Vergessen Sie alles, was Sie über afrikanische Spiritualität zu wissen glaubten, und tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Akan-Religion, einer tiefgründigen Verbindung zwischen Leben und Glauben, die das tägliche Dasein dieses westafrikanischen Volkes durchdringt. Diese umfassende Erkundung enthüllt die vielschichtigen Glaubensvorstellungen der Akan, von der Verehrung des allmächtigen Schöpfergottes Onyame, der in seiner Allgegenwärtigkeit keinen Tempel benötigt, bis hin zur Ehrfurcht vor den Ahnen, den Vermittlern zwischen den Lebenden und dem Göttlichen, deren Weisheit und Schutz das Leben der Gemeinschaft leiten. Entdecken Sie die Bedeutung der Ahnenverehrung, die sich in Trankopfern und den Adae-Festen manifestiert, und erfahren Sie, wie die Akan den Menschen als Einheit von Körper und Geist verstehen, wobei das Okra, Sunsum, Ntoro und Mogya die spirituellen Bausteine des Individuums bilden. Lassen Sie sich in die Riten des Lebens einführen, von der Namensgebung eines Kindes bis zur feierlichen Initiation junger Mädchen, die den Übergang ins Erwachsenenalter markiert. Begegnen Sie den Abosom, den Göttern und Geistern der Natur, die in Bäumen, Flüssen und Bergen wohnen, und lernen Sie die gutartigen Wassergeister ebenso kennen wie die gefürchteten Waldungeheuer. Wagen Sie einen Blick in die Welt der Zauberei und Medizin, wo Hexerei als Ursache für Unglück und Krankheit gilt und traditionelle Heilmethoden sowohl organische als auch spirituelle Aspekte berücksichtigen. Diese tiefgründige Analyse der Akan-Religion bietet einen seltenen Einblick in eine lebendige spirituelle Tradition, die trotz des Einflusses des Christentums bis heute fortbesteht und die afrikanische Identität prägt. Ergründen Sie die faszinierende Mischung aus traditionellen Riten und modernen Glaubensvorstellungen und verstehen Sie, warum die Akan ihre Religion als die Luft zum Atmen und die Erde, auf der sie leben, betrachten – ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Seins. Tauchen Sie ein in diese Welt aus Mythen, Riten und spirituellen Wesen, und entdecken Sie die tiefe Weisheit einer Kultur, die seit Jahrhunderten im Einklang mit der Natur und dem Göttlichen lebt. Erfahren Sie mehr über die komplexen Vorstellungen von Schicksal, Wiedergeburt und die Rolle der Gemeinschaft im Leben jedes Einzelnen. Ein unentbehrliches Werk für alle, die sich für afrikanische Kultur, Religion und Spiritualität interessieren. Diese aufschlussreiche Studie bietet einen fundierten und zugänglichen Einblick in das Herz der Akan-Religion.
Inhalt:
I. Einführung
II. Der Gottesbegriff
III. Die Ahnen
IV. Der Mensch und der Lauf des Lebens
V. Götter und geistige Wesen
VI. Zauberei und Medizin
VII. Epilog
VIII. Literatur
IX. Anhang
I. Einführung
Diese Niederschrift möchte ich der Religion der Akan widmen. Ich möchte hier nur die Religion betrachten, d.h. ich werde die sozialen, wirtschaftlichen, politischen, sprich alle Institutionen der Akan, außer den religiösen Aspekten, außer Acht lassen. In dieser Hinsicht ist diese Arbeit unvollständig, denn es gibt viele weitere Themen im Leben der Akan, die durchaus interessant sind. Die Religion aber ist die entscheidende Wurzel in ihrer Kultur. Für die Akan ist das Leben Religion, und Religion ist Leben. Religiosität ist also allgegenwärtig für sie, wo immer sie sich aufhalten und was immer sie gerade machen. Ich werde nur kurz auf Allgemeines eingehen, und mich dann sogleich den religiösen Dingen widmen.
Die Akan leben hauptsächlich in Ghana, aber auch in Randgebieten der Elfenbeinküste und in Togo, wo sie Landwirtschaft betreiben. Zu ihnen gehören viele Untergruppen, die bekanntesten sind die Ashanti und die Fante, weiterhin gehören z.B. die Akim und die Ewe zu den Akan. Viele Akan leben noch ziemlich traditionell, obwohl die jüngeren Leute gerne auf Universitäten gehen, um einmal einen richtigen Beruf zu lernen und womöglich irgendwo auf der Welt ein anderes Leben beginnen zu können. Trotzdem würden sie niemals ihre zurückgelassene Familie im Stich lassen. So auch Herr Edusei Kofi, aus dessen kleinem Buch ich viele wertvolle Informationen habe (die Seitenangaben beziehen sich auf dieses Buch). Er ist gegen den Willen seines Vaters (der ein angesehener Medizinmann und Heiler war) ein Lehrer geworden, bekam aber zusätzlich Unterweisung über Landwirtschaft, Religion und Magie von seinem Vater. Schließlich mußte er nach Europa fliehen, weil er sich dagegen wehrte, daßHilfsgüter von der Unicef ihr Ziel nie erreichten, sondern in den Händen der Regierung blieb. In Stuttgart erschien sein Buch. Mittlerweile ist er wieder in Afrika.
