Das VERA-RHIA- Verfahren für Büroarbeit wurde im Rahmen des Forschungsprojektes AIDA (Anforderungen und Belastungskonstellationen in Industrieverwaltungen und psychosoziales Befinden) entwickelt und in rund 500 Anwendungen erprobt. Das Konzept stammt von Konrad Leitner, Elke Lüders, Birgit Greiner, Antje Ducki, Renate Niedermeier und Walter Volpert unter Mitarbeit von Rainer Oesterreich und wurde 1993 veröffentlicht. "Das RHIA/VERA-Büro ist ein psychologisches Arbeitsanalyseverfahren, mit dem Tätigkeiten im Bereich von Büro und Verwaltung untersucht werden können. Es zielt sowohl auf die Analyse der durch die Arbeitsaufgaben geforderten Denk- und Planungsprozesse als auch auf die Ermittlung psychisch belastender Arbeitsbedingungen", so die Selbstbeschreibung der Autoren (Leitner et al., 1993, S. 15). Mit dem VERA werden die Denk- und Planungsprozesse, die mit einer Arbeitsaufgabe verbunden sind (Regulationserfordernisse), bestimmt; das RHIA-Verfahren ermöglicht die Bestimmung aufgabenbezogener psychischer Belastungen (Regulationsbehinderungen). Im folgenden soll das VERA-Büro näher charakterisiert werden, auf Besonderheiten des RHIA-Verfahrens wird nicht näher eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Allgemeines zum VERA
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 2.1. Die Handlungsregulationstheorie im Kontext der Arbeit
- 2.2. Handlungsforderungen als Arbeitsaufgabe
- 2.3. Regulationserfordernisse und Regulationsbehinderungen als Aspekte von Arbeitsaufgaben
- 2.4. Das 5-Ebenen-Modell der Handlungsregulation
- 3. Die Durchführung des VERA
- 3.1. Allgemeine Orientierung Teil A
- 3.2. Die untersuchte Arbeitsaufgabe Teil B
- 3.3. Ermittlung der Regulationserfordernisse Teil C
- 4. Testtheoretische Gütekriterien
- 4.1. Reliabilität
- 4.2. Validität
- 5. Die Anwendung des Verfahrens
- 6. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem VERA-Verfahren, einem Instrument zur Erfassung von Regulationserfordernissen in der Arbeitstätigkeit. Ziel ist es, das Verfahren detailliert zu beschreiben und seinen theoretischen Hintergrund zu erläutern. Besonderes Augenmerk liegt auf der Anwendung und den testtheoretischen Eigenschaften des Verfahrens.
- Das VERA-Verfahren und seine Entwicklung
- Die Handlungsregulationstheorie als theoretische Grundlage
- Regulationserfordernisse und Regulationsbehinderungen
- Das 5-Ebenen-Modell der Handlungsregulation
- Testtheoretische Gütekriterien des VERA
Zusammenfassung der Kapitel
1. Allgemeines zum VERA: Dieses Kapitel führt in das VERA-Verfahren ein, das im Kontext des Forschungsprojekts AIDA entwickelt wurde und in etwa 500 Anwendungen erprobt wurde. Es beschreibt das VERA als ein psychologisches Arbeitsanalyseverfahren zur Untersuchung von Büro- und Verwaltungstätigkeiten, welches die Analyse der durch Arbeitsaufgaben geforderten Denk- und Planungsprozesse (Regulationserfordernisse) zum Ziel hat. Im Gegensatz zum eng verwandten RHIA-Verfahren, das aufgabenbezogene psychische Belastungen (Regulationsbehinderungen) erfasst, konzentriert sich dieses Kapitel auf die Charakterisierung des VERA-Büro Verfahrens.
2. Theoretischer Hintergrund: Dieses Kapitel erläutert die theoretischen Grundlagen des VERA-Verfahrens, die in der Handlungsregulationstheorie (HRT) verankert sind. Es beschreibt die HRT als eine Theorie, die sich mit den psychischen Prozessen der Zielerreichung durch Handeln beschäftigt. Die Darstellung der HRT im Kontext der Arbeitspsychologie betont die Zielgerichtetheit menschlichen Handelns, seine Einbindung in gesellschaftliche Zusammenhänge und die Einflussnahme der Arbeitsbedingungen. Der Begriff der „Partialisierung“ wird eingeführt, um die Beschränkungen des Arbeitshandelns in der modernen Industriegesellschaft zu beschreiben, in denen Individuen von höheren Regulationsebenen abgeschnitten sein können. Dieser Abschnitt bildet das Fundament für das Verständnis der im VERA-Verfahren erfassten Konzepte.
2.2. Handlungsforderungen als Arbeitsaufgabe: Das Kapitel definiert den Begriff der „Arbeitsaufgabe“ im Kontext des VERA-Verfahrens als das vom Menschen geforderte Handeln. Es betont den bedingungsbezogenen Charakter der Analyse, die unabhängig von der ausführenden Person erfolgt. Die Notwendigkeit der Abgrenzung von Arbeitsaufgaben innerhalb einer Arbeitstätigkeit wird hervorgehoben, da eine Tätigkeit mehrere Aufgaben umfassen kann. Dieser Abschnitt beschreibt den ersten Schritt der VERA-Durchführung, nämlich die Abgrenzung der zu untersuchenden Arbeitsaufgabe(n) im Teil A des Manuals.
