Inhaltsverzeichnis
1 Vorgeschichte
1.1 Quellenlage
1.2 Von Abraham bis zur Zerstörung des zweiten Tempels
2 Zionismus
3 Weg zur Staatsgründung
Literatur
1 Vorgeschichte
1.1 Quellenlage
Wie unter anderem der Autor des Buches „Kleine Geschichte Israels“ betont, liegen historisch einwandfreie Quellen zu den Anfängen der jüdischen Religion kaum vor. Hauptsächlich sind dies die Texte des Alten Testamentes, deren histori- sche Authentizität jedoch eher ungewiss ist. Vielfach wurden bestimmte Aspekte der Geschichte nachträglich umgeschrieben, um Situationen und handelnde Per- sonen in ein bestimmtes Licht zu rücken. (Vgl. Bock 1998)
Da in dieser Arbeit jedoch im Mittelpunkt steht, worauf sich die Juden im Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels beriefen und noch heute berufen, ist eine streng authentische Kenntnis der Historie zugunsten der Inhalte jüdischen Glaubens verzichtbar. Es ist nicht wichtig, ob eine Person namens Mose tatsäch- lich 40 Jahre lang mit seinem Volk durch die Wüste irrte. Wichtig ist, dass dies Bestandteil der jüdischen Vorstellung von den Anfängen des Volkes Israel ist. In diesem Sinne werden im folgenden Abschnitt die wichtigsten Eckdaten der jüdi- schen Geschichte kurz wiedergegeben, wie sie im Alten Testament erzählt wer- den. Je jünger ein Ereignis ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit geschicht- licher Tatsächlichkeit.
1.2 Von Abraham bis zur Zerstörung des zweiten Tempels
Das erste der fünf Bücher Mose berichtet von Abraham, seinem Sohn Isaak und dessen Sohn Jakob. Letzterer erhält von Gott den Namen Israel (1 Mose 35,10). Diesen Dreien – sie werden die Patriarchen oder auch Erzväter genannt – wird jeweils von Gott verheißen, ihren Nachkommenschaft würde ein großes Volk – Gottes auserwähltes Volk – werden und Land dieses Volkes solle (das heutige) Israel sein. (Bsp. 1 Mose 12,2; 17,8; 26,6f; 28,13f. . . ) Dieses Land war zu jender Zeit (die Datierungen schwanken zwischen 2000 und 1200 v.d.Z. – Vgl. Grübel 1997: 8) unter dem Namen Kanaan bekannt.
Die Nachkommen von Jakobs zwölf Söhnen, die zwölf Stämme, wanderten aufgrund einer Hungersnot in ihrer Heimat nach Ägypten und gerieten in den
Frondienst des dortigen Herrschers. Mose, ein Mann aus dem Stamm Levi, führte sein Volk in die Freiheit und zurück in das verheißene Land. Auf der Wanderung dorthin, am Berg Sinai, wurden Mose von Gott die zehn Gebote geoffenbart.
Nach Ankunft dieser Menschenschar im Gebiet, das in Josua 1,4 beschrie- ben ist, erfolgte das, was gemeinhin als die Landnahme bezeichnet wird. Die zwölf Stämme ließen sich im Land der Philister – Philistäa bzw. Palästina – nie- der. Von einem Volk im engeren Sinne kann zu diesem Zeitpunk noch nicht die Rede sein. Vielmehr handelte es sich um eine lockere Stammesgesellschaft. Die Stämme wurden von ihren Nachbarn, deren angestammtes Gebiet die Juden im Zuge ihrer Landnahme sich zueigen machten, beeinflusst und bedrängt. So kam es teilweise zum Abfall vom Glauben und auch zu kämpferischen Auseinander- setzungen mit den Ammonitern, den Moabitern, den Philistern, den Kanaanitern und den Medianitern.
