Die in dieser Arbeit erforschten Gespräche sind Filmsequenzen mit versteckter Kamera, die im Hinblick auf eine möglichst niedrigere dialektale Färbung in Norddeutschland aufgenommen worden sind. Dieses Projekt ist mit Hilfe eines Akteurs realisiert worden, der zufällige Fußgänger zu einem ,,echten" Gespräch in arrangierten Situationen zu verleiten versucht. Es hat sich dabei als ,,schwierig und z. T. als heikel erwiesen, Passanten zu sprachlichen Reaktionen provozieren zu wollen, die über das lineare Antwortgeben hinausgehen und in subjektiv-emotionale Bereiche (etwa Ausdruck von Freude, Zorn, Überraschung usw.) vordringen." (Begleitheft zu ,,Direkt angesprochen 2" - Müller 1984, 14). Jedoch wird dadurch eine breite Palette von Emotionen in typischen Alltagssituationen offenbart.
Inhaltsverzeichnis:
Kapitel 1: Einführung in die Problematik
1.1. Die Funktionen der Sprache. Die emotive Funktion
1.2. Emotion vs. Gefühl. Klassifikationen
1.3. Das Gespräch. Die Gesprächsanalyse als linguistische Disziplin
1.4. Linguistische Mittel zum Ausdruck von Gefühlen
1.5. Zielsetzung der Diplomarbeit
1.6. Beschreibung des Analysekorpus
1.6.1. Begründung der Auswahl
1.6.2. Beschreibung
1.6.3. Analyseverfahren
Kapitel 2: Mittel zum Ausdruck von Gefühlen beim Gespräch
2.1. Theoretische Überlegungen
2.1.1. Sprechakt- und kommunikationstheoretische Überlegungen
2.1.2. Probleme und Überlegungen bei der Analyse
2.2. Verbale Mittel
2.2.1. Auf der Ebene der Wortbildung
2.2.2. Syntaktische Ebene
2.2.2.1. Die unterschiedlichen Satzarten
2.2.2.1.1. Der Ausrufesatz
2.2.2.1.2. Der Fragesatz
2.2.2.1.3. Andere Erscheinungen auf der Satzebene
2.2.2.1.3.1. Die Ellipse
2.2.2.1.3.2. Das Satzäquivalent
2.2.2.1.3.3. Andere syntaktische Mittel - Parenthese, Ausklammerung, Inversion
2.2.3. Auf der Ebene der Morphologie
2.2.3.1. Die einzelnen Wortarten
2.2.3.1.1. Das Verb
2.2.3.1.2. Das Substantiv
2.2.3.1.3. Das Adjektiv
2.2.3.1.4. Das Pronomen (und der Artikel)
2.2.3.1.5. Das Adverb
2.2.3.1.6. Das Modalwort
2.2.3.1.7. Die Partikel
2.2.3.1.7.1. Die Abtönungspartikeln
2.2.3.1.7.2. Die Gesprächspartikeln
2.2.3.1.7.3. Die Steigerungspartikeln
2.2.3.1.7.4. Die Gradpartikeln
2.2.3.1.7.5. Die Interjektionen
2.2.3.1.8. Die Präposition und die Konjunktion
2.2.4. Auf der semantischen Ebene
2.2.5. Auf der Stilistischen Ebene
2.2.5.1. Tropen und Figuren
2.2.5.2. Wiederholungen, Verschleifungen
2.2.6. Andere Mittel - Sinchrolalie, Überlappungen, Sprechpausen
2.2.7. Ganze Äußerungen
2.3. Nichtverbale Mittel
2.3.1. Paralinguistische Mittel
2.3.2. Außerverbale Mittel
Kapitel 3: Zusammenfassung
Kapitel 4: Schlußfolgerungen
Kapitel 5: Literaturverzeichnis
6. Anhang
6.1. Liste der analysierten Gespräche
6.2. Liste der Gefühle
1. Einfuehrung in die Problematik:
Bevor wir an die konkrete Forschungsarbeit herangehen können, sollen wir einige theoretischen Überlegungen in Betracht nehmen. Die vorliegende Diplomarbeit hat drei Hauptakzente, die von gleichem Gewicht bei den Recherchen sein sollen: das Gespräch, die Gefühle und die linguistischen Mittel, durch die sie in der Kommunikation realisiert werden. Aus diesem Grunde soll in diesem einleitenden Teil versucht werden, einen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung dieser Begriffe zu machen und allgemeine theoretische Voraussetzungen, die das optimale Verstehen ermöglichen, zu schaffen.
1.1. Die Funktionen der Sprache. Die emotive Funkion:
Diese drei grundlegenden Schwerpunkte lassen sich unter dem Begriff der sprachlichen Funktionen erfassen. Die Frage nach den Funktionen der Sprache ist noch von der Prager Schule des Strukturalismus aufgeworfen1 und grundsätzlich untersucht worden. Sie hat auch in der darauffolgenden Zeit mehrere Versuche ausgelöst, eine passende Antwort zu finden. Die jeweils verschiedenen Ausgangspunkte (soziologische, logische, philosophische u.ä.) führen zu erheblichen Unterschiede beider Bestimmung der sprachlichen Grundfunktionen. In der Sprachwissenschaft haben sich jedoch die Modelle von Karl Bühler und Roman Jakobson etabliert, die einen psychologischen Ansatz aufweisen und den Kommunikationscharakter der Sprache betonen.
Karl Bühler, der dem Prager Kreis nahe steht und ihn in einem gewissen Grade beeinflußt, geht von der Auffassung aus, daß die Sprache ein Werkzeug ist, mit dem die Menschen etwas über die Dinge mitteilen können2 (sog. organon didaskaleion). In seinem Organon-Modell (griech. Werkzeug) entwickelt er ein Zeichenmodell, wo Sender, Empfänger und Gegenstände und Sachverhalte durch die Ausdrucks-, Appell- und Darstellungsfunktion der Sprache miteinander verbunden werden.
Für die Ausdrucksfunktion wird noch die Bezeichnung Symptom verwendet; sie ist primär auf den Sender bezogen und widerspiegelt seinen inneren Zustand und seine Einstellungen. Die Appellfunktion (der Signal) ist auf den Empfänger gerichtet und soll ihn zu etwas auffordern oder bestimmte verhaltens-, einstellungs- oder gefühlsmäßige Reaktionen bei ihm bewirken. Die Darstellungsfunktion (das Symbol) hat eine dominante Ausrichtung auf den Gegenstand und stellt Sachverhalte dar oder berichtet über sie. Der Kontext steht im Vordergrund.
Bei seiner Auffassung geht Roman Jakobson von einer Übersicht über die konstitutiven Faktoren eines jeden Sprechaktes aus. Er erweitert das Organon-Modell um drei weitere Faktoren - Nachricht, Kontaktmedium und Code und verbindet mit ihnen drei neue Funktionen, wobei er für die Bühlerischen Funktionen unterschiedliche Bezeichnungen gibt: Die phatische Funktion ist auf das Kontaktmedium (den Kanal) ausgerichtet und besteht im bloßen Kontakthalten mittels Sprache, d.h. im Herstellen, Verlängern oder Unterbrechen eines sprachlichen Kontakts.
Die metasprachliche Funktion ist auf den Code gerichtet und bezeichnet die für die Äußerung verwendete Sprache selbst. Bei der poetischen (auchästhetischen) Funktion steht die Nachricht im Mittelpunkt und sie findet ihren Ausdruck in der besonderen Auswahl der Lexik für eine Äußerung. Die Darstellungsfunktion von Bühler ist bei Jakobson kognitiv oder referentiell genannt, die Appellfunktion wird als konativ bezeichnet, und die Ausdrucksfunktion als expressiv (emotiv).
Für die vorliegende Untersuchung ist die Ausdrucksfunktion von Belang, da sie eben dazu dient, die Gefühle,,die Innerlichkeit des Senders" (Bühler 1934, zit. bei Bußmann 1990, 549) in der Kommunkikation (dem Gespräch) durch verschiedene (linguistische) Mittel zum Ausdruck zu bringen. Bei der emotiven Funktion wird die Sprache von dem Sprecher dazu gebraucht, daß er seine Emotionen, seine gefühlsmäßigen Einstellungen zu den augenblicklich relevanten Sachverhalten (Bublitz 1978, 4) ausdrücken könnte.
Es werden dadurch seine Stimmung, seine innere Fassung, seine Haltung dem Gegenstand gegenüber formuliert. Es geht nicht mehr darum, was geäußert wird, sondern warum es getan wird, wie der Sprecher zu dem denotativen Inhalt des Gesagten steht, wie er seinen Wahrheitswert einschätzt, welche Annahmen er über ihn hegt. Jedoch scheint es uns wichtig zu erwähnen, daß in einer sprachlichen Äußerung nicht nur ausschließlich eine Funktion vorkommt, sondern mehrere zu erkennen sind und unter ihnen jedoch eine dominiert.
1.2. Emotion vs. Gefuehl. Klassifikationen:
In der Alltagssprache verwenden wir die Wörter Emotion und Gefühl als absolute Synonyme, ohne einen Unterschied dazwischen zu machen. Für die Zwecke unserer Forschung wäre es aber von Belang den Versuch anzustellen, die beiden Begriffe näher zu definieren und zu klassifizieren:
Das Wort Emotion wird ganz allgemein in der Bedeutung von Gefühl, Gemütsbewegung oder seelische Erregung verwendet und bis ins 19 Jh. kommt es auch im Sinne von Volksbewegung, Empörung vor. Es ist eine Entlehnung von dem gleichbedeutenden französischen Wort émotion, und dem dazugehörenden Verb émouvoir ( bewegen, erregen) und führt auf das lateinische Verb emovere (herausbewegen, erschüttern, entfernen, harauswegschaffen) und sein Partizip zwei emotum zurück.
Das Wort Gefühl gebraucht man als Tastsinn und seelische Stimmung. Es verweist auf das mittelhochdeutsche Verb vüelen, das althochdeutsche fuolen, das niederländische voelen, das englische to feel, das deutsche fühlen und ist unbekannter Herkunft mit ursprünglicher Bedeutung tasten. Erst später wurde diese Bedeutung zuerst auf körperliche und dann auch auf seelische Empfindungen übertragen.
Die Emotionen sind ein Oberbegriff für alle gefühlshaften Prozesse.
Laabs bestimmt sie als ,,psychische Qualitäten, deren spezifische Getöntheit und Gestimmtheit die Beziehungen widerspiegelt, in denen die Gegenstände oder Erscheinungen der objektiven Realität, einschließlich des eigenen Organismus und der eigenen Persönlichkeit zu den Bedürfnissen, Einstellungen und Motiven stehen" (Laabs 1989, 97).
Nach ihrer Intensität lassen sie sich formal einteilen in 1) eigentliche, intentionale Gefühle, die auf Objekte, Personen oder Sachverhalte gerichtet sind, 2) Stimmungen, die durch ungerichtete Zuständlichkeit gekennzeichnet sind und das gesamte Erleben durchdringen, 3) Affekte, die sehr intensiv verlaufen und gelegentlich verhaltensdesorientierende Wirkung haben.
Die Emotionen sind nicht mit den kognitiven Prozessen im Gehirn verbunden und können nur durch ihren Bezug zu der konkreten Situation verstanden werden. Nach Rubinstein (zit. bei Clauß 1976, 131) sind sie durch die gesellschaftlichen Beziehungen des Menschen, durch Sitten und Gewohnheiten des jeweiligen gesellschaftlichen Milieus und seine Ideologie bedingt.
Sie können entweder einen hemmenden oder einen fördernden Einfluß auf die menschliche Tätigkeit haben und sind in einem engen Zusammenhang mit den psychophysiologischen Veränderungen im Organismus. Deshalb sind bei ihrem Verlauf eine Reihe von Abweichungen beobachtbar: der Blutdruck, die Puls- und Atemfrequenz, der Hautwiderstand u.ä.. Manche Psychologen (Wassilkowski 1989, 118) weisen darauf hin, daß die Emotionen sowohl für die Menschen als auch für die Tiere typisch sind, während die Gefühle eher eine spezifische Eigenschaft der Menschen sind.
In der modernen Psychologie gibt es eine Richtung, die Emotionspsychologie heißt und zur Aufgabe die Erforschung und die Klassifikation von Emotionen hat. Sie ist vetreten durch W. Wundt, C. Burt, M. Meyer, R. Plutchik, Ewert, Schlosberg u.v.a..
Ganz allgemein wird zwischen Zustands- und Eigenschaftsemotionen unterschieden oder man spricht auch von kollektiven und individuellen, positiven und negativen, starken und schwachen Emotionen. Eine genauere Untersuchung läßt sie aber gruppieren in somatische (Antriebe, Stimmungsgrund, Schreck, Angst); situative (Freude, Zorn, Besorgnis, Überraschung); soziale (Liebe, Selbstlosigkeit, Antipathie, Aggression); kognitive (Interesse, Hoffnung, ästhetische und religiöse Gefühle); meditative Emotionen (Scham, Selbstwertgefühle, Schuldgefühle, moralische Gefühle) und Gefühlsstörungen (parathyme (abweichende Gefühle), neurotische, soziopathische Störungen, Depressivität).
Unter einem Gefühl versteht man ganz allgemein die Beziehung, die Stellungnahme des tätigen Subjekts zur Umwelt. Laabs (1989, 144) bestimmt die Gefühle als ,, eine Klasse von Emotionen, die unmittelbar auf objektiv-reale Sachverhalte, Personen, Situationen, auf die eigene Person gerichtet sind". Sie sind immer subjektiv und sind weder kognitive, noch willentliche Reaktionen des Individuums auf die Inhalte seines Erlebens. Sie sind universal, d.h. nicht an bestimmte Sinnesorgane gebunden. In gewissen Grenzen lassen sie sich beeinflussen (z. B. unterdrücken, zerstreuen).
Sie zeichnen sich durch eine kleinere Dauer im Vergleich zu den Stimmungen und durch eine niedrigere Intensität im Vergleich zu den Affekten aus. Eine interessante Äußerung zum Thema Gefühl hat der berühmte Philosoph Karl Jaspers (1994, 67) gemacht, dessen Bewertung es als einen solchen Begriff bestimmt, der gar keinen positiven, sondern nur einen negativen Inhalt hat: ,,Alles, was nicht Empfindung oder logische Form ist, nennt man Gefühl".
Es gibt ein- und mehrdimensionale Gefühlstheorien.3
Zu den eindimensionalen Ansätzen zählen die Lust-Unlust-Theorien, die schon bei
Aristoteles, später bei Brentano und Stumpf auffindbar sind. Von den mehrdimensionalen Gefühlstheorien sind diese von Wundt, von Traxel und von James und Lange zu erwähnen.
Wundt unterscheidet: Lust-Unlust ( die qualitative Seite psychischer Vorgänge); Erregung- Beruhigung (die Intensität) und Spannung-Lösung (der zeitliche Aspekt). Traxel hebt die folgenden drei Faktoren auf: angenehm-unangenehm, Unterwerfung- Ü berhebung und Motivationsgrad.
Und James und Lange weisen Ende des 19 Jh. auf die physiologischen Prozesse hin; für sie sind die Gefühle das Ergebnis viszentraler Empfindungen4. Ihre Theorie ist stark kritisiert worden, (z. B. von Cannon) und die physiologischen Veränderungen wurden in der neueren Zeit als Begleitphänomene der Gefühle wahrgenommen.
Es sind zahlreiche Versuche unternommen, was die Klassifikation von Gefühlen anbetrifft, jedoch bleibt das immer noch ein Problem. Ganz allgemein werden sie in positive und negative Gefühle geteilt, oder in hohe und niedrige, in dauerhafte und solche von kurzer Dauer... In formaler Hinsicht unterscheidet man: sensorische Gefühlstöne (angenehm, bitter), Anmutungen (heitere Landschaft), Körper-Gefühle (Frische, Müdigkeit), Gefühle im engeren Sinne (Liebe), Stimmungen (Traurigkeit), Affekte (Wut).
Nach der Art und Modi werden sinnliche, seelische, geistige Gefühle und Affekte, Leidenschaften, Stimmungen unterschieden. Ein weiterer Klassifizierungsversuch ergibt sich durch die Einbeziehung von gemeinsamen Situationsbedingungen für verschiedene Emotionstypen.
Dann wird unterschie den zwischen Primärgefühle, auf zielgerichtete Tätigkeit bezogen wie Zorn, Furcht, Freude; Vitalgefühle auf Körperwahrnehmungen bezogen wie Ekel oder Schmerz, Gefühle des Selbstkonzepts bezüglich erstrebter oder erreichter Leistungen wie Erfolg, Mißerfolg, Scham, Schuld und Gefühle, die die Umwelt betreffen wie Haß, Liebe oder Patriotismus. Wenn man von den gesellschaftlichen Normen ausgeht, lassen sich religiöse, logische, ethische, geistige,ästhetische, intellektuelle, praktische u.ä. Gefühle unterscheiden. Und im Alltag wird von Glück, Erstaunen, Furcht, Traurigkeit, Wut, Ekel, Verachtung, Interesse, Angst, Mitleid, Liebe, Haß u.v.a. gesprochen.
1.3. Das Gespraech. Die Gespraechsanalyse als linguistische Disziplin:
Das Wort Gespräch stammt aus dem mittelhochdeutschen Wort gespraeche und dem althochdeutschen gisprachi und hat die allgemeine Bedeutung von Sprechen, Sprechvermögen, Rede, Beredsamkeit, Unterredung, Beratung. Es weist eine ,,kollektive Wortbildung" zum Verb sprechen (< ahd. sprehhan < germ. sprekan < idg. (s)p(h)er- ,,rufen, widerhallen") auf, das ursprünglich ein lautmalendes Wort im Sinne von knistern, prasseln war.
Das Gespräch ist die Grundeinheit menschlicher Rede, es ist die natürlichste und die meist verbreitete Form der menschlichen Kommunikation (neben der Schrift, dem Zeichen, dem Bild, dem Ausdruck und der Handlung). Damit ein Gespräch glücken kann, werden ganz allgemein Sender, Empfänger, Kanal und Code vorausgesetzt. Noch das kollektivierende Präfix ge- bei der Wortbildung weist auf die Gemeinsamkeit der Gesprächspartner hin.
Das Gespräch als Forschungsgegenstand haben viele wissenschaftlichen Disziplinen wie z.B. Rhetorik, Philosophie, Pädagogik, Psychoanalyse, Ethnomethodologie u.ä., die es unter jeweils unterschiedlichem Gesichtspunkt betrachten, bewerten und analysieren.
Abgesehen von dieser interdisziplinären Forschung, beschäftigen wir uns mit dem Gespräch auf der Ebene der Gesprächsanalyse: eine relativ junge linguistische Teildisziplin, die Mitte der 70er Jahre entstanden und dann weiterentwickelt und erforscht wird. Ihr Gegenstands- bereich ist ausschließlich die mündlich realisierte Sprache, die für die Zwecke der Forschung auf jegliche Art und Weise konserviert wird - Verschriftung (Transkription), Videoaufnahme etc. Es werden dabei vorwiegend die organisatorischen und strukturellen Aspekte des Miteinander-Sprechens berücksichtigt, ohne dabei die thematisch-inhaltlichen Prozesse außer acht gelassen zu werden.
Im Rahmen der Gesprächsanalyse gibt es zahlreche Versuche das Gespräch näher zu definieren. Indem sie sich mit den schon etablierten Auffassungen auseinandersetzt und sie einer scharfen Kritik unterzieht, schlägt Bärbel Techtmeier (vgl. dazu Techtmeier 1984, 47f.) die folgende Definition vor, die wir auch für die Zwecke unserer Forschung anwenden werden: Das Gespräch ist das grundlegende Kommunikationsereignis der direkten Kommunikation, durch das die Partner verbal, mir Hilfe des Sprecherrollenwechsels, unter konkreten sozial-historischen Bedingungen, bestsimmte Tätigkeitsziele realisieren.
Bei unserer Untersuchung stützen wir uns weiterhin auf die Klassifikation und die Termini von Henne/Rehbock 5. Sie führen die "für eine Gesprächsanalyse relevanten Analysekategorien" (S.20) ein und unterscheiden zwischen Makroebene, mittlere Ebene und Mikroebene, auf denen ein Gespräch realisiert wird.
Unter Makroebene sollen wir die unterschiedlichen Gesprächsphasen verstehen. Die Gesprächseröffnung und -beendigung sind in der Gesprächsanalyse vielmals untersucht und beschrieben worden. Sie dienen zur Ausgrenzung der Interaktionseinheit Gespräch und stellen eigenartige Rituale dar.
Die Gesprächs-,,Mitte" ist durch Themenabfolgen und Themenwechsel gekennzeichnet, die durch den jeweiligen Gesprächspartner zu steuern sind. Von ihm hängen auch die vielfältigen Nebenthemen, Abschweifungen und Einschübe ab, die mitten im Gespräch vorkommen und als Gesprächs-,,Ränder" bezeichnet werden.
Die mittlere Ebene umfaßt kleinere Organisationseinheiten. Sie untersucht die Regeln des Sprecherwechsels, die Abfolge einzelner Redebeiträge und ihre Verknüpfung, die Gliederungssignale, das Hörerverhalten. Als Gesprächsschritt (engl. ,,turn") bezeichnet Goffmann (1974, 201, zit. bei Henne/Rehbock 1979, 22) ,,das, was ein Individuum tut und sagt, während es jeweils an der Reihe ist".
Ein Gesprächsschrittwechsel oder Sprecherwechsel (engl. ,,turn-taking") haben wir, wenn ein ehemaliger Hörer zum Sprecher wird, wobei gleichzeitig der ehemalige Sprecher die Hörerrolle übernimmt (Linke 1994, 264).
Der Sprecherwechsel kann auf drei Wege geschehen: entweder durch Selbstselektion, d.h. wenn man sich selbst an Stellen möglicher Redeübergabe zum Wort meldet; oder durch Fremdwahl - wenn der gegenwärtige Gesprächspartner den nächsten wählt (durch Nennung, Kopfnicken, Blick, Geste); oder wenn der Gesprächsleiter den folgenden Redner wählt (bei institutionalisierten Gespräche).
Unter Gesprächssequenz werden ,,diejenigen Gesprächsschritte mehrerer Gesprächspartner zu funktionellen Einheiten zusammengefaßt, für die die Eigenschaft der ,,bedingten Erwartbarkeit" (,,conditional relevance") gelten soll" (Henne/Rehbock 1979, 24). Als Sprechakte werden die kleinsten kommunikativen Handlungseinheiten bezeichnet. Sie können die Modalität der Gesprächskommunikation bestimmen und sind Teile der Gesprächsschritte oder fallen mit ihnen zusammen. Dem Sprechakt entspricht der Hörverstehensakt, der das aktualisierte Verstehensvermögen des Hörers zum Ausdruck bringt.
Die Menge der Mittel, durch die die Kommunikation im Sinne des Sprechers gesteuert wird, wird als Gliederungssignale bezeichnet, sie können auch den Inhalt verstärken oder den Sprecherwechsel vorbereiten.
Das sind u.a. ,,die bestätigungsheischende und informationsverstärkende Partikeln" wie ne, nich, gell, ja, woll (Henne/Rehbock 1979, 26). Das Back -Channel-Behavior (sog. Hörer-feed- back oder Rückmeldungspartikeln) sind Mittel des jeweiligen Hörers, ,,das Gespräch zu stabilisieren und in seinem Sinne zu akzentuieren" (Henne/Rehbock 1979, 27).
Die Mikroebene interessiert sich für die sprechaktinternen Elemente. Auf dieser Ebene werden die ersten Beobachtungen der gesprochenen Sprache angestellt. Dabei wird die syntaktische, lexikalische, phonologische und prosodische Struktur untersucht und dadurch sind die meisten Unterschiede in der Grammatik der geschriebenen und gesprochenen Sprache ermittelt worden.
(Die Prosodie ist die Gesamtheit sprachlicher Eigenschaften wie Akzent, Intonation, Quantität, Sprechpausen. Sie beziehen sich im allgemeinen auf Einheiten, die gr öß er sind als ein einzelnes Phonem. Dazu zählt auch die Untersuchung von Sprechgeschwindigkeit, Rhythmus und Sprechpausen. (vgl. dazu Bußmann 1990, 618).
Auf diesen drei Ebenen werden die unterschiedlichen Gefühle, die beim Sprechen zum Ausdruck kommen, zu analysieren sein. Dabei werden aber auch die mannigfaltigen Mittel zu ihrer Realisierung berücksichtigt und erforscht.
1.4. Linguistische Mittel:
Es kann sich um verbale oder um nichtverbale Mittel handeln. Die verbalen Mittel sollen wir dann auf den unterschiedlichen Sprachebenen untersuchen. Der Hauptakzent muß darin liegen, ausfindig zu machen, ob sie syntaktsischer (Satzarten, Wortstellung) oder morphologischer Art (Interjektionen, Adverbien, Partikeln) sind oder ob sie sich als Wortbildungsmittel (verschiedene Suffixe), als semantische (Wortwahl, Phraseologismen, Abweichungen von der Norm) oder als stilistische Mittel (Tropen und Figuren) realisieren.
Die nonverbalen Emotionsindifikatoren müssen dabei nicht außer acht gelassen werden, da diese paralinguistischen Begleitphänomene eine entscheidende Rolle für die Erschließung und das richtige Decodieren der Emotionen spielen. Es handelt sich um begleitende Geste, Gesichtsausdruck, Blickkontakt, Körpermimik, Körperhaltung, Modulationen des Stimmklangs, taktile Elemente u.ä., die einen wesentlichen Beitrag zur Bereicherung und Verfeinerung eines Dialogs haben. Wunderlich (1970, 15, zit. bei Bußmann 1996, 299) unterscheidet in dieser Hinsicht zwischen paralinguistischen und außerverbalen Mittel.
Er bezeichnet die paralinguistischen Mittel als Bestandteile der lautlichen Form und betont ihre Eigenschaft als solche etwa auf einen Tonband festgehalten werden zu können. Das sind die Intonation, die Tonhöhen und der Lautstärkenverlauf, der Sprechrythmus, die Pausengliederung und die Akzentuierung.
Als außerverbal werden die begleitenden Gesten, die Gesichts- und Körpermimik, die Körperhaltung, die Tränen u.ä. dargestellt. Die Bedeutung dieser Mittel ist in der Ausdruckspsychlogie und in der Personenwahrnehmungsforschung der Sozialpsychologie gründlich untersucht worden, in der Gesprächsanalyse aber bleibt das noch ein weißes Feld.
1.5. Zielsetzung der Diplomarbeit:
Mit unserer Untersuchung setzen wir uns die folgenden Ziele :
- Das Schaffen von allgemeinen theoretischen Voraussetzungen, die das Verstehen der vorliegenden Arbeit erleichtern und zugleich auch Einführung und Erläuterung der Begriffe, die von besonderer Wichtigkeit für die vorliegende Untersuchung sind.
- Auswahl eines passenden Analysekorpus, der sich für die Zwecke der beabsichtigten Forschung besonders gut eignet und den Anforderungen der Analyse völlig entspricht.
- Die Ermittlung von den linguistischen Gefühlsindifikatoren in deutschsprachigen Gesprächen, die zu Unterrichtszwecken aufgenommen worden sind und eine möglichst niedrige dialektale Färbung aufweisen.
- Die Erforschung dieser Gefühlsindifikatoren auf den unterschiedlichen sprachlichen Ebenen - Wortbildung, Syntax, Morphologie, Semantik, Stilistik - wobei der funktionelle Aspekt und der gesprächsanalytische Ansatz besonders stark berücksichtigt werden.
- Die Ermittlung von den dadurch explizierten Gefühle.
- Die Ermittlung von den nonverbalen Gefühlsindifikatoren.
- Klassifikation der ermittelten verbalen Mittel auf Grund ihrer Realisierung auf den unterschiedlichen sprachlichen Ebenen. Zusammenfassung der Ergebnisse und Schlußfolgerungen von der Untersuchung.
1.6. Analysekorpus und Analyseverfahren:
1.6.1. Begruendung der Auswahl:
Für die Zwecke unserer Forschung würden sich am besten echte Alltagsgespräche eignen, die unter bekannten Gesprächspartnern stattfinden. Da diese Dialoge im Prinzip keinen Grad an Vorbereitetheit aufweisen, können sie ein hervorragendes Klima für das Entstehen und Verbalisieren von Gefühlen schaffen. Denn die Gemütszustände sind weder willentlich, noch kognitiv und sind primär durch den Faktor Spontaneität bedingt. Außerdem führt die Vertrautheit zwischen den Sprechenden zu mehreren emotionellen Reaktionen.
Die zu behandelnden Themen und Probleme, die vom Belang für die sich schon kennenden Konversierenden sind, wecken Ihr Interesse. Auf diese Weise können sie von sich auch eine Mehrzahl von Gefühlsausbrüchen geben, die an und für sich auf mannigfaltige sprachliche Mittel zurückzuführen sind und daher für uns ein breites Feld zur Analyse und Erforschung darstellen. Zu unserem Bedauern sind wir aber nicht imstande, solche Konversationen zu sammeln und zu den Zwecken unserer Untersuchung anzuwenden und deshalb haben sich uns zwei andere Möglichkeiten zur Verfügung gestellt: Dramentexte oder für die Zwecke des Unterrichts aufgenommene Gespräche.
Die Dramentexte sind in der Regel aufgrund dialogischer Rede gebaut und in diesem Sinne spricht man auch von einer ,,Kommunikationsstruktur des Dramas" (Eicher/Wiemann 1997, 129). Wir sollen aber vor allem in Betracht ziehen, daß diese Dialoge eigentlich einen schriftlich fixierten Text darstellen. Sie lassen sich ebenso als simuliert und inszeniert bestimmen, wobei der Gesichtspunkt des Autors, der die eigenen Vorstellungen in seinem Werk encodiert, maßgebend ist. Auf diese Weise werden auch die in den entstandenen Gesprächen explizierten Gefühle stark subjektiv gefärbt und ausschließlich durch das Prisma des Dichters wiedergegeben.
Er hat auch die Möglichkeit, über das sprachliche Mittel zu bestimmen, durch das ein bestimmter Gemütszustand verbalisiert wird, indem er sein persönliches Weltwissen anwendet. Außerdem sollen wir bei unserer Betrachtung der Dramengespräche vor Auge halten, daß sie eine Adressatenorientiertheit aufweisen (eine Mehrzahl an potentiellen Rezipienten voraussetzen) und zum Zwecke einer Inszenierung und daher auch einer Interpretierung geschaffen sind. Bei diesen Dialogen werden häufig auch die Konversationsmaximen von Grice verletzt. Alle oben aufgeführten Besonderheiten der Dramengespräche lassen uns einen krassen Unterschied im Vergleich zu der Alltagsrede erkennen und zu der Schlußfolgerung kommen, daß sie sich nicht ganz gut für unsere Untersuchung eignen.
Die andere (und letzte) Möglichkeit für uns ist, als Analysekorpus solche Gespräche zu verwenden, die zu Unterrichtszwecken aufgenommen worden sind. Diese Konversationen weisen eine Reihe von Ähnlichkeiten mit der echten dialogischen Rede auf: Zwar ist bei einem Gesprächspartner ein gewisser Grad an Vorbereitetheit vorausgesetzt, das betrifft aber nur die Themenauswahl (Themenfixiertheit), da sein eigentliches Ziel ist es, den anderen Gesprächspartner in einen alltäglichen Dialog zu verwickeln und auf diese Weise eine möglichst echte Unterhaltung zu schaffen.
