Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Geschichte des Elektrizitätswerkes Viersen
Städtebaulicher Kontext, Sichtachsen
Konstruktion
Typologie und Material
Fassadengestaltung
Innenraum
Der Zustand des Gebäudes vor der Instandsetzung
Die Restaurierung
Heutige Nutzung
Literatur- und Quellenverzeichnis
Anhang mit zusätzlichem Material
Vorwort
Die Generatorenhalle der ehemaligen Stadtwerke ist in Viersen eines der bekanntesten Denkmäler, fast gleich zusetzten mit der ehrwürdigen Remigiuskirche, dem Jugendstilbad und der Festhalle. Das verdankt die Halle sicherlich der aufwendigen Restaurierung in den 1980er Jahren und der prachtvollen, roten Fassade, die seitdem auch optisch wieder einen städtebaulichen Schwerpunkt bildet.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte, der Restaurierung und Rekonstruktion aus denkmalpflegerischer Sicht und der Nutzung des Gebäudes bis in die Gegenwart.
Geschichte des Elektrizitätswerkes Viersen
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Abb.1: Ansicht von Südwesten, historische Postkarte, vor 1914,
Quelle: untere Denkmalbehörde Viersen
Laut Protokoll wurde bereits 1902 in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Viersen über das mögliche Potenzial eines Elektrizitätswerkes gesprochen. Der damalige Bürgermeister Peter Stern engagierte sich bereits im selben Jahr persönlich durch Vorträge und Artikel in der „Viersener Zeitung“, um seinen Mitbürgern die Vorteile der neuen Technik zu erläutern und die weiteren Nutzungsmöglichkeiten herauszustellen. Am 24.4.1903 bat Stern den Werksausschuss, finanzielle Mittel für den Bau eines Elektrizitätswerkes bereit zu stellen. Kurz darauf erfolgten Ausschreibungen und noch einmal wenig später bot Kommerzienrat Greef sein Grundstück an der Gereonstraße als Baugrund an.
Ein Gutachten von einem Herrn Dr. Gorius überzeugte die Stadtverordneten schließlich davon, schnell handeln zu müssen, damit der Betrieb des Werkes rentabel sein konnte. Zudem musste die notwendige Infrastruktur geschaffen werden, um Strom überall in der Stadt anbieten zu können. Beispielsweise wurde die Anbringungspunkte von Straßenlaternen bereits 1904 festgelegt, also ein Jahr vor Inbetriebnahme der Generatorenhalle.
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Abb.2: Gelände des ehemaligen Gaswerkes an der Rekoratstr. vor dem Bau der Generatorenhalle, Quelle: Bauarchiv Viersen
Es gab jedoch Widerspruch durch die Thüringer Gasgesellschaft, die bis dato die Stadt mit Gas belieferte und eine Gasanstalt an der Rektoratsstrasse, damals Schulstrasse, betrieb. Verständlicherweise sah diese Ihren Einfluss durch den Vormarsch der neuen Energie und damit ihren Marktanteil schnell schwinden. Schließlich kam es zu einem Rechtsstreit mit der Stadt, in dessen Folge Viersen 1905 das Gaswerk für 950.000 Mark kaufte. Auf dem Gelände des Gaswerkes war noch zur Genüge Platz vorhanden, so dass man auf das angebotene Grundstück an der Gereonstrasse verzichtete und den Bau eines Elektrizitätswerkes nun auf dem ehemaligen Gelände der Gasgesellschaft anging.
Für den Bau veranschlagte man etwa 400 000 Mark, die Innenausstattung sollte nach Fertigstellung insgesamt 1 171 180 Mark kosten.
In einer vorangegangenen Stadtverordnetenversammlung erging der Beschluss, eine Anleihe von 2 Millionen Mark aufzunehmen, um sowohl die Übernahme des Gaswerkes und seine Instandhaltung, als auch den Bau einer städtischen Badeanstalt und des Elektrizitätswerkes zu finanzieren.
Mit der technischen Betriebsleitung und Verwaltung der Anlage befasste sich die so genannte Elektrizitätsdeputation. In ihrer Sitzung am 14.11.1904 wurde Ingenieur Kehrein aus Montabaur als neuer Leiter mit einem Jahresgehalt von 3600 Goldmark ernannt. Ebenso wurde in dieser Sitzung beschlossen, eine Erweiterung des Stromnetztes nur für den Fall vorzunehmen, wenn die Anlagekosten mindestens zu 15% durch den Verkauf von Strom gedeckt werden.
Als Architekt des Elektrizitätswerkes wird Franz Kreutzer genannt, die Bauarbeiten übernimmt die Firma Paulissen und Lücker. Die Firma Helios Elektrizitätsgesell-schaft aus Köln ist für die gesamte Innenausstattung verantwortlich und verpflichtete sich, diese betriebsfertig zu liefern und einen Probebetrieb durchzuführen. Die Inbetriebnahme der Anlage sollte am 01.07.1905 erfolgen, die Bauarbeiten wurden aber durch einen Streik der Arbeiter im Ruhrgebiet verzögert, so dass erst am 01.11.1905 die Produktion von Elektrizität beginnen konnte.
