Emanzipation oder neue Weiblichkeit? Frauen in der Frühromantik
Einleitung
Am Ende des 18. Jahrhunderts begegnet uns auch in Deutschland das Phänomen des Salons. Später entstanden und in seiner äußeren Form gleich, inhaltlich jedoch den französischen und englischen Modellen different,1 wird in Deutschlands Großstädten, vor allem Berlin, der Wohnsitz gutsituierter Frauen Treffpunkt literarisch- künstlerisch Ambitionierter und Interessierter aller gesellschaftlichen Klassen.
Dass überwiegend jüdische Frauen die Initiatoren der Salons waren, die somit aus der klassisch-tradierten Rolle des unmündigen, eines großen Kindes, dass der Führung eines (Ehe-)Mannes bedarf, ähnlichen ‚Frauenzimmers’ ausbrachen, erweckt den Anschein einer, wenn nicht der ersten Emanzipation von Frauen (und Juden).
Ein heutiger Begriff von (weiblicher) Emanzipation ist jedoch nur sehr eingeschränkt auf das Phänomen der Salondame anwendbar. Verglichen mit der Situation der Frau2 zur Zeit der Aufklärung ist zwar eine deutliche Verbesserung (im Sinne der kantischen Aufklärungsforderung) derselben im Kreise des Salons zu verzeichnen. Geht man jedoch von einem modernen Emanzipationsbegriff aus wird deutlich, dass der Salonnière Emanzipation in diesem Sinn nicht zugesprochen werden kann. Ihre verbesserte Stellung in Gesellschaft ist vielmehr Produkt eines neuen Frauenbildes, das der Frühromantik, welches zwar Wesen der Frau und „weiblichen Verstand“ aufwertet, dies jedoch nur in Hinblick auf (vermeintlich) spezifisch weibliche Eigenschaften; als eigenständige Personen wurden Frauen weiterhin nicht akzeptiert und unterstützt.
Anhand von Betrachtungen der Situation der Frau am Ende des 18. Jahrhunderts, den Bedingungen zur Genese des Salons und dessen spezifischen Merkmalen soll zunächst ein historischer Hintergrund transparent gemacht werden in Hinblick auf die These dass, ausgehend von einem modernen Emanzipationsbegriff, den Salondamen keine eigentliche emanzipatorische Leistung zugesprochen werden kann, sondern die Ursachen ihrer verbesserten gesellschaftlichen Stellung in erster Linie in den neuen Gedanken der Frühromantik, aus denen eine neue Theorie von Weiblichkeit und damit ein neues Frauenbild hervorging, zu suchen sind.
Hauptteil
1. Die Situation der Frau zur Zeit der Aufklärung bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts
Für den Philosophen Immanuel Kant ist „Aufklärung der Weg des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“3 Unmündigkeit ist „das Unvermögen, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Und diese Unmündigkeit sei selbstverschuldet, wenn ihre Ursache nicht an mangelndem Vermögen des Verstandes liege, sondern an zu geringem Mut und Entschlusskraft, um sich des eigenen Verstandes („ohne Leitung eines andern“) zu bedienen. „Faulheit und Feigheit“ so Kant weiter, seien die Ursachen „warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen, dennoch gern zeitlebens unmündig bleiben.“ Kant spricht hier den Menschen allgemein, also alle Menschen an und fordert dazu auf, sich durch Vernunftgebrauch über geistige Unmündigkeit in Form unreflektierter Übernahme vorherrschender (irrationaler) Vorstellungen und Meinungen hinwegzusetzen und sich stattdessen sein eigenes Urteil zu bilden.
Auch wenn hier von allen Menschen die Rede ist, wurden Frauen in der Folge vom Aufklärungsdenken systematisch ausgenommen. Den Weg aus einer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu finden war für Frauen kaum möglich, da ihre Unmündigkeit immer schon eine fremd- nämlich gesellschaftlich verschuldete war. Das zuvor in Religion, dann in neuer Form in Wissenschaft und Gesellschaft vorherrschende und propagierte Frauenbild sprach Frauen die Fähigkeit zu selbstständigem Denken von vorne herein ab, teilweise wurde ihnen der Verstand gleich ganz aberkannt.4 Das vorherrschende (Ideal-) Bild der Frau war das des von Natur aus schwächeren Wesens (von der physischen Überlegenheit des Mannes schloss man auch auf die psychische Unterlegenheit der Frau)5, bei welchem Emotionen und körperliche Lust die vorherrschenden, wesensbestimmenden Merkmale seien, weshalb die Frau der ständigen Aufsicht und Leitung des Mannes bedürfe.6 Vor allem das durch wirtschaftlichen Aufschwung gewachsene Bürgertum machte sich die Definition der Frau und des weiblichen Aufgabenbereichs zu nutze.
So wurde es „für die wohlhabenden Männer ... zum Statussymbol, dass ihre Frauen nicht erwerbstätig sein mussten.“7 Einerseits wurde so die gesellschaftlich- ökonomische Position des Mannes durch die Repräsentation der nicht- erwerbstätigen Ehefrau gestärkt. Andererseits erwartete der Mann als Ausgleich zu seiner außerhäuslichen Arbeit die unterstützende Fürsorge und Sensibilität der Frau.8
Der Begriff Frau wurde dem der Ehefrau immer gleichgesetzter, denn in der Ehe konnte diese in der ihr zugeschriebenen Rolle am besten wirken. Am Beispiel unverheirateter oder verwitweter Frauen lässt sich diese Gleichsetzung der Begriffe gut verdeutlichen, denn auch diese Frauen definierten sich nur als Frauen „in Bezug zur Ehe als noch nicht oder nicht mehr verheiratet.“9 Eine Selbstdefinition der Frau als eigenständiges Wesen war also kaum möglich, sie erfolgte nur über den Mann bzw. durch die Verbindung mit dem Mann in Form der Ehe. Erst durch diese Beziehung wurden Frauen zu gesellschaftlichen (wahrgenommenen und unter Umständen anerkannten) Personen.
