Inhalt
1. Abschließende Worte als Einleitung
2. Biografie des Autors
3. Schmidts persönliche Färbung des Fauns
3.1 Die formale Erzählsituation
3.2 Die Hauptfigur
3.3 Grundlagen des Autors
4. Abbildung psychologischer Theorien
4.1 Die Etym-Theorie
4.2 Orthografie
4.3 Syntax
4.3.1 Interpunktion
4.3.2 Konjunktionen
4.4 Wortschöpfungen
5.Metaphern
5.1 Der Mond
5.2 Die „Wölfin“
6. Die Weltzerstörung
Anhang
A. Quellenangaben und Zitate
B. Eigenständigkeitserklärung
1. Abschließende Worte als Einleitung
Diese Einleitung ist als letzter Teil der Facharbeit entstanden und soll meine Arbeitsweise kurz erklären.
Da es für dieses spezielle Thema keine Vorlagen gibt und der Kurzroman „Aus dem Leben eines Fauns“ ( den ich später nur noch als den „Faun“ bezeichnen werde ) im Gegensatz zu späteren Werken von Arno Schmidt wenig Beachtung genießt, kann ich im Folgenden nur auf sehr wenig Sekundärliteratur zugreifen. Konventionelle Kataloge von sprachlichen Stilmitteln erwiesen sich als wenig hilfreich, da Schmidts Erzähltechnik anderen Ansätzen folgt. Es gibt hier kein wörtliches Zitat, dass nicht aus dem Werk selbst stammt. Die Seitenangaben sind aus der Fischer Taschenbuchausgabe, die mir vorliegt. Alle gedanklichen Quellen, die ich benutze werden im Anhang benannt und dem entsprechenden Abschnitt zugewiesen.
Es gab einige Schwierigkeiten in der Bearbeitung des Themas. Vor Allem war es problematisch den Ausdruck „Erzähltechnik“ überhaupt zu definieren und eine dafür geeignete Struktur zu entwickeln. Ich habe über den Autor angesetzt und folgende Aspekte bearbeitet: formale Merkmale, gedankliche Grundlagen und zentrale Metaphern. Es war immer wieder problematisch, nicht dahingehend abzuschweifen den Inhalt des Buches zu ausführlich zu interpretieren. Oft mussten Gedankengänge an einem bestimmten Punkt abgebrochen werden um der Vorgabe „Erzähltechnik“ treu zu bleiben.
Meine Zusammenfassung habe ich mit der Beschreibung des letzten Abschnitts des „Faun“ gekoppelt, um alle Ergebnisse zu einem Bild zu verbinden.
Ich hoffe, dass ich die richtigen Aspekte ausgewählt, beziehungsweise ausgelassen habe um meine Vorgabe zu erfüllen.
2. Biographie von Arno Schmidt
Arno Otto Schmidt wird am 18. Januar 1914, zwischen 14 und 15 Uhr im Hamburger Stadtteil Hamm, Rumpffsweg 27 (3. Stock) geboren. Der Vater Friedrich Otto Schmidt (1883 - 1928), ein gelernter Glasschleifer und Berufssoldat, ist Polizei-Oberwachtmeister; er heiratet 1912 Clara Gertrud, geb. Ehrentraut (1894 - 1973). Beider Vorfahren sind schlesische Weber, Gerber und Glasbläser. Arno Schmidt wächst mit seiner Schwester, Luzie Hildegard (1911-1977), in eher kleinbürgerlich-ärmlichen Verhältnissen und (mitbedingt durch starke Kurzsichtigkeit) frühkindlicher Isolation auf.
1928 – 1945: nach dem Tode des Vaters (8. Sept.) Umzug der Familie nach Schlesien: Lauban, Görlitz und Greiffenberg.
1933: Abitur an der Oberrealschule Görlitz; danach an dortiger Höherer Handelsschule von März bis September mit anschließender kurzer Arbeitslosigkeit.
Das von Schmidt für diese Zeit angegebene abgebrochene Astronomie-Studium in Breslau ist fingiert; es existieren keine Belege.
Ab 1934: in den Greiffenberger "Greiff-Werken" tätig; nach kaufmännischer Lehre dort ab 1937 als graphischer Lagerbuchhalter bis zum April 1940 angestellt (Textil-Industrie).
1937: Heirat mit Alice Murawski (1916 - 1983), einer Angestellten der Greiff-Werke (die Ehe bleibt kinderlos; Nachkommen der Schwester Luzie leben in den USA). Bekanntschaft mit dem dortigen Betriebsorganisator Johannes Schmidt, durch den Arno Schmidt Anregungen u.a. auf astronomisch-mathematischem Gebiet erhält.
Ab 1940: Soldat (Hirschberg, Hagenau, Lauban, am norwegischen Romsdalsfjord, Ratzeburg, bei Vechta). Letzter Dienstgrad: Unteroffizier.
1945: Schmidts Frau flüchtet im Februar nach Quedlinburg zu ihrer Schwiegermutter. Das meiste Hab und Gut geht in Schlesien verloren. Ab April engl. Kriegsgefangenschaft; Ende Dezember Entlassung nach Cordingen.
1946: Schmidt und seine Frau wohnen in Cordingen; beide arbeiten als Dolmetscher an der Deutschen Hilfspolizeischule Benefeld.
