1.0 Einleitung
In der vorliegenden Hausarbeit im Fach Deutsch wird die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ an Hand der Aufgabe „Der Stellenwert des Taugenichts im Gesamtwerk Eichendorffs“ genauer betrachtet. Des weiteren wird auf das Leben und das Gesamtwerk des Joseph von Eichendorffs näher eingegangen, denn ohne sein Leben und seine Werke zu kennen kann man den Stellenwert einer bestimmten Novelle nicht beschreiben.
2.0 Biographie
Eichendorff, Joseph Freiherr von (1788-1857), deutscher Schriftsteller und Dichter, neben Clemens Brentano der herausragende Vertreter der deutschen Spätromantik.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 in Schlesien auf Schloß Lubowitz als Sohn eines preußischen Offiziers geboren. Er und seine Geschwister wuchsen in einem streng katholischen Haushalt auf, obwohl die Familie in permanenten Finanznöten steckt, wuchsen die Kinder wohlbehütet und glücklich auf. Alte Volksbücher mit ihren romantisch-ritterlichen Geschichten und der häufige Besuch des Theaters machten Joseph von Eichendorff mit der Dichtung und den Werken Goethes und Schillers bekannt und vertraut.
Bis 1801 wurden Joseph und sein Bruder Wilhelm, der auch sein bester Kamerad war, von einem Privatlehrer erzogen, dann traten beide in das Matthias-Gymnasium in Breslau ein.
1805 begannen beide ein juristisches und philosophisches Studium in Halle, das sie 1807 in Heidelberg fortsetzten. Dort lernte Joseph den jungen, romantischen Dichter Graf Löben kennen. Mit einer Bildungsreise nach Paris und Wien schlossen Joseph und sein Bruder ihr Studium ab und kehrten im Sommer nach Lubowitz zurück, um ihrem Vater als landwirtschaftliche Verwalter zu unterstützen. Auf Grund der heiklen finanziellen Lage der Familie traten die Brüder in den österreichischen Staatsdienst ein und legen in der Zeit von 1810-1813 an der dortigen Universität ihre Abschlußprüfungen mit Auszeichnung ab. In dieser Zeit lernte er wichtige Leute kennen, wie Clemens Brentano, Heinrich von Kleist oder die Familie Schlegel.
1813 meldete er sich zum freiwilligen Kriegsdienst und kämpfte als lützowscher Jäger im Befreiungskrieg. Nach dem Krieg heiratete er Luise von Larisch (geboren 1792), die ihm noch im selben Jahr seinen ersten Sohn gebar. In den nächsten Jahren folgten noch 4 weitere Kinder.
1816 begann Joseph von Eichendorff seine lange und wechselhafte Beamtenlaufbahn im preußischen Staatsdienst. Wegen seiner Konfession, er war Katholik in einem protestantischen Staat, wegen seiner politischen Vergangenheiten und weil er den demokratischen Ideen aufgeschlossen war, schaffte er es in 28 Jahren Staatsdienst nie ein bedeutsames Amt innezuhaben.
1844 wurde er frühzeitig pensioniert.
Nach mehreren Umzügen und dem Tod seiner Frau 1855 siedelt er im gleichen Jahr nach Neiße um, wo er am 26. November 1857 an einer Lungenentzündung starb.1
3.0 Das literarische Gesamtwerk Joseph von Eichendorffs chronologisch geordnet
1809 Die Zauberei im Herbste, 1.Prosadichtung
1810 O Täler weit, o Höhen
1815 Ahnung und Gegenwart, Roman 1819 Das Marmorbild, Novelle
1824 Krieg den Philistern, Dramatisches Märchen in 5 Abenteuern 1826 Aus dem Leben eines Taugenichts, Novelle
1830 Der letzte Held von Marienburg 1831 Mondnacht
1832 Auf meines Kindes Tod Viel Lärm um Nichts
1833 Die Freier, Lustspiel in 3 Akten 1834 Dichter und ihre Gesellen Auch ich war in Arkadien
1837 Das Schloß Dürande, Novelle
1841 Die Glücksritter, Novelle
1846-1854 Zur Geschichte der neueren romantischen Poesie in Deutschland und andere lit. Schriften
1855 Robert und Guiscard
1857 Lucius
1857 Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands 1856 Die Heilige Hedwig1
4.0 Der Stellenwert des Taugenichts im Gesamtwerk Eichendorffs
Die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ ist ein ganz besonders Werk im Leben von Joseph von Eichendorff.
