In dem lyrischen Text „Die Wartende“ von Ulla Hahn aus dem Jahre 1974 handelt es sich um eine Frau, die allein in einem Lokal an einem Tisch für zwei Personen sitzt. Sie wartet anscheinend auf jemanden und überbrückt sie diesen Zeitraum, indem sie sich in ein Buch vertieft. Währenddessen wird sie von den anderen Gästen des Lokals permanent beobachtet. Da sich die Frau davon gestört fühlt zahlt sie daraufhin und verlässt das Lokal. Daher nenne ich das, dem Gedicht Ulla Hahns zugrunde liegende Thema die Erwartungshaltung der Gesellschaft bezüglich der sozialen Kontakte der Frau und die daraus resultierende Einengung der Individualität. Im nachfolgenden Teil möchte ich dieses Gedicht unter Berücksichtigung der rhetorischen Figuren analysieren, um das Thema zu belegen. Die äußere Gestalt des lyrischen Textes ist durch zwei vierzeilige und weitere zwei dreizeilige Strophen gekennzeichnet. Das Gedicht steht für eine Momentaufnahme aus dem Leben eines lyrischen Ichs, die mithilfe des erzählenden lyrischen Beobachters in Szene gesetzt wird. Die Länge der einzelnen Verse ist unregelmäßig und jeder Vers reflektiert die Gefühlsebene und gibt in seiner Gesamtheit mit allen Schwankungen den jeweiligen Gemütszustand der Frau wieder. Der erste Vers ist lang, der erste der darauffolgenden drei ist kürzer und die nachfolgenden zwei werden kontinuierlich länger, die nächsten vier hingegen werden langsam kürzer. Der erste Vers der dritten Strophe, der längste Vers des gesamten Gedichts verdeutlicht die innere Anspannung, die dann bis zum vorletzten Vers wieder abnimmt, dessen Länge im Kontrast zum kurzen letzten Vers steht, der die Klimax, als eine Art Warnung durch die Worte „Es ist genug.“ (Zeile 14) verkörpert. Das Gedicht unterliegt dem Prinzip „je kürzer der Vers, desto wichtiger die dahinterstehende Aussage“ und genau das trifft auf die Klimax zu, die als Warnschild fungiert und somit dem Leser klarmachen soll, das ein Punkt erreicht wurde, an dem die Protagonistin nicht mehr bereit ist, die ihr bereits zugefügte Demütigung weiter hinzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse der äußeren Form
- Analyse der inneren Form
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Zielsetzung dieser Arbeit ist die Analyse des Gedichts „Die Wartende“ von Ulla Hahn. Es soll untersucht werden, wie die Autorin mittels rhetorischer Mittel das Thema der gesellschaftlichen Erwartungshaltung an Frauen und die daraus resultierende Einengung der Individualität darstellt.
- Analyse der äußeren Form des Gedichts (Metrum, Reim, Strophenbau)
- Interpretation der verwendeten rhetorischen Figuren (Metaphern, Oxymoron)
- Die Darstellung der gesellschaftlichen Erwartungshaltung an Frauen
- Die Einengung der Individualität der Protagonistin
- Die Wirkung des Gedichts auf den Leser
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des Gedichts „Die Wartende“ von Ulla Hahn ein. Es wird die Ausgangssituation beschrieben: eine Frau wartet allein in einem Lokal und wird von den anderen Gästen beobachtet. Das zentrale Thema wird als die Erwartungshaltung der Gesellschaft bezüglich der sozialen Kontakte der Frau und die daraus resultierende Einengung ihrer Individualität definiert. Die Analyse des Gedichts wird angekündigt.
Analyse der äußeren Form: Dieser Abschnitt analysiert die äußere Struktur des Gedichts. Die unregelmäßige Verslänge wird im Detail beschrieben und in Zusammenhang mit dem Gemütszustand der Protagonistin gebracht. Der Wechsel zwischen vier- und dreizeiligen Strophen und die Verwendung von Enjambements werden erläutert. Die Reimschemata (Kreuzreim und unreiner umschließender Reim) werden analysiert und in Bezug zu der „Berechenbarkeit“ der Öffentlichkeit gesetzt, die die Frau verurteilt.
