Solomon Asch hat zum Thema Gruppendruck eine Reihe von Experimenten veröffentlicht. In dieser Aufgabe sollen die zentralen Befunde und die Einflussfaktoren für Konformität dargestellt werden. Wie sich diese Faktoren negativ bei betrieblichen Entscheidungen auswirken und wie Entscheidungsprozesse konstruktiv gestaltet werden können, werde ich anhand konkreter Beispiele aufzeigen.
Soziale Kontakte sind ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Angesichts dessen verhalten sich Menschen konform, um akzeptiert zu werden, obwohl man selbst eine andere Meinung oder Einstellung verfolgt. Durch implizite oder explizite Regeln wird das Verhalten der Gruppenmitglieder geregelt. Schließt man sich einer Gruppe an, ist schnell ein Verhaltensstandard erkennbar. Die Mitglieder einer Gruppe zeigen eine Uniformität, die negative Konsequenz nach sich ziehen können, wenn die Regeln verletzt werden; der sog. Gruppendruck. Dies ist bereits bei Kleinkindern erkennbar. Weicht man von den sozialen Normen der Gruppe ab, kann Nichtakzeptanz die Folge sein.
Konformität, ist die Tendenz, aus normativen sozialen Gründen das Verhalten einer Gruppe anzupassen, d.h. die Verhaltensänderung wird angepasst, um weiter Teil der Gruppe zu sein (normativ sozialer Einfluss) und nicht um sie als Informationsquelle für das eigenen Verhalten zu nutzen, da man z.B. aufgrund einer neuen Situation nicht weiß, wie man sich verhalten soll (informativer sozialer Einfluss). Der Einfluss der Gruppe verleitet zu konformem Verhalten.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Aufgabe C1 Gruppendruck und die Einflussfaktoren bei Entscheidungsprozessen
1.1 Zentrale Befunde aus den Experimenten von Asch und Einflussfaktoren für Konformität
1.2 Gruppendenken und deren negativer Einfluss auf betriebliche Entscheidungsprozesse
2. Aufgabe C2 - Ängstlichkeit, Angststörungen, Abgrenzung Zwangsstörung von zwanghafter Persönlichkeitsstörung
2.1 Ängstlichkeit und deren Messbarkeit
2.2 Ausmaß der Ängstlichkeit und angstbezogene Störungsbilder
2.2.1 Generalisierte Angststörung
2.2.2 Phobische Störungen
2.2.3 Zwangsstörung
2.2.4 Belastungsreaktionen
2.3 Abgrenzung Zwangsstörung von zwanghafter Persönlichkeitsstörung
3. Aufgabe C3 - Einstellungsbildung und Einstellungsänderung
3.1 Einfluss von Schockbilder auf Zigarettenpackungen
3.2 Einstellungsbildung und Einstellungsänderung
3.3 Methoden der Beeinflussung von Einstellungen
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Aufgabe C1 Gruppendruck und die Einflussfaktoren bei Entscheidungsprozessen
Solomon Asch hat zum Thema Gruppendruck eine Reihe von Experimenten veröffentlicht. In dieser Aufgabe sollen die zentralen Befunde und die Einflussfaktoren für Konformität dargestellt werden. Wie sich diese Faktoren negativ bei betrieblichen Entscheidungen auswirken und wie Entscheidungsprozesse konstruktiv gestaltet werden können, werde ich anhand konkreter Beispiele aufzeigen.
