Inhalt
Einleitung
Die Verbreitung der Insekten 6 Wo leben Insekten
Lebensraum: Wiese und Waldrand8
Lebensraum: Gewässer
Lebensraum: Wald, Bewohner verwesender Organismen
Wärmeliebende Insekten.
Lebensraum: Felder, Gärten
Die Rote Liste
Die Ursachen für den Rückgang der Insekten 16 Mensch und Insekt
Kampf mit fremden Waffen 21 Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Insekten bilden neben den Krebstieren, den Spinnen und den Tausendfüßlern die formenreichste Klasse der Gliederfüßler. Ihr Körper, aus einzelnen hintereinander gelagerten Ringen (Segmenten) bestehend, gliedert sich in 3 Hauptabschnitte, von denen der Kopf 2 Fühler, die Augen und die Mundwerkzeuge, die Brust (Thorax) 6 Beine und meist auch 4 oder 2 Flügel trägt, während der Hinterleib (Abdomen)im allgemeinen gliedmaßenlos, bei den Weibchen am Ende zu einem Legeapparat, häufig auch zu einem Giftstachel umgebildet ist.
Ihr Körper ist von einer mehr oder weniger starren, hornähnlichen, sehr widerstandsfähigen Chitinhülle umgeben. Sie atmen durch meist seitlich liegende Atemlöcher (Stigmen)und durch Luftröhren (Tracheen), die in reicher Verzweigung den Körper durchziehen. Die Blutflüssigkeit (Hämolymphe)ist farblos oder verschieden gefärbt und wird durch ein schlauchartiges, am Rücken gelegenes Herz frei im Körper umhergetrieben. Verdauungsorgane sind Speiseröhre, Magen und Darm, meist in Verbindung mit Anhangdrüsen. Das Nervensystem liegt bauchseits und besteht aus paarigen Nervenknoten (Ganglien), die durch Nervenstränge strickleiterartig verbunden sind. Hochentwickelt ist der Geruchsinn.
Die meisten Insekten, z. B. Käfer, Schmetterlinge, Fliegen und Wespen, machen, ehe sie fortpflanzungsfähig werden, eine vollkommene Verwandlung (Metamorphose)durch, indem sie in Aussehen und Lebensweise gänzlich verschiedene Entwicklungsstufen durchlaufen. Aus dem Ei, das vom Mutterinsekt in kleinerer oder größerer Anzahl mit bewundernswertem Brutinstinkt an den für die Junglarven geeignetsten Plätzen untergebracht wird, schlüpft früher oder später die Larve, so genannt wegen ihres dem späteren Insekt völlig unähnlichen Aussehens. Die kopf- und beinlosen Larven der Fliegen heißen Maden, die Larven der Schmetterlinge Raupen, die der Bla ttwespen Afterraupen, die Maikäferlarven heißen Engerlinge, Schnellkäferlarven Drahtwürmer. Manche Larven sondern ein Sekret ab, das an der Luft zu einem Spinnfaden erhärtet, an dem sich die junge Larve herabläßt und ihn zu einem bald lockeren, bald festen Gehäuse, dem Kokon verspinnt. Die Larve frißt meist unermüdlich, häutet sich im Verlauf ihres Wachstums 3 bis 4 mal, bei einigen Arten öfter, und wird schließlich zur Puppe .
Diese nimmt keinerlei Nahrung zu sich und ist meist der Ortsbewegung nicht fähig. Käfer und Hautflügler haben freie Puppen, deren Gliedmaßen dem Rumpf frei anliegen und deshalb genau zu erkennen sind; Schmetterling haben bedeckte oder Mumienpuppen, welche die Umrisse des Falters nur schwach andeuten. Die Puppen vieler Insekten ruhen im Kokon. Bei zahlreichen Fliegenarten bildet die letzte Larvenhaut ein deutlich segmentiertes, die Puppe umhüllendes Tönnchen. Im Puppenstadium findet die Umwandlung der Larve zumVollkerf (Imago)statt der nach kürzerer oder längerer Puppenruhe schlüpft, nicht mehr wächst, fortpflanzungsfähig und meist geflügelt ist.
Männchen und Weibchen sind oft in Größe, Färbung, Fühlerbildung usw. stark verschieden (Hirschkäfer, Schwammspinner, Frostspanner). Bei Bienen und Ameisen kommen zusätzlich verkümmerte Weibchen, sog. Arbeiterinnen, vor. Die Vollkerfe, vielfach ohne Nahrungsaufnahme oder nur von Säften lebend, dienen vor allem der meist während der sogenannten Flug- oder Schwärmzeit ausgeübten Fortpflanzung. Sie werden meist wenige Wochen, einige, z. B. Rüsse- und Bohrkäfer, auch Jahre alt.
Eine nur unvollkommene Verwandlung machen beispielsweise Heuschrecken, Grillen und Schnabelkerfe durch, bei denen das Puppenstadium fehlt, und die aus die aus dem Ei schlüpfende Larve dem Vollkerf bereits ähnlich sieht und mit jeder Häutung diesem noch ähnlicher wird, jedoch kleiner, ohne ausgebildete Flügel und nicht fortpflanzungsfähig ist.
Bei manchen Insekten, z. B. Blattläusen kommen Jungfernzeugung (Parthenogenese)vor, d. h. Weibchen pflanzen sich fort, ohne daß Männchen auftreten.
Bei vielen Insekten dauert die Entwicklung vom Ei zum Vollkerf 1 Jahr, d. h. sie haben einjährige oder einfache Generation. Doppelt ist die Generation mancher Borkenkäfer und Blattwespen, die somit zweimal innerhalb eines Jahres die Entwicklung vom Ei zum Vollkerf durchlaufen. Zu mehrfachen Generationen bringen es Blattläuse. Zweijährige Generation haben, d.h. 2 Jahre zur Entwicklung brauchen viele Bockkäfer. Meist vierjährig, im Süden dreijährig, im Osten auch fünfjährig ist die Generation der Maikäfer.
