Die wissenschaftliche Arbeit Schwester, tanz mit mir – Werte, Wirkung und Wahrnehmung des deutsch-französischen
Kulturaustauschs am Beispiel der Städtepartnerschaft Hamburg – Marseille fertigte die Verfasserin Julia Kappes zum
Erlangen des Diploms im Studienfach Mediendokumentation im Departement Information, Fakultät Design,
Medien und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Parallel studiert
die Autorin an der gleichen Hochschule im Departement Design das Studienfach Design. Die Arbeit verbindet
beide Disziplinen: Der Sektor Information trifft die Kultur. Im Speziellen soll zur Wissensentwicklung,
-bewahrung und -förderung des Kulturaustauschs der zwei verschwisterten Städte Hamburg und Marseille
beigetragen und Problemlösungen angeboten werden. Dabei ging die Verfasserin den Fragen nach, welchen
Nutzen Städtepartnerschaften im Allgemeinen haben, ob die Partnerschaft Hamburg – Marseille einer
funktionierenden Städtepartnerschaft entspricht, wie Kulturaustausch im Rahmen der Verschwisterung umgesetzt
wird, welche Verbesserungsmöglichkeiten sich für ihn und dessen Wahrnehmung ergeben und mit
welchen Kommunikationsmitteln und -strategien der Kulturaustausch in der öffentlichen Wahrnehmung
verankert wird und werden kann.
Die Arbeit entstand vorwiegend aus einer Kombination von Literaturanalyse und Interviews. Es standen
Publikationen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, Berichte aus der Hamburger und Marseiller Lokalpresse,
Drucksachen der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg und Akten der Senatskanzlei
und der Kulturbehörde Hamburg zu Verfügung. Die persönlichen Interviews führte die Verfasserin mit den
für die Städtepartnerschaft und den Kulturaustausch zuständigen Personen in den Stadtverwaltungen, mit
unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland – Frankreich agierenden Akteuren und
mit Kulturproduzenten und -schaffenden. Sie erfolgten in der Zeit von April bis Oktober 2006 in Hamburg
und Marseille anhand eines selbst erarbeiteten Leitfadens. Informelle persönliche und telefonische
Gespräche sowie Email-Kontakt im Rahmen der Recherchen und Erkenntnisse aus der Teilnahme an städtepartnerschaftsbezogenen
Veranstaltungen wurden zusätzlich bei der Analyse berücksichtigt. [...]
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Vorwort
1.0 Erkenntnisinteresse und Struktur der Arbeit
1.1 Fragestellung
1.2 Untersuchungsverlauf
1.2.1 Literaturanalyse
1.2.2 Interviews
1.2.2.1 Auswahl der Interviewpartner
1.2.2.2 Leitfaden-Entwicklung
1.2.2.3 Interviewführung
1.2.2.4 Auswertung und Analyse der Interviews
1.2.3 Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt, städtepartnerschafts- bezogene Veranstaltungen
2.0 Grundlagen zu Städtepartnerschaften
2.1 Begriffsbestimmung Städtepartnerschaft
2.2 Entwicklung der Partnerschaftsbewegung
2.3 Rechtliche Basis
3.0 Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille
3.1 Entstehung der Partnerschaft
3.2 Entwicklung der Partnerschaft
3.3 Heutiger Stand der Austauschbeziehungen
3.3.1 Berufsbezogene Begegnungen
3.3.2 Bildung und Wissenschaft
3.3.3 Sport
3.3.4 Sonstiges
3.4 Schlussfolgerung zur Partnerschaft
4.0 Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
4.1 Begriffsbestimmung Kulturaustausch
4.2 Organisation
4.2.1 Stadtverwaltungen
4.2.2 Unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierende Institutionen
4.3 Finanzen
4.4 Heutiger Stand der kulturellen Austauschbeziehungen
4.4.1 Bildende Kunst
4.4.2 Musik
4.4.3 Literatur
4.4.4 Spartenübergreifend
4.5 Schlussfolgerung zu den kulturellen Austauschbeziehungen
4.6 Heutige Funktion des partnerschaftlichen Kulturaustauschs
4.6.1 Gemeinsame Gestaltung der Zukunft in Europa
4.6.2 Verständigung
4.6.3 Vertretung deutscher Kultur
4.6.4 Vorstellung regionaler Künstler und deren Werk über Grenzen hinaus
4.6.5 Einblick in die regionale Kulturszene
4.6.6 Bereicherung des eigenen städtischen Kulturlebens
4.6.7 Bearbeitung von Gemeinsamkeiten, Zugang zu Neuem
4.6.8 Schlüssel zur Wirtschaft
4.7 Optimierung des Kulturaustauschs
4.7.1 Politischer Wille
4.7.2 Zusammenarbeit der Stadtverwaltungen
4.7.3 Kontinuität der Koordinationsleistung
4.7.4 Kontinuität in der Finanzierung
4.7.5 Berücksichtigung der personellen Kontinuität und der Bindung an Einzelpersonen
4.7.6 Interesse und Motivation der Akteure
4.7.7 Impuls zum Austausch
4.7.8 Bündelung der vorhandenen Austauschaktivitäten
4.7.9 Auflage gemeinsamer Programme
4.7.10 Kontinuität der Austauschaktivitäten
4.7.11 Herstellung von Öffentlichkeit
5.0 Wahrnehmbarkeit des Kulturaustauschs
5.1 Informationen und Informationsmöglichkeiten über Kulturaustausch und Städtepartnerschaft
5.2 Bekanntheit der Städtepartnerschaft in der Bevölkerung und Einbeziehung der Bürger
5.3 Großstadt versus Kleinstadt
5.4 Kultur als Kommunikationsmedium
5.4.1 Grundlagen für den Einsatz von Kultur als Kommunikationsinstrument
5.4.1.1 Zielgruppen
5.4.1.2 Kommunikationsinhalte
5.4.1.3 Kommunikationsziele
5.4.2 Planung und Umsetzung
5.4.2.1 Durchführung von Ausstellungen
5.4.2.2 Durchführung von Theaterproduktionen
5.4.2.3 Durchführung von Events und Biennalen
5.4.2.4 Projekte im öffentlichen Raum
5.4.2.5 Kulturereignisse mit Attraktivität durch Alleinstellungsmerkmal
5.4.2.6 Auslobung von Kunstpreisen
5.4.2.7 Stipendienvergabe
5.4.2.8 Organisation von Workshops, Seminaren und Symposien
5.4.2.9 Austausch von Sammlungen
5.4.2.10 Vergabe von kulturhistorischen Forschungsprojekten
5.4.3 Integration in den Kommunikations-Mix
5.4.3.1 Werbung
5.4.3.2 Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
5.4.3.3 Maßnahmen zur Förderung kurzfristiger und zielgerichteter Programm-Wahrnehmung
6.0 Fazit
Abkürzungsverzeichnis 114
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abstract
Die wissenschaftliche Arbeit Schwester, tanz mit mir - Werte, Wirkung und Wahrnehmung des deutsch-französischen Kulturaustauschs am Beispiel der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille fertigte die Verfasserin Julia Kappes zum Erlangen des Diploms im Studienfach Mediendokumentation im Departement Information, Fakultät De- sign, Medien und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Parallel studiert die Autorin an der gleichen Hochschule im Departement Design das Studienfach Design. Die Arbeit verbin- det beide Disziplinen: Der Sektor Information trifft die Kultur. Im Speziellen soll zur Wissensentwicklung, -bewahrung und -förderung des Kulturaustauschs der zwei verschwisterten Städte Hamburg und Marseille beigetragen und Problemlösungen angeboten werden. Dabei ging die Verfasserin den Fragen nach, wel- chen Nutzen Städtepartnerschaften im Allgemeinen haben, ob die Partnerschaft Hamburg - Marseille einer funktionierenden Städtepartnerschaft entspricht, wie Kulturaustausch im Rahmen der Verschwisterung um- gesetzt wird, welche Verbesserungsmöglichkeiten sich für ihn und dessen Wahrnehmung ergeben und mit welchen Kommunikationsmitteln und -strategien der Kulturaustausch in der öffentlichen Wahrnehmung verankert wird und werden kann.
Die Arbeit entstand vorwiegend aus einer Kombination von Literaturanalyse und Interviews. Es standen Publikationen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, Berichte aus der Hamburger und Marseiller Lo- kalpresse, Drucksachen der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg und Akten der Senatskanzlei und der Kulturbehörde Hamburg zu Verfügung. Die persönlichen Interviews führte die Verfasserin mit den für die Städtepartnerschaft und den Kulturaustausch zuständigen Personen in den Stadtverwaltungen, mit unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierenden Akteuren und mit Kulturproduzenten und -schaffenden. Sie erfolgten in der Zeit von April bis Oktober 2006 in Ham- burg und Marseille anhand eines selbst erarbeiteten Leitfadens. Informelle persönliche und telefonische Gespräche sowie Email-Kontakt im Rahmen der Recherchen und Erkenntnisse aus der Teilnahme an städ- tepartnerschaftsbezogenen Veranstaltungen wurden zusätzlich bei der Analyse berücksichtigt.
Aufgrund zeitlicher, organisatorischer und finanzieller Vorgaben musste der Schwerpunkt der Analyse auf Hamburg gelegt werden; dennoch wurde nach einer ausgewogenen Sichtweise gestrebt. Die Verfasserin kam zu dem Ergebnis, dass der städtepartnerschaftliche Kulturaustausch ein grundsätzliches Umdenken vor allem von Seiten der Stadtverwaltungen erfordert, um einen langfristigen Wandel der derzeitigen Situation zu erreichen: Vereinzelte Kulturakteure fördern zwar aktuell den Austausch zwischen Hamburg und Mar- seille, jedoch fernab jeglicher Aufmerksamkeit von Seiten der Stadt und der Öffentlichkeit. In diesem Sinne werden in der Arbeit neben angesprochenen Problembereichen Verbesserungsvorschläge eingebracht.
Die Ausführungen richten sich vorwiegend an die offiziellen Träger der Städtepartnerschaft, an im Kontext Frankreich -Deutschland agierende Institutionen, an die Bevölkerung der beiden Städte sowie an Akteure des Hamburger und Marseiller Kulturlebens.
Vorwort
An dieser Stelle möchte ich all denjenigen danken, die durch ihre Hilfe, Aufmunterungen und Gespräche zum Zustandekommen und Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Mein Dank gilt vor allem Mathias Husquin, der mich bei der Übersetzung vom Deutschen ins Französische, bei der korrekten Formulierung französischer Sätze für die Interview-Leitfäden und der Überprüfung der transkribierten Interviews in französischer Sprache sehr unterstützte und Diktiergeräte in Frankreich organisierte. Besonders aber danke ich ihm für seine Ermutigungen, sein unendliches Verständnis während des Projekts und die vielen Gespräche und gemeinsamen Reflexionen über das Thema.
Ein großes Dankeschön geht an Moritz Naumann, der mir nach technischen Schwierigkeiten eines Diktiergeräts mit Rat und vor allem potenziell helfenden Kontakten zur Seite stand, Silke Britz für die schnelle und unkomplizierte Hilfe bei Software-Problemen, Manfred Brandt für die technische Unterstützung beim Layout und Gloria Kublanova für die Hinweise auf Presseartikel. Dank auch an Monsieur Agussol, Philippe Solon und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Speziellen Timon Gehrhardt für das Leihen der Diktiergeräte. Vielen Dank an Regina Kappes und Bernd Fesser, die meine Arbeit Korrektur lasen und sich nicht durch Terminverschiebungen aus der Ruhe bringen ließen.
Herzliches Dankeschön den Interview- und Gesprächspartnern für ihr Engagement und die Offenheit ge- genüber meiner Arbeit, die ohne sie nicht in dieser Form zustande gekommen wäre: Olga Bibiloni, Dr. Ralf Busch, Gilbert Ceccaldi, Harald N. Clapham, Dr. jur. Helmut Dressel, Gerlinde Frommherz, Meike Gathje, Sabine Günther, Karin Haenlein, Volker Heinrich, Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel, Bettina Machaczek, Ali- ne Mandeix, Thomas Meindl, Claus Mewes, Sabine Mohr, Thierry Ollat, Bernard Plasse, Joachim Raabe, Joachim Rothacker und Jean-Pierre Tutin. Vielen Dank an alle, die mir zusätzlich Kontakte zu und offene Ohren bei anderen Ansprechpartnern verschafften und mir Informationsmaterial zu Verfügung stellten. Besonders möchte ich mich an Prof. Dr. Ralf Busch von der Senatskanzlei Hamburg wenden: Er stand mir mehrmalig als Interviewpartner zu Verfügung, ermöglichte mir die Teilnahme am Rathausempfang des Männerchors Hamburger Liedertafel und des Marseiller Pendants Les Baladins de la Chanson, setzte sich mit viel Engagement für die Beschaffung und Konsultationsmöglichkeiten von Akten über die Städtepart- nerschaft ein, stellte mir für die Dauer der Registraturakten-Einsicht einen Arbeitsraum in der Senatskanzlei zu Verfügung und hielt mich kontinuierlich ab dem Beginn unseres Kennenlernens über Veränderungen auf dem Laufenden. Zusätzlich gab er mir durch die Mitarbeit im Hamburger Vorbereitungsgremium für das Städtepartnerschafts-Jubiläum 2008 die Möglichkeit, in die Beziehungspflege zwischen Hamburg und Mar- seille eingebunden zu werden und einen praktischen Beitrag dazu zu leisten. Ein extra Dankschön möchte ich auch an Claus Mewes adressieren. Er ließ mir nach dem Interview Informationen zum Kulturaustausch und dem Kulturleben in Hamburg zukommen. Harald N. Clapham danke ich für seine Zeit zu einem spon- tanen Gespräch über die Beziehungen zwischen Hamburg und Marseille, vor allem aber für die Möglichkeit zur Einsicht von Akten der Kulturbehörde und für die Benutzung eines Arbeitsraumes. In dieser Hinsicht schulde ich auch Andreas Hull für seine Kooperation und Hilfe zur Aktenkonsultation in der Kulturbehörde Dank. Gerne erinnere ich mich auch an das nette gemeinsame Mittagessen mit Mitgliedern der Baladins de la Chanson, der Hamburger Liedertafel und deren Angehörigen zurück, bei dem ich einen Eindruck einer Hamburg-Marseiller Vereinspartnerschaft erleben konnte.
Für die wissenschaftliche Betreuung danke ich Prof. Dr. Ralph Schmidt, der den Fortgang des Projekts nicht nur mit fruchtbaren Anregungen begleitete, sondern mich zudem bei der Beantragung eines Aus- landsstipendiums und der Sperrfristverkürzung beim Staatsarchiv Hamburg unterstützte. Dankeschön an das Staatsarchiv, das der Sperrfristverkürzung stattgab und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, das einen vierwöchigen Recherche-Aufenthalt in Marseille durch ein großzügiges Stipendium ermöglichte und förderte.
Zu guter Letzt möchte ich Dr. jur. Helmut Dressel, Mitglied der Deutsch-Französischen Gesellschaft „Clu- ny“ zitieren, der zu meiner Diplomarbeit am Ende des mit ihm geführten Interviews bemerkte: „Ich finde es erstens nett, dass sich junge Leute mit der Städtepartnerschaft befassen und zweitens, dass das sogar ein
Anhaltspunkt ist, erneut über einige Sachen nachzudenken“. In diesem Sinne hoffe ich zum einen, dass viele weitere junge Leute meinem Beispiel folgen mögen und zum anderen, dass diese Arbeit noch andere Menschen erneut zum Nachdenken über die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille gebracht hat und bringen möge.
1.0 Erkenntnisinteresse und Struktur der Arbeit
Die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille sei „eingeschlafen“1, „eingefroren“2, sie „existiert faktisch nicht“3, „müsste besser laufen“4, es gebe eine „gewisse Durststrecke zu überwinden“5 und „a perdu beauco- up de son dynamisme“6: Aussagen, die in einem Großteil der mit Experten der Städtepartnerschaft Ham- burg - Marseille geführten Gespräche fielen. Auf eine Erfolgs-Story der 1958 vom damaligen Hamburger Bürgermeister Max Brauer und dem Marseiller Bürgermeister Gaston Defferre geschlossenen Partnerschaft ließen diese Kommentare kaum schließen. Doch gaben sie einerseits Anlass zu einer Bestandsaufnahme, wurden anderseits aufgegriffen um die derzeitige Situation kritisch zu hinterfragen und zeigten die Notwen- digkeit, Maßnahmen und Lösungen für eine Verbesserung der Städtepartnerschaft zu entwickeln. Dabei liegt in der vorliegenden Arbeit der Fokus auf dem Bereich Kultur, der neben dem Jugendaustausch als tra- gende Säule der unmittelbaren Nachkriegs-Städtepartnerschaften angesehen wurde: er war ein Mittel, die zwei Nationen einander näher zu bringen und damit Verständnis und gegenseitiges Kennenlernen in der Bevölkerung zu fördern. Denn die Partnerschaft war einst vom Gründungsmotiv getragen, einen Beitrag zur Aussöhnung der einstigen Erzfeinde Deutschland und Frankreich leisten zu wollen. Oberflächlich scheint diese Funktion heute als erreicht. Diese Arbeit zeigt für den Sektor Kultur, dass Ziele und zugrunde liegende Werte der Städtepartnerschaft sich in den fast vergangenen 50 Jahren gewandelt haben, die Verschwisterung aber nicht an Bedeutung verloren hat.
Die Ausführungen wurden im Februar 2007 im Departement Information, Fakultät Design, Medien und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg als Diplomarbeit im Fach Medien- dokumentation eingereicht. Sie sehen sich als Verbindung des Doppelstudiums der Verfasserin, einerseits Mediendokumentation, andererseits Design, indem der Sektor Information auf den der Kultur trifft. Im Speziellen soll die Arbeit zur Wissensentwicklung, - bewahrung und -förderung des Kulturaustauschs der zwei verschwisterten Städte Hamburg und Marseille beitragen und Problemlösungen anbieten. Die Recher- chen erfolgten von März bis November 2006. Soweit möglich, wurden nachfolgende Entwicklungen bis zur Abgabe mit in die Arbeit integriert.
1.1 Fragestellung
Ziel der Diplomarbeit war es, den Bereich Kultur der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille zu untersu- chen, zu bewerten und einen theoretischen Beitrag zur Optimierung der Situation anzubieten. Nach einem geschichtlichen Abriss der Städtepartnerschaft konzentriert sich die Darstellung auf das vergangene letzte Jahrzehnt und die aktuelle Situation. Zwei Überlegungen waren dafür ausschlaggebend: einerseits der Wil- le der Verfasserin, zur Verbesserung des aktuellen städtepartnerschaftlichen Kulturaustauschs und dessen Wahrnehmung durch Lösungsvorschläge beizutragen, andererseits das bevorstehende 50-jährige Partner- schaftsjubiläum 2008. Die Beschränkung auf die Facette Kultur der Partnerschaft hat seinen Ursprung zum einen in dem nachfolgend dargestellten Erkenntnisinteresse der Verfasserin, andererseits in den zeitlichen Vorgaben und dem Umfang dieser Arbeit. Dies bedeutet aber weder eine Geringschätzung anderer Aus- tauschbereiche, noch die Intention, die Städtepartnerschaft auf die Kultur reduziert sehen zu wollen. So setzt sich die Analyse mit folgenden ineinandergreifenden Kernfragen auseinander:
- Welchen Nutzen haben Städtepartnerschaften?
- Wird die Partnerschaft Hamburg - Marseille den Zielen einer funktionierenden Städtepartnerschaft ge- Interview Thomas Meindl u. Claus Mewes
- Wie wird Kulturaustausch im Rahmen der Städtepartnerschaft umgesetzt?
- Welche Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich für den Kulturaustausch?
- Welche Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich für dessen Wahrnehmung?
- Mit welchen Kommunikationsmitteln und -strategien wird und könnte der Kulturaustausch in der öffentlichen Wahrnehmung verankert werden?
Die Partnerschaft wurde - soweit verwirklichbar - vergleichend aus Sicht der Stadt Hamburg und der Stadt Marseille dargestellt. Der Schwerpunkt der Analyse liegt jedoch aufgrund des Studienortes der Verfasserin auf Hamburg, da eine homogene Sicht beider Städte im gegebenen organisatorischen, zeitlichen und finan- ziellen Rahmen nicht geleistet werden konnte. Vor-Ort-Recherchen in Marseille waren der Verfasserin trotz allem während der Anfertigung der Arbeit durch zwei Aufenthalte von insgesamt sechs Wochen möglich.
1.2 Untersuchungsverlauf
Die Arbeit entstand auf der Basis von Literaturrecherchen und Interviews. Die Methodenkombination wurde aus drei Gründe gewählt: um Informationen zu erhalten, die durch Literaturrecherche oder Interviews allein nicht verfügbar gewesen wären7, um Teile der interessierenden Themenbereiche - soweit dies aus Gründen der Vergleichbarkeit möglich war - abgesicherter und gründlicher als mit nur einer Methode zu erfassen und um die Akteure in Hamburg und Marseille durch die Gespräche zu einer Auseinandersetzung mit den städtepartnerschaftlichen Beziehung anzuregen. Zusätzlich wurden informell geführte persönliche und telefonische Gespräche, Emailkontakte und Erkenntnisse aus städtepartnerschaftsbezogenen Veranstaltungen in die Analyse mit einbezogen. Insgesamt sollte das Vorgehen zu einem möglichst umfassendem Bild der Städtepartnerschaft im Bereich Kultur beitragen.
1.2.1 Literaturanalyse
Für die Arbeit wurden Publikationen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen, z.T. auch online, Artikel der Hamburger und Marseiller Lokalpresse, Drucksachen der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg sowie Akten der Senatskanzlei und der Kulturbehörde Hamburg herangezogen. Die Akten der Senatskanz- lei und der Kulturbehörde Hamburg konnten von 1958 bis Laufzeit-Ende 1975 im Hamburger Staatsarchiv eingesehen werden. Da nachfolgende Akten zum Schutz personenbezogener Angaben einer 30-jährigen Sperrfrist unterliegen, war es nur durch einen Antrag auf Sperrfristverkürzung im Hamburger Staatsar- chiv möglich, darauf Zugriff zu nehmen. Da ein Gros der Akten seit den achtziger Jahren bis jetzt jedoch noch in der Kulturbehörde gelagert bzw. Akten der Senatskanzlei seit diesem Zeitpunkt teilweise noch in der Registratur des Rathauses aufbewahrt werden, war es der Verfasserin nur durch Zusammenarbeit mit der Senatskanzlei und der Kulturbehörde möglich, diese Unterlagen einzusehen. Aufgrund der Auflage, keine personenbezogenen Daten zu veröffentlichen, musste in einigen wenigen Fällen von einer Erwähnung bestimmter Details abgesehen oder diese anonymisiert werden. Der Umfang der Quellenliste ergibt sich vorwiegend aus dem Mangel an spezifischer Literatur über den Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille und über die Städtepartnerschaft selbst, jedoch der Möglichkeit, auf Material der Senatskanzlei und der Kulturbehörde Hamburg und auf Zeitschriften- und Zeitungsartikel zurückzugreifen.
7 Durch Interviews mit unterschiedlichen Akteuren im Handlungsfeld der Städtepartnerschaft konnten z.B. die unmittelbar aktuellen Sichtweisen und Per- spektiven berücksichtigt und Problemfelder aufgedeckt werden, während durch Literaturanalyse vor allem die geschichtliche Entwicklung der Städte- partnerschaft evaluiert werden konnte.
1.2.2 Interviews
Bei den vor-Ort-Untersuchungen in Hamburg und Marseille wurden in Einzelinterviews die Erfahrungen und Meinungen beider Seiten festgehalten und - soweit möglich - in der späteren Auswertung gegenübergestellt. Dadurch konnten die jeweiligen Besonderheiten in beiden Städten vor allem in Bezug auf die derzeitige und zukünftige Situation erfasst werden. Sowohl in Hamburg als auch in Marseille führte die Verfasserin von April bis August 2006 jeweils sechs Interviews.
1.2.2.1 Auswahl der Interviewpartner
Erste Überlegungen zu potenziellen Interview-Partnern erfolgten zu Beginn der Arbeit und wurden als Interview-Plan festgehalten. Er wurde als flexibel verstanden, sollte sich dem weiteren Untersuchungsver- lauf anpassen und sukzessiv erweitert bzw. verändert werden. Die zugelassene Neuordnung ist durch das qualitative Vorgehen zu begründen und folgerte sich aus den gemachten Erfahrungen und gesammelten Informationen im Laufe der Arbeit: Zum einen wiesen Befragte im Gespräch auf zusätzliche potenzielle Interviewpartner hin, zum anderen konnten durch Literatur- und Aktenrecherche in Frage kommende Ge- sprächspartner ermittelt werden. Die Interviewten wurden im Rahmen des Erkenntnisinteresses der Ver- fasserin als Experten angesehen. Zur Vermeidung von Missverständnissen sei hier kurz die Einordnung des Begriffs Experte für diese Arbeit dargestellt:
- Der eigentliche Fokus lag nicht auf den Experten, da sie nicht Gegenstand der Analyse waren. Das Zen- trum des Erkenntnisinteresses lag auf der Städtepartnerschaft, innerhalb derer sich die Experten durch gegenwärtige oder ehemalige Einbeziehung auszeichneten. Sie verfügten über einen „privilegierten Zu-
gang zu Informationen über Personengruppen oder Entscheidungsprozesse“8, welche mit den Interviews zugänglich gemacht werden sollten. Sie waren somit Medium, Wissen über den interessierenden Bereich zu erlangen. Gedanken, Einstellungen und Gefühle der Experten waren nur insoweit von Belang, als das sie die Darstellung beeinflussten, welche die Experten von der Städtepartnerschaft und dem Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille gaben9.
- Zum anderen hatten die befragten Personen eine besondere Stellung innerhalb des Untersuchungskon- textes, da sie Verantwortung für das Funktionieren des städtepartnerschaftlichen Kulturaustauschs über- nehmen müssen oder können: je nach ihrer Position können sie damit zu dem Entwurf, der Anwendung oder der Kontrolle einer Problemlösung beitragen10.
Die Verschiedenartigkeit der Interviewpartner war beabsichtigt, da hierdurch neue Einflüsse auf bereits vorliegende Daten erwartet wurden, um möglichst unterschiedliche Erkenntnisse über den Bereich Kultur in der Städtepartnerschaft zu gewinnen und um auf neue Informationen zu stoßen. Die ersten Recherchen und Interviews ließen beispielsweise ein inaktives Bild des Kulturaustauschs zwischen Hamburg und Marseille entstehen. Durch Gesprächspartner, die dies aufgrund ihrer kulturellen Aktivität im Rahmen der Städtepartnerschaft anders sehen könnten11, wurden Gegenbeispiele mit einbezogen.
Die interviewten Personen können in folgende Gruppen eingeteilt werden12:
Gruppe 1: Offizielle Träger der Städtepartnerschaft
- Aline Mandeix, Mitarbeiterin der Direction Générale des Relations Internationales (DGRI)13 in Marseille
- Bettina Machaczek, Mitarbeiterin der Kulturbehörde in Hamburg
- Prof. Dr. Ralf Busch, Mitarbeiter der Senatskanzlei in Hamburg
Gruppe 2: Unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierende Institutionen
- Joachim Rothacker, Direktor des Centre Franco-Allemand de Provence in Aix-en-Provence
- Dr. jur. Helmut Dressel von der Deutsch-Französische Gesellschaft „Cluny“ e.V. in Hamburg
- Jean-Pierre Tutin vom französischen Generalkonsulats / Institut français in Hamburg
Gruppe 3: Kulturschaffende wie Künstler oder Kulturbetriebe, die bereits aktiv an kulturellen Austauschprozessen im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille beteiligt waren oder eigenständig Projekte initiierten
- Thierry Ollat, Direktor der Ateliers d’Artistes und des Musée d‘Art Contemporain (MAC) in Marseille
- Sabine Mohr von der Frise in Hamburg
- Bernard Plasse von der Galerie du Tableau in Marseille
- Claus Mewes, Geschäftsführer des Kunsthauses in Hamburg
- Meike Gathje von der Galerie La Tangente in Marseille
- Sabine Günther vom Verein Passage & Co. in Marseille14
1.2.2.2 Leitfaden-Entwicklung
Die Verfasserin entschied sich für die Interviewführung mit Leitfaden. Der Leitfaden erfüllte in seiner Funk- tion eine gewisse Strukturierung des Interviews, doch wurde an ihm flexibel festgehalten: Frageformulie- rungen waren nicht verbindlich und die Reihenfolge der anzusprechenden Bereiche und deren Umfang orientierte sich am Gesprächsverlauf. Zusammenfassend können die Leitfäden als Gedächtnisstütze zur Be- handlung aller forschungsrelevanten Punkte und als Orientierungsrahmen zur thematischen Vergleichbar- keit angesehen werden.
Die Leitfäden wurden auf jeden Gesprächspartner speziell zugeschnitten. Sie veränderten sich von Interview zu Interview mehr, was Ergebnis des Vorankommens bei den Recherchen und der Weiterentwicklung der Arbeit war. Das heißt, dass es keinen für alle Interviews einheitlichen Leitfaden gab, die forschungsrelevanten Themen aber dennoch immer berücksichtigt wurden. So folgten alle Leitfäden einem einheitlichem Konzept, das sich in vier Spalten gliederte15: den Leitfragen, dem Kontrollteil, den konkreten Fragen und Aufrechterhaltungs- und Steuerungsfragen.
Durch die Strukturierung des Leitfadens in mehrere Leitfragen -Blöcke sollte der Gesprächspartner immer wieder zu Teilerzählungen angeregt werden. Diese Teilerzählungen wurden, wenn nötig und nicht vom Interviewpartner selbst angesprochen, je nach Interview durch bis zu drei Leitfragen eingeleitet. Die Leit- fragen wurden bewusst offen formuliert, um den Interviewpartner nicht zu beeinflussen und den Erzählfluss ungewollt in eine bestimmte Richtung zu lenken. Den Abschluss der Leitfragen bildeten Einstellungs- und Beurteilungsfragen, die aufgrund ihres stärkeren Abfragecharakters an das Ende des Interviews gestellt wur- den16.
Die zweite Spalte Kontrolle des Leitfadens enthielt in allen Fällen Stichpunkte zu den im Interview zu behan- delnden Themen. Durch dieses Nachfragereservoir zu den erzählgenerierenden Leitfragen sollte sicherge- stellt werden, dass alle forschungsrelevanten Schwerpunkte und Fragen besprochen wurden, ohne aber den Gesprächsfluss durch bereits vorformulierte Fragen zu unterbrechen. Sie sollten nur angesprochen wer- den, wenn der Interviewpartner nicht selbst darauf einging. Sie waren somit flexibel zu handhaben. Die Formulierung wurde dem Gesprächsverlauf angepasst. Sie boten sich zusätzlich bei abgeschlossener oder stockender Erzählung an, um mit offenen Formulierungen den Interview-Partner zum Weitererzählen zu animieren17.
Zusätzlich gab es eine dritte Spalte mit vorformulierten konkreten Fragen: sie konnten im Laufe des Interviews Bedeutung erlangen oder waren in mehreren Leitfäden obligatorisch. Sie ermöglichten damit eine teilweise Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Fragen, die durch ihren stärkeren Abfragecharakter die Interviewsituation gestört hätten, wurden am Ende des Interviews im Bereich Ergänzende Nachfragen, Beurteilungs- und Einstellungs- fragen, Abschlussfrage gestellt, da dort ein stärkeres Abfragen nicht mehr störte. Alle anderen Fragen konnten an passender Stelle mit der vorgewählten Formulierung eingebracht werden, gegebenenfalls auch am Ende des Interviews18.
Die vierte Spalte enthielt Vorschläge für Aufrechterhaltungs- und Steuerungsfragen: sie sollten Interview-Partnern einen neuen Anreiz zum Weitererzählen geben, zur Präzisierung einer abgeschlossenen Erzählung anregen oder bei einer stockenden Schilderung durch Bekundung von Interesse zum Weitererzählen motivieren. Teilweise wurde auffordernde Unterstützung und Steuerung nonverbal gegeben, etwa durch Kopfnicken, Mimik oder Blickkontakt19.
In einigen Fällen wurde ein nicht-standardisierter Fragebogen am Ende des Interviews eingesetzt, der am Schluss der Interviewleitfäden durch den Abschnitt Fragen nach dem Interview aufgeführt ist20. Dieser sollte rei- ne Faktfragen klären, die nicht oder nicht vollständig durch Literaturrecherche im Vorwege geklärt werden konnten. Es sei denn, der Befragte kam bereits im Interview darauf zu sprechen. Der Gesprächsverlauf wur- de somit nicht durch Informationsfragen, die einsilbige Antworten bedingen, gestört. Da eine Rückmeldung nach dem Interview auf die aufgeführten Fragen dürftig ausfiel, wurde im weiteren Rechercheverlauf davon Abstand genommen.
Interviewleitfäden und Fragebögen waren je nach Staatsangehörigkeit der Gesprächspartner in deutscher oder französischer Sprache abgefasst. Ebenso wurden nach diesem Schema die Interviews geführt. Einzige Ausnahme bildete das Interview mit dem französischen Generalkonsul und Direktor des Institut français. Nach vorheriger Absprache wurden im Interview die Fragen auf Deutsch gestellt, die Jean-Pierre Tutin zur besseren Präzisierung auf Französisch beantwortete. Die Interviewleitfäden in französischer Sprache wurden aus Verständnisgründen im Anhang zusätzlich ins Deutsche übersetzt.
1.2.2.3 Interviewführung
Die Kontaktaufnahme mit den deutschen Experten erfolgte in der Regel per Telefon. Den französischen Sachverständigen wurde im Vorwege eine Anfrage mit Erläuterung des Projekts per Email gestellt. Dies soll- te der im Französischen verminderten Redegewandtheit der Verfasserin entgegenwirken. Darauf folgte stets eine telefonische Unterredung mit meist anschließender Terminvereinbarung. Die Verfasserin informierte alle Gesprächspartner im Vorfeld über ihr Ziel und den Verwendungszweck des gewünschten Interviews. Grundsätzlich beurteilten alle angefragten Experten das Projekt als positiv. Das zeugt von einem Interesse für das Themengebiet. Einige Personen standen jedoch aufgrund einer empfundenen Stagnationsphase der Städtepartnerschaft und eines Gefühls des Nichts-sagen-könnens einem Interview zurückhaltend gegenüber. Sie verwiesen teilweise auf nach ihrer Meinung nach kompetentere Partner mit Austauscherfahrungen aus der Vergangenheit weiter. Eine Person lehnte aufgrund einer privaten Belastungssituation ab. In wenigen Fällen standen Kontaktpersonen aufgrund der weiteren Orientierung der Verfasserin nicht mehr im Fokus. In einem Fall musste die Verfasserin eine Interviewanfrage aufgrund der bereits vorangeschrittenen Auswer-tung der gesamten Interviews ablehnen.
Vor Beginn eines jeden Interviews wurde das Vorhaben nochmals erläutert und die Erwartungen an den Befragten in Hinblick auf eine freie Erzählweise und die Äußerungen von Wünschen und Ideen konkretisiert. Soweit noch offene Fragen von Seiten der Gesprächspartner bestanden, wurde auf diese eingegangen. Anonymität wurde, soweit gewünscht, zugesichert. Vor dem Interview wurde eine Einwilligung zur Tonbandaufzeichnung erbeten, die in allen Fällen möglich war.
Die Interviews zeichneten sich durch eine offene Gesprächsführung aus. Offen bedeutet in diesem Fall, dass dem Interviewten ein erweiterter Antwortspielraum zugestanden wurde, in dem er sich frei äußern und erzählen konnte21. Damit konnten seine Erfahrungen in das Gespräch einfließen, ein qualitatives Bild der Städtepartnerschaft entstehen und unter Umständen Sachverhalte in das Gespräch eingebracht werden, die der Interviewerin vorher völlig unbekannt waren. Da es nicht nur um bloße Erzählung, sondern auch um Fakten und Verständnis zur Optimierung des Erkenntnisfortschrittes ging, waren direkte Nachfragen zur Klärung von Sachverhalten bei Verständigungsproblemen oder zur Zentrierung des Themas vorgesehen. Außerdem nutzte die Verfasserin bei den Interviews die Möglichkeit durch Paraphrasieren und vorsichtige Interpretationen die Interview-Partner anzuregen, ihre Äußerungen zu erklären und zu präzisieren.
1.2.2.4 Auswertung und Analyse der Interviews
Unmittelbar nach jedem Interview fertigte die Verfasserin ein kurzes Postskript. Vermerkt wurde darin, wie das Interview zustande kam, wie die Rahmenbedingungen22 waren und wie die Interviewdurchführung verlief. Ein eventuell nach dem aufgezeichneten Interview stattgefundenes Gespräch wurde darin ebenso skizziert, falls untersuchungsrelevante Themen angesprochen wurden23. In diesen Fällen wurden interessierende Aspekte mit in die spätere Auswertung einbezogen.
Die Auswertung der Interviews erfolgte nach folgenden Schritten:
1. Transkription:
- Die auf Tonband mitgeschnittenen Interviews wurden in der jeweiligen Sprache, deutsch oder französisch, transkribiert. Um Hör- und Tippfehler zu vermeiden, wurde das transkribierte Interview in einem zweiten Durchlauf nochmals kontrolliert. In einem Fall24 musste aufgrund eines technischen Defekts des Diktierge- rätes nach dem Gespräch ein Gedächtnisprotokoll angefertigt werden, das in die Auswertung einbezogen wurde. Es war jedoch möglich, mit dem Interviewpartner später noch weitere Interviews und mehrere informelle Gespräche zu führen.
- Bei der Transkription der Interviews wurde auf ein aufwendiges Notationssystem verzichtet, da Pausen, Betonungen und weitere nonverbale Reaktionen nicht zum Gegenstand der Auswertung gemacht wurden. Je nach Angemessenheit wurden jedoch bestimmte Elemente im Text vermerkt, wenn der Aussage da- durch eine andere Bedeutung zukam25. In einem Fall wurden längere Passagen, die thematisch nicht dem Forschungsinteresse dienten, nicht niedergeschrieben.
2. Einzelanalyse
Die Einzelanalyse erfolgte unabhängig der jeweiligen Sprache des Interviews auf Deutsch.
- Der Text wurde der Chronologie des Interviews folgend in Annäherung an den Sprachgebrauch des Interviewpartners paraphrasiert.
- Die zusammengefassten Textpassagen wurden mit Oberbegriffen versehen, die sich an der Terminologie der Interviewpartner orientierten. Für jedes angesprochene Thema in einer Aussage wurde ein Oberbegriff vergeben. Somit war mitunter die Vergabe mehrerer Oberbegriffe möglich.
- Anschließend wurden Aussagen mit Oberbegriffen, die gleiche oder ähnliche Themen behandelten, zusammengestellt.
- Diesen Einheiten wurde wiederum ein Oberbegriff zugeordnet, der den gesamten Inhalt der zusammengestellten Aussagen abdecken sollte.
3. Themenmatrix
Eine Themenmatrix sollte einen Überblick über alle in den Interviews angesprochenen Themen liefern. Sie stellte den thematischen Gehalt eines jeden Interviews dar, nicht aber die unterschiedlichen Äußerungen zu den einzelnen Punkten. Durch sie sollten vergleichbare Textpassagen, aber auch unterschiedliche Po- sitionen aus anderen Interviews ermittelt werden, Sachverhalte, zu denen sich alle Interviewpartner äu- ßerten, aber auch Themen, die nur von einem Teil oder nur einem einzelnen Befragten angesprochen wur- den. Zudem bot die Matrix einen Überblick, welche Gesprächspartner sich zu welchen Themen äußerten.
- Anhand der durch die Einzelanalyse gebildeten Themenblöcke mit zugeordneten Oberbegriffen wurde eine Tabelle erstellt, in welche die besprochenen Themen eines jeden Interviews eingetra- gen und angekreuzt wurden. Diese Liste wurde sukzessiv um jedes neu erscheinende Thema erweitert.
- Die Matrix wurden im Laufe der Einzelanalysen flexibel nach thematischen Gesichtspunkten geordnet und die Oberbegriffe vereinheitlicht.
4. Klassifikation des Materials
- Anhand der Matrix wurden anschließend Textpassagen mit gleichen oder ähnlichen Themen, die in allen oder einzelnen Interviews vorkamen, ermittelt und zusammengestellt.
- Themenbereiche, die nur in einem einzelnen Interview angesprochen wurden, wurden gesondert ver- merkt.
- Um Unterschiede und Widersprüchliche zu erfassen, wurden inhaltliche Differenzen gesondert herausge- arbeitet.
5. Themenorientierte Darstellung
Die vorangegangene Klassifikation diente der Strukturierung von Meinungen, Erfahrungen und typischen Handlungsweisen innerhalb der Städtepartnerschaft. Durch die themenorientierte Darstellung wurden die verschiedenen Ergebnisse verglichen und auf Ähnlichkeiten und Unterschiede hin untersucht. Das insgesamt inhaltlich-reduktive Vorgehen machte es möglich, die Kernfragen zu beantworten.
6. Rückkopplung
Da das Material durch die wiederholte Verdichtung von Daten reduziert wurde, sind Fehlinterpretationen und Verkürzungen nicht auszuschließen. Um diesen entgegenzutreten, wurden die Resultate mehrmals anhand der Transkriptionen der Interviews auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft. Gegebenenfalls wurden zweifelhafte Fälle korrigiert und neu zugeordnet. Die Angemessenheit der Interpretation wurde somit durch die Fundierung in den Daten nachgeprüft.
1.2.3 Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt, städtepartnerschaftsbezogene Veranstaltungen 13
1.2.3 Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt, städtepartner- schaftsbezogene Veranstaltungen
Im Rahmen der Arbeit führte die Verfasserin informelle Gespräche und Telefonate mit Experten und hatte zu eben solchen Email-Kontakt26. Zum einen ergaben sich diese Kontakte durch Anfragen bei potenziellen Interview-Partnern, deren Hinweise auf auch nach Meinung der Verfasserin kompetentere Personen verwiesen. Zum anderen entwickelten sich Kurzgespräche durch Anfragen zur Beschaffung von Faktenmaterial. Da aus den informell geführten Gesprächen eine Reihe wichtiger Informationen gezogen werden konnten, notierte sich die Verfasserin nach oder während der Gespräche die Kernpunkte. Sie wurden dem gleichen Prozess wie der Auswertung der Interviewdaten unterzogen.
Die Gesprächspartner können folgenden Gruppen zugeordnet werden27:
Gruppe 1: Offizielle Träger der Städtepartnerschaft
- Gilbert Ceccaldi, Mitarbeiter der Direction Générale des Affaires Culturelles (DGAC)28 in Marseille
- Harald N. Clapham, Mitarbeiter der Kulturbehörde in Hamburg
Gruppe 2: Unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierende Institutionen
- Thomas Meindl vom deutschen Generalkonsulat in Marseille
Gruppe 3: Kulturschaffende wie Künstler oder Institutionen, die bereits aktiv an kulturellen Austauschprozessen im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille beteiligt waren oder eigenständig Projekte initiierten
- Gerlinde Frommherz in Vertretung für den Verein un bol, du vide in Marseille
- Karin Haenlein vom Vereins Feld für Kunst
- Volker Heinrich von der Hamburger Liedertafel von 1823
- Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel vom Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg
- Joachim Raabe, Vorsitzender des Polizeichors von 1901 in Hamburg
Gruppe 4: Medien
- Olga Bibiloni von der Zeitung La Provence in Marseille
Durch die Teilnahme an städtepartnerschaftsbezogenen Veranstaltungen29 konnten Informationen teilweise beobachtend oder durch die Anfertigung von Protokollen schriftlich erhoben werden, die in die Arbeit miteinbezogen wurden.
2.0 Grundlagen zu Städtepartnerschaften
In Deutschland wie in Frankreich liegt der städtepartnerschaftliche Schwerpunkt auf Europa. Dabei führen die deutsch-französischen Städtepartnerschaften in beiden Ländern seit jeher die Ranglisten auf Platz 1 an. 1973 deutsche Partnerschaften werden zu Kommunen in Frankreich unterhalten, was 41 Prozent aller bestehenden Städtepartnerschaften deutscher Kommunen ausmacht30. 2218 Partnerschaften französischer Gemeinden werden zu Pendants in Deutschland unterhalten, was 37 Prozent aller bestehenden Auslandsbeziehungen französischer Kommunen entspricht31. Zurückzuführen sind diese hohen Zahlen auf die Gründungsmotive in der ersten Phase der Städtepartnerschaften32.
Doch die hohe Anzahl sagt nichts über Aktivität oder Inaktivität, trennt keine funktionstüchtigen Partner- schaften von bloßen Verschwisterungen auf dem Papier. Somit expliziert folgendes Kapitel nicht nur den Begriff Städtepartnerschaft und stellt die für die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille entscheidende Phase der Städtepartnerschaftsbewegung dar, sondern skizziert auch die rechtlichen Grundlagen einer Städ- tepartnerschaft.
2.1 Begriffsbestimmung Städtepartnerschaft
In der Literatur und von Partnerschaftsorganisationen33 wird der Begriff Städtepartnerschaft verschiedentlich gebraucht. Im Folgenden soll ein Kurzüberblick über mögliche Einordnungen gegeben werden:
Garstka beschreibt Städtepartnerschaften als „eine verfestigte Form internationaler Beziehungen zwischen Gemeinden“. Sie sei dadurch gekennzeichnet, dass „zwei oder mehr Gemeinden“ in einem „kontinuierlichen Kontakt zueinander“ stünden34. Er grenzt sie damit von freundschaftlichen Kontakten zwischen Städten ab, die locker geführt werden, zum „näheren Kennenlernen dienen“ und ohne Problem abgebrochen werden können, sollte der potenzielle Partner nicht den Vorstellungen der Gemeinde entsprechen35. Garstka macht jedoch zugleich auf die Definitionsschwierigkeit der Bezeichnung kontinuierlicher Kontakt aufmerksam, die im Zusammenhang mit den „unterschiedlichen Zielsetzungen der diese Kontakte propagierenden Organi- sationen“ stünde36. Ähnlich dürfte der Begriff „dauerhafte Beziehungen“ bei der Definition kommunaler Partnerschaften von Wagner verstanden werden37. Wagner ergänzt Garstkas Definition dahingehend, dass kommunale partnerschaftliche Beziehungen „für alle gesellschaftlichen Gruppen offen sind“38. Garstka fasst die Einbeziehung der Bevölkerung allgemeiner, fokussiert sie dagegen auf sie: „Mittelpunkt der Partner- schaften sind die Begegnungen der Bürger untereinander“39.
Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), eine der Partnerschaftsorganisationen auf die später eingegangen wird, grenzt Städtepartnerschaften deutlich von Freundschaften und Kontakten zwi- schen Städten ab und versteht darunter „Förmliche, zeitlich und sachlich nicht begrenzte Partnerschaft, beruhend auf einem Partnerschaftsvertrag (Partnerschaftsurkunde)“. Er grenzt sie einerseits von Städte- freundschaften - „eine Verbindung, die auf einer Vereinbarung beruht aber zeitlich begrenzt ist und/oder genau spezifizierte Projekte der Beziehung benennt“ - und von Städtekontakten - „eine Verbindung ohne förmliche Festigung“ ab40. Die Definition für Städtepartnerschaften des RGRE liegt dieser Arbeit zugrunde. Wie im Kapitel 2.3 Rechtliche Basis näher dargestellt, sind kontinuierlicher Kontakt zwischen den Städten und Einbeziehung der Bevölkerung keine unbedingten Voraussetzungen für eine Städtepartnerschaft, wohingegen sie durch das Engagement der Bevölkerung bestimmt wird. Wie sich zeigen wird, können aber Städtepartnerschaften zumindest rechtlich gesehen durchaus als zeitlich begrenzt gelten.
Der Begriff Städtepartnerschaft „hat sich im Laufe der Zeit als Sammelbegriff auch für Partnerschaften von Kreisen und kreisangehörigen Gemeinden und Städten durchgesetzt“41. Er ist jedoch nicht auf Partner- schaften zwischen Dörfern übertragbar, obgleich er dafür in der Literatur teilweise fälschlich verwendet wird. Der Begriff Gemeindepartnerschaften, der häufig in der Literatur zu finden ist, ist umfassender zu begrei- fen: er schließt Partnerschaften von Großstädten ebenso wie Partnerschaften von Dörfern mit ein42. Laut Auffassung Lenneps beinhaltet der Term kommunale Partnerschaften zusätzlich „Partnerschaften der Kreise, Departements und Counties“43. Sowohl der Begriff Städtepartnerschaft als auch Gemeindepartnerschaft ist auf die Beziehung zwischen Hamburg und Marseille übertragbar. Der Ausdruck Städtepartnerschaft ist im Zusam- menhang dieser Arbeit treffender und soll in den nachfolgenden Kapiteln vorwiegend gebraucht werden. Eine weitere für Städtepartnerschaft synonym gebrauchte Bezeichnungen ist der Begriff Verschwisterung. Das Wort wird ebenso synonym benutzt für das Zustandekommen der Partnerschaft durch Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde: dem Partnerschaftsabschluss, der Partnerschaftsproklamation, Partnerschaftsbe- siegelung, des Partnerschaftsschwures, der Partnerschaftserklärung oder des Partnerschaftseides44. Letztere Bezeichnung wird auch im Französischen verwendet und ziert den Vertrag zwischen Hamburg und Mar- seille: Serment de jumelage45. Im Französischen wird einheitlich der Begriff jumelage verwendet, der teilweise unübersetzt im Deutschen wiedergegeben wird46. Er umfasst „die Partnerbeziehung selbst sowie die Veran- staltungen im Rahmen der Partnerbeziehung“47.
Von Ringpartnerschaft wird gesprochen, wenn sich mehr als zwei Gemeinden miteinander verschwistern und im Austausch zueinander stehen.
2.2 Entwicklung der Partnerschaftsbewegung
Die Partnerschaftsbewegung in Deutschland und die Gründung von Gemeindepartnerschaften ist in „ihrer Form und Zielsetzung nach ein Phänomen der Nachkriegszeit“, soll heißen nach 194548. Zwar gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg zwischen einzelnen Gemeinden „besondere freundschaftliche Beziehungen“49, doch nahmen diese nicht „die Intensität von vereinbarten Freundschaftsverhältnissen im Sinne der heutigen
Diese nahmen jedoch die Form von Städtepatenschaften an und dienten etwa im Fall Kiel - Sonderburg zur Unterstützung der deutschen Minderheiten in den durch den Versailler Vertrag abgetrennten Gebiete oder im Fall Wiesbaden - Klagenfurt zur „Festigung volksnationaler Bande im Kampf gegen eine als feindlich empfundene Außenwelt“ (Bautz 2001, S. 38 - 39). Zur tiefergehenden Beschäftigung mit der Vorgeschichte der Städtepartnerschaftsbewe- gung und der Städtepartnerschaften sei auf die Dissertation von Bautz verwiesen, die das Thema ausführlich darstellt (vgl. Bautz 2001, S. 37 f.).
Partnerschaften“ an50. Sie waren demnach keine Vorläufer der heutigen städtepartnerschaftlichen Beziehungen, deren Ursprungsmotiv vor allem die internationale Verständigungsarbeit war51.
Nach der langen Konfliktperiode von 1914 bis 1924 sollten die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich bzw. Großbritannien durch den Vertrag von Locarno 1925 auf oberster Ebene gefestigt wer- den und die Bevölkerung der Nationen wieder annähern. Er war der Beginn einer europäischen Verstän- digungspolitik, in der Deutschland zudem versuchte, seine außenpolitische Abseitsstellung aufzuheben52. Zeitgleich zur Annäherung der Regierungen entwickelten sich erste kommunale Initiativen in Deutschland und Frankreich, die vorwiegend im städtischen Bildungsbürgertum angesiedelt waren53. Doch was mit dem Vertrag von Locarno ausgehend wegweisend für einen dauerhaften Frieden sein sollte, scheiterte in seiner Zielsetzung und war zur Abwendung von Konflikten nicht ausreichend. Der zweite Weltkrieg war blutiger Beweis dafür.
Das Versagen von Locarno führte bei Kommunalpolitikern der Nachkriegszeit zu der weitverbreiteten Ein- sicht, dass die dauerhafte Aussöhnung und Verständigungspolitik als zentrales Ziel für die Friedenssiche- rung nicht allein den Regierungen überlassen bleiben dürfe54. Die neue Auffassung einer internationalen Verständigung spielte sich nicht mehr nur auf Staatsebene ab. Vielmehr wurde davon ausgegangen, dass nur der Rückhalt der breiten Bevölkerung eine stabile Nachkriegsordnung nach sich ziehen könne55: „Die Etablierung einer Verständigung zwischen Menschen, die unabhängig von politischen Schwankungen, und unter Umständen entgegen politischer Räson von Dauer sein soll, entwickelte sich nun als Zielwert“56. Die Gemeinde galt „als die ideale Ebene für eine Verständigung der Völker und den Wiederaufbau Europas“: „Die Kommunen waren die einzigen staatlichen Verwaltungsebenen, die noch funktionsfähig geblieben waren”, da die Staatsstruktur Deutschlands fast völlig zerstört war und die Kommunen als einzige politische Verwaltungsebene von den Alliierten bestehen gelassen wurden57. In Deutschland wie in Frankreich galt zudem die Struktur der Kommune als den Bürgern am nächsten: Vertreter der Stadtverwaltungen waren di- rekt vom Volk gewählt und bildeten die Basis der Verwaltungs- und politischen Organisation des Landes58.
Die ersten Kontakte deutscher Kommunalpolitiker zur gleichen französischen Ebene entwickelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg 1947. Sie gehen auf die Initiative schweizer Intellektueller59 zurück, deren Ziel der Erkenntnis folgte, durch Verständigung zwischen Bürgern, Bürgermeistern und Gemeinden Ressentiments abzubauen. Dadurch sollten kriegerische Katastrophen verhindert werden und die Grundvoraussetzung für ein geeintes Europa geschaffen werden. Die friedliche Koexistenz der beiden wichtigsten und stärksten Mächte Europas, Deutschland und Frankreich, wurde als Grundvoraussetzung für eine künftige europäische Einigung angesehen. Zum Sommeranfang 1948 kam es zu einem ersten gemeinsamen Treffen französischer und deutscher Bürgermeister auf dem Mont Pèlerin in der neutralen Schweiz60. In der darauf folgenden Zeit bis Mitte der fünfziger Jahre fanden weitere jährlichen Treffen in der Schweiz, in der BRD und in Frankreich statt. Diese hatten ein konkretes Resultat: den Beginn der Internationalen Bürgermeister-Union
IBU61, deren Gründung auf 1950 zu beziffern ist62. Auf den Zusammenkünften wurde versucht, aus den Zielen deutsch-französische Verständigung und europäische Zusammenarbeit praktische politische Programme werden zu lassen. Dies zeigte sich z.B. in der zentralen Aktivität, Kontakte zwischen deutschen und französischen Bürgermeistern zum Verbindungsaufbau der jeweiligen Städte anzubahnen, um damit die Bürger der je- weiligen Länder einander näher zu bringen. Zudem betrieb die IBU Lobbyarbeit für deutsch-französischen Partnerschaften, um ihre Interessen bei nationalen politischen Entscheidungsträgern durchzusetzen63.
Die IBU-Jahrestreffen dienten wie dargestellt unter anderem dazu, Kontakte zwischen Kommunen her- zustellen und zu vermitteln. Diese Rolle übernahm ab 1951 noch ein weiterer Akteur: der Rat der Ge- meinden Europas RGE. Er wurde ebenso auf Initiative von Bürgermeistern - aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz - gegründet. Während sich die IBU vorwiegend auf die deutsch-französischen Belange konzentrierte, um darüber eine europäische Einigung zu erreichen, nahm der RGE vor allem Aufgaben im europäischen Gesamtkontext wahr: Förderung einer europäischen Gemeinschaft unter Verteidigung einer möglichst weitgehenden Gemeindeautonomie. Das Motiv für Städtepartnerschaften wurde von ihm vor allem in der „Förderung des europäischen Bewusstseins in der Bevölkerung“ gesehen64. Grunert bemerkt, dass „grundlegende Unterschiede in den Zielen von RGE und IBU“ nicht augenscheinlich seien und dass davon ausgegangen werden könne, dass beide Organisationen ihre Arbeit als sich ergänzend betrachteten65. Dieser Meinung dürfte insoweit zugestimmt werden können, als dass die anfänglichen Konkurrenzkämpfe in den fünfziger Jahren und die spätere Durchsetzung des RGE Berücksichtigung finden66.
Auch die sich nach dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich in Westeuropa neu konstituierten Deutsch-Fran- zösischen Gesellschaften (DFG) traten als Partnerschaftsvermittler auf, wenngleich sie im Verhältnis zur IBU und dem RGE keine bedeutende Rolle einnahmen. Zudem gewannen sie nicht die Monopol-Stellung wieder, die sie in der Zwischenkriegszeit innehatten67. In Hamburg gründete sich die Deutsch-Französische Gesellschaft „Cluny“ e.V. 1947.
Die Partnerschaftsbewegung begann nach 1948 erst langsam. Dies ist vor allem in den schwierigen Bezie- hungen der Staaten zueinander und in der Suche der neuen Akteure nach praktikablen Ausgestaltungsmög- lichkeiten von Begegnungsprogrammen im kommunalen Rahmen und der Ablösung von der bloßen Kor- respondenz zu begründen68. Anlässlich des zweiten Bürgermeistertreffens der IBU in Bürgenstock äußerte sich der Sénateur-maire von Montbéliard, Lucien Tharradin zu den schwierigen deutsch-französischen Beziehungen: „Les plaies de l‘horrible guerre ne sont pas encore effacées. Trop de mauvais souvenirs res- tent dans les cœurs. Trop de crimes séparent les deux grands peuples, qui s‘entre-déchirèrent trois fois en soixante-dix-ans“69. Doch trotz der drei Konflikte zwischen Deutschland und Frankreich in weniger als einem Jahrhundert70 näherten sich die Länder wieder an. Montbéliard und Ludwigsburg schlossen 1950 die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft71. Grunert führt das Zustandekommen dieser Liaison auf die indirekte Beteiligung der IBU zurück: Kontaktgespräche höchster Repräsentanten auf einem IBU-Kon- gress in Stuttgart, gefolgt von Delegationsbesuchen hätten zur Partnerschaftsgründung geführt72. Bock und Garstka schreiben den erfolgreichen Kontakt zusätzlich der Vermittlung des 1948 in Ludwigsburg gegrün- deten Deutsch-Französischen Instituts zu73. Trotz des politischen Willens der Kommunen wurden deren Bemühungen um gesellschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich durch die politischen Probleme in den Regierungen gebremst. Die Zahl der Gemeindepartnerschaften blieb somit vorerst auf ei- nen kleinen Rahmen begrenzt: Montbéliard - Ludwigsburg (1950), Sarrebourg - Saarburg (1952), Epernay
- Ettlingen (1953), Meudon - Celle (1953), Dijon - Mainz (1953 / 1957 - 1958), Clichy-la-Garenne - Hei- denheim (1953 / 1958), Hénin-Liétard - Herne (1954), Karlsruhe - Nancy (1955), Boulogne-Billancourt - Berlin-Neukölln74 (1955), Aubenas - Schwarzenbek75 (1955)76. Die allgemeinen politischen Voraussetzungen wurden erst nach dem deutsch-französischen Kulturabkommen 1954, den Pariser Verträgen von 1955, die den Prozess der Westintegration der BRD abschlossen und Deutschland zugleich die staatliche Souveränität zuerkannten, der Lösung des Saarkonflikts 1956 und den Römischen Verträgen 1957 günstiger77. Die ver- besserte politische Lage begünstigte die Partnerschaftsbewegung und förderte das Motiv, der neugegründe- ten Europäischen Gemeinschaft durch eine positive Haltung der Bevölkerung Stabilität zu verleihen78.
Das über die gegründeten Städtepartnerschaften vorliegende Zahlenmaterial unterscheidet sich bedauer- licherweise erheblich. Dies liegt zum einen an der verschiedenartigen Ausrichtung der Partnerschaftsorga- nisationen und der damit verbundenen Erfassungsmöglichkeit von Partnerschaften, zum anderen an der fehlenden Verpflichtung zur Registrierung, zum anderen an unterschiedlichen Definitionen des Begriffs Städtepartnerschaft bzw. Gemeindepartnerschaft. Gab es laut RGE 1957 19 deutsch-französische Partner- schaften, hatten sie sich nach dem Jahr 1958 auf 38 verdoppelt79. Dagegen weist eine Liste der IBU 1957 27 Städtepartnerschaften aus, die nach 1958 auf 44 anstiegen80. Die Aussagekraft scheint trotz verschiedener Zahlen klar: Städtepartnerschaften waren auf dem Erfolgskurs, als sich 1958 Hamburg und Marseille ver- schwisterten.
Doch nicht nur politische Schwierigkeiten bremsten die Partnerschaftsbewegung in ihren Anfängen, son- dern auch die unentschiedene Suche der neuen Akteure nach praktikablen Ausgestaltungsmöglichkeiten von Begegnungsprogrammen im kommunalen Rahmen. Während in den älteren Formen deutsch-franzö- sischer Gesellschaftsbeziehungen in der Zwischenkriegszeit kulturelle81 bzw. berufsspezifische82 Motive im Vordergrund standen, war der Interessenansatz der neuen deutsch-französischen Kommunalbeziehungen noch weitgehend unklar. In der Frühgeschichte begannen die Beziehungen folglich mit dem Informations- Austausch auf Verwaltungsebene, die mehr „Anregungs- und Manifestationscharakter“ hatten denn eigent licher Austausch waren83. Bis Anfang der fünfziger Jahre wurden Kommunen, die miteinander in Kontakt traten, wegen der spezifischen Form ihres Austauschs deshalb Korrespondenzstädte genannt: dem „schrift- lichen Gedankenaustausch“ der Kommunalpolitiker wegen84. Um Verbindungen zwischen der Bevölkerung herzustellen, musste einen Schritt weiter gegangen werden. Die Form der Begegnungen sollte Vorteile äl- terer Gesellschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Frankreich nutzen, dagegen Nachteile ausschlie- ßen. Ältere Formen solcher Gesellschaftsbeziehungen waren in der Locarno-Ära der Weimarer Republik85 in Form der Deutsch-Französischen Gesellschaften (DFG) in Deutschland und der Ligue d’Etudes Germa- niques (L.E.G.) in Frankreich zwar spontan entstanden, gingen jedoch nicht über das Bildungsbürgertum hinaus. In der Zeit des Nationalsozialismus waren sie zwar auf breite Gesellschaftsebenen erstreckt, jedoch instrumentalisiert und folglich nicht spontan. In Deutschland war dies unter den Nationalsozialisten die Neugründung der DFG, mit dem Pendant Comité France-Allemagne (CFA) in Frankreich86.
Die Ausweitung über das Kennenlernen zwischen den Bürgermeistern und Kommunalbeamten hinaus wur- de, „nach den ersten Erfahrungen in der Praxis der Partnerschaften und nach Verbesserung der allgemeinen politischen Voraussetzungen in den deutsch-französischen Beziehungen der fünfziger Jahre“ diskutiert und im Verlauf der fünfziger Jahre zunehmend durch Kontakte zwischen verschiedenen gesellschaftlich-kultu- rellen Interessengruppen abgelöst87. Der Jugend-88, Sport- und Kulturaustausch wurde dabei als das wich- tigstes Mittel gesehen, Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen, um damit im weiteren Kontext die Freundschaft zwischen den Völkern zu erreichen. Ergänzend blieb der Austausch unter Kommunalbeamten, wenn auch relativiert, bestehen. Speziell der kulturelle Austausch mit dem Ausland beinhaltete für deutsche Bürger „nach Jahren der Vorgabe eines nazistisch bestimmten Kulturbegriffs und damit einer weitgehenden kulturellen Isolation die Chance, aus diesem Ghetto auszubrechen und wieder Anschluß an die europäische kulturelle Entwicklung zu finden. Den Bürgern der Nachbarstaaten, die mit dem Begriff des Deutschen vor allem die Greueltaten Nazi-deutschlands (sic!) in Verbindung brachten, bot der Kulturaustausch Gelegen- heit zur Erkenntnis, daß eine Beschreibung Deutschlands mit dem Begriff der Barbarei der Realität nicht gerecht wird. Vor allem zwang er mit zunehmender Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland zu einem gefestigten demokratischen Gemeinwesen zur Aufgabe bequemer Klischees und zur Auseinandersetzung mit einem neuen, veränderten Deutschland“89.
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich entwickelten sich auf der Ebene der Kommunen noch bevor die Zusammenarbeit vertraglich durch den Elysée-Vertrag von der deutschen und französischen Regierung festgelegt wurde. Dieser wurde erst fünf Jahre nach der Gründung der Städtepartnerschaft zwi- schen Hamburg und Marseille am 22. Januar 1963 von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unter- zeichnet90. Im Rahmen des Vertrages ging das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) hervor, welches nach wie vor städtepartnerschaftliche Austauschaktivitäten subventioniert. Die kommunalen Beziehungen spielten somit eine Vorreiterrolle „im Hinblick auf die Annäherung an und die Integration in die west- europäische Staatengemeinschaft“ gegenüber den Beziehungen der Regierungen, was die Bedeutung der Städtepartnerschaftsbewegung unterstreicht91. Trotz allem kann die Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich von den Kommunen und deren Bürger nicht als eine isolierte Initiative betrachtet werden. Die Städtepartnerschaftsbewegung stellte eher einen Entschluss aus dem Volksbereich dar, der einerseits durch Diplomatie ermutigt wurde92 und durchaus auch von der hohen Politik abhängig war,93 andererseits die nationalstaatliche Außenpolitik unterstützte und von den Regierungen durch ideelle und finanzielle Mittel gefördert werden konnte.
