Juden in der Region in und um Wittenberge


Research Paper (postgraduate), 2007

132 Pages


Excerpt


Juden in der Region in und um Wittenberge

Die nachfolgenden Ausarbeitungen sind das Ergebnis längerer Beschäftigung mit den Opfern des nationalsozialistischen Terrors in Wittenberge , besonders auch mit den Juden.

Das Thema ist bisher nicht in dem entsprechenden Maße behandelt worden. Sehr verdienstvoll ist zweifellos die Arbeit des Wittenberger Lehrers Armin Feldmann, der umfangreiche Recherchen zum Schicksal Wittenberger Juden anstellte und sie 1964 veröffentlichen konnte. Sie erschienen in Heft 7 des „Pädagogischer Berater“, der vom damaligen Pädagogischen Kreiskabinett und der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung des Kreises Perleberg herausgegeben wurde.

In den folgenden Jahren erschienen keine weiteren Untersuchungen. Einmal, weil offiziell fast nur der Widerstand und die Opfer aus der Arbeiterbewegung in den Mittelpunkt gerückt wurden, zumindest auf lokaler Ebene, andererseits waren die Quellen kaum oder nicht zugänglich.

In der Lokalpresse wurden nach der Wende einzelne Artikel und in der Schriftenreihe des Prignitzer Heimatvereins Wittenberge bestimmte Abhandlungen veröffentlicht. So zu Salomon Herz, zu Dr. Loeb, zum jüdischen Friedhof u.a.

1996 gab der Prignitzer Heimatverein Wittenberge e. V. die erste Auflage der Broschüre Aus der Geschichte der Juden in Wittenberge heraus. Sie ist inzwischen vergriffen. Das veranlasste den Autor, sie zu überarbeiten und neuere Erkenntnisse, besonders auch über das Schicksal jüdischer Wittenberger Bürger während der Nazizeit einzuarbeiten.

In dieser Broschüre ist das Ergebnis der bisherigen Nachforschungen zusammen gefasst. Die Quellenlage ist insgesamt spärlich. Über das Leben der in der Wittenberger jüdischen Gemeinde gibt es kaum Material, Zeitzeugen wohl sind nicht mehr unter den Lebenden.

Jeder Hinweis, jede weiterführende Ergänzung, aber auch jede Kritik ist wertvoll.

Besonders zu erwähnen ist, dass der letzte jüdische Zeitzeuge der jüdischen Gemeinde von Wittenberge, Max K a i s e r, in den USA, noch Erinnerungen an seine Familie mitteilte. Wir sind ihm dafür besonders dankbar.

Kurze Bemerkungen der jüdischen Geschichte

Die Geschichte der Juden reicht weit in die vorchristliche Zeit zurück.1

Etwa um 2000 v.Ztr. sollen Stämme unter Abraham aus dem Reiche Ur in Mesopotamien nach Palästina eingewandert sein.

Die Nachfolger hat es unter die Herrschaft der Ägypter verschlagen, aus deren Knechtschaft die Semiten sich befreiten. Sie zogen dann in die Wüstensteppe zwischen Ägypten und Südpalästina..

12 Stämme schlossen sich nach und nach zusammen. Das gemeinsame Band war die Verehrung Jahwes, eines einzigen Gottes und die Bekämpfung der verschiedenen Stammesgötter.

So wurde eine monotheistische Religion begründet, die auch Vorläufer des Christentums und des Islams wurde.

Die 12 Stämme eroberten , teils friedlich, teils mit Gewalt das fruchtbare Gebiet Kanaan.

1004 – 965 v.Ztr. wurde das Gebiet unter König David zu einem Königreich. Die Stämme, die bisher lose miteinander verbunden waren, wurden geeint und eine Reihe Nachbarvölker u.a. die Philister, unterworfen.

Unter dem Nachfolger Davids, König Salomon, kommt es zur Spaltung (926 v.Ztr.)

Im Norden entsteht der Staat Israel mit der Hauptstadt Samaria, im Süden der Staat Juda mit Jerusalem.

721 wird Israel assyrische Provinz.

Der Staat Juda konnte sich bis 587 halten. Dessen Oberschicht wurde zweimal nach Babylonien verschleppt ( 597 und 587 ) , sie konnte aber die Religion bewahren.

Nach mehreren weiteren Herrschaften kam Juda 63 nach der Zeitrechnung entgültig unter die Macht der Römer.

Im jüdischen Aufstand von 66 – 70 wurde Jerusalem zerstört. Die politische Selbstständigkeit ist erloschen und in Folge von späteren Erhebungen wurde der größte Teil der Juden aus Palästina vertrieben.

Die Bevölkerung zerstreute sich über Vorderasien, Nordafrika und den Mittelmeerraum bis nach Gallien, England und später die deutschen Staaten. Sie blieben stets in der Minderheit und hielten dabei an den ethischen und religiösen Eigenarten ihres Volkes fest.

Die Juden waren in der Regel gebildet. Sie konnten Lesen und Schreiben und waren wegen der ständigen Wanderungen sprachkundig. Große Kenntnisse besaßen sie auf dem Gebiet der Medizin.

Mit dem Kreuzzügen setzte die erste große Judenverfolgung ein. Sie wurden als „Gottesmörder“ bezeichnet

Die Tätigkeit der Juden musste auf Handel und Geldverkehr beschränkt bleiben, zum Teil wurden sie diskriminierenden Bedingungen unterworfen, wie Ghetto, Judenhut u.a. Grundbesitz durften sie nicht erwerben, auch keiner Zunft angehören.

Die in Polen ansässigen „Ostjuden“ entwickelten eine reiche jüdische Kultur, lebten aber als Handwerker meist in ärmlichen Verhältnissen. Dazu kamen unter der zaristischen Herrschaft ständige Progrome. Deshalb wanderten nach dem ersten Weltkrieg viele Ostjuden aus ,besonders auch nach Deutschland, was zu Konflikten führte und sogar auf den Widerstand der alteingesessenen jüdischen Bevölkerung stieß.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt der Zionismus eine Rolle, der die Errichtung eines eigenen jüdischen Staates forderte.

Mit dem ;Machtantritt der Nazis 1933 beginnt die schreckliche Periode im Leben der deutschen Juden, die mit ihrer fast vollständigen Vernichtung und Vertreibung endete. Damit erlosch auch das jüdische Leben in der Westprignitz und in Wittenberge.

Zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg

Juden gab es in der Mark Brandenburg spätestens seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts., vielleicht schon Ende des 12. Jahrhunderts. Es wurde auch vermutet, dass die Ausschreitungen gegen Juden in Halle und Magdeburg 1261 diese zur Abwanderung nach Brandenburg veranlasst hat.1 In Magdeburg sind sie im 10. Jahrhundert nachweisbar.

Ursprünglich dem Markgrafen unterstehend, er besaß das „Judenregal“, außer in Neuruppin, kamen sie nicht zuletzt wegen des politischen Durcheinanders im 13. und 14. Jahrhundert unter die Herrschaft der Städte.2

Die Juden sind unter den Askaniern wahrscheinlich als Händler in die Mark gekommen, wo sie wohl annahmen, einmal bessere wirtschaftliche Verhältnisse vorzufinden, als auch vor Verfolgungen sicher zu sein.

Am frühesten sind sie in Stendal (1267), in Straußberg (13. Jahrh.), Frankfurt a.O. (1284),

Spandau (1294), Berlin (1295), in Salzwedel (1322), Havelberg, Kyritz, Pritzwalk, Seehausen und Werben (1334), Osterburg (1340) und Perleberg (1345) erwähnt3.

Bezüglich Perleberg beschäftigt sich Markgraf Ludwig mit dem Schlachten und dem Fleischverkauf für die Juden.

Jüdische Friedhöfe sind vor 1350 nur in Frankfurt und Spandau bezeugt.4 Die Friedhöfe wurden meist außerhalb der Stadt oder Siedlung angelegt.5 Rabbiner scheint es zu der Zeit noch nicht gegeben zu haben. In Pritzwalk bereits 1364. In Havelberg waren im 14. Jahrhundert zwei jüdische Familien nachweisbar. Auch sie erhielten ein Privileg.

In Perleberg ist aus dem 14. Jahrhundert der Name J u d e n h o f bekannt. Er lag außerhalb der kirchlichen Stammsiedlung und der deutschen Stadt. 1353 ist eine Judengasse in die Stadtumgrenzung eingeschlossen. In den Ratsprotokollen wurden Judenstraße und Judenhof relativ häufig erwähnt.1

Die Perleberger Urkunde aus dem Jahre 1345 ist lateinisch abgefasst. Sie ist bei Riedel (AI S.146) abgedruckt. Markgraf Ludwig verleiht darin den Schlächtern zu Perleberg, rücksichtlich der Juden, das Recht der Stendalschen Schlächter.

1350 sind Wohnungen der Juden erwähnt „habitationibus vel mansionibus“ , aus denen die Juden nicht vertrieben werden sollten (ab alius hominibus domos conducere solentibus prece aut pretio.)2 Wo diese Wohnungen gelegen haben ist nicht zu ermitteln.

1447 erteilte der Markgraf drei Schutzbriefe für Juden, die sich in Perleberg niederlassen wollten In Pritzwalk hatten die Juden 1374 einen Schutzbrief erhalten, der sie direkt dem Markgrafen bzw. dessen Kammermeister unterstellten, sie also nicht vor einem städtischen Gericht erscheinen mussten. 1724 ist auf einem Stadtplan ein jüdischer Friedhof verzeichnet, der heute noch existiert.

Schon im 13. Jahrhundert wird von Schändungen geweihter Hostien durch Juden berichtet. Der älteste Fall soll sich in Beelitz 1243 zugetragen haben, worüber wir allerdings erst aus späteren Quellen erfahren.3 1287 wird von einem angeblichen Hostienfrevel bei dem Dorf Techow berichtet, der in der Folgezeit zur Bildung des Klosters Heiligengrabe führte. Zu diesem Zeitpunkt existierte vielleicht die jüdische Gemeinde in Pritzwalk schon.

Die jüdischen Gemeinden Ende des 13. Jahrhunderts sind zum Teil zahlenmäßig nicht sehr groß und sie kommen vor allem in der Altmark vor.

In Stendal gab es 1287 eine Judenordnung, was darauf schließen lässt, dass die Juden zahlreicher vertreten waren. Den Juden wurde hier auf Weisung des Landesherren ein Schutzbrief ( patentes litterae ) erteilt4. In Stendal hatte jeder Jude unum lotonum ( 1 Lot = 1/16 Mark ) an den Landesherren zu zahlen. Die eine Hälfte am Walpurgistag (.1.5.), die andere am Martinstag (11.11.) Es durfte aber nur ein Jude in Stendal wohnen, der 10 Mark sein Eigen nannte. Er erhielt das Recht, Zinsen zu nehmen.Die Stadt übernahm den Schutz.1

Es befand sich wahrscheinlich schon eine Synagoge in Stendal, da die Markgrafen Otto und Konrad bestimmen, dass die Juden bei Prozessen ihren Eid in ihrer Synagoge in deutscher Sprache sprechen sollen, damit alle Christen sie verstehen. Ansonsten hatte der markgräfliche Beamte die Gewalt. Je mehr die Macht der Askanier verfiel, und nach deren Aussterben, wurden den verschiedenen Städten generell die Juden übertragen, z.B. in Prenzlau.2

Die Juden waren vornehmlich als Kaufleute und Händler tätig. Sie wurden teilweise als „liebe Kammerknechte“ genannt und als weise und bescheidene Leute bezeichnet. Sie besaßen im 13. Jahrhundert in einzelnen Städten Bürgerrecht, teilweise Hausbesitz ( propria hereditas) und es gab soziale Differenzierungen. Es finden sich z.T. besondere Straßen, in denen Juden wohnen innerhalb der Stadt ( meist aber am Rande), die aber auch von Christen bewohnt wurden. So befand sich in Neuruppin in der Judenstraße eine christliche Kirche. 1323 besaßen die Juden in Neuruppin das Recht, Korn und Bier gegen Abgabe des Schosses zu verkaufen. Ankauf von Silber war ihnen nur begrenzt gestattet

Ein Haupterwerb der Juden war die Geldleihe, vor allem gegen Pfänder. Sie wurde abgewickelt nach den Rechtsbestimmungen das Sachsenspiegels. Die Zinsen durften eine bestimmte Höhe nicht überschreiten3.

Erst im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts werden die Juden zunehmend Ziel der Angriffe und der Willkür. Ihre Rechtslage wurde kompliziert.

Als 1350 die Pest in der Mark Brandenburg wütete, beginnen stärkere Judenverfolgungen. Sie sind bezeugt in Berlin, Brandenburg, Stendal, Tangermünde, Osterburg, Spandau und Guben. In 12 weiteren Städten sind sie anzunehmen.4 Die Juden werden angeklagt die Brunnen und die Luft verpestet zu haben.

Da die Juden wegen bestimmter Reinheitsgesetze, die sie befolgten, von der Pest teilweise weniger betroffen waren, wurden sie Opfer von Verdächtigungen.

1446 weisen der brandenburgische Kurfürst Friedrich II. und sein Bruder Friedrich der Fette die Juden aus dem Lande und konfiszieren ihr Eigentum. Allerdings sind 4 Jahre später Neuansiedlungen bekannt . 1454 leistet Stendal Widerstand wegen angeordneter Aufnahme der Juden. Bereits 1447 erteilte der Markgraf Schutzbriefe für Juden , die sich in Perleberg ansiedeln wollten.

Die Stände beschweren sich immer wieder über die Juden und ihren Wucher.

Joachim I. gestattete 1509 28 Juden für 3 Jahre Aufenthalt in 14 Städten1.

1510 kommt es nach einer Ermordung von Juden in Berlin, 39 von ihnen wurden verbrannt, zwei enthauptet, zu deren allgemeiner Vertreibung .Sie waren der Hostienschändung bezichtigt worden. Dieser wahrscheinlich vom Bischof von Brandenburg inszenierte Prozess führte zu Einnahmeverlusten des Kurfürsten.

Erst 1539 beschließt der Kurfürst Joachim II., dass die Juden wieder überall Zutritt hatten. Sie mussten jährlich 400 Gulden bezahlen und dreitausend Mark Silber in die Münze n zu Berlin und Stendal liefern.

Es entwickelten sich sogenannte „Hofjuden“. Das berühmteste Beispiel ist Lippold, der nach dem Tode Joachims II. verhaftet und hingerichtet wurde.

1573 mussten die Juden unter Kurfürst Joachim Georg wieder ihre Güter verkaufen und das Land verlassen.2 Allerdings sind sie bald wieder da, da 1653 der Große Kurfürst in einem Landtagsrezess den Ständen Beschränkungen der Juden verspricht, z.B. auch keine Einrichtung von Synagogen.

1661 erhalten aber 50 jüdische Familien die Erlaubnis, sich gegen Schutzgelder in der Mark niederzulassen. Allerdings wird ihnen z.B. per Edikt der Aufkauf von Fellen und der Handel mit Silber, Pergament u.a. verboten.3

Bedeutungsvoll war 1671 das Edikt des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I., der nicht nur den aus Frankreich vertriebenen Hugenotten, sondern auch den Juden das Recht gab, sich in Brandenburg niederzulassen. „Fünfzig Familien Schutzjuden“ wurden aus Wien aufgenommen.4 Juden in der Provinz war der „Besitz von offenen Buden, der Verkauf von Tüchern und Schnittwaren, beziehungsweise deren ellenwesie Asumessung... sowie der Handel mit alten und neuen kleidern und mit Wolle und Spezereien, sowohl am Wohnort, als auch auf den Jahre und Wochenmärkten des Landes“ zugestanden worden. Anderer Besitz blieb versagt.1

Die Juden durften aber keine Synagogen entrichten, lediglich in ihren Häusern beten „ohne gebendes Ärgernis an die Christen.“

Das vermehrte die Bevölkerung, die im 30jährigen Krieg dezimiert worden war. Allerdings war das keine Frage der Toleranz, denn der Kurfürst war am Geld der Juden interessiert. Das galt nicht für die ärmeren Juden, die „Betteljuden“, die , wie die Zigeuner, ausgewiesen wurden.

Einige Juden erhielten sogar besondere Rechte. So 1676 der Jude Daniel das Privileg, die alte Mittelmark, sowie die Prignitz und den Kreis Ruppin mit Tabak zu versorgen.

1692 wird den Juden aber das Hausieren auf dem Lande und in den Städten verboten, 1699 der Kauf von Häusern bzw. Immobilien ohne „Specialkonzession“. 1704 wurde den Juden die Niederlassung in Perleberg verweigert.

Anfang des 18. Jahrhunderts findet eine allgemeine Zählung der Juden in den preußischen Staaten statt.

Am 20.5. 1714 erließ Friedrich Wilhelm ein neues Judenreglement. Er ordnet einen Oberältesten für die ganze Judenschaft an. Gleichzeitig erscheinen eine Reihe von Edikten.2

Am 24. Dezember 1725 wurde ein allgemeines Edikt erlassen, „dass wann ein Jude wissentlich gestohlne Sachen kauffet/selbige sofort unentgeltlich restituiret und der Jude ausgepeitscht und gebrandmarcket“.3

In einer Verordnung vom 2. Januar 1730 war es den Juden nicht erlaubt, ein eigenes Haus anzukaufen.

Unter Friedrich dem Großen war allgemein der jüdische Zuzug nach Preußen untersagt. Nur reiche Juden, die Fabriken anlegen wollten, durften sich niederlassen. Er erließ am 17. April 1750 den „Revidierten General-Privilegium und Regelment vor die Judenschaft“1 Dazu kamen in der Folgezeit eine Vielzahl von Verordnungen.

So finden wir im 18. Jahrhundert in Perleberg, wie überhaupt in den Prignitz kaum Juden.

Erst Anfang des 19. Jdt. begann sich die Lage der Juden zu verbessern. Es wirkte jetzt der Einfluss der französischen Revolution.

Bedeutsam war das preußische „ Edikt , betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in den Preußischen Staaten“ vom 11.März 1812.

§ 1 lautete:

„Die in unseren Provinzen jetzt wohnhaften, mit Generalprivilegien, Naturalisationspa- tenten, Schutzbriefen und Concessionen versehenen Juden und deren Familien sind für Einländer und Preußische Staatsbürger zu achten“2.

Sie sollen allerdings fest bestimmte Familiennamen führen und bei Namensunterschriften sich der deutschen oder lateinischen Schrift bedienen.

Die Juden konnten jetzt nach § 8 Lehr- und Schulämter, sowie Gemeindeämter bekommen. Auch Grundstücke jeder Art konnten sie erwerben und waren auch dem Militärdienst unterworfen. Im § 9 behielt sich aber der preußische König vor zu entscheiden, ob Juden zu „öffentlichen Bedienungen und Staatsämtern zugelassen werden können.“

Der Zutritt zu akademischen und Schulämtern wurde ihnen aber am 4. Dezember 1830 wieder entzogen.

Schon am 5. Juni 1823 waren die Rechte per Gesetz wieder eingeschränkt worden. So war die passive Wählbarkeit an die Bedingungen der „ Gemeinschaft mit einer der christlichen Kirchen“ geknüpft.

Noch 1847 hieß es in einem Gesetz über die Verhältnisse der Juden vom 23. Juli im § 3:

„Ständische Rechte können von Juden auch ferner nicht ausgeübt werden. Soweit diese Rechte mit dem Besitz eines Grundstückes verbunden sind, ruhen dieselben, solange das Grundstück von einem Juden besessen wird.“

In diesem Gesetz wurden die Juden zu Religionsgenossenschaften mit kooperativen Rechten constituiert.

1849 wurde durch die Frankfurter Nationalversammlung die bürgerliche Gleichberechtigung beschlossen, nach der Revolution aber wieder aufgehoben.

Erst 1869 ist in Preußen und im Norddeutschen Bund die Gleichberechtigung hergestellt worden. Das entsprechende Gesetz wurde ins Deutsche Reich übernommen.

Allerdings wurden auch jetzt eingewanderte Juden nicht gleichgestellt, weil sie ihre deutsche Abstammung nicht nachweisen konnten.. Auch die Synagogengemeinden wurden nicht als Körperschaften öffentlichen Rechts anerkannt. In studentischen Verbinduzungen und in der Armee waren Juden nicht anerkannt. Es gab bis 1914 keinen jüdischen Offizier in Preußen.

Im Regierungsbezirk Potsdam stieg im 19. Jahrhundert die Zahl der Juden ständig an:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1925 waren es wieder nur 4311. Das waren 2/5 % der Gesamtbevölkerung.1

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Westprignitz und besonders in Wittenberge im 19. und 20. Jahrhundert

In der Westprignitz, wie auch später im Stadtkreis Wittenberge, spielten die Juden eine untergeordnete Rolle.1

In Perleberg gab es um 1800 drei Juden. 1822 wird der jüdische Lehrer Meyer Gronewald aus Wronke im Großherzogtum Posen erwähnt, der sich in Perleberg aufhielt. Gronewald wollte 1824 die Witwe des verstorbenen Wittenbergers Wulf Heinemann heiraten. Er führte vor der Behörde an, dass er die Erlaubnis habe in der Provinz zu wohnen, und dass er ein Vermögen von 1500 Reichstalern habe. Die Zahl der Juden in der Stadt werde ja nicht vermehrt, da er an die Stelle des Verstorbenen trete.2

1855 waren es bereits 87 Juden.

Die Gemeinde konnte sich nur einen Betsaal, keine Synagoge leisten. In der Sophienstraße in Perleberg, außerhalb der Stadt, wurde ein Friedhof eingerichtet.3 Er wurde 1933 – 45 zerstört. Nach 1945 wurde eine Gedenkstätte errichtet. Der Friedhof ist mit einer Mauer umgeben und hat eine Größe von etwa 8oo qm. Die letzte Beisetzung war 1928.

Die bereits früher erwähnte Judenstraße führt Bekmann an Es ist die heutige Parchimer Straße.

wobei ein kleiner Ort der Gegend, der Judenhof genannt, wiewohl sonsten hier keine Juden vorhanden.“4

Für die Gesamtprignitz nennt Boeck folgende Zahlen über die jüdischen Bürger:1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In einer anderen Übersicht ist angeben:2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1822 werden in Perleberg 16 Juden erwähnt., 1854 78.

Von 1867 bis 1873 gab es bei den Perleberger Juden 4 Eheschließungen, 3 Sterbefälle im Kindesalter und 17 Geburten.

Auch die amtliche Statistik gibt Auskunft.3

In den Städten des Synagogenverbandes sah es bis Ende des 19. Jahrhunderts wie folgt aus.4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Insgesamt zählt die offizielle Statistik in der Westprignitz 1880 237 Juden, davon 230 in den Städten und 7 auf dem Lande.5

Am Ende des 19. Jahrhunderts existierte ein Synagogenverband Westprignitz. Der Synagogenverband Westprignitz, , setzte sich aus Mitgliedern der verschiedenen Orte zusammen.

Im folgenden soll kurz auf die jüdische Bevölkerung in den Städten der Westprignitz eingegangen werden.

In Perleberg, in der Schuhstraße 18 lässt sich 1910 eine Synagoge nachweisen. Vorher gab es nur einen Betsaal. Der jüdische Kantor erhielt 1000 Mark Gehalt im Jahr.

Auf der 19. Sitzung der Stadtverwaltung Perleberg am 31.10.1900 wurde der Antrag des jüdischen Religionslehrers Simon Lewis, einer seiner Töchter eine Freistelle an der höheren Mädchenschule zu bewilligen, abgelehnt.1

In dem Verzeichnis der wahlfähigen jüdischen Einwohner finden wir am 14. Dezember 1871 folgende Namen:

Eckhaus, Francke, Jacoby, Lichtenstein, Rosenthal, Sternberg, Süsskind, Warschauer, Blankensee, Mann, Blumenthal, Broh, Damill, Joseph2

Es waren meist Kauf und Handelsleute auch ein Optiker und ein Lehrer waren darunter,3

Der jüdische Friedhof liegt , wie bereits erwähnt, stadtauswärts in der Sophienstraße rechts. Er ist ca 800 qm groß und von einer Feldsteinmauer umgeben. Der älteste erhaltene Stein aus dem Jahre 1866 erinnert an Selig Jacoby.

Nachdem die Wittenberger und Lenzener Juden Anfang der 20er Jahre aus der Perleberger jüdischen Gemeinde ausgeschieden waren, verblieben lediglich noch sieben Juden in der Stadt Perleberg.4

Der Regierungspräsident in Potsdam beabsichtigte am 7. Februar 1925 die Synagogengemeinde aufzulösen, da sie nicht mehr lebensfähig sei und man wollte die Mitglieder nach Havelberg überweisen. Das wird aber von den Mitgliedern abgelehnt. Einer ist auch gegen einen eventuellen Anschluss an Wittenberge.

Die Perleberger Juden erklären, sie wollen die hiesige Synagoge erhalten. Der Regierungspräsident genehmigte am 5. Mai 1925 das Weiterbestehen der Gemeinde. 1. Vorsitzender ist A. Loewenthal, 2. Vorsitzender Louis Mathias 5

Metha und Adolf Löwenthal wohnten in der Wittenberger Straße 47. Textilkaufmann Louis Mathias wohnte am Realgymnasium

Der bekannteste Jude in Perleberg war Markus Lang.

Er war Kaufmann und hatte auf dem Großen Markt/ Ecke Marktgasse ein Kurz -und Kleinwarengeschäft. Später eröffnete er am Hohen Ende 4 ein Geschäft für Damenwäsche.

Die ersten Angriffe kamen iun Perleberg Ende März. Bnereits am 31.3. standen SA Leute Posten vor jüdischen Geschäften um Käufer am eintritt zu hindern.1

Am 9. November 1938 fand in Perleberg eine Großkundgebung statt um 14 Uhr auf dem Großen Markt. Die Hetzrede hielt der Ortsgruppenleiter der NSDAP und er forderte auf , Perleberg zu einer judenfreien Stadt zu machen. Auch in Perleberg begann die „Reichskristallnacht“ mit einer aufputschenden Rede des NSDAP Ortsgruppenleiters auf dem Markt. Örtliche SS Leute unter Führung des Kaufmannsohnes Jochen Zahrt zerstörten die Wohnungseinrichtung der am Großen Markt 11 lebenden Jüdin Malwine Sternberg, die dann noch nach England entkommen konnte. Es wurde die Betten aufgeschlitzt, so dass die Federn über den Markt flogen und die Möbel zerhackt. Zerstört wurden auch die Wohnungen von Frau Francke, Judenstraße, und der Familie Lang, Am hohen Ende.2 Bei Frau Francke in der Judenstraße wurde die Toilette zerstört und die Möbel zerhackt und auf die Straße geworfen.

Lang wurde aus der Wohnung geholt und durch die Gassen zur Stepenitz getrieben. Man stieß ihn ins Wasser, das schon mit einer Eisdecke überzogen war. Lang hatte immerhin im ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz1. Klasse erhalten

Auch bei Händler Lewandowsky, der An der Mauer in einem kleinen Häuschen wohnte, flogen Einrichtungsgegenstände auf die Straße.3 Eine Tochter von Lewandowski, Erna Oppenheim, geboren am 23.10.1899 in Perleberg, zuletzt wohnhaft in Berlin Prenzlauer Berg, Raumerstraße 18 kam mit dem 7. Transport vom 27.11.1941 nach Riga und ist dort verschollen.4

Von den geborenen Perleberger Juden ist weiter zu nennen:

Leopold Calmon, geboren am 9.9.1877 in der Stadt. Er war Kaufmann

Er wohnte zuletzt in Berlin Prenzlauer Berg Prenzlauer Alle, Er kam mit der 23. Sonderaktion gegen Juden vom 27./28.5.1942 nach Sachsenhausen. Dort verstarb er am 28.5.1942.1

Margarete Levi, geborene Francke. Sie wurde am 13,3,1899 in Perleberg geboren und war vermutlich eine Tochter der oben erwähnten Frau Francke. Sie wohnte zuletzt in Berlin Mitte, Elsässerstrasse 9. Sie kam mit ihrem Ehemann Bernhard, geboren am 5.8.1898 mit dem 29. Transport vom 19.2.1943 nach Auschwitz.2

Eine weitere Tochter von Francke war vermutlich Hedwig Schablinski. Sie wurde am 21.6. 1897 in Perleberg geboren und wohnte zuletzt in Berlin Prenzlauer Berg, Chodowieckistraße 38. Sie kam mit dem 11. Transport vom 28.3. 1942 nach Trawniki und ist dort verschollen.3

Wally Marcuse, geborene Glaser. Sie wurde am 23.7.1882 in Perleberg geboren und wohnte zuletzt in Berlin Wilmersdorf, Düsseldorferstraße 22-45. Se kam mit dem 5. Transport vom 14.11.1941 nach Minsk und ist dort verschollen.4

Die Schwestern Klara Matthis , geboren am 16.2.1885 in Perleberge und Martha Matthis, geboren am 17.10, 1887, ebenfalls in Perleberg wohnten zuletzt Berlin Mitte, Kleine Alexanderstraße 27. Sie kamen mit dem 25. Transport vom 14.12.1942 nach Riga, wo sie verschollen sind.5

Rosa Meinhardt, geborene Rosenthal war vermutlich die Tochter von Simon Rosenthal. Sie wurde am 16.11.1863 in Perleberg geboren. Zuletzt wohnte sie in Berlin Schöneberg, Heylstraße 33. Sie kam mit dem 45. Alterstransport vom 19.8.1942 nach Theresienstadt und von dort nach Minsk, wo sie verschollen ist.6

Eine geborenen Heinemann, Betty Tischler kam mit dem 23. Transport vom 29.11.1942 nach Auschwitz und ist dort verschollen. Sie wurde am 20.8.1885 in Perleberg geboren und wohnte zuletzt in Berlin Wilmersdorf, Konstanzerstraße 51.7.

In Lenzen sollen 1510 schon Juden gewohnt haben. Eine Wittstocker Ortschronik berichtet, dass bei dem Prozess gegen Juden 1510 in Berlin, jüdische Bürger aus der kleinen Prignitzstadt dabei waren

1691 erhielt der Jude Moses Meyer die Niederlassungs - und Handelskonzession für Lenzen.

1768 wird zwischen der jüdischen Gemeinde Lenzen und der Stadt ein Vertrag über die Errichtung eines jüdischen Friedhofes abgeschlossen. Er befand sich hinter dem kommunalen Friedhof am Finkenberg und ist heute eingeebnet. Später ist die Synagogengemeinde Perleberg für diesen Friedhof zuständig. ort ansässig .1 1944 wird in einem Kaufvertrag zwischen der Stadt Lenzen und der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland das Friedhofsgelände von der Stadt erworben In Lenzen waren 1778 zwei, 1779 drei Juden vorhanden. Allerdings gab es 1740 in Lenzen den „Schutzjuden“ Samuel Moses, der aber aus der Stadt verwiesen wurde, weil er zahlungsunfähig war. In dem Prozeß des Jahres 1510 sollen in Berlin auch Juden aus Lenzen verwickelt gewesen sein.

1861 ist M. Santer Vorsteher Louis Ries Repräentant

1871 sind namentlich folgenden Juden in Lenzen bekannt: M. Santer, L. Ries, B.M. Wulff, N.Nathanson, N. Meyer, Blankenstein, Blumenthal

.1911 schien es Bestrebungen zu geben, den Gemeindeverband Lenzen aufzuheben. Der Landrat war dagegen. In einem schreiben an den Regierungspräsidenten in Potsdam begründet er es damit, dass ja die Möglichkeit gegeben ei, dass sich weitere Juden in Lenzen ansiedeln.1

1913 gehörten sechs Juden zur Synagogengemeinde des DIGB Perleberg. Eine Synagoge gab es dort nicht.

Im revidierten Statut der Synagogengemeinde Perleberg gab es zu Lenzen einen besonderen Abschnitt..

Es hieß im § 84

Die Juden zu Lenzen, an welchem Orte von altersher eine Judengemeinde bestanden, bilden einen besonderen örtlichen Verband. Dieser Verband besitzt eine Synagoge, einen Begräbnisplatz und eine Religionsschule.“

Über das Schicksal einiger Juden ist bekannt:

Elias Blankenstein. Er wurde am 13.2.1871 in Lenzen geboren. Er wohnte zuletzt in Berlin Schöneberg, Naumannstraße 13. Er kam von dort mit dem 37. Alterstransport vom 5.6.1942 nach Theresienstadt und von dort nach Minsk, wo er ermordet wurde. Mit ihm zusammen Ernestine Blankenstein, geboren am 20.11.1876. Hans Blankenstein, geboren am 20.10.1933, vermutlich ein Enkel, kam mit dem 21. Transport vom 19.10. 1942 nach Riga und dort ums Leben.2.

Genannt werden muss auch Erich Kreide, geboren am 5.8.1885 in Lenzen. Er wohnte zuletzt in Berlin Wilmersdorf, Lietzenburger Straße 51. Er kam zusammen mit seiner Ehefrau Lina geborene Loewenthal, geboren am 11.12. 1992 mit dem 29. Transport vom 19.2. 1943 nach Auschwitz.3 Dort sind beide verschollen. Inwieweit eine Verwandtschaft zu der Wittenberger Familie Kreide bestand, konnte noch nicht ermittelt werden.

Noch zu nennen ist Karl Santer, geboren am 8.6.1875 in Lenzen. Er wohnte zuletzt in Berlin Spandau, Feldstraße 8. Er kam mit dem 2. großen Alterstransport vom 14. 9.1942 nach Theresienstadt und verstarb dort am 20.1.1943.4

In Havelberg gab es 1810 17 jüdische Einwohner. Der jüdische Friedhof, der noch existiert, befindet sich etwas außerhalb der Stadt in Richtung Kümmernitz. und ist wahrscheinlich schon um 1500 angelegt. Er ist von Bäumen umgeben und liegt auf einem Plateau oberhalb der Havel.5 Unter den 50 Grabsteinen befindet sich auch das Grab des Kupferstechers Jacobi.

Die Havelberger Synagogengemeinde war 1857 auf Anordnung der Königlichen Preußischen Regierung gebildet worden. Nebengemeinden waren Sandau und Wilsnack.

In Sandau lebte eine Familie Salomon.

Einzelne Juden lebten auch in anderen Orten. So ein Ackergutsbesitzer Salomon in Schönfeld, ein Pintus in Toppel und ein Heinemann in Strodehne.

