Wehrerziehung in Israel


Term Paper, 2001

7 Pages


Excerpt


Simon Woyte

Michael Koch

Institut für Erziehungswissenschaft Jena

Hausarbeit zur Geschichte der Pädagogik im Rahmen des Seminars ,,Wehrerziehung in der DDR"

Sommersemester 2001

Wehrerziehung in Israel

Eine Betrachtung der Historie und Akzeptanz

Es ist allgemein bekannt, dass in Israel Mütter und Väter, Bäcker, Schlosser und Altenpfleger den Tag ohne einer Waffe in greifbarer Nähe nicht verstreichen lassen. Wie kommt es zu solch einer Bewaffnung und dem dazugehörigen Verständnis?

Grober geschichtlicher Überblick

Mit der Gründung des Staates Israels am 14.Mai 1948 kamen ganz neue und ungewohnte

Aufgaben auf ein Volk zu, welches jahrhundertelang verfolgt und vertrieben worden ist. Israel gründete sich auf dem Gebiet, das ihm durch den Teilungsplan der Vollversammlung der Vereinten Nationen (1947) größtenteils auf Grund und Boden des damaligen Palästina zugewiesen wurde. Geplant war ein friedliches Zusammenleben von Juden und Moslems auf dem palästinensischen Gebiet. Die Israelis akzeptierten diese Verlautbarung, die Araber wollten sich gegen die geplante Einwanderung von Juden aus der ganzen Welt wehren, worauf es zur Teilung des ,,Eretz Israel" kam (Eretz Israel ist das Land in den dafür vorhergesehenen Grenzen durch den UN-Beschluss in jüdisches und arabisches Siedlungsgebiet). Wie auf unten abgebildeten Karten gut ersichtlich besetzten jüdische Truppen recht flott angrenzende Gebiete - hauptsächlich im Westjordanland. Der wichtigste Teil der zionistischen Ideologie - die Gründung eines souveränen Staates - war getan. Doch lange hielt dieser Freude über die Neugründung nicht an.

Wie zu erwarten war, forderten die Staaten, deren das Land ,,geklaut" worden ist, dazu noch von nicht-moslemischen Siedlern ihr Land zurück, oder zumindest eine gerechtere Verteilung, da der Boden auf dem neuen Land ein im Verhältnis gesehener agrarwirtschaftlich fruchtbarer Teil war, und dazu über einen breiten Zugang zum Mittelmeer und somit zum Welthandel hatte.

Ein Jahr dauerte der Unabhängigkeitskrieg und die Grenzen wurden an den

Feuereinstellungslinien gezogen. Oft wurde von den Arabischen Nachbarstaaten ein Versuch unternommen, das alte Land zurückzuerobern, doch durch Waffenunterstützung verschiedenster Kanäle konnte sich Israel jedesmal siegreich behaupten.

Ein Lichtblick in Israels kriegerischer Existenz wurde der Besuch des 1977 ägyptischen

Präsidenten Anwar Sadat, der in Jerusalem Ministerpräsident Menachem Begin besuchte.

Daraus resultierte ein Friedensabkommen zwischen Ägypten und Israel und - viel

schwerwiegender - die noch stärkere Einbeziehung der USA in den Konflikt durch das ,,Camp

- David -Abkommen". Diese Vereinbarung sollte eine Richtlinie für die zukünftige

Entwicklung von Judäa, Samaria und Gaza - Gebiete, die 1967 im Sechs-Tage-Krieg unter israelische Kontrolle geraten waren - darlegen.

Weiter Kriege wie der Jom-Kippur-Krieg Ägyptens und Syriens 1973 folgten, worauf Israel Syrien angriff und sich bis zum Westufer des Suez-Kanals durchkämpfen konnte.

Am 29. Oktober 1974 einigten sich die arabischen Führungskräfte auf einen einzigen

Interessensvertreter: der inzwischen etwas senile Jassir Arafat, welcher kurz nach Ernennung Erfolge für die arabische Israelpolitik erfolgen konnte.

