Hexen
Was sind Hexen?
- Wesen, welche mit dem Teufel Unzucht trieben
- Merkmale: abweichende Augenfarben( z.B. hellblaue Augen bei dunkelhäutigen Menschen), rote Haare, Sommersprossen, Leberflecken, Warzen, Muttermale und ähnliches.
- Begriff→ altgermanischen
- ältesten Belege sind in althochdeutschen Glossen aus 9. /10. Jahrhundert zu finden
→ sprechen von hagazussa (heidnischer Glaube: weiblicher Dämon / ein Zaungeist)
- oder: hag = Rodung, Feld und Flur; zussa = die Schädigende
-Hexe ist also ,,die den Hag Schädigende"
- ähnliche Vorstellung: nordischen tunridha (der Zaunreiterin) → dahinter steckt der Glaube, Hexe könne durch Lüfte reiten
- Bibel: bacularia (Besenreiterin), lamia (Nachtungeheuer), venefica (Giftmischerin) → „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen"(2.Mose22, 17)
- aus hagazussa, hagatisse oder hazessa wurde im 15. Jahrhundert schließlich Hexe
- zunächst in der deutschen Schweiz verwendet und bezeichnete später im gesamten deutschen Sprachgebiet all die Frauen, die mit ihren Zauberkräften anderen Schaden zufügten
Was sind Ketzer?
- (griechisch: katharos - rein)
- ketzerisch = Gruppierungen, die sich entweder deutlich von der Kirche absonderten oder von den kirchlichen Autoritäten nicht akzeptiert wurden
- Glaubenseinstellungen = Drang nach Perfektionismus / Idealismus / Liebe zur Armut
- stellten vorherrschende religiöse und gesellschaftliche Vorstellungen in Frage
- die daraus entstandenen Reformforderungen waren tiefgreifender und richteten sich gegen sämtliche kirchliche und stattliche Autoritäten
- erste Ketzerbewegungen gab es bereits zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert
- Blütezeit war im Hochmittelalter (14. - 15. Jahrhundert)
- die meisten ketzerischen Gruppierungen (vor allem Katharer, Waldenser etc.) wurden verfolgt
→ daraus entstandene Bettlerorden (Franziskaner, Dominikaner) fanden kirchliche Anerkennung
Inquisition
- (lat. Inquisitio: gezielte, gerichtliche Untersuchung)
- war Kirchenbehörde, die in den Jahren 1231/32 von Papst Gregor IX. gegründet wurde
- Aufgabe bestand darin, Ketzer zu verfolgen, vor Gericht zu stellen und zu verurteilen
- anfangs war die Strafe für Ketzerei die Exkommunikation
- seitdem das Christentum zur Staatsreligion gemacht worden war, wurden Ketzer auch als Staatsfeinde angesehen
→Inquisition wurde seit dem Mittelalter mit staatlicher Hilfe betrieben
Wie konnte der Hexenwahnüberhaupt entstehen?
- Menschen hatten damals nicht Wissen um Naturereignisse zu erklären z.B. Unwetter, Dürreperioden, Heuschreckenplagen, Seuchen (Pest), Krankheiten, Alpträume usw.
- fanden Lösung indem sie dies dunklen Mächten zuschrieben (Göttern, Teufeln, Dämonen, Feen, Elfen)
- fühlten sich denen ausgeliefert, da von deren Wohlwollen oder Zorn Glück oder Unglück der Menschen abhing
- Zauber wurde als Mittel angesehen mit den dunklen Mächten in Verbindung zu treten
- nur Auserwählte waren in der Lage Zauber zu betreiben
- diesen wurde mit Respekt und ehrfürchtiger Scheu begegnet
- galten nicht von vornherein als böse, im Gegenteil, wo menschliche Kräfte versagten suchte man sich bei Zauberern Rat
- im Dienste der Obrigkeit lebten sie oft an Höfen als ,,Magier" und ,,Schwarzkünstler"
Die Anfänge des Hexenwahns
Wo und Wann fanden die ersten Prozesse statt?
