Inhaltsverzeichnis
Der Entwurf einer kommunistischen Gesellschaftsordnung
Teil 1: Biographien
1.1: Karl Marx
1.2: Friedrich Engels
Teil 2: Inhalte der marxistischen Lehre
2.0: Begriffsdefinitionen
2.1: Ziele von Marx und Engels
2.2.1: Der historische Kapitalismus
2.2.2: Die Geschichte als Klassenkampf
2.3: Marx’ Vordenker
2.4: Marx’ grundlegende Theorien
2.4.1: Abschaffung des Privateigentums
2.4.2: Die Arbeitswerttheorie
2.4.3: Verelendung
2.4.4: Entfremdung
2.4.5: Marx’ Bild des 19. Jahrhunderts
2.4.6: Entwicklungstendenzen
2.4.7: Zusammenbruchstheorie
2.4.8: Notwendigkeitstheorie
2.4.9: Diktatur des Proletariats
2.4.10: Expropriation (Enteignung)
2.4.11: Zukunftsvisionen
Teil 3: Abschließende Beurteilung
Quellen
Teil 1: Biographie von Karl Marx und Friedrich Engels
1.1: Karl Marx
5. März 1818 - Karl Marx wird als 3. von 9. Kindern in Trier geboren. Sein Vater ist Jurist.
1830-35 – Besuch eines Gymnasiums in Trier.
1836-1841 – Studium der Philosophie in Berlin. Erwirbt Doktortitel.
1842-1843 – Redakteur der "Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe". Die Zeitung wird 1843 verboten und Marx wandert daraufhin nach Paris aus. Während der Zeit in Paris verfasst er die "Deutsch-Französischen Jahrbücher".
1845 – Auf Druck der preußischen Regierung schiebt ihn Frankreich ab. Marx geht dann nach Brüssel ins Exil, da ihm in Deutschland ein Hochverratsprozess wegen der "Deutsch-Französischen Jahrbücher" droht. Während der Zeit in Brüssel gründet er 1846 mit Engels das Kommunistische Korrespondenzkomitee und tritt 1847 in den "Bund der Gerechten ein" welcher danach in "Bund der Kommunisten" umbenannt wird. Im selben Jahr verfassen beide das Parteiprogramm, "Manifest der Kommunistischen Partei".
1848 – Während der Märzrevolution zieht er wieder nach Deutschland. Dort gründet er die "Reihnische Zeitung" neu und ihm wird der Prozess wegen "Aufreizung zur Rebellion" gemacht. Obwohl er den Prozess gewinnt, wird er wieder aus Deutschland ausgewiesen.
1849 – Marx siedelt endgültig nach London aus. Dort verdient er seinen Lebensunterhalt als Journalist bei verschiedenen Zeitungen.
1867 – Er stellt den 1. Band seines Hauptwerks "Das Kapital" fertig und veröffentlicht es. Außerdem verfasst er noch den 2. Band und den Anfang des 3. Bandes.
14.3.1883 – Marx stirbt in London im Alter von 64 Jahren.
1.2: Friedrich Engels
28. November 1820 in Barmen in Preußen geboren. Sein Vater war Fabrikbesitzer.
1834 tritt er ins Gymnasium Eberfeld ein.
1837 bricht er die Schule kurz vor dem Abitur ab, um in der Fabrik seines Vaters (in der Verwaltung, nicht als Arbeiter) zu arbeiten.
In der Zeit zwischen 1838 und 1841 führt er seine Ausbildung zum Handelsgehilfen in Bremen fort
1841 beginnt er seinen 1jährigen Militärdienst danach reist er nach Manchester, um dort in einer Baumwollefabrik seine kaufmännische Ausbildung abzuschließen. In dem industriell weiterentwickeltem England wurde Engels auf das Schicksal der Arbeiter aufmerksam und änderte seine politische Haltung.
1844 schrieb er Artikel für die Deutsch-Französischen Jahrbücher. Somit kam er auch näher mit Marx in Kontakt und trifft sich mit ihm noch im selben Jahr.
