Eine Bilanz muss heute von fast allen Unternehmen, insbesondere Kapitalgesellschaften erstellt werden. Dient sie bei kleineren Personengesellschaften lediglich der Ermittlung der Höhe der Körperschaftssteuer, hat sie besonders im Falle von börsennotierten Aktiengesellschaften auch eine Informationsfunktion gegenüber den Anteilseignern und anderen Interessenten, wie den Kreditgebern, den Lieferanten, den Kunden, der Belegschaft und der übrigen interessierten Öffentlichkeit. So sind Kreditgeber, Lieferanten und Kunden besonders daran interessiert mit Hilfe der Bilanz etwas über die Kreditwürdigkeit der Unternehmung zu erfahren. Die Belegschaft, bzw. ihre Standesorganisationen, die Gewerkschaften, möchten aus der Bilanz Einsicht in die Ertragslage des Unternehmens gewinnen, um Argumente für Tarifverhandlungen zu sammeln. Mögliche Investoren wiederum erhoffen sich durch die Analyse der Bilanz Rückschlüsse auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens zu erhalten. Das Lesen einer Bilanz allein beantwortet jedoch kaum eine Frage des interessierten Personenkreises. Hierzu bedarf es einer detaillierten Analyse der Bilanz.
Der folgende Text soll die grundlegenden Methoden und Möglichkeiten, welche die Analyse von Bilanzen bietet, aufzeigen. Ich werde mich in meinen Ausführungen auf die Methoden zur Erfolgsanalyse und zur Analyse der Finanzlage der Unternehmung konzentrieren, da es sich hierbei um die wichtigsten und in der Literatur am ausführlichsten erläuterten Analyseziele handelt. Einleitend werde ich die sich bei einer Bilanzanalyse stellenden Probleme betrachten, um anschließend auf die allgemeinen Methodiken der Bilanzanalyse und die Analyse der oben genannten Zielsetzungen einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grenzen und Probleme bei der Analyse von Bilanzen
3. Instrumente und Methoden der Bilanzanalyse
3.1. Sichtung des Informationsmaterials und Analyse der Bilanzpolitik
3.2.Strukturbilanz und Kennzahlenbildung
3.3. Zielsetzungen der Bilanzanalyse
4. Die Erfolgsanalyse
4.2. Ermittlung der Rentabilität
4.3. Der Cash-flow als Erfolgsindikator
4.4. Einschätzung der Unternehmen durch die Börse
5. Die Finanzwirtschaftliche Analyse
5.1. Zielsetzung der Finanzwirtschaftlichen Analyse
5.2. Beurteilung der kurzfristigen Liquidität
5.3. Vermögensstrukturkennzahlen und Umschlagskoeffizienten
5.4. Der Cash-flow als Indikator für die Finanzkraft der Unternehmung
5.5. Die Kapitalflussrechnung
5.6. Solidität und Stabilität der Finanzierung
6. Analyse der Investitionspolitik
6.1. Höhe der Investitionen
6.2. Investitionsbereiche
6.3. Beurteilung des Investitionsrisikos
6.4. Wachstum der Unternehmung
6.5. Finanzierung der Investitionen
6.6. Finanzierungspotential des künftigen Wachstums
7. Fazit
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Eine Bilanz muss heute von fast allen Unternehmen, insbesondere Kapitalgesellschaften erstellt werden. Dient sie bei kleineren Personengesellschaften lediglich der Ermittlung der Höhe der Körperschaftssteuer, hat sie besonders im Falle von börsennotierten Aktiengesell-schaften auch eine Informationsfunktion gegenüber den Anteilseignern und anderen Interes-senten, wie den Kreditgebern, den Lieferanten, den Kunden, der Belegschaft und der übrigen interessierten Öffentlichkeit. So sind Kreditgeber, Lieferanten und Kunden besonders daran interessiert mit Hilfe der Bilanz etwas über die Kreditwürdigkeit der Unternehmung zu er-fahren. Die Belegschaft, bzw. ihre Standesorganisationen, die Gewerkschaften, möchten aus der Bilanz Einsicht in die Ertragslage des Unternehmens gewinnen, um Argumente für Tarif-verhandlungen zu sammeln. Mögliche Investoren wiederum erhoffen sich durch die Analyse der Bilanz Rückschlüsse auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens zu erhalten. Das Lesen einer Bilanz allein beantwortet jedoch kaum eine Frage des interessierten Personenkreises. Hierzu bedarf es einer detaillierten Analyse der Bilanz.
