Die Besprechung des Themas „Überzeugung und Geld - ihre Macht in der Familie Kaminski“ anhand des Buches „Nächstes Jahr in Jerusalem“ von André Kaminski erfolgt im Rahmen der Deutsch Facharbeit im Maturajahr.
Das erste Konzept, das ich zum Thema erarbeitet hatte, war unterteilt in die folgenden drei Hauptgebiete: Überzeugung, Geld und deren Verknüpfung in Form von Macht. Später jedoch sah ich davon ab, da es mir verständlicher erschien, anstelle jede Person in den einzelnen Gebieten neu zu behandeln, jede Person in Bezug auf diese 3 Punkte vorzustellen. In den Abschnitten, die die Personen beschreiben, wählte ich meist einen chronischen Ablauf.
Inhaltsverzeichnis
1 VORWORT
2 KURZE BUCHZUSAMMENFASSUNG
3 EINFÜHRUNG IN DAS THEMA
3.1 ÜBERZEUGUNG - KURZE DEFINITION
3.2 MACHT - KURZE DEFINITION
3.3 KONFLIKT: ÜBERZEUGUNG - MACHT
4 DIE JUNGEN KAMINSKIS - REPRÄSENTANTEN DER ÜBERZEUGUNG
4.1 DIE ELF BRÜDER
4.2 HERSCHELE
5 VATER UND ONKEL - REPRÄSENTANTEN DER MACHT DES GELDES
5.1 JANKL KAMINSKI
5.1.1 Seine Söhne
5.1.2 Als Geschäftsmann
5.1.3 Als Mann seiner selbst
5.2 JIM WEISSPLATT
6 EXKURS: FAMILIE ROSENBACH
7 ÜBER „ZEUGUNG“
8 SCHLUSSWORT
9 LITERATURVERZEICHNIS
10 SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG
1 Vorwort
Die Besprechung des Themas „Überzeugung und Geld - ihre Macht in der Familie Kaminski“ anhand des Buches „Nächstes Jahr in Jerusalem“ von André Kaminski erfolgt im Rahmen der Deutsch Facharbeit im Maturajahr.
Das erste Konzept, das ich zum Thema erarbeitet hatte, war unterteilt in die folgenden drei Hauptgebiete: Überzeugung, Geld und deren Verknüpfung in Form von Macht. Später jedoch sah ich davon ab, da es mir verständlicher erschien, anstelle jede Person in den einzelnen Gebieten neu zu behandeln, jede Person in Bezug auf diese 3 Punkte vorzustellen. In den Abschnitten, die die Personen beschreiben, wählte ich meist einen chronischen Ablauf.
Was die Sekundärliteratur betrifft, gibt es zwar entgegen den anfänglichen Befürch- tungen doch einige Artikel aus Zeitschriften und Zeitungen. Jedoch einen der mir ei- nen zusätzlichen Impuls zu meinem Thema geben könnte, habe ich nicht gefunden. Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch die Familie Rosenbach, die eigentlich von meiner Aufgabe ausgeschlossen wäre. Allerdings ist diese Seite der Familienge- schichte ebenso interessant und informativ bezüglich Geld und Überzeugung wie jene der Kaminskis.
2 Kurze Buchzusammenfassung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In dem vorliegenden Buch erzählt der Autor André Kaminski die Geschichte seiner jüdischen „Vorfahren“. Auf der einen Seite ist das Schicksal seiner Mutter Malwa Ro- senbach. Sie wächst in einer wenig begüterten Familie auf. So sind auch Schulden der Grund, weshalb sie gezwungen wird, von Stanislau nach Wien umzuziehen. Auf der anderen Seite erzählt André Kaminski den Lebenslauf seines Vaters, Her- schele Kaminski. Dieser wächst in einer Grossfamilie mit zehn Brüdern und fünf Schwestern auf. Ihr Vater, Jankl Kaminski ist ein reicher Geschäftsmann. Die Familie lebt in Ex-Polen, wo zu dieser Zeit die Revolution zur Tagesordnung gehört. Die elf Kaminskibrüder sind aktive Verfechter des revolutionären Gedankengutes. Bei der ersten Demonstration, an welcher die Brüder teilnehmen, werden sie verhaftet. Der Vater hinterlegt für ihre Freilassung hunderttausend Gulden Kaution. Bei der zweiten Verhaftung ist der Vater nicht mehr bereit, ein weiteres Mal zu bezahlen. Nur durch das Geschick und die List der Brüder gelingt es ihnen, zu entkommen und nach Ame- rika zu immigrieren. Dort lebt ihr Onkel, Jim Weissplatt. Durch ein kleines Missver- ständnis landen die Brüder kurz darauf wieder im Gefängnis. Diesmal ist es Mr. Weissblatt, der für die Brüder in die Tasche greift und die Kaution von 10'000 Dollar bezahlt. Er verlangt, dass ihm die Kaminskibrüder das Geld wieder zurückerstatten. Das wiederum ermöglicht er, indem er die Brüder zu einer Fussballmannschaft ver- pflichtet. Für die Ausbildung engagiert er den erfolgreichsten und teuersten Fussball- trainer Uri Taubenschlag.