- Christianisierung
- christliche Kirche benötigten Feindbilder um heidnischen Glauben erfolgreich bekämpfen zu können
- erklärten heidnische Götter zu Dämonen und verboten Umgang mit denen
- trotzdem hielten viele Menschen am heidnischen Brauchtum fest
- erste Prozesse vereinzelt schon um 1000 statt →damals noch gegen den Willen der Kirche
- Kirche stand dem skeptisch gegenüber, sah aber noch keinen Anlass zur planmäßigen Verfolgung
- erste kirchlich genehmigten Hinrichtungen fanden in Frankreich statt
- Hinrichtungen fanden vor allem in katholischen und protestantischen Gebieten statt.
-ungefähr die Hälfte aller weltweit fand im deutschsprachigem Raum statt
- 12./13. Jh. entstanden im christlichen Abendland kirchenkritische Glaubensgemeinschaften, darunter Katharer (→ Ketzer) und Waldenser
- Zahl der Anhänger wuchs ständig
- vor allem in Südfrankreich und Norditalien→ wurden zu mächtiger Reformbewegung
- Kirche musste hilflos mit ansehen, wie sich immer mehr Menschen von ihr abwandten
- startete Versuch, mit Predigtfeldzug verlorene Ansehen wieder herzustellen→ scheiterte
- Papst ordnete Kreuzzug gegen Katharer an, Vernichtungskrieg im Süden Frankreichs 1209-1229
- Kirche wollte wissen, wie es möglich war, dass sie so in Bedrängnis geraten war
- fanden Antwort: nicht Kirche war Schuld, sondern Teufel, der mit Hilfe von Zauberern, Magiern und Wahrsagern seine ketzerischen Lehren ausgebreitet hat
Die Inquisition
- um Macht zu behalten, musste Kirche dagegen vorgehen
- nach gewaltsamer Unterdrückung der Katharer 1231/32 gründete Papst Gregor IX. zentrale Kirchenbehörde zur Verteidigung des Glaubens
- Papst erließ Richtlinien von unmenschlicher Grausamkeit
- von Papst eingesetzten Glaubensrichter hatten von da an die Aufgabe mit aller größter Härte mögliche Ketzer zu verfolgen
- 1552 ergänzte Papst Innozenz IV. Verfahrensregeln durch Erlaubnis, Folter zu gebrauchen
- schlimme Folgen → unter Folter gaben immer mehr Menschen zu mit Teufeln und Dämonen in Kontakt zu sein
- verschmolzen in Augen der Inquisitoren Ketzerei und Zauberei immer mehr zu untrennbaren Ganzen
- Inquisitoren wurden durch Scholastiker unterstützt
- Scholastiker: christliche Gottesgelehrte des Mittelalters, die im 13./14. Jh. Versuch unternahmen, christliche Weltanschauung wissenschaftlich zu ordnen
- Lehren vielen bei Inquisitoren auf fruchtbaren Boden
- Zauberei = Verrat am christlichen Glauben
- Zauberer müssen als Ketzer bestraft werden
- selbst harmlose Zauberhandlungen sind Dämonenpakte
- Aberglaube im Volk (Existenz und das Handeln der Hexen) ist wahr
- fanden in Schriften der Scholastiker immer mehr Anklagen, die ihre Opfer unter der Folter zugeben mussten
- Wahn griff mit Hilfe der Kirche immer mehr um sich
Beginn der planm äß igen Verfolgung der Zauberei
- begann in 1. Hälfte des 14. Jh.
