Thema: Vergleich der Romane „Unterm Rad“ und „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“
Eingereicht am 4. März 2002 von Matthias Sauppe, Klasse 10 bei Herrn Dr. Donatus Thürnau (Fachlehrer / Themensteller)
Im Folgenden möchte ich die beiden vorliegenden Romane, „Unterm Rad“ von Hermann Hesse und „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Robert Edler von Musil in verschie Aspekten gegenüberstellen.
Beides sind Romane, die sich mit Schule und Internat beschäftigen und das Schicksal eines Schülers mitverfolgen. Dabei werden aber gänzlich verschiedene Erzählweisen und B etrach gebildet, sodass der direkte Vergleich als S chul Internatsroman vollkom unmöglich ist. Dennoch gibt es die Parallelen der Freundschaften und des gemeinsamen Aufsehenerregens zwischen den beiden Büchern. Die Schicksale enden ähnlich; beide Fälle enden mit dem Verlassen des Internats, mehr oder weniger auf freiwilliger Basis.
1. Inhaltsangabe
1.1 Robert Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
In der österreichischen Eliteschule erhalten die Söhne der besten Familien des Landes ihre Erziehung und ihr Schulwissen, um später in den Militä r Staatsdienst eintreten zu kö n. Törleß besucht dieses Konvikt zu W., das zwecks Abtrennung von städtischen Verhä lt in ländlicher Gegend liegt. Nach großem Heimweh dürfen seine Eltern ihn schließlich besuchen, dem sich der Besuch einer Konditorei und der Prostituierten Božena, deren A nge sie aber nicht in Anspruch nehmen wollen, mit seinem Freund Beineberg anschließt. Z uück im Internat, berichtet Reiting, auch ein Freund von Törleß, er habe bemerkt, wie jemand Geld von mehreren Mitschülern gestohlen hätte. Aufgrund mehreren Indizien kommt es her, dass Basini, der seine Tat auch gesteht, der Dieb ist. Wegen des drohenden Ausschlusses aus dem Konvikt, falls die Sache an das Direktorium gelangt, beschließen Beineberg, Reiting und Törleß einen Eigentumsdelikt gegenüber Basini. Beineberg und Reiting nutzen Basini schamlos aus, wobei sich Törleß eher zurückhält und ihn nur auf psychologischer Ebene ne beeinflusst. Dabei werden auch homosexuelle Beziehungen zwischen Basini und den anderen aufgezeigt. Törleß gibt Basini schließlich den Rat, sich selbst zu stellen, da sich die Situation zuspitzt und die gesamte Klasse in die Intrige verwickelt wird und Basini regelrecht foltert. Dieser wird schließlich strafweise auf dem Internat entlassen. Törleß wünscht sich dies auch selbst. Man fühlte sich seiner Erziehung gemäß einem Direktorgespräch auch nicht mehr gewachsen, womit er die Schule verlässt.
1.2 Hermann Hesse: Unterm Rad
Die Hauptperson in diesem Roman, Hans Giebenrath, ist ein feiner, hochbegabter Junge, der unter seinen Mitschülern als Streber gilt. In seinem allzu gewöhnlich entwickeltem Dorf stellte er mit seiner Bildung eine Ausnahme seit langer Zeit dar. Hans möchte deswegen ein Lehrer oder Pfarrer werden. Sein Wissen erreicht er aber nur durch kontinuierliches L er, sodass er nie Zeit für seine Umwelt und Mitmenschen hat. Er ist der einzige im Ort, den man zum Landexamen entsandte, das er unter großem Druck von Vater, Lehrern und Pfarrer als Zweiter besteht. Danach darf er seit langer Zeit das erste Mal wieder angeln und anderen Beschäftigungen nachgehen. Schon bald werden seine Ferien in Schulstunden umgewandelt, um ja nicht den Anschluss im folgenden Klosteraufenthalt in Maulbronn zu verlieren. Dort herrscht Internatsleben; es entstehen Freundschaften, aber auch Antipathien. Hans ist vorerst wieder in sich zurückgezogen beim Lernen. Als er aber Hermann Heilner, einen Künstler und Schöngeist kennenlernt, lässt er sich vom Lernen abhalten. Hans wird in der Schule immer schlechter, die neue Freundschaft lähmt ihn. Er stellt selbst fest, dass nach der längeren Zeit des Nichtstuns die Schule keinen Zweck mehr hat und versinkt in Träumereien. Hans wird von den Lehrern wieder nach Hause geschickt. Er ist so verzweifelt, dass er bereits an Selbstmord denkt. An seiner einzigen Liebe, Emma, erkennt er, dass er zum Mann geworden ist. Hans findet Arbeit in einer Schlosserwerkstatt. Er versucht sich anzupassen und nimmt am Wochenende zusammen mit den anderen viel Alkohol zu sich. Am nächsten Tag wird er tot im Fluss gefunden. Bei seiner Beerdigung wird Hans ein letztes Mal prominent.