Gegen Ende des Buches finden Malwa und Herschele alias Henryk zusammen und gründen eine Familie, deren Sohn der Autor André Kaminski ist.
3 Einführung in das Thema
3.1 Überzeugung - kurze Definition
Überzeugung liegt zwischen Wissen und Glauben, es ist die eigene Meinung, die man für richtig hält. Überzeugung kann zu einer Art Triebfeder für Höchstleistungen oder Veränderungen, bis hin zum Fanatismus führen.
Schliesslich bildet die Überzeugung auch das Fundament des Glaubens.
3.2 Macht - kurze Definition
Was ist Macht? Macht ist die Kraft, über andere zu bestimmen oder sie zu beeinflussen. Sie kann auf verschiedene Arten ausgeübt werden. Durch Überzeugung ist eine Möglichkeit. So zum Beispiel, wenn jemand ein echtes Charisma besitzt und ihm alle „nacheifern“. In diesen Zusammenhang gehören auch die aus dem religiösen Bereich bekannten Phänomene gewisser Sekten mit ihren selbsternannten Führern. Ein weiteres Mittel, mit dem Macht ausgeübt werden kann, ist Geld. Dies dadurch, dass es ein existenzielles Mittel ist und zudem viele Menschen käuflich sind.
Allerdings gibt es noch andere Arten von Machtausübung. Zum Beispiel, wenn jemand von jemand anderem abhängig ist. Sei das durch Wissen oder durch seine gesellschaftliche Stellung.
3.3 Konflikt: Überzeugung - Macht
Wenn man heute in die Welt hinaus schaut, wird einem immer mehr bewusst, dass meist die Überzeugung alleine nicht ausreicht, um etwas zu bewegen. Für eine Person, die heute eine gute Idee für eine technische oder gesellschaftliche Verbesserung hat, aber nicht über ausreichende Mittel zu deren Umsetzung verfügt, gibt es grundsätzlich zwei Alternativen. Entweder er hat Glück und findet jemanden, der seine Idee sponsert, oder aber er geht mit seiner Idee kläglich unter, denn ohne Geld läuft nichts. Genau dies zeigt André Kaminski in seinem Roman deutlich auf.
4 Die Jungen Kaminskis - Repräsentanten der Über- zeugung
4.1 Die elf Brüder
Die elf Kaminskibrüder besitzen eine sehr grosse Überzeugung. Ihre gemeinsamen Gedanken und Ideale halten sie untereinander zusammen wie Pech und Schwefel. Sie sind eine starke Truppe, die weder die Schikanen eines Offiziers noch die Beschwer- lichkeiten einer Überfahrt nach Amerika aufzusplitten vermag. Besonders deutlich wird ihre Überzeugung im Bezug auf die Staatsform. Mit Leib und Seele sind sie über- zeugte Kommunisten, die ihr Land von den Russen wieder säubern wollen. Sie glau- ben daran, dass in einem Staat jeder gleichgestellt und nach seinen Talenten einge- setzt sein sollte. Der reine Kommunismus ist ihrer Meinung nach die ideale Staats- form. Jim Weissplatt formuliert das später folgendermassen: „’ Sie beten weder zu Mammon noch zu Baal, aber zur proletarischen Revolution. Sie wollen nicht Reichtum, sondern Armut. Sie glauben an den Socialism, und dass alle gleich sind auf der Erde und im Himmel. ’“ 1 Dies ist der Grund, weshalb sich die Brüder gegen die Unterdrü- ckung Polens durch die Russen wehren. Weiter sind sie davon überzeugt, dass man etwas verändern kann, wenn man nur will. Man muss aber etwas tun dafür, sich aktiv engagieren, sei es an Demonstrationen oder im Kleineren an Diskussionen.