Als Hauptproblem erweist sich dabei die Tatsache, daß die beiden Konversierenden im Prinzip unbekannt sind. Das hat zur Folge, daß die Vertrautheit zwischen ihnen nur durch die konkrete Situation - ein unverbindliches Gespräch auf der Straße - entsteht. Deshalb verlassen manchmal auch diese Konversationen nicht die Sphäre der ursprünglichen Teilnahme und Engagiertheit und weisen nicht die inneren Regungen auf, die den privaten Gesprächen eigen sind. Jedoch zeichnen sich aber diese für die Zwecke des Unterrichts aufgenommene Dialoge durch mannigfaltige Gefühlsausbrüche und durch eine Mehrzahl spontanen emotionellen Reaktionen aus, und deshalb haben wir uns für sie entschieden und in der vorliegenden Arbeit sie ausführlich zu analysieren versucht.
1.6.2. Beschreibung:
Die von uns erforschten Gespräche sind Filmsequenzen mit versteckter Kamera, die im Hinblick auf eine möglichst niedrigere dialektale Färbung in Norddeutschland aufgenommen worden sind. Dieses Projekt ist mit Hilfe eines Akteurs realisiert worden, der zufällige Fußgänger zu einem ,,echten" Gespräch in arrangierten Situationen zu verleiten versucht. Es hat sich dabei als ,,schwierig und z. T. als heikel erwiesen, Passanten zu sprachlichen Reaktionen provozieren zu wollen, die über das lineare Antwortgeben hinausgehen und in subjektiv-emotionale Bereiche (etwa Ausdruck von Freude, Zorn, Überraschung usw.) vordringen." (Begleitheft zu ,,Direkt angesprochen 2" - Müller 1984, 14). Jedoch wird uns dadurch eine breite Palette von Emotionen in typischen Alltagssituationen offenbart.
Diese Gespräche kennzeichnen sich auch dadurch, daß sie den Anspruch auf einen möglichst höheren Grad an Echtheit erheben. Dem Schema von Henne/Rehbock (1979, 32f.) folgend, kann man sie als natürliche arrangierte Gespräche bestimmen, die aber als spontan zu interpretieren sind. Ihr situationeller Kontext ist eine direkte face-to-face Kommunikation, die sich durch zeitliche Simultaneität und räumliche Nähe kennzeichnet. In der Regel handelt es sich um ein interpersonales dyadisches6 Gespräch, wo der Öffentlichkeitsgrad der Gesprächspartner von privat bis nicht öffentlich variiert.
Das soziale Verhältnis zwischen ihnen ist symmetrisch7 und wenn nicht, dann haben wir es mit einem asymmetrischen gesprächsstrukturell bedingten Verhältnis zu tun (z. B. bei einer Befragung oder einem Interview wie in der Sequenz 5). Die Sprechenden sind unbekannt bis flüchtig bekannt und im Allgemeinen nicht auf das Thema vorbereitet (mit Ausnahme von dem Akteur, der aber eben die Rolle eines zufälligen Passanten spielt). Die zu analysierenden Gespräche haben eine diskursive8 Handlungsdimension, die einen alltäglichen Charakter aufweist. Es geht dabei um themabereichfixierte Gespräche.
Das Verhältnis von Kommunikation und nichtsprachlichen Handlungen ist apraktisch, d.h. nicht in außersprachlichen Handlungen verflochten und daher ihren Sinn beziehend. Die Dialoge selbst sind mit einer Videokamera aufgenommen und zu den Zwecken des Unterrichts in einem Begleitheft auch transkribiert worden. Sie sind in verschiedenen Sequenzen aufgeteilt.
Die von uns untersuchten Konversationen sind sieben an der Zahl. Sie sind aus unterschiedlichen Reihen entnommen, im Hinblick darauf, daß sie nicht ein und dasselbe Gesprächsgegenstand haben und auf diese Weise gleiche oder ähnliche Gefühle verbalisieren. Die Selektion ist nach unserer subjektiven Meinung eingetreten, wobei das Hauptkriterium war es, eine möglichst vielfältige Emotionsskala zu erforschen, die durch abwechslungsreiche linguistische Mittel versprachlicht wird.
Die von der Analyse erfaßten Gespräche sind: ,,So ein armer Hund", ,,Vorsicht Linsen", ,,Fragen kostet nichts", ,,Verkehrte Welt", ,,Kein schlechter Fund" und zwei Dialoge aus der Sequenz ,,Immer diese Raucher", da sie in einem hohen Grade echte emotionelle Reaktionen bei den Befragten erkennen lassen.
1.6.3. Analyseverfahren:
Erster Schritt:
Unser Analyseverfahren besteht darin, daß wir in den Äußerungen der Gesprächspartner die konkreten linguistischen Mittel ausfindig zu machen versuchen, die Indikatoren für die Gemütszustände der Sprechenden sind. Beim Vollzug dieses Schrittes sind wir der natürlichen Reihenfolge der Gesprächsbeiträge nachgegangen, damit wir den Faktor außersprachlichen und innensprachlichen situationellen Kontext, der maßgebend bei einer Konversationsanalyse ist, am besten berücksichtigen können.
Zweiter Schritt:
Von dem funktionalen Aspekt ausgehend, werden die gegebenen Einheiten zu den unterschiedlichen Ebenen der deutschen Grammatik (morphologische, semantische, syntaktische, etc.) gezählt und mit den Methoden der jeweiligen linguistischen Disziplin erforscht. Hierbei wird auch der gesprächsanalytische Standpunkt in Betracht gezogen, damit die kommunikative Funktion ebenfalls ermittelt wird.
Dritter Schritt:
Hier sind wir auf die explizierten Gefühle näher eingegangen, wobei wir aber keine ausführliche Erklärung vorgenommen haben, warum wir gerade der Meinung sind, daß eben dieser oder jener Gemütszustand versprachlicht wird. (Sonst würde eine Verschiebung des Hauptakzents geschehen und die vorliegende Arbeit würde eine allzu psychologische Färbung bekommen.)
Vierter Schritt:
Danach sind wir auf die nonverbalen Gefühlsindifikatoren kurz eingegangen, damit wir ihre wichtige Rolle bei der Explikation von Emotionen im Verlauf des Dialogs veranschaulichen können. Dabei haben wir näher die Intonation, die Körperhaltung und den Gesichtsausdruck in Betracht genommen. Eine vollständige Analyse der nonverbalen Begleitphänomene ist nicht vorgenommen, da sie zu umfassend wäre und dem Zweck der vorliegenden Arbeit, nämlich der Ermittlung der linguistischen Gefühlsindifikatoren, nicht entsprechen würde.
Fünfter Schritt:
Nach dieser Bestimmung, primären Einordnung und Analyse haben wir eine globale Klassifikation vorgenommen, ausgehend davon, auf welcher sprachlichen Ebene das konkrete linguistische Mittel realisiert ist. Dabei ist auch auf den konkreten Dialog verwiesen, der im Anhang zu lesen ist.
Hiermit bieten wir ein Beispiel an, damit wir unser Analyseverfahren veranschaulichen können:
1A: Von wo denn?
Die Modalpartike l denn hat in den Fragesätzen eine stark mildernde Funktion und dient als ein Mittel, wodurch die Gesprächsmaxime der Höflichkeit nicht verletzt wird (vgl. dazu Bublitz 1978, 61). In dieser Ergänzungsfrage kommt die Partikel denn betont vor und nimmt Bezug auf das Vorausgehende. Der Hörer braucht eine befriedigende Antwort, eine Information, die er bisher nicht erhalten hat. Der Gebrauch von denn als Abtönungspartikel ist konversationsbezogen und rückwärtskonnektierend, d.h. reaktiv. Außerdem hat er einen wesentlichen Beitrag zur natürlichen und freundlichen Gestaltung der Frage (Helbig 1988, 107f.).
Denn läßt uns Rückschlüsse auf die Gemütsverfassung der Konversierenden ziehen. Aus der außersprachlichen Situation läßt sich eine Neugier erschließen. Zugleic h werden auch die Hilfsbereitschaft und die Engagiertheit seitens des Hörers verbalisiert, wobei sich auch seine Aufmerksamkeit zu spüren gibt.
2. Mittel zum Ausdruck von Gefuelen beim Gespraech:
2.1. Theoretische Ueberlegungen:
2.1.1. Sprechakt- und kommunikationstheoretische Ueberlegungen:
Die Sprechakttheorie, die vor allem von den Sprachphilosophen Austin und Searl vertreten und aufgearbeitet wird, vermittelt ein Wissen über das Verhältnis von Form und Funktion eines Satzes. Es werden die syntaktischen Satztypen (Aussage-, Frage- und Aufforderungssatz) mit ihrer wörtlichen und linguistischen Bedeutung und ihre illokutionäre Rolle voneinander abgehoben. Indikatoren für die Illokution sind vorwiegend die performativen Verben9, aber sie kann auch durch die Wortstellung, die Intonation und den sprachlichen und nicht sprachlichen Kontext signalisiert werden.
In den sprechakttheoretischen Auffassungen wird der Sprechakt als die kleinste Redeeinheit bestimmt, die syntaktisch, semantisch und intonatorisch wohlgeformt ist. Ein jeder Sprechakt wird als einen Handlungsakt angesehen. Indem wir sprechen, handeln wir. Dieses sprachliche Handeln ist in einer konkreten Situation eingebettet und hat einen bestimmten Zweck, der eine eigene Rolle in der Kommunikation hat. Deshalb lassen sich die sprachlichen Äußerungen von ihrem situationellen Kontext isoliert schwer ausdeuten und analysieren. Von Belang für ihr richtiges Verstehen und Decodieren sind die sog. Präsuppositionen10.
Interessant in dieser Hinsicht ist die Auffassung von Ducrot (zit. bei Bublitz 1978, 16), der in einer sprachlichen Äußerung Vor- und Nachgeschichte voneinander abhebt. Zum ersten Begriff zählt er die Präsuppositionen, die Sprecherannahmen und -erwartungen, und zum zweiten das Mitverstandene (,sous-entendus`) und die suggerierten Schlußfolgerungen (,invited inferences`).
Unsere Recherchen, wie schon angeführt, vollziehen sich im Bereich der Konversationsanalyse. Die zu unseren Zwecken erforschten Gespräche stellen ,,die Grundeinheit sprachlicher Kommunikation" dar (Henne/Rehbock 1979, 18). Ganz allgemein können wir die Gespräche als eine Erscheinungsform der Kommunikation bestimmen11 und deshalb möchten wir auch auf den letzten Begriff aufmerksam machen und kurz darauf eingehen. Das Wort stammt aus dem lateinischen communicare, was die Bedeutung von gemeinsam machen, vereinigen, mitteilen hat.
Diese ursprüngliche Bedeutung weist auf den Gemeinschaftscharakter dieses Phänomens hin. Denn die Kommunikation setzt Gemeinsamkeiten zwischen den Kommunizierenden voraus, die sich auf ,,gemeinsames Wissen und partiell gemeinsame Überzeugungen" beziehen. (Wunderlich zit. bei Bublitz 1978, 96).
Diese Haupteigenschaft der Kommunikation wird mit dem Begriff Kommunikationsdreieck in Zusammenhang gesetzt, das ihre Grundstruktur verdeutlicht und aus Kommunikator12, Kommunikant13 und Botschaft14 besteht. Als wichtigste Kommunikationsmittel sind die Sprache, die Schrift, das Zeichen, das Bild, der Ausdruck und die Handlung zu erwähnen. Ganz allgemein unterscheiden wir verbale und nonverbale Kommunikation.
Bei unseren Forschungen richten wir unsere Aufmerksamkeit vorwiegend auf die sprachliche, lassen aber dabei auch die nichtsprachliche nicht ganz außer acht. Die Eigenschaften der sprachlichen Kommunikation faßt Linke (vgl. dazu Linke 1994, 173f.) folgendermaßen auf: sie soll eine symbolische Interaktion sein, die ein partnerorientiertes Handeln darstellt, das ein intentionales Verhalten in sich ist. Die Kommunikation kennzeichnet sich durch eine bunte Palette von Auswirkungen, die von Nichtachtung bis zur Manipulation reichen (vgl. dazu Benesch 1992, 209).
Interessant in diesem Zusammenhang ist die berühmte Äußerung von P. Watzlawick (zit. bei Linke, Benesch, Stempel), daß man ,,nicht nicht kommunizieren kann".
Er bezeichnet als kommunikativ auch das nicht intentionale und nicht interaktive Verhalten, da es sich interpretieren läßt (z. B. wenn das Schweigen als Antwort angenommen wird) und deckt auf diese Weise eine neue Dimension in der Kommunikationstheorie auf. Watzlawick legt mehr wert auf solche Elemente des menschlichen Benehmens wie Glaubwürdigkeit, Ernsthaftigkeit, Charakter der Gesprächspartner, als auf die sprachlichen Formulierungen. Seine Auffassung ist viel besprochen, von manchen Sprachwissenschaftlern auch mit Zweifel empfunden, jedoch aber ,,nicht bestreitbar" (Stempel 1984, 154).
1975 formuliert Grice das sog. Kooperationsprinzip, dessen Grundidee ist es, daß die Kommunikation ein kooperatives Handeln, eine Interaktion ist. Somit wurde ein weiterer Faktor zu den bisher als grundlegend für die Interpretation einer Äußerung aufgefaßten zwei Faktoren - Satzbedeutung und sprachlicher und nichtsprachlicher Kontext - hinzugefügt. Diesem Prinzip wurde aber Abstraktheit vorgeworfen und deshalb leitet Grice vier Konversationsmaximen ab, die als ,,vernünftig akzeptierten Anforderungen an effektive Kommunikation" (Bußmann 1990, 422) gelten sollen.
Ihr Nicht-Akzeptieren könnte zu einem Bruch in der Kommunikation führen. Die Maxime der Quantität verlangt von dem Sprechenden, daß nicht mehr gesagt wird, als nötig. Die Maxime der Qualität erfordert dazu auch einen hohen Grad an Wahrheit bei der Aussage.
Die Maxime der Relation lautet, daß man nur Themarelevantes sprechen soll und die Maxime der Modalität setzt Klarheit und keine Dunkelheit und Mehrdeutigkeit im Ausdruck voraus. Die vier Maximen werden als die Grundlage für einen ,,maximal effizienz- und rationalitätsorientierten Informationsaustausch" (Stempel, 1984, 163) angesehen.
Die mündliche Kommunikation wird normalerweise als ein Gespräch verstanden, wo die beteiligten Personen ständig wechseln und zwischen denen zeitliche und räumliche Simultaneität besteht. Bei dieser face-to-face Interaktion haben sie die Möglichkeit zu Rückfragen und können mit Hilfe von nonverbalen Mitteln auf etwas hinweisen oder sogar Bezug zum Thema nehmen.
Man braucht nicht unbedingt alles in Sprache zu fassen und deshalb haben wir oft bei den Alltagsgesprächen karge Aussagen und kurze, unvollständige Sätze. ,,Sprachliches Handeln im Rahmen der Alltagskommunikation verläuft gewöhnlich zwanglos und ist weniger geplant als zum Beispiel ein institutionelles Gespräch" (Ramge, zit. bei Lüger, 1993, 6). Deshalb ist auch der genaue sprachliche Ausdruck nicht so wichtig.
Als Anlaß für solche Dialoge bestimmt Stempel (1984, 152) den ,,Wunsch oder das Bedürfnis, sich mit einem oder mehreren Gesprächspartnern auszutauschen". Diese Gespräche verlaufen meistens spontan und die Kommunizierenden sind in einem höheren Grade entspannt und sollen und können viel improvisieren. Sie verhalten sich offen und natürlich und haben die Möglichkeit zur Äußerung eines Werturteils.
2.1.2. Probleme und Ueberlegungen bei der Analyse:
Der Faktor Situationalität spielt eine wichtige Rolle nicht nur bei der Ermittlung der sprachlichen Äußerungen, sondern auch bei der Bestimmung der dabei explizierten Gefühle, da sie nur durch ihren Bezug zu der konkreten Situation verstanden werden können. Demzufolge sollen wir beiunseren Forschungen immer von dem situationellen Kontext ausgehen und erst dann die linguistische und psychologische Bedeutung der Phänomene ausfindig zu machen versuchen.
Bei der Interpretation sollen wir auch die Tatsache beachten, daß wir als Interpreten zeitlich und räumlich von den Sprechenden getrennt sind. Dabei geht uns eine wichtige Seite von der face-to-face Interaktion verloren, und nämlich die nonverbale Kommunikation. Darunter verstehen wir die paralinguistischen und außerverbalen Begleitphänomene, die eine entscheidende Rolle für die Erschließung und das richtige Entschlüsseln der Emotionen spielen und das Gespräch in einem hohen Grade bereichern und verfeinern. Es handelt sich dabei einerseits um Intonation, Tonhöhen und Lautstärkenverlauf, Sprechrythmus, Pausengliederung und Akzentuierung, und andererseits um begleitende Geste, Gesichtsausdruck, Blickkontakt, Körpermimik, Körperhaltung, taktile Elemente u.ä..
Bei der Bestimmung der in dem konkreten Gespräch explizierten Gefühle können wir auch dem Faktor der Subjektivität nicht ausweichen. Darunter wird unsere persönliche Einschätzung, Auswertung und Bestimmung der Gefühle gemeint. Bei einer geglückten Kommunikation bewerten sowohl der Sender, als auch der Empfänger die Nachricht (bei uns die Gefühle) auf die gleiche oder ähnliche Weise.
Wir gehen davon aus, daß wir - als an dem kommunikativen Prozeß nicht direkt Beteiligten - in den meisten Fällen imstande sind, die emotionelle Seite wie die potentiellen Adressaten zu interpretieren. Es soll aber nicht ausgeschlossen werden, daß wir manchmal die emotionalen Indikatoren auf eine unterschiedliche Weise wahrnehmen und ausdeuten, als ursprünglich intendiert und decodiert war.
Die Ursache dafür ist darin zu suchen, daß uns der situationelle Kontext und die allgemeinen Wissensbestände der Gesprächspartner nicht immer vertraut sind. Deshalb bekommt der Bekanntheitsgrad der Sprechenden, die in unseren Gesprächen meistens unbekannt bis flüchtig bekannt sind, eine besondere Wichtigkeit.
Es entsteht zwar ein gewisser Grad an Vertrautheit zwischen ihnen, der sich aber nur durch die unmittelbare außersprachliche Situation - ein Gespräch auf der Straße - ergibt. Immerhin bleiben die Sprechenden unbekannt und das führt mit sich keine besonderen Gefühlsausbrüche.
Außerdem kennzeichnen sich auch die meisten zu behandelnden Gesprächsthemen keinesfalls durch den Faktor Privatheit. Und bei einem öffentlichen Problem bleibt die Engagiertheit der sprechenden Personen eher auf der Oberfläche, als wenn es sich um private Angelegenheiten handelt. Deshalb verlassen auch die analysierten Gemütszustände nicht die Sphäre der ursprünglichen Teilnahme und Engagiertheit, charakterisieren sich jedoch keinesfalls durch die tiefe Emotionalität, die der privaten Gespräche unter bekannten Gesprächspartnern eigen ist.
Ein anderes Problem ergibt sich, wenn wir versuchen, die explizierten Gefühle mit Hilfe der Sprache zu bezeichnen, da ein und dasselbe linguistische Mittel Indikator für mehrere emotionelle Zustände sein kann. Ohnehin ist die Grenze zwischen ihnen nicht so streng zu ziehen und manchmal fällt es sogar dem Empfänger schwer, das vom Sender intendierte Gefühl richtig zu bestimmen. Außerdem kommt beim Sprechen nicht explizit ein einziges Gefühl zum Ausdruck, sondern ein Bündel von Gefühlen, die einen gleichen oder ähnlichen psychologischen Wert haben.
Zum Beispiel Aggressivität, Unruhe, Empörung, Zorn, Ärger, Ungeduld u.ä. können zugleich ausgedrückt und durch ein und dasselbe linguistische Mittel versprachlicht werden.
Eine strenge Grenze ist zwischen diesen Gefühlen ohnehin nicht zu ziehen, man nimmt aber im großen und ganzen an, daß eines von ihnen eine dominierende Rolle hat und die anderen ihm untergeordnet sind.
In diesem Zusammenhang sollen wir auch die Tatsache beachten, daß die mündliche Sprache eine wesentliche Armut an Lexemeinheiten aufweist im Vergleich zu der Schriftsprache. Denn in der alltäglichen Rede wird nur eine ganz begrenzte Anzahl von Wörtern verwendet, der größte Teil des Wortschatzes bleibt als passives Wissen im Hinterkopf des Sprechenden. Diese Tatsache würde aber keinesfalls eine solche Aussage berechtigen, wo es behauptet wird, daß die mündliche Sprache einen niedrigeren Grad an Emotionalität aufweist. Nur ist die Fülle der Mittel, wodurch die Gemütszustände verbalisiert werden, nicht so groß.
Es ist doch wunderlich, wie viele und mannigfaltige Gefühle ein einziges linguistisches Mittel zum Ausdruck bringen kann. Zu dieser Schlußfolgerung kommen wir keinesfalls nur aus der isolierten Betrachtung eines linguistischen Mittels, sondern auch aus der Erschließung der Gesamtbedeutung der ganzen Äußerung. Es gibt sogar Fälle, wo wir von keinem isolierten Lexem sprechen können, das die Emotionalität des Sprechenden verbalisiert, sondern der gefühlshafte Charakter der Äußerung wird eben vom Zusammenspiel aller Bestandteile und der daraus entstandenen Gesamtbedeutung getragen. Manchmal kann der Sinn der ganzen Äußerung eben durch den widersprüchlichen Charakter entstehen, den die einzelnen Satzglieder aufweisen.
Die eigenartige Auswahl der Lexemeinheiten (poetische Funktion der Sprache) und das
Zusammenspiel zwischen dem situationellen und außersprachlichen Kontext und der Intention verleihen dem konkreten Mittel eine besonders starke emotionelle Färbung und nuanceren es reich. Die Ausdruckskraft einer Äußerung aber wird in der Regel von dem ganzen Gesprächsschritt oder zumindest von dem jeweiligen Sprechakt getragen.
Da unser tatsächlicher Zweck aber die Ermittlung von den mannigfaltigen linguistischen Mitteln ist, die zum Ausdruck von Gefühlen einen wesentlichen Beitrag leisten, ziehen wir in Betracht nicht die komplexe Äußerung, sondern nur bestimmte Teile von ihr. Wir unternehmen deshalb eine eigenartige ,,Zergliederung" und richten unsere Aufmerksamkeit ausschließlich auf die in der Rede realisierten syntaktischen, morphologischen, stilistischen etc. Mittel, die uns wichtig und relativ emotionell beladen erscheinen. Unsere Analyse geschieht aber immer unter Berücksichtigung der schon oben angeführten Faktoren.
Da es sich in einem konkreten Dialog in der Regel um einen Sachverhalt handelt (die Gesprächsmitte kennzeichnet sich durch ein Hauptthema und innerhalb dieses Themas werden auch andere Subthemen angesprochen und gewechselt), ist auch die Vielfalt der ausgedrückten Gefühle primär in einer bestimmten Richtung.
Das heißt, es werden mannigfaltige Mittel von den Gesprächspartnern verwendet, um ein und denselben Bereich von Emotionen zu verbalisieren. Deshalb ist es nicht sehr angebracht, Synonym- oder Konkurrenzformen einer grammatischen Erscheinung im Rahmen eines konkreten Gesprächs bei der Analyse mehrmals unter die Lupe zu nehmen wie z.B. die Reihung von Gliederungssignale wie ne, nich, nicht, ja, gell u.ä. oder die ganze Fülle von Modalwörtern wie offenbar, offensichtlich, sicher, vielleicht, wahrscheinlich usw., die in einem Gespräch vorkommen.
Auf eine Argumentation, warum der Sprechende eben die angeführten Gefühle empfindet, haben wir aus dem Grunde verzichtet, da dies der vorliegenden Arbeit einen allzu psychologischen Ansatz verleihen würde und unsere ursprünglichen linguistischen Fragestellungen beiseite schieben würde.
Interessant im Kontext unserer Forschung erscheint uns das folgende Phänomen: wenn man ü ber seine Empfindungen redet, dann kann man schwer die treffenden sprachlichen Mittel finden und gerät normalerweise in Schwierigkeit und Verlegenheit, man wird nervös, man spricht nicht deutlich und das Gesagte nimmt man im großen und ganzen nicht als klar und eindeutig wahr. (Vgl. dazu die Filmsequenz drei, wo die Passanten über ihre Empfindungen über das Glück sprechen sollen).
Und einen ganz unterschiedlichen Fall haben wir, wenn man miteinander ganz ungezwungen spricht: dann bringt man eine bunte Palette von Gefühlen zum Ausdruck. Das hängt mit der Eigenschaft der Gefühle zusammen, daß sie ihrem Wesen nach keine kognitiven Prozesse darstellen. Wenn man sie zu analysieren versucht, muß man unbedingt den Faktor Spontaneität beachten, da sie immer spontan und in Zusammenhang mit einer konkreten Situation entstehen und erst dann durch verbale und nonverbale Mittel expliziert werden. Deshalb fällt es dem Redenden leichter, die entstandenen Gefühle impulsiv zu versprachlichen, als seine Empfindungen durch den Kopf gehen zu lassen, sie zu bedenken und erst dann zu versuchen, sie zu verbalisieren.
Ein weiteres Problem bei unseren Recherchen ergibt sich daraus, daß die Pragmalinguistik, die Gesprächsanalyse und die Psychologie, auf deren Gebiet wir zu forschen versuchen, humanitäre Wissenschaften sind und nicht mit Postulaten und genauen Maßstäben operieren. Das kann als Folge haben, daß die Ausdruckskraft ein und desselben linguistischen Mittels auf unterschiedliche Weise wahrgenommen und interpretiert werden kann, wobei alle Interpretationen einen wahrhaftigen Charakter aufweisen und einen hohen Anspruch auf Richtigkeit erheben können.
Die in einem Redebeitrag geäußerten Gemütszustände sind nicht immer logisch erschließbar. Manchmal kommen dabei sogar als Gegensätze empfundene Gefühle zum Ausdruck, wie z. B. Ergebenheit und Unversöhnlichkeit. Das sollen wir aber keinesfalls als eine Art Unfolgsamkeit und Zerstreutheit beim Redner annehmen und daher negativ bewerten, sondern vielmehr als eine Folge der spontanen und ungezwungenen Situation der Alltagsrede interpretieren, wo die Redebeiträge nicht vorbereitet und im voraus überlegt sind, sondern impulsiv entstehen und manchmal auch völlig unbedacht (und deshalb später auch bezweifelt werden).
Als heikel hat sich in den meisten Fällen auch die Frage nach den homonymen Formen einer grammatischen Erscheinung erwiesen. Uns als Interpreten, und nicht als unmittelbare Teilnehmer an den analysierten Gesprächen fällt es manchmal schwer die gebrauchten Homonymformen voneinander abzuheben (wie z.B. die Abtönungs- oder Antwortpartikel also und das Kausaladverb also). Als Sprachforscher können wir aber auf diese Weise vieles über den Reichtum der Sprache und deren Ausdrucksform schlußfolgern.
Die vorliegende Arbeit erhebt keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit der angeführten und analysierten linguistischen Mittel, da die Analyse aufgrund der konkreten Alltagsgespräche erfolgt und der dort verbalisierten Gefühlsindifikatoren unter die Lupe zieht.
Daher erweisen sich in manchen Bereichen (wie z. B. Wortbildung) zu wenig realisierte Sprachmittel, die auf Emotionalität hinweisen. Eine Vervollständigung der Reihen wird aber nicht vorgenommen, da ausschließlich die aufgezählten Dialoge Gegenstand der Untersuchung sind.
2.2. Verbale Mittel:
2.2.1. Auf der Wortbildungsebene:
Im Bereich der Wortbildung sind für die Zwecke unserer Forschung - die Ermittlung der linguistischen Gefühlsindifikatoren - von besonderem Interesse die Modelle der Suffigierung und Präfigierung, da eine Mehrzahl von Suffixen und Präfixen eine einschätzende Nuance enthält und auf diese Weise auf die emotionale Einstellung des Sprechenden hinweist. Solche sind z. B. ent-, los-, un-, miß-, ab-, -freudig, -fähig, etc.. In den analysierten Gesprächen sind wir auf die folgenden Beispiele gestoßen:
1A: Entschuldigung
Das Substantiv Entschuldigung wird durch Präfigierung gebildet, wo dem Wurzelmorphem Schuld das Präfix ent- angefügt wird. In diesem Fall bezeichnet ent- die Beseitigung oder Entfernung der im Grundwort genannten Dinge (die Schuld).
Die Sprechhandlung Entschuldigung hat hier eine gesprächseröffnende Funktion. Die Entschuldigung kann man auch in einem gewissen Sinne zu den Gefühlen zählen: Wir entschuldigen uns immer, wenn wir etwas Schlechtes getan und die Normen auf irgendeine Weise verletzt haben und es dann bereuen, oder auch wenn wir jemanden bei seiner Beschäftigung stören.
Wenn man sich entschuldigt, empfindet man Schuld, die durch das Verbalisieren dieser Sprachhandlung abgenommen werden soll. Auch Bedrängnis, Reue, Verlegenheit und Furcht (besonders bei einem ausgeprägt asymmetrischen15 Verhältnis) kennzeichnen diesen Prozeß.
Der Sich-Entschuldigende soll sich seiner Schuld bewußt werden und der Empfänger (der Entschuldigende) soll dazu bereit sein, die Entschuldigung anzunehmen und eventuell zu vergeben (und auf diese Weise die Schuld zu beseitigen).
Es gibt zahlreiche linguistische Mittel, durch die das Sich-Entschuldigen versprachlicht wird: Nominalphrase (Entschuldigung), Verbalphrase (entschuldigen Sie, bitte), höfliche Bitte oder Frage (Darf ich Sie bitte um Entschuldigung bitten) u.v.a. Oft hat diese Sprechhandlung auch eine kontaktaufnehmende und gesprächseröffnende Funktion und danach folgt immer eine Erklärung über den Grund und die Ursache der Störung.
1A: Loswerden.
Dieses Verb ist stark negativ konnotiert und diese Wertung läßt sich vorwiegend aus dem Wortbildungspräfix los- erschließen, das hauptsächlich auf ein Ablösen hinweist, sowie auf einen Unwillen, etwas bei sich zu behalten.
Der Gebrauch dieses Lexems erscheint als einen eigenartigen Verstoß gegen die bisher im Laufe des Gesprächs explizierten Gefühle des Wohlwollens und Mitgefühls, da dadurch eine ablehnende Einstellung seitens der sprechenden Person signalisiert wird. Ihre Abneigung, wie auch ihre Aggressivität und Gereiztheit kommen dadurch auch deutlich zum Vorschein. Mißbilligung und Feindseligkeit sind auch zu spüren.
4A: Verloren - vergessen
hier können wir ganz deutlich eine Zögerung beim Redenden vernehmen, was die Wahl des treffenden Wortes (poetische Funktion der Sprache) anbelangt. Das ist ein eindeutiges Kennzeichen von seiner Verwirrung. Die beiden Lexeme weisen eine deutlich ausgeprägte negative Konnotation auf, die durch das Wortbildungspräfix ver- zustande kommt, da ver- auf ein negatives Resultat einer bestimmten Handlung hinweist. Bei diesem Gesprächsschritt ist der Sprechende im Begriff, eine nähere Präzisierung des Sachverhalts anzugeben. Dabei betont er nochmals seine Verlegenheit, seine Gefühle der Schuld und Besorgtheit, wie auch seine Enttäuschung mit sich selber.
