In der Arbeit soll der Katholizismus im Fin de Siècle, also von etwa 1880 bis 1910, betrachtet und analysiert werden. Dabei wurde vor allem die Entwicklungsgeschichte der katholischen Kirche und des Katholizismus ab 1868 betrachtet, um die konfessionelle Situation in der Monarchie zu erläutern. In weiterer Folge soll die Stellung der katholischen Kirche im Fin de Siècle sowie die Entstehung der Christlichsozialen Partei erörtert und analysiert werden.
Die katholische Kirche prägte die gesellschaftliche und politische Landschaft in Österreich über mehrere Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg. Erst durch den Druck der liberalen Bewegungen und den daraus resultierenden Maigesetzen manifestierte sich eine drastische Einschränkung der kirchlichen Einflusspolitik, die im endgültigen Bruch des Konkordates 1870 endete.
Die zur Zeit des Fin de Siècle vorherrschende Gesellschaftsstimmung begrenzte sich auf eine gewisse Konnotation des kulturellen Verfalls sowie eine Aufbruchsstimmung, die aber noch maßgeblich von antiken und mittelalterlichen Weltordnungen eingeschränkt wurde. Zur Zeit des Fin de Siècle manifestierte sich in Österreich die Entstehung einer katholischen Bewegung, die sich als Trittbrett für den Katholizismus entpuppen sollte und maßgeblich zu einer neuerlichen „Katholisierung“ der Gesellschaft führte.
Abstract
Die römisch-katholische Kirche manifestierte sich im gesamten Verlauf der Doppelmonarchie stets als die bedeutendste Religionsgemeinschaft. Der Katholizismus entpuppte sich als äußerst privilegiert und maßgeblich gefördert durch das stark gottesfürchtige Herrscherhaus, speziell durch Kaiser Franz Joseph I. Die Verschmelzung der katholischen Kirche mit dem Staat und der Verfassung zeigte sich vor allem durch die weitreichenden Befugnisse des österreich-ungarischen Regenten, der, beispielsweise, Bischöfe ernennen konnte und maßgeblichen Einfluss auf die katholische Kirche übte.
Im Jahre 1867 manifestierte sich das Ausscheiden Ungarns aus dem österreichischen Staat und markierte damit eine politische Unterteilung der Reichsräte, die sich in den cis- und transleithanischen Teil gliederte. Speziell im cisleithanischen Reichsgebiet, also die von Wien aus regierten Länder der Monarchie, dominierte die katholische Kirche weiterhin das Herrenhaus und teilweise auch das Abgeordnetenhaus - Diese katholische Prägung des politischen Landschaftsbild zog sich bis zur Errichtung des Ständestaats 1933/34 unter Engelbert Dollfuß. Die Maigesetze, datierend auf das Jahr 1868, markierten eine gewisse Brucherfahrung zwischen der Donaumonarchie und der katholischen Kirche, sowie dem Vatikan. Durch die Inkraftsetzung der Maigesetze verlor die katholische Kirche ihre einflussreiche Position hinsichtlich Bildungs- und Familienangelegenheiten und die daraus resultierende Trennung zwischen Staat und Kirche. Speziell der Aufstieg der stark katholischen Christlichsozialen Partei erwies sich als zentrales Element des Katholizismus im Fin de Siècle. In der, 1910 durchgeführten, Volkszählung in den cis- und transleithanischen Reichsgebieten ergab sich, dass die römisch-katholische Kirche die weitaus größte Religionsgemeinschaft in der Doppelmonarchie stellte. Just in Cisleithanien lebten etwa 22,5 Millionen Katholiken, was einem Anteil von 79% der Bevölkerung entsprach.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Einleitung:
Stellung der Katholischen Kirche ab den Maigesetzen 1868
Katholizismus und die Stellung der Katholischen Kirche ab 1880
Der Aufstieg der Christlichsozialen Partei im „monarchialen“ Fin de Siècle
Karl Luegers Tod und der Weg in den ersten Weltkrieg
Katholizismus im Fin de Siècle unter Betrachtung der Christlichsozialen Partei
Gesellschaft und Katholische Kirche im Fin de Siècle
Anti-Katholische Literatur im Fin de Siècle
Katholische Kirche und Antisemitismus
Gewaltexzesse von Katholiken in der Habsburgermonarchie
Resümee
Literaturverzeichnis/Bibliographie. 19
- Quote paper
- Lucca Ventre (Author), 2021, Katholizismus im Fin de Siècle in der Habsburger Monarchie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1060126
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