Sie gehen sogar für ihre Überzeugung ins Gefängnis, wo sie durch den Offizier gepeinigt werden. Selbst hier wehren sie sich tapfer, was sie wiederum mit Peitschenhieben bezahlen müssen.
Von Geld halten die elf Brüder nicht viel. Sie leben für und vom Kommunismus. Es gibt nur eine Stelle im Buch, wo Geld im Bezug auf die Brüder angedeutet wird. Zu dem Zeitpunkt nämlich, als sie auf einmal verkleidet als Eisenbahner den Gefangenen- transport verlassen. Doch nicht einmal hier ist es sicher, ob sie dies tatsächlich mit Hilfe von Geld oder aber mit der Unterstützung von Genossen oder gar mit Gewalt geschafft haben. Es wäre aber möglich, dass sie in diesem speziellen Fall Geld einge- setzt haben.
Ihre Überzeugung kann von nichts und niemandem gebrochen werden, bis zu dem Augenblick, als die Brüder erfahren, dass sich ihr Vater neu verliebt hat. An dieser Stelle tritt vorübergehend ihre Überzeugung in den Hintergrund. Sie denken nicht mehr an das Fussball, an die proletarischen Gegner oder an den Sieg - ihre Kraft ist genommen, und sie verlieren das laufende Finalspiel.
4.2 Herschele
Herschele, der Jüngste unter den Kaminskibrüdern ist eine der Personen, bei welchen sich innerhalb ihres Lebens ein Überzeugungswechsel vollzieht. Er ist erst vierzehn, als er mit seinen Brüdern gefangen genommen wird. Er hält voll und ganz zu seinen Brüdern. Wie sie, vertritt er vehement den Kommunismus, und es kann ihn weder der Offizier noch sein Vater eines Besseren belehren. Er kämpft während seiner ganzen Jugend für diese, seine Überzeugung.
Beim Fussballspiel ist er einer, der besonders auf die Reden des Trainers hört und ihnen vertraut. André Kaminski hat das im Buch wie folgt witzig festgehalten: „ Dem Olympiatrainer ging es doch ums Geld und weiter nichts. Das sah ein Blinder, aber Herschele war nicht blind und darum sah er auch nichts. Herschele liess sich verfüh- ren. “ 2 Später, nachdem er in Amerika eine Weile Fussball gespielt hat, hat er genug von der Unterdrückung durch Weissplatt und dem Getue des Fussballtrainers Tau- benschlag.
So reist er nach Wien, um sein Studium abzuschliessen. Auf dem Weg dorthin werden erneut viele Veränderungen sichtbar. Herschele alias Henryk hat von seinen Vorbil- dern gelernt, klar und überzeugend zu reden. Dadurch wird er selber zu einer Person, die durch wenige, aber überzeugende Worte Leute beeinflussen kann - er strahlt ein Charisma aus. Weiter wird deutlich, dass ihm Geld oder andere materielle Werte nicht so viel bedeuten, wie ein aufrichtiger Charakter. So verschenkt er seine ihm teure Uhr einem Kumpel, der ihm die Adresse seines Grenzschleppers verrät und ihm damit den Weg in die Freiheit ermöglicht.
In Wien angekommen, trifft er auf die schöne Malwa. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Hier entsteht der Konflikt zwischen seiner politischen Überzeugung und der Liebe. Was hat Vorrang? Eine Familie oder die Revolution? Seine Brüder haben ihre grosse Mühe damit, Herschele klar zu machen, dass trotz allem die Liebe immer noch zuvor- derst steht, also auch vor dem Kommunismus. Und so heiratet Herschele seine wun- derschöne Malwa. Trotzdem entschliesst er sich später nochmals für eine Reise nach Warschau, um seine Genossen zu unterstützen. Unterwegs jedoch entscheidet er sich dann doch, mehr oder weniger freiwillig, für seine Familie und fährt statt nach War- schau in die Schweiz zu seiner Frau Malwa, welche dort als erste Frau in einer Apo- theke als Pharmazeutin arbeitet.