In den nächsten Jahrzehnten waren mehrere Erweiterungen und Modernisierungen der vorhandenen Anlage notwendig. Bereits 1907 wurde die maschinelle Ausstattung und deren Leistung verbessert, zudem wurden technische Mängel behoben und eine Abgasreinigungsanlage eingebaut, deren Installation man aufgrund fehlender Erfahrungen unterlassen hatte. Anwohner beschwerten sich bereits in den ersten Betriebsmonaten über Luftverunreinigung. In den folgenden Jahren erhöhte sich die Drehstromabnahme vor allem durch die neue „Vierstädtebahn“ derart, dass man aus den Niederrheinischen Licht- und Kraftwerken Rheydt Strom dazukaufen musste. Daraufhin erfolgt die Zusammenlegung der Elektrizitätswerke Mönchengladbach, Rheydt und Viersen.
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Abb. 3: Grundriss Schalthaus, 1914, Quelle: Bauarchiv Viersen
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Abb. 4: Schaufensteranlage im östlichen Seiten-trakt, Entwurf, 1936
Quelle: Bauarchiv Viersen
1914 wurde östlich ein Schalthaus angebaut (Abb. 3), an die Rückseite der Maschinenhalle wurde ein teilweise unterkellerter Hochspannungs- und Umformraum errichtet, im Keller installierte man weitere Transformatoren (siehe Anhang letzte Seite). Der erste Weltkrieg verursachte die Abwirtschaftung der Anlage, die teilweise unbrauchbaren Maschinen mussten ausgetauscht werden. In den 20er Jahren wurde das Stromnetz von den Stadtwerken erweitert. 1936 wurde in einen Teil der Fassade eine „Schaufensteranlage“ mit dahinter liegendem Ausstellungsraum konstruiert, hier konnten und sollten sich Bürger über elektronische Geräte, deren Nutzung etc. informieren (vgl. Abb. 4).
Im 2. Weltkrieg schließlich erfolgte die teilweise Zerstörung des Gebäudes und der Maschinen, die durch starke Abnutzung und in Ermangelung von Ersatzteilen sowieso nur vermindert leistungsfähig waren. Nach Kriegsende wurde die Leistungsfähigkeit von vormals 1,8 Mio. KWh auf über 10 Mio. KWh erhöht.
Das Elektrizitätswerk war in seiner ursprünglichen Funktion bis 1958 in Betrieb. Danach diente es überwiegend als Lagerhalle und beherbergte teilweise die Verwaltungsräume der Stadtwerke Viersen und der Viersener Verkehrsbetriebe. Ab 1983 wurde der Bau restauriert und wird heute von der Niederrheinwerke GmbH genutzt.
Städtebaulicher Kontext, Sichtachsen
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Abb. 5: Ansicht des Gebäudes von Osten, rechts im Bild die Gebäude des Gaswerkes, vor 1914
Quelle: Stadtarchiv Viersen
Die Generatorenhalle liegt zentral im Stadtbereich Viersen. Die Hauptachsen des Gebäudes sind zur Rektoratstrasse ausgerichtet, an dieser Seite entsteht folglich auch die Schaufassade. Trotz der zentralen Lage steht der Torso relativ frei, links schließt eine Wohnhausbebauung mit geringerer Höhe an, rechts befindet sich, wie auf der Ansicht von Osten (Abb. 5) zu erkennen eine kleine Freifläche. Die Abb. 6 zeigt das Gelände der Städtischen Werke Viersen, unmittelbar hinter der Generatorenhalle befinden sich Apparatehaus und Koksplatz des Gaswerkes.
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Abb. 6: Lageplan der städtischen Werke Viersen an der Rektoratstr., 1936. Die Generatorenahlle verfügt bereits über eine größere Anzahl an Anbauten und Erweiterungen, wie an dem unregelmäßigen Grundriss ersichtlich ist, Quelle: Bauarchiv Viersen
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Abb. 7: Blick in den Hof des Gaswerkes auf die Gasbehälter, 1930er Jahre. Im Vordergrund befindet sich die Lagerfläche für Kohle (Koksplatz), aus der das Gas gewonnen wurde
Quelle: Ungerechts 1980
Leicht aus der Hauptachse der Halle versetzt steht gegenüber auf der anderen Straßenseite ein ehemaliges Schulgebäude, ebenfalls mit einem allerdings untergeordneten und kleinere Giebel versehen. Das ältere Schulgebäude (daher der Name Schulstraße) hat von vornherein eine uneingeschränkte Sicht auf die Schaufassade nicht möglich gemacht. So wäre auch der Blickwinkel auf der historischen Postkartenansicht zu erklären. Auf dem etwas abfallenden Gelände östlich dieser Schule lag in einiger Entfernung das Werksgelände der Kaiser’s Kaffee Rösterei. Nach der Restaurierung der Generatorenhalle und dem Abriss der weiträumigen Industrieanlagen auf dem heutigen Gelände der Kreisverwaltung bemühte sich die Stadtplanung, die Sichtachse von der Goeterstrasse und dem dort gelegenen Forum zur Rektoratsstrasse und der Generatorenhalle zu erhalten. Auf dem Luftbild (Abb. 8) erkennt man die neue Bebauung (helle Dächer), die einerseits diese Sichtachse erhält und andererseits von der Rektoratsstrasse zurücktritt und einen kleinen Platz schafft, durch den die Fassade der Halle besser zur Geltung kommt und nicht durch die Enge der Strasse unbeachtet bleibt.
