Stell dir vor, du bist verflucht, die Wahrheit zu sehen, aber dazu verdammt, dass dir niemand glaubt. In Christa Wolfs eindringlicher Erzählung "Kassandra" erleben wir den Fall Trojas durch die Augen einer Seherin, deren Gabe zur Bürde wird. Kassandra, Tochter des Königs Priamos und Priesterin Apollons, ringt mit dem Wissen um die bevorstehende Zerstörung ihrer Stadt, während ihre Warnungen auf taube Ohren stoßen. Gefangen zwischen königlichem Stolz, politischem Kalkül und dem Fluch der Ungläubigkeit, entfaltet sich ein erschütterndes Drama um Macht, Wahrheit und das Schicksal einer Frau, die ihrer Zeit voraus ist. Wolf verwebt meisterhaft historische Elemente mit einer tiefgründigen Charakterstudie, die den Leser in die düstere Atmosphäre des trojanischen Krieges eintauchen lässt. Die Geschichte entlarvt die Mechanismen der Manipulation und die Verblendung der Mächtigen, die blind in den Untergang taumeln. Kassandras innere Zerrissenheit, ihre Suche nach Verbündeten und ihr Kampf gegen die herrschende Ordnung spiegeln zeitlose Fragen nach Widerstand, weiblicher Selbstbestimmung und der Verantwortung des Einzelnen wider. "Kassandra" ist mehr als eine Nacherzählung der griechischen Mythologie; es ist eine Analyse patriarchaler Strukturen und eine Mahnung, die Stimmen der Vernunft und der Mahner nicht zu ignorieren. Begleite Kassandra auf ihrem Weg der Erkenntnis, der sie von den Prunkbauten Trojas in die Wälder der Ausgestoßenen führt, wo sie eine neue Perspektive auf die Welt und ihre eigene Rolle darin findet. Erlebe den Untergang einer Stadt und die Wiedergeburt einer Frau, die trotz allem ihre Würde und ihren Glauben an die Menschlichkeit bewahrt. Eine zeitlose Geschichte über Krieg, Liebe, Verrat und die unerbittliche Kraft der Wahrheit, die bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren hat. Die Prophezeiungen der Kassandra hallen in unserer Gegenwart wider, und fordern uns heraus, genauer hinzusehen und aus der Geschichte zu lernen, bevor es zu spät ist. Tauchen Sie ein in diese fesselnde Welt, in der Götter, Helden und menschliche Schicksale auf tragische Weise miteinander verwoben sind und entdecken Sie die zeitlose Relevanz von Christa Wolfs Meisterwerk.
Autor:
Christa Wolf schrieb diese Erzählung mit Hilfe vieler verschiedenen Quellen aus längst vergangener Zeit. Hauptsächlich verwendete sie aber die Geschichte Orestie von Aischylos. 1983 erschien dann das Buch „Kassandra“.
Inhalt:
Diese Erzählung spielt im altem Troja zur Zeit des Krieges zwischen Troern und Griechen. Die Hauptperson ist Kassandra, Tochter des Königs Priamos und Hohepriesterin des Gottes Apollon.
Kurz vor ihrem Tod lässt Kassandra ihr Leben noch einmal Revue passieren und betrachtet es dabei kritisch. Die ganze Erzählung ist als innerer Monolog verfasst und gibt die Gedanken Kassandras wider.
Es fängt damit an, dass Kassandra von dem Gott Apollon die Sehergabe erhält. Als sie sich seiner Liebe verweigert, straft er sie damit, dass ihren Prophezeiungen nie jemand Glauben schenken soll. Und dieser Fluch bewahrheitet sich auch.
Kassandra war immer das Lieblingskind ihres Vaters. Ein guter König aber kein guter Kriegsstratege. Es ist wohl allein seine Schuld, dass Troja unterging. Er hätte den Krieg von Anfang an beenden können, ohne Blut zu vergießen.
Sein Sohn Paris will die schöne Helena, des Königs Schwester, aus den Händen der Griechen befreien. Allerdings wird sie, bevor er wieder in Troja ist, von den Ägyptern entführt. Daraufhin ist der griechische König sehr erzürnt und will Helena von den Troern zurückholen. Nur weiß er nicht, dass Helena sich gar nicht in Troja befindet. Denn Paris und die ganze Königsfamilie hielten es streng geheim, um dem Ruf des Königshauses nicht zu schaden.
König Priamos und seines Sohnes gekränkter Stolz, machen ihn und seine Gefolgsleute blind für das Offensichtliche. Troja kann nie gewinnen gegen eine solche Übermacht wie Griechenland. Als Kassandra den Krieg und den Untergang Trojas vorhersagt will ihr niemand glauben, genauso wie es Apollon prophezeite. Ihr über alles geliebter Vater lässt sie in eines der dunkelsten Verließe sperren die es in Troja gibt. Dort wird sie beinahe verrückt. Hier verlässt sie der Glauben an ihren Vater und weiß, dass es um Troja geschehen ist.