Insekten sind teilsmonophag, indem sie nur an einer Nährpflanze leben, wie etwa die nur Kiefernnadeln verzehrende Kiefernspinnerraupe; teils sind siepolyphag, indem sie verschiedene Nahrung zu sich nehmen, wie etwa die von den Blattorganen fast aller Nadeund Laubhölzer sich ernährende Nonnenraupe. Viele der im Wald lebenden Insekten werden durch Befressen der Nadeln, Blätter, Früchte, Samen, Wurzeln, der Rinde und des Holzes schädlich, einige peinigen das im Wald lebende Wild.
Vielfach wird nur die Larve (Kiefernspinner), manchmal nur der Vollkerf (Rüsselkäfer), nicht selten werden Larven und Vollkerf (Maikäfer) schädlich. Teils schaden sie physiologisch, indem sie den Gesundheitszustand der Pflanze beeinträchtigen (Rüsselkäfer), teils technisch, indem sie das Holz für gewisse Verwendungszwecke entwerten (Nadelnutzholzbohrer, Eichenbock). Je nachdem, ob sie gesunde oder bereits kränkelnde Pflanzen heimsuchen, werden sieprimär(Maikäfer) odersekundär(Buchdrucker) schädlich. Besonders gefährdet sind kränkelnde, nicht standortgerechte und schlechtwüchsige Bäume. ,,Naschfraß" verursacht nur geringen Nadel- oder Blattverlust, bei ,,Lichtfraß" werden die Bäume zwar nicht kahl, aber doch stark befressen; bei ,,Kahlfraß" beraubt den Baum aller oder fast aller Nadeln oder Blätter und ist am gefährlichsten, wenn er im Frühjahr die noch jungen Blattorgane trifft.
Verschwenderisch ist der Fraß der Nonnenraupe, die große Nadelstücke abbeißt und ungefressen zu Boden fallen läßt. Manche Insekten neigen zur Massenvermehrung und werden, vor allem durch warme und trockene Witterung begünstigt, zu Kulturverderbern (Rüsselkäfer) oder zu Bestandsverderbern (Buchdrucker, Nonne). Den Schädlingen gegenüber gibt es eine große Anzahl forstnützlicher Insekten, die räuberisch anderen Insekten nachstellen (Laufkäfer) oder als Schmarotzer vom Körper vor allem forstschädlicher Raupen leben (Schlupfwespen, Raupenfliegen). Viele Insekten sind für den Wald weder nützlich noch schädlich, wie etwa der nur im Mulm alter Eichen sich entwickelnde Hirschkäfer. Als ,,täuschende" Insekten bezeichnet man solche, die wegen ihres zuweilen häufigen Auftretens für schädlich gehalten werden, jedoch zu Unrecht, wie etwa nur von Baumflechten lebende Flechtenspinnerraupe.
Die zur Massenvermehrung neigenden, in geringer Zahl stets vorhanden Forstschädlinge werden in ihrem Vorkommen überwacht durch Beobachten abgefallener Nadeln und Blätter, sich lichtender und verfärbender Baumkronen, austretenden Bohrmehls am stehenden oder liegenden Stamm, durch Probezählen der Eier, durch Probesammeln von Puppen in der Bodenstreu und ähnlichen Kontrollmaßnahmen.
Der Entstehung von Insektenkalamitäten im Wald wird vorgebeugt u. a. durch Aushieb kränkelnder Stämme, Entrinden vor allem des Nadelholzes bald nach der Fällung, rechtzeitige Abfuhr des gefällten Holzes aus dem Wald, insbesondere aber durch Begründung und Erhaltung naturgemäßer Mischwälder mit entsprechend reicher Fauna. Auch werden die Feinde der forstschädlichen Insekten möglichst geschont und begünstigt durch Vogelhege und Ameisenpflege (Rote Waldameise), durch Schutz der Spitzmäuse, des Igels, der Fledermäuse, des Dachses und anderer Insektenfresser.
Die Verbreitung der Insekten
Die Insekten stellen etwa 80% aller Lebewesen unserer Erde und sind damit die Tierklasse mit der größten Artenzahl. Über die Zahl der Arten liegen nur geschätzte Angaben vor, die auch in der Fachliteratur um einige zehntausend schwanken. Man aber ruhig annehmen, daß bis jetzt etwa 800000 bis 1 Million beschriebener und registrierter Arten bekannt sind. Außerdem ist noch eine große Zahl von Arten bisher nicht beschrieben worden, vor allem die ausgedehnten Tropengebiete Afrikas, Asiens und Südamerikas haben noch längst nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben. Aber man nicht einmal in die fernen Tropen gehen. Selbst in Europa, das entomologisch bisher am gründlichsten durchforscht ist, werden jährlich einige Dutzend, ja Hunderte neue Arten festgestellt.
Insekten bewohnen fast die ganze Erde. Sie leben in den Tropen, Subtropen, den gemäßigten Zonen und sogar jenseits des nördlichen und südlichen Polarkreises. In den Tropen herrscht das reichste Insektenleben. Hier finden sich die größten und farbenprächtigsten Arten.
Nach der Verbreitung der Tiere werden auf der Erde neun zoogeographische Regionen unterschieden: die paläarktische, die nearktische, die neotropische, australische, orientalische, äthiopische, madagassische, arktische und antarktische Region. Einige Insektengruppen sind in mehreren Regionen vertreten, aber jede zoogeoraphische Region zeigt eine für sie charakteristische Insektenwelt.
Die paläarktische Region nimmt die größte Fläche ein. Grob umrissen nimmt sie fast ganz Europa (bis zum nördlichen Polarkreis), Nordafrika, Klein- und Vorderasien, den Nordteil der arabischen Halbinsel große Teile der ehemaligen UdSSR und Chinas sowie Japans. Es ist also ein Gebiet, das sehr unterschiedliche Lebensräume umfaßt und sich klimatisch über die subtropische und gemäßigte Zone erstreckt.
