1.Osterweiterung der Europäischen Union
1.1 Einleitung/aktuelle Situation
Die Europäische Union (=EU), die 1993 gegründet wurde, hervorgegangen aus der Europäischen Gemeinschaft (=EG), hat derzeit 15 Mitglieder. Dies sind Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Luxemburg, Dänemark, Großbritannien, Irland, Griechenland, Spanien, Portugal, Finnland, Österreich und Schweden.
Auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen im Dezember 2002 wurde beschlossen, dass sich die Europäische Union ab dem 1. Mai 2004 um 10 Staaten erweitert. Diese künftigen Mitgliedsstaaten der EU sind Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Malta, Slowenien und Zypern. Im Jahr 2007 werden auch noch Bulgarien und Rumänien zu der EU hinzustoßen. Außerdem werden Ende 2004 vielleicht Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufgenommen, wenn sie die „politischen Kriterien von Kopenhagen erfüllt“[1]. Das heißt, wenn in der Türkei eine demokratische und rechtsstaatliche Ordnung herrscht und die Menschenrechte geschützt werden. Alle Beitrittskandidaten müssen alle Bestandteile dieser Kopenhagener Kriterien von 1993 erfüllen. Die Kriterien besagen, dass die Institutionen der Staaten, wie oben schon erwähnt, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu gewährleisten haben, für die Achtung der Menschenrechte und für die Achtung von Minderheiten zu sorgen haben. Außerdem benötigen die beitrittswilligen Länder eine funktionsfähige Marktwirtschaft, die in der EU konkurrenzfähig sein kann. Zusätzlich müssen sie den „acquis communautaire“ übernehmen. Dies ist der Besitzstand der EU, das heißt, dass sie alle Vorschriften und Regelungen, die in der EU gelten, anwenden müssen. Schließlich müssen die Beitrittsstaaten noch die Ziele der politischen Union, der Wirtschafts- und Währungsunion annehmen.
Im weiteren werde ich mich auf das Beitrittsland Polen beschränken. Zunächst erläutere ich, wie der Erweiterungsprozess in den nächsten Monaten abläuft, bevor ich versuche, die Vor- und Nachteile einer EU-Aufnahme von Polen darzulegen. Näher möchte ich in diesem Zusammenhang danach auf den deutschen und polnischen Arbeitsmarkt eingehen und die Auswirkungen eines EU-Beitritts Polens auf diesen beschreiben.
1.2 „Fahrplan“ von Polen zur EU
Wie bereits erwähnt, hat der Europäische Rat am 13. Dezember 2002 auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen entschieden, dass Polen neben neun anderen Ländern am 1. Mai 2004 in die EU aufgenommen wird. Jetzt muss ein Beitrittsvertrag geschlossen werden. Diesem Vertrag muss das Europäische Parlament zustimmen. Ist das geschehen, kann Polen mit den 15 Mitgliedsstaaten den Vertrag unterschreiben. Dies soll am 16. April 2003 auf dem EU-Gipfel in Athen geschehen. Zum Schluss muss der Beitrittsvertrag noch in den Beitrittsländern und in den aktuellen Mitgliedsstaaten ratifiziert werden. In vielen Ländern gibt es dazu ein Referendum(Volksabstimmung), so auch in Polen am 11. Mai 2003[2].
1.3 Allgemeine Vor- und Nachteile durch die Aufnahme Polens in die EU
Polen ist mit seinen 38,6 Millionen Einwohnern das größte und einwohnerreichste Beitrittsland. Durch die Erweiterung der EU durch Polen vergrößert sich der Absatzmarkt für Deutschland erheblich. Siemens-Chef Heinrich Pierer meint: „Für die deutsche Wirtschaft wird die Osterweiterung einen gewaltigen Schub bringen.“[3] Doch so „gewaltig“ wird dieser Schub nicht werden. Denn schon in den letzten Jahren haben viele große, deutsche Unternehmen in Polen und überhaupt in Osteuropa investiert, indem sie dort Produktionsstätten errichtet haben. Deutschland hat dazu einen Anteil von rund 40% am Handel der EU mit den Beitrittsländern[4]. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Demokratie und Freiheit in Polen gefördert und gefestigt wird. Natürlich versprechen sich die Polen auch einen erhöhten Wohlstand.