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Abb. 8: Luftbild Rektoratstr. / Werksgelände der Niederrheinwerke Viersen GmbH, 2002
Quelle: Luftbildarchiv Stadt Viersen
Konstruktion
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Abb. 9: Fassadenplan der Generatorenhalle Viersen, Entwurf (?), 1904 (?)
Quelle: untere Denkmalbehörde Viersen
Das Elektrizitätswerk Viersen ist als Typus einer Maschinenhalle einzustufen. Die Hauptachse verläuft im 90° Winkel zur Rektoratsstrasse in Nord-Süd Ausrichtung. Der Archtitekt Franz Kreutzer entwickelte eine für diese Zeit typische repräsentative äußere Gestalt und Gliederung in Verbindung mit einer zweckgebundenen und funktionalen Innenaufteilung.
Typologie und Material
Das Gebäude besitzt einen basilikalen Querschnitt mit der erhöhten Maschinenhalle im Mittelpunkt. An den Seiten schließen sich mit abnehmender Höhe zwei weitere Seitenschiffartige Anbauten an. Westlich begrenzt eine Mauer mit Toreinfahrt das Gelände um das Elektrizitätswerk.
Die Grundfläche bildet ein Rechteck von ca. 44x28 m, dessen Längsseite die Hauptfassade zeigt.
Hauptsächlich verwendetes Baumaterial ist augenscheinig roter Backstein. In den Seitentrakten und im Bereich des Dachstuhls finden sich zusätzlich Eisenträgerkonstruktionen. Desweiteren ist der Bau wie bereits oben beschrieben mit sehr vielen Stuckelementen verziert und optisch gegliedert.
Die Generatorenhalle deckt ein Satteldach mit einem Gefällewinkel von ca 45° ab, in der Zeit zwischen 2. Weltkrieg und der Restaurierung in den 80er Jahren wurde dieses durch ein flaches Mansarddach zwischen den zerstörungsbedingt niedrigeren Giebeln ersetzt. Die Seitentrakte sind mit durchgängigen Pultdächern an den erhöhten Mittelteil angebunden. Im westlichen Seitentrakt sind zudem Oberlichtlaternen angebracht (vgl. Abb.1).
Fassadengestaltung
An der obigen Zeichnung (Abb. 9) und den Aufnahmen kurz nach Fertigstellung lässt sich die Symmetrie der Gliederung und Gestaltung der repräsentativen Schaufassade gut erkennen. Kreutzer verwendet unter anderem bei seinem Stilmix Themen der Renaissance-Architektur (Giebelzone), der Romanik (Rundbogen, Blendarkaden, Zwerggalerie) und weiterer unterschiedlicher Motive wie Gesims, Attikaähnlicher Brüstung, Pilaster, Wappenfelder etc. Bei der Betrachtung der Zeichnung wird schnell der streng achsialsymmetrische Aufbau deutlich, der lediglich in den äußersten Seitentrakten unregelmäßig wird. Kreutzer teilt die Wandflächen durch Pilaster, horizontal verlaufende Betonbänder und Gesimse in gleichgroße Vierecke ein, in die er Fenster oder Schmuckfelder einbringt. Die Zierelemente steigern sich zum Maschinenhaus mit dem ausdrucksstarken Giebel hin. Auffällig ist dies zum Beispiel bei den Türmchen, die an den vermeintlichen Ecken des jeweiligen Gebäudeteils liegen. Sie wachsen zur Mitte hinsichtlich Höhe und Umfang, aber auch die Turmhelme sind durch größer werdende fensterartige Nischen gekennzeichnet. Desweiteren lässt sich die Fassade durch Rechtecke unterteilen, die in etwa der Breite der Rundbogenfenster in den Seitentrakten entsprechen. Betrachtet man diese also als Gliederungsmaß, so besteht ebenfalls eine zahlenmäßige Steigerung, ebenso nimmt die Höhe dieser Rechteckflächen zu. Die unterschiedlichen Brüstungshöhen werden durch die horizontalen Gliederungen geschickt auf den nächst höheren Gebäudetrakt übergeleitet, genauso verhält es sich mit den Fenstersprossen und Gesimsen. Weitere zahlreiche Details sind erkennbar, sollen an dieser Stelle aber nicht weiter benannt werden. Der Architekt Kreutzer hat bei seiner Planung sehr genau auf Harmonie, Symmetrie und fast mathematische Konzeption geachtet.