Der folgende Text soll die grundlegenden Methoden und Möglichkeiten, welche die Analyse von Bilanzen bietet, aufzeigen. Ich werde mich in meinen Ausführungen auf die Methoden zur Erfolgsanalyse und zur Analyse der Finanzlage der Unternehmung konzentrieren, da es sich hierbei um die wichtigsten und in der Literatur am ausführlichsten erläuterten Analyse-ziele handelt. Einleitend werde ich die sich bei einer Bilanzanalyse stellenden Probleme be-trachten, um anschließend auf die allgemeinen Methodiken der Bilanzanalyse und die Ana-lyse der oben genannten Zielsetzungen einzugehen.
2. Grenzen und Probleme bei der Analyse von Bilanzen
Bei der Analyse einer Bilanz stellen sich dem Analysten einige Hindernisse in den Weg, die es im folgenden immer wieder zu bedenken gibt. Deshalb sollen diese grundsätzlichen Probleme bei der Interpretation einer Bilanz bereits hier erläutert werden.
Das erste Problem, das sich dem Analysten stellt ist, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Jahresabschluss nicht mit dem Bilanzstichtag übereinstimmt. Die gesetzlichen Vorschrif-ten[1] sehen eine Veröffentlichung der Bilanz spätestens 12 Monate nach dem Abschlussstich-tag vor. In einem solchen Extremfall würde der Analyst einer Bilanz also Zahlenmaterial be-trachten, das vor einem Jahr aktuell war. Aber auch wenn eine Unternehmung seine Bilanz schnellstmöglich für die Öffentlichkeit freigibt, entsteht durch die Erstellung des Jahresab-schlusses eine erhebliche zeitliche Lücke zum Abschlussstichtag. Ein weiteres Problem bei Bilanzanalysen besteht darin, dass die Ergebnisse der Untersuchung rein quantitativ sind und beispielsweise nichts über die Qualität des Managements der Unternehmung aussagen. Außer-dem stellen die Größen der in der analysierten Bilanz enthaltenen Posten keine eindeutig defi-nierten Größen dar. Sie werden teilweise massiv durch bilanzpolitische Maßnahmen der Un-ternehmensleitung beeinflusst und müssen keinesfalls realistische Größen repräsentieren. Ermöglicht wird eine solche „Bilanzkosmetik“ durch zahlreiche Wahlmöglichkeiten, die das Handelsgesetzbuch (HGB) dem Bilanzierenden gewährt. So räumt das HGB beispielsweise umfangreiche Bewertungs-, und Abschreibungswahlrechte[2] ein, wodurch eine Bildung und Auflösung von stillen Reserven und somit eine Beeinflussung des ausgewiesenen Jahresüber-schusses für das bilanzierende Unternehmen ermöglicht wird. Während solche Beeinflussun-gen des Ergebnisses vom Bilanzleser möglicherweise durch die Angaben im Anhang des Jah-resabschlusses zumindest teilweise erkannt werden, können Transaktionen die bereits vor dem Bilanzstichtag durchgeführt wurden um das „Bilanzbild“ zu verbessern, gar nicht oder nur äußerst schwer aufgedeckt werden. Zu solchen Transaktionen gehören beispielsweise die Verlagerung wichtiger Transaktionen in das folgende Geschäftsjahr zur Senkung des Gewin-nes, oder die Abtretung von Forderungen zur Erhöhung der Liquidität. Aber auch die Wahl des Bilanzstichtags kann bereits erhebliche Auswirkungen auf das durch die Bilanz vermittel-te Bild haben. Erfahrungsgemäß ist in Branchen mit saisonalem Geschäftsverlauf der Bestand an Vorräten, Forderungen, liquiden Mitteln und kurzfristigen Verbindlichkeiten zu unterschied-lichen Jahreszeiten verschieden hoch, sodass eine Bilanz zu verschiedenen Zeitpunkten inner-halb eines Jahren ein vollkommen unterschiedliches Bild der Vermögenslage vermitteln wür-de. Außerdem handelt es sich bei einem Jahresabschluss immer um eine Aufstellung der ver-gangenen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens. Ein Bilanzanalyst möchte aber in der Regel Erkenntnisse über die zukünftige Entwicklung der Unternehmung, wie beispielsweise die weitere Zahlungsfähigkeit oder den in der Zukunft erzielbaren Jahresüberschuss, gewinnen.
