der utopische Betriebsroman (z. B. Eberhard del’Antonios „Gigantum“ von 1957, Heinz Viewegs „Ultrasymet bleibt geheim“ von 1955) diente der Umsetzung aktueller tagespolitischer Losungen; die Autoren orientierten sich an wenigen, selten originell und individuell gestalteten Handlungsmustern (beispielsweise die Suche von Wissenschaftlern nach Mitteln zur Befriedigung volkswirtschaftlicher Bedürfnisse oder die Störtätigkeit imperialistischer Spione) [12].
Insgesamt erschienen in den ersten fünfzehn Jahren nur wenige Science-Fiction-Bücher, da das Genre von kulturpolitischer Seite zunächst als bürgerlich, antisozialistisch und dem sozialistischen Realismus widersprechend abgelehnt wurde [13]. Zunehmend wurden jedoch positive Funktionen der Science-Fiction für die Entwicklung einer sozialistischen Literatur erkannt: Unterhaltung durch Abenteuer, Belehrung durch populärwissenschaftliche Information und ideologische Beeinflussung durch Propagierung sozialistischer Verhaltensweisen und Errungenschaften standen durchgängig im Vordergrund der frühen DDR-Science-Fiction [14].
2.2.2 1957 bis Anfang der 1970er-Jahre
Die zweite Etappe der DDR-Science-Fiction setzte 1957 mit dem Start des ersten künstlichen Flugkörpers außerhalb der Erdatmosphäre ein. Die so genannte „Sputnik-Welle“, die sich mit dem Weltraumflug Juri Gagarins 1961 verstärkte, brachte eine Reihe von Raumfahrtromanen hervor, die jedoch – wie bereits die Betriebs- und Spionage-Romane der 1950er-Jahre – stark von Klischees und ideologischer Überfrachtung geprägt waren. So wurde in den meisten Werken der (vorher in der irdischen Zukunft angesiedelte) Klassenkampf in den Weltraum verlegt. Der Vorsprung der sowjetischen Raumfahrt wurde dabei als Überlegenheit des sozialistischen Systems gewertet [15].
Anfang der 1960er-Jahre meldeten sich kritische Stimmen gegen die schablonenhaften Weltraumabenteuer zu Wort, die eine stärkere Hinwendung von technisch-naturwissenschaftlichen hin zu sozialen Aspekten forderten. Der Science-Fiction-Autor Carlos Rasch prägte in diesem Zusammenhang den Begriff „Realphantastik“ [16]. Die sich in den folgenden Jahren entwickelnde sozialutopische Prosa ging jedoch nicht über (dem vorangegangenen technischen Optimismus entsprechende) soziale Eutopien hinaus; die zukünftige kommunistische Gesellschaft wurde als weitgehend konfliktfrei gezeichnet [17]. Gesellschaftskritische Tendenzen hingegen zeigten sich in der sich zögernd entwickelnden parabelhaft-satirischen Science-Fiction, die durch ironische Verfremdung der Realität Kritik nicht nur an der kapitalistischen, sondern auch an Erscheinungen der eigenen Gesellschaft übten. Charakteristisch für diese Richtung ist die Kurzprosa Gerhard Branstners, die sich am Vorbild Stanislaw Lems orientierte [18].
2.2.3 1972/1973 bis Ende der 1970er-Jahre
In den Jahren 1972/1973 kam es in der DDR-Science-Fiction zu einem bemerkenswerten Umbruch. Während sich das Genre bislang nur zögernd entwickelte und die Autoren, weitgehend festgelegten Erzählmustern folgend, zukunftsoptimistische Losungen propagierten [19], war nun – neben einer zunehmenden Öffnung für die Einflüsse ausländischer Science-Fiction [20] – nicht nur ein sprunghafter quantitativer Anstieg der DDR-Science-Fiction-Publikationen, sondern ebenso ein dem differenzierten Weltverständnis der Autoren Rechnung tragender qualitativer Fortschritt zu beobachten [21]. Dieser Umbruch vollzog sich zum einen im Kontext der bereits in den 1950er Jahren einsetzenden „New Wave“ der englischsprachigen Science-Fiction, die den Blick von naturwissenschaftlich-technischen Themen hin zu sozialen und politischen Fragestellungen wendete (beispielhaft hierfür sind die Werke Philip K. Dicks) [22] ; zum anderen war der Genrewandel Ausdruck der kulturpolitischen Wende Anfang der 1970er-Jahre, die sich mit der Machtübergabe an Honecker vollzog und zu einer kurzen Periode der Öffnung in Kunst und Kultur führte [23]. Der qualitative Fortschritt der DDR-Science-Fiction machte sich sowohl in formaler Hinsicht bemerkbar (stereotype Formeln wichen differenzierten Gestaltungsweisen) [24], als auch in der Hinwendung von technisch-wissenschaftlichen Abenteuern zu sozialen, ethischen, psychologischen und philosophischen Fragestellungen [25]. Exemplarisch für den Genreumbruch stehen die Romane „Die Ohnmacht der Allmächtigen“ von Heiner Rank, „Zeit der Sternschnuppen“ von Herbert Ziergiebel, „Der Irrtum des Großen Zauberers“ von Johanna und Günter Braun sowie Werke von Hubert Horstmann, Curt Letsche, Werner Steinberg und Gerhard Branstner.
Der qualitative Wandel der DDR-Science-Fiction zu Beginn der 1970er-Jahre bedeutete jedoch nicht gleichsam wachsende Kritik, erst recht nicht am politischen System der DDR. Dennoch war die Erweiterung des Blickfelds von naturwissenschaftlich-technischen hin zu philosophisch-sozialen Fragestellungen Voraussetzung für das Kritikpotenzial des Genres, das in den 1980er-Jahren von vielen Science-Fiction-Autoren genutzt wurde.
2.2.4 1980er-Jahre
Die rigide (Kultur-)Politik Honeckers als Reaktion auf den von der DDR-Führung abgelehnten sowjetischen Kurs von Glasnost und Perestroika brachte in den 1980er-Jahren zwei konträre Linien innerhalb der DDR-Science-Fiction hervor. Zum einen nahmen Autoren wie Klaus Klauß („Duell unter fremder Sonne“), Eberhard Del’Antonio („Okeanos“), Reinhard Kriese („Eden City“) und Alexander Kröger („Die Engel in den grünen Kugeln“) die ideologiedidaktisch motivierte Schwarz-Weiß-Struktur der 1950er-Jahre wieder auf, indem sie den „real existierenden Sozialismus“ der DDR plakativ eutopisierten, ohne dessen Verbesserungswürdigkeit zu erkennen, und ein simples Gut-Böse-Konfrontationsdenken propagierten [26]. Zum anderen entdeckten viele Autoren die Möglichkeit, die der Science-Fiction immanenten Verfremdungsfunktion zu nutzen, um Kritik an den (auch in der BRD-Science-Fiction thematisierten) Problemen des technischen Fortschritts wie Gentechnik, Kernkraft und Umweltverschmutzung, aber auch an Missständen im Alltagsleben sowie am DDR-System zu formulieren. In den folgenden Kapiteln wird dargestellt, in welchem Rahmen und mit welchen Möglichkeiten Science-Fiction-Autoren ihr Genre nutzen konnten, um auf grundlegende Irrwege des DDR-Sozialismus aufmerksam zu machen.
