Inhalt
1. Einleitung
2. Begriffsklärungen
2.1.1 Klärung des Begriffes Arbeitsbiographie
2.1.1 Definition des Begriffes Arbeit
2.1.2 Der Begriff der Erwerbstätigkeit
2.1.3 Definition des Begriffes Biographie
2.1.4 Versuch einer Definition des Begriffes Arbeitsbiographie
2.2 Klärung des Begriffes gender- studies
2.2.1 Definition der Begriffe sex und gender
2.2.2 Definition des Begriffes gender-studies
3. Mara Pitz: Geschlechtsspezifische Unterschiede im Erwerbsleben und der Arbeitsbiographie - das Modell der Bürgergesellschaft und seine möglichen Risiken für die Frauenerwerbstätigkeit
3.1 Einleitung
3.2 Die Arbeitsgesellschaft
3.2.1 Definition der Arbeitsgesellschaft
3.2.2 Bedeutung und Formen der Erwerbsarbeit in der Arbeitsgesellschaft
3.2.3 Geschlechtsspezifische Unterschiede der Arbeitsbiographie
3.2.4 Die Krise der Arbeitsgesellschaft
3.2.5 Verschiedene Lösungsansätze
3.3 Die Bürgergesellschaft
3.3.1 Einleitung
3.3.2 Bürgerschaftliches Engagement
3.3.3 Das Modell der Bürgerarbeit
3.4 Kritik an der Bürgergesellschaft
3.4.1 Allgemeine Kritikpunkte
3.4.2 Mögliche Risiken für die Frauenerwerbstätigkeit
4. Karolin Kritzer: Zukunft der Arbeit oder der Arbeitnehmer von morgen
- Die Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit der Frau -
4.1 Einleitung
4.2 Strukturwandel der Arbeit
4.2.1 Taylorismus
4.2.2 Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“
4.2.3 Gründe für den Strukturwandel der Arbeit
4.3 Der neue Arbeitnehmertypus
4.3.1 Neue Anforderungen an den Arbeitnehmer von morgen
4.3.2 Neue Arbeitsbiographien und –formen
4.3.3 Portfolio Worker
4.3.4 Paradoxie zwischen wirtschaftlichen bzw. betrieblichen Anforderungen und Vorstellungen der Arbeitnehmer
4.4 Zukunftsvisionen
4.4.1 Arbeit und Identität
4.5 Welche Folgen ergeben sich aus dem Strukturwandel der Arbeit für die Erwerbstätigkeit der Frauen
5. Schlussteil
6. Literaturverzeichnis
7. Versicherung
1. Einleitung
Unsere Hausarbeit knüpft an das Thema der Lehrveranstaltung „Arbeit und Freizeit im gesellschaftlichen Wandel“ von Prof. Dr. Gehrmann an, die wir im Wintersemester 2003/04 im Rahmen unseres Grundstudiums als Soziologie II-Vorlesung besucht haben
Von Anfang an hat uns das Thema der Neuen Arbeitsbiographien am meisten angesprochen. Wir beschlossen, das Thema gemeinsam zu bearbeiten, um es von mehreren Seiten beleuchten zu können. Zur Eingrenzung des Themas bekamen wir die Anregung, die Neuen Arbeitsbiographien im Hinblick auf die gender studies zu betrachten. Allerdings mussten wir von dem ursprünglichen Vorhaben, das Thema einmal bezüglich der Männer und einmal auf die Frauen bezogen zu behandeln, abweichen. Es stellte sich nämlich heraus, dass es so gut wie keine Literatur über die Arbeitsbiographie von Männern gibt. Dies machte es uns unmöglich, die Aufteilung in dieser Weise vorzunehmen
Auch die Idee, dass eine von uns gegenwärtige, die andere mögliche Arbeitsbiographien der Zukunft bearbeitet, mussten wir verwerfen, da der erste Part einen zu historischen Schwerpunkt erhalten hätte
Deshalb entschlossen wir uns – nach Rücksprache mit unserem Dozenten – dafür, dass Mara Pitz „Geschlechtsspezifische Unterschiede im Erwerbsleben und der Arbeitsbiographie - das Modell der Bürgergesellschaft und seine möglichen Risiken für die Frauenerwerbstätigkeit“ behandelt; Karolin Kritzer die „Zukunft der Arbeit oder der Arbeitnehmer von morgen - Die Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit der Frau“ ausarbeitet. Vorliegende Einleitung, Begriffsklärungen unter 2., den Schlussteil unter 5. und das Literaturverzeichnis unter 6. wurden von uns gemeinsam verfasst
Diese Aufteilung ermöglichte uns, dass sowohl Wandlungstendenzen der Arbeit(swelt), als auch die gender Thematik in beiden Hauptabschnitten berücksichtigt werden können. Natürlich ergeben sich in den beiden jeweiligen Abschnitten unterschiedliche Schwerpunkte: so wird bei Mara Pitz der Wandel der Arbeitswelt nur grob umrissen, dafür aber mehr Gewicht auf die Frauenerwerbstätigkeit gelegt, während bei Karolin Kritzer insbesondere der Aspekt der Arbeitslosigkeit zu Gunsten des Strukturwandels der Arbeit zurücktritt
In unserem gemeinsamen Schluss werden wir versuchen, die beiden Arbeitsergebnisse in Beziehung zueinander zu setzen
Wir möchten an dieser Stelle noch mal erwähnen, dass unsere Aufgabenstellung sehr umfangreich ist und dass wir deshalb thematische Schwerpunkte setzen mussten. Außerdem ist unser Thema ständigen Neuerungen ausgesetzt und selbst in der Wissenschaft ist man sich uneinige darüber wohin der Wandel der Arbeit führt und mit welchen Konzepten man den Auswirkungen am angemessensten begegnet
2. Begriffsklärungen
2.1 Klärung des Begriffes Arbeitsbiographie
In den von uns herangezogenen Quellen findet sich nirgends eine Definition des Begriffes Arbeitsbiographie. Es bietet sich also an, zunächst die Begriffe Arbeit und Biographie getrennt voneinander zu beleuchten. Anschließend versuchen wir, die beiden Begriffe zusammen zu führen und so die Bedeutung von Arbeitsbiographie zu klären
2.1.1 Definition des Begriffes Arbeit
Im Wörterbuch der Soziologie von Hartfiel wird Arbeit beschrieben als „zweckmäßige, bewusste Tätigkeit des Menschen zur Lösung und Bewältigung seiner materiellen und geistigen Existenzprobleme“ (1976, S. 29). Der Mensch beschäftigt sich in der Arbeit mit seiner Umwelt, indem er auf sie einwirkt und sie verändert. Arbeit lässt sich auch als sozialen Prozess betrachten, weil die Form der Arbeit und der Arbeitsteilung die Lebensführung und die Gestaltung der sozialen Kontakte der Menschen stark beeinflusst (vgl. Hartfiel 1976)
Ähnlich definiert auch Koubek den Arbeitsbegriff. Bei ihm ist Arbeit ein „sowohl individuelle(s) als auch gesellschaftliche(s) Verhältnis, durch das die ökonomischen Vorgänge der Produktion, Distribution und Konsumtion stattfinden“ (1977, S. 37)
Den gesamtgesellschaftlichen Aspekt der Arbeit betonen auch Holzkamp-Osterkamp und Vilmar/ Kissler. Letztere sprechen hierbei von „als Ko-operation organisierte Tätigkeit von Menschen“ (Vilmar/ Kissler 1982, S.18), während ersterer diese „Kooperation als Vermittlung des Zusammenwirkens über ein gemeinsam anzustrebendes sachliches Ergebnis von generalisierter gesellschaftlicher Nützlichkeit“ (Holzkamp-Osterkamp 1975, S. 242) beschreibt
Hoyos erwähnt in diesem Zusammenhang, dass es in einer Gesellschaft immer ein Normensystem gibt, nach dem die Ergebnisse der Arbeit bewertet werden (vgl. Hoyos 1974)
Andere, wirtschaftlich orientierte Ansätze verstehen Arbeit ausschließlich über den Wert des Produktes (vgl. Work in America, 1974) oder als Mittel zur Durchsetzung betrieblicher Zielsetzung (vgl. Wöhe 1973)
In der christlichen Theologie wird Arbeit als Teil einer gottgewollten Ordnung angesehen und nimmt damit einen zentralen Stellenwert für die Sinngebung menschlichen Lebens ein (vgl. Höffner 1975, S.121)
Der Verlauf der Geschichte wurde stark geprägt von den jeweiligen Arbeitsbedingungen, Produktionsprozessen und der Art der Arbeitsteilung der entsprechenden Epoche. Soziologische Sichtweisen hingegen versuchen, den Begriff der Arbeit herausgelöst aus diesen geschichtlichen Bezügen zu betrachten (vgl. Hartfiel 1976)
Ein grundlegendes Problem des Arbeitsbegriffes liegt in der Abgrenzung zu anderen Tätigkeitsfeldern, wie z. B. Freizeit oder Spiel. Von der Gesellschaft als Arbeit und „Nicht-Arbeit“ deklarierte Tätigkeiten sind in ihrer praktischen Ausführung oft identisch; der Unterschied lässt sich nur im Hinblick auf die in der Gesellschaft vorherrschenden Produktionsverhältnisse bestimmen (vgl. Lexikon der sozialen Arbeit 1978). Abschließend lässt sich jedoch sagen, dass „Versuche in der Soziologie, die Arbeit theoretisch allgemeinverbindlich von anderen Arten menschlicher Tätigkeit abzugrenzen (...) unbefriedigend geblieben (sind)“ (Hartfiel 1976, S. 30)
2.1.2 Der Begriff der Erwerbstätigkeit
Schon Schoeck stellte fest, dass der Begriff Arbeit meist synonym mit dem Begriff der Berufstätigkeit verwendet wird (vgl. Schoeck 1972). Durch die oben aufgeführten Definitionen ist klar geworden, dass Arbeit mehr ist als nur der Beruf, also die Erwerbstätigkeit. Arbeit beinhaltet ebenso unbezahlte Tätigkeiten, wie Hausarbeit oder Ehrenamt
Obwohl wir uns über diesen Bedeutungsunterschied bewusst sind, haben wir uns dazu entschieden die beiden Begriffe synonym zu verwenden, da dies auch in der Fachliteratur meist der Fall ist
2.1.3 Definition des Begriffes Biographie
Das Wort Biographie stammt aus dem Griechischen (bios= Leben; graphein= aufzeichnen) und bedeutet soviel wie Lebensbeschreibung (vgl. Hartfiel 1976). Allgemein ist damit die „wissenschaftliche oder literarische Darstellung der Lebensgeschichte eines Menschen (gemeint)“ (Brockhaus 2000, S.180)
2.1.4 Versuch einer Definition des Begriffes Arbeitsbiographie
Wie bereits erwähnt, findet sich in keiner von uns bearbeiteten Fachliteratur eine einschlägige Definition oder Begriffsklärung von Arbeitsbiographie, deshalb bemühen wir uns an dieser Stelle um eine angemessene Klärung des Begriffs
Ausgehend von der Vorstellung, dass mit Arbeit die Erwerbstätigkeit einer Person gemeint ist, lässt sich die Arbeitsbiographie eines Menschen als die Chronik seiner Berufstätigkeit verstehen. Hierzu zählt alles was seine Berufslaufbahn mitprägt, darunter fallen unseres Erachtens insbesondere:
- Schulabschluss
- Berufsausbildung
- Studium
- Fort-/ Weiterbildung
- Umschulung
- Beruflich bedingte Auslandsaufenthalte
- Anzahl/ Dauer/ Abfolge der Beschäftigungsverhältnisse
- Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit (Z. B. Arbeitslosigkeit, Erziehungsurlaub, Krankheit, sog. Sabbatjahr, usw.)