Im Jahr 1978 besetzt Israel den Südlibanon um von dort angebliche PLO-Terroristencamps zu vernichten. Doch statt dessen rücken sie 1982 in den gesamten Libanon ein, um sich erst nach dreijähriger Belagerung wieder zurückzuziehen.

Die Liste der militärischen Aggressionen ist nicht vollständig aufgeführt, da es den Rahmen des Themas sprengen würde. Doch eine Sache sollte deutlich zum Vorschein gekommen sein: die Juden mit Ihrer ,,Inselstellung" umgeben von muslimischen Nachbarstaaten haben keine leichte Existenz und um überleben zu können muss durch die Israelische Armee ein Respekt durch Einschüchterung geschaffen werden. Erst 1979 erkannte Ägypten als erster Nachbarstaat Israels Existenz an.

Im Laufe der Jahrzehnte nach der Staatsgründung wanderten nahezu 2 Millionen Juden, hauptsächlich aus den russischen Gebieten, in Israel ein. Die Gründe hierfür sind in der Religion, der Ethnologie oder aber auch in der Wirtschaft zu finden. Eine Aufsplitterung der jüdischen Gesellschaft innerhalb Israels war die Folge. Von einer Hierarchie wage ich nicht zu sprechen, doch lassen sich klare Teilungsstrukturen ziehen. Die russischen Juden pflegen ein grosses Zusammengehörigkeitsgefühl, was der Grund für die Tatsache ist, dass es mehr russische als Hebräische Zeitungen in Israels Kioskläden zu kaufen gibt. Doch trotz ihrer unterschiedlichsten Herkünfte Ansichten und sozialen Stellungen bleibt Ihnen eines gemeinsam: die Freude über den eigenen, jüdischen Staat.

Ein jeder Staat, doch ganz besonders Israel, muss über ein gut ausgeklügeltes

Erziehungssystem verfügen. Da der jüdische Staat noch nicht sehr alt ist, liegt ein enormer Wert der Vererbung der Kultur und dem zionistischen Gedankengut im Israelischen Erziehungssystem. Durch die oben schon beschriebene Einzigartigkeit des jüdichen Staates umgeben von arabischen Nachbarn ist dieses Erziehungssystem stark militärisch geprägt.

Die verschiedenen Aspekte der israelischen Verteidigung

Zahal - Die Armee Israels

Seit der Gründung Israels ist Zahal (hebr.: Israels Verteidigungskräfte) der Garant und die

Basis für das Bestehen des einzigen jüdischen Staates der Welt. Die Vorgängerorganisationen Zahals sind Haganah und Palmach. Ein kleiner, stehender Kern mit dem Namen IDF (Israel Defense Forces) ist das Herzstück der Armee. In ihr findet man nur Unteroffiziere und Offiziere. Innerhalb von 24 Stunden kann durch ein ausgeklügeltes Mobilisierungssystem die Gesamtstärke auf etwa 645.000 Soldaten (davon etwa 500.000 Reservisten) erhöht werden. Wehrpflichtig sind in Israel alle Männer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sowie unverheiratete Frauen zwischen 18 und 26. Der Pflichtwehrdienst für Männer dauert 36, für Frauen 20 Monate. Männer bleiben bis zum Alter von 55 Jahren, unverheiratete Frauen bis zum Alter von 38 Jahren Reservisten. Sie können jährlich für circa 30 Tage einberufen werden.

Israels Soldatinnen werden im Frauencorps zusammengefasst. Bis vor kurzem waren sie nicht in kämpfenden Einheiten tätig, sondern nur in der Verwaltung, der Ausbildung, der Krankenpflege im Geheimdienst oder der Kommunikation. Immer mehr wird eine Gleichstellung zu den Aufgaben der Männern angestrebt.

Haganah

Möchte man die derzeitige Organisation der Zahal verstehen muss man die Organisation stärker beleuchten, die den Löwenanteil an der Gründung der jetzigen Israelischen Armee ausmacht: die Haganah.