Aus den genannten Gründen hat die Analyse einer Bilanz nicht zum Ziel „endgültige Urteile zu fällen, sondern Entwicklungstendenzen aufzudecken, die Anlass für weitere Fragen und Recherchen geben“.[3] Sie hat jedoch den Vorteil, dass sie Dank der heutigen Computertechnik (entsprechende Kenntnisse vorrausgesetzt) relativ schnell durchführbar ist und zumindest größere Probleme in der Unternehmensentwicklung frühzeitig erkannt werden können.
3. Instrumente und Methoden der Bilanzanalyse
3.1. Sichtung des Informationsmaterials und Analyse der Bilanzpolitik
Eine Bilanzanalyse beginnt selbstverständlich immer mit dem Zusammenstellen und der Sichtung des vorliegenden Informationsmaterials. Dieses sollte neben der Bilanz inklusive Anhang und Jahresbericht aus möglichst umfangreichen Vergleichsdaten, wie Abschlüssen vergangener Jahre und Bilanzdaten vergleichbarer Unternehmen, bestehen. Es ist für den Bi-lanzanalysten unerlässlich sich einen allgemeinen Überblick über die Situation zu verschaf-fen. Dazu gehört die Beachtung der Rechtsform der Unternehmung, die einen erheblichen Einfluss auf verschiedenste handels- und steuerrechtliche Vorschriften hat, genauso wie die Analyse der Marktstellung des Unternehmens. Besondere Beachtung sollte dem Anhang des Geschäftsberichts geschenkt werden, da hier Auskunft über die verwendeten Bewertungs- und Abschreibungsvorschriften gegeben werden muss. Somit kann die Bilanzpolitik des Unter-nehmens aufgedeckt werden. Oft können bereits hier Auffälligkeiten festgestellt werden, wenn beispielsweise von degressiver Abschreibung zu linearer gewechselt wird oder der zur Abzinsung der Pensionsrückstellungen verwendete Zinssatz von 4% auf 6% erhöht wurde, um Rückstellungen auflösen zu können und somit das Betriebsergebnis zu verbessern. Aus einer solchen als „kreativ“ bezeichneten Bilanzierung kann ein Analyst bereits auf Probleme in der Geschäftsentwicklung des Unternehmens schließen. Eine „konservative“ Bilanzierung, die durch die Bildung stiller Reserven, beispielsweise durch eine Maximierung der Abschrei-bungen oder auch durch die Verwendung des Ansatzwahlrechts für selbst hergestellte Produkte zu Teilkosten[4] gekennzeichnet ist, kann bereits ein erstes Anzeichen dafür sein, dass es dem analysierten Unternehmen wirtschaftlich gut geht.
3.2.Strukturbilanz und Kennzahlenbildung
Natürlich kann man durch eine einfache Analyse der Bilanzpolitik noch keine endgültigen Aussagen über die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens machen. Hierzu ist die Auf-bereitung der Zahlen der Bilanz selbst nötig. Dies geschieht in erster Linie durch die Bildung und Interpretation von Kennzahlen. Vor der Berechnung geeigneter Kennzahlen muss aller-dings noch eine sogenannte Strukturbilanz erstellt werden. Dabei wird die Bilanz systema-tisch aufgegliedert und es wird versucht, stille Reserven soweit wie möglich aufzudecken. So werden beispielsweise die Aktiva und Passiva nach ihrer Liquidierbarkeit geordnet. Zudem ermittelt man durch verschiedene Kürzungen und Hinzurechnungen das bilanzanalytische Eigenkapital.[5] Zur einfacheren Erstellung der Strukturbilanz empfiehlt sich die Verwendung von Formblättern,[6] was zudem den Vorteil hat, dass die verschiedenen analysierten Bilanzen einheitlich aufbereitet und somit vergleichbarer gemacht werden.