1947: im Dezember fasst Arno Schmidt den Entschluss, künftig als freier Schriftsteller zu arbeiten.
1948: Fertigstellung einer sieben- und zehnstelligen Logarithmentafel; Angebote an verschiedene Fachverlage (auch im Ausland), diese Tafel zu publizieren, werden abgelehnt.
1949: Schmidt, der mit seiner Frau auf dem Tandem nach Hamburg fährt, trifft dort Ernst Rowohlt, in dessen Verlag dann die Erstveröffentlichung "Leviathan" erscheint; dies Debütwerk wird vom Lesepublikum - im Gegensatz zur Kritik - kaum zur Kenntnis genommen.
1950: Zuerkennung des Großen Literaturpreises der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz (gemeinsam mit vier weiteren Preisträgern); die Auszeichnung wird im Januar 1951 von Alfred Döblin überreicht.
1952: Beginn einer (auch für Schmidts finanzielle Situation) wichtigen Bekanntschaft mit Alfred Andersch, der ihn anregt, literaturhistorische Rundfunk-Essays zu verfassen. - Die erste von etwa 20 Übertragungen aus dem Englischen erscheint.
1955: Strafanzeige gegen Schmidt und Andersch; das Untersuchungsverfahren (Vorwurf der Gotteslästerung und Pornographie in "Seelandschaft mit Pocahontas") wird 1956 eingestellt.
1956: erster publizistischer Höhepunkt um Arno Schmidt mit der Veröffentlichung des (aufgrund der Pocahontas-Erfahrungen) selbstzensierten Buches "Das steinerne Herz".
1958: Erwerb eines kleinen Häuschens samt Grundstück am Rande des Heidedorfes Bargfeld / Celle; Schmidt lebt dort, abgesehen von wenigen Exkursionen, völlig zurückgezogen vor Öffentlichkeit und "Literatrubel" über 20 Jahre lang bis zum Tode.
1964: Schmidt wird in Berlin mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet; die Laudatio hält Günter Grass.
1970: erscheint Schmidts Opus magnum "ZETTEL'S TRAUM" (1334 Typoskript-Blätter im DIN-A3-Format faksimiliert); Urheberrechts-Affäre um einen Berliner Raubdruck dieses Werkes (Anzeige gegen Unbekannt).
1972: Arno Schmidt erleidet einen Herzanfall, der ihn für Monate arbeitsunfähig macht; zunehmendes Herzleiden bis zum Lebensende. Erscheinen des Romans "Die Schule der Atheisten" (unter Verwendung von Ideen Jules Vernes, den Schmidt schon als Kind gelesen hatte).
1973: Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main; Alice Schmidt nimmt den Preis stellvertretend entgegen und verliest die später kontrovers diskutierte Dank-Adresse ihres Mannes. - Tod der Mutter am 17. 10. in Quedlinburg.
1975: "Abend mit Goldrand": das letzte vollendete Werk.
1977: Beginn der Bekanntschaft mit J. Ph. Reemtsma, der Schmidt finanziell unterstützt.
1979: Verschlechterung des Gesundheitszustandes; Beginn der Niederschrift zum letzten, unvollendeten Werk "Julia oder die Gemälde"; während der Arbeit daran erleidet Arno Schmidt am 31. 5. 1979 einen Gehirnschlag und stirbt an dessen Folgen im Krankenhaus in Celle am 3. Juni 1979 ; Urnen-Beisetzung auf dem Bargfelder Grundstück unter einem Findling; dort ist auch die letzte Ruhestätte von Alice Schmidt (verstorben am 1. 8. 1983).
3. Schmidts persönliche Färbung des „Fauns“
Wie ich später noch verdeutlichen werde, ist der Autor hier sehr stark in seinem Werk manifestiert; deshalb habe ich seine Biografie kurz angeführt. Auch wenn dieser Ansatz etwas ungewöhnlich ist, erscheint er mir geeignet, um das Feld „Erzähltechnik“ in diesem speziellen Fall zu beleuchten.
3.1 Die formale Erzählsituation; oder Schmidt wird Düring
Wenn man die klassische Kategorisierung der Erzählsituation in auktoriale-, personale- und „Ich“ - Erzählung auf den Roman anwendet, ist das Ergebnis relativ eindeutig: Der Inhalt wird durch die Hauptfigur Düring reflektiert, was den Charakter einer personalen Erzählsituation hat. Besonders deutlich wird dies zum Beispiel auf den Seiten 101-105, wo Düring eine Kunstausstellung besucht und die Beschreibung der Werke nur über persönliche Bewertung stattfindet. Die Reflektorfigur beschreibt sich und ihre Situation hier indirekt selbst über ihre Kritik an der dargebotenen „Kunst“.
Diese Kunst nämlich ist geprägt von der nationalsozialistischen Ideologie und den damit verbundenen, erzwungenen Konventionen. Düring selbst ist dagegen der Meinung, dass Kunst sich gerade durch ihre Unkonventionalität auszeichnet:
„ Oh Gott!: schon wieder lugte irgendeine ‚Knieende’ um die Ecke! Und ich ging bösartig auch da noch hinein, und gaffte ihr verzweifelt auf die peinlich maßstabsgerechten Hinterbacken; ...“ (S. 102)
An dieser Textstelle lässt sich sehr gut feststellen, dass sich alles Erzählen auf die Wahrnehmung der Hauptfigur beschränkt. Schmidt verfolgt mit dieser Erzählweise die Absicht das Aktions- und Rezeptionsverhalten des Menschen möglichst originalgetreu abzubilden. Diese These werde ich im Folgenden von verschiedenen Standpunkten aus belegen.
