Die Inquisition des Mittelalters wird heute in weiten Kreisen als ein emotional-düsteres Thema aufgefasst, das automatisch mit Unrecht, Folter und Gewalt assoziiert.[...]Doch dass der ursprüngliche Inquisitionsprozess kaum etwas mit der Verbrennung von Ketzern auf Scheiterhaufen zu tun hat, sondern sogar eine grundlegende Verbesserung des damals vorherrschenden Prozessrechts darstellte, ist heute gemeinhin unbekannt.
Aus diesem Grund wird sich diese Hausarbeit mit der Entstehung der Inquisition und ihrem eigentlichen Charakter befassen. Weiterhin soll der Zusammenhang zwischen dem Inquisitionsverfahren unter Innocenz III. und den summarischen Ketzerprozessen des Spätmittelalters herausgestellt werden. Somit wird einhergehend mit der chronologischen Darstellung der Entwicklung der Inquisition das prozessuale Vorgehen gegen die Häresie behandelt. Wie kam es zu den summarischen Ketzerprozessen? Welche Rolle spielte hierbei die Entstehung des Inquisitionsverfahrens? Eine zentrale Quelle zu diesem Themenbereich stellt die Dekretale ad abolendam aus dem Jahre 1184 dar. Die doppelte Gesetzgebung von Papst Lucius III und Kaiser Friedrich I. Barbarossa repräsentiert eine erste Systematisierung der Ketzerverfolgung und Konkretisierung im strafrechtlichen Vorgehen gegen die Häresie.
Das erste Kapitel des Hauptteils beschäftigt sich mit der Frage, woraus sich das Verfahren der Inquisition entwickelt hat. Als Grundlage werden Prozessformen des Römischen Rechts sowie die Etablierung der katholischen Kirche als neue Jurisdiktionsgewalt kurz dargelegt. Daraufhin folgt eine Skizzierung der zwei wesentlichen Verfahrensweisen, derer man sich nach Verfall des Römischen Reiches bediente: das Sendgerichts- und Infamationsverfahren [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung des mittelalterlichen Strafprozessrechts
- Römisches Strafprozessrecht
- Die Kirche als neue Jurisdiktionsgewalt
- Die verschiedenen Prozessformen nach dem Verfall des Römischen Reiches
- Das Sendgerichtsverfahren gegen Laien
- Das Infamationsverfahren gegen Geistliche
- Die strafrechtliche Verfolgung der Häresie
- Häresie als crimen laesae maiestatis und daraus entstehende Folgen
- Die Einführung der bischöflichen Ketzerinquisition: ad abolendam
- Inhalte der Dekretale
- Auswirkungen und Einschätzungen der doppelten Gesetzgebung
- Die Entstehung des Inquisitionsverfahrens unter Papst Innocenz III.
- Resümee
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung der Inquisition im Mittelalter und ihrem eigentlichen Charakter. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen dem Inquisitionsverfahren unter Innocenz III. und den summarischen Ketzerprozessen des Spätmittelalters herauszustellen. Die Arbeit behandelt die prozessuale Entwicklung der Inquisition in chronologischer Reihenfolge und untersucht, wie es zu den summarischen Ketzerprozessen kam und welche Rolle die Entstehung des Inquisitionsverfahrens dabei spielte. Die Dekretale ad abolendam aus dem Jahre 1184 dient als zentrale Quelle.
- Die Entwicklung des mittelalterlichen Strafprozessrechts
- Die strafrechtliche Verfolgung der Häresie
- Die Dekretale ad abolendam und ihre Auswirkungen
- Die Entstehung des Inquisitionsverfahrens
- Die Unterscheidung zwischen dem ursprünglichen Inquisitionsverfahren und den summarischen Ketzerprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit beleuchtet die Entwicklung des mittelalterlichen Strafprozessrechts. Es werden die Prozessformen des Römischen Rechts sowie die Etablierung der katholischen Kirche als neue Jurisdiktionsgewalt skizziert. Anschließend werden die beiden wesentlichen Verfahrensweisen, das Sendgerichts- und das Infamationsverfahren, vorgestellt, die nach dem Verfall des Römischen Reiches angewandt wurden.
Das zweite Kapitel thematisiert die Verbreitung der Häresie im Mittelalter. Es werden das rechtliche Verständnis des häretischen Verbrechens sowie erste strafrechtliche Reaktionen auf geistlicher Ebene behandelt. Die Dekretale ad abolendam, die von Papst Lucius III. und Kaiser Friedrich I. Barbarossa erlassen wurde, wird als Beispiel für eine erste einheitliche Gesetzgebung zur Verfolgung der Häresie untersucht. Die Dekretale legt erstmals die materiell-rechtliche und prozessuale Grundlage zur Ketzerbekämpfung fest und beschreibt die Rolle des Papstes Innocenz III. bei der endgültigen Festlegung des Inquisitionsprozesses.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Entstehung des Inquisitionsverfahrens, die Bekämpfung der Häresie im Mittelalter, die Dekretale ad abolendam, das Sendgerichtsverfahren, das Infamationsverfahren, die bischöfliche Ketzerinquisition, das crimen laesae maiestatis, Papst Innocenz III., die summarischen Ketzerprozesse und die Hexeninquisition.
- Quote paper
- Anke Sißmeier (Author), 2002, Entstehung des Inquisitionsverfahrens und Bekämpfung der Häresie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10614
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