In den Trümmern Berlins, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, entfaltet sich ein packendes Ringen um Macht und Wiederaufbau, in dem die "Gruppe Ulbricht" eine zentrale Rolle spielt. Aus dem Moskauer Exil zurückgekehrt, mit dem klaren Auftrag, die Weichen für eine neue politische Ordnung zu stellen, navigiert Walter Ulbrichts Kader durch ein Minenfeld aus Zerstörung, Misstrauen und ideologischen Grabenkämpfen. Dieses Buch beleuchtet die entscheidenden ersten Wochen und Monate, in denen die Gruppe Ulbricht im Auftrag der KPD die Berliner Stadtverwaltung unterwanderte, Einheitsgewerkschaften formierte und die Partei neu aufbaute. Es zeigt, wie die Kommunisten, gestützt auf sowjetische Direktiven, schrittweise die Kontrolle über Schlüsselpositionen in den Bezirksämtern und im Magistrat erlangten, stets bemüht, den Anschein von Demokratie zu wahren, während sie die Fäden fest in der Hand hielten. Die Leser erleben hautnah die Herausforderungen, denen sich die Gruppe gegenübersah: die Umstellung von Opposition auf Regierung, die antikommunistische Stimmung in der Bevölkerung, das Spannungsfeld zwischen Exil- und "Heimatkommunisten" und die Beschwerden über Selbstherrlichkeit der Militärkommandanten. Es ist eine Geschichte von politischem Kalkül, strategischer Weitsicht und dem unerbittlichen Willen, eine antifaschistische Ordnung zu etablieren, die jedoch von Anfang an von den Schatten der sowjetischen Besatzungsmacht und dem keimenden Konflikt zwischen Ost und West überschattet war. Tauchen Sie ein in die Anfänge der SBZ/DDR, in eine Zeit des Umbruchs, der Unsicherheit und des unaufhaltsamen Wandels, in der die Gruppe Ulbricht den Grundstein für die politische Landschaft der kommenden Jahrzehnte legte. Eine faszinierende Analyse der politischen Parteien, der KPD, der Sowjetunion und der deutschen Nachkriegsgeschichte, die die Mechanismen der Machtübernahme und die ideologischen Grundlagen der frühen DDR aufzeigt. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der die deutsche Geschichte und die Ursprünge des Kalten Krieges verstehen will. Erforschen Sie die Rolle der Gruppe Ackermann in Sachsen und der Gruppe Sobottka in Mecklenburg-Vorpommern und gewinnen Sie ein umfassendes Bild der politischen Neuordnung in der SBZ.
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Seminar für Politische Wissenschaft
Proseminar: Die politischen Parteien in der SBZ/DDR 1945-1952 Leitung: Dr. Ralf Baus
Referentin: Christiane Johag
Initiativgruppen des ZK der KPD: „Gruppe Ulbricht“ in Berlin - „Gruppe
Ackermann“ in Sachsen und „Gruppe Sobottka“ in Mecklenburg-Vorpommern
4 Arbeitsgebiete der Gruppe
- Vereinheitlichung und personalpolitische Besetzung der neuen Berliner Stadtverwaltung (Bezirks- und Zentralebene)
- Bildung von Einheitsgewerkschaften
- Rekonstruktion der KPD
„Antifaschistische Demokratie“ als Übergangsetappe von Stalin konzipiert ⇒ langfristiges Programm einer Übertragung des Sowjetsystems nicht durch vorschnelles Handeln gefährden
Vorbereitungen
Schon früh vorbereitende Schritte der KPD im Moskauer Exil
- Ziel: Unterstützung der Roten Armee beim Neuaufbau der Verwaltung; dazu ausgiebige Vorbereitung und detaillierte Planung in Moskau
- Auswertung der Jalta-Ergebnisse am 14. Februar 1945: Erkenntnis, dass die Taktik der Selbstbefreiungspropaganda wirkungslos geblieben ist
- KPD stellt sich auf Rückkehr in ein militärisch besiegtes und besetztes Land ein
- Umschwung in der Agitation: Zeitungen, Radiosender, Verbreitung von Literatur zur Aufklärung der Bevölkerung
Rekrutierung von Kadern aus drei Gruppen:
- politisch aktive Kommunisten aus dem Gebiet Moskau
- geeignete Mitglieder, die von den Kriegswirren in den Ural, nach Kasachstan usw. verschlagen worden waren