Der Gemeinschaft der Akan liegt eine starke soziale Bindung zugrunde, „Der Mensch ist ein Mensch um der anderen Willen, allein bist du ein Tier“ sagt ein Sprichwort. Die Religion verbindet die Menschen, so ist eine Familie nicht nur eine soziale Gemeinschaft, sondern auch eine Kultgemeinschaft. Häuptlinge bzw. Könige haben nicht nur politische Verantwortung, sondern sie sind auch heilig, was durch mehrere Tabus ausgedrückt wird. Er darf z.B. niemals barfußden Boden berühren. Er sitzt immer auf dem Thronschemel der Ahnen, niemals auf dem Boden. Er amtiert auch als Priester bei Festen. Doch nun zu den Gottesvorstellungen der Akan.
II. Der Gottesbegriff
Der höchste Gott ist ein Schöpfergott der Erde und des Menschen. Er hat die höchste Autorität und kann die Menschen belohnen oder bestrafen. Er ist ewig und unsichtbar, aber allgegenwärtig. Ihm werden keine Tempel oder Schreine gebaut wie den anderen, untergeordneten Göttern und Geistern, denn er ist überall. Er hat viele Namen, die alle eine Bedeutung seines Wesens tragen, so heißt er meist „Onyame“ (oder „Nyame“), das höchste Wesen, „Amovia“, Spender der Sonne, „Totrobonsu“, der Eine, der Regen in Fülle fallen läßt, „Oboadee“, Schöpfer, um nur wenige seiner Namen zu nennen. Es gibt verschiedene Schöpfungsmythen, wie Gott die Erde und den Menschen erschuf, aber Gott ist auch der Großvater, der Ahne und der große Häuptling. Er ist ein mächtiges, einzigartiges Wesen und von seiner Natur her Geist. Er hat also keinen festen Körper, daher gibt es auch keine Abbildungen von ihm. Daßes keine Tempel für ihn gibt, hat Fremde oft verwirrt, da sie dachten Gott würde nicht verehrt werden, was aber nicht stimmt. Wegen seiner Allgegenwärtigkeit wäre es schlimm, den Gott auf einen Tempel zu beschränken und ihm dadurch seine Bewegungsfreiheit zu nehmen. Auch spezielle Priester gibt es nicht, da jeder Mensch unbeschränkten Zugang zu ihm hat, man braucht keinen Vermittler um mit ihm zu sprechen. Ebenso werden ihm kaum Opfergaben dargebracht, denn er ist von Natur aus gut zu den Menschen. Man mußihn nicht durch Opfer versöhnen, wie das bei den untergeordneten Göttern der Fall ist. Außerdem ist Gott letztlich der Empfänger aller Opfer. Es gibt natürlich Ausnahmen wie z.B. den Onyamedua-Baum. Er ist Gott geweiht und steht vor Palästen, Schreinen oder Häusern. Es ist ein ein Meter hoher Ast mit einer dreiteiligen Gabelung am oberen Ende, auf das man Gaben legen kann. Manchmal steht auch ein Topf mit Regenwasser (Das Wasser Gottes) darauf, es benutzt man zur Segnung oder zur Reinigung der Frauen, wenn sie nach ihrer Menstruation (während derer sie außerhalb des Dorfes leben mußten) ins Haus zurückkehrten.
III. Die Ahnen
Die Ahnen stehen unmittelbar nach Gott an zweiter Stelle. Ihnen wird höchste Ehrfurcht entgegengebracht. Sie leben in einer anderen Daseinsform weiter. Man betrachtet sie wie Gott als geistige Wesen. Es werden aber durchaus nicht alle Toten zu Ahnen. Um ein Ahne zu werden, mußman nicht nur ein beispielhaftes Leben führen, alt werden und Kinder haben (ein Kinderloser hat seinen Lebenszweck als Mensch nicht erfüllt), sondern auch die Art des Todes ist wichtig. Man mußeinen guten Tod sterben. Das bedeutet ein Tod der nicht durch Unfall, Selbstmord oder Gewalt erfolgt ist. Auch durch unreine Krankheiten wie Lepra, Wassersucht oder Epilepsie sollte man nicht gestorben sein (S.56).
Besonderes Ansehen genießen die Ahnen, weil hohes Alter Weisheit und Verehrungs- würdigkeit bedeutet. Außerdem sind sie das Bindeglied zwischen den Lebenden und Gott. Sie kommunizieren mit Gott, weshalb die Ahnen angebetet und ihnen Opfer dargebracht werden, die diese Gaben wirkungsvoller an Gott weiterleiten können. Die wichtigste Verständigung zwischen den Menschen und den Ahnen ist wohl das Trank- und Speiseopfer. Man glaubt, daßdie Ahnen auch in der Geisterwelt Essen und Trinken benötigen, also wird ihnen täglich etwas dargeboten. Der Akan gießt etwas von seinem Getränk auf die Erde, bevor er selbst trinkt. Genauso funktioniert das Speiseopfer. Auch des Nachts wird darauf geachtet, daßWasser bereit steht, weil nachts die Ahnen ihre Enkel besuchen und dabei eine Stärkung gebrauchen könnten (S.59). Es ist eine wechselseitige Verpflichtung zwischen Ahnen und Lebenden, die Ahnen bleiben weiterhin Mitglied der Familie und sie beschützen die Lebenden, diese wiederum versorgen die Ahnen mit den notwendigen Dingen. Die Ahnen sind der übernatürliche Teil der Gemeinschaft, man legt z.B. großen Wert auf ihr Beisein bei Festen. Die Ahnen sind auch eine Art Kontrolle, da sie ein gutes Leben führten dienen sie erstens als gutes Beispiel und zweitens wissen sie von möglichen schlechten Taten der Lebenden und können diese bestrafen (S.61).
