William Shakespeare ist aus der britischen Literaturgeschichte nicht mehr wegzudenken. Seine Werke und sein Leben haben die Menschen im Laufe der Jahrhunderte begeistert. Er besaß ein Talent faszinierende Stücke für die Theaterbühne zu schreiben, mit denen er jedermann in seinen Bann ziehen konnte.
Auch heute noch hat sein Tun Auswirkungen auf unser Leben. Seine Werke werden auf vielen Bühnen der Erde immer wieder neu inszeniert, auch Verfilmungen und Vertonungen sind gang und gebe. Das Globe Theatre in London ist zu einer touristischen Attraktion geworden. Es wird im Alltag vorausgesetzt, mindestens Grundwissen über Shakespeare aufweisen zu können.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Thema William Shakespeare in den Richtlinien NRW für die Oberstufe vorgesehen ist. In einem Grundkurs Englisch sollten mindestens wichtige Szenen eines Stückes interpretiert und seine Sprache näher betrachtet werden. Bei einem Leistungskurs steht die Bearbeitung eines ganzen Dramas auf dem Lehrplan.
Diese Unterrichtseinheit soll in einem Leistungskurs in Englisch in der Oberstufe angelegt sein. In den Richtlinien ist vorgesehen, ein komplettes Stück von Shakespeare zu behandeln. Es gibt ‚klassische’ Stücke, die von Lehrern sehr gerne behandelt werden. Dazu gehören besonders Macbeth, Midsummer nights dream und Romeo and Juliet. Bei meiner Ausarbeitung werde ich mich hauptsächlich auf Romeo and Juliet konzentrieren.
Die vollständige Unterrichtseinheit soll sich über ein halbes Schuljahr hinziehen. Geeignet dafür sehe ich das zweite Halbjahr der Jahrgangsstufe 12, von Februar bis Juli. Diese Zeitspanne wirkt auf dem ersten Blick sehr langwierig, aber bei näherem Betrachten muss man feststellen, dass in dieser Zeit viele Feiertage liegen, bei denen der Unterrichtsausfall schon vorprogrammiert ist. Außerdem sollte bei einem so komplexen Thema nicht nur das einzelne Stück näher ausgelegt werden, sondern ein Hintergrundwissen über Shakespeares Zeit, Kenntnisse über die verschiedenen Dramentypen, ein knappes Anreißen von anderen wichtigen seiner Stücke zum Vergleich und Shakespeares Sprache sehe ich als ein wichtiger Bestandteil dieser Unterrichtseinheit.
Shakespeares Sonnets
1 - EINLEITUNG
William Shakespeare ist aus der britischen Literaturgeschichte nicht mehr wegzudenken. Seine Werke und sein Leben haben die Menschen im Laufe der Jahrhunderte begeistert. Er besaß ein Talent faszinierende Stücke für die Theaterbühne zu schreiben, mit denen er jedermann in seinen Bann ziehen konnte.
Auch heute noch hat sein Tun Auswirkungen auf unser Leben. Seine Werke werden auf vielen Bühnen der Erde immer wieder neu inszeniert, auch Verfilmungen und Vertonungen sind gang und gebe. Das Globe Theatre in London ist zu einer touristischen Attraktion geworden. Es wird im Alltag vorrausgesetzt, mindestens Grundwissen über Shakespeare aufweisen zu können.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Thema William Shakespeare in den Richtlinien NRW für die Oberstufe vorgesehen ist. In einem Grundkurs Englisch sollten mindestens wichtige Szenen eines Stückes interpretiert und seine Sprache näher betrachtet werden. Bei einem Leistungskurs steht die Bearbeitung eines ganzen Dramas auf dem Lehrplan.
2 - VORSTELLUNG DER UNTERRICHTSEINHEIT
Diese Unterrichtseinheit soll in einem Leistungskurs in Englisch in der Oberstufe angelegt sein. In den Richtlinien ist vorgesehen, ein komplettes Stück von Shakespeare zu behandeln. Es gibt ‚klassische’ Stücke, die von Lehrern sehr gerne behandelt werden. Dazu gehören besonders Macbeth, Midsummer nights dream und Romeo and Juliet. Bei meiner Ausarbeitung werde ich mich hauptsächlich auf Romeo and Juliet konzentrieren.