- vor allem Südfrankreich, Norditalien, südwestliche Schweiz
- Anstoß Papst Johannes (1316-34)
- ließ noch vor Amtsantritt Bischof seiner Heimatstadt Cahors verbrennen, weil er sich von ihm verhext glaubte
- 1320 ließ er in Bistümern Toulouse und Carcassonne alle Zauberer „aus dem Hause Gottes austreiben“
- 1326 dehnte er diesen Befehl auf gesamte Herrschaftsgebiet der römischkatholischen Kirche aus
- Nachfolger unterstützten Erlass zur planmäßigen Verfolgung
- Akten der Inquisition häuften sich Geständnisse, welche unter Folter herausgepresst wurden
- Aussagen bestärkten Ankläger in ihrem Wahn
- in ihren abergläubischen Köpfen formulierte sich das Bild einer dämonischen Welt, in der Frauen Männer und Kinder vom Teufel und seinen Helfern zu Ausschweifungen und Verbrechen angestiftet wurden
- Fanatiker beunruhigte am meisten, das Hexen und Hexenmeister ihre Schandtaten nicht alleine begingen, sondern sich zu Hexensekten vereinigten
- gottlosen Ziele und heimtückischen Methoden der Hexensekte enthüllten Inquisitoren in Reihe sogenannter Hexentraktate (z.B. Formicarius, 1437, Dominikaner-Abt Johannes Nider, darin konkrete Anschuldigungen gegen Hexensekte)
- noch im Erscheinungsjahr rief Papst dazu auf, die nunmehr entartete Hexensekte unnachsichtig aufzuspüren und zu vernichten
- in 2. Hälfte des 15. Jh. kam Hexenwahn auch nach Dtl.
- Vorreiter war der fanatische Dominikanermönch Henricus Institoris (Heinrich Kramer/Kaufmann) und Jacob Sprenger
- stießen in Dtl. auf Widerstand → Institoris wendete sich an Papst
- dieser erließ 1484 „Hexenbulle“ , übernahm darin kritiklos was ihm Institoris versichert hatte ( Hexensekte auch in Dtl., Gefahr für Kirche), forderte die Vernichtung der Hexen
- Erfindung des Buchdrucks → weite Verbreitung und Beachtung
- 1487 veröffentlichten sie „Hexenhammer", Hexentraktat, dem sie Hexenbulle beifügten
- in folgenden 200 Jahren galt Hexenhammer als „Bibel des Hexenwahns"
- enthält genaue Anweisung über Führung eines Hexenprozesses (grausam) · beschreibt das Treiben der Hexen
- ist bereits von dem für HW typischen Frauenhass gekennzeichnet („unvollkommene Tiere")
- mit Hexenhammer brechen Dämme der Vernunft endgültig
Geographische Entwicklung und Intensität des Hexenwahns
- in Südfrankreich und Norditalien entstanden
- im Laufe des 15. Jh. auf Norden Frankreichs und auf Schweiz (blieben Kerngebiete der europäischen Hexenjagd)
- Ende 15. Jh. durch „Hexenhammer" und „Hexenbulle" nach Norden
- Hexenjäger stießen in Deutschland vorerst auf erheblichen Widerstand
- ab 16. Jh. griff Wahn auch auf Dtl. über (wurde Kernland)
- zuerst Süden und Westen dann Ostdeutschland und Polen
- Verfolgung (wenn auch in geringen Maßen in skandinavischen Ländern und im östlichen und südlichen Zentraleuropa ( Gebiet des heutigen Tschechei, Slowakei, Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien)
- vom Gebiet der heutigen Niederlande, Belgiens und Luxemburgs sprang Funke auf Britische Inseln (England allerdings Verbot der Folter => keine dauerhaften Erfolge der Hexenjäger => blieb bei kurzen Ausbrüchen am Anfang des 17. Jh.)