In solchen Situationen des Abfallens und der Bedrängnis traten nacheinander eine Reihe von Rettergestalten auf, die als die Richter bekannt sind. Diese Richter einten das Volk bis zur Überwindung der jeweiligen Not und traten daraufhin wieder ab. (Vgl. Küng 1991: 96; Bock 1998: 60f)
Den Richtern war jedoch nur ein begrenzter Erfolg beschieden, da ein Volk ei- ne kontinuierliche Herrschaft sowie „ein konsolidiertes, zentral gelenktes Staats- wesen“ (Küng 1991: 99) braucht, um beispielsweise mit Bedrohungen von außen umgehen zu können. Insbesondere von den Philistern ging große Gefahr aus, da diese eine wohl organisierte Militärmacht waren, über herausragende Fähigkei- ten zur Waffenproduktion verfügten und darüber hinaus versucht waren, ihr Ge- biet auszudehnen. Um dieser Herausforderung zu begegnen wurde das Amt des Königs eingeführt.
Nach biblischer Überlieferung salbte der letzte Richter, Samuel, Saul im Auf- trag Gottes zum Fürsten. Zunächst einmal erfüllte Saul die in ihn gesetzen Er- wartungen. Er verhinderte das weitere Vordringen der Philister und schlug unter anderem die Ammoniter. (Vgl. Grübel 1997: 12) Nach diesen Erfolgen rief man ihn zum König aus. (1 Samuel 10,24) Mit der Inthronisation von Saul begann die Wandlung von der Stammesgesellschaft zum Staatsvolk. Recht schnell bildeten sich dabei jedoch zwei Lager zwischen den Stämmen heraus – das Nordreich, „Is- rael“ genannt, und das Südreich, „Juda“. Sauls Amtszeit währte nur acht Jahre. Nach Misserfolgen und einer militärischen Niederlage soll er sich in sein Schwert gestürzt haben. (1 Samuel 31,4)
Sauls Nachfolger als König wurde David (etwa 1004–965). Während Saul es lediglich vermochte, den Vormarsch der Philister zu stoppen, gelang es David, ihnen eine vernichtende Niederlage beizubringen. Nach diesem Erfolg eroberte David die zwischen den beiden Reichshälften gelegene Stadt Jerusalem und ver- legte seine Residenz sowie das religiöse und kultische Zentrum dorthin. (Vgl. Bock 1998: 72; Grübel 1997: 13) Davids Verdienst ist es, das Reich vergrößert
und seinen Einfluss von der Grenze Ägyptens bis zum Euphrat ausgedehnt zu haben.
Die Nachfolge Davids trat sein Sohn, Salomo (965–926), an. Im Gegensatz zu seinem Vater heisst es von Salomo, er habe Reichtümer eher auf diplomatischem, denn auf kriegerischem Wege angesammelt. Aufgrund dieser Friedfertigkeit wird ihm auch die sprichwörtliche Weisheit nachgesagt. Als Salomos großes Verdienst gilt die Errichtung des ersten Tempels. Der Tempel wird zum Staats- und Zen- tralheiligtum – zum Wohnsitz Gottes (Jahwes). Mit dem Tode Salomos traten die Spannungen zwischen dem Nord- und dem Südreich offen zutage. Es kam zur Reichstrennung. Das Reich im Süden, Juda, hielt an der Erbfolge Davids fest, während im Norden die Könige des Öfteren gestürzt wurden.
Die folgenden zwei Jahrhunderte des Nebeneinanderexistierens der beiden Reiche waren geprägt von stetem Bruderzwist, bei dem es sowohl um territoriale Fragen als auch Fragen des Kultes ging. Diese Situation wurde von den Nachbar- völkern ausgenutzt, um sich von jüdischer Herrschaft zu befreien und das eigene Territorium auf Kosten Israels zu vergrößern. (Vgl. Grübel 1997: 16f) Besonders vom erstarkten assyrischen Reich ging schließlich eine große Gefahr aus. Der as- syrische Herrscher annektierte im Jahr 733 v.d.Z. größere Teile des Nordreiches. Elf Jahre später wurde die Hauptstadt des Nordreiches, Samaria, nach drei Jahre währendem Widerstand erobert. Dabei kam es zu Deportationen der Oberschicht nach Nordmesopotamien und Medien. „Nie wieder sollten die Verschleppten zu- rückkehren.“ (Küng 1991: 126) Dies bedeutete das Ende des Nordreichs Israel.