4A: Das ist `ne unbedeutende Stadt.
Die Provokation von dem vorhergegangenen Redebeitrag wird hiermit angegriffen und widerlegt durch die Verwendung von dem Adjektiv unbedeutend. Das Präfix un- wird von Duden als ,,der Hauptträger der Negationsbildung" (Duden 1998, 535) bezeichnet. Dadurch wird eine abwertende Differenzierung erreicht. Der semantische Gehalt dieses Lexems läßt uns zur Schlußfolgerung kommen, daß der Redner damit seine Mißbilligung von sich gibt, wobei wir zugleich auch eine Nuance der Geringschätzung und Verachtung vernehmen können. Jedoch klingt diese Bemerkung auch spöttisch und bissig, und ein gewisser Grad an Ergebenheit läßt sich ebenfalls merken.
5B:
Das Lexem Nichtraucher enthält die Negierung des Prozesses Rauchen in sich, wovon die Präfixbildung mit nicht- zeugt. Dadurch werden in der Regel Gegensätze und Antonyme gebildet, die eine ablehnende Einstellung manifestieren.
Dieses Substantiv ist eine vom Verb rauchen abgeleitete Nomina Agentis, die eine Person als Subjekt (Träger) eines Geschehens charakterisiert. Das Wortbildungssuffix -er ist eine Bezeichnung für die handelnde Person. Diese Lexemeinheit expliziert eine Distanzierung von dem Vorgang rauchen und zugleich auch die Ablehnung desselben seitens der Sprechenden. Die mißbilligende Einstellung der Passantin dem Rauchen gegenüber läßt sich auch aus der gesamten Bedeutung dieses einzelnen Wortes erschließen.
Der Sprechakt ich bin Nichtraucher hat eine interessante Bedeutung, was die emotionelle Seite dieser Aussage anbelangt. Er verbalisiert eine Distanziertheit vom Prozeß Rauchen und drückt gleichzeitig auch eine Sicherheit und eine Überzeugung von dem Behaupteten, wovon die erste Person Singular des konjugierten Verbs sein zeugt, das hier eine gewissermaßen deklarative Bedeutung hat.
5B:
Das Lexem wegschmeißen hat eine ausgeprägt umgangssprachliche Färbung und deutlich wahrnehmbare negative Wertung, die sich sowohl aus dem Anfügen des Präfixes weg- ergibt, als auch aus der Bedeutung des Verbs schmeißen. Durch dieses Präfix wird eine räumliche Bewegung mit einem unbestimmten Ziel signalisiert, und schmeißen fügt eine mißbilligende Note zu der gesamten Äußerung hinzu und versucht einen hohen Grad an Vertrautheit zwischen dem Interviewer und der Passantin zu schaffen.
Auf diese Weise kann man leichter auf den gemeinsamen Umgangsfuß kommen. Eine Enttäuschung mit der angegebenen Tat ist auch zu verspüren. Durch die Versprachlichung dieses Lexems bekundet die Sprechende zugleich auch ihre Entrüstung über die außersprachliche Handlung.
9A:
Das Verb wegschmeißen wird primär in der Umgangssprachle verwendet. Es klingt im großen und ganzen pejorativ und abwertend und daher können wir behaupten, daß dadurch der Sprecher seine negative Einschätzung des angegebenen Sachverhalts versprachlicht. In diesem Lexem ist eine verächtliche Nuance deutlich zu spüren, wobei auch eine Spur von Aggressivität vernehmbar ist. Die Engagiertheit mit dem Problem und die Aufregung des Sprechenden treten ebenfalls in den Vordergrund.
Mit der Verwendung von wegschmeißen läßt sich eine mißbilligende Note deutlich vernehmen, wobei auch von Frustration die Rede sein kann. In einem weiteren Aspekt lassen sich daneben auch Ekel und Widerwillen erwähnen, wodurch die ablehnende Stellungnahme des Sprechers verdeutlicht wird.
2.2.2. Auf der Ebene der Syntax:
Die Syntax der dialogischen Rede unterscheidet sich im wesentlichen zu dieser der geschriebenen Sprache. Die Besonderheiten sind vorwiegend durch die direkte face-to-face Interaktion und die dadurch bedingte Möglichkeit zu Rückfragen und Nachformulierungen erklärbar. Es wird vieles auch durch Mimik und Gestik verdeutlicht und deshalb erweist es sich häufig als überflüssig, alles in einer Lautform zu kleiden. Deswegen sind die kurzen und unvollständigen Sätze, die nicht zu Ende geführt sind, und die unterbrochene Rede ein deutliches Kennzeichen für die gesprochene Sprache.
Satzgefüge sind in der alltäglichen Rede nicht geläufig und Satzperiode sind eher eine Ausnahme. Ein weiteres Merkmal sind die abgebrochenen Sätze, die einerseits eine vertrauliche Atmosphäre angeben, andererseits aber auf die Hektik und die starke emotionale Aufregung beim Redenden hinweisen.
2.2.2.1. Die unterschiedlichen Satzarten:
Die Gespräche werden häufig aufgrund der Frage-Antwort-Sequenzen gebaut und deshalb können wir als die dominierende Satzart nämlich die Fragesätze bestimmen, die sehr oft prägnante Gefühlsindifikatoren sind. Die Fragesätze übernehmen in vielen Fällen die Rolle eines Ausrufesatzes und weisen auf diese Weise eine starke emotionale Färbung auf. Und die Ausrufesätze selbst sind auch öfters in der Alltagssprache anzutreffen und dienen primär zur Explikation von Gemütszuständen seitens des Sprechenden.
Die Aussagesätze versprachlichen in der Regel Behauptungen oder Aussagen, manchmal können sie aber auch die emotionale Regung des Redenden widerspiegeln. Sie ergibt sich meistens durch das Zusammenspiel aller Bestandteile. Deshalb sind wir näher auf diese Besonderheit unter Punkt 2.2.7 eingegangen, wo wir die Ausdruckskraft ganzer Äußerungen in Betracht genommen haben.
In unserem Analysekorpus haben wir keine verbalisierten Wunsch- und Aufforderungssätze, die Indizien für die Gefühle der Sprechenden angeben, deshalb haben wir auch diese beiden Satzmodi außer acht gelassen.
2.2.2.1.1. Der Ausrufesatz:
2B: So was Blödes!
Mit diesem Ausrufesatz expliziert der Akteur eine negative Einschätzung seiner eigenen Tat. Diese umgangssprachliche Äußerung ist gleich der standardsprachlichen ,das war doch sehr dumm von mir` oder ,wie konnte mir so etwas passieren`. Das substantivierte Adjektiv steht für das ganze Vorkommnis. Bei diesem Satz haben wir es auch mit einer Ellipse zu tun - es fehlen nämlich das Subjekt und das Prädikat. Die Auswahl des umgangssprachlichen Lexems blöd (die poetische Funktion der Sprache) weist einerseits auf die Gereiztheit, Selbstkritik und Geringschätzung beim Sprechenden hin, und andererseits auf den Vertrautheitsgrad, der sich aus der Unmittelbarkeit der konkreten außersprachlichen Situation ergibt. Dabei lassen sich aber auch Verwirrung, Entrüstung und Ärger vernehmen.
2B: Passen Sie auf!
- dieser Ausruf gibt die Besorgtheit des Redenden zu spüren. Der imperativische Gebrauch des Verbs aufpassen fügt eine appellative Note hinzu. Die Äußerung übernimmt gleichzeitig die Funktion einer Aufforderung und einer Bitte. Sie bringt die große Aufregung des Akteurs zur Rede.
2B: Da ist sie !
- dieser Ausruf expliziert die Freude, die Zufriedenheit, die Genugtuung, wie auch die Überraschung des Akteurs. Seine Aufregung und eine leichte Empörung lassen sich auch merken. Diese verbale Äußerung expliziert ebenso seine Verwunderung und sein Staunen. In den Vordergrund rückt ebenso die Erleichterung des Sprechenden. Wir können mit Recht behaupten, daß er doch glücklich ist.
Dieser einfache Satz besteht nur aus den notwendigen Satzgliedern. Es sind keine umständlichen Angaben vorgenommen. Daraus läßt sich über die Wichtigkeit und die Ursprünglichkeit der entstandenen und verbalisierten Gefühle schlußfolgern.
2B: Das finde ich toll!
Dieser Ausruf kommt als eine Synthese der positiven Gefühle und der Freude, die der Sprecher wegen der vollzogenen außersprachlichen Handlung empfindet. Dadurch werden eindeutig seine Befriedigung und Freude versprachlicht. Und das Adjektiv toll trägt wesentlich zum Verbalisieren der allgemeinen Glücksempfindung bei.
4A: Deutsche Botschaft - gibt`s hier nicht.
Obwohl in der Form eines Aussagesatzes gekleidet ist, stellt diese Äußerung einen Ausruf dar. Damit kommt ganz deutlich die Verblüffung des Angesprochenen zum Ausdruck. Das Objekt hat die erste Position im Satz, wird dadurch stark betont und hervorgehoben.
Der Situationsdeixis hier und das Negationswort nicht, das die Endstellung übernommen und dadurch auch betont und hervorgehoben wird, haben einen wesentlichen Beitrag zum Verbalisieren dieser Verblüffung, da sie den widersinnigen und absurden Charakter der Aussage unterstreichen. Die Verschleifung gibt`s ist in Zusammenklang mit dem Schwung zur Antwort und fügt eine umgangssprachliche Note hinzu, indem sie auf die vertrauliche Situation - ein Gespräch auf der Straße - hinweist. Neben der Verblüffung sind Staunen und vielleicht auch eine leichte Verwirrung zu spüren. Sicherheit und eine Überzeugung von dem Behaupteten sind aus diesem konstitutiven Sprechakt zu erschließen.
4A: Das ist `ne Kneipe!
Dieser Ausruf verbalisiert den plötzlichen Einfall des Redenden. Er drückt seine Freude und Aufregung aus, zugleich aber auch eine Art Befriedigung und Beruhigung. Auch Begeisterung für die Idee und Erleichterung lassen sich nicht übersehen. Jedoch stellt diese Äußerung doch nur eine Vermutung dar. Trotz des Meinungsunterschiedes zwischen den Gesprächspartnern, läßt sich durch diesen Redebeitrag auch die Hilfsbereitschaft des Angesprochenen merken.
4A: Ja, ausländische!
Bei dieser Ausruf ist schon ein gewisser Hohn deutlich wahrnehmbar. Überheblichkeit ist dabei auch nicht zu verkennen, wie auch eine Nuance an Schadenfreude. Spöttisch, überheblich und selbstsicher klingt ebenfalls dieser Sprechakt.
6A: Prima, Mensch, das ging ja schnell!
Dieser Ausruf erscheint als eine äußerst gefühlvolle Reaktion einer außersprachlichen Handlung. Er ist stark emotionell beladen, da die einzelnen Bestandteile - das Adjektiv prima, das Substantiv Mensch und die Abtönungspartikel ja und teilweise auch das Adverb schnell - auf eine gleiche oder ähnliche Gefühlsskala hinweisen. Durch diesen eigenartigen Zusammenklang ergibt sich eine starke Hervorhebung der Äußerung, die Staunen, Überraschung, Bewunderung und eine große Aufregung verrät.
9A: Ja, mach ich!
Dieser Ausrufesatz versprachlicht die heftige Aufregung des Sprechenden, sowie seine Begeisterung. Eine Bereitschaft zum Handeln wird ebenso zum Ausdruck gebracht. Das ganze ist gleichzeitig vom Gefühl der Freude kennzeichnet, das auch eine Erleichterung wegen des Ausgangs der außersprachlichen Situation mit sich bringt. Deutlich wahrnehmbar sind auch die Empfindungen der Sicherheit und Überzeugung, wie auch einer Gewißheit, die zu einem Zustand der Beruhigung gipfeln.
2.2.2.1.2. Der Fragesatz:
2B: Kontaktlinse verloren?
Diese elliptische Entscheidungsfrage hat eine kontakaufnehmende Funktion, da die Passantin sie als Knüpfung an dem schon laufenden Gespräch verwendet. Das Subjekt und das Hilfsverb sind ausgelassen, der Satz wird nur aus denjenigen Satzgliedern gebildet, die eigentlich Träger der Hauptbedeutung sind und auf diese Weise betont und hervorgehoben werden. Dadurch wird die Teilnahme seitens der Vorübergehenden bezeugt, wie auch ihre Engagiertheit und Hilfsbereitschaft verbalisiert.
2B: Ist sie das?
Diese dubitative16 Frage drückt den Unglauben, das Staunen und die Überraschung der
Redenden aus. Ihr Zweifel und ihre Verwunderung sind auch deutlich zu spüren gegeben. Gleichzeitig sind aber auch eine Freude und eine gewisse Erleichterung zu vernehmen.
2B: Haben Sie sie?
Diese präsumptive17 Entscheidungsfrage expliziert die Annahme, die Vermutung der Redenden. Dadurch kommen nochmals ihre Engagiertheit mit dem Problem und ihre Teilnahme zum Ausdruck. Das ist ja aber gleichzeitig auch ein Ausruf der Freude, wo sich auch eine Nuance an Neugier vernehmen läßt.
4A: Können Sie mir helfen?
Dieser Sprechakt gibt eine Begründung und Rechtfertigung zu der vorhergegangenen Phrase der Entschuldigung an, und dient zugleich auch als ein Signal zur Fortsetzung des Kontakts. Hier haben wir es mit einem indirekten Sprechakt zu tun, der eine Bitte impliziert. Diese Bitte verbalisiert Gefühle wie Verlegenheit, Verwirrung und Hilflosigkeit. Hoffnung und Erwartung werden auch damit bekundet. Eine gewisse Unsicherheit und einen Aufruf zur Hilfe lassen sich ebenfalls daraus erschließen.
4A: In Hildesheim...?
Dieser elliptische Fragesatz stellt einen Ausruf des Staunens dar. Die präzisere Situierung, die sich in einem gewissen Sinne als wörtliche Wiederholung der schon gestellten Frage artikuliert, legt wieder das Gewicht auf die Unsinnigkeit einer solchen Behauptung seitens des Fragenden. Deswegen lassen sich nochmals deutlich die Verblüffung, Verwirrung und die Verwunderung des Redenden spüren.
4A: Deutsche Botschaft ... ?
Diesen elliptischen Fragesatz können wir auch als einen Ausruf auslegen. Ähnlich wie in dem vorhergegangen Sprechakt (in Hildesheim) wird hier versucht, den Gesprächspartner auf die Unsinnigkeit seiner Gesuche aufmerksam zu machen. Schon wiederum können wir Verblüffung, Verwirrung und Überraschung aus der verbalen Äußerung erschließen. Dies wird deutlich durch die Hervorhebung und Betonung des Objekts (deutsche Botschaft) erreicht, und durch die Auslassung aller übrigen Satzglieder. Dieser Sprechakt wird zu einem Fragesatz einzig durch die Intonation bekundet.
4A: Unbedeutende Stadt?
Dieser formale Fragesatz (es ist eine emotional konstatierende Frage) stellt eigentlich einen Ausruf dar. Dadurch werden Überraschung und Verwirrung geäußert. Diese Gefühle kommen aber mit Vorsicht und Rückhalt zum Ausdruck, was uns über die Verlegenhet des Sprechenden schließen läßt. Zweifelnd klingt auch dieser Ausruf.
5B:
Mit dem äußerst elliptischen in seinem Aufbau Fragesatz warum nicht, der nur je ein Frage- und Negationswort enthält, wird das Staunen des Sprechenden zum Ausdruck gebracht. Die be iden Bestandteile dieser Äußerung kommen betont vor und verbalisieren die Hauptintention - eine Frage (warum), die auf Verwunderung hinweist und eine Negierung (nicht), die für das Seltsame in der Äußerung steht. Dem Interviewer scheint es ungewöhnlich, daß die Dame so eine Meinung hat. Dieser Sprechakt hat auch eine gesprächsknüpfende Funktion, da dadurch der Sprecher sein Interesse für das schon Angeführte zeigt und ein Indiz auf Fortsetzen des Dialogs gibt. Man könnte diesen Fragesatz sogar als eine Art Rückmeldungssignal interpretieren, da er eigentlich eine Bitte um Klärung ist. Die Neugier der sprechenden Person wird auch dadurch vermittelt.
6A: Wie passiert denn das?
Die Abtönungspartikel denn erscheint in dieser Ergänzungsfrage unbetont. Diese Äußerung können wir auch als eine rhetorische Frage interpretieren, da eigentlich keine Antwort erwartet wird. Sie übernimmt ebenfalls die Funktion eines Ausrufs. Die Abtönungspartikel denn kann einerseits auf etwas schon Bekanntes hinweisen, oder andererseits könnten wir seinen Gebrauch als einen Vorwurf ausdeuten. Aufregung und in einem gewissen Sinne auch Empörung verrät diese Verwendung von denn.
9A: Mit der Äußerung: ,,Was meinen Sie dazu?",
die in der Form einer Ergänzungsfrage gekleidet ist, wird die Stellungnahme des Gesprächspartners erfragt. Gleichzeitig wird aber auf die eigene Unsicherheit und das innere Zögern hingewiesen. Der Sprechende fühlt sich rat- und hilflos und braucht eine Unterstützung, deswegen läßt sich in diesem Sprechakt auch eine Bitte vernehmen. Erwartung und Hoffnung lassen sich darin auch verspüren.
9A: Meinen Sie? Diese Entscheidungsfrage hat zum Ziel die Stellungnahme des
Gesprächspartners zu erfragen. Gleichzeitig werden aber dadurch das Zögern und die Unsicherheit seitens des Redenden verbalisiert. Eine heftige Aufregung und sogar eine Spur von Neugier können wir auch entschlüsseln, wie auch Unruhe und Ungeduld.
2.2.2.1.3. Andere Erscheinungen auf der Satzebene:
Nicht nur mittels der unterschiedlichen Satzarten kann der Sprechende in der Alltagssprache auf seine Emotionalität hinweisen, sondern es lassen sich noch eine Mehrzahl weiterer syntaktischen Erscheinungen nennen, die man als Gefühlsindifikatoren interpretieren kann. In den von uns analysierten Gesprächen hatten wir eine Mehrzahl von Ellipsen und Satzäquivalenten realisiert. Deshalb haben wir diesen beiden grammatischen Phänomenen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Auf die anderen realisierten syntaktischen Erscheinungen, die eine gefühlvolle Einstellung des Redenden andeuten, sind wir auch kurz eingegangen, so z. B. die Ausklammerungen, die Parenthesen etc..
2.2.2.1.3.1. Die Ellipse:
Die Ellipse ist stark emotionell geladen. Sie wird von Lausberg als einen ,,Sprachverstoß, bei dem notwendige Wörter ausgelassen sind," bezeichnet (Lausberg zit. in Duden 1998, 709). Die ausgelassenen Satzglieder sollen aus dem außer- und innensprachlichen Kontext erschließbar sein, da sonst eine Störung der Kommunikation entstehen könnte. Diese Auslassungen weisen auf einen näheren Vertrautheitsgrad und sind meistens Indizien mannigfaltiger Gemütszustände. Sie kennzeichnen primär die gesprochene Sprache, wo manche Informationen durch nonverbale Mittel wiedergegeben werden können und ihr Artikulieren sich daher als überflüssig erweist.
1A: Einzige wäre vielleicht jetzt...
Bei dieser Äußerung können wir eine Ellipse beobachten - es ist nämlich das Substantiv Möglichkeit weggelassen. Die Ellipsen sind für die dialogische Rede typisch und folgen dem Gesetz der Sprachökonomie, indem sie eine ausdrucksentlastende Funktion haben. Hier trägt die Auslassung wesentlich zu dem allgemeinen Ausdruck von Wohlwollen, Hilfsbereitschaft und Teilnahme der Sprechenden bei.
1A: Aber was jetzt machen, nicht!
Die Auslassung von einem Modalverb (sollen, wollen) und dem Personalpronomen (wir, man) hat zur Folge, daß die wichtigsten Satzglieder für die konkrete Aussage betont und hervorgehoben werden. Was erfordert die Maßnahmen, die zu unternehmen sind; jetzt - den gegenwärtigen Zeitpunkt; und machen - die Handlungen. Als einen Ausruf formuliert, stellt diese Sprachhandlung eine Aufforderung zur Tätigkeit dar. Das Gliederungssignal nicht setzt eine Bestätigung beim Zuhörer voraus und verstärkt den Informationsgehalt. Die Passantin gibt auf diese Weise ihre Hilfsbereitschaft kund und zugleich auch ihre Verwirrung und Engagiertheit mit dem Problem.
2B: Hier ungefähr muß sie hingefallen...
Dieser elliptischen Äußerung - es ist nämlich das Hilfsverb sein ausgelassen - wird einen Ausdruck der Vermutung verliehen. Die Unsicherheit des Redenden wird durch das Modaladverb ungefähr und durch den Einsatz des Modalverbs müssen versprachlicht. Mit seiner Verwendung gibt müssen die Annahme des Sprechers an, wie auch einen hohen Wahrscheinlichkeitsgrad, der vom Duden als eine ,,hypothetische Notwendigkeit" bezeichnet wird (Duden 1998, 97). Die durch ungefähr verbalisierte Unsicherheit bezieht sich eher auf den Ort. Müssen läßt sich andererseits auch als einen Indikator für Sicherheit, was das Hinfallen betrifft, interpretieren.
2B: Sie ist da, sie war...
Diese beiden elliptischen Sätze, die dem Schema eines einfachen unerweiterten Satzes befolgen, sind stark emotionell beladen. Dafür zeugen auch die Wiederholungen (sie) und die Tempusvariationen (ist - war), wie auch die unterbrochene Rede. Diese Signale kennzeichnen die Momente der starken emotionellen Regungen beim Sprechen. Am deutlichsten kann man hier die Verwirrung des Akteurs spüren. Er ist verblüfft und zugleich aber auch sehr glücklich, erstaunt und fühlt sich derzeit auch sehr erleichtert. Er ist begeistert und in einem gewissen Grade fühlt er sich sogar beruhigt.
2.2.2.1.3.2. Das Satzaequivalent:
Das Satzäquivalent wird auch Kurzwortsatz oder Einwortsatz genannt. Auf diese Weise bezeichnet man ,,Einzelwörter, die Sätzen entsprechen und die gleiche Funktion erfüllen wie jene" (Duden 1998, 710). Die Rolle eines Satzäquivalenten wird erfahrungsgemäß von Interjektionen und Partikeln übernommen. Und da sie in der Regel eine starke emotionale Färbung der Aussage verleihen, sin d wir bei unserer Behauptung berechtigt, daß diese syntaktische Erscheinung ein hervorragender Gefühlsindifikator ist. In der gesprochenen Sprache treten eine Menge von Satzäquivalenten auf, da sie dem Gesetz der Sprachökonomie völlig entsprechen und nur die wichtigste Information für den Hörer enthalten.
2B:
Ja. In diesem Redebeitrag tritt die Partikel ja in einem besonderen Gebrauch - dem eines Satzäquivalenten - auf. Diese Antwortpartikel gibt die Zustimmung des Sprechenden an. Sie steht für einen ganzen Satz und beinhaltet jedoch eine vollständige Aussage. Hiermit werden Zustimmung und Bestätigung signalisiert. Die Aufmerksamkeit des Sprechenden wird dadurch ebenfalls bezeugt, wobei wir auch eine Spur von Erleichterung vernehmen können.
4A: Ja
- mit diesem Satzäquivalenten wird die Zustimmung des Gesprächspartners zu dem schon Angeführten angegeben. Diese äußerst positiv konnotierte Antwortpartikel bringt ganz eindeutig die Bestätigung des Sprechers zur Rede. Seine Gewißheit und seinen hohen Grad an Überzeugung sind ebenfalls daraus zu erschließen. Man kann sogar über eine Unwiderlegbarkeit bei der Bejahung schließen.
4A:
Eben tritt in diesem Gesprächsschritt als Antwortpartikel auf, kommt betont vor, und hat die Funktion eines Satzäquivalenten übernommen. Damit werden Zustimmung und Bestätigung zum vorangegangenen Redebeitrag verbalisiert. Eben weist darauf hin, daß der Sprecher zu einer anderen Schlußfolgerung kommt, als sein Gesprächspartner (vgl. dazu Helbig 1988, 123). Eine Nuance an Zufriedenheit läßt sich dabei merken.
Der Redende gibt auch ein leicht erkennbares Überlegenheitsgefühl von sich. Überzeugung, Gewißheit und Unwiderlegbarkeit kommen bei der Realisierung dieses Satzäquivalenten deutlich zum Vorschein. Der Passant empfindet dabei auch ene Selbstsicherheit und Befriedigung.
5E:
Das Interrogativadverb warum, das in der Regel eine Ergänzungsfrage einleitet, übernimmt hier die Rolle eines Satzäquivalenten. Bei dieser ausgeprägt elliptischen Konstruktion - da eigentlich dabei die meisten Bestandteile einer Äußerung ausgelassen werden - ist nur das hauptwichtigste und notwendigste Satzglied geblieben. Im gesprächsanalytischen Kontext können wir dieses Adverb als ein Rückmeldungssignal interpretieren, da dadurch der Hörer seine Interesse signalisiert und eine eigenartige ,,Bitte um Klärung" (Henne/Rehbock 1979, 27) formuliert. Außer Interesse, drückt er mit warum auch eine Art Überraschung aus.
Erstaunt und verwundert klingt auch dieser eigenartiger Auszug.
6A: Ja?
Durch dieses Satzäquivalent kommt das Staunen der Redenden zum Vorschein, wovon eigentlich auch die Frageintonation zeugt. Es drückt zugleich Bewunderung und Dankbarkeit aus, wie auch Freude und Genugtuung. Eine heftige Aufregung wird ebenfalls bekundet. Dadurch offenbart der Sprechende seine Begeisterung, wobei auch eine gewisse Spur von Beruhigung zu empfinden ist.
4A: Nee!
Hier haben wir es auch mit einem Satzäquivalenten zu tun, diesmal wird aber nicht ein zustimmendes, sondern ein ablehnendes Verhältnis dem Gesprochenen gegenüber manifestiert. Durch die Antwortpartikel nee wird die Ablehnung von der vorangegangenen positiven Äußerung angegeben. Das sprachliche Realisieren der Antwortpartikel nein in dieser umgangssprachlichen Variante (nee) fügt eine mildernde Nuance zu der Negierung hinzu. Die Auseinandersetzung von Meinungen bei den Gesprächspartnern führt ebenfalls dazu, daß wir eine leichte Gereiztheit empfinden können. Die Aufregung des Einheimischen führt gleic hzeitig auch seine Entschlossenheit ein.
4A:
Doch, das weiß ich. Bei dieser Äußerung kommt doch in der Rolle eines Satzäquivalenten, es erscheint in der Funktion einer Antwortpartikel und wird betont. Doch tritt als Reaktion auf die explizierte Negation im vorhergegangenen Redebeitrag des Gesprächspartners vor. Diese Negation gilt nicht mehr, sie wird aufgehoben und daraus entsteht eine positive (affirmative) Meinungsäußerung.
Es kommt dadurch auch eine gewisse Streitsituation zustande. Mittels der Antwortpartikel doch wird eine ablehnende Stellungnahme geäußert. Dadurch kommt zugleich auch das Nichteinverständnis des Hörers zum Vorschein. Auf seine Entschlossenheit und seinen hohen Grad an (Selbst)Sicherheit wird auch verwiesen. Über die Überzeugung von der eigenen Richtigkeit läßt sich auch schlußfolgern.
4A:
Die Antwortpartikel nein hat die Rolle eines Satzäquivalenten und negiert den Inhalt der ganzen vorangegangenen Äußerung. Ablehnung und Nichteinverständnis sind daraus zu erschließen, wie auch Entschlossenheit und (Selbst) Sicherheit. Eine Spur von Gereiztheit und die Aufregung des Redenden werden durch das Verbalisieren des Satzäquivalenten nein auch manifestiert.
2.2.2.1.3.3. Andere syntaktische Mittel:
In der gesprochenen Rede finden wir nicht die Fülle von syntaktischen Mitteln verbalisiert, die die Schriftsprache kennzeichnet. Sie zeichnet sich nämlich durch einfache und kürzere Sätze aus. In den analysierten Dialogen haben wir nur eine Ausklammerung, eine Parenthese und eine Inversion als Indizien der Gemütszustände beim Redenden bestimmt. Deshalb sind wir im folgenden näher auf diese drei syntaktischen Erscheinungen eingegangen:
1A: Wissen Sie, was man da machen kann mit so`nem Tier?
In diesem Satz ist auf dem ersten Blick eine deutliche Verletzung der grammatischen Normen zu sehen: die Regel für die Endstellung ist nicht eingehalten und das ist ein prägnantes Merkmal der mündlichen Alltagssprache, wo viel mehr erlaubt wird, als in der geschriebenen Sprache. Dieser eigenartiger Sprachverstoß entspricht aber dem Gesetz der Sprachökonomie, das ein der grundlegendsten Prinzipien in der Sprachverwendung ist. Der grammatische Terminus für diese Erscheinung ist Ausklammerung, und damit werden bestimmte Satzglieder, die außerhalb der Satzklammer (dem finiten Verbform) gestellt werden, gemeint.
Das passiert größtenteils aus stilistischen Gründen: entweder hat das Satzglied keine besondere Bedeutung, oder ganz umgekehrt - es muß besonders hervorgehoben und betont werden. Wenn man diese Äußerung im Hinblick auf ihre emotionelle Färbung betrachtet, so läßt sich folgendes erschließen: an erster Stelle ist eine gewisse Hilf- und Ratlosigkeit beim Sprechenden zu erkennen, dann auch Bedrängnis, Unruhe, Verlegenheit, Gereiztheit, Nervosität; ein leichter Hohn läßt sich dabei auch verspüren.
2B: Passen Sie auf, da kommt ... , daß Sie nicht überfahren werden.
In diesem Aussagesatz haben wir einen Schaltsatz realisiert. In der Syntax ist diese Erscheinung unter dem Begriff Parenthese18 bekannt. Dadurch wird Näheres über die Ursache für die Aufforderung in dem vorhergehenden Satzteil angegeben. In diesem Sinne hat sie einen erläuternden Charakter und drückt zugleich auch die Aufregung und die Besorgtheit des Sprechenden aus.
4A: Das weiß ich, ja.
Die Inversion19, die in dieser Aussage vorkommt, ist stark emotionell beladen. Dadurch wird das Objekt hervorgehoben und dieses Betonen ist in Zusammenklang mit den schon mehrmals in diesem Dialog manifestierten Gefühle der Sicherheit, Überzeugung und Gewißheit. Eine Spur von Gereiztheit läßt sich dabei aber auch bemerken.
Die Partikel ja steht für einen bekannten Sachverhalt und in diesem Sinne hat sie eine konnektierende Funktion. Neben den schon aufgeführten Gemütszuständen ist dadurch auch ein leicht bemerkbares Anzeichen des Staunens zu vernehmen.
2.2.3. Auf der Ebene der Morphologie:
In den von uns analysierten Gesprächen haben wir eine Mehrzahl von morphologischen Mitteln festgestellt, die die emotionelle Einstellung des Sprechenden einem bestimmten Sachverhalt gegenüber versprachlichen. Wir haben unsere Aufmerksamkeit aber primär auf die Verwendung und die Funktionen der unterschiedlichen Wortarten gerichtet, wobei unser Ausgangspunkt war, in wieweit sie den emotionellen Zustand des Sprechenden wiedergeben.