Die vollständige Unterrichtseinheit soll sich über ein halbes Schuljahr hinziehen. Geeignet dafür sehe ich das zweite Halbjahr der Jahrgangsstufe 12, von Februar bis Juli. Diese Zeitspanne wirkt auf dem ersten Blick sehr langwierig, aber bei näherem Betrachten muss man feststellen, dass in dieser Zeit viele Feiertage liegen, bei denen der Unterrichtsausfall schon vorprogrammiert ist. Außerdem sollte bei einem so komplexen Thema nicht nur das einzelne Stück näher ausgelegt werden, sondern ein Hintergrundwissen über Shakespeares Zeit, Kenntnisse über die verschiedenen Dramentypen, ein knappes Anreißen von anderen wichtigen seiner Stücke zum Vergleich und Shakespeares Sprache sehe ich als ein wichtiger Bestandteil dieser Unterrichtseinheit.
Folgende Themen sollten also meiner Meinung nach auf jeden Fall in die Unterrichtseinheit mit eingebettet werden:
- William Shakespeare - sein Leben
- William Shakespeare - Übersicht seiner wichtigsten Werke
- Das Theater zu Shakespeares Zeit
- Die Zeit unter der Herrschaft Königin Elizabeth
- Die Sprache Shakespeares
- Komödien und Tragödien
- Stilmittel in der Dramensprache
- Sonnets
Was sich hier bei einigen Themen anbietet ist eine Ausarbeitung von Referaten. In Kleingruppen kann eines der Themen bearbeitet und während der Unterrichtseinheit, also während der Besprechung des ausgesuchten Dramas, vorgestellt werden.
Im folgenden habe ich die Sonnet Sprache zu Shakespeares Zeit in die Unterrichtseinheit eingebettet. Für dieses Thema sehe ich drei Schulstunden als geeignet an, um erste Einblicke in die Materie zu bekommen. Während der näheren Betrachtung des gewählten Dramas werden immer wieder Sonnets auftauchen, so dass die Schüler ihr Wissen im Laufe der Schulstunden vertiefen und festigen können. Diese drei Stunden lassen sich aber sehr gut splitten. Meiner Meinung nach, sollten zwei Stunden ganz am Anfang der Unterrichtseinheit eingebettet werden, damit die Schüler erste Einblicke und Grundkenntnisse über die Sonnets bekommen können. Später können diese Erkenntnisse auf das Stück Romeo and Juliet angewandt werden. Denn schon im Prolog des Dramas treffen sie auf ein Sonnet.
Die Unterrichtsstunde, die ich hier speziell geplant habe, ist etwas später anzusiedeln. Ich habe dieses Thema gewählt, um zu zeigen, wie diese Sonnets in einem spezifischen Stück Shakespeares erscheinen und wie man als Lehrer damit umgehen kann. Jedoch sehe ich ein gewissen Grundwissen über Sonnets als unbedingt notwendig an, so dass vorher einige Beispiele von anderen Poeten besprochen und interpretiert werden müssen.
3 - SACHANALYSE
Sonnets waren für Poeten der Elizabethanischen Zeit ein beliebtes Mittel, die Gedanken niederzuschreiben. Besonders die Liebe waren ein bevorzugtes Thema. Während dieser Zeit herrschte der sogenannte Petrachism vor. Er hat seine Ursprünge bei Francesco Petrarcha, einem italienischen Poeten, der von 1304 bis 1374 lebte. In diesen Sonnets geht es häufig um die courtly love. Dies ist eine platonische Liebe zu einer Frau, die ein Mann nie besitzen kann. Man sah die Frauen als Gesandte Gottes, die das Recht hatten angebetet zu werden, da sie Engel waren. Je mehr man eine Frau vergötterte, umso näher kam man dem Herrn. Es ist wie ein Seelenkampf, den die Männer in ihrem Innern durchlebten. Sie wollen diese Frau berühren, begehren und besitzen, aber sie können sie nur auf der rein beschreibenden Ebene haben. Sie loben die Schönheit und die Tugend der Frauen und vergleichen sie mit der Natur. Es gab Standardausdrücke, die jeder Poet verwendet hat. Die Sonnets, die um die unerfüllte Liebe gingen, konnte man als Blazon bezeichnen, welche die Schönheit einer Frau beschreiben. Dabei wurden folgende Körperteile mit Dingen aus der Natur gleichgestellt:
- Augen: Sonne, Stern, Saphir
- Stirn: weiß wie Schnee
- Wangen: Rosen, rote Äpfel, Lilien
- Lippen: Kirschen, Korallen, Rubin
- Zähne: Perlen
- Hals: weiß wie Elfenbein, Schwan
- Stimme: Musik
- Atem: Blumen
- Brust: Kugeln
- Haare: goldene ‚wires’
Ein berühmtes Sonnet Shakespeares hat diese Konventionen auf den Kopf gestellt. Er war gegen diese unwirkliche Liebe. Hier ist das bekannte Sonnet 130:
My mistress’ eyes are nothing like the sun, Coral is far more red than her lips’s red. If snow be white, why then her breasts are dun? If hairs be wires, black wires grow on her head. I have seen roses damasked, red and white, But no such roses see I in her cheeks.