3. Science-Fiction-Literatur der DDR als Gegendiskurs
3.1 Literarische Projektionsräume in der DDR-Literatur
3.1.1 Gegendiskurse in der DDR-Literatur ab 1971
In den 1970er-Jahren lehnte eine Reihe von Schriftstellern die bedingungslose Zustimmung zum „real existierenden Sozialismus“ und in der Folge auch den kulturpolitisch verordneten sozialistischen Realismus zunehmend ab. Die Autoren hofften nach wie vor auf die Verwirklichung des „Projekts Sozialismus“ in der DDR, also die Durchsetzung eines anderen, „eigentlichen“, (utopischen?) Sozialismus. Aus diesem Grund formulierten sie in ihren Werken Kritik nicht etwa nur an Missständen im Alltagsleben der DDR, sondern vielmehr am herrschenden System. Diese gewissermaßen an die Wurzel gehende Kritik sollte darauf hinweisen, dass die unübersehbaren Fehlentwicklungen des DDR-Sozialismus das Erreichen des – von offizieller Seite längst nicht mehr propagierten – Kommunismus in naher Zukunft zu verhindern drohten [27]. Die Autoren bedienten sich dabei der (in der Literaturgeschichte selbstverständlich nicht neuen) Methode der Verfremdung, indem sie ihre konkret auf die DDR bezogene Kritik und auch ihre angesichts des drohenden Scheiterns des „Projekts Sozialismus“ ambivalente Gefühlslage verallgemeinerten und in die Vergangenheit, die Zukunft, an andere Orte der Gegenwart oder in Phantasiewelten verlegten. Sie zogen sich dabei meist in Genres wie Märchen, historische Literatur, Reiseliteratur oder Abenteuerliteratur zurück. Durch die Projektion der Kritik am DDR-System umgingen die Autoren sowohl die Zensur als auch enervierende kulturpolitische Debatten im Anschluss an die Veröffentlichung; dennoch blieb die (nunmehr verschlüsselte) Kritik an der Wirklichkeit der DDR für den Leser klar verständlich [28]. Der Offizialdiskurs von Monosemie, Transitivität, Kohärenz und Repräsentation – um mit der Begrifflichkeit Foucaults zu sprechen – wurde damit von den Autoren verlassen; ihre Werke wurden – wenn nicht in ihrer expliziten politischen Aussage, so doch implizit in ihrer Redeweise – zu subversiven Elementen des Gegendiskurses [29].
3.1.2 Vergangenheit als Projektionsraum bei Christa Wolf
Die Vergangenheit als Projektionsraum nutzte Christa Wolf in ihren Erzählungen „Kein Ort. Nirgends“ und „Kassandra“. In „Kein Ort. Nirgends“ (1979) projiziert die Autorin ihre ambivalente emotionale Situation, die mit der (nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 gewonnenen) Einsicht in das Scheitern der sozialistischen Idee verbunden war, auf die beiden Protagonisten ihrer Erzählung, die romantischen Dichter Karoline von Günderode und Heinrich von Kleist, die an den kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen des beginnenden 19. Jahrhunderts zugrunde gingen [30]. Mit dem Roman „Kassandra“ (1984) kritisierte Wolf, indem sie ihre Erfahrungen auf die Figur der trojanischen Seherin projizierte, indirekt die in der DDR bestehenden Herrschaftsverhältnisse, während sie gleichzeitig in der Gestalt des Anchises, der mit der etablierten Macht bricht, die Figur des intellektuellen Dissidenten zeichnete, die in der DDR-Friedensbewegung sowie in den privaten Gesprächskreisen der 1980er-Jahre ihre realhistorische Entsprechung fand [31].
3.1.3 Phantasiewelt als Projektionsraum im DDR-Märchen
Auch die Gattung des Märchens wurde von DDR-Autoren für Kritik am System nutzbar gemacht. Literaturhistorisches Vorbild waren die Dichter der Romantik, deren Kunstmärchen nicht etwa charakteristisch für die den Romantikern oftmals nachgesagte Wirklichkeitsfremdheit sind, sondern enge Bezüge zur Gegenwart enthalten. Indem die DDR-Autoren die Charakteristika der verschlüsselungsliterarischen Gattung nutzten, verhinderten sie durch die scheinbare Harmlosigkeit der Werke Eingriffe der Zensur [32]. „Durch kritische Literatur erlangte Klarheit wurde also, spekulativ gesprochen, Teil eines Gewebes von Gründen für den friedlich-revolutionären Umbruch in der DDR. Die Macht des Märchens half die Macht des totalitären Regimes brechen“ [33], so die (in ihrer Konsequenz naiv anmutende) Ansicht Reifarths.
3.2 Verfremdung als implizite Systemkritik in der DDR-Science-Fiction
Gesellschaftskritik durch Verfremdung ist, neben der reinen Unterhaltung, eine der Funktionen von Science-Fiction-Literatur. Das Genre entfaltet sein gesellschaftliches Potential nicht nur im zukunftsbezogenen Sinne, also durch sein nicht deterministisches Zukunftsverständnis (die dargestellte Zukunft wird als eine mögliche beschrieben), sondern auch im gegenwartsbezogenen Sinne. Durch die verfremdete Darstellung der Nullwelt, also der Umwelt des Autors bzw. des Lesers, kann der Verfasser versteckte Kritik an Missständen der Gegenwart üben, indem er die Zukunft bzw. Alternativwelten als Projektionsräume, als Metaphern für die Gegenwart nutzt [34].
Dieses gesellschaftskritische Potential des Genres wird zweifelsohne nicht durchgehend genutzt. Häufig werden die gesellschaftlichen Strukturen der Nullwelt vom Verfasser unreflektiert übernommen. Science-Fiction wirkt dann, indem die herrschende Struktur festgeschrieben wird, systemstabilisierend [35]. So nahm die DDR-Science-Fiction der 1950er- und 1960er-Jahre fast durchgehend die von kulturpolitischer Seite festgeschriebenen Aufgaben wahr. Demnach war Science-Fiction den gleichen Grundsätzen wie alle weiteren Bereiche der sozialistischen Literatur verpflichtet. Das Genre sollte sich durch Wissenschaftlichkeit, Parteilichkeit, Perspektivbewusstsein (i.e. die Überzeugung von der „Sieghaftigkeit des Sozialismus“), Humanismus, Rationalität und Realismus (durch die Abbildung der „wirklichen Zukunft“) auszeichnen [36].
Während sich in den 1970er-Jahren nur eine Handvoll Science-Fiction-Autoren des Kritikpotentials ihres Genres bewusst wurden (Angela und Karlheinz Steinmüller, Johanna und Günter Braun, Frank Töppe u. a.), wurde das Kritisieren des DDR-Systems durch die genretypische Verfremdung in den 1980er-Jahren zu einem weitverbreiteten Phänomen. Im Kontext der verstärkten Individualisierungstendenz des letzten DDR-Jahrzehnts als Reaktion auf die Versuche der Staatsführung, neben der Öffentlichkeit auch das Privatleben zu politisieren, geriet Science-Fiction zur Nische, in der politische Meinungsverschiedenheiten ohne Furcht vor Repressionen angesprochen werden konnten [37]. Science-Fiction als massenwirksames Trivialgenre erreichte dabei weitaus mehr Leser als die Gegendiskurs-Literatur der etablierten Schriftsteller wie Heiner Müller, Volker Braun oder Christa Wolf. Der auf das Lesen zwischen den Zeilen konditionierte Rezipient suchte in den Science-Fiction-Büchern nach dem kritischen Subplot, der sich hinter dem (sich nach den Zensuranforderungen richtenden) Plot verbarg. Fritzsche spricht dabei in Anlehnung an Stuart Hall von einem „oppositional code“, in dem Sender (Autor) und Empfänger (Leser) miteinander kommunizierten [38].