Dieses Bild herrschte auch in den aufgeklärtesten und intellektuellsten Gesellschaftskreisen der Zeit vor. So schrieb Kant, der die Menschen doch aufforderte, sich ihres Verstandes zu bedienen, gleichzeitig über die Frauen: „Alles Frauenzimmer sei höchstens Staatsgenosse, „bloßer Teil, nicht aber Glied des gemeinen Wesens.“10 Frauen mangele es an der Fähigkeit, „seine [die des Frauenzimmers] eigene Existenz und Erhaltung nicht der Willkür eines anderen im Volke, seinen eigenen Rechten und Kräften zu verdanken.“11 Der Berühmtheitsgrad solcher Denker sprach ihren Aussagen für die Öffentlichkeit wissenschaftliche und geistige Korrektheit zu, was das Frauenbild weiter fundierte, legitimierte und propagierte. Frauen wurde es dadurch noch schwieriger Männer, zumal studierte Wissenschaftler, von diesem Bild abzubringen bzw. mit der ihnen auferlegten Rolle zu brechen ohne, sämtliche Tabus ignorierend, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden.
Die Vormundschaft über die Frau übernahm zunächst der Vater, der für seine Tochter einen Ehepartner nach (für die Familie) vorteilhaften ökonomischen und gesellschaftlichen Kriterien auswählte. Liebesheiraten waren wegen ihrer inhärenten erotisch-sexuellen Komponente verpönt,12 und die Frau hatte keinerlei Mitbestimmungsrecht bei der Wahl ihres Ehepartners.13 Nach der Heirat übernahm der Gatte die Position des Vaters. Dementsprechend beschränkte sich die Bildung der Frauen auf die elementarsten Kenntnisse in Rechnen, Lesen und Schreiben, die für die wirtschaftlichen Aspekte der guten Haushaltführung nötig waren und auf Fertigkeit des Haushalts- und Handarbeitens; am Anfang des 19. Jahrhunderts kam auch der Aspekt der Kindererziehung hinzu. Bereiche wie Fremdsprachen, Naturwissenschaften oder Philosophie blieben den meisten Frauen verschlossen, erst recht solche, die auf erlernen eines wirklichen Berufs abzielten. Die „Bildung“ war also ganz auf die Bedürfnisse des Ehepartners zugeschnitten. Die Vermittlung von Männern vorbehaltenen Kenntnissen z.B. in Philosophie war aus männlicher Sicht schlicht unsinnig, da Frauen die kognitiven Fähigkeiten des Verständnisses doch nicht besaßen. Und die Möglichkeit einer berufstätigen Frau war für Männer undenkbar, weil damit die männliche Position (durch den Wegfall des Statussymbols) geschwächt worden wäre (Vordergründig hätte man natürlich gegen Regeln der bürgerlichen Gesellschaft verstoßen, was höchstwahrscheinlich gesellschaftliche Sanktionen nach sich gezogen hätte.).
So war der Arbeits- und Wirkungsraum der Frau ganz auf das Haus beschränkt, wobei paradoxerweise Hausarbeit, dem adeligen Ideal des Bürgertums nachgeahmt, entweder von Bediensteten besorgt wurde oder aber im Verborgenen geschehen musste. Ebenso war die Kindererziehung bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts nicht Aufgabe der Mutter, sondern die der Bediensteten.14 Die Frau war also mehr und mehr zum bloßen Idealbild (vor allem des Bürgertums) geworden, das rein repräsentativer und statussymbolischer Natur war und kaum inhaltlichen Aspekt in Form von wirklicher, eigener Tätigkeit der Frau (außer eben der unterstützenden Funktion für den Ehemann) barg.
Die Situation der jüdischen Frauen in dieser Zeit war noch problematischer: diejenigen unter ihnen, deren Familie es formal bis in den Stand des Bürgertums geschafft hatte, mussten sich dennoch den strengen Regeln jüdischen Glaubens und jüdischer Tradition unterwerfen,15 worauf nicht nur der Ehemann, sondern die ganze jüdische Gemeinde achtete. Denn wurde in der bürgerlichen Familie großen Wert auf den Aspekt der Privatheit gelegt, so waren jüdische Familien traditionell extrovertiert in Hinblick auf ihre Gemeinde.16
2. Die Entstehung des literarischen Salons in Berlin um 1800
Am Ende des 17. Jahrhunderts war es einigen Gruppen unter den Juden gelungen, „sich aus einer jahrhundertealten, kulturellen ‚Isolation’, in der Sprache, Religion, Wohnen, Kleidung, Literatur, nahezu alle Lebensäußerungen Ausdruck einer eigenen jüdischen Identität waren, zu lösen ...“17 und manche gelangten, wenn auch nur in begrenzten gesellschaftlichen Nischen zu wirtschaftlichem Wohlstand. „Im Preußen Friedrichs des 2. sind in den 90er Jahren die starren Schranken zwischen den Ständen für kurze Zeit gelockert.“18 Juden seien zwar nicht gleichberechtigt gewesen, „jedoch wird über ihre ‚bürgerliche Verbesserung’ wenigstens diskutiert.“19
Geistig geschult durch Talmud-Studien trieben diese Juden (der berühmteste unter ihnen war Moses Mendelssohn)20 die jüdische Akkulturation vorwärts, schafften zunächst nur untereinander die Basis für einen Einstieg in eine nichtjüdische Kultur, indem befreundete, gleichgesinnte Familien sich zum Austausch in ihren Wohnungen trafen, später gab es auch den Austausch mit kultur-interessierten, toleranten Bürgern und Adeligen.21
Die Akkulturation ging in Berlin auch deshalb recht schnell voran, weil es hier nicht wie z.B. in Frankfurt a. M. oder Prag ein abgegrenztes jüdisches Ghetto gab. Vor allem gut situierte Juden wohnten in den Vierteln des „alten Berlins“ wie Friedrichstadt. So auch die Familie der berühmtesten Salonnière Rahel Varnhagen in der Jägerstraße.22