Die Histadrut (Arbeitergewerkschaft der Juden vor der Staatsgründung) gründeten Haganah als erste militärische Organisation, die in jüngerer Zeit bei den Juden breite Unterstützung fand. Arabische Aufstände 1920 liessen die Juden denken, dass es nicht genügt sich auf die britischen Soldaten zu verlassen, möchte man in Frieden mit den Arabern leben. So kam es zur Gründung im Juni 1920 der - von äusseren Einflüssen unabhängigen - Verteidigungseinheit. Obwohl der Wille zwar gross war, bestand Haganah aus vielen kleineren Splittergruppen, die sich in jeder grösseren Stadt zusammengeschlossen hatten. Arabische Aufstände 1929 brachten eine Umordnung und ausggefeiltere Strukturierung der Verteidigungskräfte des noch nicht bestehenden Staates:

- In den jungen Siedlungsgebieten traten quasi alle Jungen und

Erwachsenen Männer der Verteidigungseinheit bei, genauso wie Tausende Stadtbewohner.

- Ein umfangreiches Trainingsprogramm wurde erstellt.

- Waffendepots wurden erstellt, in denen leichte Feuergewehre aus Europa gesammelt wurden.

Während der Jahre starker arabischer Unruhen beschäftigte sich Haganah neben Attacken gegen die ,,Ismaeliter" (ein hjebräisches Wort, welches nicht mehr unter Arabern und Moslems unterscheidet und insofern alle Gojims (Nichtjuden) aus arabischen Ländern in einen Topf wirft) bestanden die Operationen hauptsächlich aus der Unterstützung illegaler jüdischer Einwanderer und Anschläge gegen die Briten. Kein Wunder, dass Haganah verboten war. Bis September 1939 hatte die Haganah bereits folgende Bestandteile: ein Feldkorps, ein Signalskorps, einen Nachrichtendienst, Sanitäter, Waffenproduktion, Einrichtungen zur Beschaffung von Waffen und ein professionelles militärisches Journal. Auf stattliche 20.000 Polizisten konnte Haganah zählen.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kamen neue Aufgaben auf Haganah zu, und plötzlich arbeiteten Sie mit den Briten auf Territorien im Balkan, Ungarn und der Slowakei zusamme, hauptsächlich um europäischen Juden zur Flucht zu helfen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges dachten die Briten erst nicht an eine Änderung des Anti-Zionistischen Kurses, doch änderte sich dies aufgrund der Gründung der Spezialeinheit der Haganah, den Palmach, welche einen offenen, propagandistischen Kampf gegen die ,,Besatzer" antraten. Offiziel flossen diese Einheiten mit der Gründung Israels und Zahals am 26. Mai 1948 in die Israelische Armee ein.

Dieser Einblick in die Struktur Zahals zeigt an, wie stark die Armee von Kräften gelenkt wird, die sich an den Krisengebieten Israels befinden. Schliesslich blieben die Strukturen Haganahs mit denen der Palmach bestehen.

Zahal und der gesellschaftliche Stellenwert

Dank der mit Kriegen und Konflikten nur so übersäten Geschichte des noch recht jungen

Judenstaates wurde die Israelische Armee zum Symbol der Stärke und Selbstbehauptung im Krisengebiet Naher Osten. Ungewohnt bewusst ist den jugendlichen Israelis dass ihre Zeit bei Zahal ihre Kindheit beendet und sie zu Erwachsenen erzieht - kein Wunder, betrachtet man die lange Dienstzeit von drei Jahren bei den Männern. Auch schon in Deutschland mit einer Dienstzeit von inzwischen nur noch 10 Monaten ist oft eine grosse Veränderung der Persönlichkeiten der Rekruten festzustellen.

Ganz besonders die Einbeziehung beider Geschlechter lässt ein gesamtgesellschaftliches

Gruppengefühl fördert das Gruppengefühl der Israelischen Bevölkerung.