Nach dem Untergang des assyrischen Weltreiches schickten die Babylonier sich an, ihre Macht auszudehnen. Um 597 besetzten babylonische Truppen das Südreich und belagerten Jerusalem. Die Belagerten ergaben sich, um eine Zerstö- rung der Stadt zu verhindern. Wiederum wurde die Oberschicht deportiert. Einen Aufstand gegen die neuen Besatzer schlug der babylonische Kronprinz Nebukad- nezzar II. im Jahr 586 nieder. Dabei wurde der Tempel zerstöert.
Anders als die Assyrer, die ihre Deportierten im ganzen Land verstreut ansie- delten, um deren kulturellen und ethnischen Zusammenhalt zu zerstören, gestat- teten die Babylonier den Exilanten eine geschlossene Ansiedlung. Diese konnten sich dadurch ihre Traditionen und ihren Glauben innerhalb der heidnischen Be- völkerung bewahren.
Nachdem die Perser das babylonische Reich erobert hatten, wurde den Exilan- ten um 538 gestattet, in ihre vormalige Heimat zurückzukehren. Einige tausend Juden machten sich nach Jerusalem auf, um dort das staatliche und religiöse Le- ben wiederherzustellen. Im Jahr 515 war die Wiedererrichtung des Tempels abgeschlossen. Das Gebiet Syrien-Palästina stand für die nächsten knapp zwei Jahrhunderte unter persischer Herrschaft und statt eines Königs, der die politi- sche und religiöse Macht verkörperte, gab es nun einen Hohepriester. Nicht alle Exilanten jedoch verließen ihre neue Heimat in der Fremde, um nach Jerusalem
zurückzukehren. Viele hatten sich während des 50–60 Jahre dauernden Exils eine neue Existenz geschaffen, die eine wirtschaftlich bessere Zukunft versprach als in der Heimat ihrer Vorfahren. So entstand das Diaspora-Judentum – jüdisches Leben und jüdische Gemeinden in der „Zerstreuung“. Ein weiteres Resultat der Zerstörung des Tempels und des Exils war, dass sich statt des vorherigen religi- ösen Opferkultes, der im Tempel praktiziert wurde, nunmehr das Gebet und der opferlose Wortgottesdienst (als Vorläufer der synagogalen Tora-Vorlesung) ins Zentrum des religiösen Lebens rückte.
Im Jahr 322 wurde Palästina von Alexander dem Großen erobert. Da sich der Hohepriester als Repräsentant der Juden ihm unterwarf, behielt Juda als „Tempel- staat“ seine Autonomie. Eine zunehmende Auseinandersetzung der Juden mit der griechischen Kultur fand nun statt. 198 fiel Juda an die Seleukiden, deren Herr- schaft anfangs versöhnlich war – Abgaben wurden gesenkt und jüdische Geset- ze wurden bestätigt. Nach einem Machtwechsel bei den Seleukiden änderte sich diese Situation jedoch völlig. Die Steuerlast wurde verdoppelt, der Tempelschatz geplündert, Truppen stationiert und die jüdische Religion bei Todesstrafe verbo- ten. Dies führte zum aktiven Widerstand der Juden und zum Aufstand (166–164). Anführer dieses Aufstandes war ein Sohn aus dem Haus Hasmon, Jada Makka- bi. Das trug den Hasmonäern den Beinamen „ Makkabäer “ ein. Dem Sohn des Juda Makkabi gelang es schließlich, Hohepriester und seleukidischer Statthalter zu werden, wofür er von frommen Kreisen streng kritisiert wurde. (Vgl. Grübel 1997: 32; Bock 1998: 145f)
Einem Nachfahren des Juda Makkabi, Johannes Hyrkanus I., gelang es, er- neut eine jüdische königliche Dynastie begründen – die der Hasmonäer. Das Ende dieser Dynastie war geprägt von Streitigkeiten um die Erbfolge. Die inzwischen mächtigen Römer schritten ein und beseitigten das Hasmonäerreich. In Jahr 63
v.d.Z. eroberte Pompeius Jerusalem und machte Juda zum römischen Vasallen- staat. Damit begann die 700 Jahre währende Herrschaft der Römer über Judäa, von einem kurzen hasmonäischen Intermezzo (40–37) einmal abgesehen. (Vgl. Grübel 1997: 34)