1861 kamen auch Juden aus Neustadt/Dosse, Dreetz, Sieversdorff und Wusterhausen dazu.

In der Synagogengemeinde gab es einen Schächter, einen Vorsänger, eine Schule mit Lehrer und ein rituelles Bad.

1870 kam es zu einem großem Brand in Havelberg. Der Vorsteher der Synagogengemeinde Pintus schrieb am 12. September an die königliche Regierung:

Bei dem großen Brande, der die Stadt Havelberg am 6. Februar des Jahres heimgesucht, ist auch die Synagoge der jüdischen Gemeinde ein Raub der Flammen geworden. Dieselbe war in dem Hintergebäude der Frau Minna Jacoby eingerichtet.

Frau Jacoby hat sich bereit finden lassen, für die Synagogengemeinde bei dem von ihr ausgeführten Neubau ein geeignetes Local als Tempel herzurichten und beehren wir uns, der hohen Regierung eine Situationszeichnung der bezeichneten Lokalität und der sie umgebenden Baulichkeiten darzulegen.“

Bereits am 12.10. 1870 war der Neubau Am Markt 9 fertig. Allerdings fand 1875 kein Gottesdienst mehr statt, da 10 Männer als notwendige Zahl nicht mehr zusammenkamen. Der Gottesdienst fand jetzt in Wilsnack statt.

Die Familie Jacoby war 1816 mit Moritz Jacoby aus Werben nach Havelberg gezogen, Moritz hatte dort am 30.8.1814 Phillipine Julius (Joel) geheiratet. Obige Minna Jacoby stammte aus Wegeleben und hatte 1861 Ferdinand Jacoby geheiratete, der aber bald starb.

1812 wurde ein Geburt, Heirats,- Scheidungs und Totenregister angelegt, das bis zum Jahre 1900 reicht. Darin ist vermerkt, dass der 1873 in Havelberg geborene Paul Gustav Jacoby 1893 zum christlichen Glauben übertrat1

1910 gab es 17 jüdische Einwohner in der Stadt.

Namentlich sind weiter bekannt.

Fanny Reiss, geboren am 15.8.1867 in Havelberg. Sie wohnte zuletzt in Berlin Wilmersdorf, Spessartstraße 5. Sie kam mit dem 10. Transport vom 25.1. 1942 nach Riga und ist dort verschollen.2

Herta Stein, geboren am 11.8.1916 in Havelberg. Zuletzt wohnhaft Berlin Mitte, Kaiserstraße 33. sie kam mit dem 25. Transport vom 14.12.1942 nach Riga und ist dort verschollen.3

Willy Stein, geboren am 22.5.1890 in Havelberg. Zuletzt wohnhaft in Berlin Mitte, Friedrichstraße 112. Er kam mit dem 23. Transport vom 29.11.1942 nach Auschwitz.4

Wilsnack hatte 1910 sieben Juden.

Der jüdische Friedhof befindet sich an der Südseite des städtischen Friedhofes. Er hatte eine Größe von 10 mal 15 Meter und einen separaten Eingang.. Grabsteine sind nicht mehr vorhanden.

Der jüdische Friedhof war 1942 unter dem Kartenblatt 7 Parzelle 171 eingetragen.. Zu diesem Zeitpunkt waren 23 Grabstätten mit 10 –12 Grabsteinen vorhanden. Da sich niemand darum kümmerte, verwilderte der Friedhof. .1

Es ist heute eine Rasenanlage. Es befindet sich dort ein Gedenkstein mit dem Text.

Friedhof/ der jüdischen Gemeinde/Bad Wilsnack/ Blumen kommen – ihre Düfte vergehen/ Menschen erscheinen – Ihre Spuren verwehen/Verloren kann gehen/ Gut und Hab. Die Liebe allein/ reicht über das Grab.

Der Gedenkstein hat einen Sockel aus Resten jüdischer Gräber. .2

Namentlich bekannt sind die Familien Warschauer, Kirsten, Manasse und Behrend. Die Wilsnacker Schüler ermittelten weiter die Namen Schweizer, Levi, Assler, Ortmann, Berger und Baum. Ob alle Juden waren ist nicht sicher.

Die Familie Manasse war schon im 19. Jahrhundert in Wilsnack ansässig. Bekannt sind die Namen Isidor, Louis, Bianca und Berta Manasse.

Louis Manasse war wohl ein Fellhändler und seine Frau Bianca unterhielt ein kleines Kolonialwarengeschäft. Es befand sich in der Töpferstraße neben dem heutigen Textil und Modewarengeschäft Radsack. Die gemeinsame Tochter Berta wurde 1880 geboren und verzog nach ihrer Heirat nach Hamburg. Sie hatte einen Sohn. Die Eltern verstarben in den 20er Jahren.

Am 1.10. 1877 wurde in Wilsnack Franziska Manasse geboren. Sie wohnte zuletzt in Berlin Prenzlauer Berg, Templiner Straße 7. Sie kam am 4.11.1941 mit dem 5. Transport nach Minsk und ist dort am 11.11.1942 ums Leben gekommen.3

Geboren wurden in Wilsnack:

Am 19.9.1875 Martin Lewinson. Er wohnte zuletzt in Berlin Mitte, Auguststraße 17 und kam mit dem 72. Alterstransport vom 5.11. 1942 nach Theresienstadt, wo er im April 1944 verstarb.1

Am 15.8.1881 wurde Paula Lewinson geboren, vermutlich eine Verwandte von Martin. Sie war dann verheiratete Arnold. Sie kam am 14.11. 1941 mit dem 5. Berliner Alterstransport nach Minsk, wo sie verschollen ist.2

In Wilsnack geboren war auch Rosa Cohn, geborene Liebmann. Ihr Geburtsdatum ist der 9.9.1880. Sie lebte ebenfalls zuletzt in Berlin-Schöneberg, Bayreuther Straße 12 und kam mit dem 10. Transport vom 25.1.1942 nach Riga, wo sich die Spuren verlieren.3

Weiter sind zu nennen.

Leopold Kirschstein, geboren am 20.3.1865. Selbstmord am 13.6.1942 und Sally Saenger, geboren am 6.5.1864. Sie kam mit dem 65 Alterstransport vom 23.9.1942 nach Theresienstadt und ist dort am 11.11. 1942 verstorben.4

Bis zum Jahre 1938 lebten 9 jüdische Familien in Wilsnack.

In Putlitz gab es 1910 und 1913 4 Juden als Bundesgemeinde der DIGB Perleberg.5.

Von den Namen ist bekannt Warschauer. Vermutlich waren sie mit der Familie in Wilsnack verwandt.

Margarete Warschauer wurde am 12.5.1872 in Putlitz geboren. Sie wohnte zuletzt in Berlin Schöneberg, Neue Bayreutherstraße 4. Sie kam mit dem 3. großen Alterstransport vom 14.9.1942 nach Theresienstadt. Dort ist sie am 13.2.1942 verstorben.6

Siegismund Warschauer, geboren am 23.8.1881 in Putlitz, wohnte zuletzt in Berlin Mitte An der Spandauer Brücke 4. Er kam mit dem 3. großen Alterstransport vom 14. 9.1942 nach Theresienstadt und starb dort am 13.2 1942.

Aus Kletzke ist 1891 Dr. Lindemann ein stimmberechtigtes Mitglied der Synagogengemeinde bekannt.7

Nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 gab es in der Westprignitz 67 Juden bei einer Bevölkerungszahl von 62218. Davon hatte Wittenberge 56 bei 25652 Einwohnern.1

Am 31. Oktober 1895 hatte sich die Synagogengemeinde zu Perleberg ein revidiertes Statut gegeben. Es sollte für den ganzen Kreis Westprignitz mit Ausnahme der Städte Havelberg und Wilsnack gültig sein.

An der Spitze der Synagogengemeinde stand die Repräsentantenversammlung und der Vorstand. Der Vorstand umfasste drei Mitglieder und zwei Stellvertreter. Die Repräsentantenversammlung hatte neun Mitglieder und drei Stellvertreter.

Wenn bei Ausscheiden eines Vorstandsmitglieds der Stellvertreter nachrückt, ist der Älteste an Lebensjahren zu berücksichtigen. Es war aber nicht möglich, gleichzeitig Repräsentant und Vorstand zu sein ( § 14 ).

Die Repräsentanten wurden von sämtlichen männlichen, großjährigen und unbescholtenen, d.h. im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sich befindlichen Mitgliedern der Synagogengemeinde, welche sich selbständig ernähren und mit den Aufgaben nicht im Rückstand sind, gewählt (§ 12).

Das Mindestalter betrug 25 Jahre. Man musste ein Jahr dem Gemeindevorstand angehören.

Von den Repräsentanten wird der Vorstand auf sechs Jahre gewählt. Die Wahl war geheim. Gewählt ist, wer die Stimmenmehrheit erhielt. Vater und Sohn durften nicht gleichzeitig gewählt werden.

Die Repräsentanten wählen dann einen Vorsitzenden und einen Protokollführer, nebst entsprechenden Stellvertretern.

Welche Aufgaben hatte der Repräsentantenvorsitzende?

1.Alle eingehenden Sachen und Schriftstücke müssen der Versammlung bekannt gegeben werden.

2.Er beruft die Repräsentantenversammlung ein und führt den Vorsitz. Er bestimmt die Reihenfolge der Sprecher und hat darauf zu achten, dass die Verhandlungen mit „Ruhe und Leidenschaftslosigkeit“ geführt werden ( § 24 ). Alle Mitglieder müssen seinen Anordnungen Folge leisten.

3.Er sorgt für richtige Abfassung der Beschlüsse

Mindestens einmal im Jahr musste eine Versammlung einberufen werden, auf schriftlichen Antrag von 2 Repräsentanten binnen 8 Tagen.

Die Beschlüsse der Versammlung wurden in ein besonderes Buch eingetragen.

Bei der Wahl des Vorstandes wird über jedes Vorstandsmitglied einzeln abgestimmt. Vater und Sohn ,Schwiegervater und Sohn, Bruder und Schwäger dürfen nicht zugleich Mitglieder des Vorstandes sein. (§ 35).

Sitzungen des Vorstandes finden nach „Bedürfnis“ oder nach schriftlichem Antrag statt.

Am 31. Oktober 1895 gab sich die Synagogengemeinde zu Perleberg ein revidiertes Statut. Es sollte gültig sein für den ganzen Kreis Westprignitz mit Ausnahme der Städte Havelberg und Wilsnack.

Die Lenzener Juden bildeten einen besonderen Verband.

Jedes selbständige Mitglied der Synagogengemeinde war verpflichtet, einen Beitrag zu leisten und zwar vom ersten Tag des Monats an, an welchem derselbe seinen Wohnsitz im Synagogenbezirk genommen hat (§6).

Enthoben von der Beitragspflicht sind besoldete Beamte der Gemeinde und von einer Kommission als unvermögend befundene Mitglieder.

Jedes selbständige männliche Gemeinderatmitglied war verpflichtet, ein unbesoldetes Gemeindeamt zu übernehmen. Wer nicht in Perleberg wohnt, ist berechtigt, aber nicht verpflichtet (§9).

Wer sich weigert, wird zur Verantwortung gezogen (§10).

Ein rechtsgültiger Gemeindebeschluss ist dann erfolgt, wenn Vorstand und Repräsentantenversammlung übereinstimmen.

Sonderregelungen des Statuts betreffen auch das Unterrichtswesen.

Die Synagogengemeinde Perleberg unterhielt eine Religionsschule. Der örtliche Verband zu Lenzen unterhielt eine besondere Religionsschule. Die Juden in Lenzen, wo, wie bereits erwähnt, seit langem, eine Jüdische Gemeinde bestand, bildeten einen besonderen örtlichen Verband, der eine Synagoge, einen Begräbnisplatz und eine Religionsschule besaß. Sie waren von Beiträgen befreit und mussten für bestimmte Kosten selbst aufkommen. Trotzdem unterstanden die Juden in Lenzen der Gesamtsynagoge .1892 erschien ein Erlass des Landrats von Jagow, die Religionsbücher der jüdischen Religionsschule durch einen Sachverständigen prüfen zu lassen.

Für den Unterhalt der Lehrer hatte die Synagogengemeinde aufzukommen. Der Lehrer hatte die Verpflichtung, einmal für einen Tag nach Wittenberge zu fahren, wobei die Verpflegung und sonstige Ausgaben die Wittenberger zu tragen hatten.

Die jüdische Gemeinde hatte auch einen jüdischen Lehrer angestellt. Bis 1861 wird in Perleberg 1822 Meyer Gronewald und dann Lehrer Prinz genannt. Er ging nach Seehausen. Ihm folgte Lehrer Habisch.1

1906 kam Hermann Rocholz aus Berlin nach Perleberg. 1907-1910 übernahm Cantor Ellguter, geboren am 11. Juli 1852, das Amt des Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in Perleberg. Er erteilte auch in Wittenberge 2 Stunden, wobei er die Reise dorthin extra bezahlt bekam .Er musste jährlich die Erlaubnis zur Unterrichtserteilung erneuern lassen. 1912 wurde ein Vertrag mit dem Religionslehrer Moritz Fuld abgeschlossen.2 Vom 1. August 1914 bis 1. Oktober 1917 war der Kantor und Lehrer A. Simon als Religionslehrer und Schächter angestellt.

Der Lehrer erteilte in Perleberg dreimal wöchentlich für Kinder von 8 – 12 Jahren, in Wittenberge, wie bereits erwähnt, einmal wöchentlich, zwei Stunden Religionsunterricht. Für alle übrigen Fächer besuchten die Kinder die städtische und königliche Schule. Die Zahl der Schüler schwankte 1899 zwischen 10 und 15.3 Das Ersuchen zur Unterrichtserlaubnis musste jährlich erneuert werden.

In Wittenberge wurde auch ein Klassenzimmer unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Hier erhält der Schuldiener einen Betrag. Das Gehalt des Lehrers betrug etwa 1000 Mark pro Jahr zuzüglich einiger Nebeneinnahmen.. Das Aufbringen des Gehaltes war für die jüdische Gemeinde schwierig.4

Der Begräbnisplatz der Synagogengemeinde in Perleberg befand sich auf der rechten Seite des nach der Gaststätte „Neuen Mühle“ führenden Weges. Er ist heute umgeben von einer Mauer. Zahlreiche Grabsteine sind noch vorhanden. Die jüngste Inschrift ist von 1920. Der älteste Stein von 1866 (Selig Jacoby). Die letzte Beisetzung war 1928. Heute befindet sich hier ein Gedenkstein mit der Inschrift.

Dem Andenken der jüdischen Opfer des Faschismus.

Die Wittenberger und die Lenzener Juden hatten einen eigenen Begräbnisplatz. Er befand sich in Wittenberge an der Ecke des Friedhofes in der Perleberger Straße. Jedem Gemeindemitglied und jedem innerhalb des Synagogenbezirkes verstorbenen Juden ist ein Begräbnisplatz einzuräumen.

In Wittenberge finden wir die ersten jüdischen Bürger in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt nach dem Bau der Ölmühle, deren Gründer, Salomon Herz, orthodoxer Jude war, einen wirtschaftlichen Aufschwung nahm und ihre Einwohnerzahl stieg.

1847 waren es sieben Juden.1837 gründete der Jude Paul Pintus in der Poststraße das erste Bankgeschäft in der Stadt. 1849 verzeichnet die amtliche Statistik 28 Bürger jüdischen Glaubens, ebenso 1871. 1861 sind es 29, 1864 34 und 1867 24 Juden.1 1884 sind es 30, 1895 63 ,1900 77 und 1905 82 Juden.2

Die Wittenberger Juden gehörten zu der 1861 gegründeten Perleberger Syngogengemeinde.

Zu deren Repräsentanten gehörten 1861 M. Bamberg, S. Pintus und N. Heinemann.3

Bereits 1866 wollten die Wittenberger Juden sich von den Perlebergen trennen. Darüber wurde auf einer Vorstandssitzung am 28. Juni 1866 beraten. Der Antrag wurde abschlägig beschieden. Die Wittenberge hatten angeführt, dass bereits 8 jüdische Familien in der Stadt wohnen. Diese Angabe wurde als Unwahrheit zurückgewiesen. Es seien in Wittenberge nur die Familien S. Pintus, M. Bamberg, S. Kreide, N. Heinemann, Dr. W. Neubürger und die Geschwister Arenhold ansässig. Die beiden neuen seien unverheiratet.4

Am 24. November 1913 waren in der Synagogengemeinde Perleberg 11 männliche Wittenberger Mitglieder eingetragen.

Dazu gehörten:

Kaufmann Hugo B a r u t h,

Hausbesitzer in der Chausseestraße 10, Besitzer einer Fell und Rohhäutehandlung

Emil H e y m a n n, Bahnstraße 19.

Kaufmann Richard L e w y, Bahnstraße 68, Besitzer des Schuhwarenhauses Richard Lewy.

Kaufmann Moritz A d l e r, Hausbesitzer Steinstraße 46. Besitzer der Firma Damenkon-fektion, Seidenwaren, Leinen und Bettfedernhandlung.

Albert F r i e d h e i m,

Steinstraße 46

Arthur B o r i n s k i,

Lenzenerstraße 15

Julius S t e i n

Meier K u g e l

Heinrich G o l d s c h m i d t

J a k o b bei Behr

Kaufmann Moritz A d l e r wurde als Repräsentant der Synagogengemeinde am 23.1.1914 für die Wahlperiode vom 1. April 1914 - 30.März 1920 gewählt.

Sein Stellvertreter ist Meier Kugel aus Wittenberge.

Die Wahl wurde von Potsdam für ungültig erklärt und musste am 23. März 1914 wiederholt werden, allerdings mit demselben Ergebnis.

Die Juden besaßen in Wittenberge einen Schächterraum im städtischen Schlachthaus für das koschere Fleisch. Laut Magistratsbeschluss vom 28.1.1921 (Beschluß Nr.105) erhält die Synagogengemeinde eine einmalige Abfindung von 3000 Mark für Überlassung des Schächterraumes an die Stadtgemeinde.1

1921 bereits bezeichneten sich die Wittenberger als Israelische Religionsgemeinschaft.

Sie gaben die Zahl der Juden in der Stadt mit 40 an. Vorsitzender war Richard Lewy. Sie hatten sich also de facto von den Perlebergen getrennt.

Den Gottesdienst versah der Rabbiner Nathan Rübner aus Stendal. Er unterrichtete auch 4 Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen in einem Raum der städtischen Volksschule.

Der Etat der Gemeinde betrug in Ein und Ausgaben 1921 6300 Mark, von Perleberg erhielt man noch einen Zuschuss von 1000 Mark. 2500 Mark wurden für Wohltätigkeit aufgewendet.2

Offiziell wurde die selbständige jüdische Gemeinde in Wittenberge am 14. November 1923 gegründet und unter Nr. 17 in das städtische Vereinsregister eingetragen.1

Bereits im März 1922 wurde durch den Magistrat der Stadt ein Abkommen mit der jüdischen Gemeinde, vertreten durch Herrn Lewy, geschlossen. Die Juden erhalten einen einmaligen Betrag von 8000 Mark, um auf dem neuen Friedhof einen Begräbnisplatz einzurichten. Dazu sollen jährlich 500 Mark für Unterhaltskosten dazukommen. Ein Jahr zuvor, am 22. März 1921 hatte der Wittenberger Richard Lewy ein Schreiben an den Hilfsverband der Deutschen Juden in Berlin gerichtet.2

Darin teilte er mit, dass der Friedhof bis auf einen Platz belegt ist. Für weitere Beerdigungen wird ein Platz auf dem neuen Friedhof benötigt, Dafür sind allerdings 10000 Mark erforderlich. Die Wittenberger brauchten das Geld dringend, da sie sonst ihre Toten neben den Gräbern andersgläubiger bestatten müssten.

Am 19.August kam von Berlin ein ablehnender Bescheid. Man konnte eine so hohe Summe nicht gewähren.3 So half nun die Stadt.

Am 27. Dezember 1923 erklärten 19 vor dem Amtsgericht Wittenberge erschienenen Wittenberger Juden ihren Austritt aus der jüdischen Synagogengemeinde in Perleberg. Als Grund werden religiöse Bedenken angegeben. Welcher Art diese Bedenken waren, konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.

Als Zweck und Ziel des Vereins, so wurde in den Satzungen formuliert, sei es, „die kulturellen Ziele zu fördern und zu erhalten“.

Zur „Jüdischen Gemeinde e.V.“ gehörten alle in Wittenberge wohnenden jüdischen männlichen und weiblichen Personen, sofern sie „großjährig “ waren. Anmeldung war nicht erforderlich.

Auch jeder neu nach Wittenberge zuziehende Großjude wird Mitglied der Gemeinde mit allen Rechten und Pflichten, auch wenn er sich nicht meldet.

Der ehrenamtliche Vorstand setzte sich aus 3 Personen zusammen, dem Vorsitzenden, dem Schriftführer und dem Kassierer. Die Amtsperiode dauerte drei Jahre. Die Wahl wird ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesenden Wahlberechtigten mit einfacher Stimmenmehrheit entschieden.

Einen eigenen Synagogenverband wollten die Wittenberger Juden nach dem Ausscheiden aus dem Perleberger Synagogenverband nicht bilden. Dazu bestand weder Interesse noch Bedürfnis. Sie fänden volle Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse in dem neuen Verein.1

Zu den Hauptzielen des Vereins gehörte es, dass die schulpflichtigen Kinder der Gemeindeangehörigen ordentlichen Religionsunterricht erhalten. 1924 wurde er durch den Lüneburger Lehrer J. W o l f f erteilt.2

Josef Wolff wurde 1885 in Aurich in Ostfriesland geboren. Es hatte eine jüdisch akademische Ausbildung. Er heiratete 1911 Idas Levi, die aus Bad Berka stammte. Josef und seiner Frau gelang es mit Tochter Betti, die 1938 einen Rabbiner heiratete, in die USA auszuwandern, wo sie in den 70er Jahren starben. Joseph Wolff wirkte an einer jüdischen Schule in New York Sohn Erich Wolff, geboren 1920, studierte in Kaunas (Litauen) und wurde von den Faschisten ermordet.3

J. Wolff war in den 20er Jahren in der jüdischen Gemeinde in Lüneburg fest angestellt. Er besaß die entsprechende Befähigung und Berechtigung.

Der Unterricht erfolgte zwei Stunden in der Woche, jeweils Donnerstag, wobei in zwei Stufen neun Kinder von Vereinsmitgliedern unterrichtet wurden. Durch Beschluss des Magistrats vom 6.2.1925 (Nr.262) wurde ein Klassenzimmer zur Verfügung gestellt.

Weiter wurde beabsichtigt, an jüdischen Fest- und Feiertagen ordentlichen Gottesdienst abzuhalten, wofür eine besondere Kraft gewonnen wurde, die auch, wie aus dem Etat hervorging, besonders bezahlt werden musste.

Darüber hinaus setzte sich der Verein die Aufgabe, den hiesigen jüdischen Friedhof zu erhalten und zu pflegen und die Toten nach dem jüdischen Ritual zu bestatten.

Schließlich wollte man für gelegentliche Vorträge sorgen, um den kulturellen Bedürfnissen der Gemeindemitglieder Rechnung zu tragen.4

Vor dem Amtsgerichtsrat Dr. Mantey vom Amtsgericht Wittenberge waren am 27. Dezember 1923 folgende jüdischen Einwohner der Stadt erschienen:

Kaufmann Richard Lewy mit Ehefrau Johanna geb. Baruth

Kaufmann Alfred Cohn mit Ehefrau Florat, geb. Wittenberg

Kaufmann Siegmund Isenberg mit Ehefrau Frieda, geb. Oberschützky

Kaufmann Hermann Barkowsky

Kaufmann Herbert Barkowsy mit Ehefrau Paula, geb. Wesselowski

Kaufmann Heinrich Goldschmidt mit Ehefrau Mali, geb. Rosenheimer

Kaufmann Fritz Adler mit Ehefrau Regina, geb. Berg

Kaufmann Ludwig Bengr mit Ehefrau Marta, geb. Pintus

Witwe Mathilde Kaiser,geb. Steinberg

Kaufmann Richard Philippsthal l

Kaufmann Szabo

Insgesamt waren es 19 volljährige Mitglieder, davon 10 männliche. Dazu kamen 13 Kinder.1

Vorsitzender der jüdischen Gemeinde wurde Richard Lewy, Schriftführer Alfred Cohn und Kassierer Ludwig Benger. Lewy und Benger wurden übrigens auch 1924 in den Fürsorgeausschuss der Stadt Wittenberge gewählt.

Nach einer Rücksprache des Ersten Bürgermeisters mit Richard Lewy sollen weitere jüdische Bürger als die 19, im Protokoll des Amtsgerichts Wittenberge genannten nicht in der Stadt wohnen. Es fehlt allerdings die Familie Kreide.

Am 2. Februar 1925 wurde die Neuwahl des Vorstandes vorgenommen. Gemäß den Bestimmungen des Gesetzes vom 23. Juli 1847 musste der Vorstand und die Repräsentanten gewählt werden. Der Erste Bürgermeister war für die Wahl vom Regierungspräsidenten in Potsdam als Kommissar eingesetzt worden. Die Zahl der Repräsentanten musste mindestens 9 und höchsten 21 betragen. Die neue Wittenberger Gemeinde hatte nur 12 wahlberechtigte Mitglieder.

Gewählt wurden 1925:

Richard Lewy, Alfred Cohn und Ludwig Benger mit jeweils 7 Stimmen. Die jeweiligen Stellvertreter waren Fritz Adler, Gustav Kreide und Heinrich Goldschmidt.1

Diese Wahl war nicht einwandfrei, da ein Beteiligter nicht ordnungsgemäß geladen worden war.2 Vermutlich war es Julius Bruck, der erst kurzzeitig in Wittenberge war. Sie wurde deshalb wiederholt.

Am 28.2.1926 bestätigte der Regierungspräsident die Neuwahl und erhebt auch keine Einwände gegen die Satzungen.

Die nächste Wahl wurde für den 1.12. 1927 festgelegt und musste bis spätestens Ende Februar 1928 abgeschlossen sein.

Dazu übersandte am 17. Januar 1928 Fritz Adler an den Magistrat nach Aufforderung die Liste der Wittenberger jüdischen Bürger.

Acht von ihnen waren schon bei der Gründung der Gemeinde dabei ( Benger, Herbert Barkowski, Cohn, Lewy, Golsschmidt, Isenberg, Adeler Witwe Kaiser).

Nicht mehr angeführt werden:

Hermann Barkowski, Richard Phillipsthal, Julius Bruck, Frau Szeczena Szabo.

Phillipsthal hatte wohl mit der Gemeinde gebrochen ,da er keine Beiträge mehr zahlte.

Neu hinzugekommen waren Leo Weißbarth, der in der Lenzener Straße 82 wohnte und noch 1933 in Wittenberge lebte. Dazu Kurt und Fritz Loboczinski. Kurt war Kaufmann in der Feldstraße 7. 1932 wohnten sie nicht mehr in der Stadt.

Weiter wurden in der Aufstellung genannt:

Händler Janos Szabo, Witwe Helene Adler und Kaufmann Oskar Barkowski, einer der Barkowskibrüder, der aber nur kurze Zeit in der Stadt weilte und Louis Barkowski sowie Gustav Kreide.

Mit allen Familienangehörigen gab es nach offiziellen Angaben am 1.1. 1927 56 jüdische Einwohner.

Am 27. Januar 1928 wurde unter Kontrolle des Bürgermeisters Schneider als Kommissar des Regierungspräsidenten die Neuwahl des Vorstandes vorgenommen.

Mit je 7 Stimmen wurden gewählt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die entsprechenden Stellvertreter waren Herbert Barkowski, Heinrich Goldschmidt und Gustav Kreide. Die Familie Lewy zog kurze Zeit später weg.

Am 8.12.1930 wird erneut gewählt. Und zwar für die Jahre 1931 -1933. Der Vorstand blieb in der bisherigen Zusammensetzung (Adler, Benger, Cohn).1

Die jüdische Gemeinde hatte, wie auch andere Vereine, die Pflicht, regelmäßig ihren Etat vorzulegen.

1930 sah er wie folgt aus:

Einnahmen: 390 Mark

Sie stammten aus den Beiträgen der Mitglieder, die sich wie folgt verteilten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Ausgaben verteilten sich wie folgt:1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus, seiner Rassenideologie, entwickelt sich der Antisemitismus, der latent in Deutschland seit Jahrhunderten, mal stärker, mal weniger stark vorhanden war, immer mehr zu einer die Politik bestimmenden Ideologie.

Der Antisemitismus hat, wie das Mittelalter zeigte, auch eine Wurzel im Christentum. Luther ist für seine negative Haltung zu den Juden bekannt, was auch in den folgenden Jahrhunderten Wirkung zeigte.

In der Politik spielte das antijüdische Element in der Existenz antisemitischer Parteien im Deutschen Kaiserreich eine Rolle. Sie fanden auch Anhänger in der Westprignitz. 1898 erhielten sie z.B. 12,1 % der Stimmen.

Für die Nazis war der Kampf gegen die Juden ein Zentralpunkt ihrer Weltanschauung und ihrer politischen Praxis.

Im offiziellen Parteiprogramm der NSDAP hieß es schon 1920, im Absatz 4:

„Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksicht auf Konfession. Kein Jude kann Volksgenosse sein“2

In seinem Werk „Mein Kampf“ hatte Hitler klare Aussagen getroffen.

So schreibt er:

„Er (der Jude) ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der sich wie ein schädlicher Bazillus immer mehr ausbreitet.“

Und weiter:

„So ist der Jude heute der große Hetzer zur restlosen Zerstörung Deutschlands“.

„Hätte man zu Kriegsbeginn und während des Krieges einmal zwölf - oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber unter Giftgas gehalten...dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewesen.“1

Die ersten Angriffe gegen die Juden begannen 1933 mit dem Boykott jüdischer Geschäfte.

Am 11.3.1933 erklärte Hermann Göring in einer Rede in Essen:

„Ist es nicht natürlich, wenn wir Deutsche endlich erklären: Kauft nicht bei Juden, sondern beim deutschen Volk. Ich werde die Polizei rücksichtslos einsetzen, wo ,man das deutsche Volk zu schädigen weiß...Aber ich lehne es ab, dass die Polizei eine Schutztruppe jüdischer Warenhäuser ist.“

Im April 1933 gab es sogenannte Boykotttage, wo vor den jüdischen Geschäften SA- und SS- Leute standen, die mit entsprechenden Plakaten ausgerüstet waren.

Darauf stand z.B.:

Kauft nicht bei Juden!

Wir kaufen bei Deutschen!

Betroffen vom Boykott waren auch in Wittenberge eine Reihe von Geschäften:

Das Manufaktur und Modewarengeschäft Barkowski in der Bahnstraße,

das Kaufhaus Georg Salinger, Inhaber Ludwig Benger in der Bahnstraße 77,

die Damen und Herrenkonfektion von Alfred Cohn in der Bahnstraße 19,

das EPG (Einheitspreisgeschäft) GmbH Bahnstraße 16, Inhaber Albert Breslauer,

das Obst und Gemüsegeschäft von Janos und Szczena Szabo in der Rathausstr. 22.

Käufer, die in die Geschäfte wollten, wurden abgehalten und eingeschüchtert. Teilweise wurden Käufer fotografiert und im Schaukasten der Lokalzeitung „Der Prignitzer“ ausgestellt.

„Diese Leute kaufen bei Juden“

Sie wurden als Judenknechte beschimpft. Natürlich wurden auch die Inhaber beschimpft und beleidigt.

Alfred Cohn z.B. wurde besonders verspottet:

„Haben sie nicht den kleinen Cohn gesehen“?

Es gab aber in Wittenberge Widerstand von jüdischen geschäftsinhabern.1 Mitte August 1935 legte ein Wittenberger firma wegen Boykotts ihrees Warenhauses Beschwerde ein. Sie beschwerten sich, dass Besucher des Kaufhauases darauf hingewiesen wurden, dass dies ein jüdisches Kaufhaus sei und dass sie dort nicht einkaufen sollten. Man fotografierte Personen, die das Kaufhaus verließen, die ehefrau des Besitzers wurde geschlagen. Nach dem Boykott, der zwei Wochen dauerte, gab es einen beträchtlichen umsatzrückgnag. Die Beschwerce an den Regierungspräsidenten wurde an die Gestapo in Potsdam weitergegeben.2 Diese ermittelte gegen die Täter, die den Boykott als „Propaganbda und Aufklärungstätigkeit bezeichneten und verwarnten sie.

Die Nazis waren zu diesem Zeitpunkt gegen einzelaktionen gehgen Juden mit Hinblick auf die Olympischen Spiele 1936.

Trotzdem gab es Wittenberger, die sich davon nicht irremachen ließen und weiter in die Geschäfte gingen. Teilweise war die Stimmung für die Juden.

„Immer wieder hört man im Lande die Phrase, dass der judee doch auch ein Mensch sei,dass es auch gute juden gäbe und der juden sogar besser sei als der Dserutsche. Äußerungen über die Gefahr des judentums wuren abgemildertz unbd die Leute, die sich mit der Aufklärung befassen, gewissermaßen als Narren hingestellt“.3

Die Mehrheit aber duldete es schweigend, was immer auch die Gründe dafür waren.

Die jüdischen Geschäftsleute mussten bald ihren Besitz aufgeben.

Am 1. Oktober 1933 gab Herbert Barkowski sein Geschäft auf. Er verkauft es an Richard Krell. Dieser muss erst nach 1933 nach Wittenberge gekommen sein, denn wir finden ihn erst 1935 als Herren und Knabenkonfektion sowie Damenmäntel in der Adolf Hitler Straße 43 wohnen Besitzer des Hauses war Claus von Borstel.4

Alfred Cohn war aus Wittenberge geflüchtet. Sein Geschäft, samt Grundstück übernahmen Wilhelm und Charlotte Pieperjohannes. Auch die Pieperjohannes waren 1933 noch nicht in Wittenberge. Sie werden 1935 als Konfektionshaus in der Adolf Hitler Straße 48 geführt.1

Das EPG wurde ebenfalls „arisiert“ und von Wegner und Dr. Plettner übernommen und hieß jetzt Handelsgesellschaft Wegner und Plettner.