1845 schreibt er "Die Lage der arbeitenden Klassen in England".
1846 treffen sich beide in Brüssel und gründen das "Kommunistische Korrespondenz-Komitee" mit dem Ziel der Vereinigung der Sozialisten aus ganz Europa
1847 treten beide dem Bund der Kommunisten bei und verfassen das Parteiprogramm "Das Manifest der Kommunistischen Partei"
1848/49 schreibt er für die neu gegründete Rheinische Zeitung
Nach der gescheiterten Märzrevolution 1849 wandert Engels wieder nach England aus.
Dort arbeitet er wieder in der Fabrik des Vaters, die er aber nach dessen Tod verkauft.
Nach dem Tod Marx’ 1883, veröffentlicht er den 2ten Band von Marx’ "Das Kapital" und schreibt den 3ten zu Ende und veröffentlicht diesen schließlich auch.
Engels stirbt am 5. August 1895 in London im Alter von 74 Jahren.
Teil 2: Inhalte der Marxistischen Lehre
2.0: Begriffsdefinitionen
Vorerst scheint es angebracht, mit einer allgemeinen Definition geläufiger, aber nicht unbedingt bekannter Begriffe zu beginnen, die alle miteinander verknüpft ist, deren Unterschiede aber zumeist nicht erkannt werden.
Im Zusammenhang mit „Marxismus“ werden oftmals die Begriffe „Kommunismus“ und „Sozialismus“ assoziiert. Unter dem Begriff des Marxismus versteht man die von Karl Marx und Friedrich Engels begründete philosophische und ökonomische Gesellschaftstheorie, die darauf abzielt, Staaten anhand sozialistischer Mittel (Verstaatlichung von Produktionsmitteln) zu einer kommunistischen, zur klassenlosen Gesellschaft hinzuführen.
Unter dem Begriff „Proletarier“ versteht man einen Menschen, welcher allein dem Zweck dient, seine Arbeitskraft zu verkaufen; die Definition wird manchmal auch so verstanden, dass er bis auf seine eigenen Nachkommen (lat. proles) besitzlos ist.
2.1: Ziele von Marx und Engels
Durch die Industrialisierung kam mit den Arbeitern neben dem Adel, den Bürgern und den Bauern eine neue gesellschaftliche Klasse auf, deren Lebensqualität meist noch unter der des Bauern stand:
„Eine Arbeiterfamilie mit drei Kindern benötigte in Elberfeld 1849 durchschnittlich in der Woche 4 Taler, 4 Silbergroschen für: Miete, 3½ Pfund Fleisch, 3 Schwarzbrote, Kleider, Schuhe usw. Als guter Lohn galten in der Woche 3 Taler 7 Silbergroschen.“ (aus: Danner, Hug: Geschichtliche Weltkunde, Band 3, Diesterweg Verlag, Frankfurt 1980.)
So ist es logisch, dass die Arbeiter Interesse an einer Verbesserung ihrer Verhältnisse hatten, sie forderten Lohnerhöhungen, Verbesserung der Arbeitsplätze, Schutz vor Arbeitslosigkeit, Verbesserung der Wohnverhältnisse etc. Gleichzeitig verlangten die Arbeiter auch ein angemessenes Wahlrecht, eine Vertretung im Parlament sowie politische Gleichberechtigung.
Aus diesen Problemen heraus ergab sich die „Arbeiterfrage“, welche Marx und Engels vorrangig zu lösen versucht haben.