Ein Nachteil ist, dass die Erweiterung höhere Kosten für die EU fordert, da mehr Fördermittel nötig sind. Zudem sinkt die EU-Durchschnittsgrenze für die Zuschüsse von der EU für ärmere Regionen der alten Union. Diese werden nach dem Beitritt Polens und der anderen Länder weniger oder gar kein Geld mehr aus Brüssel erhalten, da dies dann die Regionen der neuen Staaten bekommen werden.
Viele Polen fürchten außerdem den Ausverkauf ihres Landes, da Grundstücke in Polen für Deutsche sehr billig zu kaufen sind. Es wurde deshalb eine Übergangsfrist von zwölf Jahren ausgehandelt. Ein weiterer Nachteil könnte die schlechte wirtschaftliche Lage Polens sein. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf ist in Polen mit 9200 € sehr gering. Dies sind 40% des EU-Durchschnitts[5]. Zusätzlich ist die Arbeitslosenquote mit 18% auch übermäßig hoch[6]. Man kann sicherlich noch viele weitere Gründe für oder gegen einen Beitritt Polens in die EU finden. Ich werde mich jedoch auf einen Schwerpunkt spezialisieren. Die meisten der negativen Befürchtungen haben mit dem polnischen und deutschen Arbeitsmarkt zu tun. Deshalb gehe ich auf diesen genauer ein.
2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
2.1 Einleitung
Im folgenden werde ich versuchen, die Auswirkungen des EU-Beitritts Polens auf den deutschen und polnischen Arbeitsmarkt darzulegen. Meiner Meinung nach ist dieser Aspekt sehr wichtig, da sehr häufig die Osterweiterung allein schon deswegen abgelehnt wird, weil viele Deutsche befürchten, dass es, aufgrund der höheren Löhne in Deutschland, einen gewaltigen Zuwanderungsstrom aus Polen geben wird. Viele haben Angst, dass polnische Staatsbürger in Deutschland zu viele Arbeitsplätze einnehmen werden, da sie, wenn Polen Mitglied der EU ist, in jedem EU-Mitgliedsland das Recht auf Arbeit und einen Wohnsitz haben. Auch die Berufsabschlüsse sollen anerkannt werden. Diese Angst, die viele Laien besitzen, habe ich auch schon selbst erfahren, als ich einige Meinungen zum Thema Osterweiterung in meinem Umfeld aufgenommen habe und sie lässt sich auf den ersten Blick auch nachvollziehen, zudem in Deutschland im Moment schon eine hohe Arbeitslosenzahl besteht.
Ob die Befürchtungen berechtigt sind und ob die Erweiterung auch Folgen für den polnischen Arbeitsmarkt hat, analysiere ich in dem nächsten Abschnitt. Bevor ich auf die Entstehung und den Abbau von Arbeitsplätzen durch verschiedene Gründe eingehe, werde ich darstellen, ob und in welchem Umfang Wanderungen von Polen nach Deutschland entstehen.
2.2 Auswirkungen auf den deutschen und polnischen Arbeitsmarkt
Am meisten befürchtet wird eine große Migration von polnischen Arbeitern in das benachbarte Deutschland. Doch in den ersten Jahren nach dem Beitritt wird dies gar nicht möglich sein. Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich im Juni 2001 bei der Freizügigkeit von Arbeitnehmern auf eine Übergangsfrist von fünf bzw. sieben Jahren geeinigt. Zunächst einmal dürfen in den ersten fünf Jahren nach dem Beitritt Polens keine Polen nach Deutschland übersiedeln und dort arbeiten. Die Übergangszeit von fünf Jahren kann aber noch um zwei weitere Jahre verlängert werden, wenn dies von den derzeitigen Mitgliedsländern gewünscht wird. Besonders Österreich und Deutschland haben aufgrund ihrer geographischen Lage lange Übergangszeiten gefordert, damit ihre Arbeitsmärkte nicht noch zusätzlich stark belastet werden. Wenn die