Nachdem die Strukturbilanz entwickelt wurde, kann mit dem eigentlichen Kern der Bilanz-analyse der Kennzahlenrechnung, begonnen werden. Bei Kennzahlen handelt es sich um „betriebswirtschaftlich relevante absolute Zahlen und Verhältniszahlen, die messbare, betrieb-liche Tatbestände zusammengefasst wiedergeben“.[7] Man kann zwischen zwei grundlegenden Arten von Bilanzkennzahlen unterscheiden. Grundzahlen sind absolute Zahlen, die direkt aus der Bilanz, bzw. der Strukturbilanz, entnommen werden können. Solche Kennzahlen haben allerdings kaum Aussagekraft und genügen höchstens zu einer Klassifizierung des betrachte-ten Unternehmens, bzw. der Einordnung innerhalb einer Branche. Sinnvoller ist die Errech-nung von Verhältniszahlen. Hierbei kann zwischen vier verschiedenen Kennzahlentypen unterschieden werden:
1. Gliederungszahlen: Bildung des Verhältnisses einer Teilmasse zur Gesamtmasse (z.B. Eigenkapitalquote)
2. Beziehungszahlen: Bildung des Verhältnisses von zueinander in Beziehung stehenden Bilanzposten (z.B. EK zu AV)
3. Index-Zahlen: Zeitreihenanalyse (z.B. EK´98=100, EK´99=108 usw.)
4. Richtzahlen: Unternehmenszahlen werden in Beziehung zu Branchendurchschnitten oder ähnlichen vergleichbaren Werten gesetzt.
Die beiden ersten Typen von Verhältniszahlen haben für sich genommen noch keine Aussage-kraft. Um zu einem Urteil zu kommen, ob beispielsweise ein bestimmter Wert für eine Eigen-kapitalquote als positiv oder negativ angesehen werden kann, müssen Normwerte über die „optimale Höhe“ der betrachteten Gliederungszahlen herangezogen werden. Dies kann am einfachsten durch die Bildung von Richtzahlen geschehen, da der Analyst so nicht nur sofort erkennen kann, dass die betrachtete Kennzahl oberhalb der Norm (also beispielsweise des Branchendurchschnittes) liegt, sondern mit Hilfe der Richtzahl auch sofort sieht um wie viel Prozent die Normgröße übertroffen wird. Aber auch die Bildung von Indexzahlen kann bei der Analyse wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung des Unternehmens zu Tage fördern. So ist es möglich, durch die Erstellung einer Zeitreihenanalyse einen schnellen Überblick über Tendenzen in der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens zu gewinnen.
Die Bildung von Kennzahlen hat den Vorteil, dass Sachverhalte, die beim bloßen Lesen einer Bilanz nicht erkennbar wären, wie beispielsweise die Rentabilität des Unternehmens, durch entsprechende Kennzahlen transparent gemacht werden. Außerdem können durch Kennzah-lenbildung auch komplexe Tatbestände auf nur eine einzige Zahl komprimiert werden. Dies ermöglicht es dem Analysten relativ schnell und einfach Vergleiche zwischen verschiedenen Unternehmen oder auch Zeitreihenvergleiche durchzuführen. Es darf dabei allerdings nie ver-gessen werden, dass durch eine solche Komprimierung von Sachverhalten immer auch Infor-mationen verloren gehen und es sollte stets die Entstehung einer Kennzahl hinterfragt werden. Die Bildung von Kennzahlen kann die Denkarbeit eines Experten deshalb keinesfalls erset-zen. Zudem stellen Kennzahlen stets nur Momentaufnahmen dar, und ihre Qualität hängt aus diesem Grund von den bereits oben besprochenen Problemen der Wahl des Bilanzstichtags und der Aktualität der analysierten Bilanz ab.