And in some perfumes is there more delight, Than in the breath that from my mistress reeks. I love to hear her speak, yet well I know,
That music hath a far more pleasing sound. I grant I never saw a goddess go,
My mistress when she walks tresads on the ground. And yet, by heaven, I think my love as rare As any she belied with false compare.
(William Shakespeare, Sonnet 130)
Doch auch Shakespeare konnte sich nicht vollkommen gegen die
Konventionen sträuben. Eines seiner bekanntesten und oft im
Schulunterricht verwendeten Sonnets ist das Sonnet 18, in dem er auch über seine große Liebe schreibt.
Shall I compare thee to a summer’s day?
Thou art more lovely and more temperate:
Rough winds do shake the darling buds of May, And summer’s lease hath all too short a date: Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm’d,
And every fair from fair sometime declines,
By chance or natures changing course untrimm’d: But thy eternal summer shall not fade,
Nor lose possession of that fair thou owest,
Nor shall death brag thou wandrest in his shade, When in eternal lines to time thou growest, So long as men can breathe or eyes can see So long lives this, and this gives life to thee.
(William Shakespeare, Sonnet 18)
Die Poeten waren häufig zwischen zwei Extremen hin und hergerissen. Dieses Verhalten konnte man auch oft mit psychomachia bezeichnen. Sie wollen dies Frau haben, aber sie können es nicht. Diese Psychomachia wird oft durch Oxymorons hergestellt, wie z.B. ‚bittersweet’ oder ‚icy fire’. Im folgenden drei Beispiele aus Romeo and Juliet:
Why then, O brawling love, o loving hate,
O anything of nothing first create!
O heavy lightness, serious vanity,
Misshapen chaos of well-seeming forms,
Feather of lead, bright smoke, cold fire, sick health, Still-waking sleep, that is not what it is!
(Romeo & Juliet, I.1.167 - I.1.173)
Beautirful tyrant, fiend angelical!
Dove-feathered raven, wovish-ravening lamb!
(Romeo & Juliet, III.2.75 - III.2.76)
A damned saint, an honourable villain!
(Romeo & Juliet, III.2.79)
Aufgrund der Hoffnungslosigkeit für den Liebenden, leiden viele unter der maladi d ’ amour, dem Liebeskummer, der die Symptome Schlaflosigkeit, Schmerzen, Blässe, Melancholie, Weinen, Seufzen, Ausschluss aus der Öffentlichkeit und Appetitlosigkeit, um nur einige zu nennen, hat. All diese Dinge findet man in unzähligen Sonnets wieder, die zu Petrarchas und zu Shakespeares Zeit geschrieben wurden. Hier zwei typische Beispiele von Sir Thomas Wyatt:
If amorous faith in heart unfeigned, A sweet languor, a great lovely desire, If honest will kindled in gentle fire,
If long error in a blind maze chained, If in my visage each thought depainted, Or else in my sparkling voice lower or higher Which now fear, now shame, woefully doth tire, If a pale colour which love hath stained,
If to have another than myself more dear, If wailing of sighing continually,
With sorrowful anger feeding busily, If burning afar off and freezing near Are cause that by love myself I destroy, Yours is the fault and mine the great annoy.
(Sir Thomas Wyatt)
I find no peace and all my war is done. I fear and hope, I burn and freeze like Ice. I fly above the wind yet can I not arise. And naught I have and all the world I seize on. That looseth nor locketh, holdeth me in prison And holdeth me not, yet can I scape no wise; Nor letteth me live nor die at my device And yet of death it giveth me occasion. Without eyen I see and without tongue I plain. I desire to perish and yet I ask health. I love another and thus I hate myself. I feed me in sorrow and laugh in all my pain. Likewise displeaseth me both death and life, And my delight is causer of this strife.