Sie zielten dabei insgesamt darauf ab, eine klassenlose, vollkommen egalitäre, eine kommunistische Gesellschaft herbeizuführen; den Menschen zu seiner vollkommenen Freiheit hinzuführen, ihn aus seiner Abhängigkeit vom Materiellen zu befreien. Der Gedanke einer gleichberechtigten Gesellschaft kam zwar in der Geschichte der Menschheit mehrfach auf, jedoch wurde er nie in dem Sinne, wie Marx es verstand, durchgesetzt. Dieses Ideal der totalen gesellschaftlichen Gleichheit fordert im Extremfall die „Auflösung des Individuums in der Gemeinschaft“
Die Verwirklichung dieses Ideals erfordere es, alles Privateigentum abzuschaffen: „In diesem Sinne können die Kommunisten ihre Theorie in dem einen Ausdruck: Abschaffung des Privateigentums, zusammenfassen.“ (aus: Karl Marx, Friedrich Engels; das Manifest der Kommunistischen Partei; Reclam Verlag, Ditzingen 1989.)
Konkrete Schritte auf dem Weg zu ihren Zielen waren:
- Bezahlung des Volksvertreter des Arbeiterstandes
- Abschaffung der Gerichtskosten
- Verwandlung von Bergwerken und Ländereien in staatliches Eigentum
- Verstaatlichung von Transportmitteln
- Arme Leute reisen unentgeltlich
- Kostenlose Volkserziehung
Diese politischen Ziele wurden von der 1. Internationalen Arbeiter-Assoziation vertreten, welche 1864 in London als Bündnis revolutionärer Arbeiterparteien gegründet, aufgrund eines Konfliktes zwischen Karl Marx als Vertreter des Kommunismus und Michail Bakunin als Vertreter des Anarchismus 1876 wieder aufgelöst wurde. Das Ziel der Internationalen bestand darin, einen allgemeinen gesellschaftlichen Umsturz herbeizuführen, welcher zu einer sozialistischen Revolution führen sollte.
Für die deutschen Machtinhaber führte die Gründung der IAA dazu, ein allgemeines Verbot kommunistischer Vereinigungen auszusprechen.
Marx appellierte an die Arbeiter, sie sollten Klassenbewusstsein entwickeln, sozusagen ein „proletarisches“ Selbstverständnis aufbauen, was darauf abzielte, die Arbeiter zu organisieren und somit den Weg ebnen, um die „proletarische“, die sozialistische Revolution herbeizuführen.
Dies sollte zur Folge haben, dass die Arbeiterklasse die alleinige Macht im Staat und über die Produktionsmittel ausüben würde, was laut Marx der „Diktatur des Proletariats“ entspricht. Diese „Diktatur“ wurde von Marx als eine Übergangsstufe zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft verstanden und sollte den Zweck der Befriedigung aller gesellschaftlichen Bedürfnisse erfüllen.
Marx’ Ziele wurden, wie sich herausstellen sollte, erst 30 Jahre nach seinem Tod, im Zuge der russischen Revolution (1917) verwirklicht.
2.2.1: Der historische Kapitalismus
Um zu verstehen, warum Marx die Theorie der kommunistischen Gesellschaftsordnung entwarf, muss man sich die Ereignisse klar machen, die zu den schlechten Lebensverhältnissen im 19. Jahrhundert führten. Die Ursachen dieser Verhältnisse liegen laut Marx im Kapitalismus, welcher seinerzeit als eine neue historische Epoche entstand. An Stelle der bisherigen feudalen Ordnung tritt nun mit der Industrialisierung eine bürgerliche Ordnung. Anstelle der Agrarwirtschaft beruht die Wirtschaftskraft nun hauptsächlich auf der neu entstandenen Industrie. Laut Marx liegt die Ursache der Entstehung des Kapitalismus in den Umwälzungen in der Verkehrs- und Produktionsweise.
Diese Umwälzungen bestehen auf der Verkehrsseite in der Entdeckung Amerikas und dem Seeweg nach Indien, wodurch einerseits neue Absatzmärkte und andererseits verbesserte Transportwege gefunden wurden. An die Stelle des traditionellen Handwerks trat nun die Manufaktur und damit die Verwendung der Dampfkraft statt Muskelkraft. Diese Faktoren führten dazu, dass die Warenproduktion zunehmen konnte und dementsprechend mehr Arbeitskräfte benötigt wurden, welche vom Land in die Stadt zogen und dort noch schlechtere Lebensbedingungen als auf dem Land vorfanden, diese jedoch aus Angst vor Arbeitslosigkeit hinnahmen.