Abgewandt von der repressiven jüdischen Tradition (die in Gestalt der jüdischen Gemeinde auch auf „aufgeklärte Juden“ noch großen Einfluss ausübte), wurden die Kinder dieser Juden nicht mehr jüdisch erzogen,23 vielmehr konnten sie „damals in Berlin aufwachsen wie Kinder wilder Volksstämme.“24 Sie lernten „nicht ihre eigenen Geschichte, nicht die des anderen [deutschen] Volkes.“25 Statt Kenntnisse des Talmud oder Alten Testaments zu erwerben, erlebten z.B. die beiden Töchter Moses Mendelssohns die kulturellen Gesellschaften ihres Vaters und wuchsen so in der Atmosphäre der Aufklärungsidee,26 mit dem Gedankengut der französischen Revolution und weltlicher Philosophie und Literatur auf. Der gesellschaftliche Wirkungsraum der Frauen blieb jedoch weiterhin auf das Haus und die Familie beschränkt. So ist auch Dorothea Schlegel, die Tochter Mendelssohns
„... als das vollkommenste Produkt der naiv-zweideutigen Orthodoxie ihres Vaters anzusehen. Er ließ ihr nämlich eine moderne europäische Erziehung zuteil werden- und verheiratete sie dann auf gut jüdisch, ohne ihre Zustimmung an einen angesehenenBerliner jüdischen Kaufmann.“27
Mendelssohns Verhalten zeigt, dass das Aufklärungsdenken alte, traditionell- religiöse Regeln, vor allem in Bezug auf den privaten Bereich von Haus und Familie, noch nicht überwunden hatte. Im Zuge des allgemeinen religiös-gesellschaftlichen Umbruchs und der daraus resultierenden Phase einer sich entwickelnden Neu- Definition der Juden28 innerhalb deutscher Gesellschaft hatten die jüdischen Frauen es allerdings leichter die weiterhin bestehenden Einschränkungen innerhalb ihres Wirkungsraumes teilweise aufzuheben, z.B. im Bereich der Kleiderordnung und Körpergestaltung,29 im Umgang mit Nicht- Juden (der vielfach zum Zweck des kulturellen Austauschs und der Annerkennung in der bürgerlichen Gesellschaft von den Familien noch gefördert wurde) und eben im Bereich der Bildung. Denn im Gegensatz zu christlich-bürgerlichen Frauen standen ihnen außer den (sich nun zurückbildenden) Barrieren des privaten Bereichs keine „engen bürgerlichen Konventionen, hausmütterliche Bescheidenheit ... [und] ständische Schranken“ im Weg.30 Jüdische Frauen hatten nunmehr also weder Standart noch Ansehen innerhalb ihres sozialen Lebensumfeldes zu verlieren.31
So emanzipierte sich auch das Leseverhalten der Frauen: Ausgehend von einem durch den Vater oder Ehemann geleitetes Studium der moralischen Wochenschriften und ausgewählter Literatur zur Stärkung hausfraulicher Tugenden entwickelten Sie sich zu selbstständigen Leserinnen anspruchsvoller Literatur und Philosophie, wozu sie durch ihre hohe Bildung nun Verständniszugang erhielten.32 Um sich über das Gelesenen auszutauschen und zu diskutieren traf man sich bei Freunden Zuhause;33 diese brachten Geschwister oder andere Freunde mit und die Salonkultur gewann so mehr und mehr an Gestalt und Bekanntheit.34 Da der Zutritt in die (nicht-jüdische) Öffentlichkeit den jungen Frauen jedoch weiterhin versperrt war (bzw. der Umgang mit Juden im Bürgertum immer noch ein Fauxpas), blieb ihnen nur die Möglichkeit, junge, tolerante Bürger und Adelige mit kulturellem Interesse zu sich einzuladen.35 So wurden die „privaten und intimen Freundeskreise der Salonnièren [...] zu einer öffentlich bekannten Attraktion der Haupt- und Residenzstadt Berlin.“36
3. „Die Welt ist wirklich nicht für uns, so wie wir nicht für die Welt“37 - Zum Wesen der Berliner Salons
Um die Jahrhundertwende waren die Berliner Salons Orte einer „vergleichsweise unkonventionellen Geselligkeit, die weit jenseits der formell noch immer ständisch gegliederten Gesellschaft angesiedelt war.“38 Hier trafen sich Studenten, Künstler, Adelige, Bürger, Juden und Berühmtheiten ihrer Zeit, angezogen von der Aura der Salonnièren selbst (so bewunderte man die Schönheit und Grazie von Henriette Herz39 und die einzigartigen kommunikativen Fähigkeiten der Rahel Varnhagen40 ), von der grundsätzlichen Tatsache des verbreitet noch immer verpönten Umgangs mit dem Judentum, den Auflockerungen bis hin zu Tabu- Brüchen im Umgang mit niedrigen Schichten (so war z. B. die Schauspielerin Unzelmann, deren Beruf verpönt war, eine regelmäßige Salonbesucherin), die oftmals mit Liebesbeziehungen und sexuellen Affären verbunden waren.41 Und ebenso angezogen von der geistigen Atmosphäre, deren Hintergrund Ideale und Forderungen der Aufklärung waren, die sich jedoch mehr und mehr zum universalistischen Weltbild der Romantik entwickelten (vgl. Kapitel 5): Im Gespräch diskutierten die Salonbesucher über Philosophie und Literatur ebenso wie über aktuelle politische Themen. Dichter lasen aus ihren Werken vor, die neueste Literatur wurde durch Austausch verbreitet42 und gleich darauf diskutiert und rezipiert. So war der Salon „eine herausragende Konkretion des romantischen Ideals der Geselligkeit“43 und wurde „selbst zum ästhetischen Ereignis.“44 Eben aus der sozialen Struktur des Salons ergab sich so „die Chance der Aneignung von ansonsten versperrtem literarischen Wissen für alle Teilnehmer.“45 Was den „gebildeten“ Besuchern die Möglichkeit gab, neue Anregungen und verschiedene Perspektiven von unkonventionell gebildeten und denkenden Autodidakten anderer Schichten einzuholen und Letzteren ermöglichte, sich weiterzubilden im Sinne klassisch-bürgerlicher Bildung.46 Ziel war es den Menschen als Individuum mit seinen spezifischen Begabungen zur Vollendung seiner individuellen Persönlichkeit zu führen. Anregung und Anleitung suchte man (gemeinsam) in Philosophie, Poesie und (romantisch begriffener, vgl. Kapitel 4) Religion. Friedrich Schlegel prägte für den Lehr-Lernprozess der Salongesellschaft den Begriff der Symphilosophie, der „die Synthese von Freundschaft und Philosophie, deren Träger Gespräche und Briefe sind“47 bedeutete.