Um die historische Bedeutung der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille zu erfassen, kann zusammenfassend festgestellt werden, dass sie Frucht der ersten Phase der Partnerschaftsbewegung war94: der Aussöhnungs-Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. Der geschichtliche Kontext ist insofern bedeutsam, da sie in den ersten zehn Jahren der Partnerschaftsbewegung, noch vor dem Partnerschaftsboom zwischen deutschen und französischen Gemeinden ab dem Elysée-Vertrag, gegründet wurde.
Gründungen von Städtepartnerschaften waren stets Antwort auf die internationalen Entwicklungen, da- durch setzt sich die Partnerschaftsbewegung bis in die heutige Zeit fort. Neben der hier untersuchten Part- nerschaft Hamburg - Marseille unterhalten die beiden Städte noch andere Verschwisterungen. Hamburg sieben, davon sechs auf Partnerschaftsverträgen beruhende Städtepartnerschaften in Europa, Amerika und Asien: mit St. Petersburg / Russland (mündliche Vereinbarung 1957), Shanghai / China (1986), Dresden (1987), Léon / Nicaragua (1989), Osaka / Japan (1989), Prag / Tschechische Republik (1990) und mit Chi- cago / USA (1994)95. Marseille hat neben der mit Hamburg geschlossenen Städtepartnerschaft elf weitere auf Partnerschaftsverträgen beruhende Städtepartnerschaften in Europa, Afrika und Asien: mit Abidjan / Elfenbeinküste (1958), Antwerpen / Belgien (1958), Kopenhagen / Dänemark (1958), Genua / Italien (1958), Haifa / Israel (1958; 1999 aktualisiert), Kobe / Japan (1961), Dakar / Senegal (1968; 1991 aktuali- siert), Odessa / Ukraine (1972), Piraeus / Griechenland (1984), Shanghai / China (1987; 2001 aktualisiert) und mit Marrakesch / Marokko (2004)96. In diesem Kapitel soll nicht weiter auf genannte Partnerschaften eingegangen werden. Im Folgenden werden sie insoweit Berücksichtigung finden, als dass einige von ihnen die Partnerschaft zwischen Hamburg und Marseille beeinflussten, sie als Vergleichsmaßstab für die Gegenü- berstellung von Beziehungsentwicklungen benutzt werden und allgemein zur Demonstration städtepartner- schaftlicher Beziehungspflege der beiden Städte dienen.
2.3 Rechtliche Basis
Das deutsche Grundgesetz gesteht Gemeinden das kommunale Recht auf Selbstverwaltung zu97. Dieses Recht schafft die Grundlage für Auslandsbeziehungen deutscher Kommunen. Es beinhaltet für Städte und Gemeinden die Möglichkeit, Auslandsaktivitäten auf lokaler Ebene und in Bereichen zu führen, die nach deutschem Recht Angelegenheiten der Gemeinden sind. Dazu gehört auch die kommunale Kulturarbeit und folglich der Kulturaustausch98.
Erst über 40 Jahre nach den ersten Beziehungen zwischen französischen und europäischen Städten und Gemeinden verabschiedete der französische Gesetzgeber im Dezentralisierungsprozess einen rechtlichen Rahmen für die Auslandbeziehungen französischer Gebietskörperschaften. Das Orientierungsgesetz, das den französischen Städten und Gemeinden gestattet, sich in internationalen Beziehungen zu verpflichten, trat 1992 in Kraft99. Es ermächtigt die französischen Gebietskörperschaften zum Abschluss grenzüberschrei- tender Abkommen und zur Errichtung grenzüberschreitender Strukturen im Rahmen ihrer Kompetenzen und dem internationalen Engagement Frankreichs, was Städtepartnerschaften und deren Aktivitätsfelder mit einbezieht. Des weiteren ist festgelegt, dass die französischen Gebietskörperschaften selbst bei Einsatz eines Jumelage-Komitees für die im Rahmen ihrer dezentralisierten Kooperation geführten Aktivitäten ver- antwortlich bleiben100.
Diese rechtlich festgelegten Rahmenbedingungen erlauben deutschen und französischen Gemeinden den Abschluss von Städtepartnerschaften. Aber erst durch das Unterzeichnen101 eines Partnerschaftsvertrages wird von einer offiziellen Partnerschaft gesprochen. Diese geht über informelle Kontakte hinaus102. Hamburg und Marseille schlossen 1958 eine offizielle Partnerschaft, wohingegen die Partnerschaft zwischen Hamburg und St. Petersburg 1957 informell, nämlich mündlich zustande kam. Eine unterzeichnete Partnerschaftsur- kunde manifestiert keine rechtsvertragliche Beziehung. Sie ist nicht mit einem Vertrag zu vergleichen, aus dem Rechte und Pflichten der Vertragspartner einklagbar wären: „Eine solche Partnerschaftsurkunde ist nicht mehr als eine politische Willensbekundung, deren Einhaltung allerdings eine moralische und poli- tische Pflicht der unterzeichnenden Stadtoberhäupter und der Mitglieder der jeweiligen Vertretungskörper- schaften begründet“103. Eine Verletzung des Partnerschaftsvertrages zieht damit keinerlei rechtliche Sankti- onen nach sich, kann aber Verurteilung durch die Presse erfahren, in Hamburg z.B. durch die Bürgerschaft kritisiert werden oder den Senat zur Rechenschaft auffordern. Eine offizielle Partnerschaftsauflösung könnte vielleicht klare Verhältnisse schaffen, wird aber sicher aufgrund dargestellter Kritik und Erwartung zur Stel- lungnahme kaum erwogen werden104. Die von den damaligen Bürgermeistern Max Brauer und Gaston Defferre eingegangene feierliche Verpflichtung zur Partnerschaft ist durch die Darstellung der rechtlichen Grundlagen allein durch das Engagement bestimmt, das die Hamburger und Marseiller Bevölkerung für die Verschwisterung entwickeln. Nach Mayer kann eine Partnerschaft, die vollständig ruht, aufgrund der Gege- benheiten ohne Aufhebung und Kündigung des Partnerschaftsvertrages als nicht mehr bestehend betrachtet werden105. In diesem Sinne sieht sich keiner der Repräsentanten Hamburgs und Marseilles gezwungen, das Verhältnis offiziell trotz der angespannten Lage beenden zu wollen: Papier ist geduldig. Die vom RGRE auf- gestellte und dieser Arbeit zugrunde gelegte Definition, eine Städtepartnerschaft sei eine „förmliche, zeitlich und sachlich nicht begrenzte Partnerschaft, beruhend auf einem Partnerschaftsvertrag (Partnerschaftsur- kunde)“106 verliert mit dieser Einordnung jeden verpflichtenden Charakter.
3.0 Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille
Zwei Hafenstädte, die eine nach Norden gewandt, die andere nach Süden, die eine bekannt für ihr kühles, die andere für ihr feuriges Temperament: Hamburg liegt in der Norddeutschen Tiefebene am Unterlauf der Elbe, ca. 100 km von der Mündung des Flusses in die Nordsee entfernt. Sie ist nach Berlin mit 1.746.893 Einwohner107 die zweitgrößte Stadt Deutschlands und zugleich eines der 16 Bundesländer. Hamburgs Bür- germeister Ole von Beust, seit 2001 im Amt, ist damit nicht nur Senatspräsident, sondern zugleich auch Re- gierungschef. Der Titel Freie und Hansestadt Hamburg geht auf das Mittelalter zurück: Frei durch das eigene Stadtrecht, das mit der mittelalterlichen Städtebildung verbunden war, Hansestadt durch die Zugehörigkeit zum politischen und wirtschaftlichen Netz der Hanse, einem Städtebund im Norden Deutschlands und im Ostseeraum108. Hamburg blickt im Gegensatz zu Marseille auf eine weitaus kürzere Gründungsgeschichte zurück: Im 7. Jahrhundert gab es in der Nähe des heutigen Stadtzentrums Hamburgs erste Besiedlungen. Im 9. Jahrhundert wurde mit dem Bau der damaligen Hammaburg unter Karl dem Großen begonnen. Marseille wurde bereits um 600 vor Christus von griechischen Seeleuten als Kolonie Massalia gegründet und ist die älteste Stadt Frankreichs. Heute ist sie Verwaltungssitz des Departements Bouches-du-Rhône und Hauptstadt der Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur (PACA). Marseille ist nach Paris mit 798.430 Einwoh- nern109 die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Zwei Städte, die sich gesucht und gefunden haben!?
3.1 Entstehung der Partnerschaft
Die Pioniere freundschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Marseille waren nicht etwa Re- präsentanten beider Städte, sondern die Rotary-Clubs: Auf Initiative des Rotary Clubs Marseilles pflegten die in beiden Städten ansässigen Organisationen bereits 1951 und 1953 erste Kontakte, noch bevor eine Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Marseille überhaupt angedacht war110. Erste offizielle Schritte Richtung Verschwisterung formierten sich 1955 / 1956 von Seiten der Stadtverwaltung Marseilles. Anstoß gab dazu der RGE, auf französisch Conseil des Communes d‘Europe (CCE). Dessen Anliegen war es, durch partnerschaftliche Bande gleichartiger Städte ein normalisiertes Verhältnis der unmittelbaren Nachbarn Deutschland und Frankreich zu erreichen, was als Grundvoraussetzung für ein geeintes Europa galt. Ham- burg und Marseille entsprachen sich demnach, da beide Städte in ihrem Land den bedeutensten Hafen unterhielten111 und sich vor gleiche Aufgaben gestellt fühlten. Eine Rolle dürfte aber zweifelsohne auch die sozialistische Tradition beider Arbeiterstädte gespielt haben: in Hamburg der SPD, in Marseille der sozia- listischen Partei, die damals Section Française de l‘Internationale Ouvrière (SFIO) genannt wurde. Gaston Defferre, ab 1953 Bürgermeister von Marseille, war Mitglied und zugleich Zugpferd der SFIO. Doch nicht nur in der sozialistischen Bewegung war Defferre aktiv beteiligt. Bereits in Kriegsjahren gehörte er der französischen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht an und war in den Nachkriegs- jahren ein Verfechter eines durch den Abbau der deutsch-französischen Kriegsfeindschaft geeinten Euro- pas. Ausdruck seines europäisch ausgerichteten Engagement war etwa seine Präsidentschaft ab 1957 in der französischen Sektion des RGE, die sich heute Association Française du Conseil des Communes et Régions d‘Europe AFCCRE nennt. Auch die Partnerschaftsorganisation IBU gab Anregung zu der Städtepartner- schaft Hamburg - Marseille von außen112. Zwar konnte deren Motiv nicht ermittelt werden, doch geht die Verfasserin aufgrund der Zielsetzung der IBU von ähnlichen Beweggründen wie die des RGE aus. Für die IBU dürfte vor allem die Annäherung der Bürger eine Rolle gespielt haben, um die beiden wichtigsten Ak- teure Europas zu versöhnen.
Die erste Einladung zur Gründung einer Städtepartnerschaft sprach der Marseiller Bürgermeister Gaston Defferre 1956 aus: Er lud Hamburgs Bürgermeister Dr. Kurt Sieveking zu einer großen Partnerschaftsfeier nach Marseille ein, zu der europäische und amerikanische Hafenstädte zusammen kommen sollten. In sei- nem Einladungsschreiben brachte er zum Ausdruck, dass diese Zusammenkunft im Bürgermeisteramt enge- re Beziehungen auf kultureller, kommerzieller und sportlicher Ebene einleiten solle113. Da zahlreiche Städte in Italien, England und der Schweiz an Marseille aufgrund von anstehenden Gemeindewahlen keine defi- nitive Zusage geben konnten, wurde die Veranstaltung noch vor einer offiziellen Antwort des Hamburger Bürgermeisters Sieveking vertagt und für das Jahr 1957 in Aussicht gestellt114. Schwierigkeiten im Marseiller Stadtrat verzögerten jedoch weitere Initiativen: Durch die politischen Konstellationen hatten die Europäer in Marseille mit dem Plan einer Städtepartnerschaft mit Hamburg einen schweren Stand. Die 40 Prozent im Marseiller Stadtrat vertretenen Kommunisten strebten nach einer Ringpartnerschaft mit Odessa und Southhampton oder zumindest einer unbedingten Einbeziehung Odessas bei einer Partnerschaft mit meh- reren europäischen Städten. Einer Partnerschaft mit einer deutschen Stadt standen die Kommunisten kri- tisch gegenüber. Dies scheint kaum verwunderlich, fanden die Überlegungen doch auch zu einer Zeit statt, in der gerade die kommunistische Partei in Deutschland verboten wurde115. Die 10 Prozent im Parlament vertretenen Sozialisten befürworteten dagegen eine Partnerschaft mit Barcelona. Insgesamt sah die Linke und Rechte die Zeit noch nicht gekommen, ausschließlich eine Partnerschaft mit einer deutschen Stadt anzubahnen. Vor allem aufgrund der gegensätzlichen Meinungen stieß der Sozialist Defferre auf Wider- stand, den er berücksichtigen musste. Aufgrund der Gegebenheiten empfahl der deutsche Generalkonsul in Marseille Graf du Moulin der Stadt Hamburg Zurückhaltung und weitere Initiativen zur Gründung einer Partnerschaft Marseille zu überlassen. Damit distanzierte er sich zugleich von den positiven Äußerungen des französischen Generalkonsuls in Hamburg, die jener gegenüber der Presse gemacht hatte116. Die offizi- ellen Stellen in Hamburg hielten sich folglich zurück und erwarteten weitere Schritte von Marseille. Zwar standen der deutsche Generalkonsul in Marseille Graf Du Moulin, der französische Generalkonsul Compte de Sayve, der Magistrat der Stadt Marseille und der Hamburger Senat einer Städtepartnerschaft Hamburg
- Marseille positiv gegenüber, gab es aber durchaus auch in Hamburg nicht zu vernachlässigende Zweifler. Vor allem die Hamburger Bürgerschaft berief sich auf die nach dem zweiten Weltkrieg neu in Kraft getre- tene Hamburger Verfassung117: „Die Freie und Hansestadt Hamburg hat als Welthafenstadt eine ihr durch Geschichte und Lage zugewiesene besondere Aufgabe gegenüber dem deutschen Volke zu erfüllen. Sie will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein“118. Dieser Grund- satz erlaube der Stadt keine bevorzugten Bande zu bestimmten Städten oder Regionen119. Demnach soll die Bürgerschaft nur zögerlich ihr Einverständnis zur ersten offiziellen Städtepartnerschaft Hamburgs gegeben haben120, die von Seiten Marseilles in einem zweiten Anlauf für 1958 angestrebt wurde. Marseille galt durch das Abweichen von der Präambel der Verfassung lange Zeit als „Ausnahme“121, mit der die Stadt Hamburg ihren politischen Willen, aktiv den Gedanken der Völkerverständigung voranzutreiben, zur Erhaltung des Friedens beizutragen und die Vergangenheit Deutschlands zu überwinden suchte, unterstreichen wollte.
Bis sich aber engere Bande auf der Ebene der Repräsentanten der beiden Städte ergaben und Marseille und Hamburg offiziell Partnerstädte wurden, entstand bereits Austausch unabhängig der Spitzen. Der Landes- verband Hamburg des Verbandes der Union Europäischer Föderalisten122 entwickelte sich, unterstützt durch die Deutsch-Französische Gesellschaft „Cluny“ in Hamburg, zum Vorkämpfer. Auf Marseiller Seite war es das Mouvement Fédéraliste Européen und deren Regional-Sektion, das Mouvement Fédéraliste Français, die Kontakt zu ihrem Pendant in Hamburg pflegten123. Durch die gemeinsame Zielsetzung, einen „baldigen Zusammenschluß Europas“ anzustreben, trieben diese Europa-orientierten Verbände den Partnerschaftsge- danken und dessen praktische Umsetzung auf persönlicher und wirtschaftlicher Ebene voran124. Auf deren Bemühungen lassen sich Einladungen an Gruppen in Marseille und Hamburg und Austauschprojekte zwi- schen den beiden Städten noch vor der offiziellen Partnerschaftsgründung zurückführen125.
Durch die Austauschprogramme wendeten sich die unterschiedlichen Gruppen im Marseiller Rathaus ab 1957 erneut dem Partnerschaftsgedanken zu126. Noch vor Gründung der Städtepartnerschaft bildet sich in Marseille ein Comité du Jumelage Hambourg - Marseille, ein Partnerschaftskomitee. Dieses wählte Teilnehmer für Begegnungen aus, trieb Austausch voran und pflegte Kontakt zu den europäisch ausgerichteten Verbänden127. Einen weiteren Antriebsfaktor für die Städtepartnerschaft sieht Grobe in der damaligen schwierigen innenpolitischen Situation in Frankreich. Durch den Algerien-Konflikt sei Frankreich nahe einer Staatskrise gewesen und der Bürgerkrieg in Landesteilen Algeriens habe Frankreich in eine „internationale außenpolitische Isolation getrieben“. Da der Ruf nach General Charles de Gaulle, der in der Nachkriegszeit anfangs gegen die ersten europäischen Gemeinschaften war, groß gewesen sei, befürchteten Kritiker, er könne sich womöglich Westeuropa abwenden128. Deshalb hätten Europäer und Befürworter Hamburgs in Marseille den Partnerschaftsprozess mit Vehemenz vorangetrieben129.
Alles in allem waren die politischen Konstellationen und Gegebenheiten in beiden Städten nicht ausnahms- los positiv, als dass die freundschaftliche Entwicklung einer Partnerschaft als Selbstverständlichkeit hätte betrachtet werden können. Trotz allem lud der Marseiller Bürgermeister Gaston Defferre die Stadt Ham- burg erneut zu Partnerschaftsfeiern für 1958 ein. Im Marseiller Rathaus hatte man die Kompromisslösung gefasst, Städtepartnerschaften mit mehreren europäischen Hafenstädten anzustreben, darunter die zu Ham- burg130. Die Einladung weiterer europäischer Städte überraschte das Jumelage-Komitee von Marseille, aber auch den ab 1957 amtierenden Hamburger Bürgermeister Max Brauer, was der deutsche Generalkonsul in Marseille brieflich an das Auswärtige Amt in Bonn mitteilte131. Doch war zumindest das Auswärtige Amt in Bonn über derartiges Bestreben Marseilles bereits in der Vergangenheit durch den deutschen General- konsul selbst informiert gewesen132, als auch die Stadt Hamburg durch das erste Einladungsschreiben.
Am 10. Juli 1958 war es soweit: Hamburg und Marseille schlossen eine Partnerschaft. Den mündlichen Schwur zitierten die Bürgermeister von Hamburg und Kopenhagen im Gegensatz zu den Vertretern der anderen eingeladenen Länder in ihrer Muttersprache133 ; die Partnerschaftsurkunde war allerdings nur in französischer Sprache ausgefertigt134. Sie wurde vom Hamburger Bürgermeister Max Brauer nach der Un- terzeichnung der Partnerschaftsurkunden von Vertreter der Städte Antwerpen, Kopenhagen, Genua und Haifa, vor Abidjan unterzeichnet. Die Partnerschaftsfeier begründete nicht, wie von Bautz fälschlicherweise dargestellt, eine gemeinsame Ringpartnerschaft: Marseille schloss mit allen Städten einzelne Verträge und Hamburg nahm mit keiner der anwesenden Gäste eine Partnerschaft auf135. Weitere eingeladene Städte waren Piraeus / Griechenland, Tamtave / Madagaskar, Genf / Schweiz und Rotterdam / Niederlande136, die jedoch abgesagt hatten. Eingerahmt wurden die Feierlichkeiten durch die Hymnen der jeweiligen Län- der. Für die deutsche Delegation war dies ein durchaus bewegender Moment: Es war, 13 Jahre nach dem Krieg, das erste Mal, dass im öffentlichen Raum Marseilles das Deutschland-Lied gespielt wurde. Noch dazu vor dem Platz des Rathauses am alten Hafen: Weite Teile des dahinterliegenden Viertels waren auf Befehl Hitlers 1944 durch die SS in die Luft gesprengt worden. Dies hatte zahlreiche Leben gefordert und zur Vertreibung tausender dort lebender Menschen geführt.
Der von Hamburg und Marseille eingegangene Partnerschaftsschwur orientierte sich an dem damals vom CCE137 vorgeschlagenen Text für Partnerschaftsurkunden. Seine deutsche Übersetzung lautet wie folgt138:
Partnerschaftsschwur
„ Wir, Max Brauer, Erster Bürgermeister von Hamburg (Deutschland), und Gaston Defferre, Bürgermeister von Marseille (Frankreich), frei bestellt durch die Wahl unserer Mitbürger,überzeugt, das tiefe Verlangen und die reellen Bedürfnisse unserer Bevölkerung zu erfüllen, wissend, daßsich in unseren Gemeinden der Freiheitsgeist erst eingeprägt hat durch die Freiheiten, die sie sich erwarben, betrachtend, daßdas Werk der Geschichte fortgesetzt werden mußin einer erweiterten Welt, daßdiese Welt aber nur wirklich menschlich sein wird, wenn die Menschen frei in freien Städten leben werden, gehen an diesem Tag die feierliche Verpflichtung ein:
- ständige Verbindungen zwischen den Magistraten unserer Gemeinden aufrechtzuerhalten, Austausche zwischen deren Einwoh- nern in allen Bereichen zu begünstigen, um durch eine bessere gegenseitige Verständigung das lebendige Gefühl der Brüderschaft zu entwickeln,
- unsere Anstrengungen zu vereinigen, um nach besten Kräften den notwendigen Unternehmen für Frieden und Wohlstand zum Erfolg zu helfen.
Die Verständigung zwischen den Völkern. “
Unterzeichnet am 10. Juli 1958 vom Hamburger Ersten Bürgermeister Max Brauer und Marseilles Bürgermeister Gaston Defferre in Marseille
Mirek hat sich ausführlich mit den Abweichungen vom Textvorschlag des CCE auseinandergesetzt139. Deshalb sollen diese im Folgenden nur anskizziert werden: In dem in Marseille abgeschlossenen Vertrag fehlt einerseits der Verweis auf die abendländische Kultur140, zum anderen hat die Partnerschaftsurkunde zwischen Hamburg und Marseille Die Verständigung zwischen den Völkern im Gegensatz zu der Europäischen Einheit als Zielsetzung. Mirek führt die textlichen Änderungen darauf zurück, dass Marseille zeitgleich Partnerschaften mit Hafenstädten schloss, die außerhalb der Europäischen Union lagen141.
Im Allgemeinen sind Partnerschaftsurkunden oft abstrakt und allgemein gehalten, was auch auf den Part- nerschaftsschwur Hamburg - Marseille übertragen werden kann. Mayer vermutet, dass offensichtlich „die Ausfüllung des partnerschaftlichen Verhältnisses der späteren Eigeninitiative der Partner überlassen blei- ben“ sollte142.
3.2 Entwicklung der Partnerschaft
Zwar fand die Gründung der Städtepartnerschaft 1958 in Marseille statt, eine kleine Nachfeier gab es aber auch in Hamburg mit einem Besuch des Bürgermeisters Gaston Defferre anlässlich des Hafengeburtstages 1959. Die Verschwisterung wurde bis 1988 im Fünf-Jahres-Turnus, danach in einem Sprung von zehn Jah- ren festlich gefeiert. Nach den Recherchen scheint es aber 1963 keine Feier gegeben zu haben, die Veranstal- tungen zum 10-jährigen Jubiläum 1968 mussten aufgrund schwerer Unruhen und Streiks in Frankreich ab- gesagt werden und eine Verschiebung auf 1969 in Aussicht gestellt werden. Begründet durch eine Einigung der Städte untereinander sollten Jubiläen immer abwechselnd in der einen und dann in der anderen Stadt stattfinden. Für das Partnerschaftsjubiläum 2008 soll laut den beiden Stadtverwaltungen mit dieser einsei- tigen Tradition gebrochen werden und Feiern in beiden Städten folgern. Die Kultur spielte bei Jubiläen, zumindest dem 20-, 30- und 40-jährigen, eine tragende Rolle; beim 40-jährigen Jahrestag eine geradezu aus- schließliche. Auch für den 50. Geburtstag stehen überwiegend kulturelle Aktivitäten im Fokus der Feiern.
Vor allem aufgrund der umfangreichen Aktenlage zu Jubiläen war es der Verfasserin möglich, die Partner- schaft zwischen Hamburg und Marseille nachzuzeichnen. Sie ist seit ihrem Bestehen durch ein auf und ab gekennzeichnet: Aufschwung zum Geburtstag, Abflauen danach. Dies bezieht sich vorwiegend auf das Interesse der offiziellen Träger beider Städte, weniger auf den Austausch an sich, der jedoch durchwegs als davon beeinflusst beurteilt werden kann und der heute seinen Tiefstand erreicht hat. Bevor der dargestellte Rhythmus kennzeichnend wird, kämpfte die Partnerschaft jedoch mit Startschwierigkeiten: Entfernung, Sprache und manche Ablehnung143 bewiesen sich als Hemmnis und ließen sie nur langsam ins Rollen kom- men144. Dass die Partnerschaft trotzdem zumindest in der Marseiller Bevölkerung eine gewisse Verankerung gefunden hatte, zeigte aktive Hilfe nach der großen Flutkatastrophe 1962 in Hamburg: nicht nur die Stadt- verwaltung stand Hamburg mit monetären Mitteln zur Seite, sondern Einwohner Marseilles wandten sich mit Hilfsangeboten an das deutsche Konsulat145. Dennoch waren „Austausch und Zahl der daran teilneh- menden Personen in beiden Städten während der ersten Jahre nach Gründung der Partnerschaft auf relativ niedrigem Niveau stagnierend und teilweise sogar rückläufig, d.h. daß erst nach einer gewissen Anlaufzeit ein quasi durchgängiger Anstieg von Umfang und Volumen der Austausche (sic!) verzeichnet werden kann“146. Der Hamburger Senat erkannte diese unausgeschöpften Potenziale: „Neben den Begegnungen offizieller Persönlichkeiten sollte den Einwohnern beider Städte Gelegenheit gegeben werden, einander kennenzu- lernen“147. Denn die Austauschbeziehung waren nach der offiziellen Verschwisterung fast ausschließlich auf die deutsch-französische Aussöhnung und gegenseitige Wiederannäherung ausgerichtet148. Dahinge- hend wurde zuerst der politische Rahmen auf offizieller Ebene, wenn auch im sehr bescheidenen Rahmen, ausgefüllt. Zudem fanden kontinuierlich seit der Gründung der Partnerschaft berufsbezogene Begegnungen statt, die allen Aktivitätsfeldern voranlagen149. So führte z.B. die 1964 gegründetet Partnerschaft zwischen den Handwerkskammern in den sechziger Jahren zu regem Austausch auf offizieller Ebene und zwischen Jung-Handwerkern. Beruflicher Austausch entsprach nicht der klassischen Nachkriegspartnerschaft, deren Stützbein vor allem im Kultur- und Jugendaustausch gesehen wurde. Kultur- und Jugendaustausch kam aber, wenn auch zeitverzögert, Anfang bis Mitte der sechziger Jahre als integraler Bestandteil der Städte- partnerschaft zum Tragen.
Durch den kontinuierlich ansteigenden Austausch ab Mitte der sechziger Jahre150 und der Freundschaft zwi- schen Bürgermeister Gaston Defferre und Bürgermeister Herbert Weichmann151 lässt sich der Höhepunkt der Verschwisterung partnerschaftlich wie auch politisch in den späten sechziger Jahren orten. Die Partner- schaft machte „offizielle regelmäßige Kontakte natürlich, aber auch Ausstellungen, künstlerische, sportliche und kulturelle Veranstaltungen, berufliche und wirtschaftliche Verbindungen, Austausch von Lehrern und Studenten, von Beamten, Polizei, Jugendverbänden, Ingenieuren, Städtebauern, Krankenschwestern...“ und Jugend-Begegnungen möglich152. Der ab 1965 ins Rollen gekommene Schüleraustausch153 lag dagegen anfangs aufgrund unterschiedlicher Ferienzeiten in beiden Ländern „hinter vielen Erwartungen zurück“154. Trotz Bemühungen der beiden Städte habe er bis 1968 „zu greifbaren Ergebnissen bislang leider nicht ge- führt“, so der damalige Oberschulrat Dr. Reuter der Schulbehörde155. Andere partnerschaftliche Initiativen sollen dagegen derart zugenommen haben, dass „die Partnerschaftskomitees sehr bald überfordert waren“, ein kontrollierter Austausch im Sinne von Erfassung der stattfindenden Aktivitäten sei vom Jumelage-Komi- tee kaum mehr leistbar gewesen156.
Die Jumelage-Komitees waren Gremien in beiden Städten, die Vorschläge zu möglichen Austauschaktivi- täten einbrachten, Anregungen Außenstehender aufnahmen und die Aktivitäten in der Städtepartnerschaft seit den vorherigen Sitzungen erörterten. Das Hamburger Komitee hatte sich 1959 gebildet. In Marseille wurde das bis 1964 inoffiziell bestehende Partnerschaftskomittee im April 1964 durch ein Comité de Ju- melage als eingetragener Verein abgelöst. Im Gegensatz zu dem 1964 in Marseille gegründeten Komitee handelte es sich in Hamburg um keinen eingetragenen Verein, eher um eine Arbeitsgruppe. Beide Gre- mien waren mit hohen Persönlichkeiten aus der Stadt besetzt. Dies kann darin begründet werden, dass die Partnerschaft von den städtischen Subventionen abhängig war. In Marseille diente das Jumelage-Komitee z.B. vorwiegend der finanztechnischen Abwicklung von Austauschaktivitäten157. Im Hamburger Gremium konstituierten sich später neben den Vertretern der Behörden auch die Institutionen, die die Partnerschaft mit Leben erfüllen sollten: etwa Vertreter der Handwerkskammer, des Deutschen Beamtenbundes etc. Über Marseille können hier keine Aussagen zu späteren Entwicklungen des Komitees getroffen werden.
Zu ersten Krisensituationen kam es durch interne Streitigkeiten im Hamburger Jumelage-Komitee betref- fend einer Erweiterung desselbigen, was zu einer Arbeitsniederlegung von 1968 bis 1972 führte. Da das Gre- mium eine wichtige Initiatorenfunktion innehatte, kann diese Tatsache als Begründung für die „weitgehende Stagnation und Unterbrechung sämtlicher Begegnungen“ zwischen 1968 und 1972 herangezogen werden158. Trotz allem fand 1971 eine Ausstellung junger Hamburger Künstler im Goethe-Institut und in der École d‘art et d‘architecture159 statt und erntete gute Resonanz. Sie sei, laut der französischen Presse, „hors de Paris le seul ensemble aussi important sur la nouvelle école allemande“160. Nach besagter Ausstellung regte das Goethe-Institut in Marseille einen jährlich stattfindenen Kulturaustausch zwischen Hamburg und Mar- seille an. Es würde „gern alles unternehmen, um der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille auch einen kulturellen „Überbau“ zu verschaffen“161. Der Wille des Goethe-Instituts in Marseille, der sich aus dieser Aussage schließen lässt, erlaubt die Vermutung, dass bis dato keine kontinuierlichen Kulturaktivitäten zwi- schen Hamburg - Marseille über oder in Kooperation mit dem Goethe-Institut stattfanden, obgleich es bereits seit 1962 bestand. Das Engagement aus Marseille wurde von der damaligen Hamburger Behörde für Wissenschaft und Kultur zwar positiv beurteilt, zugleich wurden „Oper, Ballett, Theater“ aufgrund der „außerordentlich“ hohen Kosten als schwer verwirklichbar eingestuft und stattdessen Chor- und Folklore- Gruppen-Austausch angeregt162. Die Auflistung der kulturellen Aktivitäten von 1958 bis 2007163 belegt die Ausrichtung der Aktivitäten: Der Schwerpunkt liegt gesehen auf die gesamte Periode der Städtepartner- schaft im Bereich Musik auf Chor-Austausch, bis Mitte der achtziger Jahre fand noch Austausch von Folklo- re-Gruppen statt. Dagegen fand ein Besuch des Marseiller Nationalballetts nur einmalig 1985 in Hamburg und ein Gegenbesuch des Hamburger Balletts 1987 in Marseille statt. Einen Austausch von Opern gab es niemals, dagegen jedoch von Theatergruppen, wenngleich in geringem Umfang164.
Zum ersten Mal musste die Städtepartnerschaft durch die vom Jumelage-Komitee ausgehende Stagnati- onsphase anlässlich der Feierlichkeiten zum 15-jährigen Bestehen aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werden165, was keine einmalige Angelegenheit blieb. Von einer nötigen Wiederbelebung wurde auch zum 20-, 30- und 40-jährigen Jubiläum auf der Ebene der Stadtverwaltungen gesprochen, was den zu Beginn dieses Kapitels angesprochenen Auf- und Ab-Rhythmus der Städtepartnerschaft von Jubiläum zu Jubiläum verdeutlicht. Geburtstage wurden stets gefeiert, sind aber kein Indiz dafür, dass die Beziehungen vor allem auf offizieller Ebene zwischen Hamburg und Marseille zwischen den Jahren lebendig geblieben wären.
Zum 15-jährigen Geburstag 1973 mangelte es in der Senatskanzlei wie auch im Kulturamt Hamburg an finanziellen Mitteln für das Jubiläum166. Aufgrund der einseitigen Regelung fand das Jubiläum schwer- punktmäßig in Marseille statt, wohingegen Hamburg alleinig mit einem Klavierkonzert des Pianisten Pi- erre Barbizet die Städtepartnerschaft ins Bewusstsein der Bürger rief. Im Mittelpunkt stand für Hamburg vielmehr der Besuch einer Marseiller Delegation, der die breite Hamburger Bevölkerung wohl kaum in den Geschmack einer konkreten Partnerschaft gebracht haben dürfte167. Der Bevölkerungeinbezug war schon in frühen Jahren nur bedingt gewährleistet, was selbst heute noch Anlass zu Diskussionen bietet168: Gab es zwar außerhalb der ersten Jubiläen „regelmäßige Besuchsreisen von Gruppen und Delegationen beruflicher, kultureller oder politischer Herkunft“, sprach der deutsche Generalkonsul in Marseille 1977 genau diese Problematik an: „Die Außenwirkungen solcher Besuche war jedoch - und ähnliches dürfte auch in Hamburg beobachtet worden sein - auf wenige, direkt mit den jeweiligen Delegationen und ih- ren Problemen vertrauten Personen beschränkt geblieben; die große Masse der Einwohner Marseilles hat von den jeweiligen Besuchen, und damit von der bestehenden Städtepartnerschaft jedoch kaum oder nur ungenügend Kenntnis genommen“169. Die Mopo schreibt zum 20-jährigen Jubiläum: „Der „Mann von der Straße“ erführe aber von der Partnerschaft zwischen Hamburg und Marseille „wenig“, selbst wenn Austausch auf der Ebene der Handels- und Handwerkskammern, der Gewerkschaften und anderen Insti- tutionen stattfände. Die Veranstaltungen mit „Breitenwirkung“, darunter versteht die Hamburger Morgen- post die zum 20-jährigen Jubiläum stattgefundenen kulturellen Veranstaltungen, seien „spärlich gesät“170. Trotz allem bezeichnete die Stadt Hamburg zu Beginn der achtziger Jahre die Partnerschaft als erfolg- reich und als noch nicht erledigt: sie habe „den ihr zugedachten Beitrag zur Verständigung zwischen dem deutschen und dem französischen Volk geleistet, und sie leistet diesen Beitrag auch weiterhin“171. Kritische Stimmen beurteilen die Verschwisterung zeitgleich aus einer anderen Sicht: „Die Beziehungen zwischen den Partnerstädten lebt seit vielen Jahren nur noch von gegenseitigen, vom Senat organisatorisch und finanziell geförderten Besuchen von Gruppen. Etwa 20 fahren im Jahr von Hamburg nach Marseille und umgekehrt: Handwerker- und Beamtenbundjugend, Sportvereine, Schüler, Vertreter der Hafenwirtschaft, Volkshoch- schüler und Gewerkschaftler. Ab und zu gibt es Ausstellungen oder gegenseitige Besuche von Chören oder Theaterensembles. Aber es fehlen Veranstaltungen, die die Partnerschaft mit Leben erfüllen und sie im Be- wußtsein der Bürger wachhalten“172. Über eine derartige Meldung, wie sie 1985 im Hamburger Abendblatt publiziert wurde, könnte bei einem Blick auf die heutigen städtepartnerschaftlichen Aktivitäten aufgeatmet werden173. Bemängelt wurde die Situation in der Presse damals vor allem, da sich die Städtepartnerschafts- aktivitäten durch die Jahre institutionalisiert hatten, der Austausch sich seit Beginn der Partnerschaft zum größten Teil auf funktionalistisch-sachliche Aspekte beschränkte z.B. beim Austausch von verschiedenen Berufsgruppen und hinter für die breite Bevölkerung meist verschlossenen Türen stattfand174.
Die fehlende Einbindung weiter Bevölkerungskreise folgerte sich aus dem damaligen Grundsatz, der gesi- chert bis Mitte der achtziger Jahre bestand, „nur institutionsbezogene Gruppen- oder Vereinsbegegnungen“ zu fördern175. Die Kulturbehörde sprach sich für eine Einbeziehung „dezentraler Initiativen in der kommu- nalen Kulturarbeit in die Partnerschaft mit Marseille“ aus, d.h. private Kontakte und Initiativen wie z.B. die Filmreihen eines Marseiller Regisseurs im kommunalen Hamburger Kino Metropolis in den achtzi- ger Jahren. Für einen kontinuierlichen Austausch dezentraler Initiativen standen jedoch in Hamburg keine Haushaltsmittel zur Verfügung. Es wurde darauf verwiesen, dass „die vom Staatsamt verwalteten Mittel (...) vor allem für besondere Anlässe wie Jubiläen mit repräsentativem Zuschnitt in Anspruch genommen“ wür- den176. Dass auch in der Kulturbehörde die Mittel kaum lockerer saßen, zeigen Eingangsworte im Katalog zur Ausstellung Haben & Halten von 1986: „Nach „Dorn im Auge“177 war von der Kulturbehörde der Vor- schlag gekommen, die Ausstellung in die Partnerstadt Marseille reisen zu lassen. Dazu ist es bis heute nicht gekommen. Daher sind wir mit „Haben & Halten“178 den umgekehrten Weg gegangen und haben die Mar- seiller hierher eingeladen. Diese Ausstellung ist eine dringende Aufforderung an die Behörde, nun endlich ihr Versprechen wahrzumachen und eine ähnliche Ausstellung in Marseille zu ermöglichen. Vorbereitende Kontakte sind von uns in Marseille geknüpft worden, aber nur durch Mithilfe offizieller Hamburger Stellen kann eine Rückausstellung tatsächlich stattfinden”179.
Für die Öffentlichkeit präsente Aktionen wie eben “Kunstausstellungen, (und) musikalische Veranstaltun- gen” fanden in den achziger Jahre nur in „unregelmäßigen Abständen” statt180. An kulturellen Begeg- nungen haben laut Mirek zwischen 1958 und 1981 „rund 20 Gruppen aus beiden Städten sowie eine kleine Zahl einzelner Künstler (...) teilgenommen“. Zugleich bemerkt er aber: „der Großteil der Begegnungen blieb auf einen einmaligen Besuch in der Partnerschaft beschränkt“, mit Ausnahme des kirchenmusikalischen Bereichs181. Der Umstand, dass nicht breite Bevölkerungsschichten gedanklich und aktiv in die Partnerschaft eingebunden seien, wurde selbst vom Jumelage-Komitee in Hamburg bedauert. Laut dem Komitee sei es nicht gelungen, die Bevölkerung - bis auf wenige Ausnahmen - in die Städtepartnerschaft der beiden Groß- städte einzubinden und damit der Idee der Friedenssicherung und der europäischen Einigung Rechnung zu tragen. Dies nahm dem Komitee mit der Zeit seinen anfänglichen Schwung, zusammen mit der Tatsache, dass laut des Komitees kaum mehr spektakulär etwas neues gemacht werden könne. Anfragen im Parlament machten dem Senat Vorwürfe und die Opposition der SPD betrachtete den „Zustand des Freundschafts- vertrages“ als „ein Trauerspiel“ und mahnte, die 1987 mit Dresden geschlossene Städtepartnerschaft „von Anfang an besser zu pflegen“182.
Spätestens ab dem 20-jährigen Partnerschaftsjubiläum 1978 kann immer deutlicher der fehlende Rückhalt der Stadtverwaltungen Hamburgs und Marseilles für die Verschwisterung und die Beziehungspflege erkannt werden: Von Hamburger Seite wurde ein Desinteresse Marseilles für die Stagnation der Städtepartnerschaft verantwortlich gemacht, was sich aus Sicht Hamburgs u.a. in Zurückhaltung Marseilles bei der finanziel- len Förderung spätestens seit dem 20-jährigen Jubiläum widergespiegelt habe. Hamburgs Frustration über ausbleibende gemeinsame Finanzierung des 20-jährigen Partnerschaftsjubiläums führte zu einer Absage bezüglich der Anfrage des Marseiller Balletts unter Roland Petit zu einem Gastspiel in Hamburg, da „im Jubiläumsjahr der Städtepartnerschaft von Hamburger Seite erhebliche Mittel aufgewendet worden sind. Der finanzielle Beitrag Marseilles darf dabei wohl zu Recht als nicht erwähnenswert bezeichnet werden. Die ohnehin knappen Mittel für das Haushaltsjahr 1979 lassen aber eine Förderung (...) aus Haushaltsmitteln der Senatskanzlei nicht zu“183. Die Kritik an der fehlenden Finanzierungsbereitschaft Marseilles beschränkte sich in Hamburg nicht nur auf das 20-jährige Jubiläum. So kritisierte Hamburg auch die überwiegend eige- ne Finanzierung des 30-jährigen Jubiläums und forcierte die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum nicht nur auf Marseille, da die Stadt wieder mit der Ausrichtung eines Jubiläums an der Reihe war, sondern auch um eine Mit-Finanzierung der Stadt zu gewährleisten. Die Kritik an dem geringen Einsatz monetärer Mittel von Seiten Marseilles hat sich selbst bis in die heutige Zeit fortgesetzt.
Die Gründe für die beginnende Stagnation auf offizieller Ebene ab spätestens dem 20-jährigen Jubiläum dürften aber in Marseille nicht allein in einem Desinteresse zu suchen sein, sondern einerseits in der pro- blembehafteten Entwicklung der Stadt und andererseits in der schwierigen politischen Durchsetzbarkeit der Städtepartnerschaft. Auch die Stadt Hamburg kann an der Beziehungsentwicklung nicht unschuldig geheißen werden: „Eine Partnerschaftspflege“ heißt es in einem Brief des Staatsamtes, müsse „bei einem Bundesland wie Hamburg mit immensen repräsentativen anderen Kontakten zwangsläufig zu kurz kom- men“184. Das Hamburger Abendblatt schreibt zur Situation des 20-jährigen Jubiläums 1978: „Hamburg und Marseille sind Partnerstädte. Doch diese Freundschaft zwischen Deutschlands „Tor zur Welt“ und dem „Tor zum Orient“ besteht mehr auf dem Papier als in der Praxis. (...) Zieht man nach zwanzig Jahren Bilanz dieser Bemühungen, so muss man leider feststellen, dass es zu mehr als Ansätzen bisher nicht ge- reicht hat“185. Die Welt kommt anlässlich der zweiten Französischen Woche zum 20-jährigen Jubiläum in Hamburg-Bergedorf zu Wort: „Ausgerechnet der kleinste Bezirk der Hansestadt hat es verstanden, die mühsam gezogene Blüte der Verschwisterung mit der Hafenstadt der Provence noch am Leben zu erhal-ten, während die großhamburgische Liebe zur Partnerstadt doch ziemlich erkaltet ist“186: Das Partner- schaftsfest, initiiert durch die Werbegemeinschaft der Marseiller Innenstadt Cœur de Marseille und der Verbindung von Geschäftsleuten City Partner Bergedorf fand 1974, zum 20-jährigen Jubiläum 1978 und 1984 den kommunalen Rahmen, der Städtepartnerschaften stärker mit Leben zu erfüllen scheint187. Dabei hatte sich der damalige Senatsdirektor Jess gegen eine Ausweitung der partnerschaftlichen Aktivi- täten auf Bezirksebene schon zur ersten Französischen Woche in Hamburg-Bergedorf ausgesprochen188. Pressekommentare wie der Mopo im Vorfeld des 30-jährigen Jubiläums 1988 attestieren zehn Jahre nach dem 20-jährigen Jubiläum kein besseres Bild: „Die „Partner“-Städte sind allenfalls noch entfernte Bekannte. (...) Inzwischen sind die Aktivitäten fast bei Null“189. Laut der Welt am Sonntag habe die Städtepartnerschaft mit Marseille in Hamburg Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre „kaum noch eine Rolle“ gespie- lt190. Nach Aussagen der offiziellen Hamburger Seite, habe man sich um eine Wiederbelebung der stagnie- renden Partnerschaft zu Marseille bemüht. Es wurde jedoch weiterhin ein mangelndes Interesse Marseilles konstatiert, was „eine „Reaktivierung“ der Partnerschaft zur Zeit schwierig gestalten würde“191.
Doch der Bedeutungsschwund der Partnerschaft auf offizieller Ebene kann nicht alleine Marseille unterstellt werden. Die politischen Konstellationen und andere internationale Auslandsbeziehungen waren für Ham- burg ab Mitte der achtziger Jahre Gründe, seine Konzentration von Marseille weg zu verlagern. Die Welt sprach davon, dass eine „freundschaftliche Auflösung der Partnerschaft mit Marseille (...) vielleicht sogar“ den anderen „bedürftigen Partnerstädten“ Hamburgs zugute käme, die „ersten stürmischen Gefühle“ seien längst erloschen und „gemeinsame Aktivitäten“ liefen auf „Sparflamme“192 oder „Heute ist es um die zweite von bisher acht Hamburger Städtepartnerschaften ruhig geworden. Der politische Wandel hat St. Peters- burg und Dresden in den Vordergrund gebracht, die Wirtschaft das Augenmerk auf Shanghai, Chicago oder Osaka gerichtet”193.
Die Beziehungsentwicklung ist von Hamburger Seite in der politischen Wende in Osteuropa zu begründen. Einst erwies Marseille gegenüber dem ersten Städtepartner Hamburgs St. Petersburg eine günstigere poli- tische Situation. Zwar war die Partnerschaft zwischen Hamburg und St. Petersburg bereits 1957 inoffiziell gegründet worden und bildete als erste deutsch-sowjetische Partnerschaft lange Zeit die Ausnahme, war aber aufgrund politischer Gegebenheiten bis zur Öffnung des Ostblocks nur begrenzt handlungsfähig. So entwickelte sich der Austausch zwischen Hamburg und Marseille zuerst zu einem „lebendigen Austausch vieler verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Schichten“194, vor allem eben von Vereinen und Institu- tionen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Ende der achtziger Jahre konzentrierte sich die Han- sestadt nach Jahren eingeschränkter Kontaktmöglichkeiten dann umso mehr auf Mittel- und Osteuropa: Sie leistete Beistand beim Wiederaufbau der Demokratie, Hilfe bei der Annäherung der mittel- und osteuropä- ischen Staaten an das westliche Europa und bei anderen praktisch ausgerichteten Problemen. So rückte die Städtepartnerschaft zu Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, in den Fokus195. Die Partnerschaft zu St. Petersburg war und ist in Grundzügen noch immer ein Aktionsfeld menschlicher Hilfe. Trotz allem stand sie zur Gründungszeit unter den gleichen Vorzeichen wie Marseille: Versöhnungsarbeit stand nach den Wun- den des Krieges im Vordergrund. Da die Stadt Hamburg das Ziel auf offizieller Ebene für die Partnerschaft mit Marseille als erreicht ansah, zog sie sich zurück. Die Konzentration auf Osteuropa zeigte sich ganz allgemein auch in der Partnerschaftsbewegung. Während der Großteil der Partnerschaftsgründungen bis zu dieser Periode vorwiegend ein Phänomen Westeuropas darstellte196, kamen in den achtziger und neunziger Jahren unter neuen weltpolitischen Vorzeichen immer mehr neue Ländergruppen ins Spiel. So gewann die Städtepartnerschaftsbewegung durch den Zusammenbruch des Ostblocks und der deutschen Wiederver- einigung wieder an Bedeutung197. Neben der Partnerschaft zu St. Petersburg wandte sich Hamburg auch Prag, mit dem sich die Stadt 1990 verschwistert hatte, zu. Zum anderen eröffnete die Wiedervereinigung die Chance, mit dem anderen Teil Deutschlands und der Stadt Dresden, mit der 1987 eine Städtepartnerschaft geschlossen worden war, enger zusammen zu arbeiten. Da im eigenen Land, nahm diese Städtepartner- schaft zwar eine besondere Dimension ein, ist aber durchwegs in die gleiche Problematik einzuordnen.
Zum anderen ließ der wirtschaftliche und machtpolitische Aufschwung der asiatischen Länder Hamburg auf seine 1986 mit Shanghai und 1989 mit Osaka geschlossene Verschwisterung konzentrieren. Schmerzlich bekam die Zuwendung zu Shanghai etwa die für 1986 geplante Hamburger und Marseiller Architektur- vergleichende Ausstellung zu spüren: Kurzfristig zog die Senatskanzlei der Stadt Hamburg ihre Förderung für das Projekt zu Gunsten Chinas vollständig zurück198. Nach bürokratischem Hin und Her, vor allem in Hinsicht auf die Brüskierung der bereits im Arbeitsprozess gestandenen Marseiller Partner, wurde eine Förderung anschließend doch bzw. nochmalig genehmigt; jedoch unter dem Vorwand „dass damit andere, unterstützenswerte Vorhaben im Rahmen der Städtepartnerschaft zum Scheitern verurteilt“ seien199.
Auch die 1989 gegründete Partnerschaft zu Léon rückte in den Fokus, was zeitgleich mit der Ausweitung der europäischen Partnerschaftsbewegung auf neue Aktionsbereiche in Entwicklungsländern zusammenfiel200. Die Jumelage mit Léon nahm im Gegensatz zu den anderen Partnerschaften Hamburgs einen völlig ande- ren Stellenwert ein: hier ging und geht es vor allem um Aufbauleistungen und Unterstützungshilfen für eine unterentwickelte Stadt.
Natürlich besaß die Ausrichtung auf Westeuropa nach wie vor Aktualität. Doch im Vorfeld genannte Ver- bindungen besaßen zu dieser Zeit aufgrund von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen mehr Aktu- alität als die Beziehung zu Marseille. Verbindungen zu Frankreich gewannen nach wie vor an Attraktivität, doch vertieften sie sich aufgrund des Airbus-Unternehmens Richtung Toulouse. Hamburg sah wohlweislich selbst seine geänderten Akzente: „Der Austausch mit Marseille kochte zwischenzeitlich auf eher kleiner Flamme, was sicherlich sowohl mit unseren zentral- und osteuropäischen Schwerpunktsetzungen, als auch mit der mittelmeerorientierten Politik der Marseiller zu tun hatte“201. Wie in Hamburg richtig erkannt, kon- zentrierten sich die internationalen Austauschbeziehungen Marseilles dagegen in großer Ausschließlichkeit auf die Mittelmeer-Region, vor allem nochmalig forciert ab der ersten Amtszeit des Bürgermeisters Jean- Claude Gaudin beginnend mit dem Jahr 1995. Dies hatte durchwegs, wie auch die Ausrichtung Hamburgs auf asiatische Regionen, wirtschaftliche Gründe: z.B. um Unternehmen anzuwerben, sich in der Region Marseilles zu entwickeln.
Marseille erfuhr nach den Kommunalwahlen 1994 erstmals nach 42 Jahren mit der Wahl des UDF202 -Man- nes Jean-Claude Gaudin als Bürgermeister und dessen Stellvertreter der Partei RPR203 Renaud Muselier eine Abkehr von seiner seit Kriegsende bestehenden sozialistischen Tradition. Gaudin wie auch Muselier, die heute der UMP angehören, sind gegenwärtig noch im Amt204. Damit herrschte zum ersten Mal poli- tischer Gleichklang zwischen Paris und seinem derzeitigen Staatspräsidenten Jacques Chirac und Marseille. Das politische Gleichgewicht zwischen Hamburg und Marseille wurde durch diesen Wandel weniger be- einflusst, erlebte doch auch Hamburg die Abwendung von seiner sozialistischen Tradition nur einige Jahre später mit der Wahl Ole von Beusts als ersten Bürgermeister der CDU im Jahr 2001. Vielmehr konstatierte die Stadt Hamburg gerade im politischen Wechsel und durch die Amtsübernahme Gaudins Zeichen eines wiedererwachenden Interesses für die Stadt im Norden, die sich für sie in einer wiederaufkommenden Fi- nanzierungsbereitschaft Marseilles niederschlug. So beteiligte sich Marseille an der Organisation und Bezu- schussung der 1997 im Palais des Arts im Parc Chanot gezeigten Ausstellung Menschenbilder in Hamburg des Arbeitskreises Photographie Hamburg, was den offiziellen Städtepartnerschaftsakteuren der Stadt Ham- burg Hoffnung auf Förderungen weiterer angedachter Projekte in Richtung des 40-jährigen Partnerschafts- jubiläums machte205. Trotz allem wurde resümiert: „Die Pflege der Partnerschaft mit Marseille gestaltet sich, insbesondere in den letzten 10 Jahren, sehr viel mühsamer als die anderen Partnerschaften“206. Großen Anteil an dieser Entwicklung hatten die politischen Konstellationen in Marseille: Mit Sorge wurde die Front National (FN) betrachtet. In Marseille feierte die rechtsextreme Partei Le Pens zeitweilige Erfolge207. Sie war zum ersten Mal bei den Stadtratswahlen 1983 vertreten208 und erreichte ihren Höhepunkt mit dem Rekor- dergebnis von 27,9 Prozent der Stimmen bei den Kommunalwahlen Ende der achtziger Jahre in Marseille, was sie zur stärksten Partei insgesamt machte209. Bei den Kommunalwahlen im Juni 1995 in Marseille er- zielte die Front National Le Pens dann immerhin noch 19 Prozent der Stimmen. Somit stellte sie neun von 101 Abgeordneten im neugebildeten Stadtrat. Mit diesem Rechtsruck in Marseille habe sich, so Prof. Dr. Ralf Busch von der Hamburger Senatskanzlei, das „demokratische Hamburg nicht anfreunden können“, was das Erkalten der Beziehungen auf offizieller Ebene beschleunigt habe.
Das abnehmende Interesse der Stadtverwaltungen an der gemeinsamen Partnerschaft zeigte deutliche Fol- gen bei den Jumelage-Komitees. Hatten sich seit der Gründung der beiden Gremien die Mitglieder in den jeweiligen Städte ca. einmal jährlich zu Beratungsgesprächen getroffen210, gab es bereits ab 1974 kei- ne „gemeinsame(n) Sitzungen“ mehr zwischen den Partnerschaftskomitees von Hamburg und Marseille211. Am Rande größerer Veranstaltungen, bei denen offizielle Delegationen in die Partnerstadt reisten, habe es jedoch noch Programmabstimmung gegeben212. Das Marseiller Jumelage-Komitee löste sich Anfang der neunziger Jahre völlig auf. Dem folgend konstituierte sich auch das Hamburger Komitee ab 1997 nicht mehr. Nicht wie von offiziellen Stellen der Stadt Hamburg angenommen als zwangsläufige Folge der Auf- lösung des Marseiller Pendants213, sondern aufgrund des Bedeutungsschwundes der Partnerschaft für die Regierungen der beiden Städte. Letzteres führte zu einem nachlassenden Interesse in den Komitees, sich weiterhin zu engagieren214.
Es kann damit ein langsamer Tod bzw. kaum eine Wiedergeburt der Städtepartnerschaft auf offizieller Ebe- ne festgestellt werden. Unabhängig von den Stadtverwaltungen bestanden dagegen Austauschaktivitäten, wenn auch im abnehmendem Maße. Helmut Dressel, damaliger Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft „Cluny“ e.V. betrachtete die Städtepartnerschaft auf offizieller Ebene 1994 als ein „bißchen eingeschlafen“, wenngleich privater Austausch außerhalb der offiziellen Stellen „vielfältig“ gewesen sei215. Auf die unabhängig von den Stadtverwaltungen bestehenden Kontakte bezieht sich auch das Hamburger Abendblatt 1995: „Nach jahrzehntelangem regen Austausch läuft die Partnerschaft zur Zeit auf „Sparflam- me“, zumal die privaten Kontakte nach Frankreich sehr zahlreich sind“216 und die Mopo titelt 1996: „Ist die Städtepartnerschaft eingeschlafen? Hamburg - Marseille nur noch Funkstille“217. Laut eines persön- lichen Beraters des Marseiller Bürgermeisters Jean-Claude Gaudins habe sich die Städtepartnerschaft in den neunziger Jahren „fast vollständig auf den Schüleraustausch“ konzentriert218. Eine solche Betrachtung greift aber zu kurz. Es bestand durchaus noch anderer Austausch, am kontinuierlichsten gepflegt von den Handwerkskammern , den beiden Chören Hamburger Liedertafel und Les Baladins de la Chanson, des Orchesters des Gymnasiums Bramfeld mit Marseille, aktiv durch den Krankenpflegeschüleraustausch der Hamburger Gesundheitsbehörde und des Postbediensteten-Austauschs219. Daneben gab es ein-Jahres-Ak- tivitäten, wie die Teilnahme Marseiller Sportler am Hamburger Marathon und Hamburger Sportler am Staffellauf in Marseille. Für eine Großstadt wie Hamburg dennoch kein großartiges Resümee. Auch im Bereich Kultur war der Negativ-Trend der Städtepartnerschaft zu spüren: Aus der zuständigen Behörde ist mehrmals, so z.B. 1992 von Harald N. Clapham zu hören, dass in den letzten Jahren nur sehr wenige Aus- tauschprojekte zustande gekommen seien220. Hinsichtlich eines Förderungsantrages der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg e.V. heißt es 1994 aus der Kulturbehörde: „Angesichts der Ausdünnung der städtepartnerschaftlichen Kontakte mit Marseille, die bedauerlicherweise in den letzten Jahren zu verzeich- nen war, ist die von der Handwerkskammer unterstützte Initiative des adk aus der Sicht der Kulturbehörde unbedingt zu begrüßen, zumal sie anknüpft an die langjährige Partnerschaft der Hamburger und Marseiller Handwerkskammern“221. Begrüßt wurde die Initiative im Anschluss sowohl von der Senatskanzlei, als auch vom deutschen Generalkonsulat in Marseille. Beide erkannten den Aktivitäten-Notstand und sprachen von einer Möglichkeit, die Städtepartnerschaft zu reaktivieren. Von Wiederbelebung wurde aber selbst noch drei Jahre danach zu der 1997 im Palais des Arts im Parc Chanot in Marseille stattgefundenen Ausstellung Menschenbilder in Hamburg des Arbeitskreis Photographie Hamburg gesprochen222.
Thierry Ollat, Direktor der Ateliers d’Artistes und des MAC, sprach für den Kulturbereich in den neunziger Jahren von einer Vitalität des Austauschs, der vielleicht nicht auf dem Niveau der offiziellen Stellen offen- sichtlich gewesen sei, aber auf dem Terrain zwischen Künstlern und Personen, die mit ihnen im Kontakt gestanden seien und sich für den Austausch eingesetzt haben, existiert habe. Ollat wie auch Claus Mewes, Geschäftsführer des Kunsthauses Hamburg, beurteilen die neunziger Jahre bis zum 40-jährigen Partner- schaftsjubiläum 1998 durchaus positiv: Informelle Kontakte seien durch die Kulturbehörde und die Se- natskanzlei deutlich mehr organisatorisch wie finanziell unterstützt worden, als dies heute der Fall sei. Dies macht auch den früheren Aufschwung des Bereichs Kulturs durch die Verstärkung offizieller Kontakte auf kulturellem Gebiet bereits ca. zwei Jahre vor dem 40-jährigen Partnerschaftsjubiläum verständlich. Von in- terviewten Hamburger und Marseiller Experten wurde die Aufwärtsentwicklung vor allem auf das Engage- ment Liliane Schaus`, Mitarbeiterin des dem Marseiller Kulturamt angegliederten Office de la Culture, zu- rückgeführt, die 1996 wie auch 1997 zu Informationsaufenthalten nach Hamburg kam223. Der Positivtrend kann sich aber auch aus der guten Zusammenarbeit der Kulturämter, die sich durch die freundschaftlichen Kommunikation zwischen Liliane Schaus und Antje Mittelberg von der Kulturbehörde Hamburg belegen lässt, folgern lassen. Sie bestand bis zum Arbeitswechsel Liliane Schaus` im Jahr 2000. Zudem pflegte das Goethe-Institut Marseille zum Marseiller Kulturamt „erfreulich gut funktionierende Kontakte“224, die jedoch jäh abrissen: Das Kulturinstitut in Marseille wurde 1998 geschlossen. War es noch für Planungen der Veranstaltungen zum 40-jährigen Jubiläum berücksichtigt und einbezogen worden, konnte im Weiteren nicht mehr mit ihm gerechnet werden.
Ein Jahr nach den Feiern zum 40-jährigen Jubiläum beurteilte die Stadt Hamburg die Verschwisterung mit Marseille als positiv und sah das städtepartnerschaftliche Tief durch das Aufkeimen, aber auch durch die Förderung neuer Aktivitäten als überwunden225. Doch ein Jahr darauf, zwei Jahre nach dem Partnerschafts- jubiläum, wurde in der Kulturbehörde schon wieder von einer Ausdünnung der Aktivitäten gesprochen. In einer Förderungszusage an den zum dritten Mal in ein städtepartnerschaftliches Austauschprojekt invol- vierten Künstler André Lützen heißt es: „Ihr Projekt bedeutet angesichts dieser bedauerlichen Entwicklung die Aufrechterhaltung zumindest einer gewissen Kontinuität (...) ...zur Aufstockung des seitens Marseille zu knapp bemessenen Projektstipendiums (...)“, was zugleich wieder einmal die Kritik an Marseilles Fi- nanzbudget belegt226. Wirklich gepflegt wurde die aufkeimende Pflanze von Seiten Hamburgs dagegen ab der Jahrtausendwende immer weniger. 2002 flossen die meisten Gelder in die Hamburger China-Wo- chen227, weder dem Wunsch der Kantorei St. Johannis Harvestehude ein Konzert in Marseille zu geben noch dem Antrag des Vereins Passage & Co. zu einem weiteren Austausch Hamburger und Marseiller Li- teraten konnte entsprochen werden. „Aufgrund des diesjährigen Shanghai-Schwerpunktes im Rahmen der Hamburger China-Wochen im September dieses Jahres konnte die Senatskanzlei Hamburg für die euro- päischen Partnerstädte insgesamt nur ein kleines Förderkontingent zur Verfügung stellen. (...) Insgesamt ist angesichts kleiner werdender Förderspielräume und neuer Schwerpunktsetzungen des neuen Hamburger Senats künftig wenig jenseits der großen, politisch gewollten Austauschprojekte und Schwerpunktbereiche (Shanghai, Ostseeraum) zu erwarten“, heißt es in einer deutlichen Absage der Hamburger Kulturbehörde an den Verein Passage & Co.228. 2004 fragte der künftige Leiter des Goethe-Instituts Lyon, zu dessen Ein- zugsbereich auch Marseille zählt, in der Kulturbehörde nach Kooperationsmöglichkeiten und vergangenen Aktivitäten mit Marseille an. Die Antwort lautete: „Unsere Schwerpunkte - nicht nur im Kulturaustausch
- sind eher im fernen Osten: die Städte Osaka und Shanghai. (...) Ferner geht es uns um die neuen EULänder und daher die Hamburg-Tage in Riga sowie Aktivitäten in unserem Nachbarland Dänemark. Da ich zur Zeit ohne Mitarbeiter bin und die Städtepartnerschafts-Mittel sehr knapp sind, ist eine Ausweitung der Aktivitäten in nächster Zukunft kaum denkbar. Für Kooperationen mit Marseille und Lyon sehe ich in nächster Zeit keine nennenswerten Aktivitäten“229. Die Prioritätensetzung begann sich somit in der Förderungsmentalität zu manifestieren. 2003 wurde alleinig das Projekt Hafenblick, initiiert von der Künstlerin Anneke Gräper in Kooperation mit der Galerie La Tangente, aus Städtepartnerschafts-Mitteln gefördert. 2004 wurden gar keine Kulturaustauschprojekte zwischen Hamburg und Marseille unterstützt. Fehlende Unterstützung des Kulturaustauschs zwischen Hamburg und Marseille hieß nicht zwangsweise, dass kein Kulturaustausch zwischen den Städten stattfand. Unabhängig von den Stadtverwaltungen blieb bis in die heutige Zeit Austausch, wenn auch im kleinem Umfang, bestehen.