Die nearktische Region besteht aus dem nordamerikanischen Kontinent und einem Teil Mittelamerikas. Die Insektenfauna der nearktischen Region steht der paläarktischen sehr nahe, deshalb werden beide Regionen häufig als holarktische Region zusammengefaßt.
Die neotropische Region reicht vom Rio Grande del Norte in Mexiko bis zum Südzipfel des amerikanischen Kontinentes. Diese Region ist ungeheuer reich an großen Insektenarten. Hier leben die größten Käfer der Welt (z. B. die Bockkäfer die 15-16 cm lang werden, oder der Herkuleskäfer, 15cm). Auch der größte Schmetterling kommt hier vor.
Die australische Region umfaßt vor allem den Kontinent Australien, dazu kommen Tasmanien, Neuseeland, Neuguinea, Celebes, die Molukken und weitere kleinere Inseln. Dieses interessante Gebiet kann wegen seiner ungewöhnlichen Tierwelt noch in mehrere Unterregionen aufgeteilt werden.
Die orientalische oder indomalaiische Region grenzt an die paläarktische Region und schließt Vorder- und Hinterindien, Ceylon, Südchina, Taiwan und die Philippinen ein. Sie ist für ihre herrlichen Käferarten und Schmetterlinge bekannt.
Die äthiopische Region erstreckt sich auf dem afrikanischen Kontinent südlich vom Wendekreis des Krebses und schließt den Südzipfel der arabischen Halbinsel ein. Ihre Insektenfauna ist außerordentlich reich, die hier lebenden Insekten werden zum Teil sehr groß (Goliatkäfer, Riesenpfauenauge). Häufig wird Madagaskar zur äthiopischen Region gerechnet, einige Zoologen sehen es aber als selbständige Region an. Die Nord- Südkappe der Erdkugel sind die Gebiete der arktischen und antarktischen Region. Hier leben nur wenige Tierarten.
Wo leben die Insekten?
Insekten leben so gut wie überall. Mancherorts stellen sie sich zur Schau, anderswo bleiben sie uns gänzlich verborgen. Hier will ich nun die Stellen beschreiben, an den sich Insekten gern aufhalten.
Wiese und Waldrand
Blühende Pflanzen auf Wiesen und den angrenzenden Waldrändern haben in jeder Jahreszeit ihre Insektenbewohner. Für Insekten beginnt der Pflanzenbesuch im zeitigen Frühjahr, sobald am Waldrand die ersten Salweiden aufblühen. Bald zeigen sich hier an einem schönen Frühlingstag die ersten Bienen, nicht nur Honig-, sondern auch Erdbienen. In der Regel fehlen auch die Fle ckenfalter nicht, zahlreich erscheinen Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs. Bei näherem Hinsehen entdeckt man in den Salweidenkätzchen auch eine Menge Kleininsekten. Mit zunehmender Blütenzahl werden auch die Besucher immer mehr. Wollschweber, Schwebfliegen, weitere Schmetterlinge und auch Hautflügler kommen geflogen.
Der größte Artenreichtum zeigt sich an Sonnentagen im späten Frühling und Frühsommer auf den Blüten. Manche Insektenarten lieben Blüten und Blütenstände in weißen oder hellen Farben, andere suchen sich gelbe Löwenzahn- und Habichtskrautblüten aus oder etwas später die violetten Witwenblumen. Blühender Weißdorn, Holunder und insbesondere Doldengewächse werden besonders häufig aufgesucht. Auf ihnen geben sich vom Frühjahr bis zum Herbst Käfer, Hautflügler, Schmetterlinge und auch Zweiflügler ein Stelldichein. Alle Insekten fliegen diese Blüten an, um süßen Nektar zu trinken oder Pollenkörner zu sammeln. Mit dem herannahenden Abend wandelt sich das Bild. Die tagaktiven Arten ziehen sich zurück, und an ihrer Stelle erscheinen Nachtinsekten, die den sonnigen Tag in einem Schlupfwinkel verschlafen haben.
Gewässer
Ein ganz anderes Bild bietet die Insektenfauna stehender und fließender Gewässer. Ihre Zusammensetzung hängt nicht nur von der Gewässerart, sondern in erster Linie von Wasserverschmutzung ab. Im Wasser leben die Larven vieler Käferarten, vor allem von Schwimm- und Kolbenwasserkäfern. Beide sind Räuber und stellen hier ihrer Beute nach, um sich dann auf dem Trockenen zu verpuppen. Ihre Imagines kehren aber wieder ins Wasser zurück. Wasser ist auch der Lebensraum verschiedener Wanzen. Am bekanntesten sind die im Wasser schwimmenden Rückschwimmer und Wasserskorpione.
Auf dem Wasser halten sich Wanzen auf, die auf der Wasseroberfläche leben, die Wasserläufer. Die Fähigkeit verleihen ihnen feine Härchen an den Füßen. Auf dem Gewässergrund leben Eintagsfliegen-, Libellen-, Uferfliegen-, Köcherfliegen- und Zuckmückenlarven.
Einige dieser Larven sind gegenüber Wasserverschmutzung recht empfindlich, was zu ihrem Aussterben in den großen Flüssen geführt hat. Im Gegensatz zu den Schwimmkäfern kehrt ihre Imago nicht wieder ins Wasser zurück, sondern fliegt in Gewässernähe und wagt sich mitunter recht weit in Wälder vor.
Wald
Der Laub- und Nadelwald gehört mit zu den besonders artenreichen Lebensräumen der Insekten. Hier finden sie alles zum Leben Notwendige, weshalb sie auch ihr ganzes Leben lang dem Wald treu bleiben und ihn nie verlassen. Unendlich viele Waldinsekten ließen sich anführen, doch sollen hier nur einige wenige erwähnt werden. Unter der Rinde oder auch tiefer im Holz entwickelt sich der Bockkäfer, die später auf Blüten fliegen oder einen Großteil ihres Lebens auf der Baumrinde zubringen.
