Hitler Referat (Herkunft, Hintergründe)


Presentation / Essay (Pre-University), 2001

11 Pages, Grade: 1 +


Excerpt


Adolf Hitler

Adolf Hitler wurde am 20.April 1889 in Branau am Inn/Österreich geboren. Seine Mutter war Klara Hitler geborene Plötzl, eine 29 jährige Magd aus der untersten Schicht der Gesellschaft. Sein Vater war Alois Hitler, ein Zollbeamter. Er war 23 Jahre älter als seine Ehefrau Klara, also 52 Jahre alt.

Hitler wusste allerdings aufgrund einer, zu seiner Zeit ungeklärten Familiengeschichte, nie wer sein Großvater väterlicherseits war, denn Hitlers Vater Alois war ein uneheliches Kind, das später heimlich legitimiert wurde. Lange nachdem Hitlers Großmutter Maria Anna Schickelgruber und ihr Mann gestorben waren erschien nämlich dessen Bruder Johann Nepomuk Hüttler zusammen mit 3 Bekannten beim Pfarrer Zahmschirm in Dollersheim und beantragte die Legitimierung seines inzwischen fast vierzigjährigen „Ziehsohnes“, des Zollbeamten Alois Schickelgruber (Hitlers Vater). Er behauptete, daß sein verstorbener Bruder Johann Georg der Vater sei und der Pfarrer änderte kurzerhand den Vermerk “unehelich“ durch „ehelich“. Diese Legitimierung war also auch erst die Ursache dafür, daß Alois Schickelgruber und damit auch sein Sohn Adolf den Nachnamen „Hitler“ erhielt. Da danach viele Gerüchte um die Identität seines Großvaters kursierten, konnte Hitler auch nicht ausschließen, daß sein Großvater Frankenberger, der jüdische Dienstherr seiner Großmutter war. Diese ungeklärte Vergangenheit kann mit als eine Ursache des Bestrebens angesehen werden, umso mehr eine rassische Reinheit bei anderen zu verlangen, desto weniger sie bei ihm gewährleistet war.

Hitler hatte noch zwei jüngere Halbgeschwister, Edmund (er starb als Hitler 10 Jahre alt war) und Paula (1886-1960). Dazu kamen die Halbgeschwister Alois (1882-1956) sowie Angela (1883-1949).

Hitlers Vater war ein Aufsteiger, am Ende war er als Zollamtsoberoffizial in die höchste Rangklasse befördert worden, die er aufgrund seiner Vorbildung erreichen konnte. Von seinen Zollbeamtkollegen wurde er als streng, genau, sogar pedantisch charakterisiert und von seinem Beruf besaß er die Auffassung, dass er nichts für Trinker, Kartenspieler und andere Leute mit unmoralischer Lebensführung sei. Adolf Hitler wurde auch oft von seinem Vater geprügelt, da dieser auf Disziplin und Ordnung bestand und sein Sohn außerdem den gleichen Beruf erlernen sollte, wie er (bevor er mit 58 frühpensioniert wurde).

Aber Adolf wollte lieber Künstler werden. In seiner Berufswahl ließ sich schon das Motiv erkennen, dass ihn sein ganzes Leben geprägt hat: jede feste, starre Ordnung lehnte er für sich ab, er bevorzugte einen freien, unkonventionellen Lebensstil, indem er nicht von Zwängen eingeschränkt wurde.

Hitlers Mutter Klara vermochte es auch in der Ehe mit Alois (gesetzlich war sie seine Nichte) nicht, ihren vorherigen Status als Magd zu überwinden. Jahrelang hatte sie große Schwierigkeiten sich als Frau des Zollamtsoberoffizials zu sehen und redete ihren Mann deshalb jahrelang mit Onkel Alois an.

Hitlers Jugendzeit war, aufgrund der zahlreichen Versetzungen seines Vaters, von Umzügen und den damit verbundenen Schulwechseln geprägt, aber er konnte als ein aufgeweckter, lebhafter und offenbar begabter Junge bezeichnet werden. Diese Eigenschaften wurden jedoch von seinem Unvermögen zu geregelter und intensiver Arbeit überschattet. Hatte er anfangs auf den verschiedenen Volkshochschulen noch gute bis sehr gute Noten vor zu weisen, versagte er bei seinem späteren Wechsel auf die Realschule in Linz so, dass er 2 mal nicht versetzt wurde. Dieses Versagen läßt sich im wesentlichen einmal dadurch erklären, dass er im städtischen Linz ein bäuerlicher Außenseiter blieb, hier besaß er unter Akademischen Kaufleuten nicht mehr die Vorherrschaft über seine Mitschüler, wie dies noch auf der Volksschule der Fall war. Ein andere Grund besteht in seiner schon erwähnten Abneigung gegen systematische Arbeiten, so dass er selbst in seinen Lieblingsfächern Geographie und

Geschichte nur die Note 4 erlangte. Der von Hitler selbst genannte Grund für sein schulisches Versagen, das es eine Trotzreaktion auf den Versuch des Vaters, auch ihm eine Beamtenlaufbahn aufzuzwingen gewesen sei, kann nicht als wahr erachtet werden, denn zum einen kümmerte sich der Vater trotz seiner Frühpensionierung weniger um die berufliche Zukunft seines Sohnes, als um die Durchsetzung von Respekt und Disziplin wodurch Hitlers Bewegungsfreiheit allerdings eingeschränkt wurde und zum anderen erlebte Alois Hitler nur den Anfang der Realschulzeit seines Sohnes, da er 1903, als Hitler 14 Jahre alt war, verstarb. 1905 beendete Adolf Hitler sechzehnjährig seine Schulzeit ohne Abschluß, da er auf der Oberrealschule in Steyr erneut nicht versetzt wurde.

In der Folgezeit entwickelte sich seine Begeisterung für die Musik Richard Wagners, ohne die der spätere Veranstaltungsstil der Hitlerischen Phantasiewelten wohl nicht hätte verwirklicht werden können. Die Umsetzung Wagners Musik in eine politische Wirkung kam dadurch zustande, daß es Wagner gelang, Hitler durch heroische Stimmungen aufgrund von Prunk und Pathos und dem Nationalgeist des 19. Jahrhunderts zu betören.

