Am 3. Februar 1887 wurde Georg Trakl in Salzburg als viertes von sechs Kindern geboren.
Sein Vater, Tobias Trakl, war Eisenhändler und mit seiner bereits zweiten Frau Maria
Catharina Trakl, geborene Halik verheiratet. Seine Jugend verbrachte Georg Trakl mit seiner
Familie in Salzburg. Dort besuchte er mit fünf Jahren zunächst die der katholischen
Lehrerbildungsanstalt angeschlossene Übungsschule und weitere fünf Jahre später, im Herbst
1897 kam Trakl auf das Staatsgymnasium. Dort mußte er die vierte Klasse wiederholen, aber
schon zu dieser Zeit schieb der junge Georg Trakl Gedichte und war Mitglied des Dichter-
Zirkels „Apollo“. Am Ende der siebten Klasse wurde Trakl wieder nicht versetzt und verließ
das Gymnasium, woraufhin ihn sein Vater für die Apothekerlaufbahn bestimmte. Nach der
Absolvierung eines dreijährigen Praktikums in der Apotheke „Zum weißen Engel“ in
Salzburg studierte er Pharmazie an der Universität in Wien. Im Herbst 1910 schloß er sein
Studium mit dem Gesamtprädikat „genügend“ als Magister der Pharmazie ab.
Schließlich ließ er sich als Militärmedikamentenbeamter aktivieren, arbeitete jedoch nur ein
halbes Jahr in der Apotheke des Garnisionsspitals in Innsbruck, dann hielt er die
Anstrengungen dieses Dienstes nicht mehr aus und ließ sich in die Reserve versetzen.
Daraufhin nahm ihn sein Freund Ludwig von Ficker, der Herausgeber des „Brenner“ - einer
Halbmonatszeitschrift in der einige von Trakls Gedichten veröffentlicht wurden - bei sich auf.
Nach einem dramatischen Erlebnis nach der Schlacht bei Grodek im August 1914, wo er in
seiner Verzweiflung versuchte sich selbst umzubringen wurde er im September in das
Garnisonsspital in Krakau zur Beobachtung des Geisteszustandes eingewiesen. Am Abend
des 3. Novembers 1914 starb Georg Trakl infolge einer Kokainvergiftung im Alter von 27
Jahren.2
2 Vgl. „Georg Trakl – Die Dichtungen“, 11. Auflage; Otto Müller Verlag Salzburg 1938 S. 5-7; und „Georg
Trakl – Das dichterische Werk“; DtV 1972; 16. Auflage 2001, S. 317-323.
Inhaltsverzeichnis
Georg Trakl: Verfall
Dichter und Daten
Die Jahrhundertwende -
Eine Zeit des Umbruchs
Die Metrik des Gedichtes: Verfall
Interpretation
Vergleiche und Metaphern
Weitere stilistische Mittel
Schlußwort
Literaturverzeichnis
Georg Trakl: Verfall
Verfall
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
5 Entschwinden in die herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
10 Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
15 Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.[1]
Dichter und Daten
Am 3. Februar 1887 wurde Georg Trakl in Salzburg als viertes von sechs Kindern geboren. Sein Vater, Tobias Trakl, war Eisenhändler und mit seiner bereits zweiten Frau Maria Catharina Trakl, geborene Halik verheiratet. Seine Jugend verbrachte Georg Trakl mit seiner Familie in Salzburg. Dort besuchte er mit fünf Jahren zunächst die der katholischen Lehrerbildungsanstalt angeschlossene Übungsschule und weitere fünf Jahre später, im Herbst 1897
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
kam Trakl auf das
Staatsgymnasium. Dort mußte er
die vierte Klasse wiederholen, aber
schon zu dieser Zeit schieb der
junge Georg Trakl Gedichte und
war Mitglied des Dichter-Zirkels
„Apollo“. Am Ende der siebten
Klasse wurde Trakl wieder nicht
versetzt und verließ das
Gymnasium, woraufhin ihn sein
Vater für die Apothekerlaufbahn
bestimmte. Nach der Absolvierung
eines dreijährigen Praktikums in
der Apotheke „Zum weißen
Engel“ in Salzburg studierte er
Pharmazie an der Universität in
Wien. Im Herbst 1910 schloß er
sein Studium mit dem
Gesamtprädikat „genügend“ als
Magister der Pharmazie ab. Georg Trakl; Mai 1914[2]
Schließlich ließ er sich als Militärmedikamentenbeamter aktivieren, arbeitete jedoch nur ein halbes Jahr in der Apotheke des Garnisionsspitals in Innsbruck, dann hielt er die Anstrengungen dieses Dienstes nicht mehr aus und ließ sich in die Reserve versetzen. Daraufhin nahm ihn sein Freund Ludwig von Ficker, der Herausgeber des „Brenner“ - einer Halbmonatszeitschrift in der einige von Trakls Gedichten veröffentlicht wurden - bei sich auf.