In geschwärzten Thronschemeln, die in Schemelhäusern aufbewahrt werden, denkt man sich die Heimstätte wichtiger Ahnen wie Häuptlingen oder Königen. Auf diesen Schemeln wird geopfert beim Adae-Fest, dem wichtigsten Ahnenfest der Akan. Es wird alle 42 Tage zweimal abgehalten, einmal Sonntags, einmal Mittwochs. Der Häuptling ist der hauptsächliche Zelebrant, aber er benötigt nicht nur menschliche Hilfe für das Gelingen der Riten, sondern auch die Hilfe von Göttern und Ahnen. Das Sonntagsfest ist bedeutender, es ist im allgemeinen öffentlich, ein Teil der Zeremonie findet im Schemelhaus statt, in das nur Befugte Zutritt haben. Am Tag vor dem Adae-Fest werden die Trommeln, die Ahnenschemel, die Ahnen, Gott und alle übrigen Götter durch kleine Verse angerufen, um bei dem Fest mitzuwirken. Hier kommt der Animatismus zum Vorschein, denn man ruft das Material (das Holz, die Pflöcke und das Leder) der Trommeln einzeln an, ungefähr in dieser Art (S.67):
„Holz der Trommel, Tweneboa Akwa,
Holz der Trommel, Twenebos Akwa,
Holz der Trommel, Kodua Tweneduro,
Zedernholz, solltest du entfernt gewesen sein
So rufe ich dich, zu kommen
Ich lerne noch, laßes gelingen.“
Man glaubt, daßdie Zeder von einem Geist bewohnt ist, und falls dieser gerade nicht in der Gegend sein sollte, wird er durch diese Verse gerufen, um an dem Adae-Fest teilzunehmen. Man glaubt auch von fast allen anderen Materialien, daßsie von einem Geist bewohnt sind. Natürlich kündigt man das bevorstehende Fest auch den umliegenden Dörfern an.
Am Tag des Adae-Festes betreten frühmorgens der Häuptling und sein Ältester zusammen mit dem Hauptthronschemelträger (die Schemelträger sind sozusagen die Besitzer und Bewacher der Thronschemel) das Schemelhaus, begrüßen die Ahnen und geben ihnen, beginnend mit dem Ältesten, zu trinken. Mit dem Blut eines geschlachteten Schafs werden nun die Schemel eingerieben und auf jeden ein Stück Fett gelegt. Nun bereiten die Schemelträger Speisen zu, während sich der Häuptling draußen vom Volk feiern läßt. Sind die Speisen fertig, werden sie an die Ahnen verteilt. Auch die draußen Anwesenden bekommen etwas von den Speisen. Dieses regelmäßige Fest hält die Erinnerung an die Ahnen wach und es ist auch ein Kalender für die Akan: Neun Adae-Feste ergeben ein Jahr.
Es gibt noch weitere Feiern zu Ehren der Ahnen, auf die ich hier nicht eingehen werde, aber zusammenfassend kann man sagen, daßdiese Feste die Gruppensolidarität stärken. Man erinnert sich gemeinsam an gute Taten der Ahnen, denen man nacheifern möchte. In dieser Hinsicht sind die Ahnen auch wichtig für das moralische Verhalten des Einzelnen. Bei den Festen werden Freundschaften geknüpft, alte Streitereien beiseite gelegt, und „der Bund zwischen Häuptling und Volk wird erneuert.“ (S.75).
IV. Der Mensch und der Lauf des Lebens
Der Mensch wird als körperlich und geistig gesehen, d.h. er hat einen Körper, den man sieht und der beim Tod stirbt, und er hat einen unsichtbaren Geist, der nach dem Tod weiterlebt. Bei Krankheiten werden immer beide Teile behandelt, weil die Akan wissen, daßeine Krankheit auch von der Seele kommen kann. Aber sie unterteilen den Menschen nicht nur in diese beiden Komponenten. Vielmehr besteht der Mensch aus vier verschiedenen mehr oder weniger geistigen Bauelementen. Das erste heißt Okra, es ist der göttliche Teil des Menschen. Das Okra wird von Gott gesandt und es geht nach dem Tod zurück zu Gott. Es ist der unsterbliche Teil des Menschen. Das Okra kann von Gott mehrmals auf die Erde zurückgeschickt werden, das erklärt den Glauben an Wiedergeburt. Tiere haben kein Okra. Jedes Okra bekommt einen Namen, je nachdem an welchem Wochentag das Kind geboren ist. Es gibt sieben weibliche und sieben männliche solcher Tagesnamen (s. Anhang). Anhand der Namen Edusei Kofi oder auch Kofi Annan wissen wir, daßdiese Personen an einem Freitag (Kofi) geboren worden sind. Mit den Namenstagen sind auch Eigenschaften verbunden, ein Freitagskind wird z.B. Okyini, der Wanderer, genannt (S.82).
Der zweite Aspekt heißt Sunsum, es ist für die Charaktereigenschaften und die Moral verantwortlich, wenn auch nicht allein. Das Sunsum kann stark oder schwach sein, und es kann sich verändern. Es kann den Körper im Schlaf verlassen und anderen z.B. im Traum erscheinen. Es ist auch Angriffsplatz für Hexerei, ähnlich der Traumseele in Verbindung mit Hexerei bei den Zande. Ein starkes Sunsum ist der beste Schutz gegen Hexerei. Das Sunsum ist ferner der Teil, der bei einer Krankheit angerufen wird, vor einer Behandlung soll gebeichtet werden, um das Sunsum zu entlasten. Das Sunsum kann also durch schlechte Gedanken, Haßoder Neid krank werden. Früher gab es deshalb einmal im Jahr einen Tag, an dem jeder Mensch, Frauen, Männer und Sklaven, das sagen konnte, was ihn bewegt und stört. Auch gegenüber dem Häuptling konnte man frei heraussagen, was man von ihm hält. So sollte das Sunsum entlastet werden (S.86).