- Hexenwahn in Mitte Europa festgesetzt und von dort ausgebreitet
- unterdessen in Spanien, Italien ging Verfolgung zurück => Inquisition dort andere Schwerpunkte: Verfolgung von Juden, Moslems und Protestanten
- Zentren in Deutschland: Trier, Fulda, Mainz, Bamberg (600 Opfer), Würzburg (900 Opfer), Köln (1000 Opfer)
Das Ende des Hexenwahns
- in den o.g. dt. Städten fand im 17 Jh. regelrechtes Vernichtungsprogramm statt, die Hexensekte sollte vernichtet werden
- Hilferufe der Bevölkerung kamen vor Papst und Kaiser
- Kaiser Ferdinand II schrieb erst mahnende dann drohende Briefe an Verantwortliche
- Papst Urban VIII schickte 2 Kardinäle nach Köln um Wahnsinn ein Ende zu bereiten
- Morden ging weiter, dauerte noch viele Jahre bis Bischöfe zur Besinnung kamen
- als zu Beginn des 17. JH Wahn seinem Höhepunkt zustrebte, erschienen im dt. Sprachraum Schriften, die sich gegen die Hexenverfolgung richteten
- deren Verfasser waren vor allem katholische und protestantische Geistliche
- konnten zwar keine sichtbare Wende herbeiführen, trugen aber dazu bei, dass das Fundament des Hexenwahns zu bröckeln begann
- in Jahrzehnten nach Dreißigjährigem Krieg (1618-1648) zeichnete sich Wandel im Lebensgefühl und im Denken der herrschenden Schicht ab
→ Aufklärung: Mensch als Vernunftwesen, kehrte sich vom Althergebrachten ab
- Menschen mussten erkennen, dass aufkommende Wissenschaften für so manche „göttliche Weisheit" logische Erklärungen lieferten
- Landherr der Grafschaft Vaduz (heutiges Fürstentum Lichtenstein) ließ 1648-1651 und 1677- 80 2 große Hexenjagden veranstalten (300 Hexen verbrannt)
- Kaiser schritt ein, verhaftete ihn, und sperrte ihn lebenslang ein
- Christian Thomasius (1655-1728, dt. Rechtsgelehrte u. Philosoph) war entschiedener Gegner der Hexenverfolgung
- seine Argumente erregten weit über dt. Grenzen hinaus Aufsehen
- genoss hohes Ansehen, Wirkung seiner Angriffe waren enorm
- 1704 wiederholte er seine Forderungen in Buchform „Kurtze Lehr-Sätze von dem Laster der Zauberey"
- 1705 forderte er Abschaffung der Folter
- 1706 schränkte Friedrich I. Hexenprozesse merklich ein
- Nachfolger „Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. erließ Edikt in dem er befahl, das alle Urteile in Hexenprozessen ihm zur Bestätigung vorgelegt werden müssen
→ Folge: Scheiterhaufen in Preußen erloschen
→1720-1785: Aufklärung = Ende des Hexenwahns→
- 1736 als erster Staat Hexengesetze offiziell verboten
- 1740 Verbot der Folter
- 1740 Österreich Verbot von Urteilen gegen Hexen
- Bayern, Schweiz, Würzburg noch vereinzelte Hexenprozesse
- 1782 letzte Hexe Anna Göldi in schweizer Hauptstadt Glarus verbrannt ( zu Lebzeiten Goethes, Schillers, Mozarts, Haydns und Beethovens)
Was wurde den Hexen nachgesagt?
- Diener/innen des Teufels
- man glaubte, dass, wenn man unzufrieden war, der Teufel kommt und verspricht was man will → als Gegenleistung muss dafür Gott verleugnen
- man besiegelte „Teufelspakt" mit Geschlechtsakt, anschließend kratzte Teufel der Hexe Teufelsmal in Haut (Stelle unempfindlich)
- als Gegenleistung bekam Hexe bestimmte Fähigkeiten:
- Krankheiten verursachen (→ Hexenschuss)
- Männer impotent, Frauen unfruchtbar machen
- Unwetter heraufbeschwören
- Missernten, Unfruchtbarkeit bei Tieren verursachen
- können mit Hilfe von Hexensalbe fliegen
- Geister beschwören, Tote wieder aufleben lassen
- können Gestalt von Tieren annehmen (Werwolf)
- Hexen verbunden durch Hexensekte
- trifft sich zu Hexensabbat: beten Teufel an → Vorbereitung neuer Schandtaten
Die Hexenprozesse
Wer waren die Opfer?
