INHALTSVERZEICHNIS
Einführung
- Deutsche und englische zeitgenössische Fotografie
Fotografen
- Wolfgang Tillmanns (deutscher Fotograf)
- Jürgen Teller(deutscher Fotograf)
- Martin Parr (englischerFotograf)
Literatur- und Quellenverzeichnis
WOLFGANG TILLMANS
Mit seinen Fotografien von jungen Leuten seiner Generation, aber auch mit seinen Interieurs, Landschaftsbildern und Stillleben, zählt der 1968 geborene Wolfgang Tillmans zu einem der einflußreichsten und innovativsten zeitgenössischen Künstler.
Seit Anfang der 90er Jahre sind seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und in Magazinen wie i-D, Interview oder Index publiziert worden.
Der Gewinn des renommierten Turner-Preises 2000 in London brachte für den Deutschen die Anerkennung seiner Arbeit als Künstler.
Ausgeprägte kompositorische und formale Aspekte finden sich bereits in seinen Porträts von jungen Leuten, aber auch in seinen Stillleben und Interieurs. Gerade jene Fotos, die beim ersten Hinschauen als "Schnappschüsse" erscheinen, sind tatsächlich überlegte und präzise komponierte Bilder, die sich durch eine starke Präsenz des zentralen Motivs auszeichnen. Dieses Motiv, ob nun eine Figur, Obstschale mit Orangen und Tomaten, nackte Körper oder eine hingeworfene Jeans wird zum Fokus der Aufmerksamkeit.
"Es gibt keine direkte Verbindung von alter Kunst zu meinen Bildern. Es ist nicht so, dass ich in irgendeiner Weise zitathaft arbeite oder das als Teil meiner Strategie verwende. Zum Beispiel, Früchte auf einer Fensterbank interessieren mich halt wirklich, weil sie dort eine Präsenz haben, die mich anrührt. Ich denke nicht: oh, dass ist Kunstgeschichte, sondern die Früchte berühren mich halt wirklich auf erster Ebene." (Wolfgang Tillmans/ Fotograf)
Beim Betrachten der neuen, im Labor ohne Kamera, nur unter Einwirken des Lichts entstandenen "abstrakten" Bilder wird deutlich, wie mehrschichtig und auch mehrdeutig diese Arbeiten sind. In den "Blushes" geht es tatsächlich nicht um das "Verschwinden des Gegenstandes" sondern vielmehr um seine Erweckung von Vorstellungen oder Erlebnissen mittels Licht und dessen Spuren.
"Es begann damit, daß ich die Sachen sammelte, die in der Dunkelkammer mißglückt sind ... In all meinen Arbeiten haben Fehler immer eine bedeutende Rolle gespielt. Man könnte fast sagen, daß der Fortschritt immer von Fehlern kommt...", sagt Wolfgang Tillmans.
Seine Bilder prägen sich ins Gedächtnis ein: ein junges Paar, halbnackt in den Bäumen, verschwitzte Techno-Tänzer in der Disco oder Klamotten zwischen Jugendkultur und Fetischismus. Kunstvoll inszeniert er Schockierendes und scheinbar Vulgäres.
In seinen Ausstellungen ist ihm immer die Kombination und das Nebeneinander von ähnlichen und kontrastierenden Motiven wichtig. Für seine typischen Fotowände baut Tillmans ein paar Dutzend Arbeiten zu komplexen Landschaften zusammen. Was da so schlicht und direkt - ohne Rahmung und Schmuck - an die Wand geheftet ist, ist das Ergebnis eines langwierigen Arbeitsprozesses. Entscheidendes geschieht bereits in der Dunkelkammer, wo Tillmans Bildmotiv, -format und -ausschnitt genau erwägt, bestimmt und in den selbstgefertigten Abzügen überprüft. Als Auswahlkriterien leiten ihn nicht vorrangig ästhetische Gesichtspunkte, sondern die im Bild angelegten Möglichkeiten zur inhaltlichen Verdichtung und Komplexität. Sowohl im Einzelwerk als auch in den gruppenweise plazierten Fotografien strebt Tillmans nach einer "Vernetzung von Bildern und Bedeutung".