Wenn man diese Überlegung anstellt, liegt der Schluss nahe, dass die Position des Erzählers Ähnlichkeiten zu der Position des Autors aufweist. Um auf diesen Gedanken eingehen zu können habe ich Schmidts Biografie bereits kurz zusammengefasst.
Es werden tatsächlich viele Parallelen deutlich, wenn man zum Beispiel folgende Textstelle betrachtet:
„(Ich unglücklich?: Ich?!: ich kann doch denken, was ich will!!:
Hab mein Haus, leidlich stumpfsinnige Arbeit, und einen größeren Wortschatz als sämtliche PGs zusammengenommen; außerdem two separate sides to my head, während die Braunen nur eine haben.“ (S. 102)
Dieser Ausschnitt kommt aus dem Jahre 1939 des Romans; und tatsächlich hatte Arno Schmidt in den Jahren 1937-1940 einen Posten als grafischer Lagerbuchhalter in der Textilindustrie, was seiner Vorstellung von „stumpfsinniger Arbeit“ durchaus gleichkommen könnte. Als zweiter Punkt könnten die „two separate sides to my head“
angeführt werden, da Schmidt selbst auch in der inneren Zerrissenheit eines Freigeistes unter einem totalitären Regime Leben musste. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass es Schmidt um künstlerische Freiheit und kulturelle Vielfalt geht. Politik scheint nie sein besonderes Interesse gewesen zu sein.
Diese exemplarische Betrachtung, soll hier genügen, da ich nur eine Grundlage für die Untersuchung der Erzählweise bilden will.
3.2 Die Hauptfigur
Demzufolge kann man die Hauptfigur als verzerrte Selbstprojektion des Autors ansehen; um die Erzähltechnik zu untersuchen, sollte sie zumindest oberflächlich betrachtet werden.
Spätestens Nietzsche etablierte den Willen zur Macht, d.h. zum Wissen, als Konstante des menschlichen Seins. Ebenso ist Düring, die Hauptfigur im „Faun“, ein Mensch, dem durchaus daran gelegen ist. Seine Bildung ist äußerst umfassend, was ihn in eine Machtposition versetzt: Düring wird zum „Trickster“, der bewusst mit Realitäten spielt, beziehungsweise trotz Wissen keinen Einfluss ausüben kann oder will. Stattdessen findet eine Flucht und Aufspaltung in sich selbst statt: Er gerät in einen Zwiespalt zwischen seiner biederen Ehefrau und dem damit verbundenen Leben als Beamten, und der wilden „Wölfin“ und dem damit verbundenen Leben als Faun. Düring verliert seinen Sohn und seine Ehe ohne große Trauer; muss am Ende tragischerweise jedoch auch sein freies Leben als Faun hergeben.
Beide Existenzen sind verlogen und damit zum Scheitern verurteilt. Dürings Leben als Beamter ist angepasst und ohne jede Freiheit, was sich mit der Angst vor einem totalitären Regime erklären lässt; sein Leben als Faun ist bewusst unangepasst und damit ebenfalls durch Abhängigkeit geprägt.
Das bereits erwähnte „Schaffen von Realitäten“ wird in der Sekundärliteratur oft als göttlicher Aspekt angesehen, während die Neigung zur Flucht und das Ausleben der Triebe einem tierischen Aspekt gleichkommt. Somit ist die Figur Düring vertikal in Beamter und Faun, und horizontal in Gott und Tier geteilt. Er ist zu gleichen Teilen mächtig, abhängig, gefangen und frei. Hier lässt sich keine parallele mehr zum Autor nachweisen.
3.3 Grundlagen des Autors
Arno Schmidt lässt an vielen Stellen des „Faun“ durchscheinen, dass er auf einen großen Wissensschatz zurückgreift. Wichtige Quellen seiner, später noch erklärten, „Etym-Theorie“ sind zum Beispiel: Poe, Joyce und Caroll.
Auch wird zum Beispiel Swift einige Male erwähnt ( „Oh Swift in Brobdignag!“, S. 143 ), was zeigt, dass Autor/Erzähler Satire, oder Ironie durchaus zu schätzen weiß.
Es gibt zu viele Einflüsse, die Schmidt verwendet, so dass es leider schwer möglich ist, eine grundlegende Prägung festzustellen. Erschwerend kommt hinzu, dass Zitate selten als solche gekennzeichnet sind. Nur an einer einzigen Stelle macht der Autor sich die Mühe eine Quelle komplett anzugeben: „Der Papst litt schon wieder an schweren Marienerscheinungen ( cf. Scheffels <Kastel Toblino>, pag.398 )“ ( S. 146 ); hier wird seine Verbundenheit zur englischen Sprache deutlich. Man kann davon ausgehen, dass sein Verständnis für englische Literatur auch mit einem Verständnis für englische Philosophie einher geht. In der Tat stellt sich heraus, dass die Erzähltechnik sehr empiristische und pragmatische Züge aufweist.