Vergleicht man den obigen Plan mit der historischen Ansicht aus den ersten Betriebsjahren (vgl. Abb. 1 und 5), so stellen sich doch schnell einige Abweichungen heraus. Der originale Fassadenplan ist in den Stadt- und Bauarchiven Viersens nicht mehr zu finden, die Vorlage der obigen Kopie trägt allerdings die Jahreszahl 1904 und scheint damit eine Replik des Originals zu sein. Erste Auffälligkeit ist das anders strukturierte große Fenster. Statt zwei später ausgeführten großen vertikalen Stabwerken finden sich im Plan vier dergleichen, statt des Wappenfeldes war möglicherweise ein Wappen o.ä. in der Glasmalerei vorgesehen. Desweiteren befindet sich ganz rechts in der Zeichnung ein Anbau mit zwei rechteckigen Fenster und einer Doppelflügeltür in der Mitte. Dieser Anbau ist allerdings erst 1914 als Schalthaus ausgeführt worden. Womöglich wurde dieser aus fehlender Notwendigkeit beim ersten Bau weggelassen, dafür sprächen die ebenfalls vorhandenen Stilmittel, wie sie auf der älteren Fassade zu finden sind und die Achsensymmetrie, da der entsprechende Seitetrakt auf der gegenüberliegenden Seite errichtet wurde. Oder der Anbau wurde nachträglich in den Plan aufgenommen, dies lässt sich aber nicht mit Sicherheit an der vorhandenen Kopie belegen. Eine weitere Abweichung findet sich im Schriftzug über dem Bogenfenster. Auf dem Fassadenplan findet sich der Schriftzug „STÄDT.ELEKTRICITÄTSWERK“, dagegen besitzt die heutige Fassade ein Relief auf dem lediglich „ELEKTRIZITAETSWERK“ steht, zudem sind A und E zu einem Buchstabensymbol verschmolzen (vgl. Abb. 10).
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Abb. 10: Schlussstein über dem großen Bogenfenster der Strassenfront mit Blitzdarstellungen und Teil des Schriftzuges „ELEKTRIZITAETSWERK“, 1974,
Quelle: Bildarchiv Foto Marburg
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Abb. 11: Schmuckfeld an der Hauptfassade, Bogenlampenkugel mit stukkierten Weinranken, in denen Glühbirnen zu wachsen scheinen, 1974, Quelle: Bildarchiv Foto Marburg
Weitere Abweichungen sind bei der Ausgestaltung der Fassade festzustellen, so beispielsweise das Wappenfeld mit der stilisierten Glühbirne und der geflügelte Schlussstein des Bogens mit den Blitzdarstellungen. Weitere fantasievolle Schmuckelemente sind z.B. in den Rechteckfeldern neben dem großen Fenster zu finden. Hier ist eine Bogenlampenkugel mit Glühbirnen, die in wie Trauben in ihren Dolden hängen dargestellt (Abb. 11).
Interessanterweise werden hier traditionelle Repräsentationsformen, die wir vor allem aus Mittelalter und früher Neuzeit zum Beispiel von Toren etc. kennen, für die neue Form der Technik umgestaltet. Damit wird bereits von Außen sichtbar, welchem Zweck die Maschinenhalle dient und setzt diese mit der insgesamt sehr repräsentativen Ausgestaltung einem Palast der Elektrizität gleich. Gleichzeitig demonstriert es dem Betrachter die Nutzung der modernen Energieform als Aufbruch in eine neuartige Zeitperiode, bei der die Symbole der historischen, z.B. adeligen Mächte durch die Macht der Technik und damit Moderne ersetzt werden.
Die verwendeten Strukturierungselemente finden sich ebenfalls in vereinfachter Form auf Seitenwänden und Rückwand. Der hier verwendete Backstein ist in seiner braunen Farbgebung wesentlich unaufälliger. Selbst der Abschlussstein am Kamin ist verziert, ebenso die Pfeiler und Gitter der zaunartigen Begrenzung (vgl. Abb. 1)
Innenraum
Der Raumeindruck in der Maschinenhalle mit den Maßen von ca. 11 x 28m wird hauptsächlich durch die großen Bogenfenster an den Stirnseiten und den teilweise offenen Dachstuhl geprägt. Die optische Aufteilung des Raumes in zwei Geschosszonen wird durch die fensterlosen, bogenförmigen Nischen im unteren Teil und einem durchfensterten Obergaden geprägt. Diese Aufteilung wird durch ein umlaufendes, doppeltes Gesims verstärkt. Die heute vorhandene Farbgebung, unten größtenteils ocker, oben weiß, ist auf den schwarz-weiß Aufnahmen der früheren Jahre nicht zu erkennen. Zwischen den Bogenfeldern sind der Wand Pilaster mit Basis und Kapitell vorgesetzt, die sich oberhalb des Gesimses fortsetzten und in sehr plastischen Atlantenfiguren unterhalb des offenen Dachstuhls enden. Auf der Abb. 12 sind diese Figuren zu erahnen. Die relativ leicht wirkende Trägerkonstruktion ist im mittleren Teil abgeflacht. Die Atlanten bilden rein optisch die Auflastpunkte der Eisenträger auf den Außenwänden, zusätzlich verlaufen quer durch die Halle dünne Eisenanker mit jeweils zwei vertikalen Verbindungen zur Trägerkonstruktion.