Freizügigkeit der Arbeitnehmer dann besteht, könnte man einen hohen Zustrom billiger Arbeitskräfte erwarten, da die Löhne in Polen wesentlich geringer als in Deutschland sind und eine hohe Arbeitslosigkeit von 18% besteht[7]. Der Durchschnittslohn in Polen lag 2002 bei 1315 Zloty netto[8]. Das sind ca. 335 Euro. In Deutschland lag er 1999 bei 3000 US - $, also bei ca. 3000 Euro[9]. Zudem sind auch bei den Versicherungen wie Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung bessere Verhältnisse vorhanden. Trotz dieser Aspekte wird nicht von einer übermäßig großen Migrationswelle in Richtung Westen bzw. nach Deutschland ausgegangen. Eine Studie des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) besagt, dass knapp vier Millionen Menschen aus allen Beitrittsländern bis zum Jahr 2030 in die aktuellen EU- Staaten übersiedeln werden. Das DIW geht davon aus, dass in den ersten Jahren nach der Freizügigkeit ungefähr 66 000 Polen nach Deutschland kommen werden[10]. Auch die Warschauer Forscherin Krystyna Iglicka vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten meint: „Es wird keinen Massenansturm geben.“[11] Diese These wird von der Tatsache gestützt, dass die Beitritte von Irland, Großbritannien, Dänemark (1973), Griechenland (volle Freizügigkeit 1987), Portugal und Spanien (volle Freizügigkeit 1992) auch keine sehr großen Folgen hinsichtlich der Arbeitskräftewanderungen auslösten, obwohl zu diesem Zeitpunkt auch relevante Einkommensunterschiede zwischen den südlichen Ländern und den „alten“ EU- Staaten bestanden. Die besseren Zukunftsaussichten, die durch den EU-Beitritt entstanden sind, veranlassten die Menschen nicht auszuwandern.
Es gibt noch andere Gründe, die für einen Verbleib im Heimatland herangezogen werden können:
Vielen Menschen ist ihr gesamtes soziales Umfeld sehr wichtig. Sie haben in ihrem Land eine Wohnung, Familie und Freunde. Ob sie dies für einen besser bezahlten Beruf aufgeben würden? Wahrscheinlich werden deshalb auch mehr jüngere Menschen aus Polen auswandern, zudem sie auch risikofreudiger sind. Trotzdem muss man erst einmal den Mut aufbringen, die Heimat zu verlassen und in einem fremden Land zu leben. Zumal die Lebenshaltungskosten in Deutschland, wie zum Beispiel die Mieten, wesentlich höher als in Polen sind. Dies würde ein höherer Lohn vermutlich mehr als ausgleichen, doch ob man in Deutschland einen gut bezahlten Beruf überhaupt bekommt, ist sehr fraglich. Zum einen ist auch hierzulande schon seit längerem die Arbeitsmarktsituation schlecht. Die Arbeitslosenquote betrug im Januar 2003 11,1 %[12]. Außerdem gibt es sicherlich viele Arbeitgeber, die eher einen deutschen Arbeitnehmer beschäftigen als einen polnischen. Einerseits wegen eventuellen Sprachproblemen und andererseits wegen Vorurteilen, die gegenüber Ausländern und Polen bestehen. Jedoch könnten auch gleichzeitig Personen aus Polen eher eingestellt werden, weil sie sich mit weniger Lohn zufrieden geben könnten. Dabei könnte man dann schon von Ausnutzung sprechen. Dies müsste man durch ein Gesetz kontrollieren. Was für eine Zuwanderung von polnischen Bürgern spricht, ist, dass bereits sogenannte Netzwerke bestehen. Das heißt, dass schon mehrere Polen in Deutschland leben und arbeiten, die so einen Zustrom ihrer Landsleute vereinfachen. Menschen siedeln meistens in die Länder, in denen ihre Nationalität bereits mehrfach vertreten ist. 1999 lebten 292000[13] Polen in Deutschland.
