Wie kann Unterricht im Museum stattfinden?
Eine Möglichkeit wird hier im Rahmen des Unterrichtsthemas - Mozarts Zauberflöte - aufgezeigt. Es handelt sich hierbei um die Beschreibung einer Einführung in das Leben W.A.Mozarts und seiner Zeit im Schwetzinger Schloss.
Inhaltsverzeichnis
Sachanalyse
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)
Gesellschaftliche Tänze zur Zeit Mozarts
Musik zu den Tänzen
Das Schwetzinger Schloss
Allgemeine Lernmöglichkeiten
Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten der SchülerInnen
Didaktisch-methodisch Überlegungen
Die Stunde an sich
Führung
Verkleidung
Höfisches Tanzen
Der Unterricht für mich als Lehrer
Personelle Situation
Literatur
Verlaufsplan
Sachanalyse
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)
W. A. Mozart galt bereits in seiner Kindheit als ein musikalisch hochbegabtes Kind. Im zarten Alter von drei Jahren schrieb er seine ersten Kompositionen. Als er sechs Jahre alt war, ging er zum ersten Mal mit dem Vater Leopold und seiner ebenso sehr musikalischen Schwester auf Reisen. Sein späteres Leben wurde zu einem großen Teil durch die vielen oft beschwerlichen Konzertreisen geprägt. Zu seinen Auftraggebern zählten neben dem Erzbischof von Salzburg verschiedene europäische Fürsten u.a. auch Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz. Dessen Hofkapelle erspielte sich großen Ruhm in ganz Europa. Auf seiner Reise nach Paris und London (1763 - 1766) machte W. A. Mozart u. a. auch in Schwetzingen und Mannheim Station und lernte hierbei den Hof des Kurfürsten, die für die musikalischen Entwicklungen der damaligen Zeit sehr wichtige Mannheimer Schule kennen.[1]
Mozart war nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein begeisterter Tänzer. So wird über ihn geschrieben, dass er kaum eine der zu den unterschiedlichsten Anlässen angebotenen Tanzveranstaltung ausfallen ließ.[2] In der Zeitepoche der Wiener Klassik von etwa 1750/1770 bis etwa 1870 gehörte das Tanzen zur Allgemeinbildung. In einer Tanzschule aus dem Jahr 1796 heißt es, dass das Tanzen unter allen Leibesübungen für die jungen Menschen am dienlichsten und notwendigsten sei; "... denn sie bekommen dadurch einen natürlichen Anstand und Geschicklichkeit, sie lernen ihren Körper ohne Zwang gerade und anständig tragen, ihre Hände und Füsse geschickt und manierlich bewegen, und gewöhnen sich einen leichten, zierlichen und ungezwungenen Gang an."[3]
Gesellschaftliche Tänze zur Zeit Mozarts
Neben den weltberühmten Konzerten, Opern und Sinfonien komponierte W. A. Mozart viele jedoch weniger bekannte Auftragskompositionen, die er als Gebrauchsmusik für die Tanzkultur seiner Zeit schrieb. Er komponierte vor allem für die Tanzformen seiner Zeit: Menuette, Kontratänze und Deutsche Tänze, die jeweils in einer dem Tanz entsprechenden Gesellschaftsschicht getanzt wurden. Das Menuett galt zu Mozarts Zeit als einer der schönsten aber gleichzeitig auch einer der schwierigsten Tänze. So heißt es in einem Lehrbuch: "Ein halbes Jahr ist nicht zu lange, wenn ein Schüler die Menuett vollkommen tanzen lernen will. Und wenn er täglich zwey Stunden bey einem Lehrmeister frequentieret, so muß er doch ganz Genie seyn, um ein vollkommener Tänzer in einer halben Jahresfrist zu werden."[4] Neben der Paaraufstellung beim Menuett entwickelten sich weitere geselligere und leichter zu erlernende Arten wie z. B. das Menuett zu viert und das Menuett zu acht. Hierbei wurden mit Menuettschritten verschiedene Figuren getanzt, die auch beim Kontratanz wieder zu finden waren. Beim Kontratanz gab es neben der Grundaufstellung im Carré (Viereck) auch die so genannten Anglaisen (Gassenaufstellugn mehrerer Paare).
Ebenso wie das Menuett entwickelte sich der Kontratanz weiter und regte immer wieder zu neuen Figurenkombinationen an. Der Deutsche Tanz war als Paartanz sehr beliebt. Er kam als reiner Drehtanz mit Wicklerfiguren oder als Teil eines Kontratanzes vor.
Musik zu den Tänzen
Die Musik zu den Tänzen ist regelmäßig aufgebaut und besteht aus meist drei bis vier Teilen. Ein Teil ist jeweils 8 Takte lang und wird wiederholt und dauert somit aus 16 Takten. Zu den ersten 8 Takten mit Wiederholung wurden in einer festgelegten Reihenfolge verschiedene Eingangsfiguren (z.B. großer Kreis, Handtour, Paarkreis, Mühle usw.) getanzt. Die folgenden Teile B und C (bzw. D), auch Refrainfiguren genannt, blieben in jeder Wiederholung gleich.