Kennzeichnend für die DDR-Science-Fiction der 1980er-Jahre sind drei Möglichkeiten der Verfremdung von Systemkritik: Erstens wurden Erscheinungen kritisiert, die sowohl für den Kapitalismus als auch für den Sozialismus galten. Die Sozialismuskritik wurde somit in den Kapitalismus verlagert („den Klassenfeind dreschen und den Klassenfreund meinen“ [39] ). Beispielhaft dafür sind die scheinbar kapitalismuskritischen Kurzgeschichten von Gert Prokop. Zweitens wurden offensichtliche Probleme der DDR-Gesellschaft in die Zukunft oder in Alternativwelten (z. B. fremde Planeten) projiziert. Spittel schreibt über diese Form der DDR-Kritik: „Dem Außenstehenden werden Zweifel an der Funktionsfähigkeit dieser Methode kommen. Ihm sei versichert, daß sie funktionierte. Zensur ist immer dumm, zumindest dümmer als die Leser, dem diese Verfremdungsmethode durchaus vertraut war.“ [40] Drittens schließlich konnten Science-Fiction-Autoren durch das Entwerfen einer idealen Gesellschaft implizit auf die Unvollkommenheit der Gegenwart hinweisen [41].
3.3 DDR-Science-Fiction und Zensur
Das Nutzen der Verfremdungsfunktion als Möglichkeit der Kritik stellte in der DDR-Literatur nicht nur eine Formfrage dar, sondern diente vielmehr als Schutz vor den Eingriffen der Zensur [42]. Sämtliche Bücher mussten einem Druckgenehmigungsverfahren unterzogen werden, an dessen Ende die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel des Ministeriums für Kultur (in besonderen Fällen nach Rücksprache mit der Kulturabteilung des SED-Zentralkomitees oder dem SED-Chefideologen Kurt Hager) über ihr Erscheinen entschied. Die DDR-Führung duldete einzig die literarische Benennung von „Einzelproblemen“; genaue Richtlinien gab es bis einschließlich 1989 nicht. In den 1980er-Jahren ermöglichte die zunehmende Uneinheitlichkeit in der Lenkung, Leitung und Planung des Literaturprozesses (so die Bezeichnung des – offiziell nicht existierenden – Zensurvorgangs) eine höhere Durchlässigkeit [43].
Die Zensur hatte für die DDR-Schriftsteller neben der „Schere im Kopf“ [44] (also einer inneren Zensur noch während des Schreibens) die Steigerung der Kreativität beim Ausschöpfen der zur Verfügung stehenden künstlerischen Mittel wie der Satire, der Ironie oder der Metapher zur Folge [45]. Mitunter wurden absichtlich übertriebene Formulierungen als Köder für den Zensor ausgelegt, um von verdeckt kritischen Stellen des Buches abzulenken [46].
Science-Fiction wurde als Trivialgenre von den Zensurbehörden nicht in dem Maße Beachtung geschenkt wie die etablierte Gegenwartsliteratur, da ihr die Kraft zum Ausdruck jener Sozialkritik, die in anderen literarischen Feldern formuliert wurde, nicht zugetraut wurde [47]. Nur in wenigen Fällen wurden Science-Fiction-Texte die Druckgenehmigung verwehrt. Aus ausdrücklich politischen Gründen geschah dies nur bei einigen Büchern des Ehepaars Johanna und Günter Braun sowie in einer sich mit Neubaugebieten kritisch auseinandersetzenden utopischen Erzählung von Jürgen Dittfeld. In einigen Fällen ist unklar, ob die bei der Ablehnung genannten ästhetischen Gründe nur vorgeschoben waren [48].
4. Formen der Systemkritik in der DDR-Science-Fiction
Kernpunkt der Kritik am DDR-System durch Science-Fiction-Autoren war der Widerspruch zwischen den Idealen, die die Schriftsteller einst mit der DDR verbanden, und der Wirklichkeit des „real existierenden Sozialismus“ [49]. Wie sich die Systemkritik inhaltlich im Einzelnen äußerte, wird im Folgenden anhand ausgewählter Schwerpunkte mit jeweils einigen Beispielen erläutert.
4.1 Kritik an Meinungsuniformität im Überwachungsstaat
Am häufigsten übten die das Potential des Genres nutzenden Science-Fiction-Autoren in den 1980er-Jahren Kritik an der in der DDR herrschenden Meinungsuniformität, die sich zum einen in ideologischer Propaganda und leeren Worthülsen, zum anderen in der Überwachung des Volkes und der Verfolgung politisch Andersdenkender zeigte. Bereits in der kurzen Phase des (kultur-)politischen Tauwetters der beginnenden Chrustschow-Ära wagten zwei DDR-Autoren, verdeckt auf die stalinistische Herrschaft und ihre Auswirkungen auf die DDR hinzuweisen. Richard Groß spielte in „Der Mann aus dem anderen Jahrtausend“ mit seiner Figur des Lewschinsky, Vorsitzender des Sicherheitskomitees eines Raumschiffs, auf den sowjetischen Geheimpolizeichef Felix Dserschinski an. Ebenso setzte sich Horst Müllers „Kurs Ganymed“ (1962) kaum verschlüsselt mit der Willkürherrschaft Stalins auseinander [50]. In den achtziger Jahren wurden ominöse Überwachungseinrichtungen als Anspielung auf die DDR-Staatssicherheit zum festen Topos der systemkritischen Science-Fiction von Autoren wie Rainer Fuhrmann („Die Untersuchung“), Michael Szameit („Drachenkreuzer Ikaros“) und Gert Prokop (Timothy-Truckle-Geschichten).
Johanna und Günter Braun: Das Kugeltranszendentale Vorhaben (1983)
Nachdem das Schriftstellerehepaar Braun bereits in den 1970er-Jahren in ihren Romanen und Erzählungen durch satirische Verfremdung auf aktuelle Probleme hingewiesen hatte, durfte ihre in den 1980er-Jahren verfasste Science-Fiction in der DDR aus politischen Gründen nicht gedruckt werden. Die Bücher „Das kugeltranszendentale Vorhaben“ (1983), „Die unhörbaren Töne“ (1984) und „Der x-mal vervielfachte Held“ (1985) erschienen – trotz eines Ausfuhrverbots des DDR-Büros für Urheberrechte – in der BRD im Suhrkamp-Verlag [51].
Der in einer Kleinstadt der DDR lebende Bahnangestellte Paul Schrimms wird auf die extraterrestrische Kugel 37a entführt, um dort an der Entwicklung eines technischen Systems mitzuarbeiten, mit dessen Hilfe negative Gefühle und Gedanken in positive Äußerungen gewandelt werden können. Durch diesen „Fonformen“ genannten Vorgang ist jegliche oppositionelle Meinungsäußerung und Handlung unmöglich. Vor allem Kritik am „Kugeltranszendentalen Vorhaben“, kurz KTV, einem ominösen Projekt (das wohl als Metapher für die Umwandlung der sozialistischen DDR in eine kommunistische Gesellschaft steht), ist nunmehr unmöglich. Das Fonformen wird von der Führungsebene als „soziale Einrichtung“ schöngeredet: „Sie [die Bewohner] können, was sie für das KTV empfinden, natürlich nicht in vollem Umfang artikulieren. Oder sie artikulieren ohne Sachkenntnis. Oder sie quatschen einfach dummes Zeug. Und da, Herr Schrimms, setzt unsere Fonform-Methode ein. Das Fonformen gibt unseren Tunnelmenschen die nötige Artikulationshilfe.“ [52]
Der Roman der Brauns besticht durch eine Vielzahl ohne Weiteres durchschaubarer Anspielungen auf die DDR. Diktatorische Maßnahmen zur Unterdrückung politisch Andersdenkender, das Schönreden von Versorgungsengpässen, die Bildung einer Nischengesellschaft, das Beschwören des Gründungsmythos, internationale Isolation und andere Verweise auf die Situation in der DDR ziehen sich durch das gesamte Buch. Erstaunlich ist, dass Kritik an der DDR nicht nur verfremdet geübt wird, indem die Missstände des „real existierenden Sozialismus“ auf die Kugel 37a projiziert werden, sondern auch explizit Systemmängel benannt werden, mit denen sich Schrimms im DDR-Alltag konfrontiert sieht: Bespitzelung der Bürger, das Verkommen der DDR-Gesellschaft zu einer Nischengesellschaft und die Einschränkung der Reisefreiheit werden im Roman der Brauns benannt. Schrimms zieht deswegen sogar die „Übersiedlung in den anderen Landesteil“ (18), in den sich sein Sohn bereits abgesetzt hat, in Betracht.