(Sir Thomas Wyatt)
Die maladi d ’ amour findet man also auch in Shakespeares Stück Romeo and Juliet wieder. Romeo wird zu Beginn des Stücks als der typische Petrachische Liebhaber dargestellt. Er leidet unter seiner Liebe zu Rosaline, die keine Zukunft hat. Er begehrt diese Frau, doch sie möchte keusch bleiben. Einige Zeilen aus dem Stück, um dies zu verdeutlichen:
Where underneath the grove of sycamore
(Romeo & Juliet, I.1.112)
With tears augmenting the fresh morning’s dew, Adding to clouds more clouds with his deep sighs, But all so soon as the all-cheering sun
Should in the farthest east begin to draw Thje shady curtains from Aurora’s bed, Away from light steals home my heavy son, And privat in his chamber pens himself, Shuts up his windows, locks fair daylight out, And makdes imself an artivicial night.
(Romeo & Juliet, I.1.122 - I.1.131)
ROMEO
Out of her favour where I am in love. BENVOLIO
Alas that Love, so gentle in his view,
Should be so tyrannous and rogh in proof! ROMEO
Alas that Love, whose view is muffled still,
Should, without eyes, see pathways to his will
(Romeo & Juliet, I.1.159 - I.1.163)
Ay me, sad hours seem long.
(Romeo & Juliet, I.1.152)
Weitere bekannte Autoren solcher Sonnets sind Sir Phillip Sydney, Sir Thomas Wyatt oder Edmund Spencer. Sir Phillip Sydney wurde durch seinen sonnet cycle bekannt, den er Astrophil und Stella nannte. Astrophil, der Liebhaber der Sterne liebt Stella, einen Stern. Er kann sie aber nicht haben, es ist nur eine platonische Liebe. Alle seine Sonnets dieses Zirkels handeln um dieses Thema.
Es gibt jedoch auch zahlreiche weitere Sonnets, die nicht nur über die Liebe erzählen. Gerne wurden auch religiöse oder nautische Mittel verwendet.
Es gibt einen Unterschied zwischen einem Sonnet von Petrarcha und einen Shakespeare Sonnet. Im folgenden sind die zwei typischen Reimschemata gegenüber gestellt:
Francesco Petrarcha William Shakespeare
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Schemata sind durchweg bei allen Sonnets zu finden. Besonders in Romeo and Juliet tauchen immer wieder Zeilen mit dieser Form auf. Auch das Caplet wird sehr gerne von Shakespeare in seinen Stücken angewandt, um bestimmten Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen. Hier sind zwei Beispiele aus dem Stück. Das erste will die unendliche Liebe Romeos zu Juliet darstellen und das zweite Caplet zeigt Juliets Willen für die Liebe zu sterben:
Did my heart love till now? Forswear it, sight! For I ne’er saw true beauty till this night.
(Romeo & Juliet, I.5.51 - I.5.53)
I’ll to the Friar to know his remedy;
If all else fail, myself have power to die.
(Romeo &Juliet, III.5.241 - III.5.243)
In Shakespeares Stücke findet man überall Sonnets. Das von mir gewählte Stück Romeo & Juliet, beginnt mit solch einem Sonnet. Der Prolog ist in der typischen Form Shakespeares niedergeschrieben:
CHORUS
Two households, both alike in dignity, In fair Verona where we lay our scene, From ancient grudge break to new mutiny, Where civil blood makes civil hands unclean. From forth the fatal loins of these two foes A pair of star-crossed lovers take their life. Whose misadventured piteous overtrhwows Doth with their death bury their parents’ strife. The fearful passage of their death-marked love, And the continuance of their parents’ rage, Which but their children’s end nought could remove,
Is now the tho hours’ traffic of our stage.
The which if you with patient ears attend,
What here shall miss, our toil shall strive to mend.
(Rome & Juliet, Prologue)
Auch bei weiteren Textpassagen treffen wir immer wieder auf Sonnets. Bei der Ausarbeitung der einzelnen Unterrichtsstunde, werde ich besonders Bezug auf folgendes Sonnet im Stück nehmen:
ROMEO
If I profane with my unworthiest hand This holy shrine, the gentle sin is this, My lips, wo blushing pilgrims, ready stand To smooth that rought touch with a tender kiss.
JULIET
Good pilgrim, you do wrong your hand too much, Which mannerly devotion shows in this, For saints have hands that pilgrims’ hands to touch,
And palm to palm is holy plamer’s kiss.
ROMEO
Have not saints lips, and holy palmers too?
JULIET
Ay, pilgrim, lips that they must use in prayer.
ROMEO
O then, dear saint, let lips do what hands do: They pray, grant thou, lest faith turn to despair.
JULIET
Saints do not move, though grand for prayers’ sake.
ROMEO
Then move not while my prayer’s effect I take.
[Kissing her.]
ROMEO
Thus from my lips, by thine, my sin is purged.
JULIET
Then have my lips the sin that they have took.
ROMEO
Sin from my lips? O trespass sweetly urged! Give me my sin again.