3.3 Heutiger Stand der Austauschbeziehungen
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im Laufe der Partnerschaft durchwegs Kontakte auf verschie- denen Ebenen zwischen den beiden Städte gepflegt wurden: sportlich, kulturell, wirtschaftlich, beruflich und auf dem Gebiet der Bildung. Festzustellen ist jedoch, dass es sich oftmals um ein- oder höchstens zweimalige Aktivitäten handelte. Wenige Aktivitäten wurden über einen längeren Zeitraum mit Kontinuität gepflegt, d.h. Treffen im ein- oder mehrjährigen Turnus. Durch Institutionspartnerschaften, etwa im schulischen Be-reich, war dagegen institutionelle Kontinuität gewahrt, die Teilnehmer wechselten dagegen von Mal und zu Mal und Austauschbegegnungen wurden somit trotz allem zum Einmal-Erlebnis. Dieses Kapitel möchte in einem Kurzabriss darstellen, was es einst an kontinuierlichen Aktivitäten gab und was an Austausch heute existiert. Da sich die Verfasserin auf den Bereich Kultur spezialisierte, soll diese Darstellung nur als grob betrachtet werden und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Der Bereich Kultur wird hier nicht berücksichtigt. Er wird in Kapitel 4 detailliert betrachtet. Die folgende Übersicht ist in berufsbezogene Begegnungen, Bildung und Wissenschaft, Sport und Sonstiges gegliedert. Der Jugendaustausch erlebte vor allem in den ersten zehn Jahren der Städtepartnerschaft Kontinuität, da er jedoch fließend in alle Bereiche übergeht230, wird dem kein Unterpunkt zugesprochen.
3.3.1 Berufsbezogene Begegnungen
Längerfristige und wechselseitige Begegnungen etablierten sich vor allem im berufsbezogenen Austausch: durch Begegnungen zwischen der Deutschen Beamtenbund-Jugend und Bediensteten der Marseiller Stadt- verwaltung und verschiedenen gemischten Delegationen aus Hafen, Wirtschaft, Handel und Verwaltung231, durch den Postbeamten-Austausch232, durch den Junghandwerker-Austausch im Rahmen der Partnerschaft zwischen den beiden Handwerkskammern , durch den jährlichen Austausch zwischen Hamburger Kran- kenpflegeschülern und dem Centre Hospitalier Régional de Marseille233, durch wiederholte Begegnungen zwischen Gruppen aus dem Bereich Wohnungsbau und Stadtentwicklung, durch unregelmäßige aber be- ständige Beziehungen zwischen dem Port Autonome de Marseille und dem Hamburger Hafen234, durch den Austausch zwischen dem Roten Kreuz Hamburg und dem Croix Rouge Française235 und durch den Austausch von Journalisten236. Ebenso pflegte die Union des Comités de Commerçants, genannt Cœur de Marseille und die Stadtmarketing-Gesellschaft City Partner Bergedorf Kontakte. Diese mündeten konkret in drei Partnerschaftstagen in Bergedorf und einer Messeteilnahme in Marseille und führten zu eigeniniti- ierten Begegnungen zwischen Bergedorfer und Marseiller Bürgern.
Der heute bestehende Austausch zeigt sich wie folgt:
- Die Handwerkskammer in Hamburg unterhält mit seinem französischen Pendant, der Chambre de Mé- tiers des Bouches-du-Rhône in Marseille seit 1964 eine institutionelle Partnerschaft237. Tragende Säule dieser Partnerschaft war ein bis ca. 2004 kontinuierlich gepflegter Lehrlingsaustausch, der die Teilnehmer fachlich und sprachlich fortbilden sollte238. Laut Joachim Rothacker, Direktor des Centre Franco-Allemand, gebe es aber kein aktuelles Programm und die Partnerschaft stehe vor der Tatsache, dass sie wiederbelebt werden müsse.
- Die Handelskammer in Hamburg unterhält unregelmäßige Kontakte zu der Industrie- und Handelskam- mer in Marseille, aktuell aber keine. Für das 50-jährige Jubiläum wird eine Wiederaufnahme angestrebt.
- Die Hamburgische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (HWF) engagiert sich in Richtung Marseille. Sie steht mit dem Centre Franco-Allemand in Aix-en-Provence, zugleich Sitz des Club d‘affaires Franco-Allemand239, in engem Kontakt. Jüngste Initiative der HWF war eine Konferenz im März 2006 in der École de management Euromed in Marseille mit dem Titel Hambourg - une plat-forme é conomique internationale de premi è re importance. Im November 2006 kam eine Delegation aus Vertretern von Euroméditerranée, Pro- vence Promotion und anderen Institutionen nach Hamburg. Gegenbesuche nach Marseille sind bereits in Planung.
- Es bestehen Kontakte und ein Informationsaustausch zwischen dem Port Autonome von Marseille und der Hamburg Port Authority (HPA)240.
- Die Hotelfachschule Hamburg pflegt Austauschbeziehungen zum Lycée hôtelier de Marseille. Der aktuellste Austausch fand im Oktober 2006 statt.
3.3.2 Bildung und Wissenschaft
Im Bildungsbereich etablierte sich der Schüleraustausch241, weniger der Studentenaustausch242. Das Bildungswerk Arbeit und Leben Hamburg e.V. arbeite in den sechziger Jahren mit der sozialistisch orientierten Gewerkschaft Féderation Léo Lagrange für junge Arbeitnehmer zusammen243 und ist auch heute noch im Austausch mit Marseille aktiv244, z.B. in Kooperation mit Culture et Liberté Bouches-du-Rhône. Die Hamburger Volkshochschule bot bis in die jüngste Zeit hinein Bildungs- und Sprachreisen nach Marseille an; ebenso in Kooperation mit dem Verein Arbeit und Leben.
Der heute bestehende Austausch zeigt sich wie folgt:
- Der Schüleraustausch ist der aktivste Bereich der Städtepartnerschaft. Aktuell bestehen acht Partner- schaften zwischen Hamburger und Marseiller Schulen, die längste währt seit 1981 zwischen dem Gymna- sium Rahlstedt und dem Lycée St. Exupéry245. Der Austausch trägt sich vor allem durch die Eigeninitiative der Schulen, da die Initiatoren nur noch bedingt auf die finanzielle Unterstützung der Rathäuser ange- wiesen sind. Heute können z.B. Finanzierungsmethoden auf EU-Ebene gewonnen werden. Regelmäßig werden aber Schülergruppen der Partnerstadt in den Rathäusern empfangen. In Marseille geschieht das im Schnitt einmal jährlich. Durch ein Kooperationsmemorandum, das die Behörde für Bildung und Sport und die Académie Aix - Marseille 2005 unterzeichneten, soll der Schüleraustausch verstärkt und Schul- partnerschaften gefördert werden, Lehrer- und Lehrerfortbildung und der Austausch von Bildungsexper- ten vorangetrieben werden246. Zudem sollte durch die Vereinbarung der Schüleraustausch ab Frühjahr 2006 neu strukturiert werden247. Laut Dr. Pohl der Behörde für Bildung und Sport habe bisher vor allem der Schul- und Individualaustausch durch das Memorandum eine Stärkung erfahren248.
- Zwischen der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg (HfbK) und der l’École supérieure des beaux- arts de Marseille (ESBAM) bestehen Austauschbeziehungen. Ebenso besteht eine Kooperationsvereinba-rung zwischen der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) mit der Université de Provence, Aix - Marseille249.
- Der Hamburger Verein Arbeit und Leben organisiert regelmäßig Begegnungen Hamburger und Marseil- ler Jugendlicher250. Die erste Begegnung junger Arbeitnehmer initiiert von Arbeit und Leben fand bereits 1965 statt251, später folgten neben Bildungsreisen nach ganz Frankreich auch solche nach Marseille.
3.3.3 Sport
Kontinuität bildete sich im sportlichen Bereich in den Anfängen der Partnerschaft durch den Austausch zwischen dem Post-Sportverein und der Association Sportive PTT252, dem Austausch zwischen dem Hamburger Seglerclub und dem Norddeutschen Regatta-Verein mit Union Nautique-Marseille253 und durch Turniere zwischen Marseiller Sportlern und der Jugendfußballmannschaft des Hamburger S.V.
Der heute bestehende Austausch zeigt sich wie folgt:Jugendaustausch im Sport wurde mehrfach vom Hamburger Fußball Verband e.V. und vom Verein Ju- gend und Sport e.V. initiiert. Jugendbegegnungen wurden auch vom Bezirksamt Hamburg Mitte durchge- führt254.
3.3.4 Sonstiges
Kontakte zwischen den Rotary-Clubs beider Städte bestehen sogar über das Gründungsdatum der Städtepartnerschaft hinaus255. Es ist die am längsten aufrecht gehaltene Partnerschaft.
3.4 Schlussfolgerung zur Partnerschaft
Städtepartnerschafts-Experten wie Prof. Dr. Ralf Busch von der Senatskanzlei, Bettina Machaczek von der Kulturbehörde und Dr. Dietmar Düdden von der HWF256 betrachten die damalige Auswahl Marseilles als Partnerstadt unter Kriterien gleichartiger Struktur und Lage als Hafenstadt von der heutigen Situation aus- gehend als zu oberflächlich. Zu diesem Fazit kam bereits Mirek 1984 anlässlich seiner Fallstudien u.a. über Hamburg und Marseille: Die Gemeinsamkeiten Hamburgs und Marseilles zeigen sich zwar unter anderem dadurch, dass beides „Großstädte mit Hafen- und Hafenwirtschaft (sic!)“ seien, jedoch bestünden „kaum ge- meinsame wirtschaftliche Interessenlagen“257. Wirtschaftliche Interessen bilden jedoch vor allem in der heu- tigen Zeit häufig die Grundlage für verstärkte partnerschaftliche Kontakte. Marseille orientiert sich heute wie auch in der Vergangenheit wirtschaftlich und politisch am mediterranen Raum, ohne aber mit dortigen Regionen Städtepartnerschaften zu pflegen. Hamburg dagegen besitzt zwar wirtschaftliche Interessen nach Frankreich, doch aufgrund der Flugzeugindustrie Richtung Toulouse258. Trotz allem erscheint ein Satz wie
„Heute kann man sagen, dass Marseille nicht die richtige Partnerstadt gewesen sei“259 in jeglicher Hinsicht zu kurz gefasst.
Strukturelle Ähnlichkeiten in Bezug auf Städtepartnerschaften würden laut Mirek oftmals fälschlicher- weise mit dem Erfolg partnerschaftlicher Beziehungen gleichgesetzt. Er äußerte bereits 1984 in seinem Buch über Deutsch-Französische Gemeindepartnerschaften dagegen Bedenken: „Aus unseren Vor-Ort- Untersuchungen läßt sich entnehmen, daß Strukturähnlichkeit bzw. Unterschiede in Strukturen von Ge- meinden nicht unmittelbar mit dem „Erfolg“ partnerschaftlicher Beziehungen in Verbindung gebracht werden können. Strukturelle Ähnlichkeit ist weder Voraussetzung noch Garant für ein gutes „Funktio- nieren“ einer Partnerschaft“260. Mirek schränkt seine durch Untersuchungen gestützte These, dass struk- turelle Ähnlichkeiten keine Sicherheit für das Funktionieren der Partnerschaft sind, allein durch be- stehende oder sich im Laufe der Partnerschaft entwickelte „starke Unterschiede in der Wirtschafts- und Sozialstruktur“ ein, die einhergehen mit fehlender „Motivation der Verantwortlichen zur Forsetzung der Partnerschaftskontakte“261. Der von Mirek entscheidend für den Erfolg der partnerschaftlichen Bezie- hungen angesprochene Punkt „persönliche und / oder politische Motivation der Verantwortlichen“262 wird in Kapitel 4.7 Optimierung des Kulturaustauschs in Bezug auf Hamburg und Marseille angesprochen werden. Der Vorteil dieser Großstadtpartnerschaft: Gerade hier spielen Strukturähnlichkeiten weniger eine Rolle als bei Partnerschaften kleinerer Größenordnung, was Mirek durch seine Studien in den achtziger Jahren belegte263. Beispielhaft kann dies am Austausch Hamburg - Marseille veranschaulicht werden: Strukturver- gleiche spielen etwa auf Vereinsebene eine geringe Rolle, da in beiden Städten ausreichende Vereinsaktivi- täten herrschen und somit potenzielle Partner für Austauschaktivitäten zu Verfügung stehen. Zwar gibt es Ausnahmen von dieser Regel - ein Rafting Club in Marseille suchte erfolglos einen Partner in Hamburg - doch dürften diese als Einzelfälle zu bezeichnen sein. „Einschränkungen für Partnerschaftsaktivitäten“ seien laut Mirek in Großstädten vorwiegend mit den knappen Finanzmitteln zur Unterstützung der Partnerschaft und durch „eine Vielzahl anderer Faktoren (z.B. Größe und Grad der Professionalisierung von Vereinen, unterschiedlicher Lebensstandard der Einwohner, bereits bestehende anderweitige Auslandskontakte von Vereinen sowie einer eingeschränkten Motivation zu Auslandsbeziehungen)“ zu begründen264. Diesen Fol- gerungen Mireks kann die Verfasserin aufgrund der gesammelten Erkenntnisse durch die Interviews zustim- men: weniger die Suche nach einem potenziellen Austauschpartner stellt diesbezüglich ein Problem dar, als vielmehr die Finanzierung von Austauschaktivitäten, das finanzielle Budget der einzelnen Austauschpartner, die Kooperationsbereitschaft usw. Auf diese und weitere Punkte wird Kapitel 4.7 Optimierung des Kulturaus- tauschs Bezug nehmen.
Dass Marseille und Hamburg sich in manchen Punkten gleichen, in anderen verschiedene Schicksale hatten, soll hier nur in Kürze angerissen werden, um grundlegende Besonderheiten der beiden Städte zu verdeutli- chen. Noch heute hängt Marseille das Image an, eine Hochburg der Kriminalität und durch den Hafen ein Umschlagplatz von Drogen zu sein, doch nicht annähernd vergleichbar mit früheren Jahren. Heute ist dieses Bild fast schon schick, ein bisschen anders eben, als all die anderen französischen Großstädte. Denn in Mar- seille geht es keinesfalls schlimmer als in anderen Großstädten zu, was sich aus dem Negativimage der Stadt vielleicht folgern ließe265. Die Stadt hat sich seit Gründung der Städtepartnerschaft verändert und versucht sein Erscheinen seit Jahren zu verbessern. Eine Aufzählung der zahlreichen Neuerungen erscheint hier nicht von Nöten. Nur ein kleiner Einblick: Durch den Umzug des Hafenbetriebes erhielt die Stadt zu Beginn der neunziger Jahre Platz, der heute für das derzeit „größte Infrastrukturprojekt Frankreichs“ genutzt wird: Eu- roméditerranée266. Oft wird es der Größenordnung und Ausrichtung wegen mit der Hafencity in Hamburg
3.4 Schlussfolgerung zur Partnerschaft 40
verglichen und deswegen mit Sicht auf das Jubiläum 2008 als potenzielles Kooperationsgebiet herangezo- gen. Durch das Großprojekt nationalen Interesses werden weite Flächen der Innenstadt Marseilles saniert. Es soll der krisengeschüttelten Stadt mehr Attraktivität verleihen und es im Wettbewerb der Dienstleister günstig positionieren. Wie man zur Verbesserung der Infrastruktur in den siebziger Jahre zwei Metrolinien bauen ließ, schreitet man in heutigen Tagen weiter voran mit einem Großprojekt von Tramlinien. Die Stra- ße La Canabière, früher die Champs-Elysées von Marseille, hat ihren Glanz der Vergangenheit verloren, wird aber wieder herausgeputzt: zur Jahrtausendwende eröffnete z.B. eine neue Rechts-Fakultät. Nicht weit von der Canabière im populären Stadtviertel Belsunce, im Volksmund auch quartier arabe genannt, findet sich Frankreichs größte städtische Bibliothek, la Bibliothèque de l‘Alcazar. Doch wie schon seit gut vier Jahr- zehnten, befindet sich Marseille in einer wirtschaftlichen Krise, die nach dem Ende des Kolonialreichs267 einsetzte. Einst der Hafen für den Orient und Afrika verlagerte sich der Schiffverkehr vor allem durch den Wegfall der Kolonien bedingt; Marseille erwies sich als Industriemetropole als zu strukturschwach gegenü- ber dem Rest Frankreichs und mit dem Ende des Algerienkrieges erlebte die Stadt eine Einwanderungswelle beginnend mit den aus Nordafrika kommenden Algerienfranzosen, den Pieds Noirs und anschließend von Maghrebinern, die jedoch in der Geschichte Marseilles keinen unbedeutenden Beitrag beim Aufbau der In- dustrie am Hafen geleistet haben. Die heutige Situation der Stadt Marseille lässt sich wie folgt beschreiben: Die Gemeindekassen sind leer268, durch den Abwärtstrend der Hafenwirtschaft resultierten Streiks, Marseil- le kämpft nach wie vor mit einer im Gegensatz zu Gesamtfrankreich überdurchschnittlich hohen Arbeitslo- sigkeit.
Während Marseille einst sein überseeisches Hinterland durch den Wegfall der Kolonien verlor und damit zugleich seine Transitfunktion, musste Hamburg einst mit dem Verlust von Teilen seines Hinterlandes durch die politische Grenzziehung nach dem Krieg kämpfen. Hamburgs traditionelles Hinterland war im Os- ten Deutschlands, entlang der Elbe bis hinein nach Polen und der Tschecheslowakei. Durch den eisernen Vorhang war es blockiert. Dadurch litt Hamburg bis zur deutschen Einigung unter strukturellen Schwie- rigkeiten269. Durch die Öffnung Richtung Osten in den achtziger Jahren erlebte Hamburg eine Einwande- rungsbewegung aus dieser Richtung und wendete sich, wie bereits in Kapitel 3.2. Entwicklung der Partnerschaft angesprochen, eher von Marseille ab. Dass heute ein Wohlstandsgefälle zwischen Hamburg und Marseille besteht, ist bekannt: Hamburg gehört zur Spitzengruppe der europäischen Wirtschaftsregionen und ist so- mit durchwegs als reich zu bezeichnen270. Thierry Ollat bezeichnete die Situation wie Tag und Nacht: die finanzielle Ausstattung sei bereits in Details wie der Qualität der Kleidung oder der Verkehrsmittel sichtbar, was als gesellschaftliche Barriere zwischen den Städten eingestuft werden könne.
Mirek gewichtet in seinen Untersuchungen die „Entfernung zwischen den Partnergemeinden sowie gesell- schaftliche Unterschiede zwischen beiden Ländern“ stärker als Strukturähnlichkeiten271. Die Entfernung von etwa 1500 km dürfte heute jedoch nur eine unbedeutende Rolle spielen und darf nicht überbewertet werden. Die Stadt Hamburg schreibt in einer Bilanz zur Städtepartnerschaft auf Anfrage des IBU 1960: „Seit Begründung der Partnerschaft sind gut 2 1/2 Jahre verflossen. Ein abschließendes Urteil, ob sich die Partnerschaft bewährt hat, kann noch nicht gegeben werden. (...) Wegen der großen Entfernung zwischen Hamburg und Marseille kann es sich nur um einen losen Kontakt handeln“272. Der Studie Mireks zu Folge wurde zumindest bis in die achtziger Jahre hinein die Distanz als Problem und hinderlich gegenüber weiteren
Vereinsaktivitäten empfunden273 und auch Bettina Machaczek von der Kulturbehörde Hamburg sprach die Distanz als potenzielles Problem der heutigen Zeit an. Ehemals dauerte die Anreise per Bahn nach Mar- seille immerhin 20 Stunden. Von Hamburg aus gibt es heute eine direkte Nachtzugverbindung nach Paris und zurück, seit der Einrichtung einer TGV-Verbindung zwischen Paris und Marseille ist diese Strecke in dreieinhalb Stunden mit dem Zug zurückzulegen. Doch neben dem Zug gibt es heute die schnellere Über- windung der Entfernung per Flugzeug. Es werden zahlreiche Verbindungen zwischen Hamburg und Mar- seille angeboten, seit jüngster Zeit über den Flughafen Lübeck mit Ryanair sogar direkt. Bei einem Blick auf die lebhaften Beziehungen z.B. zwischen Hamburg und Shanghai darf das Problem der Entfernung heute nicht mehr akzeptiert werden, vor allen Dingen deshalb, da die Distanz Hamburg - Shanghai einen weitaus höheren finanziellen Einsatz erfordert. Dass fern nicht gleichzeitig fremd bedeuten muss, brachte der Mar- seiller Galeriebetreiber Bernard Plasse, aktiv im Austausch zwischen Hamburg und Marseille, zusammen: „Je sais que beaucoup d’artistes marseillais sont allés à Hambourg et beaucoup de hambourgois sont venus à Marseille. C‘est une sorte de familiarité qui est née entre ces villes. On va voir des amis. Quand je vais à Hambourg, je retrouve des tas de gens que j‘aime bien. Je suis eloigné, mais je sais que je suis très proche d‘eux“.
4.0 Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Als der Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille Anfang bis Mitte der sechziger Jahre begann, war Marseille kulturell kaum entwickelt. Vor der Kultur lag für die Stadt im Süden die Suche Problemlö- sungen z.B. im „Wohnungs- und Arbeitsplatzbereich“274. Erst mit Beginn der siebziger Jahre entwickelte Marseille eine Kulturpolitik, die sich nicht nur in Leuchtturm-Projekten wie dem Nationaltheater La Criée, dem Ballett von Marseille unter Leitung Roland Petits, der Renovierung der Oper oder in der Eröffnung des Geschichtsmuseums mit seinem Park mit antiken Ausgrabungen verlor. Der Magistrat unterstützte ebenso kleine Initiativen, wie die noch heute existenten Theater Merlan, Lenche und Toursky275. Eine Fokussierung auf die Kultur erfuhr Marseille vor allem unter der Amtszeit seines Bürgermeisters Robert Vigouroux276, der anstrebte, aus Marseille durch Anhebung des Kulturbudgets eine Kulturmetropole zu machen. Ab Mitte der neunziger Jahre sprossen in Marseille die Museen und Theater fast jährlich aus dem einst vernachlässigten Terrain. Die nächste Neueröffnung steht mit dem Musée des civilisations de l‘Europe et de la Méditerranée für 2008 an.
Auch wenn Hamburgs Schwesterstadt gemessen an der Einwohnerzahl über die Hälfte kleiner ist, gibt es in beiden Städten im kulturellen Bereich heute genug Möglichkeiten, sich einander auf gleicher Ebene näher zu kommen. Kultur ist ein Sektor, der sich gut zur Verstärkung der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille eignet, wofür unter anderem folgende Punkte sprechen:
- Hamburg und Marseille können auf eine große internationale Austausch-Erfahrungen in den Kultur- betrieben blicken. Laut Sabine Mohr von der Frise Hamburg pflege Marseille im Bereich der bildenden Kunst sogar mehr Austausch mit dem Ausland als dies in Hamburg der Fall sei. Das äußere sich z.B. in der
Bereitstellung von Gastateliers, die neben nationalen auch internationale Künstlern offen stehen277.
- Marseille wie auch Hamburg haben ähnlich aktive Off-Kunstszenen im Bereich der bildenden Kunst und der Musik278.
- Sprachbarrieren, die von Prof. Dr. Ralf Busch von der Senatskanzlei als Hauptschwierigkeit für den Aus- tausch zwischen Hamburg und Marseille geltend gemacht werden, dürften mit Aktivitäten im Bereich Kul- tur je nach Sektor umgangen bzw. gelöst werden können. In der bildenden Kunst fand diese Tatsache etwa in der 1988 stattgefundenen Ausstellung L ‘ Evidence absurde Ausdruck. Der damalige Direktor des Institut français Didier: „Absichtlich haben wir eine Ausstellung im Bereich der bildenden Kunst ausgewählt, und zwar aus zwei einfachen Gründen: Erstens, weil man auf diese Weise, wie von selbst, das lästige Problem der „Sprachbarriere“ lösen konnte, und zweitens, weil die bildenden Künste zweifelsohne der lebendigste und der reichste Sektor des künstlerischen Schaffens in Marseille ist“279. Der gegenseitige Austausch, so die bildende Künstlerin Sabine Mohr, bestehe aber natürlich darin, zu kommunizieren, sich auszutauschen und das nicht nur im Hinblick auf die Kunst. Im bisherigen Austausch mit Marseiller Künstlern sei dies aber gelungen. Der Vereinspräsidenten des Männerchors Les Baladins de la Chanson, Robert Luiggi, bemerkt bei seiner Ansprache beim Rathausempfang der Hamburger Liedertafel und Les Baladins de la Chanson, dass sich trotz Sprachunterschieden viele Freundschaften gebildet hätten. Singen sei ihrer Freundschaft ge- mein. Selbst wenn nicht im Deutschen oder Französischen eine gemeinsame Basis gefunden werden kann, geht es über die Fremdsprache Englisch. Interviewpartner erwähnten zudem, dass vermehrter Austausch und gegenseitiges Kennen- und Schätzenlernen eine größeres Interesse für das Erlernen der Sprache des Partners nach sich ziehen könne.
4.1 Begriffsbestimmung Kulturaustausch
Um den Begriff Kulturaustausch einordnen zu können, muss zuerst der Begriff Kultur abgegrenzt werden. Eine Definition oder explizite Abgrenzung des Begriffs Kultur gibt es innerhalb der Städtepartnerschaft nicht. Die Senatskanzlei Hamburg und die DGRI in Marseille gehen jedoch von einem eng gefassten Kul- turbegriff aus. Wissenschaft, Ausbildung, Sprache und aktuelle gesellschaftliche Probleme finden keinen Eingang in den Kulturbegriff. Im Groben fallen damit unter Kultur die Bereiche bildende Kunst (Malerei, Skulptur, Foto, Video), Musik, Theater (Schauspiel, Oper, Tanz, Pantomime etc.), Literatur und Film. Stra- ßenkunst und Kunst im öffentlichen Raum schließen diese Sektionen selbstverständlich mit ein, ebenso neue Formen künstlerischen Ausdrucks wie Multimedia und elektronische Musik. Die Grenzen sind als fließend zu betrachten und können spartenübergreifend sein. Während die DGRI Kultur als Kunstaustausch begreift und scharf von Bildung abgrenzt280, sieht die Senatskanzlei die Abgrenzung weniger klar: z.B. eine Ver- schmelzung von Kultur und Bildung, wenn sich Sprachkenntnisse aus kulturellen Begegnungen folgern oder Austausch auf Ebene der Kunsthochschulen geschieht. Die Kulturbehörde in Hamburg unterstützt teilweise Aktivitäten auf der Ebene der Hochschule für bildende Künste HfbK in Hamburg. Prinzipiell gehöre der Bereich jedoch zur Bildung und es werde projektspezifisch entschieden, ob es der Kultur oder der Bildung zuzurechnen sei. Aktivitäten der Schulen landen grundsätzlich auf den Schreibtischen der Schulbehörde. Die Abgrenzung zwischen Kultur und Bildung erfolgt in der Kulturbehörde vorwiegend aufgrund von För- derungsrichtlinien und zur Vermeidung von Doppelförderungen durch zwei Behörden. Das Centre Franco- Allemand geht von einem weitgefassten Kulturbegriff aus, nach dessen Auffassung Kultur z.B. die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Stadtplanung mit einschließt. Die Auffassung von Kultur für diese Arbeit geht von der dargestellten enggefassten Bedeutung aus. Übergreifende Aktivitäten wie es im Bereich Städtebau oder auf der Ebene der Kunsthochschulen der Fall sein kann, fallen nach der Einordnung von Kultur für die Verfasserin nicht unter den Themenkomplex dieser Arbeit.
Nach Klärung des Begriffs Kultur nun zur Einordnung des Kulturaustauschs: „Ist nicht der Kulturbetrieb
- wenigstens einer Großstadt - allemal international? Was bleibt da an nationaler Besonderheit, eigener wie fremder? Und was bleibt für den Kulturaustausch zu tun?“281, fragte der ehemalige Mitarbeiter der Hamburger Kulturbehörde Armin H. Fuchs. Die Verfasserin ergänzt: Ist die Internationalität des Kulturbetriebs bereits Kulturaustausch?.
Ein kleiner Einblick, unter welchen Voraussetzungen der internationale Kulturaustausch heute steht: Der Alltag im großstädtischen Kulturbetrieb zeigt sich international. Die Akteure stammen aus den verschie- densten Nationen, ebenso enthalten Kulturveranstaltungen verschiedene nationale Einflüsse. Die nationale Herkunft eines Kulturproduktes oder eines Künstlers spielt im heutigen Kulturbetrieb nur noch bedingt eine Rolle. Und selbst wenn, sind meist Faktoren um das Kulturprodukt oder des Künstlers ausschlaggebend282. Kulturveranstalter orientieren sich an einem internationalen Markt, dessen Grenzen durch andere Maßstä- be als durch nationale Herkunft gesetzt werden. Aber natürlich kann das Kulturprodukt nicht allein wegen seiner Herkunft aus Marseille oder aus Hamburg im Vordergrund des Kulturaustauschs stehen. Was nach wie vor zählen muss, ist die Qualität, die sich einerseits in einem künstlerischen Profil, andererseits in einer bestimmten Konzeption widerspiegelt. Nur so kann zumindest in Teilen Erfolg in der Partnerstadt sicher- gestellt werden283. Meike Gathje von der Galerie La Tangente formulierte diese Zielsetzung des Austauschs für ihre Arbeit wie folgt: „Wir lassen immer die Qualität an erster Stelle stehen. Dass jemand von wo anders herkommt, ist zweitrangig. Wenn beides stimmt, dann ist das natürlich umso besser“.
Zugleich ist es so, dass das Kulturprodukt oder die Kulturaktivität von heute nicht zeitgleich „jene besondere
Mischung länderkundlicher Informationen, Einblick in ein lokales Kunstgeschehen, Aufschluss über fremde Kulturzusammenhänge, wie sie für Kulturaustausch typisch sein sollten“ vermittelt284. Der internationale Alltag der Kulturbetriebe begreift diese Art des Kulturaustausches nicht als seinen Hauptzweck. Der städtepartnerschaftliche sollte es.
Wenn Kulturaustausch ein vertieftes Kennenlernen des Lebens in einem anderen Land vermitteln soll, eine Begegnung mit Einsichten und neuen Impulsen, was unterscheidet den Kulturaustausch dann vom (Kultur-)Tourismus? Kulturaustausch soll nicht nur das Land näher bringen, sondern auch unmittelbaren Erfahrungsaustausch und den Kontakt der Bürger ermöglichen285. Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Austauschs setzt Interesse auf der Gegenseite voraus, aber auch eigene Offenheit gegenüber den Interessen des Partners. Austausch versteht sich hier als wechselseitiges Geben und Nehmen. Er versteht sich nicht als bloßer Kulturexport. Dabei schließt Austausch auch die Zusammenarbeit mit der Gegenseite ein: z.B. Ent- wicklung einer gemeinsamen Idee, gemeinsame Organisation und Finanzierung von kulturellen Projekten.
Damit es letzendlich zu einem Austausch kommen kann, müssen Bedingungen erfüllt sein, wie:
- Jede Stadt muss etwas haben, das für die andere von Wert sein kann
- Jede Stadt muss der Überzeugung sein, dass es angebracht oder wünschenswert ist, mit der anderen Stadt in Kontakt zu treten
- Jede Stadt muss in der Lage sein, mit der anderen zu kommunizieren, um den Austausch zu organisieren
- Jeder Stadt muss es frei stehen, das Angebot anzunehmen oder abzulehen
Kurz und bündig: die Stadt soll nach oder innerhalb eines Kulturaustausches besser als zuvor dastehen. Für diese Arbeit wird Kulturaustausch in zweierlei Formen begriffen:
- einerseits als gemeinsame Aktivität: z.B. gemeinsame Auftritte von Musikgruppen286 oder gemeinsam erarbeitete Ausstellungsprojekte Hamburger und Marseiller Künstler287.
- andererseits als wechselseitiger Tausch, z.B. von Ausstellungen, die von der einen in die andere Stadt reisen. Hat das Projekt z.B. eine einseitige Hamburger bzw. Marseiller Ausrichtung, dient derartiger Aus- tausch vor allem zur Prestigesteigerung der Stadt, als auch der Kulturschaffenden oder -betriebe. Aufgrund der geführten Interviews kann für die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille gesagt werden, dass Städte durchaus zeigen wollen, welche großartigen kulturellen Initiativen die Stadt hat, z.B. wie renommiert das Ballett ist. Natürlich entspricht diese Art des gegenseitigen Austauschs eher der Repräsentationskultur. Trotz allem fördert sie aber die Gemeinsamkeit. Diese äußert sich hierbei vor allem in der Organisation- und Finanzierungsleistung. Sie kann für nachfolgende städtepartnerschaftliche Projekte dienlich sein. Deshalb sollte sowohl der wechselseitige als auch der gemeinsame Austausch im Kulturaustausch Berücksichtigung finden. Zwei-Negativ-Beispiele aus der Vergangenheit, was Repräsentationskultur nicht sein darf: das von der Stadt Hamburg als repräsentativ angesehene Vokalquartett Echo Echo reiste auf Anfrage der Stadt Hamburg 1984 zur Internationalen Messe in Marseille mit an, auf der sich die Stadt Hamburg präsen- tierte. Die Missstimmung im Nachhinein begründete sich durch die von Echo Echo bemängelte schlechte Organisationsleistung während des Aufenthaltes und dem Gefühl, allein als Instrument zur Darstellung der Stadt Hamburg missbraucht worden zu sein. Der Galerist Bernard Plasse zeigte ein Beispiel anlässlich des 40-jährigen Jubiläums auf: Der Marseiller Bürgermeister habe nach Marseille gereiste Vertreter der Kulturbehörde und den Hamburger Bürgermeister in ein gutes Restaurant eingeladen. Den Geschäftsfüh- rer des Kunsthauses und Kurator der anlässlich des Jubiläums stattgefundenen Ausstellung Today tomorrow Claus Mewes und die an der Ausstellung beteiligten deutschen Künstler habe man vergessen. Plasse habe folglich die Gäste und die am Austausch mit Hamburg beteiligten französischen Künstler zu einem Essen in einem kleinem Restaurant nebenan versammelt. Die wahren Autoren, diejenigen, die an der Städtepart- nerschaft teilgenommen haben, seien völlig nebensächlich gewesen, so Bernard Plasse.
Durch die Einteilung in gemeinsame und wechselseitige Aktivitäten wird der Auffassung von Mirek ein- deutig widersprochen, das Prinzip der Gegenseitig ausschließlich durch das Prinzip der Gemeinsamkeit zu ersetzen288. Im Rahmen des internationalen Kulturaustauschs der Hamburger Kulturbehörde, bei der es vor allem um Künstlerförderung geht, sollten die Künstler oder Kulturakteure auch etwas gemeinsam machen, so Bettina Machaczek, möglichst mit Hin- und Rückbesuchen. Gemeinsam heißt aber nur bedingt, dass es einen wechselseitigen (Aus-) Tausch ausschließt. Denn wie dargestellt wird selbst bei wechselseitigen Aus- tauschbeziehungen im Idealfall etwas gemeinsam organisiert oder finanziert. Der Verfasserin erscheint es als nicht sinnig, ausschließlich gemeinsamen Austausch zu fordern, diesen aber z.B. durch zu geringen Rei- sekostenzuschuss nicht gerecht zu werden.
4.2 Organisation
Die Organisation des Kulturaustauschs ist in beiden Städten nach einem demokratischen Modell aufgebaut. Es schließt eine Koordination der Stadtverwaltungen nicht aus, daneben gibt es aber auch unabhängig orga- nisierten Austausch289. Diese Dezentralisierung ist grundsätzlich gut zu heißen. Dadurch wird gewährleistet, dass Initiativen bei Änderungen z.B. politischen Führungswechseln, nicht versanden290. Das offizielle Netz der Städtepartnerschaft bilden die Stadtverwaltungen oder besser ausgedrückt: sollten sie bilden. Neben den Spitzen der Stadt engagieren sich zusätzlich noch von der Stadtverwaltung unabhängige Initiativen im Gesamtkontext Deutschland bzw. Frankreich, deren Engagement auch die Städtepartnerschaft umfasst oder besser ausgedrückt: umfassen kann. Die eigentlichen Akteure im Austausch sind Kulturinstitutionen, Einzelkünstler oder Künstlergruppen, die im Rahmen der kulturellen Bestandsaufnahme im Kapitel 4.4 dargestellt werden.
4.2.1 Stadtverwaltungen
In Hamburg wie in Marseille obliegt den für die Städtepartnerschaft und Kulturaustausch zuständigen Stellen die organisatorische Abwicklung der Städtepartnerschaft. Was konkret bedeutet: Schriftverkehr, Abwicklung von Zuschüssen und Koordinierung einzelner Aktivitätsfelder.
Die Koordinierung und Bewertung der Städtepartnerschaften fällt in Hamburg der Senatskanzlei zu. Sie arbeitet eng mit den Fachbehörden zusammen, was im Bereich Kultur die Kulturbehörde ist. Bis März 2001 betreute in der Senatskanzlei ein Mitarbeiter gebündelt alle Städtepartnerschaften. Danach wurden die Städtepartnerschaften durch die „Neustrukturierung des Staatsamtes in der Senatskanzlei“ neu zugeordnet. Seither werden die Städtepartnerschaften „von den für die jeweilige regionale Kooperation bzw. fachliche Aufgabe dauerhaft zuständigen und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fachlich betreut“291. Die Städtepartnerschaft Marseille fiel nach diesen Maßnahmen in der Abteilung Internationale Zusammen- arbeit des Staatsamtes dem Referat Arabische Welt, Westeuropa, Städtepartnerschaft Marseille zu. Betreut wird dieses Amt seit 2005 durch Prof. Dr. Ralf Busch. Durch die Neuverteilung der Städtepartnerschaften im Staatsamt wurde versucht, Synergieeffekte zu erzielen und zu nutzen. Eine derartige Aufteilung erlaubt eine Stellenbesetzung mit für die jeweilige Städtepartnerschaft affinen Fachreferenten292. Bedacht werden muss aber, dass die Städtepartnerschaften nicht mehr alleiniges Arbeitsgebiet sind. So erfährt z.B. der erst neu eingerichtete Bereich Arabische Welt sehr gute und kontinuierlich steigende Resonanz. Die Städtepart- nerschaft Hamburg - Marseille nimmt im neuen Referat nur einen Teilbereich ein und wird im gesamten Arbeitsgebiet „nebenbei“ betreut293. Zusätzlicher Arbeitsaufwand etwa für eine Städtepartnerschafts-Doku- mentation wäre laut Prof. Dr. Ralf Busch ohne zusätzliches Arbeitspersonal nicht zu leisten.
In der Kulturbehörde Hamburg sind zwei Mitarbeiter für den internationalen Kulturaustausch zuständig, was auch die kulturellen Beziehungen zu den Partnerstädten umfasst. Da Hamburgs Städtepartnerschaften und Prioritätsregionen unter diesen zwei Beschäftigten aufgeteilt sind, fällt die Städtepartnerschaft durch die Schwerpunktsetzung auf Ost- und Westeuropa unter die ausschließliche Betreuung Bettina Machaczeks. Sie übernahm den Posten von Antje Mittelberg294 und ist seit Januar 2005 in der Kulturbehörde, nachdem ihr zuvor die Städtepartnerschaft auf dem jetzigen Platz von Prof. Dr. Busch in der Senatskanzlei unter- stand. Das Referat Internationaler Kulturaustausch sieht sich nicht als Initiator und Organisator kultureller Austauschaktivitäten zwischen den beiden Städten. Ideen, Projekte und Veranstaltungen werden meist von Einzelkünstlern oder Künstlergruppen an sie herangetragen. „Im Grunde können wir nur das, was in der Stadt ist, aufnehmen“, so Bettina Machaczek. Vereine werden in der Regel nicht betreut und fallen unter den Zuständigkeitsbereich der Senatskanzlei, von der sie jedoch laut Förderungsrichtlinien kaum finanzielle Unterstützung erhoffen können. Die Kulturbehörde spielt im Rahmen der Städtepartnerschaft eine Mitt- ler-Rolle, was etwa Schriftverkehr, die Abwicklung von Zuschüssen oder das Angebot einer zusätzlichen Öffentlichkeit, z.B. durch die Rede eines Senators anlässlich einer Austauschausstellung oder des Empfangs von Akteuren der Städtepartnerschaft im Rathaus umfasst. Erwähnung muss zusätzlich finden, dass die Kul- turbehörde je nach Erfordernis lenkend Kulturakteure zu Austauschausstellungen mit bestimmten Regionen oder Städten animieren kann.
Wie die Senatskanzlei in Hamburg war auch die Gemeindeverwaltung in Marseille von Umstrukturierungs- maßnahmen betroffen. Die Koordinierung der Städtepartnerschaft in Marseille erfolgt seit 1998 / 1999 in der in diesem Rahmen geschaffenen Direction Générale des Relations Internationale (DGRI), der Ge- neraldirektion für internationale Beziehungen, die zuvor Mission Internationale genannt worden war295. Im Zuge dieses Strukturwandels wurde das Team für den Bereich Internationale Beziehungen verkleinert. Zusätzlicher Arbeitsaufwand, etwa die Kommunikation der internationalen Beziehungen in der Öffent- lichkeit, wäre laut der DGRI ohne zusätzliches Arbeitspersonal nicht zu leisten. Michelle Reynaud nimmt das Direktorenamt in der Behörde seit 2005 wahr. Ihr untersteht Aline Mandeix, deren Aufgabengebiet die Koordination der Kooperationen mit Nord- und Südamerika, den nicht-frankophilen Teilen Afrikas, Naher und Mittlerer Osten, Europa, Asien und Pazifik umfasst und die Kontaktperson für die Städtepartnerschaft mit Hamburg ist. Die DGRI ist für die städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit im Allgemeinen zuständig. In diesem Rahmen sieht sie nicht ihre Aufgabe als Animateur zu Projekten, vor allen Dingen nicht in der derzeitigen Situation, in der es keine städtepartnerschaftlichen Aktionen gebe. Ihre Koordinierungsfunktion ist ähnlich der in Hamburg zu verstehen, wird aber aktuell nicht genutzt. Für die einzelnen Fachgebiete sind wie in Hamburg die Fachbehörden zuständig. Für Kultur ist das die Direction Générale des Affaires Cultu- relles (DGAC), die Generaldirektion für kulturelle Angelegenheiten.
Die DGAC entspricht der deutschen Kulturbehörde. Dort obliegt die Betreuung der Städtepartnerschaft dem Mitarbeiter Gilbert Ceccaldi im Referat Stadtpolitik und Internationaler Kulturaustausch, der das
Amt seit 2004 betreut. Der eingetragene Verein Espace Culture, einstmals Office de la Culture de Marseille genannt, ist eng mit der Kulturbehörde verbunden und arbeitet mit dieser zusammen. Er besteht seit 1976296 und setzte sich für die Einrichtung einer Kulturbehörde bis zu deren Aufbau im Jahr 1988 ein. Für die Teil- nahme Marseiller Künstler an internationalen Ereignissen ist im Pôle événements von Espace culture France Irrmann zuständig, die diese Aufgabe im Jahr 2000 von ihrer Vorgängerin Liliane Schaus übernahm.
Seit der Jahrtausendwende bestanden keine formellen Kontakte zwischen der Senatskanzlei und der DGRI. Seit September 2006 ging es dafür dann Schlag auf Schlag: Anlässlich der Teilnahme Prof. Dr. Ralf Buschs an einem Seminar des Vereins Arbeit und Leben in Marseille wurden nach der Funkstille auf offizieller organisatorischer Ebene wieder Kontakte zur DGRI geknüpft297, die in einem Gegenbesuch Aline Mandeix im November 2006 im Rahmen des Besuchs einer Wirtschaftsdelegation298 in Hamburg mündeten. Im Hinblick auf das 50-jährige Jubiläum soll die Zusammenarbeit nun verstärkt werden.
Bis zum Abschluss der Recherchen für diese Arbeit bestanden keine Kontakte zwischen dem Referat Inter- nationaler Kulturaustausch der Kulturbehörde Hamburg und der DGAC. Wenn es keine großen Projekte seien, so Bettina Machaczek von Seiten Hamburgs, sei man auch nicht unbedingt auf die Kontakte ange- wiesen. Wenn die Künstler ihren Kontakt vor Ort z.B. mit einer Galerie hätten, dann organisierten sie ihr Projekt selbst. So sei es z.B. im Fall St. Petersburg. In Hinblick auf das 50-jährige Jubiläum wird von der Kul- turbehörde in jüngster Zeit aber dennoch verstärkt über eine mögliche Kontaktanbahnung nachgedacht.
4.2.2 Unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierende Institutionen
Neben den offiziellen Stellen der beiden Städte sind noch weitere unabhängige Institutionen in verschie- denen Formen mit der Städtepartnerschaft verbunden. Sie fördern die Städtepartnerschaft vorwiegend durch nicht-monetäre Mittel, schließen jedoch eine finanzielle Unterstützung von Kulturaktivitäten nicht aus.
Das von Frankreich bezuschusste Generalkonsulat und das Institut français299 in Hamburg kümmern sich im weitesten Sinne um die Beziehungen zu Frankreich. Als Repräsentant Frankreichs umfasst die Städtepart- nerschaft Hamburg - Marseille nur einen Teil der Arbeit des seit Februar 2006 im Amt stehende General- konsuls und Direktor des Institut français, Jean-Pierre Tutin. Im Bereich Kultur sei er in der Förderung300 französischer Künstler und ehemals oder aktuell in Frankreich lebender ausländischer Künstler aktiv, um sie in Hamburg vorzustellen. Dabei verfolge er die Politik, dass er zu den Kulturorten gehen wolle, um franzö- sische Kultur zu präsentieren und nicht darauf warten wolle, bis Deutsche in das Institut français kämen301. Da er nicht mit einem Team sondern alleine arbeite, sei er im Bereich der Städtepartnerschaft nur einge- schränkt handlungsfähig. Seine Aufgabe sieht er hier als Koordinator und Mittler, um eine freundschaftliche und kulturelle Beziehung in und mit Marseille aufrecht zu halten bzw. wieder anzukurbeln. Was konkret bedeutet: Kontaktvermittlung, Herstellung von Kommunikationsverbindungen zwischen den Trägern der Städtepartnerschaft und Kulturakteuren in beiden Städten, Animation der Kulturakteure zu Projekten und Hilfestellung bei geplanten Aktivitäten. Doch seine Arbeit hat Grenzen, wie Jean-Pierre Tutin verdeutlichte: zeigten entweder die Hamburger oder Marseiller Kulturinstitutionen oder beide kein Interesse an der Zu sammenarbeit mit der Gegenseite, engagiere auch er sich nicht. Erste Gespräche des Generalkonsuls und Direktor des Institut français mit Kulturakteuren in Hamburg bewiesen jedoch das Gegenteil: „Mon travail c‘est un peu de souffler sur la braise de ce jumelage pour que le feu se rallume. Si ça ne marche pas, ça ne marche pas. Mais je suis assez optimiste parce que les gens ici ont manifesté l‘intêret“.
Seit Mitte 2006 ist im Institut français die Koordinierungsstelle für die mit Frankreich verbundenen Vereine eingerichtet, die einmal die Woche halbtags besetzt ist. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin versucht in diesem Rahmen vor allem bestehende, von den Stadtverwaltungen der beiden Städte unabhängige Partnerschaften oder Aktivitäten in Erfahrung zu bringen und zu neuen Projekten zu animieren. Da die Arbeit vor allem in Bezug auf das nahestehende Jubiläum gesehen werden muss, kann berechtigt befürchtet werden, dass es sich um keine langfristige Maßnahme handelt.
Die schon vor der Städtepartnerschaft bestehende Deutsch-Französische Gesellschaft „Cluny“ e.V. in Hamburg kümmert sich im weitesten Sinne um die Beziehungspflege zu Frankreich und fungiert in diesem Rahmen als Ort des Austauschs auf kulturellem, wirtschaftlichen und politischen Gebiet. Die letzte Reise der Gesellschaft ging 2001 nach Marseille, wobei die dabei aufgenommenen Kontakte laut Dr. jur. Helmut Dressel von der „Cluny“ „nicht recht ausbaufähig“ gewesen seien.
Das deutsche Generalkonsulat in Marseille war in aktueller Zeit nicht in städtepartnerschaftliche Organisationsabläufe eingebunden. Erst Mitte des Jahres 2006 nahm es Kontakte zu mit der Städtepartnerschaft betrauten Stellen der Stadt Marseille und zu der Senatskanzlei Hamburg auf. Es wolle z.B. Kontakte vermitteln und Hilfestellung bei Problemen geben.
Seit der Schließung des Marseiller Goethe-Instituts im Jahr 1998 ist das Centre Franco-Allemand de Pro- vence in Aix-en-Provence allein für die kulturelle Betreuung des Departement Bouches-du-Rhône zuständig. Seine Aufgaben konzentrieren sich auf Gesamt-Deutschland. Ähnlich wie im Institut français versucht das Zentrum in Hinblick auf städtepartnerschaftliche Aktivitäten Kontakte zu vermitteln und Beratung und Hilfestellung bei geplanten Projekten zu geben. Das Centre Franco-Allemand, Direktor Joachim Rothacker mit seinem kleinen Mitarbeiterstab, sieht seine Funktion darin, „Brücken zu schlagen und zu erleichtern, zu begleiten und wenn Probleme auftauchen, sich den Kopf zu zerbrechen, wie man eine Lösung finden kann“, aber nicht als eigentlicher Organisator von Aktivitäten. Konzeption und Infrastruktur könne das Institut nicht bieten.
4.3 Finanzen
Dass Projektförderung und -finanzierung eine bedeutende Stellung innerhalb des Problembereichs einnimmt, beweist die Ansprache des Themenfeldes von allen Interviewpartnern im persönlichen Gespräch und einigen Kontaktpartnern der informellen persönlichen und telefonischen Gespräche oder durch EmailKontakt, selbst ohne vorherigen Gesprächsanreiz.
Dabei differieren die Ansichten zwischen der Stadtverwaltung und Kulturschaffenden jedoch erheblich. So- wohl laut Aussagen der Senatskanzlei Hamburg als auch der DGRI würden beide Stellen Projekten gerne unterstützend zur Seite stehen, wenn sie davon erführen. Doch meist würden Akteure innerhalb der Städ- tepartnerschaft gar nicht die dafür zuständigen Stellen der Stadt kontaktieren, heißt es einhellig. Bettina Machaczek habe seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2005 erst einen Förderungsantrag auf dem Tisch gehabt302. Gilbert Ceccaldi hatte, laut seinen Aussagen, bisher noch keinen einzigen Zuwendungsantrag bearbeitet und war auch ansonsten noch nie mit einer Tätigkeit die Städtepartnerschaft betreffend betraut. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass die städtischen Stellen über ausbleibende Anfragen nicht unglück-lich zu sein brauchen, liegen doch z.B. politischer Wille303 und finanzielles Budget304 längst entfernt vom Städtepartner -Dasein. Die Meinungen der Kulturschaffenden zeigen ein anderes Bild: von ihnen werden die mangelnde Finanzierungsbereitschaft305 bzw. die Förderung mit Kleinstbeträgen bedauert, durchaus wird aber trotz allem eine Unterstützung, egal welcher Größenordnung, begrüßt.
Städtepartnerschaften fallen in Deutschland in den kommunalen Selbstverwaltungsbereich. Daher sind die Kommunen auch als allererstes dafür verantwortlich, erforderliche Zuwendungen aus dem öffentlichen Haushalt zu Verfügung zu stellen. Die Städtepartnerschaften Hamburgs unterliegen keinem Verteiler-Schlüssel und die Verteilung erfolgt nicht durch eine zentrale „Vergabe-Komission“306, aber aus einem eingerichteten Haushaltstitel. Der Titel Städtepartnerschaften besteht seit 1974 und löste die Tilgung der Kosten aus den allgemeinen Haushaltsmitteln ab.
Als Fachbehörde kann die Kulturbehörde Mittel des Titels Internationaler Kulturaustausch ebenso für städ- tepartnerschaftlichen Austausch verwenden, primär werden jedoch projektbezogen Mittel aus dem Fond der Senatskanzlei beantragt. Die Kulturbehörde bearbeitet Anträge zur Förderung von Kulturprojekten, die sich nicht selbst tragen können. Deshalb können Kulturaustausch-Projekte zwischen Hamburg und Marseil- le durchaus bestehen, soweit sie z.B. keine finanzielle Stütze der Kulturbehörde bedürfen oder aus anderen Gründen nicht an die Kulturbehörde herangetragen werden. Kulturinstitutionen, die Zuschüsse von der Kulturbehörde bekommen, werden nur für bestimmte, von der Behörde geprüfte Projekte zusätzlich für Austausch mit der Partnerstadt Marseille unterstützt. Ausnahmen bildeten in der Vergangenheit z.B. der Workshop Fresh Connection des Künstlerhauses 1999. In der Regel sollen aber aus dem Etat der Kulturbe- triebe auch Austauschprojekte bestritten werden bzw. die Kulturinstitutionen mit dem ihnen zu Verfügung gestellten Zuschüssen auskommen können. Mit dem durch das Einfrieren und die Kürzung des Kulturbud- gets von 1995 bis heute zu Verfügung stehenden Geldes könne man keinen Austausch mit Marseille machen, so Claus Mewes, da Austauschprojekte immer ein bisschen teuerer seien als eigene Hamburger Ausstellun- gen. Ähnlich sieht das das Künstlerhaus, das sich schon selbst langsam in seinem Bestand gefährdet fühlt.
Die Kulturbehörde begreift ihre Unterstützungen im Rahmen des internationalen Kulturaustauschs als „Anschub-Finanzierungen“, deren Ziel es ist, Anreize für weitere, sich aber danach selbst tragende Projekte zu schaffen. Kontinuierliche Projektsubventionen seien nicht erwünscht, weil dies bedeute, dass Projekte „nur mit öffentlichen Mitteln aus Steuergeldern künstlich am Leben gehalten werden“ bzw. eine institutio- nelle Förderung erführen, von der die Kulturbehörde aber absähe307. Während Förderungen in der Vergan- genheit vorwiegend bilateral ausgerichtet waren, versucht die Kulturbehörde, sie langsam den veränderten Gegebenheiten Richtung multilateraler und europäischer Konzeptausrichtung von Projekten anzupassen.
Die Mittelvergabe für jede einzelne Städtepartnerschaft wird in Hamburg jährlich neu festgesetzt. Dabei sei die Sparpolitik der Stadt Hamburg, so Prof. Dr. Ralf Busch, für die Entwicklung der Städtepartner- schaft nicht so ungünstig, dass „gar nichts mehr läuft“. Man werde die zu Verfügung stehenden Gelder nur kontrolliert einsetzen. Die Beurteilung eines kulturellen Austauschprojekts mit Marseiller und Hamburger Künstlern setzt die Zusammenarbeit und gegenseitige Absprache zwischen verschiedenen Stellen in der Kulturbehörde und der Senatskanzlei voraus. Dadurch wird versucht, zwei Mankos auszugleichen: einer- seits die meist ungenügende Kenntnis über künstlerische Qualifikationen der Marseiller Künstler, anderer- seits die fehlende Qualifikation auf künstlerischen Gebiet der in der Kulturbehörde Beschäftigten, die, selbst wenn genug Informationen vorlägen, diese nicht oder nicht immer werten könnten. Je nach Richtung des Austauschprojekts arbeitet Bettina Machaczek mit Kollegen anderer Referate wie z.B. Bildende Kunst oder Musik zusammen. Wenn ein kulturelles Projekt aus Sicht der Kulturbehörde als sinnvoll erachtet und positiv beurteilt wird, koppelt sich die Senatskanzlei an diese Beurteilung. Im Rahmen der Möglichkeiten überträgt die Senatskanzlei Mittel aus dem Titel Städtepartnerschaften an die Kulturbehörde, die dann gegebenenfalls durch den Titel Internationaler Kulturaustausch aufgestockt werden. Welche Projekte entsprechend geför- dert werden, legt die Förderrichtlinie des Titels Städtepartnerschaften des Senats fest. Ergänzende Kriterien zur Förderung bestimmter Aktivitäten können dazu zusätzlich von den für die Finanzierung zuständigen Stellen in der Senatskanzlei und den Fachbehörden angewandt werden308. Doch was macht förderungswür- dige Kulturprojekte aus?
Zum einen entscheidet die Stellung der Stadt auf der Prioritätenliste, wie Aktivitäten behandelt werden. Harald N. Clapham von der Kulturbehörde Hamburg erklärt die Situation wie folgt: „Hamburg hat seine acht Städtepartnerschaften immer sehr ernst genommen. Aber man ist regelmäßig in die Lage geraten, dass die Kulturbehörde sehr einseitig den Kulturaustausch auf städtepartnerschaftlicher Ebene am Leben gehal- ten hat. Dies trifft auf alle acht Hamburger Partnerstädte zu. Inzwischen hat man natürlich Prioritätenlisten entwickelt und abzuarbeiten“.
- Schwerpunktsetzungen gibt es einerseits bei besonderen Anlässen und Veranstaltungen wie Partnerschafts- oder Stadtjubiläen309: z.B. Hamburg in Prag 1994, 40-jähriges Städtepartnerschaftsjubiläum mit Marseille 1998, Kulturwochen in Osaka 1999, die Berücksichtigung von Shanghai anlässlich der China-Woche(n) in
Hamburg 1995, 2002, 2006 und die Hamburger Wochen in Shanghai 2001 und das 10-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Chicago 2004. Im Jahr 2007 wird es das Partnerschaftsjubiläum mit St. Petersburg sein und in 2008 wird sich der Geburtstag der Partnerschaft Hamburg - Marseille mit einer weiteren China Time in Hamburg das Feld teilen müssen.
- Andererseits hat sich der Hamburger Senat Schwerpunktregionen gesetzt, die auch von der Kulturbe- hörde vorrangig behandelt werden und sich in der Bedeutungszuschreibung von besonderen Anlässen und Veranstaltungen durchaus widerspiegeln. Erstens werden dazu die Städtepartnerschaften gezählt. Sie können abermals gestaffelt gesehen werden: St. Petersburg und Shanghai stehen in der Prioritätseinstufung weit oben, während Marseille und Dresden die Schlusslichter bilden. Zweitens gibt es Schwerpunktgebiete, wie den asiatischen Raum insbesondere China310 und Japan, im Ostsee-Raum die Triangel311 - und Öre- sund312 -Region sowie die neuen EU-Beitrittsländer313, neu hinzugekommen die arabische Welt und Afrika, vor allem ist dies in Hinsicht auf Entwicklungszusammenarbeit Tansania. Toulouse, obgleich nicht mit Hamburg verschwistert, hat durch die Beziehungen zu Airbus Anziehungswert. Um ein Profil für den in- ternationalen Austausch, in diesem Fall den Kulturaustausch der Stadt Hamburg zu bilden, müssten nach Aussagen Bettina Machaczeks der Kulturbehörde Kontakte gesteuert und Geld möglichst zielgerichtet gegeben werden. Trotz der Schwerpunktverteilung stehe die Kulturbehörde aber qualitativ hochwertigen Projekten nicht von vornherein ablehnend gegenüber, selbst wenn sie in keiner Prioritätsregion angedacht seien.
- Von „Nachhaltigkeit“ wird in der Kulturbehörde gesprochen, wenn es um förderungswürdige Kulturaus- tausch-Projekte geht. Es reiche nicht, reziprok Ausstellungen auszutauschen und dann wieder abzufahren. Das könne auf der Ebene der Museen geschehen, die aber Förderungen nur im kleinen Bereich, wie z.B. in der Vermarktung erführen, so Bettina Machaczek. Internationaler Kulturaustausch bedeutet für die Kulturbehörde vorwiegend Künstlerförderung und gemeinsame Projektarbeit314, möglichst mit wechsel- seitigen Besuchen. Auch deswegen sei eine beidseitige Förderung von Kulturaustausch-Projekten wichtig. Zur Nachhaltigkeit ist auch die von Prof. Dr. Ralf Busch erwähnte Kontinuität zu zählen: So wird in die Bewertung von städtepartnerschaftlichen Kulturprojekten einbezogen, welche Kontinuität sich aus einem Austausch entwickeln könne.
- Die Senatskanzlei spricht sich bei der Förderung städtepartnerschaftlicher Projekte zugleich gegen einen „Begegnungstourismus“ aus. Befürwortet und potenziell unterstützt werden Anträge, die einen Austausch von Wissen und Ideen ermöglichen, direkt die Öffentlichkeit erreichen und nicht hinter verschlossenen
Vereinstüren stattfinden. Vereinsbegegnungen gelten diesbezüglich als reine Treffen und werden deshalb seit Mitte / Ende der neunziger Jahre von der Senatskanzlei nicht mehr finanziell unterstützt315. Dies widerspricht vollständig dem vormaligen Grundsatz, der gesichert bis Mitte der achtziger Jahre bestand, „nur institutionsbezogene Gruppen- oder Vereinsbegegnungen“ zu fördern316. Doch nicht etwa gewach- sener Idealismus steckt dahinter, die Partnerschaft breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen: Die Erfahrung der Vergangenheit habe gezeigt, dass die Begehrlichkeiten auf die geringen Mittel dann stetig wüchsen und es keine direkte Kontrolle aufgrund fehlender Rückkopplung über den Sinn und Un- sinn solcher Veranstaltungen gegeben habe, so Prof. Dr. Ralf Busch. Eine ehrlichere Schlussfolgerung, als Vereinsaktivitäten als Angelegenheiten hinter verschlossenen Türen oder als Vereins- oder Jahresausflug abzuhandeln. Hier soll nicht bestritten werden, dass eine Austauschaktivität zwischen einem Hamburger und Marseiller Verein durchaus ein Vereinsausflug sein kann, doch eben nicht wie von der Senatskanzlei Hamburg dargestellt, unabdingbar eine interne Vereinsangelegenheit darstellen muss. Denn es zeigt sich für die Verfasserin widersprüchlich, Aktivitäten von Sportlergruppen, die in Vereinen organisiert sind, we- gen ihrer Öffentlichkeitswirksamkeit z.B. durch Spiele in Sportstadien positiv zu beurteilen. Dagegen z.B. Gesangsvereine oder Kunstvereine nicht fördern zu wollen, da nur ein Vereinspublikum erreicht würde317 oder deren Öffentlichkeitswirkung als zu gering einzuschätzen sei. Dieser Verallgemeinerung kann nicht zugestimmt werden. Denn Vereine bieten sehr wohl Veranstaltungen, die die Öffentlichkeit erreichen bzw. erreichen können: Anlässlich des Besuchs des Marseiller Chors Les Baladins de la Chansons gab es z.B. zusammen mit dem Partnerchor, der Hamburger Liedertafel von 1823 Kurzauftritte in der Hamburger Innenstadt und gemeinsame öffentliche Konzerte im Mai diesen Jahres. In Marseille ist ein Großteil kultu- reller Institutionen als eingetragener Verein organisiert. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: so können Vereine unter bestimmten Voraussetzungen, z.B. Partnerschaftsjubiläen durchwegs Förderungen erfahren, die je nach Fall einzeln geprüft werden318. Man könne nicht erwarten, dass die Vereine das 50-jährige Ju- biläum alleine finanzieren und tragen, so Prof. Dr. Ralf Busch. Kann erwartet werden, dass Vereine die Städtepartnerschaft außerhalb von Jubiläumsfeierlichkeiten alleine finanzieren und tragen? Aber selbst die Kulturbehörde, die sich nicht für Vereine zuständig fühlt, scheint von ihrer Auffassung je nach Fall abzu- weichen wie z.B. bei dem Antrag des Vereins Feld für Kunst für das Ausstellungsprojekt Speed up your life! im November 2006 geschehen.
- Ein weiteres Kriterium für die Förderung wird zwar nicht explizit niedergeschrieben, ist aber einvernehmlicher Fakt und Praxis in der Kulturbehörde: Die Förderung der jungen Generation geht vor, um durch die anfängliche Unterstützungsleistung deren berufliches Vorankommen zu stärken.
Laut Prof. Dr. Ralf Busch habe es in der Vergangenheit so gut wie keine Rückkopplung nach Austauschaktivitäten gegeben. Da in der heutigen Förderungspraxis in der Regel nur noch Projekte gefördert werden, die „direkt die Öffentlichkeit erreichen“, ist die Stadt bemüht, den Sinn der kulturellen Veranstaltung im Nachhinein zu bewerten. Im musealen Austausch kann die Bewertung z.B. anhand eines potenziellen Begleitprogramms, den Besucherzahlen zur Ausstellung und für das Begleitprogramm oder durch die Medienresonanz in Hamburg und in Frankreich erfolgen.