- vor allem Frauen
- oft ältere, zurückgezogene und teilweise auch behinderte Frauen die der Gemeinde zur Last fielen und deshalb von ihr als Hexe aus dem Weg geschafft wurden
- teilweise auch Kinder, später auch Männer
- in Neuengland: Fall, bei dem zwei Hunde als Hexen verurteilt wurden → beweist eigentlich wie unsinnig dieser Hexenwahn war
- anfangs wurden nur Leute aus dem unteren Stand, später aber auch aus dem höheren Stand + Adel
Die amtlichen Anweisungen
- in den amtlichen Anweisungen standen Handlungen, die als Aberglaube, Zauberei oder Hexerei anzusehen waren und sofort zu melden waren
- führte zur vorurteilstaften Verleumdungen, wie z.B. in einer bayrischen Anweisungen Maximilian I. :→ setzte auch gängige Bräuche der Volksmedizin, z.B. baden am Weihnachtsabend gegen Fieber und Zahnschmerzen, auf den Index und verbot es damit
- wer bei solchen Bräuen erwischt wurde, galt als Hexe und wurde als solche verurteilt
- auch ein Strafmaß wurde in den Anweisungen festgelegt:
→ wer den Teufel direkt anruft und anbetet, wird lebendig verbrannt
→ wer den Teufel indirekt anruft, wird vor der Verbrennung enthauptet
→ wer mit dem Teufel einen Pakt hat, landet auf dem Scheiterhaufen und das Vermögen wird eingezogen
→ bei Schadenszauber wird die Verurteilte vor dem Verbrennen mit glühenden Zangen gezwickt
- man war verpflichtet, jeden Verdacht auf Hexerei zu melden
- dadurch vermehrten sich die Verurteilungen fast um das Doppelte, auch höhergestellte Personen wurden hingerichtet, da man schon beim geringsten Verdacht angeklagt wurde
- Vorschriften Maximilians mussten jeweils zu Weihnachten und Pfingsten in der Kanzel verlesen werden
→ dadurch wurde die Hysterie immer mehr angestachelt, was dazu führte, das sich die Richter weigerten, mit den Angeklagten überhaupt zu sprechen oder für die Dauer der Untersuchungen und Folter im selben Haus zu wohnen, aus Angst selbst als verhext zu gelten
Ablauf eines Hexenprozesses
- Prozess in 5 Abschnitte eingeteilt:
1. Einleitung durch religiöse Zeremonie
2. Ausfragen der Angeklagten (wann, wo, wer beteiligt...)
3. Schreckeinjagung mit Worten
4. Hexenprobe
5. Vollstreckung des Urteils
Wann galt man als Hexe?
- oft wurde Anklage aus Neid, Hass, Willkür oder wegen Umweltkatastrophen erhoben
- folgende Merkmale und Verhaltensweisen wurden zu den Indizien gezählt:
- mangelnder sowie häufiger Kirchenbesuch
- zu sicheres Auftreten
- Aufenthalt auf einem Felde vor einem Unwetter
- Kräutersuche
- Verwandtschaft oder Freundschaft mit einer bereits verurteilten Hexe
- Heimatlosigkeit
- Schlechter Ruf (wenn Kinder oft krank sind, wenn man Stimmungsschwankungen hat)
- ,,Hexenhaftes" Aussehen
- Hohes Alter
- Hexenmale: Unempfindliche Körperstelle (stigma diabolicum) als Zeichen der Teufelsverbundenheit
- Tränenlosigkeit
- Geringes Körpergewicht → Hexenprobe
Wegen was wurde man verurteilt?
1. Leugnung Gottes
2. Gott zu fluchen
3. Dem Teufel zu huldigen und ihm, Opfer darzubringen
4. Dem Teufel Kinder zu weihen
5. Ermordung ungetaufter Kinder
6. Verpfändung von Kindern an den Satan
7. Menschen dem satanischen Kult zuzuführen
8. Im Namen des Teufels Eide zu schwören
9. Inzest
10. Ermordung von Kindern zur Herstellung von Hexenbrühe
11. Tote ausgraben, Menschenfleisch zu essen und Blut trinken
12. Mit Hilfe von Giften und Zaubersprüchen zu töten
13. Vieh umzubringen
14. Hungersnöte zu verursachen und Felder unfruchtbar machen
15. Sexuellen Verkehr mit dem Teufel zu haben
Die Hexenpobe
- auch Gottesurteil
- wurde durch Constitutio Criminalis Carolina anerkannt (1.dt.allg. Strafgesetzbuch→ wurde 1532 am Regensburger Reichstag verabschiedet)
- es gab mehrere Proben, die gegen die Hexen angewandt wurden
- z.B. Eisen-, Feuer-, Nadel-, Tränen-, Wasser- und Wiegenprobe
→ bei Feuerprobe mussten Angeklagten glühende Eisenstücke über bestimmte Entfernung tragen oder barfuss über einen glühenden Pflugscharen mit gebundenen Augen gehen
- einige Tage später begutachteten Inquistoren Hände und Füße
