Die Waldsteinsonate op. 53 in C-Dur setzt in mancherlei Hinsicht neue Maßstäbe: nicht von ungefähr in der Zeit der großen Eroica-Symphonie und der „Appassionata“ op. 57 entstanden – also am Scheidepunkt zu Beethovens „neuem Weg“ – zeichnet sie sich durch kühne Überschreitungen bisher gekannter Normen aus. Die äußerst großzügig angelegte Form, die sich nicht nur in der beträchtlichen Länge von 873 Takten widerspiegelt ; die Ausbreitung der Themengestalten, die trotz ihrer relativ einfachen Struktur sehr weite Kreise ziehen; die extreme Dynamik; die enorme Virtuosität, die dem ausführenden Pianisten nicht nur technische Brillanz, sondern auch schiere Kraft abverlangen; all dies sind Novitäten, die sich schon in der großflächigen Anlage des Beginns zeigen. Ohne Rücksicht auf die für die Klassik so prominente „schöne“ Melodieentfaltung, zieht die Waldsteinsonate lieber derart viele Register des Klavierinstrumentes, dass viele Hörer dazu geneigt sind, sie als „orchestral“ oder „symphonisch“ zu empfinden.
Ziel dieser Arbeit ist es jedoch nicht, diesen ungewohnten Glanz pianistischen Klanges zu ergründen, ebenso wenig soll das überaus interessante Formproblem (s.u.) dargelegt werden. Vielmehr soll es in diesem Aufsatz darum gehen, die harmonischen Räume zu analysieren, die sich die Waldsteinsonate aneignet. Selbstverständlich wird dieser Fragestellung zur besseren Orientierung eine knappe bibliographische Eingliederung vorangestellt. Doch kann und will sich eine solche Analyse natürlich nicht damit begnügen, diese harmonischen Räume schlicht aufzuzeigen und zu benennen. Freilich ist die reine Analyse harmonischer Zusammenhänge geradezu unabdingbar. Hier aber Halt zu machen und den Leser praktisch mit den gerade aufgezeigten Komponenten alleine zu lassen, wäre wie einem Kind die Seife hinzuhalten, ohne ihm das Waschen zu erklären.
Daher scheint mir die eigentlich interessante Frage folgende zu sein: haben wir uns die harmonischen Strukturen, Räume, Zusammenhänge deutlich gemacht und verstanden, muss doch in einem nächsten Schritt nach dem Sinn, der Funktion dieser Harmonik gefragt werden. Denn in der Musik ist nichts – oder nur sehr wenig, und bei Beethoven schon gar nicht – reiner Selbstzweck, und so reizt nach der rein analytischen Arbeit, also dem wie, auch die Frage nach dem warum. Insofern folgt der harmonischen Analyse des Kopfsatzes, Allegro con brio ein kurzer Versuch, die Absichten, den Sinn und Zweck hinter dem bloßen Fachwerk zu erkennen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Bibliographischer Hintergrund
- Harmonik
- Exposition
- Durchführung
- Reprise
- Coda
- Funktion & Symbolik
- Synopsis
- Verwendete Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die harmonischen Räume im Kopfsatz der Waldsteinsonate op. 53 von Ludwig van Beethoven. Sie untersucht die spezifischen harmonischen Strukturen und deren Funktion im Kontext der musikalischen Form und des Gesamtausdrucks der Sonate. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Beethoven die Harmonik einsetzt, um bestimmte musikalische Effekte zu erzielen und die dramaturgische Entwicklung des Kopfsatzes zu gestalten.
- Harmonische Analyse des Kopfsatzes
- Funktion und Bedeutung der Harmonik
- Zusammenhang zwischen Harmonik und Form
- Harmonische Gestaltungselemente
- Interpretation der harmonischen Strukturen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem Vorwort, das die Bedeutung der Waldsteinsonate im Kontext von Beethovens Schaffen beleuchtet und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Im Anschluss daran wird ein bibliographischer Hintergrund gegeben, der die Entstehungszeit der Sonate, ihre Widmung an den Grafen Waldstein und die Einordnung in Beethovens „Zweite Periode“ und seinen „neuen Weg“ beleuchtet.
Das Hauptkapitel der Arbeit widmet sich der harmonischen Analyse des Kopfsatzes. Es werden die einzelnen Abschnitte der Form (Exposition, Durchführung, Reprise, Coda) detailliert untersucht und die harmonischen Strukturen, Tonartenwechsel, Kadenzformen und anderen harmonischen Gestaltungselemente analysiert.
Im Kapitel „Funktion & Symbolik“ werden die Ergebnisse der harmonischen Analyse interpretiert. Es wird untersucht, welche musikalischen Effekte durch die spezifischen harmonischen Strukturen erzielt werden und welche Bedeutung die Harmonik im Kontext der musikalischen Form und des Gesamtausdrucks der Sonate hat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Waldsteinsonate op. 53, Ludwig van Beethoven, Harmonik, musikalische Form, Kopfsatz, Allegro con brio, Exposition, Durchführung, Reprise, Coda, Funktion, Symbolik, Interpretation, musikalische Effekte, dramaturgische Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Bruno Desse (Autor:in), 2005, Harmonische Räume im Kopfsatz der Waldsteinsonate op. 53 C-Dur von Ludwig v. Beethoven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109981
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