5 Vater und Onkel - Repräsentanten der Macht des Geldes
5.1 Jankl Kaminski
5.1.1 Seine Söhne
Jankl ist einer, welcher seine Überzeugung dem Geschäft unterordnet. Er bemerkt die Revolution erst, als sie durch seine Söhne unmittelbar vor seiner eigenen Haustüre steht. Aber er unterstützt den Kommunismus nicht, da dadurch ein zu grosser Wirbel entstünde. Dies wäre wiederum sehr schlecht für sein Geschäft.
Als Kapitalist hängt er sehr am Geld. Es fällt im daher ausgesprochen schwer, als er es für ein Ideal wie Karl Marx, beziehungsweise für den Sozialismus, hinblättern muss, um die Kaution für seine Söhne zu hinterlegen. Schon gar nicht sieht er ein, warum er ein zweites Mal zahlen sollte, als seine Söhne erneut für die Revolution auf die Strasse gehen und anschliessend wieder im Gefängnis landen. Jankl hat dank seines Geldes über alles Macht und Einfluss, nur nicht über seine eigenen Söhne. Diese Machtlosigkeit sowie die Angst, dadurch das Geld und den guten Ruf verlieren zu können, sind schuld daran, dass er schliesslich seine eigenen Söhne verleugnet: „’ Sa- gen Sie also Ihrem Kommandanten, dass er nicht weiss, was er redet, weil ich keine Söhne habe. Ich habe keine gehabt und werde auch kein haben. ’“ 3
Später allerdings, als er hört, dass Herschele nach Warschau kommen würde, ist Jankl der erste, der dort eintrifft, um ihn zu sehen. Noch später, als das Kind von Herschele und Malwa zur Welt kommt, steht Jankl vor der Tür und schenkt seinem Enkel und dessen Familie 50’000 Schweizerfranken als Startkapital. Allerdings wirft er das Geld wieder nur zu seinem eigenen Nutzen auf, denn dieses Geld erhalten Henryk und Malwa nur, wenn sie davon absehen, ihren Sohn nach Lenin zu benennen.
5.1.2 Als Geschäftsmann
Jankl Kaminski ist ein sehr reicher Geschäftsmann. Seine einzige Überzeugung ist es, aus allem Geld zu machen und Geld zu sparen. So kauft er für sein Geschäft alte Lumpen zusammen, um damit neue Kleider herzustellen. Seit der Revolution sind Uniformen sehr beliebt, und werden daher zu seiner Haupteinnahmequelle. So macht ihn die Revolution, mit deren Ideale er sich überhaupt nicht identifiziert, zum reichen Geschäftsmann. Eine weitere Strategie von ihm ist es, in seinem Betrieb nur Frauen einzustellen, denn jene sind „ (...) besser, billiger und fleissiger (...) “ 4
5.1.3 Als Mann seiner selbst
Für seine eigene Befriedigung lässt Jankl die Macht des Geldes allerdings spielen. Die Zwischensequenz im Theater verdeutlicht vielleicht am Besten, wie Jankl sein Geld benutzt. Ein Theater zu besuchen ist ein grosser Frevel für jeden Juden. Dessen ist sich Jankl bewusst, als er ins Theater geht, nur weil es heisst, dass das schönste Mädchen aller Zeiten dort auftritt. Überzeugt von ihrer Schönheit, besucht er von nun an jede Vorstellung zu je hundertvierzig Rubel. Dann kauft er sich ein Abonnement für die ganze Saison. Später kauft er kurz entschlossen das ganze Theater auf, um die völlige Kontrolle über seine Diva zu bekommen. Dies gelingt ihm auch bis zu einem gewissen Grad, denn wer Geld hat, regiert.