- falls noch Verletzungen an Händen und Füßen vorhanden waren, wurden sie für unschuldig erklärt (unverletzt = schuldig)
→ bei Nadelprobe wurde auf einer Hautstelle, die von der übrigen Haut abhob, gestochen und wenn kein Blut floss, war Angeklagte schuldig
- Menschen haben von Natur solche Stellen ( fast keine Chance Nadelprobe zu bestehen)
→ bei Tränenprobe mussten Angeklagten auf Kommando weinen, da man glaubte, dass Teufel Hexen Unfähigkeit zu weinen gegeben hat → bei Wiegenprobe wurde Gewicht einer Frau geschätzt + gewogen
- war Ergebnis (um fünf Kilo) leichter als das geschätzte, war sie schuldig (weil man glaubte, dass Frauen leichter sein müssen um Fähigkeit des Fliegens nicht zu verlieren)
→ wenn sie nicht leichter war, konnte sie trotzdem schuldig sein, da man vermutete, dass sie die Waage zuvor verhext hat
- dies führte zu der Vorstellung, dass Hexen nicht untergehen können → Wasserprobe wurde nur für Angeklagte unterer Klassen angewendet
- bei diesem Vorgang wurden Hexen die Daumen mit den Zehen zusammengefesselt und in Fluss oder Teich hinabgelassen (manchmal an Baumstamm gebunden)
- Schwimmen war das Zeichen für die Schuld
- wenn sie untergingen, waren sie unschuldig (aber die meisten sind dabei ertrunken)
→ Kesselfang: man musste in einem siedendem Wasserkessel einen Eisenring finden: ohne sich dabei zu verletzen
→ diese Proben konnten bis zu 3x wiederholt werden
Das Urteil → Die Folter
- Folter begann schon im Gefängnis, wo der Gefangene in den Stock gelegt wurde→da er eingeklemmt war, konnte er sich nicht rühren und war Ratten + Ungeziefer wehrlos ausgesetzt.
- bei Folter wurden Daumenschrauben angelegt, Körperteile verbrannt, Fußsohlen versengt, Glieder ausgerenkt, Unmengen von Wasser mittels eines Trichters eingeflößt und salzige Speisen ohne Wasser verabreicht
- auch durch Schlaflosigkeit wurde das gewünschte Ziel erreicht
- ein schreckliches Instrument war die Wippe, bei der man an einem Seil, das an den Händen und Füßen festgemacht war, auf- und niedergezogen wurde → meistens wurde Eigengewicht durch angehängte Felsbrocken vergrößert
- die spanischen Stiefel waren ebenfalls sehr qualvoll, da diese die Beine zerquetschten
- Schlagen mit Ruten und gleichzeitige Streckung des Körpers
- Hochziehen an den auf dem Rücken zusammengebundenen Armen, wobei Gewichte an den Füßen die Qualen verstärkten
→ BILDER
- bei der harten Folterung wurde der Bock verwendet
- bei diesem handelt es sich um einen zu einer spitzen Schneide zulaufenden Holzbock, auf den man rittlings gesetzt wurde→ durch Eigengewicht schnitt sich die Schneide nun in die entblößten Körperteile
- wenn man bei der Folter ohnmächtig wurde oder starb, sagte man stets, dass ihr der Teufel geholfen habe, so die Schmerzen zu ertragen
- Opfer wurden solange gefoltert, bis sie gestanden und Komplizen nannten
- nur schwangere Frauen wurden nicht gefoltert und hingerichtet
- bei Müttern wurden die Kinder gefoltert, um sie zu Aussage gegen ihre Mütter zu bekommen
- solche Aussagen wurden vom Gericht als Geständnis anerkannt
- wer einmal gestanden hatte, hatte keine Chance sein Geständnis nach Folter zu widerrufen
- wer es versuchte, wurde erneut gefoltert
- in den Gerichtsprotokollen betonte man, dass Geständnisse völlig freiwillig, ohne Folter und außerhalb der Folterkammer abgelegt wurden
→ hieß dann aber nur, das Opfer nach der Folter in einen anderen Raum geführt wurden, in dem dann Geständnis aufgenommen wurde
- letzte Station war Tod durch Verbrennen (öffentlich = Warnung)
- meistens wurde Opfern eine letzte Gnade gewährt: sie wurden vor der Verbrennung enthauptet oder erdrosselt
- das alles bis zu 4x wiederholt
→ Folter hatte so ihren ursprünglichen Charakter (als Mittel der Reinigung) vollkommen verloren
Quellen:
- Encarta Enzyklopädie 1998; 1999; 2001
- ,,Hexen"; Barbara Berewinkel
- Lexikon Harenberg
- Jugendlexikon
- „Hexen", Was ist Was, Tessloff
- „Hexentrunk“; Hauser, A.H.