Unter der Rinde der Stämme finden Prachtkäfer, Feuerkäfer sowie die gefährlichen Borkenkäfer einen für ihre Entwicklung geeigneten Raum, hier leben aber auch die sehr nützlichen Kamelhalsfliegen und Buntkäfer. Ihre Imagines halten sich nicht unter der Rinde auf, dafür finden aber Kurzflügelkäfer und viele andere kleine Käferarten unter der Baumrinde eine bleibende Heimstatt. Für zahlreiche Insektenarten sind die Blattgewebe von Nadel- oder Laubgehölzen eine geeignete Nahrung. Andere Arten brauchen nicht eigentlich die Bäume selbst, sondern werden von ihren Bewohnern angelockt: Puppenräuber, Schlupfund Brackwespen suchen hier nach Schmetterlingslarven.
Ein eigener Lebensraum sind alte, sich schon zersetzende Baumstümpfe. Sie von den Gängen vieler Käfer- und Hautflüglerlarven durchzogen; wachsen auf ihnen noch Pilze, so wird die Insektenfauna noch reicher. Viele kleine Käfer (Holzpilzkäfer u. a.) sind ihr Leben lang mit diesen Pilzen verbunden. Modernde Baumstümpfe sind auch ein gern aufgesuchtes Winterversteck für die großen Laufkäfer und andere Insekten.
Bewohner verwesender Organismen
Zahlreiche Insektenarten kümmern sich weder um Blüten noch um Holz, sondern leben an verwesenden pflanzlichen oder tierischen Stoffen, und zwar das ganze Leben lang oder aber wenigstens im Larvenstadium. Am bekanntesten sind wohl die Aaskäfer, Stutzkäfer, viele Kurzflügler, Mistkäfer, aber auch zahlreiche Zweiflügler, aber auch Wespen, fliegen zwar Aas oder Kompost an, aber nicht weil die sich zersetzende organische Materie sie lockt, sondern weil sie hier nach gutgenährten Larven suchen, die ihnen wiederum als Nahrung dienen.
Wärmeliebende Insekten
Sehr viele Insekten lieben Wärme und Trockenheit. Aus diesem Grund bewohnen sie trockene Hänge mit Steppenvegetation, Waldsteppen oder Weinberge bzw. deren Ränder. Die trockenen Steppenflä chen beherbergen vom Hochsommer bis zum Herbst viele Heuschreckenarten, an günstigen Stellen kommt sogar die heute bereits selten gewordene Gottesanbeterin vor.
Gern von Insekten aufgesuchte Standorte sind Sanddünen, verlassene Sandgruben und sandige Hänge. Hier legen die Larven der Ameisenjungfer, die Ameisenlöwen, ihre Gruben an, und hier heben auch die Grabwespenarten unterirdische Gänge für die Aufzucht ihre Nachkommenschaft aus. Auf sandigen Wegen zeigen sich die Sandlaufkäfer, deren Larven in unterirdischen Höhlen leben.
Felder
Auf den Feldern ist die Insektenwelt verhältnismäßig artenarm. Klee- und Luzernefelder werden von Insekten aufgesucht, die auch aus langröhrigen Blüten Nektar gewinnen können. Daher wird der Klee von Schmetterlingen und einigen Hummelarten angeflogen. Anders sieht die Insektenfauna der Getreidefelder aus. Hier leben verschiedene Wanzen, Blattkäfer und Heuschrecken. Wieder ganz andere Bewohner beherbergen die Kartoffelfelder. Hier findet man den Kartoffelkäfer und mit ihm auch die großen Laufkäfer, die sowohl den Kartoffelkäfer und auch seine Larven fressen.
Gärten
In den Gärten der Menschen ist die Insektenfauna arm, wenn man ständig Insektizide sprüht. Nur dort, wo nicht unnötig Gift angewendet wird, kann man vom Frühjahr bis zum Herbst viele interessante Insektenarten entdecken. Besonders finden sich hier auch Schädlinge wie Apfelblattsauger, Apfelwickler und Apfelblütenstecher. Außer der Honigbiene kommen im Frühjahr auch Erdbienen in den Garten, vor allem die mit orangerötlichen Haaren bedeckteAndrena armata, deren Zahl vor allem in den Städten zunimmt.
Auch Hummeln gibt es hier genug. Vom Frühjahr bis in den Herbst suchen sie alle möglichen Blüten auf und lassen sich auch gern in Gärten nieder. Blühende Rhododendren locken ge legentlich den im Flug Nektar saugenden Taubenschwanz, einem Schmetterling, an. Mit dem einbrechenden Herbst entdeckt man in der Regel den Admiral mit seiner Vorliebe für überreifes Fallobst, dessen Saft er aufnimmt. An Falten- und Feldwespen herrscht kein Mangel, die Beete mit ihrer Blütenpracht werden von den verschiedensten Schwebfliegenarten aufgesucht.
Die Rote Liste
Die Natur um uns herum war in ihrer Gesamtheit noch nie so nachhaltig durch die menschliche Tätigkeit gefährdet wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Entwicklung der Technik, vor allem aber der Chemie, hat dazu geführt, daß immer mehr Tierund Pflanzenarten verschwinden. Daher gehen zivilisierte Länder, die von dieser Problematik am augenfälligsten (aber nicht am stärksten) berührt werden, dazu über, für die Zukunft wenigstens das Wenige zu retten, das unter den sich unablässig verschlechternden Bedingungen noch zu retten ist. Pflanzen und Tiere sind ein nicht weniger wertvolles Kulturgut als Kunstdenkmäler. Sie sind sogar vie l wertvoller, da sie sich nicht ersetzen lassen. Sind sie einmal ausgestorben, bleiben als Beweis für ihre Existenz nur noch einige Sammlungsexemplare zurück.