Ein weiterer Grund dafür, dass man nicht von einer „Überflutung“ des deutschen Arbeitsmarktes von polnischen Arbeitern ausgehen kann, ist, dass viele Polen nur für einige Zeit in Deutschland arbeiten wollen. Nach einer Umfrage der „Gazeta Wyborcza“ haben die meisten vor, nur ein paar Monate oder ein Jahr in Deutschland zu bleiben[14]. Aus einer anderen Befragung geht hervor, dass 62% der kontaktierten Bürger weiter in Polen arbeiten wollen und nur 8% planen auszuwandern[15]. Ich denke, viele wollen sich im Westen aus- oder weiterbilden, Erfahrungen sammeln und wollen dann zurückkehren, wenn Arbeitskräfte in Polen gebraucht werden. Neue Arbeitsplätze werden nach meinem Einschätzen im Laufe der nächsten Jahre sicherlich in Polen entstehen, wenn mehrere Modernisierungen nötig sind und das Bruttoinlandsprodukt weiter steigt. Aber es müssen auch viele Arbeitsplätze abgebaut werden, worauf ich später noch genauer eingehen werde. Auch jetzt arbeitet schon eine Anzahl von Menschen aus unserem Nachbarland für ein paar Monate in Deutschland. Im Jahr 2001 waren es 220 000 polnische Saisonarbeiter, die zum jetzigen Zeitpunkt schon für maximal drei Monate in einem Jahr in Deutschland arbeiten dürfen. Die Jobs der Saisonarbeiter sind jedoch „(...) meistens die Arbeiten, für die es keine lokalen Arbeitskräfte mehr gibt.“[16] Für Polen scheint es auch einen Vorteil zu bringen, wenn polnische Arbeiter nur für kurze Zeit in Deutschland arbeiten und ihr verdientes Geld dann in Polen ausgeben. So steigt die Kaufkraft der Bürger, die in Deutschland mehr verdient haben, und daraufhin würde sich das Bruttoinlandsprodukt in Polen ebenfalls erhöhen. So könnten auch neue Arbeitsplätze in Polen entstehen. Jedoch erscheint es mir als fragwürdig, ob die osteuropäischen Arbeitnehmer bei voller Freizügigkeit auch wirklich nur für ein paar Monate in Deutschland bleiben, wenn sich die Löhne bis dahin nicht angeglichen haben. Die Löhne in Polen werden zwar steigen, da der Handel zwischen Polen und den EU-Ländern nach dem Beitritt noch weiter zunehmen wird, doch werden sie nach meiner Auffassung nicht die Höhe der Löhne erreichen, die in Deutschland bestehen, zumindest nicht in kurz- oder mittelfristiger Sicht. Sie sind einfach dem Nachteil ausgesetzt, dass sie Jahrzehnte lang unter der Kontrolle des sowjetischen Kommunismus vom Welthandel abgeschnitten waren.
Was man zusätzlich noch als Argument für keine sehr hohe Auswanderung heranziehen könnte, ist die klassische Außenhandelstheorie(Heckscher-Ohlin- Theorem). In diesem Modell wird von zwei Ländern ausgegangen, die beide mit unterschiedlichen Produktionsfaktoren, wie z.B. Bodenschätze, Kapital, Arbeitskräfte und Technik, ausgestattet sind. Die wichtigsten Rollen spielen hierbei die Faktoren Arbeit und Kapital. Das Land, welchem mehr Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, wird hauptsächlich arbeitsintensive Güter produzieren. Das Land, welchem mehr Kapital (z.B. Maschinen) zur Verfügung steht, produziert mehr kapitalintensive Güter. So kann jeder Staat bei der Produktion sein Hauptaugenmerk auf die Güter richten, bei denen er einen komparativen Kostenvorteil hat. Diese Güter können dann, wenn ein liberalisierter Markt besteht, wie es ja zwischen Polen und Deutschland nach der Osterweiterung endgültig sein wird, über den Handel ausgetauscht werden. Im Falle der beiden Länder, mit denen ich mich hier beschäftige, produziert Polen viele arbeitsintensive Güter und exportiert sie nach Deutschland. Im Gegenzug produziert Deutschland hauptsächlich kapitalintensive Güter und diese werden von Polen importiert. So steigt nach der klassischen Außenhandelstheorie der Wohlstand der beiden Länder und die Löhne würden sich im Lauf der Zeit angleichen. So müsste es nicht zu großen Arbeitskräftewanderungen kommen. Der Außenhandel substituiert demnach die Migration[17].
Ab dem Jahre 2010 wird man sogar Arbeitskräfte hierzulande brauchen, da bekanntlich unsere Gesellschaft immer älter wird, weil die Geburtenrate nicht mehr so groß ist. Daraus folgend fließt in das Sozialversicherungssystem weniger Geld. Deshalb braucht man bald wieder Arbeitskräfte, weil z.B. die Rente und die Arbeitslosenhilfe gesichert werden muß.