Noa Ben Artzi - Pelossof, die Enkeltochter des ehemaligen Staatspräsidenten Jitzhak Rabins der am 4. November 1995 durch eindurch einen jüdischen Fanatiker erschossen wurde, schreibt über Ihren Eintritt in die Armee:

,,Wer von uns zur Armee geht, weiss, dass von einem Tag zum anderen ein Krieg ausbrechen kann. Aber zum Militärdienst gehört mehr als die Verteidigung der Nation. Es ist die Armee, die uns aus unseren kleinen Welten herausreißt und der ganzen Vielschichtigkeit dieses Landes aussetzt, seinen europäischen nahöstlichen Zügen, seinen religiösen und weltlichen Komponenten, seinen verschiedenen wirtschaftlichen Schichten, seiner Geographie. Der Militärdienst ist ausserdem Vorbereitung auf unser Erwachsenleben, auf unsere Ausbildung, auf die Tätigkeiten, die wir später ausüben werden."

Geschichtlich geprägt wird der Wehrdienst mit Freude zur Verteidigung des bedrohten Heimatlandes begonnen. Eine weitere Zeugin für die pro-militärische Erziehung Israels ist die Verpflichtete Leat B., die im heute.online-Interview das Ergebnis dieser Innenpolitik auf den Punkt brachte:

,,Es war wunderbar: Man lernt einigesüber sich und andere Menschen. Ich bin mir sicher, dass die meisten jungen Frauen in Israel so denken wie ich - nämlich, dass es eine Ehre ist, in der Armee zu sein. Es ist wie in einer großen Familie, eine Art Schmelztiegel: Israels - sehr bunt gemischte - Jugend kommt zusammen".

Durch militärische Erfolge und Gebietserweiterungen wurde Zahal und insbesondere die IDF gesellschaftlich fast unantastbar. Im Namen der Sicherheit genoss die Armee fast grenzenloses Vertrauen. Zwar wurde auf politische Neutralität geachtet, doch kann die Armee ihren karrierefördernden Nebeneffekt nicht leugnen.

Der Fall Davidov

In einer Vielzahl von Systemen kann man an der Armee ordentlich profitieren - vorausgesetzt man akzeptiert und achtet sie. Selten kommt ein Fall von Ablehnung vor, doch selbst in einer stark nationalistisch geprägrten Gesellschaft wie der Israelischen gibt es solche Abweichler. Einer davon, dessen Fall die militärische Erziehung Israels gut veranschaulicht ist der des Kriegsdienstverweigerers Gid´on Yevgeny Davidov.

Der 1970 in Moskau geborene Immigrant ist mittlerweile israelischer Staatsbürger und Pazifist. Als Jude 1990 nach Israel gekommen lernte er dort den christlichen Glauben kennen und liess sich 1993 taufen. Er begründet sein Konvertieren folgendermassen: ,,Der Judaismus hat mir keine Antworten auf mir wichtige Fragen wie das Kommen des Messias gegeben. (...) Ich erfuhr das Christentum als eine Religion, die einen lehrt, wie man liebt und wie man sich menschlich verhlält.(...) Soldat und Christ zu sein, ist ein Widerspruch."

Doch seine Einberufung zum Militär kam kurz nach seiner Ankunft in Israel. Er wurde gemustert und vom Militärarzt zu ganzer körperlichen und psychischen Einsatzfähigkeit beschieden. Alleine durch die Musterung kann er Sozialversicherungsvorteile in Anspruch nehmen, die Arabern verwehrt sind, da sie gar nicht erst zum Wehrdienst zugelassen werden.. Durch seine positive Musterung war der Weg, den er erhofft hatte verbaut: die Untauglichkeit. Als Davidov sich weigerte den dreijährigen Militärdienst anzutreten wurde er verhaftet. Zeitgleich erwachte das öffentliche Interesse an diesem Fall.