4. Abbildung psychologischer Theorien
Der Autor hat die ehrgeizige Absicht das Rezeptionsverhalten eines Menschen möglichst originalgetreu widerzugeben. Darin werden seine pragmatischen Ansichten deutlich:
Jeder Blickpunkt ist Subjektiv. Dieser ursprünglich philosophische Ansatz hat die Eigenschaft zur Lebenseinstellung zu werden. Damit versucht Schmidt die empirisch erkannten Vorgänge in Bewusstsein des Menschen abzubilden. Ich versuche im Folgenden die praktische, besonders formale, Umsetzung von bestimmten Theorien und Gedanken zu untersuchen.
4.1 Die Etym-Theorie
Die sogenannte „Etym-Theorie“ basiert auf Freuds Annahme von den drei Persönlichkeitsinstanzen, „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“.
Jedoch ergänzt sie diese Annahme um eine vierte, im Unbewussten angesiedelte Sprachebene, die sich nur bei genauem Hinhören und Lesen erschließt und die eine vorrangig erotische, tiefere eigentliche Bedeutung hat. Diese Ebene schwingt bei allem Sprechen und Schreiben mit und lässt sich vor allem aus literarischen Werken ( oft gegen die bewusste Absicht des Autors, zuweilen aber auch beabsichtigt ) herausfiltern.
Von der klassischen Etymologie grenzt sich diese Theorie insofern ab, als dass sie Bildersymbolik und Wort-Verwandtheiten in Betracht zieht, um einem Begriff mehrere Bedeutungsebenen abzuverlangen.
Dieser Etym-Theorie entsprechend geht Schmidt ganz bewusst mit Doppeldeutigkeiten um; so ist zum Beispiel folgende Textstelle zu verstehen:
„... nahm ein strammes Kiefernmädchen in die Arme ( die stach jungfräulich wild, das andere Geschlecht, und zitterte, als ich sie rücksichtslos bestieg )...“ (S.109)
Düring klettert rein denotativ betrachtet nur auf einen Baum, jedoch ergibt sich aus der Konnotation des Lesers ein anderes Bild. Die bereits erwähnte ( erotisch geprägte ) tiefere Bewusstseinsebene wird ganz gezielt angesprochen.
4.2 Orthografie
Auch das Gebiet der Rechtschreibung, des „richtig Schreibens“ im Sinne einer Orientierung an starren Konventionen erfährt im „Faun“ eine Auseinandersetzung. Arno Schmidt sieht nämlich keinen Sinn darin ein Wort peinlich genau zu buchstabieren:
„Getreu der neuen Vorschrift, für jeden Brief das kleinstmögliche Vormat ( wie das aussieht mit ‚V’, nich?) ...“(S.129)
Auch wenn sich das Schriftbild des Wortes „Format“ ändert, ist es ohne Schwierigkeiten erkennbar; hier wird der Unterschied zwischen Wortebene ( Buchstabenfolge ) und Begriffsebene ( Bedeutung ) sichtbar. Als zweites Beispiel dient hier das „nich“, denn es ist zwar orthografisch „falsch“, aber auch ohne weiteres verstehbar; ausgesprochen wäre kein Unterschied hörbar.
Ein noch deutlicheres Beispiel für teilweise rein lautmalerische Orthografie ist das Wort „M’sjö“ (S.130), dass eigentlich, gemäß der französischen Aussprache, „Monsieur“ geschrieben werden müsste.
Man könnte hier ein dreistufiges Schema aufbauen: Von der ursprünglichsten Wurzel eines Begriffs geht eine Lautkombination aus ( ein Symbol für diesen Begriff ), diese wird nun als Buchstabenfolge auf noch abstrakterer Ebene fixiert. Das Letztgenannte hat also einen Gültigkeitsanspruch, wenn der verschlüsselte Begriff verstehbar ist. Jede darüber hinaus gehende Einteilung in „richtig“ oder „falsch“ ist damit nur „für Pedanten“ (S.129).
Jedoch muss man auch hier an die Zwiespältigkeit in fast allen Aspekten des „Faun“ denken. Das Beispiel vom „M’sjö“ zeigt andererseits auch, welches Verständnis die sprechende Person von diesem Begriff hat: Ihr dürfte kaum klar sein, dass sich im Schriftbild von „Monsieur“ wörtlich „mein Herr“ verbirgt. Auf diese Weise prangert Schmidt damit zum Beispiel das unreflektierte, verständnislose Wiedergeben von Worthülsen zu dieser Zeit an: „Händä falltänn. Köpfchänn sänkänn: / imma an dehn Führa dänkään!/ Dea uns giebt unsa Täglischbrot. :/ Unt uns befrait: aus Allanoht!“ (S.131)
Den Kindern, die diesen Text wiedergeben ist zum Beispiel nicht Bewusst, was „alle Not“ sein soll, daher entsteht das merkwürdige Gebilde am Ende des Satzes.
4.3 Syntax
Die Kette, die ich im Vorigen entwickelt habe, findet sich methodisch im gesamten Text wieder: „ Einer emaniert den Anderen: das n- Dimensionale das (n-1) –Dimensionale; der das (n-2) –Dimensionale: : wer aber ist N??!!“ (S.58)
Wenn man davon ausgeht, dass dieser Gedanke der Erzählstruktur zu Grunde liegt, muss er sich auch im Satzbau niederschlagen.