Das Ensemble der Bogennischen, Pilaster, Atlanten und den in Gruppen zu drei rundbogigen Fenstern zusammengefassten Obergaden ergibt sich eine Unterteilung des Raumes in fünf gleiche Rechtecke und jeweils zwei vereinfachte und halbierte an den Kopfseiten.
Die Größe des Bogenfensters an der Rückwand reicht nicht bis zum Bodenniveau, stattdessen erkennt man eine Unterteilung auf Höhe des Gesimses. Auf den Innenansichten mit Blick zur Rückseite ist ein mittig angeordnetes Rundbogenportal mit spitzbogigen Fenstern daneben zu sehen, offenbar noch mit einem außen vorgelagerten kleineren Bau, der heute aber nicht mehr vorhanden ist (vgl. Abb. 13).
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Abb. 12: Generatorenhalle, Blick nach Süden zur Schaufassade 1921, Quelle: Bildarchiv Viersen
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Abb. 13: Generatorenhalle, Blick nach Norden. Hinter den Fenstern an der Rückwand ist der Hochspannungs- und Umformraum zu erkennen, 1921, Quelle: Stadtarchiv Viersen
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Abb. 14: Generatorenhalle nach dem Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren, Blick nach Norden.
Zu erkennen sind statt der Saugasanlagen die neuen Gleichrichter, außerdem erkennt man einen neuen Bodenbelag und das Fehlen der Atlanten unter den Deckenträgern, Quelle: Stadtarchiv Viersen
In diesem Anbau von 1914 waren Umformerraum, ein weiterer Schalt- und im Keller ein Transformatorenraum untergebracht. Dieser Anbau war aus der Hauptachse der Maschinenhalle leicht versetzt. Auf dem Katasterplan von 1936 (Abb. 6) ist der durch die vielen Anbauten unregelmäßige Grundriss der Generatorenhalle zu erkennen.
In den Seitentrakten sind sowohl weitere Werk- und Maschinen- als auch Verwaltungsräume zu finden. Der unmittelbar westlich anschließende Seitentrakt ist zudem unterkellert.
Zustand vor der Instandsetzung
Wie bereits genannt erhielt das Gebäude im zweiten Weltkrieg einige Schäden. Die Abbildung zeigt die fehlenden Elemente der Fassade auf. Außer den Kriegsschäden wurde durch Umbauten massiv in die bauliche Substanz eingegriffen. Die technische Ausstattung ist nach der Umnutzung verschrottet worden, die räumliche Aufteilung wurde mehrmals verändert. Wie auf den Fassadenansichten von 1974 zu erkennen, sind auch in der Maschinenhalle Büroräume eingerichtet worden. Dazu hat man eine flache Zwischendecke eingezogen und im unteren Bereich der Fassade neue Fenster eingesetzt. Ebenso wurden die rundbogigen Fenster in den Seitentrakten teilweise zugemauert oder es wurden neue hineingebrochen. Der hohe Giebel, die Türmchenaufsätze und das Satteldach waren vor der Restaurierung nicht oder nur teilweise vorhanden (vgl. Abb. 15 /16). Die Atlanten im Inneren der Maschinenhalle sind ebenfalls nicht mehr vorhanden, die bunten Glasfenster nut noch in Teilen erhalten. Einschneidendes Ereignis im städtebaulichen Kontext ist sicherlich der Abriss des Gaswerks, auf dessen Gelände östlich die Feuerwehrwache, unmittelbar hinter der Generatorenhalle Garagen und Werkshallen für die öffentlichen Verkehrsbetriebe der Stadtwerke errichtet wurden.
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Abb. 15: stark veränderte Fassade der Generatorenhalle von Süden, 1974
Quelle: Bildarchiv Foto Marburg
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Abb. 16: Südlicher Seitentrakt, Strassenfront, Veränderung der Fenster, 1974
Quelle: Bildarchiv Foto Marburg
Die Restaurierung
Bereits 1978, als die Halle nur Verwaltung und Lager beherbergte, stellten die städtische Bauverwaltung und das Rheinische Amt für Denkmalpflege das Gebäude unter Denkmalschutz. 1981 gaben die Stadtwerke Viersen den Auftrag für die Wiederherstellung der Fassade, da diese erhebliche Schäden aufwies. Ebenso begann die Planung für einen Verwaltungsneubau der Stadtwerke und Waschhalle für die Viersener Verkehrsbetriebe auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes. Im Mai desselben Jahres sollte die Grundsteinlegung erfolgen. Die Architektin Inge Breidenbach aus Süchteln begann bald darauf mit der Bauaufnahme. Neben ihren eigenen Aufzeichnungen standen der Architektin lediglich wenige alte Pläne und Fotos (siehe oben) zur Verfügung. Die Arbeiten am historischen Gebäude wurden in mehrere Abschnitte eingeteilt.