Im Mai und Juni 1906 besuchte Hitler zum ersten Mal Wien, wo er sich auch im September 1907, als 18 Jähriger, einer Aufnahmeprüfung der Akademie der bildenden Künste, Abteilung Allgemeine Malerschule, stellte. Im zweiten Teil, der auf überaus hohem Niveau stattfindenden Aufnahmeprüfung, erfüllte er die Anforderungen nicht. Nun rächte sich auch sein nicht vorhandener Schulabschluss, denn dadurch konnte er auch kein Architekturstudium aufnehmen. Hitler ging nach der misslungenen Prüfung außer Opernbesuche u.s.w. keiner ernsthaften Tätigkeit nach, sondern führte ein Pensionärsdasein, das er allerdings als Studium bezeichnete. Seine Mutter war in dieser Zeit- wenn auch wehmütig - davon überzeugt, dass er seinen Weg schon machen werde, als wäre er alleine auf der Welt. Klara verstarb am 21.12.1907. Der Tod der Mutter zu der Hitler eine sehr enge Bindung hatte bedeutete zweifelsfrei einen Einschnitt in sein Leben, dessen Bedeutung allerdings umstritten ist. Die Mutter gehörte zu den wenigen Personen, die er näher an sich heran ließ. Seine Unfähigkeit, richtige Freundschaften aufzubauen, beruhte sowohl auf einer Berührungsfurcht als auch auf einer Bindungsangst und dem mangelnden Vertrauen, dass er seinen Gegenübern entgegenbrachte. Für Hitler war es entscheidend, dass er die Kontrolle, die Macht besaß, die Richtung bestimmen zu können.

Von 1908-1913 lebte Hitler in Wien (von 1909-1913 in einem Männerheim). Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich dabei mit Aquarellen und Zeichnungen und ererbten Vermögensanteilen (von seinen Eltern und einer Großtante). Ohne eigenes Zutun bekam er monatlich 58 Kronen (aus dem Elternerbe) und 25 Kronen Waisenrente, was damals etwa dem Gehalt eines hohen Realschullehrers entsprach. Diese nicht unermesslichen Einkünfte widerlegen seine Selbstdarstellung über die frühen Wiener Jahre, nach der er Elend und Jammer ertragen musste. Nachdem im September 1908 auch der zweite Versuch scheiterte, die Aufnahmeprüfung zu bestehen, zog sich Hitler allerdings noch stärker als zuvor von seiner Umwelt zurück, brach jeden Kontakt zur Verwandtschaft ab und verließ auch die gemeinsame Wohnung, die er mit seinem Freund Kubizek teilte, da er vor niemanden seine Misserfolge eingestehen wollte.

Von dieser Zeit an begannen die traurigsten fünf Jahre seines Lebens, der verwöhnte Sohn eines gesellschaftlichen Aufsteigers vernachlässigte sich sehr bald. Nachdem er die Jahreswende 1909/1910 im Obdachlosenasyl verbracht hatte - was aber auch dazu diente, sich dem österreichischen Wehrdienst zu entziehen - zog er anschließend ins Männerheim um. In diesem Männerheim konnte er Heimat und Kameradschaft entdecken, er fand dort Männer vor, die ihm unterlegen waren und nicht wiedersprachen. Hier schlug Hitler, zusammen mit dem Verkauf von selbsterstellten Zeichnungen, den Weg ein, mit dem er die Misere verlassen konnte.

In der Linzer und Wiener Zeit liegen auch die Ursprünge für seine Weltanschauung. In Wien verschärfte sich sein Antisemitismus und Nationalismus, der seine Wurzeln allerdings schon in Linz besaß, denn dort traf Hitler mit dem Besuch der Realschule auf eine ausgesprochen nationalgesinnte Atmosphäre. Zudem las er extrem antisemitische Zeitungen wie die „Linzer fliegenden Blätter“. Ein Mitschüler erinnerte sich später einmal an eine Begebenheit aus dem Jahre 1901, die damals allerdings durchaus nicht ungewöhnlich war: So soll der damals 12jährige Hitler eines Tages an der Klassenzimmertür gestanden und die hereinkommenden Mitschüler entweder in die rechte oder linke Ecke des Klassenzimmers geschickt haben. Dabei standen die verschiedenen Ecken entweder für Germane oder Nicht-Germane.

Die Ursprünge der Hitlerischen Ideologie wurden ihm nicht von Einzelnen übermittelt, sondern die ganze Epoche war diesbezüglich sein Ideenlieferant. Dazu gehörten neben dem Antisemitismus auch ein überhöhter Nationalismus und der Sozialdarwinismus. Hitler wurde im wesentlichen von drei Personen geprägt, die auch das deutschbürgerliche Wien der Jahrhundertwende dominierten: Im Feld der Kunst war dies der schon genannte Richard Wagner, mit dem Hitler in vielen Punkten übereinstimmte, wie z.B. die ungeklärte Identität der Vorfahren, Schulversagen, der krankhafte Judenhass und die Flucht vor dem Militärdienst, und politisch standen Wien und Hitler unter dem Einfluss von Georg Ritter von Schönerer (1842 - 1921) und vor allem von Dr. Karl Lueger (1844 - 1910), dem Wiener Bürgermeister von 1897 bis 1910.

Von Schönerer, Gründer der Alldeutschen Bewegung, war ein Demagoge, der es verstand die Wirkungen des Primitiven gezielt aus zu nutzen. Mit der Radikalität seiner Kampfansagen und der Meinung, die Juden wären die Ursache allen Übels auf der Welt, wurde er zu einem Vorbild Hitlers.

Für Karl Lueger stand nicht die Idee, sondern die Sache im Vordergrund. Hitler war auch bei ihm von seiner demagogischen Wirkung fasziniert und des weiteren von seiner Fähigkeit verschiedene Überzeugungen in der Bevölkerung für sich nutzbar zu machen. Im Gegensatz zu von Schönerer war er nicht arrogant und beharrte auf seinen Prinzipien, sondern wurde als geschickt und populär angesehen.

Insgesamt kann man davon ausgehen, dass Hitler die rund fünf Wiener Jahre weniger intellektuell prägten, wie er es in Rückbetrachtungen gerne gesehen hätte, als demagogisch und polittaktisch. Hitler selbst machte Wien später zu der Stadt, in der sich sein Weltbild gefestigt habe: „Ich bin von Wien fortgegangen als absoluter Antisemit, als Todfeind der gesamten marxistischen Weltanschauung. Diese Rückdatierung hatte den Zweck dem Volk zu suggerieren, dass es sich bei seinem späteren politischen Programm um ein Ergebnis lang gereifter Überlegung handle und sicherlich auch die Aufgabe, dieses Trauma der Wiener Jahre zu kompensieren, indem er der ganzen schlimmen Zeit nachträglich einen Sündenbock aufbürdete: den Juden! So erschien ihm im nachhinein die Akademie, zu der er nicht zugelassen wurde, als verjudet. In dieser Zeit übernahm er zunehmend die Vorurteile, Schlagworte, Ängste und Ansprüche der guten Wiener Gesellschaft, da er immer die Furcht vor dem sozialen Abgleiten besaß. Hitler hatte große Angst davor nicht von Asozialen unterscheidbar zu sein und übernahm deshalb viele Ansichten des Bürgertums.