4.3.1 Interpunktion
Das Satzzeichen, dass diesem Zweck wohl am ehesten dient ist der Doppelpunkt; er drückt zum Beispiel aus, dass eine Person einen Satz sagt und damit einen Gedanken „emaniert“. Tatsächlich findet sich dieses Zeichen im Text auch sehr häufig und wird auf sehr unkonventionelle Weise angewandt: Sätze können mit Doppelpunkten beginnen, zwei können aufeinander folgen, es ist nur nicht möglich einen Satz zu beenden, da erst jeder Punkt einen Abriss des Gedankenfadens anzeigt. Zwischen diesen beiden Zeichen steht das Semikolon: Es symbolisiert eine Wendung innerhalb eines Gedankenganges.
„ (Du wirst Dich wundern!): Früher ja, Herr Landrat; hab ich viel dergleichen gelesen; als junger Mensch.“ (S.53)
Hier sieht man deutlich, wie aus einem sehr allgemeinen Ausruf ein speziellerer Gedanke wächst, der im „früher“ eine Wendung nimmt. Das Komma wird im Text sehr konventionell benutzt, was seinem Zweck als dezentem Trennzeichen entspricht.
Weniger der Ebene des Denkens und mehr der Ebene des Sprechens zugewandt ist die Benutzung des Gedankenstrichs im „Faun“. Dieser Gedanke erscheint auf den ersten Blick zwar rein wörtlich schon abwegig, jedoch erklärt er sich dadurch, dass „Denkpausen“ abgebildet werden. Damit ist es Schmidt möglich den Sprachfluss einer Äußerung darzustellen: „ „ : ? – “ “ (S. 56)
Ein solcher „Ausspruch“ erklärt sich demnach so: Aus dem Vorherigen entsteht eine Frage, der eine Pause folgt. Was dabei nun genau gesagt wurde ist uninteressant.
Eine solche Darstellung ist sehr viel direkter und vermeidet den Umweg über die Abbildung eines gesprochenen Wortes. Das Fragezeichen hat hier wie das Ausrufezeichen eine verstärkte akzentuelle Bedeutung, drückt also die Betonung des Satzes aus und kann zur Verstärkung auch mehrfach aufgereiht sein.
Wieder auf der Bedeutungsebene sind dagegen die Klammern: Eine runde Klammer zeigt implizierte Gedanken. Während pfeilförmige Klammern, ähnlich wie im Normalfall manchmal Anführungsstriche, als Wort feststehende Überbegriffe markieren.
„( <Expressionisten> sagte ich nicht: Dir nicht;):“ (S.56)
Die runden Klammern zeigen an, dass der Gedanke nicht laut ausgesprochen wird, jedoch in seinem Inhalt Grundlage für weitere Aussagen ist ( Doppelpunkt ). In den spitzen Klammern steht ein fester Begriff, der genau in dieser Begrifflichkeit wichtig ist, nämlich hier nicht ausgesprochen werden soll.
Ferner benutzt Schmidt auch das eigentlich nicht gebräuchliche „&“-Zeichen, dass sich vom buchstäblichen „und“ abgrenzt. Das Sonderzeichen kombiniert zwei Wörter zu einem untrennbaren Begriff: „Richtlinien & Ratschläge“ (S.53).
Während das ausgeschriebene „und“ die Konjunktion im eigentlichen Sinne ist.
4.3.2 Konjunktionen
Satzverbindungen mit Komma, Semikolon und „und“ habe ich im Vorigen bereits erwähnt, jetzt folgen noch einige speziellere Punkte.
Um beim „und“ zu bleiben; Es gibt im Text eine kleine Auffälligkeit: Schmidt trennt das „und“ am Ende einer Aufzählung immer durch Komma ab. Dies ist zwar im Englischen aber nicht im Deutschen üblich. Hier kann man wieder Schmidts Beziehung zur englischen Sprache erkennen.
An wenigen Textstellen stellt der Autor Aufzählungen besonders ungewöhnlich dar:
„Was müssen das für gefühllose Automaten sein, die so was
a) texten & musiken,
b) singen und platt schallen,
c) kaufen womöglich,
d) im Rundfunk bringen,
e) sich ruhig ( oder gar angeregt ) anhören!“ (S.41)
Zum Einen wird gezeigt wie automatenhaft die Kette abläuft und zum Anderen soll der Leser die Steigerung mitfühlen.
4.4 Wortschöpfungen
Das Zitat aus 4.3.2 verdeutlicht auch eine andere Umsetzung der Etym-Theorie:
Das Wort „Musiken“ existiert denotativ nicht; jedoch lässt sich leicht erschließen, dass es die Produktion einer Melodie zu einem Text beschreiben soll. Das zweite Beispiel ist „platt schallen“, was einerseits die Produktion einer Schallplatte beschreibt und andererseits als Attribut für das Singen aufgefasst werden kann. Eine eindeutige Definition ist hier nicht nötig, da jede Deutung einen funktionalen Sinn ergibt.