4.2 Kritik am „Sozialismus als Verwaltungsakt“
Die Science-Fiction-Literatur geriet in den 1970er- und 1980er-Jahren zum Ventil, um die zunehmende Desillusionierung von DDR-Schriftstellern und -Lesern angesichts von Bürokratie, Scheindemokratie, widersinniger Planwirtschaft und gesellschaftlicher Stagnation zum Ausdruck zu bringen. Betrachteten Autoren wie Gerhard Branstner Ende der 1960er-Jahre solche Phänomene noch als Einzelerscheinungen, die es mittels Satire zu kritisieren galt, so liest man aus der DDR-Science-Fiction der letzten beiden Jahrzehnte Ernüchterung angesichts der Ver-Planung der sozialistischen Idee, die zum Verwaltungsakt verkam, heraus. Der häufigste Topos war die kaum verschlüsselte Kritik an zunehmenden Bürokratisierung, so bei Rainer Fuhrmann („Die Untersuchung“), Hannes Hüttner („Grüne Tropfen für den Täter“), Alfred Leman („Schwarze Blumen auf Barnard Drei“), Peter Lorenz („Quarantäne im Kosmos“), Michael Szameit (Sonnenstein-Trilogie) sowie besonders deutlich bei Johanna und Günter Braun („Conviva ludibundus“, „Der Utofant“, „Der Irrtum des Großen Zauberers“).
Gert Prokop: Der Heiligenschein (1988)
In der 1988 in einer westdeutschen DDR-Science-Fiction-Anthologie erschienenen Kurzgeschichte karikiert Prokop die Machtlosigkeit und den Konformismus von Politikern und Funktionären der niederen und mittleren Ebene in der Abnick-Demokratie der DDR. Der Politiker Berthelot hat mit der Verleihung des Heiligenscheins siebten Grades (HS-7) den Rang einer Eminenz erreicht. Obgleich er kurz zuvor in Ungnade gefallen war, da er „öffentlich seine Meinung kundgetan“ [53] hatte, indem er bei der Rede eines führenden Funktionärs nicht geklatscht hatte, hat Berthelot die Ehrung erhalten, da jener Funktionär mittlerweile als „Renegat, der [das System] in Frage stellte“ (168) gilt. Die scheinbaren Vorzüge, die Berthelot von seiner höheren Position erwartet, erweisen sich jedoch als nachteilig: Statt Respekt von der Bevölkerung angesichts seines (für jeden sichtbaren) Heiligenscheins zu erhalten, wird er von der Öffentlichkeit gemieden. Der Heiligenschein selbst stellt sich als äußerst unpraktisch heraus, da er sich (selbst beim Sex) nicht abnehmen lässt; ein solches Privileg ist nur den Trägern des Heiligenscheins ersten oder zweiten Grades (HS-1 und HS-2) möglich. Schließlich erweist sich das von Berthelot erwartete „Recht, jederzeit und überall das Wort ergreifen zu dürfen“ (165) als Illusion: Nur den Trägern des HS-1 und HS-2 ist es gestattet, unaufgefordert das Wort zu ergreifen; allen anderen Heiligenscheinträgern ist die Rolle des Claqueurs zugedacht. „Berthelot störte es nicht, er spürte, welche Befriedigung ihn erfüllte, in diesem Rund klatschen zu dürfen, er war überglücklich, als er sich zum ersten Mal zu frenetischem Beispiel erhob.“ (168)
4.3 Untergangsparabeln
Dass das Umgehen der Zensur auch bei kaum verschlüsselter und scharf formulierter Kritik am System möglich war, illustriert eine Reihe von Erzählungen, die in den letzten Jahren der DDR erschienen und die man mit dem Begriff „Untergangsparabel“ zusammenfassen kann. Die Texte handeln vom drohenden oder eintretenden Zusammenbruch fiktiver irdischer oder außerirdischer Gemeinschaften. Die Gründe, die in den Erzählungen für den Niedergang angeführt werden, entsprechen den von den Autoren beobachteten Fehlentwicklungen und Missständen in der DDR-Wirklichkeit. Während einige Texte den ausweglosen Untergang bis zum bitteren Ende beschreiben (so Angela und Karlheinz Steinmüllers „Sauerstoffmangelgeschichte“ [s. u.], oder Wolfgang Landgrafs Kurzgeschichte „Die Stadt“ [54] ), so formulieren manche Autoren durch ein optimistisches Ende die Hoffnung auf die Abwendung eines drohenden Zerfalls der DDR. Sie erwarten entweder einen rettenden Eingriff von Außen (angedeutet in Alexander Krögers „Der Untergang der Telesalt“ [s. u.], sowie explizit als „Hilfestellung“ der Sowjetunion in Eberhard Panitz’ „Eiszeit“ [55] ) oder das Erstarken einer demokratischen Bürgerbewegung wie in Angela und Karlheinz Steinmüllers Roman „Der Traummeister“, der bereits Mitte 1989 fertig gestellt war, jedoch erst 1990 erscheinen konnte und somit seine Sprengkraft verloren hatte [56].
Angela und Karlheinz Steinmüller: Sauerstoffmangelgeschichte (1988)
Wenige Monate vor dem Zusammenbruch des ostdeutschen Staats erschien in einer Science-Fiction-Anthologie der DDR die (bereits ein Jahr zuvor im Westen gedruckte) Kurzgeschichte „Sauerstoffmangel“ des Ehepaars Angela und Karlheinz Steinmüller. In ihr wird das katastrophale Ende eines Raumschiffs erzählt; die Gründe für den Untergang des Raumflugkörpers entsprechen den Ursachen des bereits abzusehenden Zusammenbruchs des sozialistischen Systems. Den offensichtlichen Bezug zur untergehenden DDR stellen die Steinmüllers durch kaum verschlüsselte inhaltliche und sprachliche Verweise her. Im Gegensatz zu ihrem Roman „Der Traummeister“ formulieren die Steinmüllers in ihrer Erzählung keine Hoffnung auf eine demokratische Erneuerung des Staats; der Zerfall der Republik wird auf literarischem Wege illusionslos vorweggenommen.
Ein Chronist schildert die Geschehnisse an Bord eines Raumflugkörpers, der sich seit 25 Jahren mit einer tausend Mann starken Besatzung durch das All bewegt. Die an Bord herrschende Monotonie wird von einem Gerücht durchbrochen, der Sauerstoffvorrat des Raumschiffs würde ausgehen. Der Chronist tut das Gerede als „Albernheiten“ [57] ab: „Bei fünfundzwanzig Jahren Reisezeit und tausend Mann Besatzung ist selbstverständlich für jede Eventualität vorgesorgt. Lächerlich! […] Diese absurden Gerüchte werden von Leuten in Umlauf gebracht, die das großartige Ziel unserer Reise verleugnen, die lieber heute als morgen feige umkehren wollen, obwohl sie wissen, daß ein Abweichen von der vorprogrammierten Bahn unmöglich ist.“ (50 u. 53) Dennoch irritiert ihn die Reaktion der Führung, die die Gerüchte mit einer simplen Beschwichtigungstaktik zu unterbinden versuchen. In den folgenden Tagen verschärft sich die Situation an Bord: Satirische Schriftzüge werden an die Wände gesprüht („Bis zum letzten Atemzug mit vorbildlicher Planerfüllung“, 53), die Luftausströmschlitze des Raumschiffs werden verstopft (offensichtlich um den Sauerstoffverbrauch zu senken), Besatzungsmitglieder entpuppen sich als Spitzel („Ob ich etwas über den Ursprung der Gerüchte wüßte? Man wolle dem nachgehen. Sie bei der Wurzel packen, ausreißen“, 58), der Tauschhandel mit gestohlenen Sauerstoffflaschen nimmt zu, missliebige Kritiker der Führung verschwinden. Schließlich bricht offene Untergangsstimmung an Bord aus: Während über die Signalanlage Durchhalteparolen an die Besatzung gegeben werden („Alles unter Kontrolle, Sauerstoff im Überfluß!“), nimmt der Sauerstoffgehalt an Bord massiv ab, bis die Aufzeichnungen des Chronisten schließlich abbrechen, nachdem dieser das Raumschiff als Fehlkonstruktion entlarvt hat.