2.2.3.1. Die einzelnen Wortarten:
Bei der Untersuchung der einzelnen Wortarten haben wir als Ausgangspunkt die Klassifikation von Flämig (zit. bei Helbig 1993, 18) angenommen. Diese Einteilung wird nach morphologischen Kriterien vorgenommen, ausgehend davon, ob das konkrete Wort flektierbar oder nicht flektierbar ist. Für das letzte werden syntaktische Kriterien - z. B. Satz, Satzgied-, Satzgliedteilwert - angewendet. Bei seinem Klassifikationsverfahren läßt Flämig den semantischen Gesichtspunkt völlig außer acht. Es wird zwischen Verb, Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Modalwort, Adverb, Partikel, Präposition und Konjunktion unterschieden. Darunter haben sich bei unserer Analyse die verschiedenen Subklassen von Partikeln - Antwort-, Abtönungs-, Negationspartikeln - als besonders emotionell gefärbt erwiesen.
2.2.3.1.1. Das Verb:
Das Verb ist flektier- und konjugierbar. Es ist die einzige konjugierbare Wortart. Bei ihm sind die folgenden Kategor ien zu berücksichtigen: Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus. Die Verben sind in der Regel ein obligatorisches Satzglied für die Sätze, wo ihre Stellung genau festgelegt ist. Es wird zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen, bzw. zwischen schwachen und starken Verben unterschieden. Wenn man aber die syntaktischen Kriterien in Betracht nimmt, soll man Voll- und Hilfsverben auseinander halten. In unserer Analyse haben wir die Subklasse der modalen Hilfsverben und manche Erscheinungsformen des Konjunktivs aufgegriffen, da sie sich als gute Indikatoren der Gefühle in den analysierten Dialoge erwiesen haben.
1A:
,,Einzige wäre vielleicht jetzt... Tierschutzverein anrufen oder was, ne." Diese Äußerung als Sprachhandlungstyp gesehen, stellt einen Vorschlag dar. Der Konjunktiv wird hier in einem hypothetischen Gebrauch eingesetzt und das verleiht der Aussage einen Ausdruck von Unbestimmtheit und führt eine potentielle Handlung an. Es läßt sich über die große Hilfsbereitschaft bei der Sprechenden schlußfolgern, wodurch sich zugleich auch ihre Engagiertheit mit dem konkreten Problem manifestiert.
4A: Die muß es hier geben.
Der Gebrauch von dem Modalverb müssen ist ein deutliches Kennzeichen von dem hohen Überzeugungsgrad und der Sicherheit des Sprechenden über das Behauptete. Dadurch stellt er auch eine Notwendigkeit fest. Zugleich läßt sich aber diese Äußerung auch als einen indirekten Sprechakt interpretieren, da sie eine Aufforderung zur Überlegung der vorhergegangenen Aussage impliziert. Eine Spur von Provokation gibt sich dadurch auch zu spüren.
4A: Soll irgendwo in der Innenstadt sein.
Der Redende bringt seine Vermutung und seine subjektive Einschätzung der Gegebenheit durch das Modalverb sollen zum Ausdruck. Wir können diesen Redebeitrag aber auch als eine Behauptung ausdeuten, die auf der Aussage einer anderen Person beruht. Dabei können wir auch einen gewissen Zweifel beim Redenden wahrnehmen. Durch die Verwendung des Modalverbs sollen wird nochmals die Besorgtheit des Akteurs hervorgehoben.
5B: Jeder muß in seiner Persönlichkeit frei entscheiden können, ob er rauchen will oder nicht.
Diese Äußerung enthält drei unterschiedliche Modalverben. Sie fügen eine stark modifizierende Bedeutung hinzu und versprachlichen die subjektive Einschätzung der sprechenden Person. Der Gebrauch von dem Modalverb müssen zeugt von einer Notwendigkeit. Er gibt eine natürliche Kraft, einen Naturgesetz an.
Damit steigert die Gewißheit, die schon im Gespräch angespielt ist. Einen hohen Grad an Überzeugung und sogar eine Unwiderlegbarkeit lassen sich dadurch auch offenbaren. Diese Verwendung von müssen läßt sich aber auch auf eine ganz unterschiedliche Art und Weise interpretieren, und nämlich als eine Vermutung und Annahme, besonders wenn man sie mit dem Modalverb können in Verbindung setzt.
Können weist auf eine Möglichkeit hin, auf eine potentielle Gelegenheit, eine von zwei oder mehreren Varianten zu wählen. Eine Vorsicht bei der sprechenden Person ist dabei zu vernehmen. Und das dritte Modalverb - wollen - hebt die eventuelle Absic ht der Redenden hervor. Es betont ihren eigenen Willen. Selbstsicherheit und Unwiderlegbarkeit sind daher zu erschließen, wie auch Überzeugung von der eingetroffenen Entscheidung, da wollen keine Zögerung zuläßt.
Bei dieser Äußerung haben wir noch ein anderes Verb, das realisiert ist. Das Vollverb entscheiden verbindet sich sehr gut mit der semantischen Bedeutung des Modalverbs können und stellt auch einen deutlichen Verweis auf die Auswahlmöglichkeit. Von der emotionellen Seite her gesehen, deutet sein Gebrauch eine Unsicherheit und einen großen Grad an Wahrscheinlichkeit an. Implizit läßt sich dabei auch eine gewisse Nuance an Ratlosigkeit bekunden.
5B:
Der Gebrauch vom Modalverb dürfen (in der Äußerung daß man nicht mehr rauchen darf) weist auf seine primäre Bedeutung - und zwar eine Erlaubnis ausdrücken. Im Vergleich zu können, das eine Möglichkeit expliziert, gibt dürfen eine nähere Bestimmung an. Es geht um eine Berechtigung, die erfragt wird. Und damit wird ein fremder Willen angesprochen. Es wird das Interesse des Fragenden dadurch verbalisiert, wie auch seine Erregung und Unruhe, wofür eigentlich auch die Frageform des Satzes ein deutliches Kennzeichen ist.
2.2.3.1.2. Das Substantiv:
Das Substantiv (der Nomen) ist nicht flektierbar und nicht konjugierbar (d.h. es ist deklinierbar). Es ist auch die einzige artikelfähige Wortart. Die Nomen stellen den zahlreichsten Anteil der deutschsprachigen Wortbestand dar. Nach morphologischen Kriterien werden sie je nach ihrem Deklinationstyp, nach der Art der Pluralbildung, nach ihrer Genuszugehörigkeit und nach ihrer Teilhabe an dem Numerusparadigma unterschieden (vgl. dazu Helbig 1993, 57).
Für die Zwecke unserer Forschung - die Ermittlung der linguistischen Gefühlsindifikatoren - haben sich eben diejenigen Substantive als interessant erwiesen, die in einem übertragenen Sinne im konkreten Dialog vorkommen. Diese Gruppe von Nomen ist leider nicht zahlreich. (Für weitere Substantive, die auf die Emotionalität des Sprechenden hinweisen - siehe unter Punkt 2.2.7.)
6A:
Das Substantiv Mensch kommt hier nicht in seiner primären semantischen Bedeutung - als Bezeichnung eines Lebewesens - vor, sondern es ist eine semantische Entleerung angetreten. Mensch wird als einen Ausruf des Staunens verwendet, dieser Nomen erscheint als eine gefühlvolle Reaktion auf den vorhergegangenen Redebeitrag. Es wird dadurch zugleich die Überraschung und die Bewunderung der Redenden verbalisiert. In einem weiteren Sinne läßt sich sogar von Verblüffung sprechen. Dadurch kommt auch die große Aufregung der Sprechenden zum Vorschein.
6A: Im Ausdruck das ist ein Witz
kommt das Substantiv Witz nicht in seiner primären Bedeutung, sondern wird in einem übertragenen Sinne verwendet, und zwar als Synonym von komisch, absurd, unglaublich. Es expliziert zunächst einen Ausruf des Staunens, wobei sich auch das Mißtrauen und den Unwillen, an die reale außersprachliche Situation zu glauben, manifestieren läßt. Eine heftige Aufregung und Unzufriedenheit seitens des Sprechenden sind auch deutlich zu vernehmen. Dieser Ausruf versprachlicht zugleich auch seine Verwirrung. Eine Nuance der Empörung läßt sich ebenfalls vermuten. Nicht unbemerkt bleibt dabei auch die Verblüffung des Redners.
2.2.3.1.3. Das Adjektiv:
Das Adjektiv ist flektierbar, deklinierbar, nicht artikelfähig und komparierbar. Unter allen Wortarten, ist das Adjektiv die einzige, die sich komparieren läßt. Wir haben eine Mehrzahl von Adjektive in Betracht genommen, haben sie aber vorwiegend unter dem Gesichtspunkt ihrer semantischen Bedeutung analysiert. Deshalb sind mehrere Analysebeispiele unter dem Punkt 2.2.4.und 2.2.7. der vorliegenden Arbeit zu finden.
4A: Wirklich -
mit der Verwendung dieses Adjektivs wird die Unsicherheit des Sprechenden verbalisiert. Es wird zugleich auch eine Bestätigung vom Gesprächspartner verlangt. Dadurch wird der Äußerung einen Ausdruck der Zweifel und des Unglaubens verliehen. Überraschung läßt sich auch erschließen, wie auch eine Spur von Verwirrung. Auch Vermutung und Annahme lassen sich dadurch offenbaren.
6A: Der Sprechakt das ist lieb
gibt eine positive Bewertung der Handlung an. Das Adjektiv lieb im prädikativen Gebrauch zeugt von der Freude und der Aufregung der Sprechenden. Zugleich ist aber auch eine Nuance an Dankbarkeit zu verspüren. Begeistert und erregt klingt ebenfalls diese Äußerung. Und bei dem Einbezug der außersprachlichen Situation und des Redekontextes läßt sich auch über eine Note der Erleichterung schlußfolgern.
2.2.3.1.4. Das Pronomen (und der Artikel):
Das Pronomen ist flektierbar, deklinierbar, nicht artikelfähig und nicht komparierbar. Die Pronomina haben keine eigene lexikalische Bedeutung und deshalb haben sie nur eine Hilfsfunktion als Synsemantika oder Funktionswörter. Sie übernehmen die Rolle der Stellvertreter der Substantive oder deren Begleiter. Es wird ganz allgemein zwischen Personal-, Demonstrativ-, Interrogativ-, Relativ-, Possessiv-, Reflexiv- und Indefinitpronomen unterschieden.
Zu dieser Wortart zählt Flämig auch die Subklasse des Artikels. Die Artikelkennzeichnen sich durch ihre Zugehörigkeit zu den Substantiven, da sie immer vor denen stehen.
In der Regel unterscheidet man zwischen dem bestimmten, unbestimmten Artikel, und dem Nullartikel. Die Rolle der Pronomina und der Artikelwörter ist genau festgelegt, aber manchmal können sie durch ihre Verwendung Indizien für die Gemütszustände der Sprechenden sein, besonders wenn sie in einer anderen Funktion auftreten.
1A:
Das Anredepronomen Sie signalisiert die persönliche Beziehung zwischen den Gesprächspartnern. Im Deutschen kann man sich entweder duzen oder siezen. Die Wahl des passenden Pronomens hängt von dem Vertrautheitsgrad und von dem sozialen Unterschied zwischen den Redenden. Wenn keine vertrauten Verhältnisse vorliegen, redet man sich mit Sie an. ,,Mit dieser [...] Anrede geben sich die Sprecher gleichsam zu verstehen, daß sie sich als vollwertige, gleichberechtigte Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft betrachten - unabhängig davon, welche soziale Position sie einnehmen". (Ammon, zit. bei Lüger 1993, 37).
In dieser Äußerung soll man Sie keinesfalls als ein Distanzierungssignal interpretieren, sondern eher als eine respektvolle, formelle Anrede. Und der Vertrautheitsgrad kommt durch die Alltagssituation und den außersprachlichen Kontext zustande und durch das dadurch bedingte Zusammengehörigkeitsgefühl.
2B:
Das Interrogativpronomen welche tritt hier als Indefinitpronomen auf. Mit dieser Verwendung stellt es einen deutlichen Hinweis auf den alltäglichen Charakter der Rede dar. Es deutet auch die Vertrautheit zwischen den beiden Gesprächspartnern an und hat einen wesentlichen Beitrag zu der allgemeinen Wirkungskraft der gesamten Äußerung.
4A: Den haben sie nach Hannover verlegt.
Das Personalpronomen sie indiziert eine starke emotionelle Regung beim Sprechenden. Anstatt der unpersönlichen man-Konstruktion oder des Passivs, verwendet der Passant eben die dritte Person Plural des Personalpronomens. Das ist ein deutliches Kennzeichen für seine Engagiertheit mit dem Problem. Dadurch kommen ganz deutlich seine Mißbilligung und seine Unversöhnung zum Ausdruck. Ärger, Zorn, Aggressivität und Aufregung stecken ebenfalls dahinter. Die frustrierte Aussage kann jedoch nicht die Hilflosigkeit des Sprechenden verbergen. Schmerz, Sorge und Beleidigung sind dabei auch einleuchtend zu erschließen, wobei sich auch der hohe Grad an Entrüstung zu spüren gibt.
5B:
Das Indefinitpronomen jeder kommt in dieser Sprachhandlung in einer generalisierenden Funktion vor. Damit wird ein Verweis auf das präsuppositionale Wissen hergestellt, das die Abtönungspartikel ja schon angedeutet hat. Durch die Verwendung von jeder wird eine Nuance der Sicherheit zu der allgemeinen Wirkungskraft der Aussage hinzugefügt.
1A:
Die Verwendung von dem bestimmten Artikel (der Hund) ist eine deutliche Anspielung auf etwas Bekanntes oder schon vorher Erwähntes. Hier hätten wir einen Bruch in der Kommunikation, da dies die ersten Worte des Akteurs sind. Der Gebrauch von dem bestimmten Artikel übernimmt in diesem Fall aber die Funktion von einem Demonstrativpronomen und ist mit diesem zu ersetzen. Der bestimmte Artikel hat eine deiktische20 Funktion, da er den Bezug zu der konkreten Situation und zu dem außersprachlichen Kontext herstellt.
Aus dieser Verwendung des bestimmten Artikels lassen sich Rückschlüsse auf die Besorgtheit des Sprechenden wegen der peinlichen Lage ziehen. Eine aggressive Einstellung wird dadurch aber ebenfalls manifestiert, wie auch Unruhe und Gereiztheit. Eine Spur von Überdruß ist auch nicht zu übersehen.
5B: ... daß die - Kippen wegschmeißen.
Der bestimmte Artikel - die - steht hier anstatt des Personalpronomens sie. Normalerweise greift sein Gebrauch nach etwas Bekanntem und Vorerwähntem zurück. Hier weist der bestimmte Artikel aber auf etwas hin, was noch nicht genannt worden ist, aber mit dem schon Angeführtem in Zusammenhang steht und ,,als bekannt mitgesetzt werden" kann (Schmidt 1977, 177).
Mit dem bestimmten Artikel die werden hier ganz allgemein die Raucher gemeint, wobei aber auf diese Weise zugleich eine Generalisierung zustande kommt. Aus dieser Verwendung des bestimmten Artikels lassen sich Mißbilligung und sogar eine verächtliche Note schlußfolgern. Feindseligkeit wäre auch nicht zu übersehen, aber von dem situationellen Kontext ausgehend, läßt sich das Ganze auch als eine Art Provokation interpretieren.
9A:
Der bestimmte Artikel der kommt in diesem Gespräch mehrmals in der Rolle des Personalpronomens er. Diese Erscheinung ist typisch für die alltägliche Rede und deutet auf einen relativ hohen Vertrautheitsgrad zwischen den Gesprächspartnern, der sich im konkreten Fall aus der unmittelbaren Situation auf der Straße ergibt. Außerdem weist der auf etwas schon Bekanntes hin.
2.2.3.1.5. Das Adverb:
Die Adverbien sind nicht flektierbar, haben keinen Satzwert, sind aber dafür mit einem Satzglied- oder Gliedteilwert. Sie ,,nehmen eine Zwitterstellung zwischen den autosemantischen Hauptwortarten (Verb, Substantiv, Adjektiv) und den synsemantischen Funktionswörtern (wie z. B. Artikel, Pronomen, Konjunktion, Präposition) ein" (Helbig 1993,73). Die Adverbien präzisieren das Geschehen, geben eine nähere Situierung, was Raum, Zeit Kausalität und Modalität der Aussage betrifft. Manche Adverbien sind starke Gefühlsindifikatoren.
1A:
Das lokale Adverb da hat eine deiktische Funktion, es stellt den Bezug zu der realen Situation her, indem es eine genaue Situierung über den Ort angibt. In der komplexen Äußerung trägt es aber auch zu einer Intensivierung und Hervorhebung der allgemeinen Hilflosigkeit und Verlegenheit des Sprechenden bei, indem es die unpassende und peinliche Gegebenheit nochmals hervorhebt.
2B:
In dieser Äußerung tritt das Lexem mal in einem adverbialen Gebrauch auf - die Abtönungspartikel haben stets Homonyme in den anderen Wortklassen. Hier läßt sich mal durch einmal ersetzen. Es hat ,,einen einschränkenden Charakter ... und die ursprüngliche temporale Bedeutung [ist] - wenn auch abgeschwächt - noch vorhanden" (Bublitz 1978, 74). Mal hat in diesem Fall eine deiktische Funktion und stellt den Bezug zu einem konkreten Vorfall in der Vergangenheit her. In diesem Sinne erscheint mal in Zusammenklang mit dem schon durch die anderen linguistischen Mittel ermittelten emotionalen Zustand der Sprechenden - Teilnahme, Interesse, Hilfsbereitschaft, Engagiertheit etc..
2B:
Das Zusammenspiel von drei Adverbien - jetzt, nämlich und gerade - hat eine deiktische Funktion, da es eine nähere Situierung der Äußerung schafft. Mit diesem Sprechakt jetzt hat nämlich gerade was gezuckt kommen aber auch die Überraschung des Redenden, sowie seine Verwirrung zum Ausdruck. Eine Nuance der leichten Aufregung gibt sich auch zu spüren.
4A:
Also Arnekenstraße ... Also tritt hier als Kausaladverb auf. Es hat eine textkonnektierende Funktion und trägt in einer bestimmten Weise zur Abnahme der Unsicherheit und Ungewißheit des Redenden bei. Es drückt einen relativen Grad an Sicherheit und Überzeugung aus. Damit wird zugleich auch eine gewisse Reduzierung der Spannung erreicht.
4A:
Da gibt`s doch keine deutsche Botschaft! Da übernimmt in diesem Fall die Rolle eines Lokaladverbs und hat in diesem Sinne eine deiktische Funktion. Es gibt eine Präzisierung und genauere Situierung der konkreten Äußerung an. Das ist wiederum ein Kennzeichen der Gewißheit und Sicherheit beim Redner, sowie seines hohen Grades an Überzeugung.
5E:
Also hat in diesem Sprechakt die Rolle eines Kausaladverbs übernommen. Es wirkt konnektierend und den vorangegangenen Gedanken zusammenfassend, daher auch schlußfolgernd. Dadurch wirkt die Aussage aufregend und beunruhigend, dabei aber selbstsicher und überzeugend.
2.2.3.1.6. Das Modalwort:
Die Modalwörter sind nicht fektierbar, sie haben aber einen Satzwert. Sie verbalisieren in der Regel die subjektive Einschätzung des Sprechenden zum angegebenen Sachverhalt. Durch diese Wortart werden eine Mehrzahl von Gefühlen und Emotionen zur Sprache gebracht, deshalb sind sie in den von uns analysierten Gesprächen oft anzutreffen und sind daher ausreichend analysiert worden. Sie sind in Gewißheits-, Hypothesen-, Distanz-, Bewertungsindikatoren und Emotiva unterteilt.
1A: Die Verwendung von dem Modalwort vielleicht ist ein Indikator für die persönliche Stellungnahme des Redenden. Dieses Modalwort bezieht sich auf modale Aspekte, die den Realitätsgrad der Aussage betreffen und gibt eine Hypothese an, indem es auch auf einen hohen Grad an Unsicherheit und Ungewißheit hinweist.
1A:
,,Na, der ist doch sicher irgend jemandem entlaufen." Eine zweifelnde Färbung zu der Aussage kommt mit dem Modalwort sicher hinzugefügt, das ein Hypothesenindikator ist und Wahrscheinlichkeit kundgibt. Dieser Eindruck wird von dem Indefinitpronomen irgend jemand noch verdeutlicht.
1A:
Das Modalwort wahrscheinlich hat die Rolle eines Hypothesenindikators und gibt einen Grad der mäßigen Unsicherheit an. Es bringt eine Einstellung des Glaubens oder des Annehmens beim Sprecher zum Ausdruck. Eine Vorsicht bei der Behauptung ist nicht zu übersehen, wobei aber auch die Zustimmung des Sprechenden dadurch nochmals kundgegeben wird.
Eine Bestätigung zu dem Ausgesagten wird durch das Gliederungssignal ne verlangt, wobei nochmals die Zustimmung und die Aufmerksamkeit bezeugt werden.
1A:
Ja, offensichtlich! Das Modalwort offensichtlich gibt nochmals die Einstellung des Sprechers des Glaubens und des Annehmens. Es sind aber dabei eine gewisse Gereiztheit und Nervosität zu erkennen. Und mit der Rückmeldungspartikel ja wird einen zustimmenden Bezug auf den vorhergegangenen Redebeitrag genommen. In der Form eines Ausrufesatzes gekleidet, betont diese Äußerung die Unsinnigkeit und die Selbstverständlichkeit der Aussage.
2B:
Das Modalwort vielleicht, das einen hypothetischen Charakter aufweist, wird zweimal in diesem Gesprächsschritt verwendet. Es wirkt zu dem allgemeinen Ausdruck von Verlegenheit und Unsicherheit des Redenden mit. Dieses Lexem können wir aber in einem gewissen Sinne auch als eine Floskel interpretieren, d.h. sein Inhalt ist quasi entleert und es wird eher aus einer Gewohnheit her gebraucht, dient aber gleichzeitig auch zur Verstärkung des modalen Gehalts der Aussage.
2B:
Das Modalwort vielleicht gibt die persönliche Stellungnahme der Gesprächspartnerin wieder. Es drückt einen hohen Grad an Unsicherheit und Vermutung aus, wie auch die Engagiertheit und die Hilfsbereitschaft beim Sprechenden. Sein Wohlwollen gibt sich dadurch auch zu spüren.
2B:
Das Modalwort wahrscheinlich hat eine ausgeprägt hypothetische Bedeutung und übermittelt Glauben oder Annahme seitens der Redenden. Dadurch werden einerseits das Mitgefühl und die Engagiertheit mit dem Problem bei der Angesprochenen hervorgehoben, andererseits gibt sie aber auch ihre Neugier kund. Eine Bestätigung zu dem Ausgesagten wird durch das Gliederungssignal nicht verlangt, wobei nochmals die Zustimmung und die Aufmerksamkeit bezeugt werden.
4A:
Leider - dieses Modalwort gehört zu der Subklasse der Emotiva, d.h. es gibt ganz prägnant die emotionelle Einstellung des Sprechenden zu einem bestimmten Sachverhalt wieder. Wir können aus dem Gebrauch von leider eine negative Bewertung seiner eigenen Tat erschließen. Man empfindet dabei auch ein Bedauern, das seinerseits zu einer allgemeinen Mißgestimmtheit führt. Eine Spur von Enttäuschung wird dadurch auch manifestiert. Der Ärger über die entstandene peinliche Situation ist ebenfalls nicht zu übersehen. Außerdem fühlt sich der Redner schuldig und ist zugleich auch in einer Besorgtheit wegen dieser Schuld.
5E:
Natürlich gibt es das, aber sehr begrenzt. Das Modalwort natürlich ist ein Gewißheitsindifikator. Es bringt die Überzeugung der Sprechenden von der Richtigkeit des Gesagten zum Ausdruck. Somit wird auch ihre Zustimmung kundgegeben. Natürlich weist andererseits auf die Selbstverständlichkeit des Geäußerten hin. Sicherheit bei der Behauptung ist daher auch zu erschließen.
9A:
Das Modalwort wahrscheinlich fügt eine Nuance der Unsicherheit hinzu. Durch seine Verwendung werden eine Vermutung und Annahme verbalisiert, und auf diese Weise kommt das Bedauern des Sprechenden zum Vorschein. Es kann auch von einer Ratlosigkeit die Rede sein. Verwirrung, Zögern und Zweifel sind auch dadurch bezeigt.
2.2.3.1.7. Die Partikel:
Die Partikel als Wortart kennzeichnen sich durch die folgenden Merkmale: sie sind nicht flektierbar, haben keinen Satz-, Satzglied- oder Gliedteilwert, sie sind außerdem keine Fügeteile. Sie sind daher nicht erststellenfähig und nicht erfragbar. Da sie keine selbständige semantische Bedeutung aufweisen, können sie nicht einen Beitrag zur sachlichen Information eines Satzes leisten und sind deshalb weglaßbar. Sie nehmen einen Bezug auf den ganzen Satz und haben stets Homonyme in den anderen Wortarten.21
,,Traditionellerweise galten Partikeln eher als überflüssige, manierierte Sprach-Einsprengsel, die einen (schriftlichen) Text unnötig aufblähten und inhaltlicher Klarheit eher abträglich seien. Dieser Einschätzung entsprechen Bezeichnungen wie ,Läuse im Pelz der deutschen Sprache` (Reiners) oder, etwas moderater, ,Füllwörter`" (Linke 1994, 271). Die deutsche Sprache im Unterschied zu den anderen Sprachen weist eine Fülle von Partikeln auf. Sie sind in den folgenden Subklassen unterteilt: Abtönungs, Grad-, Steigerungs-, Antwort-, Negations- und Gesprächspartikeln.
Die Partikeln sind sehr gute Gefühlsindifikatoren und kommen normalerweise in der gesprochenen Sprache öfters vor, deshalb haben wir ihnen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt und sind näher auf sie eingegangen.
2.2.3.1.7.1. Die Abtoenungspartikeln:
Die Funktion der Abtönungspartikeln ist vordergründig auf der kommunikativen Ebene zu suchen: sie können die Sprechhandlungen modifizieren, wie auch den jeweiligen Gesprächsablauf gliedern und steuern, mit ihnen können auch bestimmte Vorstellungen über die Gesprächspartner verbalisiert werden. Sie können dem Hörer ,,Verstehensanweisungen" geben in bezug auf den geäußerten Satz (Watzlawick zit. bei Bublitz 1978, 38). Sie sind nicht negierbar und können sowohl in betonter, als auch in unbetonter Position vorkommen. Außerdem sind einige von ihnen sogar erststellenfähig.
Die meisten sind an bestimmte Satzarten und daher auch an bestimmte Intentionen gebunden22. Die Abtönungspartikeln sind gute Indizien für die Gemütszustände der Gesprächspartner, da sie in der Regel als eine spontane Reaktion auf etwas Gesagtes entstehen. In den von uns analysierten Gesprächen sind eine Menge von Abtönungspartikeln realisiert und daher ist auch ihre emotionelle Rolle von uns ausreichend erforscht worden.
1A: Von wo denn?
Die Modalpartikel denn hat in den Fragesätzen eine stark mildernde Funktion und dient als ein Mittel, wodurch die Gesprächsmaxime der Höflichkeit nicht verletzt wird (vgl. dazu Bublitz 1978, 61). In dieser Ergänzungsfrage kommt die Partikel denn betont vor und nimmt Bezug auf das Vorausgehende.
Der Hörer braucht eine befriedigende Antwort, eine Information, die er bisher nicht erhalten hat. Der Gebrauch von denn als Abtönungspartikel ist konversationsbezogen und rückwärtskonnektierend, d.h. reaktiv. Außerdem hat er einen wesentlichen Beitrag zur natürlichen und freundlichen Gestaltung der Frage (Helbig 1988, 107f.).
Denn läßt uns Rückschlüsse auf die Gemütsverfassung der Konversierenden ziehen. Aus der außersprachlichen Situation läßt sich eine Neugier erschließen. Zugleich werden auch die Hilfsbereitschaft und die Engagiertheit seitens des Hörers verbalisiert, wobei sich auch seine Aufmerksamkeit zu spüren gibt.
1A: ,,Na, der ist doch sicher irgend jemandem entlaufen.
" Für die Verwendung von der Modalpartikel doch in Aussagesätzen stellt Roth (zit. bei Bublitz 1978, 108) die folgende Behauptung auf: ,,Mit doch wird auf allgemein Bekanntes (und von jedermann Akzeptiertes) Bezug genommen." Im Kontext der Pragmalinguistik heißt das, daß wir es mit einer konventionellen Implikatur23 zu tun haben oder von einer logischsemantischen Präsupposition sprechen können, da es normalerweise in der entstandenen Situation anzunehmen ist, daß das Tier einen Herrn hat, dem es entlaufen ist.
In den Aussagesätzen ist doch meistens unbetont. Es nimmt auf die vorhergegangene Äußerung Bezug und verleiht dem Redebeitrag eine vorwerfende Nuance. Als explizierte Gefühle sind hier Mißbilligung, Mißtrauen und Enttäuschung mit der von dem Gesprächspartner explizierten Aufforderung zum Loswerden zu nennen. Entrüstung, Ärger und Besorgtheit lassen sich dadurch auch bekunden. Die Verwunderung des Sprechenden über das ausgesprochene harte Urteil ist eindeutig manifestiert. Sein Wohlwollen und seine Sympathie können dabei auch nicht außer acht gelassen werden.
2B: Aber warten Sie mal
Die Abtönungspartikel mal ist in dieser Aufforderung unbetont. Sie fügt eine mildernde und abschwächende Wirkung hinzu: anstatt als einen Befehl wird der Sprechakt als eine Aufforderung oder Bitte wahrgenommen. Durch mal wird außerdem ein hoher Grad an Zwanglosigkeit und Unverbindlichkeit der Aussage erreicht. Der Wunsch der Sprechenden kommt ebenfalls deutlich zum Ausdruck. Der Gebrauch von dieser Abtönungspartikel betont nochmals die entstandenen Gefühle der Hilfsbereitschaft, Engagiertheit und Interesse für die Probleme des Gesprächspartners.
4A: Also
- diese Abtönungspartikel kommt in dem konkreten Aussagesatz unbetont vor. Sie hat eine konnektierende Rolle, da sie das Vorangegangene im Gespräch aufgreift. Also stellt außerdem eine eigenartige Zusammenfassung her. Diese Partikel gibt einen beteuernden Sinn an, denn der Redende versucht damit seinem Gesprächspartner seine eigene Version einzureden. Sie betont nochmals die Sicherheit des Sprechenden und seinen hohen Überzeugungsgrad, und hebt seine Gewißheit und Unwiderlegbarkeit hervor.
4A: Die gibt`s doch im Ausland! Die Abtönungspartikel doch tritt hier unbetont auf. Jedoch ist sie sehr emotionell beladen. Sie deutet keinesfalls auf ein gemeinsames Wissen bei den beiden Gesprächspartnern, sondern eher auf eine spontane Reaktion bei dem einen, auf einen Einfall. Doch stellt einen Widerspruch zwischen den Sprechererwartungen und dem geäußerten Sachverhalt her. Dadurch werden Staunen und Überraschung ausgedrückt. Der Sprechende ist gewissermaßen erregt durch seinen Einfall, er freut sich auch darüber und ist dafür bege istert. Seine Idee bringt ihm auch Erleichterung und Zufriedenheit. Hier geht es nicht um eine Vermutung, sondern eher um eine Sicherheit.
