Inhaltsverzeichnis
A) Persönlichkeit Stefan Zweig
B) Hauptteil
I. Inhaltsangabe
II. Charakteristik Czentovic
III. Charakteristik Dr. B
IV. Vergleich der beiden Hauptpersonen
V. Autorintention
C) Stefan Zweigs Selbstmord
Quellenangaben
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren. Er lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg und wandert 1935 aus Furcht vor den Nazis nach England und danach nach Brasilien aus. Zweig reiste oft in der Welt umher, um sich seinen Depressionen, die er wegen der zwangsläufigen Flucht aus seinem geliebten Heimatland Österreich hatte, zu entziehen. In seinem größten Werk, der Schachnovelle, verarbeitet er seine Gefühle und thematisiert die Auseinandersetzung verschiedener Lebensprinzipien. Das Buch ist auch ein Abschiedsbrief, denn kaum hatte er die Erzählung im brasilianischen Exil fertig gestellt, nahm er sich im Februar 1942 zusammen mit seiner Frau das Leben.
Der Schachweltmeister Mirko Czentovic wird auf dem Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires von dem Millionär McConnor zu einer Partie herausgefordert. Wie erwartet, verliert der Herausforderer die Partie. In der zweiten greift der mitreisende Dr.B beratend ein und holt ein Remis heraus. Danach erzählt dieser dem Erzähler über sein Leben: Dr.B wurde von der Gestapo verhaftet und in ein so genanntes „Hotel“ gesperrt, welches von der Außenwelt ausgeschlossen. Dort ist er den ganzen Tag alleine mit seinem Körper und fünf Gegenständen. Es gelingt ihm ein Buch zu stehlen und gewinnt somit eine neue Hoffnung, die Monotonie zu brechen. Zu seiner Enttäuschung ist es ein Sachbuch mit hundertfünfzig Meister-Schachpartien. Er beschäftigt sich monatelang damit diese Partien „blind“ nachzuspielen. Als er dann anfängt sich selbst herauszufordern und gegen sich selbst zu spielen ergreift ihn durch die Anstrengung ein Nervenfieber, weshalb man ihn aus der Isolationshaft entließ.
Jetzt befindet sich Dr.B auf einer Schiffsreise und spielt zum ersten mal gegen einen reellen Gegner. Er will lediglich feststellen, ob sein Tun während der Haft noch Schachspiel oder bereits Wahnsinn war.
In der ersten Partie schlägt er den Weltmeister und lässt sich auf eine Revanche ein. In dieser Partie ergreift ihn wieder ein Nervenfieber und er muss die Partie abbrechen. Ein Schachbrett wird er nie wieder berühren.
Mirko Czentovic ist der Sohn eines „blutarmen südslawische Donauschiffers“. Nach dem Tod seines Vaters, wird Mirko mit 12 Jahren vom Dorfpfarrer aufgenommen und erzogen.[1] Dieser hat viele Probleme damit, dem blondsträhnigem Burschen mit den roten Backen eine elementare Bildung zu verschaffen. „ Wenn er rechnen wollte, musste er noch mit 14 Jahren jedesmal die Finger zu Hilfe nehmen, […]“[2]. Mirko wird als maulhaftes, dumpfes und breitstirniges Kind beschrieben, dessen Gehirn nur schwerfällig funktionierte.[3] Faul war er jedoch nicht, denn er tat alles andere wobei er sein Gehirn nicht sonderlich einsetzen musste, wie zum Beispiel Wasser holen oder Holz spalten. Dies tat er jedoch sehr langsam und nur wenn man es ihm sagte, sonst war der Junge sehr zurückhaltend. Er verbrachte viel Zeit alleine in seinem Zimmer und war nicht sonderlich daran interessiert, mit den anderen Jungen etwas zu unternehmen.[4] Seine einzige Fähigkeit wird entdeckt, als er eines Abends gegen den Dorfpolizisten Schach spielt und mühelos gewinnt. Von diesem Tag an wird seine Karriere gefördert und er bekommt große Anerkennung im ganzen Dorf, denn erstmals kann sich die kleine Stadt die Ehre erwerben einen berühmten Mann in die Welt zu schicken . Es fiel zwar auf, dass der Junge ein wenig schwer von Begriff war, denn oft „dauerte es eine Weile, ehe man den Unbelehrten begreiflich machen konnte,[…]“[5] aber auch die Tatsache, dass Mirko es nie schaffte eine Partie blind zu spielen, verzögerten keineswegs seinen Aufstieg: Mit 18 Jahren gewinnt er die ungarische Meisterschaft und mit 20 wird er zum Schachweltmeister gekrönt . Trotz seines Erfolges und Reichtums blieb der Champion ein Bauernjunge. („Er reiste von Stadt zu Stadt in den billigsten Hotels wohnend, er spielte in den kläglichsten Vereinen, […]“[6]. Seine Unbildung weiß er aber gut zu verstecken. Er vermeidet jedes Gespräch mit einem gebildeten Menschen und verbringt viel Zeit alleine.