"Bei den mehrteiligen Installationen habe ich die Möglichkeit, eine Welt zu entwerfen. Ich sehe sie manchmal als eine Bestandsaufnahme dessen, was mich in dem Moment wirklich beschäftigt oder interessiert. Und so kann ich Gedanken, die mich gleichzeitig beschäftigen, parallel darstellen." (Wolfgang Tillmans/ Fotograf)
BIOGRAFIE
- 1968 geboren in Remscheid lebt in London, Köln und New York
- 1990-1992 Bournemouth&Poole College of Art and Design
- 1998 Gastprofessur Fachbereich Freie Kunst, Hochschule für Bildende Künste Hamburg
- 2003 Professor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, Frankfurt a. M.
PREISE
- 1995 Kunstpreis "ars viva" des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft im BDI / Kunstpreis der Boetcherstraße in Bremen
- 1995 "Kunstpreis der Boetcherstraße in Bremen", Kunsthalle Bremen
- 2000 Turner-Preis, London den wichtigsten Preis für zeitgenössische Kunst, auch "Oscar der Kunstszene" genannt.
- 2001 Gewinner des Wettbewerbs zur Errichtung eines AIDS-Memorials am Sendlingertorplatz, München
PUBLIKATIONEN
- 1995 Tillmans, W., "Wolfgang Tillmans", Köln
- 1996., "Wolfgang Tillmans", Köln
- 1997 "For when I'm weak I'm strong", Ostfildern
- 1998 "Concorde"und"Burg", Köln
- 1998 "SCHAUSLUST - Schule für künstlerische Photographie, Wien"
- 1999 "Totale Sonnenfinsternis - Fotografien und Zeichnungen, Köln
- 1999 Tillmans, W., "Soldiers: The Nineties", Köln
JÜRGEN TELLER
Der in London lebende, aus Bubenreuth/Franken stammende Fotograf Juergen Teller zählt zu den Stars der zeitgenössischen Modeszene. Sein Stil unterläuft herkömmliche Konventionen der Modefotografie, da Teller Modelle wie Claudia Schiffer oder Kate Moss jenseits der Welt des Glamours in ihrer Privatsphäre ablichtet.
Teller begann nach der Ausbildung an der Münchner Fachakademie für Fotodesign zunächst (ab 1986) für Plattencovers von Musikern wie Kurt Cobain, Elton John u.a. zu fotografieren. Parallel dazu hat er für die Lifestyle- und Mode-Magazine ID, The Face und Arena Mode-Portraits aufgenommen. Diese ersten Modebilder sind unabhängig von den etablierten Modeunternehmen und -zeitschriften entstanden, sie zeichnen sich durch eine spielerische Naivität aus, die Kleidung stammte vom Flohmarkt oder aus dem Kostümverleih.
Bald wurde Juergen Tellers direkte und offene Darstellung, ablesbar als Dialog zwischen Fotograf und Modell, von den Redaktionen sehr geschätzt. "Von der Persönlichkeit des Modells war ich sehr abhängig oder will ich auch abhängig sein, weil es mich interessiert, was von der Person zurückkommt." (J. Teller, 2002)
Berühmt wurde Teller durch seine im Auftrag des SZ-Magazins entstandene Titelgeschichte mit dem unbekleideten Modell Kristen McMenamy, die ungeschönt die körperlichen Strapazen und Blessuren der Modepräsentationen in einer Inszenierung wiedergab, auf deren Höhepunkt sich das Modell ein Versace-Herz auf den Körper malt.
Juergen Teller richtet sein Augenmerk besonders auf Situationen des Alltäglichen und Banalen, um Momente und Stimmungen festzuhalten, die abseits der Welt des oberflächlichen Fashion-Glamours liegen. Für die Dokumentar-Serie "Go Sees", die bei Scalo, Zürich erschienen ist, hielt Teller in einem Tagebuch die meist jugendlichen Fotomodelle in seinem Londoner Studio, Telford Road 1, in Fotografien, Video und Interviews fest. Ein weiteres Projekt "Miss World" entstand 1999 in Caracas/Venezuela während des "Miss World"-Wettbewerbs, und das daraus entwickelte Buch (Steidl, Göttingen) beinhaltet ca. 60 Portraits von Schönheitsköniginnen (z. B. "Miss Estonia", "Miss Poland" etc.), die jeweils mit Blitzlicht fotografiert worden sind. Diese und viele andere Aufnahmen reflektieren eine Kritik an der Mode-Industrie und den von ihr vermittelten Schönheitsidealen.