„- Eine alte Frau, auf ein Fahrrad gestülpt, unsicherte durch Schulkinder;“
In diesem Satz wird ein Adjektiv als Verb benutzt; und daraus entsteht trotzdem ein deutliches Bild. Grammatikalisch korrekt müsste man etwas schreiben wie: „fuhr unsicher“, jedoch ist das Fahren an sich unwichtig, da Fortbewegung durch den Zusammenhang impliziert ist und der Satz damit nicht an Verständlichkeit verliert; weil auf der Begriffsebene gearbeitet wird, anstatt den Inhalt komplett in die konventionelle Grammatik zu überführen.
4.5 Formatierung
Die Gliederung der Geschichte in Gedankenfäden passiert auf die vorgestellte Art und Weise, jedoch gibt es noch einen übergeordneten Aspekt, die „diskontinuierliche Erzählweise“, die erkennbar wird, wenn man betrachtet wie einzelne Fäden sich immer weiter verfeinern und dann auslaufen, denn am Ende jedes Fadens findet ein gedanklicher Sprung statt. Sichtbar wird das darin, dass der Anfang jedes Fadens kursiv gedruckt ist und die folgenden Zeilen nach rechts eingerückt gedruckt werden.
„ Mein Leben?!: Ist kein Kontinuum!“ (S.9)
Mit diesem Ausspruch drückt Düring nicht nur das elementare Zerwürfnis aus, dass ich in 3 beschrieben habe, sondern formuliert auch Schmidts Ansatz: Wenn das Leben, oder seine Wahrnehmung nicht durchgängig ist, dann muss die Erzählung ebenso sein. Es ergibt sich beim Lesen ein gerastertes Bild, dass wie ein Mosaik aus Fragmenten zusammengesetzt ist ( ähnlich dem Prozess der optischen Wahrnehmung ).
5. Metaphern
Neben diesen größtenteils sehr „schriftbezogenen“ Merkmalen ist für meine Betrachtung auch der Einsatz von Verbildlichungen wichtig, da diese ein wichtiges Element der Erzähltechnik im „Faun“ sind. Besonders auffällig ist der Naturbezug an vielen Stellen, was sich wohl auf Schmidts starke Verbundenheit mit der Lüneburger Heide zurückführen lässt. Exemplarisch habe ich für diese Betrachtung die Beschreibung des Mondes und das Bild der „Wölfin“ ausgewählt, da sie einerseits zusammenhängen, wie später klar wird, und weil sie sich andererseits wie ein roter Faden durch Schmidts Werke ziehen.
5.1 Der Mond
Schon allein Biographisch ist Schmidts Neigung zu erklären, den Himmel besonders zu beachten: Er interessierte sich sehr für Astronomie und ging dabei sogar so weit, sich ein ganzes Studium anzudichten. Von diesem Ansatz aus, ist besonders der Nachthimmel interessant.
„...grünlich der insektene Mond im Abendrosa;“, „Drüben auf der Nacht schwamm ein Mondschnitzel;“, „Der Chitinleib des Mondes kroch auf schwarzen Ästen. Ein Planet, hoffentlich Venus stak im Bernstein.“ (S.145)
Diese Zitate stammen aus dem Vorlauf zur Weltzerstörung, jedoch sind sie nicht als Andeutungen zum Folgenden zu erkennen. Der Autor versucht den Erzähler nur auf die Figur Düring zu beschränken, so dass ein Vorgreifen schwer möglich ist. Anstatt irgendwelche Botschaften oder Andeutungen zu verstecken haben diese Metaphern ihren Sinn nur in der Doppeldeutigkeit. Das „Mondschnitzel“ Schaft die Konnotation mit dem essenden Mann, der später beschrieben wird. Hier tritt also wieder die Etym-Theorie in Erscheinung. Hintergründig vermittelt der insektenhafte Mond eine Vorstellung vom Wald, in dem Düring der Faun ist. Da diese Assoziation mit dem Mond überwiegt, kann man ihn als Sinnbild für Dürings Leben als Faun, beziehungsweise für die Natur an sich sehen. Hier kann man dann eine Brücke vom Mond zur Wölfin schlagen.
5.2 Die „Wölfin“
Die Figur der Käthe Evers wird über den ganzen Roman entwickelt. Sie ist ein junges Mädchen, mit dem Düring später eine Affäre beginnt. Ich verzichte hier darauf, sie ausdrücklich zu beschrieben, denn ihre Funktion als „die Wölfin“ soll im Mittelpunkt dieser kurzen Untersuchung stehen. Sie steht für ein wildes, unangepasstes Leben und ist als Wölfin stark mit der Natur verbunden. Oft wird sie deshalb als „Artemis“ angesehen. Hier wird nun die vorherige Betrachtung des Monds als Insekt, und als Brücke zur Waldumgebung wichtig, denn damit scheint nicht nur der Mond, sondern auch ihr Wesen über dem Leben des Fauns. Deshalb enthält die Figur der „Artemis“ in der Sekundärliteratur zu Schmidt auch oft einen „Mondaspekt“. Im Gegensatz zu diesem angestrebten, strahlenden Mond steht die Erde, die Menschen an sich bindet. Deshalb gibt man der zweiten Frau im Leben des Protagonisten ( in diesem Falle Berta Düring )
Oft den Namen „Isis“, denn sie verkörpert den chtonischen, also erdgebundenen Aspekt.
Sie ist sinnigerweise auch Mutter. „Himmlische und Irdische Liebe.“ (S.158)
Diese kurze Beschreibung dient jedoch nur zur Abgrenzung, denn ich möchte mich hier exemplarisch auf die Metapher der Wölfin beschränken.