4. Die Salonnière als emanzipierte Frau?
Verglichen mit der Situation der Frau während der Aufklärung kann die der Frauen im Kreis des Salons sicherlich als Verbesserung konstatiert werden im Hinblick auf Bildung und Anerkennung „weiblicher“ Verstandesleistungen und geistiger Selbstständigkeit, womit das kantische Aufklärungs- ( bzw. Emanzipations-) ideal in gewisser Weise auch für Frauen sich erfüllte. Auch der nun freiere und weitere Umgang mit einzelnen Mitgliedern der Öffentlichkeit und das Zugeständnis, selbstständig einer Tätigkeit nachzugehen (also einen Salon zu betreiben) zeugen von größerer Freiheit der Frau.
Im Zuge feministischer Literatur- (geschichts-) Betrachtung seit den 70er Jahren wurde der Aspekt der Verbesserung der weiblichen Situation und der (vermeintlich) progressiven Tätigkeit von Frauen aus dem Kreis des Salons jedoch mehr und mehr als weibliche Emanzipation gesehen, vom Salon als erster Frauenbewegung gesprochen.48 Bei der Beschäftigung mit Interpretationsansätzen solcherart ist festzustellen, dass mit Begriffen wie „Emanzipation“, „Feminismus“ und der Frage, was spezifisch weiblich sei, oftmals unreflektiert umgegangen wird; sie werden verwendet ohne definiert zu sein. So scheint oft „romantische“ Wunschutopie Mutter des Gedankens der romantisch-weiblichen und dennoch emanzipierten Frau zu sein.49 Ursprünglich aus dem römischen Recht stammend, wo er die Entlassung aus väterlicher Herrschaft bedeutete, hat der Begriff der Emanzipation heute allgemein die Verselbstständigung und Befreiung aus einem wie auch immer gearteten Zustand der Abhängigkeit, Entrechtung oder Unterdrückung zum Inhalt und beziehe sich vor allem auf rechtliche, politische, wirtschaftliche und soziale Gleichstellung von unterprivilegierten Gruppen.50 Eine feministische Theorie, welche die weiblichen Emanzipationsforderungen umfasst, ist eine Theorie, „die alle Bereiche des Menschlichen betrifft und den patriarchalen Gehalt aller kulturellen Hervorbringungen des Mannes (der sich traditionell als Mensch schlechthin definiert) bloßlegt und kritisiert“,51 vor allem in Hinblick auf Forderungen wie die soziale und wirtschaftliche Gleichstellung der Frau mit dem Mann in Familie, Bildung und Beruf. Opponiert worden sei „gegen den Objekt-Status der Frau und gegen ihre Identitätsbestimmung durch den Mann; gegen maskuline Weiblichkeitsprojektionen; gegen die Ontologisierung von Weiblichkeit und Geschlechtergegensätzen; gegen rollenspezifische Sozialisation der Mädchen; gegen frauenspezifische Unterdrückung in der patriarchalen Gesellschaft.“52 Diese Forderungen setzten selbstverständlich immer Reflexion über den eigenen Zustand voraus, aus dem zu befreien der bzw. die einzelne sich wünscht. Ergebnisse von Emanzipation sind nur dann als solche anzusehen, wenn die Maßnahmen zur Durchsetzung der emanzipatorischen Forderung bewusst und in Eigeninitiative ergriffen werden.
Eine soziale und wirtschaftliche Gleichstellung gegenüber dem Mann schaffte der Salon für seine Initiatorin jedoch nicht: Nur wenn der Ehemann die Tätigkeit seiner Frau akzeptierte, war es der Salonnière überhaupt möglich, Besucher zu empfangen, die nur durch die finanziellen Mittel des Mannes bewirtschaftet werden konnten, da sich Frauen auch weiterhin keine Möglichkeit bot, selbstständig eigenes Geld zu verdienen. Um als Frau, zumal als Salonnière, überhaupt (gesellschaftlich) bestehen zu können, war eine Heirat noch immer unumgänglich,53 was auch weiterhin die Einordnung bzw. Unterwerfung in die vorherrschenden patriarchalen Verhältnisse bedeutet, aus denen es sich per definitionem des Emanzipationsbegriffs gerade zu befreien gälte. Auch gab es von Seiten der Salonnièren und der Salonbesucherinnen keinerlei Forderungen zur Veränderung dieses sozialen und wirtschaftlichen Missstandes. So war sich Rahel Varnhagen ihrer Stellung als Frau (und als Jüdin) zwar durchaus bewusst,54 doch diese wurde für „ein persönliches Problem, für ein persönliches Unglück gehalten“,55 aus dem nie das Bedürfnis erwuchs, die Ursachen für diesen Zustand zu beseitigen oder doch zumindest (ob öffentlich oder nicht) zu kritisieren. Ebenso gab es kaum Bemühungen seitens der Salonnièren selbstständig journalistisch zu arbeiten oder Literatur zu veröffentlichen. Dorothea Schlegel beispielsweise übersetzte Texte aus dem Französischen und Englischen, schrieb sogar einen eigenen Roman, doch „auf dem Titelblatt stand jeweils statt ihres Namens bloß ‚Herausgegeben von Friedrich Schlegel.’“56 Außerdem schrieb sie ihre Texte nicht in erster Linie um des Werkes willen oder mit dem Ziel, eine öffentlich bekannte und anerkannte Schriftstellerin zu werden, sondern um ihrer Familie eine lebensnotwendige Nebeneinkunft zu schaffen.57 Die von Emanzipation geforderte Befreiung aus dem patriarchischen Abhängigkeitsverhältnis ist hier gleichfalls nicht zu erkennen. Und letztlich wurden Salons nicht um ihrer selbst willen gegründet, als bewusster Ausdruck weiblicher (und geistiger) Eigenständigkeit oder als Institution, die auf die erfolgreichen, progressiven Aktivitäten von Frauen gegenüber der männerbeherrschten Gesellschaft öffentlich aufmerksam machen wollte, sondern einzig aus der Not heraus, sich Zugang zu verschaffen zu mehr Bildung, zu öffentlichem und kulturellem Leben. Die Salonnière suchten sich eine gesellschaftliche Nische im privaten Raum, um die aus der sich im Umbruch befindlichen Gesellschaft ergebenden Möglichkeiten der Bildung etc. voll auszuschöpfen zu können.