Zusammen mit der neuen kapitalistischen Ordnung kam es nun auch erstmals vor, dass Betriebe untereinander konkurrierten, was vorher durch die Zunftordnung unterbunden wurde. Dieser Konkurrenzdruck sollte laut Marx dazu führen, dass sich kleinere Unternehmen gegenseitig durch Unterbietung und Übernahme kaputtmachen, bis zuletzt nur noch Großunternehmen existieren, die alles verfügbare Kapital in sich konzentrieren.
Das gesellschaftliche Problem bestand für Marx darin, dass die durch den Konkurrenzdruck unvermeidlichen Rationalisierungsmaßnahmen zu niedrigeren Löhnen und Entlassungen führten. Somit ständen sich zwei gegensätzliche Instanzen gegenüber: Auf der einen Seite die kapitalistischen Riesenbetriebe, auf der anderen die Masse der unterdrückten Lohnarbeiter. Alle anderen Gesellschaftsschichten sollten untergehen, sodass am Ende nur noch auf der einen Seite das Proletariat und auf der anderen Seite die Kapitalisten stehen würden. Eine solche Struktur sei zu Marx’ Zeiten in England bereits erkennbar gewesen: die Landwirtschaft habe sich der Industrie untergeordnet. Das restliche Europa würde nachziehen, sodass sich der Kapitalismus entfalten und somit eine komplett polarisierte Gesellschaft entstehen könne.
Die folgende Abbildung veranschaulicht den Aufbau der Gesellschaft nach Marx:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2.2: Die Geschichte als Klassenkampf
Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Früher war es Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, kurz Unterdrücker und Unterdrückte stand im stetem Gegensatz zueinander*. Nach Marx unterscheidet sich die damalige Epoche jedoch von den restlichen. Die Klassengegensätze haben sich vereinfacht und es gibt nur noch 2 große Klassen. Diese 2 Klassen sind die Bourgeoisie, die Unterdrücker, und das Proletariat, die Unterdrückten. Durch die Gründung von Kolonien, die Erschließung von neuen Märkten und Waren hat der internationale Handel einen gewaltigen Aufschwung erfahren. Gleichzeitig verwandelte die Erfindung neuer Maschinen den einfachen Handwerkerbetrieb in ein allumfassendes, internationales Industrienetzwerk. Die Folge war eine Zentralisierung. "Unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenen Interessen, Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurden zusammengedrängt in eine Nation, eine Regierung, ein Gesetz, ein nationales Klasseninteresse und eine Zolllinie".* Es gab nur noch wenige kleine Betriebe, da die Kapitalisten durch Anhäufung von Kapital in der Lage waren immer mehr Fabriken zu bauen. Die meisten Kleinbetriebe gingen somit einfach Bankrott, da sie gegenüber den großen Fabriken nicht konkurrenzfähig waren. Es gab nun auf der einen Seite den reichen Industriechefs, die Bourgeoisie, und auf der anderen die armen Arbeiter, das Proletariat. Durch diese neue Trennung sind auch angesehne Berufe wie Arzt, Wissenschaftler, Jurist oder Schriftsteller in das Proletariat herabgefallen. Ein weiterer Unterschied zu vorigen Epochen ist der neue Typ von Arbeiter. Den Lohnarbeiter. Er verkauft seine Arbeitskraft für schlechten Lohn an einen Fabrikbesitzer. Dieser Lohn reichte jedoch grade so aus um zu überleben bzw. den Arbeiter arbeitsfähig zu halten. Der Arbeiter entwickelt sich also nicht mit der Industrie mit, sondern fällt noch tiefer mit seiner Klassenzugehörigkeit. Doch die Lage der Arbeiter verschlechterte sich nicht nur materialistisch gesehen, sondern auch sozial. Die Menschen waren daran gewöhnt, mit ihrem Herren durch einen Feudalbund in einer Beziehung zu stehen. Die Bourgeoisie jedoch zerstörte diesen Bund und setze als einziges Interesse jedes Arbeiters das Geld. Der normale Arbeiter verlor also im Zuge der Industrialisierung seinen Wert als Menschen und wurde als Ware angesehen. Wie jede Ware unterliegt auch der Arbeiter den normalen Schwankungen am Markt. Nach Marx hat die Bourgeoisie anstatt wie früher auf verschleierte Ausbeutung, auf eine offene, unverschämte und direkte Ausbeutung gesetzt*. Die Frage die sich stellt ist also: Wie können die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter verbessert werden? *1= vgl. Manifest der Kommunistischen Partei - Marx/Engels, S.19 *2=vgl. Marx/Engels, S.24 *3=vgl. Marx/Engels, S.22 Der gewaltsame Umsturz: "Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder - vereinigt euch!"