- Ausscheiden aus dem Erwerbsleben
Diese Aufzählung ist nicht abschließend, sondern soll nur einen ersten Überblick über die Faktoren, die den beruflichen Werdegang kennzeichnen, geben
2.2 Klärung des Begriffes Gender- Studies
Um den Begriff der gender- studies angemessen definieren zu können, ist zuerst die Bedeutung und die Begriffsentwicklung von gender zu klären
2.2.1 Definition der Begriffe sex und gender
Im Unterschied zum deutschen Sprachgebrauch gibt es in der englischen Sprache zwei Wörter für den Begriff des Geschlechtes: sex und gender (vgl. Langenscheidts Taschenwörterbuch, 1990)
Sex bezeichnet hier das biologische Geschlecht, das heißt die körperlichen Geschlechtsmerkmale und die daraus resultierenden körperlichen Funktionen (vgl. www.net-lexikon.de)
Gender bezeichnete ursprünglich ausschließlich das grammatische Geschlecht (vgl. Schönwälder/ Wille 2003)
Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstand im Zuge der zweiten bürgerlichen Frauenbewegung der Terminus der Frauenforschung und des Feminismus bzw. der feministischen Theorien. Frauenforschung meint hier „Forschung von Frauen für Frauen über Frauen“ (www.ph-freiburg.de)
Die Erweiterung des wissenschaftlichen Blickwinkels öffnete das Bewusstsein der Forschung für die Tatsache, dass sich die gesellschaftliche Situation der Frauen nur im Verhältnis der beiden Geschlechter zueinander angemessen betrachten und auch verstehen lässt (vgl. www.ph-freiburg.de)
In diesem Prozess entstand die Verwendung des Begriffs gender für das soziale bzw. sozialisierte Geschlecht
In diesem Zusammenhang ist Simone de Beauvoir zu nennen. Die in ihrem Buch Le deuxième Sexe als eine der Ersten das Wort Frau als soziale Kategorie verwendet hat und damit wesentlich an der „Transformation der Bedeutung des Begriffs gender zu ¸soziales Geschlecht´“ (Schönwälder/ Wille, 2003) beteiligt war
2.2.2 Definition des Begriffes gender-studies
Gender- studies lässt sich also als Geschlechterforschung verstehen. Sie beschäftigt sich mit „gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern“ (www.ph-freiburg.de) und deren Entstehung, den sog. gendering processes (Schönwälder/ Wille, 2003) .
Weiterhin beschäftigen sich die gender- studies mit der Aufhebung des männerzentrierten Denkens und Forschens. (vgl. www.ph-freiburg.de)
3. Mara Pitz: Geschlechtsspezifische Unterschiede im Erwerbsleben und der Arbeitsbiographie - das Modell der Bürgergesellschaft und seine möglichen Risiken für die Frauenerwerbstätigkeit
3.1 Einleitung
Unsere Arbeit verknüpft durch ihren Titel Neue Arbeitsbiographien vor dem Hintergrund der Gender Studies zwei Felder der Soziologie miteinander: das der Arbeit und das der Geschlechterforschung. Beide Themenbereiche sind sehr umfangreich und vielfältig, weshalb klar ist, dass jede von uns nur einen kleinen Teilausschnitt der Thematik bearbeiten kann
Ich habe mich also im Hinblick auf die vorhandene Literatur gefragt, wie ein Teil dieses Themas behandeln werden kann, der beide Aspekte – Arbeit und Geschlecht – berücksichtigt. Bei meiner Recherche ist mir insbesondere das Modell der Bürgergesellschaft ins Auge gefallen, das offensichtlich momentan sehr große Aufmerksamkeit auf sich zieht und kontrovers diskutiert wird. Ich habe mich dann entschieden, den Wandel der Arbeitswelt -den Karolin Kritzer in ihrem Teil näher betrachtet – im Hinblick auf das Zukunftsmodell Bürgergesellschaft zu betrachten. Vor diesem Hintergrund behandele ich die Frage, wie sich eine solche Bürgergesellschaft auf die Erwerbstätigkeit von Frauen auswirken könnte und insbesondere, welche Risiken sie birgt
Um den Wandel der Gesellschaft zu skizzieren, werde ich zunächst den Begriff der Arbeitsgesellschaft erläutern. Dann gehe ich auf die momentane Krise – Stichwort Arbeitslosigkeit – ein, um dann verschieden Lösungsansätze kurz vorzustellen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit wird dann darauf liegen, das Modell der Bürgergesellschaft anhand von Bürgerschaftlichem Engagement und Bürgerarbeit vorzustellen, um schließlich seine möglichen Risiken für die Frauenerwerbstätigkeit zu beschreiben
3.2 Die Arbeitsgesellschaft
3.2.1 Definition der Arbeitsgesellschaft
Ein in der Literatur sehr häufig gebrauchter Begriff ist der der Arbeitsgesellschaft. Er wird oft verwendet, wenn es darum geht, unsere Gesellschaft und ihre im Verfall befindlichen Strukturen zu beschreiben. Es ist die Rede von der „Krise der Arbeitsgesellschaft“ (Hirsch 1999) und vom „Jenseits der Arbeitsgesellschaft“ (Jansen 1997). Um nun auf diesen Wandel der Gesellschaft und seine Zusammenhänge mit der Erwerbstätigkeit von Frauen näher einzugehen, werde ich im folgenden zunächst erläutern, was man im allgemeinen unter dem Begriff der Arbeitsgesellschaft versteht
Arbeitsgesellschaft meint einen Gesellschaftstyp, bei dem jeder einzelne auf den Verdienst seines Lebensunterhalts durch Erwerbsarbeit angewiesen ist (vgl. Daheim/Schönbauer 1993). Der Wandel zur modernen Gesellschaft brachte zunehmende Komplexität mit sich: sowohl was die Techniken der Arbeit als auch was die spezifische Arbeitsteilung innerhalb einer Gruppe bzw. Gesellschaft angeht. Im Gegensatz zur vormodernen Gesellschaft bildet sich in der Arbeitsgesellschaft eine Trennung von Haushalt einerseits und Betrieben andererseits heraus
Betriebe sind Organisationsformen, welche die Arbeitskraft des einzelnen nutzbar für die Gesellschaft machen (ebd.). Durch die Trennung von Familie und Betrieb entsteht Wirtschaft, die auf den Austauschprozessen von Arbeitskraft, Waren und Geld basiert. Es kommt auch zu einer Trennung von Erwerbsarbeit, die in den Betrieben stattfindet, und Hausarbeit, die zusätzlich im privaten Raum erledigt werden muss. Hier spiegelt sich auch die klassische Aufgabenverteilung der Geschlechter wieder: Erwerbsarbeit ist Männersache, während Frauen für die Hausarbeit zuständig sind (vgl. Graf 1998)
3.2.2 Bedeutung und Formen der Erwerbsarbeit in der Arbeitsgesellschaft
Erwerbsarbeit spielt in der Arbeitsgesellschaft neben der Sicherung des materiellen Lebensunterhalts auch noch eine andere Rolle. Sie bestimmt die Sozialisierung des einzelnen maßgeblich:
„Sie (die Erwerbsarbeit) prägt Weltbild und Selbstbild der Arbeitskraftbesitzer, über sie entwickelt sich die soziale Identität. (...) Respektabilität gewinnt der Mensch in dieser Gesellschaft im wesentlichen durch seine Arbeit“ (Daheim/Schönbauer 1993, S. 12)
Hirsch spricht in diesem Zusammenhang von einem „Doppelcharakter“ der Erwerbsarbeit (vgl. Hirsch 1999). Trotzdem in einem unselbständigen Arbeitsverhältnis, wie es für die heutige Gesellschaft typisch ist, Zwang und Abhängigkeit eine wichtige Rolle spielen, möchte sich der einzelne in seiner Arbeit selbst verwirklichen (ebd.)