Mirko Czentovic hat auf dem Schachbrett zwar Erfolg, ist im Leben aber eine „groteske, beinahe komische Figur“[7]. Er ist ein Materialist, der nur an Geld und Macht interessiert ist. Außerdem ist er arrogant ( „er reichte mir nicht einmal die Hand“ ) und findet so, obwohl sie ihn alle verehren, da er der Schachweltmeister ist, weder Sympathie bei dem Millionär McConnor ( „ kein besonders angenehmer Herr“[8] ) noch beim Ich-Erzähler. Die Macht die er auf dem Schachbrett hat, demonstriert er gerne. Er ist ein Mann ohne Humor und ohne Phantasie. Der Autor stellt ihn insgesamt als einen unmenschlichen Schachautomaten dar, der weder Emotionen noch Gefühle hat. Er nimmt keine Rücksicht auf niemanden und nützt die Schwächen der Menschen aus um sein eigenes Ziel zu erreichen[9]. Das wird vor allem beim Spiel gegen Dr.B deutlich. Als er merkt, wie sehr sein Gegner unter den langen Überlegungspausen leidet, nützt er das aus um die Partie für sich zu entscheiden. Seine Haltung wird sogar mit Napoleon verglichen .
Dr. B tritt als „rettender Engel“ in die Handlung und leitet den Wendepunkt der Geschichte ein („Um Gottes Willen. Nicht!“)[10]. Er ist ein österreichischer Emigrant[11] von etwa 45 Jahren. Er muss sehr schlank sein, da er während der Haft, aufgrund des Nervenfiebers nichts aß und so abmagerte. Sein schmales und scharfes Gesicht ist durch eine fast kreidige Blässe gekennzeichnet.[12] Insgesamt ist sein Gesicht verhältnismäßig jung geblieben, trotzdem hat man den Anschein, dass „dieser Mann plötzlich gealtert sein musste“[13], da er bereits graue Haare hat. Dies und die Narbe auf seiner Hand, die er sich während des Nervenfiebers zugefügt hat, lassen sich auf die Haft zurückführen.