Ludwig Benger konnte sein Geschäft trotz weiterer Angriffe bis 1936 halten. Schließlich musste er zwangsverkaufen, d.h. zu einer niedrigeren Summe und den „arischen“ Käufer, namens Steinhäuser konnte er sich auch nicht aussuchen.

Noch existierte aber die jüdische Gemeinde weiter.

1934 waren wieder Neuwahlen fällig.

Am 11. Dezember 1933 erhält Ludwig Benger als Vorstandsmitglied ein Schreiben des Magistrats zwecks Neuwahlen. Es wird angefragt, ob noch eine jüdische Gemeinde existiert und wenn ja, um ein Verzeichnis gebeten.

Diese Liste schickte Benger am 15. Dezember 1933. Er teilte mit, dass anstelle von Alfred Cohn nun Alfred Kaiser als Vorstandmitglied gewählt wird.

In seiner Aufstellung nennt Benger folgende jüdischen Bürger:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Bürgermeister, der als Kommissar die Wahl leiten sollte, legte als Termin den 6. Februar 1934 Vormittag 11 Uhr im Zimmer 30 des Rathauses fest.

Die jüdische Gemeinde hatte inzwischen aber bereits den Vorstand gewählt. In einer schriftlichen Mitteilung nennen sie Ludwig Beneger als 1.Vorsitzenden, Alfred Kaiser und Heinrich Goldschmidt als weitere Vorstandsmitglieder.

Die Mitteilung wird von 13 Mann unterschrieben und am 30.1.1934 an den Oberbürgermeister Meyer gesendet. Die Gemeinde hielt daher eine persönliche Wahl am 6. Februar für überflüssig. Das lehnte Meyer ab. Er bestimmte . dass die Wahl bei ihm zu erfolgen habe, was dann auch geschah.

Benger, Kaiser und Goldschmidt werden mit 10 Stimmen gewählt. Als Stellvertreter Kreide, Breslauer und Kaiser.

Diese Wahl wird am 14.2.1934 von Potsdam bestätigt. Potsdam allerdings will, dass das Statut der Gemeinde berichtigt und auf den „neuesten Stand“ gebracht wird. Es ist nicht zu entnehmen, was damit gemeint war.

Wie die finanziellen Möglichkeiten der kleinen jüdischen Gemeinde zu dieser Zeit aussahen, zeigt der Etat von 1934, der dem Magistrat vorzulegen war.

Die Einnahmen betrugen 600 Mark.

Als Ausgaben werden genannt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ein Jahr später werden folgende Gemeindemitglieder monatlich Steuern an die Gemeinde zahlen:

Benger 10 M , Breslauer 10 M, Goldschmid 10 M,Kaiser 6 M , Marmarosch 2M, Mende l 6 M, Worms 10 M.

Die Beiträge sagen sicher etwas aus über die materielle Situation, in die die Juden geraten waren.1

Im Jahre 1935 wurden die sogenannten „Nürnberger Gesetze“ beschlossen ,die gravierend in das Leben der Juden in Deutschland eingriffen.

Es waren dies das

Reichsbürgergesetz“

„Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre “ vom 15.9.1935 und das

„Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes “ vom 18.Oktober 1935.

Die entsprechenden Kommentare dazu verfasste u.a. Dr. Hans Globke, später engster Vertrauter von Dr. Adenauer, und. Dr. Wilhelm Stuckart

Nach dem ersten Gesetz galt nur als „Reichsbürger“, wer „ deutschen oder artverwandten Blutes“ war .

Im Gesetz waren Ehen zwischen Juden und „ Staatsangehörigen deutschen Blutes “ verboten.

Schon am 26. Juli 35 hatte der Innenminister angeordnet, dass Eheschließungen zwischen Paaren, von denen der eine Vollarier und der andere Volljude ist, bis auf weiteres zurückgestellt werden mussten.2

In der 1. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14.11.1935 wird ausführlich dargelegt, wer Jude ist.

In der Folgezeit wurden weitere Verordnungen erlassen, so über das Tragen der zusätzlichen Vornamen Israel bzw. Sarah, über das „ J “ in jüdischen Ausweisen, über Arierparagraphen für die Benennung von Straßen u.a.

Die bis dahin existierende, im September 1933 gegründete Reichsvertretung der deutschen Juden musste sich in Reichsvertretung der Juden in Deutschland umbenennen3 Am 2. März 1935 hatte die Justizverwaltung des Amtsgerichtes der Stadt die Polizeiverwaltung gebeten,

Bericht zu erstatten, ob noch volks- und staatsfeindliche Organisationen im Polizeiregister eingetragen sind. Es wird dabei auf die Jüdische Gemeinde e.V. und das Druidenheim e.V. verwiesen.

Am 6. März antwortet Kriminalsekretär Hoffmann:

„Nach den nationalsozialistischen Grundsätzen zählen die Juden nicht zur Deutschen Volksgemeinschaft. Wenn auch hier bisher Beweise dafür, dass die jüdische Gemeinde e.V einen anderen als den in der Satzung bestimmten Zweck verfolgt, nicht vorliege,: dürfte es mit Rücksicht auf die allgemeine Einstellung der Juden zum Dritten Reich empfehlen, die Eintragung in dem Register zu streichen“.1

Die weiteren Nachrichten sind spärlich.

Am Dienstag, dem 7. Januar, findet in der Wohnung von Ludwig Benger in der Bahnstraße 65, die jetzt Adolf Hitler Straße hieß, abends 8.00 Uhr eine Versammlung der jüdischen Gemeinde statt. Benger gibt bekannt, dass er wegen Wegzug aus Wittenberge sein Amt als Vorsitzender niederlegt. Das wird auch dem Oberbürgermeister am 4.1.1936 mitgeteilt.

1936 sind in der Stadt die jüdischen Kaufhäuser und Gewschäfte entgültig in die Hände von „Ariern2 gelangt.2

Vom 3.2. 1936 ist eine Namensliste erhalten in einem Schreiben der jüdischen Gemeinde, noch von Benger unterschrieben , an den Oberbürgermeister. Es ist vermutlich die Liste der jüdischen Bürger. Genannt werden die Kaufmänner:

Ludwig Benger, Alfred Kaiser, Rudolf Kaiser, Georg Mendel, Goldschmidt, Fischelson, Marmarosch, Erich Grünstein und der Schneider Bialecki.1

Am 6.März findet unter dem Vorsitz von Bürgermeister Ußling eine Neuwahl statt.

Anwesend sind: Alfred Kaiser, Rudolf Kaiser, Isaak Fischelsohn, Georg Mendel, David Marmarosch, Tobyas Bialecki und Heinrich Goldschmidt.

Alfred Kaiser wird zum neuen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde gewählt. Schriftführer wird Goldschmidt, Kasssierer Rudolf Kaiser. Stellvertreter werden Mendel, Fischelsohn und Marmarosch. Das war die ganze zahlenden jüdische Gemeinde.2

Am 28. februar 1936 wurde der jjude Horst Wwermuth wegen sogenannte „Rassenschande2 festgenommen.. Er war bei der Bezirksstelle der Lebensversicherungssbank AG Deutscher Loyd beschäftigt. Ihm wurde vorgeworfen, arische Frauen und Mädchen missbraucht zu haben

Am 29.12. 1938 zahlen noch drei Juden einen Betrag von fünf Mark in die Gemeindekasse. Das waren die Vorstandsmitglieder. Trotzdem wird noch ein Etat für 1939 aufgestellt.

Am 23. März 1937 hatte bereits der Oberbürgermeister Meyer ein Schreiben an den Regierungspräsidenten in Potsdam gerichtet. Er teilt darin mit, dass in der Stadt keine Synagogengemeinde besteht, sondern nur eine jüdische Gemeinde, die am 2. Februar 1924 in das Vereinsregister eingetragen worden ist.

Ein Jahr später, am 28. März 1938 erscheint das Gesetz über die Rechtsverhältnisse der jüdischen Kulturvereinigungen. Die jüdische Kulturvereinigung verliert ihre Stellung als Körperschaft öffentlichen Rechts.3.Sie unterstanden damit nicht mehr der Aufsicht des Regierungspräsidenten und es brauchte auch nicht mehr der Haushaltsplan vorgelegt werden, was am 18. April 1939 auch A Kaiser mitgeteilt wurde.4. Jüdische Gemeinden werden zu privaten Vereinen. Sie gehören jetzt dem „Reichsverband der Juden in Deutschland“ an, der am 4. Juli 1939 auf Verlangen der Nazis in „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ umbenannt werden muss5 Im selben Jahr müssen, wie bereits erwähnt, weibliche Juden den Namen Sarah, männliche den Namen Israel annehmen.

Am 2. April ging bei der Stadt Wittenberge das Mitgliederrundschreiben Nr. 72 des Landesfremdenverkehrsverbandes Berlin Brandenburg ein.

Es betraf die Ausschaltung jüdischer Komponisten aus der Kurmusik. Wittenberge betraf das nicht, aber Bad Wilsnack.

Zu den Komponisten, die von den Nazis verfemt waren gehörten: Ciacomo Meyerbeer, Paul Dessau, Hans Eisler, Leo Fall, Benny Goodmann, Friedrich Holländer, Emmerich Kalman, Gustav Mahler, Felix Mendelson Batholdy, Jaques Offenbach, Arnold Schönberg u.a.

Der Höhepunkt der Judenverfolgung vor dem Krieg und der eigentliche Beginn der Judenvertreibung und -vernichtung war die sogenannte „Kristallnacht“ vom 9. - 10. November 1938.

Vorausgegangen war am 7. November ein Attentat auf den deutschen Botschaftsrat Ernst von Rath, das von einem jungen polnischen Juden, dessen Eltern Ende Oktober mit Tausenden anderen nach Polen abgeschoben wurden, ohne dort zunächst aufgenommen zu werden verübt worden war.

Der Tod des Botschafters war das Signal mit einer geplanten Aktion, überall Synagogen in Brand zu setzen, jüdische Geschäfte und Wohnungen zu demolieren und die Bewohner zu misshandeln, zu demütigen und sogar zu ermorden. Über 26000 Juden wurden verhaftet und in die KZ verschleppt.

Zum Hohn wurde den Juden sogar noch eine Milliarde Reichsmark „Schadenersatz“ auferlegt. Geschäfte wurden arisiert und weitere gesetzliche Vorschriften schalteten die Juden aus dem gesellschaftlichen Leben völlig aus.

Auch in Wittenberge spiegelten die Ereignisse sich wider. Quer über der Bahnstraße hingen Spruchbänder mit der Losung:

Wittenberge will keine Juden

Soweit bekannt wurden bei folgenden jüdischen Bürgern Geschäfte und Wohnungen geplündert:

Fritz Adler, Heinrich Goldschmidt, Kaiser, Max Kreide, Dr. Arthur Loeb, Richard Phillipsthal.

Zum Auftakt der Aktion am 9. November kam es zu einer Kundgebung neben dem Rathaus, zu der Belegschaften der Betriebe verpflichtet wurden. In einer Rede wurden die Juden als Mörder von Rath bezeichnet. Daraufhin begannen die Plünderungen. Bei den Darlegungen zu den einzelnen jüdischen Bürgern eingegangen wird ausführlicher darauf eingegangen.

Bei den Ausschreitungen sollen sich einige Wittenberger besonders hervorgetan haben.

So z. B. der SA Mann Selbmann oder Bruno Garlipp.1

Wir kommen weiter unten darauf zurück-

„Der Prignitzer“ widmete in seiner Ausgabe vom 23. November 1938 einen Artikel den Folgen dieser Ereignisse.

Das Judentum, so schreibt die Zeitung (Autoren werden nicht genannt), hat es sich „endgültig verscherzt, noch irgendeine Rolle innerhalb des deutschen Volkskörpers und seiner Wirtschaft zu spielen.“

Ausführlich geht die Zeitung auf die „Cliquen der jüdischen Emigranten in der Welt“ ein.

Sie stellen die „Giftküche der Greuelhetze“ dar.

Genannt werden auch Namen: Arnold Zweig, Klaus und Erika Mann („die Halbjuden“), Thomas Mann, Alfred Kerr, Rudolf Leonhard, Friedrich Stampfer, Kurt Rosenfeld, Bert Brecht, Willi Bredel, Leon Feuchtwanger, Romain Rolland, Bernhard Shaw, Siegmund Freud und eine Vielzahl weiterer prominenter Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft, die das faschistische Deutschland verlassen hatten und die zu den Trägern deutschen Geisteslebens gehörten.

Den Schriftsteller Arnold Zweig bezeichnete das Blatt als „radikalen Deutschenhasser“. Man bezichtigte die Emigranten, dass sie die Auffassung vertraten, dass die Juden harmlose und friedliche deutsche Staatsbürger seien, die unschuldig verfolgt würden.

Am 30. April 1939 wurde im Reichsgesetzblatt I, Seite 864 ein Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden veröffentlicht. Dazu erschien am 4. Mai 1939 eine Durchführungsbestimmung als gemeinsamer Runderlass des Reichsarbeitsministers und des Reichsministers für Finanzen. Es ging um die planmäßige Lösung von Mietverhältnissen mit Juden, das heißt deren Exmittierung, ohne dass eine Obdachlosigkeit erreicht wurde. Die Städte und Gemeinden konnten die Lösung des Mietverhältnisses dann bescheinigen, wenn anderweitige Unterbringung gegeben war. Das musste mit dem „zuständigen Hoheitsträger der Partei“ sichergestellt werden.. Die nichtjüdischen Haus und Wohnungseigentümer hatten den an Juden vermittelten Wohnraum anzumelden, jüdische Eigentümer alle eigenen, vermieteten und leerstehenden Räume. Es sollte nun, so hieß es, ein „Austausch der Wohnräume“ in die Wege geleitet werden.: „Der Grundgedanke der gesetzlichen Regelung besteht darin, dass die Juden in bestimmten Häusern gegebenenfalls zwangsweise zusammengefasst werden sollen.“

Wenn notwendig , konnten mehrere jüdischen Familien in einer Wohnung untergebracht werden. Erreicht werden sollte nach Absatz 6 eine mögliche Trennung nichtjüdischer und jüdischer Hausbewohner. Freiwerdenden Wohnungen sollten deutschen „Volksgenossen2, die bisher in jüdischen Häusern wohnten, zur Verfügung gestellt werden.1

Auch die wenigen verbliebenen Wittenberger Juden waren davon betroffen.

Festgelegt war, dass auch Wehrmachtsangehörige nicht bei Juden einquartiert werden durften.1

In den Jahren 1938 bis 1942 werden eine Vielzahl von Verordnungen erlassen, die das Leben der Juden unerträglich gestalteten.

1938

Jüdische Kinder dürfen keine deutschen Schulen mehr besuchen

In Berlin dürfen bestimmte Straßen nicht betreten werden

Durch Gesetz vom 28.3.1938 wurden den jüdischen Gemeinden und ihre Verbände die Stellung als Körperschaft öffentlichen Rechts aberkannt.

1939

Berufsverbot für jüdische Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker

Außer Eheringen müssen alle Gegenstände aus Gold, Silber und Platin abgeliefert werden.

Der Mieterschutz für Juden wird aufgehoben.

Auch Pensionen wurden nicht mehr an Juden gezahlt.2

1940

Juden erhalten keine Kleiderkarten

Es gibt ein nächtliches Ausgehverbot

Fernsprechanlagen werden gekündigt

Lebensmittel dürfen nur zwischen 16 und 17 Uhr gekauft werden.

1941

Juden werden zur Zwangsarbeit verpflichtet

Juden dürfen keine öffentlichen Fernsprecher benutzen

1942

Pelze und Wollsachen sind abzuliefern

Juden dürfen keine Zeitungen und Zeitschriften kaufen.

„Arische „Friseure dürfen nicht aufgesucht werden.

Die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist gänzlich untersagt

Es dürfen keine Haustiere mehr gehalten werden.

Alle Fahrräder, Schreibmaschinen , Schallplatten, sowie elektrische und optische Geräte müssen abgeliefert werden.

Warteräume dürfen von Juden nicht mehr benutzt werden.

Blinde Juden dürfen keine Binde tragen

Bücher dürfen von Juden nicht mehr gekauft werden.

Es gibt für Juden keine Fleisch und Milchmarken mehr.

Seit dem 19.9.1941 mussten die Juden ab dem 6. Lebensjahr den gelben Judenstern tragen, ab dem 15.4.1942 mussten auch die Wohnungen damit gekennzeichnet sein.

Das nur ein Teil der gegen die Juden gerichteten Gesetze und Verordnungen.

Das letzte Verzeichnis der im Ortspolizeibezirk Wittenberge wohnhaften Juden stammt aus dem Jahre 1939.

Es werden genannt : Gustav und Max Kreide, Fritz Adler, Heinrich Goldschmidt, Alfred, Rudolf und Siegmund Kaiser, Dr. Arthur Loeb und Richard Philippsthal.

Dazu kommt Ernestine Schacht, geb. Schlesinger. Sie war die Frau des Werkstattportiers, d.h. Pförtners Adolf Schacht und wohnte in der Düppelstraße 42.

Sie stammte aus Ungarn und ist am 21.1.1870 in Kiszucza geboren. In der jüdischen Gemeinde war sie nicht geführt worden.1

Der letzte Bericht über den Etat der Gemeinde stammt ebenfalls aus dem Jahre 1939.

Insgesamt wurden 180 Mark eingenommen, davon wurden 140 Mark Unterstützung gezahlt, 10 Mark für Versicherung ,15 Mark für Büromaterial und Telefon und 10 Mark Friedhofsrücklagen. Diese letzte Bericht ist von Alfred Kaiser unterschrieben.2

Am 11.3.1940 richtete der Direktor der Reichsstelle für Sippenforschung an den Bürgermeister ein Schreiben, in dem er nach einem Judenregister für die Zeit von 1812 bis 1847 von Wittenberge anfragt. Ein solches war in der Stadt nicht vorhanden

Mit der berüchtigten Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 und der Endlösung der Judenfrage werden die noch in Deutschland lebenden Juden fast restlos ermordet.

Auch Wittenberge wird „judenfrei“.

Nach Beendigung des Krieges ist von den verfolgten Juden lediglich Ernst Phillipstal und Gustav Kreide in die Stadt zurückgekehrt.

Das Problem der Vermögensfragen spielte natürlich eine Rolle.

Der Magistrat der Stadt hatte in seiner Sitzung vom 29. Januar 1946 beschlossen, Regreßansprüche der Juden gegen die Stadtgemeinde abzulehnen. Und zwar aus grundsätzlichen Erwägungen.

„Die gegenwärtige Stadtverwaltung kann nicht für Handlungen der NSDAP haftbar gemacht werden.“

Die jüdischen Bürger in Wittenberge

In der nachfolgenden Übersicht sind die jüdischen Bürger aufgeführt, die zeitweise oder seit mehreren Generationen in Wittenberge lebten und wohnten.

Die Angaben sind lückenhaft, das Quellenmaterial dürftig. Inwieweit alle erfasst wurden, bleibt offen. Dort, wo mehr Quellen zur Verfügung standen, konnten auch mehr Angaben gemacht werden. Die auf dem Verzeichnis des alten jüdischen Friedhofes erwähnten jüdischen Bürger sind mit erfasst. Ob sie alle aus Wittenberge stammten bzw. hier lebten, ist nicht sicher.

Salomon Herz

Über die Wittenberger Juden zu schreiben, ohne zuerst Salomon H e r z zu erwähnen, ist unmöglich.1

Das erst recht in der Gegenwart.

Herz gehört zweifellos zu denen, mit denen der Aufstieg der Stadt zu einer Industriestadt verbunden ist. Die erste moderne Großfabrik und der Eisenbahnbau verbinden sich mit seinem Namen. Sein Sohn Wilhelm Herz hat mit den Herzschen Stiftungen der Stadt viel Gutes getan und wurde Ehrenbürger. Eine Straße wurde nach der Familie benannt.

Daran ist zu erinnern.

Die Ölmühle, die die Kaiserzeit, die Weimarer Republik, das Naziregime und die DDR überdauert hat, existiert nicht mehr.

Die Herzstraße wurde von den nationalsozialistischen Ratsherren 1938 in Bad Wilsnackerstraße umbenannt. Dabei ist es auch in der DDR geblieben.

Kein Denkmal, keine Tafel, nichts erinnert mehr an diesen Unternehmer und Juden. Das gereicht der Stadt nicht zur Ehre.

Über Salomon Herz berichtet die ältere Heimatforschung recht wenig.

Geboren wurde Salomon Herz am 15. Mai 1771 in Bernburg. Sein Vater war der Bernburger Rentier Lewin Herz, geboren etwa 1755 in Barby und gestorben 1827 in Bernburg.

Über die Familie Herz und deren Herkunft ist wenig bekannt. Bevor der Name Herz angenommen wurde, hieß sie Lewy. Dieser Name ähnelt dem hebräischen Wort Lew, was auf deutsch Herz heißt. Hier besteht wohl ein Zusammenhang.

Salomon Herz blieb mit Sachsen Anhalt zeitlebens verbunden. Er machte dort zu Ehren seiner Mutter eine Stiftung und wurde nach dem 50. Besuch des in Köthen jährlich stattfindenden Saatenmarktes Ehrenbürger der Stadt.

Salomon Herz heiratete am 9. Mai 1822 in Halle. Seine Ehepartnerin war Louise Wolf. Sie war die einzige Tochter des jüdischen Bankiers Moses Wolf aus Halle. Verlobt waren die beiden bereits seit dem 26.8.1821.

Im Ehekontrakt, der überliefert ist, wird Herz als „ majorenner und selbständiger Jüngling“ bezeichnet.1

Die Mitgift war beträchtlich. Die „Jungfer Braut“ brachte 2500 Reichstaler in Gold, eine Aussteuer an Wäsche, Betten, Kleider u.a. für 1600 RT in Gold. Also insgesamt 4100 RT, die Herr Moses mit Quittung bestätigte. Dazu kamen die Kosten des Hochzeitsmahles und das Versprechen, die Tochter testamentarisch besonders zu bedenken.

Herz war Kaufmann und durch die Errichtung der Ölmühle in Wittenberge, deren Comptoir zunächst in Berlin blieb, auch Ölfabrikant. Das trug der Familie die Bezeichnung „Öl-Herz“

ein, im Unterschied zu der damals in Berlin berühmten Familie um Markus und Henriette Herz.

Salomon Herz wird am 25.1.1825 auch Bürger von Wittenberge, ein Recht, das er auch beibehielt. In Berlin erwarb Herz Grundbesitz. So in der Königstraße.

Nach anfänglichem Zögern wird er auch Mitglied der Kooperation der Kaufmannschaft, zu deren Ältesten er 1855 gewählt wird.

Er hat einen Anteil an der Einführung der Bahnverbindung zwischen Magdeburg und Wittenberge und zeichnet verantwortlich dafür, dass die Bahn Berlin - Bergedorf über Wittenberge gelegt wurde.

Ehrenmitglied war Salomon Herz in der Gesellschaft der jüdischen Handwerker und Künstler in Berlin..

Herz starb am 16.7.1865. Begraben ist er auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg.1

Das genaue Grab ist noch fraglich. Entweder liegt Herz im noch vorhandenen Erbbegräbnis Herz / Katz/ Grau, in dem auch sein ältester Sohn Wilhelm liegt oder im benachbarten Erbbegräbnis seines Schwiegervaters Mose Wolf.2

Der Kaufmann hinterließ ein recht stattliches Vermögen von rund 1 050 000 Reichstaler.

Salomon Herz war noch fest in der Tradition des Judentums verwurzelt. Nicht nur, dass er nach dem „ Gesetz Moses und Israels geeheligt“ wurde (der Kantor der Israelischen Gemeinde zu Halle Salomon Roglitz war ein Trauzeuge), er lebte auch entsprechend der jüdischen Tradition. So z.B. mit der Abgabe des Zehnten zur Wohltätigkeit.

Von seinen Nachfahren hat der älteste Sohn, der Wirkliche Geheime Rat Wilhelm Herz, geboren am 27.4. 1823 in Bernburg, gestorben am 28.9.1914 in Berlin, besondere Bedeutung gewonnen. Er gehörte seit 1866 dem Ältestenkollegium der Berliner Kaufmannschaft an. Er wird 1895 Präsident dieser Kaufmannschaft und 1902 Erster Präsident der neu gegründeten Handelskammer. Er war ebenfalls Mitbegründer der Schultheiß Brauerei AG und einer der beiden Berliner Juden, denen der Titel Excellenz verliehen wurde.

Ein Bruder von Wilhelm war Hermann Herz. Er wurde 1826 geboren und starb mit 91 Jahren 1917. Er neigte sehr zur schönen Literatur, schrieb für den Komponisten Meyerbeer 3 sogar ein Opernlibretto und liebte das Kartenspiel. Sein Sohn Ludwig Herz war völlig in Künstlerkreisen zu Hause.

Die weiteren Wittenberger jüdischen Bürger:

A d l e r

Zu den alteingesessenen Familien jüdischen Glaubens gehörte die Familie A d l e r.

Kaufmann Moses Katz Adler, genannt Moritz, besaß in der Steinstraße 46, neben dem Rathause, im vorigen Jahrhundert eine Damenkonfektion, Seidenwaren, Leinen und Bettfedernhandlung. Sie befand sich neben dem Stadthaus .Das Haus Steinstraße 46 war 1846 von Saul Pintus erworben worden . Nachfolgerin ist die „verehelichte Kaufmann Helene Adler , geb. Heilbronn “ und 1893 Moritz Adler.1

1924 ist es Eigentum der Adlerschen Erben, woran 8 verschiedene Parteien beteiligt sind. 1942 war das Haus baufällig und sollte abgerissen werden.2

Moses Adler wurde am 29.9. 1857 in Gudensberg geboren und starb am 27. April 1918. Er ist in Wittenberge begraben .Das Wittenberger Bürgerrecht erhielt er am 19.10.1885.

Seine Frau Helene war 1928 noch Mitglied der jüdischen Gemeinde. Sein Sohn Max Adler, ebenfalls Kaufmann, geboren am 24.1.1896, starb bereits am 23.4. 1923 an den Folgen einer Kriegsverletzung. Sein Grabstein ist heute noch vorhanden.

Das Geschäft des Vaters übernahm Fritz Adler, geboren am 3.8.188o, der es in die Bahnstraße 74 verlegte.1929 wurde der Kaufmann Fritz Adler aufgefordert, den Etat der jüdischen Gemeinde vorzulegen. Seine Frau teilte mit, dass er nicht anwesend sei und auch so bald nicht zurückkehre.3

Er musste das Geschäft aber schon vor 1933 aufgeben, denn er war in Konkurs gegangen. Die Familie Fritz Adler verzog in die Bürgerstraße 59 in das Haus des Dachdeckermeisters Albert Baars.

Fritz Adler war verheiratet mit Regina geb. Berg.

Das Geschäft Bahnstraße 74 befand sich 1933 im Besitz der Geschwister Klara und Margarete Kohl, die bis dahin in der Bahnstraße 63 eine Wäschehandlung hatten. Das Grundstück soll an dem im Haus wohnenden Zahnarzt Dr. Manfred Hilfer verkauft worden sein.

Fritz Adler übernahm Vertretungen für Würstchen, Konserven und Schnaps für Wittenberger Gaststätten, die ihm die Nazis dann wegnahmen.

In den 20er Jahren war er stellvertretender Vorsitzender der jüdischen Gemeinde (1925 - 1927). Von 1928 - 1931 war er Vorsitzender. Er hatte 1923 die jüdische Gemeinde in der Stadt mitbegründet.

1938 wird die Wohnung in der Bürgerstraße durch SA Leute verwüstet.

Er wohnte dann 1939 in der Perleberger Straße 3 bei Heinrich Goldschmid.

Armin Feldmann berichtet darüber folgendes:

Seine Frau war zu Hause und öffnete ,als die Meute von 8 - 10 Mann Einlass forderte. „Bitte bedienen Sie sich!“ sagte sie den Leuten ins Gesicht.

„Auch hier wurden die Betten zerschlitzt. Während der Demolierung kam Fritz Adler zurück und hat sich die Vorgänge einen kleinen Augenblick lang von der gegenüberliegenden Ecke Bäckerstraße/Bürgerstraße angesehen. Dann ist er sofort für längere Zeit nach Berlin gefahren. Inzwischen tobten die SA-Leute derart in der Wohnung, daß der Hausbesitzer fürchtete, sie würden jeden Augenblick durch die Decke kommen. Als er sich darüber bei den neuhinzugekommenen SS-Leuten unter Führung des SS-Oberscharführers Karst beschwerte, wurde er angeschrieen: `Das schadet gar nichts. Hätten Sie doch die Judenschweine längst rausgeschmissen !`“.1

Fritz Adler verließ sofort Wittenberge und ging nach Berlin, kehrte aber später zurück.

Seine Frau war in die Burgstraße 37 gezogen zu Gustav Kreide,ebenfalls Jude.

Beide mussten später den gelben Judenstern tragen. Der Versuch von Adler, auszuwandern, scheiterte.

In den ersten Jahren des Krieges wurden die Adlers verhaftet durch die Kriminalpolizei. Fritz Adler kam mit dem Transport vom 30.6.1943 nach Teresienstadt von dort am 15.5.1944 nach Auschwitz2

Am 4. Januar 1900 wurde eine Vera Adler in Wittenberge geboren. Sie hieß später verehelicht Kahn und wohnte in Berlin Wilmersdorf Fürther Straße 3

Sie kam am 4.3.1943 mit dem 34. Transport nach Auschwitz, wo sie verschollen ist.3

A r e n h o l d

Auf dem alten jüdischen Friedhof befanden sich die Gräber von Betty A r e n h o l d, geb. Nathan und Adele A r e n h o l d, geb. Jahn.Beide verstarben am 20.Mai 1870.

Sie müssen im verwandtschaftlichen Verhältnis zu dem Kaufmann und Vollbürger Samuel

A r e n h o l d gestanden haben, der 1831 ,am 22. April, in Wittenberge geboren wurde.

Er hat dann wohl in den 70er Jahren die Stadt verlassen, obwohl er am 22.11.1867 das Bürgerrecht erhalten hatte.1

In den Unterlagen der Synagogengemeinde Perleberg werden 1862 die Geschwister Arenholt aus Wittenberge genannt.2 Sie sind wahrscheinlich mit den oben genannten Schwestern identisch.

B a m b e r g Hermann

Hermann Bamberg ist 1928 Textilkaufmann in Berlin, Seniorchef der Damenkonfektionsfirma Gebr. Mannheimer

Seit 1908 Stadtverordneter, langjähriger Vorsitzender des Berliner Handwerkvereins, Gründer des Verbandes der Damenkonfektion.

Er soll 1846 in Wittenberge geboren worden sein.3

Er ist 1862 Mitglied der jüdischen Synagogengemeinde in Perleberg.4

B a m b e r g e r

Der Kaufmann Michael Hirsch B a m b e r g e r wurde 1804 in Glogau geboren. Er wurde 1831 Bürger von Wittenberge, aber 1834 bereits Bürger von Berlin. Er wurde einer der reichsten und angesehensten Bankiers in Berlin. Er wurde in dem Haus der Familie Beer erzogen und lernte bei Salomon Herz.5

Er wird bekannt als „Öl-Bamberger“. Er starb am 17.2.1886.

1866 wohnte in der Chausseestraße 24 der Kaufmann Moritz Bamberger

Die Bamberger stammen aus Bamberg in Bayern.

B a r k o w s k i

Kaufmann Herbert B a r k o w s k i und seine Ehefrau Paula, geb. Wesselowski, wohnten in der Bahnstraße 26. Das Haus gehörte dem Bäckermeister Albert Krüger.

Am 31.5.1920 beantragten die Brüder Isidor und Heymann Barkowski, damals noch wohnhaft in den Steinstraße 15, aufgrund einer allgemeinen Verfügung vom 21.4.1920 die Veränderung der Vornamen Isidor in Herbert und Heymann in Hermann.

Sie gaben ästhetische und geschäftliche Gründe an. Sie schreiben:

„Unsere jetzigen Vornamen sind veraltet und nicht besonders schön, nach unseren Erfah- rungen sind diese Gefühle in weiten Kreisen geteilt und ist es deshalb unbequem, die Namen zu führen.“

Und weiter:

„Auch in geschäftlicher Beziehung haben wir Nachteile durch diesen Namen zu erwarten. Wenn auch in Wahrheit die Tüchtigkeit und Vertrauenswürdigkeit von Kaufleuten vom Namen ganz unabhängig ist, so daß also die Neigung des Publikums mit einem Geschäft in Verbindung zu treten, von dem Namen des Inhabers ganz unabhängig sein sollte, so ist dies tatsächlich doch nicht der Fall und müssen wir daher mit Sicherheit darauf rechnen, daß wir auch in dieser Beziehung durch unsere jetzigen Vornamen unverdienten Nach- teil zu gewärtigen haben.“

Dem Antrag wurde am 21.6. stattgegeben. Er zeigt aber, dass schon zu Beginn der 20er Jahre antisemitische Stimmungen in der Stadt vorhanden waren.

Herbert Barkowski war seit 1928 stellvertretender Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Er war erst nach dem ersten Weltkrieg nach Wittenberge gekommen. 1933 besaß er das Manufaktur- und Modewarengeschäft A. Wilms in der Bahnstraße 26.

Sein Geschäft wurde 1933 boykottiert, er selbst als „Judenknecht“ beschimpft und von der SA misshandelt.

Am 1. Oktober 1933 musste er sein Geschäft aufgeben. Er verkaufte es an Richard Krell Er versuchte eine Neugründung in Berlin. Wanderte aber bald aus, zunächst nach Tel Aviv in Palästina, dann nach Melbourne in Australien.

Sein Bruder Hermann Barkowski hat schon vor 1933 Wittenberge verlassen und in Berlin ein Geschäft eröffnet. Er wohnte 1929/30 in Berlin NO 18 Landsberger Allee 30. Er ist dann nach China ausgewandert, aber 1945 zurückgekehrt.

1923 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der jüdischen Gemeinde in Wittenberge. 1928 ist er nicht mehr geführt.

Ein weiterer Bruder, Oskar Barkowski, hatte ebenfalls ein Geschäft in Berlin. Er wurde am 13.1.11903 in Steinau in Westpreußen geboren. Er kam mit dem 28. Transport im Februar 1943 nach Ausschwitz, wo er verschollen ist. Er war noch 1928 kurzzeitig in Wittenberge, denn er ist zu diesem Zeitpunkt in der jüdischen Gemeinde registriert. 1933 ist er zusammen mit Louis Barkowski als Kaufmann im Adressbuch registriert. Sie wohnten in der Steinstraße 15 im Hause des Fabrikbesitzers W. Quandt in Pritzwalk.