In der Arbeitsgesellschaft spielt die Arbeit für die Entwicklung der persönlichen Identität also eine entscheidende Rolle (vgl. Ungewitter 2000, Hirsch 1999). Auf den Aspekt der Identität wird Karolin Kritzer in ihrem Teil unserer Arbeit näher eingehen
Bezeichnend für die Arbeitsgesellschaft ist die Organisation von Erwerbsarbeit in den beiden Institutionen Betrieb und Beruf, die im deutschen System - im Gegensatz z. B. zum japanischen - besonders stark ausgeprägt ist (vgl. Daheim/Schönbauer 1993). Der Beruf stellt für den Arbeitsprozess wichtige, relativ überdauernde Kompetenzen einer Person dar und lässt sich auch als „Arbeitskraftmuster“ (Beck/Brater 1978, zit. nach Daheim/Schönbauer 1993, S.13) verstehen
Vorherrschend ist das sog. „Normalarbeitsverhältnis“, ein unbefristetes unselbständiges Beschäftigungsverhältnis in Vollzeit (vgl. Rudolph 2001). Eine detaillierte Definition vom „Normalarbeitsverhältnis findet sich in Karolin Kritzers Teil unserer Arbeit
3.2.3 Geschlechtsspezifische Unterschiede der Arbeitsbiographie
Bei der Frage, was die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Arbeitsbiographien ausmacht, bin ich fast nur auf Literatur zur weiblichen Erwerbsbiographie gestoßen. Bei mir entstand der Eindruck, dass „als bekannt vorauszusetzen ist“, wie eine typisch männliche Erwerbsbiographie aussieht. Meine Skizzierung der Unterschiede wird sich demzufolge fast ausschließlich mit den Eigenheiten weiblicher Lebensführung beschäftigen. Aus den Eigenheiten der weiblichen Erwerbsbiographie ergibt sich jedoch, dass diese eben gerade nicht typisch für die der Männer sind
Wie bereits erwähnt hat sich im Übergang zur Industriegesellschaft eine Trennung des beruflichen vom privaten Raum vollzogen, mit der die Trennung der Zuständigkeiten von Mann und Frau einherging (vgl. Geissler 1998). In Deutschland setzte sich das sog. „Haupternährermodell“ (Rudolph 2001) mit dem erwerbstätigen Mann und der für die Hausarbeit zuständigen, evtl. in Teilzeit erwerbstätigen Frau. – ca. 9 von 10 der in Teilzeit arbeitenden sind Frauen (Jansen 1997, Rudolph 2001, Statistisches Bundesamt 2003) - als Arrangement innerhalb der Familie durch (Rudolph 2001). Auch heute noch sind in Lebensgemeinschaften überwiegend Frauen für unbezahlte Arbeit wie Hausarbeit oder Kindererziehung und -betreuung zuständig (vgl. Statistisches Bundesamt, Wo bleibt die Zeit, 2003)
Es gibt verschiedene gesellschaftliche Institutionen, die für die Gestaltung der Arbeitsbiographie (mit)entscheidend sind. Hierzu zählen das Bildungswesen, das für das Erwerbsleben qualifiziert, die Sozialversicherungen zur Abdämpfung von Brüchen in der Arbeitsbiographie (z. B. durch die Arbeitslosenversicherung) und die entsprechenden Gesetze zur Regelung der risikobezogenen Maßnahmen (z. B. durch Tarifverträge) (vgl. Geissler 1998). Diese Risikoabsicherungen beziehen sich jedoch nur auf Gefahren wie Krankheit oder Arbeitsplatzverlust, nicht jedoch auf familiäre Ereignisse, wie z. B. die Geburt eines Kindes oder die Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen, die bei Frauen häufig zu einem Ausscheiden aus dem Berufsleben führen (ebd.). Diese Tatsache führt dazu, dass Frauen in Deutschland, wo es keine staatlich institutionalisierte Kinderbetreuung gibt, einerseits häufiger Brüche in ihrer Arbeitsbiographie haben und längere Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden, andererseits oft auf Teilzeitarbeit zurückgreifen (ebd., vgl. auch Mathies 1997). „Der berufliche Wiedereinstieg“ z. B. nach der Geburt eines Kindes „gestaltet sich als sehr schwierig, weil die Unterbrechung mit einer Dequalifizierung gleichgesetzt wird“ (Rudolph in „Aus Politik und Zeitgeschichte“, B21/2001, S. 27)
„Frauen können, sofern sie eine Familie haben, dem Normalitätsmodell von Erwerbsarbeit und –verlauf schwer folgen“ (Geissler 1998, S. 4/5). Dies betrifft rund ein Drittel der Frauen in Deutschland, die Kinder im Haushalt versorgen (Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes vom 06.03.2003)
Es muss jedoch auch erwähnt werden, dass nicht nur politische Faktoren wie z. B. staatlich institutionalisierte Kinderbetreuung den Ausschlag geben, ob und wie Frauen arbeiten, sondern auch Vorstellungen von Geschlechterverhältnis und Familie, die in einer Gesellschaft herrschen (vgl. Pfau-Effinger 1997)
Im Lebenslauf von Frauen kommt es zu einem Spannungsverhältnis durch ihre „doppelte Vergesellschaftung“ (Geissler 1998), da sie sich einerseits Anforderungen bezüglich ihrer Rolle innerhalb der Familie und andererseits Erfordernissen des Berufslebens ausgesetzt sehen, die sich oft wiedersprechen (ebd.)
Ein weiterer Grund, warum Frauen bei familiären Ereignissen aus dem Berufsleben ausscheiden sind die immer noch schlechteren Verdienstmöglichkeiten (vgl. Rudolph 2001). Im Jahre 2002 verdienten Frauen im Durchschnitt ca. 30 % weniger als Männer, was hauptsächlich daran liegt, dass Männer öfter Arbeit verrichteten, „die verantwortungsvolle Tätigkeit und besondere Erfahrung voraussetzt“ (Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 04.03.2003)
Die Arbeitsbiographien von Männern sind kontinuierlicher und zeigen nicht die für Frauen typischen Brüche aufgrund von familiären Ereignissen, weshalb sie auch für die Wirtschaft als die verlässlicheren Arbeitnehmer gelten (vgl. Mathies 1997)
3.2.4 Die Krise der Arbeitsgesellschaft
Wie bereits angedeutet wird sehr oft von einer Krise der Arbeitsgesellschaft oder sogar von ihrem Ende gesprochen (vgl. Ungewitter 2000, Hirsch 1999). In dieser Diskussion geht es auch immer um die hohen Arbeitslosenzahlen und die Frage, ob und wie es möglich ist, diese zu senken (vgl. Ungewitter 2000, Erlinghagen 2001). Es werden verschiedenste Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit genannt. Einerseits hat die zunehmende Produktivität durch Rationalisierung und verbesserte Technologie dazu geführt, dass immer weniger Arbeitskräfte gebraucht werden. Dies führt zum sogenannten „jobless growth“ (Rudolph 2001), also zu einer Abkopplung des Wirtschaftswachstums von der Schaffung von Arbeitsplätzen (vgl. Hirsch 1999, Fischermann 2003). Die aktuelle Situation lässt sich in diesem Zusammenhang auch als Phase des Übergangs von der Industrie- zur Wissensgesellschaft verstehen (vgl. Klauder 2001). Auch die zunehmende Verknüpfung der nationalen Märkte, die meist mit dem Stichwort Globalisierung erklärt wird, spielt hier eine zentrale Rolle (ebd.)