Alexander Kröger: Der Untergang der Telesalt (1989)
Der 1986 als Manuskript angenommene, allerdings erst drei Jahre später erschienene [58] Roman liest sich heute als Gleichnis für die notwendigerweise zum Scheitern verurteilte Entwicklung der DDR. Erzählt wird das Projekt von Menschen, die mit eisernem Willen eine neue Gesellschaft aufbauen wollen, allerdings an ihrer Isolation von der übrigen Menschheit scheitern. Durch zunehmende Ressourcenknappheit stagniert die Entwicklung; die hochgestochenen Pläne der Führung müssen aufgegeben werden. Die Auswirkungen des drohenden Untergangs ähneln jenen Phänomenen, die auch in der DDR der 1980er-Jahre zunehmend sichtbar wurden: Alkoholismus, Fluchtgedanken, Illusionslosigkeit und Verweigerungshaltung auf Seiten der Bevölkerung können durch die von der Regierung veranstalteten rituellen Ersatzhandlungen nicht eingedämmt werden [59]. Kröger wertete sein Buch nach der Wende als parabelhafte Voraussage des Untergangs der DDR [60]. Allerdings ist die Rettung der fiktiven Gemeinschaft von außen, wie sie am Ende des Romans dargestellt wird, von Kröger sicher nicht im Sinne der Wiedervereinigung – also einer „Rettung“ durch die BRD – gemeint, sondern als erlösender Eingriff durch die Sowjetunion. Das in anderen Texten Krögers klar zum Ausdruck kommende euphorisierte Sowjetunion-Bild des Autors legt diese (der des Romans „Eiszeit“ von Eberhard Panitz vergleichbare) Deutung nahe.
4.4 Komplexe Weltentwürfe
Die komplexen Weltentwürfe von Science-Fiction-Autoren der 1980er-Jahre stellten die konstruktivste und intelligenteste Form der Kritik am DDR-System dar. Auch ästhetisch zählten die Romane, die sich von den klassischen statischen Utopien der Weltliteratur durch ihren ambivalenten und dynamischen Charakter unterschieden, zu den herausragenden Werken der DDR-Science-Fiction. Kritik am „real existierenden Sozialismus“ wurde zum einen durch kaum verschlüsselte Anspielungen auf die DDR-Realität geübt (z. B. Stasi-Überwachung, Ausreiseverbot, Verfolgung Andersdenkender), zum anderen verwiesen die Schilderungen positiver Gesellschaftsformen und -zustände (Demokratie, Meinungspluralismus, funktionierendes Wirtschaftssystem u. a.) implizit auf Mängel der DDR-Gesellschaft.
Angela und Karlheinz Steinmüller: Andymon. Eine Weltraum-Utopie (1982)
Bei dem 1982 erschienenen Roman „Andymon“ von Angela und Karlheinz Steinmüller handelt es sich um „eine[n] der – anerkannt – besten SF-Texte […], die die DDR je hervorgebracht hat“ [61] ; das Buch wurde 1989 kurz nach dem Mauerfall in einer Umfrage zur besten Science-Fiction-Veröffentlichung der DDR-Literaturgeschichte gewählt. Erzählt wird die Besiedlung des bisher unbewohnten Planeten Andymon durch in einem Raumschiff aus tiefgefrorenen befruchteten Eizellen entstandene und von Robotern geborene sowie aufgezogene Menschen. Koexistenz politischer Systeme, Individualität, Demokratie und Ideologiefreiheit stellen die Säulen der andymonischen Gesellschaft dar: Neuen, von der Linie der bisherigen Gemeinschaft abweichenden Gesellschaftsalternativen wird auf dem Planeten selbstverständlich Raum gegeben. Die Begründung, Aneignung und Ausübung von Demokratie auf Andymon wird ebenso wie das Scheitern eines demagogischen Diktators dargestellt; beides steht im scharfen Gegensatz zur Realität der „längst demokratiefrei[en]“ DDR [62]. Die Bewohner Andymons dürfen ihre individuellen Fähigkeiten nach ihrem eigenen Ermessen einsetzen, selbst wenn für die Gesellschaft daraus kein direkter Nutzen zu erwarten ist. Der Versuch, ein die Individualität des Menschen aufgebendes Superhirn zu schaffen, scheitert hingegen [63].
„Andymon“ weist als literarischer Entwurf der Gründung und Entwicklung einer demokratischen und am Menschen orientierten Gemeinschaft implizit auf das Scheitern des Ziels hin, mit der DDR einen humanistischen Staat aufzubauen.
Gottfried Meinhold: Weltbesteigung. Eine Fünftagefahrt (1984)
Der 1984 nach jahrelanger Verzögerung durch die Zensur [64] erschienene Roman des Linguisten Gottfried Meinhold besticht durch sein für das Unterhaltungsgenre Science-Fiction ungewöhnlich hohes sprachlich-stilistisches und philosophisches Niveau [65]. Er erzählt die Reise von fünf Männern nach Cargéla, einer in ungeahnten Ausmaßen technisierten, von der übrigen Welt abgeschotteten Zivilisation in der Antarktis. Die Reisenden haben den Wunsch, zukünftig in Cargéla zu leben; die Expedition soll ihnen und den Gastgebern Klarheit verschaffen, ob sie die notwendige Reife dafür besitzen. Die Handlung besteht im Wesentlichen aus der Schilderung Cargélas, wobei sich die qualitative Ambivalenz der gesellschaftlichen Entwicklung des Landes als roter Faden durch das Buch zieht. Den Besuchern kommen im Laufe der Reise Zweifel angesichts der immer offensichtlicher werdenden Schattenseiten der scheinbar perfekten, utopisch anmutenden Gesellschaft, deren Technisierung sämtliche Lebensbereiche umfasst und die Bewohner vollkommen für sich in Anspruch nimmt. Am Ende bleibt nur der zu Beginn kritischste Besucher, der sich in eine Cargélanerin verliebt hat.