Dr. B stammt aus einer hochangesehenen altösterreichischen Familie. Sein Onkel war Leibarzt des Kaisers und seinem Vater, einem früheren Abgeordneten der klerikalen Partei, gehörte eine Rechtsanwaltskanzlei, die er später alleine weiterführte. Man lernt Dr. B als umsichtigen und überaus vorsichtigen Juristen kennen. Trotz allem ist es den Nationalsozialisten gelungen, ihn zu verhaften. Er gehörte zu der Gruppe, aus denen man Geld oder Informationen herauszupressen versuchte und wurde so in ein „Hotelzimmer“ eingesperrt, welches von der Außenwelt vollkommen ausgeschlossen war. Obwohl dort keine körperlichen Erniedrigungen verübt wurden, litt er unter der Einsamkeit und der Monotonie, „denn bekanntlich erzeugt kein Ding auf Erden einen solchen Druck auf die menschliche Seele wie das Nichts“[14]. Erst als er das Schachbuch mit den 150 Meisterpartien findet, kann er die Monotonie brechen und seine ausgehungerten Augen bekommen etwas Nahrung. Da er genügend Phantasie besitzt, gelingt es ihm schnell die Partien im Kopf nachzuspielen. Nachdem er alle Partien auswendig gelernt hat, steht er wieder vor dem Nichts und dann fängt er an gegen sich selbst zu spielen und somit sich selbst herauszufordern. Von diesen Zeitpunkt spaltet sich sein Gehirn in zwei Ichs und er verliert immer öfter die Selbstkontrolle. Er versucht, sich selbst zu besiegen, und wenn das eine Ich gewann, war er wütend auf das andere und spielte sofort die Revanche. Er hatte nichts und niemanden, um seine Wut zu entladen. Als ihn dann endgültig das Nervenfieber befällt wird er aus der Haft entlassen. Seine Vergangenheit hat große Auswirkungen auf die Gegenwart. Aufgrund seiner Krankheit darf er nie wieder ein Schachbrett berühren, denn er wird nie völlig von ihr geheilt sein können, da immer die Gefahr des Rückfalls besteht. Er ist zwar immer noch ruhig und still geblieben, doch ein nervöses Zucken fällt immer wieder auf, welches auf die gereizten Nerven zurückzuführen ist. Trotz allen ist ein höflicher und liebenswerter Mensch geblieben, denn er ist auf dem Schiff bei allen, mit Ausnahme von Czentovic, beliebt und von allen als „Freund“ bezeichnet.
Vergleicht man die beiden Hauptfiguren Dr. B und Czentovic haben sie außer dem Schach spielen reich gar nichts gemeinsam. Es treten zwei so unterschiedliche Gegner aufeinander, dass es die Glaubwürdigkeit fast überschreitet[15]. Beim Spiel Czentovic gegen Dr. B treffen also zwei Welten aufeinander. Es spielt der Sohn eines armen Donauschiffers, der sein ganzes Leben Analphabet bleibt, gegen den aus gutem Hause stammenden Juristen. Der arrogante, roborterhaft reagierende, gefühlslose Czentovic gegen den höflichen hochsensiblen und phantasievollen Dr. B. Da sie sich nicht kennen, kann man nichts über ihr Verhältnis zueinander sagen, aber während des Spiels entwickelt sich eine „gefährliche Spannung und ein leidenschaftlicher Hass“ zwischen ihnen. „Es sind zwei Feinde geworden, die sich gegenseitig vernichten wollen“.[16] Nicht nur der Charakter der beiden ist sehr unterschiedlich, sondern auch die Bedeutung des Schachs und Art wie sie spielen: Für Czentovic ist Schach einfach ein Mittel Geld zu verdienen, für Dr.B bedeutet Schach jedoch Verständnis und Kommunikation.[17] Der eine spielt das Spiel auf dem Brett, der andere im Kopf. Dr. B ist am Anfang des Spiels locker und unbefangen, während der Weltmeister die Augen streng und starr auf das Schachbrett hält, und somit das Gefühl bekommt, dass Nachdenken für ihn eine geradezu physische Anstrengung ist. Außerdem spielt er sehr langsam und braucht immer längere Überlegungspausen, während Dr. B gerade mal eine Minute braucht um den nächsten Zug zu verrichten. Daran sieht man, dass er viel schneller kombiniert als sein Gegner.