5B: Ja, ich meine...
Die Partikel ja erfüllt angeblich die Rolle einer Antwortpartikel (wenn wir sie als eine Gesprächssequenz24 der vorangegangenen Frage interpretieren). In der Tat ist sie aber eine Abtönungspartikel, die den darauffolgenden Sachverhalt als allgemeingültig darstellt und auf gemeinsames Vorwissen zurückgreift (vgl. dazu Helbig 1988, 165). Der Redende nimmt an, daß der Sachverhalt dem Hörer bekannt ist oder hält ihn für offensichtlich. Er erwähnt ihn jedoch, um zu versichern, daß er ihm z. Z. aktuell ist (vgl. dazu Bublitz 1978, 94f). Ja leitet eine Begründung ein. Eine leichte Zögerung und Verwirrung sind daher zu vernehmen, die dann in der Sprechhandlung immer mehr abnehmen und zu einer Sicherheit (verbalisiert durch das Modalverb müssen) steigern.
5E: Die Abtönungspartikel jedenfalls kommt hier unbetont vor, hat jedoch eine wichtige
Rolle in der gesamten Äußerung als ein Signal für die Geltung der Aussage gegenüber einer anderen, deren Zutreffen aber allein als potentiell aufgefaßt wird. Der Ausgangspunkt für den Sprecher ist ein Urteil, dessen Bestätigung er nur teilweise unternimmt und deshalb reduziert er es auf einen ,,harten Kern", den er völlig akzeptiert und für ihn glaubwürdig ist (vgl. dazu Helbig, 1988, 173). Mit jedenfalls gibt die Sprecherin ihre Sicherheit kund, eigentlich ist es mehr als eine Versicherung, eine Beteuerung anzunehmen. Aufregung und Engagiertheit mit dem Problem lassen sich dadurch erkennen, wie auch ihre Gewißheit über das Behauptete. 5E: Das ist doch`n - na ja, `n offener Platz.
Hier appelliert die Abtönungspartikel doch an eine Erinnerung an etwas Bekanntes beim Hörer. Betrachtet man diese Äußerung als einen impliziten Sprechakt, so stellt man heraus, daß dadurch der Sprecher eine Zustimmung bei seinem Gesprächspartner hervorlocken möchte. Eine Übereinstimmung zwischen den Sprechenden wird damit auch vorausgesetzt. Jedoch tritt in den Vordergrund ein Vorwurf auf. In diesem Zusammenhang kann auch von Gereiztheit die Rede sein. Überzeugung und Sicherheit lassen sich auch aus dem gesamten Kontext erschließen.
Die Kombination von zwei Partikeln na und ja wirkt in Zusammenklang mit dem Gebrauch von der Abtönungspartikel doch. Sie signalisiert den gegebenen Sachverhalt als dem Sprecher und dem Hörer bekannt und fordert zur Übereinstimmung auf. Es läßt sich dabei eine Nuance der Gereiztheit merken. Zugleich werden eine gewisse Sicherheit und Überzeugung bekundet.
Eine andere Möglichkeit zur Interpretation dieser Kombination zweier Partikeln wäre als Gliederungssignal, da na ja den Inhalt verstärkt und Andeutungen auf einen Sprecherwechsel macht.
6A:
Die Abtönungspartikel ja kommt in diesem Ausrufesatz unbetont vor. Dadurch wird das Staunen des Sprechenden über einen als außergewöhnlich empfundenen und eben beim Sprechen bemerkten Sachverhalt ausgedrückt (vgl. dazu Helbig 1988 167). Neben dem Staunen kommen auch Bewunderung und Überraschung zum Vorschein. Diese Partikel expliziert auch den hohen Grad an Aufregung bei der sprechenden Person, wie auch eine Nuance an Begeisterung.
6A: Das ist ja doch wohl zum Schreien.
Diese Anhäufung von Partikeln in einer einzigen Äußerung deutet auf die heftige emotionale Regung des Sprechenden.
Sowohl ja und doch, als auch wohl treten in der Rolle einer Abtönungspartikel auf und weisen dadurch auf die persönliche Stellungnahme des Sprechenden hin. Mit ja und doch wird der angegebene Sachverhalt als bekannt angegeben. Durch diese Erinnerung an etwas Bekanntes kommt eine Verstärkung zustande; die beiden Partikeln wirken auch konnektierend zum vorangegangenen Redebeitrag. Und durch wohl wird eine Nuance an Wahrscheinlichkeit hinzugefügt.
Als komplexe Ausdruckskraft verbalisieren diese Partikel die Verblüffung des Redenden, sein Staunen und den Unwillen, an die Realität zu glauben und sich damit abzufinden. Eine große Überraschung kommt auch deutlich zum Vorschein, wie auch Ärger, Zorn, Aufregung, Unzufriedenheit. Mißbilligung und Verwirrung sind auch von dem Sprechenden vermittelt. Über seine Leidenschaft läßt sich ebenfalls schlußfogern.
6A: Na also das ist ja wohl ´n Witz.
Mit der Gliederungspartikel na wird der Sprechakt eingeleitet. Und die Abtönungspartikel also wirkt konnektierend und zusammenfassend. Durch diese eigenartige Kombination - na also - wird ein deutlich vernehmbares Abfinden artikuliert. Im Hintergrund können wir auch den Ärger des Sprechenden und seine Gereiztheit vernehmen. Bedauern läßt sich dabei auch nicht übersehen, wie auch eine Nuance an Besorgung.
6A: Das sind Sie doch, nicht?
Die Rolle der Abtönungspartikel doch in dieser Entscheidungsfrage weist auf eine Bitte nach Versicherung und erwartete Bestätigung hin. Deshalb nennt man diese Fragesätze ,,tendenziöse Frage mit bestimmter Antworterwartung" oder auch Vergewisserungs- oder Rückversicherungsfragen (Helbig 1988, 115). Durch diese Verwendung von doch wird eine Spur von Besorgung und Zweifel seitens des Sprechers hinzugefügt. Es werden dadurch auch eine Ungewißheit und einen Unglauben expliziert, die ein eindeutiger Hinweis auf die Verwirrung des Sprechenden darstellen. Auch Verwunderung wird dadurch widerspieget.
6A:
Die Abtönungspartikel mal in der Äußerung ,,Das soll uns mal einer nachmachen!" hat eine mildernde Rolle, da sie diese Aufforderung vom Befehl zu einer höflichen Bitte oder eher einem Vorschlag modifiziert. Sie expliziert den Wunsch des Sprechers und weist eine Spontaneität auf. Eine Aufregung und Begeisterung für die Idee sind ebenfalls zu verspüren, wie auch eine Erwartung und Annahme.
9A:
Durch die Abtönungspartikel eigentlich kann der Sprecher signalisieren, daß er sich über etwas Überlegungen macht. Es geht in der Regel um einen wichtigen Gedanken, der sich dem schon angeführten gegenüberstellt und es als unwesentlich darstellt. Durch diese Verwendung von eigentlich wird auf das Bedenken beim Redenden hingewiesen. Jedoch hat aber das Zögern zur ückgetreten und als Ergebnis kommen Sicherheit und Überzeugung zum Vorschein.
2.2.3.1.7.2. Die Gespraechspartikeln:
So wird eine umfangreiche und heterogene Gruppe von Partikeln bezeichnet, die Signale der Gliederung, Bestätigung oder Vergewisserung, wie auch Antworten auf Entscheidungsfragen, Grüße, Gebote und Ausrufe umfaßt. Sie sind nicht in den konkreten Satz eingebettet und treten entweder an seinem Anfang oder Ende auf. Man kann ganz allgemein zwischen hörerseitigen und sprecherseitgen Signalen unterscheiden.
Die Signale seitens des Hörers dienen zur Rückmeldung ( das ist das sog. back-channel- behavior) Sie tragen zur Bestätigung oder Vergewisserung bei und sind Mittel zur Stabilisierung des Gesprächs. Denn ein Gespräch, wo der Hörer durch keine expliziten Signale seine Anwesenheit, seine Zustimmung oder Abneigung ankündigt, wird als besonders peinlich empfunden. Außerdem führt das zu einer großen Unsicherheit beim Sprechenden.
Die Höreraktivitäten verlaufen parallel zum jeweiligen Gesprächsbeitrag und werden keinesfalls als störend empfunden25. Die Signale seitens des Sprechers dienen zur Gliederung des Dialogs. Dadurch werden die jeweiligen Gesprächsschritte eingeleitet oder abgeschlossen26. In unserem Analysekorpus haben wir einen Großteil an realisierten Gesprächspartikeln, die auf die emotionelle Einstellung des Sprechenden einen Hinweis geben. Deshalb haben wir versucht, sie möglichst ausführlich zu erforschen.
1A: Hm wird vom Duden (1998, 380) als eine Gesprächspartikel bestimmt. Henne/Rehbock (1979, 26) machen eine weitere Konkretisierung und sprechen in diesem Zusammenhang vom back-channel-behavior oder den sog. Rückmeldungspartikeln, die als ein das Gespräch stabilisierendes Mittel dienen. In ihrem größten Teil sind die Rückmeldungssignale stark automatisiert und von nonverbalen Mitteln (Geste, Mimik) begleitet. Sie haben eine kontaktbestätigende und aufmerksamkeitsbezeugende Funktion und signalisieren das Interesse beim Hörer für die angegebene und geschilderte Situation.
Hm ist stark emotionell beladen und drückt eine Bewunderung und Aufmerksamkeit aus. Eine Besorgtheit gibt sich auch zu spüren, wobei sich auch eine gewisse Hilfsbereitschaft manifestieren läßt.
1A: ,,Ja, ha..."
Diese Äußerung ist eine Kombination von zwei Gesprächspartikeln, die das Interesse beim Hörer für die geschilderte Situation angeben und seine Bestätigung und Zustimmung andeuten. Außerdem signalisiert dieses Zusammenspiel von beiden Hörersignalen die Verwunderung und Überraschung des Sprechenden, wie auch seine Besorgtheit und Hilfsbereitschaft.
1A: ,,Das ist natürlich schrecklich, ne..."
Bei dieser Äußerung haben wir ein prägnantes Gliederungssignal, das die Kommunikation im Sinne des Sprechenden einteilt. Die Gliederungspartikel ne hat eine bestätigungsheischende und informationsverstärkende Funktion. Sie ist eine umgangssprachliche Variante von nicht und gliedert den Gesprächsschritt im Sinne des Sprechers, wobei sie die inhaltliche Seite verstärkt und den Sprecherwechsel vorbereitet.27 Diese ,,verbalen Anhängsel" - ein Begriff von Linke (1994, 268) - kennzeichnen sich durch ihre regionale Färbung, d.h. die unterschiedlichen Gliederungspartikel (gell, oder, nich, eh) sind für bestimmte Regionen typisch. Sie werden auch mit dem Begriff ,,tag-questions" bezeichnet, der vom Englischen kommt und die Bedeutung von Anhängsel oder Zipfel, im übertragenen Sinne auch Abschluß oder Schlußwort hat.
Ne bringt Hilfsbereitschaft und Sympathie zum Ausdruck. Das Mitgefühl und das Wohlwollen des Redenden sind auch kundgegeben, wodurch auch seine Aufmerksamkeit und Engagiertheit mit dem Problem bezeugt werden.
1A: ,,Wenn man ihn jetzt loswerden - loswerden wollte, nicht, aber..." in dieser Äußerung ist nicht als eine Gliederungspartikel verwendet, die auf die Beendigung des Gesprächsschrittes hinweist und als Vergewisserungssignal28 dient. Die Sprechende braucht eine Bestätigung von dem Hörer.
Sie fühlt sich unsicher und zweifelt dabei an der Richtigkeit ihres Vorschlags, da dieser sich gegen die Sympathie und das Mitgefühl dem kleinen Tier gegenüber richtet.
1A: Ja, ja, wahrscheinlich, ne!
Diese verbale Äußerung expliziert die Zustimmung und die Aufmerksamkeit beim Sprechenden und zugleich seine Unsicherheit zu dem vorhin Behaupteten. Mit der Verwendung von ja haben wir ein prägnantes Rückmeldesignal, dessen Bedeutung durch das doppelte Wiederholen noch verstärkt und betont wird.
Ja dient in der Regel als einleitende Partikel zu einem Dialogbeitrag und bestätigt den schon bestehenden Gesprächskontakt, indem sie auch die Übereinstimmung des Hörers zum eintretenden Sprecherwechsel versprachlicht. Ja schafft ,,ein unverbindlich positives Gesprächsklima" (Weinrich 1993, 836) zwischen den Gesprächspartnern und drückt hiermit die Zustimmung und die Aufmerksamkeit des Zuhörers aus.
2B: Nee, ist nichts.
Die Gesprächspartikel nein tritt hier in ihrer umgangssprachlichen Form auf, das die schroffe Wirkung des bloßen ,,neins" vermindert und als einen Hinweis auf die Vertrautheit zwischen den Gesprächspartnern dient. Nee ist als eine Antwort auf die vorhergegangene dubitative Entscheidungsfrage zu sehen und gibt zugleich eine ablehnende Stellungnahme beim Redenden an. Dadurch werden Ablehnung, Zurückweisung und Negation verbalisiert.
Bei dieser Äußerung haben wir wiederum eine Ellipse - es ist nämlich das Subjekt ausgelassen. Dies hat eine konnektierende Funktion, da dadurch Bezug zum vorhergehenden Gesprächsschritt genommen ist. Es wird auch eine Beruhigung vermittelt. Und aus der doppelten Negation - nee und nichts ergibt sich eine positive Einstellung. Es wird die Zustimmung des Sprechenden offenbart, wobei sich auch seine Hilfsbereitschaft und sein Wohlwollen manifestieren.
2B: Ja
- diese Antwortpartikel drückt die Zustimmung des Sprechers aus und steht ganz allgemein für alle positiven Gefühle, die er im konkreten Moment hegt: Erleichterung, Freude, Glück (sogar Glückseligkeit), wie auch Zufriedenheit, Befriedigung und Begeisterung.
4A: Ja, ja so!
Die Partikel so kommt hier betont vor. Sie steht für eine abgeschlossene Tätigkeit und übernimmt zugleich auch eine handlungskommentierende Funktion, indem sie zusammenfassend für das Gesagte steht. Sie drückt eine Art Ergebenheit und Hilflosigkeit aus, sowie Melancholie und Schmerz. Eine verächtliche und mißbilligende Nuance läßt sich dabei aber auch wahrnehmen.
Die Rückmeldepartikel ja versichert die Aufmerksamkeit und dient als Forderung an den Gesprächspartner, eine Stellung zum geäußerten Sachverhalt zu nehmen. Sie bekräftigt außerdem die Gewißheit der Äußerung und ist mit einer erwartenden Intention verbunden.
4A: Danke ist eine reaktive Partike29.
Sie gibt eine positive Bewertung zur Handlung des Gesprächspartners. Die Phrase danke schön hat eine gesprächsbeendigende Funktion und hiermit wird ebenfalls die Zufriedenheit mit dem entstandenen Gespräch bezeugt. Eine Dankbarkeit für die Aufmerksamkeit des Passanten, wie auch für seine Engagiertheit mit dem Problem und seine Hilfsbereitschaft wird auch vermittelt.
4A: Hallo
- der Zuruf hallo dient ganz allgemein zur Knüpfung eines Dialogs und zur Herstellung eines Kontakts mit dem Angesprochenen - er mag bekannt oder unbekannt sein. Deshalb hat diese Gesprächspartikel eine gesprächseröffnende Funktion. Mit hallo wird eine Lenkung der Aufmerksamkeit in Richtung des Sprechenden gezielt. Dieser Zuruf drückt eine bestimmte Ungewißheit und Unsicherheit aus. Zugleich werden aber auch eine Freundlichkeit und die Erwartung einer Kontaktaufnahme artikuliert. Entschuldigen Sie - diese Verbalphrase der Entschuldigung unterstützt die gesprächseröffnende Funktion, die der Ruf hallo mit sich bringt. Sie fügt eine Höflichkeitsnote hinzu und läßt Verlegenheit und in einem gewissen Grade auch Aufregung beim Redner spüren.
5B: In der Äußerung rauchen ist nicht gut, nicht
kommt ein interessantes Phänomen zum Vorschein, und nämlich die Partikel nicht tritt in zwei homonyme Erscheinungsformen in ein und derselben Äußerung auf - einmal als eine Negationspartikel und das zweite Mal als ein Gliederungssignal. In seiner ersten Rolle gibt nicht eine Negierung der mit dem Adjektiv gut verbalisierten Eigenschaften an. Daraus ist die mißbilligende Stellungnahme der Sprechenden zu erschließen, sowie ihre mißachtende Position. Zugleich klingt diese Äußerung beurteilend und negativ bewertend.
Als Gliederungssignal verstärkt nicht den Inhalt, gliedert den Gesprächsschritt im Sinne des Sprechenden und bereitet den Sprecherwechsel vor. Eine Bereitschaft zuzuhören wird dadurch auch bezeugt. Dieses Signal wird größtenteils als eine Floskel wahrgenommen, da es von seiner semantischen Bedeutung entleert wird. Es wird dadurch eine Selbstverständlichkeit der Aussage vorausgesetzt und wird nach einer Bestätigung dieser Tatsache vom Gesprächspartner verlangt. Dabei ist eine bestimmte Nuance der Unsicherheit beim Redenden zu verspüren, wovon im Grunde diese Lust nach Beteuerung zeugt. Auch Erregung und Engagiertheit mit dem angesprochenen Problem sind aus seiner Verwendung zu erschließen.
5E: Na ja
tritt hier in der Rolle einer Dialogpartikel auf. Sie läßt sich als ein Rückmeldungssignal interpretieren, da sie eine kontaktbestätigende Funktion hat und auf die Aufmerksamkeit des Hörers hinweist. Als gesprächsschritteinleitende Partikel legt sie nicht viel Wert auf die Wichtigkeit des Gesagten. Man kann sie auch in einem gewissen Grade als einen Pausenfüller empfinden. Mit dem Gebrauch von na ja nehmen wir eine beruhigende Nuance wahr. Zögerung und Unsicherheit treten in den Vordergrund. Eine leichte Verwirrung wegen dem vorangegangenen Gesprächsschritt ist angetreten und der Sprecher zweifelt nun, wie er seinen Redebeitrag strukturieren soll.
6A: Die Dialogpartikel ach so,
die aus einer Kombination zwischen der Interjektion ach und der Gradpartikel so besteht, drückt im allgemeinen auch eine Überraschung aus. Das Besondere darin ist, daß dabei auch eine ,,Korrekturbereitschaft" (Weinrich 1993, 838) besteht. Sonst läßt sich eine leichte Verwirrung verspüren, wie auch die Verwunderung und das Staunen des Sprechenden bekunden.
6A: Das Fragepronomen was
kommt in der Äußerung ,,Großartig was?" in der Funktion eines Gliederungssignals. Dadurch wird eine Bestätigung vom Hörer erwartet, da der Sprecher eine gewisse Unsicherheit empfindet. Sie ist mit seiner Erregung verbunden.
2.2.3.1.7.3. Die Steigerungspartikeln:
Die Steigerungspartikeln unterscheiden sich von den anderen Subklassen der Partikeln durch ihre Bezogenheit primär auf das Adjektiv als Wortart. Ihre Funktionen sind außerdem nicht auf der kommunikativen, sondern vielmehr auf der semantischen Ebene zu suchen. Sie können zur Verstärkung oder zur Abschwächung der durch das konkrete Adjektiv angegebenen Eigenschaft dienen und deshalb werden sie in zwei große Gruppen eingeteilt: Intensifikatoren und De-Intensifikatoren (Helbig 1988, 48). Durch die Verwendung von intensivierenden oder deintensivierenden Steigerungspartikeln wird die persönliche Einschätzung des Sprechenden kundgegeben und auf diese Weise zugleich ein Hinweis auf seine emotionellen Einstellungen gemacht. Deshalb haben wir uns bemüht, die in unseren Gesprächen realisierten Steigerungspartikeln möglichst ausführlich zu analysieren.
5E:
Die Steigerungspartikel genauso (zum Adjektiv gut) hat eine nicht so stark ausgeprägte kommunikative Rolle, sondern vielmehr eine semantische, da sie die durch das Adjektiv verbalisierte Eigenschaft verstärkt (intensiviert). Mit der Partikel genauso besteht die Sprechende auf der Gültigkeit der angegebenen Qualität. Im Kontext der Gefühle können wir hier von Sicherheit, Gewißheit und einen hohen Überzeugungsgrad sprechen. Es läßt sich sogar eine Unwiderlegbarkeit manifestieren.
6A:
Die Steigerungspartikel gar kommt vor dem Negationswort nicht vor. Auf diese Weise wird eine Verstärkung erreicht. Die Kombination, die sich daraus ergibt - gar nicht - weist auf eine Sicherheit beim Redenden hin. Ein hoher Grad an Überzeugung kommt dadurch zustande. Empörung und heftige Aufregung lassen sich auch vernehmen. Sogar über eine Spur von Frustration läßt sich schließen.
6A:
Die Steigerungspartikel enorm hat eine intensivierende Funktion in bezug auf das Adverb schnell, zu dessen Bedeutung sie eine nähere Präzisierung angibt. Aus der Kombination enorm schnell ergibt sich eine Bewunderung. Es läßt sich sogar eine Verblüffung merken. Es wird hiermit auch die große Aufregung des Sprechenden verbalisiert, wie auch sene leidenschaftliche Natur. Sein Staunen kommt auch deutlich zum Vorschein, wie auch seine Engagiertheit mit dem Problem.
9A:
Die Steigerungspartikel ganz, die vor dem Bezugswort - das Adjektiv neu - auftritt, hat eine intensivierende Funktion, da dadurch eine Steigerung der durch neu angegebenen Eigenschaft erreicht wird. Synonyme für diesen Gebrauch von ganz wären vollkommen, völlig, sehr. Durch diese Verwendung wird eine Nuance der Bewunderung beim Sprecher vernehmbar. Auch Gewißheit und ein hoher Grad an Überzeugung lassen sich vermuten, wobei sich aber die Aufregung der sprechenden Person ebenfalls zu spüren gibt.
9A: Ja, der ist schön, der ist sehr schön.
Interessant bei dieser Äußerung ist es, daß innerhalb eines Sprechaktes eine Steigerung stattfin det. Sie wird durch die Steigerungspartikel sehr versprachlicht, die eine ausgeprägt positive Einstellung zum angesprochenen Sachverhalt angibt. Es entstehen auf diese Weise eine Intensivierung, eine Hervorhebung und Betonung. Es wird außerdem die Aufregung bei der sprechenden Person kundgegeben, wobei sich auch ihre Bewunderung offenbart.
2.2.3.1.7.4. Die Gradpartikeln:
Die Gradpartikeln beziehen sich auch nicht auf den ganzen Satz, sondern auf eine seiner Konstituenten, wobei ihre Funktion auf der semantischen Ebene zu suchen ist. Sie weisen eine Ähnlichkeit mit der Sondernegation (die lokale Negation), was ihre Stellung und ihren semantischen Bezugsbereich anbelangt (vgl. dazu Helbig 1988, 40). Es werden die folgenden Reihen von Gradpartikeln unterschieden: nur-Gruppe, auch-Gruppe, sogar-Gruppe, gerade - Gruppe, erst-Gruppe und ungefähr-Gruppe. In unserem Analysekorpus sind wir leider auf keine Gradpartikeln gestoßen, die emotionell beladen sind, und daher haben wir auch keine in Betracht gezogen. Deshalb können wir auch zu keiner Schlußfolgerung über ihre Rolle als Gefühlsindifikatoren kommen.
2.2.3.1.7.5. Die Interjektionen:
Die Interjektionen werden vorwiegend in der dialogischen Rede verwendet, ,,meist in der Absicht, Interesse beim Hörer für die Gefühlslage des Sprechers oder für die geschilderte Situation zu wecken" (Duden 1998, 382). Es werden entweder manche Wörter und feste Verbindungen (z. B. ach du meine Güte) als Interjektionen gebraucht, oder sie werden andererseits aus konventionalisierten Lautverbindungen gebildet, die sonst in der Sprache nicht als Bedeutungsträger dienen.
Sie nehmen eine Stellung außerhalb des Verbalrahmens und stehen dafür, was sonst umständlich beschrieben werden soll. Weinrich (1993, 857) unterscheidet zwischen situativen, expressiven und imitativen Interjektionen. Die von uns analysierten Gespräche kennzeichnen sich nicht durch eine Mehrzahl von verbalisierten Interjektionen und das führt zurück auf die Tatsache, daß dies Konversationen auf der Straße sind, die sich keinesfalls durch heftige emotionelle Reaktionen kennzeichnen.
5B:
Die Interjektion ach tritt hier in der Rolle einer Dialogpartikel auf (vgl. dazu Weinrich 1993, 837f). Sie verleiht der Äußerung einen Ausdruck der Überraschung. Da sie aber in Verbindung mit der Partikel so (ach so) vorkommt, weist das auf eine Korrekturbereitschaft beim Sprechenden hin. Diese Zusammensetzung von zwei Partikeln verbalisiert eine Zustimmung zu den von dem Gesprächspartner hinzugefügten Argumenten.
Sie läßt sich als ein Einverständnis mit einer Idee, als einen plötzlicher Einfall interpretieren. Neben dem Gefühl der Einwilligung gibt sich auch eine leichte Verwirrung von sich und es entsteht der Eindruck, daß ein Aspekt vorher nicht mitgedacht worden ist. Eine Besorgtheit ist ebenfalls aus dem situationellen Kontext zu erschließen.
6A:
Die Interjektion ah erscheint in diesem Gesprächsschritt auch in der Rolle einer Dialogpartikel. Sie drückt eine Überraschung aus, die aber durch eine freudige Nuance durchdrungen ist. Ein Übergewicht bekommt aber der Aspekt der Freude und Genugtuung. Eine Zufriedenheit und einen hohen Grad an Begeisterung sind genauso aus der konkreten Situation zu erschließen.
6A:
In dem Sprechakt ach das auch nicht wird die Interjektion ach verbalisiert. Dadurch wird eine Reaktion auf den vorangegangenen Redebeitrag verdeutlicht, der auf eine Sprechererwartung zurückführt.
Durch ach wird eine Überraschung signalisiert. Das Staunen und die Verwunderung der Redenden werden auch eindeutig bezeigt. Eine leichte Spur von Unglauben läßt sich auch vernehmen.
9A:
Das Verbalisieren der Interjektion oh läßt sich auf unterschiedliche Weise interpretieren. Einerseits kann man dieses Empfindungswort als einen Pausenfüller wahrnehmen, wo der Redende Formulierungsschwierigkeiten erlebt und sie eben dadurch zu überbrücken versucht. Die Verwendung von dieser Interjektion ist ein eindeutiges Signal für den Hörer, daß ,,der Sprecher trotz der Informationspause die Sprecherrolle [...] zu behalten wünscht" (Weinrich 1993, 833). Eine Verlegenheit läßt sich vordergründig wahrnehmen. Zugleich werden auch Verwirrung und Unsicherheit offenbart. Andererseits gibt man durch den Gebrauch von oh einen Ausdruck seiner eigenen Überraschung und Bewunderung. Es wird dadurch auch eine Aufmerksamkeit seitens des Angesprochenen gezeigt und eine Bereitschaft zur Knüpfung eines Gesprächs.
2.2.3.1.8. Die Praeposition und die Konjunktion:
Die Subklassen der Präpositionen und der Konjunktionen weisen als Wortarten die folgenden Merkmale auf: sie sind nicht flektierbar, haben keinen Satz-, Satzglied-, oder Gliedteilwert und sind Fügteile. Der Unterschied zwischen ihnen liegt ausschließlich darin, ob sie einen Kasus fordern (die Präposition) oder nicht (die Konjunktion). In unseren analysieren Gesprächen sind zahlreiche Präpositionen und Konjunktionen verbalisiert. Nur ein winziges Teil davon deutet aber eine Emotionalität an. Deshalb sind wir nur denjenigen nachgegangen, die ein Indiz für die Gemütszustände der sprechenden Person geben.
2B: Aber warten Sie mal
- die restriktive Konjunktion aber gibt einen Gegensatz wieder. Deshalb stellt sich diese Äußerung der vorhergegangenen gegenüber. Dadurch werden nochmals die Engagiertheit der Redenden mit den Problemen des Gesprächspartners zum Ausdruck gebracht und deren Hilfsbereitschaft. Eine Erregung wegen des plötzlichen Einfalls ist auch zu spüren gegeben. Die Entschlossenheit, eine Lösung des Problems zu finden, wird auch eindeutig kundgemacht. Dafür zeugt auch die imperativische Form des Prädikats, die auffordernd und appellativ klingt.
4A:
Arnstraße, oder ... oder ...
die wörtliche Wiederholung ein und desselben Satzgliedes (diesmal einer Konjunktion) weist wiederum auf die Konfusion des Sprechenden wegen der peinlichen Situation hin, und auf seine Versuche, sich etwas einfallen zu lassen oder sich an etwas zu erinnern. Die koordinierende Konjunktion oder verbindet gleichwertige Satzteile oder Teilsätze. Sie hat eine desjunktive (ausschließende) Funktion - man soll nur eine Möglichkeit von zwei angegebenen wählen. Verwirrung und Verlegenheit, sowie eine bestimmte Unsicherheit werden dadurch zum Ausdruck gebracht.
5B: Für etwas sein
- diese feste Verbindung von dem Verb sein und die Präposition für (Rektion des Verbs) hat die semantische Bedeutung von annehmen, billigen, gutheißen, zustimmen. Eine positive Einschätzung des Sachverhalts und eine billigende Bewertung rücken dadurch in den Vordergrund. Mit dem Einsatz vom Konjunktiv in dem Sprechakt wären sie dafür wird der potentielle Charakter der Handlung hervorgehoben.
Eine Höflichkeitsnuance läßt sich auch erkennen. Die Unsicherheit und die Zögerung des Sprechenden kommen dadurch deutlich zum Ausdruck. Vermutung und Ratlosigkeit sind ebenfalls daraus zu erschließen.
5E:
Natürlich gibt es das, aber sehr begrenzt. Mit der gleich darauf folgenden restriktiven Konjunktion aber wird auf einen einschränkenden Umstand verwiesen. Ein Einwand wird dadurch eingeleitet und signalisiert. In dieser Funktion weist das Bindewort aber auf den Zweifel des Sprechenden an dem Behaupteten hin. Dem Selbstverständlichkeitscharakter des Modalworts natürlich stellt sich auch die einschränkende und einwendende Konnotation des Adjektivs begrenzt gegenüber. Es gibt die subjektive Einschätzung der Sprechenden an und drückt damit ihren Zweifel aus.
2.2.4. Auf der semantischen Ebene:
Die Semantik ist eine sprachwissenschaftliche Teildisziplin, die sich mit der Analyse und Beschreibung der wörtlichen Bedeutung sprachlicher Zechen und Zeichenfolgen beschäftigt. Deshalb wird sie auch unter der Bezeichnung Bedeutungslehre bekannt30. Für die Zwecke unserer Forschung haben wir unseren Blick auf manche verbalisierten Lexeme gerichtet und sie dann unter dem Gesichtspunkt analysiert, wie ihre semantische Bedeutung die Gemütszustände und emotionellen Regungen des Sprechenden wiederzugeben vermocht. Außerdem ist dabei auch die poetische Funktion der Sprache zu berücksichtigen, d.h. die Auswahl der treffenden Lexeme.