Am 24. Mai 1913 verließ Hitler Wien und siedelte nach München über. Durch die Eindrücke der Wiener Zeit hatte sich in ihm ein deutsches Nationalgefühl entwickelt, was sicherlich mit einen Grund für den Wohnortswechsel darstellte. Der entscheidendere Grund war, dass ihn die Polizei 1913 wegen Wehrdienstflucht suchte, da Hitler der Armee der Österreichischen Monarchie nicht dienen wollte, das Soldatensein an sich lehnte er aber nicht ab. Die Behörden suchten anfangs nicht energisch genug nach ihm, so dass es ihm ein leichtes war, immer in Obdachlosenheimen unter zu tauchen und unbehelligt im Männerheim zu wohnen. Da aber die Suche nicht völlig aufgegeben wurde, verließ er Wien schließlich doch. Wie er später (1931) bekannt gab, wechselte er nach München um ein größeres Feld für seine politische Tätigkeit zu finden. Dieses Motiv scheint vor allem dadurch eine Verzerrung der Wahrheit zu sein, da für seine oben genannten Zwecke Berlin viel bessere und größere Vorraussetzungen bot. Vielmehr erscheint der Wechsel nach München ein Indiz dafür zu sein, dass er in dieser Zeit noch eher künstlerisch - romantisch als politisch geprägt war.

In München wohnte Hitler als Untermieter bei Schneidermeister Popp und setzte sein träges und kontaktarmes Leben aus der Wiener Zeit fort. Wie noch nie zuvor war er such hier von der Angst erfüllt, gegenüber Asozialen, Landstreichern, Proletariern und Juden ununterscheidbar zu werden.

Inzwischen hatte ein österreichischer Inspektor herausgefunden, dass Hitler nun in München lebte und so wurde er aufgefordert, sich in Linz der Militärkommission zu melden. Durch einen weinerlichen Brief, indem es unter anderem heißt: „...ich hatte keine andere Freundin als Sorge und Not, keinen anderen Begleiter als ewigen unstillbaren Hunger...“, worin er erklären wollte, warum er sich 1909 nicht beim Militär gemeldet hatte, erreichte er, dass ihm erlaubt wurde ins nähere Salzburg zu fahren. Dort erschien er am 5. Februar 1914, wo ihm die Musterungskommission bescheinigte, zum Waffen - und Hilfsdienst untauglich und zu schwach zu sein, woraufhin er wieder nach München entlassen wurde. So entzog sich Hitler durch allerlei Ausreden dem Heer einer aus vielen Völkern zusammengesetzten Nation, um sich bei der ersten Gelegenheit dem deutschen Heer, der Armee des deutschen Nationalstaates, beizutreten. Nachdem der Ausgemusterte nach München zurückgekehrt war, blieb sein Leben so eintönig wie vorher. Im Gegensatz zu späteren Selbstzeugnissen besaß er noch kein politisches Profil.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges am 1. August 1914 brachte für ihn die Erlösung. Ein Foto von diesem Tag zeigt Hitler in einer Menschenmenge auf dem Münchner Odeonplatz, wie auch er die Proklamation des Kriegszustandes bejubelt. Dieser bedeutete für Hitler nicht nur die Aussicht auf den deutschen Krieg, sondern vor allem die Erlösung aus seinem bis dahin ziellosen, von Leere und Ödheit geprägten Leben. Schon immer hatte er für alles Deutsche geschwärmt, Deutschland war gewissermaßen seine fixe Idee und so meldete er sich als Österreicher freiwillig zur deutschen Armee. Aufgrund eines Formfehlers wurde der Antrag bewilligt und nach der Vereidigung des Bayrischen Reserve - Infanterie- Regiments Nr. 16 (das spätere Regiment List) konnte Hitler Anfang September 1914 in den Krieg ziehen.

Am 1. November 1914 wurde Hitler Gefreiter, am 2. Dezember erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse. Er beschrieb es als glücklichsten Tag seines Lebens. Hitler war kriegsbegeistert, was sich auch in seinen Briefen äußerte, die er Anfangs zu Schneidermeister Popp nach München schickte: (3. Dezember 1914) 4 Tage lagen wir im schwersten Kampfe und mit Stolz darf ich sagen, unser Regiment hat sich heldenhaft geschlagen, schon am ersten Tag abends hatten wir fast alle Offiziere verloren. Auch im Krieg bzw. an der Front blieb Hitler ein Sonderling und Eigenbrötler, der in Gefechtspausen die Mal- und Zeichenutensilien hervorholte oder oft stundenlang in einer Ecke des Unterstandes kauerte. Sein einziger wirklicher Freund war ein britischer Überläufer, ein weißer Terrier, dem Hitler den Namen Foxl gab. Von sich aus bemühte Hitler sich nie eine Beförderung zu erreichen. Er blieb die ganzen vier Jahre Gefreiter. Kameraden meinten später, dass er bei einer Beförderung wahrscheinlich von der Kompanie versetzt worden wäre, aber für den Gefreiten Hitler war das Regiment List Heimat, die er sich bewahren wollte. Eine Beförderung wurde ihm aber vor allem verwehrt, weil seine Vorgesetzten - bei dem späteren Diktator - keine entsprechenden Führereigenschaften entdecken konnten.

Er drängte sich nicht nach Urlaub und als er am 5. Oktober 1916 einmal leicht verwundet wurde, empfand er dies als eine unliebsame Unterbrechung einer Lebensform, die seiner Meinung nach nicht enden sollte. Nachdem er bis zum Dezember im Lazarett bei Berlin blieb, war er anschließend bis März 1917 in München. Dort glaubte er die Heimat nicht wieder zu erkennen. In dieser Desillusionierung wandte er sich gegen diejenigen, die seinen Traum der inneren Einheit zerstört hatten: die „hebräischen Volksverderber“ einerseits, sowie Politiker und Journalisten andererseits. Dieser Welt wollte er sich nicht anpassen und so kehrte er erleichtert im Frühjahr 1917 zur Front zurück. Dabei glaubte er immer noch an eine Karriere als Künstler.