Stefan Zweig wollte den größtmöglichen Kontrast aufbauen, zwischen Czentovic einerseits und Dr. B andererseits. So verleiht er Dr. B überwiegend, positive und Czentovic mehr negative Eigenschaften. Dr. B ist seinem Gegner in jeder Hinsicht überlegen, und gewinnt so an Beliebtheit beim Leser. Zwischen Dr. B und dem Autor lassen sich viele Parallelen ziehen. Genauso wie Dr. B war Stefan Zweig ein gebildeter Mensch, der sein Heimatland Österreich sehr liebte, und aus einer wohlhabenden Familie stammt. Beide litten besonders unter dem Nationalsozialismus: Dr. B unter der Isolationshaft, und der Autor litt darunter, sein geliebtes Heimatland verlassen zu müssen, da er sich überall fremd fühlte. Da Zweig immer pazifistisch und weltpolitisch eingestellt war, wünschte er sich ein Kultureuropa ohne Grenzen.[18] Deshalb war für ihn die Zeit unter den Nationalsozialisten und dem Krieg besonders schwer und das spiegelt sich im Buch wieder. Symbolisch steht das Duell von Dr. B gegen Czentovic für den Kampf zwischen der Welt der Kultur und des Geistes gegen den Nationalsozialismus. Czentovic verkörpert hier den Nationalsozialismus und Dr. B repräsentiert die europäischen Intellektuellen mit konservativer Werthaltung die dagegen kämpfen.[19] Der einzige Weg aus dem Dilemma herauszukommen, ist für Dr. B die Schachpartie abzubrechen. Dies symbolisiert letztlich die Kapitulation vor den Nationalsozialisten. Hier zeigt sich die Verzweiflung Zweigs, die schließlich zu seinem Selbstmord führte. Der Charakter des Dr. B gibt, wie man sieht, Auskunft über die innere Verfassung des Autors vor dem Jahre 1942. Stefan Zweig war verzweifelt und wollte nicht in die kaputte Welt zurückkehren.
„(…) aber ich habe ihn doch immer genug respektiert, um seinen Selbstmord unter diesen heutigen Umständen nicht für eine Privatangelegenheit zu halten, sondern für einen Sieg Hitlers.(…) “[20] Auch in der Schachnovelle lässt er „Hitler“ siegen. Akzeptiert man jedoch die symbolische Interpretation, dann wünscht man sich, dass Dr. B seine Begabung, seine Erziehung, seine Bildung und nicht zuletzt seine in der Haft erworbene Fähigkeit genutzt, um Czentovic in die Schranken zu weisen.
Quellenangaben
Primärliteratur:
Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Taschenbuch Verlag, 51. Auflage: Januar 2003
Sekundärliteratur:
Hobek, Friedrich – Königs Erläuterungen zu Stefan Zweig, Schachnovelle
Internerquellen:
hptt://www.berg.heim.at/tibet/450408/Die Schachnovelle.htm
hptt://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ZweigStefan/
hptt://www.de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Zweig
hptt://www.geocities.com/questomane/welcome.htm
hptt://www.karlonline.org/kol03/htm
hptt://www.stefan_zweig.de
[...]
[1] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 9.
[2] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 10.
[3] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 9.
[4] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 10.
[5] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 14.
[6] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 17.
[7] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 17.
[8] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 30.
[9] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 104
[10] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 37
[11] vgl. Hobek, Friedrich – Königs Erläuterungen zu Stefan Zweig, Schachnovelle Seite 55
[12] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 37
[13] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 46
[14] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 56
[15] vgl. Hobek, Friedrich – Königs Erläuterungen zu Stefan Zweig, Schachnovelle Seite
[16] vgl. Zweig, Stefan – Schachnovelle, Fischer Verlag, 51 Auflage: Januar 2004, Seite 104
[17] vgl. Hobek, Friedrich – Königs Erläuterungen zu Stefan Zweig, Schachnovelle Seite 60
[18] hptt://www.de.wikipedia.org
[19] vgl. Hobek, Friedrich – Königs Erläuterungen zu Stefan Zweig, Schachnovelle Seite 60
[20] vgl. Hobek, Friedrich – Königs Erläuterungen zu Stefan Zweig, Schachnovelle Seite 26
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