Als erster Schritt der Restaurierungsmaßnahmen wurde 1983 die Hauptfassade wiederhergestellt. Es wurden dazu Detailzeichnungen und Aufnahmen gemacht, die mit den Archivaufnahmen verglichen wurden. Im ersten Abschnitt wurden die charakteristischen Aufsätze der Türmchen errichtet. Es folgten der Wappengiebel mit seinen Schmuckelementen und die Wiederherstellung der originalen Fensterform. !970 waren diese durch den Architekten Brüll umgestaltet worden. Dazu wurden diese wieder in ihrer ursprünglichen Größe hergestellt. Die Fensterrahmen sind nur der Form nach historisch belegt, die dunkelgrüne Farbe und Material sind eher zeitgemäß. Das Große Rundbogenfenster mit seinen Buntglaselementen wurde durch den Glasmaler Hein Derix aus Kevelaer restauriert. Für die detailgetreue Rekonstruktion des Giebels musste ein Modell aus Plastilin im Maßstab 1:10 angefertigt werden. Dank dem Fassadenplan war Architektin Inge Breidenbach zwar erkenntlich, was auf dem Giebel dargestellt war, es fehlten jedoch Informationen über die Tiefe des Reliefs. Das Modell wurde im gleichen Blickwinkel und Entfernung wie auf der historischen Postkarte der Giebel zu sehen ist aufgestellt, dann wurde durch den Vergleich der Schattenwürfe etc. auf Foto und Modell die Stärke der Formen herausgearbeitet.
Gleichzeitig entstand ein Vertrag zwischen dem Viersener Heimatverein und der Deutsche Post. Ein ebenfalls von der Architektin angefertigter Stempel mit der stilisierten Fassade der Generatorenhalle zierte folglich alle Briefe, die Viersen verließen, was laut Westdeutscher Zeitung vom 14. März 1983 ca. 40 000 pro Woche bedeutete. Dienen sollte diese Aktion der Werbung für den Denkmalschutz und der
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Abb. 17: Rekonstruktion des Giebels mit dem alten Wappen der Stadt Viersen, 1983, Quelle: untere Denkmalbehörde Viersen
Denkmalpflege. Zur Zeit wird wieder ein ähnlicher Stempel von der Niederrheinwerke Viersen GmbH zum Anlass des 100jährigen Jubiläums genutzt.
Der nächste Restaurierungsschritt 1984 betraf die Rückseite des Gebäudes. Die kleineren Anbauten, wie sie auf Abb. 18 noch zu erkennen sind, wurden bereits abgerissen. Die Mauerreste dieser Anbauten und Verputz wurden entfernt und die Wandprofile und Gliederungselemente von 1904 wieder freigelegt und teilweise rekonstruiert. Zudem wurde auch der rückseitige Giebel neu aufgemauert. Das Rundbogenportal zwischen den spitzbogigen Fenstern sollte zusammen mit den anschließenden Arbeiten im Inneren der Halle fertig gestellt werden.
Die heute vorhandene, brückenähnliche Rampe auf Rundbögen mit Geländer (Abb. 24), die die tiefer gelegene Hoffläche mit der Türe verbindet, ist ebenfalls später hinzugefügt worden, wann genau ist aus den vorhandenen Unterlagen jedoch nicht ersichtlich.
Zu diesem Zeitpunkt ist die vorgesehene Nutzung der Halle noch abweichend von der heutigen. Vor allem die Räume der Seitentrakte sollten der VVG für die Kundenberatung und die ehemalige Maschinenhalle den Elektromonteuren der Stadtwerke als neue Werkstatt und Lager dienen. Kurz zuvor wurde ein Transformator in der Halle eingesetzt, der dann später in einem Neubau auf dem Gelände untergebracht wurde. Im Jahr darauf erfolgte die Wiederherstellung von Satteldach und Innenraum nach dem historischen Vorbild.
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Abb. 18: Rückseite der Generatorenhalle mit den noch vorhandenen Anbauten, Datum unbekannt
Quelle: untere Denkmal-behörde Viersen
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Abb. 19: Wiederherstellung des Satteldaches, Skizze, 1985
Quelle: Bauarchiv Viersen
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Abb. 20: Modell von Generatorenhalle und Neubau der Stadtwerke-Verwaltung, Rektoratstr., 1982, Quelle: untere Denkmalbehörde Viersen
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Abb. 21: Generatorenhalle von südwesten, 2005, Quelle: eigene Aufnahme
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Abb. 22: Fassade der Generatorenhalle von Süden, 2005, Quelle: eigene Aufnahme
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Abb. 23: rekonstruierter Giebel der Strassenfront, 2005, Quelle: eigene Aufnahme
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Abb. 24: Rückseite der Generatorenhalle, 2005, erkennbar ist die neu gestaltete Eingangsituation über eine Rampe, Quelle: eigene Aufnahme
Erneut machte Architektin Breidenbach sich alte Aufnahmen des Innenraumes zunutze (vgl. Abb. 12, 13, 14) und versuchte eine Rekonstruktion des Raumes. Dazu wurde der vorhandene Bodenbelag gegen Hartsteinzeugfliesen ausgetauscht, die annähernd nach dem Muster vor dem ersten großen Umbau (nach 2. Weltkrieg) verlegt sind (vgl. Abb. 12/13). Weitere nach dem originalen Befund und Vorbild wiederhergestellte Details sind Türen, Fenster und diverse Stuckelemente und die bräunlich-beige Farbgebung (vgl. Abb. 25). Vom Anstrich bis hin zu den goldenen Knöpfen an den Wänden, die rekonstruierte Verteilerdosen darstellen, ist der Raum möglichst nahe dem Zustand von 1905 wiederhergestellt worden. Eine Rekonstruktion sind auch die sechs Atlanten, die symbolisch die Hallendecke tragen (Abb. 26). Abdrücke an den Wänden und Details der historischen Fotos ermöglichten eine relativ genaue Rekonstruktion durch eine Firma aus Warendorf, die einen Gipsabdruck modellierte und anschließend daraus eine Gussform für die Figuren erstellte.