Die von den Römern eingesetzten Statthalter, Prokuratoren genannt, erreg- ten den Unmut der Juden, weil sie „die religiösen Gefühle der Juden“ (Grübe; 1997: 38) verletzten. Im Jahr 66 n.d.Z. brach ein Aufstand gegen die römische Besatzung aus. Noch im selben Jahr schickte Rom Truppen, um diesen Aufstand niederzuwerfen – der erste jüdisch-römische Krieg brach aus. Im Jahr 70 wur- de Jerusalem erobert und zerstört, wobei auch der zweite Tempel in Flammen aufging. Damit verloren die Juden endgültig ihr religiös-kultisches Zentrum – der Tempel wurde nie wieder errichtet und nur die Westmauer („Klagemauer“) der Umfassung des Tempelgebietes ist heute noch erhalten. Zu einem zweiten Auf- stand mit dem Ziel der „Wiederherstellung der politischen Existenz Israels“ (Bock 1998: 173) kam es 132 unter der Führung von Bar Kochba. Kurzzeitig gelang die
Befreiung Jerusalems, jedoch wurde dieser Aufstand drei Jahre später niederge- schlagen. Nach 135 kam das jüdische Leben in Jerusalem völlig zum Erliegen.
„Juden wurde das Betreten von Jerusalem und Umgebung bei Todesstrafe verbo- ten.“ (ebd.) Das jüdische Zentrum verlagerte sich nach Galiläa.
Es folgten für die Juden nun viele Jahrhunderte der Diaspora, des Lebens in- nerhalb andere Kulturen, häufig geprägt von einer Sonderrolle der Juden, leider jedoch in sehr vielen Fällen der Ablehnung, des Antisemitismus. Im „gelobten Land“ wurden die Juden erst wieder zum Ende des 19. Jahrhunderts eine politi- sche Größe.
2 Zionismus
Der Begriff Zionismus meint das Streben nach einer Rückkehr des Volkes der Juden in das Land Israel. Zion bezeichnete ursprünglich einen Hügel in Jerusa- lem sowie eine auf ihm gelegene Burg, die von König David etwa um 1000 v.d.Z. erobert wurde. Später, als sich die Stadt Jerusalem vergrößerte, wurde auch der angrenzende Tempelbezirk so genannt. Dichterisch wurde später erst Jerusalem, dann ganz Israel unter dem Namen Zion gefasst. Erste Zeugnisse dieser Zions- sehnsucht datieren aus der Zeit des babylonischen Exils und finden sich etwa in Psalm 137: „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten.“ Unter „Zionismus“ ist teilweise auch die Suche nach einer generellen Heimstätte für die Juden verstanden worden, ohne damit zwingend Israel zu mei- nen.
Seit Verlust des judäisch-israelisch-palästinensischen Gebietes als Stammland waren die Juden, wo immer sie sich ansiedelten, in einer Minderheitenrolle inner- halb einer fremden Kultur. Auf der einen Seite suchten sie ihre eigene Kultur, ihre Gebräuche und Traditionen, ihren Glauben zu bewahren, von der anderen Seite, der Seite der sie umgebenden Kultur her wurden sie teilweise ausgegrenzt, dis- kreminiert, hatten sie weniger Rechte – zwei Umstände, die einander bedingen. Obschon beide Kulturen, jüdische wie „Wirtskultur“, miteinander im Austausch standen und einander befruchteten, fast immer war eine Diskreminierung zu ver- zeichnen. Eine Mischung aus Missgunst ihrer Erfolge wegen und Angst vor ihrem Anders-Sein begegnete den Juden vonseiten der Umwelt und gipfelte häufig in un- geheuerlichen Anschuldigungen und blinder Gewalt. Genannt seinen hier die in erstaunlicher Regelmäßigkeit vorgebrachten Vorwürfe der Brunnenvergifung, des Hostienfrevels und des Ritualmordes sowie die damit einhergehenden Pogrome gegen Juden.
- Arbeit zitieren
- Sascha Schimke (Autor:in), 2003, Die Gründung des Staates Israel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108428
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