- kriegsgefangene, deutsche Kommunisten
Anfang April 1945: Vorbereitungen des sowjetischen Oberkommandos für die Berliner Operation laufen auf Hochtouren ⇒ Festlegung auf drei Einsatzgruppen der KPD:
- an der 1. Belorussischen Front für Berlin und Brandenburg
- an der 2. Belorussischen Front für Mecklenburg-Vorpommern
- an der 1. Ukrainischen Front für Sachsen und die Lausitz
- auch für die KPD-Spitze von Vorteil praktisch zeitgleich mit den Siegern nach Berlin zu gelangen: am 30. April (Tag, an dem Hitler Selbstmord beging) Ankunft 10 deutscher Kommunisten aus Moskau: Gruppe Ulbricht
Arbeitsprogramm
- 2. Mai 1945: Kapitulation Berlins ⇒ die Gruppe Ulbricht nimmt ihre Arbeit auf
- Aufgabe der Gruppe Ulbricht war durch politische Überprüfung, Um- und Neubesetzung
Stabilität in die Verwaltung zu bringen ⇒ Kaderleiter sollten nur in der Sowjetunion geschulte Funktionäre sein
- an erster Stelle standen nun der Kampf gegen Chaos, Zerstörung, moralische Depression, Hunger und Seuchen ⇒ die antifaschistische Propaganda wurde zunächst hinter die Rettung der materiellen Grundlage zum Weiterleben zurückgestellt
- Theoretische Grundlage des Aktivismus war Lenins Strategie des „Übergangs von der bürgerlich-demokratischen zur proletarischen Revolution“ ⇒ Ziel war: „schnell, neue, demokratische Staatsorgane zu organisieren und von der festen und beständigen Position der Macht her die Leitung der Dinge fest in die Hand zu nehmen“
- Vorteil für die Kommunisten war der schrittweise Neuaufbau der Kommunalorgane; Kaderauswahl und Ämterbesetzung ermöglichen von Anfang an Führungsübernahme sowohl in den Bezirksämtern als auch im Magistrat ⇒ Ulbricht: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“
- direkte Zusammenarbeit Ulbrichts mit der obersten politischen Führung der Sowjets in Deutschland; zwar selbst nicht ohne Einfluss, Entscheidungen durch die Besatzer
- Ulbricht wird zum wichtigsten Ansprechpartner für die Sowjets; garantiert die effiziente Umsetzung sowjetischer Vorstellungen in der KPD und den neu entstehenden Verwaltungsbehörden
- keine Anleitung Ulbrichts durch die Parteiführung in Moskau ⇒ Kontakt zum
Parteivorsitzenden Wilhelm Pieck sehr schlecht/Isolierung der Parteiführung bis zu ihrer Rückkehr am 1. Juli
Abschluss der Arbeit
- am 14. Mai Bestätigung des Magistrats mit dem parteilosen Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner durch den sowjetischen Stadtkommandanten Bersarin; am 17. Mai wurde die Zusammensetzung es Magistrats bekannt gegeben; neun der sechzehn Mitglieder waren Kommunisten
- außerdem besetzten Kommunisten die Posten der Bezirksbürgermeister/Stellvertreter in 20 Berliner Bezirken und übernahmen wichtige Aufgaben beim Aufbau der Polizei
Probleme und Gegenwehr
- Umstellung der Kommunisten von Oppositionspolitik auf „Regierungsverantwortung“
- antikommunistische Einstellung in der Mehrheit der Bevölkerung
- Beschwerden über Selbstherrlichkeit und Unfähigkeit der Militärkommandanten
- Spannungsfeld zwischen den Exilkommunisten aus Moskau und den „Heimat- kommunisten“ (Antifas) aus dem aktiven, illegalen Widerstand
- Disziplinierungsmaßnahmen beginnen mit dem Verbot der Antifa-Komitees im Frühjahr 1945; Grund: potentielle Gefährdung der Machteroberungsstrategie der KPD
Ende der Gruppe
- Tätigkeit endet faktisch mit dem Befehl Nr. 2 der SMAD zur Gründung politischer Parteien in der SBZ am 11. Juni 1945
Literatur:
Frank, Mario, Walter Ulbricht. Eine deutsche Biographie, Berlin 2001.
Keiderling, Gerhard, Gruppe Ulbricht in Berlin, April bis Juni 1945. Von den Vorbereitungen im Sommer 1944 bis zur Wiedergründung der KPD im Juni 1945; eine Dokumentation, Berlin 1993.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Dokument über die „Gruppe Ulbricht“?