[Kissing her again.]
JULIET
You kiss by th’ book.
(Romeo & Juliet, I.5.91 - I.5.109)
Diese ersten Worte, die Romeo und Julia miteinander wechseln, ergeben die typische Shakespeare Sonnetform von drei Quarten und einem Caplet bis zur Zeile „Then move not while my prayer’s effect I take“. Dieser Schlüsselmoment ist sehr wichtig für den weiteren Verlauf des Stücks, denn hier beginnt das eigentliche Leid der Liebenden, die am Ende nur noch den Tod als Ausweg und Erlösung sehen. Shakespeare hat daher sehr bewusst diese Form gewählt, um der Wichtigkeit besonderen Nachdruck zu verleihen. Die ersten vier Zeilen werden von Romeo gesprochen, sie haben das Reimschema A B A B. Anschließend gibt Juliet ihre Antwort ebenfalls in dieser Form. Es folgt ein in der Fachsprache stidomythic genannt, was bedeutet, dass jeder nur eine Zeile sagt. Romeo spricht einmal zwei Zeilen, doch auch dies ist von Shakespeare beabsichtigt. Denn dadurch ist er derjenige, der das letzte Wort vor dem ersten Kuss sagt.
Es ist faszinierend zu sehen, wie Shakespeare es schafft, dass die Liebenden jeweils auf das Gesagte des Partners eingehen und das Sonnet-Reimschema fortführen.
Dieses Sonnett ist geprägt von religiösen Metaphern. Es werden Worte verwendet, wie prophane, sin oder holy shrine. Dies zeigt, dass das Schicksal der Liebenden in Gottes Hand liegt, und man sich nicht gegen seine Vorbestimmung wehren kann.
Am wichtigsten jedoch ist bei diesem Sonnet das unübertroffene Talent Shakespeares dies zu einem außergewöhnlichen conceit zu bringen. Ein conceit möchte durch seine Genialität am Ende überraschen. Dies geschieht auch hier in diesem Sonnet. Das conceit entsteht folgendermaßen: In den ersten zwei Zeilen ( „ If I profane with my unworthiest hand - This holy shrine, the gentle sin is this”) stellt Juliet den shrine, also eine Heilige, dar. Romeos Hand ist unworthy, d.h. sie ist es nicht wert. Wenn seine Hände sie berühren, wird Juliet entweiht, prophane, eine Sünde. Seine Lippen sind in den folgenden zwei Zeilen ( „ My lips, two blushing pilgrims, ready stand - To smooth that rough touch with a tender kiss ” ) Pilger, also pilgrims. Mit diesen Lippen möchte er die vorher entweihten Hände wieder von der Sünde befreien.
Juliet geht nun auf die von Romeo verwendeten religiösen Metaphern ein und führt sie fort. („ Good pilgrim, you do wrong your hand too much,- Which mannerly devotion shows in this, - For saints have hands that pilgrims ’ hands to touch ” ) Sie bezeichnet Romeo als einen Pilger, Pilgrim, der die Hände einer Heiligen, Saints, also ihre eigenen Hände, berühren darf. Wenn sich die Handflächen der beiden berühren, ist es ein heiliger Kuss, bei dem keiner entweiht wird. ( “ And palm to palm is holy plamer ’ s kiss ” ). In dieser Zeile steckt auch ein schöner pun von Juliet. Sie spielt mit den Wörtern palm, Handfläche, und palmer, was ebenso Pilger bedeutet. Romeo, der sich nicht mit dem Berühren der Hände zufrieden geben will, greift das von Juliet erwähnte Motiv des Küssens auf. Er macht sie darauf aufmerksam, dass sowohl Pilger, als auch Heilige nicht nur Hände, die sich berühren können, sondern auch Lippen besitzen. ( “ Have not saints lips, and holy palmers too? ” )
Juliet, die noch die zurückhaltende spielen will, bestätigt dies. Aber für sie sind die Lippen zum beten da. “(Ay, pilgrim, lips that they must use in prayer. ” )
Die folgenden zwei Zeilen ( “ O then, dear saint, let lips do what hands do: -
They pray, grant thou, lest faith turn to despair. ” ), die von Romeo gesprochen werden, stellen den eigentlichen conceit dar. Er schafft es auf eine einzigartige Art und Weise, Juliet zum Kuss zu überzeugen, indem er ihr sagt, dass Lippen das tun sollen, was Hände tun. Wenn man zu Gott betet, berühren sich die Hände. Lippen sollen nach Romeos Meinung das gleiche tun: er will, dass sich seine und Juliets Lippen berühren, wie beim Gebet.