2.3: Marx’ Vordenker
Die Ansätze der marxistischen Lehre lassen sich aus der Hegelschen Geschichtsphilosophie entnehmen. Diese besagt in ihren Grundzügen, dass sich aus einer These und deren Antithese eine Synthese entwickelt, also zwei gegensätzliche Thesen zusammen etwas Neues ergeben. Weiterhin besagt die Hegelsche Philosophie, dass die Weltgeschichte einen erkennbaren Sinn hat, was Marx aufgriff und die Theorie aufstellte, dass sich die Menschheit von einer klassenlosen Urgesellschaft über eine Gesellschaft der Unterdrückung wieder zu einer klassenlosen Zukunftsgesellschaft hin entwickelt. Dies geschieht laut Marx unausweichlich nach dem Hegelschen Synthese-Schema.
2.4: Marx’ grundlegende Theorien
2.4.1: Abschaffung des Privateigentums
Grundlegender Schritt für die Entstehung einer sozialistischen Gesellschaft ist die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln; später auch die Abschaffung allen Privateigentums, denn laut Marx wird in der Weltgeschichte solange eine Form der Ausbeutung durch eine andere ersetzt, bis das Privateigentum abgeschafft wird. Somit wird das Privateigentum als der Grund für die Ausbeutung des Arbeiters dargestellt.
2.4.2: Die Arbeitswerttheorie
Diese Theorie besagt, dass die kapitalistischen Unternehmer die Proletarier ausbeuten, da diese ihre Arbeitskraft auf Grund mangelnden Besitzes an Produktionsmitteln unter Wert verkaufen müssen. In der vorindustriellen Zeit gehörten die Produktionsmittel den Arbeitern selbst. Der Wert aller Ware misst sich laut Marx nach den Arbeitsstunden, die ein Arbeiter in ein Werk investiert hat. Zur Befriedigung aller menschlichen Grundbedürfnisse müsste ein Mensch pro Tag sechs Stunden arbeiten („gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit“).
2.4.3: Die Mehrwerttheorie
Alle Arbeitszeit, die über die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit hinausgeht, fließt als Arbeitswert in die Tasche des Unternehmers. Diese Differenz zwischen der gesellschaftlich notwendigen und der tatsächlich erarbeiteten Arbeitszeit bezeichnet Marx als „Mehrwert“. Die Unternehmer würden danach streben, immer mehr Mehrwert zu erwirtschaften. Das habe zur Folge, dass Arbeiter längere Arbeitstage zum Zweck der Produktivitätserhöhung hinnehmen müssen. Darin besteht nach Marx die Ausbeutung des Proletariats.
2.4.3: Verelendung
Aus vorangegangenen Gründen (Verlängerung der Arbeitszeit bei möglichst gleichzeitiger Lohnsenkung) verelendet die proletarische Klasse. Laut Marx wird diese Verelendung immer größere Kreise erfassen. Die Gewerkschaften mit ihren Zielen, bessere Lebensbedingungen für die Arbeiterklasse zu erreichen, würden scheitern. Am Ende dieser Entwicklung stehe ein Arbeiter, der bereit sei, für einen Hungerlohn zu arbeiten.