Ihr Vater versucht mit allen Mittel sein Reich nicht zu verlieren. Er lässt sogar die Amazonen kommen um mit ihm gegen die Griechen und deren Held Achill zu kämpfen. Als sie sich in der Übermacht glauben, da die Griechen auf einmal das Festland verlassen und nur ein riesiges, hölzernes Ding stehen lassen, vergessen sie auf alle Vorsicht und holen es in die Stadt. Was sich als ein großer Fehler beweißt. Die letzte Hoffnung war ein befreundeter König, der aber zum Dank für seine Hilfe die Hand Kassandras verlangt. Er fällt nach der ersten Hochzeitsnacht im Kampf und Kassandra gebärt neun Monate später Zwillinge. Es folgt ein Gemetzel nach dem anderen. Die Trojaner haben nicht die geringste Chance sich gegen den mächtigen Gegner zu behaupten.
In dieser grausamen Zeit zieht sich Kassandra von diesem Kriegsschauplatz mit anderen Frauen, die meisten waren Sklavinnen oder einfache Bäuerinnen, in die Wälder zurück. Dort lernt sie, dass es keinen Unterschied zwischen ihr und diesen armen Frauen gibt. Genau wie die anderen Frauen an ihre Freunde, so denkt auch Kassandra an ihren Geliebten Aineias, der versucht so viele Bürger wie möglich zu retten. Nur leider vergeblich. .
Dieser Krieg vernicht ganz Troja, nur wegen eines uneinsichtigen Königs der seinen Stolz bewahren will. Durch diesen Krieg verliert er fast alle seine Kinder, die für ihn ihr Leben geben um diesen aussichtslosen Krieg noch etwas in die Länge zu ziehen.
Thematik:
Kassandra ist das Sinnbild für die Ohnmacht des Wissens gegenüber den Interessen der Herrschenden. Kassandra wusste genau, was passieren würde, doch die Dickköpfigkeit der Herrschenden besiegelte das Schicksal von Troja. Auch heute kann man diesen Kassandramythos noch begegnen, sei es in der Politik, der Wirtschaft oder im Alltag. Nur zu oft weiß man genau was passieren wird, nur wird man einfach nicht ernst genommen. Doch Christa Wolf behandelt auch noch ein anderes Thema. Sie versucht die Anfänge der Unterdrückung der Frau herauszuheben. Auch dieses Thema ist genauso wie damals noch immer aktuell, und man erkennt gewisse Gemeinsamkeiten zwischen der Neuzeit und dieser längst untergegangenen Welt.
Charakterisierung
Kassandra:
Sie ist eine Außenseiterin. Nicht nur weil sie eine Priesterin ist, sonder auch weil sie die
Sehergabe besitzt. Die meisten in ihrer Nähe haben Angst vor ihr. Nur ihre treue Ergebene Marpessa hält immer zu ihr und lehrt sie Dinge von denen sie nie zu träumen gewagt hätte. Kassandra will immer nur eines - die reine Wahrheit erfahren und sie verbreiten. Doch auch dieser Wunsch wird ihr durch ihren Vater, den sie über alles liebt, verwährt. Sie muss schwören, die Staatsgeheimnisse niemals irgendjemanden zu verraten.
Sie hatte immer ein sehr inniges Verhältnis zu ihrem Vater. Doch dieses Vertrauen wurde durch den Krieg zerstört. Der König drängt ihr seinen Willen auf und sie ist nicht mehr länger seine Tochter sondern seine Untertanin.
Nur durch die gelegentlichen Treffen mit Aineias merkt sie, dass sie noch ein Mensch ist, und keine vom Krieg geprägte Kreatur.
Marpessa:
Sie steht immer zu ihrer Herrin, später Freundin, egal wie sonderbar sie sich benimmt.
Marpessa weiß was sie will, und lässt sich auch nur schwer von ihren Vorhaben abbringen.
König Priamos:
Er liebt seine Tochter Kassandra über alles. Doch er merkt, in den Anfängen des Krieges, dass sie eine große Gefahr darstellt. Seine Untertanen kämpfen nur weil sie an eine erfundene Geschichte glauben (die Befreiung der schönen Helena), würden sie herausfinden, dass dies alles eine Lüge ist würde es zu einem Aufstand kommen. So muss er Kassandra von den Leuten abschirmen. Er will immer nur seinen und den Ruf des Königshauses waren, und wie ein echter König wirken. Dabei übersieht er die Tatsache, dass ein echter König sein Volk wegen einer Lappalie nicht in den Tod schickt.
Königin Hekabe:
Sie ist die eigentliche Herrscherin bis der Krieg ausbricht. Zuvor hatte sie alle Zügel in der Hand. Doch während des Krieges wird sie zu einem Zuschauer verbannt, und kann nichts unternehmen, was das Schicksal von Troja verändern könnte.