Heute wie damals gilt sie als sein bekanntestes Werk, das es schafft überschaubar und einleuchtend eine ganze Epoche erschließen zu lassen2.
„Es dürfte heute nur wenige Deutsche geben, die das „anmutigste und drolligste Märchen, das je ein Dichter ersonnen hat“, nicht gelesen haben.“3So wundert es kaum, dass der „Taugenichts“ im Oberstufenunterricht das meistgelesenste Stück aus der deutschen Romantik ist.4
Die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ „ist in einer für Eichendorff ungewöhnlichen Zeit entstanden“5. Es waren seine Anfangsjahre als preußischer Beamter. Seine Zeit im Beamtentum (1816-1844) war sehr wechselhaft, er wurde sehr oft kritisch beobachtet und wenn möglich an den Rand gedrängt, denn er war einer von mehreren Beamten die der Demokratie aufgeschlossen waren und das Beamtentum reformieren wollten.
Es ist fast schon ein bißchen komisch, dass gerade in der Zeit seines preußischen Staatsdiensts seine schönsten, märchenhaftesten und romantischsten Werke entstanden, in einem Staat der für Disziplin und Strenge steht, und in der Zeit nach seiner Pensionierung er sich eher „literaturtheoretischen“1Werken widmete. „Es war die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies, die sich darin meldete, der Urheimat der Menschheit.“2
Heute kann man wohl sagen, dass „Aus dem Leben eines Taugenichts“ als „repräsentatives Werk der Romantik“3angesehen werden kann. Romantik als große Bewegung gegen zunehmende Rationalisierung, Funktionalisierung und Entzauberung der Welt4.
Im berühmtesten Werk stellt der Autor Joseph von Eichendorff die romantischen Motive in Kontrast zu der kalten, alten Welt oder Gesellschaft. In der Vernunft und Nützlichkeitsdenken5, Geschäftigkeit und Hektik, Zweckmäßigkeit und Erfolgsdenken6das Handeln bestimmen.
Der Taugenichts als jugendlicher Aussteiger7und Held der Geschichte verkörpert die Romantik, die von den Gefühlen lebt, von Phantasie, von Erleben, von Sehnsucht und von Poesie.
Von alle dem berichtet er uns in seiner bewußt naivem Erzählweise. Mit seinen fröhlichen Liedern, mit seinem Drang die Welt zu erkunden, die große Liebe zu finden, die Schönheit zu sehen, die einem die Natur, der Mensch und die Welt bietet, aber auch mit tiefer Melancholie und Selbstmitleid bringt er uns diese Epoche näher. Der Taugenichts steht für Freiheit. Er ist nicht in einer Mühle oder in einem Schloß gefangen, er kann tun und lassen was er will.
Dennoch ist klar, dass die Erzählung nicht in der Wirklichkeit angesiedelt ist8. Sie ist aber auch kein Märchen, die eine der wichtigsten Gattung der Romantik ist, sondern eher eine märchenhafte Erzählung.
Zu Ruhm kam dieses Werk auch in späteren Jahren, so lobte z.B. Thomas Mann, („1875-1955, Schriftsteller und Kritiker. Er war einer der herausragendsten Vertreter der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts“1) die Novelle in den höchsten Tönen. In der Gegenwart kann man oft Parallelen zu Filmen finden, wie z.B. das oscarprämierte filmische Meisterwerk „Forrest Gump“, ein Film über „einen freundlichen Depp, der zur Welt gekommen ist ohne ein Quäntchen Begabung außer einer guten Laufkondition, meistert Forrest Gump sein Leben und bringt es sogar zu nationalem Ruhm“2 oder „Easy Rider“, ein Film über „zwei durchgeknallte Aussteiger...die sich auf ihre Harley Davidsons schwingen und zu einem Trip Richtung New Orleans aufbrechen...“3
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff ist eine Person ohne jegliche Brüche gewesen, um so erstaunlicher ist es das er dennoch zu derart vollkommenen poetischen Höchstleistungen fähig war4.