5. Das frühromantische Frauenbild
Die verbesserte Situation der Frau, ihre Aufwertung gegenüber dem Mann war nicht Ergebnis eines bewussten Emanzipationsprozesses, sonder eher ein Zufallsprodukt der sich wandelnden geistigen Haltung der Zeit, weg vom allgegenwärtigen Ideal der Aufklärung hin zum zur (poetischen) Einheit strebenden Denken der Frühromantik. Durch das von bürgerlich-aufklärerischer Gesellschaft propagierte Ideal des rationalen, verstandesgelenkten, tugendhaften Menschen fanden die Frühromantiker die Aspekte der Emotionalität, Sinnlichkeit, des subjektiven Erlebens von (und des Verschmelzens mit) Natur, Kunst und Poesie unterdrückt.58 Man wollte deshalb eine Gegenwelt gestalten zur rein vernünftigen Welt der Aufklärung, in der Bewusstsein und Reflexion, aber auch seelische Motive der Emotion, des subjektiv-sinnlichen Empfindens (von Natur und Kunst), des Traums, der Sehnsucht (nach Einheit des Subjekts mit Welt) vereinigt wurden.59 Anregungen hierfür wurden in antiker Poesie, mittelalterlicher Lyrik und Mystik gefunden.60
Friedrich Schlegels Transzendental-philosophischer Ansatz sieht in Religion die Möglichkeit zur wahren, glücklichen Entfaltung des Menschen. Dabei ist Religion nicht als Jenseits-bezogen im üblichen Sinn zu verstehen,61 sondern als „ Glauben an das Absolute als den einheitlichen und einheitsbegründenden Grund aller Dinge“,62 als „Streben nach Unendlichem und Heiligem“.63 Ziel ist es dabei, selbst zur Einheit zu werden mit dem Grund aller Dinge und sich somit in die natürliche Ordnung der Welt, in die Einheit von Immanenz und Transzendenz und somit auch in das Unendliche der Dinge einzugliedern. Schlegels Religionskonzept ist damit eine Art religiöser Grundformel, die individuell mit Leben gefüllt werden kann, denn das „Absolute“ und das „Unendliche“ bleiben als solche inhaltsleere (und damit auch für das Konzept erfolglose) Begriffe. Diese individuellen Füllungen sind also nötig, „da sie allein die abstrakte Vorstellung des Absoluten konkret erfahren lassen. Irgendein frei wählbares empirisches Objekt ... wird zur Inkarnation des Absoluten, zum ‚Mittler’ gemacht. [...] Ein besonders geeigneter Mittler ist ... der jeweilige Liebespartner.“64 Aufbauend auf diesem Konzept entwickelte Schlegel eine Theorie der Weiblichkeit, in der er der Frau durch ihre ihrem Wesen von Natur aus innewohnende „Mütterlichkeit“ eine Form von „Poesie“ zuspricht, die „nicht die Fähigkeit zum Dichten (Kunstpoesie) meint, sondern eine instinktive ‚naturpoetische’ Disposition zur Sympathie mit allem Sinnlichen in ihr und außer ihr.“65 Der Mann, dem „Philosophie“ (im Sinne analytischen Denkvermögens) zugesprochen wird, bedürfe dieser weiblichen Poesie um „seinen Geist mit der Natur zu befreunden und den Himmel selbst durch den Zauber ihrer [die der Frau] geselligen Reize auf die Erde herab zu locken.“66 Durch diese Versöhnung philosophischer und poetischer Anlagen erlange der Mann die angestrebte, erfüllende Einheit mit dem Wesen aller Dinge und dem (wie auch immer gearteten) Unendlichen.67 Umgekehrt mangele es der Frau an „Philosophie“ zur Vervollständigung ihres „naturpoetischen“ Wesens, denn erst jene verleihten ihr die Fähigkeit, sich ihrer ausgangs rein instinkthaften „Naturpoesie“ bewusst zu werden und ihr durch Sprache und Verhalten den adäquaten „vollendeten“ (im Sinne der angestrebten Einheit) Ausdruck zu verleihen.
„Mit all dem ist keineswegs gemeint, dass Mann und Frau in solchem Wechselausgleich zum ‚Menschen’ nivelliert würden und ihre Bildung so einen endgültigen Abschluß erreichte; sie ergänzen vielmehr ihre jeweilige geschlechtsspezifische- und zusätzlich noch individuell nuancierte- Eigenheit, die weiterhin persönlichkeitsprägend bleibt, nur durch Aufnahme der Eigenheit des anderen.68
Die Frau wird hier nicht mehr gesehen als jenes emotional-sinnliche Wesen, dass wegen seiner „spezifisch weiblichen“ Eigenschaften vom Mann geringgeschätzt und kontrolliert werden muss, vielmehr waren es eben diese Eigenschaften, die nun zur Bedingung wurden für ein glückliches, erfülltes Leben des Mannes. Dieses Bild, dass die Frau als ebenbürtige Partnerin idealisiert, mit welcher der Mann „seinen [!] Weg gehen möchte ...“69 und mit ihr zusammen „seine eigene Selbstfindung erreichen und realisieren“70 will „ging mit dem Anspruch einher ... neu und progressiv zu sein. Aufgewertet wurden nämlich jene Qualitäten, die als ‚weiblich’ galten.“71 Ursache dieser Aufwertung war nicht „Anerkennung“ der Qualitäten um ihrer selbst bzw. der Frau willen, sondern ganz funktional, Verwendung derselben zum Nutzen des Mannes:
„Es ist die problematische Situation des männlichen Romantikers, nicht der Frau, die das besondere Glück romantischer Liebe begründet. Demzufolge besteht das Schema romantischer Liebesgeschichten aus zwei Grundmotiven: der problematischen Existenz des Mannes, den es irgendwie nach Erlösung [im Sinne von Schlegels Streben nach Einheit] verlangt und dieser endlichen Erlösung, die ihm zuteil wird durch die Frau.“72
Mit diesem Idealbild wird der Objektstatus der Frau aufrechterhalten, ihre Identität weiterhin durch den Mann bestimmt. Es sind nicht die Frauen, die ihre „weiblichen“ Eigenschaften von sich aus propagieren, um damit Anerkennung ihres weiblichen Wesens zu fordern. Die Aufhebung einer Ontologisierung von Weiblichkeit und Geschlechtergegensätzen, wie sie der moderne Emanzipationsbegriff einschließt, geschah nicht, vielmehr wurden durch das frühromantische Frauenbild die Kategorie einer „typisch weibliche“ Wesensart zum gesellschaftlichen (Lebens-)Ideal für das Wesen der Frauen schlechthin erhoben und die Möglichkeit eines Ausbruchs aus dieser Stilisierung noch weiter erschwert.