2.4.4: Entfremdung
Marx geht noch einen Schritt weiter: Man sei im Kapitalismus nicht nur verelendet, sondern auch sich selbst entfremdet, da man in einem Verhältnis zu seinen Mitmenschen und zu Dingen stehe, welches mit der menschlichen Natur unvereinbar sei. Arbeiter seien somit dazu gezwungen, ihre Arbeit unter unnatürlichen Bedingungen verrichten, was sich in arbeitsteiliger, monotoner Arbeit, die weder sittliche noch geistige oder künstlerisch-schöpferische Kräfte fordert, manifestiere. Der einzige Nutzen und Wert eines Menschen bestehe nur noch darin, dass er Arbeit verrichten kann, sozusagen ist er auch seinen Mitmenschen entfremdet, da diese sich nur noch als Arbeitsmaschinen verständen. Auch dem, was der Arbeiter in der Manufaktur produziert, sei der Arbeiter entfremdet, da er keinerlei Verständnis und Bezug zu seinen Produkten mehr hat. Doch auch der Kapitalist ist sich laut Marx entfremdet, da er sich den Gesetzen des kapitalistischen Wirtschaftens unterworfen fühle und somit nicht mehr seinem „Menschsein“ nachgehen kann.
2.4.5: Marx’ Bild des 19. Jahrhunderts
Seine Zeit, in der er lebte, sah Marx als düstere Epoche an. Die primitive Idylle des gemeinschaftlichen Lebens, in dem jeder zum Teil seinen eigenen Interessen und Fähigkeiten nachgehen konnte, sei nun vorbei. Die gesellschaftliche Entwicklung zeichne sich durch die Situation der Arbeiter in den Städten durch allgemein zunehmendes Unglück und Elend aus. Nach Marx’ Notwendigkeitstheorie werde sich dies aber bald ändern.
2.4.6: Entwicklungstendenzen
Als die allgemeine Lage im 19. Jahrhundert bekannt war, wurde sowohl von staatlicher als auch von nicht-staatlicher Seite einiges dazu beigetragen, etwas an der miserablen Situation der Arbeiter zu ändern. Beispielsweise kam es in England durch Berichte der königlichen Kommissionen zu einer Arbeiterschutzgesetzgebung; in Deutschland wurde ein entsprechender Schritt mit der Einführung der Sozialgesetzgebung durch Bismarck 1883 getan; dies geschah hauptsächlich, um den Sozialisten ihre Grundlage zu nehmen. Auch durch die Sozialistengesetze wurden sozialistische Bestrebungen im Keim erstickt. Dafür traten die Gewerkschaftsbewegung sowie Konsumgenossenschaften auf den Plan. Auch stiegen die Löhne der britischen Arbeiter. Marx und Engels zweifelten an der Wirksamkeit dieser Maßnahmen bzw. ignorierten sie, da sie lediglich eine „Kurierung an den Symptomen“, nicht aber an den Ursachen darstellen würden.
2.4.7: Zusammenbruchstheorie
Nach Marx steuert der Kapitalismus unausweichlich auf eine Krise zu, da sich die kapitalistische Wirtschaft in innere Schwierigkeiten stürze, die sich in Überproduktionskrisen, in denen Waren nicht für den Bedarf, sondern des Profits wegen produziert würden, sowie in Massenarbeitslosigkeit darstellten. Das Ende des Systems würde somit von einer Krise, gepaart mit Massenaufständen herbeigeführt werden. Somit erscheint Marx neben seinen philosophischen und politischen Gedankengängen auch als Prophet.
2.4.8: Das Wesen der Revolutionen / Notwendigkeitstheorie
Diese Theorie besagt lediglich, dass nach den derzeitigen Zuständen und historischen Ereignissen eine Revolution nicht nur wahrscheinlich, sondern auch notwendig und unabdingbar sei, da die Zustände für die Bevölkerung nicht tragbar seien. Der Mensch könne die Entwicklung nicht direkt beeinflussen; er könne sie nur beschleunigen oder abbremsen.