Im Laufe der Zeit ist so eine Situation entstanden, in der der Mensch die Natur vor seiner eigenen Tätigkeit schützen muß. Der Natur- und Umweltschutz mußte auf eine andere Grundlage als einst gestellt werden. Dazu wurden klein- und großflächige Naturschutzgebiete ausgewiesen, in den weder Pflanzen noch Tiere gejagt oder gestört werden dürfen.
Ein immer dringlicheres Warnsignal ist die Meldungen vom Aussterben immer neuer Tierund Pflanzenarten. Daher wurde die sogenannten roten Listen aufgestellt, die den derzeitigen Stand der bedrohten Arten erfassen. Diese Roten Listen können nur kommentierte Verzeichnisse sein, jedoch auch breit angelegte Bücher, in denen zu den normalen Angaben auch Verbreitungsarten der bedrohten Arten kommen.
Viele Länder Europas geben dem Natur- und Umweltschutz ihren Möglichkeiten und Erkenntnissen entsprechend wachsendes Gewicht. Auch in diesen Fragen offenbart sich dann eine mehr oder weniger weit reichende Einsicht in die wahren Ursachen des Arten- und Biotopschwundes. Die Gesetzgebung der Bundesrepublik ist mit erkennbarem Ernst an diese Problematik herangegangen. Das neue Bundesnaturschutzgesetz und die Bundesartenschutz- verordnung tragen alle Zeichen einer gewissenhaften Arbeit. Neben den generellen Verboten enthalten sie ausführliche Verzeichnisse der besonders geschützten Arbeit, Gattung oder auch höhere Texa. Besonders hervorzuheben ist der strenge Rechtsschutz der vom Aussterben bedrohten Arten.
Die für das gesamte Bundesgebiet gültige Rote Liste vermag für die Praxis des Naturschutzes in den Einzelheiten noch weitere Hinweise zum dringend notwendigen Biotopschutz zu geben als das Gesetz selbst.
Was die Insekten anbelangt, entspricht die Rote Liste dem heutigen Forschungsstand. Sie enthält eine Übersicht von Arten der meisten Ordnungen, doch konnte sie in manchen Bereichen noch nicht vollständig werden. Das gilt besonders für die Zweiflügler- und Hautflügleraten. Von diesen Ordnungen wurden nur bestimmte Bereiche erfaßt. Auch bei den Käfern ist die Fassung nicht endgültig. Von der Gesamtzahl der auf bundesdeutschem Gebiet lebenden 5727 Insektenarten konnten nur 4073 ausgewertet werden.
Komplett ist die Auswertung von weniger artenreichen kleineren Ordnungen wie z.B.
Uferfliegen, Libellen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen u.a. Das Blättern in der Roten Liste wirkt alarmierend, denn es zeigt sich, daß die Zahl der bedrohten Arten in die Tausende geht. Das ist der heutige Stand.
Wie wird die Bilanz in weiteren zwanzig Jahren aussehen? Ein Vergleich dürfte bestimmt interessant ausfallen, genauso lehrreich wie für uns heute ein Vergleich der Zahlen von Insektenarten, die man in den Jahren 1938 und 1979 im Rhein bei Bonn gefunden hat. Die Zahl der Arten aus dem Jahr 1979 steht in Klammern: Eintagsfliegen 10 (3), Köcherfliegen 34
(2), Uferfliegen 20 (0), Libellen 7 (0).
Die in der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland aufgeführten Arten werden in folgende Kategorien eingeteilt:
0 ausgestorben oder verschollen,
1 vom Aussterben bedroht,
2 stark gefährdet,
3 gefährdet, gegebenenfalls noch
4 potentiell gefährdet.
Viele vom Aussterben bedrohte Insektenarten sind allgemein bekannt. Wer kennt nicht wenigstens von Abbildungen her den Alpenbock (Rosalia alpina)oder den Bockkäfer (Necydalis major),den Apollofalter(Parnassius apollo), den prachtvollen Schwarzen Bären(Arctia villica)oder die durch ihre merkwürdige Lebensweise bekannte Amazonenameise(Polyergeus rufescens)? Alle diese und mit ihnen Hunderte von weiteren Arten werden in der Roten Liste bereits als ,,vom Aussterben bedroht" klassifiziert.
Unter den durch die Bundesartenschutzverordnung vom 19.Dezember 1986 geschützten Tieren befinden sich auch viele Insektenarten. Sie dürfen daher - wie auch ihre Entwicklungsstadien (Eier, Larven, Puppen) - nicht gesammelt werden. Das Sammeln von Insekten war früher eine beliebte Freizeitbeschäftigung, ähnlich wie heute das Briefmarkensammeln.
Heutzutage sollte man aber gerade wegen der immer noch zunehmenden Umweltzerstörung wirklich nur dann an die Anlage einer Insektensammlung denken, wenn wissenschaftliches Interesse dahintersteht.
Ordnung Artenzahl in der BRD ausgestorben
vom Aussterben stark gefährdet
oder verschollen bedroht
Schaben -Blattodea10 1 2 --
Eintagsfliegen- Ephemeroptera81 5 14 18 Uferfliegen -Plecoptera119 12 17 15 Libellen -Odonata80 4 10 17
Köcherfliegen -Trichoptera278 19 23 39 Käfer -Coleoptera5727
bearbeitet 4073 96 256 593
Schmetterlinge -LepidopteraTagfalter 177 2 13 27
Nachtfalter -(Familie Noctuidea)460 8 21 62 Spanner -(Familie Geometridea)400 8 15 50 Hautflügler -Hymenopters481
Erdbienen -(Überfamilie Apoidea)bearbeitet 170 34 40 42
Schnabelfliegen -Mecoptera8 1 -- --
Die Ursachen für den Rückgang der Insekten
Der spürbare Rückgang in der Artenzahl und auch der Insekten an sich hat seine
Hauptursache in der Tätigkeit des Menschen, der bestrebt ist, die Natur nach eigenen
Vorstellungen umzuformen und seinen Bedürfnissen anzupassen. Meist sind es aber irrige und verhängnisvolle Vorstellungen und Pläne mit weitreichenden Auswirkungen auf die Existenz von Tieren und Pflanzen.