In den letzten Jahren wandte sich Juergen Teller verstärkt seinem familiären Umfeld zu und fotografierte seine Frau Venetia Scott und Tochter Lola, aber auch in seiner fränkischen Heimat, wo die Serie "Märchenstüberl" als Auseinandersetzungn mit der eigenen Kindheit entstanden ist.
BIOGRAFIE
- 1964 geboren in Bubenreuth/Franken lebt in London
- 1984-1986 Studium an der Bayrischen Staatslehranstalt für Photographie (heute: Staatliche Fachakademie für Fotodesign), München
- 1986 nach dem Studium der Fotografie in München Übersiedlung nach London / arbeitet für Magazine wie "I.D.", "Vogue", "The Face" und das "SZ-Magazin"
PUBLIKATIONEN
- 1996 "Jürgen Teller", New York
- 1997 Teller, J.; Rutschky M., "Der verborgene Brecht - Ein Berliner Stadtrundgang", Zürich
- 1999 "Jürgen Teller - Go-Sees", Zürich
- 2002 „Märchenstüberl“
ZEITGENÖSSISCHE DEUTSCHE FOTOGRAFIE
-„Neuer Realismus“
Der Blick auf Fotografien war lange verstellt durch die Legende vom „entscheidenden Augenblick“. Damit war eigentlich gemeint, den fotografischen Raum auf einer Anekdote zu beschränken. Aber die Fotografen haben sich von dieser engen Fixierung frei gemacht, und mit ihnen das Publikum.
Die jungen deutschen Fotografen zeichnen sich durch ein präzises Auge für den Alltag und einen bewussten Umgang mit dem Medium der Fotografie aus.
Viele junge deutesche Fotografen wurden auf Fachhochschulen handwerklich ausgebildet, z.B. in Essen, Bielefeld, Dortmund, München oder Leipzig. Während an den Ausbildungsstätten über die Möglichkeit und Grenzen einer "Bildjournalistik" nachgedacht wurde, fotografierten manche mit riesigen, andere mit winzigen Kameras für große namenhafte Zeitschriften. Die meisten Bilder reflektieren detailliert die Geschichte eines visuellen Neubeginns.
Fotografie prägt das Sehen und dieses wiederum bestimmt, was fotografiert wird. Konventionen der Bildgestaltung und der Wahrnehmung haben sich geändert. Gestaltungsgesetze treten in den Hintergrund. Dagegen brechen in die Bilder eingeschmuggelte optische Störungen das normalisierte nachlässige Sehen auf. Oft sind es scheinbar beiläufige oder zufällige Elemente einer Fotografie, die den Betrachter aus dem Gleichgewicht bringen und, ihm einen Stich versetzen, der Rührung, Faszination oder Wohlgefallen auslöst.
Die Arbeiten junger deutscher Fotografen, deren Ästhetik zahlreiche solcher Stiche versetzt, schärft den Blick des Betrachters für eine andere Art der Wahrnehmung. Ihr Fotostil gilt als »Neuer Realismus« in der Fotografie, der immer wieder als Schnappschuß- und Lomo-Ästhetik abgetan wird. Mittlerweile ist er auch für Hochglanzmagazine attraktiv geworden, die Leute wie Wolfgang Tillmans oder Jürgen Teller für sich fotografieren lassen.
Unter den deutschen fotografen ist Wolfgang Tillmans ein gutes Beispiel- obwohl er in London lebt, oder gerade deshalb. Vor zehn Jahren hätte man gesagt: Er weiß nicht, was er will. Jetzt sind seine Arbeiten populär. Seine Bilder sind geladen mit Ambivalenzen.
Der »Neue Realismus« birgt Über den ihm zugeschriebenen Hipnessfaktor hinaus, tiefergehende Qualitäten. Es ist der Sinn für die Kraft des Details, für die Bedeutung des Alltäglichen jenseits aller Posen, der hier zum Ausdruck kommt. Der goldene Schnitt hat ausgedient.
Das gilt für Themen wie Eva Leitolfs »Deutsche Bilder - eine Spurensuche in Rostock, Thale, Solingen und Bielefeld« genauso wie für die Bilder von Katharina Bosse oder Andre Zelck Leitolf, der weder Opfer noch Täter der Brandanschläge, die zwischen 1992 und 1994 verübt wurden, zeigt. Alltagszenen werden unprätentiös und unspektakulär, scheinbar beiläufig geknipst. Doch gerade das Fehlen einer konventionalisierten Bildsprache ermöglichen dem Betrachter, sich ein »eigenes Bild« zu machen.