Da das Sprachsystem jedem Sprecher mehrere Möglichkeiten zur Verfügung stellt, unter denen er seine Auswahl treffen soll bzw. muß (denn man kann doch nicht zwei unterschiedliche Formulierungen zugleich artikulieren). Die Entscheidung wird von einer Mehrzahl situativer Faktoren bedingt und widerspiegelt am deutlichsten den emotionellen Zustand des Redenden.
1A: Hat der kleine Kerl Frauchen verloren?
Diese präsumptive Entscheidungsfrage bringt mit sich eine Nuance an Überheblichkeit und Spott. Dieser Eindruck ergibt sich aus der Kombination von den beiden Lexemen Kerl und Frauchen in Bezug auf ein Tier (den Hund) und seine Herrin. Hier können wir die poetische Funktion der Sprache mit einbeziehen, d.h. die passende Wahl der Lexika, die zum Erreichen des kommunikativen Zwecks dient. Die beiden Lexeme gehören der Umgangssprache, das an und für sich ein Signal für Vertraulichkeit ist. Nachsichtigkeit und Gleichgültigkeit sind auch aus der Verbindung dieser Lexeme zu erlesen.
Es gibt aber auch eine andere Interpretationsmöglichkeit, und zwar, wenn wir annehmen, daß diese Kombination zweier Lexeme das Mitleid und Mitgefühl der Redenden verbalisiert. Jedoch bleibt aber eine ironische Note spürbar, die aus dem Gebrauch von der Lexem Kerl, auf einen Hund bezogen, kommt.
4A: Das weiß ich, ja. Der Gebrauch von dem Verb wissen bei diesem Sprechakt ist ein deutliches Kennzeichen für die Sicherheit, die beim Sprechenden angetreten ist. Dieses Lexem impliziert auch die Gewißheit, die die Äußerung als Ganzes mit sich trägt. Wenn wir den situationellen Kontext genauer unter die Lupe nehmen, können wir sogar von Selbstsicherheit und Beruhigung sprechen und in einem weiteren Sinne auch eine Nuance der Gereiztheit beim Redner erkennen.
4A: Im Ernst
- durch die Auswahl und das Verbalisieren dieser Präpositionalgruppe wird eine Art Beteuerung beim Redner expliziert. Diese Lexemeinheit soll das Mißtrauen und den Unglauben beim Gesprächspartner abbauen und ihn von den ernst gemeinten Absichten des Sprechers überzeugen. Bestätigend und diesen Gedanken weiterführend sind auch die gleich darauffolgenden Lexeme also garantiert. Die beiden Lexemeinheiten sollen ein eventuelles Mißverständnis beim Gesprächspartner verhindern. Sie implizieren eine leichte Erregung und Gereiztheit beim Sprechenden und zugleich auch seine wachsende Unruhe und Ungeduld. Sicherheit, Überzeugung, Gewißheit und Unwiderlegbarkeit sind auch aus dem semantischen Gehalt dieser Lexeme zu erschließen.
5B:
Das Verbalisieren des Verbs meinen und der Gebrauch von der ersten Person Singular ich meine ist ein deutlicher Verweis auf die persönliche Stellungnahme der Sprechenden. Dadurch wird eine Unverbindlichkeit signalisiert, da die eigene Meinung einfach hervorgehoben wird. Sicherheit und Überzeugung sind ebenfalls daraus zu erschließen.
5B: Schlechtes Beispiel
- das Adjektiv schlecht ist das Antonym von schön. Es ist eine Synonymform von nicht schön. Dieses attributiv gebrauchte Adjektiv ist stark negativ konnotiert. Es drückt die ablehnende Einstellung des Sprechenden dem geäußerten Sachverhalt gegenüber aus. Eine mißbilligende Bewertung ist ganz deutlich zu verspüren. Tadel und implizite Kritik lassen sich auch von der semantischen Bedeutung dieses Adjektivs und dessen Gebrauch vernehmen.
Interessant von dem semantischen Gesichtspunkt ist auch das Lexem Beispiel. Dieses Substantiv steht für ein Muster, für ein Ideal da und in Verbindung mit dem Attribut schlecht wird nochmals die heftige Mißbilligung der konversierenden Personen hervorgehoben. Ihre affirmative Bedeutung geht durch das negierende Lexem schlecht verloren.
5B: Das Lexem einschränken
verrät eine negative Bewertung seitens des Sprechenden. Seine Mißbilligung kommt dadurch zum Ausdruck, jedoch aber nicht im Sinne einer Mißachtung, da diese Lexemeinheit den angesprochenen Sachverhalt nicht total eliminiert, sondern nur für sein Verringen plädiert und auf diese Weise davon zeugt, daß der Sprechende auch positive Merkmale darin findet. Die tadelnde Stellung des Redners wird dadurch indiziert, wie auch seine Engagiertheit mit dem Problem. Von seiner Äußerung sind auch Sicherheit und Überzeugung von dem Behaupteten zu erschließen.
5B:
In der Nominalgruppe starke Raucherin kommt das Adjektiv stark in einem attributiven Gebrauch vor. In dieser Rolle gibt es eine nähere Bestimmung zum Substantiv an. Stark zeugt von einer intensiven Handlung. Von dem situationellen Kontext dieses Gesprächs aber können wir durch die Verwendung dieses Adjektivs über eine Distanzierung schließen. Außerdem läßt sich aus dem Zusammenspiel der beiden Lexeme auch eine negative Bewertung manifestieren. Vordergründig treten eine Mißbilligung und eine Ablehnung auf. In einem weiteren Sinne kann sogar von einer verächtlichen Nuance die Rede sein.
5B: Die Hunde, die da hinmachen, sollte man verbieten.
Diese Äußerung kennzeichnet sich durch eine mißachtende und sogar verächtliche Stellung den Hunden gegenüber. Erniedrigung und Geringschätzung treten in den Vordergrund. Eine Spur von Widerwillen wird auch vermittelt. Pejorativ klingt auch das umgangssprachlich gebrauchte Verb hinmachen. Sogar eine Boshaftigkeit wird dadurch bekundet. Die ganze Äußerung hat zum Zweck am Beispiel solcher hilf- und schutzlosen Tiere wie die Hunde zu zeigen, wie unsinnig die besprochene Idee ist. Deshalb werden sie in dieser Aussage so angegriffen. Verbitterung und Spott sind ebenfalls daraus zu erschließen.
5B:
Das Lexem verbieten beinhaltet eine negative Konnotation. So bekmmt die Äußerung eine befehlerische und direktive Nuancierung. Mißbilligung und sogar Mißachtung werden dadurch verbalisiert. Das zeugt von der ablehnenden Stellungnahme der Sprechenden. Zugleich verrät die Verwendung dieser Lexemeinheit auch Ärger, Zorn und Mißgestimmtheit. Die Erregung der Redenden und ihre Engagiertheit mit dem Problem lassen sich dadurch auch manifestieren.
5E:
In seinem attributiven Gebrauch verstärkt das Indefinitpronomen irgendwie die Unsicherheit und die Unbestimmtheit der Aussage. Dieser Gedanke wird von dem gleich darauf kommenden negierten Verb wissen unterstrichen. Ich weiß nicht weist auf eine Zögerung, Ratlosigkeit und Unentschiedenheit hin. Es spielt aber eigentlich die Rolle einer Floskel, eines Pausenfüllers und Fortsetzungssignals und setzt daher nicht ganz vie l auf die semantische Bedeutung. Hier wird größtenteils die Schwierigkeit der Wortfindung und Formulierung angedeutet, die typisch für die spontane alltägliche Rede ist.
5E: Find ich bescheuert!
Dieser Sprechakt ist stark emotionell gefärbt. Er ist eine spontane Reaktion, ein Ausruf des Staunens, der in einem hohen Grade umgangssprachliche Färbung aufweist. Finde ich ist ein deutlicher Verweis auf die persönliche und unverbindliche Stellungnahme des Sprechers, die gleich darauf geäußert wird. Man soll das Verb finden keinesfalls in seiner primären Bedeutung (Ergebnis einer Suche, Entdeckung) verstehen, sondern in einem übertragenen Sinne (meinen, denken, vermuten). Durch dessen Gebrauch und die Inversion (finde ich statt ich finde ) wird die Subjektivität der gegebenen Meinungsäußerung hervorgehoben und betont. Und durch das Adjektiv bescheuert kommt die eigentliche Einschätzung des Sachverhalts. Damit gibt die Rednerin ihrer Mißbilligung und Erregung einen Ausdruck. Bei dieser Äußerung sind aber auch ganz deutlich ausgeprägte Nuance der Empörung, Überraschung und Leidenschaft zu vernehmen.
5E:
Das Adjektivadverb schwer drückt die persönliche Einschätzung zum gegebenen Sachverhalt aus. Hinter der Auswahl dieses Lexems verbirgt sich eine negative Einstellung dem Tatbestand gegenüber. Die Situation, die durch dieses Adjektivadverb veranschaulicht wird, wird aus einem pessimistischen Sichtpunkt angegeben. Unruhe und ein bißchen Verlegenheit treten im Hintergrund auf.
5E: Ich danke Ihnen schön!
Diese Äußerung wirkt gesprächsbeendigend. Sie drückt die Dankbarkeit des Fragenden wegen der guten Antwort aus. Eine Zufriedenheit ist deshalb deutlich zu vernehmen und das kommt durch die Hervorhebung des Adverbs schön ganz klar zum Ausdruck (normalerweise lautet die Danksagung danke schön oder schöner Dank).
Das Adjektivadverb schön ist äußerst positiv konnotiert. Es verbalisiert die Befriedigung des Sprechenden über das schon verlaufene Gespräch und seine positive Bewertung zu ihm. Genugtuung und vielleicht auch eine Note von Erleichterung lassen sich dadurch auch verspüren.
6A: Das Adjektiv prima
ist im Prinzip undeklinierbar, es gibt eine hohe Bewertung für etwas an und wird als Synonym zu ausgezeichnet, hervorragend, herrlich etc. verwendet. Dadurch wird zunächst eine positive Einstellung eingenommen, es werden auch Befriedigung und Zufriedenheit mit der schon vollzogenen Handlung verbalisiert. Und die Bewunderung und Überraschung seitens der Sprechenden werden auch kundgegeben. Deutlich ausgeprägt sind auch ihre Freude und Begeisterung. Aus dem situationellen Kontext können wir ebenfalls über Dankbarkeit und Erleichterung schließen, wobei die Aufregung der sprechenden Person eindeutig zu vernehmen ist.
6A: Das ist ja komisch.
Die Lexemeinheit komisch gibt eine subjektive Einschätzung zum gegebenen Sachverhalt an. Dieses Adjektiv wird aber nicht in seiner primären Bedeutung - das Lachen erregend - verwendet, sondern bekommt eine umgangssprachliche Färbung und wird daher als eine Synonymform von merkwürdig und sonderbar verstanden. Dadurch gibt der Sprechende seine Verwunderung kund. Verwirrung und Staunen werden auch offenbart. Überraschung kommt auch durch den Gebrauch von komisch zum Vorschein.
6A: Der Ausdruck das ist zum Schreien
soll uns auf die zu erwartende Reaktion des Sprechenden aufmerksam machen: die Situation wird als so peinlich empfunden, daß man nicht mehr aushalten kann. Die Worte erscheinen aber als ein Ersatz der außersprachlichen Handlungen. Durch diese Verwendung wird eine heftige Aufregung und Frustration beim Redenden manifestiert. Gereiztheit und Entrüstung lassen sich auch vernehmen. Seine Enttäuschung und sein Staunen werden auch zum Ausdruck gebracht. Daneben treten auch Ärger, Zorn und Mißbilligung in den Vordergrund.
6A: Großartig, was?
Das Adjektiv großartig gibt eine positive Einschätzung zum gegebenen Sachverhalt an. Es wird in der Bedeutung von herrlich, eindrucksvoll, bedeutend verwendet und drückt daher eine Bewunderung, sowie eine Zufriedenheit aus. Begeisterung wäre auch zu erschließen, wie auch eine heftige Aufregung beim Sprechenden.
6A:
Das Adjektiv toll übernimmt in dieser Sprachhandlung die Bedeutung von großartig, herrlich, unglaublich und klingt daher elativisch31. Dieses Lexem ist sehr typisch für die Umgangssprache und äußert die Bewunderung des Sprechenden, sowie seine positive Einschätzung zum angegebenen Sachverhalt. Seine Begeisterung wird dadurch auch deutlich manifestiert. Seine Leidenschaft kommt ebenfalls zum Ausdruck. Eine Spur von Freude und Vergnügen können wir auch vernehmen.
6A: Finde ich originell.
Das Adverb originell gibt eine einschätzende Einstellung seitens des Sprechenden wieder. Durch seine Verwendung wird auf die Bewunderung beim Redenden aufmerksam gemacht, und zugleich auch auf sein Staunen. Eine unerwartete und ungewöhnliche Handlung hat sich vollzogen und das hat die Aufregung des Sprechers und seine Begeisterung zur Folge.
6A:
Das attributiv gebrauchte Adjektiv hübsch zum Substantiv Bild - ein hübsches Bild - verbalisiert die positive Stellungnahme seitens der redenden Person und ihre subjektive Einschätzung zum angegebenen Sachverhalt. Es werden eine deutlich vernehmbare Befriedigung und Begeisterung versprachlicht. Zugleich läßt sich auch über eine Bewunderung schließen. Genugtuung und eine Nuance an Zufriedenheit mit der vollzogenen außersprachlichen Handlung werden auch expliziert.
9A: Durch die Verwendung von dem Adjektiv hübsch wird die persönliche Einschätzung des konkreten Sachverhalts wiedergegeben. Es drückt eine positive Stellungnahme und eine hohe Bewertung aus. Eine Bewunderung läßt sich ebenfalls vernehmen. Begeisterung und Zufriedenheit gibt der Redende ebenfalls von sich. Auch über Freude und Staunen ist es zu schließen. Ein Vergnügen und eine Gutgestimmtheit werden auch durch den Einsatz des Lexems hübsch expliziert.
9A: Der ist aber sehr geschickt, sehr professionell gemacht. Das adverbial gebrauchte Adjektiv geschickt deutet auf eine positive Einschätzung der außersprachlichen Handlung. Mit seinem Gebrauch wird auf die Befriedigung und Zufriedenheit seitens des Sprechenden aufmerksam gemacht, wie auch auf seine begeisterte Einstellung. Deutlich ausgeprägt ist die Verwunderung vor der geschickten Arbeit. Ins Auge fällt aber auch eine Spur von Beruhigung, die sich aus dem situationellen Kontext erschließen läßt. Auch Freude über den guten Fund gibt sich zu spüren.
9A:
Mit dem Adverb professionell wird eine besonders hohe Einschätzung zum angegebenen Sachverhalt wiedergegeben. Eine bewundernde Nuance wird hiermit verbalisiert, wo der Sprechende seinen positiven Eindrücken einen Ausdruck gibt. Seine Begeisterung wird auch widerspiegelt. Das geschieht freilich unter der Wirkung einer heftigen Aufregung und Freude, die aus dem außersprachlichen Kontext zu erklären sind.
5E: Oder weiß der Kuckuck was!
Dieser Ausruf stellt einen Phraseologismus32 dar. Die Phraseologismen geben eine reiche Schattierung der Rede an, und haben eine starke emotionelle Färbung. Weiß der Kuckuck was drückt im Vordergrund die Entrüstung der Sprechenden aus. Diese Worte lassen uns auch ihre heftige Erregung und Engagiertheit mit dem Problem vernehmen. Empört und leidenschaftlich klingt ja auch dieser Ausruf, wobei ebenfalls eine Nuance der Frustration und Mißbilligung zu verspüren ist.
2.2.5. Auf der stilistischen Ebene:
Die Stilistik wird von den meisten Sprachforschern zu der Literaturwissenschaft gezählt. Der Stil ist aber ein typisches Merkmal sowohl für jeden Text, als auch für jede sprachliche Äußerung. Wobei unter sprachlichen Stil die Art und Weise zur Durchführung einer Handlung mittels eines Textes oder Gesprächs zu verstehen ist33. In unserer Forschung haben wir nicht den Individualstil des Sprechenden oder den Stil der dialogischen Rede überhaupt analysiert, sondern haben vielmehr versucht, die stilistischen Tropen und Figuren zu ermitteln, die zur Bereicherung der Rede beitragen und eine starke emotionelle Regung beim Sprechenden aufweisen.
2.2.5.1. Tropen und Figuren:
Die Entstehung der Figuren ist eng mit der Formulierung eines Satzes verbunden, deshalb werden sie auch als Satzfigurationen bezeichnet. Die Tropen genießen aber eine von den Sätzen unabhängige Existenz. Sie sind Ersatzbeschreibungen (Ersatzfigurationen). Die beiden stilistischen Erscheinungen stellen eigentlich eine Abweichung vom normalen Sprachgebrauch dar. Dadurch werden eine größere Expressivität und Subjektivität der Aussage verliehen. Die jeweilige Äußerung kann außerdem betont, hervorgehoben oder gesteigert werden. Die Tropen und Figuren sind eher der geschriebenen literarischen Texte eigen, jedoch kommen sie auch in der Alltagsrede vor. Deshalb haben wir versucht, die wenigen, die in unserem Analysekorpus realisiert sind, in Betracht zu ziehen.
1A: ,,Und da ist er immer hinterher?" / ,,Immer hinterher getippelt."
Die Wiederaufnahme der Worte, die der Gesprächspartner verwendet hat, drückt eine Verwunderung seitens des Hörers aus, einen Zweifel zugleich und es wird hiermit die Notwendigkeit verbalisiert, daß etwas bestätigt und näher erklärt wird. Ein Staunen wird auch bekundet.
Im Kontext der traditionellen Stilistik wird diese Erscheinung als eine Figur betrachtet und unter der Bezeichnung Symploke34 aufgefaßt. Sie trägt wesentlich zum allgemeinen Ausdruck von Emotionalität und Expressivität einer Äußerung bei. In unseren gesprächsanalytischen Ansätzen können wir in diesem Zusammenhang eine Parallele zu den Rückmeldungssignalen ziehen, und nämlic h mit der Erscheinung des ,,sentence completions" oder der sog. Satzvollendung, die ganz allgemein einen Hinweis auf die Zustimmung des Hörers machen.
5E: Ich selber
könnte vom Standpunkt der Stilistik her als eine Figur wahrgenommen und demzufolge auch interpretiert werden: nämlich als Pleonasmus35. Das Personalpronomen ich wird durch das Pronomen selber, das in seiner Bedeutung mit dem ersten völlig übereinstimmt, hervorgehoben und betont. Selber fügt eine ausdrückliche Note hinzu und verweist darauf, daß ausschließlich die Person gemeint wird, die mit dem Bezugswort schon genannt ist (vgl. dazu Duden 1998, 344).
Durch diesen doppeltgemoppelten Gebrauch der beiden Pronomen kommt auch eine umgangssprachliche Nuance zum Vorschein - selber ist ja eigentlich die umgangssprachliche Variante von dem gleichbedeutenden standartsprachigen Pronomen selbst - und die zwanglose, nicht vorher geplante und überlegte Rede, wo es eine Fülle von Wiederholungen gibt, ist ein deutliches Kennzeichen der Alltagssprache. Dieses Hervorheben der eigenen Persönlichkeit zeugt von der Selbstsicherheit bei der Sprechenden und betont nochmals ihre eigene Stellungnahme und deren Wichtigkeit. In einem weiteren Plan kann hier auch von Egozentrismus die Rede sein.
9A: Ja, der ist schön, der ist sehr schön.
Im Kontext der traditionellen Stilistik können wir bei dieser Äußerung von Parallelismus sprechen, da es sich um syntaktisch gleichwertige Teile handelt, die dieselben Positionen im Satz einnehmen. Diese Figur übernimmt in unserer Konversation die Rolle eines Pausenfüllers. Es wird dadurch auf die Verwirrung des Sprechenden hingewiesen und auf irgendwelche Schwierigkeiten beim Formulieren. Zugleich wird aber auch seine positive Einstellung (schön) expliziert, und auch hervorgehoben durch dieses Wiederholen. Bewunderung und Begeisterung kommen ebenfalls zum Vorschein. Durch den Parallelismus wird auch eine heftige Aufregung expliziert.
2.2.5.2. Wiederholungen, Verschleifungen:
Die gesprochene Sprache ist hauptsächlich von dem Faktor Spontaneität bedingt. Normalerweise hat man keine Möglichkeit zum Nachdenken oder zur Erwägung der Formulierungen. Deshalb entsteht eine Fülle von Wiederholungen, die in manchen Fällen auf Formulierungsschwierigkeiten, in anderen auf Verlegenheit und starke emotionale Regung beim Sprechenden zurückzuführen ist. Die gehetzte Rede hat auch zahlreche Verschleifungen zur Folge, die dem Gesetz der Sprachökonomie völlig entsprechen und ein typisches Merkmal der Umgangssprache sind. In den von uns analysierten Gesprächen sind wir auf eine Menge von Verschleifungen und Wiederholungen gestoßen, deshalb sind wir dieser sprachlichen Erscheinung auch näher auf den Grund gegangen.
1A: ,,Wenn man ihn jetzt loswerden - loswerden wollte, nicht, aber..."
Diese Äußerung stellt eine potentielle Handlung dar (die Wahrscheinlichkeit und der Annahmecharakter der Aussage werden von dem Gebrauch des Konjunktivs nochmals hervorgehoben: wollte). Das wiederholte Verwenden von loswerden dient dazu, daß der Redner selbst von der Notwendigkeit einer Handlung überzeugt wird und hat einen auffordernden Sinn. (Hier ist die appellative Funktion der Sprache zu berücksichtigen). Wir nehmen an, daß das wiederholte Anwenden dieses Lexems, sowie seine semantische Bedeutung einerseits Zweifel und Besorgtheit, und andererseits Zuneigung und Wohlwollen beim Sprechenden verbalisiert.
4A: Ich hab ... ich
- diese abgebrochene und gehetzte Rede läßt uns jedoch eine leichte Verwirrung beim Redner vernehmen. Die Selbstsicherheit bei den beiden Gesprächspartner und die deutlichen Zeichen, daß man sich keinesfalls überreden läßt, führen letztendlich zu einer Verlegenheit, die jedoch nicht ganz prägnant zur Sprache gebracht wird. In diesem Sinne können wir auch aus der doppelten Verwendung des Personalpronomens ich schließen, daß es sich hier in einem hohen Grade um Selbstsicherheit handelt. (In einem weiteren Sinne sogar vom Egozentrismus.) Dies bezüglich können wir auch von einer leicht vernehmbaren Überheblichkeit und sogar auch vom Hochmut sprechen.
4A: Nee nee nee
- diese dreifache Wiederholung der Antwortpartikel nein in ihrer umgangssprachlichen Variante deutet eine starke emotionale Regung beim Redenden. Dadurch ist sein Widerspruch gegen den Redebeitrag seines Gesprächspartners zu vernehmen. Durch das erneuerte Aufnehmen ein und desselben Wortes verbalisiert der Sprechende seine (Selbst)Sicherheit und Überzeugung. Seine Unwiderlegbarkeit wird dadurch auch manifestiert.
6A: Nee, nee ich weiß ...
In dieser Äußerung tritt die Dialogpartikel nein in einer umgangssprachlichen Variante (nee). Die wortwörtliche Wiederholung trägt zur Hervorhebung, Betonung und Intensivierung der semantischen Bedeutung bei, die diese Partikel mit sich bringt. Da es hauptsächlich eine Ablehnung expliziert, ist darin auch eine leichte Spur von Beleidigung zu vernehmen. Nicht zu übersehen ist auch die Ungeduld, die sich entdecken läßt, wie auch eine Nuance der Gereiztheit. Andererseits klingt nee, nee beteuernd, es läßt sich dabei eine beruhigende Note verspüren, die im Zusammenhang mit der Gewißheit der Redenden zum Ausdruck kommt.
9A: Das ganze Gespräch ist von der Wiederholung der Phrase: der ist hübsch (oder die Synonymform der ist schön) geprägt.
Man kann sie als eine Art Pausenfüller interpretieren, wo der Sprechende sie immer wieder aufgreift wegen bei der Formulierung entstandenen Schwierigkeiten. Mit diesem erneuten Aufnehmen und Verbalisieren ein und derselben Äußerung wird auf die Verwirrung und Verlegenheit des Redners ein Hinweis gemacht. Seine zögernde und zweifelnde Einstellung wird ebenfalls offenbart. Und bei dieser Wiederholung fällt besonders stark die Aufregung des Sprechenden auf. Eine gewisse Ratlosigkeit und eine Unsicherheit sind aus der ganzen Situation gleichermaßen zu erschließen.
1A:
Die Verschleifungen sind eine die gesprochene Sprache kennzeichnende Erscheinung. Mit der Verwendung von ,,so`nem" drückt der Sprecher eine gewisse Vertrautheit aus, denn man kann diesen Ausdruck bei einer asymmetrischen Beziehung oder in einem öffentlichen Gespräch nicht verwenden. Man kann das zweiseitig interpretieren: einerseits lassen sich dabe i Mitleid, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Bedauern erkennen, und andererseits lassen sich jedoch auch eine gewisse Verachtung und Aggressivität, Empörung und Hilflosigkeit dabei erkennen. Ärger wäre aus der konkreten Situation auch zu erschließen.
2B:
Die Verschleifungen kenn und hab, die in diesem Redebeitrag vorkommen, sind ein deutliches Kennzeichen der Umgangssprache. Diese Erscheinung tritt ausschließlich in der mündlichen Rede auf und entspricht dem Gesetz der Sprachökonomie. Die verschleiften Verbformen geben einen gewissen Vertrautheitsgrad wieder, der hier durch die unmittelbare Situation auf der Straße zustande kommt, obgleich die beiden Gesprächspartner völlig unbekannt sind. Auch Hilfsbereitschaft, Sympathie und Engagiertheit sind dadurch zu spüren gegeben.
2B: Gleich darauf stoßen wir auf eine Erscheinung, die sich in einem gewissen Sinne dem Gesetz der Sprachökonomie gegenüberstellt. Der standardsprachlichen Variante des Adverbs vorn ist ein ,,e" als Endung gehängt, die keine grammatische Bedeutung aufweist und nur den Wohlklang verbessert. Das Lokaladverb vorne ist mit einem deiktischen Funktion verwendet. Der Akteur benutzt diese umgangssprachliche Form des Adverbs vorn und nimmt auf diese Weise den von der Sprecherin vorgeschlagenen Vertrautheitston auf. Die Verbindung von den zwei Lokaladverbien hier vorne dient als Verknüpfung zum außersprachlichen Kontext. Sie bringt eine Sicherheit zur Rede.
2.2.6. Andere verbale Mittel:
Auf eine gefühlvolle Einstellung beim Sprechenden weisen auch eine Menge anderer Mittel hin. Solche Erscheinungen sind bei dem Sprecherwechsel ganz deutlich ausgeprägt. Gefühlsindikatoren dieser Art sind z. B. die Sprechpausen oder die Überlappungen bei der Redeübernahme oder das gleichzeitige Sprechen beider Gesprächspartner, das als Synchrolallie bezeichnet wird. Diesen Erscheinungen sind wir im folgenden näher eingegangen, wobei wir ihre Rolle als Indizien für die Emotionen des Sprechenden zu ermitteln versucht haben.
1A: ,,Ja, ich bin die Fußgängerzone so..." / ,,Und da ist er immer hinterher?"
Hier haben wir einen deutlichen Verstoß gegen die Normen des Sprecherwechsels, denn der Hörer hat sich gemeldet, ohne daß der Sprecher sein Gesprächsschritt zu Ende geführt hatte. Die sog. Satzbildungsregel ist auch nicht eingehalten, die lautet, daß man ,,nur am Ende eines Satzes des Sprechers den Gesprächsschritt übernehmen darf" (Sacks, zit. bei Henne/Rehbock 1979, 23). Zwetan Jotov betrachtet diese Erscheinung unter dem Begriff Synchrolallie36.
So bezeichnet er das Überlappen vom Gesprächsbeitrag des endenden Sprechers und der Beitrag des neu einsetzenden Sprechers. Die Synchrolallie kommt sehr oft in der gesprochenen Rede vor und wird meistens nicht als störend empfunden, da der Anfang und das Ende eines jeden Gesprächsschrittes im großen und ganzen nicht so relevante Information enthalten, wie die Mitte eines Gesprächsbeitrags.
Dieses Phänomen ist stark emotionell beladen. In diesem Fall weist es einerseits auf den ungeduldigen Zustand des Hörers, wobei es auch seine Unruhe, Nervosität und Gereiztheit signalisiert. Und andererseits werden seine leidenschaftliche Natur, seine persönliche Stellungnahme und seine Engagiertheit mit dem angesprochenen Thema kundgegeben. Durch diese Synchrolallie wird auch die vertrauliche Atmosphäre von sich gegeben.
1A:
P: Ja, ha... Das ist natürlich schrecklich, ne... Das weiß ich jetzt auch nicht. Einzige wäre vielleicht jetzt... Tierschutzverein anrufen oder was, ne. Wenn man ihn jetzt loswerden - loswerden wollte, nicht, aber...
A: Na, der ist doch sicher irgend jemandem entlaufen.
Bei dem Gesprächsschritt des Akteurs haben wir einen deutlichen Verstoß gegen die Regeln des Sprecherwechsels. Er geschieht nämlich, ohne daß der Gesprächspartner seinen Redebeitrag zu Ende geführt hat. Diese Unterbrechung wird in den meisten Fällen als unangenehm empfunden, da der Redende seinen Beitrag nicht zu Ende geführt hat und auf diese Weise wesentliche Information nicht mitgeteilt bleibt. Daraus sind Ungeduld und Aggressivität zu erschließen. Es lassen sich aber auch Leidenschaft und Engagiertheit mit dem Problem manifestieren.
2.2.7. Ganze Aeusserungen:
Bei unserer Untersuchung haben wir immer wieder versucht, die konkreten sprachlichen Mittel ausfindig zu machen, die auf die Emotionalität des Sprechenden einen Hinweis geben. Es gibt aber Fälle, wo sich diese Verweise nicht aus den konkreten realisierten Wörtern oder Wendungen erschließen lassen, sondern vielmehr aus dem eigenartigen Zusammenklang aller Bestandteile der Äußerung. Hier haben wir uns mit einer Mehrzahl solcher Äußerungen auseinander gesetzt und sind ihrer emotionelle Seite auf die Spur gekommen.
2B: Ja, hier ungefähr.
Durch die Rückmeldepartikel ja kommt die Verbindung zwischen den beiden Gesprächspartner zustande. Ja verbalisiert ganz allgemein die Zustimmung und Bestätigung des Redenden. Die darauffolgende Zusammensetzung von zwei Adverbien, ein Loka- und ein Modaladverb, stellt den Bezug zur konkreten Situation her. Das Adverb hier hat keinen wesentlichen semantischen Gehalt, bei ihm ist stark die Zeigefunktion ausgeprägt.
In seinem deiktischen Gebrauch verweist es auf den tatsächlichen Ort, wo die Kontaktlinse verlorengegangen ist. Und das Adverb ungefähr soll Grad und Maß angeben, fügt aber zugleich auch eine Note der Unsicherheit hinzu, da dadurch keine genauen Angaben versprachlicht sind. Die Auslassung des Verbs (die Ellipse) trägt zu der textverknüpfenden Funktion der Aussage bei, in dem Sinne, daß Teile vom Redebeitrag des Gesprächspartners aufgenomme n und in seinem eigenen impliziert werden. Diese Äußerung drückt eine Zustimmung seitens des Sprechenden aus. Gleichzeitig werden aber auch Unsicherheit, Verwirrung und Verlegenheit vermittelt.