Nach einem dramatischen Erlebnis nach der Schlacht bei Grodek im August 1914, wo er in seiner Verzweiflung versuchte sich selbst umzubringen wurde er im September in das Garnisonsspital in Krakau zur Beobachtung des Geisteszustandes eingewiesen. Am Abend des 3. Novembers 1914 starb Georg Trakl infolge einer Kokainvergiftung im Alter von 27 Jahren.[3]
Die Jahrhundertwende – eine Zeit des Umbruchs
„Die Lyrik Georg Trakls nimmt innerhalb der österreichischen Literatur eine besondere Stellung ein. In ihr sind alle künstlerischen Tendenzen vereinigt, die am Beginn des letzten Jahrhunderts zur Ausbildung einer österreichischen Moderne beigetragen haben.“[4] Seine Gedichte spiegeln die Stimmung unter den Menschen zur Zeit der Jahrhundertwende wider. Trakls frühe Werke weisen „eher zurück auf Trakls Herkommen vom Jugendstil. Für Jugendstil in der bildenden Kunst wie in der Dichtung ist charakteristisch die Darstellung der Natur fern von allen (hässlichen) Merkmalen der Gegenwart, d.h. in einem willkürlichen Ausschnitt als Park oder Garten [...].“[5]
„Wie eng verflochten Trakl mit der Kunst der Jahrhundertwende war, wird deutlich im Motiv des Gartens, einem Motiv, [...] das für einen Schlüssel zum Verständnis der historischen Entwicklung“[6] gehalten wird. In Gedichten und lyrischen Dramen des Jugendstils, zum Beispiel auch von Hofmansthal, soll das empfindsame Ich „durch Mauern und festverriegelte Tore vor der Häßlichkeit und Gemeinheit der Außenwelt bewahrt werden. [...] Auch in Trakls früheren Gedichten bis 1908 ist der Garten [...] der Schauplatz für ein Leben, das sich in den schönen Schein rettet; es sind ‚seltsam belebte, schimmernde Gärten‘, die zum Verweilen einladen. Doch bald verändert sich
[...] der ‚abendblaue‘, ‚dämmervolle‘ Garten in einen, in dem ‚Schuldige wandeln‘“[7] und der den genannten Verfall genauso enthält und ausstrahlt wie die Außenwelt.
[...]
[1] „Georg Trakl – Das dichterische Werk“; DtV 1972; 16. Auflage 2001; S.35
[2] „Georg Trakl – Die Dichtungen“, 11. Auflage; Otto Müller Verlag Salzburg 1938
[3] Vgl. „Georg Trakl – Die Dichtungen“, 11. Auflage; Otto Müller Verlag Salzburg 1938 S. 5-7; und „Georg Trakl – Das dichterische Werk“; DtV 1972; 16. Auflage 2001, S. 317-323.
[4] Alfred Doppler; „Die Lyrik Georg Trakls“; Böhlau Verlag 1985
[5] Franz Karl von Stockert; Lyrik des Expressionismus“; Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1999
[6] Alfred Doppler; „Die Lyrik Georg Trakls“; Böhlau Verlag 1985
[7] Alfred Doppler; „Die Lyrik Georg Trakls“; Böhlau Verlag 1985
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