In dem letzten Caplet ( J: “Saints do not move, though grand for prayers ’ sake. ” - R: “Then move not while my prayer ’ s effect I take. “ ) kann Juliet sich nicht mehr gegen Romeos Lippen wehren, da er sie mit seiner Logik überzeugt hat. Er will sich bei ihren Lippen seine Gebete abholen, und sie gewährt ihm dies. Es kommt zum ersten Kuss.
Die religiösen Metaphern behalten danach beide bei. Nach dem Kuss hat Juliet die Sünden von Romeo aufgenommen. Er will sie nicht damit entweihen und küsst sie somit wieder, um seine Sünden wiederzubekommen.
Diese ersten Worte, die Romeo und Juliet miteinander wechseln, wurden von der einzigartigen Genialität Shakespeares geschrieben. Sein Talent wird an Textstellen wie dieser deutlich gemacht.
4 - Didaktische & Methodische Überlegungen
Ein solch umfassendes Thema wie Shakespeare muss langsam bearbeitet werden. Man kann nicht sofort damit Beginnen, eines seiner Dramen zu lesen. Seine Sprache, seine Zeit und andere Dinge müssen vorher besprochen werden, damit die Schüler eine Chance haben ihn zu verstehen. Man sollte damit beginnen, die Schüler an seine Sprache zu gewöhnen. Vorweg sollten Wörter, welche für die Schüler noch fremd sind, erklärt werden - dies sind Wörter wie thee oder thou. Auch durch das Lesen ausgewählter Sonnets können die Schüler an die neue Sprache herangeführt
werden. Hier können auch Sonnets von anderen Poeten seiner Zeit hinzugezogen werden.
Wichtig bei Shakespeare sind auch die vielen puns, Wortspiele, die er verwendet. Diese haben oft einen sexuellen Charakter, auch ein typisches Stilmittel von diesem einzigartigen Poeten. Hier einige Beispiele seiner besonderen, anzüglichen Sprache:
GREGORY
The heads of the maids? SAMPSON
Ay, the heads of the maids, or their maidenheads.
(Romeo & Juliet, I.1.21 - I.1.22)
MERCUTIO
Now will he sit under a medlar tree,
And wish his mistress were that kind of fruit As maids call medlars, hen they laugh alone. O Romeo, that she were, O that she were An open-arse, thou a pop’rin pear!
(Romeo & Juliet, II.1.34 - II.1.38)
ROMEO
Why then is my pump well flowered. MERCUTIO
Sure wit! Follow me this jest now, till thou hast worn out thy pump, that when the single sole of it is worn, the jest may remain, after the wearing, solely singular.
ROMEO
O single-soled jest, solely singular for the singleness!
(Romeo & Juliet, II.4.51 - II.4.56)
Schüler sollten auf diese auffallende Sprache Shakespeares aufmerksam gemacht werden und lernen mit ihr umzugehen, damit sie diese dann später selbstständig im Stück wiedererkennen können. Allein in Romeo and Juliet finden sich 200 verschieden Sex-puns.
Bei diesem Drama ist es auch wichtig, dass die Schüler die Interpretation nicht vorgesetzt bekommen. Sie sollten stattdessen in der Lage sein, selber einzelne Textpassagen zu erschließen und sie ‚richtig’ (es gibt nie einen einzigen richtigen Weg!) zu interpretieren. Der Lehrer gibt ihnen nur den Anstoß, aber nicht die Lösung.
Anstatt mit dem Lehrer Szene für Szene durchzukauen, sollten sie auch mal selber sich an dem Stück versuchen und in Kleingruppen eigene Interpretationen heruasfinden und Verknüpfungen im Stück schaffen.
5 - Lernziele
Ein Lehrer möchte nach einer Unterrichtseinheit den Schülern gewisse Dinge vermittelt haben. Auf diese Lernziele sollte er darauf hinarbeiten. Nach der Unterrichtseinheit William Shakespeare - Romeo and Juliet sollten die Schüler folgendes wissen:
- Gute bis sehr gute Kenntnisse über das Drama Romeo and Juliet besitzen, einzelne Szenen interpretieren und Verknüpfungen erstellen können
- Die Charaktere des Stückes & ihre Bedeutung kennen
- Welchen Einfluss übt das Schicksal auf die Liebenden aus?