- Institoris, Heinrich; und Sprenger, Jacob (1997): Der Hexenhammer. Malleus Maleficarum. Übersetzt von Schmidt. 13.Auflage. München: dtv- Deutscher Taschenbuch Verlag
Häufig gestellte Fragen
Was sind Hexen laut dem Text?
Hexen werden als Wesen beschrieben, die mit dem Teufel Unzucht treiben. Sie werden durch bestimmte Merkmale wie abweichende Augenfarben, rote Haare, Sommersprossen, Leberflecken, Warzen oder Muttermale identifiziert. Der Begriff stammt aus dem Altgermanischen und wird mit "hagazussa" (weiblicher Dämon oder Zaungeist) in Verbindung gebracht, was so viel bedeutet wie "die den Hag Schädigende".
Was sind Ketzer laut dem Text?
Ketzer sind Gruppierungen, die sich entweder deutlich von der Kirche absondern oder von den kirchlichen Autoritäten nicht akzeptiert werden. Ihre Glaubenseinstellungen zeichnen sich oft durch einen Drang nach Perfektionismus, Idealismus oder Liebe zur Armut aus. Sie stellen vorherrschende religiöse und gesellschaftliche Vorstellungen in Frage und fordern tiefgreifende Reformen gegenüber kirchlichen und staatlichen Autoritäten.
Was ist die Inquisition und welche Rolle spielte sie bei der Hexenverfolgung?
Die Inquisition war eine Kirchenbehörde, die im 13. Jahrhundert gegründet wurde, um Ketzer zu verfolgen, vor Gericht zu stellen und zu verurteilen. Sie spielte eine zentrale Rolle bei der Hexenverfolgung, indem sie Richtlinien von unmenschlicher Grausamkeit erließ und Folter einsetzte, um Geständnisse zu erzwingen. Die Inquisition verschmolz in ihren Augen Ketzerei und Zauberei zu einem untrennbaren Ganzen.
Wie konnte der Hexenwahn überhaupt entstehen?
Der Hexenwahn entstand aus der Unfähigkeit der Menschen, Naturereignisse wie Unwetter, Dürreperioden, Seuchen und Krankheiten zu erklären. Sie schrieben diese Ereignisse dunklen Mächten zu und sahen Zauber als Mittel, mit diesen Mächten in Verbindung zu treten. Im Laufe der Zeit wurden Zauberer und Hexen zunehmend als Bedrohung wahrgenommen, insbesondere durch die Christianisierung und die Suche nach Feindbildern.
Wo und wann fanden die ersten Hexenprozesse statt?
Die ersten Prozesse fanden vereinzelt um das Jahr 1000 statt, jedoch noch gegen den Willen der Kirche. Die ersten kirchlich genehmigten Hinrichtungen fanden in Frankreich statt. Die Hinrichtungen fanden vor allem in katholischen und protestantischen Gebieten statt, wobei ungefähr die Hälfte aller weltweit im deutschsprachigen Raum stattfand. Die Verfolgung begann im 14. Jahrhundert in Südfrankreich, Norditalien und der südwestlichen Schweiz und breitete sich später nach Deutschland aus.
Welche Rolle spielten "Hexenhammer" und "Hexenbulle" bei der Ausbreitung des Hexenwahns?