Im Oktober 1917 verbrachte er seinen Heimaturlaub in Berlin, welches ihn sehr beeindruckte. „Die Stadt ist großartig. So richtig eine Weltstadt!“ Obwohl seine erste Begegnung mit Berlin, nach der Verwundung 1916, sehr negativ ausgefallen war. Er erlebte dort Unzufriedenheit, Hunger und Resignation. Er registrierte Heuchelei, Egoismus und erkannte auch bei Drückebergern hinter all diesen Erscheinungen, gemäß der Wiener Zeit, den Juden. Wien war um die Jahrhundertwende eine europäische Metropole, die den Ruhm und das Erbe von Jahrhunderten bewahrte. Glanzvoll beherrschte sie ein Imperium das bis ins heutige Russland und tief in den Balkan reichte. 50 Millionen Menschen, Angehörige verschiedener Völker und Rassen, wurden von hier aus regiert und zur Einheit zusammen gehalten: Deutsche, Österreicher, Polen, Juden, Slowenen, Serben, Italiener, Tschechen, Kroaten, Slowaken, Rumänen, Magyaren, und Rutheuen. Es war das „Genie der Stadt“ alle Gegensätze zu mildern, die Spannungen des Vielvölkerstaates aufeinander zu beziehen und dadurch fruchtbar zu machen. Schon am Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich die inneren Wiedersprüche des Vielvölkerstaates mit zunehmender Schärfe hervorgekehrt, vor allem seit die Ungarn 1867 in dem berühmten „Ausgleich“ bedeutende Sonderrechte durchgesetzt hatten. Inzwischen verlangten die Tschechen die Gleichstellung ihrer Sprache mit dem Deutschen und Konflikte brachen in Kroatien und Slowenien aus. Im Geburtsjahr Hitlers entzog sich der Kronprinz Rudolf im Magdeburg einem Netz politischer und persönlicher Verstrickungen durch den Tod; in Lemberg wurde zu Beginn des Jahrhunderts der Governeur von Galazien auf offener Straße ermordet, die Zahl der Wehrdienstpflichtigen stieg Jahr um Jahr an. Es gab Symptome der Unruhe und Entkräftung in allen Teilen des Imperiums, die durchweg dahin gedeutet werden, dass Österreich dabei sei auseinander zu brechen. Seit Österreich 1866 aus der deutschen Politik ausgeschlossen wurde, verbreitete sich der Deutschnationalismus mit besonderer Intensität. „Deutsch“ wurde zu einem Begriff von eigentlich ethischen Gehalt und allen Fremden mit gebieterischem Charakter entgegen gesetzt.

Am 9. Mai 1918 wurde Hitler mit einem Regimentsdiplom wegen Tapferkeit vor dem Feind ausgezeichnet und am 4. August erhielt er das Eiserne Kreuz I. Klasse. Ein hervorstechender Grund für diese Auszeichnung ist bis heute nicht zu finden. Vermutlich stellte sie eine Annerkennung für seinen jahrelangen, unauffälligen Einsatz dar. Hitler sprach selbst nie darüber, da er wahrscheinlich nicht zugeben wollte, dass der Vorschlag für die Auszeichnung vom jüdischen Regimentsadjutanten Hugo Gutmann stammte.

Der Friedensvertrag von Brest - Litowsk mit Russland bedeutete zwar das Ende des Zweifrontenkrieges, aber obwohl dann noch einmal alle Kräfte in die Westfront investiert wurden, war ein deutscher Sieg illusionär, die Niederlage stand fest. Trotzdem wurde an der Front und auch bei Hitler die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgegeben.

In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 1918 wurde der Gefreite Hitler Opfer eines Gasangriffs und erblindete vorübergehend. Bei seinem anschließenden Lazarettaufenthalt stürzte er angesichts der Niederlage in tiefe Depressionen und die Dolchstoßlegende begann nun auch ihn zu erfassen. Hitler gab später vor, dass es hier zu seiner wichtigsten Entscheidung gekommen sei: „Ich aber beschloss Politiker zu werden.“ Aber entgegen seiner Vorgabe war es keineswegs so, dass er von nun an als ein entschlossener Politiker handelte. Vielmehr geriet auch er, wie die meisten Deutschen, in den Strudel der Nachkriegszeit: Der, als ungerecht empfundene, „Schmach“ - Frieden von Versailles, der Zerfall der alten Ordnung, die Angst vor allem Neuen und Ungewollten etc. Dies zeigt sich an seiner Äußerung, als er nach München zurückkehrte: „Ich wusste, dass alles verloren war.“ In München meldete er sich in der Kaserne seines Regiments mit dem Willen so lange wie möglich in der Armee zu bleiben um seine Heimat nicht zu verlieren.

Im Februar 1919 kam es in der Kompanie zur Wahl des Vertrauensmannes, zu dem Hitler auf Anhieb gewählt wurde und schon kurz darauf war er Teilnehmer einer demokratisch - republikanischen Schulung mit sozialistischer Ausrichtung, denn der linksorientierte Soldatenrat der Münchner Räterepublik, der die Aufsicht über aller Münchner Kasernen besaß, hatte eine Propagandaabteilung damit beauftragt, die Soldaten an die neue republikanische Staatsform heran zu führen. Hitler hatte allein schon durch das Verlesen von Annordnungen Aufklärungsarbeit geleistet. Diese Verhalten und dass Hitler sogar, nach Meinung eines Journalisten, zeitweise den eintritt in die SPD erwogen haben soll, belegen, das sich Hitlers Fundament zu dieser Zeit keineswegs schon so weit gefestigt hatte, wie er es später gerne heraushob, sondern dass er im Gegenteil politisch sehr opportunistisch handelte. Hitler war ein Mitläufer, den man immer dort finden konnte, wo Macht vorhanden war. Er war ein Diener politischer Kräfte, die er später vorgab, schon immer gehasst zu haben. Dies beweisen auch Tatbestände nach der zweiten Revolution in München aufgrund der Ermordung des Ministerpräsidenten der USPD, Kurt Eisner, der eine zweiwöchige kommunistische Räteherrschaft (13. April - 1. Mai) folgte. Alle Soldaten - und Kasernenräte Münchens wurden nun zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen, da man sich durch Neuwahlen der Loyalität der Soldaten vergewissern wollte. Am 16. April 1919 gab man das Ergebnis für das 2. Infanterieregiment bekannt, und es stellte nun keineswegs eine Überraschung mehr dar. Zum Ersatzbataillonsrat wurde Erster Gefreiter Adolf Hitler gewählt. Die Begründung lautete, dass die Soldatenräte der Garnison rückhaltlos auf dem Boden der Räterepublik stehen. Es war nichts von dem granitenen Fundament zu spüren und Hitler verriet sich später (1924) auch selbst einmal: „Glauben Sie mir, ich wäre im anderen Lager mit offenen Armen aufgenommen worden.“

