Haben Sie sich jemals gefragt, warum Gespräche manchmal im Chaos enden, obwohl die Absichten gut waren? Diese Abhandlung taucht tief in die Welt der Kommunikationspsychologie ein und bietet einen fundierten Einblick in die komplexen Dynamiken, die zwischenmenschliche Beziehungen prägen. Im Fokus steht das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun, ein Schlüsselmodell, um Missverständnisse zu analysieren und die Qualität der Kommunikation zu verbessern. Anhand von Beispielen und Analysen werden die vier Seiten einer Nachricht – Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehungshinweis und Appell – beleuchtet und ihre Auswirkungen auf den Gesprächsverlauf verdeutlicht. Die Arbeit beleuchtet nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern bietet auch eine praxisorientierte Unterrichtsplanung für berufliche Schulen im Bereich Sozialpädagogik. Schüler und Lehrer finden hier wertvolle Werkzeuge, um Kommunikationskompetenzen zu entwickeln und zu fördern. Von den Axiomen Watzlawicks bis hin zum Organon-Modell von Bühler werden die wichtigsten Kommunikationsmodelle verständlich erklärt und in ihren praktischen Anwendungen dargestellt. Die enthaltenen Arbeitsblätter und erwarteten Schülerergebnisse bieten eine konkrete Grundlage für die Umsetzung im Unterricht und ermöglichen es, die Theorie in die Praxis zu übertragen. Diese Ausarbeitung ist ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern, Konflikte konstruktiv lösen und erfolgreicher in zwischenmenschlichen Beziehungen agieren möchten. Entdecken Sie die verborgenen Botschaften hinter den Worten und lernen Sie, wie Sie klarer, authentischer und erfolgreicher kommunizieren können. Ideal für Studierende der Pädagogik, Sozialarbeiter, Erzieher und alle, die im sozialen Bereich tätig sind. Erschließen Sie sich die Geheimnisse gelingender Kommunikation und gestalten Sie Ihre Beziehungen bewusster und harmonischer.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Darstellung der Stoffauswahl
1.1 Klärung der Sachstruktur
1.1.1 Organonmodell von Bühler (1934)
1.1.2 Die 5 Axiome von Watzlawick
1.1.3 Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun
2. Sachaspekte des Unterrichtsinhalts
3. Begründung vom Bildungsziel her
4. Begründung von der Individuallage her
5. Allgemeine Angaben zum Unterricht
6. Unterrichtsverlaufplanung
7. Arbeitsblatt I Arbeitsblatt A Arbeitsblatt B
8. Erwartete SchülerInnenergebnisse Folie
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die folgende Ausarbeitung entstand aus dem Seminar „Kommunikative Prozesse in beruflichen Situationen im Wintersemester 2006/2007 bei Frau X. In dem Seminar wurden verschiedene Kommunikationstheorien- und Modelle in Referaten und durch Eigenarbeit vorgestellt und erarbeitet. Zudem wurden verschiedene Möglichkeiten der Kommunikation mit SchülerInnen an beruflichen Schulen mit den Seminarteilnehmerinnen erprobt.
In dieser Arbeit wird eine Unterrichtsstunde an einer beruflichen Schule für Sozialpädagogik geplant, in der sich die SchülerInnen mit dem Kommunikations- quadrat von Schulz v. Thun mit Blick auf den Doppelten Theorie-Praxis-Bezug auseinandersetzen. Der doppelte Theorie-Praxis-Bezug ist immer dann vorhanden, wenn nicht nur „reines Wissen“ vermittelt wird. Die SchülerInnen einer beruflichen Schule für Sozialpädagogik werden in ihrem späteren Berufsleben immer mit Menschen zusammenarbeiten. So muss der Unterricht darauf ausgelegt werden, dass das Wissen, das sich die SchülerInnen aneignen, weiter getragen wird.
Gerade das Kommunikationssquadrat von Schulz von Thun eignet sich für SchülerInnen an beruflichen Schulen für Sozialpädagogik, da das Modell nicht nur die theoretische Seite der Kommunikation erläutert. Nach Leupold (1995, S. 17) sind
„Theoretische und praktische Kenntnisse aus der Kommunikationspsychologie eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Problem- und Konfliktbewältigung der ErzieherInnen (…).“
Hintergrundinformationen zu Kommunikationsmodellen, Arbeitsblätter für die geplante Unterrichtsstunde und erwartete SchülerInnenergebnisse vervollständigen diese Ausarbeitung.