Der "Hexenhammer" (Malleus Maleficarum) und die "Hexenbulle" waren zentrale Schriften, die zur Ausbreitung des Hexenwahns beitrugen. Die "Hexenbulle" von Papst Innozenz VIII. erkannte die Existenz einer Hexensekte an und forderte deren Vernichtung. Der "Hexenhammer" diente als Handbuch für Hexenprozesse, enthielt grausame Anweisungen und war von Frauenhass geprägt. Er galt als "Bibel des Hexenwahns" und brach endgültig die Dämme der Vernunft.
Wie kam es zum Ende des Hexenwahns?
Das Ende des Hexenwahns zeichnete sich im 17. und 18. Jahrhundert durch Schriften gegen die Hexenverfolgung, den Wandel im Lebensgefühl und im Denken der herrschenden Schicht (Aufklärung), und die Erkenntnis, dass die aufkommenden Wissenschaften logische Erklärungen für viele vermeintlich "göttliche Weisheiten" lieferten, ab. Auch der Eingriff von Kaisern und Päpsten, sowie das Verbot der Folter trugen zum Ende der Hexenprozesse bei.
Was wurde den Hexen nachgesagt?
Hexen wurden als Diener/innen des Teufels dargestellt, die einen Pakt mit ihm geschlossen haben und im Gegenzug für bestimmte Fähigkeiten Gott verleugnen. Ihnen wurden schädliche Fähigkeiten zugeschrieben, wie das Verursachen von Krankheiten, Impotenz, Unfruchtbarkeit, Unwettern und Missernten. Sie sollen mit Hilfe von Hexensalbe fliegen, Geister beschwören, Tote wieder aufleben lassen und die Gestalt von Tieren annehmen können. Außerdem wurden sie mit Hexensekten in Verbindung gebracht, die sich zu Hexensabbaten trafen, um den Teufel anzubeten und neue Schandtaten vorzubereiten.
Wer waren die Opfer der Hexenprozesse?
Die Opfer der Hexenprozesse waren vor allem Frauen, oft ältere, zurückgezogene und teilweise auch behinderte Frauen, die der Gemeinde zur Last fielen. Später wurden auch Kinder und Männer angeklagt. Anklagen basierten oft auf Neid, Hass, Willkür oder Umweltkatastrophen. Auch der soziale Stand spielte eine Rolle, wobei anfangs vor allem Leute aus dem unteren Stand betroffen waren, später aber auch aus dem höheren Stand und Adel.
Wie lief ein Hexenprozess ab?
Ein Hexenprozess war in fünf Abschnitte unterteilt: Einleitung durch eine religiöse Zeremonie, Ausfragen der Angeklagten, Schreckeinjagung mit Worten, Hexenprobe und Vollstreckung des Urteils. Die Angeklagten wurden oft auf Basis von Indizien wie mangelndem Kirchenbesuch, sicherem Auftreten, Kräutersuche, Verwandtschaft mit einer bereits verurteilten Hexe, Heimatlosigkeit, schlechtem Ruf, "hexenhaftem" Aussehen, hohem Alter oder Hexenmalen verurteilt.
Welche Hexenproben wurden angewandt?
Es gab verschiedene Hexenproben, darunter die Eisen-, Feuer-, Nadel-, Tränen-, Wasser- und Wiegenprobe. Bei der Wasserprobe wurden die Angeklagten gefesselt ins Wasser geworfen. Schwammen sie oben, galten sie als schuldig. Bei der Nadelprobe wurde in eine Hautstelle gestochen. Floss kein Blut, galt die Person als schuldig. Die Ergebnisse dieser Proben waren oft vorbestimmt und führten in den meisten Fällen zur Verurteilung.
Wie sah die Folter im Hexenprozess aus?
Die Folter begann oft schon im Gefängnis. Während der Folter wurden Daumenschrauben angelegt, Körperteile verbrannt, Fußsohlen versengt, Glieder ausgerenkt, Unmengen von Wasser eingeflößt und salzige Speisen ohne Wasser verabreicht. Auch Schlaflosigkeit und Instrumente wie die Wippe oder die spanischen Stiefel wurden eingesetzt, um Geständnisse zu erzwingen. Das Ziel war, die Opfer so lange zu foltern, bis sie gestanden und Komplizen nannten.
- Quote paper
- Frank Wichmann (Author), 2002, Hexenverfolgung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105761