2.4.9: Diktatur des Proletariats
Die Zeit nach der erfolgreich verlaufenen Revolution stellt Marx sich folgendermaßen vor: Nachdem die Proletarier die Herrschaft über die Produktionsmittel erlangt haben, entsteht eine Herrschaft der Mehrheit über eine Minderheit. Diese als „Diktatur des Proletariats“ bezeichnete Phase stelle jedoch nur eine Übergangsphase dar; später würde der Staat an sich überflüssig werden.
2.4.10: Expropriation (Enteignung)
Hiermit ist die Enteignung des kapitalistischen Besitzes an Produktionsmitteln gemeint. Es soll die Rückführung der Produktionsmittel in die Hände der Arbeiter erfolgen und somit sollen die vorindustriellen Verhältnisse wieder hergestellt werden. Später soll die Allgemeinheit Besitzer der Produktionsmittel sein.
2.4.11: Zukunftsvisionen
Für die Zukunft stellen sich Marx und Engels ein Modell vor, in dem die Herrschaft über Menschen beseitigt wird und an Stelle dessen die Verwaltung über Sachen stehen wird. Der Staat wird keinerlei Eigeninteressen mehr vertreten. Es wird keine Aufspaltung in geistige und körperliche Arbeit mehr geben; beide werden gleichberechtigt koexistieren. Zwischen den Produzierenden und den Produktionsverhältnissen wird es keine Diskrepanzen mehr geben. Man könnte auch nach Belieben von einem Beruf in den Anderen wechseln. Die Lebensgüter werden jedem Einzelnen nach seinen Bedürfnissen zugemessen. Es wird eine Harmonie der Menschen untereinander entstehen und jeder wird sich selbst verwirklichen können. Das endgültige Ziel der Weltgeschichte wäre somit erreicht.
Teil 3: Abschließende Beurteilung
„Das Beste am Sowjetregime war sein Scheitern. Wäre es erfolgreich gewesen […], hätte ich gewusst, dass keine Grenzen dafür existieren, wie weit der Mensch terrorisiert und versklavt werden kann.“
(Kitty Muggeridge und Ruth Adam, “Beatrice Webb”, New York 1968, S.243)
Es lässt sich sagen, dass Marx und Engels sich ernsthaft darum bemüht haben, die Arbeiterfrage auf eine zufriedenstellende Weise zu lösen. Allerdings ist bis heute jeder Versuch, die marxistischen Konzepte durchzusetzen, gescheitert. Man betrachte hierbei die Ostblockstaaten des 20. Jahrhunderts, insbesondere Russland unter Lenin und Stalin sowie China unter Mao, welche als exzellente Beispiele für die Unterdrückung der Bevölkerung durch den Staat dienen.
Ein Grundproblem des Kommunismus ist die Aufgabe des Privateigentums. Hierbei stellt sich die Frage, wie weit die Enteignung führen soll: Werden nur Produktionsmittel verstaatlicht oder auch das Privateigentum jedes Einzelnen? Sollte jeder Mensch gezwungen sein, seine privaten Besitztümer bereitwillig herzugeben, würde diese Forderung auf sehr breiten Widerstand stoßen, da niemand bereit sein würde, sein eigenes, erarbeitetes Eigentum zu verschenken. Die These, der Mensch sei nach Belieben formbar, ist unzutreffend, da der Mensch immer ein Individuum ist und somit zur Entwicklung einer Individualität auch privaten Besitz benötigt.