Die Salonnièren und Salonbesucherinnen waren insofern die idealen Frauen für das frühromantische Weiblichkeitsbild, da sie die Aspekte von Sinnlichkeit, Mütterlichkeit (viele Salonnièren waren oftmals erheblich älter als ihre Besucher) und die Anlagen zur Annahme der „männlichen Philosophie“ durch ihre Intelligenz und Bildung in sich vereinten. Durch die offene und tolerante Atmosphäre des Salons waren diese Frauen wohl dazu bereit, sich auf die Theorien romantischer Liebe und Einheit einzulassen und in die Praxis umzusetzen: Männer wie die Schlegels, Schelling, Brentano oder Varnhagen verliebten sich auch deshalb in ältere, kluge und gebildete Frauen, weil diese „gute Gesprächspartnerinnen, aber auch sexuell erfahren waren und, um das Ding beim Namen zu nennen, ebenso gute Partnerinnen im Bett wie im Gespräch.“73 Und für eben diese Männer spiegelten die Salonnièren die potentiell mögliche Einheit im Sinne Schlegels wieder, konnten Salons als Ergebnis und Ausdruck des frühromantischen Gesellschaftsideals angesehen werden. Deshalb kann man die Eigennützigkeit hinter dem auf männliche Bedürfnisse zugeschnittenen Frauenbild als durch die Existenz des Salons und seiner Betreiberinnen verdeckt sehen.
Inwiefern die Besucher den Salon erkannt hatten als klare Eingrenzung der sich aus der Schlegelschen Philosophie der Geschlechterkontemplation ergebenden Möglichkeiten der Frauen (bezüglich einer gesellschaftlichen Veränderung in emanzipatorischem Sinn) und inwiefern sie diese Frauen durch dies mögliche Wissen ausnutzten ist Spekulation. Festzuhalten bleibt dagegen, dass die Forderung Schlegels zur Individuation des Menschen durch die angestrebte Einheit mit dem Liebespartner für Frauen zu keiner Zeit eine Anerkennung der Frau als eigenständige Person oder die Aufforderung hierzu implizierte.74
Schluss
Die Situation der Frau zur Zeit der Frühromantik75 zeigt verglichen mit der zur Zeit der Aufklärung im Bereich der bürgerlichen (und jüdischen) Gesellschaft eine deutliche Verbesserung an. Salons wie die der Henriette Herz oder Rahel Varnhagen sind Ausdruck dieser Verbesserung vor allem hinsichtlich Bildung und (in Ansätzen) gesellschaftlichem Ansehen und gesellschaftlicher Stellung. Ohne die Ideale der Aufklärung hätte sich eine Salonkultur nicht entwickeln können.
Emanzipatorische Tendenzen im Sinne eines modernen Emanzipationsbegriffs, der auf die Befreiung der Frau aus dem patriarchalen Abhängigkeitsverhältnis abzielt, sind bei Salonnièren und ihren Aktivitäten jedoch nicht zu erkennen: Es sind keinerlei Bestrebungen zur Befreiung aus bzw. öffentliche Äußerungen über den ungerechten Zustand der Frau bekannt. Die verbesserte Stellung der Frau ist also nicht aus einem emanzipatorischen Moment heraus erklärbar, sondern vielmehr aus dem verwandelten, frühromantischen Idealbild der (jüdischen) Frau. Die diesem Bild zugrunde liegenden Vorstellungen von Weiblichkeit, weiblicher Tugend und weiblichem Verhalten verfestigten die bereits vorherrschenden Verhältnisse und erschwerten in der Folge Emanzipation auch im Sinne einer Selbstdefinition der Frau bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.76
Der Salon hingegen mit seiner standesnivellierenden Struktur kann durchaus als gelungener Versuch einer gesellschaftlichen Emanzipation in Hinblick auf die Befreiung aus einer starren gesellschaftlichen Ordnung gesehen werden. Auch wenn diese Emanzipation nicht zu einem grundlegenden Umsturz der bestehenden Verhältnisse führte, so trug der Salon doch wenigstens in einigen (begrenzten) städtischen und jüdischen Kreisen in gewisser Weise zu einer offeneren Gesellschaft in der Zukunft bei.
Wie sehr die ‚Akzeptanz’ der Salonbesucher gegenüber den Salonnièren Folge frühromantischen Denkens war, und wie wenig dies letztlich auf Überzeugung und Freundschaft beruhte, zeigt das Verhalten der Besucher außerhalb des Salons: Es wurden keine Versuche unternommen, Frauen aus dem Kreis der Salons in der eigenen bürgerlichen oder adeligen Gesellschaft zu etablieren, geschweige denn sie zu integrieren. Man sprach über Salons und ihre Betreiberinnen nur im Beisein anderer Salonbesucher und solcher, deren toleranter Haltung man sich gewiss war.77 Dieses Verhalten war sicherlich auch Ursache für zwei gelöste Verlobungen Rahel Varnhagens (einer war ein junger Adeliger, der andere ein spanischer Diplomat), sowie die Trennung des Prinzen Ferdinand von Preußen von Pauline Wiesel, die beide regelmäßig Rahels Salon besuchten.78
Betrachtet man die weitere Entwicklung der romantischen Epoche zeigt sich, dass derselbe Zeitgeist der die Salons der ersten Generation (ca. 1798-1806) erblühen ließ, auch deren Ende herbeiführte: Im Zuge einer nationalistischer und antisemitischer werdenden Stimmung in Politik und Literatur wandten sich viele Männer wie Brentano oder Wilhelm von Humboldt aus dem Kreis des Salons von selbigem ab.79
[...]
1 Vgl. Petra Wilhelmy-Dollinger: Die Berliner Salons. Mit historisch-literarischen Spaziergängen. Berlin 2000. S. 19.
2 Im folgenden ist mit dem Wort ‚Frau’ die bürgerliche Frau gemeint.
3 Und die folgenden Zitate: Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Kants Werke. Akademie-Text a usgabe. Unveränderter photomechanischer Abdruck des Textes der von der Preußischen Akademie der Wissenschaften 1902 begonnenen Ausgabe von Kants gesammelten Schriften Berlin. 1968. Bd. 8.
4 Vgl. Ursula I. Meyer (Hrsg.): Die Welt der Philosophin. 3. Teilband: Aufklärung und revolutionärer Aufbruch. Aachen 1997. S. 11-52.
