Obwohl jeder Mensch, der sich für aufgeklärt hält, von sich behauptet, nicht an Wunder oder Geisterwesen zu glauben, geht von Dingen dieser Art doch seit jeher eine besondere Faszination aus. In den meisten Fällen geht es dabei um wissenschaftlich nicht erklär- oder beweisbare Phänomene, die der gesunde Menschenverstand als unmöglich bewertet. Bis in die heutige Zeit nutzen Menschen die Hoffnung auf solche Wunder, um Unerklärliches zu erklären, die Zukunft vorhersehen zu können oder an ein schwer erreichbares Ziel auf bequeme Weise zu gelangen. Dinge wie Parapsychologie oder außerirdisches Leben dienen zur Erklärung des Unerklärbaren; Esoterik, Astrologie und dergleichen sollen Hilfestellung für die zukünftige Lebensweise leisten; und angeblich wissenschaftlich bewiesene Wundermittel sollen bei Beschwerden wie Gewichtsproblemen behilflich sein.
Überall, wo Menschen aus Verzweiflung oder auch nur aus Bequemlichkeit offen für Wunder aller Art sind, ist der Weg bereitet für Scharlatane, die sich an diesem Glauben bereichern wollen. Deren Lohn ist neben materiellen Gütern oft auch Macht, gesellschaftliches Ansehen, Bewunderung und Dankbarkeit. So lange, bis ihr Betrug aufgedeckt wird - falls es dazu kommt.
Was sich bis heute gehalten hat, war auch schon im 18. Jahrhundert zu beobachten. Auch damals waren die Menschen nur allzu gern bereit, sich hinters Licht führen zu lassen. Der Kontakt mit einem verstorbenen Menschen, das Wissen um geheime Kenntnisse und Rezepte oder Wundermittel, durch die ewiges Leben oder unschätzbare Reichtümer zu erlangen waren, standen im Mittelpunkt des Interesses.
Ein Mann, der diese Bereitschaft der Menschen, sich täuschen zu lassen, auszunutzen wusste, war der Graf Cagliostro. Mit welchen Tricks und Scharlatanerien er die Leute an der Nase herumführte, und auch, wie Goethe, der von diesem Mann fasziniert war, sein Wirken literarisch aufarbeitete, soll in dieser Hausarbeit gezeigt werden. Es soll versucht werden zu erklären, woher die Bereitschaft der Menschen kam, Cagliostro auf den Leim zu gehen. Zusätzlich zu der näheren Betrachtung der von Goethe gezeichneten Personen und ihrer Motive werden Christoph Martin Wielands Thesen aus seinem Text ,,Über den Hang des Menschen an Magie und Geistererscheinungen zu glauben" herangezogen.
Inhalt
1 Einleitung
2 Cagliostro: Ein Mann – zwei Lebensläufe
3 Eine literarische Rezension Cagliostros – Goethes Groß-Cophta
4 „Über den Hang der Menschen an Magie und Geistererscheinungen zu glauben“ – Warum die Menschen Cagliostro so gerne glaubten
5 Abschlussbetrachtung
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Obwohl jeder Mensch, der sich für aufgeklärt hält, von sich behauptet, nicht an Wunder oder Geisterwesen zu glauben, geht von Dingen dieser Art doch seit jeher eine besondere Faszination aus. In den meisten Fällen geht es dabei um wissenschaftlich nicht erklär- oder beweisbare Phänomene, die der gesunde Menschenverstand als unmöglich bewertet. Bis in die heutige Zeit nutzen Menschen die Hoffnung auf solche Wunder, um Unerklärliches zu erklären, die Zukunft vorhersehen zu können oder an ein schwer erreichbares Ziel auf bequeme Weise zu gelangen. Dinge wie Parapsychologie oder außerirdisches Leben dienen zur Erklärung des Unerklärbaren; Esoterik, Astrologie und dergleichen sollen Hilfestellung für die zukünftige Lebensweise leisten; und angeblich wissenschaftlich bewiesene Wundermittel sollen bei Beschwerden wie Gewichtsproblemen behilflich sein.