2. Wesenseigenschaften der Hauptpersonen
In seinem Roman „Unterm Rad“ beschreibt Hermann Hesse das Schicksal eines feinen, zart veranlagten Jungen, Hans Giebenrath. Er ist wohl seit vielen Generationen der erste im Dorf, der Wissen über die Durchschnittsbildung der Menschen hinaus verfügt und seine Stärke auch auszunutzen weiß. Es sprang der viel zitierte Funke ins Nest, denn seine Mutter war vor ihrem Tod immer kränklich, und sein Vater kommt durch seine allzu gewöhnliche Bildung gar nicht erst in Betracht. Hans ist in vielerlei Hinsicht begabt, verhält sich in seinem Heimatort auch dementsprechend abgesondert. Durch seine streberhaften Eigenschaften gerät er aber auf dem Weg zum Erwachsenwerden „unters Rad“ und muss sich den Einflüssen von fremden M en aussetzen, was ihm letztendlich zum Verhängnis wird.
Im ersten Teil des Buches ist Hans das Genie pur. Dafür lernt er aber auch jeden Tag von früh bis abends und hat kaum Zeit zu ruhen. Hans Giebenrath überarbeitet sich förmlich. Er hat keine Freizeit und kann demzufolge auch keine erfrischenden Brisen der Natur genießen. Nur in „Denklücken“ ist Zeit für Erholungen in der Natur. Hans selbst hat kein Interesse an der Natur und ist wohl auch noch nicht reif genug dafür. Er hat durch die Schule kein J ugendle entwickelt. Dass es Frühling geworden ist, merkt Hans erst beim Landexamen. Durch sein ganztägiges Lernen und Erledigen der Hausaufgaben bis spät in die Nacht kann er keine Freundschaften aufbauen. Durch seine ständige Arbeit verschließt er sich der Außenwelt. Er hat durch die Arbeit ständiges Kopfweh, das Hesse immer wieder während des gesamten R o betont. Hans‘ Gedankenfolgen werden von Einfachheit oder auch Naivität geprägt. Er verliert sich nicht in komplexere Überlegungen. Jede Tätigkeit oder jede Aufgabe führt Hans pingelig genau aus und widersetzt sich nie Aufforderungen, auch wenn sie ihn eigentlich stören. Aber er weiß, dass man eigentlich nur das Beste für ihn will, und kann nicht wirklich Gründe gegen die Entscheidungen der Lehrer, des Pfarrers oder seines Vaters aufbringen. Er glaubt seinen Lehrern bedingungslos, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen. Seine Lehrer sind sehr fürsorglich und wollen wirklich nur das Beste für Hans, sehen aber nicht, welche Gefahren und negative Einflüsse dies mit sich bringt. Dadurch, dass man Hans als einzigen aus seiner Stadt zum Landexamen entsenden möchte, ist eine gewisse Nervosität normal. Er lebt in den letzten Tagen vor den Prüfungen in Stuttgart depressiv und zurü ckge, er hat Angst davor. Diese Angst wird unterstützt durch das besondere Wohlwollen der Lehrer. Er soll sich möglichst nicht überanstrengen und seinen Schlaf ausnutzen, damit er beim Examen recht frisch erscheinen kann. Indirekt weist dies aber darauf hin, dass die Prü- fung schwer werden wird. Das Examen besteht Hans mit Bravour, auch wenn er in der Zeit zwischen Prüfung und Mitteilung des Platzes ziemlich aufgeregt ist. Er besteht mit dem zweiten Platz – der Streber in Hans sagt aber, er hätte genausogut auch den ersten Platz bele können. Sein Ziel war vorerst ausschließlich, in Maulbronn aufgenommen zu werden. Dies ist ihm geglückt – durch ständiges Lernen. Durch den guten Erfolg hat Hans die E rlaub zu normalen Freizeitaktivitäten: zum Angeln, Baden, auch zum Träumen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Vergleich der Romane „Unterm Rad“ und „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“?