Andererseits hat es in der Bundesrepublik einen erheblichen Anstieg von Arbeitnehmern gegeben, die auf den Arbeitsmarkt drängen, wofür hauptsächlich der seit den sechziger Jahren kontinuierliche Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit – derzeit arbeiten ca. 65 % der Frauen zwischen 15 und 64 Jahren (Statistisches Bundesamt 2003) - verantwortlich ist (vgl. Jansen 1997, Geissler 1998). Diese Tendenz hat dazu geführt, dass der Anteil der unbefristeten Vollzeitarbeitsplätze geringer wurde, da sehr viele Teilzeitarbeitsplätze geschaffen wurden (vgl. Klauder 2001). Karolin Kritzer wird in ihrem Teil ebenfalls auf den Anstieg des Erwerbspersonenpotentials eingehen
Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter auf die Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit und die unterschiedlichen Deutungsansätze eingehen, da dies den Rahmen meiner Arbeit sprengen würde. Stattdessen werde ich im folgenden kurz einige Lösungsmodelle für die gegenwärtige Situation der hohen Arbeitslosigkeit skizzieren
3.2.5 Verschiedene Lösungsansätze
Es gibt verschiedene Ideen, wie man dem Problem der Arbeitslosigkeit begegnen sollte
Da ist zunächst einmal die Forderung, eine generelle Arbeitszeitverkürzung vorzunehmen (durch Verkürzung der Wochenarbeitszeit, frühere Verrentung usw.), um so eine Umverteilung der vorhandenen Arbeit zu erreichen (vgl. Oberreuter 1999). Diese Idee wird u.a. von vielen Frauenpolitikerinnen unterstützt, da sie sich hiervon auch eine Umverteilung der unbezahlten und geringgeschätzten Arbeit zwischen Mann und Frau versprechen (vgl. Jansen 1997)
Von wirtschaftlicher Seite wird argumentiert, dass die Arbeitsplätze fehlen, weil es in Deutschland zu wenig Investitionsreize gibt. Demnach ist der Arbeitsplatzabbau hauptsächlich auf die zu hohen Lohnnebenkosten zurückzuführen (vgl. von Weizsäcker 1999). Dies soll geändert werden, indem sich der Staat aus der Regulierung des Arbeitsmarktes zurückzieht, die bisher staatlichen öffentlichen Leistungen privatisiert und die Sozialsysteme reformiert werden. Diese Änderungen sollen auch dazu führen, dass der Staat in der Lage ist, die Steuern zu senken (vgl. Obermaier 1999). Dies soll das Konsumverhalten erhöhen, was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbelt. Das Modell strebt durch die genannten Maßnahmen vor allem an, die Vollbeschäftigung zu erhalten bzw. wieder zu erreichen (vgl. Ungewitter 2000)
Außerdem gibt es den Standpunkt, dass man mit anderen Mitteln versuchen muss, mit der Arbeitsmisere umzugehen, da sie unabwendbar ist. Ein wichtiger Vertreter dieser Position ist Beck. Er ist der Meinung, dass die Arbeitsgesellschaft allmählich verschwinden wird, was er daran festmacht, dass die Erwerbsarbeit immer weniger wird (vgl. Beck 1999). Beck glaubt nicht daran, dass die Vollbeschäftigung wieder zu erreichen ist. Als Alternative hat er ein Modell entwickelt, wie eine Gesellschaft, in deren Zentrum nicht die Erwerbsarbeit steht, aufgebaut sein könnte. Ich werde später näher auf seine Idee der „Bürgerarbeit“ eingehen
3.3 Die Bürgergesellschaft
3.3.1 Einleitung
Ein momentan sehr vieldiskutiertes Lösungsmodell – das in meiner vorangegangenen Gliederung der dritten Gruppe angehört - ist das des Bürgerschaftlichen Engagements oder der „ Bürgerarbeit “ (Beck 1999). Teilweise wird diese Idee auch „Tätigkeitsgesellschaft“ (Rudolph 2001) oder „Neues Ehrenamt“ (Erlinghagen 2001) genannt. Im Kern meinen jedoch alle diese Begriffe das selbe: öffentliche Aufgaben für die Gemeinschaft gehen über in die Hände von „ganz normalen Bürgern“, die diese in Eigenregie und auf ehrenamtlicher Basis (Ausnahme: bei Beck werden sie durch ein „Bürgergeld“ entlohnt) übernehmen. Ich habe in meiner Gliederung den Begriff der Bürgergesellschaft gewählt, weil er mir am weitesten gefasst schien und es mir so möglich ist, die Unterbegriffe Bürgerschaftliches Engagement und Bürgerarbeit voneinander zu differenzieren
Wie aktuell und politisch relevant das Thema Bürgergesellschaft ist, zeigte sich schon bei meinen Internetrecherchen für die Hausarbeit. Als ich in eine Suchmaschine den Begriff „Bürgergesellschaft“ eingab, stieß ich auf eine Fülle von Homepages, die sich ausschließlich mit dieser Idee befassen und deren Sinn es ist, sie publik zu machen. Ein Blick auf die Urheber und Kontaktpersonen dieser Seiten zeigt, dass die Idee von Bürgerschaftlichem Engagement offensichtlich von etablierten Kreisen getragen wird (z. B. von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung, der Jungen Union)
Dieser Eindruck wird bestärkt durch die Tatsache, dass der Bundestag zum 14. Februar 2000 eine Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements “ konstituiert hat. Diese soll „eine fundierte Bestandsaufnahme der Strukturen und Perspektiven bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland“ erarbeiten und dem Bundestag „konkrete Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Förderung bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland an die Hand geben“ (Vorwort des Berichts der Kommission, 2002, S. 5, Hervorhebungen nicht im Original)
Die Vorstellungen davon, wie ehrenamtliche Tätigkeit in Zukunft aussehen kann oder sollte und welche Ziele sie verfolgt, sind sehr vielfältig (vgl. Erlinghagen 2001). Es ist mir in meiner Arbeit deshalb nicht möglich, auf alle Konzepte einzugehen
Im folgenden werde ich das Modell der Bürgergesellschaft anhand der Idee des Bürgerschaftlichem Engagement und dann anhand der Bürgerarbeit von Beck erläutern
3.3.2 Bürgerschaftliches Engagement
Bürgerschaftliches Engagement ist ein Handeln von Bürgern und Bürgerinnen innerhalb der Gemeinschaft. Es ist am Wohl der Gemeinschaft orientiert, erwirtschaftet keinen materiellen Gewinn und basiert auf Freiwilligkeit. In Deutschland findet dieses Engagement heute in sehr vielen verschiedenen Formen statt: „in Vereinen und Verbänden, Kirchen, karitativen und anderen gemeinnützigen Organisationen, in Freiwilligenagenturen, Hospizbewegungen, (...) Tafeln, (...) Selbsthilfegruppen, Nachbarschaftsinitiativen und Tauschringen“ (Vorwort des Berichts der Kommission, 2002, S. 7/8). Auch die politische Mitwirkung in Parteien oder Bürgerinitiativen zählt dazu
So engagieren sich ca. 40 % der deutschen Bevölkerung für einen gemeinnützigen Zweck. Im Schnitt bringt jeder Erwachsene wöchentlich 52 Minuten für ein Ehrenamt auf. Alleinlebende Personen, oft Rentner, zeigen das größte Engagement (vgl. Wo bleibt die Zeit, Statistisches Bundesamt 2003). Dies und die Tatsache, dass alleinerziehende Mütter im Schnitt mehr Zeit aufbringen als Frauen mit erwerbstätigem Partner (ebd.), legen den Schluss nahe, dass ein Ehrenamt auch eine gewisse ausgleichende Funktion für bestimmte Situationen im Privatleben haben kann
Bei ihren Untersuchungen hat die Enquete-Kommission einen Wandel im ehrenamtlichen Engagement festgestellt: früher waren die Menschen oft über lange Zeit an eine Organisation (z. B. einen Sportverein) gebunden, heute passiert Engagement eher spontan und ist dabei an ein bestimmtes Projekt gebunden. Auch die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung derer, die sich einbringen, sind wichtiger geworden (vgl. Bericht der Kommission 2002)
Voraussetzung für das Engagement einzelner Bürger und Bürgerinnen sind die vielfältigen Organisationen, die sozusagen das Grundgerüst der Bürgergesellschaft darstellen (vgl. Bericht der Kommission, 2002)
Die Institutionen bilden im Leitbild der Kommission die Schnittstelle zwischen dem Bürgerschaftlichen Engagement des einzelnen auf der einen und der Bürgergesellschaft auf der anderen Seite. Die Aufgabe des Staates ist es, das Bürgerschaftliche Engagement nach besten Möglichkeiten zu fördern, d.h. gute Rahmenbedingungen zu schaffen (vgl. Bericht der Kommission, 2002). Dies kann vor allem durch eine „ermöglichende Verwaltung“ (Hummel 2002) geschehen
Bürgerschaftliches Engagement soll den Zusammenhalt der Gesellschaft verstärken, die Kooperation zwischen verschiedenen kommunalen Einrichtungen verbessern und der Entstehung kostenintensiver Arbeitsfelder Sozialer Arbeit durch präventive Arbeit und frühzeitige Verknüpfung von Hilfsangeboten entgegenwirken (vgl. Hummel 2002)
3.3.3 Das Modell der Bürgerarbeit
Als ein weiteres Modell von Formen einer Bürgergesellschaft möchte ich nun die Bürgerarbeit von Beck vorstellen. Zwar hat Beck auch die Vision der Weltbürgergesellschaft, auf die ich jedoch nicht näher eingehen kann, da dies zu umfassend wäre. Aus dem gleichen Grund werde ich seine Theorien zur Arbeitsgesellschaft nur kurz umreißen
Beck beobachtet einen stetigen Rückgang der Normalarbeitsverhältnisse seit den siebziger Jahren und folgert daraus, dass die Erwerbsarbeit immer weniger wird. (vgl. Beck 1999). Für ihn steht uns der „Abschied von der Arbeitsgesellschaft“ (ebd.) bevor
Er entwickelt ein neues Modell von Ehrenamt, die Bürgerarbeit. Im wörtlichen Sinne stell er diesen Begriff dem des „Arbeitsbürgers“ gegenüber, der in erster Linie Arbeiter ist und dann erst Bürger (ebd.)