Überall, wo Menschen aus Verzweiflung oder auch nur aus Bequemlichkeit offen für Wunder aller Art sind, ist der Weg bereitet für Scharlatane, die sich an diesem Glauben bereichern wollen. Deren Lohn ist neben materiellen Gütern oft auch Macht, gesellschaftliches Ansehen, Bewunderung und Dankbarkeit. So lange, bis ihr Betrug aufgedeckt wird – falls es dazu kommt.
Was sich bis heute gehalten hat, war auch schon im 18. Jahrhundert zu beobachten. Auch damals waren die Menschen nur allzu gern bereit, sich hinters Licht führen zu lassen. Der Kontakt mit einem verstorbenen Menschen, das Wissen um geheime Kenntnisse und Rezepte oder Wundermittel, durch die ewiges Leben oder unschätzbare Reichtümer zu erlangen waren, standen im Mittelpunkt des Interesses.
Ein Mann, der diese Bereitschaft der Menschen, sich täuschen zu lassen, auszunutzen wusste, war der Graf Cagliostro. Mit welchen Tricks und Scharlatanerien er die Leute an der Nase herumführte, und auch, wie Goethe, der von diesem Mann fasziniert war, sein Wirken literarisch aufarbeitete, soll in dieser Hausarbeit gezeigt werden. Es soll versucht werden zu erklären, woher die Bereitschaft der Menschen kam, Cagliostro auf den Leim zu gehen. Zusätzlich zu der näheren Betrachtung der von Goethe gezeichneten Personen und ihrer Motive werden Christoph Martin Wielands Thesen aus seinem Text „Über den Hang des Menschen an Magie und Geistererscheinungen zu glauben“ herangezogen.
2 Cagliostro: Ein Mann - zwei Lebensläufe
Um 1780 herum gelang es einem Mann, große Aufmerksamkeit in Europa zu erregen: dem selbst ernannten „Grafen“ Cagliostro, der herumreiste und es an seinen Aufenthaltsorten immer wieder schaffte, eine große Schar von Anhängern zu finden, die sich von ihm und seinem Schauspiel faszinieren und blenden ließen.
Cagliostro reichte es nicht, allein durch seine grandiosen Inszenierungen, auf die später noch eingegangen wird, zu strahlen. Er kreierte sich auch eine sagenhafte Herkunft und Vergangenheit, die er – schon beinahe am Ende seiner Karriere angelangt – in einem Verhör im Kerker zu Protokoll gab.
Die von Cagliostro selbst erzählte Geschichte[1] beginnt im Jahre 1748, seinem Geburtsjahr, dem einzigen ihm bekannten Fakt. Das genaue Datum, der Geburtsort, wie auch seine Eltern sind dem Grafen gänzlich unbekannt. Obwohl er sich unermüdlich bemüht, genaueres über seine Herkunft zu erfahren, wird ihm nur angedeutet, seine Eltern seien wohl gute Christen gewesen, adeligen Geschlechts, also unbedingt edle Menschen. Seinen Geburtsort meint er als Malta erraten zu können.
Seine Kindheit verbringt Cagliostro wohlhabend und behütet in Medina in Arabien, am Palast des Muphti Salahaym, wo er den Namen Acharat trägt. Neben zwei Negern und zwei Kammerdienern, die ihm stets zu Diensten sind, hat er auch einen eigenen Hauslehrer mit Namen Althotas. Dieser lehrt ihn Wissenschaften und orientalische Sprachen und weckt sein Interesse für Ägypten. Cagliostros Begabung liegt vor allem in den Bereichen der Kräuterkunde und Medizin.
In den folgenden Jahren kommt Cagliostro in der Welt viel herum. 1760 unternimmt er in Begleitung seines Hauslehrers seine erste Reise nach Mekka. Drei Jahre später reisen beide gemeinsam nach Ägypten, wo Cagliostro sich in diverse Geheimnisse einführen lässt, anschließend setzen sie ihre Reise durch Afrika und Asien fort.