Wie oben schon erwähnt, werden in den nächsten Monaten und Jahren noch weitere Arbeitsplätze in Polen verschwinden. Es findet ein Strukturwandel statt. Zunächst einmal müssen die Produktionen für Landwirtschaft, Bergbau und Schwerindustrie heruntergesetzt werden und es müssen sich dafür die moderneren Industrien und der Dienstleistungssektor weiter entwickeln, damit Polen auf dem Markt konkurrenzfähig bleibt und so der Wohlstand steigt. Doch durch diese Umstrukturierung werden erst einmal viele Arbeitsplätze schwinden, was natürlich auch die Migrationsentscheidung begünstigen wird. Besonders groß ist das Problem in der Landwirtschaft. Die Beschäftigung in der Land- und Forstwirtschaft hat in den letzten Jahren zwar leicht abgenommen, doch sind immer noch ungefähr 20% aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig[18]. Jedoch erbringen diese 20% nur 3,4% des Bruttoinlandsprodukts[19]. Das liegt auch daran, dass die meisten Höfe nur ein paar Hektar groß sind und damit nicht international wettbewerbsfähig sind. Da mit der Landwirtschaft nicht mehr viel zu verdienen ist und die Bauern so auf hohe Subventionen angewiesen sind, muss die Produktion abgebaut werden. Experten denken, dass fast 75% der 3,7 Millionen Erwerbstätigen in der Landwirtschaft sich bald einen neuen Beruf suchen müssten[20]. Doch wie soll das praktisch so einfach möglich sein? Neue Arbeitsplätze werden sicherlich entstehen, z.B. durch weitere Direktinvestitionen(diesen Punkt werde ich noch genauer analysieren). Doch es wird Probleme geben, weil viele Polen für eine Arbeit in einem anderen Wirtschaftsbereich nicht ausgebildet sind. Allerdings denke ich, dass die meisten Polen dazu bereit sein werden. Schließlich geht es um einen Arbeitsplatz, der Geld bringt. Langfristig gesehen, werden viele Polen Arbeit im modernen Wirtschaftsbereich finden und der Wohlstand wird sich verbreiten. Die Menschen, die durch den Arbeitsplatz-Abbau länger arbeitslos bleiben, werden durch die sich verbesserten sozialen Sicherungssysteme (durch die höheren Löhne) gestützt.
Einer weiteres Problem ist, dass viele Unternehmen, vor allem im Energiesektor und in der Schwerindustrie, noch nicht privatisiert sind, obwohl der Kommunismus schon seit 14 Jahren Geschichte ist. Diese staatlichen Unternehmen kosten den Staat sehr viel Geld, da sie nur durch finanzielle Hilfen bestehen können. Doch wenn die Linksregierung mit dem Premierminister Leszek Miller die Privatisierungen durchführt, gehen viele dieser Firmen pleite und so verlieren viele Menschen ihre Arbeit.
Viele Arbeitsplätze in Polen werden durch Direktinvestitionen entstehen. Da in Polen die Löhne niedriger sind und es viele qualifizierte Arbeiter gibt, haben schon viele deutsche Unternehmen wie z.B. Siemens, Telekom, Henkel und VW in Polen Produktionsstätten errichtet. Besonders arbeitsintensive Fertigungen werden in Polen durchgeführt. In Polen, Tschechien und Ungarn sind durch die deutschen Direktinvestitionen schon 350000 Arbeitsplätze entstanden. Wenn Polen dann in der EU ist, wird diese Zahl noch zunehmen. Allerdings bewirkt dieser Prozess zunächst genau das Gegenteil in Deutschland. Durch die Produktionsverlagerungen gehen die Arbeitsplätze hierzulande verloren. Dadurch, dass die deutschen Unternehmen jedoch riesige Gewinne machen, durch die niedrigeren Löhne, steigt ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt und sie können mehr herstellen und mehr Arbeitnehmer einstellen.