Die Bürgerarbeit soll die Möglichkeit bieten, bisher hauptsächlich vom Staat angebotene öffentliche Leistungen in die Hände von ehrenamtlichen Bürgerarbeitern zu geben. Alle diejenigen, die am Arbeitsmarkt – aus welchen Gründen auch immer – nicht „unterkommen“, können nun im Bereich der Bürgerarbeit beschäftigt werden. Als „Belohnung“ sieht Beck ein Bürgergeld vor, das in Form von Leistungen wie z. B. kostenloser Kindergartenbesuch des Kindes ausgehändigt werden kann (vgl. Beck 1999). Finanziert soll die Bürgerarbeit aus den Quellen werden, die bisher Arbeitslosen- und Sozialhilfe tragen. Beck weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass die Bürgerarbeit auf Freiwilligkeit basiert und dass Bezieher von Bürgergeld nicht mit Arbeitslosen gleichzusetzen sind (vgl. Beck 1999)
Beck möchte mit seinem Modell erreichen, dass die Erwerbsarbeit aus dem Zentrum unserer Gesellschaft herausrückt und nicht mehr Hauptquell der Identität des einzelnen ist, dass durch die Teilhabe an Bürgerarbeit gelebte Demokratie erreicht und der Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft verstärkt wird (vgl. Beck 1999)
3.4 Kritik an der Bürgergesellschaft
3.4.1 Allgemeine Kritikpunkte
Sowohl das Modell der Bürgerarbeit als auch die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements wird von vielen Seiten kritisiert. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch darauf hinweisen, dass in der Sekundärliteratur die Begriffe Bürgerarbeit, Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement nicht eindeutig voneinander angegrenzt benutzt werden. Deshalb sind auch in diesem Teil meiner Arbeit die Grenzen zwischen den Begrifflichkeiten nicht so klar
Zu Beck ist grundsätzlich zu sagen, dass es problematisch ist, neben der Wirtschaft ein zweites System – die Bürgerarbeit- mit ihrer eigenen Währung – dem Bürgergeld – zu etablieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass letzteres von der Systemlogik (Geld als Währung, Streben nach Wachstum usw.) des ersten beeinflusst wird, ist sehr groß (vgl. Ungewitter 2000). Darüber hinaus kann die Einführung von Bürgerarbeit auch als die Etablierung eines staatlichen Niedriglohnsektors, die eine Deprofessionalisierung psycho-sozialer und pflegender Berufe zu Folge hat, gesehen werden. In dieser Hinsicht wäre eine Abwertung dieser Tätigkeiten der Fall (ebd.)
Der meines Erachtens bedeutungsvollste Kritikpunkt an Becks Bürgerarbeit ist jedoch die Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft in „solche, die richtige, bezahlte und hoch qualifizierte Arbeit verrichten und jene, die eben 'nur' Bürgerarbeit leisten“ (Ungewitter 2000, S. 8)
Das Argument, dass von Langzeitarbeitslosigkeit oder immer wiederkehrender Arbeitslosigkeit Betroffene durch Bürgerarbeit für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden, berücksichtigt nicht, dass, um ein Ehrenamt aufzunehmen, bestimmte Voraussetzungen von Seiten des Bürgers vorhanden sein müssen, die schlecht qualifizierte Arbeitslose oft nicht besitzen. Auch zeigen empirische Studien, dass gerade diese Gruppe nicht besonders häufig ein Ehrenamt annimmt und besonders geneigt ist, dieses wieder aufzugeben. Es ist also anzunehmen, dass gerade die auf dem Arbeitsmarkt Benachteiligten, weil zu wenig qualifizierten, auch in der Bürgerarbeit nicht „unterkommen“ (vgl. Erlinghagen 2001). Darüber hinaus ist das Ziel, Leistungen des Sozialstaats dauerhaft durch Bürgerarbeit zu ersetzen, kritisch zu bewerten, da auf Freiwilligkeit basierende Projekte höchstwahrscheinlich Schwankungen in der Beteiligung der Bürger ausgesetzt sind (ebd.). Dies wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass ehrenamtliche Tätigkeit die Tendenz zeigt, zunehmend kurzfristiger angelegt zu sein (siehe oben unter 3.3.2). Der Staat müsste hier also zumindest eine gewisse Kontrolle und im Ernstfall ausgleichende Leistungen anbieten, falls er eine dauerhafte, gleichmäßige und flächendeckende Versorgung mit bestimmten Leistungen garantieren möchte
3.4.2 Mögliche Risiken für die Frauenerwerbstätigkeit
Gerade vor dem Hintergrund der Gefahr einer Polarisierung der Gesellschaft durch Bürgerarbeit ist es wichtig, zu betrachten, welche Rolle die Frauen in dieser Debatte spielen und wie sich die genannten Zukunftsmodelle auf sie auswirken könnten
Schon heute sind es hauptsächlich Frauen, die den größten Teil der unbezahlten Arbeit in unserer Gesellschaft verrichten (siehe oben). Obwohl der Aufruf zu mehr Ehrenamt sowohl Frauen als auch Männern gilt, ist die Frage, ob aufgrund ihrer besonderen Position am Arbeitsmarkt nicht hauptsächlich Frauen diejenigen sein werden, die sich ehrenamtlich oder für ein Bürgergeld engagieren (vgl. Rudolph 2001). Allein der hohe Anteil von in Teilzeit arbeitenden Frauen würde sie für zusätzliche Aufgaben prädestinieren (ebd.)
Für diese Sichtweise spricht auch, dass sich bereits heute geschlechtsspezifische Unterschiede im freiwilligen Engagement finden. So sind Männer meist in „Parteien, Gewerkschaften, kulturellen Vereinen und in Sportvereinen“ tätig, während Frauen sich „vorwiegend in sozialen Bereichen“ einbringen (Rudolph 2001, S.27). Meines Erachtens wird hierdurch sehr deutlich, wie Aspekte der Erwerbstätigkeit in den Bereich des bürgerschaftlichen Engagements hineinspielen: Männer sind eher im administrativen, „geistigen“ Bereich tätig, Frauen eher im erzieherischen, versorgenden und pflegenden. Historisch betrachtet waren z. B. in der Armenpflege Frauen im direkten Umgang mit den Armen, Männer eher in der Verwaltung beschäftigt (vgl. Rudolph 2001)
Darüber hinaus birgt Bürgerarbeit noch ein weiteres Risiko: wenn Ehrenamtliche zunehmend im sozialen Bereich eingesetzt werde, sinken die Chancen der Professionellen, eine Arbeit zu finden, da ihre Aufgaben nun unentgeltlich verrichtet werden. Besonders brisant ist dies vor dem Hintergrund, dass gerade Frauen den Löwenanteil an z. B. pflegenden Berufsgruppen stellen (vgl. gender-mainstreaming.de): die engagierte Hausfrau würde somit –überspitzt gesagt - der alleinerziehenden Altenpflegerin die Arbeit streitig machen (vgl. Rudolph 2001)
Es ist meiner Meinung nach also ziemlich wahrscheinlich, dass alte Rollenmuster und geschlechtspezifische Aufteilungen auch in neuen Modellen wie z. B. Becks Bürgerarbeit Platz finden würden. Vor diesem Hintergrund wäre eine Spaltung der Gesellschaft (vgl. Ungewitter 2000) doppelt brisant, wenn nämlich ehrenamtliches Engagement zur „Falle“ gerade für Frauen wird: ein Ehrenamt kann eine subjektiv sinnvolle Beschäftigung für Frauen, z. B. während der Erziehungszeit, sein, jedoch birgt sie gerade deshalb auch die Gefahr, dass die Rückkehr ins Erwerbsleben gefährdet und damit die finanzielle Abhängigkeit vom Ehemann noch gesteigert wird (vgl. Rudolph 2001). Konzepte von Bürgerarbeit verfolgen teilweise ganz ausdrücklich das Ziel, den Arbeitsmarkt zu entlasten, weil „Bürgerarbeitende“ durch ihre Beschäftigung weniger Drang nach Erwerbsarbeit haben (Beispiel der Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen, vgl. hierzu Erlinghagen 2001). Aufgrund dieser Tatsachen ist m. E. der Gedanke, Bürgerarbeit verfolge (auch) das Ziel, das stark angestiegene Erwerbspersonenpotential - zu Ungunsten der Frauenerwerbstätigkeit- wieder zu verkleinern, nicht von der Hand zu weisen. Zumindest kann dies nach meiner Einschätzung eine (u. U. nicht beabsichtigte) Folge einer verstärkten Förderung von Bürgerschaftlichem Engagement oder der Einführung von Bürgerarbeit sein
4. Karolin Kritzer: Zukunft der Arbeit oder der Arbeitnehmer von morgen
- Die Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit der Frau -
4.1 Einleitung
Wie bereits in der gemeinsamen Einleitung erwähnt, möchte ich in diesem Kapitel der Frage nachgehen , welcher Entwicklung die Arbeitswelt ausgesetzt ist und welche Folgen dieser Prozess mit sich bringt
Dieses Thema ist sehr weitläufig, so dass es mir nicht möglich ist, das Thema abschließend zu behandeln. Deshalb werden nur die folgenden Punkte beleuchtet:
Zuerst möchte ich den sich derzeit vollziehenden Strukturwandel der Arbeit näher erläutern, wie dieser Wandel aussieht und aus welchen Gründen er in Gang gekommen ist
Im weiteren werde ich den neuen Arbeitnehmertypus skizzieren und welche Anforderungen an ihn gestellt werden. Dies möchte ich dann an einem Beispiel für einen neuen Arbeitnehmertypus genauer aufzeigen. Im Anschluss daran möchte ich auf die Gegensätzlichkeit der gesamtökonomischen Anforderungen und die Vorstelllungen der Arbeitnehmer kurz eingehen
Am Ende werde ich einige Zukunftsvisionen zum Thema Arbeit anreißen und kurz auf die Auswirkungen von neuen Arbeitsanforderungen auf die Identität eingehen
Abschließend komme ich zu einer Betrachtung, wie sich der geforderte neue Arbeitnehmertypus bzw. die neuen Formen von Arbeitsbiographien auf die Erwerbstätigkeit von Frauen auswirken
Das Thema gender oder gender- studies tritt etwas in den Hintergrund. Dies ist in diesem Teil der Arbeit noch stärker der Fall als in dem Teil von Mara Pitz, weil sich durch den gesellschaftlichen Strukturwandel die Arbeitsbiographien von Männern und Frauen immer weiter einander annähern