Analyse der inneren Form: Hier werden die verwendeten rhetorischen Figuren detailliert interpretiert. Das Oxymoron „wachen starren Blick“ wird als Ausdruck des Unwohlseins der Frau analysiert. Die Metapher der zusammenschlagenden Wellen symbolisiert den aussichtslosen Kampf der Frau gegen die Gesellschaft. Die Metapher „hält sich fest an einem Buch: Ihr Strick“ wird als Versuch der Frau interpretiert, sich aus der Situation zu befreien. Der Abschnitt beschreibt die Reaktion der Umwelt auf die Frau und die Auswirkungen auf deren Selbstwahrnehmung (immer kleiner werden). Die Einengung der Persönlichkeit der Protagonistin im Kontext gesellschaftlicher Erwartungen wird hier ausführlich diskutiert.
Schlüsselwörter
Ulla Hahn, Die Wartende, Gedichtanalyse, Lyrik, neue Subjektivität, gesellschaftliche Erwartungshaltung, Einengung der Individualität, rhetorische Figuren, Metapher, Oxymoron, Reim, Versmaß, Enjambement.
Häufig gestellte Fragen zur Gedichtanalyse "Die Wartende" von Ulla Hahn
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Gedicht "Die Wartende" von Ulla Hahn. Im Fokus steht die Darstellung der gesellschaftlichen Erwartungshaltung an Frauen und die daraus resultierende Einengung der Individualität der Protagonistin.
Welche Aspekte werden in der Analyse behandelt?
Die Analyse umfasst die äußere Form (Metrum, Reim, Strophenbau, Enjambements), die inneren Form (rhetorische Figuren wie Metaphern und Oxymora), die Darstellung der gesellschaftlichen Erwartungshaltung, die Einengung der Individualität der Protagonistin und die Wirkung des Gedichts auf den Leser.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, eine Analyse der äußeren Form, eine Analyse der inneren Form und eine Schlussfolgerung. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung stellt das Gedicht "Die Wartende" vor, beschreibt die Ausgangssituation (eine Frau wartet allein und wird beobachtet) und definiert das zentrale Thema: die gesellschaftliche Erwartungshaltung und die Einengung der Individualität der Frau. Sie kündigt die anschließende Analyse an.
Was beinhaltet die Analyse der äußeren Form?
Dieser Abschnitt analysiert die unregelmäßige Verslänge, den Wechsel zwischen vier- und dreizeiligen Strophen, die Verwendung von Enjambements und die Reimschemata (Kreuzreim und unreiner umschließender Reim). Diese formalen Aspekte werden in Beziehung zum Gemütszustand der Protagonistin und der „Berechenbarkeit“ der Öffentlichkeit gesetzt.
Worauf konzentriert sich die Analyse der inneren Form?
Die Analyse der inneren Form interpretiert die verwendeten rhetorischen Figuren. Besonders werden das Oxymoron "wachen starren Blick", die Metapher der zusammenschlagenden Wellen (symbolisierend den aussichtslosen Kampf) und die Metapher "hält sich fest an einem Buch: Ihr Strick" (als Versuch der Befreiung) detailliert untersucht. Die Auswirkungen der gesellschaftlichen Erwartungen auf die Selbstwahrnehmung der Frau (immer kleiner werdend) werden ausführlich diskutiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ulla Hahn, Die Wartende, Gedichtanalyse, Lyrik, neue Subjektivität, gesellschaftliche Erwartungshaltung, Einengung der Individualität, rhetorische Figuren, Metapher, Oxymoron, Reim, Versmaß, Enjambement.
Welche Schlussfolgerung wird gezogen?
(Die HTML-Vorlage enthält keine explizite Zusammenfassung der Schlussfolgerung. Diese müsste im vollständigen Dokument eingefügt werden.)
- Quote paper
- Vanessa Schmidt (Author), 2003, Hahn, Ulla - Die Wartende - Gedichtanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108277