Auch Marseilles Städtepartnerschaften unterliegen keinem Verteiler-Schlüssel wie in Hamburg. Theoretisch erfolgt die Mittelvergabe über das Budget der DGRI, mit dem die Ausgaben für alle Städtepartnerschaften bestritten werden. Praktisch werden seit Jahren überhaupt keine Mittel mehr für die Städtepartnerschaft mit Hamburg bereitgestellt, und das nicht erst seit gestern. In Marseille ist seit mindestens acht Jahren kei- ne finanzielle Basis mehr gegeben. Reflektiert man von der Seite Hamburgs aus, die regelmäßig seit dem 20-jährigen Jubiläum Marseilles geringen bis nicht vorhandenen finanziellen Einsatz kritisierte, muss von einer weitaus längeren Zeit ausgegangen werden. In der Marseiller DGRI konnten der Verfasserin keine Auskünfte über ein vorheriges Budget gegeben werden. Über das in Marseille vorhandene Budget für alle Städtepartnerschaften konnte die Verfasserin keine Informationen ermitteln. Bewertungskriterien für städ- tepartnerschaftliche Kulturveranstaltungen, die es seit der Neustrukturierung der DGRI nicht mehr gibt, erübrigen sich folglich, da es seither keine offiziell geförderten kulturellen Veranstaltungen im Bereich der Städtepartnerschaft mehr gab. Es gebe keinen Grund, Schüler- und Kulturaustausch zu finanzieren, da die Bereiche alleine funktionierten und Schulen auf EU-Gelder zugreifen könnten, so die DGRI. Außerdem gebe es kein Kooperationsprogramm mit Hamburg. Ein Teufelskreis? Kein Kooperationsprogramm bedeu- tet keine Förderung. Keine Förderung hat aber unweigerlich kein Kooperationsprogramm zur Folge. Dass es in der Realität durchaus Bemühungen im Bereich Kultur für eine Kooperation mit Hamburg gab, beweisen zwei Fälle innerhalb der letzten drei Jahre:
- Die Marseiller Galerie La Tangente stellte seinen auf Hamburg - Marseille bezogenen Kulturaustausch ab 2003 fast vollständig zugunsten einer international ausgerichteten Programmatik ein. Der Verein be- kam für städtepartnerschaftliche Kulturaktivitäten trotz persönlicher Vorstellung und Vorsprache u.a. bei
dem damaligen Direktor der Direction Générale de la Communication et des Relations Internationales, Guy Philip, und dessen Unterstellten in der DGRI, Michelle Reynaud, keinen Pfennig aus dem Topf der DGRI. Die Hamburger Kulturbehörde förderte das interaktive Projekt Hafenblick / vue sur port initiiert von der Künstlerin Anneke Gräper in Kooperation mit der Galerie La Tangente 2003 mit 6000 Euro. Möglich wurde es jedoch nur Dank zahlreicher Sponsoren aus der Wirtschaft: „Die Manifestation war letzendlich ganz toll“, so Meike Gathje von der Galerie La Tangente, „aber wir haben das wirklich gegen Strom und Gezeiten gemacht“. Selbst bei Ausstellungen Hamburger Künstler in der Galerie werde die DGRI nicht mehr auf eine mögliche Förderung angesprochen.
- Die Marseiller Künstlergruppe Buy-selff sollte im Rahmen des Hamburger Architektursommers 2006 am Kunstprojekt Stile der Stadt auf Einladung der Hamburger Organisatoren teilnehmen. Die Unterstützung der Hamburger Kulturbehörde lag vor, die Stadt Marseille unterstützte hingegen nicht. Dies führte zur
Nicht-Teilnahme der Marseiller Künstler und zur Rücknahme der Förderungszusage von Seiten Ham- burgs.
Zwar besagt eine abgesprochene Förderregel im städtepartnerschaftlichen Austausch, dass die entsendende Stadt für Reise- und Transportkosten, je nach Projekt auch für Versicherungskosten aufkommen sollte, die gastgebende Stadt dagegen die Aufenthaltskosten vor Ort zu tragen hat, in der Praxis ist dies aber nicht mehr gewährleistet319.
Auf Hamburger Seite kann die Finanzierungsentwicklung im Bereich Kulturaustausch ab Mitte der neun- ziger Jahre dargestellt werden. Dabei widersprechen sich die Daten jedoch für das Jahr 2000. Trotz mehr- facher Rücksprache mit der Senatskanzlei und Kulturbehörde Hamburg muss die Betragsausweisung der Kulturbehörde für das Jahr 2000 als unsicher deklariert werden. Für die Zeit vor 1999 für Marseille bzw. vor 1994 und nach 2004320 für Hamburg stehen der Verfasserin keine Angaben zu Verfügung. Prof. Dr. Ralf Busch beantragte ab 2005 eine Aufstockung der zu Verfügung stehenden Haushaltsmittel. Diese Erhöhung betrifft aber nicht den Bereich Kultur, sondern vor allem die Förderung der Jugend. Im deutschen General- konsulat herrscht die Meinung, dass die aufgestockten Mittel nur eine „Alibi-Funktion“ einnähmen, da von beiden Städten kein politischer Wille ausgehe.
Von der Senatskanzlei Hamburg an die Kulturbehörde übertragene Fördermittel (in Euro) für den Kulturaustausch mit den Partnerstädten von 1994 bis 2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quellennachweis:
Unveröffentlichte Übersicht der Kulturbehörde Hamburg vom 26.04.2004, eigene Berechnungen der Verfasserin. Alle Zahlen gerundet.
Das diese aus der Kulturbehörde stammenden Daten zumindest für das Jahr 2000 nicht als gesichert gelten können, zeigt folgende Darstellung der von der Senatskanzlei aufgebrachten Fördersummen für alle Austauschfelder mit Marseille von 1997 bis 2001:
Von der Senatskanzlei Hamburg für alle Austauschbereiche zu Verfügung gestellte Fördersummen (in Euro) von 1997 bis 2001
Jahr Für Marseille
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quellennachweis:
Drucksache 16/5910, Drucksache 18/2283, S. 8, eigene Berechnungen der Verfasserin. Alle Zahlen gerundet.
Von der Senatskanzlei Hamburg für alle Austauschbereiche zu
Verfügung gestellte Fördersummen (in Euro) von 1997 bis 2001
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quellennachweis:
Drucksache 16/5910, Drucksache 18/2283, S. 8, eigene Berechnungen der Verfasserin. Alle Zahlen gerundet.
Für das Jahr 2000 ergibt sich damit ein Widerspruch: Gibt die Kulturbehörde an, 40899 Euro von der Senatskanzlei erhalten zu haben, weist die Senatskanzlei nur 10773 Euro für alle Austauschfelder aus. Erklärbar ist diese Unstimmigkeit verschiedenartig. Erstens könnte der Widerspruch in einem Rechenfehler liegen: Die DM-Beträge vor 2002 wurden von der Kulturbehörde für die Jahre 1994 - 2001 in Euro umgerechnet ausgegeben. Eine weitere Erklärung könnte sein, dass die Kulturbehörde die von der Senatskanzlei übertragenen Fördermittel mit eigenen Mittel aus dem Titel Internationaler Kulturaustausch ergänzte. Dahingehend wäre vergessen worden, dies auch so niederzuschreiben. Von letzterer Möglichkeit ist aber kaum auszugehen, da keine Mittelaufwendung aus dem Titel Internationaler Kulturaustausch für das Jahr 2000 von der Kulturbehörde ausgewiesen worden ist321.
4.4 Heutiger Stand der kulturellen Austauschbeziehungen
Die Verfasserin machte es sich für die Arbeit als Aufgabe, städtepartnerschaftliche Kulturaktivitäten von 1958 bis heute in Erfahrung zu bringen. Da es über die Jahre hinweg kein System zur Erfassung gab, musste über Akteneinsichten und Interviews versucht werden, ein Bild entstehen zu lassen. Die dadurch entstande- ne Auflistung beweist trotz der von der Verfasserin geübten Kritik, dass Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille stattfand und stattfindet. Wie die anderen Austauschaktivitäten aber auch, beschränkte er sich zum größten Teil auf ein- bis zweimalige Aufenthalte. Eine gewisse Kontinuität, also mehr als zweimaliger Austausch, manifestierte sich dennoch, wenn auch in begrenztem Umfang: in den Sparten Musik und Folk- lore durch den Aufenthalt des Hamburger Kirchenmusikdirektors Prof. Heinz Wunderlich in Marseille322 und des Direktors des Marseiller Musikkonservatoriums und Pianisten Pierre Barbizet in Hamburg323, durch Aufenthalte der Kantorei Hamburg-Poppenbüttel in Marseille324, durch Austausch zwischen der Folklore- Gruppe Roudelet Félibren de Château-Gombert und dem Bergedorfer TSG-Spielmannszug325, der Altona- er Singakademie und dem Vokal-Ensemble Bernard Teulon326, dem Hamburger Polizeichor von 1901 und dem Mädchen-Chor La Maîtrise Gabriel Fauré327, dem Harvestehuder Kammerchor und dem Ensemble
Musicatreize328 und der Hamburger Liedertafel und Les Baladins de la Chanson. Im Bereich bildende Kunst durch den Austausch des damaligen Künstlerhauses bzw. der heutigen Frise, des Kunsthauses Hamburg, der Galerie du Tableau, der Galerie La Tangente und der Ateliers d‘Artistes329. Kampnagel in Hamburg pflegte im Laufe der Jahre Austausch mit verschiedenen Marseiller Kulturakteuren330. Begrenzte Kontinuität im Bereich Literatur bestand durch den Verein Passage & Co. Trotz größter Sorgfalt bei der Recherche kann die dargestellte Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Vor allem wiederholte partnerschaftliche Aufenthalte von Einzelkünstlern im Rahmen von Institutions-Austausch konnte nicht erfasst werden, wie z.B. mehrmalige Austausch-Aufenthalte des Marseiller Künstlers Jean-Claude Ruggirello in Hamburg331. In diesem Sinne sind die Meldungen weiterer Kulturaktivitäten zwischen Hamburg und Marseille der Verfasserin zur Vervollständigung der Übersicht willkommen. Betrachtet man die Gesamtdauer der Städtepartnerschaft von 1958 bis heute kann festgestellt werden, dass Aktivitäten mit einer gewissen Kontinuität vor allem im Bereich Musik und der bildenden Kunst zu verzeichnen sind.
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
1958 Teilnahme einer Folkloristischen Tanzgruppe aus Marseil- le am Fest der Nationen
1959 Dia-Vortrag Marseille - die Partnerstadt Hamburgs des Ham- burger Fotografen Hanns Kipp-Sprüngli mit Erläute- rungen von der Leiterin des Marseiller Büros Échanges Internationaux Margarethe Rigaud Saint-Denis anlässlich der Französischen Woche in Hamburg Arbeitsaufenthalt des Hamburger Fotografen Hanns Kipp-Sprüngli
1963 Arbeitsaufenthalt des Marseiller Fotografen-Ehepaares Aufenthalt des Schubert-Chors Hamburg
Doue zur Anfertigung von Fotoaufnahmen zur Bewer- bung der Städtepartnerschaft
1964 Aufenthalt des Marseiller Pfadfinder-Chors A Cœur Joie Diavortrag Hambourg la magnifique et sa noble r é gion des Mar- seiller Fotografen-Ehepaares Doue im Theater Verdi an- lässlich des Abends der Städtepartnerschaft Hamburg
- Marseille
Chorbegegnung des Schubert-Chors Hamburg und des Marseiller Ensemble Vocal Bernard Teulon
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
1965 Orgelkonzert des Kirchenmusikdirektors der St. Jacobi-
Kirche Hamburg Prof. Heinz Wunderlich in St. Victor
1966 Festkonzert des Bergedorfer Kammerchors und der Alto- Aufenthalt der Kantorei Hamburg-Poppenbüttel naer Singakademie mit den Hamburger Symphonikern und dem Marseiller Ensemble Vocal Bernard Teulon anlässlich der Französischen Woche in Hamburg
Konzert des Chors La Maîtrise Gabriel Fauré in der Mu- Ausstellung von Werken des Künstlers HAP Grieshaber sikhalle anlässlich der Französischen Woche in Hamburg
Auftritt des Kammerorchesters des Office de Radiodiffusi- on-Télévision Française mit dem Direktors des Marseiller Musikkonservatoriums und Pianisten Pierre Barbizet im NDR-Funkhaus anlässlich der Französischen Woche in Hamburg
Monticelli-Ausstellung in der Kunsthalle anlässlich der Französischen Woche in Hamburg
Ausstellung Die Geschichte der Stadt Marseille anlässlich der Französischen Woche in Hamburg im Vestibül der Börse
1967 Ausstellung von Werken des Künstlers François Bret im Chorbegegnung der Altonaer Singakademie mit dem En-
Institut français semble Vocal Bernard Teulon mit gemeinsamen Konzert in St. Victor
Orgelkonzert des Kirchenmusikdirektors der St. Jacobi-
Kirche Hamburg Prof. Heinz Wunderlich in St. Victor
1968 Orgelkonzert des Kirchenmusikdirektors der St. Jacobi-
Kirche Hamburg Prof. Heinz Wunderlich in St. Victor
Ausstellung Zeitgenössische Graphik aus Hamburg im Musée
Cantini
1969 Aufenthalt des Bergedorfer Kammerchors
1970 Aufenthalt der Hamburger Camerate-Instrumentale-Te- lemann-Gesellschaft
1971 Ausstellung Tendances actuelles bzw. Aktuelle Tendenzen junger
Hamburger Künstler mit Objekten in der École d‘art et d‘architecture und mit Malereien und Drucken im Goe- the-Institut
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
1973 Klavierkonzert des Direktors des Marseiller Musikkonser- Aufenthalt des Montiverdi-Chors Hamburg vatoriums und Pianisten Pierre Barbizet in der Musikhalle anlässlich des 15-jährigen Partnerschaftsjubiläums
Ausstellung von Graphiken des Hamburger Künstlers Paul Wunderlich und Arbeiten der Gruppe ZEBRA
Konzert der Kantorei Hamburg-Poppenbüttel und des Ensemble Vocal d‘Avignon aus Avignon
Konzert des Hamburger Pianisten Christoph Eschenbach
1974 Austauschbegegnung der Folkloregruppe Roudelet Fé- Aufenthalt der Hamburger Folklore-Gruppe Finkenwar-
libren de Château-Gombert und des Bergedorfer TSG- der Speeldeel anlässlich der Internationalen FrühjahrsSpielmanns-Zugs anlässlich der Französischen Woche in messe in Marseille
Hamburg-Bergedorf
Gastspiel des Chors La Maîtrise Gabriel Fauré Filmvorführungen über Hamburg anlässlich der Internati- onalen Frühjahrsmesse in Marseille
1975 Aufenthalt der Kantorei Hamburg-Poppenbüttel in St.
Victor
1976 Ausstellung von Graphiken des Designers Holger Matthies im Goethe-Institut und der École supérieure des beaux arts de Marseille
1977 Konzert des Direktors des Marseiller Musikkonservatori- ums und Pianisten Pierre Barbizet in der Musikhochschule Hamburg im Anschluss an die Vernissage der Ausstellung der École supérieure des beaux-arts de Marseille: Bilder und Objekte im Haus Deutscher Ring
Chorbegegnung des Hamburger Polizeichors von 1901 und des Marseiller Chors La Maîtrise Gabriel Fauré mit gemeinsamen Konzert in St. Victor
Aufenthalt des Hamburger Jazzmusikers Banjo-Meyer zum Straßenfestival Mai au Mini
1978 Austauschbegegnung der Folkloregruppe Roudelet Fé- Aufenthalt der Kantorei Hamburg-Poppenbüttel
libren de Château-Gombert und des Bergedorfer TSG-
Spielmanns-Zugs anlässlich der Partnertage mit Marseille in Hamburg-Bergedorf
Aufenthalt junger Marseiller Filmemacher anlässlich des Aufenthalt junger Hamburger Filmemacher anlässlich des
20-jährigen Jubiläums 20-jährigen Jubiläums
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
Denkmalschutz-Ausstellung La Sauvegarde des Quartiers in Ausstellung Stadtteilentwicklung am Beispiel Hamburg-Ottensen der Rathausdiele anlässlich des 20-jährigen Jubiläums anlässlich des 20-jährigen Jubiläums
Aufenthalt der Fanfare de Jeunes Musiciens anlässlich der
Partnertage mit Marseille in Hamburg-Bergedorf
Ausstellung Le Tr é sor des Celtes aus den Beständen des Musée Borély im Museum für Kunst und Gewerbe anlässlich des 20-jährigen Jubiläums
Ausstellung Bilder der Camargue des Marseiller Künstlers Jean Paul Chaix im Hamburg-Haus Eimsbüttel anlässlich des 20-jährigen Jubiläums
Chorbegegnung des Hamburger Polizeichors von 1901 und des Marseiller Chors La Maîtrise Gabriel Fauré mit gemeinsamen Frühlingskonzert im CCH anlässlich des 20-jährigen Jubiläums
1979 Chorbegegnung der Altonaer Singakademie und des En- semble Vocal Bernard Teulon anlässlich des 13. Festivals St. Victor
1980 Aufenthalt des Jugendspielmannszugs des TSG-Bergedorf zum Fest der Nationen
1981 Foto-Ausstellung Fabrikräume - Kulturräume in Hamburg und
Marseille des Künstlers Mattei Niculesku in der Galerie Podium anlässlich der Tage der deutsch-französischen Be- gegnung
Filmreihe eines Marseiller Regisseurs im Kino Metropolis
1983 Gastspiel des Mimen-Theaters Compagnie Jacques Dur- Gastspiel des Tanztheaters Hamburg im Theater La Criée bec in der Passage im Kaufmannshaus (Große Bleichen) anlässlich des 25-jährigen Jubiläums und in der Markthalle anlässlich des 25-jährigen Jubilä-
ums
Gastspiel der Folklore-Gruppe Roudelet Félibren de Châ- Filmforum mit Hamburger Filmproduktionen anlässlich teau-Gombert in der Passage im Kaufmannshaus (Große des 25-jährigen Jubiläums
Bleichen) und in der Markthalle anlässlich des 25-jährigen
Jubiläums
Klangachse von Marseille nach Hamburg des US-Kom- Gastspiel des Hamburger Straßentheaters Zwischen Tür ponisten Bill Fontana: Meeresrauschen aus Marseille über und Angel anlässlich des 25-jährigen Jubiläums Lautsprecher auf dem Rathausmarkt anlässlich der Me- diale
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
Aufenthalt und Konzert des Hamburger Jugendorchesters anlässlich des 25-jährigen Jubiläums
Foto-Ausstellung Hamburg heute auf einem Messestand anlässlich des 25-jährigen Jubiläums
Chorbegegnung des Hamburger Polizeichors von 1901 und des Marseiller Chors La Maîtrise Gabriel Fauré mit gemeinsamen Konzert in St. Victor
Informationsbesuch einer Delegation der SPD-Fraktion aus der Bezirksversammlung Hamburg-Altona unter anderem zu Fragen des Denkmalschutzes
1984 Künstleraustausch zu dem Arbeitstitel Wir leben alle am Ausstellung Städtepartnerschaft mit Marseille des Amateurfoto-
Meer mit gemeinsamer Ausstellung im Künstlerhaus und grafen-Verbandes Hamburg im Goethe-Institut in der Kampnagelfabrik
Gastspiel des Marseiller Orchesters Les Solistes de Mar- Gastspiel des Hamburger Vokalquartetts Echo Echo an- seille im kleinen Saal der Musikhalle lässlich der Internationalen Messe in Marseille
1984 Ausstellung mit archäologischen Funden aus dem Ha- / fen von Marseille in Kooperation mit dem Musée
1985 d‘Archéologie Méditerranéenne im Helms-Museum für
Vor- und Frühgeschichte
Gastspiel des Ballet National de Marseille Roland Petit an der Hamburger Staatsoper anlässlich der 11. Hamburger Ballett-Tage
Künstleraustausch zu dem Arbeitstitel Wir leben alle am Rande der Erde (Fortsetzung des Austauschs von 1984)
Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Mar- seiller Chors Les Baladins de la Chanson mit gemeinsamen Konzerten in St. Victor und in der Kirche Vieille-Major
1986 Künstleraustausch und Ausstellung Haben & Halten Ham- Architekten-Symposium Schumacher und Castel, ein Architek- burger und Marseiller Künstler anlässlich der Woche der turvergleich mit Ausstellung Realisierte Stadtplanung von Schuma- bildenden Kunst cher (Hamburg) und Castel (Marseille) im Goethe-Institut
Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Mar- Foto-Ausstellung Gesichter einer Stadt unter Beteiligung von seiller Chors Les Baladins de la Chanson mit gemeinsamen Fotografen aus Marseille, Rotterdam und Hamburg im Konzert in der Aula der Rudolf-Steiner-Schule zusammen Atelier du Patrimoine mit dem Albert-Schweitzer-Jugendorchester
Lese-Vorführung aus dem Theaterstück Das letzte Pu- rimspiel der Waisen des Dr. Janusz Korczak von Emmanuel Eydoux (Roger Eisinger) veranstaltet von der Deutsch- Französischen Gesellschaft „Cluny“ e.V. und dem deutsch- französischen Verlag Maurice Moreau mit Teilnahme des Dichters Eydoux
1987 Kunst-Feuerwerk des Künstlers und Pyrotechnikers Pierre Gastspiel Dritte Sinfonie von Gustav Mahler des Hambur-
Alain Hubert anlässlich der Eröffnung des Sommerthea- ger Balletts in der Oper von Marseille (Gegenbesuch zu ter-Festivals auf Kampnagel dem Besuch des Ballet National de Marseille Roland Petit 1985)
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
Konzertreise des Harvestehuder Kammerchors (unklar, ob genau 1987)
1988 Ausstellung L ‘ Evidence absurde der drei Marseiller Künstler Chorbegegnung des Hamburger Polizeichors von 1901
Piotr Klemensiewicz, Gérard Traquandi und Jean-Clau- und des Marseiller Chors La Maîtrise Gabriel Fauré mit de Ruggirello auf Kampnagel anlässlich des 30-jährigen gemeinsamen Konzert in der Oper von Marseille anläss-
Jubiläums lich des 30-jährigen Jubiläums
Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Ausstellung des Hamburger Bauforums Stadt am Hafen Marseiller Chors Les Baladins de la Chanson mit gemein- - Hafenstadt im Atelier du Patrimoine samen Konzert im Festsaal des Rathauses anlässlich des
30-jährigen Jubiläums
Freiluft-Kino mit Spielfilmen aus Südfrankreich auf dem Rathausmarkt anlässlich des 30-jährigen Jubiläums
Kunst-Feuerwerkinzenierung für das Hamburger Rathaus Am Himmel wandere ich. Traumlied für ein Rathaus des Mar- seiller Künstlers und Pyrotechnikers Pierre-Alain Hubert und dem Hamburger Pyrotechniker Siegfried Sylla mit Uraufführung der Feuerwerksmusik des Hamburgers Jens- Peter Ostendorf anlässlich des 30-jährigen Jubiläums
Verkaufsausstellung Terratrubel Hamburger und Marseil- ler Keramiker auf dem Rathausmarkt mit Rahmenpro- gramm (z.B. Töpfern einer Großplastik zum Thema 30 Jahre Städtepartnerschaft zum Mitmachen und Töpfer- Demonstrationen) anlässlich des 30-jährigen Jubiläums Ausstellung Architecture historique à Marseille im Ausstellungs- foyer der Baubehörde anlässlich des 30-jährigen Jubilä- ums
Lesungen, Vorträge, Filmvorführung und Diskussionsrun- den im Literaturhaus zu den Themen Mittelmeerhafen Mar- seille, Fluchtpunkt Marseille, Fluchtweg nach Marseille, von innen (Anne Tristan), Deutsche Emigration in Südfrankreich, Marseille- Reportagen (Danielle Digne), Marseille - eine kritische Liebeserklä- rung anlässlich des 30-jährigen Jubiläums
Hamburg-Marseiller Bühnenprogramm auf dem Rathausmarkt mit deutschen und französischen Künstlern anlässlich des 30-jährigen Jubiläums
Vorstellung des Buches Marseille, eine kritische Liebeserklärung
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
1990 Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Mar- seiller Chors Les Baladins de la Chanson anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Baladins de la Chanson
1992 Festival der Gegenwartsmusik Real and Virtual mit Work- Ausstellung Hamburger Künstler shop des computergestützt arbeitenden Marseiller Kom- ponisten Jean-Claude Risset in der Hochschule für Musik und Theater
1993 Gemeinschaftsausstellung Junge Kunst der 90er u.a. mit der Konzert des Landes-Jugend-Jazz-Orchesters Hamburg in Marseille lebenden Künstlerin Anke Doberauer auf Kampnagel
1994 Dance Port im Rahmen der Harbour Connection, junger Tanz aus London, Marseille, Hamburg und Rotterdam mit der Compagnie Odile Cazes und der Compagnie du Solitaire aus Marseille auf Kampnagel (Aufgrund von Dispositi- onsgründen fand die Aufführung Marseiller Tänzer im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungen nicht 1993 sondern 1994 im Rahmen der 4. Internationalen Tanz- theaterwochen statt).
Gastspiel der deutschen Compagnien COAX, Neuer Tanz und Tanztheater Rubato als zeitgleiche Veranstaltung zu Dance Port auf Kampnagel
Ausstellung Hambourg aujourd ‘ hui der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg e.V. im Maison de l‘Artisanat et des Métiers d‘Art
1995 Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Mar- seiller Chors Les Baladins de la Chanson anlässlich des internationalen Chorfestivals in Marseille
1997 Dichteraustausch Marseille rencontre Hambourg im Institut Dichteraustausch Marseille rencontre Hambourg im CIPM mit
français mit Lesung im Literaturhaus initiiert von Passage Lesung initiiert von Passage & Co. & Co. anlässlich des Heine-Jahres
Gastspiel des Marseiller Théâtre Démodesastr auf Kamp- Konzert in Marseille (weiteres unbekannt) nagel
Ausstellung Menschenbilder in Hamburg vom Arbeitskreis Photographie Hamburg im Palais des Arts im Parc Cha- not
Aufenthalt des Fotografen André Lützen im Gastatelier der Ateliers d‘Artistes durch ein Reisestipendium des Vereins Neue Kunst in Hamburg
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
1998 Choraustausch des Marseiller Ensembles Musicatreize Choraustausch des Marseiller Ensembles Musicatreize und des Harvestehuder Kammerchors mit gemeinsamen und des Harvestehuder Kammerchors mit gemeinsamen Konzert in St. Johannis anlässlich der 10. Hamburger Be-Konzert in der Kirche St. Laurent anlässlich des 40-jäh- gegnung im Zeichen zeitgenössischer Musik rigen Jubiläums
Ausstellung Passage des Marseiller Fotografen Antoine Ausstellung des Hamburger documenta X-Teilnehmers d‘Agata zusammen mit dem Hamburger Fotografen And-Stephen Craig im Atelier d‘Artistes anlässlich des 40-jäh- ré Lützen im Kunsthaus mit Eröffnungskonzert der Mar-rigen Jubiläums seiller Rap-Gruppe Da Mayor
Kunstausstellung ElbArt `98 im alten Elbtunnel mit den Ausstellung Citytosee der Hamburger Fotografen Felix Bor- Marseiller Künstlern Jean Lauritano, Fabien Moreau und kenau, Klaus Frahm, Helge Mundt und Bernd Seuffert
Marc Quer anlässlich des 40-jährigen Jubiläums zum Thema Kulturstadt Hamburg im Office de la Culture anlässlich des 40-jährigen Jubiläums
Dichteraustausch mit Lesung im Institut français initiiert Dichteraustausch mit Lesung im CIPM initiiert von Passavon Passage & Co. anlässlich des 40-jährigen Jubiläums ge & Co. anlässlich des 40-jährigen Jubiläums
Ausstellung Lundi jamais / Montags nie Marseiller Künstler Ausstellung Today tomorrow Hamburger Künstler in der im Kunsthaus anlässlich des 40-jährigen Jubiläums Galerie de l‘École supérieure des beaux-arts de Marseille anlässlich des 40-jährigen Jubiläums
Chorbegegnung und Konzerte der Hamburger Liederta- fel und des Marseiller Chors Les Baladins de la Chanson mit Konzerten zusammen mit dem Lehrer-Männerchor aus Prag / Tschechien anlässlich des 40-jährigen Jubilä- ums der Städtepartnerschaft und der 175-Jahr-Feier der Hamburger Liedertafel
Foto-Ausstellung Marseille - Hambourg der Hamburger Künstlerin Sabine Kramer und der in Marseille leben- den Künstlerin Susanne Hetzel im Kunstraum Carmen Oberst und der Kanzlei Dammann anlässlich des 40-jäh- rigen Jubiläums
DJ Audio Videoabend Bauhouse „ Rodeo “ @ Trolleybus im Club Trolleybus mit den deutschen Künstlern von Bau- house anlässlich des 40-jährigen Jubiläums
Foto-Ausstellung der Hamburger Künstlerin Sabine Kramer und der in Marseille lebenden Künstlerin Susan- ne Hetzel in der Galerie Autrep‘Art
Foto-Ausstellung Hamburg-Impressionen der Fotografin Sté- Ausstellung des gebürtigen Hamburger Künstlers Jan Voss phanie Tétu in der Rathausdiele anlässlich des 40-jäh-in der Galerie Athanor anlässlich des 40-jährigen Jubilä- rigen Jubiläums ums
Vortrag des künstlerischen Direktors der Marseiller Oper Gast- / Arbeitsaufenthalt des Hamburger Dichters Mirko Jean-Louis Pujol über die kulturellen Aktivitäten von Mar-Bonné im CIPM (ehemaliger Teilnehmer am Hamburgseille für die Mitglieder und Freunde der DFG „Cluny“ Marseiller Dichteraustausch) anlässlich des 40-jährigen Jubiläums
1999 Aufenthalt der Marseiller Künstler Sylvie Réno, Virginie
Barré und Bruno Peinado im Sommeratelier des Künstler- hauses mit Gemeinschaftsausstellung miniMal des Künst- lerhauses und Triangle France im Künstlerhaus, im Rah- men des Projekts Fresh Connection
Aufenthalt der Hamburger Künstlerin Sabine Mohr (Künstlerhaus) im Gastatelier von Triangle France im Rahmen des Projektes Fresh Connection mit Ausstellung zu- sammen mit der Marseiller Künstlerin Sylvie Réno La t ê te dans les nuages in der Galerie von Triangle France
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
Workshop Faites vos jeux im Rahmen des Projekts Fresh Con- nection des Künstlerhauses und Triangle France im Künst- lerhaus während der Marseiller Gastaufenthalte im Som- meratelier des Künstlerhauses in Kooperation mit Sabine Mohr, der HfbK (Absolventen) und der École supérieure des beaux-arts de Marseille (Postdiplomanden)
Ausstellung „ Madeleine “ ...und am Ende der Straße ist das Meer junger Hamburger Künstler in der Galerie der École supé- rieure des beaux-arts de Marseille
26. Grand marché, Verkaufsausstellung zeitgenössischer Ausstellung Par analogie à la derni è re proph é tie de Nostradamus Kunst in den Deichtorhallen unter Hamburger und Mar-des Hamburger Künstlers Dieter Vieg in der Galerie du seiller Schirmherrschaft Tableau
Dichteraustausch zum Thema Prosaarbeiten im Institut Dichteraustausch zum Thema Prosaarbeiten im CIPM initifrançais initiiert von Passage & Co. iert von Passage & Co.
Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Mar- Gast- / Arbeitsaufenthalt des Hamburger Dichters Farhad seiller Chors Les Baldins de la Chanson mit gemeinsamen Showghi im CIPM (ehemaliger Teilnehmer am HamburgKonzerten zum Historischen Marktspektakel zur Franzo-Marseiller Dichteraustausch) senzeit
Ausstellung Trop c ‘ est jamais assez des Hamburger Künstlers Michael Dörner in der Galerie du Tableau
2000 Aufenthalt der Marseiller Künstler Virginie Barré und Gemeinschaftsausstellung Chair de paille et autres poussi è res
Bruno Peinado im Sommeratelier des Künstlerhauses in mit Teilnahme des Hamburger Künstlers Jochen Lempert
Kooperation mit Triangle France in der Galerie der Friche la Belle de Mai in Zusammenar- beit mit der Galerie du Tableau / Diem Perdidi
Erster Teil des Arbeitsaufenthalts-Stipendium (Drehbuch- Entwicklung) der Marseiller Fotografin Estelle Fredét im Atelier Spritzenhaus
Arbeitsaufenthalt des Marseiller Autors Jean-Pierre Os- tende im Gastatelier des Künstlerhauses Hamburg im Rahmen des Projekts Hamburg-Marseille-Palermo-Berlin in Zusammenarbeit mit der Hamburger Künstlerin Sabine Mohr (Künstlerhaus)
Residence des Fotografen André Lützen in den Ateliers d‘Artistes zusammen mit den Marseiller Künstlern Estelle Frédet und Antoine d‘Agata und des italienischen Künst- lers Fabio Sgroi anlässlich der zweiten Station des Projektes Mediterranide (Stationen: Palermo - Marseille - Hamburg): Porträtierung der Stadt Marseille
Ausstellung Sans mots... der Hamburger Künstlerin Sabine Mohr (Künstlerhaus) in der Galerie du Tableau
Aufenthalt im Sommeratelier des Künstlerhauses und Residence und Ausstellung der in Hamburg lebenden St. Ausstellung Les attracteurs é tranges des Marseiller Künstlers Petersburger Künstlerinnen Maria und Natalia PechatniPierre Malphette; gemeinsames Austauschprojekt des kov in den Ateliers d‘Artistes
Künstlerhauses und Triangle France
Deutsch-französischer Dichteraustausch im Institut fran- Deutsch-französischer Dichteraustausch im CIPM initiiert çais initiiert von Passage & Co. von Passage & Co.
Projekt Plat du jour (eine Woche pro Tag eine künstlerische Arbeit an ausgesuchten Hamburger Orten) anlässlich der Europa-Woche (vgl. Kapitel 4.4.4 Spartenübergreifend)
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
Aufenthalt der Marseiller Künstler Madeleine Chiche und Bernard Mistachy wegen Projektrecherche
Gemeinschaftsausstellung Ero(t)ica toxicologia u.a. mit der Marseiller Künstlerin Sylvie Réno in der Galerie Gerlach / J. Stange
Dokumentation Mati è re brut der Produktion Satie amnesie der Hamburger Musiktheatergruppe Opera Silens im Me- tropolis-Kino
Gemeinschaftsausstellung Photographic Postcards u.a. mit der in Marseille lebenden Künstlerin Susanne Hetzel im Museum für Kommunikation
2001 Gemeinschaftsausstellung Hab Gier u.a. mit dem Marseil- Deutsch-Französischer Dichteraustausch im CIPM initi ler Künstler Antoine d‘Agata im Westwerk iert von Passage & Co.
Zweiter Teil des Arbeitsaufenthalts-Stipendiums (Publika- Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Mar- tion Machinerie und Film) der Marseiller Fotografin Estel-seiller Chors Les Baldins de la Chanson le Frédet
Projekt Elli Esram (Marseille von hinten gelesen = Elli Es- ram) der Hamburger Künstlerin Susan Chales de Beauli- eu, Ausstellung mit Film und Fotos im Rahmen der inter- nationalen Ausstellung Selbst-Porträt in der Kulturstiftung Schloss Agathenburg (bei Stade)
Projekt Elli Esram (Marseille von hinten gelesen = Elli Es- ram) der Hamburger Künstlerin Susan Chales de Beauli- eu, fiktive Biographie-Entwicklung mit Marseiller Künst- lern, Einwohnern etc., Gastaufenthalte in den Ateliers d‘Artistes
Aufenthalt der Marseiller Fotografin A. Boudet im Rah- men ihrer Ausstellung Marseille: un essai photographique
2001 Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen des Künst- / lers Wols aus dem Besitz von Marc Johannès im Kunst-
2002 haus. Hervorgegangen aufgrund einer kulturhistorischen
Forschungsarbeit des Geschäftsführers des Kunsthauses Claus Mewes in Marseille
2002 Drei Ausstellungen, 8 Deutsche Künstler in Marseille, im
Künstlerhaus. Die Künstler hatten zuvor in der Galerie du Tableau in Marseille ausgestellt. Mit Besuchen der Künst- ler im Rahmen des Aufenthalts von Bernard Plasse (Initi- ator der Ausstellung und Betreiber der Marseiller Galerie du Tableau) im Gastatelier Westwerk
Ausstellungen Hamburger Künstler in der Galerie du Ta- bleau: Gerlinde Frommherz und Thomas Rieck, Antje Poppinga, Jochen Lempert und Dieter Vieg, Gerhard Do- ehler, Michael Dörner und Sabine Mohr
Ausstellung Reflected Images in Kooperation mit den Ateliers Ausstellung Reflected Images in Kooperation mit den Ate- d‘Artistes und der Kunsthalle Bern im Kunsthaus liers d‘Artistes und der Kunsthalle Bern in den Ateliers d‘Artistes Performanceprojekt Vasistas/ Was ist das? Marseiller Künstler im Ausstellungsraum KX
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
Projekt M é nage à trois, A designated heart head project Teil 1 der Hamburger Künstlerin Sabine Mohr (Künstlerhaus), der Marseiller Künstlerin Sylvie Réno (die sich im Gastatelier des Künstlerhauses aufhielt) und der Berliner Künstlerin Juro Grau in der Art Agents Gallery
Ausstellung sortie numerique #2 des in Marseille lebenden Kölner Volker Krein mit seiner Galerie Justine Lacroix in der Galerie Hinterconti
Deutsch-französischer Dichteraustausch mit Lesung im Literaturhaus initiiert von Passage & Co.
2003 Kunstprojekt O ù ? - Wo? - Where? der Hamburger Künst- lerin Sabine Mohr (Künstlerhaus) im öffentlichen Raum: eine Fliesenwand für die S-Bahnunterführung Sternschan- ze (Fortsetzungsarbeit eines Projekts in Marseille)
Projekt Un pour tous, tous pour un, A designated heart head projet Teil 2 der Hamburger Künstlerin Sabine Mohr (Künstler- haus), der Marseiller Künstlerin Sylvie Réno und der Ber- liner Künstlerin Juro Grau in der Galerie L‘Apocope und der Galerie Justine Lacroix
Interaktives Projekt Hafenblick / vue sur port initiiert von der Interaktives Projekt Hafenblick / vue sur port initiiert von der Hamburger Künstlerin Anneke Gräper in Kooperation Hamburger Künstlerin Anneke Gräper in Kooperation mit der Galerie La Tangente mit der Galerie La Tangente
Gemeinschaftsausstellung Harakiri bonbon des Künstler- Aufenthalt und Ausstellung Reserv é aux Romantiques der hauses Hamburg im Kunsthaus anlässlich des 25-jährigen Künstlerin Annette Bülow in der Galerie La Tangente Jubiläums des Künstlerhauses u.a. mit Werken und Auf- enthalt des Marseiller Künstlers Pierre Malphette
Ausstellung Der Traum von der Stadt am Meer - Hafenstädte aus Aufenthalt und Ausstellung des in Hamburg lebenden chi aller Welt u.a. mit den Hamburger Partnerstädten Marseil-nesischen Künstlers Xiaomin Liu in der Galerie La Tanle, St. Petersburg und Shanghai im Museum für Hambur-gente gische Geschichte
Ausstellung der Marseiller Galerie Justine Lacroix und der Aufenthalt und Ausstellung Au-del à de moi-m ê me der Ham- Marseiller Künstler kpoint und Marie Dainat im Hinter-burger Künstler Susanne Virta und Winifried Lafferentz conti in der Galerie La Tangente
Deutsch-französischer Dichteraustausch im Institut fran- Deutsch-französischer Dichteraustausch in einem Stra- çais mit Lesungen im Institut français und in der Hambur-ßencafé mit Lesungen im Cup of Tea initiiert von Passage ger Botschaft initiiert von Passage & Co. & Co.
2004 Aufenthalt und Ausstellung Neonlicht der Hamburger
Künstlerin Anneke Gräper in der Galerie La Tangente
Deutsch-französischer Dichteraustausch mit Lesung im Kunsthaus Montévidéo initiiert von Passage & Co.
2005 Ausstellung Pavages du plan der Hamburger Künstlerin Syl- via Schultes (Frise) in der Galerie du Tableau
Ausstellung Objets divers des Hamburger Künstlers Ole Henrik Hagen (Frise) in der Galerie du Tableau
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille
Jahr Aktivität in Hamburg Aktivität in Marseille
Ausstellung Les chemins d ‘ exploration der Hamburger Künst- lerin Sabine Mohr (Frise) in der Galerie du Tableau
2006 Chorbegegnung der Hamburger Liedertafel und des Mar- Ausstellung Macro-Micro der Hamburger Fotografin Anne- seiller Chors Les Baldins de la Chanson mit Konzert ge- ke Gräper in der Galerie La Tangente meinsam mit dem Männerchor Quartett Mozart in der
Kirche St. Stephan
Arbeitsaufenthalt des Künstlers Stéphane Le Mercier im Ausstellung Proud to be Lakota: black hills are not for sale der
Gastatelier der Frise Hamburger Fotografin Marion Beckhäuser in der Galerie
La Tangente
Ausstellung Im Licht des Südens - Marseille zu Gast in der Kunsthalle in Kooperation mit den Marseiller Museen Musée des Beaux-Arts und des Musée Cantini Besuch des Marseiller Autors Jean-Pierre Ostende und der Marseiller Künstler Stéphane Guglielmet, Céline Routens und Jean-François Marc in der Frise
Arbeitsaufenthalt des Marseiller Künstlers Vincent Parisot und seiner griechischen Frau und Künstlerin Eirini Linardaki im Mayrschen Haus Harburg; Stipendiaten des Vereins Künstler zu Gast in Harburg
Gemeinschaftsausstellung Vom Gespenst der Nützlichkeit der Hamburger Künstlerinnen Llaura Sünner und Bettina Sefkow und der Marseiller Künstlerin Sylvie Réno in der Frise
Ausstellung Speed up your life! des Vereins Feld für Kunst mit Teilnahme von Künstlern der Partnerstädte Marseille, St. Petersburg und Osaka
2007 Aufenthalt des Marseiller Galeristen Bernard Plasse im Gastatelier der Stadt Hamburg
Quellennachweis:
Interviews und Kontakte über Email und Telefon; Consulat Général de France 1966, Cult e.V. 1998, Deschamps / Gudmundsson 1988, Deutsch-Französische Gesellschaft „Cluny“ e.V. 1986, Deutsch-Französische Woche 1959, Documents d‘artistes 2006, Drucksache 16/4158, 16/5910, 17/1322, 17/2106, 18/3562, Fuchs 1985, Goethe Institut 1971, Hamburger Abendblatt 2006b, Jumelage-Komitees Marseille und Hamburg 1968, Kampnagel 1993, Kulturamt 1973, Kulturbehörde 1988, Kulturbehörde 2000, Lachnit 2003, Le Méridional 1986, Le Provençal 1964, Le Provençal 1971, Maire de Marseille 1971, Merle 1998a, Merle 1998b, Mirek 1984, Mopo 1983, Office de la Culture 1998, Schütt 1975, Schütt 1978, Senatskanzlei 1981, Senatskanzlei 1986, Söring 1998, Staatliche Pressestelle 1998, Tage der deutsch-französischen Begegnung 1981, Weist 1999a, Weist 1999b, Wolf 1993.
Die Manifestationen sind nicht chronologisch in den einzelnen Jahresabschnitten geordnet.
Nach dem Partnerschaftsjubiläum ab 1999 bis heute waren oder sind die nun aufgeführten Institutionen aktiv. Veranstaltungen von Einzelkünstlern mussten unberücksichtigt gelassen werden. Teilweise folgern sie sich jedoch aus Partnerschaften und Austausch der Institutionen und Vereine: z.B. hielt sich die Marseiller Fotografin Estelle Frédet auf Empfehlung der Marseiller Ateliers d’Artistes im Jahr 2000 im Atelier Spritzen-haus auf332, kam der Marseiller Galerist Bernard Plasse auf Vorschlag des Künstlerhauses Hamburg 2002 in das Gastatelier Westwerk und wurden der Marseiller Künstler Vincent Parisot mit seiner griechischen Frau und Künstlerin Eirini Linardaki auf Initiative Thierry Ollats 2006 Stipendiaten des Vereins Künstler zu Gast in Harburg.
4.4.1 Bildende Kunst
Kulturschaffende in der bildenden Kunst formen den heute aktivsten Sektor des Kulturaustauschs. Die dargestellten Institutionen und Vereine engagieren sich jedoch oft nicht alleine in der bildenden Kunst, sondern binden auch andere zeitgenössische Stilrichtungen wie Musik oder Literatur mit ein. Deshalb sind die Grenzen zum Unterpunkt 4.4.4 Spartenübergreifend als fließend zu verstehen.
Feld für Kunst e.V., Hamburg: Noch zum Ende der Arbeit hin konnte dieser Kulturakteur mit in die Liste der aktiven Austauschförderer zwischen Hamburg und Marseille aufgenommen werden: Er organisierte im November 2006 die Ausstellung Speed up your life! mit Künstlern aus Hamburg und den Partnerstädten Osaka, St. Petersburg und Marseille333. Der Austausch mit Marseiller Künstlern soll sich im Idealfall weiterspinnen und zu Austauschprojekten in der Zukunft führen, so das Mitglied des Vereins Karin Haenlein. Der Verein gründete sich 2004 als Zusammenschluss von Künstlern verschiedener Sektoren und nutzt als temporäre Ausstellungsflächen frei stehende Gewerberäume.
Frise e.V., Hamburg: Die Frise ist das Dach zweier Künstlerorganisationen und Vereine, einerseits des Künstlerhauses Hamburg und andererseits des Abbildungszentrums. Das Kunst-Zentrum formierte sich im Jahr 2004 neu in Altona, nachdem dem Künstlerhaus nach 25 Jahren an der Weidenallee der Mietvertrag gekündigt wurde. Ein Arbeitsschwerpunkt der Frise ist der Kulturaustausch mit anderen Städten. Vor allem das Künstlerhaus ist dahingehend zu einem Austauschspezialisten mit Marseille avanciert. Sabine Mohr, Künstlerin in der Frise: „Wenn wir in Marseille sind, dann kann man sich gar nicht vor Einladungen retten, weil man eben den und den und den und den noch besuchen muss in meinetwegen nur 14 Tagen. Und ähnlich ist es dann, wenn die Marseiller hier sind“. Zum ersten Mal hatte das Künstlerhaus 1984 unter dem Arbeitstitel Wir leben alle am Meer Künstler aus Marseille zu Gast. Vor allem aber der Freundschaft der Marseiller Künstlerin Sylvie Réno und Sabine Mohr ist ein weitreichender „Schneeballeffekt“334 bis in die heutige Zeit zu verdanken. Die beiden Frauen lernten sich innerhalb des Hamburg-Marseiller Austausch- projektes Haben & Halten 1986 in Hamburg kennen335. Die Freundschaft der beiden Künstlerinnen zog bis heute weite Kreise Hamburger und Marseiller Künstler mit ein, die im Folgenden wechselseitig Projekte, Gast-Atelieraufenthalte und Ausstellungen in Hamburg und Marseille initiierten. Austauschaktivitäten fin- den in der Frise mit Marseiller Einzelkünstlern oder mit in Marseille lebenden Deutschen statt und kommen z.B. über Kooperationen mit dem Betreiber der Galerie du Tableau Bernard Plasse oder bisher zweimalig mit Triangle France zustande.
Hinterconti e.V., Hamburg: Die kleine Off-Galerie in der Marktstraße war zweimal in den Austausch mit Marseille eingebunden, beide Male in Kooperation mit der Galerie Justine Lacroix, die in Marseille von dem Kölner Volker Krein betrieben wird. Seither sind jedoch keine weiteren Aktivitäten in Erfahrung zu bringen.
Kunsthalle, Hamburg: Die Kunsthalle stellte sich ganz aktuell in die Riege der Austauschförderer zwi-schen Hamburg und Marseille mit einer Ausstellung in Kooperation mit dem Marseiller Musée Cantini und dem Musée des Beaux-Arts de Marseille: Es zeigte von Juni bis September 2006 Im Licht des Südens, französische Landschaftsmalereien von 1800 bis 1900. Eine Ausstellung, die zwar nicht wechselseitig ausgelegt war, aber laut Aussage Dr. Felix Krämers336, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hamburger Kunsthalle, gute Kontakte auf Museumsebene nach Marseille zum Musée des Beaux-Arts und zu der Direktorin der Marseiller Museen Marie-Paule Vial ergeben habe. Für das 50-jährige Jubiläum plant die Kunsthalle deshalb eine weitere Ausstellung in Kooperation mit Marseille.
Kunsthaus, Hamburg: Grundsätzlich sei das Kunsthaus laut dessen Geschäftsführer Claus Mewes für die Hamburger Künstler zuständig und organisiere in diesem Rahmen eigeninitiiert337 oder auf Aufforderung der Kulturbehörde Austauschausstellungen. Aktiv an der Städtepartnerschaft beteiligt war es an der zum 40-jährigen Jubiläum im Kunsthaus stattgefundenen Ausstellung Lundi jamais, kuratiert von Bernard Plasse bzw. der Ausstellung Today tomorrow, die danach kuratiert von Claus Mewes in Marseille gezeigt wurde. 2002 folgte das multilaterale Projekt Reflected Images in Kooperation mit den Ateliers d‘Artistes in Marseille und der Kunsthalle Bern. Für das 50-jährige Jubiläum plant das Kunsthaus eine weitere Austauschausstellung.
Künstler zu Gast in Harburg e.V., Hamburg: Der Verein bietet nationalen und internationalen Künstlern im Mayrschen Haus in Harburg ein Gastatelier. Erstmalig in 2006 profitierte von dem Arbeitsstipendium das französisch-griechische Ehepaar Vincent Parisot und Eirini Linardaki, dass aufgrund der Kooperation mit Marseille von der Senatskanzlei Hamburg finanziell aus dem Topf für Städtepartnerschaften unterstützt wurde. Bisher ist dies aber eine einmalige Angelegenheit.
KX e.V., Hamburg: Der Verein wurde 1987 von einer freien Kunstgruppe gebildet und hatte seinen anfänglichen Sitz einst auf dem Kampnagel-Gelände in Hamburg. Heute bietet der Verein einen Ausstel- lungsort in der City Nord. Erst einmalig waren Marseiller Künstler in Ausstellungsaktivitäten eingebunden, nämlich 2002 durch das Performanceprojekt Vasistas/ Was ist das? auf Kampnagel. An diesem Austausch waren auch Vincent Parisot und Eirini Linardaki beteiligt, die 2006 Stipendiaten des Vereins Künstler zu Gast in Harburg waren.
Westwerk e.V., Hamburg: Der Verein fördert seit 1985 nationale und internationale junge Kunst, Musik, Performance, Literatur, Theater und Film. Zusätzlich stellt er Gastateliers zu Verfügung. Aktiv war der ge- meinnützige Verein in Bezug auf Marseille z.B. 2001 durch die Gemeinschaftsausstellung Hab Gier u.a. mit Beteiligung des Marseiller Künstlers Antoine d‘Agata und 2002 durch die Bereitstellung des Gastateliers an Bernard Plasse.
Ateliers d’Artistes, Marseille: Die Galerie, spezialisiert auf zeitgenössische Kunst, besteht seit 1990. Sie wird alleine von Thierry Ollat geführt. Seit Mitte 2006 wird er dort von einem freien Mitarbeiter vertreten, da ihm seither zudem die Direktion des Musée d‘Art Contemporain (MAC) untersteht338. Die Galerie zeigt ca. drei bis vier wechselnde Ausstellungen im Jahr und engagiert sich im Künstleraustausch und -empfang: es bestehen zwei Gastateliers für nationale und internationale Künstler, in denen sich ab dem 40-jährigen Jubiläum auch Hamburger Künstler als Artists in Residence aufhielten339. Aktuell gibt es aber keinen Aus- tausch zu verzeichnen.
Galerie du Tableau, Marseille: Die Galerie du Tableau ist seit 1998 zwischen Hamburg und Marseille aktiv und kann als Spezialist für den Austausch mit Hamburg angesehen werden. In der Galerie finden Aus- stellungen nationaler und internationaler Künstler, auch Hamburger Einzelkünstler, statt, die durch das ge- strickte Beziehungsnetz zur Hansestadt über Mundpropaganda zustande kommen. Die Galerie du Tableau besteht aus einem 16 qm großen Galerieraum, der von Bernard Plasse, Inhaber der Galerie und Vorsitzen- der des Vereins Diem Perdidi geleitet wird. Das Konzept, ausgerichtet auf zeitgenössische Kunst, sieht jeden Montag eine neue Vernissage vor und erlaubt so eine Präsentation von ca. 45 Künstlern pro Jahr.
Galerie Justine Lacroix, Marseille: Der Off-Kunstraum im Zentrum von Marseille war zweimal in Austauschaktivitäten mit der Galerie Hinterconti 2002 und 2003 eingebunden, des weiteren in ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der Marseiller Künstlerin Sylvie Réno, der Hamburger Künstlerin und des FriseMitglieds Sabine Mohr und der Berliner Künstlerin Juro Grau in 2003. Seither sind aber keine weiteren Aktivitäten in Erfahrung zu bringen.
L‘Apocope, Marseille: Soweit der Verfasserin alle Austauschaktivitäten bekannt geworden sind, war die Off-Galerie nur einmalig an einem Austausch mit Hamburg im Jahr 2003 beteiligt.
La Tangente, Marseille: Die auf zeitgenössische Kunst ausgerichtete Galerie stellt in ihrem internationa- len Konzept Hamburger Einzelkünstler aus, zu denen Kontakte über Hörensagen zustande gekommen sind. La Tangente wurde 2001 von einem Franzosen und drei Hamburgern mit der Zielsetzung gegründet, part- nerschaftlichen Austausch zwischen Hamburg und Marseille zu fördern. Aufgrund fehlender Unterstützung der DGRI wurde die Programmatik auf internationale Künstler ausgeweitet; somit laufen Aktivitäten mit Hamburger Künstlern heute nicht mehr unter dem Deckmantel der Städtepartnerschaft340. Die aktuellste Ausstellung fand im August 2006 mit einer Reportage-Arbeit der Fotografin Marion Beckhäuser über die Indianer in Süd-Dakota statt.
Musée des Beaux-Arts, Marseille341 Musée Cantini, Marseille342
Triangle France, Marseille: Die auf zeitgenössische Kunst ausgerichtete Institution in der ehemaligen Tabakfabrik und dem heutigen Kulturzentrum gelegenen La Friche la Belle de Mai stellt seit 1995 internationalen Künstlern Gastateliers zu Verfügung. In diesem Rahmen pflegte sie u.a. 1998 und 1999 Austausch mit dem Künstlerhaus Hamburg und kooperierte mit der Institution auch für Aufenthalte Marseiller Künstler in Hamburg. Für das 50-jährige Jubiläum wird eine erneute Einbindung der Organisation in den städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch angestrebt.
4.4.2 Musik
Hamburger Liedertafel von 1823 e.V. und Les Baladins de la Chanson aus Marseille: Die beiden Männerchöre pflegen seit 1985 ihre Freundschaft. Der Kontakt kam durch die Unterstützungsleistung der Deutsch-Französischen Gesellschaft „Cluny“ zustande343 und führt seither zu regelmäßigen344 mehrtägigen Treffen. Zu diesen kamen bisher nicht nur die Sänger zusammen, sondern auch deren Angehörige und Gäste. Sowohl in Hamburg als auch in Marseille gab es zu jeder Begegnung einen Rathausempfang345, bei dem der Gastchor einen Brief des jeweiligen Bürgermeisters überreichte. Bei den Vereinsbegegnungen in Marseille nahmen zusätzlich weitere Männerchöre aus dem europäischen Ausland teil.
4.4.3 Literatur
Passage & Co. e.V.: Der Verein gründete sich 1996 mit der Absicht, die Städtepartnerschaft einzusetzen um Literaturaustausch zu machen. Dabei kooperierte er mit dem Institut français und dem Literaturhaus in Hamburg und mit dem Centre International de la Poésie de Marseille (CIPM) in Marseille. 1997, 1998 und 1999 fanden in diesem Rahmen Übersetzungswerkstätten statt. Die Autoren fertigen anhand von Roh- übersetzungen Nachdichtungen der Werke ihrer französisch- bzw. deutschsprachigen Kollegen ins Deutsche bzw. Französische an. Jeder Austausch schloss mit einer oder mehrerer Lesungen. Von 2000 bis 2004 fand die Autorenbegegnung weiterhin in Hamburg, doch mit nicht mehr nur städtepartnerschaftlicher sondern binationaler und europäischer Ausrichtung statt346. Aus Hamburg - Marseille-Passage wurde Nord - Süd- Passage. Die Abkehr von der Städtepartnerschaft erfolgte aufgrund eingestellter Förderungen Hamburgs und die Aussicht auf Fördermittel bei weniger eingeengter Ausrichtung von Seiten der Kollektivität der Région in Marseille. Die Kulturbehörde sah von einer weiteren Förderung ab, da sie Subventionen als An- schub und nicht als Beginn einer „institutionellen Förderung“ betrachtet347. Da die Organisationskosten bei Institutionen348 kaum oder gar nicht ins Gewicht fallen, zieht die Kulturbehörde die Zusammenarbeit mit diesen vor.
4.4.4 Spartenübergreifend
Un bol, du vide, Marseille: Der Verein initiierte im Jahr 2000 das Projekt Plat du jour mit bildenden Künstlern349, einer Musikerin und Komponistin350 und Dichtern und Schriftstellern351 in Hamburg: Eine Woche gab es jeden Tag an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum Arbeiten je eines Künstlers zu sehen. Gerlinde Frommherz, bereits am Austausch Lundi jamais im Kunsthaus Hamburg anlässlich des 40-jährigen Jubiläums beteiligt, ging es bei dem gemeinsam mit der Künstlerin Goria konzipierten und organisierten Projekt darum, „einen Austausch weiter auszuarbeiten“. Begünstigt durch ein vormaliges Studium an der HfbK Hamburg konnte sie auf Künstlerkontakte zurückgreifen und waren ihr Ausstellungsorte bekannt. Un bol, du vide initiierte anschließend keinen weiteren Austausch mehr, „selbst wenn weiterhin persönliche Kontakte bestehen“, so Gerlinde Frommherz.
4.5 Schlussfolgerung zu den kulturellen Austauschbeziehungen
Insgesamt ist festzustellen, dass wechselseitige und über einen langen Zeitraum andauernde Kontakte auf eine kleine Zahl von Einzelkünstlern, Gruppen und Vereinen beschränkt ist. Dabei sind heute fast aus- schließlich Institutionen in der bildenden Kunst aktiv, abgesehen von der Partnerschaft der beiden Männer- chöre Hamburger Liedertafel von 1823 e.V. und Les Baladins de la Chanson. Der Kulturaustausch verläuft dabei:
- über die den Kulturinstitutionen zu Verfügung stehenden staatlichen Etats, wie z.B. in der Frise Hamburg, deren Arbeitsschwerpunkt u.a. Kulturaustausch mit anderen Städten und Ländern darstellt.
- in Eigenregie. Das Eigenengagement der Hamburger und Marseiller Künstler sei dabei, so Sabine Mohr, fast schon „Selbstausbeutung“. Beispielhaft der letzte Aufenthalt eines Marseiller Künstlers im Gastatelier der Frise im Mai 2006: Stéphane Le Mercier bezahlte den Austausch aus eigener Tasche. Ähnlich verhält es sich bei Gastaufenthalten im Rahmen von Ausstellungen in der Galerie La Tangente, die aus Finanznot keine Reise- und Übernachtungskosten übernehmen kann: Künstler schlafen schon mal auf dem Sofa der Galeriebetreiber und An- und Abreise schlagen auf das künstlereigene Budget.
- Seltener verläuft der Kulturaustausch über zusätzliche Förderungen für Austauschprojekte z.B. aus der Hamburger Kulturbehörde. Der staatlich direkt geförderte Austausch wird von Bettina Machaczek, im Verhältnis zu Austausch gefördert durch Mittel aus den den Kulturbetrieben zu Verfügung stehenden Etats und Austausch in Eigenregie, als kaum existent beschrieben. In der Regel könne man davon ausgehen, dass Künstler sich immer in der Kulturbehörde melden, wenn sie einen Austausch durchführen, so Bettina Machaczek. Es spräche sich herum, dass die Kulturbehörde Kulturförderung für Hamburger Künstler leiste. Insofern gehe sie davon aus, dass zur Zeit im Bereich des Kulturaustauschs nicht viel stattfinde. Die DGRI sieht die Situation ähnlich: Wenn es offiziell geförderten Austausch gäbe, wüsste man es.
Das Gute an unserer Gesellschaft sei, so Bettina Machaczek, dass nicht jeder Austausch den Staat brauche und viele Menschen und Vereine sich selbst organisierten und vielleicht irgendwann mal anklopfen und auf ihre Aktivitäten verweisen. Die Städtepartnerschaft mit Marseille sei „eine andere Schiene“ als etwa mit Shanghai oder St. Petersburg, wo vieles in der Zivilgesellschaft laufe, aber der Staat immer noch als Insti- tution wichtig sei, um die Aktivitäten zu begleiten und teilweise aufgrund anderer Gepflogenheiten in den betreffenden Ländern auch zu schützen. Aus der Sicht der befragten Kulturschaffenden und unabhängig von den Städten agierenden Institutionen wird dieses Vorgehen nach dem laissez-faire-Prinzip als Desinter- esse der Stadtverwaltungen an der Städtepartnerschaft gewertet. Der Ruf nach einer Unterstützungsleistung ist groß: Es gebe keinen politischen Willen, die Initiatorenfunktion und Unterstützung352 beider Städte sei nicht ausreichend, um kontinuierliche Kontakte zwischen Kulturschaffenden und in der Bevölkerung zu schaffen. Laut Aussagen der Kulturschaffenden beider Länder seien sie durch ihren ohnehin schweren wirt- schaftlichen Alltag in Anspruch genommen, was einer kulturellen Beziehung mit Marseille hindernd im Weg stehe. Daraus lässt sich folgern, dass nach wie vor in der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille nicht auf eine offizielle und formelle Kontaktebene verzichtet werden kann und sie nach wie vor als Motor dienen muss, da die Städtepartnerschaft als Element des Aufbaus einer auf persönlichen Beziehungen beruhenden Gemeinschaft noch nicht ausreichend etabliert ist.
Außer der bildenden Kunst sind aktuell die Kulturbereiche Theater und Film nicht bzw. Literatur nicht mehr repräsentiert und der Sektor Musik mit nur einer einzigen Partnerschaft unterrepräsentiert353. Vor allem bei den Planungen für das 50-jährige Jubiläum, aber auch für Förderung und Lenkung von Seiten der Kulturbehörde zwischen den Jubiläen müsste diese Tatsache Berücksichtigung finden, um diese kulturellen Felder zukünftig einzubinden.
4.6 Heutige Funktion des partnerschaftlichen Kulturaustauschs
Soll die Städtepartnerschaft nicht erstarren oder gar versanden, so ist es zweckmäßig, sich nach deren heu- tiger Funktion und der in ihrem Rahmen organisierten Aktivitäten zu fragen. Aufgaben und Zielsetzungen der Städtepartnerschaft waren zur Gründungszeit vorwiegend politische und darauf ausgerichtet, durch Austauschaktivitäten gegenseitiges Kennenlernen zwischen Deutschen und Franzosen und Verständnis an- derer Mentalitäten auf der Ebene der Bevölkerung zu fördern. Im Gesamtkontext wollten beide Städte durch ein Freundschaftsverhältnis zur Überwindung historischer Differenzen der ehemaligen Erzfeinde Deutschland und Frankreich beitragen. Der Gedanke der Städtepartnerschaft wurde von der Bevölkerung, die die Kriege erlebt hatte, mitgetragen; was einen anfänglichen Enthusiasmus für die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille nach sich zog. Heute sind nur noch wenige Zeugen der Partnerschaftsgründung aktiv, wie in Hamburg z.B. Mitglieder der deutsch-französischen Gesellschaft „Cluny“ und des Rotary Clubs. Die Gründungsgeneration ist heute alt, bereits verstorben oder sie kann aus anderen Gründen den Gedanken der Städtepartnerschaft nicht weiter tragen. Nachfolgegenerationen, die in Friedenszeiten aufwuchsen und aufwachsen profitieren auch dank der Partnerschaftsbewegung von dem Erfolg der deutsch-französischen Freundschaft. Mit zunehmenden Abstand zu den Kriegsereignissen, die für die Städtepartnerschaft Ham- burg - Marseille354 prägend waren, haben sich Aufgaben und Ziele der Städtepartnerschaft gewandelt355. Sie müssen sich geradezu gewandelt haben, wäre doch der Gedanke der Städtepartnerschaft verfehlt, würde die Städtepartnerschaft noch heute für Aussöhnung kämpfen. Doch die Partnerschaft hat nicht an Bedeutung verloren, ihre damalige Ausrichtung hat sich nur verschoben und ist heute geprägt von einer Vielzahl von Einzelinteressen, die sich in den Experteninterviews widerspiegeln. Die folgende Darstellung beschränkt sich größtenteils auf den Bereich Kultur. Funktionen auf anderen Ebenen356 bleiben aufgrund des Umfangs der Arbeit weitgehend unberücksichtigt. Diese Verfahrensweise drückt jedoch nicht aus, dass diese Bereiche weniger bedeutsam innerhalb der Städtepartnerschaft sind.