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Abb. 25: ehemalige Maschinenhalle, Blick nach Süden, Wandgliederung, 2005, Quelle: eigene Aufnahme
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Abb. 26: rekonstruierte Herkulesfigur als symbolischer Träger des Dachstuhls, 2005, Quelle: eigene Aufnahme
Im April 1986 wurde die Generatorenhalle durch den damaligen Geschäftsführer der Stadtwerke Viersen, Peter Schade, eröffnet. Das Gebäude sollte nun teilweise öffentlich nutzbar sein.
An den Restaurierungskosten beteiligten sich neben den Stadtwerken und dem Denkmalamt auch das Minsterium für Landes- und Stadtentwicklung mit einer beträchtlichen Summe.
Laut verschiedener Zeitungsberichte zum Anlass der Eröffnung wurden die Restaurierungsmaßnahmen durch die Architektin weitestgehend begrüßt und als großer Erfolg bewertet. Bei den Feierlichkeiten bezeichnete D. Rainer Slota vom Bergbaumuseum Bochum das Erscheinungsbild der Halle und Fassade als ein historisch gewachsenes. Dr. Albert Pauly als Vorsitzender des Heimatvereins Viersen lobte die Detailliebe der Architektin. Diese gab selber damals zu Protokoll, froh zu sein, eine Überrestaurierung vermieden, und damit die Kosten der Wiederherstellung niedrig gehalten zu haben (vgl. Rheinische Post vom 18. April 1986). Im selbigen Artikel wird als Grundsatz der Architektin beschrieben, dass sie eine Restaurierung, die ein altes Gebäude in den Zustand des Neubaus zurückversetzt ablehnt. Stattdessen sollten die Spuren des Alters sichtbar bleiben.
Bei der Wiederherstellung der Schaufassade ist ihr dies gelungen. Zwar wurde zum einen massiv in die vorhandene Bausubstanz eingegriffen und fehlende Elemente neu erschaffen, doch bewegen sich diese Maßnahmen in einem vertretbaren Bereich. Kriegsschäden wurden behutsam behoben, die entfremdenden Zutaten der Nachkriegszeit nahezu komplett entfernt und die historische Ansicht getreu des Archivmaterials wiederhergestellt. Die Generatorenhalle bildet einen städtebaulichen Schwerpunkt und stellt als einer der wenigen verbliebenen industriellen Zeitzeugen einen wichtigen Teil der Viersener Geschichte dar. Die repräsentative und prächtige Fassade mit ihren vielen fantasievollen Stuckelementen ist durchaus als Werbemittel zu verstehen und daher als besonderer Typus vor allem in kleineren Städten wie Viersen interessant. Die junge Elektroindustrie musste sich in Konkurrenz zum Gas, vor allem bei den Beleuchtungsmitteln, ihren Markt erst noch erschaffen. Axel Föhl vergleicht die Frontseite der Viersener Generatorenhalle daher mit einer Bilderbibel der Elektrizität, einer Kirche, die die Religion der neuen Energie verkündet (Föhl, A., S. 122).
Anders verhält es sich mit den Eingriffen im Innenraum des Gebäudes. Da hier kaum Reste des Originalen Bestands erhalten waren, ganz zu schweigen von der originalen Einrichtung und den Maschinen, verfolgte Frau Breidenbach hier eher das Ziel, eine komplette Rekonstruktion bzw. Neuschaffung des Innenraumes nach wenigen originalen Vorlagen zu schaffen. Dem Besucher zeigt sich der Innenraum als neuwertig, eher ein in den Zustand des Neubaus versetzter Raum als ein historisch gewachsener. Hier ist auf jeden Fall die Arbeit von Architektin Breidenbach im Sinne der Denkmalpflege sehr streitbar. Die Wiederherstellung aller sechs Atlanten ist dafür nur ein Beispiel, schließlich sind diese bereits auf der Innen-aufnahme aus der Zeit nach der Kriegszerstörung nicht mehr vorhanden. Auch weist in dem prachtvollen Saal in der ehemaligen Maschinenhalle nichts mehr auf die eigentliche Funktion hin. Die Halle entspricht nun eher einem Festsaal, der nie etwas anderes gewesen zu sein scheint.