Er kam vor das Militärgericht in Jaffa, welches ihn nach vierzigtägigem vom Militärdienst zwar freisprach, doch leider wurde aufgrund seiner Taufe der Fall Davidov nicht zum Präzedenzfall und weitere christliche Kriegsdienstverweigerer, die die Sache nicht so weit trieben, mussten gegen ihr Gewissen Kriegsdienst leisten.

Die Israelischen Gesetze lassen nur der Kriegsdienst mit der Waffe zu - ansonsten drohen lange Haftstrafen. Einen Kriegsdienst ohne Waffe - wie der Zivildienst in Deutschland genannt wird - gibt es nicht. Davidov bot sich für solch einen Dienst vergeblich an.

Der Schmelztiegel

Über die Abwehr hinaus gilt Zahal als Sammelbecken und Erziehungseinrichtung für (fast) alle in Israel lebenden Menschen. Unter der relativ langen Wehrzeit finden nicht nur Juden zueinander sondern auch Drusen (eine islam. Sekte, die hauptsächl. in Syrien beheimatet ist), Tscherkesen (ein ursprünglich aus dem Kaukasus stammendes Volk) und Christen. Um herauszufinden wie stark drei Jahre Wehrzeit (bei den Männern) zusammenschweisst, muss man kein Psychologe sein. Daher ist es interessant zu betrachten dass einzig und allein der Zugang zur Armee den arabischen Jugendlichen verwehrt ist. Dieses Nicht-integrieren hinterlässt nicht nur bei den betroffenen Arabern ein Gefühl des Ausgestossen-Sein, sondern auch die Israelische Gesellschaft verwehrt sich schon aus diesem Aspekt ihnen gegenüber. Der Hass der beiden Völker gegeneinander kann somit nie gelindert werden. Das während der Dienstzeit geförderte Kollektivbewusstsein wurde zu einem ,,bevorzugtem gesellschaftlichen Verhaltensgut" Rabins Enkeltochter drückt dies vorsichtig so aus:

,,Die in Israel lebenden Araber allerdings sind ausgenommen(Anm.: vom Wehrdienst), weil sie Verwandte haben könnten, die in Jordanien, im Libanon oder in Syrien leben, wo oft Konflikte ausbrechen. Ihr Bereitschaft, im Kampf auf ihre Brüder, Cousins oder Freunde zu schießen, möchte man hier nicht auf die Probe stellen."

Weshalb Arabern keine Aufgabe innerhalb der Landesgrenzen zugeteilt wird, möchte sie uns - aus was für Gründen auch immer - nicht verraten. Klar ist, dass dadurch der Integrationsprozess einen deutlichen Schritt nach vorn machen würde.

Nahal - Die Kibbuzbewegung mit strategischem Einfluss

Betrachtet man die Kibbuzim aus strategischer Sicht, so rutscht der sozialistische Aspekt in den Hintergrund. Auffallend oft liegen die Gemeinschaftssiedlungen in politischen Konfliktsituationen. Des öfteren ist es vorgekommen, dass vom Israelischen Staat brach liegendes Land konfisziert und den Kibbuzim als Ackerland zur Bestellung freigegeben wurde. Der Palästinenser Mahmoud Darwisch schrieb dazu:

,,Mein Onkel setzte Herzls Prophezeiung in die Tat um, indem er als Lohnempfänger für die neuen Herren in der Siedlung arbeitete, die auf seinem und seines Vaters Boden entstanden war. Er arbeitete auf dem Bau, in der Landwirtschaft und verrichtete andere schmutzige Arbeiten, an die ,,die Israelis" nicht ,,gewöhnt" waren.

Während die Israelis sich in ihrem zugeteilten Land mehr und mehr festigten, kämpfen die Palästinenser um überhaupt noch wahrgenommen zu werden.