Ein schwerwiegender Verstoß gegen ein elementares Kriterium besteht darin, dass der Marxismus nicht die notwendige Offenheit und die Bereitschaft, sich neuen Fakten und Begebenheiten anzupassen gezeigt hat. Vielmehr war er eine Doktrin, die andere Sichtweisen als irrelevant abtat, was sich schon darin zeigte, dass Marx die Tatsache, dass die Arbeiterklasse nicht verarmt ist und dass Gewerkschaften und andere Organisationen entstanden, welche das Ziel hatten, die Situation der Arbeiter zu ändern, schlichtweg ignorierte. Des Weiteren trat der vorhergesagte totale Zusammenbruch des kapitalistischen Systems nicht auf.
Die Annahme, dass es nur zwei gesellschaftliche Klassen gibt, hat sich als falsch erwiesen. Heute haben wir keine Klassen-, sondern eine Schichtengesellschaft mit breiter Mittelschicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Stand: BRD 1967)
Ebenfalls wurde die Tatsache, dass der Staat, auch in einer wie in der DDR angewandten Zentralverwaltungswirtschaft Eigeninteressen entwickelt, verkannt. In jeder Staatsform bildet sich eine „Regierungselite“, die gesellschaftliche Vorteile durch höhere Löhne etc. besitzt. Man denke auch hier an die in der DDR zur Denunzierung regimefeindlicher Individuen eingesetzte „Staatssicherheit“, bei welcher sich Mitarbeiter Vorteile erschlichen. Die Tatsache, dass es solche Repressionsinstrumente in sozialistischen Staaten gab, wodurch die Freiheit, die eigentlich durch den Marxismus erstrebt werden sollte, nicht gewährleistet, sondern im Gegensatz dazu verhindert wurde, spricht ebenfalls gegen die Verwirklichung der kommunistischen Ideale. Auch der im Kommunismus zwangsläufig notwendige Arbeitszwang ist aus heutiger Sicht nicht vertretbar.
Doch schon im 19. Jahrhundert gab es Kritik, die dazu führte, dass sich die erste internationale Arbeiterassoziation auflöste: die in der IAA vertretenen Anarchisten lehnten die „Diktatur des Proletariats“ als Instrument der Unterdrückung ab. Einen Mittelwert aus Anarchismus und Kommunismus versucht der sogenannte Anarchosyndikalismus zu finden, jedoch werden dieser Form auch wenige Überlebenschancen zugeschrieben.
Langfristig bewährt hat sich die Annäherung des Sozialismus an den Liberalismus: die durch Gewerkschaften und Parteien vertretene Sozialdemokratie ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil des westlichen Staatensystems.
Gegen den Marxismus spricht außerdem, dass er in keiner Regierung in seiner Reinform als Regierungsform eingesetzt, sondern immer mit Abänderungen (Leninismus, Stalinismus, Trotzkismus, Maoismus…).
Ein weiterer wesentlicher Fehler besteht darin, dass Marx’ Menschenbild zu idealistisch geprägt war. Nicht jeder sah im Kommunismus die perfekte Regierungsform, was sich besonders an der hohen Zahl der DDR-Republikflüchtigen zeigte.
(CDU-Wahlplakat, 1953, http://www.ikg.rt.bw.schule.de/wahlen98/1952.html)
Quellen:
- Karl Marx, Friedrich Engels: das Manifest der Kommunistischen Partei; Reclam Verlag, Ditzingen 1989
- Richard Pipes: Kommunismus; Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2001
- Hugo Andreae: Marxismus; Verlag Handwerk und Technik, Hamburg 1974
- Hugo Danner et al: Geschichtliche Weltkunde, Band 3, Diesterweg Verlag, Frankfurt 1980
- Kochendörfer, Rumpf: Geschichte und Geschehen, Berufliche Gymnasien, Ernst Klett Schulbuchverlag, Stuttgart 1991
- http://de.wikipedia.org/Kommunismus/, Stand: Ende November 2005
- http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Marx , s.o.
- http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Engels , s.o.
- http://www.kfunigraz.ac.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/marx/30bio.htm
- http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pot/8841.html
- Arbeit zitieren
- Sebastian Roth (Autor:in), 2005, Entwurf einer kommunistischen Gesellschaftsordnung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109957
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