5.2 Jim Weissplatt
Jim ist ein typischer Amerikaner. Seine Wohnung beinhaltet Utensilien, welche jeder zu Hause hat, und auch seine Überzeugung ist: Das Wichtigste ist Geld zu besitzen. Als er 10’000 Dollar Kaution für die Kaminskibrüder zahlen muss, tut er das im Wis- sen, dass sie ihm das mit Zinsen wieder zurück erwirtschaften müssen. Abgesehen davon, was wollen die Kaminskis ohne die Unterstützung ihres Onkels machen? Sie haben keine amerikanischen Papiere und keine Arbeit. Er sagt zwar, die Bibel sei „’ A
(a) Bestseller, aus was man kann lernen fürs Leben, denn in der Schrift steht ge- schrieben, dass wir ein Volk von Champions waren und die mächtigsten Feinde zer- malmten, solang wir von unserer Sacheüberzeugt waren. ’ “ 5 Doch auch er benützt sein Geld, um seine Überzeugung durchzusetzen. Darum engagiert er auch den bes- ten Fussballtrainer Uri Taubenschlag, den es in New York gibt, um aus den elf Brü- dern eine profitable Fussballmannschaft zu machen. Taubenschlag ist ebenfalls eine sehr „geldorientierte“ Persönlichkeit und knöpft Weissplatt über die Hälfte der Einnah- men ab. Doch die Kaminskiboys siegen nicht nur wegen ihrem Supertrainer, sondern, weil ihre politische Überzeugung sowohl von Mr. Weissplatt wie auch vom Trainer missbraucht wird. Die beiden reden ihnen ein, dass sie für den Kommunismus spielen und die Gegner Feinde ihrer Überzeugung wären. Weissplatt erklärte Taubenschlag diese Strategie so: „’ (...) ich würde ihnen erklären, dass sie nicht Fussball spielen, sondern Klassenkampf. Ich würde beweisen, dass die Gegner einen, was weiss ich, imperialistischen Komplott drehen. Ich würde ihnen sagen, die anderen sind reaktio- näre Schweine, und dass es nicht um den Pokal geht, sondern um die Weltrevolu- tion. ’“ 6 Dieses politische Mittel wirkt Wunder und sie gehen von Sieg zu Sieg.
6 Exkurs: Familie Rosenbach
Im Falle der Familie Rosenbach ist es genau wie bei den elf Kaminiskibrüdern. Ihre Mitglieder werden ebenfalls von der Macht des Geldes regiert. Dies geht sogar so weit, dass die Familie ihr geliebtes Stanislau aus Schuldengründen verlassen muss. Auch in Wien geht es ihnen nicht besser. Erst später als der erste Weltkrieg ausbricht werden sie von jungen Soldaten besucht, welche ein Abschiedsfoto in ihrem Fotostu- dio anfertigen lassen. Das Geschäft läuft ab sofort auf Hochtouren und bald haben sie ein rechtes Vermögen beisammen. Doch wie immer hält ihr Glück nicht lange an und sie müssen einen grossen Batzen für die Kaution von Henner aufwerfen. Dieser sitzt wegen einer mutwillig verursachten Explosion im Gefängnis.
Henner ist derjenige, welcher am meisten mit der Überzeugung Rosenbachs spielt. Während des ganzen Romans behauptet er, nur noch einen Schritt vor der Erfindung der Farbfotografie zu stehen. Er besitzt ein ausgeprägtes Charisma, mit dem er alle in seinen Bann ziehen kann. Die Leute vertrauen ihm, geben ihm Geld und unterstützen ihn tatkräftig. Er ist eine Person, die ohne Geld und mit einer fixen Idee, nämlich der Farbfotografie, erfolgreich durch das Leben geht, doch gelingt es ihm bis an sein Lebensende nicht, seine Idee zu verwirklichen.
Die beiden Frauen Jana und Malwa vertreten ihre Überzeugung oder Meinung sehr energisch. Doch Malwa entwickelt sich im laufe des Romans. Gegen Ende des Buches ist sie nicht mehr die selbe Verfechterin ihrer Idole, sondern eine Person mit einer gemässigten Lebenseinstellung.
7 Über „Zeugung“
Das Thema „Überzeugung und Geld - Ihre Macht in der Familie Kaminski“ könnte auch noch anders interpretiert werden. Doch diesbezüglich lesen sie am Besten selber das Kapitel 20.