Nachdem Anfang Mai 1919 Truppen der Reichsregierung die Räterepublik zerstörten, war die Nachfrage nach Antikommunisten, echten Propagandaleuten groß. Ende Mai übernahm der Hauptmann Karl Mayr die Leitung der Aufklärungsabteilung des bayrischen Reichsgruppenkommandos 4 und suchte nach geeigneten Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten. Unter den Leuten, die ihm empfohlen wurden, war auch der Gefreite Adolf Hitler, der nun selbst Lektionen erteilte, dem Aber auch alles aus dem rechten Lager, wirtschaftlich, politisch und sozial, gelehrt wurde. Der Judenfeind wurde durch die Revolution, den politischen Drill, das rassistische Milieu, durch seine Selbsterfahrung als politischer Propagandaredner und durch die Lektüre antisemitischer Schriften zum potentiellen Judenvernichter, was sich in einem Brief vom September 1919 offenbart: „Letztes Ziel muss unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein.“

Seine Entdeckung reden zu können erfolgte auf einer Wahlveranstaltung der kleinen rechtsradikalen Splitterpartei DAP (Deutsche Arbeiterpartei) am 12. September, zu der er von Mayr geschickt worden war. Im Anschluss an den politischen Vortrag erfolgte eine Diskussion, an der auch Hitler sich beteiligte. Von den anwesenden Funktionären wurde sein Rednertalent entdeckt und Hitler selbst erkannte sie sich ihm bietende Möglichkeit seinen beruflichen Vorstellungen wieder feste Konturen zu geben. Die Ziele der DAP waren ihm nicht neu: Demokratieablehnung, Hass auf Juden und Marxisten, sowie Vergeltung für den „Schmachfrieden“ von Versailles. Und so trat er, obwohl er der Meinung war, dass die DAP ein „ langweiliger Verein“ darstelle, als Ausschussmitglied Nr. 7, zuständig für Werbung und Propaganda, in die Deutsche Arbeiterpartei ein, um der bürgerlichen Ordnung mit all ihren Zwängen und Strengen eine Absage zu erteilen. Hitler festigte in der Folgezeit seinen Ruf als Redner und formte die DAP von einer gemütlichen Stammtischrunde in eine Kampfpartei um, nachdem er, nach eigenen Angaben, am 16. Oktober entgültig seine Redemacht entdeckt hatte: „ Ich konnte reden!“ Mit seiner Redekunst verführte Hitler die Massen regelrecht, sein Talent konnte er in der Öffentlichkeit am besten zur Geltung bringen. Seine Reden begannen mit umständlich formulierten Einleitungssätzen, gingen in einen reißenden Redefluss über und mündeten schließlich in Formulierungen, bei denen sich seine Stimme förmlich überschlug. Seine volle Wirkung konnte Hitler allerdings nur angesichts der Lage, in der sich Deutschland befand entfalten. Die Enttäuschung über den verlorenen Krieg, der Friedensvertrag von Versailles, der Schock der Revolution, materielle Not und der Neid auf Juden war der Nährboden für Hitlers Hetztiraden, die er am wirkungsvollsten vor einer Menge, vor einer „Masse“ verkünden konnte. Hitler verbreitete mit seiner Methode, die Konfrontation mit dem mehr herbeigeredetem als real vorhandenen Gegner zu suchen, neben Schlagzeilen und Selbstbewusstsein vor allem Entschlossenheit, was ihm und seiner Partei regen Zulauf bescherte. Dieser war auch dadurch begründet, dass er den Eindruck verbreitete, eine Mission zu erfüllen, er verkündete eine „politische Vision“. Seine öffentlichen Auftritte und Reden mit ihren Ausbrüchen erschienen spontan, waren aber vielmehr das Ergebnis lang einstudierter Choreographie. Stundenlang hatte Hitler damit verbracht seine Gefühlsausbrüche vor dem Spiegel einzustudieren. Des weiteren ging den öffentlichen Auftritten zumeist eine Generalprobe vor seinen Dienern voraus. Auch die Inhalte seiner Reden war keinesfalls spontan, sondern jedes einzelne Wort war sorgfältig vorher zurecht gelegt worden. Hinterher benutzte er allerdings nur einen Spickzettel, womit er den Eindruck der Spontaneität verstärken konnte. Zu seinen Reden kam Hitler fast immer zu spät, um die Erwartungen seiner Zuhörerschaft zu steigern, am Schluss verließ er unter tosendem Beifall ohne Abschiedsworte und Diskussionsansätze die Bühne, damit nichts den Eindruck seiner Rede zerstörte. Um immer den Eindruck eines regen Andrangs zu vermitteln, wurden die Säle immer unter dem Gesichtspunkt ausgesucht, dass sie weniger Plätze enthielten, als Zuschauer erwartet wurden. Hitlers Agitation (politische Hetze) konnte trotz ausgefeilter Rede - und Inszenierungstechniken allerdings nur so erfolgreich sein, da eine Grundübereinstimmung mit seinem Publikum vorhanden war. Hitler sprach das aus, was seine Zuhörer insgeheim dachten, aber nicht zu Ende denken wagten, die verborgenen Vorurteile und Wunsch- und Wahnvorstellungen. Die Menschen strömten zu Hitler, um Selbstbestätigung zu erhalten. Es war zum einen eine große Bereitschaft vorhanden, an den verheißungsvollen Neubeginn zu glauben und alle wirtschaftlichen und sozialen Probleme hinter sich zu lassen und zum anderen sagten sich auch viele, dass es schlimmer gar nicht mehr kommen könne.

Am 24.02.1920 rief die DAP dann zu einer ersten Großveranstaltung im Festsaal des Hofbräuhauses auf (2000 Menschen) in deren Verlauf Hitler das Parteiprogramm in 25 Punkten verlas. Das Programm, an dem Hitler einen redaktionellen Einfluss besaß, beinhaltete im Ansatz schon alle wesentlichen Tendenzen der späteren nationalsozialistischen Herrschaftsidee. Die Lebensraumthese, antisemitistische Grundzüge und den Totalitätsanspruch. Eine Woche nach diesen Leitzätzen benannte sich die DAP in die „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ (NSDAP) um, da man Sozialismus und nationale Gedanken in Einklang bringen wollte, an der Tendenz der Partei änderte sich jedoch nichts. Bis dahin blieb Hitler überwiegend lokal tätig, nur der misslungene “Kapp-Putsch“ (13.-17.03.1920) brachte ihn einmal aus München heraus, da er versuchte, mit den Putschisten Kontakt auf zu nehmen. Seine Reden und Themen bauten immer auf der Bekämpfung des Versailler Vertrages und des „internationalen Judentums“ auf.