Das dritte Wesensglied ist das Ntoro. Es ist im Gegensatz zu den ersten beiden Aspekten vererbbar. Das Ntoro bekommt ein Kind von seinem Vater. Das Ntoro des Vaters handelt bis zur Pubertät im Kind, und auch danach bleibt es nicht ohne Wirkung. Der Jugendliche hat dann aber auch sein eigenes Ntoro. Das Ntoro schafft ein geistiges Band zwischen Kind und Vater als Ausgleich für die körperliche Bindung mit der Mutter. Es gibt zwölf patrilineare Ntoro-Gruppen. Jede Gruppe hat besondere Eigenschaften, wie Klugheit, Mitgefühl oder Mut.
Auch dem Ntoro kommt ein spezieller Wochentag hinzu, und es gilt besondere Tabus zu beachten. Ein Beispiel soll hier genügen: Das Bosompo Ntoro (eines der zwölf) steht unter dem Dienstag, das Totem ist der Wasserbüffel, das Tabu gilt dem Verzehr von Hunde- und Schildkrötenfleisch (S.88).
Das Mogya oder das Blut ist schließlich der vierte und letzte Aspekt des Menschen. Das Mogya wird von der Mutter vererbt und es gibt dem Kind die Mitgliedschaft in der Sippe. Es ist mit dem Mogya der Mutter ein wirkliches Mitglied der matrilinearen Gemeinschaft der Akan (S.89). Das Mogya kehrt nach dem Tod in die Erde zurück.
Ein Kind entsteht, wenn sich das Ntoro des Vaters mit dem Mogya der Mutter vereint. Interessant ist hier, daßdie Akan den Menschen als einen Körper sehen, der aber vier geistige Faktoren beherbergt.
Die Akan glauben an Schicksal (Nkrabea), das ihnen von Onyame, dem Schöpfer zugeteilt wird. Sie glauben, daßdas Okra im Himmel das Schicksal erfährt, kurz bevor es in einen neuen Körper hineingeboren wird. Trotzdem versuchen sie ein schlechtes Schicksal abzuwenden. Sie sind sich also durchaus bewußt, daßein Schicksal ohne das eigene Zutun nicht gut wird (S.96).
Der Lebenslauf eines Menschen beinhaltet folgende Stadien: das vorgeburtliche Leben (das ein rein geistiges ist), die Geburt, die Pubertät, die Heirat, der Tod und die Wiedergeburt bzw. der Eingang in die Ahnenreihe (was wiederum ein geistiger Zustand ist). Jede Station des Lebens ist von Riten begleitet. Nach der Geburt wird ein Kind sieben Tage verborgen gehalten, es hat in dieser Zeit sieben Gefahren zu bestehen. Erst nach dieser Zeit wird es als Mensch anerkannt und es erhält seinen Namen (S.99).
Besonders festlich ist die Initiation eines jungen Mädchens. Am Tag ihrer ersten Periode geht die Mutter des Mädchen dreimal (morgens, mittags und abends) durchs Dorf, um die freudige Nachricht zu verkünden, nachdem die Königinmutter die Erlaubnis dafür gegeben hat. Am zweiten Tag wird das Mädchen morgens zwischen fünf und sechs Uhr im Dorfflußgebadet, wobei ihr sämtliche Körperhaare abrasiert werden, denn die nächsten Haare sollen ihr als Frau wachsen. Nach der Rasur taucht das Mädchen dreimal im Flußunter. Dabei spricht die Einführende jedesmal folgende Worte: „Wir waschen deine kindlichen Anschauungen fort, laßalles kindliche Verhalten auf dem Grund des Flusses liegen. Stehe auf als Frau!“ (S.106f)
Nun wirft das Mädchen ihre gebündelten Haare in den Flußund die Gesellschaft geht zurück ins Dorf. Das Mädchen schaut sich nun nicht mehr um, denn ihre Kindheit liegt nun zurück. Am vierten Tag kommen Priesterinnen, die Gebete für die junge Frau sprechen, und langes Leben, Fruchtbarkeit, Gehorsam, und Tugendhaftigkeit erbitten.
Am fünften Tag wird das Mädchen von älteren, erfahrenen Frauen unterrichtet. Es erfährt über die Sexualität, die Geburt, die Kinderpflege und über den Haushalt, wie man Gäste empfängt und wie man mit seinem Mann zu sprechen hat. Kurzum, es erfährt wie man eine gute Hausfrau und Mutter wird.
Der sechste Tag ist schließlich der Höhepunkt der ganzen Zeremonie. Im Palast der Königinmutter wird ein Brei aus Yams-Wurzel und Eiern von der Ältesten gekocht. Nun mußdie einzuführende junge Frau drei gekochte Eier im Ganzen schlucken, das ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit. Wenn sie die Eier zerbeißt, würde auch ihr Ei für die Entbindung zerstört sein. In Wirklichkeit wird das Ei mit der Zunge am Gaumen zerdrückt, bevor es geschluckt wird, aber das sieht niemand. Hauptsache, man beißt das Ei nicht kaputt. Nun ißt die junge Frau mit den Kindern, die sich im Palast aufhalten, den zuvor bereiteten Brei. Es soll zeigen, daßsie auch als Mutter ihr Essen gewissenhaft mit ihren eigenen Kindern teilt.