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass es auf Grund des relativ neuen Themas, bzw. des schnell veralteten Themas sehr schwierig war, angemessene Literatur zu finden. Um die Aktualität zu wahren, war es, nötig häufig Quellen aus dem Internet heran zu ziehen
4.2 Strukturwandel der Arbeit
Um einen Strukturwandel der Arbeit aufzeigen zu können, braucht es einen Ausgangspunkt von dem aus sich der Wandel vollzieht. Hierzu ist ein kurzer Blick in die nahe Vergangenheit der Arbeit nötig
Im Zuge der Industrialisierung und der sich daraus entwickelnden Industriegesellschaft entstand ein Bild von Arbeit, welches auch heute noch sehr präsent in den Köpfen der Menschen vorhanden ist. Charakteristisch für dieses Arbeitsbild sind:
- feststehende Gliederung der Lebensphasen in:
-Kindheit und Jugend als Phase der Bildung
-Erwachsenenalter als Phase der Erwerbstätigkeit
-hohes Erwachsenenalter als Phase des Ruhestandes (vgl. Roth 2002)
- feste Arbeitszeiten
- klare innerbetriebliche Hierarchien
- kaum Arbeitsplatzwechsel
- eine feste Anstellung
- Vollzeitbeschäftigung
- unbefristete Verträge
- soziale Sicherheit
- Arbeit als Quelle der Identität
(vgl. Ungewitter 2000)
um nur einige Dinge zu nennen. Die Arbeit in dieser Zeit war in vielerlei Hinsicht vom Taylorismus (der unter 4.1.1 Taylorismus näher erläutert wird) geprägt ( vgl. Roth 2002)
„Unverzichtbarer Hintergrund dieses Modells war ein grundlegend erweiterter sozialer Schutz auf der Basis von staatlichen Maßnahmen und gewerkschaftlichen Regulierungen“ (Roth 2002, S. 7)
Seit Ende der 70er/ Anfang der 80er Jahre vollzieht sich ein Strukturwandel von der industriellen Arbeit und Gesellschaft hin zur postindustriellen Arbeit bzw. zur Dienstleistungsgesellschaft (vgl. Roth 2002, DGB-Bundesvorstand 2000)
Die Schwerpunktverschiebung vom zweiten auf den dritten wirtschaftlichen Sektor, d. h. von der Industrie hin zur Dienstleistung wird deutlich, wenn man sich die Zahlen dazu ansieht. Von 1975 bis 1997 sanken in der Europäischen Union die Zahlen der in der Produktion Beschäftigten von knapp 40 auf unter 30 Prozent. Der Anteil der Erwerbstätigen im Bereich Dienstleistung dagegen stieg von 49 auf 65 Prozent, auch diese Angaben beziehen sich auf die Europäische Union (vgl. DGB-Bundesvorstand 2000)
Die gerade skizzierte Entwicklung bedeutet jedoch keines Falls, dass wir uns von der industriellen Produktion verabschieden müssten oder gar sollten. Was zu beobachten ist, ist ein Strukturwandel, der sich in vergleichbarer Form im Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft vollzogen hat (vgl. DGB-Bundesvorstand 2000)
Was sich allerdings im Zuge dieser Veränderung zeigen wird oder teilweise schon zeigt, ist, dass sich die Wirtschaft künftig sehr stark an Dienstleistungsprinzipien orientiert und sich auch danach ausrichtet (vgl. DGB-Bundesvorstand 2000). Als Folge dessen „bilden sich neue Strukturen der Arbeitsteilung und Konkurrenz heraus, neue Produkte und Branchen prägen die Wirtschaft und neue Qualifikationen, Berufsverläufe und Arbeitsformen verbreiten sich“ (Roth 2002, S. 8)
4.2.1 Taylorismus
An dieser Stelle möchte ich den Begriff des Taylorismus und seine Ausprägung in der praktischen Arbeitswelt erklären und erläutern, denn wenn es um neue Arbeitsorganisationen geht, werden diese oft in Abgrenzung zum Taylorismus beschrieben (vgl. www.union-network.de). Außerdem macht er den Strukturwandel der Arbeit noch mal deutlich
Der Taylorismus ist nach seinem Begründer Frederic Winslow Taylor (*20.03.1856 Germantown, † 03.03.1915 Philadelphia) benannt. Taylor entwickelte damit eine Lehre von einer wissenschaftlichen Betriebsführung, die exakte Handlungsanweisungen für den Arbeiter und deren Kontrolle durch in der Hierarchie höher stehende Arbeiter, beinhaltet (vgl. Die große Bertelsmann Lexikothek 1993)
Die konsequente praktische Umsetzung dieses Konzeptes fand nur in den von Taylor selbst geleiteten Betrieben statt (ebd.). Im allgemeinen werden als typische Ausprägungen des Taylorismus in wirtschaftlichen Bertieben die folgenden Merkmale genannt:
- eindeutig voneinander abgegrenzte Arbeitsaufgaben
- klare Verteilung dieser festgelegten Aufgaben
- Einordnung des Menschen in diesen strikten Ablauf
- Ersetzbarkeit des Menschen
- starre hierarchische Strukturen
- Überwachung und Planung von oben nach unten
Wie aus dieser Aufzählung hervor geht können Veränderungen und Neuerungen in diesem Modell ausschließlich von der Führungsspitze und nicht aus dem Kern des Betriebes kommen. Dieser Fakt erschwert Produktionsverbesserungen in großem Maße (vgl. www.union-network.de). Das war auch „die entscheidende Grenze an die der Taylorismus gestoßen ist“ ( www.union-network.de, S. 13)
Somit wird die Überwindung der tayloristischen Arbeitsorganisation als eine Voraussetzung bzw. als Beginn der neuen Arbeitsorganisation gesehen, in dem der Mensch nach seinen Fähigkeiten eingesetzt wird (vgl. www.union-network.de)
Daraus ergibt sich auch, dass heutzutage die Experten für das zu fertigende Produkt diejenigen sind die, die Arbeit ausführen und nicht die, die in der Hierarchie ganz oben sitzen (vgl. www.union-network.de)
Weitere Resultate aus der Überwindung des Taylorismus sind bereits unter 4.1 Strukturwandel der Arbeit angeführt
4.2.2 Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“
Die Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“ ist ein Teil des Strukturwandels der Arbeit. Ich werde zuerst versuchen den Begriff des „Normalarbeitsverhältnisses“ kurz zu erläutern, um dann an einigen Punkten, die ich bereits zu Anfang erwähnte, die Erosion aufzuzeigen
Unter „Normalarbeitsverhältnis“ versteht man allgemein die fast ausschließlich bestehenden Arbeitsverhältnisse, -bedingungen und –biographien vor dem oben beschriebenen Strukturwandel der Arbeit. Diese „Normalarbeitsverhältnisse“ beinhalten hauptsächlich alle Punkte, die unter 4.1 Strukturwandel der Arbeit als charakteristisch für das Arbeitsbild der Industriegesellschaft angeführt sind
In Anlehnung an diese Aufzählung möchte ich nun die Veränderung des „Normalarbeitsverhältnisses“ etwas näher ausführen
Die Zahl der Arbeiter mit unbefristeten Vollzeitstellen in Westdeutschland blieb zwar von 1985 bis 1990 konstant bei 59 Prozent, seit 1990 beginnt sie allerdings zu sinken und nahm bis 1995 um knapp drei Prozent ab
Die gegenläufige Bewegung ist die Zunahme der Teilzeitarbeit, der selbstständigen Erwerbsarbeit und der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse (vgl. DGB-Bundesvorstand 2000)
Diese Entwicklungstendenzen beinhalten auch eine Reduzierung der sozialversicherten Tätigkeiten und somit der sozialen Sicherheit, die der Beruf früher darstellte. Zur Abnahme des Berufes als soziale Sicherheit tragen unter anderem auch noch befristete Arbeitsverträge, häufiger Arbeitsplatzwechsel und der ständige Zwang sich eigenverantwortlich weiter zu qualifizieren, bei
Von einer Erosion des „Normalarbeitverhältnisses“ ist an dieser Stelle zu sprechen, weil noch kein Ende des „Normalarbeitverhältnisses“ in Sicht ist, wohl aber von einer Erosion des Selben „und der dazugehörigen sozialen Institutionen und Lebensweisen“ (DGB-Bundesvorstand 2000, S. 9)
Zusammenfassend kann man sagen, dass durch die Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“ das bestehende, umfassende Netz der Sozialen Sicherheit und Teilhabe große Löcher bekommt. Andererseits war diese Erosion eine zwingende Reaktion auf die sich rasant verändernde Wirtschaft, der das bisherige „Normalarbeitsverhältnis“ und die tayloristische Arbeitsteilung nicht mehr gerecht wurde (vgl. Roth 2002)
4.2.3 Gründe für den Strukturwandel der Arbeit
Als Hintergründe für den Strukturwandel der Arbeit und der sich daraus ergebenden neuen Arbeitsbiographien und neuen Anforderungen an die Arbeitnehmer sind gesellschaftliche und ökonomische Faktoren zu nennen
Der übergeordnete, sowohl ökonomische als auch gesellschaftliche Grund des Strukturwandels, ist die Globalisierung und alle Folgen, die diese Entwicklung mit sich bringt
Die Globalisierung der Wirtschaft ist zwar eine seit Jahrhunderten zu beobachtende Entwicklung, neu daran sind jedoch die „zunehmende Internationalisierung der Märkte, die steigende weltweite Mobilität der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit sowie eine starke Vernetzung von Unternehmen und Ökonomie über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg (...)“ (DGB-Bundesvorstand 2000). Diese neuere Entwicklung stellt auch neue Anforderungen auf die, die Märkte und vor allem Betriebe, Produktion und Arbeitnehmer mit dem oben beschriebenen Strukturwandel reagieren
Die gesellschaftliche Globalisierung äußert sich im immer schneller und vielfältiger werdenden Lebensrhythmus (vgl. Sennett 1998). Dem Menschen eröffnen sich mannigfaltige Handlungsmöglichkeiten zwischen denen er sich frei entscheiden kann, aber auch muss. Im gleichen Atemzug wird der Mensch aus seinen bisherigen gesellschaftlich Normen, Werten und Traditionen herausgelöst (vgl. Roth 2002). Der Mensch muss also vor diesem Hintergrund seine ganz individuelle Lebens- und auch Erwerbsbiographie „schreiben“
4.3 Der neue Arbeitnehmertypus
„Das typische Unternehmen der Informationswirtschaft ist flach, schlank und flexibel“ (DGB-Bundesvorstand 2000, S. 7) und genauso soll auch der dazugehörige Arbeitnehmertypus und die Arbeitsformen sein. Ich empfand dies als eine passende Metapher, die den neu geforderten Arbeitnehmertypus kurz aber sehr treffend beschreibt