Ein Ablauf konnte z. B. so aussehen:
A: gr. Kreis B: Kette C: Fahne und Allemande
A: Handtour B: Kette C: Fahne und Allemande
A: Paarkreis B: Kette C: Fahne und Allemande usw.
Meist wurde die Musik bis zu 9-mal wiederholt. Der Abschlussteil entspricht dem A-Teil. Es bot sich an den Tanz mit dem großen Kreis zu beenden. Zu den Tänzen gab es bestimmte Grundschritte, die ich hier nicht näher beschreiben möchte. Für das Erlebnis des Tanzens erscheint mir das Lernen der Tanzschritte und der taktgleichen Figurenabfolgen nicht relevant, da sie schwer zu erlernen sind. Ich lege den Schwerpunkt auf das Tanzen der Figuren im Allgemeinen. Hierbei ist auf die Handhaltung zu achten ebenso wie die Reverenz (die typische Verbeugung als Zeichen der Hochachtung, mit der jeder Tanz begann und endete). Bei allen drei Tänzen übernahmen die Tanzenden, unabhängig vom Alter und Geschlecht, sowohl die Damen- als auch die Herrenrolle.[5]
Das Schwetzinger Schloss
Das Schwetzinger Schloss entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Aus einer alten Wasserburg ließ Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz es zu einem Sommerschloss umbauen. Hier trafen sich Staatsmänner, Künstler und Gelehrte höchsten Ranges, um die Opernaufführungen und das prächtige Leben zu genießen. Hier konzertierte W. A. Mozart bereits in jungen Jahren.
Nach einer aufwendigen Renovierung im Jahre 1991 präsentiert sich das Schwetzinger Schloss nun stilecht, mit historischem Inventaren und originaler Ausstattung aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Damit ist es der ideale Ort die Zeit, um das Leben W. A. Mozarts und seiner höfischen Auftraggeber für die SchülerInnen einer Schule für Geistigbehinderte verständlich und lebendig werden zu lassen.
Allgemeine Lernmöglichkeiten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten der SchülerInnen
Florentine, du bist bei allen Lernangeboten, die mit Musik und Kunst zusammenhängen, talentiert und motiviert. Für dich bietet dieser Lerngang mit Miniführung, Verkleiden und Tanzen eine Möglichkeit Geschichte zu erleben und nachzuvollziehen. Du hast mir in vorangegangenen Unterrichtsstunden bereits gezeigt, dass du ein Verständnis für vergangene Zeiten hast. Eine konkrete Vorstellung der zeitlichen Aspekte fehlt dir dabei aber noch. Daher bietet dir die Führung eine sehr anschauliche Lernmöglichkeit. Hierbei kannst du deine Vermutungen zu meinen Erklärungen und Fragen einbringen.
Ich ahne, dass du dich bei der Führung leicht ablenken lässt und deine Aufmerksamkeit anderen Dingen widmest, als ich vorsehe. Um dem entgegen zu werden habe ich Sitzkissen dabei. Wenn es zu unruhig wird, werde ich dich und die anderen Kinder einladen, euch auf die Kissen zu setzten.
Das Verwandeln in eine Dame zur Zeit Mozarts greift deine Motivation für Verkleidungs- und Schminkaktionen auf. Es soll dir die Möglichkeit bieten, die geschichtlichen Zusammenhänge über möglichst viele Sinne zu erleben und nachzuvollziehen.
Beim Tanzen zur Musik von Mozart greife ich deine Offenheit für musikalische Lerninhalte auf. Hier hast du mir gezeigt, dass du gerne singst, dir aber auch gerne mal nur Musik anhörst. Außerdem bewegst du dich viel und gerne. Daraus schließe ich, dass die Bewegung zur Musik eine große Bereicherung für dein musikalisches Lernen ist. Aber es erscheint mir wichtig, dir bei den höfischen Tänzen klare Strukturen vorzugeben, indem ich die ersten Tänze mit dir als Tanzpartnerin anleite. Ich ahne, dass die freie Form und evt. für die unübersichtliche Bewegungsphase eher Schwierigkeiten bereiten könnte. Damit gebe ich dir eine Sicherheit und Überschaubarkeit in dieser Phase.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die verschiedenen Lernphasen und die unterschiedlichen Vermittlungsformen dazu beitragen, dass dieser Unterricht für dich zu einem Gesamterlebnis wird.
[...]
[1] U. Michels, dtv-Altas Musik Bd. 2, S. 415 u. 431
[2] V. Brunner, Tanzen mit Mozart, S. 9
[3] G. Link, Vollkommene Tanzschule In: V. Brunner, Tanzen mit Mozart, S. 10
[4] J. H. Kattfuß, Taschenbuch In: V. Brunner, Tanzen mit Mozart, S. 11
[5] vgl. V. Brunner, Tanzen mit Mozart, S. 14
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