4.6.1 Gemeinsame Gestaltung der Zukunft in Europa
Es gibt neue Herausforderungen, um die gemeinsame Zukunft in einem zusammengewachsenen Europa zu gestalten. Auf dem Gebiet der Kultur bedeutet dies vor allem, den Sinn für kulturelle Eigenarten zu erhalten und die kulturelle Vielfalt der Stadt darzustellen. Damit wird einerseits einer kulturellen Nivellierung und Vereinheitlichung entgegengewirkt357, andererseits das kulturelle Verständnis gefördert. Dem entspricht das Konzept der Europäischen Union, festgelegt durch den Amsterdamer Vertrag 1997, deren Ziel es ist, eine „europäische Identität der Vielfalt“ zu schaffen und zur Annäherung der verschiedenen europäischen Völker beizutragen358. Dies manifestiert sich zum Beispiel im Programm Kulturhauptstadt Europa. An dieser „europäischen Identität der Vielfalt“ können Hamburg und Marseille aktiv zusammenarbeiten: z.B. durch die Vernetzung von Verantwortlichen der Kulturbetriebe beider Städte359, um die Stadt Marseille für ihre Bewerbung als Kulturhauptstadt Europa für 2013 zu unterstützen.
4.6.2 Verständigung
Die Völkerverständigung als Ziel der Partnerschaftsbewegung verliert in der Vielfalt der Kulturen Europas nicht ihre Bedeutung und folglich auch nicht deren klassisches Austauschfeld Kultur. Das belegen folgende Punkte:
- Die Bemühung um ein vertieftes gegenseitiges Verständnis nimmt nach wie vor eine zentrale Bedeutung für Europa ein. Verglichen mit der Situation vor 50 Jahren ist der Kontinent heute zusammengewachsen, doch geht damit nicht die absolute Sicherheit gegen „ein Wiederaufleben nationalstaatlicher Konflikte“ einher: „Mit nahezu 50 Staaten - nimmt man die Sprachgemeinschaften noch hinzu, so sind es erheblich mehr - ist Europa mit Abstand der am weitesten in Staaten sowie Sprach- und Kulturgemeinschaften aufgeteilte Kontinent der Erde“360.
- Der Verständigungsaufbau kann niemals als abgeschlossener Prozess begriffen werden. Es folgen immer weitere Generationen, für die die hart erarbeitet Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich nichts besonderes mehr darstellt.
- Die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland wird als selbstverständlich hingenommen. Da- durch erfährt die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille nicht die Aufmerksamkeit, die das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich braucht, um auch in der Zukunft selbstverständlich zu bleiben.
Wer die Basis für die Existenz dieser Selbstverständlichkeit nicht pflegt, riskiert sie zu verlieren. Deshalb erscheint es sinnvoll, die Zusammenarbeit mit Marseille auch kontinuierlich für die Zukunft beizubehalten. Die Stadt Hamburg übernähme mit der Partnerschaft eine Funktion für das gesamte Land, wie es Prof. Dr. Ralf Busch auf einen Nenner brachte. Da Frankreich ein allgemeines Prioritätsgebiet der auswärti- gen Kulturpolitik des Bundes im Allgemeinen darstellt, kann Hamburg damit einen Schritt zur Pflege des Abkommens leisten. Denn zwischen Deutschland und Frankreich läuft nicht immer alles bestens. Seit der Zusammenlegung des Institut français mit dem französischen Generalkonsulat 2004 in Hamburg gab es nicht nur einmal Spekulationen über die Schließung beider Stellen361, das Goethe-Institut in Marseille wurde 1998 geschlossen. Dass die deutsch-französischen Zusammenarbeit nicht als selbstverständlich gilt, zeigt auch das Beispiel Hamburg - Marseille: Als die Front National die ersten Wahlerfolge in Marseille und Umgebung erzielte, distanzierte sich die Hamburger Stadtverwaltung von der Partnerstadt362. Na- türlich kann auch in einer Städtepartnerschaft nicht alles nach Richtschnur laufen, doch über derartige Diskrepanzen findet zwischen Hamburg und Marseille kein Dialog oder Diskurs statt. Dadurch wird die Freundschaft dauerhaft belastet, statt gefestigt. Es werden Missverständnisse geschürt und Spekulationen aufgestellt. Gerade die Differenzen zwischen den beiden Städten, die Distanz und die innerhalb der Städte- partnerschaft entstandenen Problematiken müssen in der Politik der beiden Städte dazu führen, weiterhin aufgeschlossen für den anderen zu bleiben, um guten Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich den Weg zu ebnen. Laut Jean-Pierre Tutin ließen sich die Verhältnisse und Entwicklungen des Mikrokos- mos Hamburg - Marseille auf den Makrokosmos Deutschland - Frankreich übertragen: „On se connaît, on sait qu‘on existe, on trouve ça sympathique, mais en même temps...je n‘ai pas l‘impression que ça soit prioritaire“.
- Die Städtepartnerschaft bietet nicht nur eine deutsch-französische Verständigungsebene, sondern kann auch integrationspolitisch einen Verständigungsbeitrag leisten, z.B. durch die Vernetzung ausländischer Künstler gleicher oder verschiedener Nationalitäten oder Religionen aus beiden Städten mit Deutschen und Franzosen. Denn vor allem Marseille ist geformt von seiner Internationalität363. Es ist eine Stadt mit multikulturellem Charme, dessen Einwanderer aus den südlichen Mittelmeerländern viele Viertel prägen. Somit könnte versucht werden, ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen der beiden Städte herzustellen.
- Durch den Austausch und die Begegnung im Rahmen der Kultur beginnt der Prozess der Verständnisför- derung auf mehreren Ebenen: ein Zugang in die Welt des Verständnisses des Anderen und ein Zugang in die Welt des Kunstverständnisses z.B. im Bereich der bildenden Kunst, wie Bernard Plasse den Zusammen-hang für die an Austauschaktivitäten beteiligten Künstler darstellt. Doch dabei muss die Verständigung sich nicht erschöpfen. Sie kann sich z.B. auf sprachlicher Ebene fortsetzen, wenn durch Begegnungen ein größeres Interesse für die Sprache des Gegenübers entsteht.
4.6.3 Vertretung deutscher Kultur
Das Goethe-Institut in Marseille wurde 1998 aufgrund Stellungskürzungsvorgaben des Bundes geschlossen. Seither gibt es in der Hauptstadt des Departements Bouches-du-Rhône keine offizielle, kulturvermittelnde Stelle Deutschlands mehr. Trotz des Drängens z.B. des Centre Franco-Allemand in Aix-en-Provence, von Seiten des Präsidenten der Münchner Goethe-Institut Zentrale und des deutschen Generalkonsuls sprach sich Hamburg aus Kostengründen gegen ein Maison de Hambourg in Marseille aus. Ebenso zeigte sich Marseille für keine Alternativ-Finanzierung offen. Ein solcher Vorschlag war eingebracht worden, da an- dere Häuser bereits durch Mittel der jeweiligen Partnerstädte geschaffen wurden: in Aix-en-Provence das Tübingen-Haus, heute Centre Franco-Allemand de Provence und in Montpellier das Heidelberg-Haus. Heute ist vorwiegend das Centre Franco-Allemand in Aix-en-Provence als Vertretung der deutschen Kultur im Departement zuständig, das nach Schließung des Goethe-Instituts dessen Bibliothek übernahm. Es muss aber festgestellt werden, dass dessen Hauptaugenmerk verstärkt auf der von ihm als erfolgreich angesehenen Städtepartnerschaft zwischen Aix-en-Provence und Tübingen liegt. Das durch die Schließung des Goethe- Instituts verloren gegangene Potenzial kann durch die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille genutzt werden, um vermehrt die deutsche Kultur in Marseille zu vermitteln; dazu braucht es nicht unbedingt ein Maison de Hambourg.
4.6.4 Vorstellung regionaler Künstler und deren Werk über Grenzen hinaus
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille bietet die Möglichkeit, regionale Künstler und deren Werk in einem internationalen Rahmen vorzustellen und sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen364. Ein Beispiel: Im vom Verein Passage & Co. initiierten Literaturtausch zwischen Hamburg und Marseille übernahm der städtepartnerschaftliche Austausch die Funktion, bisher unübersetzte deutschsprachige bzw. französischsprachige Dichtung dem Partnerland zugänglich zu machen. Kulturaustausch-Pro- jekte geben somit einen Einblick in die kulturelle Vielfalt des Landes und der Stadt.
Für Marseiller Kulturschaffende vor allem in der bildenden Kunst kann ein Austausch mit Hamburg noch zusätzlich eine Plattform bieten: Zwar zeichnet sich Marseille durch eine lebendige künstlerische Szene aus, hat dagegen keinen Kunstmarkt. Das bedeutet, dass es kaum Sammler und keine großen Kunsthändler gibt und die einflussreichen Galerien an einer Hand abzählbar sind. Ableiten lässt sich dies schlichtweg aus der Tatsache, dass es in Marseille keine Kunden gibt, begründbar vorwiegend mit der in der Stadt herrschenden Armut. In Hamburg gibt es im Gegensatz zu Marseille durch ein breites, kaufwilliges Publikum für bildende Kunst einen potenziellen Markt für Marseiller Künstler365. Ein Absatzgebiet, das, laut Thierry Ollat, bedeu- tender als der Kunstmarkt in Südfrankreich sei. In der Vergangenheit war dies einer der Gründe, weswegen Thierry Ollat und Bernard Plasse Austausch außerhalb der Grenzen von Marseille anstrebten.
4.6.5 Einblick in die regionale Kulturszene
Künstler von Austauschaktivitäten halten sich meist in der Partnerstadt auf, um z.B. den Ausstellungsaufbau zu begleiten oder gemeinsam mit Künstlern der Partnerstadt an Projekten zu arbeiten. In diesem Rahmen gibt Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille den Künstlern die Möglichkeit, die regionale Kul- turszene der anderen Stadt kennenzulernen: den Ausstellungsalltag, Kulturpolitik und -förderung in der Partnerstadt und die regionale Szene der Kulturinstitutionen, wie z.B. Künstlerhäuser.
4.6.6 Bereicherung des eigenen städtischen Kulturlebens
Für den Gastgeber kann städtepartnerschaftlicher Kulturaustausch eine regelmäßige Bereicherung des eigenen Kulturlebens sein. Jede Kultur habe eine eigene Ästhetik, die sich trotz Internationalität gehalten habe, so Claus Mewes. Dagegen konstatiert Bernard Plasse keinen Unterschied zwischen Hamburger und Marseiller Künstlern. Es gebe keine Überraschungswirkung auf Austauschausstellungen, hingegen hätten beide Städte Künstler von Qualität. So war sein Anliegen für die Kuratierung der Ausstellung Lundi jamais im Kunsthaus, dass die dargestellte Kunst sagen konnte: „de Marseille“366.
4.6.7 Bearbeitung von Gemeinsamkeiten, Zugang zu Neuem
Die Städtepartnerschaft bietet die Möglichkeit Themenbereiche zusammen zu bearbeiten, die in Vergan- genheit und Gegenwart Gemeinsamkeiten zwischen den Städten zeigen, z.B. die Auswanderungshäfen Hamburg - Marseille, Kolonialismus oder die Exilgeschichte367. In der Vergangenheit wurde bereits der Wandel in der Kulturlandschaft ab den siebziger / Anfang der achtziger Jahre thematisiert, der in beiden Städten Gemeinsamkeiten entdecken ließ: Nicht mehr genutzte Industriegelände wurden ab dieser Zeit zu kulturellen Örtlichkeiten umgewandelt368. Aus der ehemaligen Fischauktionshalle in Marseille, auf franzö- sisch la Criée aux poissons, wurde zu Beginn der achtziger Jahre das National-Theater La Criée369, in Ham- burg zu Beginn der siebziger Jahre aus einer ehemaligen Maschinenfabrik das Stadtteilkulturzentrum Fabrik und aus der Fabrik Kampnagel zu Beginn der achtziger Jahre der Kulturbetrieb Kampnagel mit Theater-, Tanz- und Performance-Veranstaltungen. Niederschlag fand diese in beiden Städten stattfindenen Neunut- zung in einer Fotoausstellung anlässlich der Tage der deutsch-französischen Begegnung 1981: Fabrikräume
- Kulturräume in Hamburg und Marseille 370. Gezeigt wurde sie in der Galerie Podium in Hamburg, selbst ehemals Fabrikgebäude. Daneben kann die kulturelle Vernetzung auch noch nicht ausreichend untersuchte Themen erfassen, wie z.B. im Bereich Exil. Doch nicht nur die Bearbeitung gemeinsamer historischer Entwicklungen, sondern auch die Bearbeitung gemeinsamer aktueller Problematiken könnte Anlass zur Vertiefung der Städtepartnerschaft und ihr eine neue Funktion geben, wie z.B. im Bereich der Integration und des Rassismus. Zudem gibt die Städtepartnerschaft den Raum, Aktivitäten der anderen Stadt zugänglich zu machen, wie z.B. die in Marseille noch in den Kinderschuhen steckenden Poetry Slams.
4.6.8 Schlüssel zur Wirtschaft
Claus Mewes und Thierry Ollat erkennen im Kulturaustausch eine Funktion, die kaum ausgesprochen, im Stillen aber angestrebt werde: über den kulturellen Austausch den Fuß in die Tür der Wirtschaft stellen zu können. So meint Christl Howaldt, ehemalige Beauftragte für Städtepartnerschaften 1994 in einem taz-In- terview: „Dort wo wir Städtepartnerschaften pflegen, sind auch unserer Wirtschaft mehr als anderswo Tür und Tor geöffnet“371.
„Der Aspekt der wirtschaftlichen Zusammenarbeit“ in Städtepartnerschaften hat erst mit Ende der achtziger Jahre „an Bedeutung gewonnen“, was in partnerschaftlicher Zusammenarbeit Hamburgs mit Städten vor allem Richtung Asien sichtbar geworden ist, die offensichtlich vorwiegend durch wirtschaftliche Interessen getragen wird. Gleiches gilt für die Beziehungen Hamburgs zu Toulouse und Bordeaux und ihren Regionen. Doch die Kultur als reinen Wirtschaftsfaktor oder als Türöffner zu betrachten, widerstrebt dem Gedanken der Städtepartnerschaft: „Städtepartnerschaften wurden zunächst eindeutig unter dem Aspekt der Friedens- sicherung, der persönlichen Kontakte zwischen den Bürgern und des interkulturellen Lernens begründet. Im Vordergrund standen dabei also Jugend- und Vereinsbegegnungen und kultureller Austausch“372. Die heutige größere Bedeutung der Wirtschaft ist dem nicht abträglich, wird dabei nicht die Annäherung der Bevölkerung innerhalb des Kulturaustauschs dem Streben nach wirtschaftlichen Profit nachgestellt. Die Verschwisterungen Hamburgs laufen aber Gefahr, genau diesem Streben nach wirtschaftlichem Profit eine höhere Priorität einzuräumen. Städtepartnerschaften sollten sich insofern von internationalen Beziehungen unterscheiden lassen, als dass internationale Wirtschaftsbeziehungen z.B. von einer ökonomischen Renta- bilität bestimmt werden oder zwischenstaatliche Beziehungen entscheidend von der Politik der jeweiligen Regierungsmehrheiten abhängen. Städtepartnerschaften müssen grundlegend frei sein von materiellen Ziel- setzungen und tagespolitischen Zwängen. In der Städtepartnerschaft muss auch weiterhin der Bürger im Mittelpunkt des Bemühens und des Interesses stehen.
4.7 Optimierung des Kulturaustauschs
Um zu einer Optimierung des Kulturaustauschs beitragen zu können, wurden durch die geführten Interviews und die Erkenntnisse aus der Literatureinsicht Kriterien herausgearbeitet, die den Erfolg bzw. Misserfolg der Partnerschaft zwischen Hamburg und Marseille beeinflussen können. Die für die dargestellten Problembereiche angebotenen Maßnahmen und Lösungsvorschläge sehen sich ganz dem Motto Joachim Rothackers verpflichtet: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.
Es versteht sich von selbst, dass die qualitativen Aspekte von partnerschaftlichen Aktivitäten einen überge- ordneten Stellenwert vor der Quantität der Kulturaktivitäten zwischen Hamburg - Marseille und der an ihnen beteiligten Bürger einnehmen müssen und die dargestellten Möglichkeiten vor allem zur Schärfung des Profils des städtepartnerschaftlichen Kulturaustauschs dienen sollen. Dies gilt gleichzeitig für die Aus- führungen in Kapitel 5.
4.7.1 Politischer Wille
Der Ausdruck eines politischen Willens für die Städtepartnerschaft beschränkte sich in den vergangenen Jahren auf offizieller Ebene auf den jährlichen Versand von Neujahrsgrüßen zwischen den Bürgermeistern Jean-Claude Gaudin und Ole von Beust. Konkrete Bereitschaft zur Städtepartnerschaft zeigte sich dagegen weder in den organisatorischen Leistungen der Städte, noch in der Finanzierung kultureller Aktivitäten vor allem von Seiten Marseilles oder in offiziellen Kontakte und Besuchen zwischen den Stadtverwaltungen.
Die Interviewpartner Prof. Dr. Ralf Busch, Bettina Machaczek, Jean-Pierre Tutin und Joachim Rothacker halten einen erneuten offiziellen Zugang in der Städtepartnerschaft für unabdingbar. Dieser müsse sich durch regelmäßige politische Präsenz z.B. durch Delegationsbesuche zur Unterstreichung des Willens für die Städtepartnerschaft ausdrücken. Seit der Jahrtausendwende gab es jedoch keine offiziellen Kontakte und Begegnungen. Erst ab September 2006 wurden diese wieder aufgenommen373. Bisher war weder Marseilles Bürgermeister Jean-Claude Gaudin seit seiner Amtsübernahme 1995, noch Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust, seit 2001 im Amt, zu Antrittsbesuchen in der jeweils anderen Stadt. Ole von Beust wurde jedoch mittels eines Briefes des Marseiller Bürgermeisters nach Marseille eingeladen, den der Chor Les Baladins de la Chanson anlässlich des Besuchs im Mai 2006 in Hamburg an Prof. Dr. Ralf Busch beim Rathausempfang überreichte. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass diese Einladung durchaus nicht aus heiterem
Himmel kam. Der französische Generalkonsul Jean-Pierre Tutin hatte sich im Vorwege mit einem „lettre extrèment claire“374 an den Marseiller Bürgermeister gewandt, mit der Bitte, die Städtepartnerschaft auf politischem Niveau zu reaktivieren. Ole von Beust nahm die Einladung des Marseiller Bürgermeisters an und wird voraussichtlich seinen Besuch in Marseille zum 50-jährigen Jubiläum antreten. Der letzte Besuch eines Hamburger Bürgermeisters in Marseille liegt acht Jahre zurück, der eines Marseiller Bürgermeisters in Hamburg 17 Jahre375. In der Vergangenheit waren alle Bürgermeister, außer Hamburgs Bürgermeister Dr. Klaus von Dohnanyi376, mindestens einmal in der Partnerstadt, um ihr politisches Interesse zu manifestie- ren: Max Brauer war in seiner Amtszeit einmal in Marseille377, Dr. Paul Nevermann einmal378, Dr. Herbert Weichmann einmal379, Peter Schulz zweimal380, Hans-Ulrich Klose einmal381, Henning Voscherau einmal382, und Ortwin Runde einmal383. Der langjährige Bürgermeister von Marseille, Gaston Defferre, war in seiner 33-jährigen (!) Amtszeit, die durch seinen Unfalltod 1986 beendet wurde, sechsmal in Hamburg384 und Ro- bert Vigouroux einmal385.
Jean-Claude Gaudin ist durch seine zusätzliche Tätigkeit als Vize-Präsident im französischen Senat mit zusätzlichen Verpflichtungen ausgelastet. Auch Ole von Beust, Bürgermeister und Landeschef zugleich, habe, so Prof. Dr. Ralf Busch, neben den Städtepartnern weitgefächerte Reiseziele, z.B. in Regionen mit wirtschaftlichen Verflechtungen. Dass die auf der Prioritätenliste in Hamburg ganz weit oben stehen, zei- gen Tatsachen: Ole von Beust war in seiner 5-jährigen Amtzeit bereits zweimal in Toulouse und in China, aktuell in 2006 in der Öresund-Region386, dagegen kein einziges Mal in Marseille. Die Interviewpartner sind der Meinung, dass aufgrund der hohen Arbeitsbelastung der Bürgermeister die politische Präsenz in der Partnerstadt auch durch andere Repräsentanten der Stadt erfüllt werden könne. Diese Aufgabe könnte z.B. der zweite Bürgermeister, ein Vertreter des Senats oder eine Delegation der Bürgerschaft wahrnehmen. Letztere sei im Mai 2006 jedoch erst in Toulouse gewesen und müsse aus Kostengründen mit ihrem Reisen- budget sparsam umgehen, so Prof. Dr. Ralf Busch: „Wenn jetzt ein Ausschuss im Mai in Toulouse war, dann kann man sagen, dass in den nächsten Jahren niemand aus diesem Umfeld nach Frankreich reisen wird. Insofern ist es sehr schwierig, so etwas kontinuierlich auf einem hohen Level zu halten“. Allerdings führte in der Vergangenheit die Absage des Bürgermeisters Dr. Klaus von Dohnanyi zum 25-jährigen Jubiläum in Marseille und dessen Vertretungsbesuch, wahrgenommen durch Vize-Bürgermeisterin Helga Elstner, zu nachtragender Verärgerung auf Marseiller Seite bis zum 30-jährigen Jubiläum. Nur durch Zusammenarbeit und offene Gespräche können ausbleibende Besuche oder Vertretungs-Delegationen Missstimmungen ver- hindern und gegen eine nachhaltige Belastung der Beziehungen wirken.
Politischer Wille spiegelt sich jedoch nicht nur in gegenseitigen Delegationsbesuchen mit offiziellen Ehr- erbietungen wider. Als Anzeichen einer politischen Willensbekundung können auch die außenpolitischen Schwerpunktregionen der beiden Städte gewertet werden387. Marseille wendet sich vorwiegend dem Mittel- meer-Raum insbesondere den Maghreb-Staaten, dem Nahen und Mittleren Osten und Städten Südeuropas zu. Was unter der Ägide des 5. stellvertretenden Bürgermeisters388 Jacques Rocca-Sera, u.a. zuständig für die internationalen Beziehungen, zur Verstärkung der Kooperationen im Mittelmeer-Raum vorangetrie- ben wurde, gilt heute in der Stadtverwaltung aufgrund gut funktionierender Partnerschaften gen Süden als erreicht. Jacques Rocca Serra wünscht sich in jüngster Zeit für die Stadt Marseille eine Öffnung und Konzentration auf die Partnerschaften in Europa, wie Hamburg, Kopenhagen und Antwerpen, die jah- relang vernachlässigt worden waren. Noch bessere Karten hätte die Partnerschaft mit Hamburg, wenn der Bereich Europa des Conseil Internationale de la ville de Marseille (CIVM)389 die Stadt im Norden als interessant begreifen würde. Dieser seit 2002 existierende Rat hat zur Aufgabe, die Interessen aller aktiven Kräfte wie Unternehmen aber auch Kulturvertreter Marseilles mit gewünschter internationaler Ausrichtung miteinander in Synergie zu bringen. Wenn er eine Ausrichtung nach Hamburg bzw. die Redynamisierung der Partnerschaft aufgrund der gewünschten Vorlieben der Vertreter aus Wirtschaft, Kultur usw. bekräftigt, würde sich die Ausrichtung Marseilles mit Nachdruck dieser Aufgabe widmen, ist aus der DGRI zu hören. Die Prioritätenliste Hamburgs ist bereits in vorhergehenden Kapiteln behandelt worden390. Stehen dort zwar auch die Städtepartnerschaften, rangiert Marseille jedoch dabei auf unterster Ebene. Vice versa die gleiche Situation mit dem Städtepartner Hamburg in Marseille. Erst seit 2006 beginnt die Stadtverwaltung Marseilles, sich auf den Partner im Norden zurück zu besinnen. Wenn Frankreich, dann Toulouse und seine Region Midi-Pyrénée oder die Region Aquitaine mit der Stadt Bordeaux, heißt es aus Senatskanzlei und Kulturbehörde. Hamburg ist einer der international größten Standorte der Luftfahrtindustrie. Airbus wie auch Lufthansa Technik sind in Hamburg ansässig. Daher bestehen Auslandsbeziehungen zu den Luftfahr- zeugindustriestandorten vor allem nach Toulouse bzw. der Region Midi-Pyrénées, aber auch nach Bordeaux bzw. der Region Aquitaine. Zwar hat auch Marseille einen Hang zur Luftfahrt, jedoch zu Hubschraubern. Die in Marseille ansässige Firma Eurocopter gehört wie die Hamburger Airbus-Anlage zum EADS-Kon- zern. Jean-Pierre Tutin kommt auf die Sichtbarkeit des politischen Willens durch Prioritätensetzung zu sprechen: „Aujourd‘hui c‘est qui pose problème c‘est, peut-être, la volonté politque de l’un et l’autre. Quand je rencontre le maire de Hambourg, il me dit: „Moi je suis plus intéressé par les accords que j‘ai signé en 2004 avec Toulouse et avec l‘Aquitaine et Midi-Pyrénée plutôt que avec Marseille“, je ne vois pas l‘intêret de la ville de Hambourg“. In Bezug auf das größere Interesse Hamburgs an Toulouse statt an Marseille spricht Jean-Pierre Tutin von einer „Logique industriel“, ein durch wirtschaftliche Interessen geleiteter Wille in Hin- blick auf Airbus und in diesem Zusammenhang stehende Qualifizierungsmaßnahmen. Wirtschaft ist heute das Schlüsselwort der Zusammenarbeit. Prof. Dr. Ralf Busch: „Die Stadt Hamburg hat eine wirtschaftliche Ausrichtung. Die kulturelle Ausrichtung spielt eine untergeordnete Rolle“ und weiter „Hätte man gewusst, wie sich das alles wirtschaftlich entwickelt, dann hätte man eine Städtepartnerschaft mit Toulouse geschlos- sen“. Wirtschaftliche Kontakte könnten seiner Meinung nach kulturelle folgern. Kulturelle Beziehungen zwischen Hamburg und den Regionen Midi-Pyrénée und Aquitaine stecken dagegen laut der Kulturbehör- de Hamburg noch in den Kinderschuhen. Mit dem Gedanken der Städtepartnerschaft hat dies nicht mehr viel zu tun391.
Politischer Wille ist demnach in der heutigen Situation nicht erkennbar, was selbst von den Behörden nicht geleugnet wird. Der offizielle Zugang zur Städtepartnerschaft, der gemeinsame Wille der Städte zur Part- nerschaft, das fehle, resümiert Bettina Machaczek. Sie finde das aber nicht beängstigend, da es beiden Städten in ihrer Art gut ginge. Der momentane Prozess des Wandels seit Ende 2006392 führt die Verfasse- rin auf das nahe stehende Jubiläum zurück. Dies bestätigt bereits die Vergangenheit. Geburtstage wurden immer, trotz eingeschränkter bis nicht vorhandener Beziehungen auf offizieller Ebene während der Jahre dazwischen, gefeiert. In Bezug auf die angestrebten Jubiläumsfeierlichkeiten 2008 dürften zwei Tatsachen die Lage zudem erschweren. Einerseits erwarten Marseille und Hamburg für 2008 Neuwahlen, die die politischen Mehrheitsverhältnisse verändern können, folglich könnte sich dies auf die Ausrichtung der Part-nerschaft im positiven oder negativen Sinne393 auswirken. Es werden zwar von den interviewten Experten politische Zeichen in Richtung auf das Jubiläum für die Städtepartnerschaft erwartet, diese stehen aber potenziell - z.B. bei einem Regierungswechsel - auf einem schmalen Grat. Andererseits feiert Hamburg das Partnerschaftsjubiläum mit St. Petersburg im Jahr 2007 und Marseille wird sich 2008 mit einer weiteren China Time den Platz teilen müssen. Es muss zu recht befürchtet werden, dass Marseille aufgrund dessen finanziell und organisatorisch schlechter abschneiden könnte.
Um ein Funktionieren und eine Profilbildung der Städtepartnerschaft auf Dauer zu gewährleisten und um politischen Willen zu demonstrieren, müsste die Verschwisterung in beiden Städten eine ehrliche Einstufung als Prioritätsregion erfahren, was sich neben Delegationsbesuchen z.B. auch in einer Lenkungs- und Animationsfunktion der Kulturbehörde394 oder in anderen organisatorischen Maßnahmen widerspiegeln könnte und sich in den Finanzierungsmaßstäben in beiden Städten niederschlagen müsste395.
4.7.2 Zusammenarbeit der Stadtverwaltungen
Die Partner sollten, wie es das Wort besagt, auch wie Partner agieren. Dies bedeutet sowohl Gemeinsam- keiten im Denken und im Planen als auch direkte Kommunikation. Während der Anfertigung der Diplom- arbeit fungierte die Verfasserin nicht nur einmal als Kontaktvermittlerin einerseits zwischen den offiziellen Stellen der beiden Städte, andererseits zwischen offizieller Verwaltung und der Basis, d.h. kulturellen Insti- tutionen und Vereinen.
Im Moment findet kaum gemeinsames Denken und Handeln auf der offiziellen Ebene statt. Beispielhaft kann das an der Interviewbemerkung von Bettina Machaczek verdeutlicht werden. Mit Aussicht auf die Feierlich- keiten 2008 zum Partnerschaftsjubiläum zwischen Hamburg und Marseille bemerkte sie nachdenklich, dass die Feier „hoffentlich mit Marseille“ stattfinde. Dieses „mit Marseille“ kann im Vorwege durch gemeinsame Programmfestlegungen und gemeinsame Absprachen zu den finanziellen Rahmenbedingungen erfolgen. In früherer Zeit, d.h. vor dem 40-jährigen Jubiläum, erfolgten je nach personeller Besetzung schriftliche oder telefonische Programmabstimmungen. Vor Jubiläumsveranstaltungen gab es zusätzlich persönliche Treffen. Die Zeichen stehen momentan nicht schlecht für eine Zusammenarbeit. Die Stadtverwaltungen sind dabei, sich wieder kennenzulernen. Die Frage ist, ob es sich nur um eine temporäre Zusammenarbeit in Hinblick auf das Jubiläum 2008 handelt. Gemeinsamkeiten im Denken und Handeln werden aber auf Dauer nur fruchten können, wenn sie kontinuierlich praktiziert werden. Sinnvoll wäre demnach ein regelmäßiges Kol- loquium für die für die Städtepartnerschaft verantwortlichen Mitarbeiter beider Städte und direkter Kon- takt etwa über Internet, um neue Ideen und Lösungen gemeinsam zu entwickeln. Sprachgewandtheit setzt dies in der heutigen Zeit zumindest auf offizieller Ebene kaum mehr voraus: Englisch ist im Berufsalltag allgemein, Prof. Dr. Ralf Busch spricht selbst französisch.
Um zu gemeinsamen Lösungen und Projekten zu kommen, müssen die Beteiligten zusammenarbeiten. Aber auch das Wie der Zusammenarbeit kann eine Rolle spielen, was die Interviews belegen: Gegen Dezember 2005 versuchte die DGRI, die Zusammenarbeit mit der Senatskanzlei Hamburg nach Jahren der Funk- stille wiederaufzunehmen, da sie kurz vorher eine Anfrage der Albert-Schweitzer-Schule zwecks Schüler- austausch mit einer französischen Schule erhalten hatte. Obgleich die Email der DGRI bei Prof. Dr. Ralf Busch eingegangen und bekannt war, erfolgte keine Rückantwort bis mindestens Mai 2006. Eine durchaus nicht unübliche Handlungsweise selbst im Rahmen von Austauschprojekten, wie das Interview mit Dr. jur. Helmut Dressel von der deutsch-französischen Gesellschaft „Cluny“ zeigt: „Wenn Privatpersonen wie auch unsere Gesellschaft „Cluny“ Vorschläge machen, muss man nicht nur Wochen oder Monate darauf her- umsitzen, sondern von hoher Stelle der beiden Städte hören: Ja, macht das!“. Daran habe es laut Dr. jur. Helmut Dressel in beiden Städten gefehlt.
Zu guter letzt: Um die Städtepartnerschaft am Laufen halten zu können, bedarf es arbeitsfähiger offizieller Stellen, was sich auf die Personalsituation und die Finanzierungsverantwortung bezieht: um die Städtepartnerschaft von offizieller Seite tragen zu können, sind ausreichend Mitarbeiter von Nöten, denen entsprechende Zeit zu Verfügung steht, sich mit der Städtepartnerschaft zu beschäftigen. In beiden Städten scheint dies nicht gegeben zu sein396. Zum anderen muss ein Budget vorhanden sein, das nicht nur auf Partnerschaftsjubiläen als Leuchtturmprojekte beschränkt bleiben darf, sondern den Mitarbeitern eine gewisse Handlungsfähigkeit über Jubiläen hinaus erlaubt397.
4.7.3 Kontinuität der Koordinationsleistung
Als ein Schlüssel zum Erfolg der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille ist die Kontinuität der Koordi- nationsleitungen zu bewerten. Kontinuität in der Koordinationsleistung versteht die stetige Betreuung in- teressierter Kulturschaffender oder Privatpersonen durch die Stadtverwaltungen. Sie müssen das Mitwirken der Bürger auf Dauer, d.h. über Städtepartnerschaftsjubiläen hinaus, z.B. durch finanzielle Unterstützung, Know-How etc. sicherstellen398. Eine derartige Durchgängigkeit hat es innerhalb der Städtepartnerschaft seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr gegeben. Dass sie auf die gesamte Städtepartnerschaft bezogen unzureichend war, beweist der Auf- und Ab-Rhythmus der Partnerschaft399. Ein kontinuierlich geförderter und regelmäßig stattfindender Austausch hätte zum Vorteil, dass dessen Entwicklung stetig nachvollzogen und dessen Qualität regelmäßig bewertet, und auf entstehende Partnerschaften immer wieder zurückgegrif- fen werden könnte.
4.7.4 Kontinuität in der Finanzierung
Hamburg bedauerte nicht nur einmal den bis in die heutige Zeit finanziell weniger ausgeprägten Einsatz der Partnergemeinde400. Hier müsste eine Vereinbarung gefunden werden. Statt es auf einer Tatsache beruhen zu lassen und die Beziehungen geradezu zum Einschlafen zu zwingen, müsste es zu einer vertrauensvollen Aussprache zwischen den Verantwortlichen kommen und verbindliche Regelungen zur Finanzierung der Partnerschaft getroffen werden.
Gesonderte Haushaltstitel für Städtepartnerschaften erweisen sich als günstig, problematisch sind die Verteilmaßstäbe für die Gelder. Die Förderung müsste, um eine finanzielle Basisversorgung des Kulturaustauschs zwischen Hamburg und Marseille zu sichern, zumindest in einem jährlichen Grundbetrag gleichbleibend sein. Diese „festen Töpfe“, wie Claus Mewes ihn nennt, sollten entsprechend größerer Ereignisse und besonderer Veranstaltungen nach oben erhöht werden können. Das ist bis heute nicht der Fall. 2004 gab es etwa weder von Hamburg noch von Marseille einen Cent für den städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch. Marseille hat sich seiner Finanzierungsverantwortung seit mindestens acht Jahren entzogen401. Dr. jur. Helmut Dressel brachte die Finanzierungsbereitschaft auf den Punkt: Wenn immer weniger Geld vorhanden sei, dann seien die Möglichkeiten auch sehr beschränkt.
Thierry Ollat sprach sich für einen gemeinsamen Finanzpool Hamburg - Marseille aus. Aussehen könnte dieser Fond dergestalt, dass Hamburg und Marseille in einen Topf einzahlten und ebenso gemeinsam über Verwendungsmöglichkeiten entschieden. Eine gemeinsame finanzielle Basis wäre vor allem sinnvoll, da sich Hamburg wegen seiner größeren Finanzierungsbereitschaft in der Vergangenheit und noch heute als stän- diger Geber sieht und Marseille ein Desinteresse an der Städtepartnerschaft attestiert. Ausgangspunkt der Überlegungen müsste sein, dass jede Gemeinde entsprechend der Einwohnerzahl einen gewissen pro-Kopf- Betrag in den Fond einzahlt. Die Mittel sollten zur Bezuschussung von Aktivitäten in beiden Gemeinden unter Beachtung eines zahlenmäßig und finanziell gleichwertigen Austausch verwendet werden. Ein Selektionskomitee, zusammengesetzt aus Hamburger und Marseiller Mitgliedern, könne, so Thierry Ollat, jährlich durch wechselseitige Abstimmungen bei einer Zusammenkunft entweder im Süden oder im Norden über die Verwendung beraten, was zugleich einem Austausch mit sich brächte.
Doch noch sind beide Städte von diesen Finanzierungsmodellen weit entfernt. Stattdessen profitieren Schwerpunktregionen. Zwar wiesen Gesprächspartner in der Hamburger Stadtverwaltung wiederholt darauf hin, dass die Städtepartnerschaft mit Marseille nicht mit anderen Partnerschaften Hamburgs verglichen werden könne, ein Vergleich folgert sich jedoch zwangsläufig aus der Tatsache, dass Marseille nicht auf einem Niveau mit den anderen Partnerschaften rangiert. Während jedoch Shanghai und St. Petersburg auf der Prioritätenliste erste Plätze einnehmen, sieht die Situation für das Finanzvolumen für den Kulturaustausch mit den Partnerstädten anders aus. Laut der unveröffentlichten Aufstellung der Hamburger Kulturbehörde über die von der Senatskanzlei übertragenen Fördermittel für den Kul- turaustausch mit den Partnerstädten von 1994 bis 2004402 geht es gemessen am Finanzvolumen in die- ser Zeitspanne nur noch Dresden (Aufwendungen von 59.092 Euro) schlechter als Marseille. Während für Marseille in diesem Zeitraum 161.339 Euro aufgewendet wurde, flossen in den Kulturaustausch mit Shanghai 179.282 Euro, 17.943 Euro mehr als für Marseille403, trotz allem kann nicht der Schlussfol- gerung von Interviewpartnern gefolgt werden, dass im städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch nur noch in Shanghai investiert würde, folgen doch für den Zeitraum von 1994 bis 2004 die Städte Prag (193.879 Euro), Chicago (196.003 Euro), Osaka (204.474 Euro) und St. Petersburg (225.822 Euro)404 mit weitaus höheren finanziellen Einsätzen der Stadt Hamburg. Statt sich jedoch in Vergleichen zu verlieren, wäre es sinnvoller, nach einem gemeinsamen Nutzen zu fragen. Sowohl Hamburg als auch Marseille teilen sich z.B. die Partnerschaft zu Shanghai.
Doch in diesem Kapitel kann nicht nur auf die Finanzierungsverantwortung hingewiesen werden, sondern muss zur Vervollständigung auch der Bereich der allgemeinen Sparpolitik der beiden Städte angesprochen werden. So ächzen z.B. Kulturinitiativen unter den kulturpolitischen Sparmaßnahmen der Stadt Hamburg bzw. Marseille, sollen aber aus den ihnen zu Verfügung stehendem Etat ausgestattete Austauschmaßnahmen möglichst mitfinanzieren. Gleichzeitig sei auch der Hinweis erlaubt, dass Hamburg städtebauliche und kul- turelle Leuchtturm-Projekte wie die in Planung stehende Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A in der Hafencity mit Millionenbeträgen fördert. Dagegen zeigt sich z.B. in der Off-Kunstszene der bildende Kunst in Hamburg ein ganz anderes Bild: Seit ca. 20 Jahren sind die Mittel stagnierend, gegenläufig zur steigenden Tendenz der Entwicklung neuer Kunsträume und Initiativen. Schlussfolgernd wird gerechterweise der be- stehende Kulturetat auf immer mehr Antragsteller aufgeteilt. Das Künstlerhaus Hamburg gehört nicht zu den alleinigen Initiativen, die sich sogar „langsam in ihrer Arbeit gefährdet“ fühlen405. Auch Claus Mewes vom Kunsthaus406 und Thierry Ollat in Bezug auf seine Arbeit in den Ateliers d‘Artistes kritisieren die Höhe der ihnen zu Verfügung stehenden Etats, um Austauschprojekte zu initiieren.
Verständlich, dass die Budgetknappheit für internationalen Kulturaustausch immer zu einer Schwerpunkt- setzung führen muss. Da es sich um Steuergelder handelt muss er wohlüberlegt gefördert werden. Doch diese Schwerpunktsetzung sollte weiterhin kontinuierlichen Austausch zwischen bereits in der Städtepart- nerschaft etablierten Institutionen und Künstlern gewährleisten, die sich seit Jahren vor allem unabhängig von den Stadtverwaltungen im kulturellen Austausch zwischen Hamburg und Marseille engagieren und zum anderen Quereinsteigern und Newcomern eine Chance geben, selbst wenn diese sich nach ein- oder zweimaligen Austausch wieder verabschieden sollten. Klar ist aufgrund der unabänderlichen Sparpolitik, dass nicht jede Initiative gefördert werden kann. Das Hauptaugenmerk müsste auf Dauer viel mehr darauf gerichtet sein, welche Kontinuität das Projekt entweder eigenständig entwickeln kann oder welche Konti- nuität der Austauschaktivitäten die Stadt damit erreichen bzw. erwarten kann. Und dies nicht nur alle zehn Jahre zum pressewirksamen Partnerschaftsjubiläum, sondern auch dazwischen. Fakt ist, dass bei geförderten Projekten bereits darauf hingewiesen werden muss, dass längerfristige Kontakte und eigenständige Vereins- partnerschaften gewünscht sind. Zugleich auch, dass Projekte zwar nicht jährlich, doch in regelmäßigen Abständen bezuschusst werden können. Diese Unklarheit führte in der Vergangenheit zur Einstellung des Literaturaustauschs des Vereins Passage & Co. Nach dreijähriger Förderung wurde der Verein in den Folge- jahren nicht mehr berücksichtigt. Dabei unterlag die Initiatorin Sabine Günther dem Trugschluss, dass nach dem zweiten Literaturaustausch im Jahr 1998 die Sache „auf den Schienen“ sei und es immer Geld für den Literaturaustausch geben werde. Durch die Einstellung der Finanzierung von Austauschaktivitäten führte auch der Hamburger Polizeichor von 1901 ab 1988 seinen Kontakt zu Marseille nicht weiter.
Sparpolitik müsse nicht, wie Prof. Dr. Ralf Busch ansprach, gleichzeitig das Aus für den Austausch bedeu- ten. Generell müssten die Stadtverwaltungen darauf hinwirken, unterstützende Hilfe zur Ausschöpfung aller zu Verfügung stehender Finanzierungsmöglichkeiten zu geben. Im Fall des Literaturaustausches engagierte sich die Initiatorin Sabine Günther im Folgenden allein z.B. für die Beantragung von Fördermitteln bei Stiftungen, um den Austausch zwischen Hamburg und Marseille am Leben zu erhalten, mit nur geringem Erfolg. Praktisch hat sich ein Senatsbeschluss bereits explizit gegen die Sponsorensuche ausgesprochen, um „Präzedenzfälle“ zu vermeiden, so Prof. Dr. Ralf Busch. Doch die Auswertung der Experteninterviews erlaubt folgende Schlussfolgerung: Für die Städte laufen partnerschaftlich kulturelle Beziehungen erst weit- gehend kostenfrei und eigeninitiiert, wenn sich Kontakte freundschaftlich gefestigt haben oder Künstler Austausch des eigenen Vorankommens wegen anstreben407. Gerade in Zeiten knapper Budgets, in denen manche Kunstengagements gestrichen werden, lohnt sich ein mit- statt ein nebeneinander: das Schlüssel- wort lautet Kooperation, z.B. der Stadt mit Unternehmen. Diese Zusammenarbeit müsste sich nicht nur auf monetäre Mittel beschränken, sondern könnte etwa auch Sachspenden umfassen. Projekte, die somit von der Seite der Stadt nicht alleine verwirklicht werden können, sind gemeinsam zumindest eher möglich408. So kam z.B. die Herausgabe eines Kataloges zur Ausstellung L ’ Evidence absurde 1988 durch Philips Deutschland zustande409, das interaktive Projekt Hafenblick / vue sur port hätte 2003 ohne die zahlreichen Unterstützer aus der Wirtschaft gar nicht stattfinden können410. Das Institut français und das Centre Franco-Allemand, selbst nur mit eingeschränkten Mitteln, stehen schon jetzt gegebenenfalls je nach Projekt zur Akquise von Drittmitteln zur Seite. Ein weiteres Lösungsmodell für die Finanzierung könnte die Gründung eines Förder- vereins bieten, in dem Firmen, Privatpersonen etc. durch ihre Mitgliedsbeiträge Aktionen im Rahmen der Städtepartnerschaft unterstützen oder der durch Veranstaltungen die Partnerschaft regelmäßig unterstützt. Aber auch Partnerschaften im Bereich des Mäzenatentums wären eine Idee, z.B. des Vereins Mécènes du Sud411 mit entsprechenden Hamburger Mäzenen. Doch muss ehrlicherweise darauf verwiesen werden, dass von der Eröffnung neuer Finanzquellen, vor allem Sponsorengeldern zweifelsohne eine Förderung von ein- zelnen Projekten erwartet werden kann, diese aber nicht die alleinige Lösung des Finanzproblems darstellen können.
4.7.5 Berücksichtigung der personellen Kontinuität und der Bindung an Einzelpersonen
Durch die Interviews kristallisierte sich heraus, dass personelle Kontinuität als entscheidend für den Erfolg der Partnerschaftsbeziehungen angesehen wird. Gute Kontakte und Zusammenarbeit zwischen einzelnen Akteuren und Personalwechsel werden als starker Einflussfaktor für Beziehungsänderungen zwischen den Städten von den Interviewpartnern durch Erfahrungen der Vergangenheit beurteilt, weil mit ihnen das Po-tenzial innerhalb der Städtepartnerschaft fallen und steigen kann.
- Stadtverwaltungen: Seit dem 40-jährigen Partnerschaftsjubiläum wechselte in der Senatskanzlei Ham- burg die Besetzung des Postens für die Städtepartnerschaft Marseille dreimal412, in der Kulturbehörde zwei- mal413. Keiner der derzeitigen Akteure in der Senatskanzlei und der Kulturbehörde ist länger als 2005 im
Amt. Die Situation der Personalwechsel verhält sich ähnlich in Marseille, konnte aber nicht nach Personen ermittelt werden. Keiner der derzeitigen Akteure für die Städtepartnerschaft in der DGRI und der DGAC ist länger als 2004 im Amt, ausgenommen die als Kontaktperson für die Städtepartnerschaft Hamburg zuständige Mitarbeiterin Aline Mandeix, die mit einer zweijährigen Unterbrechung seit 2000 im Amt ist. Die DGRI macht den häufigen Personalwechsel in der Stadtverwaltung Marseille - vor allem in den ver- gangenen zehn Jahren - unmittelbar für das Einschlafen der Beziehungen verantwortlich. Wechsel auf der Ebene der Kulturpolitiker führten in der Vergangenheit bereits zum Scheitern von Projekten, beispielhaft das angedachte Projekt der Künstlerin Arièle Bonzon in Kooperation mit dem Helms-Museum Hamburg und dem Musée d‘Archéologie Méditerranéenne in Marseille im Jahr 1990. Eine Förderungszusage eines Mitarbeiters der Kulturbehörde revidierte dessen Nachfolger im Planungsprozess der Ausstellung.
- Unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierende Institutionen: Der regelmäßige Wechsel des Generalkonsuls und Direktors des Institut français414 wird von Kulturverantwortlichen hinderlich für Projekte angesehen. Sabine Günther vom Verein Passage &
Co. machte diese Erfahrung anlässlich des 40-jährigen Jubiläums, in dessen Rahmen sie einen Hamburg- Marseiller Literaturaustausch initiierte. Der deutsche Generalkonsul in Marseille habe ihr damals erklärt, dass sie immer mit ihm rechnen könne. Ein Jahr später habe er das Amt aufgegeben. In Bezug auf das Institut français konstatiert Sabine Günther Schwierigkeiten in Hinblick auf die fehlende Kenntnis neuer Direktoren über die Kulturprojekte: „Jedes Jahr fing das Ganze von vorne an: dass man ihnen erklären musste, worum es geht, was man will, was man macht“. Der Geschäftsführer des Kunsthauses pflegte zum ehemaligen Generalkonsul Claude Crouail415 guten Kontakt, durch den Wechsel des Postens platzte ein mit ihm angedachtes Ausstellungsprojekt der französischen Fotografin Bettina Rheims und kappte vorläufig den Kontakt zum Generalkonsulat.
- Kulturschaffende: Vorteilhaft für Institutionspartnerschaften wäre, dass sie nicht nur von einer oder im Verhältnis zur Institution wenigen Personen organisatorisch getragen werden, sondern von einem großen Teil der Institution. Somit wären sie weniger anfällig für zwischenmenschliche Probleme oder das Einschla- fen der partnerschaftlichen Beziehungen bei Ausscheiden oder Wechsel der jeweils tragenden Mitglieder. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zweier Personen löste sich z.B. die Zusammenarbeit zwischen dem Verein Passage & Co. und des CIPM auf. Da in manchen institutionellen Partnerschaften Mitglieder oder Mitarbeiter regelmäßig wechseln oder ständig andere Mitglieder an Begegnungen teilnehmen, ent- steht eine weitere Problematik. Der Vorsitzende des Hamburger Polizeichors von 1901, Joachim Raabe, kann sie als hinderlich für die ehemaligen Beziehungen mit dem Mädchen-Chor La Maîtrise Gabriel Fauré übertragen: In dem Partnerchor seien ständig wechselnde Mitglieder, denen der Polizeichor in Hamburg nichts mehr sage. Sabine Günther entscheidet sich dagegen mittlerweile bei Literaturaustausch bewusst für wechselnde Mitglieder. War der Austausch in den Anfangsjahren zwischen Hamburg und Marseille noch auf gleichbleibende Akteure mit Hin- und Rückbesuch ausgerichtet, passe sie sich mittlerweile den Ge- gebenheiten an. Eine Folge des Finanzierungsdrucks: förderungswillige Institutionen knüpfen ihre Bereit- schaft z.B. an Bedingungen betreffend der Teilnehmer. Auf anderen Ebenen neben dem Kulturaustausch gelang es, längerfristige institutionelle Kontakte trotz wechselnder Teilnehmer zu pflegen416. Grundsätzlich besteht dennoch die Gefahr des Abbruchs oder des Einschlafens bei Ausscheiden oder Wechsel der jewei-ligen tragenden Mitglieder417. Beziehungen, die sich durch Freundschaften verfestigen, binden sich zwar auch an einzelne Personen, werden dagegen nicht mehr als institutionell gebunden empfunden und tragen sich wie selbstverständlich fort. Beispielhaft können die Kontakte des Künstlerhauses Hamburg mit Insti- tutionen und Einzelkünstlern in Marseille genannt werden und die Beziehungen der Marseiller Galerie du Tableau.
Vor allem auf politischer Ebene kann der geforderten personellen Kontinuität nicht immer entsprochen werden418. Trotz allem muss die Partnerschaft durch Personal- und Mitgliederwechsel nicht weniger aktiv werden, wie z.B. die DGRI und die Kulturbehörde Hamburg durch Erfahrungen aus der Vergangenheit die Situation beurteilen. Entsprechende Maßnahmen können Lösungen bieten:
Nachfolge-Sicherung: Eine Nachfolge für frei werdende Posten im Bereich der Städtepartnerschaft auf offizieller Ebene muss rechtzeitig gesichert werden, um einerseits Vakanz zu verhindern, andererseits eine erforderliche Einarbeitung und einen persönlichen Kontaktaufbau zu gewährleisten. In der Vergangenheit entstanden in der Besetzung der Stellen für die Städtepartnerschaft bereits Lücken. Im Rathaus von Mar- seille konnte Mitte der neunziger Jahre kein Beauftragter für die Städtepartnerschaft benannt werden und eine Neubesetzung einer Stelle fand erst ab 1996 wieder statt419. In Hamburg war seit dem 40-jährigen Partnerschaftsjubiläum eine sofortige Besetzung des Postens Kulturaustausch in der Kulturbehörde nicht ge- geben. Als Antje Mittelberg ihr Amt zugunsten einer zeitweiligen Anstellung im Altonaer Museum aufgab, blieb ihr Posten zunächst unbesetzt.
Wissensmanagement: Wissenverlust durch den Weggang eines Mitarbeiters kann durch ein Wissens- management-Sytem entgegengewirkt werden. Aktuell ist eine unzureichende Durchgängigkeit der Daten- verwaltung- bzw. Kommunikationsinfrastruktur in den Stadtverwaltungen beider Städte festzustellen. Dies hat zur Folge, dass ehemalige, neue und kontinuierliche Kulturakteure im Austausch zwischen Hamburg
- Marseille nur sporadisch erfasst werden, z.B. durch die Genehmigung von Förderungen. Gleiches gilt für die Dokumentation von Kulturaktivitäten, die bisweilen ausschließlich durch stapelweise Akteneinsicht
- leider nur in Hamburg - für die Verfasserin zu lösen war. Ressourcen gehen ebenso durch das Fehlen ei- ner regelmäßig gepflegten Adresskartei verloren, die offizielle Stellen, unabhängig von der Stadt agierende Institutionen und ehemalige und kontinuierliche Akteure in beiden Städten benennt und an einen Nach- folgemitarbeiter ohne Neurecherche weitergereicht werden könnte. Diese Defizite behindern nicht nur die Städtepartnerschaft in ihrer Entwicklung, sondern führen auch zum Verlust von Lernvorteilen. Durch ein internes Wissensmanagementsystem wäre dem durch Informationsbewahrung und -erweiterung zu ent- kommen und Neumitarbeiter zumindest theoretisch im Bilde. Voraussetzung wäre natürlich eine kontinu- ierliche Pflege. Teile eines solchen Systems sollten gleichzeitig auch unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierenden Institutionen zugänglich gemacht werden bzw. offen für deren Erweiterungen sein bzw. zumindest in Vernetzung mit diesen Institutionen stehen. Informations- und Wissensmanagement vor allem auf der Ebene der Kulturschaffenden und der Bevölkerung würde eine neu entwickelte Webseite erlauben420.
4.7.6 Interesse und Motivation der Akteure
Die in der Gründungszeit und auch lange Zeit danach aktiven Akteure der Städtepartnerschaft kamen aus der Generation, die den Krieg entweder selbst miterlebt hatte oder unmittelbar danach aufwuchs. Ihr En- gagement nährte sich aus dem Erlebten der bewaffneten Auseinandersetzung oder der daran anschließen- den Zeit. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der fünfziger Jahre sind mit der heutigen Situation nicht mehr zu vergleichen, der heutige Einsatz für die Städtepartnerschaft unterscheidet sich in jeglicher Hinsicht von dem der Gründungsgeneration: Während früher für die breite Bevölkerungsschicht Kontakte und Fahrten ins Ausland etwas besonderes waren, sind sie heute zur Selbstverständlichkeit avanciert. Die Begierde zum Erlernen der Fremdsprache stagniert oder sinkt, die nachkommenden Generationen müssen erst für den Gedanken der Städtepartnerschaft begeistert werden. Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille ist mehr denn je abhängig von persönlichen Interessen und persönlicher Motivation. Diese Verän- derung der Rahmenbedingungen für die Städtepartnerschaft müssen heute mehr denn je Berücksichtigung finden. Die Breitenwirksamkeit der Städtepartnerschaft wird durch diese Umstände geschwächt. Stehen keine interessierten Leute hinter der Städtepartnerschaft, schläft sie zwangsläufig ein. Das trifft sowohl für die Gesamtpolitik der beiden Städte zu421, als auch für die ausführenden Organe dieser Politik bis hin zu der Bevölkerung, die z.B. durch Projekte Kulturschaffender aktiviert werden können422.
- Stadtverwaltungen: Prof. Dr. Ralf Busch beurteilt das persönliche Interesse für die Ausführung seines Postens in der Senatskanzlei als signifikant für das Funktionieren der Städtepartnerschaft auf offizieller Ebene. Es sei durchaus schon vorgekommen, dass Interesse an Marseille gefehlt habe, was das Einschlafen der Städtepartnerschaft begünstigt habe. Vor allem auf politischer Ebene muss die Besetzung der vorhandenen Stellen im Kontext der Städtepartnerschaft mit dafür interessierten und motivierten Mitarbeitern entsprochen werden, was eine Selbstverständlichkeit ähnlich wie bei Stellenbesetzungen in der Wirtschaft sein sollte. Aber selbst wenn persönliches Interesse und Motivation vorhanden sind, müsste die gesamte städtische Politik in ihrer Schwerpunktsetzung für Marseille ein Zeichen des Interesses und der Motivation setzen423. Ansonsten kämpfen auch die Mitarbeiter nur gegen Wände.
- Unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierende Institutionen: Laut Claus Mewes sei es schon vorgekommen, dass der Interessenschwerpunkt eines Di- rektors des Institut français z.B. eher auf dessen französischer Herkunftsregion als auf der Städtepartner- schaft Hamburg - Marseille gelegen habe. Berücksicht werden muss jedoch in jeglicher Hinsicht, dass derartige Institutionen Gesamt-Frankreich repräsentieren. Trotz allem müsste von den Stellen erwartet werden können, einen Teil ihrer Zeit der Städtepartnerschaftspflege zwischen Hamburg und Marseille zu widmen.
- Kulturschaffende: Neben der Schwerpunktsetzung der Stadtverwaltungen gibt es vielfältige Auslands- beziehungen durch Institutionen oder bestimmte Programme, die die partnerschaftlichen Beziehungen relativieren können: Institutionspartnerschaften424, Gastspiele425, Gastaufenthaltsprogramme426, „befristete
Kooperationsvereinbarungen zu Städten oder Regionen über den Austausch auf bestimmten Gebieten“427. So können sich Austauschbeziehungen zu ganz anderen Städten oder Regionen entwickeln. Städtepart- nerschaftlich seien Metropolen wie Shanghai noch mit besonderem Flair für Kulturschaffende, da ihnen eine gewisse Exotik anhänge, beurteilen Bettina Machaczek und Claus Mewes die Situation des Interesses und der Motivation von Kulturschaffenden für Kulturaustausch-Projekte. Marseille stehe - da kein Kunst- zentrum - bei Hamburger Kulturschaffenden hinter Kunstzentren wie New York und Cuba, konstatiert Claus Mewes. Teilweise, so Bettina Machaczek, lägen dem Interesse Kulturschaffender für Marseille part- nerschaftstouristische Motive zugrunde: von diesen kann gesprochen werden, wenn Projektanträge vorwie- gend von dem Interesse geleitet werden, für eine Ausrichtung auf Marseille Geld vom Staat zu bekommen oder weil es die billigste Möglichkeit darstellt, ins Ausland zu kommen. Die Marseiller Verbände seien in Deutschland mehr auf Berlin als auf Hamburg ausgerichtet, beurteilt Thierry Ollat die Situation für die Stadt im Süden428. Berlin sei näher am Marseiller Charakter, Hamburg erscheine dagegen provinzieller, weniger kosmopolitisch und künstlerisch. Olga Bibiloni, Mitarbeiterin der Kulturredaktion der Lokalzei- tung La Provence, sieht bei Theaterschaffenden dagegen eine momentane Konzentrierung auf Länder im Osten.
Aber nicht allein die Interessenlage der Kulturschaffenden kann hindernd gegenüber Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille eingestuft werden, auch Unterschiede im Finanzvolumen müssen als Quelle genannt werden. Thierry Ollat stellt fest, dass die unterschiedliche finanzielle Ausstattung ihn nicht davon abhalte, partnerschaftliche Projekte z.B. wie Reflected Images mit Claus Mewes vom Kunsthaus Ham- burg und Bernd Fiebicher von der Kunsthalle Bern zu machen. Im Späteren müsse man aber angemessen antworten können. Läge man mit seinem Budget im Gegensatz zu den anderen Kulturinstitutionen zu weit darunter oder darüber, sei eine Partnerschaft auf Dauer nicht zu halten, selbst wenn Interesse bestehe.
Motivation und Interesse Kulturschaffender für ein Engagement in der Städtepartnerschaft folgert sich zuletzt aus deren in der Vergangenheit gemachte Erfahrungen. Wenn diese negativ verlaufen, halten sie von einem erneuten Austauschanlauf ab, wie im Fall des Helms-Museums in Hamburg. Nachdem eine Ausstellung mit archäologischen Funden aus dem Hafen nach den Worten Prof. Dr. Ralf Buschs „völlig unaufbereitet“ 1984 in Hamburg eintraf, Mitarbeiter versuchen mussten, „zu retten was zu retten war“, die Ausstellung aber dennoch floppte429, hieß es unter der damaligen Direktion: „Nie wieder Marseille“430. Auch das Museum für Kunst und Gewerbe schöpft nur aus einer Erfahrung. Die 1978 stattgefundene Ausstellung Le Tr é sor des Celtes aus den Beständen des Musée Borély in Marseille habe für das Museum für Kunst und Gewerbe „keinerlei Spuren hinterlassen“, „wie auch sonst keine Kontaktfäden geknüpft wer- den konnten“431. Das Museum hatte die Ausstellung übernommen, nachdem das Helms-Museum nach Schwierigkeiten des Marseiller Musée Borély, termingerecht zu liefern, die Ausstellung aufgrund späterer Belegung ablehnen musste. Das Urteil des Direktors Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel für die Städtepartner- schaft: Sie habe aus der Sicht des Museums für Kunst und Gewerbe wenig zu bieten.
Kulturschaffenden jegliches Interesse und jegliche Motivation absprechen zu wollen, sind nach den Er- kenntnissen durch die geführten Interviews jedoch nicht haltbar: „Für den staatlich organisierten Kunst- oder Kulturaustausch gibt es wenig Anfragen. Und daraus schließe ich, dass auch unsere Hamburger Künstler nicht so sehr auf Marseille fliegen“, attestiert Bettina Machaczek den Hamburger Künstlern. Die Meinung der Senatskanzlei geht in eine ähnliche Richtung432. Austauschinteresse der Kulturschaffen- den besteht jedoch durchwegs, wenn Anstöße gegeben werden. Alle interviewten Kulturakteure433 und ein Teil der Gesprächspartner bei informellen Konversationen434 bekräftigten ihr Interesse für Austauschakti- vitäten mit Marseille bzw. Hamburg, monetäre wie nicht-monetäre Unterstützung der städtischen Stellen wird von den Gesprächspartnern jedoch vorausgesetzt. Auch Jean-Pierre Tutin konstatierte nach ersten Gesprächen mit Hamburger Kulturinstitutionen ein Interesse der Hamburger Kulturschaffenden. Das heißt, dass eine von der Kulturbehörde durchaus als möglich erachtete Lenkung der Kulturschaffenden durchführbar wäre. Austausch zwischen Hamburg und Marseille, der Austausch der Völker, kann nicht von oben befohlen werden. Die Kulturschaffenden müssen selbst dazu bereit sein. Doch auch diese Be- reitschaft muss wachsen. Und sie kann nur wachsen aus dem persönlichen Erleben des einzelnen, aus den daraus resultierenden Kontakten, aus dem daraus resultierenden Verstehen und Vertrauen. Doch dies ent-steht nicht von heute auf morgen und so müsste Austausch vor allem zu Beginn finanzielle Unterstützung beider Städte erfahren.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass Hamburg und Marseille nicht allein Europa ergeben und die Städ- tepartnerschaft sich diesem Fakt anpassen müsste: Denn Künstler konzipieren laut der Hamburger Kultur- behörde schon heute mehr und mehr multi- statt binationale Projekte. Die Städtepartnerschaft in der heu- tigen Zeit nur noch auf sich selbst beschränkt sehen zu wollen, ist durch die Schwerpunktsetzung der Stadt Hamburg, die Ausrichtung der Kulturschaffenden und den Prozess des Zusammenwachsens Europas kaum mehr umsetzbar. Diese Entwicklung könnte für den städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch als Chance begriffen werden, umfassender zu agieren, sich auf neue Projekte einzulassen und Brücken zu anderen Städten und Ländern schlagen:
- auf der Ebene der Städtepartnerschaften: Marseille unterhält wie Hamburg eine Städtepartnerschaft zu Shanghai. Diese gemeinsame Partnerschaft könnte als Plattform für trilaterale Projekte dienen435, eine Ringpartnerschaft zu problemorientierten Themenstellungen erlauben oder für zeitweise Kooperationen
genutzt werden. Selbst Vier- oder Mehreck-Beziehungen wären denkbar, da Shanghai mit Hamburgs Partnerstädten Osaka und Chicago ebenfalls Verschwisterungen unterhält, jedoch mit keiner anderen Partnerstadt Marseilles.
- auf der Ebene der Regionen: ein auf die Region von Marseille übergreifendes Projekt zu initiieren.
- auf der Ebene Europa: Kulturaktivitäten in Kooperation mit mindestens einer weiteren europäischen Stadt in Aussicht zu nehmen, z.B. eine Einbindung Hamburger Theaterschaffender in die Kooperationen Marseiller Theaterschaffender gen Osten. Dies käme noch dazu der generellen Schwerpunktregionen-Po litik der Stadt Hamburg entgegen.