Außerdem sichert und schafft der vermehrte Handel mit Polen nach dem EU-Beitritt Arbeitsplätze in Deutschland. Der Absatzmarkt vergrößert sich wesentlich. Die EU hatte im Jahr 2000 einen Anteil von 70% am Außenhandel von Polen, Deutschland davon mehr als ein Drittel. Und durch diesen Handel mit Polen, in dem Deutschland einen Exportüberschuss hat, also indem mehr durch den Export verdient wird als durch den Import ausgeben wird, ist eine fünfstellige Zahl von Arbeitsplätzen entstanden[21]. Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt, dass ca. 100000 Arbeitsplätze durch den Handel mit den ganzen osteuropäischen Ländern gesichert werden[22]. Und wenn Polen dann 2004 der Europäischen Union beitritt, wird es keine Barrieren mehr für den Ex- und Import geben. So werden in Zukunft weitere Arbeitsplätze entstehen. Der Bundesverband der deutschen Industrie(BDI) meint , dass die mittel- und osteuropäischen Länder der „bedeutendste Wachstumsmarkt für die deutsche Exportwirtschaft“ bleibe[23].
Zum Schluss kann man noch anmerken, dass in einem aktuellen EU-Staat nur sehr wenige Arbeitskräfte, die die Nationalität eines anderen EU-Landes haben, beschäftigt sind. Die meisten ausländischen Erwerbspersonen stammen aus Drittstaaten[24]. Jedoch ist Polen zur Zeit noch ein Drittstaat. Allerdings erkennt man daran, dass sich der Wohlstand im Lauf der Jahre nach dem EU-Beitritt angleicht und so keine Wanderungen nötig sind.
3. Fazit
Insgesamt gesehen spreche ich mich eindeutig für die Erweiterung der EU durch Polen aus. Ich habe die Meinung, dass Polen allein schon geographisch und kulturell zur Europäischen Union gehört. Warum sollte man das osteuropäische Nachbarland ausgrenzen? Sicherlich ist die Wirtschaft aufgrund des lange herrschenden Kommunismus bzw. Sozialismus noch nicht so weit wie im Westen Europas. Doch trotzdem wird deshalb kein Dritte-Welt Land aufgenommen. Deutschland hat eben nach dem zweiten Weltkrieg das Glück gehabt, dass zumindest über den größten Teil die Länder die Kontrolle hatten, die für die freie Marktwirtschaft und die Demokratie eintraten. Außerdem soll sich durch die Erweiterung ja die Wirtschaftslage im gesamten Europa verbessern. Viele denken nur daran, was sich für Nachteile für Deutschland entwickeln könnten. Jedoch wird es für die Polen am Anfang mehr spürbare, negative Folgen geben, wie die Freisetzungen in der Landwirtschaft zum Beispiel. Doch wir Deutschen jammern immer auf einem hohen Niveau, wie man auch im Moment wieder feststellen kann. Es ist doch gut, wenn sich der Wohlstand etwas mehr auf der Welt verteilt. Und es wird ja auch Vorteile für die deutsche Wirtschaft bringen. Durch den vermehrten Handel, der nach der Erweiterung möglich ist, wird das BIP in Deutschland steigen und es werden Arbeitsplätze entstehen. Und dieser Handel wird sich vermehren, da in Polen viele Modernisierungen nötig sind und sich der Wohlstand dort erhöhen wird. So steigert sich die Zahl der Konsumenten. Auch die Befürchtung, dass sehr viele polnische Arbeitskräfte nach Deutschland auswandern, ist wie schon erläutert, unbegründet. Ich denke, die Osterweiterung wird auf langfristige Sicht positive Auswirkungen sowohl auf den deutschen und den polnischen Arbeitsmarkt und Wohlstand haben.