Die Werke nehmen ohne Umweg den Kontakt zum Betrachter auf, indem ein wichtiges Thema dessen Wahrnehmung ist. Nicht mehr der „entscheidende Augenblick“ gerinnt zum formalen Augenschmaus, sondern der kurze Augenaufschlag, die Momente zwischen zwei Bildern gewinnen an Bedeutung. Die Einsicht, daß die bildnerische Welt die echte nicht ersetzen kann, führt zur Befreiung von deren Dogmen. Unschärfe, Störungen an den Bildrändern und eine leere Mitte ähneln dabei der Realität viel stärker als das, was man bisher dafür hielt.
Von allen Vorbehalten abgesehen bietet diese junge deutsche Fotografie für den Betrachter jedenfalls eine ungeheuer spannende Chance: die Entwicklung der Künstler verfolgen, ihr Werden und Wachsen miterleben zu können.
ZEITGENÖSSISCHE BRITISCHE FOTOGRAFIE
Ende der Siebziger wurde die Dokumentarfotografie durch die radikal neue Auffassung ihrer Funktion wiederbelebt. Denn die Fotografen mussten erkennen, dass die angestrebte Objektivität unerfüllbar war. Der Anspruch der Dokumentarfotografie, die „Wahrheit“ zu zeigen und aufzudecken, konnte nicht ermöglicht werden, da Fotografien trotz aller Ähnichkeit mit der Realität, natürlich Abstaktionen sind, ihre Abbildungen sind selektiv und unvollständig.
Die größte Enttäuschung war, erkennen zu müssen, dass die Dokumentarfotografie keine wirkliche Veränderung der Welt bewirkte.
Die Fotografen wollten auf die radikalen, sozialen und politischen Veränderungen in Großbrittanien reagieren. Gleichzeitig richtete sich das Interesse auf die vorgefundenen fotografischen Darstellungsweisen in den Medien, insbesondere in der Werbung, die auf irgendeine Art und Weise mitreflektiert werden mußten, wenn man nicht einen altbackenen und bedeutungslosen fotografischen Stil schaffen wollte.
Die junge Generation von Fotografen lehnte die alte Rolle der Fotografie ab, in der die Außenwelt wiedergespiegelt wird ohne selbst Einfluß auf sie zu nehmen. Sie nahmen die Stelle des Bewußten und subjektiven Beobachters ein.
„Wir wollten weniger beschreiben oder Einfluß nehmen, als vielmehr die Dinge interpretieren, denn sie haben ja häufig viele verschiedene Schichten von Bedeutungen und wecken bei Fotografen vielerlei Assoziationen“ so Martin Parr. (9, S.133)
Die Fotografen versuchten die Eigenheiten ihrer Bildmotive zu entdecken und auf verschiedene Arten zum Ausdruck zu bringen. Während M. Parr die expressiven Möglichkeiten der Farbe und des Blitzlichtes ausschöpfte, gaben sich andere Fotografen wie Jem Southam damit zufrieden, die beschreibenden und symbolischen Qualitäten der Farbe zu erforschen. Ohne Scheu benutzen sie die Nuancen (Farbe und Licht) in einer ironischen und auf sich selbst gerichteten Art und Weise. Sie richteten ihr Augenmerk besonders auf die komplexen Schwierigkeiten des Lebens in einer postindusstriellen Kultur. Aber die meisten Fotografen waren sich bewußt, daß die Fotografie weder klare Antworten noch leichte Lösungen liefern konnte. Sie hatten großen Einfluß auf die nachfolgende Generation von Fotografen. Die Ausbildung und das Studium britischer Fotografen gewann an Geltung und Ausmaß. Das legte den Grundstein zur einer neuen, gut unterrichteten und kritischen Generation von Fotografen.
Das alles hat zur heutigen Vielzahl an Richtungen geführt, denen jedoch gemeinsam ist, daß die Fotografie nicht mehr in erster Linie zur Darstellung von etwas dient, das auch außerhalb der Kunst existiert und nur auf besonders künstlerische Weise ins Bild gesetzt wird. Statt dessen ist die Inszenierung, das Arrangement zum Bestandteil des Kunstwerks geworden, das keinen Anspruch mehr auf Authentizität erhebt und dadurch dem Fotograf erst wieder ein selbstbewußtes Statement ermöglicht.