4A: Entschuldigen Sie, Botschaften sind im Ausland
- diese entschuldigende Verbalphrase ist an und für sich eigentlich keine Verzeihung. Sie dient eher dazu, den Gesprächspartner auf seinen Irrtum aufmerksam zu machen. Dadurch wird ein gewisser Grad an Hochmut und Überheblichkeit zum Ausdruck gebracht, wobei dies aber auf eine freundliche vorsichtige und stark implizite Weise geschieht. Aufregung und Verwirrung können wir dabei empfinden. Gleichsam lassen sich aber auch eine bestimmte Sicherheit und ein Gefühl der Überlegung manifestieren.
4A: Hildesheim ist ja `ne relativ (große Stadt).
Diese Behauptung hat zum Zweck, daß der Gesprächspartner von etwas überzeugt wird. Der Gebrauch des Adjektivs relativ zeugt jedoch von einer gewissen Unsicherheit beim Sprechenden. Daraus läßt sich ebenfalls sein Zögern erschließen. Verwirrung und Zweifel sind auch bei dieser Annahme wahrzunehmen. Und die Abtönungspartikel ja, die hier unbetont vorkommt, gibt den genannten Sachverhalt als etwas Bekanntes an. Sie dient gleichsam als eine Art Provokation. Außerdem hat sie auch eine vergewissernde Rolle und dadurch wird der verbalen Äußerung auch ein Ausdruck des Verlangens nach Übereinstimmung verliehen.
4A: Da ist ja nicht mal `n Regierungspräsident mehr.
Durch diesen konstitutiven Sprechakt kommen Melancholie und Verbitterung zum Ausdruck. Eine verächtliche und höhnische Nuance wird ebenso offenbart, wobei sich auch Spott und Boshaftigkeit merken lassen. Das zeugt von der Leidenschaft des Redenden und von seiner großen Enttäuschung mit der konkreten außersprachlichen Handlung. Das Substantiv Regierungspräsident steht für eine Auszeichnung, es ist als ein Symbol für Ruhm anzunehmen. Deshalb wird auch das Fehlen eines Regierungspräsidenten als besonders peinlich empfunden. Eine Unversöhnung mit dieser Situation ist dabei deutlich zu verspüren, und die Leidenschaft des Sprechenden wächst in Ärger, Zorn und Grimm über.
4A: Das ist so.
Dieser einfache Aussagesatz manifestiert eine Bestätigung. Es lassen sich jedoch die Zufriedenheit, wie auch ein implizites Überlegenheitsgefühl vernehmen. Eine Nuance der Selbstsicherheit und Genugtuung läßt sich auch offenbaren. Der Redner ist von seiner Behauptung überzeugt und fühlt sich sicher.
4A:
Das wiederholte Vorkommen der Antwortpartikel ja äußert die Vergewisserung des Sprechenden. Somit ist auch seine Zustimmung ausgedrückt. Aus dem ganzen Redebeitrag (ja, ja, ich kann natürlich (...) sagen, weil ich mich nicht auskenne) können wir aber auch Vorsicht und Rückhalt bei der Annahme erschließen. Eine Art entschuldigend klingt das Verb sich auskennen, besonders in Verbindung mit dem Modalwort natürlich. Auch vom Mitleid kann hier aber die Rede sein. Zugleich gibt aber der Sprechende auch eine Schüchternheit und Unentschlossenheit von sich.
4A: Hier nicht, nee! Bestimmt nicht!
Der deiktische Verweis mit dem Lokaladverb hier gibt ein Staunen an. Außerdem wird damit noch einmal ausdrücklich auf die Sicherheit des Sprechenden verwiesen und auf den absurden Charakter der gestellten Frage. Das doppelte Verbalisieren der Negationspartikel nein (obgleich sie das zweite mal in ihre umgangssprachliche Variante nee vorkommt) ist Ausdruck der Sicherheit und Gewißheit beim Sprechenden. Eine Spur von Unwiderlegbarkeit läßt sich auch vernehmen. Eine ablehnende Einstellung zum angegebenen Sachverhalt wird ebenso verbalisiert.
Als diesen hohen Grad an Sicherheit und Überzeugung hervorhebend, kommt die Steigerungspartikel bestimmt. Durch ihren Einsatz wird auch auf die Unwiderlegbarkeit hingewiesen.
4A: Gut, okay.
Dieser Sprechakt stellt ein eindeutiger Verweis auf die Gesprächsbeendigung dar und verbalisiert zugleich eine Zustimmung und Zufriedenheit mit der angegebenen Antwort und mit dem verlaufenen Gespräch. Jedoch lassen sich dabei eine Spur von Ergebenheit und eine gewisse Note der Demütigung vernehmen.
5B: Ich find das grade nicht gut, ne!
Das Adjektiv gut, das die subjektive Einschätzung der Sprechenden dem geäußerten Sachverhalt gegenüber angibt, wird durch die Gradangabe gerade noch näher bestimmt. Dadurch wird eine nicht ausgeprägt positive Bewertung signalisiert, sondern vielmehr ein Zweifel an der Richtigkeit der getroffenen Entscheidung. Das Hinzufügen von nicht weist ganz deutlich auf eine Negierung der positiv formulierten Einstellung hin.
Das eigenartige Zusammenspiel der Negationspartikel nicht, der Steigerungspartikel gerade und des Adjektivs gut (gerade nicht gut) schafft aber ein interessantes emotionelles Klima: es wird nämlich eine Zögerung verbalisiert, die auf die Verwirrung der Redenden zurückzuführen ist. Ein eigenartiger Widerspruch entsteht durch die Gegenüberstellung zwischen dem ursprünglich mißbilligenden Standpunkt und dem durchaus positiven Urteil.
5B: Das ist natürlich nicht schön.
Diese Sprachhandlung gibt die subjektive Einschätzung zum gegebenen Sachverhalt an. Als Gemütszustände, die sich aus der gesamten Bedeutung erschließen lassen, können wir eine Mißbilligung der erwähnten Tat erkennen, eine Zustimmung zur negativen Bewertung des Gesprächspartners und eine Negierung seinerseits. Jedoch erkennen wir auch eine Vorsicht im Ausdruck. Der bestimmte Artikel das verweist auf etwas schon Bekanntes und wirkt rückwärtskonnektierend.
Das Modalwort natürlich gibt den Grad der Sicherheit über die Gültigkeit der Äußerung. Die semantische Bedeutung dieses Lexems hebt die Selbstverständlichkeit der Aussage hervor und zeugt von einer großen Gewißheit bei der Sprechenden. Die Passantin ist von der Richtigkeit ihrer Behauptung total überzeugt. Durch natürlich drückt sie zugleich auch ihre Zustimmung zu dem vorhergegangenen Redebeitrag aus.
Das Adjektiv schön ist äußerst positiv konnotiert. Es verbalisiert Zustimmung, Zufriedenheit, Bewunderung, Freude, Glück, Sympathie, Glückseligkeit, etc.. Dieser affirmative Klang wird aber durch das Negationswort nicht negiert und geht auf diese Weise in sein Gegenteil über.
Die Kombination nicht schön ist jedoch auch ziemlich stark emotional gefärbt. Sie versprachlicht im Vordergrund die kritische Stellungnahme der Redenden. Eine mißbilligende und tadelnde Bewertung läßt sich dadurch auch verspüren. Einen leichten Zug von Enttäuschung wird auch manifestiert. Unzufriedenheit mit der geschilderten Handlung und Ablehnung dagegen werden auch bekundet.
5B: Aber wären Sie also generell dafür, daß...
Die Abtönungspartikel also und das Adjektiv generell haben eine textkonnektierende Funktion. Sie wirken zusammenfassend und gehen auf das Vorhergegangene zurück.
Diese Zusammenfassung ist ein deutliches Kennzeichen für die Ungeduld des Sprechenden und für seine Bemühung, dem Gespräch ein Ende zu setzen. In diesem Sinne können wir hier von Beendigungssignale sprechen. Die verbalisierten Lexeme verraten auch die Ungeduld des Fragenden, sowie seine Aufregung. Seine Erwartung wird dadurch auch signalisiert.
5B: Du nicht, aber ich dafür... Diese Äußerung zeugt im Vordergrund von dem Grad der Vertrautheit zwischen den beiden Angesprochenen. Die Sätze weisen einen ausgeprägt elliptischen Aufbau auf, sind jedoch aber stark emotionell beladen. Ganz eindeutig ist eine Gegenüberstellung (ich - du, nicht - dafür) zu vernehmen.
In diesem Zusammenhang läßt sich auch eine Spur von Mißbilligung vernehmen, wobei die Unzufriedenheit der Sprechenden mit der von ihrem Gesprächspartner geäußerten Meinung eindeutig kundgegeben wird. Gereiztheit und eine Spur von Ärger lassen sich auch merken, und der ganze Sprechakt verrät eine heftige Aufregung und sogar Empörung. Dadurch kommt auch die positive Einschätzung des besprochenen Sachverhalts durch die sprechende Person zum Ausdruck.
5B: Das könnte man ohne weiteres sagen.
Der konjunktivische Gebrauch von dem Modalverb können verrät den potentiellen Charakter dieser Aussage. Außerdem wird dadurch auch die Sprecherannahme verbalisiert. Vermutung und Vorsichtigkeit bei der Rede lassen sich auch verspüren. Die Präpositionalgruppe ohne weiteres hat die semantische Bedeutung von ohne Bedenken. Ihre Verwendung ist ein deutliches Kennzeichen für den hohen Grad an Sicherheit bei der Redenden, sowie für ihre Überzeugung. Gewißheit und Unwiderlegbarkeit.
5E: Ich würd mich daran sowieso nicht halten.
Die Verwendung von der würde -Form wird in der Alltagssprache bevorzugt, da sie viel deutlicher ist, als die als veraltet oder sogar als künstlich empfundenen standardsprachlichen Konjunktivformen. Dieser Gebrauch vom Konjunktiv drückt eine Potenzialität der Handlung aus. Dadurch werden auch ein Zweifel und ein gewisser Unglauben an dem geschilderten Vorgang versprachlicht.
Die Präpositionalgruppe sich halten an weist auf den Obligationscharakter der Handlung hin, da es sich auf eine Pflichterstattung bezieht. Durch ihre Negierung aber wird eine Art Auflehnung und auf diese Weise zugleich auch eine bahnbrecherische Note zur gesamten Äußerung hinzugefügt, die typisch für die Jugendsprache ist (da die Angesprochene ziemlich jung ist und angeblich zu dieser Gruppe gehört). Mißbilligung und Entschlossenheit lassen sich ebenfalls daraus erschließen.
Und durch das Adverb sowieso werden nochmals die Beharrlichkeit und die Entschlossenheit der Sprechenden verbalisiert. Auf eine Spur von Mißbilligung wird auch ein deutlicher Hinweis gegeben.
5E: So was soll`s ja schon geben
- diese Aussage klingt schlußfolgernd und die Gesprächsbeendigung signalisierend. Dadurch gibt sich der Sprecher irgendwie mit der ganzen Situation ergeben und zufrieden an. Eine beruhigende Auswirkung sollen ebenfalls diese Worte haben. Und durch den Gebrauch des Modalverbs sollen gibt der Redende seine Vermutung und Annahme kund.
5E: Also sie wären dagegen, ja!
Der konjunktivische Gebrauch in dieser Äußerung gibt Annahme und Vermutung an. Wiederum schlußfolgernd und zusammenfassend klingt diese Aussage. Die Wahrscheinlichkeit wird stark hervorgehoben. Und das Pronominaladverb dagegen enthält eine negative Konnotation. Diese Wertung bekommt auch eine einschätzende Funktion, da dadurch eine Ablehnung und Nichtübereinstimmung wiedergegeben sind. Ja hat diesmal die Rolle eines Gliederungssignals, das den Sprecherwechsel vorbereitend und den Inhalt verstärkend wirkt.
6A: Dieser indirekte Sprechakt ich hätt so gern ein Photo...
drückt einen Wunsch aus. Der konjunktivische Gebrauch von dem Verb haben weist gar nicht auf den irrealen Charakter des geäußerten Wunsches, sondern expliziert eher eine höfliche Bitte und zugleich auch eine Frage, daß bzw. ob man aufgenommen werden kann. Das Adverb gern tritt zum Vorschein in Verbindung mit der Steigerungspartikel so. Mit so wird auf einen hohen Grad der im Bezugswort (gern) explizierten Eigenschaft verwiesen (vgl. dazu Helbig 1988, 215), wobei sie als nicht mehr steigerbar angesehen wird.
Dieses Zusammenspiel von einer intensivierenden Steigerungspartikel, die in betonter Position vorkommt und einem Adverb verbalisiert eindeutig den Wunsch der Sprechenden. Ihrem Verlangen gibt sie eine äußerst positive Bewertung (gern) und es wird auch als unentbehrlich angesehen (so gern). Deutlich können wir Erregung und Ungeduld bei der Äußerung ihrer Lust vernehmen. Begeisterung, Hoffnung und Erwartung kommen dadurch auch zum Vorschein. Diese indirekte Bitte ist mit so viel Optimismus und mit so vielen positiven Gefühlen ausgesprochen worden, daß sie keine Ablehnung voraussetzt.
6A: Der Redebeitrag ja, mach ich Ihnen gerne!
stellt eigentlich eine Floskel dar. Auf diese Weise wird die Zustimmung der Angesprochenen mit sprachlichen Mitteln realisiert. Eine Sympathie und Hilfsbereitschaft kommen deutlich zum Ausdruck, wodurch auch die Aufmerksamkeit der redenden Person signalisiert wird. Das Adverb gern (in seiner umgangssprachlichen Variante gerne realisiert) deutet auf die positive Einstellung des Sprechenden zum angegebenen Sachverhalt.
Die Verwendung dieses Adverbs verrät, daß etwas bereitwillig, freudig und mit Vergnügen vollzogen wird. Deshalb werden dadurch ein Bündel von positiven Gemütszustände verbalisiert wie Lust, Optimismus, Zustimmung, Sympathie mit etwas, Freundschaft, Wohlwollen, Achtung, Glückseligkeit u.v.a.m..
2.3. Nichtverbale Mittel:
Die Erforschung von Gesprächen ist eng mit den nichtverbalen Ausdruckserscheinungen verknüpft. Denn es wird nicht nur mittels Wörter, sondern auch mittels ganzen Körpers kommuniziert. Nach Vitlin (zit. bei Biechele 1988, 274) ,,übermitteln paralinguistische Erscheinungen bis zu 40% der Information und enthalten u.U. sogar die Hauptinformation". Sie sind unbewußt und nicht kontrollierbar, auch als spontan und nicht kognitiv können wir sie bezeichnen. Bei einem Dialog weisen sie mannigfaltige Funktionen auf: sie können das Gesagte verdeutlichen, es ergänzen oder hervorheben, können die verbale Kommunikation steuern oder sie ersetzen, sie modifizieren oder auch in einem Widerspruch zu ihr stehen (vgl. dazu Delhees 1994, 133f).
Es wird im allgemeinen zwischen paralinguistischen und außerverbalen Mitteln unterschieden. Zu den ersten zählen wir Intonation, Tonhöhen und Lautstärkenverlauf, Sprechrythmus, Pausengliederung, Akzentuierung.
Sie sind Bestandteile der lautlichen Form und als solche können sie auf einem Tonband festgehalten werden. Zur zweiten Gruppe werden begleitende Gesten, Gesichts- und Körpermimik, Körperhaltung, taktile und ölfaktorische Erscheinungen, etc. eingeordnet. Die nonverbale Kommunikation eignet sich besser im Vergleich zur verbalen zum Ausdruck von Emotionen und Einstellungen gegenüber Personen, deshalb wollen wir kurz auf sie eingehen. Eine ausführliche Darlegung der nonverbalen Begleitphänomene bei den analysierten Gesprächen ist aus dem Grunde nicht vorgenommen, da der Vorrang bei unseren Recherchen die verbalen Mittel haben sollen.
2.3.1. Paralinguistische Mittel:
Von den paralinguistischen Mitteln richten wir unsere Aufmerksamkeit primär der Intonation und lassen dabei die anderen lautlichen Erscheinungen beiseite, da es zu umständlich wäre, alle in Betracht zu ziehen. Als Intonation bezeichnet man die melodische Gestaltung einer Äußerung. Dabei wird hauptsächlich zwischen fallender und steigender Intonation unterschieden. Die erste weist auf eine Abgeschlossenheit der Aussage hin und wird daher mit Behauptungen und Feststellungen verbunden. Die zweite bezieht sich auf nicht abgeschlossene und weiterführende Äußerungen und wird vorwiegend mit dem fragenden Satzmodus in Verbindung gestellt.
Die Berücksichtigung der Intonation ist von Belang bei der Erschließung der Emotionen beim Gespräch, weil sie als einen hervorragenden Gefühlsindifikator in der mündlichen Rede dient. Da unser Ziel aber die Ermittlung der linguistischen Mittel, die die Gemütszustände der Sprechenden wiedergeben, ist, gehen wir nur ganz kurz auf die Intonation ein. Hiermit wollen wir nur vorübergehend illustrieren, wie wichtig die Funktion der nichtverbalen Mittel bei einer Konversation ist, und welche Bedeutung sie beim Ausdruck von emotionellen Zuständen hat.
Den Grund für den Unterschied zwischen der Realisierung der Partikel ja in der Form zwei verschiedener Satzäquivalente (im Gespräch 4A und 6A) ist eben in der Intonation zu suchen. Im 4A haben wir eine fallende Sprechmelodie; die Aussage weist eine Abgeschlossenheit auf, wodurch eine eigenartige Behauptung zur Sprache kommt. Wenn man die emotionelle Seite in Betracht zieht, lassen sich daraus Zustimmung, Gewißheit und Überzeugung erlesen.
Im 6A läßt sich die Intonation, mit der das Satzäquivalent ja ausgesprochen wird, eher als steigend bestimmen, diese Äußerung klingt ja auch gar nicht in sich vollendet, sondern verlangt eher eine Antwort. Deswegen zählen wir sie zu den Fragesätzen. Dadurch kommt Staunen zum Ausdruck, es werden auch Aufregung und Begeisterung verbalisiert.
Die Äußerung das ist so im Dialog 4A läßt sich ohne Berücksichtigung der Sprechmelodie sowohl als eine Aussage, als auch als einen Ausruf oder sogar als eine Frage interpretieren. Da wir aber fallende Intonation bei der Artikulation erkennen, und einen vollendeten Gedanken als Sinn haben, bestimmen wir diesen Sprachakt als eine Aussage. Dadurch geben sich eine Bestätigung und eine Überzeugung zu spüren. Zufriedenheit, Selbstsicherheit und Genugtuung lassen sich auch erschließen.
Die gesprächseröffnende Replik Kontaktlinse verloren? im 2B läßt uns sie ebenfalls nur aufgrund ihrer intonatorischen Besonderheit als eine Frage erkennen. Dafür zeugt die steigende Intonationskurve und die nicht vollendete Aussage. Dadurch werden Teilnahme, Engagiertheit und Hilfsbereitschaft seitens der Sprechenden signalisiert.
Sehr interessant, was die intonatorische Seite her betrifft, ist die präsumptive Entscheidungsfrage haben Sie sie? im 2B. Sie läßt sich als rhetorisch ausdeuten und deshalb klingt sie in sich vollendet und keine Antwort verlangend. Dieser Fragesatz wird nicht mit einer Frageintonation verbunden, sondern eher mit einer fallenden Sprechmelodie. Auf diese Weise werden Annahme und Vermutung verbalisiert. Engagiertheit und Teilnahme werden auch offenbart. Freude und Neugier lassen sich ebenso vernehmen.
2.3.2. Außerverbale Mittel:
Die alltäglichen Konversationen bieten uns eine Fülle von realisierten außerverbalen Mitteln an. Mannigfaltige Geste und Gesichtsmimik verdeutlichen und ergänzen die verbale Mitteilung und lassen zugleich Rückschlüsse auf die Gemütsverfassung des Sprechenden ziehen. Diese eigenartige Kommunikation dauert nur solange an, bis sich die Menschen gegenseitig wahrnehmen, und da sie in der Regel spontan und unbewußt ist, wird sie intuitiv als glaubwürdiger von dem Empfänger geschätzt (vgl. dazu Delhees 1994, 128f). Im folgenden gehen wir ausführlicher auf manche außerverbalen Phänomene, die uns besonders expressiv erscheinen.
Eine vollständige Darstellung der realisierten nonverbalen Erscheinungen ist wegen des großen Umfangs nicht vorgenommen. Außerdem wollen wir nur kurz ihre Funktion im Hinblick auf das Explizieren von Gefühlen in der Alltagsrede schildern.
1A:
Als eine Synthese des Gemütszustandes des Akteurs in diesem Dialog können wir die erste Szene dieser Filmsequenz annehmen. Hier sehen wir den Schauspieler hin und her schreitend und nervös an seinem Hemd ziehend. Dabei schaut er sich ständig umher. Diese Körperhaltung verrät seine Hilflosigkeit und die Peinlichkeit der Situation, in der er geraten ist, da er einfach keinen Rat mehr weiß: was soll man mit einem Hund im Zentrum einer Stadt machen. Auf diese Weise läßt sich ganz deutlich sein Bedrängnis manifestieren. Verlegenheit und Unruhe lassen sich auch verspüren, wodurch zugleich auch ein Hinweis auf die Nervosität des Schreitenden gemacht wird.
Das Ziehen (Zupfen) an dem Hemd ist eine Geste, die immer wieder im Gespräch wiederholt wird. So wird die innere Unruhe und die Verlegenheit des Sprechenden kundgegeben. In diesem Sinne kann man diesem außersprachlichen Phänomen eine hervorhebende und ergänzende Funktion zuschreiben. Ähnliche Wirkung hat auch das Berühren des Kinns bei den verbalisierten Erklärungen.
Eine ausgeprägt ergänzende Geste ist auch bei der Versprachlichung der Lokaladverbien oder bei anderen linguistischen Erscheinungen, die eine deiktische Rolle spielen, zu beobachten. Dann haben wir eine zeigende Bewegung mit der Hand oder mit dem Kopf. Sie erscheint in einem gewissen Sinne auch redundant, da diese Information schon mit verbalen Mitteln expliziert ist und kann auch die sprachliche Mitteilung völlig ersetzen.
2B:
Diese Konversation zeichnet sich durch eine Fülle von außerverbalen Begleiterscheinungen aus. Es läßt sich sogar behaupten, daß dem nonverbalen Kommunizieren eine wichtigere Rolle zugeteilt worden ist, als dem verbalen. In einem gewissen Sinne erscheinen die sprachlichen Äußerungen hier ergänzend und sind als einen sekundären Verständigungsweg zu interpretieren, und die Haltungen der Sprechenden, ihre Geste und Mimik - wirken wie ein primäres Kommunikationsmittel.
Das läßt sich durch die außersprachliche Situation erklären, da der Gesprächsgegenstand eine verlorene Kontaktlinse ist, und das Ziel der Sprechenden ist es, sie zu finden. Die Situierung wird durch ein Zeigen mit der Hand angegeben, wodurch sich Sicherheit und zugleich aber auch Verlegenheit wegen des peinlichen Tatbestandes zu spüren geben.
Das Lächeln seitens der Passantin als dem Gespräch anschließende Gebärde übernimmt hier eine kontakaufnehmende Funktion. Dadurch werden Freude und Hilfsbereitschaft eindeutig symbolisiert. Auch Interesse und Engagiertheit werden bezeugt. Da das Lächeln aber in einem kurzen Ausbruch von Lachen übergeht, läßt sich daraus auch ein Überlegenheitsgefühl manifestieren, da man schon in derselben peinlichen Situation geraten ist.
Die Engagiertheit der Passantin mit dem gegebenen Problem und ihre Hilfsbereitschaft gipfeln in der aufmerksamen Betrachtung der Bekleidung des Betroffenen und in der Verweisung auf die Augen, wobei sie zur Veranschaulichung ihre eigenen Brillen absetzt. Eine deutliche Verminderung der Distanz wird vorgenommen und sogar taktile Berührungen, die ihrerseits auf die Vertrautheit zwischen den beiden Gesprächspartnern hindeuten.
Ein heftiger Gefühlsausbruch durch die nonverbale Sprache kommt zum Vorschein, als das vorbeifahrende Auto eine eigenartige Gefahr darstellt. Dann können wir schnelle Reaktionen seitens des Akteurs beobachten, wobei er die Frau unter dem Arm nimmt und sie zum Bahnsteig treibt. Daraus sind Besorgung und heftige Aufregung zu erschließen, die sprachlich durch eine Aufforderung ausgedrückt werden.
Der allgemeine Gesichtsausdruck und der zum Sprechenden gerichtete Blick voll Erwartung, die beim Empfinden des Zuckens wahrzunehmen sind, heben noch einmal das Interesse und die Hilfsbereitschaft der Angesprochenen hervor.
Die das Verbalisieren von nein und ja begleitenden Kopfbewegungen tragen auch wesentlich zum allgemeinen Gefühlsklima bei. Sie unterstützen die Aussage, haben aber zugleich eine redundante Rolle und explizieren Sicherheit und Überzeugung von dem Behaupteten, sowie eine Bestätigung bzw. eine Ablehnung des gegebenen Sachverhalts.
6A:
Sehr interessante nonverbale Signale, was den Gesichtsausdruck anbetrifft, bietet uns dieser Dialog eben in diesem Moment an, als das verkehrte Photo betrachtet wird. Die Überraschung davon ist am ganzen Gesicht der Touristin abzulesen. Als sie das Bild betrachtet, ist ihr Mund halb offen, was auf die Unerwartetheit der Begebenheit hindeutet, und in einem gewissen Sinne auch Schrecken und Enttäuschung expliziert. Die Stirn ist gerunzelt, was auf ihr Staunen und ihre Verwirrung zurückzuführen ist.
Ihr ganzer Gemütszustand ist aber am prägnantesten durch ihre Augen offenbart. Sie widerspiegeln den Schrecken und die Verlegenheit, die sie in diesem Augenblick hegt.
Die mehrmaligen Bewegungen von dem Bild auf das Haus und von dem Haus auf das Bild sind ein eindeutiges Kennzeichen für die Überraschung der Aufgenommenen. Das Heben der Augenbrauen ist in Zusammenklang mit dem ganzen Ausdruck des Staunens, den ihr Gesicht in diesem Zeitpunkt expliziert. Die nonverbalen Signale haben hier eine unterstützende Rolle zur Sprache, sie sind spontane Reaktionen und verdeutlichen die verbalen Mitteilungen, wobei sie auch ziemlich redundant wirken.
Dabei ist es von Bela ng die nonverbalen Reaktionen auch bei der alten Dame, die das Photo macht, zu verfolgen. Ihr Blick ist auf das Bild gerichtet. Ab und zu sieht sie ebenfalls auf die Touristin mit der offensichtlichen Absicht, ihre Reaktionen zu erforschen. Dabei hebt sie ihre Augenbrauen. Das sind eindeutige Indizien für ihr Staunen und ihre Überraschung, und das Nicken mit dem Kopf verrät einen Unglauben (oder einen Unwillen zu glauben) an dieser Gegebenheit. Das unterdrückte Lächeln verleiht ihrem Ausdruck zugleich auch eine spöttische Nuance.
Die verringerte Distanz zwischen den beiden Gesprächspartnerinnen verweist auf den relativ hohen Grad an Vertrautheit, der infolge der ungewöhnlichen Situation entstanden ist. Die emotionellen Zustände der beiden Konversierenden sind im Einklang.
3. Zusammenfassung:
Wir möchten mittels einer Tabelle zusammenfassend die Ergebnisse von unserer Analyse erfassen, damit wir eine bessere Übersichtlichkeit schaffen können. Wir gehen von einer Systematisierung der explizierten Gefühle aus und verfolgen ihre Realisierung auf die unterschiedlichen sprachlichen Ebenen, wobei wir auch die Gespräche vermerken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4. Schlussfolgerungen:
1) Im ersten Kapitel der vorliegenden Diplomarbeit haben wir die allgemeinen theoretischen Voraussetzungen geschaffen, ohne die unsere Forschung für die potentiellen Rezipienten nicht verständlich wäre. Wir haben unsere Aufmerksamkeit primär auf die Sprachfunktionen gerichtet, wobei wir zunächst einen kurzen Überblick über die Auffassungen von Karl Bühler und Roman Jakobson gemacht haben. Bei unserer Untersuchung war das funktionelle Kriterium ein Ausgangspunkt, und deshalb haben wir insbesondere die emotive (Ausdrucks-) Funktion der Sprache in Betracht gezogen: Damit wird eben die Eigenschaft der Sprache gemeint, durch mannigfaltige (linguistische) Mittel in der Kommunikation eine Fülle von Emotionen zu verbalisieren.
Daraufhin haben wir die Begriffe Emotion und Gefühl differenziert, wobei wir herausgefunden haben, daß die Emotionen einen Oberbegriff für die gefühlshaften Prozesse sind, und daher die Gefühle eigentlich eine Subklasse von ihnen darstellen. (Wir haben aber in unserem Text durchgehend die beiden Begriffe als Synonyme verwendet, da als eine Subgruppe der Emotionen, sind im Grunde alle Gefühle Emotionen.) Weiter haben wir in unseren einleitenden theoretischen Voraussetzungen auf die mannigfaltigen Klassifizierungsversuche hingewiesen, was diese beiden Begriffe angeht.
Als einen dritten Schwerpunkt haben wir uns mit dem Gespräch auseinandergesetzt und auf seine interdisziplinären Untersuchungen kurz verwiesen. Ausführlicher sind wir aber auf die Gesprächsanalyse als eine Teildisziplin der Pragmalinguistik eingegangen. Als eine maßgebende gesprächsanalytische Definition für das Gespräch haben wir diese von Techtmeier (Techtmeier 1984, 50) angenommen, da sie die wesentlichen Eigenschaften des Dialogs kurz umreißt. Im weiteren haben wir näher die Klassifikation und das Analyseverfahren von Henne/Rehbock (1979) erläutert, da sie der Ausgangspunkt unserer Forschung gewesen sind. Daher haben wir auch die meisten Fachbegriffe eingeführt und dargelegt, ohne die eine gesprächsanalytische Forschung kaum denkbar wäre, wobei wir dem Schema von Henne/Rehbock folgend, die Mikro-, Makro und die mittlere Ebene des Gesprächs erklärt haben.
Anschließend haben wir einen Hinweis auf die sprachlichen Realisierungen gemacht. Hier haben wir die verbalen Mittel in Betracht gezogen, wobei wir die unterschiedlichen Sprachebenen, auf denen die linguistischen Mittel realisiert sind, berücksichtigt haben. Es hat sich dabei um die syntaktische, morphologische, semantische, stilistische und die Ebene der Wortbildung gehandelt, auf denen sich dann im zweiten Teil unserer Forschung die Analyse vollzogen hat. Die nichtverbalen Begleitphänomene sind auch für unsere Untersuchung miteinbezogen, da sie eine wichtige Rolle für das Decodieren der beim Sprechen entstandenen Emotionen haben.