Während „Andymon“ durch die Schilderung einer wünschenswerten Gesellschaftsentwicklung auf die Mängel des DDR-Sozialismus verweist, entfaltet Meinholds „Weltbesteigung“ sein Kritikpotential durch die literarische Verlegung von realen Missständen in das fiktive Cargéla. In der antarktischen Stadt finden ideologische Beeinflussung und Überwachung bereits im Kindesalter statt, abweichende Ansichten werden nicht geduldet: „Du bist ein Widerspruchsgeist“, wird einem der Besucher von einer Bewohnerin entgegengehalten, „du solltest auch einer bleiben, und du solltest dort leben, wo du dir das leisten kannst und wo es Sinn hat. Hier hat es keinen Sinn. Hier wirst du entweder ins Leere oder auf größte Härte stoßen. Wirst keinen Angriffspunkt finden.“ [66] Eine Behörde registriert Verstöße gegen die Meinungsuniformität; die Doppelrolle eines Bewohners als intelligenter Gesprächspartner und zugleich Mitarbeiter dieser Behörde kann nicht nur als intertextueller Verweis auf die Figur des O’Brien in George Orwells „1984“, sondern auch als Anspielung auf die Bespitzelung durch Stasi-IMs gelesen werden. Der Mensch in Cargéla soll „Grenzen überschreiten“, aber „[n]atürlich sind die eigenen inneren Grenzen gemeint“ (182); der Versuch, gegen die Beschränkung der Reisefreiheit(!) zu verstoßen, führt zu scharfen Sanktionen. Schließlich wird in dem Roman die quasireligiöse Idee des „neuen Menschen“ kritisiert, die auch im Sozialismus (als Form einer politischen Theologie im Sinne Carl Schmitts) ihren Niederschlag findet. Der in Cargéla angestrebte „Imperfekt der Person“ (351f.), zu dem der Mensch „umgepflügt“ (156) werden soll, bedeutet die Entfremdung des Individuums. Die in sämtlichen Lebensbereichen bis ins Private hinein verplante und am technischen Fortschritt ausgerichtete Gesellschaft raubt dem Menschen seine Würde und lässt ihn zu einer bloßen Zelle im Organismus verkommen.
5. Flucht von Hochliteraten in das „Ghetto Science-Fiction“
Dass Science-Fiction für das verschlüsselte Formulieren von Kritik prädestiniert war, wird durch die Tatsache untermauert, dass seit Ende der 1960er-Jahre zunehmend Autoren der Hochliteratur, die den sozialistischen Realismus ablehnten, in das Trivialgenre auswichen. Schriftsteller wie Christa Wolf („Selbstversuch“, „Neue Ansichten eines Katers“), Franz Fühmann („Saiäns-Fiktschen“ s. u.) und Günter Kunert („Das Nichts“, „Schlaf“) entdeckten die dem Genre eigenen Verfremdungsmöglichkeiten und begaben sich in das „Ghetto Science-Fiction“ (Johanna und Günter Braun [67] ). In ihrer Komplexität sind die Werke der etablierten Autoren mit den eigentlichen Science-Fiction-Büchern nicht zu vergleichen.
Franz Fühmann: Saiäns-Fiktschen (1981)
Die 1981 erschienene Anthologie „Saiäns-Fiktschen“ (der Titel verweist auf den ironischen Umgang Fühmanns mit dem Genre) umfasst sieben Kurzgeschichten, die zusammen ein komplexes, die reale Situation der Entstehungszeit überzeichnet widerspiegelndes Porträt zweier zukünftiger Gesellschaftsordnungen darstellen. Die Erde ist nach zwei Atomkriegen in zwei Großreiche geteilt. In Libroterr täuschen Wohlstand und scheinbar absolute Freiheit über die Defizite einer Überflussgesellschaft und über die Manipulation des Menschen durch Massenmedien hinweg. Bei Uniterr hingegen handelt es sich um eine Diktatur, in der eine scheindemokratisch legitimierte Führungsschicht Denken und Handeln der Bevölkerung determiniert. Im Kern der Erzählungen steht die Rolle des Wissenschaftlers in Uniterr. Während im benachbarten Libroterr Wissenschaft um ihrer selbst willen ohne praktische Relevanz betrieben und somit zum Götzen erhoben wird (Erzählung „Das Denkmal“), haben die Wissenschaftler Uniterrs ihre Arbeit am Wohl der Wahrhaft Befreiten Gesellschaft – als solche bezeichnet sich Uniterr selbst – auszurichten; alle anderen Forschungen gelten als „individualistische Spielereien, prognostischer Formalismus, elitäre Intellektualistik“ [68]. Die das Land beherrschende Stagnation schlägt sich auch in der Wissenschaft nieder; Kritik an der festgelegten Lehrmeinung (der Wahrhaft Wahren Wissenschaft) wird in Scheindisputen (so genannten WISDIS – Wissenschaftlichen Disputen) zurückgewiesen. Die Konformität der Wissenschaftler wird durch das Unterrichtsfach Staatsbewusstseinsertüchtigung (eine Anspielung auf Staatsbürgerkunde) und eine vor dem Studium durchgeführte Bewusstseinserhebung sichergestellt, in der die Überzeugung des angehenden Studenten überprüft wird, dass Uniterr „das stärkste und mächtigste Land der Welt war, unbesiegbar, unverwundbar, unangreifbar und eben darum in besonderem Maße eines außerordentlichen Militärschutzes bedürftig, Libroterrs Übermacht jederzeit mit einem Verteidigungsangriff entgegenzutreten und es notfalls auch vernichten zu können, was in historisch tief begründeter Weise im wahren Interesse Libroterrs selbst lag, dessen Volk im drückenden Sklavenelend zügelloser Anarchie dahinzusiechen gezwungen war, ganz im Gegensatz zu Uniterr, wo, dank wohltuend unhohem Lebensniveau und ordnungserhaltendem Mangel an jener Unfriedensquelle, die man persönliche Rechte nennt, das Volk in zufriedner Geborgenheit lebte.“ (130) Maßstab aller Wissenschaft sind die Kameraden Klassiker, deren Lehren die Lösung jeglicher historischer und gegenwärtiger Probleme darstellen: So wird in „Der Haufen“ der Forscher Janno mit der Aufgabe betraut, das antike Problem des Soristes (ab welcher Anzahl an Gegenständen nämlich eine Ansammlung eben solcher als Haufen zu bezeichnen sei) mit Hilfe der Klassiker zu beantworten. Während Janno darüber verrückt wird und an der Wahrhaft Befreiten Gesellschaft zu (ver-)zweifeln beginnt, kommt sein Freund Jirro folgerichtig zu dem Schluss, „daß nämlich ein Haufen – oder exakter: die Quantität seiner Qualität – genau immer das sei, was im Interesse der Wahrhaft Befreiten Gesellschaft jeweils als die Quantität eines Haufens zu gelten habe“ (64).
Uniterr und Libroterr werden als menschenfeindliche Auswüchse des Sozialismus bzw. des Kapitalismus gleichermaßen negativ konnotiert. Die Folgen der Entartung beider gesellschaftlicher Systeme für den Menschen sind gleich: Entfremdung, Konformismus, Bequemlichkeit des Verstands und emotionale Verarmung. Die Erzählungen stellten den Versuch Fühmanns dar, seine Einsicht in das drohende Scheitern eines demokratischen und repressionsfreien Sozialismus zu formulieren, die er aufgrund der zunehmenden Repressionen gegen seine Person (Stasiüberwachung, Absagen von Leserreisen u. a.) und gegen mehrere Schriftstellerkollegen gewann [69]. Die eigene Ohnmacht in diesem Verfallsprozess spiegelt sich in der ersten, bereits 1974 in der Zeitschrift „Sinn und Form“ erschienenen Erzählung mit dem bezeichnenden Titel „Die Ohnmacht“ wider: Sie erzählt von einem Apparat, mit dessen Hilfe die unmittelbar bevorstehende Zukunft dessen, der diese Maschine benutzt, vorhergesehen werden kann. Thematisiert wird das vergebliche Aufbäumen der Versuchspersonen gegen das unweigerlich Eintretende sowie die teilnahmslose Resignation des fatalistischen Versuchsleiters Pavlo – das Alter Ego Fühmanns –, der (wie Fühmann auch) seine Zuflucht in unmäßigem Alkoholkonsum sucht. Unmittelbarer Anlass der Erzählung war für Fühmann die Erfahrung, dass seiner Tochter dringend benötigte Medikamente verweigert wurden, da Fühmann selbst in jenen Jahren als Systemkritiker und Dissident ausgegrenzt wurde [70].
