War der Rettungsprozess Griechenlands plutokratisch motiviert? Also durch die Interessen der einflussreichen, kapitalbesitzenden Klasse hervorgebracht? Mit dieser Frage möchte ich mich in der Arbeit näher beschäftigen.
Mit einem Paket aus Geldsummen in Milliardenhöhe wurde Griechenland im Jahr 2010 zum ersten Mal vor dem Staatsbankrott bewahrt. Beweggründe für die Rettung gab es viele. Als Mitglied der Europäischen Union und der Europäischen Währungsunion bildet der Staat einen wichtigen Handelspartner. Weiterhin stand man in Europa vor der Gefahr, den Euro als Währung ganz zu verlieren, denn auch andere Länder im europäischen Süden sammelten immer größere Schuldenberge an. Deswegen wurde in der Folge der ersten Rettung Griechenlands der europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) eingeführt, um die Zahlungsfähigkeit anderer gefährdeter Länder wie Italien, Spanien, Griechenland und Irland zu sichern. Doch an wen dachten politische Funktionäre als erstes, als die Rettung des gefährdeten griechischen Staates beschlossen wurde? An die Bürger, die unter dem systemischen Zusammenbruch ihres Landes zu leiden hätten? Oder war es vielleicht doch der Druck der Finanzmärkte und Kapitalanleger, die drohten, ihre Finanzen aus dem bestehenden europäischen Schulden-System herauszuziehen und so eine Katastrophe für die europäische Wirtschaft zu verursachen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die griechische Staatsschuldenkrise
- 2.1 Innerstaatliche Auslöser der griechischen Staatsverschuldung
- 2.2 Griechenland in der Schuldenfalle
- 3. Europäische Rettungsmechanismen
- 3.1 Das erste Rettungsprogramm
- 3.2 Reformprogramme für Staatshaushalt, Wirtschaft und Bankensektor Griechenlands
- 3.3 Aus griechischer Systemkrise wird Eurokrise
- 3.4 Rettungsschirme auf europäischer Ebene
- 4. Die Genehmigung der Rettungsschirme
- 4.1 Rettung für deutsche und französische Banken
- 5. Hilfe nur gegen Aushebelung der Demokratie
- 5.1 Fiskalisches Waterboarding
- 5.2 Willkürliche Auszahlungsstopps und ungerechte Schuldenschnitte
- 5.3 „Ponzi-Austerität“ und kein Wachstum
- 5.4 Gefährdete Gläubiger-Staaten
- 5.5 Amtsenthebungen und Amtseinsetzungen durch die Troika
- 6. Big-Player als Profiteure der „Griechenland-Rettung“
- 6.1 Großkonzerne behalten lukrative Absatzmärkte im Süden
- 6.2 Investmentbanken fungieren als „Wettbüros“
- 7. Die Entdemokratisierung des Kapitalismus in der zwischenstaatlichen Finanzdiplomatie
- 7.1 Der Schuldenstaat und seine zwei Völker
- 7.2 Schuldeneintreibung auf internationaler Ebene
- 8. Abschließende Bewertung der Rettungsmaßnahmen
- 9. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob die Rettung Griechenlands von der Staatsschuldenkrise durch den Euro-Rettungsschirm plutokratisch motiviert war, also durch die Interessen der einflussreichen, kapitalbesitzenden Klasse hervorgebracht wurde.
- Die Analyse der Staatsschuldenkrise in Griechenland und ihrer Ursachen.
- Die Untersuchung der europäischen Rettungsmechanismen und ihrer Auswirkungen.
- Die kritische Bewertung der politischen Entscheidungsprozesse und der Reform- und Sparprogramme.
- Die Identifizierung der eigentlichen Profiteure der Griechenland-Rettung.
- Die Darstellung der Entdemokratisierung des Kapitalismus im Zuge der Finanzkrise.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema und stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor. Es werden die Hintergründe der Staatsschuldenkrise in Griechenland erläutert und der Bezug zum Werk von Wolfgang Streeck „Gekaufte Zeit“ hergestellt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse der Staatsschuldenkrise in Griechenland und untersucht die innerstaatlichen Auslöser der Verschuldung. Dabei werden Faktoren wie die unwirtschaftlichen Strukturen in Organisation und Verwaltung des griechischen Staates, Steuerflucht und die Defizitkultur im öffentlichen und privaten Sektor beleuchtet.
Das dritte Kapitel beschreibt die europäischen Rettungsmechanismen und geht auf die verschiedenen Rettungsprogramme für Griechenland und andere Länder ein. Es werden die Reformprogramme für Staatshaushalt, Wirtschaft und Bankensektor sowie die Entstehung der Eurokrise aus der griechischen Systemkrise dargestellt.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Genehmigung der Rettungsschirme und geht insbesondere auf die Rettung für deutsche und französische Banken ein.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Auswirkungen der Rettungsaktionen auf die Demokratie in Griechenland. Es werden die politischen Entscheidungsprozesse kritisch bewertet und Aspekte wie fiskalisches Waterboarding, willkürliche Auszahlungsstopps, ungerechte Schuldenschnitte und die Rolle der Troika analysiert.
Das sechste Kapitel untersucht die Profiteure der „Griechenland-Rettung“ und zeigt auf, wie Großkonzerne und Investmentbanken von den Rettungsmaßnahmen profitierten.
Das siebte Kapitel betrachtet die Entdemokratisierung des Kapitalismus in der zwischenstaatlichen Finanzdiplomatie und analysiert den Schuldenstaat und seine zwei Völker sowie die Schuldeneintreibung auf internationaler Ebene.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Staatsschuldenkrise, Euro-Rettungsschirm, Plutokratie, Finanzkrise, Kapitalismus, Demokratie, Entdemokratisierung, Troika, Fiskalpolitik, Sparpolitik, Wirtschaftskrise, Schuldenstaat, Marktvolk, Staatsvolk.
- Quote paper
- Johanna Ernst (Author), 2020, War der Rettungsprozess Griechenlands plutokratisch motiviert?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1077293