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Abb. 27: Grundriss des ehemaligen Elektrizitätswerkes nach der Restaurierung, 1986
Quelle: Bauarchiv Viersen
Die Anbauten, die bereits früh in der Geschichte des Elektrizitätswerkes dazugekommen sind wurden entfernt, so dass wir heute abgesehen von wenigen Elementen, den Torso des Neubaus von 1905 vorfinden. Ebenfalls rekonstruiert wurde die östlich des Gebäudes liegende Toreinfahrt mit dem schmiedeeisernen Gitter (vgl. Abb. 1/21), wie es auf früheren Abbildungen zu erkennen ist.
Desweiteren mussten die Räumlichkeiten der neuen Nutzung angepasst werden, so wurde zum Beispiel im Kellergeschoss des ehemaligen Lagers im östlichen Seitentrakt Sanitärräume eingerichtet (Abb. 28). Diesem Seitetrakt wurde zudem ein weiterer Anbau vorgelagert, der Büros und einen schmalen Konferenzraum beinhaltet. Dieser Bau ist vor allem nach außen hin auch als Neubau erkenntlich, da andere Fenster und eine hellgraue, glatt verputzte Wandfläche sofort optisch vom Rest der Generatorenhalle sondieren (vgl. Abb. 29). Ähnlich wäre auch eine Gestaltung des Innenraums denkbar gewesen: ein Hinweis auf die historische Funktion aber gleichzeitig auch eine Kennzeichnung des Neugeschaffenen.
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Abb. 28: ehemaliges Lager im westlichen Seitentrakt, nach der Restaurierung Sanitäre Anlagen und Möbellager, 2005
Quelle: eigene Aufnahme
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Abb. 29: westlicher Seitentrakt, Neubau, 2005, Quelle: eigene Aufnahme
Heutige Nutzung
Seit der Fertigstellung 1986 wird die Generatorenhalle als Veranstaltungsort genutzt. Bis in jüngste Zeit wurde die große Halle vor allem als Tagungsort für Unternehmen Vereine, für Ausstellungen und Veranstaltungen der Stadt Viersen oder der Niederrheinwerke sowie Versammlungen regionaler Parteien genutzt. Für Konzerte oder andere Veranstaltungen, die gute akustische Verhältnisse erfordern, war die Halle bisher ungeeignet. 2003 erhielt diese eine neue Mikrofon und Lautsprecher-anlage, außerdem wurden automatische Vorrichtungen zur Verdunkelung des Raumes über den Fenstern angebracht. Über dünne Drahtschnüre werden Leinwände vor die Fenster gezogen. Die Niederrheinwerke ließen 2003 ein neues Vermarktungskonzept erarbeiten um den Veranstaltungsort mehr auszulasten. Speziell das Tagungsgeschäft sollte in Zeiten der Messe Düsseldorf weiter verstärkt werden, ebenso sollte der Saal aber auch für Privatpersonen miet- und nutzbar sein, kurz gesagt, die Generatorenhalle soll der Öffentlichkeit mehr zugänglich gemacht werden.
In den Seitentrakten befinden sich Büro- und Konferenzräume der Niederrheinwerke Viersen, die eigenständig erschließbar sind.
Repräsentativ ist die Generatorenhalle; neben der größeren Festhalle im Süden der Stadt stellt sie die Gute Stube Viersens und damit ihr Aushängeschild dar.
Das Ergebnis aus denkmalpflegerischer Sicht ist allerdings eher streitbar. Sicherlich repräsentiert die aufwendig restaurierte Schmuckfassade ein bedeutendes Denkmal der Stadt und bildet einen wichtigen Beitrag zur Stadt- und Technikgeschichte. Aber das Ergebnis wird leider durch die Überrestaurierung im Innenraum relativiert.
Literaturverzeichnis:
König, Wolfgang und Wolfhard Weber: Propyläen Technikgeschichte. Netzwerke. Stahl und Strom, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 1997
Föhl, Axel: Bauten der Industrie und Technik, Schriftenreihe des deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 47, Brühl / Bonn
Eisheuer, Dr. Fritz: Fünfzig Jahre städtische Elektrizitätswerke, Fünfzig Jahre städtisches Gaswerk Viersen 1905-1955, J. Schmitz KG, Viersen 1995
Ungerechts, Josef: 75 Jahre Stadtwerke Viersen GmbH, Viersen 1980
Philipps-Universität Marburg: Bildarchiv Foto Marburg, www.fotomarburg.de, Stand 20.02.2005
Für die Unterstützung möchte ich mich bedanken bei:
Niederrheinwerke Viersen GmbH
Untere Denkmalbehörde der Stadt Viersen
Bauarchiv der Stadt Viersen
Stadt- und Bildarchiv der Stadt Viersen
Architekturbüro Inge Breidenbach, Süchteln
Ehepaar Hesse, Viersen
- Quote paper
- Andreas Priesters (Author), 2005, Die Generatorenhalle in Viersen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110112
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