1. Darstellung der Stoffauswahl
Nach der Kommunikativen Pädagogik, die in den 70er Jahren in Anlehnung an die Kommunikationstheorie entstand, ist es Aufgabe des Lehrers, den Lernprozess über Kommunikation zu organisieren und dem Schüler durch Kommunikation spezifische Lernmöglichkeiten zu eröffnen. Dies wird als symmetrische Kommunikation (s. 1.1.2,
S. 5) bezeichnet. Demnach wird Kommunikation als zentrale Kategorie pädagogischen Handelns gesehen.1
Kommunikationspsychologische Grundlagen, wie sie in dieser Arbeit von Bühler, Watzlawick und von Thun aufgezeigt werden, sind die Basis für SchülerInnen, um bewusst kommunikativ handeln zu können. Nach Hobmair (2002, S. 80) ist Erziehung
„immer soziale Interaktion und Kommunikation“. Gerade im sozialen Bereich ist es daher wichtig, dass die SchülerInnen erkennen, dass Sprache auch sichtbar (durch Mimik, Gestik, Schrift und Bild), hörbar oder fühlbar (z.B. Berührung) zum Ausdruck gebracht werden kann.
Es gilt auch zu erkennen, dass Kommunikationsstörungen zur Kommunikation gehören und nicht vollständig ausgeschlossen werden können.2
Hier gilt der Merksatz
Wer?
Sagt was?
Auf welchem Weg?
Zu Wem?
Mit welcher Wirkung?
Im Bereich der Kommunikation planen, führen und reflektieren die SchülerInnen eigene Gespräche, lernen verschiedene Gesprächsarten kennen, tragen vor, präsentieren und kommunizieren schriftlich.
1.1 Klärung der Sachstruktur
Nach Behr (1980, S. 268) ist das „Wissen über die Grundlagen der Kommunikation die Voraussetzung für die Anleitung zur Kommunikation“. Daher werden zuerst die Kommunikationsmodelle von Bühler und Watzlawick vorgestellt, bevor im weiteren Verlauf der Arbeit das Kommunikationsmodell von Schulz v. Thun betrachtet wird, mit dem in der geplanten Unterrichtsstunde gearbeitet wird.
Die Kommunikationsmodelle dienen dazu, Kommunikation als „wahrnehmbare Erscheinungen“ zu betrachten.
1.1.1 Organonmodell von Bühler (1934)
Das Kommunikationsmodell des Psychologen Karl Bühler (1879-1962) wurde 1934 in seiner „Sprachtheorie“ veröffentlicht. Nach Deutschland gelangte es erst 1965, da Bühler in die USA emigrieren musste.3 Bühlers Organonmodell verdankt seinen Namen dem „Kratylos“ von Platon. Für Platon stellt die Sprache ein Organon dar ( €
Werkzeug), mit dem man einer anderen Person etwas mitteilt.
Bühlers Organonmodell unterscheidet zwischen Sender und Empfänger und sieht die Sprache als ein Kommunikationsmodell, dessen Ausgangspunkt das „Sprechen“ ist. Das „Sender-Empfänger-Modell“ war in Deutschland schon vorher, seit 1949, aus der Informationstheorie bekannt.
Dabei steht die „objektive Darstellung eines Sachverhaltes“ oder die Ansicht oder ein Appell des Senders an den Empfänger im Vordergrund.
Nach Bühler erfüllt die Sprache drei Funktionen. Diese nennt er die „drei Aspekte“ in der Sprache. Das Zeichen steht für
- Gegenstände und Sachverhalte (Darstellungsfunktion)
- den Ausdruck (es sagt etwas über den Sender aus) und
- die Appellfunktion (der Empfänger soll zu etwas aufgefordert werden).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: http://www.romanistik.uni- frankfurt.de/mitarbeiter/spiller/Seminarmaterialien/091105/buehler_organonmodell.gif (Februar 2007) )
Sein Modell stellt demnach eine Kommunikationssituation dar. Gleichzeitig kann man anhand seines Modells auch die Verwendung von Zeichen erläutern; es ist also zudem ein Zeichenmodell.
1.1.2 Die 5 Axiome von Watzlawick
Paul Watzlawick wurde 1921 in Österreich geboren und war als Psychotherapeut tätig. Er beschäftigte sich vor allem mit Kommunikationsstörungen. Sein Kommunikationsmodell entstand als Denkmodell unter besonderer Berücksichtigung von Verhaltensstörungen.
Sein Buch „Menschliche Kommunikation“ erschien in Deutschland zuerst 1969. Er beschäftigt sich darin mit dem „pragmatischen“ Aspekt der Sprache. Seine Kommunikationstheorie baut auf fünf pragmatischen Axiomen auf, die als Grundlage einer gelingenden Kommunikation zu sehen sind.
Pragmatik definiert Watzlawick (1990, S.23) folgendermaßen:
„Nicht nur Worte, ihre Konfiguration und ihre Bedeutung- also die Daten der Syntaktik und der Semantik-, sondern auch alle nichtverbalen Begleiterscheinungen, die sogenannte Körpersprache inbegriffen (…) in dieser pragmatischen Sicht ist demnach nicht nur die Sprache, sondern alles Verhalten Kommunikation, und jede Kommunikation –selbst die kommunikativen Aspekte jedes Kontextes- beeinflusst das Verhalten.“
Das Verhalten besitzt nach Watzlawick (1990) verschiedene Bewusstseinsgrade:
- voll bewusst
- unbewusst, aber erkennbar nach Hinweis
- unbewusst und auch nicht durch Hinweis erkennbar
Seiner Annahme nach besitzt alles Verhalten in zwischenmenschlichen Situationen Mitteilungscharakter und ist somit Kommunikation. Verhalten und Kommunikation sind demnach theoretisch, nicht aber praktisch trennbar.4 Daraus leitet sich sein erstes Axiom ab:
[...]