3.3. Zielsetzungen der Bilanzanalyse
Je nach Zugehörigkeit zu einer der verschiedenen Interessengruppen, hat der Bilanzanalyst unterschiedliche Erklärungsziele. So versucht ein Investor beispielsweise Erkenntnisse über die zukünftige Entwicklung des Ertrages der Unternehmung aus der Bilanz abzuleiten. Ein Kreditgeber hingegen interessiert sich eher für die zukünftige Fähigkeit des Unternehmens seine Kredite zu bedienen. Andere Interessengruppen, wie die Gewerkschaften oder Umwelt-organisationen wiederum haben eher ein Interesse daran mit Hilfe der Bilanzanalyse Aussa-gen über Personal- oder Umweltpolitik der Unternehmung zu treffen. Je nach Zielsetzung steht dem Analysten ein anderes Instrumentarium von Analysemethoden zur Verfügung. Am Häufigsten werden dabei die Erfolgsanalyse und die finanzwirtschaftliche Jahresabschluss-analyse durchgeführt. Aus diesem Grund treten auch in der einschlägigen Literatur andere Erklärungsziele in den Hintergrund, zumal die Daten der Bilanz für sie ohnehin unzureichend sind.
4. Die Erfolgsanalyse
4.1.Grundlagen der Erfolgsanalyse
Die Grundlage für die Analyse des Unternehmenserfolges bilden die Daten der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und der Strukturbilanz. Hierzu muss ähnlich wie bereits bei der Strukturbilanz geschehen, die Gewinn- und Verlustrechnung aufbereitet werden. Dies ge-schieht mittels einer Ergebnisquellenanalyse (Erfolgsspaltung[8]), die zum Ziel, hat die unter-schiedlichen Quellen des Unternehmenserfolgs aufzudecken. „Primärziel der bilanziellen Erfolgsspaltung ist die Ermittlung einer nachhaltig erzielbaren (ordentlichen, regelmäßigen) Ergebnisgröße.“[9] Zu diesem Zweck wird der Jahreserfolg in ein ordentliches Betriebser-gebnis, ein ordentliches Finanzergebnis und ein außerordentliches Ergebnis aufgespaltet. Außerdem wird versucht den Jahreserfolg um bilanzpolitische Erwägungen und steuerliche Einflüsse zu bereinigen um so zu einem vergleichbaren Jahresüberschuss zu gelangen. Beson-dere Aufmerksamkeit gilt hierbei dem ordentlichen Betriebsergebnis, da dieses aus der eigent-lichen Geschäftstätigkeit des Unternehmens stammt und somit voraussichtlich dauerhaft erzielbar sein wird.
Im nächsten Schritt wird die Aufwandstruktur der Unternehmung untersucht. Zu diesem Zweck werden die in der GuV einzeln aufgelisteten Aufwandarten in Beziehung zum Umsatz gesetzt, um eine Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen zu erreichen. Dabei ist von ent-scheidender Bedeutung, ob das Unternehmen seine GuV nach dem Gemeinkostenverfahren (GKV) oder dem Umsatzkostenverfahren (UKV) erstellt hat, da die Gewinn- und Verlust-rechnung beim GKV nach den Aufwands- und Ertragsarten und beim UKV nach den Funk-tionsbereichen gegliedert ist. Ziel dieses Vorgehens ist es herauszufinden, wie wichtig die einzelnen Aufwandsarten für das Betriebsergebnis sind, um so Rückschlüsse auf die Kosten-strukturen der Unternehmung zu ziehen. Veränderungen der Aufwandsstruktur im Zeitreihen-vergleich relativ zu Vergleichsunternehmen können z.B. auf eine Verbesserung bzw. Ver-schlechterung der Kostenstrukturen und somit auf eine veränderte Wettbewerbsposition ge-genüber der Konkurrenz hindeuten. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass gerade bei der Verwendung des Umsatzkostenverfahrens die Höhe der einzelnen Aufwandsarten, wie Herstellungs-, Vertriebs- und Verwaltungskosten, stark von der Bilanzpolitik abhängt.