Ein Arbeiter der Industriegesellschaft war, was auch mit dem Begriff des bereits angeführten „Normalarbeitsverhältnisse“ eng verknüpft ist, grundsätzlich sein ganzes Leben lang in seinem einmal erlernten Beruf tätig. Diese Berufstätigkeit übte er häufig in einem einzigen Betrieb mit einer Vollzeitstelle aus
Doch durch den beschriebenen Strukturwandel der Arbeit im Zuge der Globalisierung gerät auch der Arbeitnehmer in einen Sog der Veränderung. Der neue Arbeitnehmertypus wird keine geradlinige Berufslaufbahn mehr aufweisen können. Er wird sich vermehrt mit Flexibilität, virtuellen Organisationen, temporären Beschäftigungsverhältnissen, einem hohen Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung und Telearbeit auseinander setzen müssen (vgl. Roth 2002)
Dies bietet dem Arbeitnehmer einerseits mehr Freiheiten, birgt aber andererseits auch mehr Risiken (vgl. DGB-Bundesvorstand 2000)
4.3.1 Neue Anforderungen an den Arbeitnehmer von morgen
Genauso vielseitig wie die sich neu entwickelnden Arbeitsformen sind auch die neuen Anforderungen an die Arbeitnehmer. Deshalb ist es mir hier nur möglich einige wichtige Punkte herauszugreifen um sie näher zu betrachten
Der Arbeitnehmer von morgen muss genauso flexibel auf die schnell wechselnden Problemlagen und Herausforderungen reagieren können wie das gesamte Unternehmen. Um diese Flexibilität gewährleisten zu können benötigt der Arbeitnehmer eine hohe fachliche Kompetenz. Diese Kompetenz kann er nur erreichen und auch halten durch ein lebenslanges Lernen. Der DGB geht davon aus, dass sich in Zukunft Berufsausbildung und Berufstätigkeit immer weiter voneinander entfernen werden. Der Trend geht zu einer allgemeinen beruflichen Basisqualifizierung, von der aus man sich für die ständig wechselnden Arbeitsanforderungen weiterqualifizieren kann und muss (vgl. DGB-Bundesvorstand 2000). Dies alles erfordert sehr viel Selbstorganisation, was einen weiteren Punkt der erweiterten Anforderungen an den Arbeiter darstellt (vgl. Roth 2002)
In diesem Wandel der Anforderungen an den Arbeitnehmer gewinnen Eigenschaften wie soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit immer mehr an Bedeutung (vgl. Sennett 1998)
Die angefügte Grafik ist ein Ausschnitt einer Mindmap des Fachforum 2 –Entstehung eines neuen Arbeitnehmertypus- und soll noch mal eine Übersicht über die neuen Anforderungen an den Arbeitnehmer von morgen geben. Des weiteren unterstützt diese Grafik die eingangs erwähnte Vermutung, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Bezug auf Arbeit zunehmend verschwinden(vgl. www.tbs-nrw.net):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.3.2 Neue Arbeitsbiographien und -formen
Ebenso pluralistisch wie der beschriebene Strukturwandel gestalten sich auch die Arbeitsbiographien und –formen der Arbeitnehmer von morgen. Es würde an dieser Stelle zu weit gehen und wäre auch gar nicht möglich alle neuen Arbeitsformen aufzulisten, denn heutzutage ist auch im Bereich der Arbeit nahezu alles möglich
Der DGB-Bundesvorstand beschreibt neue Arbeitsbiographien und -formen ganz allgemein folgendermaßen:
„Der 8-Stunden-Tag verliert mit der Ausrichtung der Produktion auf kunden- und auftragsorientierte Angebote seine Rolle als Taktgeber für den Rhythmus der Gesellschaft. Die Flexibilisierung der Unternehmen hat eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten im Gefolge. Neue Beschäftigungsverhältnisse wie variable Teilzeitarbeit, befristete Beschäftigung, freie Mitarbeit (...) sind die Folge dessen“ (2000, S. 21)
Rohmert beschreibt die neue Art der Karriere einfach als „eher breit statt steil“ (2000)
4.3.3 Portfolio Worker
Der Portfolio Worker ist ein gutes Beispiel für einen neuen Arbeitnehmertypus, für eine neue Arbeitsbiographie und für die neuen Anforderungen, die ein Arbeitnehmer in Zukunft erfüllen muss
Portfolio hatte ursprünglich eine andere Bedeutung, doch ich möchte hier nur auf die Verwendung des Begriffes im Bezug auf Erwerbstätigkeit eingehen
Der Portfolio Worker ist in allen Berufsschichten anzutreffen. Portfolio ist die zeitgleiche Ausübung mehrerer verschiedener Erwerbsarbeiten. Diese Menschen sind räumlich und zeitlich ausgesprochen flexibel. Sie setzen all ihre Fähigkeiten ein, um somit ein breites Spektrum an Erwerbstätigkeiten ausüben zu können. Durch die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche erlangen sie viele Kontakte, Erfahrungen und ein vernetztes Gedanken- und Arbeitssystem
Die Portfolio Worker arbeiten mit hoher Eigenverantwortung, sie passen ihr Arbeitspensum ihren aktuellen materiellen Bedürfnissen an. Dieser Arbeitertyp hat allerdings kaum Chancen des beruflichen Aufstiegs und resultierend aus seinen unregelmäßigen Einkommen hat er wenig soziale und finanzielle Absicherung
Der Portfolio Worker gelangt auch so gut wie nie zu einem regelmäßigen Lebensrhythmus, weil er keiner konstanten Arbeitsauslastung unterliegt (vgl. Rohmert 2000)
Die folgende Grafik von Handy soll noch mal die Einbindung des Portfolio Workers in die neue Struktur der Arbeitswelt zeigen (Handy 1996, S. 31ff):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Innerer Kreis: Kernbelegschaft der gut ausgebildeten Fachspezialisten; klassische Karriere mit linearem Verlauf nach oben
Mittlerer Kreis: Portfolio Worker, welche eigene Produkte, Fertigkeiten oder Dienstleistungen entwickeln
Äußerer Kreis: Temporärbelegschaft der wenig ausgebildeten und austauschbaren Arbeitskräfte
4.3.4 Paradoxie zwischen wirtschaftlichen bzw. betrieblichen Anforderungen und Vorstellungen der Arbeitnehmer
Nachdem ich auf den vorangegangen Seiten nun beschrieben habe in welche Richtung die Zukunft der Arbeit und damit verbunden die Anforderungen an die Arbeitnehmer gehen, will ich an dieser Stelle den Blickwinkel der Arbeitnehmer einnehmen und die Gesamtentwicklung aus dieser Perspektive betrachten
Nach einer Studie des BAT Freizeit-Forschungsinstituts wollen 71 Prozent der Erwerbstätigen „auch im 21. Jahrhundert arbeiten wie ihre Eltern – fest angestellt und mit geregeltem Feierabend“. Der Wunsch nach sozialer Sicherheit und geregelter Kontinuität ist groß und der Umfrage nach zu urteilen größer als der nach mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung
Des weiteren berichtet das BAT Freizeit-Forschungsinstitut, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer scheinbar noch immer klare Anweisungen und eindeutig strukturierte Arbeitsanweisungen von „oben“ erwarten, genauso wie ein fest umrissenes Anforderungsprofil, welches an sie gestellt wird (vgl. Opaschowski 2003)
Hieraus wird deutlich, dass zwischen den neuen Anforderungen der Wirtschaft und den Vorstellungen, die Arbeitnehmer von Erwerbstätigkeit haben, eine große Kluft besteht, der sich in Zukunft die Arbeitnehmer wohl anpassen müssen, wenn sie einen Job haben oder behalten wollen
4.4 Zukunftsvisionen
Über die Zukunft der Arbeit gibt es ganz unterschiedliche Ansichten. Häufig ist jedoch zu lesen, dass es in Zukunft genug Arbeit für einen kleinen Teil der Bevölkerung geben wird, und immer weniger Arbeit für eine Breite Masse der Erwerbsfähigen (vgl. Ungewitter 2000, www.3sat.de)
Die „Normalarbeitsverhältnisse“ werden weiter abnehmen. Im Gegensatz dazu wird die Zahl der Selbstständigen steigen, die größtenteils ihre Geschäftsidee über das Internet vertreiben werden. Dies suggeriert auch die steigende soziale und finanzielle Unbeständigkeit. Hier sind neue Lösungsansätze gefragt. An dieser Stelle sei auf den ersten Teil dieser Arbeit verwiesen in dem ein derzeit viel diskutiertes Modell beschrieben und näher beleuchtet wird (vgl. www.3sat.de)
Der DGB-Bundesvorstand geht davon aus, dass schon in nächster Zukunft ein großer Teil der Arbeit auf wissensbasierten Tätigkeiten beruhen wird, „bei denen Informationen Rohstoff, Werkzeug und Resultat sind“ (S. 7)
Ein weiterer Punkt, der auch in Zukunft in der Arbeitswelt an Bedeutung gewinnen wird, ist die bereits häufig erwähnte Flexibilität. Dieser Begriff umfasst sowohl die Persönlichkeit des Arbeitnehmers als auch die Arbeitszeit (vgl. www.3sat.de)
4.4.1 Arbeit und Identität
Der Strukturwandel und die neuen Arbeitsanforderungen tangieren nicht nur die Erwerbsarbeit, sie haben auch weitreichende Auswirkungen auf das Privatleben und die Persönlichkeit jedes Einzelnen
Durch die flexiblen Arbeitszeiten, die sich unmittelbar den wechselnden Auftragslagen anpassen müssen, ist ein Privatleben kaum noch planbar (vgl.. www.3sat.de)
Die Funktion von Arbeit als Quelle der Identität wird sich in Zukunft so nicht halten können. Arbeit bestimmt zu einem großen Teil mit wer ich bin. Dies wird deutlich, wenn man sich Biographien betrachtet; Biographien werden fast ausschließlich in Interdependenz zur Erwerbsbiographie dargestellt (vgl. Ungewitter 2000)
Vor diesem Hintergrund stellen sich nun einige offene Fragen für die Zukunft, die einfach mal dahingestellt sein sollen: Wie wirken sich häufige Arbeitsplatzwechsel auf die Identitätsfindung aus? Wie wird das Individuum mit Arbeitslosigkeit oder ungewollten Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit umgehen? Wie wirken sich die neuen Anforderungen auf die Persönlichkeit des Arbeitnehmers aus? Und wie kann die Gesellschaft angemessen darauf reagieren?