- Tragödie und Komödie jeweils beschreiben und gegenüberstellen können und diese auf das Drama anwenden können
- Shakespeare - seine Zeit und sein Leben
- Sonnets erkennen und sie interpretieren können
- Die verschiedenen Stilmittel sehen
- Shakespeares Sprache verstehen - insbesondere seine vielen Puns, Wortspiele, und seine sexuell geprägten Andeutungen
6 - geplanter Stundenverlauf
Im folgenden habe ich die Stunde, in der die ersten Worte, die Romeo und Juliet miteinander wechseln, betrachtet werden sollen, näher geplant. Es sind schon zwei Stunden zu Beginn der Unterrichtseinheit vorausgegangen, in denen die Sonnets Shakespeares und anderer seiner Zeitgenossen erklärt und interpretiert wurden. Diese Sonnets habe ich bei der Sachanalyse genannt, das sind also die Grundvoraussetzung für die richtige Interpretation der Szene I.5 des Stücks. Die Schüler wissen, was ein typische
Petrarchisches Sonnet ist und können es mit Shakespeare vergleichen. Sie haben Beispiele von verschiedenen Poeten gesehen und lernten den Umgang damit.
Der Lehrer betritt die Klasse und begrüßt seine Schüler. Es wird das gelernte der letzten zwei Stunden wiederholt. Dies geschieht durch folgendes Tafelbild:
SONNETS
Den Mittelpunkt bildet der Begriff Sonnets. Der Lehrer fordert nun die Schüler auf, dieses Tafelbild weiterzuführen. Das kann so aussehen, dass z.B. ein Schüler in eines der Felder Shakespeare einträgt. Ein weiterer malt einen neuen Ast an das Feld mit Shakespeare und schreibt Sonett 18 dazu. Ein anderer schreibt vielleicht Petrarcha in eines der Felder, so dass ein nächster die Worte maladi d ’ amour oder courtly love in ein anhängendes Feld schreiben kann. So kann sich das immer weiter fortführen, bis alle wichtigen Begriffe der zu Beginn behandelten zwei Stunden gefallen sind. Um sicher zu gehen, dass wirklich alles von den Schülern verstanden worden ist, kann der Lehrer die bedeutsamsten Begriffe noch einmal mit den Schülern wiederholen. Dadurch wird das Wissen gefestigt.
Anschließend lenkt er das Gespräch wieder auf das Drama, speziell auf die Szene I.5. Man hat vorher schon die wichtigsten Dinge aus dem ersten Akt besprochen, in dieser Schulstunde ist das erste Treffen zwischen Romeo und Juliet dran. Die Schüler sollen zuerst einen Kontext herstellen, also die Szene I.5 in das Stück einbetten. Nun wird ein besonderer Focus auf die Zeilen von I.5.91 bis I.5.109 gelegt. Der Lehrer hat zuvor die CD mit der Hörspielversion von Romeo and Juliet mitgebracht. Nachdem der gesamte Kontext hergestellt ist, hören sich die Schüler und der Lehrer dieses besondere Sonnet gemeinsam ein- bis zweimal an. Der Vorteil eines Hörspiels ist, dass die Schüler die richtige Aussprache erfahren und den Text leichter verstehen können, da die Intonationen schon dabei sind. Im Anschluss daran lässt der Lehrer diesen Teil von den Schülern selbst in verteilten Rollen vorlesen. Zwei bis drei Durchgänge sehe ich hier als angebracht. Daraufhin sollen die Schüler ihre ersten Einfälle zu diesem Teil nennen. Dieses Brainstorming kann der Lehrer auf der Tafel festhalten. Nun versuchen dies Schüler mit Hilfe des Lehrers Ordnung und System in ihre Ideen zu bringen. Sie werden wohl zuerst feststellen, dass es sich hier um die typische Sonnetform von Shakespeare handelt. Das Reimschema kann noch einmal genannt werden. Der Lehrer sollte vorher diese Zeilen auf Folie kopiert haben, die er nun auf den Overhead auflegt. Das Reimschema kann der Lehrer nun eintragen, so dass es für jeden Schüler ersichtlich wird. Auch sollte den Schülern auffallen, dass hier besonders die religiösen Metaphern verwendet wurden.