Die Mutter der Barkowskis, Anna Barkowsky, geboren am 20.2.1875, kam am 29.10ö 1942 mit dem Transport I/ 73 in das KZ Theresienstadt, wo sie in der Lagerküche arbeitete und auch ihren Mithäftling Max Kreide helfen konnte. Sie überlebte und starb im Mai 1961 in einem jüdischen Altersheim in Berlin.

B a r u t h

Kaufmann Hugo B a r u t h wurde am 16.10.1862 in Ramlow geboren. Am 9.11.1890 erhielt er das Bürgerrecht von Wittenberge. Er besaß 1899 in der Chaussestraße 10, im Hause seines Glaubensbruders Cohn, eine Fell- und Rohhäutehandlung. Er war aktives Mitglied in der jüdischen Synagogengemeinde.

Er war verheiratet mit Rosalie Baruth, geb. Cohn, vermutlich die Tochter seines Hauswirts. Sie wurde am 10.2.1867 geboren und verstarb am 18. Juli 1909.

Auf dem alten jüdischen Friedhof ist auch ein Grab der Else Baruth. Sie wurde am 19.6.1896 geboren und starb am 25.6.1897.

Noch 1912 ist Hugo Baruth im Adressbuch der Stadt erwähnt. Er starb am 15. Mai 1927. Sein Grab war als Nr. 33 auf dem jüdischen Friedhof zu finden.

Becker J.

1890 ist ein J. Becker Wittenberger Mitglied der Perleberger Synagogengemeinde.1

Über ihn ist fast nichts bekannt. Im Adreßbuch von 1890 ist ein J. Becker als Postunterbeamter in der Tivolistraße 14 verzeichnet.2 Ob er mit dem jüdischen Bürger identisch ist, ist nicht klar.

1894 ist er verzogen.

B e g a c h

Am 26.2.1889 wurde in Wittenberge Georg Begach geboren. Er war, wie bisher festzustellen ist, der Sohn des Justizrates bzw. Notars und Rechtsanwalts Heinrich Begach, der damals in der Lenzenerstraße 86 wohnte.3 Er war 1906 Besitzer des Hauses.1884 wohnte er in der Chausseestraße 26

Georg wohnte zuletzt in Berlin Prenzlauer Berg Goldaper Straße 13.

Er kam mit dem 33. Transport vom 3.3.1943 nach Auschwitz. Sein Todestag ist der 10.4.1943.

Den Weg mit ihm ging seine wahrscheinliche Ehefrau Lina geborene Reismann. Sie war am 19.5.1896 in Posen geboren worden.1

B e h r e n d

Der Grabstein von Amalie B e h r e n dt ist heute noch vorhanden. Sie wurde am 17. April 1815 geboren und starb am 5. November 1898.

1887 ist sie im Adressbuch als verwitwete Rentiere angegeben und wohnte in der Chausseestraße 11, im Haus von Cohn.

Eine Rosalie Behrendt, 1831 geboren, hatte in die Familie Cohn eingeheiratet.

Eine Sidonie Behrendt vermutlich eine Tochter, da sie 1844 geboren wurde, hat in die Familie Pintus eingeheiratet.

Ein Sohn von Amalie war möglicherweise auch der Kaufmann Paul Behrend, der am 27.10.1854 allerdings in Fürstenberg geboren wurde und 1888 das Bürgerrecht erhielt.

Ende des Jahrhunderts finden wir sie nicht mehr in Wittenberge.

1904 wohnt allerdings ein Musiker Paul Behrend in der Wilhelmstraße 24. Ob eine Verwandtschaft vorliegt, konnte nicht ermittelt werden.

B e n g e r

Zu den jüdischen Familien der Stadt gehörte auch die Familie B e n g e r. Ludwig Benger, Kaufmann wohnte in der Bahnstraße 77, im Hause des Berliners M . Forell.2

Er besaß dort seit 1914 ein Kaufhaus, das vorher dem Kaufmann Georg Salinger gehört hatte, der allerdings kein Wittenberger war.

Er verkaufte Damen und Herrenartikel, wie Wäsche ,Schürzen, Handschuhe, Trikotagen, Strumpfwaren, Schirme , Kleiderstoffe und Baumwollwaren und er annoncierte mit mäßigen und reellen Preisen.

Ludwig Benger gehörte von 1925 - 1931 dem Vorstand der jüdischen Gemeinde an und war anschließend bis 1936 deren Vorsitzender. Er sympatisierte mit der SPD, der er auch materielle Unterstützung bei der antifaschistischen Propaganda gab.

Auch sein Geschäft wird 1933 boykottiert. Posten mit dem Plakat: „Wir kaufen nicht bei Juden“ waren vor dem Kaufhaus aufgestellt.

1936 beantragte Benger die Auswanderung, nachdem die Fensterscheiben seines Geschäftes eingeworfen und beschmiert worden waren.

Ein Schmähspruch lautete:

„Dem Juden Benger wird die Weste immer enger:“

Seine Töchter Ilse und Käthe konnten bereits 1934 nach Palästina auswandern. Die Tochter Käthe lebt noch in einem Siedlerdorf. Die Tochter Ilse ist wahrscheinlich Anfang der 80er Jahre in Israel verstorben.3

Benger mußte 1936 sein Geschäft zu einem niedrigen Preis zwangsverkaufen. Er konnte sich auch den Käufer nicht aussuchen. Neuer Besitzer war Steinhäuser.

Am 18. Januar 1936 teilte Benger dem Wittenberger Oberbürgermeister mit, dass er sein Amt als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde niederlegt.

Benger hatte Glück. Nach einigen Monaten Aufenthalt in Berlin erhielt er 1937 die Auswanderungspapiere nach Palästina, zusammen mit seiner Frau Martha, geb. Pintus.

Ludwig Benger starb 1940, seine Frau lebte bis zu ihrem Tode 1960 bei ihrer Tochter Käthe.

B i a l e c k i

Tobias (Tobjasz) B i a l e c k i erscheint in der Aufstellung der jüdischen Bürger vom 15. Dezember 1933. Er war Schneider und wohnte in der Neuhausstraße in einem Gebäude der Gewoba. 1936 war er aber in der Turmstraße 11 wohnhaft. Ob er freiwillig aus der Gewoba ausgezogen ist, oder nicht, konnte nicht festgestellt werden.

Er wurde am 14.5.1899 in Zelow, Galizien geboren.

Wir wissen, dass er am 6.3.1933 bei der Neuwahl des Vorstandes anwesend war. Er ist der einzige von den sieben, der kein Amt erhielt.

1936 ist er noch in Wittenberge .Er wohnte in der Turmstraße 111 Er verzog dann nach Berlin und wohnte dort in der Saarbrücker Straße 7 im Prenzlauer Berg.

Am 3.3.1943 kam er mit dem 33. Transport nach Auschwitz und ist dort verschollen.2

B o r i n s k i

Kaufmann Artur Borinski war 1913 stimmberechtigtes Mitglied der Synagogengemeinde Perleberg.

Er wurde am 24.11. 1880 in Zabrze geboren und erhielt am 18.4.1912 für 30 Mark das Bürgerrecht in Wittenberge.

Er war 1912 Geschäftsführer der Firma Emil Müller in der Bahnstraße 85.Es war eine Linoleumhandlung. Er selbst wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Lenzenerstraße 15, im Haus des Rentier Friedrich Böhm.3 Nach dem ersten Weltkrieg ist er nicht mehr in Wittenberge.

B r e s l a u e r

In der Bahnstraße 54, im Hause des Kaufmanns August Albrecht, wohnte 1933 der Kaufmann Albert Breslauer.

Er ist in der Registrierliste der jüdischen Bürger vom 15.12.1933 erstmalig erwähnt.

Er war Inhaber des in der Bahnstraße 16 befindlichen Kaufhauses „Epege“ G.m.b.H.. Dies war ein sogenanntes Einheitspreisgeschäft. Es war 1931 in einem Möbellager der Möbelfabrik Albrecht und Klostermann errichtet worden. Sie haben wohl den Laden eingerichtet und an Breslauer verpachtet.

Mitpächter war Frau Worms. Sie war die Frau des Kaufmanns Harry Worms.

1933 erlebte das Geschäft den Boykott der Nazis. Beschwerden, sogar beim Regierungspräsidenten in Potsdam hatten keinen Erfolg.1934 war Albert Breslauer noch zum stellvertretenden Schriftführer der jüdischen Gemeinde gewählt worden.

Er verzog aber bald nach Berlin, von wo es ihm gelang in die USA auszuwandern. Sein Sohn Hans emigrierte ebenfalls. Das gelang auch Frau Worms mit ihrer Tochter. Das E.P.G. „übernahmen“ Wegner und Dr. Plättner als „ Handelsgesellschaft Wegner und Plättner“. Inwieweit das rechtmäßig geschah, ist nicht festzustellen.

B r o d e k

Raphael Brodek war Schauspieler und starb am 17.9.1910. Seine Grabstelle befand sich auf dem alten jüdischen Friedhof. In Wittenberge ist er sonst nicht erwähnt

B r u c k

Kaufmann Julius Bruck gehörte 1923 mit zu den Gründern der jüdischen Gemeinde in Wittenberge.1 1921 ist er aber noch nicht im Adressbuch der Stadt zu finden 1925 ist er noch erwähnt. 1928 wird er aber schon nicht mehr genannt. Über Herkunft und Verbleib konnte bis jetzt nichts weiter ermittelt werden.

C o h n (Kohn)

Schriftführer der ersten Wittenberger jüdischen Gemeinde war Alfred C o h n. Er war verheiratet mit Flora, geb. Wittenberg.

Die Familie stammte wohl aus Westpreußen und war nach dem ersten Weltkrieg nach Wittenberge gekommen. Alfred Cohn wurde am 16.10. 1880 in Barwald Krs. Neu Stettin/ Pommern geboren. Seine Ehefrau Flora wurde am 10.2.1885 in Culmsee geboren.

Das Ehepaar hatte zwei Kinder. Heinz Werner, geboren am 1.1.1912 in Konitz und Ilse, geboren am 18.8.1897 in Wittenberge.

.

Cohn hatte seit 1914 in der Bahnstraße 19 (heute Nr. 48 ) ein Haus und ein Spezialgeschäft für Damen –Herren und Kinderkonfektion. Er besaß ein großes Stofflager und fertigte nach Maß in eigener Werkstatt. Das Haus gehörte vorher dem jüdischen Kaufmann Robert Friede, der es seit 4.7.1894 besaß.1

Sohn Heinz Werner Cohn besuchte von Ostern 1921 bis Ostern 1930 das Realgymnasium in Wittenberge. Er schloss es mit der Reifeprüfung ab um dann Rechtswissenschaft zu studieren.

Die Funktion des Schriftführers hatte Cohn bis 1933 inne.

Nach den ersten Angriffen gegen die Juden 1933 floh er am 1. Dezember aus der Stadt und ließ sich mit einem Auto der jüdischen Firma Salinger/Benger an die Schweizer Grenze fahren. Von dort gelangte er nach Palästina, wo er auch starb. In Tel Aviv hatte er ein Delikatessengeschäft.Er wohnte dort in der Ben Jehuda Str. 54.

Seine Frau und der Sohn Heinz zogen in die USA. Heinz war dort als Rechtsanwalt tätig. Die Tochter Ilse heiratete nach England.

Das Grundstück erwarb der Tabakhändler Wilhelm Stürmer, der in der Perlebergerstraße 151 wohnteDas Grundstück wurde auf ihn in das Grundbuch von wittenberge Band 17 blatt 914 eingetragen.2 Es war ein Zwangsverkauf Das Geschäft betrieb 1936 Charlotte Piperjohanns.1941 ist Wilhelm Pieperjohanns , der Schwiegersohn von Wilhelm Stürmerals Geschäftsinhaber angegeben.[144]. Es annoncierte als Konfektionshaus Pieperjohanns. 1947 wandte sich cohn mit einem Schreiben an den damaligen Stadtkämmerer Bernahrd Karselt und erkundigte sich nach einen eventuellen Wiedererwerb.

Die Familie Cohn war bereits im 19. Jahrhundert in Wittenberge ansässig. Das älteste Grab gehörte einem Moses Cohn, der am 29.1.1806 geboren wurde und am 17.2.1883 verstarb.

Moses Cohn gehörte zu den ältesten Mitgliedern der Synagogengemeinde Perleberg.

Am 9. Februar 1881 erklärte er vor Gericht den Austritt aus der „jüdisch religiösen Gemeinde2 Perlberg. Er trat Aus „religiösen Bedenken“ aus.1

Noch vorhanden ist der Grabstein von Rosalie Cohn, geb. Behrendt. Sie war am 13. Juni 1905 64jährig als Rentiere in der Turmstraße 26 wohnend, verstorben. Das Haus gehörte dem Kaufmann Rudolf Bendhack, der die Gastwirtschaft „Zum alten Ziethen“ besaß.

Ihr Ehemann war Hirsch Wolff Cohn, geboren am 30.8.1835 in Bomst, der bereits am 9.7. 1888 als 53jähriger verstarb. Er war Kaufmann und besaß in der Chaussestraße 11 ein Grundstück und eine Eisenwarenhandlung Er erhielt am 21.1.1865 das Bürgerrecht.

Das Haus ging später in den Besitz von Tischlermeister Ferdinand Hintz über.

Hirsch Wolff Cohn hatte am 21.1.1865 das Bürgerrecht der Stadt für 21 Mark erworben.

Auf dem alten jüdischen Friedhof befanden sich auch noch zwei Kindergräber von Cohn und die Grabstätte von Sara Rosalie Cohn, geb. Neuburger, die 1867 im Alter von 24 Jahren starb.

Am 21.7.1902 wurde in Wittenberge Charlotte Cohn geboren. Sie trug nach ihrer Heirat den Namen Behrendt und wohnte in Berlin Schöneberg, Ansbacherstraße 34.

Sie kam mit dem 45. Transport vom 29.10. 1943 nach Auschwitz. Dort ist sie verschollen.2

F i s c h e l s o h n

1933 wird in der Aufstellung der jüdischen Gemeindemitglieder Isaak Fischelsohn genannt. Er war Kaufmann und wohnte in der Mittelstraße 15 im Hause des Bäckermeisters Karl Hamann. Später zog er in die Steinstraße 3. Isaak wurde am 14.8.1883 in Zamosc in Polen geboren. 1936 ist er stellvertretender Schriftführer der jüdischen Gemeinde.

Er besaß ein kleines Geschäft für Herrenoberhemden und andere Wäsche., vermutlich am Steintor Nr. 3. Seine Frau musste Mitte der 30er Jahre ins Gefängnis, weil sie angeblich einem SA-Mann keinen Platz gemacht hatte. 1936 ist er noch Mitglied der jüdischen Gemeinde

Das Schicksal der Fischelsohns ist nicht klar. Armin Feldmann hatte ermittelt, dass das Ehepaar im KZ umgekommen ist. Nach Aussagen einiger Wittenberger soll er überlebt haben und 1945 einen kleinen Laden weitergeführt haben.. Im November 1939 nahmen allerdings die Wittenberger Beigeordneten in einer Sitzung von der „Abwicklungssache“ Fischelsohn Kenntnis.1

Der Sohn konnte emigrieren, Max Kaiser vermutet nach Jugoslawien.2

F r i e d e

Kaufmann Robert F r i e d e besaß in der Bahnstraße 19 die Firma L Friede. Friede war auch Besitzer des Hauses. .3.

Die Firma war eine Garderobenhandlung, d.h. eine Herren-, Damen- und Kinderkonfektion.Es wurde dort auch nach Maß angefertigt.

Robert Friede wurde am 3. September 1866 in Neuhaldensleben geboren und erhielt am 24. September 1892 für 21 Mark das Bürgerrecht in Wittenberge. Auf dem alten Friedhof befand sich das Kindergrab von Kurt Friede, geboren am 21.3.1894, gestorben am 6.5. 1895. Es war wohl der Sohn von Robert Friede.

1894 wird Robert Friede Inhaber der Garderobe und Manufakturwaren in der Bahnstraße 72 von Lewy und Co. Am 2.4. wird der Betrieb angemeldet und am 4.4. beginnt die Tätigkeit.4

1896 finden wir im Adressbuch Robert Friede als Inhaber der Firma L. Friede in der Bahnstraße 19. 1912 finden wir im Adressbuch von Wittenberge die Firma L. Friede G.m.b.H. Herren-, Damen- und Kinderkonfektion, deren Inhaber Emil Heymann war.

Als Besitzer wird der Kaufmann Robert Friede aus Berlin N. Woitherstraße 29/30 erwähnt.

Nach dem ersten Weltkrieg lebten die Friedes nicht mehr in Wittenberge. Wahrscheinlich sind sie schon 1910 nach Berlin verzogen, da ein Erwin Friede nur von April 1910 bis September/Oktober 1910 das Realgymnasium besuchte.1

1906 ist eine Tochter geboren in Wittenberge mit Namen Erna. Sie wurde von den Faschisten ermordet.

1924 ist Cohn Besitzer des Geschäftes von eine Gesamtfläche von 435,85 Quadratmeter.

Es wird später von Pieperjohannes arisiert.

F r i e d h e i m

Albert Friedheim gehörte 1913 zu den stimmberechtigten Mitgliedern der Synagogengemeinde Perleberg.1914 erhielt zusammen mit Moritz Adler und Richard Lewy 10 Stimmen bei der Repräsentantenwahl.2

Er wohnte in Wittenberge in der Steinstraße 46. Von Beruf war er Kaufmann und besaß in der Bahnstraße 74 ein Geschäft. Nach dem ersten Weltkrieg erscheint er nicht mehr in Wittenberge.

Friedländer

Auf dem Plan des alten jüdischen Friedhofes ist unter dem Grab 18 Friedländer verzeichnet Es ist bis jetzt nicht festzustellen , wem er zugeordnet werden kann. Vermutlich gehörte dem Dr. Friedländer, der 1862 und 1888 als Wittenberger Mitglied der Synagogengemeinde Perleberg erwähnt wird. Im Wittenberger Adressbuch ist er allerdings nicht verzeichnet.

G o l d s c h m i d t

Heinrich G o l d s c h m i d t war Anfang des Jahrhunderts nach Wittenberge gekommen. Er war Kaufmann und am 8. August 1874 in Zamow Krs. Schlawe geboren worden.

Er ist vor dem ersten Weltkrieg nach Wittenberge gekommen. 1914 wurde er als neuer Repräsentant in der jüdischen Synagogengemeinde Perleberg mit 11 Stimmen gewählt.1

Er war Inhaber des Geschäftes von Max Rosenheimer in der Perlebergerstraße 3, ein Teilzahlungsgeschäft für Möbel- und Wohnungseinrichtungen. Das Haus gehörte 1930 Heinrich Goldschmidt.2 Seine Ehefrau hieß Malchen (Mali), geb. Rosenheimer.

Goldschmidt war aktiv in der jüdischen Gemeinde tätig. 1925 als Kassierer , 1928 als stellvertretender Schriftführer, dann wieder als Kassierer und 1936 als Schriftführer.

Sein Haus diente auch als Zusammenkunft bei jüdischen Feiertagen. Der Rabbiner kam aus Berlin.3

Armin Feldmann schreibt:

„Als die SA-Horde hier ankam, wurden die Schaufensterscheiben mit Vorschlaghämmern eingeschlagen, die ausgestellten Möbel mit Vorschlaghämmern und Äxten zertrümmert und unter dem Ruf, „Das sind Judenmöbel“! Die Polstersachen mit Messen und Dolchen aufgeschlitzt, vom oberen Stockwerk die Bettfedern unter dem Ruf : „Das sind Judenbetten!“ herausgeschüttelt.“

Nach der sogenannten Kristallnacht wohnte Goldschmidt in der Burgstraße 37 bei Gustav Kreide, der ihm 1 ½ Zimmer zur Verfügung stellte. Das Geschäft war zertrümmert worden.

Bei Goldschmidt waren eine Reihe von Wittenbergern durch Teilzahlung verschuldet. Auch Perleberger Offiziere gehörten dazu.

Goldschmidt mußte sein Haus verkaufen. Am 30.11.1938 berieten die Ratsherren über das Verkaufsangebot des Grundstückes Perlebergerstraße 3. Sie empfahlen es zu angemessenem Kaufpreis zu erwerben. Im März kaufte es die Stadt für 26500 Mark und vermietet es an das Arbeitsamt.

Heinrich Goldschmidt gehörte zu den letzten 3 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, die es 1938 noch gab. Er ist noch in der Lage, den monatlichen Beitrag von 5 Mark zu zahlen.

Er starb allerdings bald in einem Berliner Krankenhaus. Frau Goldschmidt ist vermutlich in einem Ghetto ums Leben gekommen.4

In einer Übersicht aus dem Jahre 1945 über Auslandskonten bei der Sparkasse Wittenberge ist das Konto 1394 von Malchen Goldschmidt Burgstraße 37 angegeben. Es ist als Judenkonto bezeichnet und betrug 7963,33 RM.

Gotschalkson

S. Gotschalkson ist als Wittenberger 1890 in der Perleberger Synagogengemeinde gemeldet.

Um wen es sich handelt konnte nicht ermittelt, da im Adressbuch von Wittenberge keine Angaben zu finden sind.1

1895 ist er wohl nicht mehr in der Stadt, da er nicht mehr erwähnt wurde.

G rün s t e i n

Der Kaufmann Erich Grünstein wird 1936 als Mitglied der jüdischen Gemeinde erwähnt.

Er wohnte in der Wilhelmstraße 21. 1933 wohnte er noch nicht in der Stadt. Im Adressbuch von 1935/36 ist er als Geschäftsführer angeführt, 1940 ist er nicht mehr in der Stadt. Weitere Angaben fehlen.

Gün s b e r g

Siegfried Günsberg war der Sohn des Geschäftsführers Leo G u n s b e r g. Er starb am 22.1. 1912. Seine Grabstelle befand sich auf dem alten jüdischen Friedhof. In Wittenberge ist er sonst nicht erwähnt.

G u t e r m a n n

Am 21.03.1897 erhielt der Kaufmann Paul Gutermann, geboren am 20.03.1869 in Grochow/Ostpreußen, das Wittenberger Bürgerrecht. Er heiratete am 13.07. 1897 in Osnabrück die Jungfrau Johanna Oberschützky, wohl eine Schwester von Frau Isenberg. Die Eltern der Braut hießen Salomon Oberschützky und Friederike , geb. Aron.

Ein vermutlicher Onkel der Braut, Samuel Oberschützky, traute sie. Die Trauung ist in den jüdischen Kirchenbüchern von Hannover eingetragen.1

In den Wittenberger Adressbüchern von 1899 und ist Gutermann nicht erwähnt.

H e i n e m a n n (Heynemann)

1824 wohnte in Wittenberge der jüdische Bürger Wulf Heinemann.

Die Witwe beabsichtigte den seit 1822 in Perleberg tätigen Lehrer Meyer Gronewald aus Wronke zu heiraten.

Das bestätigte dieser in einem Antrag an die Stadt vom 15.April 1824. Frau Heinemann hatte auch mehrere Kinder.

Am 29.11. 1855 erhält der Händler Nathaniel Hey(i)nemann das Bürgerrecht für 21 Mark Bürgergeld. Er wohnte 1866 in der Perleberger Vorstadt Nr.70.1862 gehörte er zur Synagogengemeinde Perleberg. Er hatte den Tempelplatz Nr. 10. , seine Frau den der

Nummer 3.

H e y m a n n

Emil Heymann ist 1913 stimmberechtigtes Mitglied der Synagogengemeinde Perleberg. Er wurde am 28. Februar 1862 in Soltau geboren und erwarb 1911 für 20 Mark das Bürgerrecht in Wittenberge.

Er war Kaufmann und war 1912 Inhaber der Firma L.Friede G.m.b.H. Herren- und Damenkonfektion in der Bahnstraße 19. Er verzog später, nämlich 1914 aus Wittenberge nach Berlin Lichtenberg.

Sein Sohn, Siegmar Heymann besuchte das Wittenberger Realgymnasium von Oktober 1910 bis Ostern 1914.2

Hirschberg

Ein Amtsrichter Hirschberg ist 1890 Mitglied der jüdischen Synagogengemeinde Perleberg.1

Mehr ist nicht bekannt.

I s e n b e r g

In der jüdischen Gemeinde 1923 finden wir den Kaufmann Siegmund I s e n b e r g mit seiner Ehefrau Frieda, geb. Oberschützky.

Das Ehepaar Isenberg hatte 4 Kinder.:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine am 1.6.1922 geborene Inge starb bereits am 26.8. desselben Jahres.

Die Isenbergs wohnten in der Perlebergerstraße 73, in einem Haus, das der Stadt gehörte. 1928 waren sie noch in der jüdischen Gemeinde, sie sind aber bereits vor 1933 aus Wittenberge verzogen. Über ihr Schicksal im Nazireich ist nichts bekannt.

Jakob bei Behr

Über den 1913 in dem Verzeichnis der Synagogengemeinde erwähnten Jakob ist kaum etwas bekannt.

In der Bahnstraße 72 in Wittenberge existierte eine Herrenkonfektions- und Schuhwarenhandlung. Das Haus gehörte 1906 dem Konditoreibesitzer Friedrich Selbmann.

Die Konfektions- und Schuhwarenhandlung besaß der jüdische Bürger Nathan B e h r aus Lüneburg. Dort war das Hauptgeschäft, das in der Nazizeit arisiert wurde und heute als Schuhhaus Schnabel existiert. Auch in Osnabrück besaß Nathan Behr eine Filiale.

Das Wittenberger Geschäft wurde 1924 geschlossen. Der letzte Geschäftsführer Max Ri e d e, ebenfalls Jude kam dann als Geschäftsführer nach Lüneburg und heiratete dort eine Enkeltochter von Nathan.1

J o s e p h

Die Grabstelle von Adolf Joseph befand sich auf dem alten jüdischen Friedhof. Er war Handelsmann und wohnte 1887 in der Karlstraße 5. Das Haus gehörte den Besitzern Thiler und Parchin aus Stendal.

Adolph Joseph starb am 7. Dezember 1889 im Alter von 63 Jahren und zwei Monaten. Er war also 1826 geboren.

Seine Tochter Meta wurde am 30.5.1885 in Wittenberge geboren. Verheiratet hieß sie Langnas.

Sie kam mit dem 27. Transport vom 15.10.1943 nach Auschwitz. Sie starb dort.2

Auf dem Plan des alten jüdischen Friedhofes ist noch ein Joseph (Josepf) angegeben. Allerdings ohne irgendeine Bemerkung

K a i s e r

Die Familie Kaiser kam 1909 von Hannover nach Wittenberge.3 Arthur Kaiser arbeitete hier zwei Jahre als Werkmeister, ging dann zur Arbeit nach Rheda in Westfalen und starb dort am 14.12.1912 53jährig an Herzschlag.

Die Kaisers stammen aus der Hannoverschen Gegend. 1780 wurde dort Isaak Kaiser geboren, der Großvater von Arthur. Auch die Großmutter Jette Lovenstein stammte aus einer jüdischen Hannoveraner Familie.

Arthur Kaiser hinterließ 12 Kinder .Er hatte am 28.5.1889 Mathilde geb. Steinberg geheiratet, die am 18, Oktober 1866 in Ahne geboren wurde. Sie starb am 27.10. 1930 in Wittenberge.

Die Kinder waren:

I s i d o r Kaiser

Geboren am 6. Mai 1890, gestorben am 3.9. 1965 in Kopenhagen.

J o s e f Kaiser

Geboren am 14.10. 1891, gestorben am 15.2.1921 in Wittenberge. Er hatte Gasvergiftungen erlitten und war in Gefangenschaft geraten.

F r i t z Kaiser

Geboren am 30.4.1894, gefallen an der russischen Front am 8.6.1918.

W i l l i Kaiser

Geboren am 2.6.1896. Er starb bereits im Januar 1897

M e i n h o l d Kaiser

Geboren am 8.2.1898, gefallen im Oktober 1918 in Frankreich. Er war Offizier gewesen und Träger des Eisernen Kreuzes 1. Klasse.

H e r m a n n Kaiser

Geboren am 11.5.1899, gestorben am 15.4.1921 in Wittenberge. Er starb an den Kriegsfolgen.

S i e g m u n d Kaiser, geboren am 7.12.1900 in Hannover.

In Wittenberge war er in der Burgstraße im Eisenwarengeschäft von Otto Wiglow angestellt.

Er war verheiratet mit Ruth Braun, geboren am 17.7.1907 Ihr Sohn Heinz Arthur wurde am 21.07.1937 in Wittenberge geboren. 1935 ist er nicht im Adressbuch angeführt, aber 1939 wohnte er in der Liebigstraße 1 bei seinen Brüdern.1

Während des Krieges wohnte die Familie in Berlin Mitte , in der Kaiserstraße 33. Die ganze Familie wurde Opfer des Naziterrors. Sie kam am 19.2.1943 mit dem 29. Transport nach Auschwitz1

J o h n Kaiser

Geboren am 24.7.1903 in Hannover. Er lernt in der Gartenbauschule in Hanover Ahlem. Er starb am 17.12.1940 in Tel Aviv.

R u d o l f Kaiser

Geboren am 29.5.1905 in Hannover. Er hatte in Essen geheiratet und war dann bei der Firma Salomon in Hamburg angestellt. Der Sohn Gerd wurde 1936 geboren. 1934 ist er stellvertretender Kassierer und 1936 Kassierer der Wittenberger jüdischen Gemeinde.1936 wohnte Rudolf in der Roonstraße 20 ,später Liebigstraße 1.Die gesamte Familie wurde 1943 ermordet.

M a x Kaiser

Geboren am 1.9.1910 in Wittenberge. Er ist der einzige, der in der Stadt geboren ist.1933 beendete er die Gewerbeschule in Köthen

Er ist schon vor 1933 nach Berlin verzogen, wo er in Charlottenburg Sybelerstraße 34 wohnte. Er wanderte nach Palästina aus, wo er 1935 in Tel Aviv heiratete. 1942 wurde Tochter Mirjam geboren. Max Kaiser lebt heute bei seiner Tochter in den USA.

A l f r e d Kaiser

Er wurde am 2.6. 1896 in Linden- Hannover geboren. Als er nach Wittenberge kam, war er als Elektrotechniker tätig. 1933 wohnte er, tätig als Volontär, in der Wahrenbergerstraße 129 im Hause der Witwe Kusel.

1934 wird Alfred Kaiser Schriftführer der Wittenberger jüdischen Gemeinde, die 1935 auf sieben Mitglieder zusammengeschmolzen war.

1936, nach dem Ausscheiden von Benger, wird er Vorsitzender der Gemeinde. Im Adreßbuch von 1936 ist er als in der Schillerstraße 7 wohnhaft angeführt.1939 wohnte er in der Liebigstraße 1. 1934 hatte Arthur die am 12.4. 1909 geborene Else Saalfeld geheiratet. Am 21..12.1934 wurde in Wittenberge die Tochter Marion, am 6.2.1937 die Tochter Renate geboren. Die Familie wohnte nach dem Wegzug aus Wittenberge in Berlin Wilmersdorf Ballenstedter Straße 8.

Am 19. Februar 1943 kamen alle mit dem 29. Transport nach Auschwitz und wurden dort ermordet.[166]

B e r t a Kaiser.

Es war die einzige Tochter. Sie wurde am 5.6.1907 in Hannover geboren und wohnte bis 1935 in der damaligen Roonstraße 20. Sie starb am 12.6.1968 in Palästina. Sie war vermutlich am 16.10. 1935 nach dorthin ausgewandert.2

Als Arthur Kaiser starb, blieb die Mutter mit den Kindern zurück.

Der älteste Sohn , Isidor, ging im Auftrag seiner Firma 1912 in die USA und konnte später die Familie finanziell unterstützen. Er wurde von seiner Firma 1912 Salomon in Hannover in die USA geschickt. Er hatte die Aufgabe, für die Firma in Texas Baumwolle zu kaufen. Er hatte damit das Glück, nicht Soldat im ersten Weltkrieg zu sein.

Die fünf Brüder Joseph, Fritz, Alfred, Meinhold und Hermann waren während des ersten Weltkrieges Soldaten. Alle erhielten das Eiserne Kreuz. Meinhold sogar das 1. Klasse. Fritz und Meinhold fielen. Fritz an der russischen und Meinhold an der französischen Front.

Joseph und Hermann gerieten in Gefangenschaft und starben in Wittenberge sehr jung. Es überlebte nur Alfred, der nach dem Krieg in Wittenberge als Elektrotechniker tätig war.

Siegmund Kaiser war angestellt in der Eisenwarenhandlung Wiglow in der Burgstraße.

John und Rudolf hatten in Hannover bzw. Hamburg Berufe erlernt

1919 Isidor kehrte er nach Deutschland zurück. Er hatte dort, allerdings mit schwerer Arbeit viel Geld verdient. Dadurch war es ihm möglich den Haushalt in Wittenberge mitzufinanzieren und in Berlin ein Haus zu erwerben. Er gründete die Firma „Darag“ Deutsch Amerikanische Rohstoffgesellschaft und später die Fa. Gebr. Kaiser in Wittenberge, Packhofstraße 24.

Die Familie Kaiser d.h. Mathilde Kaiser und Kinder wohnten zunächst in der Turmstraße, seit 1911 bei Familie Timmermann in der Burgstraße 20.

1918 zogen sie zum Landwirt Kusel in der Wahrenbergerstraße 129. Dort wohnten sie bis zur Auflösung des gemeinsamen Haushaltes. Hinter den Planken besaß die Familie einen Garten, durch den sie sich mit Gemüse und Obst versorgen konnte. Während des Krieges und der Notjahre wurde auch Tauschhandel betrieben mit den Bauern der Stadt und der Umgebung

Die Firma Gebrüder Kaiser kaufte von verschiedenen Firmen in Deutschland Textilabfälle..

Sie wurden sortiert, mit Maschinen bearbeitet und an die Zellulose bzw. Papierindustrie verkauft.

Besitzer der Firma waren Isidor, Alfred, Siegmund und Rudolf Kaiser. Sie beschäftigten etwa 15 Personen.

Das Schicksal der Brüder gestaltete sich so.