Hier sollen versuchsweise die Ursachen für die Bedrohung der Natur zusammengefaßt und
der heutigen Tätigkeit des Menschen, also unserer eigenen Tätigkeit, der Spiegel vorgehalten werden. Die negativen Einflüsse äußern sich in den verschiedenen Biotopen ganz spezifisch. Jeweils anders sind sie in den Gewässern und ihrer unmittelbaren Umgebung, in den landwirtschaftlich genutzten Gegenden, in Wäldern, Gebirgen oder Städten. Ihr gemeinsamer Nenner lautet aber überall gleich: Gefährdung der Natur.
An der Gefährdung der im Wasser lebenden Insekten oder Arten, deren Larven sich im Wasser entwickeln, haben die Wasserverschmutzung, die Regulierung von Flußläufen, die Uferbefestigung und Uferentwaldung, die Anlage von Talsperren und die Nutzung aller Gewässertypen für Erholungszwecke ihren mehr oder weniger großen Anteil. Hinzu kommt noch die Trockenlegung und die Einebnung von kleinen Tümpeln auf landwirtschaftlichen Nutzflächen.
Der Rückgang der landbewohnenden Insekten hat seine Gründe in sehr vielen und verschie denartigen Eingriffen des Menschen in das Geschehen der Natur, die sich praktisch überall bemerkbar machen. In Gebieten mit intensiver Landwirtschaft spielt die starke und ständig wiederholte Ausbringung von Kunstdüngern auf Feldern und Wiesen eine negative Rolle. Schuld sind ferner die Anwendung der verschiedenen Gifte (Herbizide, Insektizide), die Trockenlegung feuchter Wiesen und die Umwandlung von Wiesen in Weideflächen, das Abbrennen von Altgras auf Wiesen und Weiden, die Beseitigung von Feldrainen und kleinen, unbestellten Gebieten, die Ausdehnung von Weingärten auf alle sandigen Bodenflächen und sonnigen Steilhängen, der Einsatz ungeeigneter Landmaschinen.
Negativ ausgewirkt hat sich auch die Umwandlung einstiger Laubwaldbestände in Nadelholzmonokulturen, die Beseitigung von alten Bäumen und Baumstuben sowie die Torfförderung. Manche Insektenarten werden auch durch die abnehmende Zahl von Wirtspflanzen oder Wirtstieren bedroht.
Zu den negativen, die Tierwelt bedrohenden Faktoren gehören nicht zuletzt auch der Bau von Häusern, Industrieanlagen, Wochenendhäusern, dazu die Anlage von Straßen und der damit verbundene Landverlust, der Freizeitbetrieb und der anfallende Müll.
Ein einleuchtendes Beispiel zeigt das Diagramm, das die am Rückgang der Schmetterlin gsfauna beteiligten Ursachen festhält.
Landwirtschaft 69,2% Forstwirtschaft 43,9% Kleintagebau 39,9%
Sammler 21,9%
Siedlung und Verkehr 15,4% Abfallbeseitigung 4,4% Natürliche Einflüsse 3,3%
Mensch und Insekt
Die Entwicklung der Insektenkunde oder Entomologie hat gezeigt, wie eng die Geschicke von Menschen und Insekten miteinander verbunden sind. Insekten werden nicht mehr nur aus Interesse gesammelt, sondern werden von vielen Fachleuten in wissenschaftlichen Instituten überall auf der Welt studiert. Rein vom Standpunkt des Menschen aus gesehen können wir drei Gruppen von Insekten feststellen: nützliche und nutzbare Insekten, schädliche Arten und Insekten, die in keine oder beide Kategorien passen.
Vom Menschen her gesehen ,,nützliche" Insekten sind in erster Linie die Pflanzenbestäuber und die räuberischen Arten, die die Schädlinge fressen. Nutzinsekten liefern dem Menschen Honig, Wachs, Seide, Schellack und Farbstoffe. Schädlinge sind mehr oder weniger stark an wirtschaftlichen Verlusten beteiligt, einige Arten erweisen sich als sehr hartnäckig. Die anderen Insektenarten hingegen bringen der menschlichen Wirtschaft keinen unmittelbaren Nutzen, fügen ihr aber auch keinen Schaden zu.
Die für uns nützlichsten Insekten sind die Blütenbestäuber. Die Beziehung Insekt - Blüte gilt als Symbiose. Beide sind in einem solchen Maß von einander abhängig, daß einer ohne den anderen nicht existieren kann. Verschwänden die Bestäuber von der Erde, wären sehr viele Pflanzen verloren, nämlich alle von Insekten bestäubten Arten. Insekten fliegen Blüten an, um sich anderen Nektar bzw. Pollen zu sättigen. Wenn sie sich zum Nektar vorarbeiten, bleiben an ihrem Körper Pollenkörner haften, die sie dann auf eine andere Blüte übertragen. Die bekanntesten Bestäuber kommen aus den Reihen der Hautflügler. Das Gros stellen die Honigbienen, daneben sind es viele hundert Erdbienenarten und Hummeln. Die Hummeln sind wichtig für die Bestäubung von Blüten, in die der kurze Saugrüssel der Bienen nicht hineinreicht, und auch deswegen, weil sie auch an Schlechtwettertagen bestäuben, wenn die Bienen ihre Stöcke nicht verlassen. Gleich nach den Bienen kommen die Schmetterlinge, und zwar sowohl Tag- als auch Nachtfalter. Auch unter den Zweiflüglern gibt es Bestäuber. Viele Schwebfliegen halten sich in Blüten auf und übertragen Pollen. Auch die Wollschweber, Haarmücken und Dickkopffliegen tragen ihren Teil zur Blütenbestäubung bei. Bestäuber finden wir auch unter den Käfern; einige Bockkäfer haben so schmale Köpfe, daß sie sie in die Blüten stecken können. Auch zahlreiche Blattkäfer krabbeln gern in Blüten herum.