5 Vgl. ebd., S. 27.
6 Vgl. ebd.
7 Ebd., S. 26. Vgl. auch Jutta Juliane Laschke: Wir sind eigentlich, wie wir sein m ö chten und nicht so wie wir sind. Frankfurt a. M. 1988. S.8.
8 Vgl. Laschke, ebd., S. 9. Sowie Ursula I. Meyer, ebd., S. 28.
9 Meyer, ebd., S. 32.
10 Zit. nach Ute Frevert: Frauen-Geschichten zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit. Frankfurt a. M. 1986. S. 21. Ähnliche Äußerungen über die Frau machten auch andere berühmte Denker wie Fichte, Darwin, Hegel und Schopenhauer. Vgl. hierzu ebd., S. 224f.
11 Frevert, ebd.
12 Vgl. Wilhelmy-Dollinger, ebd., S. 3f.
13 Vgl. Silvio Vietta: Frühromantik und Aufklärung. In: Silvio Vietta, Silvio (Hrsg .): Die literarische Frühromantik. Göttingen 1983. Vietta erklärt dieses Verhalten vor dem Hintergrund der von der bürgerlichen Welt ausgewählten Aufklärungsgedanken: „Bürgerlich- aufklärerisches Denken ist charakterisiert durch eine ganz auf Zweckmäßigkeitserwägungen abgestellte Denk- und Handlungsweise bis hin zur Ehephilosophie, die Geschlechtsbeziehungen zwischen den Eheleuten nur um der Kinderzeugung willen gutheißen konnte. Eine Kommunikationsstruktur also, die eine verkürzte Form aufklärerischen Denkens zur Regelnorm erhoben hat und andere Tendenzen der Aufklärung: ihre Entdeckung der Sinnlichkeit, der Emotionalität, ihr Toleranzprinzip- verdrängt.“ S. 39. In jüdischen Kreisen waren die Prinzipien der Eheschließung dieselben: Vgl. hierzu Peter Seibert: Der literarische Salon. Literatur und Geselligkeit zwischen Aufklärung und Vormärz. Stuttgart 1993. S. 118.
14 Vgl. z.B. die Aussagen Dorothea Mendelssohns über Funktion und Verhalten ihrer Mutter gegenüber den Kindern. Ebd., S. 170.
15 Z. B. im Bereich der Kleiderordnung. Vgl. hierzu Seibert, ebd., Kapitel 3.1.2.
16 Vgl. ebd., S. 106.
17 Ebd., S. 105.
18 Marlis Gebhardt (Hrsg.): Rahel Varnhagen. Jeder Wunsch wird Frivolität genannt. Briefe und Tagebücher. Darmstadt 1983. S. 13.
19 Ebd.
20 Zur Bedeutung Mendelssohns für die Aufklärung und Akkulturation der Juden vgl. Seibert, ebd., S.105ff. Sowie Konrad Feilchenfeldt: Die Berliner Salons der Romantik. In: Barbara Hahn und Ursula Isselstein (Hrsg.): Rahel Varnhagen. Die Wiederentdeckung einer Schriftstellerin. Göttingen 1987. S. 152.
21 Vgl. Seibert, ebd., S. 131.
22 Vgl. Seibert, ebd., S. 106ff.
23 Vgl. Laschke, ebd., S. 51: “In der Familie wurde Jiddisch gesprochen, aber die Inhalte der jüdischen Kultur hatten an Bedeutung verloren.”
24 Hannah Arendt: Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik. München 1981. S. 19.
25 Ebd.
26 Vietta betont, dass die Elterngeneration der Frühromantiker nur bestimmte Aspekte der Aufklärung übernommen hatte: „In der Form zweckrationaler, utilitaristischer Kommunikationscodes begegnet so den Frühromantikern die Aufklärung in ihren eigenen Familien.“ Vietta, ebd., S. 24. Vgl. auch Fußnote 13.
27 Arendt, ebd., S. 46. Ebenso erging es auch der Initiatorin des ersten Berliner Salons, Henriette Herz, vgl. Laschke, ebd., S. 8.
27 Seibert, ebd., S. 162.
28 Ebd., S. 120.
29 Vgl. Seibert, ebd., S.122f.
30 Vgl. Wilhelmy-Dollinger, ebd., S. 48.
31 Vgl. ebd. , S. 49.
32 Vgl. Seibert, ebd., S. 174.
33 Seibert weißt darauf hin, wie wichtig dieser Austausch für junge Frauen wie H. Herz war, da diese zunächst Probleme bei der Verarbeitung des Gelesenen hatten und das Wissen um ähnliche Leseerfahrungen bei anderen beruhigend wirkte. Vgl. Seibert, ebd., S. 174.
34 Vgl. die Entstehung des Salons bei Rahel Varnhagen. Arendt, ebd., S. 30.
35 Vgl. Wilhelmy-Dollinger, ebd., S. 6: Hierbei herrschte die Regel vor, dass „[...] jeder, der ‚ein für allemal’ eingeladen war, kommen konnte, oder auch nicht, ganz nach Belieben. Und überdies durfte er seinerseits Gäste empfehlen oder mitbringen.“
36 Ebd., S. 8.
37 Ludwig Tieck über die bürgerlich-aufklärerische Gesellschaft an Wackenroder. In: Wackenroder, Werke und Briefe. Zit. nach Vietta, ebd., S. 367.
38 Wilhelmy-Dollinger, ebd., S. 121.
39 Vgl. Feilchenfeldt, ebd., S. 157.
40 Vgl. Arendt, ebd., Kapitel 2-4.
41 Vgl. Seibert, ebd., S. 121.
42 Der Austausch von Büchern war u. a. deshalb für viele Salonbesucher wichtig, weil am Ende des 18. Jahrhunderts die Buchproduktion schnell anstieg, und die Anschaffung von Neuwerken für viele zu einem finanziellen Problem geworden wäre. Vgl. Seibert, ebd., S. 348.
43 Kurt Lüthi: Feminismus und Romantik. Sprache, Gesellschaft, Symbole, Religion. Wien 1985. S. 32.
44 Konrad Feilchenfeldt: Rahel Varnhagens Ruhm und Nachruhm.“ In: Konrad Feichenfeldt, Ute Schweikert, Rahel E. Steiner (Hrsg.): Rahel Varnhagen. Gesammelte Werke “ . Bd. 10. Studien, Materialien, Register. München 1983. S. 155.