Die Bearbeitung dieser Fragen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, sie sollen ein Denkanstoss sein und somit unbeantwortet stehen bleiben
4.5 Welche Folgen ergeben sich aus dem Strukturwandel der Arbeit für die Erwerbstätigkeit der Frauen
In vielen Bereichen ist es noch völlig unklar was der Gesellschaft der Strukturwandel der Arbeit bringt. Eins ist klar, auch er hat wie fast alle Dinge Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken
Für die Erwerbstätigkeit der Frauen hat der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft einige Vorteile gebracht. Die Erwerbsbeteiligung der Frau hat sich in den letzten hundert Jahren fast verdoppelt, kaum eine Frau strebt heute noch ein reines Hausfrauendasein an. Der Erwerbsbereich der Frau ist hauptsächlich die (personenbezogene) Dienstleistung. Wobei es an diesem Punkt dahingestellt bleibt in welcher Weise sich „die konkrete Ausprägung der Dienstleistungsentwicklung und die (...) Integration der Frauen in die Erwerbsarbeit (...) gegenseitig bedingen“ (DGB-Bundesvorstand 2000, S.22)
Die neuen Formen der Arbeit können Frauen die Chance geben, Beruf und Familie besser zu vereinbaren (vgl. www.bpb.de), denn Frauen zeigen noch immer mehr Bereitschaft die Hauptverantwortung für die Familie und den Haushalt zu übernehmen (vgl. www.gender-mainstreaming.net). Im Gegensatz zum Strukturwandel der Arbeit haben sich andere gesellschaftliche Institutionen dieser Entwicklung nicht angepasst, sie unterstützen somit nicht das Fortkommen der Erwerbstätigkeit der Frauen (vgl. DGB-Bundesvorstand 2000)
Eine weitere Aussicht, die der Wandel der Arbeit eröffnet ist, dass sich „das Verhältnis der Geschlechter zueinander weniger ungleich und produktiver“ gestaltet (www.bpb.de)
Die von mir bearbeitete Literatur enthielt ausschließlich positive Aspekte im Bezug auf die zukünftige Frauenerwerbstätigkeit, aber aus dem Strukturwandel der Arbeit können sich ebenso Nachteile die selbige ergeben, wie z. B. die Unvereinbarkeit von unregelmäßigen Arbeitszeiten und familiären Aufgaben. Auf die Schwierigkeiten, die sich hieraus ergeben und wie dies sich auf die Erwerbstätigkeit und die Arbeitsbiographie von Frauen auswirkt, hat bereits Mara Pitz in ihrem Teil der Arbeit bezug genommen
In dem nun folgenden Schlussteil wollen wir versuchen, die getrennt voneinander herausgearbeiteten Ergebnisse mit einander zu verknüpfen
5. Schlussteil
Um die Ergebnisse unserer getrennten Arbeitsteile in Beziehung zueinander zu setzen, werden wir diese zunächst skizzieren
Ausgehend von der Betrachtung der Arbeitsgesellschaft und der Feststellung, dass sich deren Strukturen im Wandel befinden, hat Mara Pitz sich mit dem Zukunftsmodell Bürgergesellschaft beschäftigt, um anschließend seine möglichen negativen Folgen für die Frauenerwerbstätigkeit herauszuarbeiten. Sie kam dabei zu dem Schluss, dass geschlechtsspezifische Unterschiede innerhalb der Gesellschaft, insbesondere bezüglich der Erwerbsbiographie, sich auch in diesem Modell wiederspiegeln werden, was das Risiko einer quantitativen Verminderung der Frauenerwerbstätigkeit birgt
Karolin Kritzer hat sich in ihrem Abschnitt mit dem sich derzeit vollziehenden Strukturwandel der Arbeit und dessen Folgen für den Arbeitnehmer auseinandergesetzt. Vertiefend ist sie hierbei auf den neuen Arbeitnehmertypus und die an ihn gestellten Anforderungen eingegangen, um am Ende die vordergründig positiven Folgen dieser Entwicklung für die Erwerbstätigkeit der Frau zu resümieren
Hierbei fällt ins Auge, dass wir –zunächst- konträre Schlussfolgerungen gezogen haben
Wir möchten nun erläutern, wie es zu diesen Unterschieden kommen konnte. Bei unseren Überlegungen hierzu gingen wir davon aus, dass gesellschaftliche Veränderungen sich stets im Spannungsverhältnis von Wirtschaft, Politik und Familie vollziehen. Diese wechselseitigen Beziehungen lassen sich graphisch folgendermaßen darstellen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Schwerpunkt in dem Abschnitt Zukunft der Arbeit oder der Arbeitnehmer von morgen -Die Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit der Frau – liegt, wenn man es in das obige Schema einordnet, hauptsächlich auf dem Bereich Wirtschaft und welche Veränderungen sich hier vollziehen. Der Teil Geschlechtsspezifische Unterschiede im Erwerbsleben und der Arbeitsbiographie - das Modell der Bürgergesellschaft und seine möglichen Risiken für die Frauenerwerbstätigkeit betrachtete eher die politischen Aspekte und im speziellen einen von hier ausgehenden Lösungsansatz für die von dem wirtschaftlichen Strukturwandel verursachten Folgeprobleme (Stichwort Arbeitslosigkeit). Die beiden Teile haben somit also verschiedene Blickwinkel auf einen Tatbestand
Die von uns bearbeitete Literatur unterschied sich oftmals dadurch, dass sie von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen stammt und damit deren Sichtweise wiederspiegelt. So hat z. B. eine Frauenpolitikerin natürlich einen anderen Fokus in ihren Publikationen als ein Manager. Karolin Kritzer hat bei ihrer Bearbeitung häufig auf Quellen aus der Wirtschaft zurückgegriffen, weil gerade diese Gruppen insbesondere den neuen Arbeitnehmertypus propagieren (vgl. hierzu Ausführungen unter 4.3.4)
Abschließend ergibt sich für uns folgendes Fazit:
Nach unserer Diskussion stellen die anfangs scheinbar konträren Ergebnisse unserer Arbeiten keinen Widerspruch mehr dar. Sie machen in unseren Augen nur noch einmal deutlich, dass das Thema Neue Arbeitsbiographien sehr vielen gesellschaftlichen Einflüssen unterliegt. Es gibt unterschiedliche Standpunkte dazu, ob die Entwicklung der Gesellschaft die geschlechtsspezifischen Unterschiede eher minimiert oder maximiert
Der Strukturwandel der Arbeit bietet, wie unter 4.5 beschrieben, in vielerlei Hinsicht die Vorrassetzungen für zunehmend verschwindende Geschlechtsunterschiede in der Arbeitsbiographie. Es ist allerdings zu befürchten, dass diese Optionen auf Grund starrer gesellschaftlicher Rollenbilder von Mann und Frau nicht (hinreichend) genutzt werden. Rudolph stellt diesen Tatbestand am Beispiel der Arbeitszeitverkürzung sehr plastisch dar: „Dass auch Männer künftig von diesem vermehrten Angebot an Teilzeitarbeit Gebrauch machen könnten, wird im Zusammenhang mit dem Rückgang von Vollzeitstellen auch in verschiedenen männlich dominierten Branchen in der Weise thematisiert, dass Männer eventuell mehrere Teilzeitjobs anstreben werden. Das Leitbild des männlichen Haupternährermodells bleibt damit einstweilen unangetastet und das der traditionellen klassischen Arbeitsteilung innerhalb der Familie ebenfalls“ (2001, S.29)
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Zukunft ohne Arbeit?
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7. Versicherung:
Wir versichern, dass wir diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt haben Wörtlich wiedergegebene Textstellen, auch Einzelsätze oder davon, sind als Zitate kenntlich gemacht (Mara Pitz) (Karolin Kritzer)
- Quote paper
- Mara Pitz (Author), Karolin Kritzer (Author), 2004, Neue Arbeitsbiographien vor dem Hintergrund der Gender Studies, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109938
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