Dieses Dokument behandelt die Aktivitäten der „Gruppe Ulbricht“, einer von der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) initiierten Gruppe, die im April 1945 unter Walter Ulbricht nach Berlin kam. Die Gruppe hatte die Aufgabe, die Berliner Stadtverwaltung zu vereinheitlichen, die KPD wiederaufzubauen und Einheitsgewerkschaften zu bilden.
Was waren die Hauptziele der „Gruppe Ulbricht“?
Die Hauptziele waren die personalpolitische Besetzung der Berliner Stadtverwaltung, die Bildung von Einheitsgewerkschaften und die Rekonstruktion der KPD. Das langfristige Ziel war die Übertragung des Sowjetsystems, wobei vorschnelles Handeln vermieden werden sollte.
Wie bereitete sich die KPD auf die Rückkehr nach Deutschland vor?
Die KPD traf im Moskauer Exil vorbereitende Schritte, um die Rote Armee beim Neuaufbau der Verwaltung zu unterstützen. Dies umfasste die Auswertung der Jalta-Ergebnisse, die Rekrutierung von Kadern aus verschiedenen Gruppen (politisch aktive Kommunisten aus dem Gebiet Moskau, geeignete Mitglieder aus den Kriegswirren und kriegsgefangene deutsche Kommunisten) und die Planung von drei Einsatzgruppen an verschiedenen Fronten.
Welche Rolle spielte die „Gruppe Ulbricht“ nach der Kapitulation Berlins?
Nach der Kapitulation Berlins am 2. Mai 1945 nahm die Gruppe Ulbricht ihre Arbeit auf. Ihre Aufgabe war es, durch politische Überprüfung, Um- und Neubesetzung Stabilität in die Verwaltung zu bringen. Kaderleiter sollten primär in der Sowjetunion geschulte Funktionäre sein. Der Kampf gegen Chaos, Zerstörung, moralische Depression, Hunger und Seuchen stand an erster Stelle.
Welche Strategie verfolgte die „Gruppe Ulbricht“ beim Neuaufbau der Kommunalorgane?
Die Gruppe verfolgte Lenins Strategie des „Übergangs von der bürgerlich-demokratischen zur proletarischen Revolution“. Ziel war es, schnell neue, demokratische Staatsorgane zu organisieren und die Leitung der Dinge fest in die Hand zu nehmen. Die schrittweise Neuaufbau der Kommunalorgane, die Kaderauswahl und die Ämterbesetzung ermöglichten die Führungsübernahme von Anfang an.
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit der „Gruppe Ulbricht“ mit den Sowjets?
Ulbricht arbeitete direkt mit der obersten politischen Führung der Sowjets in Deutschland zusammen. Er wurde zum wichtigsten Ansprechpartner für die Sowjets und garantierte die effiziente Umsetzung sowjetischer Vorstellungen in der KPD und den neu entstehenden Verwaltungsbehörden.
Welche Probleme und Gegenwehr gab es für die „Gruppe Ulbricht“?
Es gab Probleme bei der Umstellung der Kommunisten von Oppositionspolitik auf „Regierungsverantwortung“, eine antikommunistische Einstellung in der Mehrheit der Bevölkerung, Beschwerden über Selbstherrlichkeit und Unfähigkeit der Militärkommandanten, sowie Spannungen zwischen Exilkommunisten aus Moskau und den „Heimatkommunisten“ aus dem aktiven, illegalen Widerstand. Disziplinierungsmaßnahmen begannen mit dem Verbot der Antifa-Komitees.
Wann endete die Tätigkeit der „Gruppe Ulbricht“?
Die Tätigkeit der Gruppe endete faktisch mit dem Befehl Nr. 2 der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) zur Gründung politischer Parteien in der SBZ (Sowjetische Besatzungszone) am 11. Juni 1945.
Welche Literatur wird zur weiteren Information empfohlen?
Es werden folgende Werke empfohlen: Frank, Mario, Walter Ulbricht. Eine deutsche Biographie, Berlin 2001; Keiderling, Gerhard, Gruppe Ulbricht in Berlin, April bis Juni 1945. Von den Vorbereitungen im Sommer 1944 bis zur Wiedergründung der KPD im Juni 1945; eine Dokumentation, Berlin 1993; Leonhard, Wolfgang, Die Revolution entlässt ihre Kinder, Köln 1956; Weber, Hermann, Geschichte der DDR, München 1999.
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- Christiane Johag (Author), 2001, Die Gruppe Ulbricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105333