Am 1.4.1920 schied Hitler endgültig aus dem Heeresdienst aus, da er nun eine echte Alternative besaß. Seine Einkünfte bezog er einerseits aus Honoraren für Reden außerhalb der Partei -Agitation, andererseits von Gönnern der Münchner Gesellschaft und andere nationaler Kreise. Hitler wollte in der Partei nun schon an der Spitze stehen und ging dafür eine Kontroverse mit dem Vorsitzenden der Partei, Anton Drexler, ein. Diese fand ihren Höhepunkt in Hitlers Austritt aus der Partei am 11.07.1921. Seinen Wiedereintritt machte er u.a. davon abhängig, dass der erste Vorsitzende Adolf Hitler heißen solle. Da die Partei nicht wieder in die Bedeutungslosigkeit zurückfallen mochte und aufgrund der schon zu diesem Zeitpunkt großen Macht Hitlers, wurde er am 29.07.1921 zum ersten Vorsitzenden der NSDAP mit diktatorischen Machtbefugnissen gewählt. Da sich Hitler zu dieser Zeit die Machtergreifung nur durch revolutionäre Gewaltakte vorstellen konnte wurde die „Turn - und

Sportabteilung“ (Gründung am 03.08.1921) der NSDAP am 4.11.1921 in die Sturmabteilung umbenannt und war von Hitler als ein Angriffs - oder Eroberungsinstrument erdacht worden. Sie setzte sich u.a. aus entlassenen Soldaten oder auch entschiedenen Kommunistengegnern zusammen.

Vom 24.6.bis27.6.1922 musste Hitler eine verkürzte dreimonatige Haftstrafe verbüßen. Die Gründe hierfür liegen darin, dass er mit seinen Anhängern eine Versammlung des Bayernbundes massiv gestört und dessen Vorsitzenden verprügelt hatte. Aber auch die staatlichen Behörden wollten Hitler sicherlich einmal seine Grenzen aufzeigen, da sich die Gerüchte um einen bevorstehenden Putsch der NSDAP verstärkten.

Die NSDAP und Hitler feierten in der Folgezeit immer mehr Triumphe und unter diesem Eindruck berief Hitler vom 27.-29.Januar den ersten Parteitag der NSDAP in München ein, an welchem er seine Macht demonstrieren wollte. So sollten z.B. in 12 Sälen Massenveranstaltungen stattfinden, 5000 SA-Männer waren aufgeboten, um die Kulisse zu bilden. Als die Behörden das Marschieren der SA-Männer und die Hälfte der Massenveranstaltungen untersagten, entgegnete Hitler darauf, dass er die SA, unbeeindruckt von der Polizei, auf jeden Fall marschieren und er sich notfalls, an der Spitze stehend, erschießen lassen werde. Die Folge war, dass nun ein Ausnahmezustand verhängt wurde, der alle Veranstaltungen des Parteitages untersagte und damit auch Hitler wiederum seine staatlichen Grenzen aufgezeigt werden sollten. Hitler setzte sich über diese Anordnung hinweg und hielt zum einen alle 12 Veranstaltungen ab, zum anderen ließ er auch seine SA- Leute durch die Münchner Straßen ziehen. Nach diesem ersten Triumph über die Staatsgewalt verzeichnete sowohl die NSDAP als auch die SA einen erheblichen Mitgliederzuwachs. Den vom 11.01.1923 an stattfindenden Ruhrkampf verurteilte Hitler gemäß seiner Gesinnung - auch gegen Teile seiner eigenen Anhänger -scharf. Er war der Auffassung, dass Deutschland erst dann einen „Erfolg nach außen“ erzielen könne, wenn es einig, stark und befreit von den „Verrätern“ und „Novemberverbrecher“ („Dolchstoßlegende“) sei. Die Lehre, die Hitler aus dem gescheiterten Putsch zog, war, dass die Eroberung der Macht nur mit Hilfe der Verfassung gelingen konnte. Der 9. November kann auch als der Tag angesehen werden an dem Hitler wirklich zum Politiker wurde, sein gefühlsbetontes Verhältnis zur Politik wurde durch den methodisch handelnden Machttechniker Hitler ersetzt.

Im Juli 1924 legte er für die Dauer seiner Haft die Führung der inzwischen verbotenen NSDAP nieder und diktierte in der Festung Landsberg am Lech Rudolf Heß den ersten Band von „Mein Kampf“, sein Versuch, die erworbenen Führungsansprüche intellektuell zu stützen. Die Haft bedeutete zweifellos einen Rückschlag, da er seiner Bühne beraubt war: der Öffentlichkeit und der Partei.

(Schon am 20.Dezember 1924 wurde Hitler wegen guter Führung auf Bewährung aus der Haft entlassen. Als er aus Landsberg zurückkehrte, fand er eine ganz neue Situation vor. Seine Anhängerschaft war arg geschmolzen, da sich auch die Wirtschaft zunehmend stabilisiert hatte. Es wurde deutlich, dass sich die NSDAP, neben dem Aspekt, dass ihre Leitfigur gefehlt hatte, vor allem eine Partei war, die von Krisen lebte. Am 27.Februar wurde die NSDAP, die nach ihrem Verbot unter dem Namen Nationalsozialistische Freiheitsbewegung weiterexistierte hatte, neugegründet und Hitler machte abermals seine Führungsansprüche deutlich: "Ich führe die Bewegung allein und Bedingungen stellt mir niemand."

Am 8.November 1925, dem 2.Jahrestag des Hitler - Putsches, entstand die ihm persönlich unterstellte Schutzstaffel (SS).

Ab dem 9. März war Hitler nur noch in der Lage bei geschlossenen Versammlungen zu reden, nicht aber bei öffentlichen Großveranstaltungen, da die bayrischen Behörden ihm ein zweijähriges Redeverbot auferlegten. Mit propagandistischen Reisen in die nördlichen Gebiete des Reiches wollte Hitler ursprünglich die weit verteilten Nationalisten einen. Da ihm dieses nun verwehrt blieb, beauftragte er den Landshuter Apotheker und Gauleiter von Niederbayern, Gregor Strasser, mit dieser Aufgabe und dieser fand in dem Leiter des Gaus