4.7.7 Impuls zum Austausch
Eigenständige Partnerschaften unterhalb der kommunalen Ebene werden von den Stadtverwaltungen und Kulturbehörden beider Städte begrüßt. Der Vorteil dieser Verbindungen liegt auf der Hand: sie laufen durch ihre städtische Unabhängigkeit weitgehend kostenfrei für die Stadt und sind kaum empfindlich gegen politische Wechsel oder Schwierigkeiten, wie z.B. die zunehmende Distanz der Hamburger Stadtverwaltung ab den neunziger Jahren gegenüber Marseille aufgrund der Wahlerfolge der Front National. Prof. Dr. Ralf Busch: „Auf Vereinsebene läuft das Verhältnis natürlich und selbstverständlich. Da muss man auch nicht regulierend eingreifen. Aber die politische Wahrnehmung muss das eigentlich begleiten, was sie die vergan- genen Jahre aufgrund des politischen Tiefs nicht getan hat“. Das aktuelle quantitative Ausmaß unabhängig von den Stadtverwaltungen agierender kultureller Initiativen sollte jedoch nicht überschätzt werden, wie sich durch die Recherche belegen lässt436. Zudem kommt das Gutheißen unabhängiger Aktivitäten nach den Erkenntnissen aus den Experteninterviews mit Kulturschaffenden und mit Dr. jur. Helmut Dressel von der deutsch-französischen Gesellschaft „Cluny“ nicht an. In beiden Städten gebe es, so Dr. jur. Helmut Dressel, genug Leute, die gerne etwas machen würden. Die Städte müssten das Engagement nicht immer unbedingt finanziell stützen, aber es müsse von der Spitze Wote nach dem Motto „Mach das mal!“ oder „Macht mal dies! Macht mal das!“ zu hören sein. Ansonsten passiere von der Basis her auch nicht viel, z.B. kämen Kul- turinstitutionen „nicht in Gang“. Wenn Vorschläge bei der Stadtverwaltung eingebracht würden, so Dr. jur. Helmut Dressel, müssten diese zudem ohne lange Verzögerungszeiten bearbeitet werden437.
Sabine Günther, Claus Mewes und Joachim Raabe sprechen den Punkt der Impuls-Setzung in Bezug auf ihre eigene Arbeit an. Claus Mewes: „Wenn ich von außen angestoßen werde und die Senatskanzlei oder die Kulturbehörde da auch mitmachen, bin ich gern sofort bereit, wieder an den Austausch mit Marseille anzuknüpfen“. Er unterstrich, dass er in der Vergangenheit größtenteils von der Kulturbehörde aufgefordert worden sei, Austauschausstellungen zu machen, von Bettina Machaczek aber noch nie eine Anfrage bekom- men habe. Sabine Günther: „Ich habe keinerlei Impuls, um mir für die Zukunft vorstellen zu können, dass man die Partnerschaft wieder ausnutzen könnte oder etwas aufziehen könnte. Dass z.B. von der Senatskanz- lei oder der Académie Aix- Marseille438 etwas kommt, dass sie sagen, wir wissen, was Sie machen und wir würden gerne ”. Auch Joachim Raabe konstatiert, dass der Polizeichor gerne wieder in den Beziehungen zwischen Hamburg und Marseille aktiv werden würde, man müsse jedoch dazu aufgefordert werden und eine finanzielle Unterstützung erfahren.
Gegen eine Anstoß-Funktion spricht sich die DGRI vehement aus: Es gebe keinen Grund, die Bevölkerung zu aktivieren, da dies nicht ihre Aufgabe sei und es keine konkreten Projekte mit Hamburg gebe. Ein Wider- spruch, da Projekte durchaus durch Impulse zustande kommen könnten. Denn nach den mit Kulturschaf- fenden geführten Interviews besteht durchwegs Interesse439. In Hinsicht auf das 50-jährige Jubiläum erwacht die Senatskanzlei Hamburg als Antriebsmotor. Aus zweierlei Gründen ist jedoch auch hier Kritik zu üben. Einerseits ist die klare Ausrichtung auf das Jubiläum zu bemerken, was auch eine zeitliche Beschränkung beweist, andererseits werden Akteure animiert, ohne ihnen jedoch in bestimmter Form eine Förderung, ob monetärer oder nicht-monetärer Art unterbreiten zu können440. Kontinuierliche kulturelle Aktivitäten innerhalb der Städtepartnerschaft können aber nur gewährleistet werden, wenn sie erstens eine finanzielle Förderung, auch über Partnerschaftsjubiläen hinaus erfahren und zweitens nicht nur zum Zeitpunkt der Partnerschaftsjubiläen von Seiten der Stadt presse- und öffentlichkeitswirksam gutgeheißen werden.
4.7.8 Bündelung der vorhandenen Austauschaktivitäten
Es gibt sie durchwegs vereinzelt: Kulturaktivitäten zwischen Hamburg und Marseille. Sie lassen jedoch kein Bild von der Städtepartnerschaft entstehen, da sie nicht unter dem Label Städtepartnerschaft laufen, nicht in Be- zug auf die Verschwisterung oder der Herkunft des Künstlers angekündigt werden oder von jeder Institution
- wenn sie nicht im größerem Rahmen, wie einem Jubiläum stattfinden - vorwiegend selbst beworben werden (müssen)441. Drei Gründe spielen dafür allein oder in Abhängigkeit für die befragten Kulturschaffenden eine Rolle: Erstens fühlen sich die Kulturschaffenden in ihrer Austauscharbeit zu wenig von den Stadtverwaltungen nicht-monetär wie auch finanziell unterstützt und wollen ihnen folglich nicht die „Lorbeeren anhängen“442 oder sich als „Werbeträger“443 missbraucht fühlen. Zweitens begreifen sie ihre Kulturaktivitäten eher als freundschaftlich statt institutionell, als „praktizierte Partnerschaft und reale Freundschaft“444, und betrachten sie deswegen als private Initiative445. Drittens, gibt es schlichtweg gar keine Stelle, kein Programm oder Konzept zur Bündelung, das übersichtlich den städtepartnerschaftlichen Kulturaustauschs rezipierbar machen würde. Unabhängige Initiativen verwässerten die Städtepartnerschaft, so Bettina Machaczek, obgleich diese in der Kulturbehörde uneingeschränkt positiv bewertet werden.
Wie bereits dargestellt, existieren eine Reihe von Stellen, die sich um die Städtepartnerschaft bemühen446. Zusammenführend sind diese jedoch nicht. Beim jetzigen Versuch, partnerschaftliche Aktivitäten zu bün- deln, setzen die Senatskanzlei und die Kulturbehörde Hamburg auf aktives Zuhören, auf die Berichter- stattung der Kulturakteure und auf die Identifizierung aufgrund von Förderungsanträgen447 oder Anfragen z.B. anlässlich des nahenden 50-jährigen Jubiläums. Diese Diplomarbeit machte es sich zur Aufgabe, die ungebündelten Aktivitäten zumindest auf dem Papier zusammenzuführen. Trotz größter Sorgfalt bei der Recherche und den Interviews kann die Verfasserin jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. „Wir können ja keine Pressemitteilung schreiben und sagen, meldet euch alle bei uns und sagt, was ihr tut! Dann würden viele Leute glauben, wir würden jetzt ganz viel Geld ausschütten und alle Reisen usw. bezah- len. (...)“, äußerte sich Bettina Machaczek zur Situation. Die Bündelung der Kulturaktivitäten zur Profil- schärfung der Städtepartnerschaft kann aber auch mit anderen Methoden erreicht werden448. Dabei zeigt Bettina Machaczek selbst den Weg Richtung Lösung auf: „Bündeln kann man nur, indem man versucht über die Öffentlichkeit das Interesse zu wecken, sich bei uns auch vielleicht mal zu melden“. Primär müssten die Stadtverwaltungen der beiden Städte den Stein ins Rollen bringen, da hier ein hoher Kenntnisstand über die einzelnen Elemente der Städtepartnerschaft bestehen sollte. Zusätzlich könnte der Einbezug von unabhängig von den Stadtverwaltungen im Kontext Deutschland - Frankreich agierenden Institutionen und Kulturschaffenden erfolgen, die größere Motivation zur Kontaktaufnahme hervorrufen könnten und die Städtepartnerschaft dezentralisiert, was sie weniger anfällig gegen Störungen wie z.B. politische Missstim- mungen macht. Die Vorteile: Erzielung von Synergieeffekten z.B. bezüglich einer gemeinsamen Kommuni- kationspolitik und Vernetzung der Kulturaustauschakteure untereinander.
4.7.9 Auflage gemeinsamer Programme
Ein jährliches Programm wird heute weder in Hamburg noch in Marseille erstellt. Zumindest bis Anfang der achtziger Jahre erfolgte noch eine „Programmabstimmung“ zwischen den einzelnen Dienststellen in der jeweiligen Stadt, die darauffolgend mit der Partnerstadt ausgetauscht wurden449. Gemeinsame Aktivitäten- planung für die Städtepartnerschaft findet seit mindestens 1998 nicht mehr außerhalb eines Jubiläums statt. Zuletzt wurde durch die beiden Stadtverwaltungen ein Konzept zum 40-jährigen Jubiläum in Zusammenar- beit entwickelt. Aktuell wird ein Entwurf für das 50-jährige Jubiläum 2008 erstellt. Die Stadt Marseille un- terstützt generell nach eigenen Aussagen den Kulturaustausch nur, wenn Kooperationsaktivitäten mit Ham- burg bestünden. Um dies zu erreichen, müssten gemeinsame kulturpolitische Programme - aber eben auch außerhalb der Jubiläen - aufgelegt werden. In der Vergangenheit geschah dies z.B. durch die Funktion der Jumelage-Komitees. Eine erneute Einrichtung von Jumelage-Komitees wäre aber verzichtbar, selbst wenn die Kulturbehörde Hamburg bemängelt, im Laufe der Jahre nur noch als alleiniger Ideenträger gedient zu haben. Denn hier soll nicht mit Nachdruck die gesamte Planung von der Senatskanzlei und Kulturbehörde oder der DGRI und DGAC gefordert werden. Dies widerspräche den Grundprinzipien der Demokratie. Aber die offiziellen Stellen sollten alles in die Wege leiten, damit aus Vereinbarungen Aktivitäten werden können. Ideenträger, -geber und -verwirklicher könnten bei round-table-Gesprächen mit Hamburger und Marseiller Kulturakteuren ermittelt werden. Allein durch die Interviews konnte festgestellt werden, dass ein großer Ideen-Pool brach liegt. Joachim Rothacker und Claus Mewes brachten die Situation auf den Punkt: „Die Pisten und Ideen fehlen nicht. Aber wir müssen uns eben zusammensetzen“450 und „Ideen und Projekte gibt es genug. Sie müssen nur durch ein Interesse der Stadt unterfüttert sein“451. Letztere Meinung teilt auch Bernard Plasse. Joachim Rothacker erachtet vor allem die regelm äß ige Projektbesprechung und die lang- und nicht nur mittelfristige Planung als wichtig. Eine Vorlaufzeit der Planung sollten die offiziellen Stellen und auch die interessierten Initiativen grundsätzlich berücksichtigen. Dies liegt z.B. an der Haushaltsplanung der Stadtverwaltungen oder aber auch an der mittelfristigen Planung dritter Geldgeber.
4.7.10 Kontinuität der Austauschaktivitäten
In den städtepartnerschaftlichen Aktivitäten zwischen Hamburg und Marseille besteht aktuell kaum Re- gelmäßigkeit, was von Interviewpartnern452 bedauert wurde. Kontinuierliche Austauschaktivitäten nehmen deshalb einen hohen Stellenwert ein, da erstens immer neue Generationen nachkommen, die in die Städte- partnerschaft hineinwachsen müssen, zweitens Kulturaustausch nur Effekte erzielen und langfristig wirken kann, wenn er sich durch kontinuierliche Aktivitäten zwischen Künstlern, Vereinen und Kulturbetrieben auszeichnet453 und drittens nur durch Dauerhaftigkeit die Städtepartnerschaft als solche von der Bevölke- rung wahrgenommen werden kann.
Kontinuität sollte sich auch in den Austauschbegegnungen niederschlagen. Ein- oder zweimalige Austausch von Künstlern oder Kulturinstitutionen führt oftmals nicht zu länger andauernden Kontakten. Teilweise ist dies aber auch durch die fehlende Finanzierungskontinuität begründbar. Claus Mewes bezog diese Tatsa- chen auf seine Arbeit: „Fragen Sie mal einen Hamburger welche Partnerstädte Hamburg hat. Die kommen vielleicht noch auf Shanghai, weil das im Moment aktuell ist454. Dass Marseille die Partnerstadt von Ham- burg ist, ist mit Sicherheit nicht besonders bekannt. Dazu dienen natürlich solche Aktivitäten, die wir455 dann machen. Das müsste viel präsenter sein, auch mit kleinen Aktionen in die Öffentlichkeit geraten. Wieso machen wir nicht noch eine Ausstellung? Alle fünf Jahre oder sowas, damit man die Entwicklung der Posi- tionen erkennt, damit auch wieder was nachkommt. Wir haben jetzt eine Künstlergeneration, die zehn, die wir gezeigt haben456, die nächste weiß schon wieder nichts mehr von Marseille. Sicherlich haben sich auch deren Arbeitsschwerpunkte verändert. Die Kontinuität kann man sicher pflegen, indem so etwas aufgebaut wird und man feste Töpfe zu Verfügung stellt“. Bernard Plasse sieht die Pflege der Kontinuität weniger im Ereignis als in kleinen täglichen Gesten und Erinnerungen zur Aufrechterhaltung der Städtepartnerschaft: „Un couple s‘aime, ce n‘est pas parce que l‘on va apporter un bouquet de fleurs le jour de l‘anniversaire de mariage, ça va bien faire bien marcher le couple, mais il faut que cela soit au quotidien. Il faut tous les jours un petit geste, un petit rappel. C‘est la permanence qui compte. Plus que l‘événement“. Die Städte- partnerschaft müsse fast täglich gelebt werden. Man müsse immer in der Partnerschafts-Situation bleiben, so Bernard Plasse. Gleicher Meinung ist Thierry Ollat: Die Städtepartnerschaft müsse immer lebendig blei- ben. Laut Bernard Plasse müsse gerade zwischen Jubiläen, in den Jahren die keinen offensichtlichen Sinn hätten, z.B. der 48. Geburtstag, ein Ereignis zum Bindeglied zwischen den Jubiläen und den Städtepartnern gemacht werden.
4.7.11 Herstellung von Öffentlichkeit
Gäbe es selbst unzählige Aktivitäten auf dem Feld der Kultur zwischen Hamburg und Marseille, was brächte es, wenn keiner davon erführe? Was bringt die Städtepartnerschaft, wenn Ansprechpartner oder die Partnerschaft selbst in der Öffentlichkeit nicht kommuniziert werden? Die Herstellung von Öffentlichkeit gilt als letzter zentraler Punkt für das Funktionieren des städtepartnerschaftlichen Kulturaustauschs. Das folgende Kapitel 5 wird sich speziell mit diesem Themenblock auseinandersetzen.
5.0 Wahrnehmbarkeit des Kulturaustauschs
Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille besteht durchaus, was die vorherigen Kapitel veran- schaulichen konnten. Er ist aber nicht öffentlichkeitswirksam in die Städtepartnerschaft eingebettet, so dass folglich kein Bild von dieser entstehen kann. In Kapitel 4.7.8 Bündelung der vorhandenen Austauschaktivitäten wur- de ein Aspekt dazu bereits angesprochen. Folgendes Kapitel setzt sich mit dieser Tatsache auseinander, zeigt auf, was an bereits Sichtbarem neben den kulturellen Austauschaktivitäten zur öffentlichen Wahrnehmung der Städtepartnerschaft und dessen Kulturaustausch besteht und weist auf Möglichkeiten hin, eine Verbes- serung der Situation zu erreichen.
5.1 Informationen und Informationsmöglichkeiten über Kulturaustausch und Städtepartner- schaft
Wie in vielen Städtepartnerschaften üblich, finden sich in Hamburg und Marseille stumme Zeugen der Verschwisterung. Diese sind zugleich Zeichen aktiver Jahre der Städtepartnerschaft: Zwischen Bahnhof Dammtor und dem Congress Centrum Hamburg (CCH) wurde 1973 die Marseiller Straße eingeweiht, im Jahr darauf folgte in Marseille die Avenue de Hambourg in einem südlichen Stadtbezirk nahe des MAC. Mirek bezeichnete diese Art der Öf- fentlichkeitsarbeit als „allgemeinen Merkposten im Alltagsbewußtsein der Bewohner“457. Straßenschilder mit dem Namen der Partnerstadt sind jedoch kein Beweis einer funk- tionierenden Partnerschaft. Sieht ein Bewohner der Stadt Hamburg die Marseiller Straße mag es für ihn nicht mehr bedeuten als Veilchenweg oder Brückenstraße, werden sie nicht expliziert. Eine kleine Tafel unter dem Straßennamen könnte Abhilfe schaffen. Hamburg hatte ehemals ei- nen zusätzlichen Hinweis unter dem Straßennamen und in Marseille gab es eine entsprechende Tafel. Heute sind in beiden Städten derartige Er- klärungen nicht mehr zu finden. Abb. 1: Avenue de Hambourg in Marseille
Ähnlich den nach der Partnerstadt benannten Straßen sind Hinweisschilder auf Auslandskontakte der je- weiligen Stadt zu verstehen. Marseille macht an allen Zufahrtsstraßen am Ortseingang mit Hinweisschil- dern auf seine Städtepartnerschaften aufmerksam. Hamburg besaß derartige Schilder am Ortseingang, als Marseille noch alleiniger Partner war. Sie wurden um 1970 aufgestellt und später aufgrund Inaktualität durch weitere hinzugekommene partnerschaftlicher Beziehungen abgebaut. Ein Antrag der Bürgerschaft an den Senat im Jahr 2000 zum erneuten Aufstellen von Hinweisschildern zu Auslandskontakten an Ein- und Ausfahrtsstraßen und wichtigen Orten der Stadt blieb ergebnislos458. Statt an den Zufahrtsstraßen auf die partnerschaftlichen Beziehungen aufmerksam zu machen, findet die Öffentlichkeitsarbeit Hamburgs im wahrsten Sinne des Wortes im Untergrund statt. Im U-Bahnschacht unter der Bergstraße in Hamburgs Innenstadt gibt es seit 1994 die Passage der Städtepartnerschaften. 2003 haben sich in Hamburg lebende, aber aus der Partnerstadt kommende Menschen mit einem Bild ihrer Heimatstadt in der Hand in Hamburg für Plakate ablichten lassen, die seither in der Passage der Städtepartnerschaften zu sehen sind. Die Plakate wurden 2004 auch in den Citylight-Anlagen in der ganzen Stadt gezeigt459.
Beide Städte machen online - in Marseille integriert auf der of- fiziellen Seite der Stadt www.marseille.fr, in Hamburg auf www. hamburg.de - auf Ihre Partnerstädte aufmerksam460. In Hamburg geschieht die Präsentation Marseilles einleitend mit der Vorstel- lung des für das Plakat in der Passage der Städtepartnerschaften fotografierten Regisseurs François-Michel Pesenti und geht danach über in die Kurzvorstellung der Stadt Marseille und zu einem ge- schichtlichen Abriss zur Entstehung der Partnerschaft. Weiter- führende Links verweisen auf die Partnerschaftsurkunde und auf Informationen zu Marseille461. Während auf der Städtepartner- schaftsseite zu Marseille der Ansprechpartner in der Senatskanzlei Prof. Dr. Ralf Busch genannt wird, bietet Marseille keinen direkten Ansprechpartner. Kontaktaufnahme ist nur über eine allgemeine Rathaus-Email-Adresse möglich. Selbst im Organigramm der Ge- meindeverwaltung ist nur die Direktorin und somit Leiterin der Abteilung für Internationale Beziehungen Madame Michelle Rey- naud aufgeführt, doch ohne Kontaktdaten. Aline Mandeix, Mar- seiller Pendant zu Prof. Dr. Ralf Busch in Hamburg, ist dagegen
Abb. 2: Ortseingangsschild in Marseille
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
nicht auffindbar. Ebenso fallen die Informationen dürftig aus, was für alle Städtepartnerschaften gilt462: Datum der Urkundenun- terzeichnung, aktueller erster Bürgermeister, Einwohnerzahl und die Hauptkooperationsgebiete - Kultur, Städtebau, Bildung, Jugend und Integration. Die Erwähnung von Kooperationsfeldern auf der Marseiller Webseite wird von der Senatskanzlei Hamburg wegen fehlender Zusammenarbeit kritisiert. In der DGRI erklärt man die Ausführung dadurch, dass in der Vergangenheit in genann- ten Feldern Austausch stattgefunden habe und er sich im Bereich der Kul tur, Bildung und Jugend unabhängig Abb. 3: Vorstellung der Partnerstadt Hamburg auf der offiziellen Webseite der Stadt Marseille fortsetze.
Hamburgs Partnerschaften werden in erweiterter Form in der Dokumentation Hamburg und seine Städtepartnerschaften behandelt, die in aktualisierter Form 1998 von der Stadt Hamburg herausgegeben wurde463. Marseille hat keine Print-Dokumentation seiner Partnerstädte.
Eine Dokumentation der Beziehungen stellen Ausstellungskataloge oder Literatur-Revuen dar, die im Rah- men von Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille, in der Regel zweisprachig, publiziert wurden. Um nur eine kleine Auswahl an Austauschausstellung zu nennen, zu denen Publikationen erschienen sind: Le Trésor des Celtes (1978), Haben & Halten (1986), Hamburg - Marseille: Tendances actuelles (1971), L‘Evidence absurde (1988), Menschenbilder in Hamburg (1997), Today tomorrow (1998), Lundi jamais (1998), Estelle Frédet: Machinerie (2000) Reflected Images (2002) u.a. Zu dem 1997 bis 1999 stattgefun- denen Literaturaustausch Hamburg - Marseille-Passage bzw. zu dem darauf folgenden Austausch Nord
- Süd-Passage erschien jedes Jahr eine Revue mit den übersetzten Arbeiten der Hamburger und Marseiller Poeten464.
Beide Städte haben kein Kommunikationskonzept für die Städte- partnerschaft in der eigenen Stadt. Weder Marseille noch Ham- burg stellen sich in der Partnerstadt dar. Die Tourismuszentralen arbeiten nicht zusammen und tauschen keine Informationen aus. Aufgrund der touristischen Anziehung beider Städte sind jedoch in den Tourismuszentralen Informationen in deutscher bzw. fran- zösischer Sprache zu erhalten. Mit der Partnerstadt beschäftigen sich beide Büros jedoch nicht. Informationsbroschüren über die Partnerstadt Hamburg liegen auch nicht im Centre Franco-Alle- mand vor. Gleiches gilt für das Institut français, das keine Informa- tionen zu Hamburgs Partnerstadt Marseille anbietet.
5.2 Bekanntheit der Städtepartnerschaft in der Bevölkerung und Einbeziehung der Bürger
Das Urteil der Experten zur Bekanntheit der Städtepartnerschaft in der Hamburger und Marseiller Bevölkerung ist vernichtend. Die Städtepartnerschaft erreicht die breite Öffentlichkeit beider Städte nicht, die Partnerschaft Hamburg - Marseille findet öffent- lich nicht statt.
Ein Blick auf Hamburg: Prof. Dr. Busch von der Senatskanzlei Hamburg, Bettina Machaczek von der Kulturbehörde, Claus Me- wes vom Kunsthaus und Sabine Mohr von der Frise attestieren der Städtepartnerschaft mit Marseille eine weitgehende Unbekannt- heit innerhalb der Bevölkerung. Claus Mewes sieht dennoch die Bekanntheit der Städtepartnerschaft mit Marseille bei den bereits am Kulturaustausch Beteiligten. Sabine Mohr verweist durch ei- gene Erfahrung auf die Bekanntheit der Partnerschaft z.B. bei Schullehrern und auf eine gelegentliche Resonanz der Besucher bei Austauschausstellungen und der französische Generalkonsul und Direktor des Institut français Jean-Pierre Tutin macht auf ein schwaches Bewusstsein der Städtepartnerschaft durch konkrete Erfahrung im Bereich des Schüleraustauschs aufmerksam.
Ein Blick auf Marseille: Dort vertrauen die DGRI, Joachim Rothacker vom Centre Franco-Allemand und Meike Gathje von der Galerie La Tangente immerhin noch auf die Bekanntheit der Städtepartnerschaft bei den an Deutschland interessierten Ein- wohnern465. Thierry Ollat, Direktor der Ateliers d‘Artistes und des MAC, verweist zusätzlich noch auf die Bekanntheit der Städte- partnerschaft mit Hamburg bei den bereits am Kulturaustausch Beteiligten. Jean-Pierre Tutin macht auf ein schwaches Bewusst- sein der Städtepartnerschaft durch konkrete Erfahrung im Be- reich des Schüleraustauschs aufmerksam. In der DGRI sei man sich darüber im Klaren, dass es ein großes Kommunikationsdefi- zit über die internationalen Aktivitäten Marseilles gegenüber der
Abb. 4: Vorstellung der Partnerstadt Marseille auf der offiziellen Webseite der Stadt Hamburg Öffentlichkeit gebe. Das läge daran, dass das heutige Team der DGRI nicht genügend entwickelt sei um Kooperationsaktivitäten zu verfolgen und gleichzeitig darüber zu kommunizieren. Die Pri-orität läge zuvor auf der Gewährleistung von Kooperationsaktivitäten. Für die Zukunft würde man jedoch gerne verstärkt über Marseilles internationale Aktionen kommunizieren. Eine Situation, die Thierry Ollat bestätigt. Er führt das Kommunikationsdefizit der Stadt Marseille auf deren momentane Wirtschaftsschwäche zurück. Die Stadt trage in dieser Lage vorwiegend Großereignisse à la Fußballweltmeisterschaft466 oder Amerika-Cup in die Öffentlichkeit.
Doch sowohl Jean-Pierre Tutin als auch Thierry Ollat sprachen einen bedeutenden Punkt innerhalb der Diskussion über die Bekanntheit der Städtepartnerschaft an, was ihre Gegenfragen veranschaulichen: „Est- ce que ici lorsque vous voulez un renseignement sur Marseille, vous avez un endroit où aller?“467, „Qu‘est- ce qui, dans le jumelage, serait si visible? Le savez-vous? Vous avez vu des choses à Hambourg? Vous avez vu des choses à Marseille? Combien de fois vous avez vu des gens de Marseille à Hambourg? Combien de spectacles marseillais vous avez vu à Hambourg?“468. Selbst wenn die Städtepartnerschaft der Bevölkerung der beiden Städte bewusst wäre, was sage dies aus? Informationen zu und Auskunftsmöglichkeiten über die Städtepartnerschaft existieren nur spärlich und die unabhängig von den Stadtverwaltungen stattfindenden kulturellen Aktivitäten mit der Partnerstadt sind nicht gebündelt, als dass sie öffentlichkeitswirksam auf die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Marseille verweisen könnten. Für die Einwohner der beiden Städte gibt es gar keine Notwendigkeit, sich für die Partnerschaft zu interessieren, da sie kaum konkret ist und keine Anziehungskraft besitzt: durch fehlenden Einbezug in die Partnerschaft und nur vereinzelte Ak- tivitäten meist rezeptiven Charakters, die nicht gebündelt als Austausch zwischen Hamburg und Marseille wahrgenommen werden können, erfährt die Bevölkerung in ihrem Alltag nicht die Konsequenzen der Ju- melage.
Bereits in der Vergangenheit wurde fehlender Bevölkerungseinbezug wiederholt bedauert469. Zahlen über die Beteiligung der Bevölkerung an der Partnerschaft lassen sich zu Beginn der Partnerschaftsbeziehungen noch nennen. Dabei muss erkannt werden, dass der Austausch trotz großem Engagement Einzelner und dem Enthusiasmus der Spitzen beider Städte bereits zu Beginn der Städtepartnerschaft nur einen geringen Teil der Bevölkerung erfasste. Zwischen 1958 und 1968 hielten sich 1096 Hamburger Bürger „als Begegnungs- und Austauschteilnehmer“ in der Partnerstadt Marseille auf. Dies entspricht einem Jahresdurchschnitt von ca. 100 Personen, was 0,01 Prozent der damaligen Bevölkerung Hamburgs entspricht470. Grunerts Zahlen basieren auf einer Auflistung in der Festschrift zum 10-jährigen Partnerschaftsjubiläum. Ebenda widerspre- chen sich die statistischen Darstellungen: Laut des Vorsitzenden des Jumelage-Komitees hielten sich allein 1966 306 Hamburger in Marseille auf, ein Jahr darauf mit 672 Personen fast doppelt so viele, was bereits für die Jahre 1966 und 1967 eine Gesamtquote von 978 Hamburger ausmachen würde. Aus Marseille waren im gleichen Zeitraum 384 Personen in 1966 und 215 Personen in 1967 in Hamburg. Die Zahlen schließen selbst nicht einmal Begegnungen ein, die unabhängig des Hamburger Jumelage-Komitees stattfanden471. Da die Zahlen Grunerts allein auf der Auflistung der Aktivitäten in der Festschrift beruhen, kann davon ausge- gangen werden, dass die einbezogene Bevölkerung größer war. In der durch die internen Streitigkeiten des Jumelage-Komitees ausgelösten Stagnationsphase der Begegnungen472, Mirek spricht von einer „Schlafpha- se“, betrug die durchschnittliche jährliche Teilnehmerzahl an der Städtepartnerschaft 25 - 50 Personen473. Von 1973 bis 1984 seien, soweit Mirek alle Austauschaktivitäten bekannt geworden sind, jährlich im Durch- schnitt ca. 200 - 300 Menschen beider Städte an Austauschaktivitäten beteiligt gewesen. Der „prozentuale Anteil der Bevölkerung474, der an Partnerschaftsbegegnungen teilnimmt“ fiel nach einer Schätzung Mireks mit ca. 0,01 Prozent der Gesamteinwohnerzahl unbedeutend aus475. Es kann jedoch festgestellt werden, dass Grunert ähnliche Zahlen für die Hamburger Bevölkerung für die Jahre 1958 bis 1968 vorlegte, bei denen gemessen an der Gesamteinwohnerzahl Hamburgs ebenso nur 0,01 Prozent der Bevölkerung in den städtepartnerschaftlichen Austausch einbezogen war476. Zumindest für die Hamburger Seite kann somit die Schlussfolgerung erfolgen, dass gleichbleibend ein unbedeutender Prozentsatz der Bevölkerung an der Part- nerschaft aktiv beteiligt war. Berücksichtigt werden muss hingegen trotz allem, dass durch gemeinsame oder wechselseitige Ausstellung Menschen auch passiv an der Städtepartnerschaft teilnehmen, die zahlenmäßig nicht erfasst werden können. Nach 1984 können über die Einbeziehung der Bevölkerung durch fehlende Studien keine Angaben mehr gemacht werden. Ansteigend dürften sie aufgrund der Schwerpunktsetzungen der internationalen Austauschbeziehungen beider Länder und der politischen Situation kaum gewesen sein. Die Verfasserin stellt fest, dass heutige zahlenmäßige Ermittlungen nur sehr vage vorgenommen werden könnten, da sich noch stattfindende Aktivitäten von den Stadtverwaltungen gelöst haben und es bis in die heutige Zeit keine Erfassungsmöglichkeit gibt. Es kann jedoch, nach einer vorsichtigen Schätzung der Ver- fasserin davon ausgegangen werden, dass heute weniger als 0,01 Prozent der Bevölkerung Marseilles und Hamburgs aktiv an der Städtepartnerschaft beteiligt sein dürften bzw. sich das Gros der einbezogenen Be- völkerung auf Schüleraustausch-Gruppen beschränkt.
5.3 Großstadt versus Kleinstadt
Weil wiederholt von Interviewpartnern Großstadtpartnerschaften Verschwisterungen von Klein- und Mit- telstädten gegenübergestellt wurden, ist diesem Vergleich ein eigenes Kapitel gewidmet. Denn Partner- schaften von Klein- und Mittelstädten wurde wiederholt Pflegeleichte, einer Großstadtpartnerschaft wie Hamburg - Marseille dagegen Schwierigkeiten der Beziehungsführung zugesprochen. In vielen Publikation wird auf den Erfolg von Kleinstadt-Partnerschaften versus Großstadt-Partnerschaften Bezug genommen477. Grundsätzlich kann dies auf die Formel gebracht werden, das Großstadtpartnerschaften im Verhältnis zu Partnerschaften von Kleinstädten mit überschaubarer Struktur schwieriger zu führen seien: „Es bedarf ent- sprechend keiner Erläuterung, daß Partnerschaften zwischen Großstädten nie in dem Maße die Gemein- debürger als Gesamtheit oder Kollektiv - etwa zur Verstärkung lokaler Identifikation - erfassen können, wie es in Dörfern oder Kleinstädten der Fall sein mag“478. „Garant einer lang andauernden Verbindung“ müssten aber dennoch die beiden Städte sein479, egal ob Groß-, Mittel- oder Kleinstadt. Die Partnerschaft mit Leben zu erfüllen, d.h. Austausch zwischen den beiden Städten, hängt wesentlich davon ab, inwieweit die Bevölkerung in die Partnerschaft einbezogen wird und für sie zu einem wichtigen Anliegen wird. Es geht darum, die Bevölkerung für die Partnerschaft zu gewinnen. Wie in der Literatur an verschiedenen Stellen behandelt, wird dies vor allem bei Gemeinden kleinerer und mittlerer Größenordnung als realisierbar ange- sehen480. Die Verfasserin konnte durch die Interviews feststellen, dass oftmals die Schwierigkeit, eine Groß- stadt-Verschwisterung am Leben zu erhalten als Entschuldigung oder gar Rechtfertigung für die schlechte Beziehungslage verwendet wurde.
Durchaus können aber Gründe auf Großstadtseite aufgeführt werden, die sie gegenüber Klein- und Mittel- städten im Vorteil erscheinen lassen: das finanzielle Budget erlaubt Großveranstaltungen, z.B. zu Partner- schaftsjubiläen, die persönliche, wirtschaftliche und politische Kontakte knüpfen lassen, wenn erstens auch Bürger der Partnerstadt anreisen und dort vertreten sind, zweitens öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen stattfinden und drittens diese für die Öffentlichkeit auch in Erfahrung gebracht werden können. Meistens nehmen derartige Großveranstaltungen jedoch anonymen Charakter an und müssten durch gezielten Aus- tausch statt reiner Konsumierung unterstützt werden. Im Bereich Kultur ist durch die Vielzahl von Institutio-nen, Vereinen und Künstlern ein großes Potenzial vorhanden, das sich für städtepartnerschaftliche Kontakte und Begegnungen interessieren könnte und eine weitere Ausdehnung von Aktivitäten zulässt. Durch diese weite Struktur ist die Einbeziehung neuer Initiativen immer möglich und beschränkt die Partnerschaft auf kultureller Ebene nicht nur auf die Initiativen ein oder zweier Akteure. Des weiteren kann eine Großstadt durch Schwerpunktverlagerung z.B. auf bestimmte Bezirke oder Stadtteile versuchen, einen kommunaleren Rahmen als das Einbeziehen-wollen der ganzen Stadt zu erreichen.
Sinnvoller als sich nach unten mit Klein- und Mittelstädten zu vergleichen, empfiehlt es sich, Beispiele von Großstädten zu eruieren, bei denen die Partnerschaft durchwegs erfolgreich verläuft. Hier können selbst Auslandsbeziehungen der eigenen Stadt herangezogen werden, wie auf der Ebene Hamburg - Shanghai oder Marseille - Marrakesch. Ein bloßer Vergleich ist sicher als nicht sinnvoll zu erachten und wurde von den Gesprächspartnern z.B. in der Senatskanzlei und der Kulturbehörde abgelehnt. Erfolgreich könnte aber trotz allem eine Analyse sein, da aus ihr möglicherweise Ansatzpunkte für eine Belebung der schwächeren Partnerschaften gezogen werden könnten. Ein Verstecken hinter der Bürde Großstadt scheint der Verfasserin aufgrund der dargelegten Gründe als nicht gerechtfertigt.
5.4 Kultur als Kommunikationsmedium
Es muss klar sein, dass Kommunikation keine strukturellen Defizite und organisatorische Mängel wie personelle Engpässe oder eingeschränkte zeitliche Kapazitäten der städtischen Mitarbeiter für städtepartnerschaftliche Aufgaben auszugleichen vermag. Sie ersetzt kein verantwortliches Handeln und kann nicht als alleinige Problemlösung gesehen werden481. Als Weg zu einer Kommunikationsstrategie für den städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch können somit bereits die in Kapitel 4.7 Optimierung des Kulturaustauschs angesprochenen Punkte gesehen werden.
Um Missverständnissen vorzubeugen: unter Kommunikation wird für diese Arbeit der Austausch von In- formationen verstanden, der nicht nur einseitig, sondern vor allem auch in Form eines Dialogs stattfinden kann482.
Die Kommunikation des Kulturaustausches zwischen Hamburg und Marseille ist unverzichtbar, um die part- nerschaftlichen Aktivitäten und die Partnerschaft in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und die Bürger zur Teilnahme anzuregen. Bestenfalls animiert sie zu neuen Projekten und hilft bei der Akquise von Spon- sorengeldern. Sie begleitet somit das organisatorische und politische Handeln der Städtepartnerschaftsak- teure. Denn alles Bemühen um einen funktionierenden Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille hat keinen Sinn, wenn keiner davon weiß oder erfährt, selbst wenn die einzelnen Projekte von überragender Qualität oder das partnerschaftliche Angebot vielfältig wäre483. Umgekehrt muss aber auch berücksich- tigt werden, dass Kommunikationspolitik nicht über städtepartnerschaftliche Aktivitäten von mangelhafter Qualität oder über nicht stattfindenden Austausch hinwegtäuschen soll. Scheurer und Rothacker bringen dies auf einen Nenner: „Die Kommunikation ist immer nur so gut wie die Substanz“484 und „Die beste Kommunikation nützt nichts, wenn den Worten nicht Taten folgen“485. Letzteres soll aber gerade umgekehrt werden: Austauschprojekte können gleichzeitig als Kommunikationsmedien genutzt werden. Denn durch die Interviews kristallisierte sich heraus, dass die Städtepartnerschaft für die allgemeine Öffentlichkeit kaum fassbar ist486. Zugleich besteht unter den Interviewpartnern die gemeinsame Ansicht, dass die Kommunikati- on der Städtepartnerschaft und deren Kulturaustausch in der Öffentlichkeit Aktivitäten voraussetzen müsse und die Wahrnehmbarkeit der Städtepartnerschaft davon abhänge, was konkret passiere. Um nicht dem scheinbaren Teufelskreis keine Kommunikation -> Unbekanntheit der Städtepartnerschaft -> keine Aktivitäten -> keine Kommunikation verfallen zu müssen, wird das Mittel zum Zweck erklärt, wie die Überschrift dieses Kapitels beweist: Kultur als Kommunikationsmedium. Denn die interviewten Experten sind sich einig, dass durch Aktivitäten ein positiver Prozess in Gang gesetzt werden kann: Aktivitäten -> Steigerung der Bekanntheit der Städte- partnerschaft -> mehr Aktivitäten. Kulturaktivitäten könnten gezielt dazu genutzt werden, den Kulturaustausch und die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Marseille in die Öffentlichkeit zu tragen.
Für gewöhnlich läuft die Kommunikationspolitik innerhalb einer Städtepartnerschaft nach dem Schema, dass ein geplantes Ereignis angekündigt und damit in die Öffentlichkeit getragen wird. Es kann jedoch auch von Anfang an „die Verwertung der Kunstaktion in der Kommunikation geplant werden“487, worüber dieses Kapitel handelt. Zu beachten: „Zu den Grundregeln der Kommunikationspolitik gehört, dass ein Instrument immer nur einen Baustein im gesamten Mix488 darstellt, also im Zusammenhang mit anderen Instrumenten eng verzahnt geplant werden muss“489. Deshalb gehören zur Kommunikationspolitik als wei- tere Bausteine neben der Kultur als Kommunikationsinstrument auch alle anderen öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen, um z.B. „das Ereignis ankündigen und ins Blickfeld der Zielgruppe setzen“. Diese nehmen eine unterstützende Funktion ein490.
Die im Folgenden skizzierten Punkte verstehen sich nicht als ausgearbeitetes Kommunikationskonzept, sol- len eher auf ein Defizit hinweisen und als Weg zu einer Wahrnehmung des städtepartnerschaftlichen Kul- turaustauschs verstanden werden. Sie sollen Anregungen für eine Kommunikationsplanung bieten, welche bisher für die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille nicht existiert. Als Ausgangspunkt der dargestellten Kommunikationsmöglichkeiten werden die Stadtverwaltungen der beiden Städte verstanden, was aber die Mitarbeit der von den offiziellen Trägern der Städtepartnerschaft unabhängigen Initiativen und der Kul- turschaffenden nicht ausschließt, sondern vielmehr zur Erzielung von Synergieeffekten gerade angestrebt werden sollte. „Erfolg und Chancen“ einer solchen Kommunikationspolitik für die Kommunikation mit Kunst hängen letztendlich davon ab, wie Initiatoren und Kunstschaffende aufeinander ein- und zugehen“491. Vor allem langfristige Kommunikationsziele setzen kontinuierliches Engagement von Seiten aller Akteure voraus492. Eine Frustration der ungebündelten Kommunikationspolitik, die gerade nicht von den Städten ausging, zeigte sich in den Interviews: Man könne nicht immer erwarten, dass die Kommunikation von Partnerschaftsaktivitäten nur über freiwillige Helfer unternommen werde, so Sabine Mohr zur derzeitigen Kommunikationspolitik innerhalb der Städtepartnerschaft, Kommunikationsmaßnahmen müssten in Zu- sammenarbeit mit den Pressestellen der beiden Städte und der Hamburg Marketing GmbH wahrgenom- men werden. Die Hamburg Marketing GmbH, die sich um das Stadtmarketing Hamburgs bemüht, wurde bisher in Bezug auf die Städtepartnerschaft mit Marseille noch nicht aktiv und beschränkt sich bei der Dar- stellung Hamburgs als Kulturmetropole vorwiegend auf kulturelle Großereignisse493.
5.4.1 Grundlagen für den Einsatz von Kultur als Kommunikationsinstrument
Kultur als Kommunikationsmedium „kann gerade nicht in ein strenges Marketingkonzept“ gezwängt wer- den, kalkulierbar „in einem Koordinationssystem aus Wirkung und Effizienz, Kosten und Nutzen“494. Son- dern sie verspricht Individualität und kreativen Freiraum, erfordert aber auch Risikobereitschaft der Ak-teure495. Was laut Bröckers und Sütter aber eindeutig definiert sein sollte, sind „Kommunikationsinhalte, Kommunikationsziele und Zielgruppen“496, die „Ableitung konkreter Maßnahmen“ unterliege jedoch „dem gleichen kreativen Geist, der auch der Kunst innewohnt“497.
5.4.1.1 Zielgruppen
Im günstigsten Fall sollte eine Städtepartnerschaft die gesamte allgemeine Öffentlichkeit der beiden Städte ansprechen. Darunter fallen z.B. die Einwohner der jeweiligen Stadt ebenso wie Kulturinstitutionen und Vereine, die Mitarbeiter der jeweiligen mit der Städtepartnerschaft betrauten Institutionen und in der Stadt ansässige Unternehmen498. Somit sähe man sie auf die Menschen in der jeweiligen Stadt beschränkt, „die mit der Kultur „vor Ort auch tatsächlich in Berührung kommen können“499. Als Teilzielgruppe bzw. Erwei- terung der Zielgruppe könnten aber gegebenenfalls auch die Bewohner des Umlandes gelten, soweit dies gewünscht wird, z.B. eine Ausweitung auf die Metropolregion Hamburgs und Marseilles. Eine genaue Ziel- gruppen-Definition müsste auf jeden Fall innerhalb eines Konzepts analysiert werden, vor allem auch in der Hinsicht, welche Gruppen vor allem mit der Kultur als Kommunikationsmedium erreicht werden können. Vorwiegend im Mittelpunkt der Zielgruppenansprache muss deren Erreichbarkeit stehen: Einerseits durch die Kultur, die gleichzeitig als Kommunikationsmedium dient, andererseits durch die begleitenden Kom- munikationsmaßnahmen, der Werbung, der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit und den Maßnahmen zur Förderung kurzfristiger und zielgerichteter Programm-Wahrnehmung, die hier nur angerissen werden sollen500.
Um die Öffentlichkeit zu erreichen, ist der Zeitpunkt der Aktivitäten ein entscheidender Faktor. So ist es vorteilhaft, sie in einen Kontext zu betten, in dem die Bevölkerung sowieso schon an Ort und Stelle ist, z.B. einer Woche der Städtepartnerschaften, Nacht der Museen, Kunstmeile501, in das für 2008 in der Hafencity geplante Festival internationaler junger Kunst in einer großen Container-Galerie durch den Einbezug Marseiller Künstler502 oder überhaupt durch Aktivitäten und Projekte im öffentlichen Raum. Auch könnte der Deutsch-Französische Tag am 22. Januar genutzt werden, der anlässlich des 40. Jahrestages des ElyséeVertrages am 22. Januar 2003 vom französischen Regierungschef Jacques Chirac und dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder ins Leben gerufen wurde503.
Aber auch andersherum kann gedacht werden: Wenn die Öffentlichkeit nicht zur städtepartnerschaftlichen Kultur kommen kann, müssen Lösungen gefunden werden, wie die Kultur zu der Öffentlichkeit kommt. Dies kann z.B. durch internetbezogene künstlerische Projekte geschehen504, die auch über die Webseite zur Städtepartnerschaft eingebunden werden könnten505. Deshalb müssen neben der Kultur als Kommunika- tionsinstrument auch die anderen Kommunikationsmittel Berücksichtigung finden. Denn z.B. dienen die Medien als Mittler und Multiplikatoren, die Zugang zu der Bevölkerung möglich machen oder erleichtern, wenn diese direkt und unmittelbar nur schwer oder mit Einschränkungen zu erreichen ist506.
5.4.1.2 Kommunikationsinhalte
Kommunikationsinhalte, die mit der Kultur als Kommunikationsmedium übermittelt werden, können sich auf die Ergebnisse und Leistungen der Städtepartnerschaft im Austauschbereich Kultur beziehen. Zu den ergebnis- und leistungsbezogenen Informationen, die übermittelt werden können, gehören z.B. die Auslo- bung von Kunstpreisen oder Stipendien, die im Zusammenhang mit der Städtepartnerschaft stehen, die Präsentation künstlerischer Werke im öffentlichen Raum, die auf den Kulturaustausch innerhalb der Städ- tepartnerschaft verweisen und aus diesem hervorgegangen sind, oder Kulturveranstaltungen, die die Öffent- lichkeit teilhaben lassen und die erst einmal bloße Behauptung Partnerschaft mit einem sichtbaren „Signal, dass diese Eigenschaft tatsächlich existiert“, untermauern, also die Glaubwürdigkeit unterstreichen507.
5.4.1.3 Kommunikationsziele
Laut Bröcker und Sütter legen die Kommunikationsziele nach den gewünschten übermittelbaren Kommu- nikationsinhalten fest, „welche Wirkung mit der Informationsübermittlung erreicht werden soll“508. Zu den langfristigen Zielen könnten für die Städtepartnerschaft und dessen Kulturaustausch z.B. die Bekanntheit der Städtepartnerschaft in der allgemeinen Öffentlichkeit, der Einbezug breiter Bevölkerungskreise, Akquise von Förderern zur Sicherstellung der Finanzierung, ein neues Image oder eine neue Richtung der Städte- partnerschaft, ein unverwechselbares, einheitliches Profil der Städtepartnerschaft oder das Erreichen eines größtmöglichen gesellschaftlichen Nutzens zählen. Die Stadt Hamburg könnte sich im Konkurrenzkampf der Metropolen mit dem an Relevanz gewinnenden Standortfaktor Kultur noch besser positionieren, da sie durch die Informationsübermittlung und die dahinter stehenden Programme der von ihr angestrebten Internationalität z.B. in der Kunst näher käme509.
5.4.2 Planung und Umsetzung
Nach erfolgter Analyse der Zielgruppe, der Kommunikationsinhalte und -ziele müssen die zu Verfügung stehenden oder potenziellen Ressourcen analysiert werden: Berücksichtigung des zu Verfügung stehenden Budgets, die Akquise von Drittmitteln oder die Einbeziehung von Eigenleistungen der Kulturakteure, ver- fügbare Kapazitäten auf interner Ebene der Stadtverwaltung510, resultierende Folgekosten in den kommen- den Jahren usw.511 Erst danach beginnt die Planung konkreter Maßnahmen zur Ausfüllung des strategischen Rahmens512, denen eine Zeit- und Ablaufplanung folgen muss513. Da vor allem die Stufe der Maßnahmen- planung als kreativer Akt zu betrachten ist, wäre allerspätestens hier die Einbindung Kulturschaffender in die Überlegungen der Städte von Nöten.
Die folgenden Vorschläge für konkrete Maßnahmenplanungen sind nahezu unbegrenzt durch kreatives Ein- fallsvermögen erweiterbar. Sie entstanden aus bereits sehr konkreten Projektideen der Gesprächspartner für Kulturaktivitäten zwischen Hamburg und Marseille bzw. wurden von der Verfasserin aus diffusen Vor- schlägen der interviewten Städtepartnerschaftsakteure entwickelt. Das Credo der befragten Experten lautet hierbei: Kooperationen-Mix. Neben der öffentlichkeitswirksamen Ebene die vorwiegend auf die Einbezie- hung der Kulturkonsumenten zielt514, ist grundsätzlich die Ebene der Arbeitskontakte und Informationsauf-
507 Bröckers / Sütter 2004, S. 5; vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 4 f.; eine Aktion, die die Öffentlichkeit teilhaben ließ, stellte z.B. das 2003 stattgefundene inter- aktive Projekt Hafenblick / vue sur port dar, vgl. dazu Kapitel enthalte zwischen Kulturproduzenten zu begrüßen. Dabei verzahnen sich beide Bereiche. Austausch zwi- schen Kulturschaffenden kann zu neuen öffentlichkeitswirksamen Projekten anregen. Da kleine Vereine515 im Gegensatz zu großen Kulturbetrieben516 flexibler agieren können, müssen sie genauso Berücksichtigung finden wie Institutionen, die mit Großveranstaltungen eine breite Publikumswirkung erreichen können. Bei- de Bereiche sind wichtig, selbst wenn kleine Strukturen weniger Publikumswirkung, z.B. durch ihre fehlende Massenkompatibilität517, erreichen, als große Kulturbetriebe. Gerade auf der Ebene von Vereinen kann aus den Erkenntnissen der Interviews gefolgert werden, dass durch deren Flexibilität und Struktur unbürokra- tisch Projekte zustande kommen und sich Kontakte eher zu Freundschaften verfestigen.
Denkbare Kulturprojekte als Kommunikation518:
- Durchführung von Ausstellungen
- Durchführung von Theaterproduktionen
- Durchführung von Events und Biennalen
- Kunst im öffentlichen Raum
- Kulturereignisse mit Attraktivitätsgewinn durch Alleinstellungsmerkmal
- Auslobung von Kunstpreisen
- Stipendienvergabe
- Organisation von Workshops, Seminaren und Symposien
- Austausch von Sammlungen
- Vergabe von kulturhistorischen Forschungsprojekten
5.4.2.1 Durchführung von Ausstellungen
Das Spektrum im Bereich von Ausstellungen ist weit gefasst. Ein kleiner Ausschnitt:
- Sie können Informationen über die Stadt und das Land weitergeben, angefangen mit nur einem kleinen Vermerk wie Im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille bis zu Ausstellungen über die eigene Stadt oder die Partnerstadt, die gleichzeitig Information und Kulturaustausch vereint.
- Sie können Dokumentationscharakter haben, wie z.B. eine Fotoausstellung über Hamburg - Marseille, eine der beiden Städte oder über Partnerschaftsaktivitäten.
- Sie können als Multiplikatoren dienen, um ein Gefühl für die Gegend der Partnerstadt zu vermitteln519.
- Sie können Künstler der anderen Stadt vorstellen.
- Sie können mit Sujets spielen, die für Hamburg noch außergewöhnlich oder ähnlich sind usw.
Ein bereits in früheren Jahren vom Centre Franco-Allemand an Hamburg herangetragenes Projekt stellt die Ausstellung der Werke Jean Amados dar. Das Centre Franco-Allemand de Provence unterstützt die Bekannt- machung des Marseiller Künstlers, der in Norddeutschland weitgehend unbekannt ist. Eine Ausstellung wurde bereits Ende der neunziger Jahre an die Kulturbehörde und die Deichtorhallen als potenzielle Aus- stellung von der damaligen Mitarbeiterin der Office de la Culture in Marseille, Liliane Schaus, herangetra- gen. Zwar erschienen die Deichtorhallen als geeignete Ausstellungsfläche, der damalige Direktor Dr. Zdenek Felix lehnte jedoch ab. Viele Werke des Künstlers sind zur Präsentation im Außenraum geeignet. Ein Werk des Künstlers, Le bateau ivre 520 , steht auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe einer der populärsten Strände trände von Marseille, dem Plage du Prado. Durch ihre maritime oft von Schiffen inspirierte oder architektonische Thematik hätten sie großen Bezug zu der Hafenstadt Hamburg. Durch die unmittelbare Hafennähe und die architektonische Ausstattung würde sich besonders die Hafen-City als Präsentationsort eigenen. Diese Lösung wurde zur Jahrtausendwende auch von der Kulturbehörde angedacht, aber wegen der fehlenden „institutionelle(n) Infrastruktur“ als die „arbeits- und wohl kostenintensivste Variante“ bezeichnet. Damals wurde zudem eine Finanzierung aus Städtepartnerschafts-Mitteln in Frage gestellt, da es sich um kein Aus- tauschprojekt im Sinne des gemeinsamen Erarbeitens oder Kennenlernens handelte521.
Galerie du Tableau-Betreiber Bernard Plasse würde dagegen gerne Ausstellungsprojekte anvisieren, die etwas verdreht und gerade durch Unterschiedlichkeit interessant seien, wie eine Ausstellung von Werken des Hamburger Zeichners Thomas Rieck und des Zeichners Louis Pons, der zwar nicht in Marseille wohnend, aber dort geboren sei. Auch könne er sich eine verbindende Ausstellung mit Werken des gebürtigen Marseiller Karikaturisten Honoré Daumiers und des französischen Zeichners Reiser vorstellen, um die Entwicklung der Pressezeichnung darzustellen. Da Honoré Daumier im Jahr 2008 seinen 200. Geburtstag feiern würde, böte sich die Ausstellung gerade im Rahmen der Jubiläums-Feierlichkeiten an. Für das 50-jährige Jubiläum ist bereits eine Ausstellung Daumiers in Hamburg im Gespräch.
5.4.2.2 Durchführung von Theaterproduktionen
Wiederholt kamen Interviewpartner auf das Marseiller und Hamburger Ballett zu sprechen. Sowohl das Ballett John Neumeiers als auch das Ballet National de Marseille, bis einschließlich 1997 unter der Leitung Roland Petits, genießen einen vorzüglichen Ruf. Während das Ballett Neumeiers vorwiegend klassisch agiert, richtet sich das Marseiller Ballett eher auf Innovationen aus. Ein Austausch auf der Ebene des Balletts wurde nicht nur einmal im Laufe der Städtepartnerschaft aufgrund der Kosten und des Aufwandes trotz wiederholtem Wunsch revidiert. Theatervorstellungen, Opern oder ähnliches ins Ausland zu schicken, ist auf der professionalisierten Kulturebene in der Regel immer teuer und aufwendig. Sie stellten im Verlauf der städtepartnerschaftlichen Aktivitäten die Ausnahme dar. Um das Hamburger Theaterleben trotz allem vorstellen zu können, könnte z.B. mit Gastregien gearbeitet werden, d.h. ein Hamburger Regisseur könnte mit einem Marseiller Ensemble gemeinsam ein deutsches Stück erarbeiten oder umgekehrt. Dadurch unterschiede sich die Produktion zugleich vom internationalen Alltag im Kulturbetrieb und würde den Kriterien des Kulturaustauschs innerhalb der Städtepartnerschaft gerecht.
Auch im kleinen Rahmen ist Theater möglich: Marseille hat im Bereich der Straßenkünste innovative Erfahrung und so könnte Austausch von Straßentheatergruppen angestrebt werden. Theater ist meist zugleich mit Sprache verbunden. Es ist möglich, die Sprache mit dem Theaterstück in die Partnerstadt zu tragen, es geht aber auch über Körpersprache wie beim Pantomimen-Theater oder deutsche und französische Künstler erarbeiten ein gemeinsames deutsch-französischsprachiges oder englisch-sprachiges Stück. In Hinsicht auf das Jubiläum in 2008 sind digitale Untertitel in der Landessprache in einem Kooperationsprojekt des Marseiller Théâtre National angedacht.
5.4.2.3 Durchführung von Events und Biennalen
Hamburg zählt zu den ältesten Opernmetropolen der Welt, die Hamburger Staatsoper genießt einen international angesehenen Ruf, doch es muss nicht unbedingt ein Austausch auf der Ebene der Staatsoper sein, der aufgrund des Kostenaufwandes fast schon im Vornherein zum Einmal-Ereignis verdammt wäre. Es gäbe Möglichkeiten im kleineren Rahmen Austausch im Bereich der Musik zu initiieren und damit vor allem die nachrückende Basis der Städtepartnerschaft, die Jugend, anzusprechen. Das Centre Franco-Allemand engagiert sich seit Jahren in einem Festival elektronischer Musik. Laut Joachim Rothacker wäre es möglich, passende Hamburger Gruppen miteinzubeziehen.
Sowohl Marseille als auch Hamburg zeichnen sich durch eine lebendige Off-Kunstszene im Bereich der bildenden Kunst522 und der Musik523 aus. Im Gegensatz zu Hamburg sei Marseille aber aufgrund seines Defizits an kommerziellen Galerien noch mehr als Hamburg durch die Off-Kunstszene lebendig, so Sabine Mohr. Die dichte Hamburger Off-Szene hat im Allgemeinen laut eines Workshop-Berichts zur Lage der bildenden Kunst noch zu wenig Öffentlichkeit524. Der Vorschlag der Künstlerin Sabine Mohr könnte dem Abhilfe schaffen: Sie schlug wegen der Parallelität der künstlerischen Subkultur in Hamburg und Marseille eine „Verbandelung der Künstlerszenen“ vor525. Sie agiert in einer der Off-Institutionen Hamburgs, der Frise, die 1977 als erstes Künstlerhaus Deutschlands gegründet worden war. Seine Mitglieder organisierten Ausstellungen selbst und nahmen damit eine Pioniersrolle in Hamburg ein. Das Künstlerhaus stand Pate für viele nachfolgende Künstlerhäuser in ganz Europa stand. Zu dieser Zeit gab es kein vergleichbares Projekt in Marseille, was sich inzwischen geändert habe, so Sabine Mohr. Um eine Annäherung der Kunstszene anzubahnen, schlägt Sabine Mohr ein Archivsystem vor, das sie bereits in der ArtGenda 2002 für den bal- tischen Raum verwirklicht hat: Sie sei in drei Orte gefahren und habe Material zusammengetragen, aus dem danach eine Sammlung von Beschreibungen mit Fotos entstanden sei. Den Hamburger Künstlern sei es anschließend möglich gewesen, in diesem Archiv zu stöbern und darauf Kontakt mit interessanten po- tenziellen Partnern aufzunehmen. Eine derartige Sammlung könnte z.B. im Rahmen eines gemeinsamen Projektes erstellt werden und würde auch für die Zukunft eine Vernetzungsmöglichkeit dieser Räume si- cherstellen. Vorteilhaft wäre statt einer Papierversion die Einbindung des Archivs mittels einer Datenbank in die Webseite zur Städtepartnerschaft526. Ausdruck könnten Beziehungen zwischen den Off-Räumen z.B. in gegenseitigen Einladungen, Erfahrungsaustausch, wechselseitigen Ausstellungen, gemeinsamen Projekten oder im großem Stil in einem Festival der Off-Kunstszene finden. Diese Beziehungsanbahnung zwischen den verschiedenen Initiativen kann im Gegensatz zu Events in der Hochkultur als fruchtbarer erachtet werden: die einzigen noch heute bestehenden, kontinuierlich geführten Initiativen beschränken sich zum größten Teil auf kleine Institutionen und Vereine.
Im Mittelmeer-Raum gibt es die Biennale des Jeunes Créateurs d‘Europe et de la Méditerranée, die junge Künstler aus mehr als 60 Städten des Mittelmeerraums vereint. Sie sei, so Thierry Ollat, die bedeutenste Kommunikation über den kulturellen Austausch in Marseille, das Werkzeug, das am besten die Informationen der Künstler in die breite Öffentlichkeit trage und die Künstler miteinander in Kommunikation treten lasse. Das Pendant im Norden, die ArtGenda, die Biennale für junge Kunst im Ostseeraum, fand erstmals nach dem Vorbild der Mittelmeer-Biennale 1996 in Kopenhagen statt. Ende der neunziger Jahre gab es die Idee der ehemaligen Mitarbeiterin für internationalen Kulturaustausch, Antje Mittelberg, und deren Pendant in der damaligen Office de la Culture, Liliane Schaus, die beiden Biennalen zu verbinden: Ein Austausch im großen Rahmen zwischen Mittelmeer- und Ostsee-Anrainern. Ein Vorschlag, der bis heute keine Verwirklichung gefunden hat, aber durchaus nach wie vor überlegenswert wäre.
5.4.2.4 Projekte im öffentlichen Raum
Jean-Pierre Tutin brachte im Interview die Idee ein, die Partnerstädte mittels Direktübertragung des Rund- funks zu verbinden: von Hafen zu Hafen. Ein in jüngerer Zeit entstandenes interaktives Austauschprojekt im öffentlichen Raum bezog jedoch mehr die Bevölkerung ein und wurde 2003 von der Hamburger Künstlerin Anneke Gräper in Kooperation mit der Galerie La Tangente in Marseille kreiert: die multimediale Installa- tion Hafenblick / Vue sur port. Mittels zweier Bildschirme und Mikrophone waren beide Städte vernetzt527. Die Bevölkerung konnte miteinander in Kommunikation treten528 und rund um die Installation gab es Events im Bereich Literatur, Musik, Live-Malerei, Theater und Künstlertreffen. Gefördert wurde das Projekt von der Hamburger Kulturbehörde529, die DGRI gab keine Finanzspritze und das Projekt konnte nur aufgrund zahlreicher Sponsoren verwirklicht werden. Eine solche Aktivität verlangt nach Wiederholung. Durch den Eventcharakter wird die breite Bevölkerung angesprochen, ohne 1500 km zurücklegen zu müssen.
Die Kommunikation aller Hamburger Partnerstädte umfasste 2001 das Kunstprojekt Das neue Hamburg und seine Partnerstädte der Graffiti-Künstlergemeinschaft getting up: ein 90 Meter langes, vier Meter hohes Gemälde, gedruckt und vergrößert auf eine Plane, zierte das Dock 10 bei Blohm Voss, verband und stellte alle Hamburger Partnerstädte dar. Marseille fand Eingang als Seifenstadt, ist sie doch dafür berühmt. Das Gemälde im Original blieb in Bergedorf auf der Wand einer Lagerhalle in der Nähe des S-Bahnhofes erhalten. Ein imposantes, aber auch teueres Beispiel von Kunst als Kommunikationsinstrument530.
5.4.2.5 Kulturereignisse mit Attraktivität durch Alleinstellungsmerkmal
Die Städtepartnerschaft bietet nicht nur den Raum, Gemeinsamkeiten auszutauschen, sondern auch, Kul- turaktionen vorzustellen, die mit der Partnerstadt gerade nicht deckungsgleich sind. Im Bereich Literatur könnte die Stadt Hamburg ihre Poetry Slam Szene in der Marseiller Öffentlichkeit vorstellen oder Slam- Aktionen im öffentlichen Raum veranstalten. Denn im Gegensatz zu Deutschland sei die Slam-Szene in Frankreich noch kaum entwickelt, so Sabine Günther vom Verein Passage & Co. Da im Bereich Literatur die Sprache eine dominante Rolle einnimmt, könnten derartige Aktionen vorher mit einer Übersetzungs- werkstatt verbunden werden, wie sie der Verein Passage & Co. bereits in seinem Hamburg-Marseiller Lite- raturaustausch benutzte.
5.4.2.6 Auslobung von Kunstpreisen
Im Rahmen der heutigen Städtepartnerschaft als Faktor nicht genutzt, könnte die Auslobung von Kunstpreisen eine intensive Beschäftigung mit der Städtepartnerschaft bei Kulturschaffenden möglich machen. Vorstellbar wäre z.B. eine jährliche Ausschreibung, dotiert mit einem finanziellen oder materiellen Preis für einen Film , eine Dokumentation, eine bildnerische Arbeit, eine Kurzgeschichte etc., die sich mit der Städtepartnerschaft oder mit dem Städtepartner auseinandersetzt.