Kein Künstler/ Fotograf versucht mehr, neutrale, objektive Abbildungen der Wirklichkeit zu schafffen. Es geht ihnen vielmehr darum zu zeigen, daß und auf welche Art und Weise die Fotografie ein von der Gesellschaft gestalteter Diskurs ist.
MARTIN PARR
Als einer der wichtigsten britischen zeitgenössischen Fotografen ist Martin Parr ein Satirist und ein Unruhestifter in der Welt der Fotografie, des Journalismus, der Kunst und der Mode. Mit einer 35-mm-Kamera, Blitz und Makrolinse erzeugt Parr Bilder von intensiver Farbigkeit und zeigt quälende Ensambles des täglichen Lebens.
Ob Fast Food, Kleidungsdetails, Blumen oder Geld, nichts entgeht dem zuweilen schonungslosen, manchmal ironischen Fotografen. Zusammengenommen und in Beziehung zueinander gesetzt, provozieren diese Arbeiten eine neue, bedrückende, bedrängende, bunte, quälende Sicht der Wirklichkeit. Parr hat eine fotografische Sprache erfunden, der es im Mikrokosmos gelingt, unsere Welt darzustellen.
Er gilt als einer der grossen Erneuerer der Farbreportage und wurde als solcher 1994 auch in die Fotoagentur Magnum aufgenommen. Der Brite verschwindet als Autorenfotograf völlig hinter seinen Bildern. Er hat etwas von einem Enzyklopädisten, der nüchtern und mit einer gewissen Systematik die Zeichen unserer Zeit festhält.
Seit 1982 veröffentlicht er Bücher, von denen allerdings nur «Small World» und «Common Sense» bei uns bekannt geworden sind. Parr dokumentiert die massenhafte Verbreitung von Zeichen und die Internationalisierung von Sitten. Globalisierung wirkt billig und vulgär und fördert die internationale Geschmacklosigkeit: Das ist eine der Botschaften, die man Parrs Bildern entnimmt.
In der Fotoserie "Think of England" kombiniert Martin Parr Arbeiten von 1999 mit Arbeiten aus erst kürzlich realisierten Projekten über die West Bay, englische Esskultur und Blumen. Die Fotos sind mit einer für ihn bekannten Ring Flash-Kamera aufgenommen und erzeugen dadurch ihren Parr eigenen liebevollen und gleichzeitig brutal direkten Blick. "Think of England" ist eine Fotoarbeit bei der die Englische Sensibilität, ebenso wie unser Selbstverständnis der Westeuropäischen Kultur schmunzelnd auf die Probe gestellt wird.
In «Signs of the Times» zeigt er die Vorlieben seiner Landsleute beim Einrichten ihrer Wohnräume in Wort und Bild dokumentiert. Oder er hat sie in «from A to B» in ihren Autos fotografiert und sie erzählen lassen, was sie sich beim Fahren so denken. Die Leute exponieren sich, und Parr kommentiert sie nicht. Keine Häme, Besserwisserei oder Schadenfreude. Nur darum lassen sie den fremden Fotografen wohl auch so nah an sich heran. Parr lässt einen an Realsatire teilhaben.