Insekten sind aber nicht nur als Bestäuber nützlich. Viele Raubinsekten vertilgen Larven, Puppen und Imagines aller möglichen den Menschen belästigenden oder schädigenden Insekten. Manche Arten fressen ihre Beute einfach auf wie z.B. Marienkäfer, Laufkäfer, Kurzflügler, Glanzkäfer, Buntkäfer, Florfliegen oder räuberische Zweiflügler. Andere legen ihre Eier in oder auf die Beute und sorgen so für die Entwicklung ihre Nachkommen (Schlupf-, Brack- und Erzwespen u.a.). Raubinsekten sind wichtige Schädlingsregulierer, ganz gleich, ob es sich um Blattläuse, Schildläuse, Raupen und andere Larven oder Fliegen handelt. Nachdem man die Wechselbeziehung Raubinsekt - Schädling entdeckt hatte, konnte eine neue Schädlingsbekämpfungsmethode entwickelt werden: die Biologische Schädlingsbekämpfung, die sich der Fähigkeit der Räuber, ihre Verwandten zu fressen, zunutze machte.
Viele Insekten sind auch dadurch nützlich, daß sie organische Stoffe beseitigen. Daran sind vor allem Käfer, aber auch Zweiflüglerlarven beteiligt. Kurzflügler und Aaskäfer leben in Kadavern, Mistkäfer in faulendem Pflanzengewebe und Kot. Sie sorgen für deren Zersetzung, was ihnen den Namen einer ,,Gesundheitspolizei der Natur" eingebracht hat.
An der Zersetzung von Pflanzengewebe sind auch viele in altem Holz lebende Larven beteiligt, in den Tropen sind es die Termiten.
Von allen Nutzinsekten steht die Honigbiene an erster Stelle. Sie ist, wie der Name verrät, von alters her ein Honigspender. Sie ist allerdings bei weitem nicht die einzige mit dem Geheimnis der Honigherstellung vertraute Art. Honig wird auch von Hummeln und Erdbienen erzeugt, doch nur in kleinen Mengen, die gerade zur Ernährung des Tieres und seiner Nachkommen ausreichen. Ein weiteres wertvolles Bienenprodukt ist das Wachs, doch sind die Honigbienen nicht die einzigen Hersteller: Hummeln und Schildläuse können ebenfalls Wachs herstellen. Die in China lebende SchildlausEricerus pelascheidet so viel Wachs ab, daß es gesammelt werden kann.
Schon seit langem ist bekannt, daß die Raupen einiger Schmetterlinge in der Zeit vor der Verpuppung Seidenfasern abscheiden, aus denen sie einen die Raupe schützenden Kokon weben. Eine dieser Arten ist der Seidenspinner, der schon im 3. Jahrtausend v.Chr. in streng bewachten Zuchten gehalten wurde. Trotzdem wurden seine Eier heimlich nach Europa geschmuggelt und im 6. Jahrhundert wurde in Byzanz mit der Seidenraupenzucht begonnen. Viel später begann man auch in Frankreich mit der Seidenerzeugung. Heute stellt man vor allem Kunstfasern her, aber Seide ist immer noch ein begehrtes Produkt.
Schellack und Farbstoffe sind Schildlausprodukte. Schellack ausschwitzende Schildläuse findet man in Afrika, Indien, im tropischen Amerika und in Australien. Um ihren Körper herum sammelt sich eine so starke Schellackkruste, daß es sich lohnt, diese zu sammeln und zu verarbeiten. Auch aus getrockneten Schildläusen gewinnt man Farbstoffe.
Die schädlichen Arten greifen in viele Bereiche menschlicher Tätigkeit ein, ob es sich nun um Landwirtschaft, Obstanbau, Forstwirtschaft, Handel oder Gesundheitswesen handelt. Vorkommen und Wirkung mancher Schädlinge sind begrenzt, viele Arten haben sich aber über die ganze Welt ausgebreitet. Man könnte fast sagen, daß jede Kulturpflanze ihren Schädling bzw. ihre Schädlinge hat. Manche Insekten spezialisieren sich nur auf eine Wirtspflanzenart, andere sind nicht wählerisch, und diese sind dann am gefährlichsten. Manche Insekten schaden nur im Larvenstadium (z.B. Raupen), bei anderen Arten richten Larve und Imago gleichermaßen Schäden an.
Gefährliche Landwirtschaftsschädlinge gibt es in großer Zahl. Eine Geißel der tropischen und subtropischen Landwirtschaft sind die Heuschrecken, deren Gefräßigkeit die gesamte Vegetation zum Opfer fällt, wenn sie ihre Wanderung antreten. Auch im Obstbau kennt man viele Schädlinge. Immer wieder findet man z.B. ,,wurmstichiges" Obst. Aber die ,,Würmer" in Äpfeln und Pflaumen sind Raupen und Afterraupen, in den Kirchen z.B. findet man die Larven der Kirchenfliegen. Viele Schädlinge leben auch in den Wäldern.
Noch unlängst richteten die Raupen eines unscheinbaren Schmetterlings, der Nonne, in den Fichtenmonokulturen Mitteleuropas Kahlfraßschäden an. Immer wieder kommt es auch zur Massenvermehrung des Buchdruckers, eines Käfers, von dem die bekannten Fraßstellen in der Baumrinde stammen. Zu den Waldschädlingen gehören auch verschiedene Pflanzenwespen, Blattläuse und Käfer. In Lagerräumen mit Lebensmitteln, Textilien, Leder, aber auch in unseren Haushalten machen sich Vertreter einiger Käferfamilien und die Raupen einiger kleiner Schmetterlingsarten (Zünsler, Motten) unangenehm bemerkbar.
