Einleitung
In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit der Konzeption des Gottes Rudras in der vedischen Mythologie befassen. Mit der sich im Verlauf der Zeit verändernden Weltauffassung ist auch eine Entwicklung dieses Gottes festzustellen. Der rgvedische Rudra ist ein vergleichsweise unbedeutender Gott des vedischen Pantheons, der im Laufe der vedischen Literatur einen enormen Bedeutungszuwachs erlebte, während fast alle der am meisten verehrten Götter wie Indra oder Agni immer mehr an Bedeutung verloren. Die vedische Literatur umfasst die Samhitās der vier Veden, die Brāhmanas, die Upanisaden und die Sūtren, in deren Verlauf eine graduelle Identifizierung Rudras mit dem heute auf dem gesamten indischen Subkontinents verehrten Gott Śiva festzustellen ist.
Demnach wird die zentrale Frage dieser Arbeit wird sein, wie der im Rgveda noch unbedeutender Gott Rudra zu einem der heute am meisten angebeteten Götter aufsteigen konnte. Die Vermischung seiner Konzeption mit nicht-vedischen und nicht-arischen Elementen spielt dabei eine bedeutende Rolle. Einige Aspekte seines späteren Wesen wie der Beiname Paśupati und der Phalluskult werden mit dem als solchen vermuteten Kult der Industalkultur in Verbindung gebracht.
Die Gliederung dieser Arbeit richtet sich nach der Chronologie der vedischen Literatur, anhand welcher die graduelle Entwicklung dieses Gottes verdeutlicht werden soll. Die Texte habe ich wiederum in den Veda und in die späteren vedischen Texte unterteilt, da ich am Ende des ersten Teils dem ursprünglichen Wesen Rudras nachgehen möchte. Diese Fragestellung erscheint mir an dieser Stelle am Angemessensten, da fast ausschließlich der Veda Rückschlüsse darüber zu geben vermag. Es wurden bereits viele Spekulationen darüber angestellt, jedoch basieren diese Theorien meiner Auffassung nach hauptsächlich auf neben-sächlichen Merkmalen Rudras Wesens und vernachlässigen die Kernaussagen der frühesten vedischen Texte. Die umstrittene Etymologie des Namens habe ich vorangestellt.
Auf den ersten Teil folgt der Abschnitt der spätvedische Literatur, in der Rudras Bedeutung ihren Höhepunkt erreicht.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rudra im Veda
- Etymologie
- Rgveda und Samaveda
- Yajurveda
- Atharvaveda
- Theorien über Rudras Ursprung
- Rudra in der spätvedischen Literatur
- Brāhmaṇas
- Upanisaden
- Sūtren
- Schlußbemerkung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Entwicklung des Gottes Rudra in der vedischen Literatur. Sie untersucht, wie Rudra, der im Ṛgveda noch ein vergleichsweise unbedeutender Gott war, zu einem der heute am meisten verehrten Götter aufsteigen konnte. Die Arbeit analysiert die Veränderungen in Rudras Konzeption im Laufe der vedischen Texte und beleuchtet die Rolle der Vermischung mit nicht-vedischen und nicht-arischen Elementen.
- Die Entwicklung des Gottes Rudra in der vedischen Literatur
- Die Rolle von Rudra im Ṛgveda und seine Bedeutung im Vergleich zu anderen Göttern
- Die Vermischung von Rudras Konzeption mit nicht-vedischen und nicht-arischen Elementen
- Die graduelle Identifizierung Rudras mit dem Gott Śiva
- Die Bedeutung von Rudra in der spätvedischen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Wie konnte der im Ṛgveda noch unbedeutende Gott Rudra zu einem der heute am meisten angebeteten Götter aufsteigen? Die Arbeit untersucht die Entwicklung Rudras in der vedischen Literatur, wobei die Etymologie des Namens und die verschiedenen Theorien über seinen Ursprung beleuchtet werden.
Der Abschnitt „Rudra im Veda“ analysiert die Darstellung Rudras in den vier Veden. Der Ṛgveda, die älteste Sammlung der vedischen Texte, enthält nur drei Hymnen, die an Rudra gerichtet sind. Die Arbeit untersucht die Beschreibung Rudras in diesen Hymnen und stellt seine Eigenschaften und Funktionen im Vergleich zu anderen Göttern dar. Der Abschnitt beleuchtet auch die Rolle von Rudra in den anderen Veden, dem Samaveda, Yajurveda und Atharvaveda.
Der Abschnitt „Rudra in der spätvedischen Literatur“ befasst sich mit der Entwicklung Rudras in den späteren vedischen Texten, den Brāhmaṇas, Upanisaden und Sūtren. Die Arbeit zeigt auf, wie Rudras Bedeutung in diesen Texten immer mehr zunimmt und wie er schließlich mit dem Gott Śiva identifiziert wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Gott Rudra, die vedische Literatur, die Entwicklung des hinduistischen Pantheons, die Vermischung von vedischen und nicht-vedischen Elementen, die Identifizierung Rudras mit Śiva, die Etymologie des Namens Rudra, die Rolle von Rudra in den verschiedenen Veden, die Brāhmaṇas, Upanisaden und Sūtren.
- Quote paper
- Julia Hensel (Author), 2004, Die Entwicklung des Gottes Rudra in der vedischen Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109832