2) Das zweite Kapitel der vorliegenden Diplomarbeit beginnt mit einigen theoretischen
Ü berlegungen, die die wichtigsten Fragestellungen und Probleme bei der darauffolgenden Analyse veranschaulichen und näher erläutern. Zunächst sind einige Wissensvoraussetzungen über die Sprechakt- und die Kommunikationstheorie eingeführt, die eine wesentliche Rolle bei dem Verstehensprozeß spielen und in einem engen Zusammenhang mit der Gesprächsanalyse sind. Dabei sind die Auffassungen von Austin und Searle angesprochen, die grundlegend für die Pragmatik sind. Wir haben auch den Begriff Kommunikation ausführlich dargelegt und sind auf das Kommunikationsdreieck näher eingegangen, wobei wir betont haben, daß das Sprechen ein dreiseitiger Prozeß ist und daß wir bei unserer Analyse von Dialogen alle drei Seiten in Betracht ziehen sollen.
Auch mit den Kommunikationsmaximen von Grice haben wir uns auseinandergesetzt, dessen Nicht-Halten eine Störung der Kommunikation als Ergebnis haben könnte. Im weiteren haben wir kurz die Faktoren umrissen, die bei unserer Analyse unbedingt beachtet werden sollen, wie z. B. Situationalität, außer- und innersprachlicher Kontext, Subjektivität, die Besonderheiten der Alltagsrede, die Unbekanntheit der Gesprächspartner etc..
Diesen theoretischen Überlegungen folgt die Analyse der von uns erforschten Gespräche. Die ermittelten linguistischen Einheiten, die sich als Gefühlsindifikatoren erwiesen haben, sind auf den unterschiedlichen sprachlichen Ebenen geordnet und untersucht. Auf der Ebene der Wortbildung haben wir zu wenig realisierten Lexemeinheiten, die uns Rückschlüsse auf die Gemütsverfassung des Sprechenden ziehen lassen. Wir haben unsere Aufmerksamkeit primär den Modellen der Präfigierung und Suffigierung geschenkt und haben festgestellt, daß die erforschten Präfixe bzw. Suffixe eher eine negative Konnotation aufweisen. Es sind dadurch Emotionen wie Abneigung, Mißbilligung, Verlegenheit, Schuld, Ablehneung u.ä. verbalisiert worden.
Die Ebene der Syntax hat uns dagegen eine Fülle von Emotionsindifikatoren offenbart. Wir haben die unterschiedlichen Satzarten interpretiert, wie auch manche syntaktischen Erscheinungen wie die Ellipse, das Satzäquivalent, die Ausklammerung, die Inversion, die Parenthese.
Die Mehrzahl der verbalisierten Ausrufesätze ist typisch für die Alltagsrede. Die gefühlsbeladenen Ausrufesätze haben vorwiegend auf die Aufregung und die starke emotionale Rührung des Sprechenden hingewiesen und Gefühle wie Erleichterung, Staunen, Freude, Begeisterung, Bewunderung versprachlicht. Die Dialoge in unserem Analysekorpus haben uns auch eine breite Palette von Fragesätzen zur Verfügung gestellt, die eine starke emotionelle Färbung aufgewiesen haben. (Diese Besonderheit ist von der Eigenschaft der dialogischen Rede bedingt, auf Frage-Antwort-Sequenzen gebaut zu werden.)
Manche von den untersuchten Fragesätzen hatten eine kontaktknüpfende oder kontaktaufnehmende Funktion. Daher haben sie Gemütszustände wie Teilnahme, Hilfsbereitschaft, Engagiertheit expliziert. Andere haben einen deutlichen Hinweis auf die Verwirrung und Verlegenheit des Sprechenden gemacht, wie auch auf seine Hilflosigkeit. Eine andere Gruppe von Fragesätzen hat Überraschung, Unruhe, Ungeduld, (Un)sicherheit zu spüren gegeben.
Die Ellipsen, die dem Gesetz der Sprachökonomie völlig entsprechen, treten relativ häufig in unseren Gesprächen vor. Sie haben Gemütszustände wie Verlegenheit, Verwirrung, starke emotionale Regung, Vertrautheit offenbart. Eine andere syntaktische Erscheinung, die diesem Gesetz entspricht und stark emotionell beladen war, war das Satzäquivalent. Es hat mannigfaltige Gefühle zur Rede gebracht wie z. B. Sicherheit, Überzeugung, Gewißheit oder auch Überraschung, Staunen, Aufregung etc..
Auf der Ebene der Morphologie haben wir die unterschiedlichen Wortarten ausfindig gemacht, die eine emotionelle Färbung aufgewiesen haben. Die Verben, von denen für uns besonders die Modalverben von Interesse gewesen sind, haben einerseits Gefühle wie Sicherheit und Überzeugung, und andererseits solche wie Annahme, Vermutung und Wahrscheinlichkeit manifestiert. Von den Substantiven haben wir nur diese ins Auge gefaßt, die auf einen übertragenen Sinn zurückzuführen sind. Sie haben Überraschung, Aufregung, Verwirrung u.ä. seitens des Sprechenden verraten.
Die Adjektive haben wir ausführlicher vom semantischen Gesichtspunkt aus behandelt, und die Pronomen haben uns eine breite Palette von Emotionen offenbart - von Respekt dem Gesprächspartner gegenüber, über Zusammengehörigkeitsgefühl und Vertrautheit, bis Abneigung, Unversöhnung und Mißbilligung.
Die zahlreichen Adverbien, die in den analysierten Dialogen vorgekommen sind und relativ emotionell beladen erschienen haben, haben Gemütszustände wie Hilflosigkeit und Verwirrung vermittelt, oder Teilnahme und Engagiertheit oder sogar Sicherheit und Überzeugung. Die Mehrzahl der analysierten Modalwörter gehört zu den sog. Hypothesenindifikatoren und hat daher Gefühle wie Vermutung, Annahme, Unsicherheit verbalisiert. Die untersuchten Gespräche haben einen Reichtum an Partikeln gezeigt, deren emotionelle Klang von Teilnahme und Hilfsbereitschaft über persönliche Teilnahme wie Empörung, Ärger, Mißbilligung oder Zustimmung, Freude, Begeisterung reicht und in Sicherheit und einen hohen Grad an Überzeugung gipfelt.
Die dagegen relativ große Armut an Interjektionen in unserem Analysekorpus ist durch die Tatsache erklärbar, daß die Gesprächspartner meistens unbekannt gewesen sind. Die von uns in Betracht gezogenen Interjektionen haben Verwirrung, Verlegenheit, Staunen oder das Gegenteil - Begeisterung und Bewunderung expliziert. Die Präpositionen und die Konjunktionen als Wortarten sind in der Regel nicht gefühlsbeladen. Bei manchen haben wir jedoch einen Hinweis auf Emotionalität ermittelt und haben dabei herausgefunden, daß sie Erregung, und Entschlossenheit, oder Unsicherheit und Zweifel zum Ausdruck gebracht haben.
Die semantische Ebene hat uns auch eine Fülle von Analysebeispielen angeboten, wo die emotionelle Färbung der analysierten Lexemeinheiten von ihrer Bedeutung zu erschließen gewesen ist. Die vom semantischen Gesichtspunkt analysierten Gefühlsindifikatoren haben einerseits Emotionen wie Sicherheit und Gewißheit aufgewiesen, oder andererseits Mißbilligung und Ablehnung, oder sogar auch Gemütszustände wie Befriedigung und Begeisterung.
Die arme Stilistik der Alltagsrede stellt sich stark der stilistisch reichen geschriebenen Sprache gegenüber. Selbstsicherheit, positive Einstellung und Zustimmung sind jedoch durch manche Tropen und Figuren in unseren Dialogen vermittelt. Der wiederholte Gebrauch von Lexemeinheiten hat auf die Zuneigung, Ratlosigkeit, Überheblichkeit und Selbstsicherheit hingewiesen, und die Verschleifungen haben auf einen hohen Vertrautheitsgrad gedeutet.
Weiter haben wir auf die Ü berlappungen beim Sprechen verwiesen, die stark emotionell beladen sind, und Leidenschaft, Ungeduld, Engagiertheit mit dem Problem bekundet haben. Besondere Aufmerksamkeit haben wir auch der Untersuchung von ganzen Äußerungen geschenkt, denn manchmal ist die Emotionalität eben durch das Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile einer Äußerung getragen worden. Als Gefühle haben sich dabei Sicherheit, Überlegenheit manifestiert, wie auch Zögerung, Ratlosigkeit, oder Ergebenheit, Entschlossenheit, Zu- oder Abne igung.
Als letztes haben wir die Rolle der nonverbalen Gefühlsindifikatoren ermittelt, wobei wir von den paraverbalen die Intonation und von den außerverbalen die allgemeine Körperhaltung, die Mimik und Gestik untersucht haben. Intonatorisch hat man seine Zufriedenheit, Begeisterung und sein Glück zum Ausdruck gebracht, oder seine Engagiertheit oder Abneigung bezeugt. Mit der außerverbalen Sprache sind Nervosität, Wichtigkeit, Aufregung, Sicherheit, Verlegenheit, Aufforderung, Bestätigung u.v.a.m. zu spüren gegeben.
3) Schlußfolgernd können wir sagen, daß unsere Alltagsredeäußerst emotionell beladen ist, wobei die Gemütsverfassungen auf allen sprachlichen Ebenen verbalisiert werden, von denen die morphologische und die syntaktische besonders stark vertreten sind. Die deutschsprachigen Gespräche zwischen unbekannten Gesprächspartnern, die wir als Analysekorpus hatten, kennzeichnen sich keinesfalls durch heftige emotionelle Ausbrüche, die den persönlichen Dialogen eigen sind. Vorrang bei den verbalisierten Gefühlen haben die Hilfsbereitschaft, die Teilnahme und die Engagiertheit mit dem gegebenen Problem.
Weiterhin werden die beiden Pole der Emotionsskala besonders stark vertreten - die persönliche Teilnahme reicht von Mißbilligung, Ablehnung und Abneigung zu Begeisterung, Freude und Bewunderung. Relativ häufig werden in den Alltagsgesprächen auch die Verlegenheit und Verwirrung seitens des Sprechenden bekundet. Auch Sicherheit und Überzeugung einerseits und Unsicherheit und Ungewißheit andererseits werden durch mannigfaltige sprachliche Mittel realisiert.
4) Der Beitragscharakter unserer Untersuchung äußert sich darin, daß wir eine
interdisziplinäre Forschung im Bereich der Gesprächsanalyse und der Psychologie vollzogen haben, wobei wir die sprachlichen Mittel und die Gemütszustände, die dadurch realisiert sind, ermittelt, erforscht und klassifiziert haben. Dazu haben wir auch die notwendige Bibliographie gesammelt. Die Ergebnisse unserer Forschung können von Bedeutung bei dem Erlernen und Sich-Aneignen der verschiedenen Kommunikationstechniken sein. Sie sind besonders bei dem Fremdsprachenunterricht anzuwenden, da es sehr wichtig ist, beim Studieren einer Fremdsprache auch seine eigenen Gefühle und Empfindungen äußern zu können.
Die derze itige Beschäftigung mit dem Thema im Rahmen der vorliegenden Magisterarbeit hat uns sowohl bei den analytischen Recherchen als auch in der konzeptuellen Aufarbeitung mit unterschiedlichen Fragestellungen konfrontiert, denen wir in einer weiteren tiefgründigeren Forschung in einer Promotionsarbeit nachgehen möchten. Davon versprechen wir uns neuere und breitere Horizonte auf dem Gebiet der Pragmalinguistik und insbesondere der Gesprächsanalyse und verschiedenartige Anregungen und Anstöße zum Nachdenken, Erforschen, Analysieren und Überprüfen.
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4. ????????, ??????: ??????????? ??????????. ??????????? "????". ????? 1996.
5. ??????, ? ?????: ?????? ?? ??????????. Larousse-??. ?????? 1996.
6. ????????, ?????????: ???????? ????????? ?????? ? ?????????? ???????. ???????? ?????? ??? ??????? ????? ???? ?? ?? "??. ??????? ????????" ? ?????? ??????????? ????. ??. ??. ?????. ????? 1995.
7. ????????, ??????: ???? ??????????. ?? "?????" 1996.
8. ????, ???????: ?????? ?? ??????. ????? ? ????????. ????? 1993.
6. Anhang:
6.1. Liste der analysierten Gespraeche:
1A: So ein armer Hund
(A - Akteur; P - Passantin)
A: Entschuldigung, mir ist der Hund die ganze Zeit nachgelaufen. Wissen Sie, was man da machen kann mit so`nem Tier?
P: Hm, natürlich schwierig. Von wo denn? A: Ja, ich bin die Fußgängerzone so... P: Und da ist er immer hinterher?
A: Immer hinterher getippelt. Und da hab ich gedacht, weil er hier immer stehengeblieben ist Dachte ich, ist in der Bäckerei jemand drin, aber da hab ich auch schon gefragt. P: Ja, ha... Das ist natürlich schrecklich, ne... Das weiß ich jetzt auch nicht. Einzige wäre vielleicht jetzt... Tierschutzverein anrufen oder was, ne. Wenn man ihn jetzt loswerden - loswerden wollte, nicht, aber...
A: Na, der ist doch sicher irgend jemandem entlaufen. P: Ja, ja, wahrscheinlich, ne!
A: Halsband hat er auch nicht...
(Stimme im Off): Hat der kleine Kerl Frauchen verloren? A: Ja, offensichtlich!
P: Ja, irgendwie, ne. Aber was jetzt machen, nicht! (Stimme im Off): Tierschutzverein oder Polizei. P: Tierschutzverein, hab ich auch schon gedacht.
2B: Vorsicht Linsen
(A - Akteur; P1 - Passantin, ältere Frau; P2 - Passantin, jüngere Frau)
A: ... ja, hier ungefähr. Oder vielleicht hab ich noch was an ... vielleicht ist sie kleben geblieben...
P1: Nee, ist nichts.
P2: ... Kontaktlinse verloren...? A: Ja.
P2: Ich kenn das, ich hab also auch welche!
A: Die ist also hier vorne... hier ungefähr muß sie hingefallen ... weil.. P2: Sind das weiche oder harte?
A: Harte!
P2: Oder haben Sie vielleicht an der Jacke, oder wo (...) Haben Sie vielleicht am Auge...? A: Nee, also eine ist raus, hier habe ich sie noch drin. So was Blödes! P2: Ja ich kenn das, ich hab auch welche, deswegen...
A: Ist das hier...? Nee. - Passe Sie auf, da kommt..., daß Sie nicht überfahren werden. P2: In der Probezeit wahrscheinlich, nicht?
A: Ja, so ist es.
P2: Aber warten Sie mal... Ich hab also mal - bei mir ist das passiert, da hab ich geniest, und
da ist die also hinten im Auge drin gesteckt.
A: Jetzt hat nämlich gerade was gezuckt... da ist es, nee - da ist sie! P2: Ist sie das?
A: sie ist da, sie war..
P1 (im Off): Haben Sie sie?
A: Ja, die hatte sich verschoben. P2: Die sitzt hinten drin
A: Ja, genau das war's das find ich toll!
4A: Fragen kostet nichts
A: Hallo - entschuldigen Sie, könne Sie mir helfen, ich suche in Hildesheim die deutsche Botschaft.
P: Deutsche Botschaft - gibt`s hier nicht. A: Die muß es hier geben.
P: In Hildesheim ...? A: Ja.
P: Nee!
A: Ich komm also von Hamburg, und ich hab ... ich die Adresse verloren - vergessen. P: Deutsche Botschaft ... ?
A: Ja. Soll irgendwo in der Innenstadt sein, ich hab auch ... leider den Namen der Straße vergessen. Arnstraße, oder ... oder ... Also Arnekenstraße ...
P: Arnekenstraße ist hier.
A: Das weiß ich, ja.
P: Deutsche Botschaft ... die gibt es doch im Ausland! A: Nee nee nee, die gibt`s auch in München. P: Da gibt`s doch keine deutsche Botschaft! A: Doch, das weiß ich, im Ernst, also garantiert. P: Das ist ´ne Kneipe!
A: Nein, das ist keine Kneipe,
P: Entschuldigen Sie, Botschaften sind im Ausland, die haben`Se in London, da gibt`s `ne deutsche Botschaft.
A: Es gibt auch in Deutschland eine Botschaft. P: Ja, ausländische!
A: Nein, auch in ,,, in größeren deutschen Städten. Hildesheim ist ja `ne relativ ...
P: Nein, da ist `ne unbedeutende Stadt, da - da ist ja nicht mal `n Regierungspräsident mehr. A: Unbedeutende Stadt?
P: Ja, den haben sie nach Hannover verlegt. Regierungspräsident haben`Se in Hannover, ja, ja so!
A: Ja, Ja, ich kann natürlich (...) sagen, weil ich mich nicht auskenne P: Eben. Das ist so.
A: Aber Sie meinen wirklich, es gibt keine deutsche Botschaft hier? P: Hier nicht, nee! Bestimmt nicht!
A: Gut, okay. Danke schön!
5B: Immer diese Raucher
P1: Ich bin Nichtraucher, aber ich find das nicht grade gut, ne! A: Warum nicht?
P1: Ja, ich meine, jeder muß in deiner Persönlichkeit frei entscheiden können, ob er rauchen will oder nicht.
A: Ja, es geht darum, daß die - Kippen wegschmeißen ... P1: Ach so ja, das ist natürlich nicht schön...
A: ... (schlechtes) Beispiel für Jugendliche und so --- Aber wären Sie also generell dafür, daß man nicht mehr rauchen darf?
P1: Du nicht, aber ich dafür, ja, ich würde also sagen, rauchen ist nicht gut, nicht, man sollte es also einschränken oder sein lassen.
A: Also speziell in der Fußgängerzone?
P1: Ja, das könnte man ohne weiteres sagen. A: Also wären Sie dafür.
P1: Ja.
A: Ja - und Sie?
P2: Ich nicht, also ich finde daß ... P1: Sie ist starke Raucherin.
P2: ... sollte man eher die Hunde, die da hinmachen, sollte man verbieten, ne! Das fände ich besser, ne! Ich meine, `ne kleine Kippe erstmal, ich rauch nicht auf der Straße ...
5E: Immer diese Raucher
P: Find ich bescheuert! A: Warum?
P: Weil ich selber rauche, und ich würd mich daran sowieso nicht halten, oder jedenfalls
schwer. Also ich find das irgendwie - ich weiß nicht, die Begründung dafür ... Fußgängerzone
- das ist doch'n - na ja `n offener Platz, wo sich der Rauch dann noch verteilt, da könnte man genauso gut anfangen mit Café, daß das geteilt sein müßte, oder weiß der Kuckuck was! A: Na ja, so was soll`s ja schon geben, ne!
P: Natürlich gibt es das, aber sehr begrenzt - ne, find ich nicht! A: Also Sie -
P: ... wären dagegen, ja! A: Ich danke Ihnen schön!
6A: Verkehrte Welt
A: Entschuldigen Sie bitte - ich hätt so gern ein Foto von mir, direkte vor diesem Hintergrund...
P: Ja, mach ich Ihnen gerne! A: Ja ...? Ah, das ist lieb. P: Von hier aus?
A: Ja, wenn Sie vielleicht etwas rübergehen...
P: Daß hier das Geländer noch s`on bißchen draufkommt.
A: Ja, das wär schön. - Sie brauchen - Sie brauchen nur auf den roten Knopf zu drücken. P: Das will ich mal eben angucken. Zeigen Sie mal - ja ...
A: Vorne möglichst nicht hinfassen!
P: Nee, nee ich weiß ...
A: Dann nur da draufdrücken. P: Hier nicht vorfassen!
A: Ja. Das hier auch nicht anfassen. P: Ach das auch nicht ...
A: Weil da`s Bild gleich rauskommt. P: Ach so!
A: Nur so am Boden... Prima, Mensch, das ging ja schnell! P: Hier die Ecke! Seitenverkehrt!
A: Ja, wie passiert denn das?
P: Ja, das weiß ich auch nicht. Das ist ja komisch, Sie sind drauf, und - der Hintergrund ist drauf, und nicht da ... Kommen`Se näher ... Haben`Se den neu?
A: Ja, hab ich neu.
P: Ganz neu?
A: Ja, ganz neu.
P: Das ist ja doch wohl ... Sie stehen doch auf dem Rasen ... zum Schreien! A: Na also das ist ja wohl n`Witz! Genauso hab ich Sie hier gehabt - hier im Sucher. Wie kann denn das da aufnehmen, wenn Sie hier stehen - und Sie stehen hier auf`m Rasen. Das sind Sie doch, nicht? A: Ich stand ha doch - ja! Ich stand ha da gar nicht!
P: Nein ... das ist ha wirklich, also da müßte man `nem Fotographen zeigen ... Großartig, was? A: Ja, toll!
P: Das soll uns mal einer nachmachen! Nun sagen`Se mal, was machen wir denn jetzt? Soll ich`s nochmal versuchen?
A: (...) Nein, das lassen`Se mal lieber bleiben,
P: Ich will mal gucken ... Darf ich nochmal sehen, welche Ecke hab ich dann drauf? Hier, die ...ist da die Tür? Nee ...
A: Nee ...
P: Ist die Ecke drauf , nicht, ohne Tür, nicht, die Ecke, genau! Das kann doch gar nicht sein,
ich hab doch so gestanden, ich hatte doch das rote Schild drin. - Wenn Sie das jetzt bei Horten zeigen, dann sagen sie, das kann nicht stimmen. Die glauben Ihnen das nicht. - Das sind Sie doch, nicht?
A: Ja!
P: Ich muß mal eben gucken, ob das nicht`n anderes Bild noch drauf war - nee, kann ja nicht. Geht ja enorm schnell, daß das da raus kommt.
A: Also das ist ein ganz neues ...
P: Ganz neu ...
A: Film, ja!
P: Das ist ja wohl komisch - ich mein, das ist ja `n hübsches Bild, nicht. - Kann doch wohl nicht so stimmen - finde ich ja originell ...!
9A: Kein schlechter Fund
A: Was meinen Sie dazu, der hat da im Mülleimer gelegen. P: Oh, der ist hübsch!
A: Ja ... Und vor allen Dingen ist der ganz neu.
P: Ja, der ist hübsch ... Wenn Sie ihn gebrauchen können ... A: Ja, eigentlich schon. Aber daß man so was wegschmeißt! P: Wahrscheinlich selber gemacht, glaub ich ... A: Meinen Sie?
P: Ja, der ist schön, der ist sehr schön.
A: Woran sehen Sie, daß der selber gemacht ist? P: Das gibt es, das ist eine gewisse Technik. A: Beherrschen Sie die?
P: Nein, ich seh das, aber ich kenne diese Technik, aber ich selbst beherrsche sie nicht, aber es
könnte selber gemacht sein.
A: Das ist aber sehr geschickt, seht professionell gemacht, ne! P: Ja, ja...
A: Wenn man so was selber macht und auch noch wegschmeißt ... P: Ganz - ganz toll der Spiegel! Nehmen Sie den man mit! A: Ja, mach ich!
P: Ganz toll ... Liegt hier drin? A: Ja!
P: ... ´n bißchen groß. Der ist schick!
A: Na gut, dann nehm ich ihn mit, wenn Sie`s auch meinen! P: Der ist hübsch ...
6.2. Liste der untersuchten Gefuehle:
Aggressivität Nervosität Gereiztheit Erregtheit Aufregung Erregung Arroganz Entrüstung Empörung Unruhe Ungeduld Neugier Hilflosigkeit Enttäuschung Mißbilligung Pessimismus Unglaube Bedauern Mißtrauen Entsetzung Tadel Sicherheit Überzeugung Gewißheit Unwiderlegbarkeit Beruhigung Zorn Ärger Grimm Leid Frustration Tadel Verblüffung Bestaunen Staunen Verwunderung Verwirrung Zweifel Befriedigung Beruhigung Anbetung Dankbarkeit Begeisterung Bewunderung Hoffnung Aufmerksamkeit Achtung Optimismus Erwartung Erleichterung Zuversicht Zusammengehörigkeitsgefühl Glückseligkeit Unsicherheit Vermutung Annahme Wahrscheinlichkeit Ratlosigkeit Aufruf Bereitschaft Entschlossenheit Überzeugung Hilfsbereitschaft Wohlwollen Würde Nähe Freude Verliebtheit Freundschaft Lust Liebe Bitte Ruhe Leidenschaft Glück Vergnügen Erleichterung Zufriedenheit Sympathie Schmerz Schuld Angst Schwäche Leiden Sorge Schrecken Entsetzen Scheue Überheblichkeit Hochmut Überdruß Selbstsicherheit Genugtuung Beleidigung Eifersüchtigkeit, Selbstsicherheit, Gleichgültigkeit Erschöpfung Derbheit Grobheit Kabale Rache Unverschämtheit Dreistigkeit Haß Ekel Neid Abscheu Feindseligkeit Greuel Kränkung Spott Widerwillen Mißgestimmtheit Verachtung Kühle Hohn Bissigkeit Schärfe Trauer Besorgtheit Zweifel Unglauben Qual Trübsal Verbitterung Verzweiflung Zerstreutheit Reue Vertrauensseligkeit Leichtgläubigkeit Ergebenheit Unterwürfigkeit Demütigung Selbsterniedrigung Langeweile Gleichgültigkeit Melancholie Verwirrung Mißverständnis Scham Verlegenheit Vorsicht Neid Bosheit Boshaftigkeit Schadenfreude Strenge Ekel Widerwille Ablehnung Verachtung Geringschätzung Beurteilung Befremdung Mißachtung Erniedrigung Kleinmut Kleinmutigkeit Unentschlossenheit Schüchternheit Unschuld Rückhalt Nachsichtigkeit Mitleid Mitgefühl Bedauern Rührung Vertraulichkeit Unentschlossenheit Koketterie Gedrücktsein Niedergeschlagenheit, Kummer Haß Zorn Geringschätzung
[...]
[1] Die Prager nennen sich ,,Funktionalisten" und begreifen die Sprache als ,,systeme fonctionnel" (System mit Funktionen) im Unterschied zu den anderen strukturalistischen Schulen, die die Sprache nur als System auffassen.
[2] Noch Platon betont den Werkzeugcharakter der Sprache in seinem Krathylos-Dialog (zit. bei Bünting 1981, 47).
[3] Der Unterschied zwischen ihnen besteht in dem Festlegen der Ausgangskriterien - ob es sich um homogene Kriterien handelt oder eher heterogene in Betracht kommen
[4] z. B. ,,Angst haben" bedeutet das Pochen des eigenen Herzens fühlen; ,,Scham empfinden": das Erröten des Gesichts infolge Gefäßerweiterung und erhöhter Durchblutung spüren (vgl. dazu Clauß 1976, 195)
[5] Henne, H./Rehbock, H.: Einführung in die Gesprächsanalyse. Walter de Griuyter. Berlin, New York 1979.
[6] Das Wort dyadisch bedeutet aus zwei Einheiten bestehend.
[7] Der Begriff symmetrisch beruht auf soziale, soziokulturelle, gesprächsstrukturelle u.ä. Gleichheit der Kommunikationspartner
[8] Als diskursiv wird ein Gespräch bezeichnet, bei dem Geltungen und Normen problematisiert werden.
[9] Die performativen Verben sprechen einen vorgegebenen Sachverhalt nicht aus, sondern konstituieren den Sachverhalt, auf den sie sich beziehen, erst durch das Aussprechen. (vgl. dazu Pannenberg 1984, 66)
[10] Bußmann betrachtet sie als ,,selbstverständliche (implizite) Sinnvoraussetzungen sprachlicher [...] Äußerungen" (1990, 600). In der Regel wird zwischen logisch-semantischen und pragmatischen Präsuppositionen unterschieden.
[11] Hoberg (1988, 14) bemerkt, daß ,,mündliche Kommunikation in der Regel ein Gespräch" ist.
[12] Der Kommunikator wird auch Expedient, Produzent, Urheber, Sender, Suggestor genannt (vgl. dazu Benesch 1992, 209f.)
[13] Den Kommunikanten nennt man auch Empfänger, Rezipient, Perzipient, Betroffener, Wahrnehmender, Interpretant, Konsument, Zielperson (ebd.)
[14] Die Botschaft bezeichnet man noch als message, Parole, Mitteilung, Intention, Gehalt, Aussage, Bedeutung, Anliegen, nonverbales Verhalten (ebd.)
[15] Unterschiedlichkeiten bei den Sprechenden, die anthropologisch, soziokulturell, fachlich, sachlich oder gesprächsstrukturell bedingt sein können bezeichnet man als asymmetrisch. (vgl. dazu Henne/Rehbock 1979, 33)
[16] Das Wort dubitativ kommt vom lat. dubitare zweifeln und bezeichnet eine Frage, bei der die sprachliche Ausdrucksform und die Erwartung des Fragenden nicht übereinstimmen.
[17] Als präsumptiv bezeichnet man einen Fragesatz, bei welchem die sprachliche Ausdrucksform und die Erwartungen des Fragenden übereinstimmen.
[18] Als Parenthese bezeichnet man einen unabhängigen Einschub in einen anderen Satz
[19] Unter Inversion versteht man die Besetzung des Vorfeldes durch ein anderes Satzglied und nicht durch das Subjekt.
[20] Das Wort deiktisch kommt vom griechischen deiknymi, das ich zeige bedeutet.
[21] Vgl. dazu Helbig 1989, 32f.
[22] vgl. dazu Helbig 1988, 55ff. und Bublitz 1978, 37ff.
[23] Die konventionellen Implikaturen sind an die verwendeten sprachlichen Ausdrücke gebunden und beruhen auf konventionelle Bedeutungen der Wörter.
[24] Das ist ein Gesprächsschritt, für den die ,,Eigenschaft der ,bedingten Erwartbarkeit` [...] gelten soll" (Henne/Rehbock 1979, 24f.). z.B. Frage - Antwort, oder Beschuldigung - Rechtfertigung
[25] vgl. dazu Linke 1994, 268ff. /
[26] vgl. da zu Duden 1998, 380f.
[27] vgl. dazu Henne/Rehbock 1979, S.26
[28] Das sind Signale, die eine bestätigende Antwort hervorlocken und dem Hörer einen Einstieg in die Sprecherrolle verschaffen sollen (vgl. dazu Weinrich 1993, 834).
[29],,Diese Wörter können Äußerungen begleiten, charakterisieren oder auf bestimmte Äußerungstypen reagieren". (Engel 1988, 773)
[30] vgl. dazu Pelz 1996, 181f., 235f. und Bußmann 1990, 672f.
[31] Als elativ bezeichnet man den absoluten Superlativ. Das ist die ,,höchste Steigerungsstufe des Adjektivs zur Bezeichnung eines hohen Grades einer Eigenschaft, aber [..]ohne vergleichende Komponente" (Bußmann 1990, 206).
[32] Der Phraseologismus ist eine feste mehrgliedrige Wortgruppe, deren Gesamtbedeutung nicht aus der Bedeutung der Einzelelemente zu erschließen ist (vgl. dazu Bußmann 1990, 320).
[33] Vgl. dazu Pelz, 1990 233f.
[34] Eine Symploke haben wir, wenn Anfang und Ende unterschiedlicher Sätze gleich sind.
[35] Pleonasmus ist eine Form der semantischen Redundanz, wo ein gedanklich überflüssiges Satzglied hinzugefügt wird, da er im Gesagten schon enthalten ist. (vgl. dazu Bußmann 1990, 589)
[36] Der Begriff Synchrolallie ist auf synchron (gleichzeitig) und lallen (sprechen) zurückzuführen.
- Quote paper
- Sneschana Kosarekova (Author), 2001, Linguistische Mittel zum Ausdruck von Gefühlen beim Gespräch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106219
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