Am siebten Tag mußdie Eingeführte den ganzen Tag halb bekleidet auf dem Dorfplatz sitzen. Diese Gelegenheit läßt sich kaum jemand entgehen und man beschenkt die junge Frau während man sie genau inspiziert, ob sie nicht schon schwanger ist oder eine Mißbildung hat. Besonders für heiratswillige Männer ist dies eine gute Gelegenheit, um auf Brautschau zu gehen.
Am achten und letzten Tag bedankt sich die junge Frau, die ab nun die Kleider einer Frau trägt, bei allen Gratulanten, indem sie alle besucht. Am Nachmittag wird getrommelt, und die Frau zeigt ihre Tanzkünste. Ab jetzt ist sie eine Frau und jeder Mann kann um ihre Hand anhalten (S.110).
Meist findet sich schnell ein Mann, denn für die Akan ist die Fortpflanzung eine religiöse Pflicht. Kaum ein Gebet enthält nicht die Bitte, daßdie Gebährfähigen weiterhin gesunde Kinder bekommen sollen. Kinderlos zu bleiben ist ein großes Unglück für die Akan, man kann in diesem Fall auch kein Ahne werden. Wenn ein Kinderloser stirbt, so stach man ihm früher Dornen in die Fußsohlen, um ihn an der Wiederkehr zu den Lebendigen zu hindern.
Die Heirat ist also ein sehr wichtiges Ereignis, denn es führt nicht nur zwei Menschen zusammen, sondern zwei ganze Familien. Die Entscheidung zur Heirat wird nicht dem Paar allein überlassen. Da die Akan exogam heiraten, müssen zuerst Erkundigungen über die Ehrbarkeit der jeweils anderen Familie eingezogen werden, da man sie oft noch nicht kennt. Besonders wird auf Dinge geachtet, die einen schlechten Tod herbeiführen, also Vorkommnisse wie Mord oder Krankheiten (s.S.2).
Ein junger Mann zeigt seine Absicht zuerst seinem Vater an, der daraufhin die Familie des Mädchens erkundet. Befindet er die Familie für gut, so geht der Vater des Mannes zum Vater des Mädchens, um ihm darüber zu berichten. Nun erkundigt sich dieser Vater über die Familie des Mannes. Ist er auch zufrieden, so beginnen die Verhandlungen über den Termin. An der Verlobung beschenkt der Vater des Mannes die Familie des Mädchens mit alkoholischen Getränken, und die Mutter bekommt ein Geldgeschenk. Wenn der Mann es sich leisten kann, wird er auch die anderen Frauen des Haushalts mit Geld beschenken. Ab nun darf das Paar öffentlich zusammen sein, jedoch nicht zu eng. Wird das Mädchen vor der Hochzeit schwanger, mußihr Verlobter eine Geldbuße bezahlen, und es wird nochmals überdacht, ob die Hochzeit wirklich gut wäre. An der Hochzeit selbst wird ein Festessen von der Braut zubereitet, das sie der Familie des Bräutigams schickt. Danach holt der Bräutigam seine Braut bei ihrer Familie ab, er mußnochmals Alkohol und Geldgeschenke machen. Dies sind nur die Grundstrukturen einer Hochzeit, denn dazwischen gibt es viele andere Bräuche, die so vielfältig sind, daßsie den Rahmen dieser Schrift sprengen würden. In der heutigen Zeit wird nach den traditionellen Riten die Ehe auch in der Kirche oder am Standesamt besiegelt (S.116ff).
Der Tod und Beerdigungen sind ebenfalls sehr unterschiedlich. Einmal, weil es verschiedene Bestattungsriten für verschiedene Todesarten gibt (man unterscheidet zwischen gutem und schlechtem Tod, wenn ein Kind stirbt, so ist das Begräbnis kurz und unspektakulär), und nocheinmal, weil die Riten von Stamm zu Stamm sehr verschieden sind. Aus diesem Grund möchte ich hier nicht näher darauf eingehen, es sei nur soviel gesagt: Nach einem guten Tod, und wenn der Gestorbene Kinder hatte, wird er ein Ahne. Er geht auf eine Reise von der Erde, wo er bzw. sein Okra noch drei Tage verweilt, in den Himmel zu Onyame, dem Schöpfergott. Es kann ihm von Onyame gestattet werden, nochmals als Mensch auf die Erde zurück- zukehren (also wiedergeboren werden) oder aber im Himmel zu verweilen. Im letzteren Fall wird der Ahne aber trotzdem hin und wieder auf die Erde kommen, um seine Nachkommen zu besuchen, hauptsächlich nachts (manchmal im Traum) und bei Feiern.
Nun möchte ich aber zurück zu den göttlichen Wesen kehren, die in der Religion der Akan eine weitere Rolle spielen.
V. Götter und geistige Wesen
Onyame der allmächtige Schöpfergott hat als Helfer geistige Wesen erschaffen, die verschiedene Eigenschaften besitzen, und damit verschiedene Aufgabenbereiche haben, so glauben die Akan. Diese Wesen heißen Abosom (sg. Obosom). Sie können weiblich oder männlich, gut oder böse sein. Als Heimstatt dienen ihnen jeweils spezifische Naturerscheinungen, wie z.B. Bäume, Steine, Berge, und auch Tiere. Sie können ihren Wohnsitz jederzeit verlassen. Sie sind also z.B. nicht an ein bestimmtes Holz gebunden, und es wird auch nicht dieses Holz verehrt, sondern der Geist, der darin wohnt. Die Abosom stehen über den Menschen, aber unter den Ahnen. Es wird ihnen große Macht nachgesagt, jedoch nur innerhalb ihrem Zuständigkeitsbereich. Manche dieser Götter werden nur gering geschätzt, besonders wenn sie den Menschen nichts Gutes getan haben. Die Anzahl und die Wesensarten dieser Götter sind von Stamm zu Stamm verschieden, deshalb werde ich hier nur auf die wichtigsten und allgemeinsten eingehen.
