In der vorliegenden psychologischen Hausarbeit will ich michnicht mit somatischen, sondern ausschließlich psychischen Lärmfolgen befassen. Dabei müssen zunächst die psychologischen Prozesse betrachtet werden, die aus dem physikalisch definierten Schallereignis eine subjektiv-individuelle Belästigung werden lassen. Ferner muß auf die Schwierigkeit, solche Prozesse hinlänglich präzise zu messen, hingewiesen werden. In Laborversuchen lassen sich zwar Geräusche erzeugen, jedoch ,,Fehlbewertungen" durch Wahrnehmen der künstlichen Situation nicht ausschließen. Empirische Untersuchungen wiederum kranken oft an ihrer geringen Spezifität und Validität, da die Bewertung desselben Lärmereignisses schon durch denselben Menschen je nach Tageszeit und psychophysischem Allgemeinbefinden variiert.
Weiterhin schränke ich das Thema dahingehend ein, Auswirkungen auf die Psyche von Individuen nur an wenigen Beispielen zu beschreiben. ,,Psyche" ist ein sehr allgemeiner Begriff. Es gibt jedoch eine Reihe von Untersuchungen, die sich mit veränderten Emotionen und Kognitionen bei gestörtem Schlafmuster befaßt haben. Wenn auch Lärm in der Lage wäre, den Schlaf zu stören, könnte man dieselben psychischen Folgen annehmen wie bei Schlafstörung anderer Urasche. Als Paradigma kognitiver Leistungen können Lernprozesse gelten. Ließen sich Konzentrations- und Lernstörungen unter Lärm nachweisen, läge zumindest die verallgemeinernde Vermutung nahe, daß auch andere kognitive Leistungen negativ beeinträchtigt sein könnten. Die Beschränkung auf Lern- und Schlafstörungen ist auch durch die Menge des Datenmaterials gerechtfertigt. Die erwähnten Bereiche wurden in den letzten Jahrzehnten von zahlreichen Forschergruppen bearbeitet, und viele ähnliche Ergebnisse erhöhen die Wahrscheinlichkeit, den jeweiligen Forschungsgegenstand wahr erfaßt und nicht nur einen statistischen Ausreißer oder ein Artefakt gefunden zu haben. Am Ende muß die Frage erörtert werden, ob die beschriebene Lärmbelästigung ausreichend ist, Krankheiten auszulösen. Es gibt hier Parallelen zur Streßforschung. Ausdrücklich ausgeklammert seien in dieser Arbeit jedoch die hinlänglich bekannten auralen Schäden wie das Knalltrauma oder die Lärmschwerhörigkeit als Erkrankungen des Innenohres. Die Diskussion zur Schädlichkeit soll mit einem kurzen Ausblick zu Lösungsansätzen abschließen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung und Eingrenzung des Themas
- 2. Der Übergang vom Schall zur Lärmbelästigung
- 2.1. Vom Schallereignis zum Lärm
- 2.2. Die Ausbildung der Belästigungsempfindung
- 2.3. Bewertung und Messung des Ausmaßes der Belästigung
- 3. Psychische Auswirkungen von Lärm auf das Individuum
- 3.1. Beispiel eines direkten Lärmeffekts: Gestörte Kommunikation
- 3.2. Streẞtheoretische Aspekte am Beispiel gestörten Schlafes
- 3.3. Beeinflussung kognitiver Funktionen durch Lärm
- 4. Zusammenfassende Bewertung der Befunde und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die psychischen Auswirkungen von Lärm auf Individuen. Ziel ist es, die psychologischen Prozesse zu beleuchten, die aus einem physikalischen Schallereignis eine subjektive Belästigung machen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Schwierigkeiten bei der Messung dieser Prozesse und beschränkt sich auf einige ausgewählte Beispiele für psychische Lärmfolgen.
- Der Übergang vom Schall zur Lärmbelästigung und die Rolle individueller Faktoren.
- Der Einfluss von Lärm auf die Kommunikation.
- Die Auswirkungen von Lärm auf Schlaf und kognitive Funktionen.
- Die Schwierigkeit, Lärmwirkungen präzise zu messen.
- Ein Ausblick auf Lösungsansätze.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einführung und Eingrenzung des Themas legt den Fokus auf die Definition von Lärm und seine Bedeutung in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Es wird die Problematik einer einheitlichen Bewertungsmethode für Lärm hervorgehoben und der Fokus auf die psychischen Auswirkungen von Lärm eingeschränkt.
Kapitel 2: Der Übergang vom Schall zur Lärmbelästigung beschreibt die psychologischen Prozesse, die ein physikalisches Schallereignis in eine subjektive Belästigung verwandeln. Hier werden individuelle Faktoren wie Geräuschempfindlichkeit, Bedeutungsinhalt des Geräusches und die Kontrolle über den Lärm als Einflussgrößen diskutiert.
Kapitel 3: Psychische Auswirkungen von Lärm auf das Individuum beleuchtet anhand von Beispielen wie gestörter Kommunikation, Schlafstörungen und Beeinträchtigung kognitiver Funktionen die psychischen Folgen von Lärm.
Schlüsselwörter
Lärm, Lärmbelästigung, psychische Auswirkungen, Schall, Geräuschempfindlichkeit, Stress, Schlafstörungen, kognitive Funktionen, Kommunikation, Bewertung, Messung.
- Quote paper
- Guenter Rutkowski (Author), 2002, Extra-aurale Lärmwirkungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106481