5.4.2.7 Stipendienvergabe
Für den Kulturaustausch im Rahmen der Städtepartnerschaft wäre, wie bereits angesprochen, eine größere Kontinuität von Nöten. Angestrebt wurde diese Kontinuität, „auf der Grundlage mittelfristiger Arbeits- kontakte zwischen Kunst- und Kulturproduzenten“, bereits in den achtziger Jahren von der Kulturbehörde Hamburg. Nach deren Auffassung wurden vor allem Arbeitsstipendien für Künstler in beiden Städten als sinnvoll erachtet wurden531. Stipendienaufenthalte haben sich aber in beiden Städten noch nicht ausrei- chend etablieren können. Der Stipendiat532 des Vereins Künstler zu Gast in Harburg für 2006 wurde zeit- gleich zum ersten Mal mit einem monatlichen Stipendium von 250 Euro der Senatskanzlei unterstützt. Der Verein stellte Atelier und Wohnung. Aufenthalte Marseiller Künstler in Gastateliers findet zwar statt, werden aber kaum bis gar nicht durch Stipendien der beiden Städte unterstützt. Marseiller Künstler wurden bisher im Gastatelier der Stadt am Spritzenplatz, im Westwerk, im Sommeratelier der Frise und in Marseille in den Ateliers d‘Artistes, Triangle France oder im Bereich Literatur im CIPM empfangen. In einem Workshop- Bericht zum Bereich bildender Kunst heißt es: „Der internationale Künstleraustausch hat in Gastateliers wie im Westwerk und in der FRISE schon eine gute Basis, sollte aber - im Sinne der Wichtigkeit internationalen Ideen-Inputs - deutlich verstärkt werden“533. So wie Stipendien für Aufenthalte bildender Künstler gefordert werden, könnte es auch wechselseitige Stadtschreiberstipendien in beiden Städten geben. Denn der Bereich Literatur war im Verlauf der Städtepartnerschaft außer den Aktivitäten des Vereins Passage & Co. kaum vertreten. Die Galerie La Tangente, selbst im Planungsprozess einer Literaturseite, schlug zur Belebung gemeinsamer oder wechselseitiger Schriftsteller-Residenzen vor: Zum Abschluss des Projektes könnten die Literaten Geschichten über die Partnerstadt schreiben, die in einem zweisprachigen Kurzgeschichtenband festgehalten werden könnten. Möglich sind auch tagebuch-ähnliche Aufzeichnungen und Stadt-Porträts, wie sie z.B. für den Stadtschreiber-Austausch zwischen Deutschland und Indien in Kooperation mit den Goethe-Instituten 2006 praktiziert wurden. Die Ergebnisse könnten als Online-Version auf der Städtepart- nerschafts-Seite oder als zweisprachige Print-Broschüre veröffentlicht werden.
5.4.2.8 Organisation von Workshops, Seminaren und Symposien
Workshops und Seminare eigenen sich besonders, den Gedanken von Kulturaustausch durch gemeinsam erarbeitete Projekte umzusetzen. Im Rahmen von Projekttagen oder -wochen oder bestimmter Events könnten z.B. gemeinsame Musikstücke von Hamburger und Marseiller Musikern erarbeitet werden.
Je nach Themengebiet könnten Workshops, Seminare und Symposien einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
In Symposien könnten Themen aufgenommen werden, die sowohl im Gastland oder in der Gaststadt als auch im eigenen Land oder in der eigenen Stadt von Interesse sind. Thierry Ollat hält ein Zusammen- kommen von europäischen Kulturakteuren für unabdingbar, um den interprofessionellen Kulturaustausch weiterzuentwickeln534. Diskussionsgegenstände dieses „Ideen-Labors“ bzw. „Recherche-Pools“535 könnten z.B. der derzeitige Beziehungsstand zwischen den Kulturakteuren, Entwicklungsperspektiven für die Zu- sammenarbeit, die eigene Situation des jeweiligen Kulturbetriebs und die Unterstützung der Bewerbung Marseilles als europäische Kulturhauptstadt 2013 sein. Allgemein könnte der Erfahrungsaustausch der Kul- turakteure sich sach- und problembezogenen Fragestellungen widmen, die der Partner bereits gelöst hat oder gemeinsam gelöst werden können.
5.4.2.9 Austausch von Sammlungen
Das MAC hat im Verhältnis zu mehreren europäischen und selbst französischen Museen mit ca. 600 bis 700 Objekten eine vergleichsweise kleine Sammlung, die sie nicht auf Dauer zeigen kann. Was bedeuten, dass Besucher durchwegs vor verschlossenen Türen des Museums stehen können. Denn es agiert wie ein
Kunstzentrum: Es schließt, um eine neue Ausstellung vorzubereiten und eröffnet anschließend wieder. Auf dieser Ebene könnten Hamburger Museen und das MAC kooperieren. Einerseits könnten die Hamburger Sammlungen in Marseille neu zur Geltung gebracht werden, andererseits die Marseiller Sammlungen, im Beispiel des MACs, in Hamburg. Thierry Ollat könnte sich eine Leihgabendauer von acht bis zehn Monaten vorstellen. Die Erneuerung der Ausstellung könne zum Winter erfolgen. Dies würde Kontinuität in die Öff- nungszeiten des Museums in Marseille bringen, zugleich der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, häufiger durch wechselnde Ausstellungen ins Museum zu kommen und Hamburg die Marseiller Sammlungsexpo- nate für längere Zeit zugänglich machen.
5.4.2.10 Vergabe von kulturhistorischen Forschungsprojekten
Im Rahmen des städtepartnerschaftlichen Kulturaustausches ergaben sich schon einmal Kontakte, die zu einem Projekt im Bereich visueller Kunst führten. Claus Mewes fertigte eine Forschungsarbeit über den Maler Wols, der während des zweiten Weltkriegs in Südfrankreich im Exil und von 1939 bis 1940 im Inter- nierungslager Les Milles, zwischen Marseille und Aix-en-Provence gelegen, inhaftiert gewesen war. Erste Er- kenntnisse sammelte Claus Mewes aufgrund im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums gewonnener Kontakte mit Bernard Plasse, Thierry Ollat und Liliane Schaus. Claus Mewes hatte Bernard Plasse die Räumlich- keiten des Kunsthauses für die Ausstellung Lundi jamais überlassen und kuratierte selbst die Ausstellung Today tomorrow in der Galerie der ESBAM: „Wäre dieses Austauschprojekt damals nicht zustande gekommen, hätte ich das536 gar nicht so weit erarbeiten können. (...) Ein ganz konkretes Ergebnis dieser Austauschge- schichten ist, dass man forschungstechnisch einem großen deutschen Künstler auf die Spur gekommen ist“. Mit konkretem Resultat: ein Katalog mit neuen Erkenntnissen für die Forschung und eine Wols-Ausstellung im Hamburger Kunsthaus.
Das Kapitel Exilgeschichte ist ein in beiden Ländern, aber vor allem in Deutschland ein wissenschaftlich viel zu wenig aufgearbeitetes Thema, vor allem in der bildenden Kunst537. Die Städtepartnerschaft böte die Möglichkeit, es gemeinsam anzugehen.
Viele Hitlergegner waren nach dem Reichstagsbrand 1933 ins Ausland geflüchtet, wie ins benachbarte Fran- kreich, um den beginnenden Verfolgungen zu entgehen. Marseille war einer der Zufluchtsorte, da von dort aus Schiffe z.B. nach Übersee, Marokko oder Portugal fuhren. Zum anderen war nach dem Waffenstill- standsabkommen zwischen Deutschland und Frankreich 1940 der südliche Teil der Vichy-Regierung und nicht den Deutschen unterstellt. Anfangs noch freundschaftlich empfangen, schlug die Gastlichkeit ab 1939 durch die Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland ins Gegenteil um und die einstigen Gäste wurden zu Gejagten. Als der Süden Frankreichs und auch Marseille ab 1942 von Deutschland besetzt wurde, gab es auch von Les Milles aus Deportationen in die Konzentrations- oder Arbeitslager. Les Milles, eine ehemalige Ziegelei, war von 1939 bis 1943538 eines der Internierungslager, in denen zahlreiche deutsche Flüchtlinge, aber auch langjährig bereits in Frankreich wohnende Deutsche, wie der Schriftsteller Walter Hasenclever, der sich dort später das Leben nahm, inhaftiert wurden. Forschungsarbeiten im künstlerischen Bereich sind gerade im Zusammenhang Les Milles sinnvoll, da hier vor allem deutsche Intellektuelle in Arrest genommen worden waren539. Das Buch des Schriftstellers Lion Feuchtwanger Der Teufel in Frankreich beschreibt seine Zeit im Internierungslager Les Milles. Ebenso war der Schriftsteller Walter Benjamin in Les Milles interniert. Die Malern wie Max Ernst und Max Lingner zugeschriebenen Wandbilder schmücken noch heute die Wände der ehemaligen Ziegelei. Sie stehen, im Gegensatz zu dem Gesamtkomplex, unter Denkmalschutz. Weitere ehemals in Les Milles internierte Maler waren Anton Räderscheidt, Heinrich Maria Davringhausen und der Künstler Hans Bellmer540. Arbeiten mit explorativem Charakter böten die Möglichkeit, verschiedene Stellen der beiden Städte zu verbinden, z.B. die Exilforschungsbereiche der Universitäten, die Studentenschaft ent- sprechender Studiengänge und Kulturbetriebe. Machbar wäre neben einer künstlerischen Forschungsarbeit zur Exilgeschichte z.B. eine darauf folgende Ausstellung im Bereich der bildenden Kunst541 verbunden mit dem Sektor Literatur, was gleichzeitig die kulturelle Vielfalt des Exils am Mittelmeer widerspiegeln würde. Sabine Günther setzt sich intensiv mit dem Thema Exil auseinander und veranstaltet in diesem Rahmen z.B. literarische Spaziergänge, Geschichts- und Schreibwerkstätten und Bildungsseminare in der Umgebung von Marseille.
5.4.3 Integration in den Kommunikations-Mix
Wie bereits eingangs angesprochen, kann der Kultur als Kommunikationsinstrument nicht ein Alleinstel- lungsmerkmal zugesprochen werden. Vielmehr muss sie mit anderen, sie begleitenden Kommunikations- maßnahmen abgestimmt werden und abhängig von anderen Mitteln eingesetzt werden, um ein stimmiges Zusammenspiel zu erreichen. Maßnahmen zur unterstützenden Kommunikation der Kultur als Kommuni- kationsinstrument bilden z.B. die Werbung, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit oder Maßnahmen zur För- derung kurzfristiger und zielgerichteter Programm-Wahrnehmung, die im Folgenden nur angerissen werden sollen.
5.4.3.1 Werbung
Die Werbung zielt darauf ab, „das Publikum über ein aktuelles Angebot (zu) informieren und zur Teilnahme
(zu) animieren“542. Dabei spricht Werbung vorwiegend ein bereits bestehendes Publikum an. Zur Anwerbung neuer Publikumskreise eignen sich besser Maßnahmen zur Förderung kurzfristiger und zielgerichteter Programm-Wahrnehmung543. Zur Werbung zählen z.B. Außen- und Plakatwerbung, Transparente, Inserate in Print- und Online-Medien oder im Rundfunk und Werbestände z.B. im Museum oder bei Festivitäten in der eigenen oder der Partnerstadt, z.B. mit dem aktuellen Katalog einer Austausch- Ausstellung, ausstellungsbegleitenden Büchern, Produkten, die das angebotene Programm oder die Städtepartnerschaft direkt oder indirekt bewerben544. Heute findet eine Bewerbung der Städtepartnerschaft bzw. dessen Aktivitäten fast ausschließlich nur noch im Kontext von Jubiläumsfeierlichkeiten statt.
5.4.3.2 Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Bei der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit geht es darum, einen positiven Gesamteindruck der Städtepart- nerschaft bzw. des städtepartnerschaftlichen Kulturaustauschs und dessen Image in der Bevölkerung zu erzeugen545. Dabei bemüht sie sich eine nachhaltige mittel- bis langfristige Wirkung zu haben. Innerhalb der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit wird zur Zielerreichung mit verschiedenen Mitteln agiert. Diese reichen von Veröffentlichungen546 und Veranstaltungen547 bis hin zu Nachrichten548. Dabei muss zwischen Medien-und Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf deren Zielgruppen differenziert werden. Die Medienarbeit richtet sich an Journalisten und nachgelagert an deren Publikum, was den Bekanntheitsgrad der Städtepartner- schaft in der Bevölkerung steigern, Wissen vermitteln, die Bevölkerung an der Partnerschaft teilhaben lassen oder aber auch Handlungen auslösen kann549. Die Öffentlichkeitsarbeit geht dagegen von der Stadt, z.B. den Pressestellen, aus und richtet sich an die allgemeine Öffentlichkeit bzw. verschiedene Teile der Öffent- lichkeit.
In Hamburg wie auch in Marseille erfuhr die Bevölkerung durch die Presse von der Gründung der Städte- partnerschaft550. Bei der Kommunikation von partnerschaftlichen Ereignissen kommt der Presse eine große Rolle zu. Mirek brachte dies auf eine einfache Formel: „Je größer die Gemeinde, desto wichtiger ist die Pres- seberichterstattung und die Bürgerinformation, weil mit zunehmender Gemeindegröße der einzelne Bürger das politische Geschehen nicht mehr zu durchschauen vermag“551. Dabei geht es nicht um die Beleuchtung der Schokoladenseiten, sondern auch um die kritische Betrachtung der Umsetzung der Partnerschaft. Mög- liche Maßnahmen könnten sein:
- Korrespondenzen
- Austausch von Redaktionsmitgliedern der Lokalpresse
- Übernahme deutsch- oder französischsprachiger Artikel552 aus der Partnerstadt
- Regelmäßig erscheinende Rubriken zur Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille, d.h. etwa Nachrichten über für die Öffentlichkeit interessante Themen, über Ausstellungen etc.553
- Regelmäßige Hörfunksendungen zur Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille oder einmalige Sendungen über gemeinsame Austauschprogramme etc.554
- Direktübertragungen im Hörfunk aus der Partnerstadt
- Städtepartnerschaftsspecial mit Interviews von Menschen, die aus Hamburg oder Marseille kommen und jetzt in der Partnerstadt wohnen
Ideen, die durchwegs nicht alle neu sind, was Dr. jur. Helmut Dressel von der deutsch-französischen Ge- sellschaft „Cluny“ betont: „Aber das muss erst wieder aufgebaut werden“. Mehrmals gab es z.B. kurzen Austausch von Journalisten aus Print, Hörfunk und Fernsehen: z.B. 1959555, 1960556, 1978557, 1983, 1997, 1998558 und 1999. Durch den Austausch zwischen Hamburg und Marseille auf der Ebene der Medien entstanden Berichte aus der Partnerstadt, Hörfunksendungen oder Fernsehbeiträge. Dem Austausch fehlte jedoch jegliche Kontinuität. In der Regel sind Journalisten beider Städte jedoch an Reisen offizieller Dele- gationen und im Rahmen von Partnerschaftsjubiläen beteiligt gewesen. Ebenso gab es eigeninitiierte Auf- enthalte von Journalisten, z.B. des NDR. Eine Partnerschaft zwischen Medienbetrieben beider Städte kam jedoch bis heute nicht zustande. Langfristige Korrespondenzen gab es nach Erkenntnissen der Verfasserin ebenso nicht. Zurückzuführen ist dies darauf, dass zumindest in der aktuellen Situation Neuigkeiten aus der Partnerstadt für Medienbetriebe nicht auf der oberen Prioritätenliste rangieren, was Sabine Günther, als freie Journalistin unter anderem für den NDR tätig, zu spüren bekam: Sie habe dem Hamburger Abendblatt in den neunziger Jahren eine Korrespondenz zwischen Hamburg und Marseille vorgeschlagen. Das Ergebnis: Das Hamburger Abendblatt habe ihr mitgeteilt, dass kein Interesse bestünde und dass es überhaupt keine Priorität gebe, über Marseille zu berichten.
Die heutige Realität: „Obwohl in der Großstadt die Herstellung von Öffentlichkeit zur Verankerung der Partnerschaftsidee wichtiger als in einer kleinen und überschaubaren Gemeinde wäre, findet Öffentlichkeit gerade dort nicht statt“. Schon 1985 verweist Mirek auf die Ernüchterung im Marseiller Pressearchiv „nur Randglossen und kleine Artikel über „normale“ Partnerschaftsaktivitäten gefunden” zu haben, „die das Bild des zuständigen Bürgermeisters mit dem Hinweis enthielten, daß dieser die Gruppe XY empfangen habe“559. Bis mindestens zu dieser Zeit wurde auch vom Hamburger Jumelage-Komitee der Hamburger Lokalpresse ein Desinteresse an der Städtepartnerschaft unterstellt, was sich z.B. dadurch geäußert habe, dass nicht einmal zum Besuch der Vize-Bürgermeisterin Elstner zum 25-jährigen Jubiläum in Marseille ein Wort in der Hamburger Presse geschrieben worden sei.
Hamburg ist das Zentrum der deutschen Medienwirtschaft560, desto erstaunlicher, dass die Städtepartner- schaft laut den befragten Experten auch in der aktuellen Situation nur zu herausragenden Ereignissen wie Jubiläen und Delegationsbesuchen von Repräsentanten der Stadt in lokalen Medien Widerhall erfährt. Ver- gleichbar ist die Situation in der Marseiller Lokalpresse: Zu Jubiläen wird berichtet. Es soll jedoch nicht in Abrede gestellt werden, dass auf Hochereignisse beschränkte Bereichterstattung auch eine Funktion der Öf- fentlichkeitsinformation erfüllt. Und zumindest kann, aufgrund der nur einseitigen Möglichkeit zur Akten- einsicht nur auf Hamburg beschränkt, die Aussage getroffen werden, dass die Lokalpresse Stellungnahmen zur Beziehungsentwicklung erkennen lassen, die jedoch äußerst sporadisch erfolgen. Prof. Dr. Ralf emp- findet die Presseberichterstattung über partnerschaftliche Ereignisse in Hamburg als unzureichend. Sie sei ausschließlich auf Jubiläen und besondere Ereignisse561 beschränkt. Auch in der Kulturbehörde Hamburg wird eine Zurückhaltung und ein Desinteresse der Medien beklagt. Zwar werde die Presse bei offiziellen Empfängen von Gruppen oder anderen der Stadt bekannten Manifestationen per Pressemitteilung infor- miert, reagiere aber nicht. Selbst von unabhängigen Aktivitäten erführe man nicht durch die Medien. Bet- tina Machaczek führt diesen Zustand auf das Überangebot an berichtenswerten Ereignissen zurück. Wenn über die Partnerschaft in Hamburg berichtet werde, sei es eine „sehr schlechte Presse“, beurteilt Harald N. Clapham die Situation. Doch statt diese als schlecht empfundene Presse hinzunehmen, müsste sich in die- sem Zusammenhang die Stadt fragen, ob die geäußerte Kritik an der Städtepartnerschaft und deren Leis- tungen zutrifft und wo die Gründe für eine solche Beurteilung zu suchen sind. Gegebenenfalls könnten an- schließend bei tatsächlicher oder nicht fundierter Kritik entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden, wie z.B. eine Image-Kampagne für die Städtepartnerschaft, Dementierung oder Bestätigung der Kritik durch Kulturschaffende, durch das Publikums bei Austauschveranstaltungen oder durch Expertenmeinungen562. Denn die in der Städtepartnerschaft aktiven Kulturschaffenden wie die Frise Hamburg konstatieren „enge Kontakte“ zu den Hamburger Medien563, die durchaus über kulturelle Aktivitäten zwischen der Frise und Marseille berichten. Gleiches folgern Kulturschaffende für Medien in Marseille564, wie die Galerie La Tan- gente. Da Aktivitäten nicht als städtepartnerschaftlich deklariert werden, werden sie folglich jedoch nicht als solche wahrgenommen565. Die DGRI und der Marseiller Kulturschaffende Thierry Ollat sehen die Presse im Rahmen der Städtepartnerschaften als Partner. Aufgrund defizitärer Kommunikationspolitik gilt sie der
DGRI als ausschließliches Medium der Städtepartnerschaftskommunikation. Für die Städtepartnerschaft mit Hamburg spiele sie aber keine Rolle, da es keine Aktivitäten zu kommunizieren gebe, heißt es aus der DGRI. Olga Bibiloni von der größten Marseiller Tageszeitung La Provence sieht das ähnlich und äußerte sich in Bezug auf eine Interviewanfrage aufgeschlossen und interessiert, es gebe jedoch nichts, worüber sie berichten könne. Thierry Ollat unterstreicht die Auffassung der beiden Institutionen: Damit die Städtepart- nerschaft in der Presse kommuniziert werden könne, müsse es sichtbare Dinge geben. Falls es unsichtbare Aktivitäten seien, müsse man die Mittel finden um sie sichtbar zu machen. Man werde keinen Journalisten für etwas, das nicht exitiere, kommen lassen. Ein Journalist werde zu einer Aktivität kommen, weil er über etwas zu berichten habe, was existent sei, sichtbar, damit er berichten könne. Ansonsten mache das über- haupt keinen Sinn.
Die Medien könnten von den beiden Stadtverwaltungen viel mehr als Partner begreifen, als bisher getan. Einige Maßnahmen als Ausschnitt:
- Monetäre oder nicht-monetäre Förderung von Journalistenaustausch
- Regelmäßige Presseerklärung aus der Senatskanzlei über die stattgefundenen bzw. geförderten Aktivi- täten
- Pressemeldungen oder stattdessen Fotos, Graphiken, Schaubilder, Pressemappen, Pressekonferenzen, Pressefahrten566
- Presseportal auf der Webseite der Städtepartner
- Verlosungsaktionen in den Medien im Rahmen der Städtepartnerschaft.
- Veranstaltungen mit Event-Charakter und publikumswirksame Veranstaltungen, die Pressevertreter anziehen: z.B. unter der Teilnahme von Vertretern der Stadt Hamburg und / oder Marseille oder in der Öffentlichkeit bekannten regionalen Künstlern / Kulturschaffenden
Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gäbe es Verbesserungsbedarf. Die folgenden Möglichkeiten könnten zugleich den Sektor Kultur der Städtepartnerschaft mit einbinden:
- Webseite: Das Internet verfügt für die Städtepartnerschaft über weitaus mehr Möglichkeiten, als die beiden Städte bisher auszunutzen wissen567: Informationsübermittlung, Interaktivität und Werbemög- lichkeiten. Und die Möglichkeit, sich ohne Schwierigkeiten zu verbinden: mit einem gemeinsamen We- bauftritt.
In Bezug auf den Bereich Information wäre unabdingbar eine Kontaktliste einzurichten, die alle offizi- ellen und unabhängig von der Stadtverwaltung im Kontext Deutschland - Frankreich arbeitenden Stel- len aufführt, wie z.B. Senatskanzlei Hamburg, Kulturbehörde Hamburg, Pressestellen, DGRI, DGAC, französisches Generalkonsulat in Hamburg / Institut français, Koordinationsstelle für die mit Fran- kreich / Marseille verbundenen Vereine, Deutsch-Französische Gesellschaft „Cluny“ und deutsches Generalkonsulat in Marseille. Denn um die Städtepartnerschaft in der Bevölkerung, aber auch bei den Akteuren innerhalb der Städtepartnerschaft zu verankern, müssen die tragenden Ansprechpartner be- kannt sein568. In Hamburg sind aktuell nur die Kontaktdaten der Senatskanzlei auf der Städtepartner- schaftsseite eingebunden. Den Weg zum Referat Internationaler Kulturaustausch der Kulturbehörde findet der Suchende so nur über Umwege. Aber es gebe noch das Hamburg Handbuch, auf das Bettina Machaczek verweist: „Es gibt ja auch ein Behördenhandbuch, da stehen wir unter Kulturbehörde / Kulturaustausch drin. Ein bisschen versteckt nennen wir das Kulturaustausch. Da kommt vielleicht nicht jeder darauf, dass es internationaler Kulturaustausch ist. Finden kann man uns immer, und wenn man einfach bei der Behörde anruft”. Einfacher wäre eine Einbindung der Kontaktdaten auf der Städ- tepartnerschaftsseite. Genannt werden können neben Adressdaten, Telefon- und Faxnummern und Email-Adressen auch weiterführende Links z.B. auf die Seite der Städtepartnerschaft mit Shanghai. Erweitert werden könnte ein solcher Adress- und Informationsbereich gegebenenfalls durch Angaben zu bereits auf der Ebene der Städtepartnerschaft bestehende nützliche Kontakte, um Aktivitäten ver- flechten und Synergieeffekte erzielen zu können. Da Hamburg zahlreiche Verbindungen neben der Städtepartnerschaft zu Marseille zum französischen Nachbarland unterhält, könnte der Attraktivitäts- wert solcher Adress- und Informationsverweise durch Wegweiser auf Hamburg - Frankreich-bezogene Beziehungen gesteigert werden, z.B. zu deutsch-französischen Kulturvereinen.
Da Hamburg und Marseille in ihrem Webauftritt aktuell nicht einmal über die Einbindung von Veranstaltungshinweisen verfügen, könnten Austauschaktivitäten anhand eines Veranstaltungskalen- ders eingebunden und mit einer Archivfunktion noch später abgerufen werden. Für unabhängig von der Stadtverwaltung agierende Initiativen könnten es die Städte möglich machen, über einen Passwort-gesicherten Bereich mit Hilfe eines Content-Management-Systems selbst ihre Aktivitäten in den Kalender einzutragen. Damit entfiele zumindest im Bereich der bereits bekannten Vereine Arbeitsaufwand für die Städte und es würden Synergie-Effekte erzielt: die Stadt würde automatisch über partnerschaftliche Aktivitäten außerhalb der offiziellen Ebene informiert werden, könnte diese besser bündeln, gegebenenfalls sogar unterstützen. Veranstaltungen ließen sich online selbst noch kurzfristig bewerben, es könnten Pressemeldungen veröffentlicht und Hintergrundinformationen wie die ausführliche Vorstellung der Städtepartnerschaft oder die Darstellung von Kulturaktivitäten in Wort und Bild angeboten werden, Biografien von Austauschkünstlern könnten Austauschinfor- mationen ergänzen. Ebenso könnte die Medienarbeit gebündelt werden, einerseits durch Medien- Spiegel, andererseits indem Journalisten auf der Webseite über die Städtepartnerschaft eine eigene Rubrik gewidmet wird. Nach vorheriger Anmeldung könnten sie sich dort per Passwort einloggen und auf aktuelle Presse- und Hintergrundmeldungen zurückgreifen.
Die Interaktivität bietet noch weitere Vorteile. Sinnvoll wäre z.B. die Einbindung einer Datenbank, durch die an Austauschprojekten Interessierte einen Partner finden569 bzw. Kulturschaffende ihre Ideen mit konkreten Wünschen einstellen könnten570. Zudem offeriert das Internet 24-Stunden-Service wie für Kartenbestellung oder -kauf. Durch interaktive Beteiligungsformen wie Foren kann Austausch zwi- schen der Bevölkerung beider Nationen online stattfinden und zu unabhängigen partnerschaftlichen Aktivitäten anregen. Durch die Möglichkeiten der Einbindung von Fotos über Aktionen oder die Abbil- dung von Kunstwerken, durch Audio- und Videostreams können Kulturaktivitäten selbst noch im Netz stattfinden. Befragungen der Veranstalter könnten online durchgeführt und den Besuchern könnte die Möglichkeit zu Rückmeldungen eingeräumt werden. Die Webseite kann z.B. auch als Plattform zur Gewinnung von Förderern genutzt werden571 oder für Mailings und Mail-Abos: Informationen könnten durch die regelmäßige Versendung von Newslettern gegeben werden, für die sich interessierte Nutzer anmelden können. Darin könnten, je nach Austauschlage, Neuigkeiten aus Hamburg und Marseille in französischer wie in deutscher Sprache mit entsprechenden Links auf die städtepartnerschaftliche Webseite und Sprachkurstermine aufgeführt werden und kulturelle Veranstaltungstipps gegeben wer- den. Letztere könnten sich auf die Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille, auf Veranstaltungen im Kontext mit gemeinsamen Städtepartnern wie Shanghai, aber sich auch auf Hamburg - Frankreich, bzw. Marseille - Deutschland beziehen. Synergieeffekte könnten z.B. durch die Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg, der VHS Hamburg und dem Institut français erzielt werden, die bereits einen Newsletter für Frankreich-bezogene Veranstaltungen anbieten.
Neben den Informations- und Interaktionsmöglichkeiten könnte die Neuauflage einer gemeinsamen Homepage auch einen Werbenutzen erbringen: Die Webseite könnte genutzt werden, um z.B. auf Literatur zur Städtepartnerschaft oder den städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch zu verweisen und durch Austausch entstandene Print- oder Onlineprodukte, wie Kataloge und Literatur-Revuen, zu vertreiben. Damit würde Dokumentationsmaterial durch Anbieten in einer Vertriebs-Plattform online gebündelt572 und sporadischem Eigenvertrieb bei kleinen Austauschaktivitäten entgegengewirkt573. Um den Städten Aufwand zu ersparen, könnte ein solcher Service ausgelagert werden574.
Eine größere Einbindung des Internets in der Art einer Cyber-Jumelage könnte der Städtepartnerschaft mehr bzw. neuen Schwung verleihen und vielleicht auch für jüngere Leute attraktiver machen, die sich ansonsten nicht engagieren würden. Eine Webseite könnte gleichzeitig Ziel eines Austauschs Hamburger und Marseiller Kreateure sein, die gemeinsam einen zweisprachigen Hamburger und Marseiller Inter- netauftritt entwickeln. Es versteht sich aber von selbst, dass eine Webseite einer regelmäßigen Aktua- lisierung bedarf und z.B. eingehende Emails oder Anfragen umgehend bearbeitet werden müssten575. Wäre eine Webseite einmal eingerichtet, gilt sie als „eine preisgünstige Werbeplattform“, die zudem den Vorteil hat, das „die Kontakte, Besuche auf der betreffenden Homepage, (...) messbar“ sind576.
Eine Auslagerung des Auftritts von der offiziellen Homepage der beiden Städte wird als nicht sinnvoll erachtet. Verwiesen wird auf Johannes Ulbricht, laut dessen Ausführungen das Publikum nur von der Domain erführe, wenn es bereits durch Prospekte und Plakate darauf aufmerksam gemacht worden sei. Des weiteren „muss es bereits ein eher starkes Interesse haben, um sich den Namen auch zu merken und anzuwählen“577. Es empfiehlt sich also, eine gemeinsame Internet-Seite in die Webseite der jeweiligen Stadt zu integrieren oder von verschiedenen Themenbereichen darauf zu verlinken.
- Print-Veröffentlichungen: Viele der vorgestellten Ideen für eine gemeinsame Homepage im Internet könnten auch in einer Print-Broschüre Eingang finden, die jedoch ohne Zweifel die kostenintensivere Lö- sung darstellen würde und nicht die Einfachheit der Aktualisierung wie eine Webseite besitzt. Es sei denn sie entsteht nur in kleiner Auflage. Zweigleisig könnte eine abgespeckte Version in gedruckter Form mit Verweis auf den Webauftritt und eine ausführliche Version mit Veranstaltungskalender und interaktiven Beteiligungsformen online angeboten werden.
Prof. Dr. Ralf Busch würde eine Neuauflage der Dokumentation über Hamburgs Städtepartnerschaften begrüßen578. Es scheitere nicht am Geld, sagt er. Die Hamburgische Bürgerschaft müsste dazu vorher den Auftrag erteilen und zusätzlich Personal eingestellt werden, da er ein solches Projekt als alleinige Initiative aufgrund der zeitlichen Belastung nicht leisten könne. Bisher ist in dieser Richtung nichts geschehen. Doch für das 50-jährige Jubiläum plant nun die Landeszentrale für politische Bildung die Herausgabe einer Fest- schrift.
Um einen möglichst weitgehenden Informationsfluß zwischen der Stadt und den aktiven Vereinen und Initiativen zu sichern und zugleich die Öffentlichkeit an der Entwicklung der Partnerschaft teilnehmen zu lassen, wäre es vorteilhaft, zumindest zu jedem 10-jährigen Jubiläum eine Dokumentation mit den stattge- fundenen Aktivitäten zu veröffentlichen. Vor allem dann, wenn keine überarbeitete gemeinsame Webseite besteht. Bisher fand die Veröffentlichung einer Dokumentation gerade einmal zum 10-jährigen Geburts-tag, 1992, 34 Jahre nach der Städtepartnerschafts-Gründung und zum 40-jährigen Jubiläum statt. Als Alternative böte sich die regelmäßige Aktualisierung einer Dokumentation579. Bedauerlicherweise tragen die Herausgeber, im Regelfall die Stadt, oftmals in derartigen Projekten rosarote Brillen, was zur Verzerrung der Realität führt. Probleme und Schwierigkeiten werden kaum thematisiert oder heruntergespielt580, dabei könnten sie zur Diskussion und Reflexion anregen. Die erste Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum unterschied sich von den nachfolgenden beiden Dokumentation dadurch, dass verschiedene Akteure der Städtepartnerschaft mit Beiträgen zu Wort kamen. Dies ist eine Möglichkeit, zumindest verschiedene Sichtweisen auf einen Gegenstand zu erhalten.
Wie für die Erarbeitung eines Webauftrittes bereits angesprochen, könnten die an Austauschaktivitäten beteiligten Künstler mit der Gestaltung einer Publikation beauftragt werden oder eine Publikation als Austauschprojekt ausgeschrieben werden581.
- Produktion von Kunsteditionen, Gedichtbänden, Kunstkalendern etc.: Produzierte Kunstedi- tionen, Gedichtbände, CDs zu Ausstellungen oder Events oder im Rahmen von Projekten gemeinsam erarbeitete Produkte dokumentieren den städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch langfristig und tra- gen ihn über regionale Grenzen hinaus582. Der status quo denkt aber an in der Gegenwart, und die sagt Geldmangel: „In den seltensten Fällen können heute noch Kataloge abgeliefert werden, die einen solchen Austausch auch längerfristig zeigen und festhalten“, so Claus Mewes. Alternativ muss über andere Formen der Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit nachgedacht werden, die kostengünstiger erscheinen: wie z.B. der Produktion von CDs oder der Einbindung als Online-Version auf der Webseite.
5.4.3.3 Maßnahmen zur Förderung kurzfristiger und zielgerichteter Programm-Wahrnehmung
Während die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit auf nachhaltige mittel- und langfristige Maßnahmen zur Wahrnehmung der Städtepartnerschaft bzw. dessen Kulturaustausch zielt, gibt es Mittel, die kurzfristige und zielgerichtete Programm-Wahrnehmung stimulieren sollen. Dazu zählen z.B. Promotionaktionen583, Werbe- geschenke584, Gewinnspiele585 und spezielle Events586. Dieser Weg eignet sich vor allem dann, wenn ein neues Publikum angesprochen werden soll. Da die Städtepartnerschaft in der Öffentlichkeit wenig Bekanntheit besitzt, müsste vor allem diesem Punkt und der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit für die Zukunft neben der Kultur als Kommunikationsinstrument und Hauptfaktor vermehrte Bedeutung beigemessen werden. Da die Aktionen im Rahmen der Partnerschaftsjubiläen durchwegs zu den Maßnahmen zur Förderung kurzfris- tiger und zielgerichteter Programm-Wahrnehmung gerechnet werden können, liegt darin eine Chance für den städtepartnerschaftlichen Kulturaustausch: Der nächste Geburtstag liegt nah.
6.0 Fazit
Beide Städte manifestieren ein Interesse an beidseitigen Jubiläumsfeierlichkeiten. Für die Marseiller Be- völkerung hat das den Vorteil, dass sie nun nicht erst im Jahr 2018, sondern schon nach zehn Jahren die Städtepartnerschaft wieder konkret erleben kann, die Hamburger werden sich nach 20 Jahren wieder mit einem Event an Marseille erinnern dürfen. Erste Vorbereitungen der Städte begannen bereits während der Diplomarbeit: Im September 2006 wurde in Hamburg ein Gremium zur Vorbereitung des Partnerschaftsju- biläums einberufen, welchem die Verfasserin seither angehört. Ein eben solches Pendant soll sich nach Aus- sage der Stadtverwaltung in Marseille auch dort bilden. Daneben hat sich ein Arbeitskomitee in Hamburg formiert, welches sich als verkleinerte Form des Vorbereitungsgremiums mit der konkreten Organisation be- fassen soll. Auch diesem Komitee gehört die Verfasserin seit Gründung im Oktober 2006 an. Auf Vorschlag des 5ème adjoint de maire, Jacques Rocca Serra, wird zum Jubiläum ein neues Memorandum ausgearbeitet werden. Es soll den Willen für die Städtepartnerschaft schriftlich manifestieren und zu einer Reaktivierung der Beziehungen beitragen.
Trotz dieser Vorgänge kommt die Verfasserin zu dem Schluss, dass die Städtepartnerschaft Hamburg - Mar- seille heute für die Stadtverwaltungen der beiden Städte bedeutungslos ist. Denn Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstages sagten schon in der Vergangenheit nichts über die Aktivität der Partnerschaft zwischen den Jubiläen. Rechtzeitig zum Jahrestag besinnen sich die Städte wieder aufeinander und Vokabular wie Wieder- belebung und Reaktivierung kommt, wie auch schon zu runden Jubiläen davor, abermalig zum Einsatz. Brief- wechsel oder Zeitungsberichte scheinen in dieser Hinsicht im Vorwege von Jubiläen geradezu austauschbar zu sein. Dies beweist einmal mehr, dass die Städtepartnerschaft eines grundlegenden Wandels bedarf. Denn eine kontinuierlich aufrecht gehaltene Partnerschaft erfordert keinen Prinzen, der sie aus ihrem Dornrös- chenschlaf wachküsst.
Kontakte auf offizieller Ebene werden erst in Bezug auf den Geburtstag wiederbelebt, die Finanzierung der Städtepartnerschaft erlebt in Hinblick auf das Jubiläum für 2008 Finanzspritzen, für die Vorbereitungen steht aber kaum Geld zu Verfügung; und nachdem Marseille als Ereignis für 2008 abgefertigt ist, stehen für die Zeit danach bisher noch keine Erhöhungen des Budgets zur Debatte. Kulturbetriebe werden nur hin- sichtlich des Geburtstages zu Austauschaktivitäten animiert. Zu hoffen wäre, dass die Feier des 50-jährigen Jubiläums nicht wieder einmal eine Alibi-Funktion einnehmen wird, um zu demonstrieren, dass Hamburg und Marseille wirkliche Partner sind. Zu wünschen wäre, dass die Städtepartnerschaft statt einer punktu- ellen Groß-Veranstaltung ein Dauerzustand würde und nicht nur auf einzelne wie den Marseiller Galerie- betreiber Bernard Plasse beschränkt bliebe, die sagen: „C‘est un peu la réussite du jumelage, parce que sans jumelage, je n‘aurais pas pu faire l‘exposition587 et je n‘aurais pas pu connaître la moitié de gens que je con- nais à Hambourg. Pratiquement, j‘ai gagné”. Deswegen müsste gerade das Jubiläum grundsätzliche Fragen zur dauerhaften offiziellen Weiterführung der Städtepartnerschaft aufwerfen, was Jean-Pierre Tutin in die Worte fasste: „Lorsqu‘on a célébré 50 ans de vie commune, le prochain objectif est-il de fêter 100 ans de vie commune?! S‘il n‘y a rien qui vit, à quoi ça sert?”.
Die Städtepartnerschaft ist zwar müde und erfordert Anstrengung, besitzt aber durchaus noch Potenzial, das auch außerhalb der Jubiläen erhalten bleiben könnte. Durch Kontakte zwischen Hamburger und Marseil- ler Kulturschaffenden müsste nicht bei Null angefangen werden. So lange kein grundsätzliches Umdenken einsetzt588, wird sich die Partnerschaft jedoch nicht manifestieren und eine andere Studentin in 10, 20, 30, 40 oder nochmals 50 Jahren zum gleichen Resultat kommen wie die Verfasserin in dieser Arbeit. Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Interviewpartner
Busch, Prof. Dr. Ralf
Leiter des Referats Naher und Mittlerer Osten, Westeuropa, Städtepartnerschaft Marseille, Abteilung Internationale Zusammenarbeit des Staatsamtes der Senatskanzlei Hamburg
Interview am 27.04.2006, 06.07.2006 und 22.08.2006 und zahlreiche informelle Gespräche in Hamburg
Dressel, Dr. jur. Helmut
Mitglied des Kuratoriums der Deutsch-Französischen Gesellschaft „Cluny“ e.V., ehemaliges Vorstandsmitglied ab 1968 und Vorsitzender bzw. geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Französischen Gesellschaft „Cluny“ e.V. von 1981 bis 2001, Hamburg
Interview am 12.06.2006 in Hamburg
Gathje, Meike
Kommunikationsbeauftragte und Verwalterin der Galerie La Tangente, Marseille Interview am 11.08.2006 in Marseille
Günther, Sabine
Gründerin des Vereins Passage & Co., freie Rundfunk-Autorin und literarische Übersetzerin Interview am 10.08.2006 in Trets / Frankreich
Machaczek, Bettina
Leiterin des Referats Internationaler Kulturaustausch und Städtepartnerschaften, Kulturbehörde Ham- burg
Interview am 04.07.2006 in Hamburg
Mandeix, Aline
Sachbeauftragte für das Referat Asien, Nord- und Südamerika, Naher und Mittlerer Osten der Generaldirektion für internationale Beziehungen der Generaldirektion für Kommunikation und auswärtige Beziehungen der Stadt Marseille
Interview am 10.05.2006 in Marseille1
Mewes, Claus
Geschäftsführer des Kunsthauses Hamburg Interview am 25.05.2006 in Hamburg
Mohr, Sabine
Freischaffende Künstlerin im Künstlerhaus Hamburg e.V. / Dachorganisation: Frise Interview am 29.06.2006 in Hamburg
Ollat, Thierry
Direktor der Ateliers d‘Artistes de la ville de Marseille und des MAC, Marseille Interview am 03.08.2006 in Marseille
Plasse, Bernard
Vorsitzender des Vereins Diem Perdidi, Inhaber der Galerie du Tableau2, Marseille Interview am 12.05.2006 in Marseille
Chargée de Mission (Asie, Amérique du Nord et du Sud, Proche et Moyen Orient) de la Direction des Relations Internationales, Direction Générale de la Communication et des Relations Extérieures de la Ville de Marseille
2 Die Galerie du Tableau ist Teil des Vereins
Rothacker, Joachim
Direktor des Centre Franco-Allemand de Provence, Aix-en-Provence Interview am 20.07.2006 in Aix-en-Provence / Frankreich
Tutin, Jean-Pierre
Französischer Generalkonsul, Direktor des Institut français, Hamburg Interview am 31.05.2006 in Hamburg
Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt 118
Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt
Olga Bibiloni
Mitarbeiterin der Kulturredaktion der Zeitung La Provence, Marseille Telefonisches Gespräch am 24.07.2006
Ceccaldi, Gilbert
Sachbeauftragter des Referats Stadtpolitik und Internationaler Austausch der Generaldirektion für kulturelle Angelegenheiten, Marseille 1
Telefonisches Gespräch am 09.06.2006
Clapham, Harald N.
Leiter des Referats Internationaler Kulturaustausch, Städtepartnerschaften, Kulturprogramme der Kulturbehörde Hamburg
Persönliches Gespräch am 30.08.2006
Frommherz, Gerlinde
Freischaffende Künstlerin, Marseille Email-Kontakt vom 03.10.2006
Haenlein, Karin
Mitglied des Vereins Feld für Kunst e.V., Hamburg
Gespräch auf der Vernissage der Ausstellung Speed up your life! am 16.11.2006
Heinrich, Volker
Vorsitzender der Hamburger Liedertafel von 1823 Email-Kontakt am 07.07.2006
Hornbostel, Prof. Dr. Wilhelm
Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg Brief vom 29.08.2006
Meindl, Thomas
Mitarbeiter im Deutschen Generalkonsulat, Marseille Telefonisches Gespräch am 25.08.2006
Raabe, Joachim
Vorsitzender des Polizeichors von 1901 e.V., Hamburg Telefonisches Gespräch am 25.08.2006
Chargé de Mission Politique de la Ville et Échanges Internationaux de la Direction Générale des Affaires Culturelles, Marseille
Teilnahme an Veranstaltungen im Kontext der Städtepartnerschaft 119
Teilnahme an Veranstaltungen im Kontext der Städtepartnerschaft
1. Besprechung zum Städtepartnerschaftsjubiläum Marseille in 2008 / Sitzung des Planungs-Komitees am 18.09.2006 im Rathaus Hamburg
1. Besprechung zum Städtepartnerschaftsjubiläum Marseille in 2008 / Sitzung des Arbeits-Komitees am 13.10.2006 im Rathaus Hamburg
Ausstellung Im Licht des Südens
Vernissage am 15.06.2006 in der Kunsthalle Hamburg
Ausstellung Speed up your life!
Vernissage am 16.11.2006 organisiert von Feld für Kunst e.V. in der Museumstraße 31, Hamburg
Ausstellung Vom Gespenst der Nützlichkeit
Vernissage am 22.09.2006 im Künstlerhaus Hamburg
Chor-Konzert anläßlich des Besuchs des Chores Les Baladins de la Chanson aus Marseille am 26.05.2006 in der Kirche St. Stephan Hamburg
Präsentation der Stipendiaten 2006 Eirini Linardaki und Vincent Parisot
Ausstellungsbesuch am 12.11.2006 im Kunstverein Harburger Bahnhof von 1999 e.V.
Präsentation der Galerie du Tableau
Begegnung mit Bernard Plasse am 15.01.2007 in der Frise Hamburg
Rathausempfang des Marseiller Chors Les Baladins de la Chanson und der Hamburger Liedertafel von 1823
am 26.05.2006 im Rathaus Hamburg
Quellenverzeichnis 120
Quellenverzeichnis
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b. AFCCRE: Un jumelage, pourquoi, comment?. PDF-Dokument. URL: http://www.afccre.org/fr/article. asp?id=884 (Stand: 2006; Zugriff: 2006-09-07); mailto: ccrefrance@afccre.org
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Ahrens: Niederschrift über die Besprechung der Mitglieder des Jumelage-Komitees am Dienstag, dem 27. Februar 1968, um 11 Uhr im Rathaus, Senatsgehege. Niederschrift von 1968. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 / 3 Bd. 1 Senatskanzlei)
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Ahrens: Programm für den Besuch von Herrn Max Gaimar, Adjoint au maire de Marseille und Herrn Paul Olive, Secrétaire Générale du Comité de Jumelage de Marseille - Hambourg. Programm von 1973. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 30 - 065.2 / 32 / 2 Bd. 2 Kulturbehörde II)
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Caliebe: Verschwisterung deutscher und französischer Gemeinden. Brief vom 1964-07-23. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 Bd. 2 Senatskanzlei II 5253)
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Drucksache 18/2976
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Heise, Stephanie: Schulter an Schulter in die Zukunft: Hamburgs Partnerstädte - hier finden Sie Kontakte. In: Hamburger Abendblatt (1995-07-19), S. 16
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Helfferich, Cornelia: Die Qualität qualitativer Daten: Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 2005
Hock 1971
Hock, Gerhard: o. Betr. Brief vom 1971-06-07. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 30 - 065.2 / 32 / 2 Bd. 2 Kulturbehörde II)
Howaldt 1992
Howaldt, Christl: Städtepartnerschaft Marseille. Vermerk vom 1992-04-29. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 / 1 Bd. 10 Senatskanzlei)
Howaldt 1998
Howaldt, Christl: Reise Bgm 1 nach Marseille vom 13. bis 15.11.1998, Gespräch Bgm 1 - Bürgermeister Gaudin am 13.11.1998, 15:30 Uhr. Vermerk vom 1998-11-10. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 / 14 Bd. 3 Senatskanzlei)
INSEE 1999
INSEE: Recensement de la population française mars 1999. URL: http://www.recensement.insee.fr/RP99/ rp99/c_affiche.affiche?nivgeo=P&codgeo=1399&produit=P_POPB&theme=POP&typeprod=ALL&lang =FR (Stand: 1999-03; Zugriff: 2006-09-19); mailto: insee-contact@insee.fr
Jumelage-Komitees Marseille und Hamburg 1968
Jumelage-Komitees Marseille und Hamburg (Hrsg.): Städtepartnerschaft Marseille - Hamburg 1958 - 1968: Jumelage entre les villes de Hambourg et de Marseille 1958- 1968. Hamburg: Senatskanzlei Hamburg, 1968
Kahn 1995
Kahn, Anna-Patricia: “Nur wer Marseille regiert, kann in Frankreich herrschen”. In: Süddeutsche Zeitung Magazin (1995-03-10), S. 11 - 16
Kampnagel 1993
Kampnagel: Dance Port: Junger Tanz aus London, Marseille, Hamburg und Rotterdam: 7. - 23. Oktober 1993. Programmheft von 1993. Hamburg: Kampnagel, 1993
Klein 2001
Klein, Prof. Dr. Armin: Kultur-Marketing: Das Marketing-Konzept für Kulturbetriebe. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 2001
Kruse 1978
Kruse, Joachim: Zehn tolle Tage lang wird aus Bergedorf ein Klein-Marseille. In: Die Welt (1978-09-01), S. ubk. / Gruner + Jahr Pressedatenbank P1L 293F0 / A071L14 / G 410.58 BR / F
Kruse 1986
Kruse, Hans-Joachim: Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille. Brief vom 1986-04-28. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (006-10-37 Bd. 2 Senatskanzlei)
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Kulturamt: Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille: Jubiläumskonzert. Einladung von 1973. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 30 - 065.2 / 32 / 2 Bd. 2 Kulturbehörde II)
Kulturbehörde 1988
Kulturbehörde: 30 Jahre Städtepartnerschaft: Marseille - Hambourg: 24. Juni bis 3. Juli 1988. Programmheft zum 30-jährigen Jubiläum. Hamburg: Kulturbehörde, 1988
Kulturbehörde 2000
Kulturbehörde: Städtepartnerschaftsprojekte 2000. Ausfertigung eines Zuwendungsbescheides vom 2000- 04-10. Akte der Kulturbehörde. Hamburg: Kulturbehörde (Signatur: 30-043.4.16)
Lachnit 2003
Lachnit, Katja: Hafenstädte - ein Traum: Ausstellung: 900 Gäste kamen zur Eröffnung ins Museum für Hamburgische Geschichte. In: Hamburger Abendblatt (2003-09-10). URL: http://www.abendblatt.de/da- ten/2003/09/10/206182.html? prx=1 (Zugriff: 2006-03-14); mailto: briefe@abendblatt.de
Lafrenz 2001
Lafrenz, Jürgen (Hrsg.): Hamburg und seine Partnerstädte: St. Petersburg - Marseille - Shanghai - Dresden
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Landeszentrale für politische Bildung 2001
Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg. Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung, 2001
Leitermann 1992
Leitermann, Walter: Die kulturellen Auslandsbeziehungen der Kommunen. In: Zeitschrift für Kulturaustausch, Bd. 42 (1992), Nr. 3, S. 318 - 322
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Le Méridional: Dans le cadre des cérémonies et échanges du jumelage: 14 représentants de Hambourg sont arrivés à Marseille. In: Le Méridional, La France (1957-10-22), S. ubk. In: Engelhardt, Ellita; Europa-Union Landesverband Hamburg (Hrsg.): Goldenes Buch der Partnerschaft Hamburg - Marseille. Hamburg, 1957
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Le Méridional: Visions de la ville: Intéressante exposition de photos à l’Atelier du Patrimoine jusqu’au 23 mai. In: Le Méridional (1986-05-09), S. ubk. Akte der Kulturbehörde. Hamburg: Kulturbehörde (Signatur: 30-043.4.12 Kulturbehörde)
Lennep 1994
Lennep, Hans Gerd von: Die Akteure: Zur Rolle der Kommunen, der Verbände und lokalen Eliten. In: Jünemann, Annette; Richter, Emanuel; Ullrich, Hartmut (Hrsg.): Gemeindepartnerschaften im Umbruch Europas. Frankfurt a. M.: Lang, 1994, S. 57 - 67
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Mayer, Ernst Georg: Auslandsbeziehungen deutscher Gemeinden: Bestandsaufnahme und rechtliche Probleme. Inaugural-Dissertation. Bonn: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, 1986
Mayering 2002
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Meier, Albrecht: Große Zukunftsträume und kleine Einzelschicksale: Fluchtpunkt Marseille, Gauner und Mafia - wie keine andere Stadt in Frankreich hat Marseille unter einem schlechten Ruf zu leiden. Heute ist der Stadt außer der zweifelhaften Reputation wenig geblieben. Doch nun soll alles anders werden, in die Zukunft investiert werden. In: Der Tagesspiegel (1995-10-29), S. W3
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a. Merle, Patrick: Techno: Le Trolleybus accentue son virage “house”. In: La Provence (1998-11-10), S. 9
b. Merle, Patrick: Marseille - Hambourg: Le jumelage passe aussi par les arts plastiques. In: La Provence (1998-11-25), S. 30
Meuser / Nagel 2004
Meuser, Michael; Nagel, Ulrike: ExpertInneninterviews - vielfach erprobt, wenig bedacht: Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner, Alexander; Littig, Beate; Menz, Wolfgang (Hrsg.): Das Experteninterview: Theorie, Methode, Anwendung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 2004
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Mirek, Holger: Deutsch-Französische Gemeindepartnerschaften. Kehl am Rhein: Engel, 1984
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Mirek, Holger: Erfolg und Mißerfolg von Partnerschaften - Kriterien und Thesen. In: Hrbek, Rudolf; Mi- rek, Holger (Hrsg.): Beiträge und Diskussionsberichte der Tagung Deutsch-Französische Gemeindepartner- schaften am 1. / 2. Februar 1985. Tübingen: Universität Tübingen, Institut für Politikwissenschaft, 1985, S. 11 - 20
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Mirek, Holger: Glanz und Elend der Städtepartnerschaften: Wie entwickelt sich das Interesse - Wie kann man es fördern?. In: Dokumente, Bd. 43 (1987), Nr. 6, S. 413 - 416
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b. Mittelberg, Antje: Städtepartnerschaft mit Marseille / Literaturaustauschprojekte des Vereins „Passage & Co. - Deutsch-Französischer Literaturaustausch“. Vermerk vom 2000-05-08. Akte der Kulturbehörde. Hamburg: Kulturbehörde (Signatur: 30-043.4 / 6.1 Kulturbehörde)
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Mittelberg 2002
Mittelberg, Antje: Ihr Schreiben vom 23.01.02 (Eingang 6.2.02). Brief vom 2002-05-10. Akte der Kulturbehörde. Hamburg: Kulturbehörde (Signatur: 30-043.4.16 Kulturbehörde)
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Morgenpost Mopo: Laßt uns doch mal ein richtiges Fest feiern: Seit 20 Jahren sind Hamburg und Marseille befreundet!: Nur eine „stille“ Partnerschaft. In: Mopo (1978-07-11), S. 6. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006-10-35 / 9 Bd. 1 Senatskanzlei)
Quellenverzeichnis 130
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Mopo: Morgenpost feiert mit Marseille. In: Mopo (1983-11-12), S. ubk. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006-10-35 /10 Bd. 9 Senatskanzlei)
Mopo 1987
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Mopo 1996
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Morel, Bernard; Sanmarco, Philippe: Marseille - Eine kritische Liebeserklärung. Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung, 1988
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Office de la Culture: Programme: Jumelage Hambourg - Marseille. Programmheft zum 40-jährigen Jubiläum. Marseille: Office de la Culture, 1998
Ohlendorf 1960
Ohlendorf, Dr.: Deutsch-französische Gemeindepartnerschaften. Brief vom 1960-02-25. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 Bd. 2 Senatskanzlei II 5253)
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Pauly, Dr.: o. Betr. Brief vom 1977-06-01. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur 006-10-35 / 9 Bd. 1 Senatskanzlei)
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Plagemann, Dr. Volker: o. Betr. Brief vom 1997-02-26. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 Bd. 15 Senatskanzlei)
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RGRE: Datenbank der kommunalen Partnerschaften. URL: http://www.rgre.de (Stand: n. gen.; Zugriff: 2006-10-23); mailto: post@rgre.de
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Runge, Dr. H. J.: Partnerschaft Hamburg - Marseille. In: Wirtschafts-Correspondenz (1957-11-28), S. n. gen. In: Engelhardt, Ellita; Europa-Union Landesverband Hamburg (Hrsg.): Goldenes Buch der Partner- schaft Hamburg - Marseille. Hamburg, 1957 - 1964. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: Handschrift 1637)
Scheurer 2001
Scheurer, Hans (Hrsg.): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Kultureinrichtungen: Ein Praxisleitfaden. Bielefeld: Transcript, 2001
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a. Schubert, Torsten: Wer französisch konnte, half mit: Hamburg und seine Städtepartnerschaften: Das Ziel war die Aussöhnung der Völker nach den beiden Weltkriegen: Es begann mit Marseille. In: taz (Hamburg, 1994-04-26), S. 20
b. Schubert, Torsten: Die Idee ist in Hamburg sehr lebendig: Hamburg und seine Städtepartnerschaften: Ein Gespräch mit Christl Howaldt, der Beauftragten des Senats für Städtepartnerschaften. In: taz (Ham- burg, 1994-05-03), S. 20
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Schütt: Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille: Übersicht über den Austausch von Delegationen und Besuche im Rahmen der Städtepartnerschaft im Jahre 1974. Vermerk vom 1975-01-19. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 30 - 065.2 / 32 / 2 Bd. 2 Kulturbehörde II)
Schütt 1978
Schütt: 20-jähriges Bestehen der Städtepartnerschaft. Brief vom 1978-07-21. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsachiv (Signatur: 006-10-35 / 9 Bd. 2 Senatskanzlei)
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Senatskanzlei 1981
Senatskanzlei Hamburg: Niederschrift über die Sitzung des Partnerschaftskomitees Hamburg - Marseille am 24. April 1981. Niederschrift vom 1981-04-29. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 30-065.2 / 32.6 Bd. 6 Kulturbehörde II)
Senatskanzlei 1986
Senatskanzlei Hamburg: Mittelzuwendung aus dem Ansatz für Städteverbindungen. Vermerk vom 1986- 01-09. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006-10-37 Bd. 2 Senatskanzlei)
Sieg 1958
Sieg, Dr. Harald: Bericht für den Vorstand der „Cluny“ über die Marseille-Reise der Europa-Union vom 8.
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Söring 1998
Söring, Helmut: Aus Partnern wurden Freunde: Vor 40 Jahren besiegelten Marseille und Hamburg die Städtepartnerschaft. In: Hamburger Abendblatt (1998-11-16), S. 8
Staatliche Pressestelle 1998
Staatliche Pressestelle der Freien und Hansestadt Hamburg: Bürgermeister Runde besucht Marseille: „Jun- ge Hamburger Kultur setzt neue Akzente“: Delegationsreise zum 40. Jahrestag der Jumelage Hamburg
- Marseille. Pressemeldung vom 1998-11-12. URL: http://www.hamburg.de/Behoerden/Pressestelle/Mel- dungen/tagesm (Zugriff: 2006-08-02); mailto: n. gen.
Stange 1995
Stange, Thomas: Eine Stadt kämpft gegen ihren Ruf: Marseille erschließt sich erst auf den zweiten Blick. In: Der Tagesspiegel (1995-03-12), S. ubk.
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2005
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Monatszahlen - Bevölkerung. URL: http://www. statistik-nord.de/index.php?id=749 (Stand: 2006-06; Zugriff: 2006-10-22); mailto: info-HH@statistik-nord. de
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2006
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Ein Stadtporträt in Zahlen. Faltblatt (Stand: 2004). Gehren: Heyder, 2006
Stemmler 1985
Stemmler, Kristian: Der ungeliebte Partner Marseille?: CDU-Kritik: Dohnanyi an Patenstadt „nicht inter-essiert“. In: Hamburger Abendblatt (1985-07-27), S. ubk. / Gruner + Jahr Pressedatenbank P1 X149A5 / I067A06 / G 410.58 BR / F
Tage der deutsch-französischen Begegnung 1981
Tage der deutsch-französischen Begegnung: Tage der deutsch-französischen Begegnungen in Hamburg: 18. Okt. bis 4. Nov. 1981. Programmheft. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006-10-37 Bd. 1 Senatskanzlei)
Tetzeli von Rosador 1996
Tetzeli von Rosador, Hans Jürg: Ausstellung „Menschenbilder in Hamburg“. Brief vom 1996-12-18. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-37 Bd. 5 Senatskanzlei)
Ulbricht 2000
Ulbricht, Johannes: Kulturmanagement im Internet: Der Aufbau virtueller Gemeinschaften. In. Handbuch Kultur-Management: Die Kunst, Kultur zu ermöglichen. Bd. 5. Düsseldorf: Raabe, 2000, D 1.10, S. 1 - 20
Ville de Marseille 2006
Ville de Marseille: Villes jumelées. URL: http://www.marseille.fr/vdm/cms/pid/185 (Stand: n. gen; Zu- griff: 2006-10-23); mailto: maire-de-marseille@mairie-marseille.fr
Voos 1957
Voos: Gemeindepartnerschaft Hamburg - Marseille. Brief vom 1957-11-15. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 Bd. 1 Senatskanzlei II 5252)
Wagner 1995
Wagner, Beate: Partnerschaften deutscher Städte und Gemeinden: Transnationale Beiträge zur internationalen Sicherheit. Münster: Lit, 1995
Weist 1999
a. Weist, Cordelia: Aktivitäten Hamburg - Marseille. Brief vom 1999-04-21. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 Bd. 18 Senatskanzlei)
b. Weist, Cordelia: Gespräch mit GK Wilmanns, Marseille, am 23. Juli 1999. Gesprächsnotiz vom 1999-07- 26. Registratur-Akte. Hamburg: Staatsarchiv (Signatur: 006.10-35 Bd. 18 Senatskanzlei)
Welck 2006
Welck, Prof. Dr. Karin von: Bildende Kunst in Hamburg: Wo stehen wir - wo wollen wir hin?. Eröffnungsvortrag zum Workshop der CDU-Bürgerschaftsfraktion “Es ist die Kunst - zu (be-) leben” am 2006-07-01 in Hamburg. Unveröffentlichtes Dokument; mailto: Gunnar.Petersen@cdu-hamburg.de
Woesler 1998
Woesler, Dietmar M.: Städtepartnerschaften in der Praxis: Handbuch der Städte- und Schulpartnerschaften. Bonn: Europa-Union, 1998
Wolf 1993
Wolf, Peter Michael: Statt Partnerschaft echte Freundschaft. In: Die Welt (Hamburg, 1993-01-14), S. 6
Workshop Bildende Kunst 2006
a. Workshop Bildende Kunst: Es ist die Kunst zu (be-) leben: AG 1 Fördermaßnahmen der Bildenden Kunst. Workshop der CDU-Bürgerschaftsfraktion “Es ist die Kunst - zu (be-) leben” am 2006-07-01 in Hamburg Unveröffentlichtes Dokument; mailto: Gunnar.Petersen@cdu-hamburg.de
b. Workshop Bildende Kunst: Es ist die Kunst zu (be-) leben: AG 2 Bildende Kunst als Wirtschaftsfaktor.
Workshop der CDU-Bürgerschaftsfraktion “Es ist die Kunst - zu (be-) leben” am 2006-07-01 in Hamburg. Unveröffentlichtes Dokument; mailto: Gunnar.Petersen@cdu-hamburg.de
Abbildungsnachweis
Abbildung 1
Foto aus dem Archiv der Autorin; 2006-08
Abbildung 2
Foto aus dem Archiv der Autorin; 2006-08
Abbildung 3
Screenshot von der Seite http://www.marseille.fr/vdm/cms/mairie/international/pid/185; Zugriff 2007- 02-20
Abbildung 4
Screenshot von der Seite http://www.hamburg.de/marseille; Zugriff 2007-02-20
[...]
1 Interview Thomas Meindl u. Claus Mewes
2 Interview Prof. Dr. Ralf Busch
3 Interview Meike Gathje
4 Interview Dr. jur. Helmut Dressel
5 Interview Joachim Rothacker recht?
7 Durch Interviews mit unterschiedlichen Akteuren im Handlungsfeld der Städtepartnerschaft konnten z.B. die unmittelbar aktuellen Sichtweisen und Perspektiven berücksichtigt und Problemfelder aufgedeckt werden, während durch Literaturanalyse vor allem die geschichtliche Entwicklung der Städtepartnerschaft evaluiert werden konnte.
8 Meuser / Nagel 2004, S. 73
9 vgl. Gläser / Laudel 2004, S.
10 f. 10 vgl. Meuser / Nagel 2004, S. 73
11 zum Beispiel der Frise Hamburg und der Marseiller Galerie du Tableau
12 Nähere Berufsbezeichnungen und Zugehörigkeiten im Anhang unter Interviewpartner
13 Generaldirektion für internationale Beziehungen
14 Das Interview mit Sabine Günther wurde in ihrem Wohnort Trets geführt, der Verein gründete sich jedoch in Marseille
15 siehe Interviewleitfäden im Anhang
16 vgl. Helfferich 2005, S. 160 f.
17 vgl. Helfferich 2005, S. 160 f.