Die wichtigste dieser Götter, sie steht Onyame am nächsten, ist Asase Yaa, die Erdgöttin. Bei den Fante heißt sie Asase Afua. Die Namen Yaa und Afua sind weibliche Namen des Okras, der dazugehörige Tag sind für Yaa der Donnerstag, für Afua der Freitag (s. Anhang). An diesem Tag darf der Boden nicht bearbeitet werden. Manchmal wird Asase Yaa einfach Mutter genannt. Es gibt keine Tempel oder Schreine für sie, auch keine speziellen Priester, denn zu ihr hat, ähnlich wie zu Onyame, jedermann gleichermaßen Zugang. Sie ist gütig und nicht nachtragend, denn jeder kann, auch wenn sein Leben noch so lasterhaft gewesen sein mag, nach dem Tod in ihren Schoß(also in die Erde) zurückkehren. Vor einem Begräbnis (und damit der Verletzung der Erde durch die Totengrube), opfert man der Erdgöttin, und bittet sie, den Toten bei sich aufzunehmen.
Besonders zur Pflanzzeit wird ihr geopfert. Man verwendet dazu z.B. das Blut von Hühnern und Speisen, deren Teile in alle Himmelsrichtungen verstreut werden. Bevor man das Land neu bearbeitet fragt man Asase Yaa um Erlaubnis. Sie ist außerdem die Göttin der Wahrheit (S.138ff).
Weitere Götter sind die Wassergeister. In jedem Gewässer haust ein solcher und sie sind im allgemeinen wohlmeinend. Da Wasser so wichtig für den Menschen ist, werden sie mit großer Ehrfurcht behandelt. So gibt es den Gott des Meeres, der von den Fante, die an der Küste Ghanas leben, Bosompo genannt wird. Sein Tag ist der Dienstag, an dem nicht gefischt wird. Es gibt jährliche Opfergaben, um ausreichend Fische und sichere Seefahrt zu gewährleisten. Der Flußgott Tano hat seine Anhänger mehr im Landesinneren. Er steht für Fruchtbarkeit und ist ferner der Gewittergott. Auch bei Krieg oder anderen schweren Zeiten wird er um Hilfe und Rat gebeten (S.140ff).
Die meisten der untergeordneten Götter sind gute, doch gibt es auch welche, die ausgesprochen böse sind. Sie leben meistens im Wald und sie werden gefürchtet, aber auch verehrt, um sie günstig zu stimmen und den Menschen kein Elend zu bringen. Bei Kriegen kann ihre Boshaftigkeit nützlich gegen die Feinde ausgespielt werden. Einer dieser Geister heißt Sasabonsam, er ist ein Waldungeheuer, der in zwei bestimmten Bäumen lebt. Er hat lange schwarze Haare, eine feuerspeiende Zunge, Flügel, Hufe und einen langen Schwanz. Außerdem ist er mit Hexen verbündet. Eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer Vorstellung vom Teufel möchte ich hier nicht ausschließen.
Andere böse Geister sind die Mmoatia, auch „die kleinen Leute“ genannt. Sie sind nicht absolut böse wie Sasabonsam, sie sind eher kleine Schurken, die sich einen Spaßdaraus machen, die Menschen zu ärgern. Sie sind ca. 30 cm groß, haben eine gebogene Nase und gelbliche Haut. Ihre Lieblingsspeisen sind Bananen, Nüsse und Zuckerrohr und sie haben ein ungemein großes Wissen über Heilpflanzen, das sich manche Medizinmänner zu nutze machen, indem sie die Mmoatia mit den genannten Speisen bestechen, um etwas von ihnen zu erfahren. Manchmal halten sie unvorsichtige Wanderer gefangen, welche sie durch Schläge überwältigen, zum Bananenverzehr zwingen, sie aber nach einer Weile wieder frei lassen (S.143f).
Dies soll genügen um einen kleinen Einblick in die Geisterwelt der Akan zu bekommen. Ich werde mich nun kurz der Zauberei zuwenden.
VI. Zauberei und Medizin
Zur Zauberei, oder Hexerei, kann ich hier ebenfalls nur einen kleinen Teil der komplexen Gegebenheiten wiedergeben. Im allgemeinen ist die Vorstellung von Hexerei sehr ähnlich den Vorstellungen der Zande über die E.E. Evans-Pritchard seinerzeit eine ausführliche Dokumentation schrieb. Zu den wesentlichsten Anschauungen gehören der Glaube, daßjegliche Arten von Unglück, also Krankheit, Mißernte, Unfruchtbarkeit und andere, der Hexerei zugeschrieben werden können. Weiterhin, daßdas Sunsum einer Hexe den Körper im Schlaf verlassen kann, um Unheil anzustiften. Hexen treffen sich des Nachts, um gemeinsam einen Menschen zu essen, oder anderes Unglück auszuhecken. Sie können sich in Tiere oder auch andere Menschen verwandeln. Wer nachts umherwandert läuft Gefahr, der Hexerei überführt zu werden. Hexen können Krankheit und Tod, Armut oder Mißernte herbeiführen. Hexerkraft kann von einer Hexe verschenkt werden, was sie meist kurz vor ihrem Tod macht, oder aber zu Spottpreisen auf dem Jahrmarkt gekauft werden. Erblichkeit von Hexerkraft wie es bei den Zande ist, kann ich für die Akan nicht sicher bestätigen. Eher möglich ist eine Ansteckung. Hexen verrichten ihre Notdurft nachts im Fluß, und die erste Frau, die am Morgen Wasser holt, kann angesteckt werden. Hexen sind meist weiblich, selten Kinder und noch seltener männlich. Wenn aber ein Mann die Hexerkraft hat, so ist er mächtiger als sein weibliches Gegenstück (S.148ff).