Als sie 1766 schließlich in Malta ankommen, nimmt der zu diesem Zeitpunkt noch Acharat genannte Junge den Namen Cagliostro an und kleidet sich fortan mit europäischen statt arabischen Kleidern. Auch lernt er auf Malta einen neuen Reisegefährten kennen, den Ritter Aquino. Mit diesem unternimmt Cagliostro Reisen nach Sizilien, Neapel und Rom und macht Bekanntschaft mit dem dortigen Adel und einer Vielzahl von Kardinälen.
1770 lernt Cagliostro Fräulein Seraphine Felichiani kennen, ein holdes Geschöpf, das er sogleich heiratet. Von nun an reist das Ehepaar gemeinsam quer durch Europa und macht währenddessen mit einer Fülle wichtiger und mächtiger Personen Bekanntschaft.
Verwunderlich ist, dass sich von diesen erwähnten Personen, die Cagliostro zum großen Teil auch namentlich aufzählt, später niemand daran erinnern kann, ihn je gekannt oder auch nur gesehen zu haben. Auch dass er zwischenzeitlich angibt, 150 oder gar 300 Jahre alt zu sein, passt rechnerisch nicht zu seinem genannten Geburtsjahr 1748.
Aber auch ohne diese kleinen Ungereimtheiten klingt Cagliostros Herkunftsgeschichte zu phantastisch um wahr zu sein. Da er sich so großen allgemeinen Interesses erfreute, gab es auch eifrige Versuche, seine wahre Identität aufzudecken. Es lässt sich wohl nicht ganz ohne Zweifel sagen, wer dieser Scharlatan tatsächlich war. Aber unter den verschiedenen Spekulationen, die zur Klärung seiner wahren Identität angestellt wurden, trifft die nachfolgende wohl am ehesten zu.
Tatsächlich wurde der Graf Cagliostro wohl unter dem Namen Guiseppe Balsamo am 02. Juni 1743 in Palermo geboren[2]. Seit 1756 lebte er im Kloster der Barmherzigen Brüder, wo er vermutlich auch die medizinischen Kenntnisse, die er besaß, erlangt hat. In den folgenden Jahren fiel er immer wieder durch kleinere Betrügereien auf und unternahm auch einige Reisen, deren Ziele und Aufenthaltsorte aber nicht mehr genau nachvollziehbar sind.
1768 lernte Cagliostro in Rom die Tochter eines Gürtlers kennen, Lorenza Feliciani, die er heiratete und die sich im folgenden Seraphina nannte. Von dem Grafen als holdes Geschöpf gepriesen, erinnert sich ein ehemaliger Kammerdiener etwas anders an die Frau: „Er fand dort eine genuesische Marquisin, welche mehr durch unerhörte Unglücksfälle, als durch den Hang zur Wollust genötigt war, eine Priesterin der Venus Vulgivaga zu sein. […] sie hatte eine freche Zunge, sie war gründlich in ihren Spekulationen, und unter dem Schein des Leichtsinns war sie berechnend und habgierig, aller moralischen Grundsätze völlig unfähig, mit einem Worte, ein herrliches Geschöpf zu Verführung, Betrug, Prahlen von Tugend, Ausübung des Lasters und sehr geschickt, einen großen Haufen zu verblenden.“[3] Kurz gesagt schien sie also die perfekte Partnerin für den Scharlatan Cagliostro zu sein.
Von da an reiste das Ehepaar in Europa herum, zwischenzeitlich unterbrochen von kurzen Gefängnisaufenthalten Cagliostros wegen früherer Betrügereien oder illegalem Lotteriespiel. Ab 1778, ein Jahr nachdem Cagliostro in London in die Freimaurerloge „Espérance“ aufgenommen wurde, begann der Graf, öffentlich als Wundertäter aufzutreten, selbst Logen zu gründen und gemeinsam mit seiner Frau seine Anhänger zu blenden.