PUBLIKATIONEN / BIBLIOGRAFIE
- The Phone Book, Rocket Gallery and 20/21 Essen, 2002;
- Martin Parr by Val Wiliams, Phaidon Press, London 2002;
- Langweilige Postkarten, book, Phaidon Press, London 2001;
- Flowers, catalogue, Galerie du Jour, Paris 2001;
- Autoportrait, book, Dewi Lewis Publishing, Stockport 2000;
- Think of England, book, Phaidon Press, London 2000;
- Boring Postcards USA, book, Phaidon Press, London 2000;
- Flowers, book, Browns, London 1999;
- Common Sense, book, Dewi Lewis Publishing, Stockport 1999;
- Sguardi gardesoni, catalogue (with John Davies), Charta, Milano 1999;
- Boring Postcards, book, Phaidon Press, London 1999;
- Benidorm, catalogue, Sprengel Museum, Hannover 1999;
- Home and Abroad, catalogue, British Council, Praha 1999;
- Japonais Endormis, catalogue, Galerie du Jour, Paris 1998;
- The Last Resort, book, Dewi Lewis Publishing, Stockport 1998;
- West Bay, book, Rocket Press, London 1997;
- Small World, book, Dewi Lewis Publishing, Stockport 1995;
- British Food, Galerie du Jour, Paris 1995;
- From A to B, book, BBC Books 1994;
- Bored Couples, catalogue, Galerie du Jour, Paris 1993;
- Home and Abroad, book, Jonathan Cape, London 1993;
- Signs of the Times, book, Cornerhouse, Manchester 1992;
- One Day Trip, catalogue, Editions de la Différence, Centre Régional de la Photographie, Nord Pas-de-Calais 1989;
- The Cost of Living, book, Cornerhouse, Manchester 1989;
- The Last Resort, book, Promenade Press, Wallasey 1986;
- The Actual Boot - The Photographic Postcard 1900-1920, book, Jolly Editorial (with Jack Stasiack), 1986;
- A Fair Day, book, Promenade Press, Wallasey 1984;
- Prescot Now and Then, catalogue, Merseyside County Council, 1984;
- Calderdale Photographs, catalogue, Calderdale Council, 1983;
- Bad Weather, book, Zwemmers, London 1982;
- Home Sweet Home, Impressions Gallery, York 1974;
BIOGRAFIE
- Geboren 1952 in Epsom, Großbritannien.
- 1970-73 Studium der Fotografie an der Manchester Polytechnic.
- 1975-90 zahlreiche Lehraufträge u.a. am National College of Art and Design, Dublin, der Chelsea School of Art, der School of Documentary Photography, Newport und am West Surrey College of Art and Design, Farnham.
- 1990-92 Gastprofessor für Fotografie an der University of Industrial Arts, Helsinki.
- Seit 1994 Mitglied der Magnum Agency. Lebt in Bristol.
QUELLENVERZEICHNIS
1. art, das Kustmagazin Nr.11: 20 Jahre art „die wichtigsten Künstler“; v. Gruner+ Jahr Verlag, Hamburg 1999
2. Berliner Zeitung: Nummer 238/ Magazin S.3: „Schnapschüsse inszeniert“ vom 12. / 13.Oktober 2002
3. Contemporary german photography, 3.Auflage, Köln 1997
4. Der Tagesspiegel: Nr.17687 vom Sonntag, den 24.Februar 2002, S.1:“Wenn ich auf mein Konto sehe, ist jedes mal mehr Geld drauf“
5. GEOextra: Sehen• Wahrnehmen• FOTOGRAFIE v. Gruner+ Jahr Verlag, Hamburg 1996
6. Parr, Martin: AUTOPORTRAIT, 1.Auflage, Verona 2000
7. Parr, Martin: Think of England, 1. Auflage, London 2000
8. Teller, Jürgen: Märchenstüberl, 1. Auflage, Göttingen 2002
9. NGBK e.V.: ON THE BRIGHT SIGHT OF LIFE- Zeitgenössische Britische Fotografie, 1. Auflage, Berlin 1997
10. Tillmans, Wolfgang: Aufsicht,1. Auflage, Hamburg 2001
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptthemen dieses Textes über zeitgenössische Fotografie?
Dieser Text behandelt die zeitgenössische Fotografie in Deutschland und England, wobei der Schwerpunkt auf den Werken und Biografien von drei Fotografen liegt: Wolfgang Tillmans, Jürgen Teller und Martin Parr. Er untersucht auch die Entwicklungen und Tendenzen im "Neuen Realismus" der deutschen Fotografie und die Wiederbelebung der Dokumentarfotografie in Großbritannien.
Wer sind die vorgestellten Fotografen und was sind ihre jeweiligen Stile?
Der Text konzentriert sich auf drei Fotografen:
- Wolfgang Tillmans: Bekannt für seine Fotografien junger Leute, Interieurs, Landschaftsbilder und Stillleben. Seine Arbeiten zeichnen sich durch präzise Komposition und die Betonung des zentralen Motivs aus.
- Jürgen Teller: Ein Modefotograf, der Konventionen unterläuft, indem er Modelle in ihrer Privatsphäre ablichtet. Sein Stil ist direkt und offen, wobei der Dialog zwischen Fotograf und Modell wichtig ist.
- Martin Parr: Ein Satiriker und Unruhestifter, der mit intensiver Farbigkeit und Makrolinsen quälende Einblicke in das tägliche Leben gibt. Seine Bilder sind oft ironisch und provozieren eine neue Sicht der Wirklichkeit.