18 vgl. Helfferich 2005, S. 160 f.
19 vgl. Helfferich 2005, S. 160 f.
20 vgl. Anhang Interview-Leitfäden
21 vgl. Mayering 2002, S. 66
22 Dauer, Ort, Störfaktoren wie Unterbrechungen durch Telefonklingeln oder andere Personen
23 vgl. Gläser / Laudel 2004, S. 187
24 erstes Interview mit Prof. Dr. Ralf Busch
25 um z.B. auf ironische Bemerkungen hinzuweisen
26 siehe Anhang Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt
27 Nähere Berufsbezeichnungen und Zugehörigkeiten im Anhang unter Interviewpartner
28 Generaldirektion für kulturelle Angelegenheiten
29 siehe Anhang Teilnahme an Veranstaltungen im Kontext der Städtepartnerschaft
30 vgl. RGRE 2006; Deutsche Städte, Gemeinden und Landkreise unterhalten 4842 städtepartnerschaftliche Auslandsbeziehungen (RGRE 2006)
31 AFCCRE 2006a, S. 6; In Frankreich pflegen 3882 Kommunen städtepartnerschaftliche Bande mit 6009 Partnern im Ausland (AFCCRE 2006a)
32 vgl. Kapitel 2.2 Entwicklung der Partnerschaftsbewegung
33 Zu Partnerschaftsorganisationen vgl. Kapitel 2.2 Entwicklung der Partnerschaftsbewegung
34 Garstka 1972, S. 57
35 Fieber 1995, S. 25
36 Garstka 1972, S. 57; Mit diesen Organisationen meint Garstka z.B. die Internationale Bürgermeister-Union IBU und den Rat der Gemeinden Europas RGE, die im Kapitel 2.2 Entwicklung der Partnerschaftsbewegung Erwähnung finden werden.
37 Wagner 1995, S. 18
38 Wagner 1995, S. 18; Die Definition kommunaler Partnerschaften lautet im Wortlaut wie folgt: „Es handelt sich um dauerhafte Beziehungen zweier lokaler Gebietskörperschaften auf freundschaftlich-kooperativer Basis, die für alle gesellschaftlichen Gruppen offen sind”.
39 Garstka 1972, S. 57
40 vgl. RGRE 2006
41 Bautz 2001, S. 14
42 vgl. Fieber 1995, S. 24 f.
43 Lennep 1994, S. 57
44 vgl. Fieber 1995, S. 25
45 vgl. Garstka 1972, S. 58
46 Das Wort jumelage lässt sich von den französischen Wörtern jumeau (m) / jumelle (f) für Zwilling ableiten. Auch im Englischen wird von twin towns und sister cities bzw. sister towns gesprochen. Im Deutschen findet sich der Bezug zu Zwilling bzw. Geschwistern in dem synonym für den Partnerschaftsabschluss bzw. für eine offizielle Partnerschaft gebrauchten Wort Verschwisterung.
47 Fieber 1995, S. 26
48 Bautz 2001, S. 37; vgl. Leitermann 1992
49 Beispielsweise zwischen der Stadt Kiel und der dänischen Kleinstadt Sonderburg auf der Insel Alsen 1925 und zwischen Wiesbaden und Klagenfurt 1930.
50 Mayer 1986, S. 19
51 vgl. Bautz 2001, S. 39; Bautz verweist darauf, dass in der Zwischenkriegszeit die “internationale Verständigungsarbeit (...) nie als vorrangige kommunale Auf- gabe betrachtet” wurde (Bautz 2001, S. 39)
52 Die Locarno-Politik brachte dem deutschen Außenminister Gustav Stresemann und dem französischen Außenminister Aristide Briand den Friedensnobel- preis ein.
53 vgl. Bock 1994, S. 19
54 vgl. Bautz 2001, S 36, Grunert 1981, S. 56
55 vgl. Bautz 2001, S. 123
56 Garstka 1972, S. 3; vgl. Bautz 2001, S 36, Grunert 1981, S. 56
57 Fieber 1995, S. 17, vgl. Bautz 2001, S. 48
58 vgl. Defrance 1996, S. 85
59 Ausgehend von der Kontaktvermittlung des in der Schweiz lebenden rheinischen Journalisten Clemens Alfermann, aufgenommen von dem schweizer Sozi- ologieprofessor und Präsidenten des Berner Schriftstellerverbandes Hans Zbinden und dem Schweizer Schriftsteller Eugen Wyler.
60 vgl. zu den Zielsetzungen auch Grunert 1981, S. 56 f.
61 Die französische Bezeichnung lautet l’Union Internationale des Maires UIM
62 Die Internationale Bürgermeister-Union zur deutsch-französischen Verständigung gründete sich 1950 und änderte 1951 ihren Namen in Internationale Bürgermeister-Union für deutsch-französische Verständigung und europäische Zusammenarbeit.
63 vgl. Grunert 1981, S. 57 f.; Die IBU nahm durchaus noch weitere Tätigkeitsfelder im Rahmen ihrer Städtepartnerschaftsarbeit ein. Für diese Arbeit genügt jedoch eine verkürzte Darstellung. Zur weiterführenden Lektüre empfiehlt sich Grunert 1981, S. 59 f.
64 Bautz 2001, S. 36; Auf die spezifischen Aufgabenfelder des RGE im Rahmen der Städtepartnerschaftsarbeit soll hier nicht eingegangen werden. Zur weiterführenden Lektüre empfiehlt sich Grunert 1981, S. 61 f.
65 vgl. Bautz 2001, S. 36, Grunert 1981, S. 66
66 vgl. Bautz 2001, S. 86 f. u. S. 112 f.; Da sich die Mitglieder des RGE aus Gemeinden, Gemeinde- und Regionalverbänden zusammensetzten, erfolgte 1984 die Umbenennung in Rat der Gemeinden und Regionen Europas RGRE. Seit 1986 ist die IBU als selbständig arbeitende Organisation in den heutigen RGRE integriert.
67 vgl. Bock 1994, S. 29
68 Bock 1994, S. 27
69 zit. nach Defrance 1996, S. 84
70 Die Rede ist vom Deutsch-Französischen Krieg 1870 – 1871, dem Ersten Weltkrieg von 1914 – 1918 und dem Zweiten Weltkrieg von 1939 – 1945.
71 Die erste Partnerschaft einer deutschen Stadt wurde mit England geschlossen: 1947 zwischen Hannover und Bristol.
72 vgl. Grunert 1984, S. 58
73 vgl. Bock 1994, S. 27 f., Garstka 1972, S. 68; Die Stadt Ludwigsburg begreift 1950 als offizielles Gründungsdatum der Städtepartnerschaft. Bautz weist je doch darauf hin, dass neue historische Forschungen das Einschlafen der Beziehungen nach einem 1950 stattgefundenen Austausch belegen. Somit sei die Gründung auf den offiziellen Abschluss der Städtepartnerschaft 1958 zu datieren (vgl. Bautz 2001, S. 43).
74 Zeitgleich zu der Partnerschaftsbewegung der BRD entwickelten sich Partnerschaften ostdeutscher Städte mit französischen Gemeinden, wie etwa das Bei- spiel Berlin-Neukölln beweist. Deren zahlenmäßige Ausprägung war jedoch gegenüber der BRD verschwindend gering, wenngleich nicht weniger bedeutend. Weitere Ausführungen konzentrieren sich jedoch vorwiegend auf die Partnerschaftsbewegung in der BRD.
75 Schwarzenbek ging mit der französischen Gemeinde Aubenas, der schweizer Gemeinde Sierre und der belgischen Gemeinde Zelzate eine Ringpartner- schaft ein.
76 vgl. u.a. Defrance 1996, S. 88, Bautz 2001, S. 82, Garstka 1972, S. 68 f., Grunert 1981, S. 58; Bei doppelten Zahlen in den Klammern veranschaulicht die erste Jahreszahl die Aufnahme der Beziehungen, die zweite steht für die offizielle Partnerschaftsgründung.
77 vgl. Bautz 2001, S. 77, Bock 1994, S. 28; Einer der Römischen Verträge von 1957 besiegelt die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG, ein anderer die Gründung der Euratom, die Europäische Atomgemeinschaft.
78 vgl. Grunert 1981, S. 164
79 zit. nach Grunert 1981, S. 99, Zahlen stammen aus einer Liste der offiziellen deutsch-französischen Partnerschaften des RGE
80 zit. nach Garstka 1972, S. 63
81 Deutsch-Französische Gesellschaft DFG - Ligue d’Etudes Germaniques L.E.G. 82 Deutsch-Französische Gesellschaft DFG - Comité France-Allemagne CFA
83 Garstka 1972, S. 60; vgl. Bock 1994, S. 30, Garstka 1972, S. 44
84 Garstka 1972, S. 52; vgl. Garstka 1972, S. 42 f.
85 von 1925 - 1933
86 vgl. Bock 1994, S. 15 f.
87 Bock 1994, S. 31 f.
88 Schüler-, Studenten-, Lehrlings- und Arbeiteraustausch
89 Leitermann 1992, S. 319
90 Vor der Unterzeichnung bestanden bereits über 100 Partnerschaften deutscher und französischer Gemeinden (vgl. Grunert 1981, S. 99); Die Dis- kussion, ob die Partnerschaftsbewegung den Vertrag begünstigte oder ob der Vertrag für den Mitte der sechziger Jahre bis Anfang der siebziger Jahre andau- ernde Partnerschaftsboom verantwortlich geheißen werden kann, soll hier nicht geführt werden. Verwiesen wird auf Bautz 2001, S. 46, Bock 1994, S. 30 u. S. 32, Grunert 1981, S. 73 f. u. S. 164, Wagner 1995, S. 356.
91 Leitermann 1992, S. 319
92 So legte der französische Außenminister Robert Schumann 1950 durch seinen Vorschlag, eine überstaatliche Behörde zur Verwaltung der Kohle- und Stahlproduktion zu schaffen, den Grundstein für die europäische Union, die mit der Unterzeichnung des Vertrags über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl 1951, der Montanunion, ihre Geburtsstunde erlebte. Einher gingen diese Vorgänge mit den parallelen Treffen französischer und deutscher Bürgermeister (zit. nach Defrance 1996, S. 86).
93 Wie bereits: die Partnerschaftsbewegung zwischen Deutschland und Frankreich kam erst durch das Ausräumen politischer Schwierigkeiten ab Mitte der fünfziger Jahre wirklich ins Rollen.
94 vgl. Grunert 1981, S. 101 f.
95 vgl. Freie und Hansestadt Hamburg 2003
96 vgl. Ville de Marseille 2006
97 Art. 28 Abs. 2 GG. Dort heißt es: „Den Gemeinden muss das Recht gewährleistet sein, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln“.
98 vgl. Leitermann 1992, S. 318
99 Loi d‘orientation n° 92 - 125 du 6 février 1992 relative à l‘administration territoriale de la République, titre IV de la coopération décentralisée
100 vgl. dazu auch AFCCRE 2006b, S. 4 f.
101 Meist durch den Bürgermeister oder eines ihm unterstellten Vertreters
102 vgl. Lennep 1994, S. 58
103 Lennep 1994, S. 58
104 Einzig allein ein Interviewpartner, der französische Generalkonsul und Direktor des Institut français in Hamburg Jean-Pierre Tutin, stellte mit Blick auf die kränkelnde Partnerschaft Hamburg - Marseille die Frage in den Raum, ob man Städtepartnerschaften scheiden könne.
105 vgl. Mayer 1986, S. 149
106 RGRE 2006a
107 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2005
108 Die Hanse war anfänglich ein Kaufmannsbund, der sich später zu einem Städtebund entwickelte. Das Ziel war die Erschließung neuer Märkte im Ausland, zugleich gewährte die Hanse seinen Mitgliedern Schutz. Ausgehend von Ostsee-Städten kam es bis zur Ausweitung auf Nordeuropa.
109 INSEE 1999
110 vgl. Mirek 1984, S. 319
111 vgl. Europa-Union 1957
112 vgl. Caliebe 1964
113 vgl. Defferre 1956a
114 vgl. Defferre 1956b
115 Die Kommunistische Partei Deutschlands KPD wurde 1956 verboten.
116 vgl. Graf Du Moulin 1956
117 Die neue Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg war 01. Juli 1952 in Kraft getreten.
118 Landeszentrale für politische Bildung 2001, S. 10
119 vgl. Drucksache 9/4553
120 vgl. Mirek 1984, S. 334
121 Drucksache 9/4553; Zwischen Hamburg und St. Petersburg gab es bereits seit 1957 eine mündlich vereinbarte Partnerschaft. Die erste vom Hamburger Senat offiziell zugelassene Partnerschaft entwickelte sich jedoch zu Marseille. Zwar äußerte sich der Hamburger Senat in einer Drucksache vom 22.10.1985 zu weiteren offiziellen Partnerschaften noch negativ (vgl. Drucksache 11/5127), wich aber in der Praxis durch die 1986 mit Shanghai und 1987 mit Dres- den gegründeten Partnerschaften von dieser Haltung ab (vgl. Drucksache 13/1558). 1989 folgten Léon und Osaka. Für den Hamburger Senat stellten diese Initiativen aber „nach wie vor die Ausnahme“ dar (Drucksache 13/3659). Die 1994 mit Chicago gegründete offizielle Städtepartnerschaft wird aber vom Senat als letzte betrachtet (vgl. Drucksache 13/3659 aber auch Stellungnahmen des Senats jüngeren Datums wie Drucksache 18/173). Interessant zu seh- en, dass die Präambel der Verfassung in neuerer Zeit genau für die Städtepartnerschaften ausgelegt wird. So schreibt der Beauftragte für Städtepartner- schaften Stefan Herms 2001: “Die Freie und Hansestadt Hamburg ist durch ihre Verfassung verpflichtet „im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt” zu sein. Einen bedeutsamen Beitrag zur Verwirklichung dieses Anspruchs leistet Hamburgs enges Beziehungsnetz mit seinen acht Partnerstädten” (Lafrenz 2001).
122 kurz: Europa-Union
123 Die Landeszentrale Hamburg der Europa-Union war im Gegensatz zum Pendant in Marseille keine private Vereinigung, sondern konnte von Zuschüssen des Senats auch nach der Partnerschaftsgründung profitieren (vgl. Chapeaurouge 1957). Daneben gab es in Hamburg im Gegensatz zu Marseille eine hauptamtliche Geschäftsführung.
124 Runge 1957
125 Dazu zählt der Besuch halboffizieller Vertreter der Behörden, verschiedener Organisationen, Gewerkschaften und der französischen Europa-Bewegung zur Europa-Woche 1957 in Hamburg, der Besuch von Vertretern Hamburger Firmen und der Strom- und Wasserbau-Behörde, sowie eines Studenten in Marseille, beruflicher Austausch von Marseiller Studenten und Hamburger und Marseiller Berufsgruppen aus Industrie und Handel, aus dem Bank- Versicherungs- und Verkehrswesens vor 1958 (vgl. u.a. Biermann-Ratjen 1957, Europa-Union 1957).
126 vgl. Voos 1957
127 vgl. u.a. Le Méridional 1957, Sieg 1958, S. 9
128 Die Folgezeit unter Regierung Charles de Gaulle bewies jedoch das Gegenteil, ebnete er doch durch eine Währungsreform 1959 den Weg zur EWG und setzte er sich für den deutsch-französischen Vertrag, der 1963 in Kraft trat und den er mit unterzeichnete, ein.
129 vgl. Grobe 1992, S. 22
130 vgl. Defferre 1958, Mirek 1984, S. 307
131 vgl. Graf du Moulin 1958
132 vgl. Graf Du Moulin 1956
133 vgl. Le Provençal 1958
134 vgl. Mirek 1984, S. 307 f.
135 vgl. Bautz 2001, S. 77
136 vgl. Defferre 1958
137 Heute Conseil des Communes et Régions d‘Europe CCRE, dem französischen Pendant zum damaligen deutschen RGE, heutigem RGRE
138 zit. nach Grobe 1998, S. 19
139 vgl. Mirek 1984, S. 308 f.
140 „...que la civilisation occidentale a trouvé son berceau dans nos anciennes communes“
141 vgl. Mirek 1984, S. 308
142 Mayer 1986, S. 24 u. 30 f.
143 z.B. weigerte sich der HSV gegen den damals drittklassigen Marseiller Fußballclub anzutreten
144 vgl. Schubert 1994a
145 vgl. Caliebe 1963; So boten Marseiller Familien an, Hamburger Kindern in den Sommerferien bei sich aufzunehmen, was 17 Schülern der Aueschule Fin- kenwerder zugute kam, vgl. Engelhardt / Europa-Union 1964.
146 Grunert 1981, S. 176
147 vgl. Caliebe 1964, S. 3
148 vgl. Drucksache 16/4158
149 vgl. dazu Grunert 1981, S. 196 f.
150 vgl. dazu die graphische Darstellung des kontinuierlichen Zuwachses an Austausch bei Grunert 1981, S. 176, basierend auf den Angaben des Jumelage-Ko- mitees Marseille und Hamburg 1968, S. 76 f.
151 vgl. Grobe 1992, S. 25; Herbert Weichmann war als Bürgermeister von 1965 - 1971 in Hamburg im Amt
152 Jumelage-Komitees Marseille und Hamburg 1968, S. 21 u. Austauschaktivitäten von 1958 bis 1968 S. 76 f.
153 vgl. Mirek 1984, S. 311
154 Grobe 1992, S. 26
155 Ahrens 1968
156 Office de la Culture 1998; vgl. Grobe 1992, S. 25
157 vgl. Mirek 1984, S. 28 - 29
158 Mirek 1984, S. 335
159 Kunst- und Architekturhochschule
160 Le Provençal 1971
161 Hock 1971
162 Blank 1971
163 vgl. Kapitel 4.4 Heutiger Stand der kulturellen Austauschbeziehungen
164 Unter dem Vorbehalt, dass der Verfasserin alle Austauschaktivitäten bekannt geworden sind.
165 vgl. Mirek 1984, S. 336
166 Über die monetäre Beteiligung Marseilles können keine Aussagen getroffen werden.
167 vgl. Ahrens 1973
168 vgl. zum Einbezug der Bevölkerung Kapitel 3.3 Heutiger Stand der Austauschbeziehungen u. Kapitel 5.2 Bekanntheit der Städtepartnerschaft in der Bevölkerung und Einbe- ziehung der Bürger
169 Pauly 1977
170 Mopo 1978
171 Drucksache 9/4553, S. 2
172 Stemmler 1985
173 vgl. Kapitel 3.3 Heutiger Stand der Austauschbeziehungen u. 4.5 Heutiger Stand der kulturellen Austauschbeziehungen
174 Vor allem der Schüleraustausch blühte. Allein in den Jahren 1984 bis 1986 fanden 24 Schülerreisen im Rahmen der Städtepartnerschaft statt und die Schulpartnerschaften stiegen auf sieben an. Die Angaben entstammen einer bisher nicht registrierten Akte aus der Senatskanzlei.: Senatskanzlei Hamburg: Auswärtige Angelegenheiten und Protokoll: Besuche und Veranstaltungen im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg - Marseille seit der letzten Ta- gung des Partnerschafts-Komitees am 6.12.1983. Förderungsübersicht vom 1986-09-23 u. Vermerk vom 1986-09-24
175 Mirek 1984, S. 307
176 Mirek 1984, S. 316
177 1982 in Hamburg stattgefundene Ausstellung der Freien Vereinigung Bildender Künstler
178 1986 in Hamburg stattgefundenes Austauschprojekt mit Werken Hamburger und Marseiller Künstlern
179 Beisac 1986
180 Drucksache 9/4553, S. 2
181 vgl. Mirek 1984, S. 315
182 Die Welt 1987
183 Groothoff 1979
184 Mirek 1984, S. 309
185 Hamburger Abendblatt 1978
186 Kruse 1978
187 vgl. Kapitel 3.3 Heutiger Stand der Austauschbeziehungen u. Fuchs 1987, S. 419 f.
188 vgl. Mirek 1987, S. 304; Jess trat aber 1973 in Ruhestand.
189 Mopo 1987
190 Broockmann 1996
191 Howaldt 1992
192 Wolf 1993
193 Folz 1995
194 Schubert 1994a
195 vgl. Wolf 1993
196 vgl. Grunert 1981, S. 81 f.
197 Es liegen nur Schätzwerte vor, die von einer Verdreifachung der Partnerschaften von 1987 bis 1989 von ca. 100 auf 300 Partnerschaften deutscher mit mittel- und osteuropäischen Kommunen sprechen. 1993 lag die Partnerschaftsquote in dieser Kombination bei 530 Partnerschaften (vgl. Wagner 1995, S. 27, Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände 1993, S. 7)
198 vgl. Senatskanzlei 1986
199 Kruse 1986; Leider zog der Fall wegen unklarer Zuwendungsaufschlüsselung einen jahrelangen Rechtstreit zwischen Zuwendungsempfänger und Kultur- behörde nach sich. Da er für das Thema jedoch nicht relevant ist, wird nicht weiter darauf eingegangen.
200 vgl. Leitermann 1992, S. 319 f.; Wenngleich auch die Städtepartnerschaftsbewegung in unterentwickelte Länder quantitativ weniger bedeutsam war als der Aufschwung und die Hinwendung der Partnerschaftsbewegung auf Mittel- und Osteuropa (vgl. Bautz 2001, S. 43, Wagner 1995, S. 17).
201 Plagemann 1997
202 Union pour la Démocratie Française (UDF); liberal-konservativ
203 Rassemblement pour la République; neo-gaullistisch. Die RPR existiert heute nicht mehr. Sie integrierte sich 2002 in die UMP.
204 Die Union pour un Mouvement Populaire (UMP) wurde gegründet, um Jacques Chirac bei den Wahlen 2002 zu unterstützen. Ihre Ausrichtung ist neo- gaullistisch-liberal.
205 vgl. Plagemann 1997
206 Howaldt 1998
207 Zur näheren Beschäftigung mit dem Phänomen FN empfiehlt sich Morel / Sanmarco 1988, S. 29 f., die u.a. auch die spezifischen Ausrichtungen der rechts- extremen Partei betrachten, auf die hier nicht eingegangen werden kann.
208 Sie erreichte dabei 5,6 Prozent der abgegebenen Stimmen.
209 vgl. Morel / Sanmarco 1988, S. 29
210 Wegen Streitigkeiten über die Erweiterung des Jumelage-Komitees wurde das beim Staatsamt ansässige Gremium als daraus resultierende Folge zwischen 1968 bis Ende 1972 nicht zu Beratungen einberufen (vgl. hierzu Mirek 1984, S. 304).
211 vgl. Mirek 1984, S. 307
212 vgl. Grobe 1992, S. 23
213 vgl. Howaldt 1998
214 Interview Dr. jur. Helmut Dressel, der ehemals Mitglied des Hamburger Partnerschaftskomitees war
215 Schubert 1994a
216 Heise 1995
217 Mopo 1996
218 Mopo 1996
219 vgl. Hamburger Abendblatt 1996, Howaldt 1998
220 vgl. Clapham 1992
221 Mittelberg 1994
222 Tetzeli von Rosador 1996
223 vgl. Howaldt 1998
224 Plagemann 1997
225 vgl. Weist 1999a, Weist 1999b
226 vgl. Mittelberg 2000a
227 Die China-Wochen konnte sich die Stadt Hamburg auch 2006 wieder leisten, die nächsten stehen für 2008 in Aussicht.
228 Mittelberg 2002
229 Clapham 2004a
230 Austausch von Jung-Handwerkern, Austausch von Jugend-Sport-Mannschaften, Schüler- und Studentenaustausch etc.
231 Bis ca. 1983 fanden an die 26 Begegnungen statt, der Austausch wurde bis in die 90er Jahre fortgesetzt. Wann er genau endete, konnte nicht ermittelt wer- den. Das Erliegen führt man in der Senatskanzlei Hamburg auf die Kürzungen im Beamtenwesen zurück.; vgl. auch Mirek 1984, S. 321 f.
232 Bis ca. 1983 fanden an die 20 Begegnungen statt, der Austausch setzte sich bis in die 90er Jahre fort. Wann er genau endete, konnte nicht ermittelt werden. Das Erliegen führt man in der Senatskanzlei Hamburg auf die Kürzungen im Beamtenwesen zurück.; vgl. auch Mirek 1984, S. 321 f.
233 ab 1966 - 1981, durch den Tod der in Marseille zuständigen Direktorin kam der Austausch zum Erliegen; vgl. auch Mirek 1984, S. 321 f.
234 vgl. Mirek 1984, S. 321 f.
235 Austausch in den siebziger Jahren; vgl. auch Mirek 1984, S. 321 f.
236 vgl. Kapitel 5.4.3.2 Medien- und Ö ffentlichkeitsarbeit
237 vgl. Hamburger Abendblatt 2004
238 vgl. Deutsch-Französische Gesellschaft Cluny e.V. 2005, S. 4 u. Drucksache 18/3562
239 Der Club d‘affaires Franco-Allemand vereint wie sein Pendant in Hamburg, der Amicale de Hambourg, deutsch-französischer Geschäftsleutekreis e.V., im deutsch-französischen Wirtschaftsverkehr tätige Geschäftsleute zum gegenseitigen Austausch.
240 vgl. Drucksache 18/3562
241 Der Schüleraustausch kam jedoch vor allem zu Beginn der Partnerschaft kaum ins Rollen, vgl. Kapitel 3.2 Entwicklung der Partnerschaft
242 ab 1962; laut Mirek soll er aber ab 1968 „fast völlig zum Erliegen“ gekommen sein, was gesichert bis zu Beginn der achtziger Jahre gilt (vgl. Mirek 1984, S. 335). Danach kann davon ausgegangen werden, dass Studentenbegegnungen, wenn auch mit jährlichen Brüchen, durchaus stattfanden.
243 ab 1965
244 vgl. auch Mirek 1984, S. 311 f.
245 vgl. Howaldt 1998, Anlage 3
246 vgl. Drucksache 18/3562, Anlage 2
247 vgl. Drucksache 18/3562
248 Dr. Pohl war Teilnehmer an der 1. Besprechung zum Städtepartnerschaftsjubiläum Marseille in 2008 / Sitzung des Planungs-Komitees am 18.09.2006 im Rat- haus Hamburg
249 vgl. Drucksache 18/2283
250 vgl. Drucksache 18/3562
251 vgl. Deutscher Gewerkschaftsbund 1968, S. 58
252 gesichert von 1964 bis Ende der sechziger Jahre
253 gesichert in den sechziger Jahren und nochmals in den achtziger Jahren
254 vgl. Drucksache 18/3562
255 vgl. Kapitel 3.1 Entstehung der Partnerschaft
256 Die Meinung Dr. Dietmar Düddens wurde anlässlich der 1. Besprechung zum Partnerschaftsjubiläum in 2008 protokolliert, vgl. Teilnahme an Veranstal- tungen im Kontext der Städtepartnerschaft im Anhang.
257 Mirek 1984, S. 18
258 Frankreich ist zudem Hamburgs Außenhandelspartner Nr.1 im Import und Export
259 Gespräch Harald N. Clapham
260 Mirek 1984, S. 18 f.
261 Mirek 1984, S. 18
262 Mirek 1984, S. 20
263 vgl. Mirek 1984, S. 20
264 Mirek 1984, S. 19
265 vgl. Kahn 1995, Meier 1995, Stange 1995
266 Beul 2005
267 Der Niedergang des Kolonialreiches kann mit dem Ende des Algerienkrieges im Jahre 1962 beziffert werden.
268 Bis in die neunziger Jahren gingen die Kosten für die Unterhaltungen öffentlicher Einrichtungen in Marseille, wie z.B. Bibliotheken, gänzlich zu Lasten der Stadt, deren Steuereinnahmen durch hohe Arbeitslosigkeit sowieso schon gering waren. Erst nach der Jahrtausendwende kam es zur Gründung einer städ- tischen Gemeinschaft, der Communauté Urbaine, und damit zu einer Verteilung der Ausgaben auch auf die anderen Gemeinden im Umkreis, deren Einwohner das Marseiller Angebot nutzen. Thierry Ollat, Direktor der Ateliers d‘Artistes und des MAC bezeichnete den Beginn dieser Ausgleichzahlungen als Sauer- stoffballon für die Stadt.
269 vgl. Handelskammer Hamburg 1968
270 Die finanz- und haushaltspolitischen Handlungsspielräume der Stadt bleiben aber aufgrund von Ausgleichszahlungen im Sinne der Steuerzerlegung und des Finanzausgleichs jedoch begrenzt.
271 Mirek 1984, S. 20
272 vgl. Ohlendorf 1960
273 vgl. Mirek 1984, S. 306
274 Morel / Sanmarco 1988, S. 121
275 vgl. Morel / Sanmarco 1988, S. 121 - 122
276 1986 - 1995
277 z.B. stellt der Kunstraum Astérides in Marseille allein sechs Ateliers zu Verfügung, weitere Gastateliers bieten z.B. die Ateliers d‘Artistes mit zwei und Triangle France mit drei Räumen für nationale und internationale Künstler.
278 Interview Sabine Mohr, Interview Joachim Rothacker
279 vgl. Deschamps / Gudmundsson 1988, S. 10
280 In neueren Kooperationsabkommen der Stadt Marseille wird Kulturaustausch separat von Bildung, Austausch zwischen der Bevölkerung und besonders Jugendaustausch formuliert.
281 Fuchs 1985, S. 104
282 z.B. die finanzielle Frage, um Werke für eine Ausstellung ins eigene Land zu befördern oder Gründe wie im Falle des Hamburger Polizeichors: von einer Einladung eines chinesischen Chores wird vorerst abgesehen, da Bürgschaften übernommen und Steuern, weil Nicht-EU-Bürger, gezahlt werden müssten.
283 vgl. auch Fuchs 1985, S. 106
284 Fuchs 1985, S. 105
285 vgl. Derenbach 2006
286 Beim Konzert der Hamburger Liedertafel und der Baladins de la Chanson im Mai diesen Jahres traten die Vereine nur nacheinander auf. Exemplarisch für einen gemeinsamen Auftritt stand ein Musikstück am Ende des Konzerts, das beide Chöre mit Unterstützung des Männerchores Quartett Mozart von 1897 zusammen bestritten.
287 Beispielhaft sei hier die 1986 in der Hamburger Speicherstadt stattgefundenen Ausstellung Haben & Halten genannt (vgl. Beisac, 1986).
288 vgl. Mirek 1984, S. 54
289 vgl. Mayer 1986, S. 31
290 vgl. Mirek 1987, S. 414
291 vgl. Drucksache 16/5910
292 Prof. Dr. Ralf Busch stellte sich auch im Bereich Kultur als kompetenter Gesprächspartner heraus, unterstand ihm doch in der Vergangenheit die Führung des Helms-Museums Hamburg und ist er noch heute im Verein Künstlerhaus Harburg und der Griffel-Kunst Hamburg engagiert.
293 vgl. Drucksache 18/3555, S. 40
294 Antje Mittelberg ist heute im Referat Bildende Kunst beschäftigt.
295 Die Umstrukturierungsmaßnahmen führten in der ersten Etappe zu der Einrichtung einer Direction Générale de la Communication et des Relations Extérieures, unter der sich im Weiteren die DGRI formierte.
296 Davor: Office Municipale de la Culture et des Loisirs
297 Prof. Dr. Ralf Busch sprach dort mit der Direktorin der DGRI, Michelle Reynaud.
298 vgl. Kapitel 3.3.1 Berufsbezogene Begegnungen
299 Beide Stellen sind im gleichen Gebäude ansässig und der Generalkonsul ist zugleich Direktor des Institut français. Das Budget des Institut français speist sich zwischen 30 - 35 Prozent aus französischen Mitteln, den Rest erwirtschaftet es selbst durch Sprachkurse. Durch die zusätzlichen Einnahmen können z.B. Kulturveranstaltungen gefördert werden.
300 Die Rede ist nicht alleine von finanzieller Förderung, sondern mehr von koordinierender Unterstützung: z.B. Partnerschaften mit der Hamburger Gegensei- te einzugehen, in Galerien auszustellen etc.
301 Lesungen ausgenommen
302 Es handelte sich dabei um den Antrag der Marseiller Künstler-Gruppe Buy-selff für die Teilnahme am Hamburger Projekt Stile der Stadt. Aufgrund ausblei- bender Förderung der Stadt Marseille musste die Gruppe absagen und die Kulturbehörde Hamburg ihre zugesagte finanzielle Unterstützung wieder aufge- ben.
303 vgl. Kapitel 4.7 Optimierung des Kulturaustauschs
304 vgl. das Folgende dieses Kapitels
305 z.B. Claus Mewes: „Wenn man in der Kulturbehörde einen Antrag für einen Kulturaustausch mit Marseille stellen würde, wäre das ziemlich aussichtslos“.
306 Drucksache 16/5910
307 Clapham 2004b; vgl. Mittelberg 2000b
308 vgl. Drucksache 16/5910
309 vgl. Drucksache 18/2283
310 Hamburg ist in Deutschland der wichtigste Wirtschaftsstandort für China
311 Dänemark
312 Die Metropolregion am Öresund zwischen Dänemark und Schweden
313 Polen vor allem die Region der Danziger Bucht, Lettland, Estland und Litauen
314 vgl. Kapitel 4.1 Begriffsbestimmung Kulturaustausch
315 Was durchaus aber nicht gegen eine nicht-monetäre Hilfestellung spricht.
316 Mirek 1984, S. 307
317 Die Verfasserin möchte nicht bestreiten, dass dies durchaus gegeben sein kann. In diesem Fall wäre selbstverständlich von einer Förderung nach den Krite- rien der Senatskanzlei abzusehen.
318 Die Vereinsbegegnung der Hamburger Liedertafel und Les Baladins de la Chanson wurde z.B. zum 40-jährigen Jubiläum von der Hamburger Senatskanz- lei finanziell unterstützt.
319 Lebensunterhaltskosten werden in der Regel nie übernommen, da die Kosten zwischen Hamburg und Marseille vergleichbar sind.
320 Bekannt ist aber, dass die Senatskanzlei Hamburg den Aufenthalt des Marseiller Künstlers Vincent Parisot in Hamburg 2005 / 2006 mit 3600 Euro unter- stützte.
321 vgl. Drucksache 16/5910, S. 8
322 Orgelkonzerte in St. Victor 1965, 1967, 1968
323 1966, 1973, 1977
324 1966, 1973 (jedoch mit Chor aus Avignon mit Auftritt in Marseille), 1975, 1978
325 1974, 1978 und danach noch unabhängige Aktivitäten wie z.B. 1980
326 1966, 1967, 1979; das Ensemble Vocal Bernard Teulon pflegte zu Beginn der Partnerschaft auch Austausch mit dem Schubert-Chor Hamburg 3271977, 1978, 1983, 1988
328 wahrscheinlich 1987, aber nicht vollständig gesichert, ansonsten 1998 (Aufenthalt in Hamburg und Marseille)
329 Kulturakteure ohne Fußnoten pflegen den Austausch noch immer und werden im Folgenden näher besprochen werden.
330 1987, 1988, 1994, 1997
331 1984 im Rahmen des Künstleraustausches Wir leben alle am Meer, 1986 im Rahmen der Ausstellung Haben & Halten und 1988 zur Ausstellung L ‘ Evidence absurde.
332 Der zweite Teil ihrer Arbeit erfolgte durch einen nochmaligen Aufenthalt in Hamburg 2001.
333 Die Förderung der Kulturbehörde war mit 3000 Euro jedoch so gering, dass der Verein nur vage einen wirklichen Austausch umsetzen konnte: Der Künst- ler Yukihiro Taguchi aus Osaka lebt in Berlin, der St. Petersburger Künstler Kyrill Koval in Köln. Einzig allein die drei Marseiller Künstler reisten aus ihrer Mutterstadt an.
334 Interview Sabine Mohr
335 Hamburger und Marseiller Künstler arbeiteten anlässlich der damals noch bestehenden Woche der bildenden Kunst in Hamburg einen Monat lang zusam- men in einem Gebäude der Speicherstadt, was mit einer Ausstellung seinen Abschluss fand.
336 Dr. Felix Krämer war Teilnehmer an der 1. Besprechung zum Städtepartnerschaftsjubiläum Marseille in 2008 / Sitzung des Planungs-Komitees am 18.09.2006 im Rathaus Hamburg
337 Aus dem jährlich dem Kulturbetrieb durch die Kulturbehörde zu Verfügung gestelltem Etat oder mit entsprechender zusätzlicher Förderung einer Aus- tauschausstellung von der Kulturbehörde
338 Thierry Ollat begreift dies als Chancefür den Kulturaustausch: Im MAC arbeite er mit fünf Mitarbeitern, das Mac habe eine größere Fläche und ein größeres finanzielles Budget und er könne Projekte mit dem MAC und den Ateliers d‘Artistes machen.
339 Der Verfasserin war es nicht möglich, alle Austauschaktivitäten der Ateliers d‘Artistes mit Hamburger Künstlern in Erfahrung zu bringen. Akteneinsicht wäre in den Ateliers d‘Artistes innerhalb eines Kurzpraktikums möglich gewesen, musste von der Verfasserin aber aus zeitlichen, finanziellen und organisatorischen Gründen abgelehnt werden. In der Liste der Kulturaktivitäten in Kapitel 4.0 Kulturaustausch zwischen Hamburg und Marseille ist der Austausch der Ateliers d‘Artistes aufgeführt, der außerhalb der Akteneinsichtnahme in den Ateliers in Erfahrung gebracht werden konnte
340 Die Galerie wird heute für ihre kulturellen Aktivitäten und für ihre Kinder-Workshops in den benachteiligten Nord-Stadtteilen Marseilles finanziell von der Stadt Marseille unterstützt, nicht wegen seines internationalen Austauschs.
341 siehe unter Kunsthalle, Hamburg
342 siehe unter Kunsthalle Hamburg
343 vgl. Deutsch-Französische Gesellschaft „Cluny“ e.V. 1986
344 1985, 1986, 1988, 1990, 1995, 1998, 1999, 2001, 2006
345 Außer der Reihe ist hier die Begegnung im Jahr 1999 zu nennen, bei der Les Baladins de la Chanson auf Einladung der Stadt Hamburg zur La Fête ka- men.
346 So lange der Austausch in Hamburg stattgefunden habe, so Sabine Günther, Gründerin des Vereins, sei immer noch ein Hamburger dabei gewesen, wie z.B. die Autorin Cornelia Manikowsky bis 2002 oder die Hamburger Übersetzerin Mireille Onon-Schneider. Im Jahr 2000 war noch die Marseiller Auto- rin Liliane Giraudon und die Marseiller Übersetzerin Ulrike Bokelmann in Hamburg dabei, 2001 die Marseiller Autoren Jean-Jacques Viton und Liliane Giraudon beim Austausch in Marseille. Die Gruppe sei aber, laut Sabine Günther, nicht mehr wie zu Beginn explizit aus Marseiller und Hamburger Dich- tern zusammengesetzt gewesen.
347 Mittelberg 2000b; vgl. Kapitel 4.3 Finanzen
348 Literaturhaus in Hamburg oder CIPM. Mit dem CIPM, mit dem der Verein Passage & Co. einst im Hamburg - Marseiller Literaturaustausch kooperierte, hat Marseille die einzig auf moderne Poesie spezialisierte Bibliothek Frankreichs.
349 Simon Starke, Olivier Nottelet, Gerlinde Frommherz, Goria
350 Dodo Schielein
351 Mirko Bonné, Eckhard Rhode, Carsten Clook
352 monetär, aber auch in Bezug z.B. auf die Kommunikation von Aktivitäten
353 Im Sektor Musik pflegt das Jugendsymphonieorchester des Gymnasiums Bramfeld zusätzlich Austausch mit Marseille. Da in dieser Arbeit jedoch keine Aktivitäten von Schulen bzw. Hochschulen berücksichtigt wurden, findet diese Beziehungspflege keinen Eingang, vgl. dazu und zur Definition der Kultur- sektoren vor allem Kapitel 4.1 Begriffsbestimmung Kulturaustausch zur Abgrenzung des Themenbereichs.
354 und für die gesamte erste Phase der Partnerschaftsbewegung; vgl. Kapitel 2.2 Entwicklung der Partnerschaftsbewegung
355 vgl. Leitermann 1992, S. 319
356 z.B. in den Bereichen Immigration und Integration, Wirtschaft, Tourismus, Bildung inklusiv Sprachförderung und Wissenschaft
357 Was etwa bei dem Maastrichter Vertrag 1992 über die Europäische Union zumindest in Ansätzen angezweifelt wurde (vgl. Leitermann 1992, S. 321)
358 Schwencke 2004
359 vgl. Kapitel 5.3.2.8 Organisation von Workshops, Seminaren und Symposien
360 Derenbach 2006
361 vgl. Hamburger Abendblatt 2006a
362 vgl. Kapitel 3.1.2 Entwicklung der Partnerschaft
363 Zuerst kamen die Korsen in die Stadt, Ende des 19. Jahrhunderts Italiener, später nach der Verfolgerung durch die Türken besonders viele Armenier, Spa- nier waren unter den Immigranten und in den Sechzigern kamen durch den Fall der Kolonien Algerier, seitdem Araber und Afrikaner.
364 vgl. Fuchs 1985, S. 106 u. Fuchs 1987, S. 420
365 vgl. Workshop Bildende Kunst 2006b
366 dt. Übersetzung: aus Marseille
367 vgl. Fuchs 1985, S. 107 u. Fuchs 1987, S. 419
368 vgl. Office de la Culture 1998; Diese Entwicklung setzte sich auch nach der genannten Zeit fort und fand z.B. zu Beginn der neunziger Jahre in Marseille durch die Neunutzung einer ehemaligen Tabakfabrik als Kulturzentrum, La Friche la Belle de Mai, Ausdruck.
369 Die Institution ist die größte unter den 23 Marseiller Theatern.
370 vgl. Tage der deutsch-französischen Begegnung 1981
371 Schubert 1994b
372 Woesler 1998, S. 47
373 vgl. Kapitel 4.2.1 Stadtverwaltungen
374 dt. Übersetzung: extrem klarer Brief
375 Keine Berücksichtigung fanden hierbei die Besuche der zweiten Bürgermeister oder anderer städtischer Repräsentanten.
376 Amtszeit 1981 - 1988
377 1958 zur Partnerschaftsgründung; Amtszeit 1958 - 1960
378 1962; Amtszeit 1961 - 1965
379 1967; Amtszeit 1965 - 1971
380 1972, 1974 zur Einweihung der Avenue de Hambourg in Marseille; Amtszeit 1971 - 1974
381 1978; Amtszeit 1974 - 1981
382 1988 anlässlich des 30-jährigen Jubiläums; Amtszeit 1988 - 1997
383 1998 anlässlich des 40-jährigen Jubiläums; Amtszeit 1997 - 2001
384 1959 zur Nachfeier der Partnerschaftsgründung, 1961, 1966, 1970, 1973 zur Einweihung der Marseiller Straße in Hamburg, 1978 zum 20-jährigen Jubilä- um der Städtepartnerschaft
385 1989; Amtszeit 1986 - 1995
386 vgl. Kapitel 3.1.2 Entwicklung der Partnerschaft u. Kapitel 4.3 Finanzen
387 siehe dazu die im vorherigen Absatz angesprochenen Delegationsbesuche z.B. nach Toulouse
388 5ème adjoint au maire
389 Internationaler Rat der Stadt Marseille
390 vgl. Kapitel 3.1.2 Entwicklung der Partnerschaft u. Kapitel 4.3 Finanzen
391 vgl. Kapitel 4.6.8 Schlüssel zur Wirtschaft
392 Wie bereits in diesem Kapitel dargestellt bzw. auch zu Teilen in Kapitel 4.2.1 Stadtverwaltungen
393 Interesse an Partnerschaft, Setzung der Prioritätsregionen etc.
394 vgl. Kapitel 4.2.1 Stadtverwaltungen
395 vgl. dazu die folgenden Unterpunkte des Kapitels 4.7 Optimierung des Kulturaustauschs
396 vgl. Kapitel 4.2.1 Stadtverwaltungen
397 vgl. Kapitel 4.3 Finanzen u. Kapitel 4.7.4 Kontinuität in der Finanzierung
398 vgl. Mirek 1987, S. 414
399 vgl. Kapitel 3.1.2 Entwicklung der Partnerschaft
400 vgl. Kapitel 3.1.2 Entwicklung der Partnerschaft u. Kapitel 4.3 Finanzen
401 vgl. Kapitel 4.3 Finanzen
402 vgl. Kapitel 4.3 Finanzen
403 siehe dazu aber die Unstimmigkeiten in der Finanzierungsübersicht des Austauschs mit Marseille in Kapitel 4.3 Finanzen
404 alle Zahlen gerundet
405 Interview Sabine Mohr
406 vgl. Kapitel 4.3 Finanzen
407 wie z.B. im Fall der Galerie La Tangente oder der Galerie du Tableau
408 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 9
409 vgl. Deschamps / Gudmundsson 1988
410 Die Hamburger Kulturbehörde beteiligte sich an dem Projekt mit 6000 Euro, wohingegegen die DGRI keine Unterstützung gab.
411 Die Mécènes du Sud haben es sich zum Auftrag gemacht, zeitgenössische Kunst in Marseille zu fördern.
412 Irene Wolz, Bettina Machaczek, Prof. Dr. Ralf Busch; Prof. Dr. Ralf Busch tritt voraussichtlich Mitte 2007 in Ruhestand.
413 Antje Mittelberg, Bettina Machaczek
414 Deutsches Generalkonsulat in Marseille, Französisches Generalkonsulat in Hamburg
415 Der derzeitige Generalkonsul Jean-Pierre Tutin ist Nachfolger von Claude Crouail
416 z.B. Begegnungen der Deutschen Beamtenbund-Jugend mit Beamten in Marseille, Postbeamten-, Krankenpflegeschüler- und Schüleraustausch
417 z.B. Krankenpflegeschüleraustausch, vgl. Kapitel 3.3.1 Berufsbezogene Begegnungen
418 Veränderung politischer Mehrheitsverhältnisse, Wechsel der Bürgermeister, politischer Wandel
419 Monsieur Mortier übernahm die Stelle für internationale und außenwirtschaftliche Beziehungen, durch die auch die Städtepartnerschaften der Stadt zen- tral betreut werden sollten.
420 vgl. Kapitel 5.4.3.2 Medien- und Ö ffentlichkeitsarbeit
421 vgl. Kapitel 4.7.1 Politischer Wille
422 vgl. AFCCRE 2006b, S. 3
423 vgl. Kapitel 4.3 Finanzen, Kapitel 4.7.1 Politischer Wille u. Kapitel 4.7.2 Zusammenarbeit der Stadtverwaltungen
424 z.B. die der Universität Hamburg mit der Universität von Bordeaux
425 z.B. der Hamburger Staatsoper
426 z.B. Künstleraustausch
427 Fuchs 1987, S. 417 f.
428 Auch Hamburger Künstler werden immer mehr von Berlin angezogen. Beide muss man versuchen zu halten, um einer Abwanderung nach Berlin entgegen zu wirken. Denn wenn einmal geschehen, wird dies schwer wieder rückgängig zu machen sein.
429 Die Ausstellung fand 1984 / 1985 im Helms-Museum statt.
430 Prof. Dr. Ralf Busch war vor seiner Amtszeit in der Senatskanzlei und in der Kulturbehörde Hamburg ab 1987 Direktor des Helms-Museums. Da er, nach eigenen Worten, nicht „vorbelastet“ gewesen sei, versuchte er ein erneutes Austauschprojekt für 1990 anzuregen, was aber in der Folge nicht klappte, vgl. Kapitel 4.7.5 Bindung des Kulturaustauschs an Personen
431 Brief-Kontakt Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel, vgl. Anhang Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt
432 vgl. Drucksache 18/3555, Anlage A
433 vgl. Kapitel 1.2.2.1 Auswahl der Interviewpartner
434 vgl. Anhang Informelle persönliche und telefonische Gespräche, Email-Kontakt
435 z.B. wie im Fall Aix-en-Provence – Tübingen – Perugia verwirklicht: Fotografen lichteten jeweils die Partnerstädte ab, was am Ende in eine gemeinsame Ausstellung mündete. Im Fall Aix-en-Provence – Tübingen – Perugia führen die einbezogenen Fotografen auch nach dem Austausch den Kontakt fort.
436 vgl. Kapitel 4.4 Heutiger Stand der kulturellen Austauschbeziehungen
437 vgl. Kapitel 4.7.2 Zusammenarbeit der Stadtverwaltungen
438 Sabine Günther bemühte sich in mehrmaligen Anlauf, mit der Académie Aix-Marseille, die eine Kooperation mit der Behörde für Bildung und Sport in Hamburg unterhält, zusammen zu arbeiten, was ohne Erfolg bzw. Rückantwort blieb.
439 vgl. Kapitel 4.7.6 Interesse und Motivation der Akteure
440 vgl. Kapitel 4.7.4 Kontinuität in der Finanzierung
441 je nach Institution und Aktivität über Flyer, Print-Einladungskarten, Mailings, den eigenen Internetauftritt, andere Webseiten wie z.B. kunstecho.de, einschlä- gige deutsch-französische Seiten, Plakate, Pressemitteilungen und -mappen, Pressekontakte oder über meist kostenlose Annoncen (Programmbroschüren des Es- pace Culture, Centre franco-allemand, Institut français etc.)
442 Interview Sabine Günther
443 Interview Sabine Mohr
444 Interview Sabine Mohr; gleich äußerte sich auch Bernard Plasse
445 Sabine Mohr begreift den partnerschaftlichen Austausch der Frise vor allem aufgrund fehlender Unterstützung der Stadt als private Initiative.
446 vgl. Kapitel 4.2 Organisation
447 vgl. Drucksache 18/3562
448 vgl. hierzu Kapitel 5.4.3.2 Medien- und Ö ffentlichkeitsarbeit, vor allem Hinweise zu einer städtepartnerschaftlichen Webseite
449 vgl. Mirek 1984, S. 307
450 Interview Joachim Rothacker
451 Interview Claus Mewes
452 z.B. von Thierry Ollat, Bernard Plasse, Joachim Rothacker
453 Wiederholter Austausch sichert das Erleben des Lebens in der Partnerstadt und gibt anders als kurze oder einmalige Aufenthalte, die sehr zufällig entweder positiv oder negativ geprägt sind, vertiefte Eindrücke und Kenntnisse der Partnerstadt. Er fördert das Entstehen von Freundschaften, die zu neuen Aus- tausch aktivitäten führen können; vgl. Kapitel 4.7.6 Interesse und Motivation der Akteure
454 Hamburg - Shanghai feierten im Jahr 2006 ihr 20-jähriges Jubiläum, Anm. d. Verf.
455 das Kunsthaus, Anm. d. Verf.
456 Anlässlich der Ausstellung Today tomorrow im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums, Anm. d. Verf.
457 vgl. Mirek 1984, S. 94
458 vgl. Drucksache 16/4724
459 vgl. Freie und Hansestadt Hamburg 2005b
460 Zugriff auf die Webseiten am 20.02.2007 zur Veröffentlichung der Abb. 3 und 4.
461 vgl. Freie und Hansestadt Hamburg 2005a
462 Zu den aktiven Städtepartnerschaften Marseilles mit regen Austauschbeziehungen zählt etwa Marrakesch. Die Informationen zu dieser Städtepartnerschaft sind jedoch mit denen Hamburgs und den anderen Verschwisterungen zu vergleichen.
463 vgl. Grobe 1998; Die vorherige Dokumentation stammt von 1992.
464 vgl. Kapitel 4.4.3 Literatur
465 z.B. Deutsche, Deutsch-Franzosen, Deutsch-Lehrer; in Marseille wohnen viele deutsche Künstler, die z.T. an der ESBAM studiert haben
466 1998 in Frankreich
467 Interview Jean-Pierre Tutin
468 Interview Thierry Ollat
469 vgl. Kapitel 3.2 Entwicklung der Partnerschaft
470 vgl. Grunert 1981, S. 174; Zahlen basieren auf Jumelage-Komitees Marseille und Hamburg 1968, S. 76 - 89
471 vgl. Gaimar 1968, S. 14
472 vgl. Kapitel 3.2 Entwicklung der Partnerschaft
473 Mirek 1984, S. 336
474 Die Bevölkerung von Hamburg und Marseille, Anm. d. Verf.
475 vgl. Mirek 1984, S. 336
476 vgl. Grunert 1981, S. 174
477 vgl. u.a. Fuchs 1987, S.
478 Grunert 1981, S. 174
479 Lennep 1994, S. 59
480 vgl. z.B. Lennep 1994, S. 60; Lennep spricht von einer Größe zwischen 5000 und 30000 Einwohnern.
481 vgl. Hansen 2004, S. 644
482 vgl. Hansen 2004, S. 662
483 vgl. Geyer / Vermeulen 1995, S. 96 f.
484 Scheurer 2001, S. 6
485 Interview Joachim Rothacker
486 vgl. Kapitel 5.2 Bekanntheit der Städtepartnerschaft in der Bevölkerung und Einbeziehung der Bürger
487 Bröckers / Sütter 2004, S. 16
488 Kommunikations-Mix, Anm. d. Verf.; Als Kommunikationsmix bezeichnet man die von den Städten gewählte Kombination der kommunikationspoli- tischen Instrumente.
489 Bröckers / Sütter 2004, S. 16
490 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 16
491 Bröckers / Sütter 2004, S. 17 ; Da Kunst als Teil der Kultur verstanden wird, kann diese Aussage auf das Themenfeld Kultur übertragen werden.
492 vgl. Kapitel 4.7 Optimierung des Kulturaustauschs
493 vgl. Drucksache 18/2976, S. 10
494 Bröckers / Sütter 2004, S. 3
495 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 3
496 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 4
497 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 17
498 Dabei überschneiden sich die verschiedenen Teile der Öffentlichkeit, z.B. sind Mitarbeiter der Behörden auch Einwohner der jeweiligen Stadt.
499 Bröckers / Sütter 2004, S. 7
500 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 7
501 Die Eröffnung der Ausstellung Lundi jamais anlässlich des 40-jährigen Partnerschaftsjubiläums im Kunsthaus fiel auf den Tag der Kunstmeile und wartete mit 8000 Besucher an diesem Tag auf (vgl. Söring 1998).
502 Zumal Hamburg und Marseille auch in 2008 Jubiläum feiern; vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 16
503 An diesem Tag soll insbesondere in Bildungseinrichtungen beider Länder für die Sprache des Nachbarlandes und für das Partnerland durch Informationen über Austausch-, Studien- und Berufsmöglichkeiten geworben werden.
504 vgl. Bröckers / Sütter 2004. S. 8
505 vgl. Kapitel 5.4.3.2 Medien- und Ö ffentlichkeitsarbeit
506 vgl. Hansen 2004, S. 667 f.
507 Bröckers / Sütter 2004, S. 5; vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 4 f.; eine Aktion, die die Öffentlichkeit teilhaben ließ, stellte z.B. das 2003 stattgefundene interaktive Projekt Hafenblick / vue sur port dar, vgl. dazu Kapitel 5.4.2.4 Projekte im öffentlichen Raum.
508 Bröckers / Sütter 2004, S. 6
509 vgl. Welck 2006
510 z.B. durch Mitarbeiter
511 zur weitergehenden Lektüre empfiehlt sich Bröckers / Sütter 2004, S. 11 f.
512 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 12
513 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 15
514 z.B. durch Gastspiele, Ausstellungen usw.
515 z.B. Passage & Co.
516 z.B. Staatsoper, die zwei oder drei Jahre im voraus bereits ihr Programm festlegen
517 Zeitgenössische bildende Kunst, Poesie, Poetry Slam-Szene etc.
518 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 13 f.
519 z.B. die Ausstellung Im Licht des Südens mit französischen Landschaftsmalereien 2006 in der Kunsthalle Hamburg
520 Das Kunstwerk ist dem Dichter Arthur Rimbaud gewidmet.
521 Mittelberg 2000c; zu letzterem Argument siehe aber Kapitel 4.1 Begriffsbestimmung Kulturaustausch
522 In Marseille z.B. die Galerie l‘Apocope, Galerie Justine Lacroix, Astérides, Triangle France, Buy-Selff Art Club, smp, die sogar einen kleinen Ableger in Berlin haben usw.; in Hamburg gebe es laut Sabine Mohr mindestens 16 dieser Artistes runned spaces, wie z.B. die Frise, Westwerk e.V., KX usw.
523 Marseille ist vor allem wegen seiner Rap-Szene international renommiert, sollte trotz allem aber nicht nur auf sie beschränkt gesehen werden.
524 vgl. Workshop Bildende Kunst 2006a
525 Aufgrund fehlender organisatorischer und finanzieller Kapazitäten komme dieses Projekt für die Frise momentan nicht zur Verwirklichung in Frage.
526 vgl. hierzu Kapitel 5.4.3.2 Medien- und Ö ffentlichkeitsarbeit
527 In Marseille im Schaufenster von Espace Culture, in Hamburg im Schaufenster der HEW-Filiale Innenstadt.
528 Zwei Schulklassen je eine aus Marseille und eine aus Hamburg verabredeten sich z.B. vor den Bildschirmen.
529 mit 6000 Euro
530 Das Projekt wurde von zwei Firmen gesponsert und kostete insgesamt 450 000 Euro (vgl. Hamburger Abendblatt 2001).
531 vgl. Mirek 1984, S. 316
532 Besser wäre von Stipendiaten zu sprechen, denn der geförderte Marseiller Künstler Vincent Parisot teilte sich Atelier und Arbeit mit seiner griechischen Frau Eirini Linardaki.
533 Workshop Bildende Kunst 2006a
534 Thierry Ollat plant, dieses Vorhaben „in naher Zukunft“ umzusetzen.
535 Interview Thierry Ollat; er bezog sich im Interview vorwiegend auf den Bereich der visuellen Kunst.
536 Themengebiet Wols, Anm. d. Verf.
537 Interview Claus Mewes, Prof. Dr. Ralf Busch
538 1940 war es kurzzeitig geschlossen
539 vgl. Burmeister 1988, S. 10
540 Die hier genannten Literaten und bildenden Künstler stellen nur einen Ausschnitt aus der crème de la crème der deutschen Kultur dar. Selbst im Bereich Theater gab es im ehemaligen Internierungslager Les Milles Aktionen und dort geschrieben Theaterstücke.
541 Claus Mewes vom Kunsthaus machte nach Abschluss seiner Forschungsarbeit eine Ausstellung mit Werken Wols im Kunsthaus.
542 Fischer 2001, S. 317
543 vgl. Fischer 2001, S. 331
544 z.B. Produkte aus der Provence, Merchandising-Artikel wie Verkauf von potenziellen Kult-Artikeln à la I love Marseille - T-Shirts in Hamburg und Ham- burg-T-Shirts in Marseille.
545 vgl. Geyer / Vermeulen 1995, S. 96 f.
546 Prospekte, Broschüren, Magazine, Handzettel, Kataloge etc.
547 Pressekonferenzen, Podiumsdiskussionen, Seminare, Vorträge, Feiern, kostenlose Events, Vergabe von Freikarten, Wettbewerbe, Gewinnspiele etc.
548 Pressemeldungen und Nachrichten, die an Redaktionen zur Veröffentlichung im redaktionellen Teil einer Zeitschrift oder Zeitung geschickt werden.
549 z.B. Besuch von Veranstaltungen im Rahmen der Städtepartnerschaft, Bereitschaft, im Rahmen der Städtepartnerschaft aktiv zu werden etc.
550 vgl. Caliebe 1964
551 Mirek 1985, S. 19
552 übersetzt oder im Original
553 vgl. Frau / Nau 1985, S. 8
554 vgl. Frau / Nau 1985, S. 8
555 Anlässlich der Französischen Woche: Austausch Hamburger Abendblatt / Le Provençal
556 Marseiller Journalisten von Werkzeitschriften, aus der PR und des Rundfunks in Hamburg
557 Anlässlich der Französischen Woche in Hamburg-Bergedorf: Austausch Hamburger Abendblatt / Le Provençal
558 Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums: Austausch École de journalisme Marseille und junger Hamburger Volontäre und Redakteure
559 Mirek 1985, S. 20
560 Hamburger Publikationen haben an der insgesamt in Deutschland verkauften Zeitungs- und Zeitschriftenauflage einen Anteil von ca. 50 Prozent. (vgl. Statisti- sches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2006). Daneben ist Hamburg aber auch Fernseh- und Rundfunkmetropole.
561 Prof. Dr. Ralf Busch bezog sich auf Bürgermeisterbesuche und Aktionen innovativen Charakters: anlässlich der China-Wochen in Hamburg wurde ein Bus der Linie 5 als Shanghai-Bus bemalt, was z.B. Presseresonanz erfahren habe.
562 vgl. Fischer 2001, S. 360
563 v.a. Print wie Hamburger Abendblatt, Die Welt, taz
564 z.B. La Provence, La Marseillaise, Marseille l‘Hebdo oder in Fachzeitschriften wie Ventilo, spezialisiert auf die avantgardistische Kulturszene
565 vgl. Kapitel 4.7.8 Bündelung der vorhandenen Austauschaktivitäten
566 z.B. bei Delegationsreisen
567 vgl. Kapitel 5.1 Informationen und Informationsmöglichkeitenüber Kulturaustausch und Städtepartnerschaft
568 Die Verfasserin musste durch die Interviews feststellen, dass erhebliche Defizite über Zuständigkeiten vorhanden waren und Experten teilweise noch auf dem Stand Ende der neunziger Jahre waren. Die Verfasserin fungierte im Laufe der Arbeit nicht nur einmal als Mittlerin z.B. in Bezug auf die Übermitt- lung von Kontaktdaten.
569 vgl. Kapitel 5.4.2.3 Durchführung von Events und Biennalen
570 z.B. Suche Partner, Suche Sponsor, Suche Raum, Suche private Übernachtungsmöglichkeit
571 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 17, Klein 2001, S. 421 f.
572 Ältere Print-Produkte könnten in einer Archiv-Unterrubrik mit Links auf Bezugsmöglichkeiten wie Bibliotheken und zentrale Online-Verzeichnisse antiqua- rischer oder vergriffener Bücher wie zvab.com genannt werden.
573 z.B. vertreibt Sabine Günther die im Austausch entstandenen Revuen ausschließlich im Eigenvertrieb 574 vgl. Ulbricht 2000, S. 4
575 vgl. Heinemann 1998, 8 f., Fischer 2001, S. 334 f.
576 vgl. Fischer 2001, S. 334
577 Ulbricht 2000, S. 4; vgl. Fischer 2001, S. 335
578 vgl. Grobe 1998
572 Ältere Print-Produkte könnten in einer Archiv-Unterrubrik mit Links auf Bezugsmöglichkeiten wie Bibliotheken und zentrale Online-Verzeichnisse antiqua- rischer oder vergriffener Bücher wie zvab.com genannt werden.
573 z.B. vertreibt Sabine Günther die im Austausch entstandenen Revuen ausschließlich im Eigenvertrieb
574 vgl. Ulbricht 2000, S. 4
575 vgl. Heinemann 1998, 8 f., Fischer 2001, S. 334 f.
576 vgl. Fischer 2001, S. 334
577 Ulbricht 2000, S. 4; vgl. Fischer 2001, S. 335
578 vgl. Grobe 1998
579 vgl. Mirek 1984, S. 96
580 vgl. Grobe 1998, S. 19 f.
581 vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 17
582 z.B. durch Schriftentausch mit anderen Kulturbetrieben, durch Veröffentlichung in der Partnerstadt, als Maßnahmen zur kurzfristigen und zielgerichteten Programm-Wahrnehmung etc.; vgl. Bröckers / Sütter 2004, S. 17
583 z.B. 2 für 1: Beim Kauf einer Eintrittskarte für eine städtepartnerschaftsbezogene Ausstellung wird eine Gratiskarte für eine weitere im Kontext der Städte- partnerschaft stehenden Ausstellung überreicht oder eine Person zahlt, die andere kommt kostenlos in die Ausstellung
584 z.B. ein Katalog über eine Austauschausstellung als Geschenk für ein Neumitglied des Fördervereins, Gitarrenplättchen mit dem Marseiller und Hambur- ger Wappen bei einem Musik-Event etc.
585 z.B. mit Eintrittskarten zu Austauschveranstaltungen oder Reisen in die Partnerstadt als Gewinn
586 z.B. Hamburg-Marseiller Theatertage, Straßentheater das auf die Abendvorstellung aufmerksam machen soll und bei dem gleichzeitig Karten verkauft werden etc.; vgl. Klein 2001, S. 421 f.
587 Die Ausstellung Lundi jamais, Anm. d. Verf.
588 vgl. Kapitel 4.7 Optimierung des Kulturaustauschs
1 Chargée de Mission (Asie, Amérique du Nord et du Sud, Proche et Moyen Orient) de la Direction des Relations Internationales, Direction Générale de la Communication et des Relations Extérieures de la Ville de Marseille
2 Die Galerie du Tableau ist Teil des Vereins
1 Chargé de Mission Politique de la Ville et Échanges Internationaux de la Direction Générale des Affaires Culturelles, Marseille
- Arbeit zitieren
- Julia Kappes (Autor:in), 2007, Schwester, tanz mit mir - Werte, Wirkung und Wahrnehmung des deutsch-französischen Kulturaustauschs am Beispiel der Städtepartnerschaft Hamburg – Marseille, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110856
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