Literaturverzeichnis
Zeitungen:
- Der Spiegel, Nr.50/ 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S.48-63, von Winfried Didzoleit, Dirk Koch, Heiko Martens, Jan Puhl, Irina Repke, Michael Schmidt-Klingenberg, Sylvia Schreiber
- Die Zeit, Nr.51, 12.12.2002, Kommentar von Klaus-Peter Schmid, „Und Deutschland profitiert doch“, S. 22
Broschüren:
- fluter: „Mehr Europa - Das Beispiel Polen“, Nr.4, September 2002, Bundeszentrale für politische Bildung(bpb)
- Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, 16.02.2001, Aus Politik und Zeitgeschichte, Ausgabe B 8/2001, bpb, Artikel von Heinz Werner: „Wirtschaftliche Integration und Arbeitskräftewanderungen in der EU“
- Informationen zur politischen Bildung-273, Polen, 4.Quartal 2001, Artikel: „Weg in die Europäische Union“ von Andrzej Byrt
- Wochenschau 2, Nr. 3, Mai/Juni 2000, Polen,
Internet:
- www.mdr.de/nachrichten/welt/446520.html (vom 05.02.03)
- www.auswaertiges-amt.de/www/de/infoservice/download/pdf/eu/schlussfolgerungen_kopenhagen.pdf (vom 03.02.03)
- www.wsws.org/de/2002/mai2002/eu-m25.shtml (vom 23.02.03)
- www.imoe.de/oeloehne.htm (vom 22.02.03)
- www.lvlmk-bw.de/PDF-Dateien/Welche_Ausl_duerf_hier_arb.pdf (vom 24.02.03)
- www1.arbeitsamt.de/hast/services/statistik/200301/iiia4/multi_heft.pdf (vom 19.02.03)
- www.uni-goettingen.de/suedekum/arbsem/droste.pdf (vom 15.12.02)
- www.fifoost.org/polen/pl_beitritt_de/node65.php (vom 19.02.03)
- www.europa-tage.de/4/4/1.htm (vom 03.02.03)
[...]
[1] Vgl. „Schlussfolgerungen des Vorsitzes – Europäischer Rat (Kopenhagen) 12. und 13. Dezember 2002“, Absatz 19., 04.02.03, Internet: www.auswaertiges-amt.de/www/de/infoservice/download/pdf/eu/schlussfolgerungen_kopenhagen.pdf
[2] Vgl. fluter, bpb, „Mehr Europa- Das Beispiel Polen“, Nr.4, September 2002, S. 46 und „Fahrplan zur EU-Osterweiterung“ im Internet: www.mdr.de/nachrichten/welt/446520.html
[3] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 50
[4] Vgl. a.a.O., S. 52
[1] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 52 und 57 Grafik
[2] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 56 Grafik
[1] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 56 Grafik
[2] Internet: Löhne in Mittel- und Osteuropa, Mai 2002 www.imoe.de/oeloehne.htm
[3] Internet: Die Auswirkungen der bevorstehenden EU-Osterweiterung, Mai 2002 www.wsws.org/de/2002/mai2002/eu-m25.shtml
[1] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 56 und S. 57
[2] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 56
[3] Internet: Arbeitsamt: www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/200301/iiia4/multi_heftd.pdf
[1] Vgl. Aus Politik und Zeitgeschichte, Das Parlament, bpb, Wirtschaftliche Integration und Arbeitskräftewanderungen, Heinz Werner, S. 18
[2] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 57
[3] Wochenschau 2- Nr.3, Mai/Juni 2000, Polen, Artikel Realistische Sicht, S. 113
[4] Warschauer Forscherin Krystyna Iglicka vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten in „Der Spiegel“, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 57
[1] Vgl. Aus Politik und Zeitgeschichte, Das Parlament, bpb, Wirtschaftliche Integration und Arbeitskräftewanderungen, Heinz Werner, S. 14 und im Internet: Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf den deutschen Arbeitsmarkt, Gordon Droste, http://www.uni-goettingen.de/suedekum/arbsem/droste.pdf
[1] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 56 und dazu auch Tabelle im Anhang und unter www.fifoost.org/polen/pl_beitritt_de/node65.php
[2] Vgl. Der Spiegel, Nr. 50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 57, Diagramm
[3] Vgl. Der Spiegel, Nr.50, 09.12.2002, Artikel: „Die Alte Welt erschafft sich neu“, S. 56
[1] Vgl. Informationen zur politischen Bildung –273, Polen, 4.Quartal 2001, Artikel „Weg in die Europäische Union“ von Andrzej Byrt, S. 56
[2] Die Zeit, Nr. 51, 12. Dezember 2002, Kommentar von Klaus-Peter Schmid, „Und Deutschland profitiert doch“, S. 22
[1] siehe Fußnote 2
[1] siehe Diagramm im Anhang, Diagramm von mir erstellt nach Vorlage des Diagramms von Aus Politik und Zeitgeschichte, Das Parlament, bpb, Wirtschaftliche Integration und Arbeitskräftewanderungen, Heinz Werner, S. 13
- Quote paper
- Jan Saßmannshausen (Author), 2003, Die Osterweiterung der Europäischen Union am Beispiel Polen-Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107908
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