Die brisanteste Erzählung der Anthologie ist „Pavlos Papierbuch“, die als letzte Geschichte des Buches als dessen Fazit gelten kann. In der nahezu bücherfreien Gesellschaft Uniterrs findet der Wissenschaftler Pavlo das Exemplar eines Papierbuches, das drei Erzählungen enthält: Kafkas „In der Strafkolonie“ irritiert den Leser zunächst („Aber das war doch niemals ein Ende! Wo wurde denn erklärt, wer gut und wer schlecht war, wer recht und wer unrecht hatte, wem man nacheifern sollte und wen entlarven; wo war ein Fazit, was war bewiesen, was richtiggestellt, was widerlegt?“, 170), ebenso wie „Die Marter der Hoffnung“ von Villiers de l’Isle-Adam. Die dritte Erzählung des Papierbuchs, „Der Nasenstüber“, stammt von Fühmann selbst; in ihr wird ein KZ-Häftling über einen Zeitraum von mehreren Monaten psychisch gedemütigt und in den Wahnsinn getrieben, indem er jeden Morgen vom Aufseher einen leichten Nasenstüber erhält. „Und dann stand da: ENDE; Pavlo las: >Ende<, und langsam, wie nach einem Schlag in die Magengrube, ein dumpfes Durchdringen von Leib und Seele, begann Pavlo zu begreifen, und er sagte: >Unsern täglichen Schlag –< Plötzlich entsann er sich eines Satzes zum Ende der ersten Erzählung, über den er achtlos hingelesen und von dem er nun wußte, daß er ihn brauche, um zu verstehn. Er blätterte das Buch zurück, und als ob jenes Wort auf ihn gewartet, sprang es ihn aus den Zeilen an: >… es war ein armes, gedemütigtes Volk.< […] >Unsern täglichen Schlag gebt uns heute –<, sagte Pavlo.“ (181) Der Vergleich der fiktiven uniterrschen Diktatur, die von Fühmann als Spiegelbild der DDR entworfen wurde [71], mit der realhistorischen nationalsozialistischen Diktatur ist eine deutliche, in ihrer Brisanz kaum zu überbietende Kritik an der drohenden Entwicklung des DDR-Sozialismus.
6. Schlussfolgerungen
Der Ausgangspunkt dieser Arbeit war die Frage nach der tatsächlichen (nicht der kulturpolitisch geforderten) Wirkung der Science-Fiction in der DDR. Analog zur Science-Fiction anderer Länder können drei wesentliche Funktionen festgestellt werden: die Unterhaltungsfunktion, die affirmative sowie die kritische Funktion. Die DDR-Science-Fiction der 1950er- und 1960er-Jahre nahm nahezu vollständig eine rein affirmative Funktion wahr. Utopische Betriebsromane dienten dem Aufbau des neugegründeten Staats, utopische Kriminal- und Spionageromane leisteten durch ihre klischeehaften Darstellungen der Weltpolitik einen Beitrag zur ideologischen Beeinflussung der Leser. Die Weltraumromane der 1960er-Jahre sollten die Überlegenheit des sozialistischen Systems darstellen. Diese (im Kontext der Politisierung der Kultur zu verstehende) affirmative Tendenz der Science-Fiction war auch in den 1970er-Jahren präsent und lebte in den 1980er-Jahren im Zuge der innen- und kulturpolitischen Verschärfungen wieder auf. In den 1960er-Jahren trat die Unterhaltungsfunktion in den Vordergrund und bestimmte das Genre bis Ende der 1980er-Jahre. Der nach der Wende geäußerten Behauptung Spittels, der größte Teil der in der DDR geschriebenen Science-Fiction sei ein einziger Protest gegen die Wirklichkeit der DDR gewesen, ist demnach zu widersprechen [72]. Die DDR-Science-Fiction könne, so Neumann, nicht als „Literatur im Untergrund“ bezeichnet werden: „die Masse der erschienenen Titel bewegte sich ohne tiefere Hintergründe im Fahrwasser des mehr oder minder spannend geschilderten Abenteuers.“ [73] Dennoch nutzte eine nicht geringe Anzahl von Autoren das Genre Science-Fiction zur Kritik an allgemeinen (auch in der Westliteratur angesprochenen) Themen wie Gentechnik und Umweltverschmutzung, an Missständen im Alltag des „real existierenden Sozialismus“ sowie am DDR-System. Letzteres Kritikziel stellte den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit dar.
Während die Science-Fiction-Autoren der DDR in den 1950er- und 1960er-Jahren nahezu keine Kritik am DDR-System formulierten, bildete der soziale Umschwung, der (auch international) das Genre Anfang der 1970er-Jahre prägte, die Voraussetzung für die zunehmende Nutzung des genretypischen Kritikpotentials. Die Abkehr einiger Autoren vom kulturpolitisch vorgegebenen Offizialdiskurs lag in der Enttäuschung über die Entfernung der DDR von den ursprünglichen, mit der Gründung des sozialistischen Staats verbundenen Idealen begründet und war nicht nur in der Science-Fiction, sondern auch in der allgemeinen Literatur der DDR zu beobachten. Emmerich spricht in diesem Zusammenhang von einem Gegendiskurs im Sinne Foucaults; die Science-Fiction-Literatur kann dementsprechend als Element der Nischenbildung bezeichnet werden, die in den 1980er-Jahren als Reaktion auf die zunehmende Politisierung der Öffentlichkeit zu beobachten war. Kritik am System wurde in der DDR-Science-Fiction verfremdet formuliert, indem reale Missstände in fiktive Projektionsräume (Zukunft, Alternativwelten) verlagert wurden oder ideale Gesellschaftsentwürfe auf die Unvollkommenheit der Gegenwart verwiesen. Das Nutzen von Verfremdungsmitteln stellte nicht nur eine Formfrage dar, sondern war zur Umgehung der Zensur notwendig. Das Kritikpotential des Genres wurde auch von Hochliteraten wie Franz Fühmann, Christa Wolf u. a. genutzt, die in das „Ghetto SF“ auswichen.
Kernpunkt der von Science-Fiction-Autoren formulierten Kritik war der Widerspruch zwischen den einst mit der DDR verbundenen Idealen und der Wirklichkeit des real existierenden Sozialismus. Konkret zeigte sie sich beispielsweise als Kritik an Meinungsuniformität, an der Überwachung Andersdenkender, am „Sozialismus als Verwaltungsakt“ (Bürokratie, Planwirtschaft, Scheindemokratie und gesellschaftliche Stagnation), in Form von Untergangsparabeln oder als komplexe Weltentwürfe.
Mit der Schlussfolgerung, dass Teile der DDR-Science-Fiction in den 1970er- und 1980er-Jahren als nonkonformistischer Gegendiskurs funktionierten, ist gleichwohl die Gefahr verbunden, dass systemkritische Äußerungen dort gelesen werden, wo sie vom Autor nicht als solche intendiert waren [74]. Bereits in der DDR wurde manchen Autoren von übersensibilisierten Lesern Kritik „unterstellt“, die sie wohl eher „unbewusst“ formuliert hatten, wie Steinmüller es euphemistisch umschreibt [75]. Auch nach der Wende wurde das Genre Science-Fiction verzerrt als Widerstandsbiotop dargestellt, „schon um den sonst im Westen automatisch aufkommenden Verdacht besonderer Regimetreue abzuwehren.“ [76] Bei der Beurteilung der Widerstandskraft der Science-Fiction müssen demnach sowohl der (wohl geringer als weithin angenommene) Prozentsatz der systemkritischen Werke, gemessen an den insgesamt erschienenen Büchern des Genres, als auch die Gefahr (nachträglicher) Überinterpretation scheinbar systemkritischer Äußerungen beachtet werden.