Der Text stellt eine vergleichende Analyse der Romane „Unterm Rad“ von Hermann Hesse und „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Robert Musil dar. Beide Romane thematisieren Schule und Internat, verfolgen jedoch das Schicksal der Schüler mit unterschiedlichen Erzählweisen und Betrachtungsweisen.
Welche Gemeinsamkeiten werden zwischen den Romanen hervorgehoben?
Trotz unterschiedlicher Ansätze werden Parallelen in Bezug auf Freundschaften und gemeinsames Aufsehenerregen zwischen den beiden Büchern festgestellt. Die Schicksale der Schüler enden ähnlich, nämlich mit dem Verlassen des Internats.
Wie wird die Inhaltsangabe von „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ zusammengefasst?
Die Zusammenfassung beschreibt, wie Törleß eine österreichische Eliteschule besucht, die Söhne auf den Militär- oder Staatsdienst vorbereitet. Er erlebt Heimweh, besucht mit Freunden eine Konditorei und eine Prostituierte. Im Internat wird Basini des Diebstahls beschuldigt und von Törleß, Beineberg und Reiting ausgebeutet. Homosexuelle Beziehungen werden angedeutet. Törleß rät Basini, sich zu stellen. Törleß verlässt schließlich auch die Schule.
Wie wird die Inhaltsangabe von „Unterm Rad“ zusammengefasst?
Die Zusammenfassung beschreibt Hans Giebenrath, einen hochbegabten Jungen, der unter Druck von Familie und Lehrern ein Landexamen besteht. Er besucht das Kloster Maulbronn, wo er sich mit Hermann Heilner anfreundet und schulisch schlechter wird. Er wird nach Hause geschickt, findet Arbeit in einer Schlosserwerkstatt und stirbt schließlich.
Welche Wesenseigenschaften werden Hans Giebenrath zugeschrieben?
Hans wird als feiner, zart veranlagter Junge beschrieben, der in seinem Dorf eine Ausnahme in Bezug auf Bildung darstellt. Er ist strebsam, überarbeitet sich und hat wenig Zeit für seine Umwelt oder Freundschaften. Er ist naiv und vertraut seinen Lehrern bedingungslos.
Welche Wesenseigenschaften werden Törleß zugeschrieben?
Törleß durchläuft seelische Auseinandersetzungen und Verwirrungen. Er ist ein "Einzelkämpfer", versucht aber, seine Mitmenschen zu verstehen und zu analysieren. Er setzt sich mit der Natur auseinander und hat einen schwachen Charakter, versteht aber die Bedeutung von Freundschaften. Seine Freunde sind Beineberg und Reiting.
Wie werden die Charaktere Beineberg und Reiting beschrieben?
Reiting findet Gefallen daran, Mitschüler zu Intrigen anzustiften und zeigt Zynismus und Menschenverachtung. Beineberg ist komplexer und dient Törleß als Gesprächspartner. Beineberg lässt Basini zu seinem persönlichen Lernobjekt werden.
Wie wird Basinis Charakter beschrieben?
Basini ist fähig zu lieben und besitzt eine angenehme Art koketter Liebenswürdigkeit. Er ist der Wildheit abgeneigt, da er körperlich schwach gebaut ist. Er erfindet Lügengeschichten über romantische Abenteuer.
- Citar trabajo
- Matthias Sauppe (Autor), 2002, Hesse, Hermann - Unterm Rad - Vergleich der Romane "Unterm Rad" und "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106359