Was sind die wichtigsten Publikationen von Wolfgang Tillmans?
Zu den wichtigen Publikationen von Wolfgang Tillmans gehören:
- Tillmans, W., "Wolfgang Tillmans", Köln, 1995
- "Wolfgang Tillmans", Köln, 1996
- "For when I'm weak I'm strong", Ostfildern, 1997
- "Concorde"und"Burg", Köln, 1998
- "Totale Sonnenfinsternis - Fotografien und Zeichnungen, Köln, 1999
- "Soldiers: The Nineties", Köln, 1999
- Aufsicht,1. Auflage, Hamburg 2001
Was sind die wichtigsten Publikationen von Jürgen Teller?
Zu den wichtigsten Publikationen von Jürgen Teller gehören:
- "Jürgen Teller", New York, 1996
- Teller, J.; Rutschky M., "Der verborgene Brecht - Ein Berliner Stadtrundgang", Zürich, 1997
- "Jürgen Teller - Go-Sees", Zürich, 1999
- „Märchenstüberl“, 2002
Was sind die wichtigsten Publikationen von Martin Parr?
Zu den wichtigsten Publikationen von Martin Parr gehören:
- The Phone Book, Rocket Gallery and 20/21 Essen, 2002
- Martin Parr by Val Wiliams, Phaidon Press, London 2002
- Langweilige Postkarten, book, Phaidon Press, London 2001
- Flowers, catalogue, Galerie du Jour, Paris 2001
- Autoportrait, book, Dewi Lewis Publishing, Stockport 2000
- Think of England, book, Phaidon Press, London 2000
- Common Sense, book, Dewi Lewis Publishing, Stockport 1999
- Boring Postcards, book, Phaidon Press, London 1999
- Small World, book, Dewi Lewis Publishing, Stockport 1995
- From A to B, book, BBC Books 1994
- Signs of the Times, book, Cornerhouse, Manchester 1992
- Bad Weather, book, Zwemmers, London 1982
Was bedeutet "Neuer Realismus" in der deutschen Fotografie?
Der "Neue Realismus" bezieht sich auf einen Stil junger deutscher Fotografen, der sich durch ein präzises Auge für den Alltag und einen bewussten Umgang mit dem Medium auszeichnet. Er zeichnet sich durch scheinbar beiläufige oder zufällige Elemente aus, die den Betrachter aus dem Gleichgewicht bringen und eine andere Art der Wahrnehmung ermöglichen. Er ist auch dafür bekannt, dass er Konventionen der Bildgestaltung untergräbt.
Was waren die Einflüsse auf die zeitgenössische britische Fotografie?
Die zeitgenössische britische Fotografie wurde stark von der Erkenntnis beeinflusst, dass die angestrebte Objektivität in der Dokumentarfotografie unerreichbar ist. Fotografen wollten auf die radikalen sozialen und politischen Veränderungen in Großbritannien reagieren und die vorgefundenen fotografischen Darstellungsweisen in den Medien kritisch reflektieren.
Was war Martin Parrs Rolle in der Magnum Agency?
Martin Parr wurde 1994 in die Fotoagentur Magnum aufgenommen. Er gilt als einer der grossen Erneuerer der Farbreportage.
Wie beschreibt der Text Jürgen Tellers Arbeitsweise?
Jürgen Teller wird als ein Fotograf beschrieben, der Konventionen unterläuft und Models in ihrer Privatsphäre ablichtet. Seine Arbeitsweise ist direkt und offen, wobei der Dialog zwischen Fotograf und Modell eine wichtige Rolle spielt. Er richtet sein Augenmerk auf alltägliche und banale Situationen, um Momente abseits des oberflächlichen Fashion-Glamours festzuhalten.
Was ist die Kernaussage des Textes?
Die Kernaussage des Textes ist, dass die zeitgenössische Fotografie in Deutschland und England durch eine kritische Auseinandersetzung mit Konventionen, eine subjektive Perspektive und die Betonung des Alltags geprägt ist. Die Fotografen experimentieren mit neuen Stilen und Techniken, um die Realität auf eine neue und herausfordernde Weise darzustellen.
- Quote paper
- May Intor (Author), 2003, Deutsche und britische zeitgenössische Fotografie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108296