1.1 Zentrale Befunde aus den Experimenten von Asch und Einflussfaktoren für Konformität
Das von Solomon Asch 1951 durchgeführte Experiment, besser bekannt als Konformitätsexperiment, ist eine Studie, welche die Beeinflussung der Meinung bzw. des Urteils einer Einzelperson durch das Urteil bzw. die Meinung einer Gruppe untersucht. Ziel des Experimentes war es, aufzuzeigen, inwiefern Menschen sich in eindeutigen Situationen der Konformität abwenden. Angesichts grundlegender menschlicher Bedürfnisse nach sozialen Kontakten ist das Verhalten oft konform, auch wenn bewusst ist, dass eine andere Verhaltensweise sicher ist. Im Experiment von Asch sollten Gruppen mit eingeweihten Mitgliedern und je einen Probanden eine Standardlinie mit drei Vergleichslinien vergleichen und beurteilen, welche Linie der Länge der Standardlinie gleicht. Die eingeweihten Gruppenmitglieder wurden angehalten wissentlich ein falsches Ergebnis zu verkünden. Die Mehrheit der Probanden schlossen sich, trotz offensichtlicher falscher Antwort der Meinung der Gruppe an. Die Ergebnisse des Experimentes zeigten, dass dem Druck der Konformität nicht widerstanden wird und der Mensch der Gruppe nachgibt, indem seine eigene Meinung durch die Meinung einer ganzen Gruppe beeinflusst und verändert wird.1 Konformität bedeutet also sich einer Gruppe anzupassen und dem Gruppendruck unterzuordnen, bzw. sich an den Normen einer Bezugsgruppe zu orientieren. Die Verhaltensänderung erfolgt immer, um mit der Gruppe eine größere Übereinstimmung zu finden. Dazu muss die Gruppe aktiv keinen Druck ausüben oder gar mit Sanktionen drohen, es reicht allein die Anwesenheit mehrerer Personen mit abweichenden Urteilen.2 Durch dieses Phänomen werden Entscheidungsprozesse von Gruppen maßgeblich beeinflusst werden und soziale Normen unser Verhalten beeinflussen.3
Soziale Kontakte sind ein grundlegendes menschliches Bedürfnisses angesichts dessen verhalten sich Menschen konform, um akzeptiert zu werden, obwohl man selbst eine andere Meinung oder Einstellung verfolgt. Durch implizite oder explizite Regeln wird das Verhalten der Gruppenmitglieder geregelt. Schließt man sich einer Gruppe an, ist schnell ein Verhaltensstandard erkennbar. Die Mitglieder einer Gruppe zeigen eine Uniformität, die negative Konsequenz nach sich ziehen können, wenn die Regeln verletzt werden; der sog. Gruppendruck. Dies ist bereits bei Kleinkindern erkennbar. Weicht man von den sozialen Normen der Gruppe ab, kann Nichtakzeptanz die Folge sein.4
Konformität, ist die Tendenz, aus normativen sozialen Gründen das Verhalten einer Gruppe anzupassen, d.h. die Verhaltensänderung wird angepasst, um weiter Teil der Gruppe zu sein (normativ sozialer Einfluss) und nicht um sie als Informationsquelle für das eigenen Verhalten zu nutzen, da man z.B. aufgrund einer neuen Situation nicht weiß, wie man sich verhalten soll (informativer sozialer Einfluss). Der Einfluss der Gruppe verleitet zu konformem Verhalten.5 Asch konnte durch seine Experimente nachweisen, wie soziale Normen, also explizierte und implizierte Regeln, in einer Gruppe, unser Verhalten beeinflussen.6 In seinem Experiment stellte Asch eine physikalisch völlig eindeutige Situation dar. Die Gruppe, bestehend aus einem Probanden und eingeweihten Mitgliedern, sollte die gleiche Länge von drei Vergleichslinien gegenüber der Standardlinie bestimmen und laut verkünden.7
In mehreren Szenarien wurden den Teilnehmern zwei Karten gezeigt, eine mit der Standardlinie, die andere mit drei Vergleichslinien. In unterschiedlichen Durchläufen waren die eingeweihten Gruppenmitglieder angehalten, einstimmig eine falsche Antwort zu nennen. Die Situationen waren immer eindeutig, die Hypothese war, dass der Proband rational und objektiv richtig reagieren würde und sich gegen den sozialen Druck der Gruppe stellt. Das Ergebnis entsprach jedoch nicht den Erwartungen, die meisten Probanden zeigten einen verstärkten Grad der Konformität auf und passten sich der Gruppenmeinung an. Diese Hypothese wurde in einer Kontrollgruppe überprüft, indem man die Teilnehmer nicht im Vorfeld instruierte und die Abgabe dies Ergebnisses erfolgte schriftlich und nicht öffentlich ab. 95% gaben die richtige Antwort ab. Es galt nun die Einflussfaktoren für Konformität weiter zu prüfen, so wurden in weiteren Studien drei Faktoren variiert: die Größe der einstimmigen Mehrheit, es wurde eine weitere Person, die ebenfalls von der Gruppenmeinung abweicht hinzugefügt und die Größe der Diskrepanz zwischen dem korrekten physikalischen und dem gewählten Stimulus.8
Der normativ soziale Einfluss ist am stärksten, wenn man sich allein gegen die Gruppenmeinung stellt. Gibt es ein weiteres Mitglied mit einer abweichenden Meinung, lässt sich dem Gruppendruck leichter standhalten und die Konformität nimmt ab.9
Es konnten folgende Einflussfaktoren auf die Konformität bestimmt werden:10
- Gruppengröße: Die Konformität steigt, je größer die Mehrheit derjenigen Personen ist, die falsche Antworten gibt.