8 Schlusswort
André Kaminski zeigt am Beispiel der Geschichte seiner Vorfahren den Konflikt zwischen Überzeugung und Geld auf: Auf der einen Seite sein Vater und dessen Brüder in ihren Jugendjahren - jung und idealistisch - auf der anderen Seite die ältere Generation - ganz auf das Geld ausgerichtet.
In diesem Roman wird aufgezeigt, dass es immer beides braucht, Geld und Überzeu- gung, um eine Idee zu verwirklichen. Auf der einen Seite brauchen die Kaminskibrüder immer wieder jemanden, der sie mit Geld aus dem Gefängnis holt. Auf der anderen Seite baut Jankl Kaminski seine Geschäfte auf der Revolution auf und Jim Weissplatt missbraucht die Brüder und ihre politische Überzeugung, indem sie für ihn Fussball spielen. Doch schlussendlich wird einem bewusst, dass die Steuerung oder die Kon- trolle über die Macht immer bei demjenigen liegt, welcher das Geld besitzt. Sei es, dass Jankl Kaminski damit den Namen seines Enkels kauft oder dass Jim Weissplatt den Kaminskibrüdern untersagt, das Studium weiterzuführen, um für ihn Fussball zu spielen.
Allerdings darf die Macht der Überzeugung niemals unterschätzt werden! Auch diese Aussage wird im Roman durch Henner aufgegriffen. Er, wenn auch unabsichtlich, sprengt eine ganze Wohnung in die Luft, als er wieder einmal einen Versuch startet seine Farbfotographie herzustellen. Die Gefährlichkeit uneingeschränkter Überzeu- gung wird einem bewusst, wenn man die Religionskriege und im Speziellen die Ter- roranschläge der Gegenwart betrachtet, welche erst durch fanatische Überzeugung zustande kommen können.
Doch der Roman schliesst nicht mit der negativen Seite einer extremen Überzeugung, sondern zeigt in Herschele eine Person, in welcher sich die Überzeugung mit der Zeit zu einer gemässigten Lebenseinstellung entwickelt. So sagt er sich von Weissplatt und dessen Fussball los, um seinen eigenen Weg zu gehen und sein Studium abzuschliessen. Zu guter Letzt findet er auch durch die Liebe zu Malwa zu einer gemässigten politischen Überzeugung.
9 Literaturverzeichnis
Primärliteratur:
Kaminski, André. Nächstes Jahr in Jerusalem. 1.Auflage. Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1988. (Normaldruck)
Sekundärliteratur:
Ahrends, Martin. Stolz und Geiz. In: Die Zeit, 3.10.1986.
Anonym. Keineswegs koscher. In: Der Spiegel, 16.6.1986.
Fischer, Eva-Elisabeth. Das Leben als Boulevard. In: Süddeutsche Zeitung, 7./8.5.1986.
Fritschi, Hansruedi. Verrückte Familie in einer verrückten Welt. In: Tages-Anzeiger, Zürich, 14.3.1986.
Kübler, Gunhild. Moritaten und Massenszenen. In: Neue Zürcher Zeitung, 21.3.1986.
Obermüller, Klara. Und am Ende des Wegs vielleicht die Wahrheit. In: Die Weltwoche, 6.3.1986.
Ross, Werner. Kein Hauch von Holocaust. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.3.1986.
Winkler, Michael. Ruf zum Abschied. In: Nürnberger Nachrichten, 22.4.1986.
Strümpel, Jan. Essay. http://www.klgonline.deÆ RechercheÆ André KaminskiÆ Es- say. (Abruf 19.12.2001)
10 Selbstständigkeitserklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit (abgesehen von Durchsicht und grammatikalischen Korrekturvorschlägen der Endfassung durch Dritte) ohne fremde Hilfe angefertigt habe, dass ich (ausser den üblichen Wörterbüchern und Universallexika) nur die im Literaturverzeichnis aufgeführten Quellen und Hilfsmittel benützt und wörtliche Übernahmen daraus als solche gekennzeichnet habe.
.. den
[...]