Rheinland - Nord, Paul Joseph Goebbels, einen Gleichgesinnten, der den Mensch als Revolutionär verkörperte und auf die Gewinnung der Arbeiter wert legte. Die Interessenverbindung zwischen Strasser und Goebbels schien in der Lage zu sein, die alleinige Macht Hitlers zu gefährden. Die Ansichten der Strassergruppe unterschieden sich teils sehr stark von denen Hitlers und die der Münchner Führung. So verkündete Goebbels z.B. , dass die Judenfrage überhaupt komplizierter sei, als man denkt. Dieser linke Flügel der NSDAP wollte nichts unversucht lassen ( Putsch, Bomben, Streiks etc. ) um an die Macht zu gelangen. Hitler, der der Strassergruppe zunächst untätig gegenübertrat und sich vielmehr um sein gemietetes Landhaus am Obersalzberg und seine 17 jährige Halbnichte Geli Raubal kümmerte, griff erst ein, als eine Entscheidung gefällt werden musste. Zu diesem Zwecke berief er kurzfristig am 14. Februar 1926 eine Führertagung der Gesamtpartei in Bamberg ein. Zwar sprach Hitler auf dieser Tagung fünf Stunden, aber ihm gelang es nicht, dass die Strassergruppe ihre Ansichten wiederrief. Trotzdem war die Niederlage des linken Flügels der Nationalsozialisten perfekt, da Hitler und seine Inszenierung in Bamberg die Norddeutschen spürbar verunsicherte, so das Goebbels schrieb: „ Ich kann kein Wort sagen! Ich bin wie vor den Kopf geschlagen!“ Schon zwei Monate nach der Niederlage des linken Flügels, nachdem ihn Hitler nach einer rede umarmt hatte, schrieb er aber: „Ich bin so etwas wie glücklich und Ja, diesem Mann kann man dienen. So sieht der Schöpfer des dritten Reiches aus.“ Noch 1926 wurde Goebbels von Hitler als Gauleiter mit besonderen Vollmachten nach Berlin- Brandenburg geschickt. Die Bamberger Tagung symbolisierte die entgültige Wendung der NSDAP zur Führerpartei. Dies wurde noch auf dem ersten Parteitag nach der Neugründung der Partei bestärkt (3./4. Juli 1926 in Weimar), wo auch die Gründung der Hitlerjugend erfolgte. Am 21. August 1927 fand der dritte Parteitag der NSDAP in Nürnberg statt und hier wurden schon in Ansätzen die späteren pompösen Abläufe ersichtlich. Hitler führte nun endgültig Regie und gab mit dieser Kampfbereitschaft und Entschlossenheit der Bewegung Ausdruck.

Bis 1930 litt die Partei an den „guten“ Jahren der Weimarer Republik, da diese sich stabilisierte (Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund am 8. September 1926, geringe Arbeitslosenzahl uvm.). So erlangte die NSDAP bei den Reichstagwahlen am 20. Mai 1928 nur 12 Sitze. Ab den Jahren 1929 und 1930 erhielt die Hitler - Partei aber immer mehr Zulauf, was durch verschiedene Gründe erklärt werden kann. Zum einen verstarb am 3. Oktober 1929 der Außenminister Gustav Stresemann, drei Wochen später, am 25. Oktober 1929 kam es in New York zum Börsenkrach, was die Weltwirtschaftskrise und mit ihr Hitlers Aufstieg auslöste. Der wirtschaftlichen folgte die politische Krise und Reichskanzler Brüning setzte für den 14. September 1930 Neuwahlen an, wo die NSDAP 107 Sitze erlangte und nach der SPD zweitstärkste Fraktion wurde. Hitlers endgültiger Durchbruch erfolgte mit dem Volksentscheid gegen den Young - Plan (22. Dezember 1929, Neuregelung der Reparationen), der zwar scheiterte, aber bei der Bekämpfung des Plans waren die radikalen Rechten erstmals verbündet gewesen (Hitler und Hugenberg, DNVP).

Am 25. September 1930 leistete Hitler vor dem Reichsgericht einen Legalitätseid, welcher besagte, dass er nur auf verfassungsmäßigem Wege gegen den jetzigen Staat vorgehen werde. Hier wurde allerdings bei genauerem Hinsehen schon deutlich, dass der Staat ganz umstrukturiert werden würde sobald er die Macht erlangt habe. Obwohl Hitler und seine Partei enorme Stimmengewinne zu verzeichnen hatten, wusste er, dass er auf dem Weg zur Macht ohne Unterstützung nicht auskommen würde. Trotz einigen Wiederstrebens traf er sich deshalb am 11. Oktober 1931 mit dem Führer der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), Alfred Hugenberg, in Bad Harzburg wo, außer den Kommunisten, alle Gegner der Republik versammelt waren. Hugenberg verfolgte dabei die Absicht, Hitler unter zu ordnen und sich als alleinigen Retter Deutschlands zu präsentieren. Hitler hingegen wollte durch den Pressezar Hugenberg sein Ansehen stärken und vor allem dem Konkurrenten um die Macht ausschalten. So trat Hitler äußerst selbstbewusst auf und zeigte ganz deutlich seine Verachtung. Die ehrgeizigen Pläne Hugenbergs, sich z.B. auf einen gemeinsamen Kandidaten für die bevorstehende Reichspräsidentenwahl zu einigen, scheiterten und nur mit mühe kam der Zusammenschluss von NSDAP, DNVP und Stahlhelm (Frontkämpferverband) zur Harzburger Front zustande.

Am 25. Februar 1932 erhielt Hitler aufgrund der Ernennung zum braunschweigischen Regierungsrat die deutsche Staatsbürgerschaft, nachdem er am 30. April 1925 auf Antrag aus der österreichischen Staatsbürgerschaft entlassen worden war.

Am 14. März und 10. April 1932 gelang Hitler bei der Reichspräsidentenwahl ein Achtungserfolg gegen Hindenburg, obwohl er am Ende klar mit 13,4 zu 19,4 Millionen Stimmen unterlag. Hindenburg drängte nun darauf eine mehrheitsfähige Regierung zustande zu bringen und nachdem es Brüning abgelehnt hatte, eine Regierung der Rechten zu bilden, löste Hindenburg Brüning durch den neuen Reichskanzler Franz von Papen ab. Da dieser auch keine Mehrheit bilden konnte, fanden am 31. Juli 1932 erneut Wahlen statt, aus der die NSDAP mit 230 von 608 Abgeordneten als stärkste Fraktion hervorging. Auch die Mitgliederzahlen der NSDAP stiegen weiter an, Ende 1932 waren es nahezu 1,5 Millionen Mitglieder. Der Wahlkampf zu dieser Wahl wurde einerseits dadurch geprägt, dass sich Hitler als erster Politiker eines Flugzeugs bediente, so dass der Slogan „Hitler über Deutschland“ Doppeldeutigkeit erlangte. Dieses Wahlkampfmotto sollte sowohl die heilversprechende als auch die bedrohliche Allgegenwahrt Hitlers verdeutlichen. Andererseits beruhte der spätere Wahlerfolg vor allem auf Einschüchterungseffekten sowie imposant inszenierten Massenkundgebungen.