Käthe Evers wird also mit einer natürlichen Gefahr, dem Wolf, verglichen und erfüllt tatsächlich diese Funktion: Sie ist Symptom für Dürings verhängnisvolle Selbstspaltung, die jedoch natürlichen Ursprungs ist, da sein Freigeist das NS-Regime sonst nicht überstehen könnte. Diese verführerische Flucht führt zum Ende im Inferno.
6. Die Weltzerstörung
Wie der Roman selbst soll auch diese Facharbeit in der Weltzerstörung enden. An diesem tragischen Knotenpunkt manifestieren sich alle vorher betrachteten Aspekte, so dass mir eine Betrachtung dieser Sequenz als Zusammenfassung dient.
Um die Ergebnisse dieser Facharbeit zusammen zu führen, kann man sagen, dass Arno Schmidt die Diskontinuität des Bewusstseins aufgreift und auf diese Art und Weise eine andere Ebene der Wahrnehmung fixiert. Dieser Eindruck wird durch den gezielten Einsatz von Begriffskonnotationen auf Basis seiner Etym-Theorie verstärkt, so dass er anstatt eines erzählenden einen wahrgenommenen Text verfasst.
Dieses verstärkte Erleben im Gegensatz zum Erzählen wird im apokalyptischen Ende des Romans besonders Deutlich.
„Wir kletterten über die rotkarierte Erde, durch flammengefütterte Ruinen, kauten mit Kiefern das rauchige Luftgelee, das Getümmel der Lichter stießen wir mit Handplatten beiseite, und unsere Füße taperten vor uns her, in quer geschnürten Schuhen, dicht untereinander.“
Der Leser kann hier die Assoziationen mit Essen, die der Figur scheinbar durch Geruchs- oder Geschmackswahrnehmung entstehen und den schweifenden Blick zwischen Umgebung und Boden mitfühlen. Düring flieht hier mit Käthe Evers ( der „Wölfin“ ) in den Wald während sich die ganze verhasste NS-Welt auflöst.
„Gut!: Besser, als wenn sie auf Schuldig- Unschuldige abgefeuert würden! Alle Stichflammen schlitzten BDM-Mädchen an.“ (S. 154)
In der Welt, die Düring in die Spaltung getrieben hat, gibt es keine wirklichen Unschuldigen: Nur gespaltene „Schuldig- Unschuldige“ wie ihn.
Über ihnen stellt der Mond sich noch einmal als Sinnbild dar:
„ Der Mond fummelte für Sekunden neben her, im westlichen Unterholz, verzerrt, rot vor Wut.“ (S.156)
Einerseits ist der rote Mond ein klassisches Sinnbild für die Apokalypse, andererseits stellt sich hier wieder die Verbindung zur Käthe dar, denn sie ist verletzt und hat starke schmerzen.
Er und Käthe verbringen ihre letzte Zeit zusammen in der Hütte des Faun. Wieder wird ihr Gegensatz zum Chtonischen deutlich: „nun noch den Boden weg, dann schwebte man, Hände in den Hosentaschen, den Ekstatenkopf im Genick, neben Käthe.“
Die Wortschöpfung „Ekstatenkopf“, was wohl die Synthese aus distanzierten, vernünftigen betrachtenden und natürlich genießenden Aspekten verdeutlichen soll.
In dieser Stimmung schwingt sich Düring zu einer Zentralen Äußerung auf:
„Kunstwerke; Naturschönheit; Reine Wissenschaften. In dieser heiligen Trinität.“
Diese drei Aspekte finden sich alle im „Faun“ und in dieser Bearbeitung.
Schmidt legt Wissenschaften zu Grunde ( vgl. Punkte 3.3 und 4 ), baut darauf seine sprachliche Kunst auf ( vgl. Punkt 4 ) und verwurzelt diese wiederum künstlerisch in Naturbeschreibungen ( vgl. Punkt 5 ).
Hier wird klar, dass Schmidt nicht nur einen Authentizitäts- sondern auch einen Schönheitsanspruch an seine Arbeit hat. Doppelbödigkeit hat sich während dieser Facharbeit immer als roter Faden erwiesen. Auch das abschließende Ergebnis muss man ähnlich formulieren: Einerseits führt Schmidt dem Leser sein eigenes Wahrnehmungsverhalten vor Augen, andererseits will er auch eine schöne, künstlerische
Erzählung schaffen und als drittes will er durch Reflektorfiguren seine eigenen Standpunkte verbreiten.
Am Ende wird die Hütte und mit ihr „Das Leben eines Fauns“ verbrannt.
Alle Gegenstände der Erzählung gehen unter und damit ist sie beendet.