Hexen sind grundsätzlich böse und bringen Unheil. Jedes Unglück kann auch durch Hexerei erklärt werden. Wenn etwas schiefläuft, dann ist Hexerei im Spiel. Diese Ansicht ist keine Ansicht von ungebildeten Bauersleuten. Auch Geschäftsleute, Universitätsprofessoren und Regierungsbeamte glauben an die Hexerei.
Die Medizin ist bei den Akan ebenso in den religiösen Glauben eingebunden wie die bisher beschriebenen Institutionen und Vorstellungen. Neben den rein organischen Krankheitsbildern, die auch als solche erkannt werden gibt es mehrere Gründe für Krankheit. Hexerei kann ein Grund für Krankheit sein, ferner können auch gekränkte Ahnen oder das eigene, von Onyame gegebene Schicksal, der Grund sein. Auch als Folge asozialen Verhaltens werden Krankheiten gesehen, denn im Leben der Akan ist nichts wichtiger als die guten Beziehungen zu Verwandten, Freunden, zu Gott und den Göttern und zu den Ahnen zu erhalten (S.157ff).
„Bei der Behandlung von Krankheiten werden also die organischen wie die spirituellen Ursachen gleichermaßen in Betracht gezogen.“ (Kofi, S.158)
Zur Behandlung benutzt man Kräuter und Wurzeln, aber auch rituelle Reinigungen und Opfergaben gehören dazu. Man fragt oft Gott oder die Ahnen um Rat, bei einer Beerdigung hört man des öfteren, daßjemand den Verstorbenen bittet, ihm doch ein Heilmittel zu schicken. Man lernt auch von den Mmoatia oder durch Beobachtung von Tieren. Die Erfahrung, daßhochträchtige Ziegen ein bestimmtes Blatt essen, das sie sonst kaum anrühren, hat zur Entdeckung eines blutstillenden Mittels geführt, das nun den schwangeren Frauen vor der Geburt verabreicht wird.
Die rituelle Seite von Krankheitsbehandlungen darf nicht unterschätzt werden. Selbst heute, wenn jemand in einem öffentlichen Hospital liegt, schmuggeln die Verwandten oft geweihte Heilmittel ins Krankenhaus, um der Krankheit auch auf dem traditionellen Weg entgegenzuwirken. Andersherum gibt es afrikanische Ärzte (die der europäischen Medizin mächtig sind), die einen Kranken entlassen, und den Verwandten die Worte mit auf den Weg geben, daßdiese bestimmte Krankheit am besten durch einen traditionellen Medizinmann in der Umgebung des Dorfes geheilt werden kann. Psychische Faktoren spielen hier die größte Rolle zur Selbstheilung, denn der Kranke fühlt sich geborgener in seinem Dorf, und er kann sich rituellen Reinigungen unterziehen.
VII. Epilog
Im Zugedn und verfolgt. Viele Akan mußten diese schmerzliche Erfahrung machen, auch wenn sie freiwillig der neuen Religion beigetreten sind. Die Folge ist natürlich, daßeinige Riten ganz verloren gingen, und mit ihnen die Gelehrten, die sich mit all den Göttern auskannten und als Mittler eine hohe Stellung in der Gesellschaft innehatten. Andererseits haben viele Akan ihrem eigenen Glauben weiterhin gedient, und neben den Kirchgängen auch den traditionellen Göttern geopfert. Heute werden diese Riten als kulturelles Erbe geschätzt, und sogar in manchen Schulen gelehrt, auf keinen Fall sind sie heute noch verboten! Daraus ergibt sich dieser interessante Mix aus Christentum und traditioneller Religion, wie z.B. die Vermischung von Heiratsriten. Auch bei heute christlichen Begräbnissen wird der Leichnam trotzdem noch auf traditionelle Weise vorbereitet, d.h. es werden ihm Werkzeug, Schmuck und Speisen beigelegt, die er auf der Reise zu Gott gebrauchen kann. Besonders in Krisenzeiten und zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse werden noch die alten Götter angerufen.
Heute ist die Vermischung der Religionen soweit fortgeschritten, daßes selbst bei Eröffnung von Regierungshäusern vorkommt, daßein Huhn oder ein Lamm zu Ehren der Götter geopfert wird.
Eine alte Frau sagte einmal in Bezug zur traditionellen Religion: „Sie ist die Luft, die wir atmen, und die Erde, auf der wir leben. Sie zu ändern hieße, aufhören zu leben“ (zitiert nach Kofi, S.189).
In Ghana finden wir so gut wie alle Religionen der Welt, und oftmals eine Mischung zwischen zwei oder sogar mehreren. Ein Akan findet auch nichts Verwerfliches daran, denn die Hauptsache ist, zu glauben, und das machen die Akan mit Leidenschaft.
Es ist bewundernswert, wie nicht nur die Akan, sondern auch viele andere afrikanischen Stämme es geschafft haben, ihre traditionelle Religion mit der Bekehrung zu einer der Weltreligionen zu vereinen. Es bleibt nur zu hoffen, daßdie alten Riten auch weiterhin ihre Bedeutung nicht vollständig verlieren werden.