Am 13. August kam es zu einer Verhandlung zwischen der nationalsozialistischen Führung, von Papen und Hindenburg, da Hitler das Amt das >Reichskanzlers forderte, das Hindenburg ihm jedoch verwehrte. Hitler handelte damals gemäß seiner „Alles oder Nichts“ Stimmung und lehnte deshalb auch das Amt des Vizekanzlers ab, welches von Papen ihm anbot. Am 6. November 1932 kam es wiederum zu Neuwahlen des Reichstages, da auf Hitlers Bestreben hin der Reichstag aufgelöst wurde. Dieses wollte er ursprünglich verhindern, da nun die Gefahr bestand, dass die Partei, auch durch den Konflikt mit Hindenburg, im Untergrund verschwand. Bei den Neuwahlen erlebte die Partei erstmals einen Rückgang ihrer Wählerschaft, sie errang nur noch 196 Mandate und ihr schneller Aufstieg schien vorerst gestoppt worden zu sein. Reichskanzler Kurt von Schleicher, der Nachfolger von Papens glaubte in einem der größten Irrtümer der Geschichte schon: „ Herr Hitler bildet kein Problem mehr. Seine Bewegung hat aufgehört eine politische Gefahr zu sein.“

Obwohl Hindenburg Abneigungen gegen den böhmischen Gefreiten hegte, berief er ihn, nicht zuletzt aufgrund der Beeinflussung durch von Papen, am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler, da nach einer rechten Reichstagsmehrheit gesucht worden war. Zwei Tage vorher war Reichskanzler Kurt von Schleicher zurückgetreten. Hitlers konservative Helfer und wohl auch viele seiner Wähler ließen sich von dem angeblichen Befolgen demokratischer Spieleregeln täuschen. War Gesetz und Recht in Deutschland befolgt worden, wurde nach der Moral nicht mehr gefragt.

In der Folgezeit ergriff Hitler Schritt für Schritt die gesamte Macht (Reichstagsbrandverordnung, Ermächtigungsgesetz, Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums), die demokratischen Institutionen wurden von innen totalitär ausgeschaltet, d. h. mit Hilfe der Staatsmacht und nicht im Konflikt mit ihr. Hier war es wirklich eine Machtergreifung, denn der 30. Januar 1933 bescherte Hitler ja keineswegs diktatorische Vollmachten.

In den ersten Wochen nach der Machtüberlassung strotzte der ehemalige Müßiggänger nur so vor Tatendrang. Er arbeitete am verhassten Schreibtisch und hetzte von Termin zu Termin. Um Verbündete zu finden scheute er kein Mittel, was sogar so weit ging, dass er gegen seine eigentlichen Prinzipien handelte (Großindustrie). Hitler begann nun schon, gegen die Juden vor zu gehen (1. April 1933 reichsweiter Boykott jüdischer Geschäfte) und seine Macht zu konsolidieren.

Obwohl Hitler nach dem Tod Hindenburgs (2. August 1934) und der Vereidigung der Reichswehr auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler vier Büros (Führer -, Präsidial -, Reichs - und Parteikanzlei ) inne hatte, nahm er sich doch genügend Zeit für sein Privatleben auf dem Berghof bei Berchtesgaden. Auf diesem wohnte mit ihm Eva Braun, die er als 17 jährige 1929 kennen gelernt hatte. Sie verkörperte den Typus des „frischen Mädels“, aber bei Repräsentationsanlässen trat sie nicht auf. Nur Hitlers engste Vertraute kannten sie, da von der NS - Propaganda der Eindruck vermittelt werden sollte, dass Hitler aufgrund seiner Arbeit keine Zeit für Frauen habe und außerdem war Eva zu jung und zu unerfahren um eine erste Dame zu sein. Hitler besaß eine Vorliebe für minderjährige Frauen, aber brachte ihnen eine generelle Geringschätzung entgegen: „Einem Mann muss es möglich sein jedem Mädchen einen Stempel auf zu drücken. Die Frau will es nicht anders.“ Hitlers Verhältnis zu Frauen und sein Sexualleben ist Schauplatz der wildesten Spekulationen, fest steht aber, dass Hitler bei seinen jeweiligen Beziehungen die Frauen bevormundete, dass manche seiner Geliebten glaubten, sich ihm nur durch Selbstmord entziehen zu können ( Geli Raubal, Eva Braun versuchte es zweimal ).

Seine Liebesbriefe unterschrieb Hitler immer mit dem Pseudonym Wolf, er wollte wie ein Wolf in seine politische Gegnerschaft eindringen. Auch war er unglaublich eifersüchtig. Als sein Fahrer Geli Raubal einmal auf die Wange küsste, erlebte er so einen Tobsuchtsanfall, dass sein Fahrer glaubte, er würde ihn erschießen. Die Abende auf dem Berghof waren entweder durch endlose Monologe Hitlers oder sonstiges Belangloses geprägt. Wurden im eigenen Kino Filme gezeigt, die im Reich verboten oder aus Amerika importiert worden waren, waren alle seine Vertrauten immer vollzählig versammelt. Hitler besaß panische Angst davor in irgendeiner Weise lächerlich zu wirken und Respekt zu verlieren, was dazu führte, dass er nie schwimmen ging oder seine Hunde, wenn andere anwesend waren, bei ungehorsam mit der Peitsche behandelte. Der private Hitler war zwar kein Unmensch, aber er besaß die Gabe, überspitzt gesagt, den Frauen die Hand zu küssen und ganz nebenbei ein Todesurteil zu unterschreiben oder er setzte sich für den Tierschutz ein und hielt es für völlig normal, dass Millionen Soldaten auf seinen Schlachtfeldern seines Vernichtungskrieges starben.

Hitler nahm sich, zusammen mit seiner Frau Eva Braun, die er am Tag zuvor geheiratet hatte, am 30.4. 1945, als die Rote Armee vor Berlin stand im Führerbunker das Leben.

Von Susanne Koplin und Daniela Kaya, 10 b

Excerpt out of 11 pages

Details

Title
Hitler Referat (Herkunft, Hintergründe)
Grade
1 +
Author
Year
2001
Pages
11
Catalog Number
V105363
ISBN (eBook)
9783640036578
File size
423 KB
Language
German
Keywords
Hitler, Referat, Hintergründe)
Quote paper
Isabel Koplin (Author), 2001, Hitler Referat (Herkunft, Hintergründe), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105363

Comments

  • guest on 3/29/2004

    Edmund und Paula waren Hitlers Halbgeschwister?
    das ist mir neu..

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Title: Hitler Referat (Herkunft, Hintergründe)



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