- Einstimmigkeit: Die Konformität sinkt, wenn mindestens eine weitere Person von der Gruppenmeinung abweicht.
- Bedeutung der Gruppe für einen selber: hoher normativer Druck entsteht mit Bedeutung der Gruppe für jemanden11
- Kultur: Kollektivistischen Kulturen zeigen eine höhere Konformität höher als in individualistischen Kulturen12
- Unmittelbarkeit: Nähe der Gruppe, räumlich und zeitlich, bei dem Beeinflussungsversuch.13
Experimente wie das Asch-Experiment zeigen in ihren Ergebnissen auf, dass die Beeinflussung der eigenen Meinung und das Verhalten, auch bei deutlich Komplexerem und Wichtigerem funktionieren. Die Anpassung der eigenen Meinung an die der Gruppen kann jedoch auch von deren Konstellation abhängig sein.14
1.2 Gruppendenken und deren negativer Einfluss auf betriebliche Entscheidungsprozesse
Wichtige Entscheidungen oder komplexe Fragestellungen in Unternehmen werden zunehmend von Gruppen getroffen. Seien es Arbeitsgruppen, Projektteams oder Gremien, stets besteht der Anspruch eine möglichst gute, wenn nicht sogar optimale Entscheidung zu treffen. Entscheidungsfindung ist eine wichtige Funktion von Gruppen, meistens arbeiten Gruppen besser und erfolgreicher als Einzelperson. Gruppenmitglieder verlassen sich auf das breitgefächerte Fachwissen und die unterschiedlichen Blickwinkel einzelner Mitglieder, streben gemeinsam nach der besten Antwort für die gesamte Gruppe, ohne den eigenen Vorteil zu suchen. Gruppenentscheidungen finden häufig eine höhere Akzeptanz im Unternehmen.15 Doch die Entscheidungsfindung in Gruppen kann auch negative Auswirkungen haben. Wählt die Gruppe nicht das kompetenteste Mitglied, oder kann sich dieses Mitglied in der Gruppe nicht durchsetzen, beispielsweise durch starken Gruppendruck, kommt es zu Prozessverlust. Hier sind Aspekte der Gruppeninteraktion gemeint, welche die Entscheidungsfindung und das Problemlösungsverhalten beeinflussen. Dazu zählen auch Kommunikationsschwierigkeiten, beispielsweise wenn der Redner es nicht schafft die Mitglieder abzuholen. Aber auch wenn Informationen nicht preisgegeben werden und die Gruppe sich auf die Informationen eines anderes Mitglieds stützen. Daher ist es in den Diskussionen wichtig, gerade am Anfang zeitlich ausreichenden Raum zum Austausch zu geben.16
Gruppendenken ist als „die Neigung von Mitgliedern einer kohäsiven Gruppe zu verstehen, sich bei einer Entscheidung so stark dem Gruppendruck anzupassen, dass sie nicht mehr kritisch denken und möglicherweise korrigierende Einflüsse von Personen ... zurückweisen“17 Der Psychologen Irving Janis entwickelte eine Theorie über das Gruppendenken; dem sogenannten Groupthink: die Neigung der Gruppenmitglieder, unbedingt an der Gruppensolidarität festzuhalten, Mängel oder Fehlentscheidungen werden dafür übersehen und als absurd abgetan. Janis kam er zu dem Entschluss, dass die Entscheidungen insbesondere durch gruppendynamische Ereignisse zustande kamen, da sich Mitglieder gegen ihre eigentliche Überzeugung der mehrheitlichen Meinung der Gruppe angeschlossen haben. Opfer rationalisieren die Gruppenentscheidungen und verdrängen ihre Zweifel, wird ihre Meinung nicht mehr gehört, sinkt die Motivation und die Folge ist Desinteresse. Diese Gruppenmitglieder sehen nach einigen Vorstößen keine Notwendigkeit mehr, sich weiter in die Gruppe und erledigen nur noch die Arbeiten, die unbedingt sein müssen. Die Gruppenmitglieder passen sich der vorherrschenden Meinung an, vertritt diese aber eigentlich nicht - Asch bezeichnet dies als Anpassungskonformität.18