2.3. Regulationserfordernisse und Regulationsbehinderungen als Aspekte von Arbeitsaufgaben: Dieses Kapitel unterscheidet zwischen Regulationserfordernissen und Regulationsbehinderungen als zwei zentralen Konstrukte der HRT im Arbeitskontext. Regulationserfordernisse beschreiben das Ausmaß, in dem Handlungsforderungen selbständige Zielbildung und Planung ermöglichen und erfordern. Sie werden im Gegensatz zu Regulationsbehinderungen, welche psychische Belastungen darstellen und das Wohlbefinden beeinträchtigen können, als positiv bewertet, da sie positive Auswirkungen auf Kompetenz und Motivation haben. Das Kapitel verdeutlicht, dass VERA Regulationserfordernisse und RHIA Regulationsbehinderungen erfasst, wobei beide Verfahren auf denselben Grundlagenerhebungen aufbauen und gemeinsam betrachtet werden sollten.
2.4 Das 5-Ebenen-Modell der Handlungsregulation: Dieses Kapitel stellt Oesterreichs 5-Ebenen-Modell der Handlungsregulation vor, welches zur Beurteilung von Arbeitsaufgaben hinsichtlich der geforderten Regulationsprozesse dient. Das Modell beschreibt ein vollständiges, nicht-partialisiertes Arbeitshandeln und umfasst fünf Ebenen der Planung und Ausführung von Handlungen, von der Planung ganzer Arbeitsprozesse bis hin zur Ausführung einzelner Bewegungen. Dieser Abschnitt verdeutlicht die hierarchische Struktur der Handlungsregulation und bietet ein detailliertes Verständnis der Komplexität von Arbeitsaufgaben.
Schlüsselwörter
VERA-Verfahren, Handlungsregulationstheorie, Regulationserfordernisse, Regulationsbehinderungen, Arbeitsanalyse, Arbeitspsychologie, 5-Ebenen-Modell, Testgütekriterien, Büroarbeit, psychische Belastung.
VERA-Verfahren: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist das VERA-Verfahren?
Das VERA-Verfahren ist ein psychologisches Arbeitsanalyseverfahren zur Erfassung von Regulationserfordernissen in der Arbeitstätigkeit, insbesondere in Büro- und Verwaltungstätigkeiten. Es wurde im Kontext des Forschungsprojekts AIDA entwickelt und in etwa 500 Anwendungen erprobt. Im Gegensatz zum ähnlichen RHIA-Verfahren, das Regulationsbehinderungen (psychische Belastungen) untersucht, konzentriert sich VERA auf die Analyse der durch Arbeitsaufgaben geforderten Denk- und Planungsprozesse (Regulationserfordernisse).
Welche theoretischen Grundlagen liegen dem VERA-Verfahren zugrunde?
Das VERA-Verfahren basiert auf der Handlungsregulationstheorie (HRT). Die HRT beschreibt die psychischen Prozesse der Zielerreichung durch Handeln, wobei die Zielgerichtetheit, die Einbindung in gesellschaftliche Zusammenhänge und der Einfluss der Arbeitsbedingungen hervorgehoben werden. Ein wichtiger Aspekt ist der Begriff der „Partialisierung“, der die Beschränkungen des Arbeitshandelns in der modernen Industriegesellschaft beschreibt.
Was sind Regulationserfordernisse und Regulationsbehinderungen?
Regulationserfordernisse beschreiben das Ausmaß, in dem Handlungsforderungen selbständige Zielbildung und Planung ermöglichen und erfordern. Sie werden im Gegensatz zu Regulationsbehinderungen (psychische Belastungen) positiv bewertet, da sie positive Auswirkungen auf Kompetenz und Motivation haben. VERA erfasst Regulationserfordernisse, während RHIA Regulationsbehinderungen erfasst. Beide Verfahren bauen auf denselben Grundlagenerhebungen auf und sollten gemeinsam betrachtet werden.
Welche Rolle spielt das 5-Ebenen-Modell der Handlungsregulation?
Das 5-Ebenen-Modell von Oesterreich dient zur Beurteilung von Arbeitsaufgaben hinsichtlich der geforderten Regulationsprozesse. Es beschreibt fünf Ebenen der Planung und Ausführung von Handlungen, von der Planung ganzer Arbeitsprozesse bis zur Ausführung einzelner Bewegungen. Es verdeutlicht die hierarchische Struktur der Handlungsregulation und die Komplexität von Arbeitsaufgaben.
Wie wird das VERA-Verfahren durchgeführt?
Die Durchführung des VERA-Verfahrens gliedert sich in drei Hauptteile: Teil A (Allgemeine Orientierung), Teil B (Untersuchte Arbeitsaufgabe) und Teil C (Ermittlung der Regulationserfordernisse). Teil A beinhaltet die Abgrenzung der zu untersuchenden Arbeitsaufgabe(n).
Welche testtheoretischen Gütekriterien werden für das VERA-Verfahren betrachtet?
Die Arbeit behandelt die Reliabilität und Validität des VERA-Verfahrens als wichtige testtheoretische Gütekriterien. Diese Aspekte gewährleisten die Zuverlässigkeit und Gültigkeit der Ergebnisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben das VERA-Verfahren?
Schlüsselwörter sind: VERA-Verfahren, Handlungsregulationstheorie, Regulationserfordernisse, Regulationsbehinderungen, Arbeitsanalyse, Arbeitspsychologie, 5-Ebenen-Modell, Testgütekriterien, Büroarbeit, psychische Belastung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu allgemeinen Informationen über VERA, dem theoretischen Hintergrund (Handlungsregulationstheorie, Handlungsforderungen, Regulationserfordernisse und -behinderungen, 5-Ebenen-Modell), der Durchführung des Verfahrens, testtheoretischen Gütekriterien, der Anwendung des Verfahrens und einem Ausblick.
- Quote paper
- Christina Boese (Author), 2001, Verfahren zur Erfassungen der Regulationserfordernisse in der Arbeitstätigkeit (VERA), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10586