Mit seiner Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ schaffte es Eichendorff zum ersten Mal der Realität zu entfliehen und das ist wohl die größte Stellung in seinem Gesamtwerk.
[...]
1 - Vgl. Klöhr, Friedhelm, Interpretationshilfe Deutsch Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, Friesingen, 1999, S.1 ff. - Vgl. Bahners, Klaus, Erversberg, Gerd, Poppe, Reiner, Königs Erläuterungen und Materialien Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, 7. Auflage, Hollfeld 1994 - Vgl. Eichendorff, Joseph Freiherr von, in: Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie, hrsg. von Microsoft Corporation, o.O. 1999 - Vgl. Keyvan Sarkhosh, Karin Lüer und Sabine Kötting, http://www.gymnasium- borghorst.de/taugenichts/index.html .
1 - Vgl. Bahners, Klaus, Erversberg, Gerd, Poppe, Reiner, Königs Erläuterungen und Materialien Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, 7. Auflage, Hollfeld 1994 - Vgl. http://gutenberg.aol.de/autoren/eichndrf.htm - Kindlers Literaturlexikon, Zürich, 1965
2 - Vgl. Klöhr, Friedhelm, Interpretationshilfe Deutsch Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, Friesingen, 1999, S.1 .
3 - Vgl. Bahners, Klaus, Erversberg, Gerd, Poppe, Reiner, Königs Erläuterungen und Materialien Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, 7. Auflage, Hollfeld 1994, S. 21 .
4 - Vgl. Keyvan Sarkhosh, Karin Lüer und Sabine Kötting, http://www.gymnasium- borghorst.de/taugenichts/index.html .
5 - Vgl. Bahners, Klaus, Erversberg, Gerd, Poppe, Reiner, Königs Erläuterungen und Materialien Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, 7. Auflage, Hollfeld 1994, S. 20 .
1 - Vgl. Klöhr, Friedhelm, Interpretationshilfe Deutsch Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, Friesingen, 1999, S. 7 .
2 - http://www.areopag2000.de/poesie/taugenichts/taugenichts.html .
3 - Vgl. Rockel, Thomas, Aus dem Leben eines Taugenichts, http://www.hausarbeiten.de .
4 - Vgl. Rockel, Thomas, Aus dem Leben eines Taugenichts, http://www.hausarbeiten.de .
5 - Vgl. Klöhr, Friedhelm, Interpretationshilfe Deutsch Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, Friesingen, 1999, S.1 .
6 - Vgl. Keyvan Sarkhosh, Karin Lüer und Sabine Kötting, http://www.gymnasium- borghorst.de/taugenichts/index.html
7 - Vgl. Klöhr, Friedhelm, Interpretationshilfe Deutsch Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“, Friesingen, 1999, S.1 .
8 - Vgl. Rockel, Thomas, Aus dem Leben eines Taugenichts, http://www.hausarbeiten.de .
1 - Mann, Thomas, in: Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie, hrsg. von Microsoft Corporation, o.O. 1999
2- Vgl. W. Engelmeier, Peter, Film! Das 20. Jahrhundert, München, London, New York, 2000, S.164 f.
3- Vgl. W. Engelmeier, Peter, Film! Das 20. Jahrhundert, München, London, New York, 2000, S. 104 f.
4- Vgl. Schiwys, Günther, Der Dichter in seiner Zeit, www.amazon.de .
- Arbeit zitieren
- Pat v. Ollrath (Autor:in), 2001, Eichendorff, Joseph von - Stellenwert des Taugenichts im Gesamtwerk Eichendorffs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105868
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