„Gruppendenken beschreibt eine Form der Entscheidungsfindung, bei der der Erhalt der Gruppenkohäsion und der in der Gruppe bestehenden Solidarität wichtiger ist als eine optimale und realistische Berücksichtigung der Tatsachen.“19
Eine Gruppe mit hoher Kohäsion und überzeugungskräftigen Führungskräften ist laut Janis besonders anfällig für Fehlentscheidungen. Je nach Kohäsion der Gruppe und dem dadurch entstehenden Druck nach Konformität können verschiedene Aspekte zu einem Fehlverhalten und dadurch zu einem negativen Einfluss auf die Entscheidungsfindung führen.20
Negative Folgen des Gruppendenkens sind beispielsweise der Verfall der geistigen Effizienz und des moralischen Urteilsvermögens. Mitglieder mit anderen, abweichenden Positionen halten die eigenen Einstellungen und Standpunkt zurück und unterdrücken eigene Gefühle, um mit der Mehrheit übereinzustimmen. Die Chance auf höhere Wirksamkeit und eine bessere Qualität der Gruppenergebnisse wird vertan. Die Entwicklung von Alternativplänen bleibt aus.21
In Unternehmen findet sich oft noch immer vorherrschend der Top-down Ansatz in Entscheidungs- und Führungsfragen, dies nimmt den Mitarbeitern einen großen Teil des Gestaltungsspielraums und macht es schwer, die eigene Meinung zu vertreten. Führungskräfte sind daher gut beraten, bevorzugte Lösungen möglichst lange für sich zu behalten.22
Im Nachgang bedauern Gruppenmitglieder häufig, ihre Zweifel nicht geäußert zu haben. Selbstzensur ist eine Reaktion auf den Konformitätsdruck der Gruppe. Die Selbstzensur führt außerdem zur Illusion von Einstimmigkeit. Nicht jeder, der sich in der Diskussion ruhig verhält, stimmt automatisch zu. Dies kann Führungskräfte dazu verleiten, selbstgefällig Alternativen gar nicht erst in Betracht zu ziehen.23
[...]
1 Vgl. Aronson et. al. (2008), S. 241ff.
2 Vgl. Weinert (2004), S. 430
3 Vgl. Asch (1951), S. 177ff.; Vgl. Jonas et al. (2007), S. 379ff.
4 Vgl. Weinert (2004), S. 430
5 Vgl. Cialdini et. al. (1991), S. 201ff.
6 Vgl. Asch (1951), S. 177ff.; Vgl. Jonas et al. (2007), S. 379ff.
7 Vgl. Aronson et al. (2014), S. 269.
8 Vgl. Asch (1956), S. 6ff.
9 Vgl. Aronson et al. (2014), S. 281-282.
10 Vgl. Jonas et al. (2014), S. 287-288.
11 Vgl. Aronson et al. (2014) S. 281.
12 Ebenda, S. 282ff.
13 Ebenda, S. 280.
14 Ebenda, S. 272-273.
15 Vgl. Weinert (2004), S. 430
16 Vgl. Aronson et al. (2014), S. 325 -326
17 Weinert (2004), S. 430
18 Vgl. Janis (1972), S. 9.; Vgl. Janis (1982), S. 175
19 Orth (2018), S. 130
20 Vgl. Janis (1982), S. 174
21 Vgl. Weinert (2004), S. 430
22 Vgl. Weinert (2004), S. 430
23 Ebenda, S. 431
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