Isidor gelang es noch einige Tage vor Ausbruch des 2. Weltkrieges nach Kopenhagen auszuwandern.

Alfred, Siegmund und Rudolf wurden in Konzentrationslager verschleppt und ermordet.

John und Max Kaiser wanderten 1934 nach Palästina aus. John starb 1940 in einer Gemeinschaftssiedlung.

Berta Kaiser wanderte 1935 nach Palästina aus, heiratete dort und starb 61jährig 1968. Sie hat einen Sohn.

Max Kaiser hat eine Gewerbeschule in Köln absolviert. Max Kaiser war von Ostern 1921 bis Ostern 1925 auf dem Wittenberger Realgymnasium. Er wechselte dann auf ein Realgymnasium in Harburg1 Zum Auswandern erhielt er ein Arbeitszertifikat zu 10 RM, da er den hohen Betrag für Bessergestellte nicht bezahlen konnte.

So hatte er in Palästina schwer zu arbeiten. So als ungelernter Betonarbeiter und als Laufbursche in einem Blumengeschäft. Auch als „Kammerjäger“ war er tätig. Später arbeitete er in einer Papierfabrik und von 1951 bis 1970 als Sachverständiger für die Papierindustrie im Handels und Finanzministerium.. Später gründete er ein eigenes Büro. 1989 siedelte er zu seiner einzigen Tochter in die USA.

1936 besuchte Max Kaiser letztmalig Wittenberge.

Über seine letzten Besuch in Wittenberge schreibt Max Kaiser:

Während die Olympischen Spiel in Berlin 1936 stattfanden, beschloß ich meine Brüder zu besuchen, gemeinsam mit meiner Schwester. Aus Sicherheitsgründen suchte ich den hiesigen deutschen Konsul auf, um mich nach seiner Meinung zu entschließen.

Die Worte des Konsul waren: „Sie können, ohne Bedenken belästigt zu werden, fahren.“

Ich nahm diesen Rat für Absicht ernst und entschloß mich, ihn durchzuführen. So fuhren wir über Berlin... von wo meine Schwester nach einigen Tagen nach Wittenberge zu unseren Brüdern fuhr und ich mit meinem ältesten Bruder nach Hamburg, wo dieser geschäftlich zu tun hatte. Auf der Rückfahrt von Hamburg stieg ich in Wittenberge aus und sah meine Brüder schon auf dem Bahnsteig warten. Ich wurde aber sofort nach dem Aussteigen von zwei in Zivil gekleideten Polizeibeamten verhaftet und in eine Einzelzelle im Rathaus eingesperrt. Am nächsten Morgen wurden wir, meine Schwester und ich, nach Potsdam zur Gestapo transportiert. Dort wurden wir, seperat, in eine Zelle gebracht. Nach einiger Zeit, wurde ich zur Vernehmung in einen großen Saal, wo sich viele SS-Leute befanden, geführt. Der betreffende SS-Mann, der mich vernahm, bemühte sich, einen möglichst „unschuldigen“ Eindruck zu machen.

Verhör: „Wir wissen, daß Sie in Tel Aviv Greuelpropaganda gegen Deutschland betrieben haben! Wir kennen die Plätze sehr genau: Potsdamer Platz etc. etc.. Sie waren auch hier in Deutschland schon politisch in dieser Richtung tätig.“

Ich antwortete darauf, daß ich nie einer politischen Partei angehört habe. Ich war lediglich Mitglied des K.J.V. (Kartell Jüdischer Verbindungen) als Student.

Das „Verhör“ dauerte etwa eine Stunde. Dann wurde plötzlich meine Schwester hereingeführt. Der SS-Mann teilte uns das „Urteil“ mit: „Wenn Sie bereit sind Deutschland innerhalb von 24 Stunden zu verlassen, werden wir diesmal noch vom Schulungslager absehen!“

Ich: „Ja, wir sind bereit, Deutschland sofort zu verlassen!“

Der SS-Mann: „ Dann holen Sie sich Ihre Pässe bei der Polizei ab und teilen Sie mir mit, über welche Grenze Sie Deutschland verlassen.“

Damit war der „Besuch“ bei meinen Brüdern...beendet.

Die Mutter der Kaisers starb im Oktober 1930 und wurde in Wittenberge begraben. Das Grab ist nicht mehr erhalten.1

K r e i d e

Zu den bekanntesten Familien jüdischen Glaubens gehörte in Wittenberge die Familie

K r e i d e..

Das Adreßbuch von 1884 vermerkt unter Steintor Nr.4 einen Kaufmann Gustav Kreide.

Das Haus gehörte einer Frau Kreide. Möglicherweise ist es die Pauline Kreide, deren Grab sich auf dem alten jüdischen Friedhof befand. Sie wurde am 22. April 1818 geboren und starb am 3. Februar 1900. Sie war wohl die Frau des Händlers Simon Kreide, der am 12. Dezember 1821 in Neustadt/Dosse geboren wurde und am 15. April 1861 das Wittenberger Bürgerrecht erhielt. Er besaß eine Produktenhandlung in der Burgstraße 34. Er gehörte zu den Repräsentanten der Synagogengemeinde Perleberg. 1870 war er im Synagogenbe­zirksvorstand,

Gustav Kreide ist der Sohn. Er wurde am 7.8.1858 in Neustadt/ Dosse geboren und erhielt am 16.11.1886 für 21 Mark das Bürgerrecht. Seine Schwester Friederike Kreide, geboren am 22.7.1854, starb am 26.7.1893.

Simon Kreide lebte noch 1906 als Rentier in der Turmstraße 29 und starb am 16.7.1914.

Im Adreßbuch von 1899 finden wir Gustav Kreide als Hausbesitzer und Kaufmann in der Turmstraße 29. Er führte dort den Produktenhandel en gros, den der Vater im Jahre 1861 gegründet hatte, weiter. Er kaufte zu höchsten Tagespreisen gebrauchte Dampfmaschinen, Kessel, Transmissionen, Alteisen und Metalle. Daneben Lumpen, Knochen, Pferdehaare, Gummi, rohe Häute und Felle, Altertümer und Münzen. Er betrieb auch eine Pfandleihanstalt, die am 15.1.1898 neu begründet wurde.2.

1896 war er Vorsitzender des Vereins „Bürger Harmonie“. Später war Gustav Kreide Hausbesitzer in der Burgstraße 37.

Am 7. März 1938 beschwerte sich Schneidermeister Walter Göttling aus der Steinstraße 30 beim Wittenberger Oberbürgermeister. In der Scheune des „Juden Kreide“ gegenüber seinem Grundstück sei ein Schweinestall eingerichtet worden. Die Schweine seien ein Schandfleck, es gebe unangenehme Gerüche und die Tiere veranstalteten ein Geschrei. Die Einrichtung ist wohl nicht richtig am Platze.1 Allerdings gehörte der Stall nicht Kreide, sondern dieser hatte ihn an den Küchenmeister Ernst Thoma aus der Steinstraße 15 vermietet.

Das Geschäft wurde dann von seinem in Wittenberge am 18.1.1887 geborenen Sohn Arthur weitergeführt. Arthur erhielt am 25. April 1912 offiziell Bürgerrecht für 12 Mark. Er wohnte zuletzt in seinem Haus in der Chausseestraße 10 (Bahnstraße 97).Ihm wurde am 12.3.1920 die Genehmigung als Pfandleiher erteilt.2

Gustav Kreide war 1925 stellvertretender Schriftführer,1 928 stellvertretender Kassierer und 1934 stellvertretender Vorsitzender der jüdischen Gemeinde gewesen.

Gustav selbst war mit einer Nichtjüdin verheiratet. Ebenso sein Sohn Arthur. Beide galten nach den nationalsozialistischen Gesetzen als „Halbjuden“. Das hinderte die Nazis nicht, 1938 die Wohnung zu verwüsten und zu plündern, obwohl Gustav Kreide das 80. Lebensjahr schon überschritten hatte.

Bereits am 7.3.1938 hatte sich der Schneidermeister Walter Göttling beim Oberbürgermeister beschwert, dass Gustav Kreide in der dem Göttling gegenüberliegenden Scheune ( einem Schandfleck) in der Steinstraße einen Schweinestall eingerichtet hat.. Geschrei und Gestank sei die Folge.

„Wenn man auch im Rahmen des Vierjahresplanes die Erzeugungen der Lebensmittelsteigern soll, so ist diese Einrichtung hier wohl nicht am richtigen Platze.

Allerdings war nicht Kreide dafür verantwortlich, denn , denn er hatte das Gebäude an Küchenmeister Ernst Thomas vermietet, der in der Steinstraße 15 wohnte und Schweine hielt Über die Kristallnacht schreibt Armin Feldmann:

„Am Tage der Kristallnacht hatte eine nichtjüdische Mitbewohnerein des Hauses Burgstraße 37 gehört, daß irgendwelche Schläger ihr Unwesen in der Stadt treiben sollten. Sie holte daher ihre fünfjährige Tochter, die auf der Straße gespielt hatte, nach oben, als ein Trupp von 12 bis 15 SA- und SS-Leuten auch schon vom Steintor her um die Ecke bog. In der einen Wohnung im Erdgeschoß saß der 81 - oder 82 jährige Gustav Kreide gerade mir seinem Sohn und dessen Frau beim Nachmittagskaffee, es kann gegen 17 Uhr gewesen sein. Da stürzte die Meute herein und riß als erstes die Tischdecke mit allen Geschirr herunter. Das alles war eine Sache von wenigen Sekunden. Jetzt wurden alle drei auf die Straße gejagt und die gesamte Einrichtung kurz und klein geschlagen. Eine Glasvitrine mit Geschirr wurde zerschlagen und umgestürzt, Sessel wurden mit Messern zerschnitten, Bilder an den Wänden zertrümmert, die Betten aufgeschlitzt und die Federn auf den Hof geschüttet. Nach etwa 15 bis 20 Minuten war der Spuk vorbei. Die SA- und SS- Leute zogen ab, einer der Schläger trug unter dem Arm in einem Kasten eine größere Münzsammlung Gustav Kreides weg“.

Gustav Kreide starb am 23.12. 1939 in Wittenberge.1

Arthur Kreide konnte überleben. Seine Frau war „arisch“ und er selbst christlich getauft worden. Er starb 1948 im Alter von 61 Jahren.

Ein weiterer Sohn von Gustav Kreide war Max Kreide. Er wurde am 30.Dezember 1887 geboren. Er war evangelischer Konfession Er lernte in der Eisenwarenhandlung Paul Meyer in der Bahnstraße. Anschließend war er in Braunschweig und Berlin tätig, darunter 10 Jahre für eine Metallwarenfabrik. 1915 wurde er Soldat (Infanterist) und dreimal verwundet.

1918 wurde er Mitinhaber des väterlichen Geschäfts, bis er 1931 eine eigene Darmhandlung gründete, deren Sitz in der Perlebergerstraße 9 war. Dort wohnte auch Max Kreide. Im Adreßbuch von 1933 ist die Firma unter dem Namen seiner Frau Lucy aufgeführt. Seine Frau, die er 1928 heiratete, war Jüdin. Politisch gehörte Max Kreide vor 1933 der DDP an.

Schon 1933 wurde er gedrängt, sich scheiden zu lassen um arisiert werden zu können, was er ablehnte. Dann wurden Kunden zum Boykott aufgefordert. Firmen lieferten nicht mehr und Vertretungen wurden ihm abgenommen.

Max Kreide gehörte nach den Bestimmungen der 10. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 4.7.1939 zwangsweise der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ angehören und musste den zusätzlichen Namen „Israel“ tragen.1

Am 10. November 1938 wurde seine Wohnung in der Tivolistraße 8 fast völlig demoliert.

Armin Feldmann schreibt:

„ Am Tage der Kristallnacht hatte eine nichtjüdische Mitbewohnerein des Hauses Burgstraße 37 gehört, daß irgendwelche Schläger ihr Unwesen in der Stadt treiben sollten. sie holte daher ihre fünfjährige Tochter, die auf der Straße gespielt hatte, nach oben, als ein Trupp von 12 - 15 SA-und SS- Leuten auch schon vom Steintor um die Ecke bog. In der einen Wohnung im Erdgeschoß saß der 81 - oder 82 jährige Gustav Kreide gerade mit seinem Sohn Max und dessen Frau beim Nachmittagskaffee, es kann gegen 17 Uhr gewesen sein. Da stürzte die Meute herein und riß als erstes die Tischdecke mir allen Geschirrnb herunter. Das alles war eine Sache von wenigen Sekunden. Jetzt wurden alle drei auf die Straße gejagt und die gesamte Einrichtung kurz und klein geschlagen. eine Glasvitrine mit Geschirr wurde zerschlagen und umgestürzt, die Betten aufgeschlitzt und die Fesern auf den Hof geschüttelt. Nach etwa 15 - 20 Minuten war der Spuk vorbei. Die SA-und SS- Leute zogen ab, einer der Schläger trug unter dem Arm in einem Kasten eine größere Münzsammlung Gustav Kreides weg.“

Frau Kreide zog nach Berlin, arbeitete dort in der jüdischen Gemeinde als Kindergärtnerin und später bei Siemens als Arbeiterin. Sie unternahm etliche Selbstmordversuche, bis sie sich am 27. Juli 1942 vom 4. Stockwerk eines Hauses auf die Straße stürzte.

Auch die Tochter von Max Kreide wurde schon als Kind verfolgt. Es gelang den Kreides, das Kind mit 13 Jahren mit einem jüdischen Kindertransport, organisiert von den Quäkern, nach England zu bringen.

Max Kreide , der nachgekommen war, arbeitete in Tegel in einer Steinfabrik und bei der Vereinigten Labor und Glashandelsgesellschaft Berlin, Lausitzerstraße, als Arbeiter. Er musste den gelben Judenstern tragen, weshalb er zur Beerdigung seiner Frau nicht ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen durfte.

Am 27. Januar 1943 holte ihn die Gestapo. Er kam in das Lager Gerlachstraße und von dort am 17.3.1943 mit dem 4. großen Alterstransport in das KZ Theresienstadt, das er durch Glück überlebte.1 Er hatte die Häftlingsnummer I/90010978. Er war einer von 50 Überlebenden seines Transportes, der insgesamt 1440 Juden umfasste.

Max Kreide kehrte nach Wittenberge zurück und arbeitete bei seinem Bruder als kaufmännischer Angestellter. Er starb am 18.2.1950 62 jährig.

K u g e l

Alles K u g e l, genannt Meier, war vor dem ersten Weltkrieg Mitglied des Synagogenverbandes Perleberg. Er wohnte 1912 in der Bahnstraße 54. Dort hatte Sophie Kugel, wohl seine Frau, ein Partiewarengeschäft.1914 wurde er mit 11 Stimmenr als neuer Repräsentant in der Synagogengemeinde gewählt.

Nach dem Krieg wohnen die Kugels nicht mehr in Wittenberge.

Im Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus ist ein Max Meyer Kugel aufgeführt. Er wurde am 10.7.1867 in Lemberg geboren, wohnte in Charlottenburg in der Marburger Straße 5. Er kam mit dem 60. Alterstransport vom 9.9.1942 nach Theresienstadt, wo er starb.2

1921 wohnte noch der Kaufmann Max Kugel in der Wilhelmstraße 5, der dann verzog.

K u r i t z k i

Simson K u r i t z k i war Schlosser. Er wohnte 1925 in der Packhofstraße 1, 1933 in der Kleinen Tivolistraße 13.

Er wird 1925 vom Magistrat als jüdischer Bürger angeschrieben.

Er taucht aber in den Unterlagen der jüdischen Gemeinde nicht mehr auf.

L a n g n e s

Am 30.5.1885 wurde in Wittenberge Meta Langnes, geborene Joseph geboren Sie ist vermutlich die Tochter des Handelsmanns Adolph Joseph, Carlstraße 5.

1896 ist er aber nicht mehr in Wittenberge

Meta Langnes wohnte zuletzt in Berlin Charlottenburg, Niebuhrstraße 65.

Sie kam mit dem 27. Transport vom 29.1.1943 nach Auschwitz und wurde dort ermordet.1

L e w y

Bereits am 2. 10. 1893 wurde die Firma S. Lewy als Gewerbe angemeldet. Es war eine Garderobehandlung.2 Kaufmann Salomon Lewy wurde am 17.5.1865 in Rawitsch geboren und erhielt am 21.2.1897 das Wittenberger Bürgerrecht. Allerdings finden wir im Adreßbuch von 1899 keine Angaben.

Richard L e w y war bis 1928 Vorsitzender der Wittenberger jüdischen Gemeinde. Er wohnte seit Beginn des Jahrhunderts in Wittenberge und hatte am 20. September 1904 das städtische Bürgerrecht erworben.3 Geboren war Richard Lewy am 25.8.1873 in Krotoschin bei Posen.

Er besaß in der Bahnstraße 68 eine Schuhwarenhandlung und inserierte 1904 als „ größtes Schuhhaus am Platze“ .Er annoncierte mit dem Alleinverkauf der „berühmten Schuhwaren“ G. Engelhardt4 Der Schuhwarenhandel wurde offiziell am 25.9.1903 angemeldet und am 1.10. wurde das Geschäft eröffnet.5

Seine Ehefrau Johanna war eine geborene Baruth. Sie war wohl die Tochter des Kaufmanns Hugo Baruth, der 1927 starb und in der Chausseestraße 10 (Bahnstraße 97) eine Fell- und Rohhäutehandlung besaß. Geboren ist sie am 19,12,1977 in Damitz.

Richard Lewy und Frau hatten zwei Kinder. Heinz Ludwig, geboren am 8. August 1904 und Est her Ruth, geboren am 14. Mai 1906.

Der Sohn Heinz Ludwig, Schriftsteller in Berlin, änderte am 19.Juni 1929 seinen Nachnamen um in Ludwigg (!).1 Er musste dafür eine Gebühr von 100 Mark zahlen .Die Gründe sind nicht bekannt. Heinz besuchte das Realgymnasium von Wittenberge von Ostern 1914 bis Ostern 1921. Er verließ es nach der Untersekunda mit dem Ziel Kaufmann zu werden.

Lewy war der erste Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Wittenberge. Er gehörte bereits dem Perleberger Synagogenverband an. Die Lewys verzogen allerdings etwa 1929 aus Wittenberge. Sie wohnten zuletzt in Berlin Tiergarten Lützowstraße 48.

Beide wurden am 2. April 1942 mit dem 12. und 13. Transport nach dem Osten verfrachtet. Richard kam nach Trawniki. Das war ein Durchgangslager für deportierte Juden im Distrikt Lublin in Polen. Von dort ging es weiter in die Vernichtungslager Johanna starb in Reval (Tallin). In dieser estnischen Stadt wurden im September 1944 etwa 2000 Häftlinge vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen erschossen und die Leichen verbrannt. Die Ermordeten waren meist baltischen Juden, sowie Juden aus Frankfurt a. Main, Berlin und Frankreich.2

Der Tochter gelang es wohl, noch auszuwandern.

Lichtenstein

1888 und 1894 ist aus Wittenberge Simon Lichtenstein Mitglied der Synagogengemeinde Perleberg.

Er war Kaufmann für Woll und Weißwaren in der Perleberger Vorstad 66.3

L o b o c z i n s k i

Erwähnt werden als jüdische Bürger Kurt und Fritz L o b o c z i n s k i. Kurt war Kaufmann und wohnte in der Feldstraße 7. 1932 sind die Brüder nicht mehr in Wittenberge.

Dr. L o e b

Arthur Loeb wurde am 5. Februar 1876 im Rheinland in der Stadt Mayen geboren. Im dortigen Standesamt ist er unter der Nr. 35 im Geburtsregister eingetragen. Er war der eheliche Sohn von Leonhard Loeb und seiner Ehefrau Cäcilie Loeb.

Loeb ist ein jüdischer Name und tritt im 19. Jahrhundert in Mayen recht häufig auf. So werden z. B. als Vorsitzende der Synagogengemeinde Mayen folgende Vorsitzende erwähnt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Geboren in diesem Ort waren auch die Brüder Jacques und Leo Loeb. Ersterer später Professor für Biologie und Medizin, letzterer Professor für Pathologie in den USA.

Mitte des 19. Jahrhunderts bildete Mayen einen eigenen Synagogenbezirk.

Über Kindheit und Jugend von Arthur Loeb ist bisher nichts Näheres bekannt. Anfang des Jahrhunderts kommt er als junger Chemiker nach Wittenberge. Aus den Personal und Lohnkarten der Firma S. Herz Oelfabrik Wittenberge geht hervor, dass er am 1.7.1900 in die Firma eintrat. Im Wittenberger Adressbuch finden wir ihn als Dr. phil., Chemiker, eingetragen, wohnhaft in der Großen Tivolistraße 1, parterre.

2o Mark Bürgerrechtsgeld hat er, laut Wittenberger Bürgerliste, am 8.10.1903 gezahlt.

Als 45 jähriger ehelichte er am 16. November 1921 die 26jährige Amalie Pauline Hedwig Fanny Richter, Rufname Fanny. Sie wurde am 25. Oktober 1895 in Wittenberge geboren. Ihr Vater war der Königliche Eisenbahnstationsassistent Albin Bernhard Richter, der erst in der Wahrenberger Straße 36, später in der Bismarckstraße 24 wohnte. Die Mutter von Fanny, Erdmuthe Wilhelmine Agnes Richter, war eine geborene Clausing.

Fanny erlernte den Beruf einer Laborantin und begann ihre Tätigkeit 1915 in den Ölwerken. Da Dr. Loeb Militärdienst leisten mußte, lernte er Fanny an, seine Arbeit im Labor fortzuführen. Als er zurückkam aus dem Krieg, freundeten sie sich näher an und heirateten schließlich..

Eine kirchliche Trauung fand nicht statt. Der damalige Superintendent Schowalter, ein rechts stehender Kleriker, lehnte die Trauung einer Christin mit einem Juden ab. Auch Fannys Vater hatte Bedenken gegen die Ehe, obwohl ihm als Freimaurer antisemitische Gedanken fern standen.

Arthur Loeb hatte noch eine Schwester, die mit dem Berliner Möbelfabrikanten Kahn verheiratet war und die mit ihrer Familie 1933/34 in die USA auswandern konnte.

Politisch hatte sich Dr. Loeb vor 1933 in der Deutschen Demokratischen Partei organisiert. Er war zwar Jude, aber nicht orthodox im strengen Sinne. Er wird auch nicht in der jüdischen Gemeinde geführt. Er lehnte den Zionismus als politische Richtung ab, so, wie er auch alle weltumspannenden Ideologien und Systeme, wie Kommunismus, Faschismus u.a. ablehnte.

Auch die Zuwanderung jüdischer Einwanderer aus Polen, der sogenannten Ostjuden, in der Zeit der Weltwirtschaftskrise lehnte er ab.

Dr. Loeb hatte die Herstellung von Margarine aus deutschen Ölpflanzen, wie Raps und Mohn durch Entbitterung mit Benzol als Katalysator erfunden. Er hoffte damit, in das Streben der Nationalsozialisten nach wirtschaftlicher Autarkie hineinzupassen. Er blieb auch zunächst nach dem Machtantritt Hitlers unbehelligt.

Bald treffen ihn aber auch die faschistischen Rassengesetze. So mußte er, wie alle Juden in Deutschland, den zusätzliche Namen „Israel“ tragen. In der Heiratsurkunde Nr. 246 ist unter dem Datum vom 2. Januar 1939 vom Standesbeamten vermerkt:

„Der nebenstehende Arthur Loeb hat gemäß § 2 der Verordnung zur Durchführung des Ge- setzes über Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 zusätzlich den weiteren Vornamen „Israel“ zu tragen.“

Am 11. Dezember 1950 wurde dieser Vermerk aufgrund eines Rundschreibens vom 17.9. 1945 des Präsidenten der Provinzialverwaltung Brandenburg für ungültig erklärt und widerrufen.

Soweit bekannt, wurde die Wohnung der Loebs in der sogenannten „Kristallnacht“ im November 1938 demoliert.

Eine Zeitzeugin erinnert sich:

„Wir wohnten in den Werkswohnungen der Märkischen Oelwerke, Bad Wilsnacker Straße 27. Herr und Frau Loeb wohnten vorne in der Villa. Ich war damals 5 Jahre, als dieses Schreckliche geschah. Fruchtbares Getöse, Geschrei und der ganze Hof voller Bettfedern. Meine Mutter hat mich noch schnell nach Hause geholt. Aber die weißen Bettfedern haben sich bei mir eingeprägt. Wir Kinder brachten Frau Loeb immer Blümchen, dafür bekamen wir immer Kekse oder Bonbon. Am nächsten Tag wollten wir wieder Blumen bringen. Aber sie sagte, ich darf von euch nichts mehr annehmen.“1

In die Wohnung der Loebs zog der Sohn des Besitzers der Ölmühle Dr. Paul Roever.[186]

Nach dem Progrom wohnte das Ehepaar einige Zeit in der Bismarckstraße. Dann verlassen Fanny und Arthur Loeb Wittenberge. Im Adreßbuch von 1940/ 41 finden wir sie nicht mehr. Sie ziehen nach Köln, wo ein Verwandter von Arthur Loeb als Arzt tätig war. Dr. Loeb erhält nur die halbe Lebensmittelration und wurde von seiner Frau und Verwandten unterstützt.

Am 15. Oktober 1943 wird er von der Gestapo verhaftet. Er ist vorgesehen zur Deputation. Sammelstelle für die Judentransporte waren die Kölner Messehallen. Da Dr. Loeb schwer an der Zuckerkrankheit litt, benötigte er Insulinspritzen. Die bekam er nicht mehr und so verstarb er. Im Standesamt Köln Deutz ist der Tod unter der NR. 1607/ 1943 auf den 5.11.1943 datiert. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Deckstein in Köln Lindenthal, Flur 16 Nr. 671. In den Unterlagen des Friedhofes lautet das Sterbedatum auf den 9.11. 1943.

Frau Loeb zog wohl 1944 wieder nach Wittenberge zu ihren Verwandten. Später ging sie erneut nach Westdeutschland. Sie verstarb in Opladen 1971.

M a r c u s

Max Marcus wohnte 1906 in der Bahnstraße 29 im Hause des Kaufmanns Albert Porath und besaß da eine Herrengarderobehandlung. Er war am 10.7.1853 in Budsin geboren und erhielt am 1. Mai 1906 das Bürgerrecht von Wittenberge.

Seine Ehefrau war vermutlich Rosa Marcus, geb. Löwenstein, die am 11.4.1910 starb und in Wittenberge begraben wurde..

M a r m a r o s c h

Zur jüdischen Gemeinde Wittenberges gehörte auch der Kaufmann David M a r m a r o s c h. Er war am 15. Juli 1894 in Millic (Kreis Wirsitz Rumänien) geboren und wohnte 1933 in der Bismarckstraße 38, 1935 in der Adolf Hitler Straße ( Bahnstraße) 105. 1935/366 ist er noch im Adressbuch . Im Februar des Jahres ist er noch als Mitglied der jüdischen Gemeinde angeführt.1

Das Haus in der Bismarckstraße gehörte dem Kaufmann Hermann Koopmann. Marmarosch betrieb in der Chausseestraße, gemeinsam mit seiner Frau ein Geschäft. 1936 wird dieses Geschäft nur von Ernestine Marmarosch geführt.2. Eine geplante Plünderung des Geschäftes wurde 1938 wahrscheinlich vereitelt, weil Marmarosch rumänischer Staatsbürger war. 1935 zahlt er noch 6 Mark für die kleine Wittenberger jüdische Gemeinde, als deren stellvertretender Kassierer er 1936 erwähnt ist.

An David Marmarosch erinnert sich Elisabeth Nieswandt geb. Witte, deren Vater von den Nazis ermordet wurde.

Sie schreibt:

„Ich erinnere mich: Der Mann Maramrosch war schon nach Berlin gebracht worden und hatte seiner Frau mitgeteilt, dass sie nachkommen möchte. Sie sollte alle Sachen mitbringen, Geld und Wertgegenstände, weil nur reiche Juden die Möglichkeit hatten, nach Rumänien auszuwandern. Die Frau M. kam in unsere Wohnung und bat Vater um Hilfe. Sie trug den Judenstern am Mantel. Vater sagte ihr Hilfe zu. Vater und ich brachten dann eine Woche lang jeden Tag ,d.h. abends Koffer für sie zum Bahnhof und gaben sie auf. Die Gepäckkarten sammelten wir und gaben sie ihr letzten Abend, als sie bei uns übernachtete, damit sie in Berlin ihre Sachen in Empfang nehmen konnte.“3

David zog nach Berlin und wohnte zuletzt in Berlin Tempelhof, Blumenthalstraße 13. Er wurde mit dem 56. Transport vom 10.8.1944 nach Auschwitz gebracht, wo er verschollen ist.

Seine Ehefrau Ernestine, geborene Schenkler befand sich ebenfalls in diesem Transport. Sie war am 6.2.1891 in Zydzow/Polen geboren worden.1

M e n d e l

Der Kaufmann Georg M e n d e l wohnte 1933 in der Bahnstraße 43, 1936 in der Johannes Runge Straße 12 und dann in der Bahnstraße 105. Georg Mendel betrieb am Bismarckplatz 3 ein Wäsche- und Textilgeschäft. Ein zweites Konfektionsgeschäft war in der Bahnstraße 79. Er annoncierte in der Zeitung mit dem Spruch: „Äpfelchen, wohin rollst du? Zu Mendel!“

Georg Mendel stammte aus dem Osten. Er wurde am 25. Januar 1880 in Tremessee, Krs. Mogilow geboren.

1936 wird er stellvertretender Vorsitzender der Wittenberger jüdischen Gemeinde. Die politische Entwicklung und der geschäftliche Ruin trieben ihn in den Freitod. Er erhängte sich.

N a t h a n i e l

Bernhard N a t h a n i e l wird in einem Schreiben des Wittenberger Magistrats vom November 1925 als jüdischer Bürger angesprochen. Er wohnte in der Auguststraße bei Adam, wahrscheinlich in Untermiete. Sonst ist nichts über ihn bekannt.

Neubauer Dr.

Er ist Amtsrichter und wohnte in Wittenberge. Als solcher ist er 1890 Mitglied der Perleberger Synagogengemeinde. Näheres konnte nicht ermittelt werden.

Neuburger

Er gehörte dem Synagogengemeinde Perleberg an.

Er war Kaufmann und am 25.11.1815 in Wolmirstedt geboren. Er erhielt am 28.7.1864 für 21 Mark das Wittenberger Bürgerrecht. Er ist aber bald wieder verzogen.

Philippsthal

Zu den Wittenberger Juden gehörte auch die Familie Philippsthal. Richard Philippsthal, geboren am 6.2.1867 in Crefeld, besaß in der Bahnstraße 58 das Kaufhaus Emil Müller G.m.b.H., das 1906 eröffnet worden war.

1933 gehörte es ihm aber nicht mehr. Besitzer war zu dieser Zeit der Charlottenburger Kaufmann Moritz Engel mit 3 weiteren Geschäftspartnern.

Richard Philippsthal war zwar Jude, seine Frau Christiane aber römisch katholisch und die Tochter evangelisch. Er selbst hatte es 1925 abgelehnt, einen Mitgliedsbeitrag für die jüdische Gemeinde in Wittenberge zu zahlen. Seine Bindung zur jüdischen Religion scheint nicht sehr stark gewesen zu sein, obwohl er 1923 die jüdische Gemeinde mitbegründet hatte und ihr auch 1925 noch angehörte.

Es scheint sogar in der Familie, besonders bei Frau Philippsthal antisemitische Tendenzen gegeben zu haben. Denn 1934 lehnte der jüdische Rechtsanwalt Dr. J. Auerbach die Rechtsvertretung der Philippsthals ab mit dem Ausdruck der Verwunderung, dass sie überhaupt in Anspruch genommen wurde. Frau Philippsthal soll andere jüdische Bürger mit der Bezeichnung „Volljude“ bedacht haben, ein Ausdruck, der der nazistischen Sprachregelung entlehnt war.

„In dem Munde der Frau Ph. Nehmen sich diese Ausdrücke sehr sonderbar aus, da, wenn ich nicht irre, ihr eigener Mann mindestens jüdischer Abstammung ist“ schreibt Rechtsanwalt Dr. J. Auerbach aus Berlin.1

Die Familie wohnte in der Rathausstraße 40. Das Haus gehörte der Witwe Helene Woempner.

Am 10. November 1938 wurde die Wohnung der Phillippsthal total demoliert, Sohn und die gelähmte Tochter brutal mißhandelt.

Was 1938 geschah, schildert Ernst Phillipsthal 1946 so:

„Am 10.November 1938 gegen 16 Uhr 47 Minuten erbrach eine 14-Mann starke, mit Beilen, Dolchmessern und Schußwaffen versehene Horde der NSDAP die Tür unserer Wohnung, Wittenberge, Rathausstraße 40, zwei Treppe, und begann ihre Zerstörungswut. Meine Mutter versuchte Hilfe herbeizuholen.

Man verwehrte ihr mit Gewalt und Bedrohung am Leben das Verlassen der Wohnung und belegte sie mit flätigen Worten, die ich nicht zu Papier zu bringen vermag.“

„Ich trat den Banditen entgegen, erhielt sofort Faustschläge ins Gesicht, daß das linke Auge dick hervorquoll. Ein Kerl hatte gerade mit einem Dolchmesser eine Daunendecke zerschlitzt und stach nunmehr mit seinem Messer auf mich ein. Dann stellte man mich, mir mit vorgehaltener Schußwaffe die Erschießung androhend, in die Schlafzimmerecke, wo ich ungefähr zwei Stunden lang die bestialische Zertrümmerung der Möbel und des Hausrates mit anhören mußte“1.

Ernst Phillipsthal schildert dann weiter, wie auch die Aussteuer seiner Schwester , Wäsche und Bekleidungsstücke ,zerfetzt und zum Teil zum Fenster hinausgeworfen wurden.

Die kranke Schwester wurde aus dem Bett gezerrt und verlor durch den Schock die Sprache. Sie soll dann beim Wittenberger Superintendenten Scholz Unterkunft gefunden haben. Bereits am 10.April 1939 verstarb sie. Auch die Mutter von Ernst Phillipsthal starb am 31.Dezember desselben Jahres.