1 Kaminski, S. 135
2 Kaminski, S. 158
3 Kaminski, S. 48
4 Kaminski, S. 45
5 Kaminski, S. 133
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema der Facharbeit „Überzeugung und Geld - ihre Macht in der Familie Kaminski“?
Die Facharbeit untersucht das Thema „Überzeugung und Geld - ihre Macht in der Familie Kaminski“ anhand des Buches „Nächstes Jahr in Jerusalem“ von André Kaminski. Es wird analysiert, wie Überzeugung und Geld die Beziehungen und Entscheidungen innerhalb der Familie Kaminski beeinflussen.
Wer sind die Hauptfiguren, die im Zusammenhang mit Überzeugung diskutiert werden?
Die elf Kaminskibrüder werden als Repräsentanten der Überzeugung dargestellt, insbesondere ihres kommunistischen Glaubens. Herschele Kaminski (später Henryk) wird als eine Figur dargestellt, die im Laufe ihres Lebens einen Überzeugungswechsel durchmacht.
Wer sind die Hauptfiguren, die die Macht des Geldes repräsentieren?
Jankl Kaminski, der Vater der elf Brüder, und Jim Weissplatt, der Onkel der Brüder in Amerika, werden als Repräsentanten der Macht des Geldes dargestellt. Jankl ordnet seine Überzeugung dem Geschäft unter, während Jim Geld nutzt, um seine Ziele durchzusetzen.
Welche Rolle spielt die Familie Rosenbach in der Facharbeit?
Die Familie Rosenbach dient als Exkurs, um eine weitere Perspektive auf das Zusammenspiel von Geld und Überzeugung darzustellen. Auch sie werden von der Macht des Geldes regiert, und Henner Rosenbach verfolgt beharrlich seine Idee der Farbfotografie, obwohl er keinen Erfolg hat.
Welchen Konflikt thematisiert die Facharbeit?
Die Facharbeit thematisiert den Konflikt zwischen Überzeugung und Macht, insbesondere die Frage, ob Überzeugung allein ausreicht, um etwas zu bewegen, oder ob Geld notwendig ist, um Ideen umzusetzen.
Was ist die Kernaussage der Facharbeit?
Die Kernaussage ist, dass sowohl Geld als auch Überzeugung notwendig sind, um eine Idee zu verwirklichen. Letztendlich liegt die Steuerung oder Kontrolle über die Macht jedoch immer bei demjenigen, der das Geld besitzt. Trotzdem darf die Macht der Überzeugung nicht unterschätzt werden, auch wenn uneingeschränkte Überzeugung gefährlich sein kann.
Wie wird Herscheles Entwicklung im Bezug auf Überzeugung dargestellt?
Herschele entwickelt sich von einem jungen, idealistischen Kommunisten zu einer Person mit einer gemässigteren Lebenseinstellung. Er löst sich von Weissplatt und dessen Fussballgeschäft, um seinen eigenen Weg zu gehen, und findet durch die Liebe zu Malwa zu einer gemässigten politischen Überzeugung.
Welche Literatur wird in der Facharbeit verwendet?
Die Facharbeit verwendet André Kaminskis „Nächstes Jahr in Jerusalem“ als Primärliteratur. Zudem werden verschiedene Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften als Sekundärliteratur herangezogen.
Was wird über Jankl Kaminski ausgesagt?
Jankl Kaminski wird als ein Geschäftsmann beschrieben, der seine Überzeugung dem Gewinn unterordnet. Er nutzt die Revolution zu seinem Vorteil, verleugnet seine Söhne, als sie verhaftet werden, ist aber dennoch bemüht, den Kontakt zu seinem Sohn Herschele zu pflegen und dessen Familie finanziell zu unterstützen.
Wie nutzt Jim Weissplatt die politische Überzeugung der Kaminskibrüder aus?
Jim Weissplatt nutzt die politische Überzeugung der Kaminskibrüder aus, indem er ihnen einredet, dass sie Fussball für den Kommunismus spielen und die Gegner Feinde ihrer Überzeugung wären. Diese Strategie führt zu Siegen und macht die Fussballmannschaft profitabel.
- Quote paper
- Lukas Naef (Author), 2002, Kaminski, André - Nächstes Jahr in Jerusalem - Überzeugung und Geld - In der Familie Kaminski, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106362