4.2. Ermittlung der Rentabilität
Die wohl wichtigste Größe für einen interessierten Investor ist die Rentabilität des Unternehmens, d.h. die Frage nach der internen Verzinsung des investierten Kapitals. Hierzu kann die Eigenkapitalrentabilität ermittelt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sie drückt aus, mit welchem Prozentsatz sich das eingesetzte Eigenkapital pro Jahr verzinst. Ein potentieller Investor wird diesen Wert sowohl mit der Eigenkapitalrentabilität von ver-gleichbaren Unternehmen, als auch mit dem Marktzins vergleichen und sich dann für die An-lage mit der höchsten Verzinsung entscheiden. Problematisch bei der Berechnung dieser Kennzahl ist lediglich die Ermittlung der stillen Reserven, die deshalb oft aus Vereinfach-ungsgründen nicht berücksichtigt werden. Auch die Einkommens- und Ertragssteuern werden nur mit in die Berechnung der Eigenkapitalrentabilität einbezogen, um den Einfluss unter-schiedlicher Ausschüttungspolitiken der Unternehmen bei der Ermittlung der Kennzahl zu eliminieren und ist nicht zwingend nötig. Eine weitere wichtige Rentabilitätskennzahl ist die Gesamtkapitalrentabilität.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zusätzlich zur Eigenkapitalrentabilität wird hier auch die Verzinsung des Fremdkapitals mit einbezogen, und so die Verzinsung des gesamten in der Unternehmung gebundenen Kapitals ermittelt. Wenn diese größer als der Zinssatz für Kredite ist, kann daraus geschlossen werden, dass eine weitere Erhöhung der Investitionen durch die Aufnahme von Fremdkapital zu einer Erhöhung der Rentabilität des eingesetzten Eigenkapitals führt, da mit dem aufgenommenen Kapital ein höherer Gewinn erzielt werden kann, als Fremdkapitalzinsen zu zahlen sind. Vor-raussetzung ist allerdings, dass weitere Investitionen unter gleichbleibend günstigen Vorraus-setzungen getätigt werden können. Die Nutzung dieses so genannten Leverage-Effektes birgt aus betriebswirtschaftlicher Sicht jedoch einige Risiken, da Zinsen auf Fremdkapital auch in Zeiten einer verschlechterten Geschäftstätigkeit gezahlt werden müssen, und sich somit die Verringerung des Gewinns bei einem hohen Anteil von Fremdmitteln um so stärker auf die Eigenkapitalrentabilität auswirkt.[10] Weiterhin kann es für einen Analysten von Interesse sein die Betriebsrentabilität, durch die lediglich die Profitabilität des operativen Geschäftes der Unternehmung gemessen wird, zu ermitteln.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zur Errechnung des betriebsnotwendigen Vermögens ist es hierbei nötig, die Finanzanlagen, Wertpapiere des Umlaufvermögens, eigene Anteile und sonstigen Vermögensgegenstände vom Gesamtvermögen der Gesellschaft abzuziehen.[11] Die Umsatzrentabilität gibt im Gegen-satz dazu nicht die Verzinsung des eingesetzten Kapitals an, sondern beschreibt die vom Unternehmen erzielte Gewinnspanne.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Fallende Werte in der Umsatzrentabilität im Zeitreihenvergleich können auf eine sich verschlechternde allgemeine wirtschaftliche Lage in der Branche des betrachteten Unternehmens hinweisen, aber auch ein Indiz für eine verschlechterte Wettbewerbsposition der Firma sein. So sind Unternehmen mit einer führenden Marke oder Technologie in einer Branche im Re-gelfall in der Lage höhere Gewinnmargen zu erzielen als ihre Konkurrenten.
[...]
[1] § 235 HGB
[2] vgl. G.Wöhe S. 1071, Abb. 120 u. 121
[3] s. Gräfer S.25 Z. 29ff.
[4] vgl. § 255 Abs. 2, 3 HGB
[5] vgl. Gräfer S. 78 Abb. 12
[6] z.B. Gräfer S. 82 ff.
[7] Gräfer S. 88 Z. 22 ff.
[8] vgl. Küting/Weber S. 226 ff.
[9] Küting/Weber S.231 Z.11 f.
[10] vgl. Wöhe S.777 ff.
[11] vgl. Gräfer S.150 Z.1 ff.
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