Mit Insektenschädlingen hat auch die Human- und Veterinärmedizin zu kämpfen. Einige Schädlinge übertragen gefährliche Krankheitserreger auf Mensch und Tier; zu ihnen gehören hauptsächlich Zweiflügler, Flöhe und Läuse. Besonders berüchtigte Angehörige dieser Insektenordnung haben bestimmt im Laufe der Zeit Millionen von Menschen zu Tode gebracht, man denke nur an Flöhe als Überträger von Fleckfieber und Pest.
Versucht man einmal, die für den Menschen negativen Wirkungen von Insekten zusammenzufassen, so erhält man ein buntes Bild. Insekten beschädigen oder vernichten Blätter, Blüten und Früchte, verderben Holz durch das Nagen von Gängen unter der Rinde und im Holz selbst, beschädigen oder vernichten Holzbauten oder Kunstdenkmäler, gefährden oder vertilgen die Ernte auf den Feldern. Sie befallen eingelagerte Lebensmittel, Textilien oder Felle, beschädigen oder vernichten naturkundliche Sammlungen, belästigen Menschen und Tiere und können ihre Gesundheit gefährden.
Dem Menschen bleibt also nichts anderes übrig, als den Kampf mit den Insekten aufzunehmen. Die Wege dazu sind verschieden; sie führen von der primitiven, aber unschädlichen mechanischen Bekämpfung bis zur zwar relativ einfachen, dafür aber gefährlichen chemischen Bekämpfung. Einst schien es, als ob dieser Kampf durch die Entdeckung des DDT entschieden wäre. Dieser Stoff wurde seinerzeit für ein universelles Insektenbekämpfungsmittel gehalten. Mit der Zeit hat man aber erkannt, wie gefährlich DDT für Mensch und Tier ist, weshalb in Kulturländern seine Anwendung verboten wurde. Wir bleiben aber nicht von den Auswirkung dieses Stoffes verschont, denn heute wirkt es über den Umweg Obst- und Gemüseimporten aus den Entwicklungsländern weiter.
Es gibt Tausende von chemischen Insektenvernichtungsmitteln, deren Anwendung in den meisten Fällen nicht ohne Risiko ist. Eine Wende zum Besseren zeichnet sich ab, als die Prinzipien der Biologischen Schädlingsbekämpfung, eine Art Krieg der Insektenarten untereinander, entdeckt wurde. Die biologische Bekämpfung kann die chemische erfolgreich ersetzen oder zumindest ergänzen. Die Biologische Schädlingsbekämpfung findet immer mehr Anhänger. Sie ist die einzige Möglichkeit, gegen Schädlinge vorzugehen, da dadurch die Natur und die menschliche Gesundheit vor der verhängnisvollen Wirkung der chemischen Gifte bewahrt bleiben.
Kampf mit fremden Waffen
Manche Tiere erzeugen Abwehrstoffe nicht selbst, sondern nehmen fremde Gifte zu sich und setzen diese ein, als wären es ihre eigenen. Besonders beliebt sind Substanzen, die Pflanzen produzieren, um Insekten abzuschrecken, wie Alkaloide oder Phenole. Während die meisten Tiere giftige Gewächse meiden , fressen bestimmte Insekten davon, ohne durch die gefährlichen Stoffe geschädigt zu werden.
Einer dieser Spezialisten ist die Kampfer - Raubwanze, die das Harz von Kampferpflanzen sammelt. Nur sehr wenige Insekten können dieses Gewächs wegen der winzigen klebrigen Tröpfchen, die an den Blätter und Blattstielen abgeschieden werden, besuchen. Die Kampfer - Raubwanze jedoch setzt diese Substanz zum Schutz ihre Eier ein. Das Weibchen nimmt die zähe Flüssigkeit mit den Vorderbeinen auf, streift sie an den mittleren Beinen ab und verteilt sie schließlich mit den Hinterbeinen auf seine Unterseite. Jedes Ei, das es legt, wird dann automatisch mit einer dünnen Kampferschicht überzogen und dadurch vor Eiräubern geschützt.
Die Raupen der Monarchfalter ernähren sich von Blättern giftiger Schwalbenwurzelgewächse. Diese enthalten sehr bittere Substanzen, die die Raupen in ihrem Körpergewebe einlagern. Sogar die erwachsenen Tiere enthalten diese Stoffe noch in einer solchen Konzentration, daß sie von Räubern völlig verschmäht werden.
Literaturverzeichnis
1. Amann, G.: Kerfe des Waldes, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg, 1995
2. Bright, M.: Intelligenz im Tierreich, Verlag Das Beste GmbH, Stuttgart, 1995
3. Bright, M.: Unbekannte Tierwelt, Verlag Das Beste GmbH, Stuttgart, 1997
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5. Cox, S.: Meisterwerke der Natur, Verlag Das Beste GmbH, Stuttgart, 1996
6. Gamlin, Linda u. de Rohan, Anuschka: Geheimnisvolle Regenwälder, Verlag Das Beste GmbH, Stuttgart, 1996
7. Günther, K., Hannemann, H.-J., Hieke, F., Königsmann, E., Schumann, H.: Urania Tierreich Insekten, Urania Verlag, Leipzig, Jena, Berlin, 1989
8. Sielmann, H. (Hrsg.): Das große Buch der Tierwelt, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg, 1995
9. Zahradnik, J.: Der KOSMOS-Insektenführer, Franckh`sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart, 1989
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- Arbeit zitieren
- Martin Haider (Autor:in), 2000, Insekten. Verbreitung und Lebensraum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107497
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