1 vgl. PFEIFFER, SILKE (2007): Lehren und Lernen aus Sicht der kommunikativen Pädagogik, S. 51
2 vgl. vgl. WATZLAWICK, PAUL/BEAVIN, JANET H./JACKSON, DON D. (1990): MenschlicheKommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien – 8. unveränderte Auflage, Verlag Hans Huber, Bern Stuttgart Toronto
3 http://www.romanistik.uni-freiburg.de/raible/Lehre/2005_06/Materialien/Buehler_Seminar.pdf
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieser Ausarbeitung?
Diese Ausarbeitung ist eine Unterrichtsstunde für eine berufliche Schule für Sozialpädagogik, in der sich die SchülerInnen mit dem Kommunikationsquadrat von Schulz v. Thun auseinandersetzen. Der Fokus liegt auf dem doppelten Theorie-Praxis-Bezug, der sicherstellt, dass das vermittelte Wissen für die spätere berufliche Praxis relevant ist. Die Ausarbeitung beinhaltet Hintergrundinformationen zu Kommunikationsmodellen, Arbeitsblätter für die geplante Unterrichtsstunde und erwartete SchülerInnenergebnisse.
Welche Kommunikationsmodelle werden in der Ausarbeitung behandelt?
Die Ausarbeitung behandelt verschiedene Kommunikationsmodelle, darunter das Organonmodell von Bühler (1934) und die 5 Axiome von Watzlawick. Diese Modelle dienen als Grundlage, bevor das Kommunikationsmodell von Schulz v. Thun im Detail betrachtet wird.
Was ist das Organonmodell von Bühler?
Das Organonmodell von Bühler (1934) ist ein Kommunikationsmodell, das die Sprache als Werkzeug (Organon) zur Mitteilung von Informationen betrachtet. Es unterscheidet zwischen Sender und Empfänger und betont die drei Funktionen der Sprache: Darstellungsfunktion (Bezug auf Gegenstände und Sachverhalte), Ausdrucksfunktion (Informationen über den Sender) und Appellfunktion (Aufforderung an den Empfänger).
Was sind die 5 Axiome von Watzlawick?
Die 5 Axiome von Watzlawick sind grundlegende Prinzipien der Kommunikation, die auf dem pragmatischen Aspekt der Sprache basieren. Sie dienen als Grundlage für eine gelingende Kommunikation und berücksichtigen, dass jegliches Verhalten Kommunikationscharakter hat.
Warum ist das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun für SchülerInnen in der Sozialpädagogik relevant?
Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun ist besonders geeignet, da es nicht nur die theoretische Seite der Kommunikation erläutert, sondern auch praktische Anwendungen bietet. Für angehende Sozialpädagogen ist es wichtig, Kommunikationspsychologie zu verstehen, um Probleme und Konflikte erfolgreich bewältigen zu können.
Welche Aspekte werden bei der Stoffauswahl berücksichtigt?
Die Stoffauswahl orientiert sich an der Kommunikativen Pädagogik, die den Lehrer als Organisator des Lernprozesses durch Kommunikation sieht. Es wird betont, dass Kommunikation eine zentrale Kategorie pädagogischen Handelns ist. Die SchülerInnen sollen lernen, bewusst kommunikativ zu handeln und zu erkennen, dass Sprache vielfältig zum Ausdruck gebracht werden kann.
Was wird im Abschnitt "Darstellung der Stoffauswahl" behandelt?
Dieser Abschnitt klärt die Sachstruktur des Unterrichtsinhalts. Es werden zuerst die Kommunikationsmodelle von Bühler und Watzlawick vorgestellt, um eine Grundlage für das spätere Verständnis des Kommunikationsmodells von Schulz v. Thun zu schaffen. Die Modelle dienen dazu, Kommunikation als wahrnehmbare Erscheinung zu betrachten.
Was ist der doppelte Theorie-Praxis-Bezug?
Der doppelte Theorie-Praxis-Bezug bezieht sich darauf, dass im Unterricht nicht nur reines Wissen vermittelt wird, sondern auch die Anwendung dieses Wissens in der praktischen Arbeit der SchülerInnen berücksichtigt wird. Dies ist besonders wichtig für SchülerInnen in der Sozialpädagogik, da sie in ihrem späteren Berufsleben immer mit Menschen zusammenarbeiten werden.
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- Katharina Spohn (Author), 2007, Kommunikationsprozesse in beruflichen Situationen - Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110868