Richard und Ernst Phillipsthal wurden nach der Zerstörung der Wohnung festgenommen, in die Arrestzellen der Wittenberger Polizei gebracht, nach einiger Zeit aber wieder freigelassen. Ein Aufnahme- und Entlassungsprotokoll gab es nicht. Richard mußte sich ins Krankenhaus begeben. Wahrscheinlich hatten die Schläge auf dem Kopf, so der Sohn, Spuren hinterlassen. Richard kam nach Neuruppin. Das weitere Schicksal ist nicht genau bekannt. Am 18. 7. 1940 teilt die Pflegeanstalt Dem Ernst mit, dass der Vater am selben Tag der Pflegeanstalt Barlin buch zugeführt wurde.. Das Schreiben war vom Landesinspektor Quos unterzeichnet.2 Als der Sohn in Berlin buich nach seinen Vater suchte, leugnete man dort Patienten aus Neuruppin erhalten zu haben. Ernst fand den vater nichtht.

Auf eiene erneute schriftliche Anfrage teilt am 12. 8. 1940 ein Dr. Bender mit, dass richard Philipsthal am 20.7.1940 in eine ihnen nicht bekannte Anstalt weiterverlegt worden sei.. Er nst wandte sich an den Oberpräsidenten der Provinmz Btrandenburg und erhielt am 5. Oktober 1940 folgenden Antwort:

„Ihr Vater, Herr Richard Israel Philippsthal ist auf Anordnung des Reichsverteidigungs­kommissars verlegt worden. Die für die Beantwortung ihres Schreibens zusträndige dienststelle ist die Gemeinnützige Krankentrasnsport GmbH in Berlin W 9, Potsdamer Platz 1. Ich habe Ihr Schreiben dorthin abgegeben.. diese Gesellscvhaft wiollte auch keine Auskunft geben.. Am 12.11. 1940 erheit Ernst von der Irrenanstalt chelm, Post Lubluin die Nachricht, dass sein Vater am 11. november 1940 an Herzschlag verstroben sei..

Die Phillippsthals sollten die Trümmer in der Wohnung innerhalb von drei Tagen beseitigen, was sie nicht taten. Sie wollten den Zustand der Öffentlichkeit bekanntmachen.

Beim Wittenberger Oberbürgermeister, als obersten Polizeichef, wurde Beschwerde gegen die Verwüstung erhoben. Am 8.2.1939 erstattete Ernst Phillipsthal Anzeige gegen die ihm bekannten Täter beim Oberstaatsanwalt des Landgerichtes Neuruppin.

Die Anzeige kam zur Gestapo, die Ernst am 22.2.1939 zur Vernehmung vorlud. Er wurde mehrmals inhaftiert und mißhandelt und verlor auf dem linken Ohr das Gehör.

Am 31.März 1939 wurde die Familie auf Betreiben der Hausbesitzer exmittiert. Sie hatten vorher beim Gericht dagegen geklagt, aber das Amtsgericht Wittenberge wies die Klage am 7.Dezember 1938 zurück und verurteilte das Ehepaar, die Wohnung zu räumen und die Kosten des Verfahrens zu tragen.

Als Begründung führt das Gericht an:

1.Die zerstörte Wohnung sei nach der Verwüstung noch nicht wieder instand gesetzt worden.
2.Wörtlich: „Der Beklagte ist Volljude. Als solcher kann er aber infolge seiner persönlichen Eigenschaften als Jude keine Hausgemeinschaft mit Deutschen bilden. Denn die Hausgemeinschaft ist ein Bestandteil der deutschen Volksgemeinschaft“.

Weiter heißt es:

„Die praktische Bedeutung zeigt sich insbesondere beim Einsatz im Luftschutz. Eine Hausgemeinschaft mit dem Beklagten als Juden könnte in Notzeiten nicht die ihr auf dem Gebiet des Luftschutzes gestellten Aufgaben erfüllen. Der Beklagte besitzt als Jude dieses Vertrauen nicht“.

Es genüge nicht, heißt es abschließend weiter, wenn der Beklagte allein die Wohnung verläßt, während die Beklagte, also die arische Ehefrau mit ihren Kindern wohnen bleibt.

Ein Antrag der Ehefrau auf Gewährung eines Vollstreckungsschutzes wurde am 10.Februar abgelehnt. Die Hausbesitzerin, wie auch einem anderen Hausbewohner, sein die Fortsetzung der Hausgemeinschaft nicht zuzumuten. Frau Phillipsthal habe sich „durch ihre Ehe mit einem Juden außerhalb der Volksgemeinschaft gestellt“.

Sohn Ernst flüchtete nach Berlin. Er wurde nach seinne Aussagen 5 mal von der Gestapo verhaftet und sechmal zusammengeschlagen.1945 kehrte er nach Wittenberge zurück. Allerdings erhielt er erst Mitte 1946 wider die Genehmigung, ein Gewerbe zu eröffnen. Er mußte in einem Hotel wohnen. Am 6. juli 1946 wandte er sich an die Dezernentin für OdF der Stadt Wittenberge, Frau Rosenbaum mit der bitte um ein Zimmer mit Kochgelegenheit Später bezog er eine Wohnung in der Bahnstraße 40 bei Kaufmann Georg Hagen. Am 29.Juni 1946 ging er wieder nach Berlin.

Er erstattete im September 1946 Anzeige beim Amtsgericht in Wittenberge wegen verbrechen gegen die Menschlichkeit und intellektueller Urheber-und Mittäterschaft bei dem Verbrechen vom 10.11.1938 in der Ratrhausstraße Angezeigt wurde Frau Helene Woempner und Dr. Olig, Parteimitglied und SA Sturmführer. Eine Anzeige gegen Konditormeister Fritz Selbmann jun. lief ebenfalls. Er war maßgeblich am Judenprogrom, beteiligt.ebenso wie der SA Mann Gießel.

Der Magistrat der Stadt Wittenberge lehnte in seiner Sitzung am 29.Juni 1946 Ansprüche von Phillipsthal gegen die Stadtgemeinde ab.

Begründung: Die gegenwärtige Stadtverwaltung kann nicht für Handlungen der NSDAP haftbar gemacht werden.

So blieb für Phillipsthal das Verbrechen an den Juden ungesühnt.

In seinen Schreiben an dern Berliner Asuschuss formulierte Ernstr: „Mein Heim haben die Nazis zu Kleinholz zerhackt. Sie haben mir meine Existenz genommen, meine Gesundheit untergraben, sodass ich heute laut ärztliches Zeugnis nur beschränkt arbeitsfähig bin. Meine 5 vernichteten nächsten Angehörigen können nicht zum Leben zurückgerufen werden.. Weihnachten 1945 saß ich ohne Brot, ohne Mehlsuppe, ohne Feuerung und ohne ganzes Schuhzeug das! Wer hilft mr?

Die Tochter verlor zusätzlich zu ihrer Lähmung die Sprache und starb am 10. April 1939.

Frau Phillipsthal, geistig und körperlich zerbrochen, am 31. Dezember 1939.

Ernst Phillipsthal, der Sohn von Richard, war, obwohl nur „Halbjude“ , voll von den Ereignissen getroffen. Auch er wurde mißhandelt. Trotzdem versuchte er, Wittenberger Bürgern das Ergebnis der Verwüstungen zu zeigen und lud sie zur Besichtigung ein.

Darauf wurde er am 3. März 1939 im Hausflur überfallen und schwer mißhandelt.

Ernst Phillipsthal erhob Beschwerde beim Oberbürgermeister als Ortspolizeichef und erstattete Anzeige beim Landgericht Neuruppin. Er wurde nach 14 Tagen von der Gestapo verhört.

Danach zog er nach Berlin, nachdem er in Wittenberge auf Antrag der Hausbesitzerin exmittiert worden war. Er überlebte, wenn auch sein Gesundheitszustand sich erheblich verschlechtert hatte. Das war die folge von wiederholten Verhaftungen und Mißhandlungen

Er beantragte, in Wittenberge einen Gewerbebetrieb zu eröffnen. Der Magistrat beschäftigte sich am 29.1.1946 damit. Er war bereit, den Antrag zu genehmigen, wenn Phillippsthal nachweist, dass er Opfer des Faschismus ist und nicht von Berlin aus den Betrieb leiten will.1

Er hat nach 1945 Wiedergutmachungsansprüche gestellt, die vom Magistrat am 29.1.1946 abgelehnt wurden.

Die Stadt schrieb:

„In seiner Sitzung ... hat der Magistrat beschlossen, daß Regreßansprüche, die aus Anlaß der Judenverfolgung im November 1938 gegen die Stadtgemeinde geltend gemacht werden aus grundsätzlichen Erwägungen abgelehnt werden müssen.

Die gegenwärtige Stadtverwaltung kann nicht für Handlungen der NSDAP haftbar gemacht werden.“

In Berlin wohnte Ernst Philippsthal in Neukölln, Bürknerstraße 7 im Gartenhaus II Treppen rechts..

Von dort wandte er sich an den Hauptausschuss „Opfer des Faschismus“ in Berlin im Februar 1946.

Pintus

Zu den ältesten jüdischen Einwohnern der Stadt gehört die Familie P i n t u s. Auf dem jüdischen Friedhof befindet sich noch die Grabstätte von Paul Pintus und seiner Ehefrau Rosa, geb. Mühlendorf.

Paul Pintus wurde am 19.9.1839 in Wittenberge geboren, Rosa am 27.11. 1855. Sie starb am 28.2.1899. Die Eltern von Paul Pintus hatten auf dem Friedhof ein Erbbegräbnis.

Der Vater, Kaufmann Saul Pintus, geboren am 8.4. 1806, starb 1881. Die Mutter Phillipine, geboren am 30.6.18o6 starb bereits am 8.11.1870. 1863 wohnte Saul Pintus in der Steinstraße 46. Saul war aktiv in der Wittenberger Schützengilde tätig. 1850 ist er Fähnrich und Gildedeputierter. Letzteres bis 1852.1 Er gehörte auch zu den Repräsentanten der Synagogengemeinde Perleberg.

(Fotokopie eines alten Dokumentes)

Paul Pintus besaß in der Poststraße 1 ein Haus und wurde als Bankier geführt. In der Poststraße 1 wohnte er seit 1. April 1884. 1887 wird er als Besitzer des Hauses genannt. Er hat es vermutlich vom Vorbesitzer, Civilingenieur Appel, gekauft. Vorher wohnte er in der Steinstraße 45.

Paul Pintus war am 25.10. 1871 Bürger der Stadt Wittenberge geworden, nachdem er die üblichen 21 Mark Bürgergeld entrichtet hatte. Er hatte am 10. September 1874 für den Preis von 3000 Reichstalern das Haus in der Steinstraße von dem bisherigen Eigentümer Friedrich Schulz erworben Er starb am 25.7.1905.

Paul Pintus engagierte sich auch für die Stadt .

Er gehörte 1887 dem Kassen Kuratorium und dem Sparkassenkuratorium an

Das Bankgeschäft in der Poststraße 1 ging vermutlich in den Besitz der Erben von Pintus über, von denen Mathilde Spandow, geb. Pintus erwähnt ist. 1907 ist aber eine Witwe Theek Besitzer.

Am 10.7.1892 wurde in Wittenberge Fritz Pintus geboren, der Sohn von Paul Pintus. Fritz wohnte zuletzt in Berlin Friedrichshain, Thaerstraße 61. Er kam mit dem 19. Transport vom 5.9.1942 nach Riga, wo er am 15.10.1942 starb.2

Preminger

1906 ist im Adressbuch von Wittenberge die Firma Preminger und Stein verzeichnet.

Inhaber ist Moses Preminger, Lüneburg , Salzbrückerstraße 34und Jakob Stein, Bäckerstraße 7.

Sie annoncieren als Kredit Waren Haus und empfehlen auf Kredit und gegen bar Möbel, Konfektion, Manufaktur und Schuhwaren. Sie liefern ganze Hausstände und bei Barzahlung gegen Rabatt.1

Er war bis 1914 in der Repräsentantenversammlung der jüdischen Synagogengemeinde in Perleberg und schied dann aus wegen Wegzug. Preminger ist allerdings nicht im Wittenberger Bürgerbuch verzeichnet.

Rosenbach

Sally Rosenbach wird 1871 als Wittenberger in der jüdischen Synagogengemeinde erwähnt.2

Rübensohn Dr. Hugo

1890 gehörte Rübensohn als Wittenberger zum jüdischen Synagogenverband in Perleberg.

Er war nur kurzzeitig in Wittenberge,

Im Adressbuch von 1890 ist er als Dr. med. in der Bahnstraße 6 a verzeichnet. Er wohnte in einem Haus , das dem Apotheker Schönduve gehörte

S a c h s e

Auf dem alten jüdischen Friedhof befand sich die Grabstelle von Minna Sachse. Sie wurde am 26.2.1863 geboren und starb am 26.2. 1874. Mehr ist nicht bekannt. Es ist möglich, daß sie überhaupt nicht aus Wittenberge stammte. Der Name ist in späteren Adressbüchern nicht verzeichnet.

S c h a c h t

Ernestine Schacht war die Ehefrau des Pförtners Adolf Schacht und wohnte in der Düppelstraße in Wittenberge. Sie ist nur 1939 als Jüdin erwähnt

S c h l e s i n g e r

Kaufmann David S c h l e s i n g e r wurde am 12.4.1845 in Mark Friedlandgeboren und erhielt am 17.7.1872 das Wittenberger Bürgerrecht. Er besaß in der Steinstraße 20 ein Haus und eine Damen- Manufaktur, Mode- und Schnittwarenhandlung. Er starb am 20. November 1915.

Seine Frau war vermutlich Minna Schlesinger geb. Löwenthal. Sie starb am 18.7.1909. Ihr Grab befand sich neben dem von David. Die Grabstelle 16 auf dem Plan des alten jüdischen Friedhofes, Schlesinger Ella, bezieht sich wohl auf eine Tochter Davids Schlesingers. Nach dem ersten Weltkrieg wohnte niemand von der Familie mehr in Wittenberge.

In Wittenberge wurde am 10.3.1874 Martha Schlesinger geboren, wahrscheinlich eine weiter Tochter von David. Sie wohnte zuletzt in Berlin Wilmersdorf, Prinzregentenstraße 2.

Sie kam mit dem 9. Transport vom 19.1.1942 nach Riga und ist dort ums Leben gekommen.

Mit ihr kam auch ihre Schwägerin Margarete, geborene Salomon, geboren am 13.7.1878 in Berlin, ums Leben.1

S c h n e i d e r

Margot Schneider wurde am 12.9.1903 in Wittenberge geboren. Sie wohnte zuletzt Berlin Mitte. Sie kam mit dem Alterstransport vom 9.6.1942 nach Theresienstadt, wo sie im November 1942 verstarb.2

Es ist gegenwärtig nicht bekannt, wer die Eltern von Margot waren. Allerdings wird im Gedenkbuch von Theresienstadt eine Margot Schneider erwähnt, die am 8.9.1872 geboren wurde. Sie kam am 13.8.1942 nach Theresienstadt und verstarb dort am 21.11.1942

Auf dem Plan des alten jüdischen Friedhofes ist unter dem Grab 4 der Name Schneider erwähnt, ohne irgendeine weitere Bemerkung.

1906 wohnte in der Stein Hardenberg Straße 19 der Kaufmann Friedrich Schneider und in der Turmstraße der Agent Max Schneider. Ob hier Verwandtschaft bestand konnte nicht festgestellt werden.

S i n z h e i m e r

Auf dem alten jüdischen Friedhof von Wittenberge befand sich ein Grab mit dem Namen Sinzheimer.1

Es war ein Kindergrab, denn der oder die Tode wurde am 21.11.1874 geboren und starb bereits am 26.4.1878.

Über die Sinzheimer ist wenig bekannt. In der Wittenberger Bürgerliste von 1876 ist ein Elias S i n z h e i m e r vermerkt,, der aber nicht das Bürgergeld zahlte.. Er ist vermerkt, zahlte aber nicht das Bürgergeld.

Die Sinzheimer stammten aus der Altmark. Elias ist am 14.11. 1843 in Bismark geboren und war von Beruf Händler. Das oben erwähnte Kind ist wahrscheinlich seine Tochter. Möglicherweise ist er von Wittenberge nach Berlin gezogen. Ein Kaufmann Elias Sinzheimer starb dort am 5.8.1907 im Alter von 62 Jahren in der Genthiner Straße 12. Er war mit Rosalie, geborenen Sachs verheiratet und wohnte in der Schönhauser Allee 173. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt2. Seine Ehefrau war ebenfalls in Bismark geboren und zwar am 19.4.1847. Sie verstarb am 19.2.1928. Sie wohnte mit ihrer Tochter Margarethe Sinzheimer, einer Buchhalterin in der Kanzowsrtraße 11.3 Sie hatte noch einen Bruder Willy, Kaufmann. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Neben der erwähnten Margarete noch Ella. . Sie war Verkäuferin und in der Immanuaelkirchstraße 2 wohnhaft.4

In Bismark tauchen im 19. Jahrhundert weitere Vertreter des Namens auf.

So eine Regine Sinzheimer, geboren 1854 in Bismark, 1846 eine Jette (Henriette) Sinzheimer, die 1876 den jüdischen Bürger Hermann Meyer geheiratet hatte. Diese Familie lebte weiter in Bismark, von ihren drei Kindern wurde 1943 eines in Auschwitz ermordet.

Am 7.9. 1877 wurde Gustav Hans Sinzheimer als Sohn von Simon Sinzheimer und dessen jüdischer Ehefrau Marianne geb. Groß geboren.

Dieser Gustav Hans wurde im jüdischen Adressbuch für Groß Berlin aus dem Jahre 1929/30 als „Sänger „ angeführt, der in der Berliner Fasanenstraße 44 wohnte. Später (1939) wohnte er in Wilmersdorf, in der Jenaer Straße 8. Er trug auch das Pseudonym Hans Horsten.

In der Zeitschrift „Judentum und Musik“ ,in der die Nazis alle jüdischen Sänger und Musiker aufführten , ist er auf Seite 263 als Opern und Operettensänger aufgeführt und als Wohnsitz die Innsbruckerstraße 5 in Charlottenburg angegeben.

Er wurde am 29.1.1943 mit dem 27. Transport nach Auschwitz deportiert und gilt als verschollen.1

Sittenfeld

Kaspar Sittenfeld war Händler. Er war am 19.6.1818 in Neubrück geboren und erhielt am 31.12.1870 für 21 Mark das Bürgerrecht der Stadt Wittenberge.2

Er ist 1868 , 1869 und 1871 unter den Mitgliedern der jüdischen Synagogengemeinde angeführt. Dann ist er verzogen.

S t e i n

Julius Stein gehörte 1913 zu den stimmberechtigten Mitgliedern der Synagogengemeinde Perleberg.

Von ihm ist nur bekannt, dass er am 10. März 1876 in Salzwedel geboren wurde und am 21. Februar 1908 das Bürgerrecht für 20 Mark in Wittenberge erhielt. Zu diesem Zeitpunkt muß er in die Stadt gekommen sein.

Er war Kaufmann und wohnte in der Auguststraße 5.3

Nach dem ersten Weltkrieg wohnt er nicht mehr in der Stadt.

S z a b o

Frau Szczena Szabo , geb. Schwarz, gehörte 1923 zu den Gründungsmitgliedern der jüdischen Gemeinde Wittenberge. sie wurde am 26.6.1894 in Sago-gömor geboren.4 Sie war verheiratet mit dem Händler Janos Szabo, geboren am 18.2.1886 in Zenta/ Ungarn. Er war von Beruf Schneider. Das Ehepaar kam wahrscheinlich schon vor dem ersten Weltkrieg nach Wittenberge. Am 7.12.1913 wurde die Tochter Elisabeth in Wittenberge geboren. Ihr folgte am 5.8.1922 die Tochter Margot.

Die Szabos besaßen zunächst die österreichische Staatsbürgerschaft und waren dann später staatenlos.

Sie wohnten 1925/26 in der Steinstraße 14 und 1933 in der Putlitzstraße 3. In der Rathausstraße 22, im Hause des Kaufmanns Paul Krüger, besaßen sie eine Obst- und Gemüsehandlung.

In der jüdischen Gemeinde ist Janos Szabo offiziell registriert. 1930 zahlt er einen Mitgliedsbeitrag von 2 Mark.

Das Geschäft wurde 1933 boykottiert, was die Szabos wohl veranlasste, Wittenberge zu verlassen. Im Dezember 1933 sind sie in der jüdischen Gemeinde nicht mehr erwähnt.

Nach Aussagen von Max Kaiser gelang es ihnen nach Palästina auszuwandern. Das wird amtlich bestätigt. Sie sind dorthin am 13.7.1933 verzogen.1 Sie lebten dort in Haifa. Die älteste Tochter Lisbeth starb dort 1994. Eine jüngere Tochter soll nach Deutschland zurückgekehrt sein.

W e ißb a r t h

Leo Weißbarth ist in der Liste der jüdischen Gemeinde vom 17. Januar 1928 an den Magistrat als Mitglied genannt. Ebenso 1930. 1933 wohnte der Kaufmann Weißbarth in der Lenzener Straße 82 im Hause des Bauunternehmers Friedrich Schmidt.

Er muss aber bald Wittenberge verlassen haben.2

W o r m s

In der Bahnstraße 16 wohnte 1933 der Kaufmann Harry Worms. Seine Frau war Mitinhaber, zusammen mit Albert Breslauer, des Einheitspreisgeschäftes E.P.G.. 1935 wird Worms noch als Mitglied der jüdischen Gemeinde angeführt und zahlt 10 Mark Steuern.

Nach den Recherchen von Armin Feldmann soll Frau Worms mit ihrer Tochter in die USA ausgewandert sein.

Zusammenfassung

Von den Wittenberger Juden wurde Opfer der faschistischen Barbarei:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Fall Jaffe und Wittenberge

Phillip J a f f e war kein Wittenberger. Er ist nur durch den Tod mit der Stadt verbunden. Im Wittenberger Kirchenbuch der Jahre 1855 - 73 findet sich unter der Nr. 59 vom April 1870 die Eintragung:

Phillip Jaffe Dr. med. et philos.

Professor an der Universität zu Berlin

Alter: 51 Jahre

Unbekannt ob Kinder hinterlassen

Gestorben am 3. April, früh 6 ½ Uhr

Todesursache: Erschoß sich selbst1

Wer war Jaffe? Er wurde am 17. Februar 1819 in Schwersenz bei Posen geboren. Er sollte Kaufmann werden, wie sein Vater und Großvater, studierte aber dann Philosophie und Geschichte bei einem der bedeutendsten deutschen Historiker, Leopold von Ranke.

Bereits 1843 erschien von ihm eine „Geschichte des Deutschen Reiches unter Lothar von Sachsen“. Jahre später folgte eine über Kaiser Konrad III.

Das Mittelalter war sein Forschungsgegenstand. 1851 erschienen die „Regesta pontificum Romanorum“ und 1864 die „Bibliothecae rerum germanorum“, zwei bedeutende Quelleneditionen, die ihn in der wissenschaftlichen Welt bekannt machten. Ab 1854 war er ständiger Mitarbeiter der „Monumenta Germaniae Historica“.2

Jaffes Schicksal stand unter keinem guten Stern. Er war Jude. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war es Juden in Preußen untersagt, Staatsämter zu übernehmen bzw. akademische Laufbahnen einzuschlagen. Daher versuchte Jaffe die Richtung zu wechseln und begann 1853 ein Medizinstudium. Trotz Staatsexamen und Dissertation zog es ihn aber wieder zu den historischen Forschungen.

1862, als die Beschränkungen für Juden aufgehoben waren, wurde er außerordentlicher Professor für Hilfswissenschaften an der Universität Berlin. Übrigens als erster Jude in Preußen.

Die im Wittenberger Stadtarchiv gefundene Mitteilung enthält die Bemerkung, daß er als Jude sich nicht zum Übertritt zum Christentum entschließen konnte und durch Antisemiten zu Tode gehetzt wurde. Wahrscheinlich sah er ins einer inneren Zerissenheit keinen anderen Ausweg mehr. Sein Biograf Alfred Dove leugnete konfessionelle Motive und sprach von Verfolgungswahn.

1876 schrieb Professor Mommsen in den Preußischen Jahrbüchern.

„Zu den Persönlichkeiten, bei deren Schicksal der alte Glaube an einen bösen Stern sich unvermeidlich aufdrängt, gehörte, wie dies auch seinen ferneren Freunden nur zu bekannt ist, der verstorbene Prof. Jaffe. Eine reine, feste, klare Natur, mit bescheidenen Anspruch an das Leben, vor allem der Anspruch, verständig zu schaffen und nützlich zu wirken, schien ihm nach harten Ringen noch in der Vollkraft der Jugend alles zugefallen zu sein, was er begehren durfte, eine seiner Eigenartigkeit entsprechende und in seinem Kreis höchst eingreifende Forscher und Lehrtätigkeit hohe und allgemeine Achtung fern und nah vor den Menschen, wie vor den Gelehrten, treue Freunde und gute Arbeitsgenossen, freie und sichere Fahrt nach dem selbst gewählten Ziel mit dem Ausblick auf immer reicheren und vollerem Erfolg. Mit tapferen Mute hat er die schweren Kämpfe bestanden, in denen er sich seine Lebensstellung gewann, als er äußerlich geborgen war erfolgte die Katastrophe des 22.3.1870.

Es ist nicht nötig, hier die traurige Frage zu erörtern, was am meisten ihr Eintreten herbeigeführt hat, ob sein eigenes Naturell oder die tückischen Verhältnisse seiner Stellung oder die Nichtswürdigkeit einzelner in sein Leben eingreifender Persönlichkeiten.“1

Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Wittenberge

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Juden als Opfer der Zwangsarbeit

Über die Juden in Wittenberge zu berichten, heißt auch diejenigen Juden zu erwähnen, die durch Zwangsarbeit in den Betrieben ums Leben gekommen sind.

In den offiziellen Totenlisten über die Gräber der Bürger der Vereinten Nationen, die nach dem 2. Weltkrieg aufgestellt wurden, werden folgende Juden erwähnt:

Chaim Herschel

Arbeiter aus Krosnewice, geboren am 25.11. 1896. Er starb am 6.6.1942 an Herzmuskelschwäche.

Rafael Kurz

Schlosser aus Krosnewice. Geboren am 18.12. 1910. Gestorben am 26.6.1942 an Herzschwäche.

Icek Josef Barg

Er stammte aus Pilgrams. Geboren am 2.10.1921. Gestorben am 7.7. 1942 an „plötzlichen Tod“.

Schmul Urbach

Arbeiter aus Zychlin,geb. 1908, gest. 18.7. 1942 an Herzschwäche

Schija Leib Baumann

Arbeiter aus Litzmannstadt (Lodz), geboren am 4.2.1907. Gestorben am 19.7.1942 an Herzschwäche

Leiser Gutmann

Arbeiter aus Zychlin, geboren am 4.8. 1900. Gestorben am 22.7.1942 an Herzmuskelschwäche

unbekannter Nationalität

Rywen Stol

Arbeiter aus Litzmannstadt (Lodz), geboren 1.8.1911.Gestorben am 8.8.1942 an Lungenentzündung

Fisher Neufeld

Arbeiter, geboren 18.7. 1913 in Groningen. Gestorben an 20.8. 1942 an Verbrennungen.

Ber Kwal

Arbeiter, geboren am 20.5. 1925 in Wesewjahska. Gestorben am 12.1.1943 an Entkräftung

Schymon Kaschub

Fleischer, geboren am 1.3.1908 in Krosnowice. Gesorben. am 7.3.1943 an Lungenentzündung.

Es sind die genannten Personen wohl polnischer Nationalität.

Sie sind in der Totenliste als Juden direkt erwähnt. Es ist aber möglich, dass bei der Aufstellung neben ungenauen Angaben zum Geburtsort und Namen - die Schreiber hatten da große Schwierigkeiten - auch die Bezeichnung „Jude“ vergessen wurde.

Juden in der Zellwolle

Die Kurmärkische Zellwolle und Zellulose AG, 1939 eröffnet, lebte während des Krieges von der Ausbeutung einer Vielzahl von ausländischen Arbeitskräften und Häftlingen.1

Dazu gehörten auch Juden.

Die Betriebsleitung ließ besonders Juden aus Polen und anderen Ländern unter den entwürdigsten Bedingungen schuften. Die Betriebsleitung achtete dabei besonders darauf, dass die vom „Reichstreuhänder der Arbeit“ am 4.August 1940 veröffentlichten amtlichen Mitteilungen konsequent eingehalten wurden.

Darin war festgelegt, dass an gesetzlichen Feiertagen Juden keinen Arbeitsverdienst und keine Feiertagszuschläge erhalten. Jegliche Familien - Kinder - Geburts - Heiratsbeihilfe wurde ihnen gestrichen. Nur einmal im Jahr durften sie eine Familienfahrt erhalten, aber „nur unter bestimmten Voraussetzungen“. Streng musste darauf geachtet werden, dass Juden unter Aufsicht getrennt von den „Ariern“ einzusetzen waren.

Am 1. November 1940 startete eine Sonderaktion zum Zwangseinsatz nichtdeutscher Juden. Sie sollten beim Autobahnbau, aber auch in anderen Betrieben verwendet werden. In der Zellwolle wurden Juden zum Bau einer Hefefabrik eingesetzt

Aber die Betriebsführung gab nicht nur offizielle Mitteilungen übergeordneter Dienststellen weiter, sondern gab auch ihre eigenen Richtlinien heraus.

Dazu ein Beispiel:

Am 24. März 1942 trifft ein Transport polnischer jüdischer Arbeitskräfte, insgesamt 100 Männer in Wittenberge ein. Einige Wochen später weitere 200. Der Älteste war 55, der Jüngste 18 Jahre alt. Sie waren aber so heruntergekommen, dass bald die Hälfte von ihnen wieder zurückgeschickt wurde. Es waren meist Arbeiter der verschiedensten Gewerke aus Lodz und dem Kreis Kutno.2 Bis Oktober 1942 waren 177 juden wegen Nicheinsatzfähigkeit ,Unfall und Tod ausgefallen.

Ziel war es, die Juden grundsätzlich als Hilfsarbeiter für den Bau der Hefefabrik einzusetzen. Zur Aufsicht sollten Vorarbeiter bestimmt werden, „die ein entsprechendes Arbeitstempo vorlegen können“. Allerdings mussten sie zunächst, wie aus einem Fernschreiben des Betriebsführers G r u n e r vom 1. April 1942 hervorgeht, beim Barackenbau beschäftigt werden, da die entsprechenden Baupläne für die Hefefabrik noch nicht entgültig vorlagen.

Interessant ist nun die Dienstanweisung der Betriebsführung für den Judeneinsatz vom April 1942.1 Darin wird eine strenge Bewachung vorgeschrieben. Juden dürfen das Lager nicht verlassen, Unterhaltungen mit anderen Personen sind streng verboten. Sendungen an Juden dürfen nicht ausgeliefert werden. Geld geht sofort zur Hauptkasse, Lebensmittel zur Küche und Kleidungstücke in eine besondere Kammer. Nur sonntags dürfen Briefe und Postkarten geschrieben werden, die die Kaufmännische Abteilung II montags nachprüfte.

Wörtlich heißt es weiter:

„Die Behandlung der Juden muß mit äußerster Strenge vorgenommen werden. Um eine

möglichst große Arbeitsleistung zu erzielen, sollen Bestrafungen nicht so ausfallen, daß der Arbeitseinsatz der Juden beeinträchtigt wird. Es ist daher vom Essensentzug als Strafe abzusehen. Körperliche Züchtigungen sind nur im Lager vorzunehmen, damit die Öffentlichkeit an diesen Maßnahmen nicht teilnehmen kann.“

Am 11.9.1942 richtete der Betrieb an die Firma Ferbeck, die in Wittemnberge beim Schornsteinbau ihre Baustelle hatte ein Schreiben, in dem es hieß: „Bei Einsatz von juden ist Abtrennung von Ariern zu beachten. Sind unter aufsicht getrennt einzusetzen.“2

In einem weiteren Schreiben des Betriebes , untezeichnet von Jensen und Lenz an die Firma hieß es.

„ES wird verwiesen auf amtliche Mitteilung des Reichstreuhänders der Arbeit Nr. 15 vom 4.8.1940, dass an gesetzl. Feiertagen juden keinen Arbeitsverdienst erhalten, keine Feirtagszuschläge, keine Familien, kinder, geburts-und Heiratsbeihilfen.

Nur einmal im Jahr erhalten sie unter bestimmten Vorrausetzungen Familienheimfahrten.3

Der Betriebsleitung war also bekannt, dass Misshandlungen durchgeführt wurden und sie hat das ausdrücklich gebilligt. In einem Schreiben Gruners vom 23. Juli 1942 wird darauf verwiesen, dass die körperliche Züchtung bei Juden „ ausdrücklich vorgeschrieben“ ist.1

In der erwähnten Dienstanweisung heißt es dann weiter, dass besonders hartnäckige Fälle an die Gestapo für das „Umerziehungslager“ Oderblick in Schwelzig übergeben werden sollten. Bei Krankheitsfällen gab es grundsätzlich keine Einlieferung ins Krankenhaus. Es wird in der Revierstube des Lagers behandelt. Medikamente wurden nicht ausgegeben. Viele mussten z.B. auch ohne Schuhzeug und mit bloßen Händen in der Säure arbeiten. Natürlich musste der Judenstern sichtbar auf der Vorder - und Rückseite angebracht sein.

Der Bedarf des Werkes nach diesen billigen Arbeitskräften war sehr groß.

Dass die Juden entsprechend behandelt wurden, dafür sorgt G r u n e r.

In einer Notiz an das Technische Sekretariat vom 17. Mai 1942 kritisiert er die Nachlässigkeit in der Beaufsichtigung der Juden. So konnten z.B. einige Juden in Garsedow gefasst werden, die bei einem Bauern Kartoffeln erbettelten. Die Bauersfrau hatte ihnen aus Anghst auch welche gegeben. Gruner greift dabei besonders die Vorarbeiter an, die die Aufsicht über die Juden hatten.

So hat sich der Vorarbeiter S e i d e l, der in der Gleisbaukolonne arbeitete10 Minuten mit dem Juden Neumann unterhalten.