Nahal ist die militärische Bewegung innerhalb der Kibbuzim, die die als sozialistischen Agrar- oder Industriedörfer gegründeten Freiwilligensiedlungen zu Wehrdörfern umfunktionieren. Aus dem Hebräischen übersetzt bedeutet Nahal ,,Kämpfende Pionierjugend". Ihre Angehörigen erfahren neben der selbstverständlichen landwirtschaftlichen Ausbildung eine intensive militärische dazu. Durch ihr ständiges Aufhalten im Krisengebiet gehören diese Wehrsoldaten zur ,,Elite der Armee". Sie lassen an die Gründerzeiten erinnern, in denen das Feld mit Spaten und Gewehr bestellt wurde.

Gadna - das frühe Annähern ans Heer

Gadna ist die hebräische Abkürzung für Jugendbataillon. Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren treten der Gadna bei und erfahren dort eine vormilitärische und technische Ausbildung und bereiten sich somit auf den prägendsten Einschnitt israelischer jugendlicher Entwicklung vor. Das Ausbildungsprogramm unterliegt dem Erziehungs- sowie dem Verteidigungsministerium. Gerade in diesem Alter sind Jugendliche sehr aufschlussreich und lernbereit. Ein frühes Anfreunden mit der Wehrzeit, um die ohnehin kaum ein israelischer Jude herumkommt zählt als zukunftsorientiertes Handeln und ist in Israels Gesellschaft hoch angesehen.

Zusammenfassung

Wie in keinem anderen westlichen Land ist das System der Meinungsbildung durch die

Armee so stark ausgeprägt wie in Israel. Die Insellage des Judenstaates mag dabei genauso wie die geschichtliche Bewaffnung durch die Russen und die USA ein Faktor sein. Manche Kritiker wagen sogar zu behaupten, dass es Israel als Stabilisator im Nahen Osten eine unverzichtbare Rolle spielt. Ohne Israel soll es die angrenzenden Länder nicht in Ihrem jetzigen Standard geben.

Doch schauen wir auf die Titel der Tageszeitungen der letzten Jahre, so sind sie nur allzuoft mit Titeln wie ,,Grösster Israelischer Angriff seit Beginn der Intifada" geschmückt.

Würde sich Israels Wehrerziehungssystem, welches die Israelische Gesellschaft grundlegend prägt, den Arabern öffnen und anstatt Angst Solidarität propagieren wäre dies ein erster Schritt in die richtige Richtung...

Quellenverzeichnis

Amnon Neustadt: Israel und die Normalität des Friedens. Ein schwieriger anpassungsprozess. in: Europa-archiv. Folge 15/1994

Artzi- Peossof, Noa Ben: ,,Trauer und Hoffnung" - Die Enkelin Jitzhak Rabins über ihr Leben und ihre Generation. Hamburg, 1997

Heenen - Wolff, Susann, ,,Erez Palästina" - Juden und Palästinenser im Konflikt um ein Land. Frankfurt 1990

Metzler Rösch, Wiltrud, Ohne Wasser, Ohne Land, Ohne Recht. An der Seite der

Palästinenser: Die israelische Rechtsanwältin Lynda Brayer. Ostfildern 1997

Vortrag und Gespräch mit Frau Prof. Zohar Shavit, Universität Tel Aviv; am 18.10.2001 / Jena. Thema: Israel als Multikulturelle Gesellschaft

www.israel.de (Botschaft Israels in Berlin)

www.jajz-ed.org.il/german/index.html (Ministerium für Erziehung, Kultur und Sport / Israel) www.radio-islam.de

www.erdkunde-online.de www.heute-online.de www.haganah.com

www.us-israel.org/jsource/copyright.html

www.biu.ac.il/ICJ/Competition/chapter6/610.htm

Excerpt out of 7 pages

Details

Title
Wehrerziehung in Israel
Author
Year
2001
Pages
7
Catalog Number
V105836
ISBN (eBook)
9783640041176
File size
353 KB
Language
German
Keywords
Wehrerziehung, Israel
Quote paper
Simon Woyte (Author), 2001, Wehrerziehung in Israel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105836

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