Sie liebt ihre Tochter Kassandra genauso wie ihre anderen Kindern. Aber sie weiß, dass Kassandra anders ist, als ihre übrigen Kinder. Hekabe sagte: „Dieses Kind braucht mich nicht!“, und damit hat sie Recht. Hekabe ist nie einer Meinung mit Kassandra, die des öfteren wilde Exzesse durchmacht um zu sich selbst zu finden. Kassandra muss ihren eigenen Weg gehen, und kann Rügen und Strafen ihrer Mutter nicht brauchen.
Eigene Meinung:
Es war am Anfang schwer sich in das Buch hineinzulesen, da es in einem inneren Monolog geschrieben ist. Die Gedanken der Kassandra springe zum nächsten Ereignis, bevor das vorhergehende richtig beendet ist. So entstehen Lücken die Fragen aufwerfen.
Häufig gestellte Fragen zu "Kassandra"
Wer ist der Autor von "Kassandra"?
Christa Wolf schrieb "Kassandra" und nutzte dabei verschiedene Quellen aus der Vergangenheit, hauptsächlich die "Orestie" von Aischylos. Das Buch erschien 1983.
Worum geht es in "Kassandra"?
Die Erzählung spielt im antiken Troja während des Krieges zwischen Troern und Griechen. Die Hauptfigur ist Kassandra, Tochter des Königs Priamos und Priesterin des Gottes Apollon. Kurz vor ihrem Tod lässt Kassandra ihr Leben Revue passieren und betrachtet es kritisch. Die Erzählung ist als innerer Monolog verfasst.
Was ist die Gabe und der Fluch Kassandras?
Kassandra erhält von Apollon die Gabe der Seherkraft. Als sie sich seiner Liebe verweigert, straft er sie, indem er dafür sorgt, dass niemand ihren Prophezeiungen Glauben schenkt.
Welche Rolle spielt König Priamos in der Geschichte?
König Priamos, Kassandras Vater, wird als guter König, aber schlechter Kriegsstratege dargestellt. Seine Entscheidungen, insbesondere sein Festhalten am Krieg aufgrund des Stolzes, sind maßgeblich für den Untergang Trojas verantwortlich.
Was geschah mit Helena und wie beeinflusste dies den Krieg?
Paris wollte Helena aus den Händen der Griechen befreien. Allerdings wurde sie, bevor er wieder in Troja war, von den Ägyptern entführt. Der griechische König will Helena von den Troern zurückholen, obwohl sie nicht in Troja ist. Dies wird geheim gehalten, um den Ruf des Königshauses nicht zu schaden, was jedoch zu Missverständnissen und einem Krieg führt.
Was geschieht mit Kassandra, als sie den Untergang Trojas vorhersagt?
Als Kassandra den Krieg und den Untergang Trojas vorhersagt, glaubt ihr niemand. Ihr Vater sperrt sie in ein Verlies, wo sie fast verrückt wird.
Wie endet der Krieg laut Kassandras Darstellung?
Troja wird durch den Krieg vernichtet, hauptsächlich aufgrund der Uneinsichtigkeit des Königs, der seinen Stolz bewahren will. Kassandra und andere Frauen ziehen sich in die Wälder zurück.
Welche Themen behandelt Christa Wolf in "Kassandra"?
"Kassandra" thematisiert die Ohnmacht des Wissens gegenüber den Interessen der Herrschenden sowie die Anfänge der Unterdrückung der Frau.
Wie wird Kassandra als Charakter beschrieben?
Kassandra ist eine Außenseiterin, nicht nur als Priesterin, sondern auch wegen ihrer Sehergabe. Sie will die Wahrheit erfahren und verbreiten, wird aber von ihrem Vater daran gehindert. Ihr Verhältnis zum Vater wird durch den Krieg zerstört.
Wer ist Marpessa und welche Rolle spielt sie?
Marpessa ist Kassandras treue Begleiterin und Freundin. Sie steht Kassandra immer zur Seite.
Wie werden König Priamos und Königin Hekabe charakterisiert?
König Priamos liebt seine Tochter, sieht sie aber als Gefahr für sein Reich. Königin Hekabe verliert während des Krieges ihren Einfluss und kann das Schicksal Trojas nicht mehr beeinflussen. Sie erkennt, dass Kassandra anders ist und ihren eigenen Weg gehen muss.
Wie empfand der Autor des HTML die Lektüre des Buches?
Der Autor empfand es am Anfang schwer sich in das Buch hineinzulesen, da es in einem inneren Monolog geschrieben ist, es aber interessant war einmal in eine völlig andersartige Welt einzutauchen und die Kultur und Gewohnheiten längst vergangener Tage wiederzuerleben.
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- Heidi Kronlachner (Author), 2001, Wolf, Christa - Kassandra, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105085