Gruner bezeichnete solche deutschen Vorarbeiter als nicht geeignet, bittet sie zu degradieren und schreibt:

„Auf alle Fälle müssen wir unbedingt darauf sehen, daß die Juden in Zucht und Ordnung gehalten werden.“

Da die ursprüngliche Annahme, es handle sich um Vorarbeiter, nicht stimmte, konnten sie nicht degradiert werden, erhalten aber eine Woche Prämienentzug.2

Die Arbeitsleistungen der Juden entsprachen keineswegs den Vorstellungen der Betriebsleitung. Gruner muss bald „große Schwierigkeiten“ bei deren Einsatz bestätigen und er möchte sie, natürlich gegen Ersatz, schnell wieder los werden.1

Die schlechten Erfahrungen bestanden vor allem darin, dass diese Juden völlig herunterge­kommen und äußerst krankheitsanfällig waren. Sie brachten nur 30 % der geforderten Arbeitsleistung. Gruner tippt natürlich auf Simulanten.

In einem Schreiben an die Industrie- und Handelskammer teilt er am 24.8. mit:

„Um eventuelle Simulanten herauszufinden sind diese polnischen Juden dem hiesigen Amtsarzt vorgestellt worden. Bei dieser Unterredung ergab sich, dass bislang 160 wegen völliger Nichteinsatzfähigkeit nach Polen zurücktransportiert werden mussten. 12 dieser Juden sind hier gestorben, einer wurde von der Gestapo verhaftet und 4 liegen mit Knochen- brüchen im Staatliche Krankenhaus zu Berlin. Aus der gesamten Aktion stehen uns heute lediglich noch 123 Juden, die aber nicht als vollwertige Arbeitskräfte angesprochen werden können, zur Verfügung.“

Erhalten ist eine Aufstellung der Verpflegungssätze der Juden vom 21.9.1942.

Sie betrugen:

(Pro Mann und Tag)

Brot 171,4 gr.

Butter 23,2 gr. Margarine 4,4, gr

Fleisch 42,85 gr.

Zucker 32,14 gr.

Kartoffeln 750 gr.

Am 14. September waren es nur noch 120 .Die Industrie und Handelskammer stimmte nach einer Unterredung mit dem Gestapobeauftragten im Betrieb, Zimmermann, zu, diese 120 Juden gegen 120 KZ Häftlinge einzutauschen, von denen 60 schon eingetroffen waren.[222]

Am 19. August hatte der Oberpräsident der Mark Brandenburg an die Zellwolle geschrieben:

„Wegen der Gestellung von Ersatzkräften für die von Ihnen abzugebenden jüdischen Ar- beitskräfte werde ich mich mit dem Herrn Präsidenten des Landesarbeitsamtes Branden- burg in Verbindung setzen. Da nach der Ihnen vom Arbeitsamt Wittenberge bisher er- gangenen Mitteilung Ersatzkräfte nicht verfügbar sein sollen, bitte ich unabhängig von meinen Bemühungen dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes von dem Ausfall der 300 jüdischen Arbeitskräfte Kenntnis zu geben und einen Antrag auf Zuweisung weiterer Häftlinge für die Durchführung zu stellen. Ich bitte diesen Antrag gemäß Absprache mit dem SS-Verwaltungshauptamt durch meine Hand zu leiten.“1

Natürlich wurde der Antrag sofort am folgenden Tag übersendet.

Für die Unterkunft wird die kurzfristige Übergabe des Häftlingslagers für den 24.8. garantiert, da an diesem Tage die Häftlinge angefordert sind. G r u n e r mahnt dabei nochmals Eile im Werk, damit bautechnischerseits keine Verzögerung eintritt, „ da wir sonst die allergrößten Unannehmlichkeiten mit den SS Dienststellen bekommen.“

Nach dem Austausch der Juden und der „Rückführung“ durch die Gestapo nach dem Osten wurde der schon fertige Lagerplan für das Judenlager als überholt abgeheftet.

Mit dem Abtransport der Juden in die Vernichtungslager scheint für das Werk die Judenfrage gelöst. Als im Juni 1943 bei Gruner angefragt wird, wieviel Juden in Wittenberge eingesetzt sind, teilt dieser mit, daß hier keine Juden mehr vorhanden sind.

Im Januar 1943 waren es noch 127.

Über die Behandlung der Juden gibt es die Aussage eines Augenzeugen, der seit dem 23. Mai 1941 im Labor des Spinnsaales arbeitete.

Er berichtet:

„Einmal war ein älterer Jude. Wir gaben ihm Brot. Er aß es aber nicht selbst, sondern bewahrte es unter seiner Kleidung auf. Er sagte uns, er sei schon alt, aber die Kinder brauchen das Brot, denn sie müssen leben. Es gab auch jüdische Kinder im Alter von 12 - 14 Jahren im Werk, denn sie haben bei uns sauber gemacht. Aber plötzlich innerhalb von 8 Tagen waren die Juden verschwunden. Es wird erzählt, daß sie in einem Sumpfloch auf dem Gelände des Werkes verscharrt wurden, dort, wo heute die Strohhalle und die Holzhackerei steht.“

Der Augenzeuge berichtete weiter, daß er 5 - 6 tiefe Löcher gesehen hat, wo viel Kies hineingefahren wurde.

So beteiligte sich die Kurmärkische Zellwolle an der faschistischen „Endlösung“, sprich der Ausrottung der Juden.

Der alte jüdische Friedhof in Wittenberge

Mit der Einrichtung des Friedhofes an der Perleberger Straße wurde auch für die Juden eine Begräbnisstätte eingerichtet. Sie war dort, wo sich auch heute noch die erhaltenen Grabsteine in einer Gedenkstätte befinden

Der Plan des Friedhofes enthält eine Zeichnung der einzelnen Grabstätten mit Angaben zu den Beerdigten.

Die Gräber sind numeriert. Zwischen Grab 1 und 2 ist ein großer Abstand. Er wird mit sieben Meter angegeben. Dieser Abstand verringert sich in Richtung Perleberger Straße bis zur Grabstätte 31.

Die Gräber 32 -34, 39 und 41 - 43 befinden sich zwischen den Gräbern 1 und 2. Grab 35 ist neben Grab 1, Grab 37 neben Grab 4, wie auch Grab 36. Besonders herausragend waren die Gräber 20a und 20b, zwischen denen eine Grabfläche frei blieb. Es handelt sich hier um ein Erbbegräbnis von Paul und Phillipine Pintus. Paul Pintus starb 1851, seine Frau bereis 187o.

Kinder und Erwachsenengräber sind auf der Zeichung deutlich zu unterscheiden..

Wann der Plan angefertigt , herzurühren. Sie gehen bis 1919. Die letzte Eintragung stammt aus dem Jahre 1927.

Auf der Zeichnung ist vermerkt:

Sohn Restaurateur Gustav j.

Dresden Sachsen 28

Kesselsdorferstraße 80

Um wen es sich handelt, ist nicht festzustellen. Möglicherweise ist es der unter Grab 1 vermerkte fremde Jude, der auf dem Bahnhof gestorben ist.

Das Dresdener Stadtarchiv konnte die Adresse von Joseph G u s t a v bestätigen. Er war Besitzer des Gasthofes.

Die jüdische Gemeinde von Dresden teilte in einem Brief an den Verfasser mit, dass fast alle Unterlagen über die Dresdener Juden während des 2. Weltkrieges verloren gegangen sind, sodass sie nicht bestätigen können, ob der Restaurateur jüdischen Glaubens war.1

Auf den einzelnen Grabstätten werden folgernde Bestattete angegeben:.

Grab 1 Ein unbekannter Jude, der auf dem Bahnhof verstarb, vermutlich während des Krieges.

Grab 2 Pauline Kreide, geb. Gumpert, geboren 22.4.1818, gestorben 3.2.1900

Grab 3 Friederike Kreide, geboren am 22.7.1854, gestorben 26.7.1893

Grab 4 Schneider. (Keine weiteren Angaben)

Grab 4 Else Baruth , geboren 19.6.1896, gestorben 25.6.1897

Grab 6 Adolph Joseph, Händler, 63 J.,2 M. 18 Tage, gestorben am 7.12.1889 Nr. 309

Grab 7 Pintus Paul, geboren am 19.9. 1839, gestorben am 25.7.1997

Grab 8 Pintus Rosa,geb. Mühlendorf, geboren am 27.11.1855, gestorben am 28.2.1899

Grab 9 Behrendt Amalie, geb, Lohiff, geboren am 17.4.21815, gestorben am 5.11.1898

Grab 10 Pintus Sidonia, geb. Behrendt, geboren am 5.11.1844, gestorben am 10.4.1889

Grab 11 Kohn Rosalie, geb. Behrendt, geboren am 17.5.1841, gestorben am 13.6.1905

Grab 12 Kohn, Hiorsch,Wolff, geboren am 30.8.1855, gestorben am 9.7.1888

Grab 13 Kohn Moses geboren am 29.1. 1806, gestorben am 17.2.1883

Grab 14 Bukofza, Kind (keine Zuordnung möglich)

Grab 15 Josepf (keine weiteren Angaben )

Grab 16 Schlesinger Ella

Grab 17 Sachse Minna, geboren am 26.2.1863, gestorben 26.2.1875

Grab 18 Friedländer

Grab 19 Kohn,Sara rosalie geb. Neubürger, geboren am 19.7.1843, gestorben 22.7.1867

Grab 20a Pintus Paul geboren am 8.4.1806, gestorben 1881

Grab 20b Pintus Philippine, geboren am 30.6.1816, gestorben 8.11.1870

Grab 21 Friede, Kurt, geboren am 31.3.1894, gestorben am 6.5.1895

Grab 22 unbekannt

Grab 23 Kohn, Kind

Grab 24 Arenhold ,Betty geb. Nathan, gestorben am 26.6.1861

Grab 25 Arenhold, Adele, geb. Jahn, gestorben am 20.5.1870

Grab 26 unbekannt

Grab 27 >

Grab 28 > Kohn Kinder

Grab 29 unbekannt

Grab 30 Sinzheimer geboren 21.11.1874, gestorben 26.4.1878

Grab 31 unbekannt

Grab 32 Schlesinger Minna geb. Löwenthal, gestorben 18.7.1909

Grab 33 Baruth , Rosalie geb. Cohn Gestorben 18.7.1909

Baruth Hugo, Kaufmann, geboren 16.10.1862, gestorben 15.5.1927

Grab 34 Marcus, Rosa geb. Löwenstein

Grab 35 Brodek,Raphael Schauspielre, gestorben 17.9.1910

Grab 36 Günsberg Siegfried, Sohn des Geschäftsführeres Leo g., gestorben am 22.1.1912

Grab 37 Kreide, Simon, Rentier, gestorben 16.7.1914

Grab 38 Schlesinger David, Kaufmann, gestorben am 20.12.1915

Grab 39 Adler Moritz, Kaufm. Geboren 29.9.1857, gestorben 27.4.1918

Grab 40 Keine Angaben

Grab 41 Adler Max, Kaufmann, geboren 24.1.1896, gestorben 27.4.1918

Grab 42 Isenberg Inge, Tochter des Kfm. Siegmund, geboren am 1.6.1922, gestorben am 26.8.1922

Grab 43 Isenberg Kurt, Sohn d. Kfm. Siegmund, geboren am 23.2.1918, gestorben am 20.6.1924

Grab 44

Was man so über Wittenberge hört oder liest , ist meist negativ.

Die Stadt verödet, die Jugend zieht weg, die Stadt wird ein Altersheim, Wohnungsleerstand, Wohnungsabriss, der verschämt Stadtumbau genannt wird, Geschäftspleiten usw. und so fort.

Und das stimmt auch alles, obwohl es nicht die ganze Wahrheit ist.

Manches ist in der Stadt zum Positiven verändert, manches Neue ist dazu gekommen.

Aber nicht darauf will ich hinweisen.

Wittenberge hat ein reiches und teilweise sehr anspruchsvolles geistig kulturelles Leben.

Ich denke dabei nicht primär an die Elblandfestspiel. Der ökonomische Wert dieser Spiel für die Stadt ist zu bezweifeln. Ich will aber nicht eine heilige Kuh schlachten, für die manche die Festsspiele halten.

Ich denke hier besonders an unser Kultur und Festspielhaus, an den Wittenberger Kulturbund mit seinen vielen Aktivitäten, an das Museum, den Heimatverein, die Bibliothek und manches andere.

Ist z.B . allen Verantwortlichen im Kreis bewusst, was ein solches Kulturhaus für das geistige Leben der Stadt und darüber hinaus bedeutet?

Hier werden hochwertige Veranstaltungen geboten und so muss es auch sein. Auf dieses Haus sollten man alle Mittel konzentrieren und seine Ausstrahlung auf die Nachbarländer fordern.

Nun unterliegen leider immer mehr Kultur, wie auch Bildung und Gesundheit den Gesetzen des Marktes.

Aber diese drei Bereiche sind dafür nicht geeignet, es sei denn, man schließt die sozial Schwächeren oder gar Benachteiligten völlig aus.

Solche Einrichtingen , wie das Kulturhaus brauchen natürlich Menschen, die sie am Leben erhalten.

Und hier ist das Dilemna.Immee ist vom Menschenrechten, der Würde des Menschen u.a. die Rede, aber gleichzeitig ist der Mensch nur ein Kostenfaktor.

Schließen wir die städtischen Einrichtungen oder reduzieren wir das Personal, sodass sie nicht lebensfähig sind, dann stimmt die Kasse wieder.

Wenn diese Denkweise sich durchsetzt, dann wird es schlimm.

Kultur ist nicht Selbstzweck. Kultur bereichert den Menschen, macht ihn gebildeter, weniger störanfällig gegen manche negativer Erscheinung.

Wtvolle Kultur macht auch moralisch.

Das sollten alle Verantwortlichen überlegen. Und wenn auch die ökonomische und soziale Struktur der Stadt Wittenberge sich verändert, als kulturelles Zentrum auch für ein weiteres Umland könnte der Ort existieren und weiterleben.

Benutzte Quellen und Literatur (Auswahl)

- Akte Stadtarchiv Schwerin 2 130/91 Bündel 29 Max Kreide
- Akte Stadtarchiv Wittenberge Evangelische Gemeinschaft, Katholiken und Juden Nr. 1488
- Akte Stadtarchiv Wittenberge Plan des jüdischen Friedhofes 1668
- Akten Stadtarchiv Opfer des Faschismus Nr.1651 -1654
- Akte Stadtarchiv Wittenberge Jüdische Gemeinde 1488
- Akten des Magistrats zu Perleberg btr. jüdische Lehrer Nr. 696000
- Akten Stadtarchiv Perleberg Patronatsangelegenheiten 1837
-Spezialakten der Polizeiverwaltung Perleberg 001230 betr. Synagogengemeinde Perleberg
- Spezialakten der Polizeiverwaltung Perleberg btr.Juden und Dissidenten 1861 - 1926 Reg. Nr. 001231
-Gehaßt, verfolgt und doch noch lebendig. Projektarbeit von Perleberger Gymnasiasten D3
-Personal und Lohnkarten der Firma S. Herz Wittenberge Stadtarchiv
-Bürgerliste der Stadt Wittenberge Stadtarchiv
- Eintragungen des Standesamtes Wittenberge Archiv der Kreisverwaltung
-Informationen von Dr. K.P. Meissel aus Recklinghausen an den Verfasser (Betr. Arthur Loeb)
- Mitteilungen der Stadtverwaltung und des Stadtarchivs der Stadt Köln an den Verfasser (Btr. A.Loeb)
- Informationen zur Geschichte der Juden in Mayen an den Verfasser von Martin Dresler Schenk
- Mitteilungen von Sibylle Bollgöhn Corswa ndt von den Geschichtswerkstätten e.V. Lüneburg an den Verfasser vom 3.12.1993
- Mitteilungen der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg vom 27.11. 1992 an den Verfasser (betr. Herz )
-Mitteilungen des Geheimen Staatsarchivs Berlin und des Stadtarchivs Köthen an den Verfasser (betr. Herz )
-Mitteilungen der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz vom 22.2.1995 an den Verfasser zu Heinz Ludwigg
- Mitteilungen des Stadtarchivs Lüneburg an den Verfasser vom 29.7.93 betr. J.Wolff
- Briefwechse l des Verfassers mit Max Kreide
-Backhaus Fritz, Die Hostienschändungsprozesse von Sternberg 1492 und Berlin 1510 und die Ausweisung der Juden aus Mecklenburg und der Mark Brandenburg Jb. f. brandenb. Landesgeschichte Bd.39 1988
- Bekmann, Prof.Johann Christoph und Bernard Ludwig historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg 2 Bände 1751/52, Berlin 1751/53 IX. Kapitel Von der Judenschaft in der Mark
- Brocker Michael,Ruthenberg Eckehart,Schulenburg Kai Uwe Stein und Name Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland Berlin 1994 Veröffentlichung aus dem Institut Kirche und Judentum Bd.22
Bruer Albert Geschichte der Juden in Preußen 1750 – 1820 Frankfurt /Main New York 1991

- Engelmann Bert, Deutschland ohne Juden Eine Bilanz Akademieverlag Berlin 1983 ( mit umfangreicher Literaturangabe)
-Erinnerungen von Elisabeth Nieswandt (maschinenschriftlich)
- Feldmann Arm in, Die Judenverfolgung in Wittenberge in der Zeit des Faschismus In: Pädagogischer Berater Herausgegeben vom Pädagogischen Kreiskabinett und der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung Perleberg 1964
- Frankl Ernst,Die politische Lage der Juden in Halberstadt von ihrer ersten Ansiedlung bis zur Emanzipation In: Jb. d. Jüdisch Literarischen Gesellschaft 19 1928
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege 1932 –33 Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden
- Geiger Ludwig, Geschichte der Juden in Berlin 1871 - 1890 Reprint Leipzig 1988
- Gottschalk Wolfgang, Die Friedhöfe der jüdischen Gemeinde zu Berlin Argon Verlag Berlin 1992
- Heise We r ner, Die Juden in der Mark Brandenburg bis zum Jahre 1571 Berlin 1932
- Herz, Ludwig, Spaziergänge im Damals Aus dem alten Berlin Berlin 1933
- Hilberg Raul Täter, Opfer , Zuschauer die Vernichtung der Juden 1933 - 1945 Verlag S. Fischer 1992

-Interessengemeinschaft Stadtgeschichte

Dokumentation der Ausstellung. Jüdische Mitbürger in Wittenberge

Prignitzer Heimatverein Wittenberge e.V.

Blätter zur Stadtgeschichte 1/1999

- Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809 - 1851 Bearbeitet von Jacob Jacobson

Veröffentlichungen der Berliner Historischen Kommission Bd.4

Quellenwerke Bd.1 Berlin 1962

- Hörter Friedrich, Quellen zur Geschichte der Juden in Mayen In. Landeskundliche Vierteljahresblätter 31 ( 1985)

-Jüdische Trauungen in Berlin 1759 -1813 Herausgegeben von Jacob Jacobson Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin Bd.28

Quellenwerke Bd.2 Walter de Gruyter Berlin 1961

- Keßler Gerhard, Die Familiennamen der Juden in Deutschland

Mitt. der Zentralstelle für Deutsche Personen und Familengeschichte Heft 53 Leipzig 1935

-Merkens Lothar, Die jüdischen Gemeinden in der DDR bei deren Beitritt zur Bundesre- publik Deutsche Studien 28

- Köhler Rosemarie,Kratz Wahn Ulrich, Der jüdische Friedhof Schönhauser Allee Haude und Spener o.J.

- Lowenthal Ernst G.

Juden in Preußen

Biographisches Verzeichnis Herausgegeben vom Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz Dietrich Reimer Verlag Berlin 1981

- Neumanmn Dr.S., Zur Statistik der Juden in Preußen von 1816 bis 1880 Berlin 1884

-Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer

Herausgegeben von Stefi Jersch-Wenzel und Reinhard Rürup Bd.1

Eine Bestandsübersicht K.G.Saur München,London, Paris 1996

-Rodegast Günter, KZ Außenlager Wittenberge Prignitzer Heimatverein Wittenberge e.V. 1993

-Rodegast Günte r, Ausländische Opfer des Nationalsozialismus und des Krieges in Wittenberge. Nach Unterlagen des Stadtarchivs Prignitzer Heimatverein Wittenberge e.V. 1995

Rodegast Günter

Neue Fakten zur Geschichte der Wittenberger Juden Prignitzer Heimatverein e.V. Blätter zur Stadtgeschichte 1/1999

- Rönne Ludwig v. Simon Heinrich Die früheren und gegenwärtigen Verhältnisse der Juden in den sämmtlichen Landestheilen des Preußischen Staates Breslau 1843

-Silbergeil Heinrich, Die Bevölkerungs und Berufsverhältnisse der Juden im Deutschen Reich !. Bd. Freistaat Preußen Akademieverlag Berlin 1930

-Schuder Rosemarie, Hirsch Rudolf Der gelbe Fleck Rütten und Loening 1981

Spurensuche

Projekt AG Jüdische Geschichte Gesamtschule Bad Wilsnack

Tl I Jüdische Bürger unserer Stadt

Teil II Zur Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Bad Wilsnack

- Theresienstädter Gedenkbuch

Die opfer der judentransporte aus Deutschland nach theresienstadt 1942-1945 Institut theresienstädter Initiative Academia 2000

- Weckert Ingrid, Auswanderung der Juden aus dem Dritten Reich Kollund o.J.

Weiss, Edda

Die nationalsozialistische judenverfolgung in der Provinz Brandenburg 1933-1945 Aus den Abhandlungen zur Geschichte Verlag für Wisenschaft und Forschung GmbH Berlin 2003

Wolbe Eugen

Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg Berlin Mann 1997

- Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 1.Jg.1929; 2. Jg. 1930

Philo Verlag und Buchhandlung GmbH. Berlin W 15

- Zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg. Von 1238 - Mitte des 14. Jahrh.

Germania Judaica Bd.2 Tübingen 1968

Es wird Zeit, Ihnen eine Gedenktafel zu widmen.

Von Günter Rodegast

Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Ihr Leidensweg begann mit dem Machtantritt der Hitlerregierung im Januar 1933 und endete für viele im Vernichtungslager Auschwitz.

Die Zahl der jüdischen Mitbürger in Wittenberge war nicht sehr groß. Sie waren aber zu einem Teil in der Stadt gut bekannt, waren sie doch vielfach Besitzer von Geschäften, in denen die Wittenberger einkauften.

Bereits 1849 verzeichnete die amtliche Statistik 28 Bürger jüdischen Glaubens in der Stadt. Das erste Bankgeschäft gründete 1837 Paul Pintus in der Poststraße.

Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts gehörten die Wittenberger Juden zur Perleberger Synagogengemeinde. Sie trennten sich von ihr und bildeten am 14. November 1923 eine eigene Jüdische Gemeinde e.V.

1927 gab es nach offiziellen Angaben 56 jüdische Einwohner in der Stadt.

Ein großer Teil von ihnen sollte das Hitlerregime nicht überleben.

Wer waren die Opfer?

Kaufmann Fritz Adler

1928 – 1931 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde und Mitglied einer alteingesessenen Familie. Zusammen mit seiner Frau kam er am 15. Mai 1944 nach Auschwitz. Beide wurden ermordet.

Kaufmann Oskar Barkowski

Er war der Bruder eines Inhabers eines Modewarengeschäftes in der Bahnstraße 26. Im Februar 1942 wurde er nach Auschwitz transportiert und ermordet.

Kaufmann Richard Lewy

Er war seit 1897 Wittenberger Bürger und bis 1928 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Er besaß in der Bahnstraße eine Schuhwarenhandlung.

Man transportierte ihn 1942 nach dem Osten in ein Vernichtungslager. Seine Frau Johanna kam in Reval (Tallin) ums Leben.

Kaufmann David Marmarosch

Er betrieb mit seiner Frau Ernestine ein Geschäft in der Chausseestraße.

Beide wurden am 10. 8. 1944 nach Auschwitz verschleppt.

Schneider Tobias Bialecki

Er wohnte 1938 in der Turmstraße 11

Am 3.3.1943 wurde er nach Auschwitz verschleppt.

Alfred Kaiser

1936 noch Vorsitzender der Wittenberger Jüdischen Gemeinde und 1939 in der Liebigstraße wohnhaft.

Zusammen mit seiner Frau Else und den Töchtern Marion (9 Jahre) und Ruth ( 6 Jahre) kamen sie am 19.3.1943 nach Auschwitz und wurden ermordet.

Die meisten Wittenberger Opfer hatten während des Krieges versucht in Berlin Unterschlupf zu finden, gerieten aber auch dort in die großen Sammeltransporte zur Vernichtung.

Zu den Genannten kamen noch weitere geborene Wittenberger, die zuletzt in Berlin lebten.

Charlotte Cohn

Geboren am 21.7.1902 in einer angesehenen Wittenberger Familie.

Sie kam am 29.10. 1943 nach Auschwitz.

Georg Begach

Geboren am 26.2.1889 in Wittenberge. Er war der Sohn des Rechtsanwaltes und Notars Heinrich Begach. Georg wurde am 10.4.1943 in Auschwitz ermordet. Ebenfalls seine Frau.

Fritz Pintus

Geboren am 10.7.1892

Sohn des alteingesessenen Paul Pintus. Fritz starb am 5.9.1942 in Riga.

Martha Schlesinger

Geboren am 10.3.1874 in Wittenberge. Sie war die Tochter des Kaufmanns David Schlesinger, der vor dem ersten Weltkrieg in der Steinstraße 20 eine Damen-Manufaktur-Mode-und Schnittwarenhandlung besaß.

Martha kam mit einem Transport vom 19.1.1942 nach Riga und wurde dort ermordet.

Margot Schneider

Sie wurde am 12.9.1903 in Wittenberge geboren. Sie kam am 19.6.1942 nach Theresienstadt und verstarb dort im November 1942.

Die übrigen Wittenberger Juden konnten emigrieren oder starben an den Folgen der Misshandlungen und des psychischen und wirtschaftlichen Ruins.

Der Kaufmann Georg Mendel, der am Bismarkplatz 3 ein Textilgeschäft betrieb, nahm sich selbst das Leben.

Ein Opfer des Rassenterrors wurde auch Dr. Arthur Loeb, der selbst kein gläubiger Jude war und nur wegen seiner jüdischen Abstammung verfolgt wurde..

Arthur Loeb wurde am 5. Februar 1876 im Rheinland in der Stadt Mayen geboren. Loeb ist ein jüdischer Name und tritt im 19. Jahrhundert in Mayen recht häufig auf.

Über Kindheit und Jugend von Arthur Loeb ist bisher nichts Näheres bekannt. Anfang des Jahrhunderts kommt er als junger Chemiker nach Wittenberge. Aus den Personal und Lohnkarten der Firma S. Herz Oelfabrik Wittenberge geht hervor, dass er am 1.7.1900 in die Firma eintrat. Im Wittenberger Adressbuch finden wir ihn als Dr. phil., Chemiker, eingetragen, wohnhaft in der Großen Tivolistraße 1, parterre.

2o Mark Bürgerrechtsgeld hat er, laut Wittenberger Bürgerliste, am 8.10.1903 gezahlt.

Als 45 jähriger ehelichte er am 16. November 1921 die 26jährige Amalie Pauline Hedwig Fanny Richter, Rufname Fanny. Sie wurde am 25. Oktober 1895 in Wittenberge geboren. Ihr Vater war der Königliche Eisenbahnstationsassistent Albin Bernhard Richter, der erst in der Wahrenberger Straße 36, später in der Bismarckstraße 24 wohnte. Die Mutter von Fanny, Erdmuthe Wilhelmine Agnes Richter, war eine geborene Clausing.

Fanny erlernte den Beruf einer Laborantin und begann ihre Tätigkeit 1915 in den Ölwerken. Da Dr. Loeb Militärdienst leisten mußte, lernte er Fanny an, seine Arbeit im Labor fortzuführen. Als er zurückkam aus dem Krieg, freundeten sie sich näher an und heirateten schließlich..

Eine kirchliche Trauung fand nicht statt. Der damalige Superintendent Schowalter, ein rechts stehender Kleriker, lehnte die Trauung einer Christin mit einem Juden ab. Auch Fannys Vater hatte Bedenken gegen die Ehe, obwohl ihm als Freimaurer antisemitische Gedanken fern standen.

Politisch hatte sich Dr. Loeb vor 1933 in der Deutschen Demokratischen Partei organisiert. Er war zwar Jude, aber nicht orthodox im strengen Sinne. Er wird auch nicht in der jüdischen Gemeinde geführt. Er lehnte den Zionismus als politische Richtung ab, so, wie er auch alle weltumspannenden Ideologien und Systeme, wie Kommunismus, Faschismus u.a. ablehnte.

Auch die Zuwanderung jüdischer Einwanderer aus Polen, der sogenannten Ostjuden, in der Zeit der Weltwirtschaftskrise lehnte er ab.

Dr. Loeb hatte die Herstellung von Margarine aus deutschen Ölpflanzen, wie Raps und Mohn durch Entbitterung mit Benzol als Katalysator erfunden. Er hoffte damit, in das Streben der Nationalsozialisten nach wirtschaftlicher Autarkie hineinzupassen. Er blieb auch zunächst nach dem Machtantritt Hitlers unbehelligt.

Bald treffen ihn aber auch die faschistischen Rassengesetze. So mußte er, wie alle Juden in Deutschland, den zusätzliche Namen „Israel“ tragen. In der Heiratsurkunde Nr. 246 ist unter dem Datum vom 2. Januar 1939 vom Standesbeamten vermerkt:

„Der nebenstehende Arthur Loeb hat gemäß § 2 der Verordnung zur Durchführung des Ge- setzes über Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 zusätzlich den weiteren Vornamen „Israel“ zu tragen.“

Am 11. Dezember 1950 wurde dieser Vermerk aufgrund eines Rundschreibens vom 17.9. 1945 des Präsidenten der Provinzialverwaltung Brandenburg für ungültig erklärt und widerrufen.

Soweit bekannt, wurde die Wohnung der Loebs in der sogenannten „Kristallnacht“ im November 1938 demoliert.

In die Wohnung der Loebs zog der Sohn des Besitzers der Ölmühle Dr. Paul Roever.1

Nach dem Progrom wohnte das Ehepaar einige Zeit in der Bismarckstraße. Dann verlassen Fanny und Arthur Loeb Wittenberge. Im Adreßbuch von 1940/ 41 finden wir sie nicht mehr. Sie ziehen nach Köln, wo ein Verwandter von Arthur Loeb als Arzt tätig war. Dr. Loeb erhält nur die halbe Lebensmittelration und wurde von seiner Frau und Verwandten unterstützt.

Am 15. Oktober 1943 wird er von der Gestapo verhaftet. Er ist vorgesehen zur Deputation. Sammelstelle für die Judentransporte waren die Kölner Messehallen. Da Dr. Loeb schwer an der Zuckerkrankheit litt, benötigte er Insulinspritzen. Die bekam er nicht mehr und so verstarb er. Im Standesamt Köln Deutz ist der Tod unter der NR. 1607/ 1943 auf den 5.11.1943 datiert. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Deckstein in Köln Lindenthal, Flur 16 Nr. 671. In den Unterlagen des Friedhofes lautet das Sterbedatum auf den 9.11. 1943.

So weit das Schicksal jüdischer Einwohner der Stadt.

Einige erhaltenen Grabsteine im Clara Zetkin Park erinnern an die einstigen jüdischen Mitbürger der Stadt.

Der Opfer öffentlich namentlich zu gedenken, steht noch aus.

Es sollte auch nicht vergessen werden, dass der Aufschwung der Stadt Wittenberge wesentlich verbunden war mit dem Namen des jüdischen Kaufmanns und Gründer der Ölmühle Salomon Herz. Auch sein Sohn Wilhelm Herz hat viel für die Entwicklung des Gemeinwesens getan. Nach der Familie wurde die Herzstraße benannt, die die Nazis 1938 in Bad Wilsnackerstraße umbenannt haben. Es wird Zeit auch dieser Familie zu gedenken.

Zur weiteren Information:

Juden in der Region in und um Wittenberge

Zusammengestellt von Günter Rodegast

Veröffentlichung des Prignitzer Heimatvereins Wittenberge e.V. 2003

Neue Fakten zur Geschichte der Wittenberger Juden

Die Austellung des Prignitzer Heimatvereins Wittenberge zur Geschichte der Juden der Stadt hat ein reges Interesse gefunden.

In der Zwischenzeit konnten nun einige neue Erkenntnisse gewonnen werden.

1995 erschien in Berlin ein Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus, herausgegeben im Auftrag des Kultursenators der Stadt von der Freien Universität Berlin.1

Es enthält die Namen von 55696 Frauen und Männer, die als ständige oder zeitweilige Einwohner Berlins in die Vernichtungslager deportiert wurden.

1290 von ihnen wählten den Freitod.

Insgesamt wurden von Oktober 1941 bis Januar 1945 in 62 „Osttransporten“ 35366 Berliner Juden nach Auschwitz gebracht, von denen nur 324 überlebten.

117 Transporte gingen nach Thereseinstadt. Es waren 14663 Männer und Frauen, von denen 1728 überlebten.

Dazu kamen noch Transporte in andere Orte.

Unter diesen Juden befanden sich auch ehemalige Einwohner von Wittenberge. Soweit es die bisher bekannten Bürger betrifft, liefern die Eintragungen einige neue Fakten, besonders hinsichtlich des Todes.

Angaben wurden auch gemacht zu Juden, die in Perleberg, Lenzen, Wilsnack,Havelberg und Putlitz geboren wurden und vieleicht auch längere Ziei dort lebten.

Viele Verfolgte versuchten in Berlin unterzukommen und dort mehr Schutz zu erhalten, was sich allerdings als vergeblich erwies.

Im Nachfolgenden werden zu den einzelnen Personen Angaben gemacht, die meist bisher nicht bekannt waren. Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die Seite im Gedenkbuch.

Die Angaben ermöglichen es, die bisherige Geschichte der Juden zu vervollständigen. Der Heimatverein wird 1999 eine neu und ergänzte Auflage der bedreits erschienenen Broschüre herausgeben.

Wittenberge

Barkowsky Oskar (66)

Er war der Bruder von Herbert , Hermann und Louis Barkowsky.

Oskar wurde am 13.1.1903 in Steinau in Westpreußen geboren.

Er war 1928 in der jüdischen Gemeinde Wittenberge regiestriert.

Er kam mit dem 28.Trtansport vom 3.Februar 1943 nach Auschwitz. Dort ist er verschollen.

Max Kreide(680)

Er kam am 28.10.1942 mit dem 68. Alterstransport nach Theresienstadt.