VIII. Literatur
Ayim-Aboagye, Desmond, „The Function of Myth in Akan Healing Experience“, Stockholm, 1993
Evans-Pritchard, E.E., „Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande“, Frankfurt, 1978 (neue Auflage)
Kofi, Edusei, „Für uns ist Religion die Erde, auf der wir leben“, Stuttgart 1985
Meyerowitz, E.L.R., „The Akan of Ghana - Their Ancient Beliefs“, London, 1958
www.Ghana-world.fromgermany.de, hier besonders „Stammeskunde“ und „Religion“
IX. Anhang
Verzeichnis der Namen für das Okra nach Wochentagen (nach Kofi, S. 82):
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dieser Niederschrift über die Religion der Akan?
Diese Niederschrift widmet sich der Religion der Akan, einer ethnischen Gruppe hauptsächlich in Ghana, aber auch in Randgebieten der Elfenbeinküste und in Togo. Sie konzentriert sich auf religiöse Aspekte und lässt soziale, wirtschaftliche und politische Institutionen außer Acht.
Wo leben die Akan hauptsächlich?
Die Akan leben hauptsächlich in Ghana, aber auch in Randgebieten der Elfenbeinküste und in Togo.
Wer ist Onyame?
Onyame ist der höchste Gott der Akan, ein Schöpfergott der Erde und des Menschen. Er ist allgegenwärtig, ewig und unsichtbar und wird für seine Güte und Autorität verehrt.
Welche Rolle spielen die Ahnen in der Religion der Akan?
Die Ahnen stehen an zweiter Stelle nach Gott und werden mit höchster Ehrfurcht behandelt. Sie sind Bindeglieder zwischen den Lebenden und Gott und beschützen die Familie.
Was ist das Adae-Fest?
Das Adae-Fest ist das wichtigste Ahnenfest der Akan, das alle 42 Tage abgehalten wird. Es dient dazu, die Erinnerung an die Ahnen wach zu halten und die Gruppensolidarität zu stärken.
Aus welchen Bestandteilen besteht der Mensch laut der Akan?
Der Mensch besteht aus vier verschiedenen mehr oder weniger geistigen Bauelementen: Okra (göttlicher Teil), Sunsum (Charakter und Moral), Ntoro (vom Vater vererbt) und Mogya (vom Mutter vererbt).
Was bedeutet Nkrabea?
Nkrabea bedeutet Schicksal, das den Menschen von Onyame zugeteilt wird. Die Akan glauben, dass das Okra im Himmel das Schicksal erfährt, bevor es in einen neuen Körper hineingeboren wird.
Welche Stadien umfasst der Lebenslauf eines Menschen bei den Akan?
Der Lebenslauf umfasst das vorgeburtliche Leben, die Geburt, die Pubertät, die Heirat, der Tod und die Wiedergeburt bzw. der Eingang in die Ahnenreihe.
Was ist die Initiation eines jungen Mädchens?
Die Initiation eines jungen Mädchens ist eine festliche Zeremonie, die an ihrem ersten Tag der Periode stattfindet. Es markiert den Übergang von der Kindheit zur Frau.
Warum ist die Fortpflanzung für die Akan eine religiöse Pflicht?
Die Akan glauben, dass die Fortpflanzung eine religiöse Pflicht ist, da die Kinderlosigkeit als großes Unglück angesehen wird und man in diesem Fall kein Ahne werden kann.
Wer sind die Abosom?
Die Abosom sind geistige Wesen, die von Onyame als Helfer erschaffen wurden. Sie haben verschiedene Eigenschaften und Aufgabenbereiche und bewohnen Naturerscheinungen wie Bäume und Steine.
Wer ist Asase Yaa?
Asase Yaa ist die Erdgöttin und steht Onyame am nächsten. Sie wird auch Mutter genannt und ist gütig und nicht nachtragend.
Wer ist Sasabonsam?
Sasabonsam ist ein Waldungeheuer, das in zwei bestimmten Bäumen lebt und mit Hexen verbündet ist.
Wer sind die Mmoatia?
Die Mmoatia sind kleine Schurken, die sich einen Spaß daraus machen, die Menschen zu ärgern. Sie sind ca. 30 cm groß, haben eine gebogene Nase und gelbliche Haut. Ihre Lieblingsspeisen sind Bananen, Nüsse und Zuckerrohr und sie haben ein ungemein großes Wissen über Heilpflanzen.
Was ist die Rolle der Hexerei im Leben der Akan?
Die Akan glauben, dass Unglück, Krankheit und andere negative Ereignisse der Hexerei zugeschrieben werden können. Hexen können Krankheit und Tod, Armut oder Mißernte herbeiführen.
Wie wird Medizin bei den Akan praktiziert?
Die Medizin ist eng mit dem religiösen Glauben verbunden. Neben organischen Ursachen werden auch spirituelle Ursachen wie Hexerei oder gekränkte Ahnen bei Krankheiten berücksichtigt. Die Behandlung umfasst Kräuter, rituelle Reinigungen und Opfergaben.
Welche Rolle spielt die traditionelle Religion im modernen Ghana?
Trotz der Verbreitung des Christentums wird die traditionelle Religion als kulturelles Erbe geschätzt und oft mit christlichen Riten vermischt. Sie wird besonders in Krisenzeiten und zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse praktiziert.
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- Stephanie Weitzel (Author), 2001, Die Religion der Akan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105577