45 Seibert, ebd., S. 348.
46 Vgl. Seibert, ebd., S. 348 und Lüthi, ebd., S. 32.
47 Zit. nach Laschke, ebd., S. 59.
48 Vgl. Becker-Cantarino, ebd., S. 21f.
49 Vgl. ebd.
50 Vgl. Brockhaus. Die Enzyklopädie in 24 Bänden. Leibzig, Mannheim 1996. Bd. 6, S. 334f .
51 Luise F. Pusch: Zur Einleitung: Feminismus und Frauenbewegung. In: Luise F. Pusch (Hrsg.): Feminismus, Inspektion der Herrenkultur: ein Handbuch. Frankfurt a. M. 1983. S. 14.
52 Barbara Becker-Cantarino: “ Feminismus ” und “ Emanzipation ” ? Zum Geschlechterdiskurs der deutschen Romantik am Beispiel der „ Lucinde “ und ihrer Rezeption. In: Hartwig Schultz (Hrsg.): Salons der Romatik. Beiträge eines Wiepersdorfer Kolloquiums zu Theorie und Geschichte des Salons. Berlin 1997. S.23.
53 Mit Ausnahme Rahel Varnhagens, die auch als Unverheiratete einen Salon unterhielt. Allerdings wurde sie, weil ihr Vater verstorben war, von ihren Brüdern finanziell unterstützt, welche ebenfalls mit Aufklärungsidealen aufgewachsen, dem Gedankengut des Salons durchaus zugetan waren; ihr Bruder Robert war selbst regelmäßiger Besucher des Salons und trug dort seine Gedichte vor. Außerdem hoffte Rahels Familie so einen Ehemann für sie zu finden. Vgl. Arendt, ebd., Kapitel 3 und 4.
54 Vgl. Gebhardt, ebd., S. 9.
55 Arendt, ebd., S. 20.
56 Hans Eichner: Das Bild der Frau in der Frühromantik. Theorie und Wirklichkeit. In: Hartwig Schultz (Hrsg.): Salons der Romantik. Beiträge eines Wiepersdorfer Kolloquiums zu Theorie und Geschichte des Salons. Berlin 1997. S. 11.
57 Ebd.
58 Vgl. Vietta, ebd., S. 24.
59 Vermittelnd zwischen Rationalität und Sinnlichkeit wirkte erstmals der Philosoph J. G. Fichte 1796, für den Liebe (inklusive ihres sinnlichen Aspekts) als „zum Grundbestandteil des Menschen gehörig anerkannt wird.“ Vgl. hierzu Selinde Böhm: Das stille Verlangen nach Unendlichkeit. Zum Diotima-Motiv in Platonismus, Neuplatonismus und Frühromantik. Egelsbach 1995. S. 75f.
60 Vgl. Manfred Engel: Der Roman der Goethezeit. Anfänge in Klassik und Frühromantik: Transzendentale Geschichten. Stuttgard 1993. Bd. 1. S. 394.
61 Vgl. Hermann A. Korff.: Geist der Goethezeit. Versuch einer ideellen Entwicklung der klassisch romantischen Literaturgeschichte. Darmstadt 1974. Bd. 1, S. 52f.
62 Engel, ebd., S. 407.
63 Ebd.
64 Ebd., S. 407f.
65 Ebd., S. 409.
66 Friedrich Schlegel, zit. nach Engel, ebd., S. 409.
67 In seinem Roman „Lucinde“ verarbeitete Schlegel diese Theorie und die weibliche Wesens- und Funktionsbestimmung auch literarisch. Eine genauere Analyse des Romans wären in diesem Kontext sinnvoll, würde aber den Rahmen der Arbeit sprengen. Genauere Untersuchungen des Lucinde- Romans in Zusammenhang mit Frühromantik und Emanzipation bietet z.B. der Aufsatz Ü ber Macht und Ohnmacht von Marlis Gebhardt. In: Claudia Opitz (Hrsg.): Weiblichkeit oder Feminismus. Weingarten 1984. Sowie „ Feminismus “ und „ Emanzipation “ ? Zum Geschlechterdiskurs der deutschen Romantik am Beispiel der „ Lucinde “ und ihrer Rezeption von Barbara Becker-Cantarino. In: Hartwig Schultz (Hrsg.): Salons der Romantik.
68 Engel, ebd., S. 410.
69 Lüthi, ebd., S. 25.
70 Ebd.
71 Marlis Gebhardt: Ü ber Macht und Ohnmacht. In: Claudia Opitz (Hrsg.): Weiblichkeit oder Feminismus. S. 126.
72 Korff, ebd., S. 82.
73 Eichner, ebd., S. 4.
74 Auch Schlegels Romanfigur Lucinde bleibt am Ende der klassisch-tradierten Rolle verhaftet; als Mutter und Hausfrau bleibt sie zurück, während ihr Liebespartner Julius in die Welt hinauszieht. Vgl. Friedrich Schlegel: Lucinde. In: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Herausgegeben von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Band 5: Dichtungen. Herausgegeben und eingeleitet von Hans Eichner. München, Paderborn, Wien 1962. S. 1-83.
75 Der Beginn der Epoche der Romantik wird in Deutschland auf das Jahr 1798 datiert, ihr Ende ungefähr auf 1830 festgesetzt. Der Übergang von Frühromantik zu Romantik verlief fließend und ist nicht genau festzumachen. Vgl. hierzu z. B. Gero von Wilpert: Sachw ö rterbuch der Literatur. 7., erweiterte Auflage. Stuttgart 1989. S. 793ff.
76 Vgl. Marlis Gebhard: Ü ber Macht und Ohnmacht. Ebd. S. 126, S. 131.
77 Vgl. Ursula Isselstein: Studien zu Rahel Varnhagen. Torino 1993. S. 41-51
78 Vgl. hierzu Carola Stern: Der Text meines Herzens. Das Leben der Rahel Varnhagen. Hamburg 1995. Kapitel 4 und 7
79 Isselstein, ebd. Kapitel Freunde. Ein Exkurs: Freundschaft und Karriere: Das Beispiel Karoline und Wilhelm von Humboldt. Ein romantischer Freundschaftsversuch: das Beispiel Clemens Brentano.
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- Janine Böckelmann (Author), 2001, Emanzipation oder neue Weiblichkeit? Frauen in der Frühromantik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105742
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