Anhang
A. Quellenangaben und Zitate
2. Biographie von Arno Schmidt
- Der Inhalt entstammt http://www.gasl.org/as_leben/langbio.htm
3.2 Die Hauptfigur
- Der Gedanke des „Tricksters“ entstammt: http://www.physiologus.de/komment/schmidt/trik.htm#Trickster und http://www.physiologus.de/komment/schmidt/trik2.htm#Luegen
-C.G. Jung über die Figur des Schelms:"Er [der Zyklus, H.D.] vereinigt in sich die vagen Erinnerungen einer archaischen und uranfänglichen Vergangenheit, wo es noch keine klaren Unterscheidungen zwischen Göttlichem und Nichtgöttlichem gab. Für diese Periode ist der Schelm das Symbol. Sein Hunger, seine Sexualität, seine Wanderlustgehören weder den Göttern noch den Menschen an. Sie gehören stofflich und geistig zu einem anderen Reich, und deshalb wissen weder die Götter noch die Menschen etwas mit ihm anzufangen. Das Symbol, das der Schelm verkörpert, ist kein statisches. Es enthält die Verheißung der Differenzierung, das Verheißen von Gott und Mensch."
- Auf der Seite http://www.gasl.org/aslesen/default.htm heißt es: „Der Roman Aus dem Leben eines Fauns (1953) spielt in den Jahren 1939 und 1944. Er zeigt das Leben in einer Welt der Lügen. Die einen sind verblendet und folgen der wahnwitzigen Ideologie willig bis in den Tod, die anderen schließen bewusst oder unbewusst die Augen vor der Wahrheit und entgehen doch nicht dem Schicksal, das sie gleichzeitig zu Tätern und Opfern werden lässt. Und selbst der Protagonist, der die Welt und die Menschen aus ironischer Distanz betrachtet, lügt um zu überleben. Ein Leben in einem verbrecherischen System ist ohne Beschädigung nicht möglich. Das Doppelleben als subalterner Beamter und Faun in den Wäldern mag Freiräume schaffen, aber es führt nicht aus dem grundsätzlichen Gefangensein. Es ist nur, wie Hans Magnus Enzensberger in seinem Gedicht ins Lesebuch für die Oberstufe schreibt, der Versuch, den kleinen verrat, die tägliche schmutzige Rettung zu begehen, da alles darüber hinaus undurchführbar erscheint. Dass dabei die Ehe des Erzählers scheitert wie auch die Reinheit seiner großen Liebe, dass er zusieht, wie sein Sohn sich als Soldat dem Kriege hingibt und fällt, darin liegt die Tragik der Handlung. Und der Roman weist damit nach, dass die Menschen aus den vielen Geschichten sehr wohl über die eine Geschichte lernen könnten, wenn sie sich denn aufklären ließen.“
4.1 Die Etym-Theorie
- Der Inhalt stammt großenteils aus: [Werklexikon: Zettels Traum, S. 3. Digitale Bibliothek Band 13: Wilpert: Lexikon der Weltliteratur, S. 24326 (vgl. Wilpert-LdW, Werke, S. 1490) (c) Alfred Kröner Verlag]
4.5 Formatierung
- Die Formulierung „diskontinuierliche Erzählweise“ entstammt: http://www.physiologus.de/komment/schmidt/trik2.htm
5.2 Die „Wölfin“
- Die Einteilung der Frauenfiguren entstammt: http://www.physiologus.de/komment/schmidt/trik2.htm#Grosse
- Über den Mondzusammenhang: Diana erscheint so als patriarchalisierte Variante eines ursprünglich matriarchalischen Typus; ähnlich auch Kerényi und Eliade. - Die zahllosen Mondmetaphern in Arno Schmidts Texten gehören ebenfalls in diesem matriarchalischen Zusammenhang; das mythische Pendant, die Sonne, spielt ebenfalls eine entsprechende, allerdings weniger zahlreiche, Rolle spielt, als Vatermetapher nämlich, wie noch zu zeigen sein wird.
- Beleg für das Leitmotiv der Frauenrollen : „Die Identität der beiden Frauen bei Arno Schmidt, als im Grunde Aspekte eines matriarchalischen Archetypus mag auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar sein; er selbst aber, nicht nur Mythographen und Ethnologen, gibt genügend Hinweise, spätestens seit "Kaff" mit der auf Hertha Theunert und Tante Heete gemünzten Bemerkung über Töchter als "`Schtandortwarrietät' der Weißn Athletin" (also der TH). Die Freundinnen-Paare der früheren Geschichten werden in den Typoskriptromanen zu Mutter-Tochter-Paaren, auch feindlichen, wie Wilma und Franziska Jacobi, beide aber mit den obligaten Zähnen; zudem haben die Mutter-Tochter-Paare noch einen Demeter-Persephone-Aspekt. Im so verdoppelten matriarchalischen Teil der Schmidtschen Initiationsgeschichten wird meist nur der Tochter-, Mond- oder Artemis-Aspekt ernstgenommen; für die chtonischen Mütter reichen, trotz ihrer ebenfalls bedrohlichen Seiten, meist die Tricks des Trickster aus, von Frieda Thumann bis zur Isis der "Schule der Atheisten ". - Hans Peter Duerr hat die Verwandlungen dieses weiblichen Archetypus zurückverfolgt, von den mittelalterlichen Hexen über die olympische Artemis-Diana bis zu den archaischen Erdmüttern.“
B. Eigenständigkeitserklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Facharbeit selbständig erarbeitet habe und außer den angegebenen Quellen keine weitere Literatur verwendet habe. Ich erkläre, dass ich einverstanden bin, die von mir verfasste Facharbeit der schulinternen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
- Arbeit zitieren
- Michael Stiller (Autor:in), 2004, Schmidt, Arno - Aus dem Leben eines Fauns - Die Erzähltechnik im Kurzroman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108801
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.