Nach dieser Betrachtung der formalen Dinge, ist die Interpretation des Textes an der Reihe. Der Lehrer sollte jeweils im Zwei-Zeilen-Rhythmus vorgehen und diese nacheinander genauer betrachten. Er sollte ihnen bei Begriffsproblemen helfen, z.B. erklären, dass palmers auch Pilger bedeutet. Auch sollte er die Schüler auf das stidomythic aufmerksam machen, falls sie es nicht selbst herausfinden. Aber ansonsten sind die Schüler bei der Erschließung des Textes ganz auf sich gestellt. Zum Schluss wird das Herausgefundene noch einmal zusammengefasst.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
7 - Medienauswahl
Das Hauptmedium bei der Besprechung des Dramas Romeo and Juliet wird natürlich das Buch das wichtigste Medium darstellen. Jedoch ist hier auch sehr viel Sekundärliteratur wichtig. Wenn die Schüler wie am Anfang erwähnt zu bestimmten Themen ein Referat ausarbeiten sollen, dann müssen auf jeden Fall andere Medien mit einbezogen werden. Durch das Internet kann man nach gezielter Suche sehr viele Dinge über Shakespeare erfahren. Im folgenden sind einige für das Thema relevante und interessante Internetseiten genannt:
- www.shakespeare.com
- http://chemicool.com/Shakespeare/
- http://www.wsu.edu:8080/~brians/love-in-the-arts/romeo.html
- http://www.allshakespeare.com/
- www.romeoandjuliet.com
Außerdem bietet es sich bei diesem Thema an, die Filme Shakespeare in Love und Romeo and Juliet in der Neuverfilmung von 1997 anzusehen. Bei Shakespeare in Love bekommen die Schüler Eindrücke von Shakespeares Zeit und seinem Leben. Die Liebesgeschichte, die er selbst durchlebt, erinnert sehr stark an Romeo and Juliet, dem Stück, dass er während dieser Zeit schreibt. Er bekommt die Inspiration von seine eigenen Liebe. Die Schüler lernen ausserdem den Aufbau eines typischen Theaters zu jener Zeit kennen. Die Neuverfilmung Romeo and Juliet bietet zum einen sehr guten Diskussionsstoff. Ist es gut, die Shakespeare Sprache beizubehalten, aber alles andere in die moderne Zeit zu transferieren? Zum anderen sind bei diesem Film alle Dialoge originalgetreu, so dass die Schüler die Sprache Shakespeares auch einmal gesprochen und nicht nur gelesen erfahren. Dazu bietet sich natürlich auch ein Hörspiel von Romeo and Juliet an, die man zu dem Buch bekommen kann. Empfehlenswert ist hier die Ausgabe des The New Cambridge Shakespeare, wo es passend zum Drama das Hörspiel mit einer sehr guten Besetzung gibt. Bei den zwei Filmen bietet es sich an, diese erst zum Ende hin zu zeigen. Dadurch kann es nicht passieren, dass manche Schüler das Stück erst gar nicht mehr lesen. Bei dem Hörspiel kann man bestimmte Szenen auswählen und diese im Laufe der Unterrichtsstunden zeigen. Diese Mittel vereinfachen das Verstehen und das Lernen von Shakespeare für den Schüler.
8- Zusammenfassung
Das Thema William Shakespeare erfordert sehr viel Kompetenz vom Lehrer. Es ist ein so vielschichtiger Gegenstand, der eine Menge an Vorbereitung und Wissen voraussetzt. Eine Unterrichtseinheit muss immer geplant sein, doch auch Freiräume sollten bleiben. Man weiß nie, wie die Schüler auf gewisse Dinge reagieren, oder was sie sagen werden. Daher muss der Lehrer flexibel sein und auf die individuellen Einfälle der Schüler eingehen können. Bei dieser Unterrichtseinheit steht das Drama und dessen Besprechung im Vordergrund. Der Lehrer kann nun selbst entscheiden, wann er die weiteren Themen anspricht. Wie schon zu Beginn gesagt, können verschiedene daran anknüpfende Bereiche, wie die Zeit Shakespeares oder die Dramenformen, als Referate von den Schülern selbst ausgearbeitet werden. Diese lassen sich während der Unterrichtseinheit beliebig einbauen. Zum Ende hin kann man sich die schon erwähnten Filme anschauen. Wenn man einen glücklichen Zeitpunkt erwischt hat, läuft vielleicht gerade in der Nähe eine Theateraufführung des Stücks. Diese ist sicherlich auch besuchenswert. Wenn die Schüler Interesse haben, können sich im Anschluss daran ein kleines Projekt starten und Romeo and Juliet selbst inszenieren und aufführen oder vielleicht sogar verfilmen.
Nach dieser Unterrichtseinheit sollen die Schüler viel über Shakespeare gelernt haben. Sie sollen wissen, was dieser Mann für einen Einfluss auf die britische Literatur ausgeübt hat und welche Bedeutung sein einzigartiges Talent auch heute noch darstellt.
- Quote paper
- Salam-Leila Atallah (Author), 2002, Shakespeares Sonnets, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105687
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