Er überlebte.

Lewy Richard (774)

Bis 1928 Vorsitzender der Wittenberger jüdischen Gemeinde.

Er wohnte ab 1929 in Berlin Tiergarten Lützowstraße 48.

Er kam mit dem 12./13. Transport vom 2.4.1942 nach Trawniki. Das war ein Durchgangslager für deportierte Juden im Distrikt Lublin in Polen. Vor dort ging der Transport in ein Vernichtungslager.

Lewy Johanna, geborene Baruth (773)

Sie war die Ehefrau von Richard. Sie wurde mit demselben Transport deportiert, kam aber dann nach Reval (Tallin) in Estland. Im September 1944 wurden dort 2000 Häftlinge vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen erschossen und die Leichen verbrannt.

Die Ermordeten waren meist baltische Juden, sowie Juden aus Frankfurt a.M., Berlin und Frankreich. Darunter vermutlich auch Johanna.

Marmorosch David (859)

Er gehörte bis 1932 zur jüdischen Gemeinde in Wittenberge.

Er wohnte zuletzt in Berlin Tempelhof, Blumenthalstraße 13.

Er wurde mit dem 56. Transport vom 10.8.1944 nach Auschwitz gebracht, wo er verschollen ist.

Seine Frau Ernestine, geborene Schenkler, befand sich ebenfalls in diesem Transport.

Sie war am 6.2.1991 in Zydczow/Polen geboren worden.

Bjalecki Tobjasz (115)

Er wurde am 14.5.1899 in Zetow, Galizien geboren.

Nach 1933 wohnte er in Berlin Prenzlauer Berg, Saabrücker Straße 7.

Er wurde mit dem 33. Transport vom 3.3.1943 nach Auschwitz gebracht, wo er verschollen ist.

Behrendt Charlotte, geborene Cohn. (85)

Sie wurde am 21.7.1902 in Wittenberge geboren.Sie wohnte später in Berlin Schöneberg, Ansbacher Straße 34.

Sie kam mit dem 45. Transport vom 29.10. 1943 nach Auschwitz.

Begach Georg(83)

Er ist am 26.2.1889 in Wittenberge geboren und wohnte zuletzt in Berlin Prenzlauer Berg, Coldaper Straße 13.

Er war, wie bisher festzustellen ist, wohl der Sohn des Justiziars bzw. Notars und Rechtsanwalts Heinrich Begach, der damals in der Lenzener Straße wohnte.

Georg kam mit dem 33. Transport vom 3.3.1943 nach Auschwitz. Sein Todestag ist der 10.4.1943.

Den Weg mit ihm ging seine wahrscheinliche Ehefrau Lina, geborene Reismann.

Sie war am 19.5.1896 in Posen geboren worden.

Kaiser Alfred(606)

Bis 1936 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Wittenberge.

Er wohnte zuletzt in Berlin Wilmersdorf, Ballenstädter Straße 8

Er wurde mit dem 29. Transport vom 19.2.1943 nach Auschwitz gebracht.

Ebenso seine Frau Else.

Die Kinder von Alfred und Else Kaiser waren:

Marion Kaiser, geboren am 21.12. 1934 in Wittenberge

Renate Kaiser, geboren am 6.2.1937 in Wittenberge.

Sie kamen mit dem gleichen Transport nach Auschwitz

Kaiser Siegmund(608)

Bruder von Alfred

zuletzt wohnhaft in Berlin Mitte Kaiserstraße 33.

Er kam mit dem 29. Transport nach Auschwitz, ebenso seine Frau Ruth, geborene Braun.

Kaiser Heinz Arthur(606)

Geboren am 21.7.1937in Wittenberge

Er ist der Sohn von Siegmund und Ruth Kaiser.

Mit dem gleichen Transport deportiert.

Kahn Vera, geborene Adler (605)

Sie ist am 4.1.1900 in Wittenberge geboren, vermutlich als Tochter des Kaufmanns Moritz Adler.

Sei wohnte zuletzt in Berlin Wimersdorf, Fürther Straße 3

Mit dem 34. Transport vom 4.3.1942 kam sie nach Auschwitz.

Langnas Meta, geborene Joseph.(707)

Sie wurde am 30.5.1885 in Wittenberge geboren.

Sie ist vermutlich die Tochter des Handelsmann Adolph Joseph, Carlstraße 5. 1896 ist er aber nicht mehr in Wittenberge.

Sei kam mit dem 27. Transport vom 29.1.1943 nach Auschwitz.

Pintus Fritz(990)

Geboren am 10.7.1892 in Wittenberge.

Sein Vater war Paul Pintus.

Fritz wohnte zuletzt in Berlin Friedrichshain Thaerstraße 61.

Er kam mit dem 19. Transport vom 5.9. 1942 nach Riga, wo er am 15.10. 1942 starb.

Schlesinger Martha (1139)

Geboren am 10.3. 1874 in Wittenberge.

Sie ist vermutlich die Tochter des Kaufmanns David Schlesinger.

Sie kam mit dem 9. Transport vom 19.1.1942 nach Riga.

Mir ihr kam auch ihre Schwägerin Margarete,geborene Salomon, geboren am 13.7.1878 in Berlin ums Leben.

Schneider Margot (1150)

Sie ist am 12.9.1903 in Wittenberge geboren.

Sie wohnte zuletzt in Berlin Mitte.

Sie kam mit dem Alterstransport vom 9.6.1942 nach Theresienstadt, wo sie im November 42 verstarb.

Genannt werden muß auch:

Sinzheimer Gustav. (1212)

Er ist am 7.9.1877 in Bismark geboren.

Er ist warscheinlich mit dem Händler Elias Sinzheimer verwandt, der 1876 in Wittenberge wohnte.

Er kam mit dem 27. Transport vom 29.1.1943 nach Auschwitz.

Einige jüdische Bürger waren im Arbeitslager Zeisig 2 in Wittenberge interniert. Die genaue Lage des Lagers konnte noch nicht ermittelt werden.

Dazu gehörten.

Borowiak Hersch, geboren am 8.7.1924 in Jidle. (151)

Brzukowski Leib, geboren am 15.11.1910 in Dombrovice (173)

Klieger Moischek, geboren am 3.9.1911 in Lutermiercz (654)

Kujawski Mordka,geboren am 31.3.1896 in Kroschniewicze (691)

Alle Genannten kamen mit dem 29.Transport vom 19.2.1943 nach Auschwitz.

Perleberg

Calmon Leopold (183)

Geboren am 9.9.1877 in Perleberg.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Prenzlauer Berg, Prenzlauer Allee.

Er kam mit der 23. Sonderaktion gegen Juden vom 27./28.5.1942 nach Sachsenhausen, Dort verstarb er am 28.5.1942.

Levi Margarete, geborene Francke (734)

Geboren am 13.3.1899 in Perleberg

Zuletzt wohnhaft in Berlin Mitte, Elsäßerstraße 9.

Sie kam mit ihrem Ehemann Bernhard, geboren am 5.8.1898 mit dem 29. Transport vom 19.2.1943 nach Auschwitz.

Marcuse Wally geborene Glaser (852)

Geboren am 23.7.1882 in Perleberg

Zuletzt wohnhaft in Berlin Wilmersdorf, Düsseldorfer Straße 44-45-

Sie kam mit em 5. Transport vom 14.11.1941 nach Minsk und ist dort verschollen.

Die Schwestern

Matthis Klara (863), geboren am 16.2.1885 in Perleberg und

Matthias Martha, geboren am 17.10.1887 in Perleberg

wohnten zuletzt Berlin Mitte, Kleine Alexanderstraße 27.

Sie kamen mit dem 25.Transport vom 14.12.1942 nach Riga, wo sie verschollen sind.

Meinhardt Rosa, geborene Rosenthal (869)

Geboren am 16.11.1863 in Perleberg.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Schöneberg, Heylstraße 33,

Sie kam mit dem 45. Alterstransport vom 19.8.1942 nach Theresienstadt und von dort nach Minsk, wo sie verschollen ist.

Oppenheim Erna, geborene Lewandowski (958)

Geboren am 23.10.1899 in Perleberg.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Prenzlauer Berg, Raumerstraße 18. Sie kam mit dem 7. Transport vom 27.11.1941 nach Ria und ist dort verschollen.

Schablinski Hedwig, geborene Francke (1112)

Geboren am 21.6.1897 in Perleberg.

Zuletzt wohnhaft Berlin Prenzlauer Berg Chodowieckistraße 38. Sie kam mit dem 11.Transport vom 28.3.1942 nach Trawniki. Dort verscholen.

Tischler Betty, geborene Heinemann(1282)

Geboren am 20.8.1885 in Perleberg.

Zuletzt wohnhaft inBerlin Wilmersdorf Konstanzer Straße 51.

Sie kam mit dem 23.Transport vom 29.11.1942 nach Auschwitz.Dort verschollen.

Lenzen

Blankenstein Elias (123)

Geboren am 13.2.1871 in Lenzen

Er wohnte zuletzt in Berlin Schöneberg, Naumannstraße 13.

Er kam mit dem 37. Altertransport vom 5.8.1942 nach Theresienstadt, von dort nach Minsk.

Er ist dort ermordet worden.

Mit ihm zusammen Blankenstein Enestine, geboren am 20.11.1876

Blankensteinn Hans, geboren am 20.10. 1933, vermutlich ein Enkel kam mit dem 21. Transport vom 19.10.1942 nach Riga und dort ums Leben.

Kreide Erich (680)

Geboren am. 5.8.1885 in Lenzen

Er wohnte zuletzt in Berlin Wilmersdorf, Lietzenburgerstraße 51.

Er kam zusammen mit seiner Ehefrau Lina, geborene Loewenthal, geboren am 11.12.1992 mit dem 29.Transport vom 19.2.1943 nach Auschwitz. Dort sind beide verschollen.

Inwieweit eine Verwandtschaft zu den Wittenberger Kreide besteht konnte noch nicht ermittelt werden.

Santer Karl (1108)

Geboren am 8.6.1875 in Lenzen.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Spandau, Feldstraße 8

Er kam mit dem 2. großen Alterstransport vom 14.9.1942 nach theresienstadt und verstarb dort am 20.1.1943

Wilsnack

Arnold Paula,geborene Lewinsohn (40)

Geboren am 15.8.1881 in Wilsnack.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Neukölln.

Kam mit dem 5.Transport vom 14.11.1941 nach Minsk. Dort verschollen.

Cohn Rosa, geborene Liebmann (220)

Geboren am 9.9.1880 in Wilsnack.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Wilmersdorf Detmoldstraße 47.

Sie kam mit dem 10. Transport vom 25.1.1942 nach Riga. Dort verschollen.

Kirschstein, Leopold (644)

Geboren am 20.3.1865 in Wilsnack.

Zzuletzt wohnhaft Berlin Wedding .

Ging am 13.6.1942 in den Freitod.

Lewinson Martin (768)

Geboren am 19.9.1875 in Wilsnack.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Mitte, Auguststraße 17.

Kam mit dem 72. Alterstransport vom5.11.1942 nach Theresienstadt. Dort im April 1944 verstorben.

Manasse Franziska (838)

Geboren am 1.10.1877 in Wilsnack.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Prenzlsuer Berg, Templiner Straße 7.

Kam mit dem 5. Transport vom 4.11.1941 nach Minsk. Dort verschollen.

Saenger Sally (1039)

Geboren am 6.5.1864 in Wilsnack.

Zuletzt woh nhaft in Berlin Schöneberg, Schwäbischestraße 29.

Kam mit 65. Alterstransport vom 23.9.1942 nach Theresienstadt. Dort am 11.11. 1942 verstorben.

Havelberg

Reiss Fanny (1028)

Geboren am 15.8.1867 in Havelberg.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Wilmersdorf Spessartstraße 5

Kam mit dem 10. Transport vom 25.1.1942 nach Riga. Dort verschollen.

Stein Willy (1239)

Geboren 22.5.1890 in Haverlberg.

Zuletzt wohnhaft in Berlin Mitte Friedrichstraße 112.

Kam mit 23. Transport vom 29.11. 1942 nach Auschwitz. Dort verschollen.

Stein Herta (1237)

Geboren am 11.8.1916 in Havelberg.

Zuletzt wohnhaft Berlin Mitte Kaiserstraße 33.

Kam mit 25. Transport vom14.12.1942 nach Riga. Dort verschollen.

Putlitz

Warschauer Margarete(1314).

Geboren am 12.5.1872 in Putlitz.

Zuletzt wohnhaft in Schöneberg Neue Bayreuther Straße 4

Kam mit dem 3. großen Alterstransport vom 14.9.1942 nach Theresienstadt. Dort am 13.2.1942 verstorben.

Warschauer Siegismund (1315)

Geboren am 23.8.1881 in Putlitz.

Zuletzt wohnahft in Berlin Mitte An der Spandauer Brück 15.

Kam mit dem 21. Transport vom 19.10.1942 nach Riga. Dort verschollen.

[...]


[1] Der Autor verzichtet hier auf Hinweise zur reichhaltigen Literatur über die Juden und ihre Geschichte. Es ist für jeden Leser leicht, sich die entsprechenden Informationen zu besorgen.

[2] Zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg und Germania Judaica Bd.2 : Von 1238 – Mitte des 14. Jahrhunderts Tübingen 1968 S. 104 Anmerkung 9

[3] Nur in Neuruppin besaßen die adligen Stadtherren die Strafgerichtsbarkeit über die Juden.

[4] Ebenda S. 102 , 104

[5] Ebenda S. 101-105 Auch Werner Heise Die Juden in der Mark Brandenburg bis zum Jahre 1571 Berlin 1932

[6] Zu dieser Problematik siehe;:Brocke,Rothrnberg, Schulenburg Stein und Name Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland Berlin 1994

[7] Juden in Perleberg vom 13. Jahrhundert bis 1993 Märkische Allgemeine August 1994

[8] Riedel A III S. 381ff Eine Verfügung für Spandau bezeugt das. (Riedel A I, 4 287)

[9] Ebenda A ) S. 470

[10] Riedel A 15 S. 44

[11] Ludwig von Rönne und Heinrich Simon Die früheren und gegenwärtigen Verhältnisse der Juden in den

sämmtlichen Landestheilen des Preußischen Staates Breslau 1843 S.204

[12] ebenda

[13] ebenda S. 103

[14] ebenda

[15] Georg von Raumer Cod. Dipl. brandenb. Bd.2 S. 236

[16] Ludwig von Rönne und Heinrich Simon a.a.O. S. 207

[17] ebenda

[18] Edikt wegen aufgenommenen 50 Familien Schutz-Juden, jedoch dass sie keine Synagogen haben 21. Mai 1671 S. Selma Stern Der preußische Staat und die Juden, Erster Teil, Zweite Abteilung, Tübingen 1962 S. 13 ff

[19] Edda Weiss S. 65

[20] ebenda

[21] Allgemeines Edict 24. 12.1725 Gedruckt bey des Königl Preussis. Hoff-Buchdrucker Gotthard Schlechtigers Witwe Berlin

[22] Rönne / Simon Die früheren und gegenwärtigen Verhältnisse der Juden in den sämmtlichen Landestheilen des Preußischen Staates Breslau 1843 S. 209

[23] Silbergeil a.a.O.

[24] ebenda S. 18

[25] Zur Perleberger Synagogengemeinde gehörten die Juden aus der ganzen Westprignitz. Im Archiv des Centrum Judaicum in Berlin befinden sich ein erheblicher Teil der Akten der Gemeinde, besonders auch die Protokolle der Vorstandsitzungen und der Repräsentantenversammlungen. Sie harren noch der Erforschung

[26] STA Wittenberge Actum wittenberge vom 15. April 1824

[27] Juden in Perleberg

[28] Bekmann a.a.O. 2. Bd. 5. Teil 2. B. 2. Kap. S. 31

[29] Boeck S. 72 Für die Westprignitz gab er 220 an ( S. 95)

[30] Edda Weiss die nationalsozialistische judenverfolgung in der Pürovinz Brandenburg 1933.45 S. 21

[31] Die Zahlen schwanken allerdings

[32] Zur Statistik der Juden Preußens von 1816 - 1880 Berlin 1884 S. 42

[33] ebenda S. 38

[34] STA Perlberge Aus der Chronik der Stadtverwaltung 1897 - 1903

[35] Archiv Centrum Judaicum

[36] Spezialakten der Polizeiverwaltung Perleberge betr.: Juden und Dissidenten 001231

[37] STA Perleberg Spezialakte 001231 Die Namen sind: Louis Matthis ,Salomon Rosenthal, Siegmund Franck, Marcus Lang, Hermann Leschinsky, Adolf Löwenthal ,Adolf Lewandowski

[38] Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-33 Herausgegeben von der Zentralwohlfahrt aller deutschen Juden. S. 61 Am 16.2.^885 wurde in Perleberg auch ein Klara Mathias geboren., am 17.10. 1887 eine Martha Mathias.

[39] Edda Weiß a.a.O. S. 87

[40] Karl Erich Gram : Ein trauriges Kapitel der Historie. Terror in Perleberg, Teil 2: Das Judenprogrom im November 1938 In. Der Prignitzer 26.10.1996

[41] Karl Erich Gram Ein trauriges Kapitel der Historie „Der Prignitzer“ 26.10.1996

[42] Gedenkbuch Berlin S. 958

[43] ebenda S. 183

[44] ebenda S.734

[45] ebendaS. 1112

[46] ebenda S. 852

[47] ebenda S.863

[48] ebenda S.869

[49] ebenda S. 1282

[50] Brocke/Ruthrnberg Schulenburg Stein und Name Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland Berlin 1994 Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum Bd. 22 S. 472

[51] Archiv Centrum Judaicum Akte 5863 Statut der Synagogengemeinde 186 Bl 179

[52] Gedenkbuch Berlin S. 123

[53] ebenda S. 680

[54] [54] ebenda S. 1108

[55] Ebenda S.413

[56] Die Angaben sind einem Artikel von G. Christopeit in der Haverlberger„Volksstimme“ entnommen . Titel: Auch Havelbergs Synagoge brannte 1870 vollständig nieder.

[57] Gedenkbuch Berlin S. 1028

[58] ebenda S. 1237

[59] ebenda S. 1239

[60] Dazu: Spurensuche Projekt AG Jüdische Geschichte Gesamtschule Bad Wilsnack , sowie Zu blinden Gleichschritt erzogen. Schülerinnen erforschten jüdisches Leben in Wilsnack MAZ 28.4.1998

[61] Dazu: Spurensuche Projekt AG Jüdische Geschichte Gesamtschule Bad Wilsnack , sowie Zu blinden Gleichschritt erzogen. Schülerinnen erforschten jüdisches Leben in Wilsnack MAZ 28.4.1998

[62] Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus S. 838

[63] ebenda S.768

[64] ebenda S. 40

[65] ebenda S. 220

[66] ebenda S. 644 und 1039

[67] Jüdische Friedhöfe S. 566 ,

[68] Gedenkbuch a.a.O. s. 1314

[69] Archiv Centrum Judaicum 5865 Bl 160

[70] Silbergeil S. 28 In den Stadtkreisen der Mark Brandenburg gab es von 206311 Einwohnern 1806 Juden, in den Landkreisen von 1092583 Einwohnern 3005 Juden

[71] Akte des Magistrrats zu Perleberg, betr. Jüdische Schule STA Perleberge 696000

[72] Archiv Centrum Juidaicum 5864

[73] STA Perleberg Spezialakte 001231 In Perleberg stellte die Schule Räume zur Verfügung. Die Synagogengemeinde zahlte 25 Mark für die Reinigung.

[74] ebenda

[75] Bericht über die Verwaltung und den stand der Gemeindeangelegenheiten vom 1.10.1867/68

[76] Angaben nach den Adressbüchern der Stadt. 1800 – 1840 vermeldet die offiziell Statistik noch keine Juden in der Stadt.

[77] Archiv Centrum Judaicum 5863 Bl. 27

[78] ebenda Bl. 23 ff.

[79] STA Wittenberge. Magistratsprotokolle 1921 Beschluss NR. 105

[80] ebenda

[81] STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[82] Archiv Centrum Judaicum Akte 010351 Deutsch Israelischer Gemeindebund Akten btr.: Unterstützung der Gemeinde Wittenberge

[83] ebenda

[84] ebenda

[85] Schreiben der Stadt an Regierungspräsidenten in Potsdam, betr. Bildung einer Synagogengemeinde Wittenberge ebenda

[86] Mitteilung von Frau Dr. Reinhardt vom Stadtarchiv Lüneburg vom 29. 7. 1993 an den Verfasser.

[87] Satzung der Jüdischen Gemeinde Wittenberge ebenda

[88] ebenda

[89] STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[90] ebenda Schreiben des 1. Bürgermeisters an Kaufmann Richard Lewy

[91] Schreiben von Fritz Adler an den Magistrat Akte Jüdische Gemeinde

[92] Etat der jüdischen Gemeinde 1930 STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[93] Reinhard Kühnl Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten Pahl Rugenstein Köln 1975 S. 105

[94] Adolf Hitler Mein Kampf Zentralverlag der NSDAP München

[95] Edda Weiss a.a.O. S. 92

[96] Ebenda S. 174

[97] Ebenda S. 181

[98] Adressbuch der Stadt Wittenberge 1935

[99] ebenda S. 63

[100] Akte STA Wittenberge Jüdische Gemeinde

[101] Schreiben des Reichs- und Preußischen Ministers der Innern vom 26. Juli 1935 an die Standesbeamten und ihre Aufsichtsbehörden.

[102] S. Adler Riedel Jüdische Selbsthilfe unter dem Naziregime 1933.39 Tübingen 1974. Am 4.Jjuli 1939 wurde sie in Reichsvereinigung der Juden in Deutschland umbenannt

[103] STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[104] Lagebricht der Staatspoliziestelle Potsdamk für Januar 1936 S. 404

[105] Schreiben der jüdischen Gemeinde an den Oberbürgermeister von Wittenberge vom 3.2.1936 Akte Sta Wittenberge Jüdische Gemeinde

[106] Nachweisung über die Vorstandsmitglieder und Stellvertreter der jüdischen Gemeinde in Wittenberge STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[107] Schreiben des Regierungspräsidenten Potsdam an OB vom 27.5.1935 STA Wittenberge Jüdische Gemeinde

[108] STA wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[109] S. Adler Riedel Jüdische Selbsthilfe unter dem Naziregime 1933-39 Tübingen 1974 S. 218

[110] Auf einer Sitzung des Demokratischen Blocks am 2.3.1950 wurde das Ersuchen des Landgerichts Neuruppin beraten. Es ging um eine Stellungnahme zu einem Gnadengesuch von Bruno Garlipp aus Wittenberge. Der Block lehnte ab, weil der Garlipp sich an Judenprogromen in der Stadt beteiligt hatte .Maschinenschriftliche Protokolle des Demokratischen Blocks von 1950

[111] Durchführung des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden Gemeinsamer Runderlass des Reichsarbeitsministers und des Reichsministers für Finanzen vom 4.5.1939

[112] Bestimmungen für die Gewährung von Unterkunft. Aus dem Wehrleistungsgesetz vom 13. Juli 1938 Reichsgesetzblatt I S. 887

[113] Berliner Börsenzeitung vom 1.8.1939 Nr. 355

[114] Verzeichnis der im Ortspolizeibezirk wohnhaften Juden STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[115] STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[116] Hier ist auf die Broschüre des Prignitzer Heimatvereins Wittenberge e.V. von Günter Rodegast zu verweisen: Salomon und Wilhelm Herz „Ölherze“ von Wittenberge 1999. Dort sind auch Quellen angegeben.

[117] Ludwig Herz Spaziergängen im Damals S. 64 ff.

[118] Wolfgang Gottschalk Die Friedhöfe der jüdischen Gemeinde zu Berlin S. 34

[119] Zur Zeit werden von der Gesamthochschule Duisburg Untersuchungen zu dem jüdischen Friedhof angestellt.Vielleicht findet sich ein Hinweis. (Brief von Christiane E.Mmüller vom 1.12.1998 an den Verfasser

[120] Meyerbeer nannte sich erst nur Beer

[121] STA Wittenberge Acte Steinstraße 46. 1933 ist Fritz Adler Besitzer

[122] ebenda

[123] AKTE Stadtarchiv Wittenberge Jüdische Gemeinde

[124] Armin Feldmann

[125] Theresienstädter Gedenkbuch S. 2

[126] Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus Edition Hentrich Berlin 1995 S. 605

[127] STA Wittenberge Bürgerbuch

[128] Archiv Centrum Judaicum 5866

[129] Juden in Preußen S. 23

[130] Archiv Centrum Judaicum a.a.O.

[131] Ludwig Herz 500 Jahre Familiengeschichte Maschinenschriftliche Aufzeichnungen 1934 S. 20

[132] Archiv Centrum Judaicum Akte 5866 Bl. 162

[133] Adressbuch Wittenberge 1890

[134] STA Wittenberge Akte Lenzenersraße 86

[135] Gedenkbuch Nr. 83

[136] 1936 wird als Wohnung Adolf Hitler Straße 65 angegeben. Schreiben der jüdischen Gemeinde an OB vom 3.2.1936

[137] Mitteilung von Max Kaiser an den Verfasser

[138] Schreiben des Vorstandes der jüdischen Gemeinde an Oberbürgermeister vom 3.2.1936

[139] Gedenkbuch Berlin a.a.O. S.115

[140] STA Wittenberge Adressbuch der Stadt Wittenberge 1913

[141] STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinder 1488

[142] Grundbuchakte Bürgerstelle Nr. 18 Bahnstraße Nr. 19

[143] Schreiben von Alfrd cohn an den Magistrat wittenberge aus dem Jahre 1947 STA Wittenberge Akte 007096 Blattsammlung 1946 - 1952

[144] Adressbuch Wittenberge Jg. 1940/41 S. 64

[145] Archiv Centrum judaicum %864 Bl 73

[146] Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus Edition Hentrich Berlin 1995 S. 85

[147] STA Wittenberge Akte 000839 Beigeordnetenbesprechung 23.5.1938 – 14-.1 1945

[148] Mitteilung von Max Kaiser an den Verfasser

[149] Adressbuch der Stadt Wittenberge 1896 S. 82

[150] STA Wittenberge Verzeichnis der Gewerbeanmeldungen 1894 Nr. 2

[151] Armin Feldmann Ein Nachtrag zum Jahrestag der Progromnacht In „Der Prignitzer“

[152] Archiv Centrum Jusaicum 5865 Bl 191

[153] ebenda

[154] STA Wittenberge Acte Perlebergerstraße 3 Der Laden wurde 1946 zu einer Wohnung ausgebaut.

[155] Mitteilung Max Kaisers an den Verfasser

[156] So bei Armin Feldmann. Im Opferbuch der Berliner Juden ist sie nicht mit aufgeführt.

[157] Archiv Centrum Judaicum 5866 Bl. 162

[158] Mitteilung von Sybille Bllgöhn Corswandt aus Lüneburg an den Verfasser vom 3.12.1993

[159] A. Feldmann a.a.O.

[160] Archiv Centrum Judaicum 5866 Bl. 162

[161] Miteilung von Frau Sibylle Bollgöhn-Corswandt Geschichtswerkstatt e.V. Lüneburg 13.10.1994 an den Verfasser

[162] Gedenkbuch Berlin S. 707

[163] Die Angaben zur Familie Kaiser wurden neben dem bereits Bekannten ergänzt durch einen Brief Max Kaisers an den Verfasser vom 17.10. 1995

[164] STA Wittenberge Akte jüdische Gemeinde Verzeichnis der in Ortspolizeibezirk Wittenberge wohnenden Juden

[165] Gedenkbuch Berlin S.606 608

[166] ebenda S. 607/608

[167] STA Wittenberge Akte Allgemeiner Schriftverkehr 1931- 1939 Nr. Z 67/60 29 Schreiben des OB an die Gestapo Potsdam vom 30.11.1934. Sie wurde als „berufslos“ bezeichnet

[168] Feldmann a.a. O.

[169] Dazu Brief von Max Kaiser an Bürgermeister von Wittenberge vom 4.8.95 (Kopie beim Verfasser)

[170] Akte STA Wittenberge Verzeichnis der Gewerbeanmeldungen 1893-1907 Nr. 140

[171] Beschwerde von Göttling an Ob Wittenberge vom 7.3.1938

[172] STA Wittenberge Magistratssitzung 12.3.1920 Beschluß 276 II

[173] Angaben nach dem Standesamt Wittenberge

[174]

[175] Schreiben der Stiftung Neue Synagoge Berlin Centrum Judaicum vom 7.6.1996 an den Verfasser Im Gedenkbuch der Berliner jüdischen Opfer von 1995 ist aber der 68. Alterstransport nach Theresienstadt vom 28.10.1942 angegeben.

[176] Gedenkbuch a.a.O. S. 690

[177] Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer a.a.O. S. 707

[178] STA Wittenberge Verzeichnis der Gewerbeanmeldungen 1893 – Mai 1907

[179] Bürgerbuch der Stadt Wittenberge

[180] Am 2.10. 1893 wird die Firma S. Lewy als Gardarobe angemeldet und am selben Tag Gewerbebetrieb. Im Adreßbuch von 1899 ist er allerdings nicht zu finden. S. STA Wittenberge Verzeichnis der Gewerbe

[181] STA Wittenberge Verzeichnis der Gewerbeanmeldungen 1893-1907 Nr. 60

[182] Mitteilung des Standesamtes Wittenberge an das Einwohnermeldeamt vom 28. Juni 1929. Grundlage dafür war die Verordnung betreffend die Änderung von Familiennamen vom 3. November 1919 Die Möglichkeit dazu wurde durch die Verordnung betreffend Änderung von Familiennamen vom 3. November 1919 gegeben (Preußische Gesetzessammlung 1919, Seite 177

[183] Gedenkbuch Berlin a.a.O. SS. 773, 774

[184] Adressbuch von Wittenberge 1890

[185] Brief von Hedi Wolkenhauer aus Hamburg an Herrn Busat vom 1.10. 1998

[186] ebenda

[187] Schreiben der jüdischen Gemeinde an den Oberbürgermeister vom 3.2.1936 Adreßbuch 1935736 S.52 STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[188] Adressbuch 1935/36 S. 200

[189] Aus dem Leben des Arbeiters und aufrechten Kommunisten Willy Witte. Maschinenschriftliche Abschrift der Erinnerungen von der Tochter Elsbeth Nieswand

[190] Gedenkbuch Berlin a.a.O. S. 859

[191] STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[192] Anzeige von Ernstt Phillipsthal vom September 1946 STA Wittenberge Akte Jüdische Gemeinde

[193] Akte hessisches hauptstaatsarchiv Abt. 631 a Nr. 1637. eine kKpie des Schreiben überließ Frau Dr. Annette Hinz wessels freundlicherweise dem Autor.

[194] STA Wittenberge Magistratsbeschluss Nr. 36c vom 29.1.1946

[195] Heinz Muchow /Heinz Müller Schützengilde zu Wittenberge PHV Wittenberge 1994 S. 46

[196] Gedenkbuch Berlin a.a.O. 990 Nach Riga gingen 9 Todestransporte mit 9538 Juden. Den Opfern wurde eine Neuansiedlung in Lettland versprochen Vom November 1941 bis Dezember 1942 wurden sie im Wald von Bikernieki nahe der Hauptstadt, zusammen mit lettischen Juden ermordet. Nur 85 überlebten.

[197] STA Wittenberge Adressbuch 1906

[198] Archiv Centrum Judaicum Akten betr, Wahlen des Vorstandes der Synagogengemeinde Perleberg in den Jahren 1862 – 1914 5865

[199] Gedenkbuch Berlin a.a.O. 1139

[200] ebenda. 1150

[201] Siehe Plan des alten jüdischen Friedhofes

[202] Mitteilung der Stiftung Neue Synagoge Berlin-Centrum Judaicum an den Verfasser vom 17.7.2001

[203] ebenda

[204] ebenda

[205] ebenda

[206] Stadtarchiv Wittenberge Bürgerbuch der Stadt Wittenberge

[207] STA Wittenberge Adressbuch der Stadt Wittenberge 1913

[208] Akte STA Wittenberge Allgemeiner Schriftverkehr 1931-1939 Z 67/60 29

[209] ebenda Schreiben des OB an die Gestapo Potsdam vom 3011.1934

[210] Im Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus werden auf S. 1332 zwei Jüdinnen namens Weißbarth erwähnt, die in Theresienstadt bzw. Auschwitz ums Leben kamen s. ebenda

[211] Kirchenbuch der Kirchengemeinde Wittenberge

[212] Juden in Preußen S. 107

[213] Sigilla vers 3. Bd. S. 198

[214] Siehe dazu Günter Rodegast Zwangsarbeiter und KZ Häftlinge Aus der Geschichte eines Wittenberger Phrix Werkes Prignitzer Heimatverein Wittenberge e. V. 2000

[215] AO/349 Blö. 86

[216] Dienstanweisung für den Judeneinsatz Betriebsarchiv Bd. 61 Bl. 175 ff

[217] AO/349 Bl. 35

[218] AO/ 349 bl. 32

[219] „Die Hinweise bezügl. Körperlicher Züchtogung der Ostarbeiter betreffen unseren Betrieb nicht. Bei uns sind diese Arbeiter mit Ausnahme der Juden, bei denen dies ausdrücklich vorgeschrieben ist, nicht geschlagen worden.“ Schreiben Gruners an Dörr vom 23. Juli 1942 Ehemaliges Archgiv Zellwolle AO/349 Bl 107

[220] AO/349 bl. 101

[221] ebenda

[222] Schreiben der Industrie und Hnadelskammer Berlin an die Zellwolle vom 14. 9. 1942 AÖ/349 Bl. 146

[223] A/47 Bd.II

[224] Schreiben der Jüdischen Gemeinde zu Dresden an den Verfasser vom 7.2.1994

[225] ebenda

[226] Gedenkbuch Berlin der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus Edition Hentrich Berlin 1995 Freie Universität Berlin Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung (Hsg.) im Auftrage des Senators für kulturelle Angelegenheiten.

Excerpt out of 132 pages

Details

Title
Juden in der Region in und um Wittenberge
Author
Year
2007
Pages
132
Catalog Number
V110637
ISBN (eBook)
9783640088003
File size
944 KB
Language
German
Keywords
Juden, Region, Wittenberge
Quote paper
Günter Rodegast (Author), 2007, Juden in der Region in und um Wittenberge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110637

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