Von nun an erfreute sich der Graf Cagliostro derart großer Bekanntheit, dass es ihm unmöglich gewesen wäre, seinen weiteren Lebenslauf zu verändern oder gar neu zu erfinden. Somit gibt es ab diesem Zeitpunkt nur noch eine Version über den Verlauf seines weiteren Lebens.
1780 reiste das Ehepaar Cagliostro nach Straßburg, wo es sich mehrere Jahre aufhielt. Der Graf erlebte hier den Höhepunkt seiner Beleibtheit, er konzentrierte sich vor allem auf Arbeiten medizinischer Art, da seine Gaukeleien an anderen Orten inzwischen zu oft aufgeflogen waren und er deshalb immer wieder überstürzt weiterziehen musste. Während dieses Aufenthaltes in Straßburg entwickelte Cagliostro eine Beziehung zu dem Kardinal von Rohan. Dieser war 1785/86 in die „Halsbandaffäre“ verstrickt, durch die Verbindung der beiden Männer wurde auch Cagliostro verdächtigt, daran beteiligt gewesen zu sein und wurde verhaftet. Da ihm aber nichts nachgewiesen werden konnte, wurde er noch im selben Jahr wieder freigelassen und des Landes verwiesen. Dieses Ereignis nutze ihm insofern, als dass es seine Anhänger noch stärker mit ihm verband, aber auch seine Skeptiker sich ihm wieder zu wandten, da sie Mitleid mit ihm und seinem ungerechten Schicksal hatten.[4]
In den folgenden drei Jahren unternahm Cagliostro noch einige Reisen innerhalb Europas, bis er 1789 von der Inquisition in Rom verhaftet wurde. Er wurde zum Tode verurteilt, dieses Urteil wurde später in lebenslange Haft umgewandelt; und Cagliostro starb schließlich 1895 mit zweiundfünfzig Jahren im Gefängnis von San Leo.
3 Eine literarische Rezension Cagliostros – Goethes Groß-Cophta
Goethe, Zeitgenosse des sagenumwobenen Grafen Cagliostro, hegte eine gewisse Faszination für diesen Mann und seine Gabe, andere Menschen in seinen Bann zu ziehen. Goethe reiste sogar nach Palermo, um die Wurzeln dieses Mannes zu ergründen und den Lebenslauf des Guiseppe Balsamo alias Cagliostro kennenzulernen. Wie der Zufall es wollte, gelang es Goethe sogar, die Familie Balsamo zu finden und sich dieser, die jeden Kontakt zu ihrem Mitglied Guiseppe verloren hatte, als Freund desselben auszugeben[5].
Später dann entstand Goethes Lustspiel Der Groß-Cophta, in dem Goethe einen Teil der Geschichte Cagliostros und seine ungeklärte Verstrickung in die „Halsbandaffäre“ aufgriff.
[...]
[1] Die Rekonstruktion dieses Lebenslaufes bezieht sich auf: Anonym: Etwas über Cagliostro [ In: Journal für Freimaurer, 1786 ], in: Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. Hrsg. Von Klaus H. Kiefer, Leipzig/Weimar 1991, S. 285-290
vgl. auch: Borowsky, Ludwig Ernst: Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unsres Jahrhunderts. Seine Geschichte nebst Raisonnement über ihn und den schwärmerischen Unfug unsrer Zeit überhaupt, in: Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. Hrsg. Von Klaus H. Kiefer, Leipzig/Weimar 1991, S. 339-344
[2] Die Rekonstruktion dieses Lebenslaufes bezieht sich auf: Borowsky: Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer, S. 356 ff
[3] Anonym: Echte Nachrichten von dem Grafen Cagliostro. Aus der Handschrift seines entflohenen Kammerdieners, in: Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. Hrsg. Von Klaus H. Kiefer, Leipzig/Weimar 1991, S. 246
[4] Vgl. Borowsky: Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer, S. 405
[5] Vgl. Goethe, Johann Wolfgang: Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum. Mit einigen Nachrichten von seiner in Palermo noch lebenden Familie, in: Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. Hrsg. Von Klaus H. Kiefer, Leipzig/Weimar 1991, S. 5-19
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