7. Anmerkungen
8. Literaturverzeichnis
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Spittel, Olaf R.: Wie denkt Science Fiction? Utopie und Realtität, Science Fiction und Zukunft - made in G.D.R. In: Klaus Burmeister, Karlheinz Steinmüller (Hrsg.): Streifzüge ins Übermorgen. Science Fiction und Zukunftsforschung. [= Zukunftsstudien; 6.] Weinheim, Basel: Beltz, 1992. S. 165-178.
Steinmüller, Angela und Karlheinz: Vorgriff auf das Lichte Morgen. Studien zur DDR-Science-Fiction mit einer Bibliographie von Hans-Peter Neumann. Passau: Erster Deutscher Fantasy Club, 1995.
Vollprecht, Sabine: Science-fiction-Elemente in der Kinderliteratur der DDR in den siebziger und achtziger Jahren. Dresden: Päd. Hochschule, Diss., 1992,
Wuckel, Dieter: Science Fiction. Eine illustrierte Literaturgeschichte. Leipzig: Edition Leipzig, 1986.
Wuckel, Dieter: Zur neueren Science-Fiction-Literatur der DDR. Beobachtungen, Überlegungen, kritische Betrachtungen. In: Weimarer Beiträge, Jg. 33 (1987), Nr. 3. S. 357-378.
[...]
(1) Becker (1990), S. 21f. Sekundärliteratur wird mit Autor und Erscheinungsjahr, Primärliteratur mit Autor und Titel angegeben. Der jeweils vollständige bibliografische Nachweis befindet sich im Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit.
(2) Vgl. Fritzsche (2004), S. 443.
(3) Im Folgenden bezieht sich der Begriff „Science-Fiction“ stets auf das Medium Buch. Weitere mediale Formen, in denen sich das Genre Science-Fiction herausgebildet hat (Comic, Film, Malerei usw.) werden nicht berücksichtigt.
(4) Jorgensen (1984), S. 230.
(5) Vgl. hierzu die Arbeit von Friedrich (1995), S. 256-290.
(6) Vgl. Hartung (1992), S. 16.
(7) Vgl. Wuckel (1987), S. 361ff.; Schröder (1998), S. 17; Neumann (2002), S. 9ff.
(8) Vgl. Breitenfeld (1994), S. 13; Friedrich (1995), S. 256
(9) Vgl. Vollprecht (1992), S. 45; Hartung (1990), S. 33; Schröder (1975), S. 33f.
(10) Vgl. Heidtmann (1982), S. 60f.
(11) Vgl. ebd. (1982), S. 51f.
(12) Vgl. ebd., S. 53; Steinmüller (1995), S. 17.
(13) Vgl. Entner / Sckerl (1973), S. 23; Fritzsche (2006), S. 82.
(14) Vgl. Heidtmann (1982), S. 54.
(15) Vgl. ebd., S. 65ff; Steinmüller (1995), S. 21; Fritzsche (2006), S. 111.
(16) Vgl. Steinmüller (1995), S. 23f.
(17) Vgl. Heidtmann (1982), S. 68ff.
(18) Vgl. ebd., S. 70.
(19) Vgl. Hartung (1990), S. 33f.; Fritzsche (2006), S. 111.
(20) Vgl. Neumann (2002), S. 49ff.
(21) Vgl. Kruschel (1995), S. 22.
(22) Vgl. Fritzsche (2006), S. 116.
(23) Vgl. ebd., S. 163ff.
(24) Vgl. Kruschel (1995), S. 22.
(25) Vgl. Entner (1976), S. 137; Wuckel (1986), S. 210.
(26) Vgl. Hartung (1992), S. 28.
(27) Vgl. Emmerich (1994), S. 19f.; ders. (2005²), S. 239.
(28) Vgl. Vollprecht (1992), S. 131.
(29) Vgl. Emmerich (1994), S. 19f; ders. (2005²), S. 239.
(30) Vgl. Hilzinger (2006), S. 128.
(31) Vgl. Schmidjell (2003), S. 136.
(32) Vgl. Reifahrt (2003), S. 75ff.
(33) Ebd., S. 279.
(34) Vgl. Schröder (1998), S. 58
(35) Vgl. ebd., S. 59
(36) Vgl. Entner / Sckerl (1973), S. 19ff.; Steinmüller (1995), S. 45.
(37) Vgl. Becker (1990), S. 22; Fritzsche (2006), S. 188ff.
(38) Vgl. Fritzsche (2004), S. 444.
(39) Spittel (1992), S. 175.
(40) Ebd., S. 178.
(41) Vgl. Rottensteiner (1981), S. 106; Schröder (1998), S. 46.
(42) Vgl. Vollprecht (1992), S. 131.
(43) Vgl. Reifarth (2003), S. 36f.; Emmerich (2005²), S. 52
(44) Steinmüller (1995), S. 163.
(45) Vgl. Reifahrt (2003), S. 37
(46) Vgl. Steinmüller (1995), S. 167.
(47) Vgl. Spittel (1992), S: 165f.
(48) Vgl. Neumann (1996), S. 13.
(49) Vgl. Vollprecht (1992), S. 131
(50) Vgl. Steinmüller (1995), S. 156f.
(51) Vgl. Rottensteiner (1987³), S. 387.
(52) Braun „Das Kugeltranszendentale Vorhaben“, S. 100. Seitenangaben im Folgenden in Klammern hinter dem Zitat.
(53) Prokop „Der Heiligenschein“, S. 164. Seitenangaben im Folgenden in Klammern hinter dem Zitat.
(54) Vgl. Landgraf „Die Stadt“.
(55) Vgl. Panitz „Eiszeit“, S. 154.
(56) Vgl. Fickelscherer (1996), S. 6.
(57) Steinmüller „Sauerstoffmangelgeschichte“, S. 50. Seitenangaben im Folgenden in Klammern hinter dem Zitat.
(58) Vgl. Kröger (1999), S. 120.
(59) Vgl. ders. „Der Untergang der Telesalt“.
(60) Vgl. ders. (1999), S. 120.
(61) Vgl. Hartung (1992), S. 51.
(62) Kruschel (1995), S. 100
(63) Vgl. Hartung (1992), S. 51; Kruschel (1995), S. 102.
(64) Vgl. Neumann (1996), S. 15.
(65) Vgl. Hartung (1992), S. 50f.
(66) Meinhold „Weltbesteigung“, S. 393. Seitenangaben im Folgenden in Klammern hinter dem Zitat.
(67) Braun (1999), S. 57f.
(68) Fühmann „Saiäns-Fiktschen“, S. 9. Seitenangaben im Folgenden im Klammern hinter dem Zitat.
(69) Vgl. Kirschner (2004), S. 110.
(70) Vgl. ebd., S. 110.
(71) Ebd., S. 118f.: „Man wird davon ausgehen können, daß bei allen verschiedenartigen Interpretationen, für die die Fühmannschen Erzählungen offen sind, der Bezug auf die DDR zentral war. Ihn zu ignorieren, wäre schlechterdings unmöglich gewesen, trat er dem Leser ja bereits in der Oberflächengestalt der Texte entgegen.“
(72) Vgl. Spittel (1992), S. 171.
(73) Neumann (1996), S. 16.
(74) In diesem Zusammenhang kann auf die Science-Fiction-Literatur der Sowjetunion verwiesen werden, für die Smyrniw konstatiert, sie sei vor allem im Westen einseitig als Kritik am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen System der UdSSR verstanden worden, ohne dass die „inhärente Vieldeutigkeit“ der allegorischen und satirischen Elemente erkannt worden sei. (Vgl. Smyrniw 1985, S. 57.)
(75) Steinmüller (1995), S. 44.
(76) Simon (1999), S. 97.
- Quote paper
- Thomas Griebel (Author), 2007, Science-Fiction als Gegendiskurs - Systemkritik durch Verfremdung in der Science-Fiction-Literatur der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111088
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